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Zwischenbilanz 2010 - Stiftung Nord-Süd-Brücken

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Millenniumsziel 2<br />

Lehrern große Freude machen würden, weil wir ihnen den<br />

Zugang zu den verschiedensten Wissensgebieten ermög-<br />

lichen und so ihre Wissbegierde stillen. Aber das, was wir<br />

bei der Einweihung der Bibliothek erlebt haben, war einfach<br />

überwältigend: Die feierliche Eröffnung der Bibliothek war in<br />

der ganzen Stadt und bei allen Behörden Thema Nummer<br />

Eins. Wer in der Stadt Rang und Namen hatte, war anwe-<br />

send. Eine Kinder-Theatergruppe der Schule hat verschiedene<br />

Stücke beeindruckend gut vorgeführt. Dabei haben die Kin-<br />

der die schwierigsten Probleme in ihrem Schulalltag auf eine<br />

unterhaltsame Art und Weise dargestellt. Auch bekannte<br />

Künstler der Stadt haben es sich nicht nehmen lassen, für<br />

die Eröffnung der Bibliothek wunderschöne Gedichte zu<br />

schreiben und vorzutragen. Die Ältesten der Stadt haben die<br />

Geschichte von Akaki und von den ersten Schulen der Stadt<br />

zu Zeiten Kaiser Haileselassies erzählt. Die Bibliothek wurde<br />

auf traditionelle Art eingeweiht. In der Bibliothek wurde<br />

äthiopischer Kaffee geröstet und gekocht. Ein Fernsehteam<br />

hat die Veranstaltung besucht, und am nächsten Tag gab es<br />

im landesweiten Fernsehen einen kurzen Bericht über das<br />

Projekt.<br />

www – Wie Wissen wirkt<br />

Aus den Rückmeldungen von Schülern und Lehrern erfuhr<br />

der Schuldirektor, dass der Unterrichtsablauf wesentlich<br />

verbessert wurde, da nun dank der Bücher und der Nach-<br />

schlagewerke sämtliche Themen im Unterricht ausführlicher<br />

und zuverlässiger behandelt werden können. Ein erfreuli-<br />

cher Trend, der von vielen Lehrern beobachtet wird, ist die<br />

ständige Verbesserung der Noten von einigen Schülern und<br />

Schülerinnen. Für die Lehrerinnen und Lehrer wird durch den<br />

Zugang zu Büchern die Möglichkeit eröffnet, sich fortzubil-<br />

den. Die Bereitstellung von Büchern und die Ausstattung der<br />

Bibliothek als Ort zum Selbststudium hat über die direkte<br />

Wirkung auf die Schule und die Lehrinhalte hinaus auch in-<br />

direkte Wirkung auf die gesellschaftliche Situation vor Ort in<br />

Akaki Beseka. Durch den verbesserten Zugang zu Wissen und<br />

Bildung wird die Fähigkeit der Menschen vor Ort gestärkt,<br />

Probleme zu erkennen und Lösungsstrategien zu entwickeln.<br />

Dies geschieht durch Wissenstransfer der Schülerinnen und<br />

Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer in ihre Familien<br />

und ihr soziales Umfeld. Mit Blick auf die Schülerinnen und<br />

Lehrerinnen wird zudem erwartet, dass der verbesserte Zu-<br />

gang zu Wissen und Bildung einen Beitrag zur Verbesserung<br />

ihrer gesellschaftlichen und sozialen Lage leistet.<br />

Insgesamt zeigt die Aufmerksamkeit, die diese Bibliothek bei<br />

den Menschen und den Behörden erfahren hat, das starke<br />

Bedürfnis der Menschen nach Veränderungen, insbesondere<br />

30<br />

nach solchen, die die Zukunft ihrer Kinder betreffen. Es gibt<br />

eine große Bereitschaft zur Mitgestaltung. Und die Men-<br />

schen scheinen zu wissen, wo man ansetzen muss, um ihre<br />

Lebenssituation nachhaltig und langfristig zu verbessern: Bei<br />

der Bildung!<br />

Teilhabe und Eigeninitiative sind wichtig<br />

Will man bis 2015 dem MDG-Ziel „Verwirklichung der allge-<br />

meinen Grundschulbildung“ so nah wie möglich kommen,<br />

muss man dem Engagement der Menschen Rechnung tragen<br />

und diese an jeglichen Projekten teilhaben lassen. Auf der Ba-<br />

sis persönlicher Beobachtungen habe ich nicht den Eindruck,<br />

dass die MDG-Ziele bei den einfachen Menschen angekom-<br />

men oder gar bekannt sind. Die Aufklärung der einfachen<br />

Menschen über Sinn und Zweck der MDG würde zu größerer<br />

Eigeninitiative führen. Regierungen und Hilfsorganisationen<br />

müssen diesen Menschen zur Seite stehen und die Unterstüt-<br />

zung anbieten, die sie zur Behebung oder zumindest Linde-<br />

rung der schwierigen Umstände so dringend benötigen. Sehr<br />

viel Zeit bleibt nicht übrig. Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen<br />

zu können, muss man auf einem möglichst unbürokratischen<br />

Weg agieren und den direkten Draht zu den Menschen fin-<br />

den. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit muss die Hilfe in einer<br />

Art und Weise geschehen, dass das Leitmotto „Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ gewährleistet ist. Begegnung zwischen Geber<br />

und Empfänger auf gleicher Augenhöhe ist von grundlegen-<br />

der Bedeutung für eine echte Partnerschaft, die den Erfolg<br />

haben will.<br />

Kinfe Firdawok<br />

kommt aus Äthiopien und lebt seit 1989 in Dresden. Er hat<br />

an der TU Dresden Maschinenbau studiert und arbeitet bei<br />

einem Chip-Hersteller in Sachsen. Er ist Initiator und Vorsit-<br />

zender des Vereins akaki e.V und zudem Mitglied im Rat der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Nord</strong>-<strong>Süd</strong>-<strong>Brücken</strong>.<br />

www.akaki.de

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