Zwischenbilanz 2010 - Stiftung Nord-Süd-Brücken
Zwischenbilanz 2010 - Stiftung Nord-Süd-Brücken
Zwischenbilanz 2010 - Stiftung Nord-Süd-Brücken
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Millenniumsziel 2<br />
Lehrern große Freude machen würden, weil wir ihnen den<br />
Zugang zu den verschiedensten Wissensgebieten ermög-<br />
lichen und so ihre Wissbegierde stillen. Aber das, was wir<br />
bei der Einweihung der Bibliothek erlebt haben, war einfach<br />
überwältigend: Die feierliche Eröffnung der Bibliothek war in<br />
der ganzen Stadt und bei allen Behörden Thema Nummer<br />
Eins. Wer in der Stadt Rang und Namen hatte, war anwe-<br />
send. Eine Kinder-Theatergruppe der Schule hat verschiedene<br />
Stücke beeindruckend gut vorgeführt. Dabei haben die Kin-<br />
der die schwierigsten Probleme in ihrem Schulalltag auf eine<br />
unterhaltsame Art und Weise dargestellt. Auch bekannte<br />
Künstler der Stadt haben es sich nicht nehmen lassen, für<br />
die Eröffnung der Bibliothek wunderschöne Gedichte zu<br />
schreiben und vorzutragen. Die Ältesten der Stadt haben die<br />
Geschichte von Akaki und von den ersten Schulen der Stadt<br />
zu Zeiten Kaiser Haileselassies erzählt. Die Bibliothek wurde<br />
auf traditionelle Art eingeweiht. In der Bibliothek wurde<br />
äthiopischer Kaffee geröstet und gekocht. Ein Fernsehteam<br />
hat die Veranstaltung besucht, und am nächsten Tag gab es<br />
im landesweiten Fernsehen einen kurzen Bericht über das<br />
Projekt.<br />
www – Wie Wissen wirkt<br />
Aus den Rückmeldungen von Schülern und Lehrern erfuhr<br />
der Schuldirektor, dass der Unterrichtsablauf wesentlich<br />
verbessert wurde, da nun dank der Bücher und der Nach-<br />
schlagewerke sämtliche Themen im Unterricht ausführlicher<br />
und zuverlässiger behandelt werden können. Ein erfreuli-<br />
cher Trend, der von vielen Lehrern beobachtet wird, ist die<br />
ständige Verbesserung der Noten von einigen Schülern und<br />
Schülerinnen. Für die Lehrerinnen und Lehrer wird durch den<br />
Zugang zu Büchern die Möglichkeit eröffnet, sich fortzubil-<br />
den. Die Bereitstellung von Büchern und die Ausstattung der<br />
Bibliothek als Ort zum Selbststudium hat über die direkte<br />
Wirkung auf die Schule und die Lehrinhalte hinaus auch in-<br />
direkte Wirkung auf die gesellschaftliche Situation vor Ort in<br />
Akaki Beseka. Durch den verbesserten Zugang zu Wissen und<br />
Bildung wird die Fähigkeit der Menschen vor Ort gestärkt,<br />
Probleme zu erkennen und Lösungsstrategien zu entwickeln.<br />
Dies geschieht durch Wissenstransfer der Schülerinnen und<br />
Schüler sowie der Lehrerinnen und Lehrer in ihre Familien<br />
und ihr soziales Umfeld. Mit Blick auf die Schülerinnen und<br />
Lehrerinnen wird zudem erwartet, dass der verbesserte Zu-<br />
gang zu Wissen und Bildung einen Beitrag zur Verbesserung<br />
ihrer gesellschaftlichen und sozialen Lage leistet.<br />
Insgesamt zeigt die Aufmerksamkeit, die diese Bibliothek bei<br />
den Menschen und den Behörden erfahren hat, das starke<br />
Bedürfnis der Menschen nach Veränderungen, insbesondere<br />
30<br />
nach solchen, die die Zukunft ihrer Kinder betreffen. Es gibt<br />
eine große Bereitschaft zur Mitgestaltung. Und die Men-<br />
schen scheinen zu wissen, wo man ansetzen muss, um ihre<br />
Lebenssituation nachhaltig und langfristig zu verbessern: Bei<br />
der Bildung!<br />
Teilhabe und Eigeninitiative sind wichtig<br />
Will man bis 2015 dem MDG-Ziel „Verwirklichung der allge-<br />
meinen Grundschulbildung“ so nah wie möglich kommen,<br />
muss man dem Engagement der Menschen Rechnung tragen<br />
und diese an jeglichen Projekten teilhaben lassen. Auf der Ba-<br />
sis persönlicher Beobachtungen habe ich nicht den Eindruck,<br />
dass die MDG-Ziele bei den einfachen Menschen angekom-<br />
men oder gar bekannt sind. Die Aufklärung der einfachen<br />
Menschen über Sinn und Zweck der MDG würde zu größerer<br />
Eigeninitiative führen. Regierungen und Hilfsorganisationen<br />
müssen diesen Menschen zur Seite stehen und die Unterstüt-<br />
zung anbieten, die sie zur Behebung oder zumindest Linde-<br />
rung der schwierigen Umstände so dringend benötigen. Sehr<br />
viel Zeit bleibt nicht übrig. Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen<br />
zu können, muss man auf einem möglichst unbürokratischen<br />
Weg agieren und den direkten Draht zu den Menschen fin-<br />
den. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit muss die Hilfe in einer<br />
Art und Weise geschehen, dass das Leitmotto „Hilfe zur<br />
Selbsthilfe“ gewährleistet ist. Begegnung zwischen Geber<br />
und Empfänger auf gleicher Augenhöhe ist von grundlegen-<br />
der Bedeutung für eine echte Partnerschaft, die den Erfolg<br />
haben will.<br />
Kinfe Firdawok<br />
kommt aus Äthiopien und lebt seit 1989 in Dresden. Er hat<br />
an der TU Dresden Maschinenbau studiert und arbeitet bei<br />
einem Chip-Hersteller in Sachsen. Er ist Initiator und Vorsit-<br />
zender des Vereins akaki e.V und zudem Mitglied im Rat der<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Nord</strong>-<strong>Süd</strong>-<strong>Brücken</strong>.<br />
www.akaki.de