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Programm-Mezzanine: Anschlussfinanzierung gesucht

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Bank<br />

12–01/2011<br />

BankPraktiker.de<br />

Herausgeber:<br />

Werner Böhnke,<br />

Vorstandsvorsitzender, WGZ Bank<br />

Dr. Jürgen Ellenberger,<br />

Richter am BGH, Bankrechtssenat<br />

Dr. Peter Hanker,<br />

Vorstandssprecher, Volksbank Mittelhessen eG<br />

Wolfgang Hartmann,<br />

Vorstandsvorsitzender des Instituts für<br />

Risikomanagement und Regulierung,<br />

ehem. Mitglied des Vorstands und CRO,<br />

Commerzbank AG<br />

Walter Kleine,<br />

Vorstandsvorsitzender, Sparkasse Hannover<br />

Prof. Dr. Thomas A. Lange,<br />

Sprecher des Vorstands, National-Bank AG<br />

Dr. Hans Richter,<br />

Oberstaatsanwalt, Leiter der Abteilung Bank-,<br />

Börsen- und Insolvenzstraftecht, Schwerpunktstaatsanwaltschaft<br />

für Wirtschaftsstrafrecht,<br />

Stuttgart<br />

Karl Matthäus Schmidt,<br />

Vorstandssprecher, quirin bank AG<br />

Werner Severin,<br />

stv. Vorsitzender des Vorstands, SaarLB<br />

Prof. Dr. Franz-Christoph Zeitler,<br />

Vize-Präsident der Deutschen Bundesbank<br />

Praktiker<br />

RECHTSSICHER • REVISIONSFEST • RISIKOGERECHT<br />

Finanz Colloquium<br />

Heidelberg<br />

Jürgen Büschelberger | Nils Judenhagen<br />

Risikomonitoring: Erstellung von individuellen<br />

Risikopro len durch die Bankenaufsicht<br />

Thomas O. Günther<br />

P-Konto: Erste Erfahrungen und Probleme mit dem<br />

pfändungsfreien Konto<br />

Prof. Dr. Wolfgang Portisch | Benedikt Buhl<br />

<strong>Programm</strong>-<strong>Mezzanine</strong>: Anschluss nanzierung <strong>gesucht</strong><br />

Stefanie Gropp | Dr. Karsten Schröter<br />

Immobilien nanzierung: Bewertung von<br />

Wohnungsstandorten unter demogra schen Aspekten<br />

Thomas Abend | Michael Schnüttgen<br />

Prozessmanagement: Optimierung der Kreditprozesse<br />

Jörg Gehrer | Peter Greiner<br />

Photovoltaikanlagen: Problemstellungen in der Vermietung<br />

von Dach ächen


466<br />

beitrag<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

Vorstand kredit konto anlage recht Handel controlling revision it<br />

<strong>Programm</strong>-<strong>Mezzanine</strong>: Anschlussfi<br />

nanzierung <strong>gesucht</strong><br />

Autoren:<br />

Prof. Dr. Wolfgang Portisch,<br />

Leiter des Bereichs Bank- und Finanzmanagement<br />

an der Hochschule<br />

Emden-Leer und wissenschaftlicher<br />

Leiter des IQS Institut für Qualität und<br />

Standards in der Insolvenzabwicklung<br />

und<br />

debt equity swap oder anschlussfi nanzierung bei <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong>.<br />

Benedikt Buhl,<br />

Sprecher des Vorstands der<br />

Oldenburgische Landesbank AG.<br />

Diskutieren Sie zum Thema<br />

dieses Beitrags mit anderen<br />

BankPraktikern in unserer<br />

Diesen Beitrag finden Sie<br />

dort unter der Rubrik:<br />

Kredit.<br />

» <strong>Mezzanine</strong> Finanzierungsformen<br />

bilden die Schicht<br />

zwischen klassischem<br />

Eigenkapital und<br />

Fremdkapital. «<br />

1 Vgl. Portisch/Schuler, in Portisch (Hrsg.), Finanzierung<br />

im unternehmenslebenszyklus, 2008,<br />

s. 217 ff .<br />

2 Vgl. Golland, in Bösl/Sommer (Hrsg.), <strong>Mezzanine</strong><br />

Finanzierung, 2006, s. 73 ff .<br />

.<br />

I. Einleitung<br />

w in den Jahren 2011 bis 2014 laufen viele <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong><br />

i. H. v. mehreren Mrd. euro<br />

aus, die in den Jahren 2004 bis 2007 vor der<br />

Wirtschaftskrise meist für sieben Jahre gezeichnet<br />

wurden. Viele unternehmen, aber auch<br />

banken, stellen sich derzeit die Frage, wie eine<br />

refi nanzierung erfolgen kann. in der Literatur<br />

werden umfi nanzierungen über kredite oder<br />

Finanzierungstechniken wie der debt equity<br />

swap diskutiert. im Folgenden soll untersucht<br />

werden, welche chancen und risiken diese<br />

unterschiedlichen alternativen aus bankensicht<br />

besitzen. Probleme bestehen für institute,<br />

die selbst <strong>Mezzanine</strong> in ihrer bilanz halten<br />

oder die indirekt betroff en sind, wenn bei Firmenkunden<br />

in den nächsten Jahren ein Liquiditätsengpass<br />

aufgrund einer endfälligen tilgung<br />

von <strong>Mezzanine</strong>­kapital droht.<br />

II. Einsatz und Definition von<br />

<strong>Mezzanine</strong><br />

<strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong> wurden als standardnachrangkapital<br />

besonders an den großen<br />

Mittelstand in den sektoren automotive und<br />

Maschinenbau vergeben. gerade hier war <strong>Mezzanine</strong>­kapital<br />

meist von großem nutzen, denn<br />

die Vermögens­ und Finanzlage war in diesen<br />

Wirtschaftszweigen oft durch eine unzureichende<br />

eigenkapitalausstattung geprägt. die<br />

Zuführung von externem beteiligungskapital<br />

durch Private­equity­geber oder Hedge Fonds<br />

wurde von den vielfach familiengeführten<br />

Firmen abgelehnt, da die abgabe von gesellschaftsanteilen,<br />

die damit verbundene kapitalverwässerung<br />

sowie die Mitsprache externer<br />

nicht gewollt waren und die hohen renditeanforderungen<br />

mit bedenken gesehen wurden.<br />

demnach schien <strong>Mezzanine</strong> ein allheilmittel<br />

darzustellen, im optimalfall mit einer bereitstellung<br />

von günstigen eigenkapitalnahen Mitteln<br />

ohne Mitspracherecht, die von banken als wirt­<br />

schaftliches eigenkapital anerkannt wurden<br />

und damit das rating verbessern.<br />

der begriff „<strong>Mezzanine</strong>“ ist aus dem italienischen<br />

„mezzanino“ abgeleitet, das in der architektur<br />

ein Zwischengeschoss zwischen zwei<br />

Vollgeschossen bezeichnet. Übertragen auf den<br />

aufbau der Passivseite einer unternehmensbilanz<br />

bilden mezzanine Finanzierungsformen<br />

die schicht zwischen klassischem eigenkapital<br />

und Fremdkapital. <strong>Mezzanine</strong>­kapitalformen<br />

bezeichnen fl exibel gestaltbare hybride<br />

Finanzierungen, die je nach ausprägung der<br />

vertraglichen bedingungen, u. a. zur Laufzeit<br />

oder Vergütung des kapitals, Merkmale von<br />

klassischem eigenkapital und Fremdkapital vereinigen.<br />

<strong>Mezzanine</strong> mit eigenkapitalcharakter<br />

werden als equity <strong>Mezzanine</strong>, Finanzierungen<br />

mit verstärkten Fremdkapitaleigenschaften als<br />

debt <strong>Mezzanine</strong> bezeichnet. <strong>Mezzanine</strong>­kapital<br />

ist nachrangig und wird i. d. r. unbesichert<br />

zur Verfügung gestellt 1 .<br />

III. Eigenschaften und Arten von<br />

<strong>Mezzanine</strong>-Kapital<br />

die seinerzeit dynamische entwicklung des<br />

<strong>Mezzanine</strong>­segments wurde durch die höhere<br />

bedeutung der eigenkapitalquote infolge von<br />

basel ii sowie das auftreten innovativer Produkte<br />

geprägt. <strong>Mezzanine</strong>­kapital hatte sich,<br />

da es kaum in die eigentumsrechte der anteilseigner<br />

eingreift, insbesondere in Wachstumssituationen<br />

in der Mittelstandsfi nanzierung<br />

als konkurrenzprodukt zur direktbeteiligung<br />

etabliert. abb. 1 zeigt wesentliche Merkmale<br />

dieser kapitalform im Vergleich zu eigen­ und<br />

Fremdkapital 2 .<br />

ein besonderer Vorteil der <strong>Mezzanine</strong> liegt<br />

darin, dieses kapital fl exibel an die jeweilige<br />

Finanzierungssituation anpassen zu können.<br />

so lassen sich z. b. die Zahlungsverpfl ichtungen<br />

auf den erwirtschafteten cash­fl ow des


Abbildung 1: Eigenschaften verschiedener Kapitalformen<br />

Eigenschaften Eigenkapital <strong>Mezzanine</strong>-Kapital Fremdkapital<br />

rechtliche stellung eigentümerstellung Mischform gläubigerstellung<br />

geschäftsführung berechtigt ggf. kontrollrechte ausgeschlossen<br />

informationsrechte Hoch Mittel Mittel<br />

Vermögensanspruch Quotal equity kicker nein<br />

Vergütung gewinnabhängig Fix und gewinnab­ Fester oder variabler<br />

hängig<br />

Zins<br />

renditeerwartung 20­30% 10­20% 5­10%<br />

tilgung keine tilgung endfällig ratierlich oder endfällig<br />

Laufzeit i. d. r. unbegrenzt i. d. r. sieben Jahre i. d. r. begrenzt<br />

rang nachrangig nachrangig Vorrangig<br />

besicherung unbesichert unbesichert kreditsicherheiten<br />

Liquiditätsbelastung nicht fix Flexibel gestaltbar Zins und tilgung<br />

unternehmens zuschneiden. Meist besteht<br />

eine laufende, fest zu zahlende Verzinsung. Zu<br />

dieser kann eine variable Vergütungskomponente,<br />

z. b. in abhängigkeit von Performancekennziffern,<br />

treten. diese ist entweder laufend<br />

zu zahlen oder sie kann bis zum Laufzeitende<br />

gestundet werden, falls in den anfangsjahren<br />

der zu erwartende Free cash­flow zu deren<br />

Zahlung nicht ausreicht.<br />

darüber hinaus kann gemäß dem chancenrisikoprofil<br />

des unternehmens ein equitykicker<br />

vereinbart werden, durch den der<br />

Finanzierer vergleichbar einem klassischen<br />

gesellschafter am Wertzuwachs des unternehmens<br />

beteiligt wird. <strong>Mezzanine</strong> mit Fremdkapitalcharakter<br />

sind nachrangdarlehen, Wandel­<br />

Abbildung 2: Merkmale verschiedener mezzaniner Kapitalformen<br />

Passivseite<br />

Eigenkapital<br />

<strong>Mezzanine</strong><br />

Fremdkapital<br />

Risiko<br />

Debt <strong>Mezzanine</strong><br />

Fremdkapital<br />

Equity <strong>Mezzanine</strong><br />

Nachrangdarlehen<br />

und optionsanleihen sowie die typisch stille<br />

gesellschaft. Mischformen mit einer stärkeren<br />

eigenkapitalausprägung sind die atypisch<br />

stille gesellschaft und in der entsprechenden<br />

ausgestaltung auch genussrechte, wie abb. 2<br />

darstellt.<br />

<strong>Mezzanine</strong>­instrumente teilen sich auf in individuell<br />

strukturierte Produkte und standardisierte<br />

<strong>Programm</strong>e. Individual-<strong>Mezzanine</strong><br />

werden einzelfallspezifisch auf ein unternehmen<br />

und die spezielle Finanzierungssituation<br />

zugeschnitten. bei <strong>Programm</strong>-<strong>Mezzanine</strong><br />

wird einem unternehmen kapital zu standardisierten<br />

Vertragsbedingungen, meist in Form<br />

von nachrangigen genussrechten bei endfälliger<br />

tilgung, bereitgestellt 3 . das genussrechts­<br />

Typisch Stille Gesellschaft<br />

Wandel-/Optionsanleihe<br />

Genussrecht<br />

Stimmberechtigtes<br />

Eigenkapital<br />

Vorzugsaktie<br />

Atypisch Stille Gesellschaft<br />

Rendite<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

beitrag<br />

» <strong>Mezzanine</strong>-Kapital<br />

hatte sich insbesondere<br />

in Wachstumsphasen<br />

von Unternehmen<br />

etabliert. «<br />

3 Vgl. Werner, <strong>Mezzanine</strong>­kapital, 2007, s. 159 ff.<br />

467


eitrag<br />

» Bei <strong>Programm</strong>-<br />

<strong>Mezzanine</strong> wird<br />

einem Unternehmen<br />

Genussrechts kapital<br />

mit endfälliger<br />

Tilgung zu standardisierten<br />

Bedingungen<br />

bereitgestellt. «<br />

4 Vgl. Natusch, in: Häger/Elkemann-Reusch, <strong>Mezzanine</strong><br />

Finanzinstrumente, 2007, s. 35 ff.<br />

5 Vgl. Brezski/Böge/Lübbehusen/Rohde/Tomat,<br />

<strong>Mezzanine</strong>­kapital für den Mittelstand, 2006,<br />

s. 223 ff.<br />

468<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

kapital der Portfoliounternehmen wird über<br />

eine Zweckgesellschaft gebündelt und in<br />

tranchen unterschiedlicher risikoklassen über<br />

anleihen bei institutionellen investoren platziert<br />

4 . Häufig wurden diese Finanzinstrumente<br />

auch von banken in die eigenen bücher genommen,<br />

da ein Verkauf mit dem abflauen der Wirtschaft<br />

in den vorangegangenen Jahren zunehmend<br />

schwieriger wurde. abb. 3 stellt den<br />

aufbau von individual­<strong>Mezzanine</strong> im gegensatz<br />

zu <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong> dar:<br />

<strong>Mezzanine</strong> sind eigenkapitalsurrogate mit eingeschränkten<br />

kontroll­ und informationsrechten<br />

und weisen aufgrund ihrer nachrangigkeit<br />

im Vergleich zu klassischem Fremdkapital ein<br />

erhöhtes risiko auf, da diese wie eigenkapital<br />

unbesichert zur Verfügung gestellt werden.<br />

daher kommt der Prüfung des geschäftsmodells<br />

und des erwarteten cash­flows im Zuge<br />

einer due diligence erhebliche bedeutung zu 5 .<br />

um die strukturierung von <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong><br />

kostengünstig zu gestalten, wurde jedoch<br />

häufig keine externe due diligence durchgeführt<br />

und auch ein externes rating wurde oftmals<br />

als zu aufwändig erachtet. die Prüfung<br />

des geschäftsmodells wurde lediglich durch<br />

interne analysen vollzogen.<br />

daher wurden jedoch auch gelder an bonitätsschwache<br />

unternehmen in stark zyklischen<br />

branchen vergeben. sind diese Firmen entgegen<br />

den ursprünglichen Planannahmen aktuell<br />

und künftig nicht in der Lage dieses endfällige<br />

kapital vertragskonform aus eigener kraft<br />

zurückzuführen, müssen alternativen der refinanzierung<br />

geprüft werden. des Weiteren ist zu<br />

beachten, dass für <strong>Mezzanine</strong> die Vereinbarung<br />

von Zusatzpflichten im Finanzierungsvertrag<br />

üblich war. diese erklärungen beziehen sich auf<br />

die einhaltung bestimmter bilanz­ und ertragskennzahlen<br />

und werden covenants genannt.<br />

Werden diese Financial­covenants nicht eingehalten,<br />

droht zudem die außerordentliche<br />

kündigung oder die nachbesicherung. somit<br />

kommt das risiko hinzu, dass <strong>Mezzanine</strong>­kapital<br />

früher fällig wird, als ursprünglich vorgesehen,<br />

und bei einer nachbesicherung kollidierende<br />

interessen zu den klassischen gläubigern<br />

bestehen können.<br />

es sind gemeinsame Lösungen im gesamten<br />

Finanziererkreis zu erarbeiten. diese können<br />

in einer Prolongation des <strong>Mezzanine</strong>­kapi­<br />

tals, der umwandlung in beteiligungskapital,<br />

der umschuldung in einen kredit oder einer<br />

Mischung aus diesen optionen bestehen.<br />

IV. Chancen und Risiken von<br />

<strong>Mezzanine</strong>-Refinanzierungen<br />

Mit der bereitstellung von <strong>Mezzanine</strong>­kapital<br />

wurde (zunächst) ein finanzielles allheilmittel<br />

konstruiert. unternehmen konnten ihre eigenmittel<br />

stärken, zu günstigen konditionen und<br />

ohne kapitalverwässerung. eine aufwändige<br />

due­diligence­Prüfung wurde nicht für notwendig<br />

erachtet und z. t. konnte sogar ein<br />

Fremdkapitalzinsabzug erreicht werden. diese<br />

Vorteile können sich jetzt für banken teilweise<br />

in nachteile umkehren und zu hohen ausfallrisiken<br />

führen. betroffen sind zum einen kreditinstitute,<br />

die diese Papiere als investoren in den<br />

eigenen büchern halten und zum anderen klassische<br />

Haus­ und nebenbanken als gläubiger<br />

mit erhöhten insolvenzrisiken bei Firmenkunden,<br />

die diese Finanzierungsform nicht zurückführen<br />

können. daher ist es für die betroffenen<br />

unternehmen wie auch banken von bedeutung,<br />

frühzeitig in einen dialog zu treten um<br />

alternative refinanzierungsmöglichkeiten zu<br />

erörtern.<br />

1. Endfällige Tilgung aus dem Working<br />

Capital<br />

Vertraglich vereinbart wurde grundsätzlich<br />

die endfällige tilgung des <strong>Mezzanine</strong>­kapitals.<br />

Jedoch fehlt derzeit vielen unternehmen<br />

die innenfinanzierungskraft, um die rückführung<br />

aus dem operativen geschäft zu gewährleisten.<br />

um zusätzliche gelder zu mobilisieren<br />

besteht jedoch die Möglichkeit eines intensiven<br />

Working capital Managements. kreditinstitute<br />

sollten ihre kunden zur optimierung dieses<br />

bereichs motivieren, ggf. unter einsatz eines<br />

externen beraters zur begleitung der umsetzung<br />

von Liquiditätsmaßnahmen aus dem Working<br />

capital. Folgende Möglichkeiten bestehen<br />

zur generierung von Zusatzliquidität:<br />

Lagerabbau und Warensortimentsstraffung:<br />

durch den abbau von Vorräten und<br />

die reduzierung von Produktlinien können<br />

meist schnell Mittel freigesetzt werden.<br />

debitorenmanagement: die Verringerung<br />

der außenstände kann durch ein zeit nahes


Mahnwesen oder das durchführen von<br />

Factoring meist unproblematisch umgesetzt<br />

werden. Zudem können über eine Verringerung<br />

der debitorenlaufzeit und der<br />

Forderungsausfallquote kurzfristig gelder<br />

realisiert werden.<br />

2. Prolongation und Veräußerung des<br />

<strong>Mezzanine</strong>-Kapitals<br />

eine weitere Möglichkeit der refinanzierung<br />

bietet sich aus sicht der banken u. u. über die<br />

nutzung des kapitalmarktes zur Veräußerung<br />

der problembehafteten Wertpapiere oder zur<br />

realisierung einer Prolongation mit investorenwechsel.<br />

so wurden in jüngster Zeit einige<br />

Mittelstandsfonds ins Leben gerufen, die für<br />

investments in mittelständische Firmen und<br />

zur stärkung der eigenkapitalbasis vorgesehen<br />

sind. ob diese gelder zur ablösung von<br />

<strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong>n verwendet werden<br />

sollen, ist jedoch unklar. nach Presseberichten<br />

hält sich die inanspruchnahme dieser Fonds<br />

bislang noch in engen grenzen.<br />

externe (institutionelle) investoren, die in <strong>Mezzanine</strong>­kapital<br />

investiert haben, werden i. d. r.<br />

auf eine vertragsgerechte rückführung bestehen.<br />

existiert eine hohe granularität der tranchen<br />

ist eine einigung mit allen investoren bei<br />

<strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong>n aus sicht der unterneh­<br />

Abbildung 3: Individual- und <strong>Programm</strong>-<strong>Mezzanine</strong><br />

Investor<br />

1<br />

men meist schwierig. Wenn diese investments<br />

lediglich beimischungen in Fonds darstellen,<br />

können die investoren eine abschreibung<br />

meist gut verkraften. dies steht einer einigung<br />

zur Prolongation der Mittel meist entgegen.<br />

aufgrund des zeitlichen drucks und der<br />

gefahr einer insolvenz erschweren diese konstellationen<br />

eine Prolongation 6 .<br />

es stellt sich jedoch die Frage nach der Verantwortung<br />

der emissionshäuser. eine Fortführung<br />

könnte durch eine erneute Herauslegung von<br />

nachrangigem kapital durch diese institute zur<br />

ablösung der Forderungen der externen investoren<br />

erfolgen, in der Hoffnung, dass künftig<br />

eine rückführung möglich sein wird. Falls kreditinstitute<br />

diese Wertpapiere über eigene<br />

beteiligungsgesellschaften in den büchern<br />

halten, besteht die Möglichkeit der Laufzeitverlängerung,<br />

sofern diese banken den unternehmen<br />

als kapitalgeber mit einer Prolongation<br />

weiterhin zur seite stehen wollen bzw. können.<br />

eine andere alternative ist die Weiterveräußerung<br />

der Papiere über den kapitalmarkt.<br />

die Veräußerung kann sich derzeit jedoch als<br />

schwierig erweisen. der Markt für problembehaftete<br />

investments ist zur Zeit illiquide und es<br />

werden sich kaum investoren finden, die zum<br />

einen adäquate Preise für unbesicherte Forderungen<br />

bieten und zum anderen bereit sind, in<br />

Individual-<strong>Mezzanine</strong> <strong>Programm</strong>-<strong>Mezzanine</strong><br />

Banken / <strong>Mezzanine</strong> Fonds<br />

Kapital<br />

Unternehmen<br />

Investor<br />

2<br />

Investor<br />

3<br />

Unabh ängige ausl ändische Einzweckgesellschaft (SPV)<br />

Unternehmen<br />

1<br />

Kapital<br />

Kapital Genussrecht<br />

Portfolio (Emittenten)<br />

Unternehmen<br />

2<br />

Unternehmen<br />

3<br />

Individuallösung Standardlösung<br />

Verbrieftes<br />

Wertpapier<br />

Investor<br />

n<br />

Unabhängige ausländische Einzweckgesellschaft (SPV)<br />

Unternehmen<br />

n<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

beitrag<br />

» Falls Kreditinstitute<br />

<strong>Programm</strong>-<br />

<strong>Mezzanine</strong> über<br />

Beteiligungs gesellschaften<br />

in<br />

den eigenen Büchern<br />

halten, besteht die<br />

Möglichkeit der Laufzeitverlängerung.<br />

«<br />

6 einige bekannte nutzer von <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong>n<br />

wie die nici ag, Möbel schieder, oder ricö<br />

haben bereits insolvenz angemeldet.<br />

469


eitrag<br />

» Eine Gesellschafterstellung<br />

von<br />

Banken an Unternehmen<br />

ist aufgrund von<br />

Interessenkonflikten<br />

und Haftungs risiken<br />

abzulehnen. «<br />

7 Vgl. Scheunemann/Hoffmann, db 2010, s. 983 ff.<br />

8 Vgl. Portisch: sanierung und insolvenz aus<br />

banken sicht, 2010, s. 100 ff.<br />

470<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

die z. t. international unbekannten Firmen des<br />

deutschen Mittelstands zu investieren.<br />

3. Umwandlung in eine (Minderheits-)<br />

beteiligung<br />

eine weitere option bietet die umwandlung<br />

der Positionen in eine beteiligung am gesellschaftskapital<br />

im rahmen eines debt equity<br />

swaps (des). ob diese alternative aus bankensicht<br />

zu präferieren ist, wird im Folgenden<br />

untersucht: der des sieht lediglich einen<br />

tausch von Fremdkapital in eigenkapital vor.<br />

auf diese Weise kann bei einer Firma die eigenkapitalquote<br />

gesteigert und eine reduzierung<br />

von festen Liquiditätsabflüssen i. H. d. kapitaldienstes<br />

bewirkt werden.<br />

im rahmen der rückführung von <strong>Mezzanine</strong>kapital<br />

ist diese Lösung sowohl für die altgesellschafter<br />

als auch für die banken als <strong>Mezzanine</strong>geber<br />

problematisch. die Firmeneigner haben<br />

sich seinerzeit für die alternative des <strong>Mezzanine</strong>­kapitals<br />

entschieden, um keine kapitalanteile<br />

und keine Mitspracherechte abgeben zu<br />

müssen. daher werden diese einem des nicht<br />

positiv gegenüberstehen. Für kreditinstitute<br />

ist eine klassische gesellschafterstellung, u. u.<br />

bei einem existenzbedrohten unternehmen,<br />

aus mehreren gründen abzulehnen. im Vordergrund<br />

stehen der umsetzungsaufwand, mögliche<br />

Haftungsrisiken und interessenkonflikte.<br />

beim des wird die Forderung im rahmen einer<br />

sacheinlage in die gesellschaft eingebracht.<br />

daher ist die bewertung der einlage von relevanz,<br />

denn für den Fall einer Überbewertung<br />

besteht gem. § 9 gmbHg das risiko einer nachschusspflicht<br />

für den einleger in Höhe der<br />

bewertungsdifferenz 7 . es wird die erstellung<br />

eines kostenpflichtigen Wertgutachtens durch<br />

einen Wirtschaftsprüfer notwendig und bewertungsabschläge,<br />

die zu einer Wertkorrektur in<br />

der bankbilanz führen, sind bei unternehmen<br />

in Zahlungsschwierigkeiten vorprogrammiert.<br />

damit wird ein – künftig eventuell nicht auftretender<br />

Verlust – unverzüglich realisiert und<br />

u. u. sind weitere Mittel aufgrund der nachschussverpflichtung<br />

zu gewähren. auf seiten<br />

des unternehmens kann durch eine neubewertung<br />

ein buchgewinn entstehen, der eine<br />

liquiditätswirksame steuerzahlung nach sich<br />

zieht. dies kann eine bestehende krisenlage<br />

mit Liquiditätsenge noch verschärfen.<br />

Mit der umwandlung von <strong>Mezzanine</strong>n in gesellschaftskapital<br />

ist eine bank u. u. (neuer) eigentümer<br />

und gleichzeitig gläubiger aus bestehenden<br />

krediten 8 . dies führt zu risiken für neu<br />

gewährte und auch für stehengelassene darlehen.<br />

so gilt das sanierungsprivileg nur einmalig.<br />

es bedeutet, dass kredite einer bank, die zudem<br />

gesellschafterin ist, nur bei einem ersten sanierungsversuch<br />

nicht den regelungen der insolvenzordnung<br />

unterworfen sind. ein erneuter<br />

wirtschaftlicher Zusammenbruch führt zur<br />

nachrangigkeit aller darlehen gem. § 39 inso<br />

und dem Verlust der dafür gewährten Firmensicherheiten.<br />

bis zu einer beteiligungsgrenze von<br />

zehn Prozent gilt gem. § 39 abs. 5 inso allerdings<br />

das sog. „kleingesellschafterprivileg“.<br />

des Weiteren können interessenkonflikte entstehen,<br />

da sich eine bank aus der umfinanzierung<br />

von <strong>Mezzanine</strong>n an einem unternehmen<br />

beteiligt und eine andere Firma aus der gleichen<br />

branche, die zugleich kreditkunde der bank ist,<br />

eine Wettbewerbsverzerrung fürchtet. so kann<br />

der konkurrent ein besonderes interesse des<br />

kreditinstituts vermuten die beteiligungsfirma<br />

bei den kreditkonditionen oder der kreditvergabe<br />

zu bevorteilen. eine gesellschafterstellung<br />

von banken an unternehmen über einen<br />

des ist aufgrund von interessenkonflikten und<br />

Haftungsrisiken daher konsequent abzulehnen.<br />

4. Umschuldung über eine Kreditfinanzierung<br />

eine weitere alternative besteht in der umschuldung<br />

der <strong>Mezzanine</strong> in einen kredit. i. d. r.<br />

haben sowohl die <strong>Mezzanine</strong>­kapital geber als<br />

auch die weiteren gläubiger wie banken, Lieferanten<br />

und kreditversicherer kein interesse<br />

an einer durch eine blocktilgung erhöhten<br />

insolvenzgefahr bei Firmenkunden. daher ist<br />

zu prüfen, inwieweit eine umfinanzierung im<br />

rahmen einer Poollösung mit einer aufteilung<br />

der Finanzmittel auf mehrere gläubiger eine<br />

stabile Finanzierung gewährleisten kann.<br />

betroffen von der hohen rückführung aufgrund<br />

von <strong>Mezzanine</strong>n ist auch der weitere<br />

Finanziererkreis der Hausbanken und nebenbanken<br />

sowie der Lieferanten und kreditversicherer,<br />

da diese gelder nicht mehr für den laufenden<br />

kapitaldienst zur Verfügung stehen und<br />

bei einer Liquiditätsenge zudem insolvenzgefahr<br />

besteht. u. u. werden daher die übrigen


gläubiger des unternehmens einspringen, da<br />

sie ansonsten gefahr laufen, die eigenen Forderungen<br />

zu verlieren. aus diesem grund sollten<br />

sich das betroffene unternehmen aber auch die<br />

gläubigerbanken und sonstigen kapitalgeber<br />

frühzeitig gedanken über eine (teil­) rückführung<br />

aus dem Working capital bzw. über eine<br />

umfinanzierung der restforderung machen. Zu<br />

beachten ist, dass die banken, Lieferanten und<br />

kreditversicherer eine sondertilgung aus dem<br />

Working capital über eine reduzierung der<br />

variablen sicherheitenwerte des umlaufvermögens<br />

in Form der globalzession und der Warensicherungsübereignung<br />

indirekt finanzieren.<br />

daher sind die jeweiligen interessenlagen und<br />

abhängigkeiten aus den bestehenden Finanzierungen<br />

zu eruieren. stellen eine bank, ein<br />

Lieferant oder ein kreditversicherer hohe kreditvolumina<br />

bereit, ist die einbindung in eine<br />

umfinanzierung unbedingt zu prüfen. es bietet<br />

sich eine Poollösung mit der aufteilung der<br />

kredite und der sicherheiten an. die umfinanzierung<br />

sollte mit einer rückführungsvereinbarung<br />

über eine ratierliche tilgung ausgestaltet<br />

sein. nach beendigung des Pools können die<br />

kreditsicherheiten wieder an die ursprünglichen<br />

sicherungsnehmer zurückfallen.<br />

gerade banken, die unternehmen in früheren<br />

Jahren als emissionshäuser bzw. originatoren<br />

mit <strong>Mezzanine</strong>­kapital ausgestattet haben,<br />

sollten sich bei einer notwendigen anschlussfinanzierung<br />

nicht bedeckt halten. auch institute<br />

und andere investoren, die <strong>Mezzanine</strong> in<br />

ihre bilanz aufgenommen haben, sollten sich<br />

nicht nur aktiv für eine umfinanzierung einsetzen,<br />

sondern diese mit angemessenen Quoten<br />

mittragen.<br />

PRAxISTIPPS<br />

V. Kommunikation zwischen<br />

Banken und Unternehmen<br />

<strong>Mezzanine</strong> haben sich zur schaffung von<br />

Finanzierungsstabilität in unternehmen in krisenzeiten<br />

nicht immer bewährt. gerade <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong><br />

haben oftmals mehr Probleme<br />

erzeugt als gelöst. ursachen liegen in<br />

der endfälligkeit der Produkte und der granularität<br />

der investments. die schwierigkeiten<br />

der auslaufenden <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong> sollten<br />

aus banken sicht jedoch aktiv angegangen<br />

werden. es besteht derzeit noch ein ausreichender<br />

zeitlicher Vorlauf, um eventuelle<br />

Finanzierungsprobleme aus der rückführung<br />

von endfälligen <strong>Mezzanine</strong>n gestalterisch zu<br />

lösen. Wichtig ist es aus bankensicht, alle kreditengagements<br />

im Hinblick auf die nutzung<br />

von <strong>Mezzanine</strong>­kapital zu überprüfen. Läuft bei<br />

einem kunden in der nahen Zukunft eine derartige<br />

Finanzierung aus, sind die gespräche frühzeitig<br />

aufzunehmen, um die geplante rückführung<br />

zu erfragen und ggf. neu zu strukturieren.<br />

gerade die Hausbank kann hier eine Führungsrolle<br />

übernehmen.<br />

Wurde ein kritischer kunde mit einer voraussichtlich<br />

künftig nicht gedeckten tilgung identifiziert,<br />

sind Maßnahmen zur refinanzierung<br />

zu erarbeiten. die investoren, die originatoren<br />

und die gläubiger wie banken, Lieferanten<br />

und kreditversicherer können Möglichkeiten<br />

einer umfinanzierung, ggf. im Pool, diskutieren.<br />

klassische Finanzprodukte wie kreditfinanzierungen<br />

zur umschuldung, ein intensives<br />

Working capital Management zur (teilweisen)<br />

tilgung der fälligen Forderungen oder ein Mix<br />

aus beiden alternativen bieten weitere praxisnahe<br />

Lösungen für diesen Problembereich. £<br />

12–01 / 2011 BankPraktiker<br />

beitrag<br />

» Mögliche<br />

Schwierigkeiten<br />

bei auslaufenden<br />

<strong>Programm</strong>-<br />

<strong>Mezzanine</strong> sollten<br />

aus Bankensicht<br />

aktiv angegangen<br />

werden. «<br />

Frühzeitige aufnahme der kommunikation von kreditinstituten mit unternehmen, die <strong>Programm</strong>­<strong>Mezzanine</strong> nutzen, um<br />

absprachen über die rückführung oder umfinanzierung des endfälligen <strong>Mezzanine</strong>­kapitals zu treffen.<br />

gerade bei bonitätsschwachen Firmen ist zu versuchen, einen Finanzierungs­Mix aus einer rückführung aus dem Working<br />

capital und einer umfinanzierung der restforderung, u. u. in einem sicherheitenpool, zu gestalten.<br />

die umwandlung von Forderungen in eine direktbeteiligung, u. a. über einen debt equity swap, ist für banken mit<br />

erheblichen interessenkonflikten und (finanziellen und rechtlichen) risiken verbunden und sollte nicht in erwägung<br />

gezogen werden.<br />

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