Das Wesentliche zuerst: - Polizei Bayern
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Rauschgift<br />
Firmenbeerdiger<br />
28<br />
Bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität lag 2004 ein besonderes Augenmerk<br />
auf den kriminellen Aktivitäten einer 10-köpfigen Vietnamesenbande, die im Münchner<br />
Drogenstraßenhandel expandieren wollte.<br />
Die sich überwiegend aus Asylbewerbern rekrutierende Tätergruppe versuchte vornehmlich<br />
im Bereich von Gemeinschaftsunterkünften, den Rauschgiftkleinhandel zu<br />
kontrollieren. Weitere Vietnamesen, die das Rauschgift zum Eigenkonsum oder zum<br />
Weiterverkauf bezogen und nicht bei der Tätergruppe kaufen wollten, wurden mit<br />
Drohungen gefügig gemacht, körperlich misshandelt sowie in einem Fall mit einem<br />
Säbel angegriffen und verletzt.<br />
Die Tätergruppe bedrohte einzelne Abnehmer mit dem Tode, falls sie sich aufgrund<br />
der Repressalien an die <strong>Polizei</strong> wenden sollten.<br />
Der 42-jährige Kopf der Bande bezog sein Rauschgift von einer vietnamesischen<br />
Gruppierung aus Erfurt und Leipzig. Von seiner Münchner Wohnung aus organisierte<br />
er die Rauschgiftverteilung und kontrollierte die Geldflüsse über nachgeordnete Mittäter,<br />
andere Kleindealer bis hin zum Endabnehmer. Die Ermittlungserkenntnisse weisen<br />
auf einen Handel mit mehreren Kilogramm Heroin hin.<br />
Zur Umsatzsteigerung wurden von der Gruppierung zusätzlich Auftragsdiebstähle in<br />
Münchner Elektrogroßmärkten organisiert, die ebenfalls von jungen Vietnamesen<br />
begangen wurden. Als Gegenleistung erhielten die vietnamesischen Diebe von der<br />
Tätergruppe Rauschgift. Vier Haupttäter befinden sich bereits in Haft; ein Täter ist<br />
flüchtig.<br />
In einem Fall organisierter Wirtschaftskriminalität ermittelt das <strong>Polizei</strong>präsidium<br />
München gegen sogenannte „Firmenbestatter“, die in über 200 Fällen insolvente Aktiengesellschaften<br />
oder GmbHs gegen Geldzahlungen von den Firmenverantwortlichen<br />
übernahmen und ausschlachteten.<br />
Hierfür wurden die Gesellschaftsanteile der Firmen für symbolische Summen übernommen,<br />
neue Geschäftsführer eingesetzt und die Firmensitze kurzfristig nach München<br />
verlegt.<br />
Von den neuen „Firmeneigentümern“ wurden die erforderlichen Insolvenzanträge<br />
nicht oder nur sehr verspätet gestellt. Nach wenigen Wochen wurden die Gesellschaftsanteile<br />
nach Spanien weiterverkauft, Firmensitze nach Spanien verlegt und<br />
sämtliche Geschäftsunterlagen vernichtet.<br />
Sofort nach Erwerb der insolventen Firmen wurden noch vorhandene Vermögenswerte<br />
verkauft und teils noch Waren und Leistungen geordert, die später nicht mehr bezahlt<br />
wurden.<br />
Die Straftaten reichen u.a. von Insolvenzverschleppung, Untreue, Bankrott bis Betrug.<br />
Die Schadenssumme steht bislang nicht fest.<br />
Erst im Zuge der Ermittlungen wurde festgestellt, dass der Hauptbeschuldigte die Mitbeschuldigten<br />
absolut hierarchisch und durchstrukturiert führte. Ihm arbeiteten bundesweit<br />
tätige Vermittler zu, die wiederum keinen direkten Kontakt zu den von ihm<br />
eingesetzten Strohgeschäftsführern hatten. Er trat offiziell nicht namentlich in Erscheinung<br />
und verwendete bei Gesprächen Falschnamen. Weisungen erteilte er über<br />
einen Mittelsmann, der auch für alle anfallenden Büroarbeiten zuständig war und den<br />
Weiterverkauf an den in Spanien ansässigen Mitarbeiter organisierte.<br />
Da er zudem zum Aufkauf der Gesellschaftsanteile immer wieder wechselnde Firmen<br />
verwendete, bei denen es sich zum Teil um völlig unbelastete neue Gesellschaften<br />
handelte, gelang es ihm zum einen das wahre Ausmaß seiner Aktivitäten lange zu<br />
verschleiern. Andererseits schaffte er es, dass seine weisungsgebundenen Mittäter<br />
jeweils nur Informationen in einem eng abgegrenzten Bereich erlangten.