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seit 1994<br />
Von der Suche<br />
nach dem Land der Gerechten...<br />
Moskau, 14.November 2011<br />
Liebe Lesende,<br />
Es ist das erste Mal, das ich mich auf den Spuren<br />
meiner Mutter in dieses Land begebe – bangen<br />
Herzens, ich gestehe es, weiß ich wohl, welch<br />
schwere Gänge meine Mutter hierhin beschritt –<br />
voll warmer Hoffnungen im Herzen, Schicksale<br />
zum Guten zu wenden. Vor vierzehn Jahren<br />
hatte meine Mutter sich nach Rußland auf den<br />
Weg gemacht – heute kaum mehr nachvollziehbar<br />
gelang ihr in diesem Land Unglaubliches.<br />
Sollte sie es doch vermögen, drei „Rettungsinseln“<br />
einzurichten und Hunderten von Hunden die Emigration nach Deutschland Deutschland zu<br />
eröffnen. Widrige gesellschaftspolitische Strukturen sowie menschliche Tra-<br />
gödien sollten uns in die Knie zwingen und unsere Einrichtungen aufgeben<br />
müssen. Auch sollten wir jetzt erfahren, daß die russische Regierung jeglicher<br />
Kooperation mit ausländischen karitativen Organisationen äußerst kritisch ge- ge-<br />
genüber stünde. Wir werden deshalb unsere Zusammenarbeit mit mit der Tierklinik<br />
Movet bis auf weiteres einstellen müssen. Dennoch dürfen wir überaus dankbar<br />
auf eine Kastrationsbilanz von Straßentieren von über 49000 blicken.<br />
In der Frühjahrsausgabe des Tropfens 2009 spricht meine Mutter von einem<br />
Land, in welchem „Hoffnungen zu vereisen scheinen“ – angesichts einer politi- politi-<br />
schen Verfaßtheit des Landes, die Machtwillkür und Korruption zu „Generälen“<br />
ernennt, die das Land regieren.<br />
Und nicht durch Zufall wohl, fällt mir das Drama „Nachtasyl“ des großen Lite- Lite-<br />
raten Maxim Gorki in die Hand, welche da Szenen aus dem geschändeten Leben<br />
der „Erniedrigten und Beleidigten“ in einem Elendsquartier um 1900 erzählt.<br />
Da entfl ammt im dritten Akt die Diskussion über die Frage nach „Wahrheit“ und<br />
„Glaube“: Hier führt der gutmütige Pilger Luka die Geschichte eines Mannes<br />
an, der auf der Suche nach dem „Land der Gerechten“ hieraufhin einen Ge-<br />
lehrten befragte. Jener studierte seine weisen Bücher und schlug schließlich<br />
die Landkarte auf – doch das Land der Gerechten fand er nicht. Tief erschüttet<br />
ob diesen Lebens-Betruges – hatte er doch innig an ein Land der Gerechten ge-<br />
glaubt, welches von Mitgefühl und Barmherzigkeit getragen war und ihn für all<br />
seine Mühen, Demütigungen und Schmerzen entlohnen sollte - erschlägt der<br />
Mann den Gelehrten und nimmt sich daraufhin selbst das Leben. Leben