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PROJEKT INFORMATION<br />

Herausgegeben von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Betroffene informieren Betroffene<br />

Jahrgang 20, Nr. 5 September / Oktober 2012<br />

Hepatitis E –<br />

eine neue Bedrohung?<br />

Auch für HIV-Infizierte??<br />

Als hätte das „Hepatitis-Alphabet“ nicht schon genug Buchstaben - nun macht auch die Hepatitis E von sich<br />

reden. Prof. Goebel sagt Ihnen, was Sie wissen müssen..............Seite 3<br />

Schädliche Auswirkungen von<br />

Efavirenz auf Nervenzellen<br />

Eines der meistverordneten HIV-Medikamente steht<br />

unter dem Verdacht, Nervenzellen zu schädigen und<br />

möglicherweise für Langzeit-Nebenwirkungen auf<br />

das Gehirn verantwortlich zu sein..........Seite 5<br />

„Die AIDS-Hilfe muss mittlerweile<br />

schon einen großen Spagat vollführen<br />

und ihren Schirm sehr,<br />

sehr weit aufspannen.“<br />

Ergebnisse einer Studie zu Herausforderungen der<br />

Aidshilfearbeit in Zeit der Therapierbarkeit der<br />

HIV-Infektion.................Seite 14<br />

Editorial<br />

Editorial von S. Schwarze..........................................................2<br />

Medizin und Forschung<br />

Dolutegravir besser als Efavirenz bei unvorbehandelten<br />

Patienten .................................................................................10<br />

Zulassung von Stribild in den USA.......................................11<br />

Neue Studie mit Vacc-4x und Revlimid®.................................12<br />

Grundlegend & Wissenswert<br />

Vitamin B12 kann Ansprechraten bei<br />

Hepatitis C-Therapie verbessern............................................12<br />

Leben mit HIV<br />

Adhärenzförderung durch Verblisterung..................................13<br />

Politik & Soziales<br />

Reportage über Bürokratie im Gesundheitswesen..................14<br />

Nachrichten aus der Rechts- und Sozialpolitik........................15<br />

Deutschland verlässt Pompidou Gruppe!................................16<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Einladung zur Mitgliedsversammlung 2012.............................23<br />

Termine<br />

Aktuelle Termine ......................................................................20<br />

Herausgeber: <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V. - Ickstattstraße 28 - 80469 München - www.projektinfo.de<br />

Telefon: 089 / 21 94 96 20 - Fax: 089 / 21 03 12 35 - email: info@projektinfo.de<br />

Kto. 88 45 500 bei Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00


September / Oktober 2012<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Alle zwei Monate bemüht sich das Team von „<strong>Projekt</strong><br />

<strong>Information</strong> e.V.“, Ihnen aktuelle und interessante<br />

Artikel zu liefern. Doch manchmal tauchen<br />

dabei Konflikte auf. So auch diesmal.<br />

In dieser Ausgabe finden Sie zwei Artikel, die zwar<br />

hochaktuell sind, bei denen aber die „Beweislage“<br />

noch recht dürftig ist.<br />

Zum einen handelt es sich dabei um den Artikel<br />

über die möglicherweise neurotoxischen Auswirkungen<br />

von Efavirenz. Auf der einen Seite hielten<br />

wir diesen Artikel für bedeutsam, weil er erklären<br />

könnte, warum in vielen Studien HIV-Infizierte,<br />

auch unter erfolgreicher Therapie, in neurokognitiven<br />

Tests schlechter abschneiden als nicht infizierte<br />

Vergleichspersonen.<br />

Andererseits ist uns auch klar, dass ein solcher Artikel<br />

erhebliche Beunruhigung bei Patienten, die Efavirenz<br />

einnehmen, hervorrufen kann.<br />

Darf man also Patienten nervös machen, obwohl<br />

die Datenlage noch nicht klar abschätzbar ist? Wir<br />

denken, das darf, ja, muss man sogar.<br />

In der Vergangenheit gab es bereits einen ähnlich<br />

gelagerten Fall: Als die ersten Hinweise publik wurden,<br />

dass Stavudin (Zerit®) Auslöser des Fettschwunds<br />

(Lipoatrophie) sein könnte, wurden diese<br />

Warnungen lange Zeit nicht ernst genommen. Zu<br />

attraktiv war die Substanz damals, da sie im Vergleich<br />

zum damals ebenfalls verbreiteten AZT (Retrovir®)<br />

eine deutlich bessere Kurzzeitverträglichkeit<br />

hatte. Heute ist Efavirenz ähnlich<br />

populär: In vielen Vergleichsstudien hat es sich als<br />

extrem wirksam erwiesen, die lange Halbwertszeit<br />

ermöglicht eine sichere Einmalgabe und als Kombipille<br />

ist sogar die Einnahme einer kompletten<br />

Dreifachkombination mit einer Tablette einmal täglich<br />

möglich.<br />

Doch was, wenn die Substanz tatsächlich das Funktionieren<br />

des Gehirns beeinträchtigt? Wollen wir<br />

dieses Risiko wirklich eingehen? Inzwischen gibt es<br />

Alternativen zu Efavirenz, allerdings ist bei diesen<br />

die Erfahrung noch deutlich geringer, womöglich erwarten<br />

hier uns langfristig andere Probleme. Auf<br />

keinen Fall sollte man die HIV-Medikamente ei-<br />

2<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> Jahrgang 20, Nr. 5<br />

genverantwortlich absetzen. Die Schäden, die HIV<br />

selbst am Gehirn anrichten kann, sind immer noch<br />

größer als mögliche Beeinträchtigungen durch Medikamente.<br />

Ob man als HIV-Patient, der Efavirenz<br />

einnimmt, also Konsequenzen zieht, sollte man am<br />

besten im Zwiegespräch mit seinem Arzt / seiner<br />

Ärztin klären.<br />

Der andere Fall ist der Bericht über eine Verbesserung<br />

des Ansprechens auf eine Hepatitis C-Behandlung<br />

durch Vitamin B12. Hier stammen die<br />

Daten zwar aus einer kleinen Studie am Menschen,<br />

aber die Studie war nicht verblindet und hatte auch<br />

nur eine geringe Teilnehmerzahl. Dennoch haben<br />

wir uns entschlossen, Ihnen die Studie vorzustellen.<br />

Denn zum einen ist die monatliche Injektion von<br />

Vitamin B12 im Vergleich zum Rest der Hepatitis<br />

C-Therapie nicht belastend, zum anderen hat man<br />

mit diesem Vitamin seit vielen Jahren Erfahrung und<br />

weiß, dass es keine schädlichen Auswirkungen hat.<br />

Warum es also nicht einfach versuchen?<br />

Sie sehen, eine gute wissenschaftliche Beweislage<br />

im Sinne von „Evidence based medicine“ ist eine<br />

schöne Sache. Aber für Menschen, die mit einer Erkrankung<br />

und deren Therapie klar kommen müssen,<br />

gelten etwas andere Regeln als für die<br />

Wissenschaft.<br />

Im Leben mit einer Krankheit zählt auch die individuelle<br />

Erfahrung - sowohl der Ärzte als auch der Patienten<br />

- und kann maßgeblich zum Therapieerfolg<br />

aber auch zur Verhinderung von Nebenwirkungen<br />

beitragen.<br />

Unterschätzen wir also nicht die „Experience based<br />

medicine“...<br />

Ihr Siegfried Schwarze


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Hepatitis E –<br />

eine neue Bedrohung?<br />

Auch für HIV-Infizierte??<br />

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist ein über den Magen-<br />

Darm-Kanal aufgenommenes Virus, das eine akute<br />

Virushepatitis hervorruft. Die erste Dokumentation<br />

einer solchen Infektion erfolgte 1955 in Indien. Die<br />

systematische Erforschung dieser Virusinfektion begann<br />

in den 80er Jahren.<br />

Das Virus HEV ist wie HIV und Hepatitis A-Virus<br />

(HAV) ein RNA-Virus. Ähnlich wie bei Hepatitis C<br />

sind bei Hepatitis E verschiedene Genotypen (1 bis 4)<br />

bekannt sowie 24 Subtypen. Ob unterschiedliche Genotypen<br />

oder Subtypen unterschiedlich schwere Formen<br />

einer Leberentzündung, also Hepatitis, auslösen,<br />

ist nicht ausreichend bekannt. Genotyp 1 und 2 scheinen<br />

ausschließlich Infektionen beim Menschen auszulösen,<br />

während Genotyp 3 und 4 sowohl bei<br />

Menschen wie auch Tieren vorkommt.<br />

Epidemiologie<br />

HEV wird durch verunreinigtes Wasser oder kontaminierte<br />

Speisen übertragen und ähnelt damit stark<br />

dem Hepatitis A-Virus. HAV ist jedoch leichter übertragbar,<br />

verursacht häufige klinische Infektionskrankheiten<br />

und hat eine größere weltweite<br />

Verbreitung als HEV. Allerdings könnte HEV in industrialisierten<br />

Ländern weiter verbreitet sein als bisher<br />

angenommen. Die Hepatitis, hervorgerufen durch<br />

HEV, ist eine beim Robert-Koch-Institut meldepflichtige<br />

Krankheit. Anfang September diesen Jahres<br />

wurde vom RKI mitgeteilt, dass im Jahre 2012 von<br />

Januar bis Juli 234 Fälle von Hepatitis E gemeldet<br />

wurden, was einen kontinuierlichen Anstieg der gemeldeten<br />

Fälle von 2004 bis 2012 bedeutet (2004: 53;<br />

2005: 54; 2006: 51; 2007: 73; 2008: 104; 2009: 108;<br />

2010: 238). Die Ursache für diesen Anstieg ist bisher<br />

unklar, er könnte auf häufigeres Testen, häufigere<br />

Meldungen oder durch einen tatsächlichen Anstieg<br />

der Infektionen begründet sein. Die gleichen Tendenzen<br />

werden aus allen industrialisierten Ländern gemeldet.<br />

In Großbritannien, Frankreich und Japan hat<br />

die Zahl der gemeldeten HEV-Fälle die der Hepatitis-<br />

A inzwischen übertroffen. Verbreitet ist das Virus vor<br />

allem in Asien, Afrika und Zentral-Amerika. Diese<br />

Regionen gelten als endemische Gegenden. Die<br />

Mehrzahl der in den industrialisierten Ländern beob-<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

achteten HEV-Infektionen wird von Rückkehrern aus<br />

subtropischen und tropischen Regionen gemeldet, die<br />

sich dort infiziert haben. Zunehmend werden jedoch<br />

auch im Heimatland erworbene Infektionen als autochthone<br />

Infektionen berichtet. Die Übertragung erfolgt<br />

vor allem durch verunreinigtes Wasser und<br />

ungewaschene Salate und Früchte. Aus mehreren<br />

Ländern sind jedoch Berichte erschienen, denen zufolge<br />

die Infektion durch den Genuss von vor allem<br />

Schweinefleisch aber auch Wildbret erfolgt ist. Auch<br />

sind berufsbedingte Infektionen bekannt bei Arbeitern<br />

aus Schweineschlachthöfen und aus der Landwirtschaft.<br />

Aus diesem Grunde wird die HEV-Infektion<br />

auch als eine mögliche Zoonose (Übertragung vom<br />

Tier auf den Menschen) angesehen. Diese autochthonen<br />

Infektionen in den entwickelten Ländern sind ausschließlich<br />

Genotyp 3 und 4-Übertragungen, also der<br />

Typen, die beim Mensch und Tier gemeinsam vorkommen.<br />

Dass in entwickelten Ländern die Hepatitis E zu selten<br />

diagnostiziert und zu selten gemeldet wird, ist offensichtlich.<br />

Die Durchseuchung mit HEV, gemessen<br />

durch Antikörpernachweis, liegt in endemischen Regionen<br />

zwischen 15 und 60 %. In den meisten entwickelten<br />

Ländern, so auch in Deutschland, fehlen<br />

klare epidemiologische Daten zur Durchseuchung der<br />

Allgemeinbevölkerung. In den USA jedoch sind sehr<br />

wenige „inzidente“ HEV-Fälle gemeldet, doch nach<br />

einzelnen Studien so z.B. in einer Blutspendeuntersuchung,<br />

wiesen 21 % der Untersuchten HEV-Antikörper<br />

auf. In kleineren Stichproben sind ähnliche Zahlen<br />

auch aus Europa bekannt. Diese Diskrepanz zwischen<br />

gemeldeten Fällen und Seroprävalenz (Nachweis von<br />

HEV-Antikörpern im Serum) kann viele Erklärungen<br />

haben, z.B. Krankheitsverläufe ohne Symptome, falsche<br />

Diagnosen oder niedrige Meldungsbereitschaft.<br />

Am wahrscheinlichsten ist die Häufigkeit der Fehldiagnosen.<br />

Klinik<br />

Bis vor kurzem galt die Hepatitis-E-Infektion als<br />

selbstlimitierende und harmlose virale Erkrankung.<br />

Im klinischen Verlauf bestehen sehr große Ähnlichkeiten<br />

mit der Hepatitis A. Allerdings sind die Verläufe<br />

offenbar häufig schwerer als bei<br />

HAV-Infektionen. Neben der häufig auftretenden<br />

Gelbsucht finden sich Müdigkeit, Abgeschlagenheit,<br />

Gliederschmerzen, Erbrechen, Durchfall, alles wie bei<br />

Hepatitis A. In der Allgemeinbevölkerung wird die<br />

Todesrate mit 1 bis 2 % in den entwickelten Ländern<br />

angegeben. Eine große Ausnahme ist die HEV-Infektion<br />

in der Schwangerschaft, insbesondere im letzten<br />

3


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Drittel. Hier steigt die Mortalität auf 20 % an; mit erheblichen<br />

Komplikationen der Geburt und der Überlebensrate<br />

der Neugeborenen infizierter Mütter. Alle<br />

Beschreibungen einer Hepatitis E in der Schwangerschaft<br />

in entwickelten Ländern insbesondere mit fatalem<br />

Ausgang, sind bei Reiserückkehrerinnen aus<br />

endemischen Regionen beschrieben. Auch wenn die<br />

autochthonen Erkrankungen an Hepatitis E regelhaft<br />

selbst limitierend sind, haben sorgfältige Untersuchungen<br />

gezeigt, dass bis zu 15 % der Patienten Komplikationen<br />

entwickelt haben. 8 bis 10 % haben eine<br />

fulminante Hepatitis bis hin zum Leberversagen entwickelt.<br />

Besonders schwer ist der Verlauf bei den Patienten,<br />

die bei einer chronischen Leberkrankheit (z.B.<br />

chronische Hepatitis B oder C) HEV erworben haben.<br />

Bei diesen Patienten kann die Mortalität 70 % erreichen.<br />

Von der autochthonen HEV-Infektionen sind insbesondere<br />

mittelalte und ältere Männer betroffen mit<br />

einem Frau:Mann-Verhältnis von 1 zu 2 bis 1 zu 3.<br />

Sekundäre und intrafamiliäre Übertragungen sind äußerst<br />

selten berichtet worden. Insgesamt sind Personzu-Person-Übertragungen<br />

eine große Rarität.<br />

Die Hepatitis E imponiert vor allem als eine akute,<br />

nach wenigen Wochen beendete Leberentzündung. Es<br />

mehren sich jedoch Berichte von chronischen HEV-<br />

Infektionen bei Immundefekten. Besonders häufig<br />

werden Empfänger von Transplantaten von Nieren,<br />

Leber, Niere-Bauchspeicheldrüse und Herztransplantationen<br />

betroffen. Ursächlich für die Chronifizierung<br />

ist der mit der Immunsuppression verbundene Immundefekt.<br />

HEV wird kontrolliert im Körper durch<br />

die T-Zell-Funktion, also auch durch CD4-Zellen. Berichte<br />

über Patienten mit chronischer HIV-Infektion<br />

außerhalb von Transplantationen gibt es für Patienten<br />

mit Rituximab-Behandlung und einen Patienten mit<br />

einer HIV-Infektion, dessen chronische HEV-Infektion<br />

zur frühzeitigen Leberzirrhose führte (2). Insgesamt<br />

in der Literatur sind lediglich zwei Patienten mit<br />

HIV und HEV-Infektionen beschrieben. Ein Patient<br />

mit einer akuten HEV-Infektion, die spontan ausheilte<br />

(3) sowie der eben beschriebene Patient mit chronischer<br />

HEV-Infektion. Dies deutet darauf hin, dass Patienten<br />

mit HIV-Infektion wohl kein erhöhtes Risiko<br />

für eine akute oder chronische Hepatitis E haben. Auffällig<br />

jedoch ist, dass die autochthone HEV-Infektion<br />

vor allem Männer in höherem Alter betrifft, die<br />

gleichzeitig wegen verschiedener anderen Krankheiten<br />

Medikamente einnehmen. Die medikamentöse<br />

oder toxische (alkoholische) Leberschädigung ist<br />

ohne gezielte Untersuchung von der HEV-Infektion<br />

nicht zu unterscheiden, sodass wahrscheinlich öfters<br />

4<br />

eine Erhöhung der Leberenzyme als Medikamentennebenwirkung<br />

statt einer Hepatitis E-Infektion gedeutet<br />

wird.<br />

Die Sicherung der Diagnose der Hepatitis E erfolgt<br />

über den Nachweis von IgM-Antikörpern und die Viruslastmessung<br />

mittels PCR. Die Antikörperbestimmung<br />

ist belastet durch einen relativ hohen Anteil an<br />

falsch positiven (besonders Rheumatiker) und falsch<br />

negativen Befunden. Am besten ist daher die PCR mit<br />

einer hohen Trefferquote anzuwenden, allerdings ist<br />

die Virämie lediglich eine Woche vor Krankheitsbeginn<br />

und regelhaft wenige Wochen danach nachweisbar.<br />

Bei einer üblichen Krankheitsdauer von 4 bis 6<br />

Wochen kann die PCR in der Spätphase der Krankheit<br />

bereits negativ sein. IgG-Antikörper treten bereits<br />

kurz nach IgM-Antikörpern auf, sind also für die<br />

Diagnose einer akuten Hepatitis E nicht aussagekräftig.<br />

Therapie und Prävention<br />

Eine gezielte Therapie der Hepatitis E ist nicht bekannt.<br />

Einzelbeschreibungen zeigen positive Effekte<br />

einer Ribavirin-Behandlung (bekannt aus der Therapie<br />

der HCV-Infektion mit Interferon und Ribavirin).<br />

Doch fehlen systematische Untersuchungen. Bei dem<br />

meist selbst limitierenden Verlauf der Erkrankung ist<br />

daher auch keine gezielte Therapie notwendig. Lediglich<br />

bei Komplikationen sind entsprechende Maßnahmen<br />

nötig und möglich.<br />

In der Prävention gilt die alte Regel für Tropenreisende<br />

für Getränke sowie Früchte und Salate: „Peel<br />

it, cook it or forget it!“, d.h. Schälen, Kochen oder es<br />

sein lassen. Eine prophylaktische Gabe von Immunglobulinen<br />

auch mit Seren aus endemischen Regionen<br />

mit hohem Antikörper-Titer hat bisher keinerlei<br />

Effekte gezeigt. Eine Impfung gegen Hepatitis E steht<br />

noch nicht zur Verfügung. Zwei große kontrollierte<br />

Phase-III-Studien mit zwei Impfstoffen sind erfolgreich<br />

abgeschlossen. Eine Zulassung der Impfstoffe<br />

ist jedoch bisher nicht erfolgt.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Hepatitis E-Infektion ist eine über den Verdauungstrakt<br />

übertragbare Virusinfektion mit fast immer<br />

selbst limitierendem Krankheitsverlauf, typisch wie<br />

bei Hepatitis A. Allerdings sind Schweregrad und<br />

Komplikationshäufigkeit stärker als bei Hepatitis A.<br />

Die meisten Infektionen treten bei Rückkehrern aus<br />

tropischen Regionen auf. Autochthone (lokal erworbene)<br />

Infektionen werden zunehmend häufig in industrialisierten<br />

Ländern so auch Deutschland<br />

beobachtet. Sie wird auch deshalb häufig nicht dia-


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

gnostiziert, weil Ärzte nicht an diese Möglichkeit denken<br />

und die Fehldiagnose „Medikamentennebenwirkungen“<br />

gestellt wird. Sehr kompliziert verläuft die<br />

Hepatitis-E-Infektion in der Schwangerschaft und bei<br />

Patienten mit Immunsuppression nach Transplantation.<br />

Lediglich zwei Personen mit HIV-Infektion sind<br />

beschrieben worden mit neu erworbener HEV-Infektion,<br />

eine akute HEV-Infektion und eine chronifizierte<br />

mit Entwicklung zur Leberzirrhose.<br />

Eine wirksame Therapie der Hepatitis E ist nicht verfügbar,<br />

meistens auch nicht notwendig. Prävention ist<br />

notwendig für Tropenreisende, eine Impfung steht<br />

derzeit noch nicht zur Verfügung.<br />

Literatur:<br />

1. Up to date 2012: Hepatitis E Virus infection<br />

2. Dalton, H.R. et al: Hepatitis E - an emerging infection<br />

in developed countries. The Lancet Infect. Dis. 8(2008;<br />

698)<br />

3. Dalton, H.R. et al: Persistent carriage of Hepatitis E<br />

virus in patients with HIV-infection. New England Journal<br />

of Medicine 2009; 361:1025<br />

4. Dalton, H.R. et al: The role of Hepatitis E virus testing<br />

in drug-induced library enginery. Aliment Pharmakol.<br />

Ther. 26 (2007); 1429<br />

F. Goebel<br />

Praxis Dr. Levin/ Prof. Goebel<br />

Theatinerstr. 45<br />

80333 München<br />

Tel: 089/220222<br />

Kommentar von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong>:<br />

Bei entsprechenden Sexualpraktiken ist die Hepatitis<br />

E – ähnlich wie die Hepatitis A – auch sexuell übertragbar.<br />

Bei unklaren Leberwerterhöhungen, für die<br />

sich keine andere Ursache finden lässt, kann es also<br />

durchaus Sinn machen, einen Test auf Hepatitis E<br />

durchzuführen.<br />

seit 12 Jahren:<br />

HIV-Therapie-Hotline<br />

Telefon: 089 - 54 333 - 123<br />

Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr<br />

therapie.hotline@muenchner-aidshilfe.de<br />

Betroffene informieren Betroffene<br />

zu Therapiefragen<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

Schädliche Auswirkungen von<br />

Efavirenz auf Nervenzellen<br />

Efavirenz (Sustiva® und in Atripla® enthalten) gehört<br />

zu den am häufigsten verordneten HIV-Medikamenten.<br />

Atripla® war das erste HIV-Medikament, das<br />

mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz erwirtschaftete.<br />

Doch von Anfang an war das Image der<br />

Substanz Efavirenz geprägt durch zentralnervöse Nebenwirkungen<br />

– außergewöhnlich realistische<br />

Träume, das Gefühl „neben sich zu stehen“ bis hin<br />

zu Depressionen, Aufmerksamkeits- und Schlafstörungen.<br />

Nun haben Forscher der John Hopkins Universität den<br />

Wirkstoff Efavirenz und seine Stoffwechselprodukte<br />

genauer untersucht und dabei überraschende und<br />

beunruhigende Erkenntnisse zu Tage gefördert.<br />

Efavirenz wird in der Leber zu mehreren Abbauprodukten<br />

umgewandelt, vor allem zu 8-Hydroxy-Efavirenz.<br />

Gab man Efavirenz zu Nervenzellen, die in<br />

Nährlösung kultiviert worden waren, so traten durch<br />

Efavirenz bei den Konzentrationen, die im menschlichen<br />

Nervensystem erreicht werden, keine nennenswerten<br />

Schädigungen der Zellen auf. Ganz anders<br />

aber bei 8-Hydroxy-Efavirenz. Diese Substanz schädigte<br />

die Nervenzellen deutlich indem es zu einem<br />

Verlust der baumähnlichen Zellfortsätze (Dendriten)<br />

sowie einer Störung des Calcium-Stoffwechsels der<br />

Zellen führte.<br />

In ihrer Zusammenfassung erinnern die Autoren<br />

daran, dass die zentralnervösen Nebenwirkungen von<br />

Efavirenz bei vielen Patienten nach den ersten beiden<br />

Therapiewochen deutlich zurück gehen. Gleichzeitig<br />

nehmen aber in einigen Studien nach längerer Behandlung<br />

mit Efavirenz bestimmte neurokognitive<br />

Störungen zu, vor allem bei Aufgaben, die einen<br />

hohen Grad an Aufmerksamkeit erfordern. Diese Probleme<br />

besserten sich in diesen Studien nach Absetzen<br />

von Efavirenz.<br />

Die Autoren vermuten nun, dass die geschilderten<br />

Probleme durch die neurotoxische Wirkung des Abbauproduktes<br />

von Efavirenz hervorgerufen werden<br />

könnten. Sie machten auch gleich einen Vorschlag,<br />

wie man das Molekül so abwandeln könnte, dass zwar<br />

die Wirkung auf HIV erhalten bleibt, aber die schädigende<br />

Wirkung auf die Nervenzellen verhindert wird.<br />

Gleichzeitig könnte es sein, dass die in vielen Studien<br />

5


<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012 Jahrgang 20, Nr. 5<br />

gefundenen neurokognitiven Störungen bei HIV-Patienten<br />

– zumindest teilweise – auf Efavirenz bzw.<br />

dessen Stoffwechselprodukt zurückzuführen sind.<br />

Deshalb fordern die Autoren, in Zukunft nicht nur die<br />

Wirkstoffe selbst, sondern auch alle Stoffwechselprodukte<br />

auf neurotoxische Wirkungen zu prüfen, gerade<br />

bei Substanzen, die gut in das Nervensystem eindringen<br />

können (was ja oft gewünscht wird, um die schädlichen<br />

Wirkungen von HIV auf das Nervensystem zu<br />

verhindern).<br />

Nun bleibt noch zu klären, ob bei langfristiger Behandlung<br />

mit Efavirenz möglicherweise irreversible<br />

Schädigungen der Nervenzellen auftreten – also Schäden,<br />

die nach Absetzen der Substanz nicht mehr rückgängig<br />

zu machen sind. Dies wäre ein beunruhigender<br />

Befund.<br />

Zwar sind dies „nur“ Ergebnisse von in-vitro Untersuchungen,<br />

d.h. es werden isolierte Zellen im Labor<br />

betrachtet. Im lebenden Organismus sind die Verhältnisse<br />

in aller Regel deutlich komplexer (und im Endergebnis<br />

oft ganz anders…). Doch auch wenn zum<br />

jetzigen Zeitpunkt noch keine klinischen Daten vorliegen:<br />

Wer unter einer Behandlung mit Efavirenz<br />

Symptome wie mangelndes Erinnerung- oder Konzentrationsvermögen<br />

bemerkt, sollte mit seinem Arzt<br />

darüber sprechen, möglicherweise wäre eine andere<br />

Therapie besser geeignet.<br />

Quelle: Tovar-y-Romo L et al.: „Dendritic spine injury induced<br />

by the 8-hydroxy metabolite of Efavirenz”, JPET<br />

Fast Forward. Published on September 19, 2012 as<br />

DOI:10.1124/jpet.112.195701<br />

S. Schwarze<br />

6<br />

Der direkte Draht zu <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong>:<br />

Sie erreichen uns in unserem Münchner Büro in der<br />

Ickstattstr. 28 persönlich oder telefonisch:<br />

Mo - Do: 10:00 - 12:00 und 13:00 - 16:30<br />

Fr : 10:00 - 12:00 und 13:00 - 14:00<br />

Außerhalb der Bürozeiten können Sie uns ein Fax<br />

schicken oder eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter<br />

hinterlassen. Wir rufen Sie gerne zurück!<br />

Und wenn Sie einmal Zeit haben, schauen Sie doch<br />

auf eine Tasse Kaffee vorbei!<br />

„Die AIDS-Hilfe muss mittlerweile<br />

schon einen großen Spagat vollführen<br />

und ihren Schirm sehr,<br />

sehr weit aufspannen.“<br />

Ergebnisse einer Studie zu Herausforderungen<br />

der Aidshilfearbeit in Zeit<br />

der Therapierbarkeit der HIV-Infektion<br />

Vor einigen Jahren, als ich noch in der Jugendprävention<br />

der Berliner Aidshilfe tätig war, überlegten wir,<br />

wie wir in unserem Auftritt beim CSD der durch die<br />

Wahrnehmung der Behandelbarkeit einer chronischen<br />

Infektion geprägten Situation des Lebens mit HIV und<br />

Aids gerecht werden könnten. Indem wir uns für einen<br />

zweistöckigen Truck, aus dem Bereich härterer elektronischer<br />

Musik kommenden DJs, mit Piktogrammen<br />

eindeutiger Sexpraktiken und doppeldeutigen sexualisierten<br />

Präventionsslogans wie „Ficken? Aber sicher!“<br />

entschieden, wollten wir dem „neuen Aids“<br />

öffentlich Ausdruck verleihen und bei dieser Gelegenheit<br />

jene Zielgruppen ansprechen, die sich mit<br />

Aidshilfe bisher nicht identifizierten. Die Inszenierung<br />

funktionierte: Hunderte Tanzender folgten dem<br />

Wagen, auf dem, den Wägen großer Clubs ähnlich,<br />

dicht gedrängt Menschen ausgelassen feierten, die<br />

man sonst eher an dunkleren Orten in eben jenen<br />

Clubs vermutet hätte, selten nüchtern und die präventive<br />

Doppelbotschaft in unseren Slogans nicht immer<br />

ernst nehmend. Doch bei allem sichtbaren Erfolg<br />

wurde bald auch Kritik in unserem Organisationsteam<br />

laut: dass wir mit dem Auftritt unsere „traditionelle<br />

Klientel“ vergrault hätten, die, für die Aidshilfe „Heimat“<br />

war, die die Angebote aufgrund ihres Gesundheitszustandes<br />

oder ihrer sozioökonomischen Lage<br />

brauchte und nutzte und für die die programmatische<br />

Inszenierung der Leichtigkeit positiven Seins irritierend<br />

„fremd“ gewesen sein muss; und dass wir durch<br />

Verzicht auf eine explizit politische Botschaft, etwa<br />

als Kritik an fortgesetzter Stigmatisierung und problematischer<br />

Versorgungslage Positiver, der medial<br />

skandalisierten Fremdwahrnehmung einer neoliberalhedonistischen<br />

positiven Subkultur in die Hände<br />

spielten und uns dadurch die Frage gefallen lassen<br />

müssten, wozu Aidshilfe eigentlich noch gut sei, wenn<br />

es allen doch schon so gut gehe.<br />

In diesem Ereignis zeigt sich en miniature einige Herausforderungen<br />

der Aidshilfe in Zeiten der Thera-


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

pierbarkeit der HIV-Infektion: den Umgang mit zunehmend<br />

auseinander driftenden „Welten“ des Lebens<br />

mit dem Virus etwa, der zur Frage führt, wen Aidshilfe<br />

heute eigentlich noch repräsentiert, wenn ein gemeinschaftliches<br />

Bezugsgefühl als Community immer<br />

brüchiger zu werden scheint; wie der Spagat gelingt<br />

zwischen einer identitätsstiftenden Traditionsanbindung,<br />

die eine politisch aktivistische Selbsthilfebewegung<br />

in Szene zu setzen und an die Realität von<br />

AIDS zu erinnern hat, und dem Bemühen um Innovation,<br />

das sich, an aktuellen Bedarfen orientiert, neue<br />

Handlungsfelder eröffnen möchte und das „Aids“ angesichts<br />

der negativen Konnotationen vielfach eher<br />

als hinderlich dafür erachtet; und die „richtige“ Beeinflussung<br />

der öffentlichen Wahrnehmung der Erkrankung,<br />

die für die gesellschaftliche Anerkennung,<br />

politische Bedeutung und letztlich finanzielle Sicherung<br />

der Arbeit der Aidshilfe mit entscheidend ist und<br />

im Spannungsfeld zwischen Dramatisierung und Ent-<br />

Dramatisierung schwankt.<br />

Wie „die Aidshilfe“ (bzw. genauer: die einzelnen<br />

Aidshilfen vor Ort) mit diesen (und weiteren) Herausforderungen<br />

umgeht, welche Strategien sie dabei<br />

entwickelt habt und welche Zukunftsperspektiven<br />

verhandelt werden, war Gegenstand der Studie „Aidshilfe<br />

heute – und morgen?“ an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt. Denn trotz vielfacher Debatten, die sich<br />

etwa an Diagnosen der Krise von Aidshilfe festmachen,<br />

nach Wegen der Prävention in Zeiten der Chronifizierung<br />

der HIV-Infektion suchen und die Rolle<br />

ehrenamtlichen Engagements in den Blick nehmen,<br />

liegen bislang erstaunlich wenig empirische Befunde<br />

vor, die sich mit den Auswirkungen einer vor allem<br />

durch die Existenz der antiretroviralen Therapie veränderten<br />

Umwelt für die Aidshilfe als Organisation<br />

und Institution beschäftigen (für Kanada siehe z.B.<br />

die Studie von Cain, R. & Todd, S. (2009). HIV/AIDS<br />

Social Services and the Changing Treatment Context.<br />

Qualitative Social Work, 8(2), 249-265).<br />

Vor diesem Hintergrund wurden in der Studie 37 qualitative<br />

Experteninterviews mit haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen aus 18 Aidshilfe-<br />

Organisationen in Deutschland geführt, die in allen<br />

wesentlichen Bereichen der Aidshilfearbeit tätig<br />

waren. Gefragt wurde dabei unter anderem nach den<br />

aus ihrer Sicht aktuellen Herausforderungen in ihrer<br />

konkreten Arbeit wie für „die Aidshilfe“ an sich, ihre<br />

Vorstellungen zu Schwerpunkten und Zielen der Aidshilfearbeit<br />

angesichts der veränderten Therapiemöglichkeiten,<br />

die Kerninhalte einer „Aidshilfe-Identität“<br />

und die Perspektiven, wie die Aidshilfe in zehn Jahren<br />

aussehen könnte oder aufgestellt sein müsste (zur Me-<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

thodik siehe unten). Im Folgenden sollen dazu einige<br />

ausgewählte Ergebnisse vor- und mögliche Folgerungen<br />

zur Diskussion gestellt werden.<br />

Festzuhalten ist zunächst, dass in den Interviews, abgesehen<br />

von Einzelfällen, keine generalisierende Diagnose<br />

einer Krise „der Aidshilfe“ zum Ausdruck<br />

kam. Stattdessen wurde vielfach auf die aktuelle Situation<br />

als „Herausforderung“, vor denen Aidshilfe<br />

heute stehe, Bezug genommen, und diese auf spezifische<br />

Herausforderungen im Hinblick auf einzelne Arbeitsbereiche<br />

in den jeweiligen Organisationen<br />

heruntergebrochen, die es anzugehen gelte. Diese differenzierende<br />

Bezugnahme kann unter anderem als<br />

Ausdruck einer professionalisierten Sicht auf den eigenen<br />

Arbeitskontext gelesen werden. Je konkreter<br />

und kleinteiliger dabei Aidshilfe thematisiert wurde<br />

(z.B. als Aufgabe der Prävention vor Ort), desto praktikabler<br />

wurden die Herangehensweisen gesehen.<br />

Aidshilfe als „großes Ganzes“ erschien jedoch durchaus<br />

problematisch und unsicher. Das Phänomen, demzufolge<br />

mit Zunahme des institutionellen<br />

Abstraktionsgrades und der Abnahme sozialer Nähe<br />

die Problematisierung zu- und das Vertrauen in die<br />

Lösbarkeit von Herausforderungen abnimmt, ist aus<br />

anderen Bereichen (etwa der Politik, Wirtschaft, Kirche)<br />

bekannt.<br />

Die Therapierbarkeit von HIV wurde lediglich als<br />

einer von mehreren Faktoren vermittelt, die zu den<br />

Herausforderungen aktueller Aidshilfearbeit beitragen.<br />

Diese Faktoren lassen sich in HIV-bezogene<br />

(z.B. Gleichzeitigkeit von „altem“ und „neuem“ Aids<br />

durch HAART), organisationsbezogene (z.B. durch<br />

Generationenwechsel) und umweltbezogene (z.B. finanzielle<br />

durch Kürzung von Zuwendungen im sozialen<br />

Bereich) einteilen. In welchen Kombinationen<br />

und mit welcher Stärke diese Faktoren schließlich als<br />

relevante und drängende Herausforderungen für die<br />

regionalen Aidshilfen bzw. deren Arbeitsbereiche<br />

wahrgenommen wurden, war sehr unterschiedlich,<br />

was auf die Bedeutung der regionalen Umwelt der Organisation<br />

im Vergleich zur nationalen der Institution<br />

für Transformationsprozesse in der Aidshilfe hinweist.<br />

In der fast in allen Interviews nachweisbaren Betonung<br />

der Einzigartigkeit der bestimmten Aidshilfe<br />

aufgrund von Größe, Geschichte, Organisation, Finanzierungsmodell,<br />

Lage, Zielgruppen usw. spiegelt<br />

sich das wider. Zugleich erscheint die Therapierbarkeit<br />

aber querschnittlich und vermittelt alle anderen<br />

Faktoren zu beeinflussen. So dürfte in kleineren, ländlich<br />

verorteten Organisationen mit einem Schwerpunkt<br />

in Jugendprävention die Existenz von HAART<br />

eine vergleichsweise geringe inhaltliche Rolle für die<br />

7


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

pädagogisch-didaktische Arbeit zu haben, während sie<br />

etwa größere Aidshilfen, die sich maßgeblich über Zuwendungen<br />

für die Pflege finanzieren, aufgrund der<br />

Abnahme bisherigen Pflegebedarfes unter wesentlichen<br />

strukturellen Handlungsdruck setzen kann.<br />

Aus der vergleichenden Analyse der Interviews konnten<br />

vier unterschiedliche Strategien, mit der jeweils<br />

wahrgenommenen Situation umzugehen, identifiziert<br />

werden. Kontinuität wurde in Organisationen betont,<br />

in denen kein Handlungsbedarf gesehen wurde; es<br />

wurde auf permanente Anpassung an sich verändernde<br />

Situation als Charakteristik von Aidshilfe verwiesen,<br />

die im Rahmen bestehender Strukturen<br />

erfolgen würde (etwa durch Erweiterung von Angeboten);<br />

von Reformation kann gesprochen werden,<br />

wenn eine Veränderung interner Strukturen der Organisation<br />

aufgrund aktuell wahrgenommener Herausforderungen<br />

notwendig erschien (z.B. durch<br />

Umstrukturierung von Arbeitsbereichen und Änderungen<br />

von Entscheidungsabläufen); unter Innovation<br />

können Positionen gefasst werden, die eine angemessene<br />

Antwort auf die als tief greifend wahrgenommenen<br />

Herausforderungen innerhalb der organisatorischen<br />

und institutionellen Struktur nicht geleistet<br />

werden könnten (z.B. durch Neugründung oder<br />

Neuausrichtung der Organisation).<br />

Die angeführten Strategien erschienen dabei in der<br />

Regel eher reaktiv begründet und nicht pro-aktiv an<br />

einem vorab festgelegten Ziel strategisch ausgerichtet<br />

zu sein. Die skizzierten Ziele, wohin Aidshilfe sich<br />

entwickeln sollte und wie sie in zehn Jahren aussehen<br />

könnte, lagen in vier Richtungen: Aidshilfe als psychosoziale<br />

Anlaufstelle für sozioökonomisch marginalisierte<br />

Gruppen (wo insbesondere Aspekte von<br />

Armut stärker im Mittelpunkt stehen als HIV); Aidshilfe<br />

als Gesundheitszentrum, das sich an allen sexuell<br />

übertragbaren Infektionen festmacht und dadurch<br />

HIV ebenfalls in den Hintergrund treten lässt; Aidshilfe<br />

als Zentrum für homosexuelle Belange, die HIV-<br />

Prävention zentral mit einschließt, aber auch<br />

Stigmatisierung von Schwulen oder Beratungsinfrastruktur<br />

als Aspekte abdeckt; Aidshilfe als traditionelle<br />

Aidshilfe, die die bisherigen Kernthemen in<br />

möglicherweise verändertem Kontext fortsetzt.<br />

Wo sich die aktuelle sowie in die Zukunft projizierte<br />

Arbeit wesentlich um HIV drehte (z.B. in der HIV-<br />

Prävention), wurde vielfach die Bereitschaft zum Verzicht<br />

auf das „Label Aids“ angedeutet, während dort,<br />

wo HIV in der eigenen Arbeit angesichts von anderen<br />

Themen, insbesondere Armut, in den Hintergrund zu<br />

treten schien, für die programmatische Beibehaltung<br />

8<br />

von „Aids als Chiffre“ gefordert, die für das Einstehen<br />

gehen Tabuisierung, Stigmatisierung und Diskriminierung<br />

plädiert. Dies ist insofern nachvollziehbar, als<br />

im ersten Fall „Aids“ als Hinweis auf das Krankheitsbild<br />

im Kontext einer Prävention, die sich an<br />

EKAF orientiert und die Möglichkeiten eines Lebens<br />

mit HIV unter den Bedingungen von HAART als Referenzpunkt<br />

setzt, als kontraproduktiv wahrgenommen<br />

werden könnte, während im zweiten Fall eben<br />

dieses Krankheitsbild im Zusammenhang mit den sozioökonomischen<br />

und psychosozialen Lebensbedingungen,<br />

die eine regelmäßige medizinische<br />

Versorgung oft problematisch machen, weiterhin Realität<br />

ist und es um die Fortschreibung einer politischen<br />

Bedeutung von „Aids“ zur Adressierung gesellschaftlicher<br />

Ungleichheits- und Unrechtserfahrungen<br />

geht.<br />

Die Zukunftsperspektiven unterschieden sich nicht<br />

nur zwischen den untersuchten Organisationen, sondern<br />

auch innerhalb dieser. Hier treffen unterschiedliche<br />

„Welten“ aufeinander, die mit den beiden<br />

„Extremtypen“ des „engagierten Veterans“ (der sich<br />

u.a. durch starke Traditionsorientierung und persönliche<br />

Betroffenheit auszeichnet und in einer HIV-Aktivismustradition<br />

sieht) und der „jungen<br />

Professionellen“ (die eine akademisch-distanzierte<br />

Identifizierung mit Aidshilfe und Bedarfsorientierung<br />

im Arbeitsstil aufweist und in einer Menschenrechtstradition<br />

steht) beispielhaft abzeichnen und sich im<br />

Hinblick auf die Motive der Arbeit in der Aidshilfe,<br />

das Rollenverständnis und die Arbeitsweisen unterscheiden.<br />

Die vergleichende Analyse der Interviews<br />

einzelner Organisationen deuten darauf hin, dass diese<br />

organisationalen „Welten“ oft nicht vermittelt werden<br />

können, was auch in der Beobachtung, dass in Interviews<br />

viel über die Differenzen zu den je anderen<br />

„Welten“ in der Organisation (z.B. bezüglich der Zielgruppenbestimmung,<br />

des Einsatzes von Methoden,<br />

der Organisationsziele) gesprochen wurde, diese indes<br />

in der expliziten und „offiziellen“ Kommunikation in<br />

der Organisation nicht zur Sprache kamen. Für die<br />

Strukturierung von Kommunikation in Aidshilfen<br />

(„wer ‚darf’ sprechen?“ „wer wird gehört?“ „welches<br />

Gewicht hat eine Stimme?“) wesentlich erscheinen<br />

dabei die Feststellungen persönlicher „Betroffenheit“<br />

(nicht unbedingt eines positiven HIV-Status) und langer<br />

Aidshilfevergangenheit, die als ein quasi-natürlicher<br />

Autoritätswert im Diskurs funktionelle<br />

Verwendung finden können. In diesem Sinn wurde in<br />

den Interviews auf die Bedeutung eines Austausches<br />

innerhalb der „Welten“ verwiesen, die horizontal über<br />

die fachliche Vernetzung ähnlicher Arbeitsbereiche in


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

anderen regionalen Aidshilfen erfolgt, und sich als<br />

vielfach ungelöste Herausforderung der Integration in<br />

die vertikale Arbeitsstruktur in der Einzelorganisation<br />

abzeichnet.<br />

Bezogen auf die Institution der Aidshilfe in Deutschland<br />

ist über den Vergleich der Befunde der Analysen<br />

der Einzelorganisationen in der Studie kein Konsens<br />

rekonstruierbar, was die Aidshilfe „heute noch ausmacht“<br />

und „in ihrem Innersten zusammenhält“, auch<br />

nicht in Bezug auf Kernfragen, welche Bedeutung<br />

Selbsthilfe hat oder wen Aidshilfe repräsentiert. In<br />

diesem Sinn steht eine kollektive Identität von Aidshilfe,<br />

ihre Corporate Identity gegenwärtig auf dem<br />

Spiel.<br />

Insgesamt erscheint die Therapierbarkeit der HIV-Infektion<br />

in der Studie weniger als grundlegender oder<br />

auslösender Faktor einer „Krise der Aidshilfe“, sondern<br />

vielmehr als Katalysator eines Professionalisierungsdruckes,<br />

der die Aidshilfe-Organisationen seit<br />

ihrer Institutionalisierung seit Ende der 1980er Jahre<br />

begleitet. Angesichts verstärkter Veränderungsanforderung<br />

durch eine neue Umwelt, in der weitere Akteure<br />

(z.B. soziale Organisationen, Ärzt*innen)<br />

mitunter nicht mehr nur als externe Bündnispartner,<br />

sondern interne Konkurrenten um Deutungshoheit<br />

und Ressourcen auftauchen und die hegemoniale Stellung<br />

der Aidshilfe im Feld relativieren, lassen sich<br />

Tendenzen der institutionellen Normalisierung von<br />

Aidshilfe, die die medizinische und soziale Normalisierung<br />

ab- und nachbildet und sich immer schwerer<br />

an einer Besonderheit von Aids festmachen lässt,<br />

sprechen, und eine nachholende Professionalisierung<br />

in Bezug auf die Arbeitsbereiche wie die Organisationsstrukturen<br />

konstatieren, die im sozialen Sektor in<br />

Deutschland bereits seit den 1970er Jahre zu beobachten<br />

sind. Für den Umgang mit diesem Professionalisierungsdruck<br />

in den einzelnen Mitgliedsorganisationen<br />

dürften dabei die je regionalen Umwelten<br />

mit ihren unterschiedlichen Anforderungen<br />

wichtiger sein als die nationale der Institution Aidshilfe<br />

in Deutschland, die für die DAH als Dachorganisation<br />

entscheidend ist. Während damit für<br />

regionale Aidshilfen neue Bündnisse mit sozialen,<br />

medizinischen und interkulturellen Akteuren vor Ort<br />

als strategische Option erscheinen, die sie im Hinblick<br />

auf die oben skizzierten Zukunftsvorstellungen strukturell<br />

mehr oder weniger verändert, wird die Bedeutung<br />

der Dachorganisation nicht nur als Dienstleister<br />

für aktuelle Infos, Arbeitsmaterialien, Fortbildungen<br />

(unter anderem zu einem weiteren systematischen<br />

Einbezug von Armutsaspekten in die Aidshilfearbeit)<br />

usw., deutlich sondern vor allem als Moderatorin von<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

Kommunikationsprozessen, die einen horizontalen<br />

wie vertikalen Austausch und eine Vermittlung der unterschiedlichen<br />

„Welten“, Zukunftsvorstellungen und<br />

Organisationsstrategien in Szene setzen muss, um die<br />

institutionelle Grundlage von Aidshilfe als einzigartig<br />

wahrzunehmende „imagined community“ mit besonderem<br />

Identifikationswert zu sichern. Aidshilfe-<br />

Community ist damit immer weniger als gegebene<br />

Basis eines Repräsentationsanspruches zu behaupten,<br />

sondern bedarf zunehmend einer aktiven Herstellung<br />

und institutionellen Rahmung, in der Fragen nach<br />

einem Bezug zur Tradition der (zumindest westdeutschen)<br />

Aidshilfe als „grassroots movement“ im Kontext<br />

fortschreitender Professionalisierung zu lösen<br />

sind.<br />

Die Infragestellung der eigenen Grundlagen, die in<br />

selbstreflexiven (und mitunter selbstreferentiellen)<br />

Debatten zu Identitätsverlust und Zukunftsvisionen<br />

zum Ausdruck kommen, war in Aidshilfe (wie in vergleichbaren<br />

Zusammenhängen etwa in den USA oder<br />

Kanada) seit Beginn ihrer Institutionalisierung ein<br />

systemimmanenter produktiver Modus der Aushandlung<br />

von in der Institution vermittelbarer (und damit<br />

einhegbarer) Veränderung gewesen und stellte in<br />

einem Feld, in dem sie eine hegemoniale Rolle einnahm<br />

und das eine weitgehend konstante Umwelt aufwies,<br />

Kontinuität sicher. Sie ermöglichte es „Neuen“,<br />

sich durch das Einbringen von Kritik mit ihr zu identifizieren<br />

und in ihre Tradition einzuschreiben. Externe<br />

Veränderungsimpulse ergeben sich derzeit vor<br />

allem aus vier Richtungen. Erstens durch Neuzugänge<br />

als Repräsentanten einer sich verändernden Umwelt;<br />

hier scheint angesichts der Professionalisierung der<br />

Aidshilfearbeit die Rolle von Ehrenamtlichen zu diskutieren<br />

sein, die gerade im Hinblick auf identitätsstiftende<br />

Anknüpfungen an Community-, Selbsthilfeund<br />

Aktivismus-Vorstellungen der Aidshilfe bedeutsam<br />

sein können. Zweitens durch neue Organisationen<br />

im Feld, die aufgrund der Normalisierung von<br />

Aidshilfearbeit sowohl als Konkurrenten als auch<br />

mögliche lokale und regionale Bündnispartner erscheinen.<br />

Drittens durch den Austausch von organisationellen<br />

Konzepten und Handlungsstrategien in der<br />

dezentralen Vernetzung der Arbeitsbereiche, deren<br />

(An-)Eignung in der regionalen Umwelt geprüft werden<br />

muss; dafür dürfte es jedoch notwendig sein, entsprechende<br />

Kommunikationsräume zur Vermittlung<br />

der unterschiedlichen „Welten“ in den einzelnen Organisationen<br />

weiter zu entwickeln. Viertens schließlich<br />

durch das Lernen aus den Erfahrungen von<br />

Organisationen, die mit Aidshilfearbeit möglicherweise<br />

kaum etwas zu tun haben, aber in anderen Fel-<br />

9


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

dern der sozialen Arbeit auf jene Dilemmata der Professionalisierung<br />

in den vergangenen Jahrzehnten reagieren<br />

mussten, die sich in der vorliegenden Studie<br />

als aktuelle Herausforderungen von Aidshilfe heute<br />

zeigen.<br />

Methodik in Stichpunkten: Datengrundlage 37 leitfadengestütze,<br />

face-to-face und telefonisch geführte Experteninterviews<br />

mit haupt- und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter*innen aus 18 Aidshilfen (Mitgliedsorganisationen,<br />

Landesverbände, Hauptverband; Erhebungszeitraum<br />

Dez. 2011-März 2012); Sampling und<br />

Kodierung angelehnt an die Grounded Theory-Methodologie<br />

unter Einbezug von Interaktionsanalysen;<br />

interpretativer Einbezug von organisations- und professionalisierungssoziologischen<br />

Ansätzen.<br />

Herzlichen Dank an alle Befragten für die Teilnahme<br />

an der Studie und den Teilnehmer*innen des Forschungsseminars<br />

„Herausforderungen anwendungsbezogener<br />

Sozialforschung“ für ihren Beitrag zur<br />

Führung und Auswertung der Interviews sowie der<br />

Vorstellung von Teilergebnissen bei den Münchner<br />

AIDS- und Hepatitis-Tagen und der Welt-AIDS-Konferenz<br />

in Washington.<br />

Phil C. Langer<br />

10<br />

Medizin & Forschung<br />

Integrasehemmer Dolutegravir<br />

besser als Efavirenz bei<br />

unvorbehandelten Patienten<br />

Dolutegravir, ein in der Entwicklung befindlicher Integrasehemmer,<br />

erwies sich in einer 48-wöchigen Studie<br />

bei unvorbehandelten Patienten dem bisherigen<br />

„Goldstandard“ Efavirenz (Sustiva® und in Atripla®<br />

enthalten) als überlegen. Nur bei 4% der Patienten in<br />

den beiden Armen trat ein virologisches Versagen auf,<br />

aber 10% der Efavirenz-Patienten beendeten die Studie<br />

vorzeitig wegen Nebenwirkungen im Vergleich zu<br />

nur 2% der Patienten, die Dolutegravir erhielten. Dieser<br />

Unterschied erklärt auch das Ergebnis. Es gibt<br />

schon einige Studien, bei denen sich andere Wirkstoffe<br />

als „nicht unterlegen“ gegenüber Efavirenz<br />

zeigten, aber dies war das erste mal, das ein Wirkstoff<br />

tatsächlich „überlegen“ war.<br />

Bereits in einer früheren, kleineren Studie war nach<br />

48 Wochen die Ansprechrate in der Dolutegravir-<br />

Gruppe höher (87%) als in der Efavirenz-Gruppe<br />

(82%), aber es gab auch drei Fälle virologischen Versagens<br />

unter Dolutegravir und nur einen unter Efavirenz.<br />

Mäßige oder schwere Nebenwirkungen waren<br />

unter Efavirenz häufiger.<br />

Die Phase III-Studie SINGLE (doppelt blind) untersuchte<br />

833 unvorbehandelte Patienten, die entweder<br />

einmal täglich 50mg Dolutegravir und koformuliertes<br />

Abacavir und Lamivudin (Kivexa®) erhielten oder<br />

die Kombination aus Efavirenz, Tenofovir und Emtricitabine<br />

(Atripla®) einmal täglich. Es ist zwar unüblich,<br />

in einer Studie unterschiedliche<br />

Nukleosid-„Backbones“ zu verwenden (wenn nicht<br />

der Unterschied zwischen diesen das Studienziel ist),<br />

aber dies deutet darauf hin, dass der Hersteller Viiv<br />

beabsichtigt, eine fixe Kombination aus diesen Substanzen<br />

zu entwickeln. Primärer Endpunkt der Studie<br />

war der Anteil der Patienten mit einer Viruslast unter<br />

50 Kopien/ml nach 48 Wochen.<br />

Der Großteil der Studienteilnehmer war männlich<br />

(84%) und weiß (68%). Die mediane Viruslast zu<br />

Therapiebeginn lag bei etwa 50.000 Kopien/ml in beiden<br />

Studienarmen; etwa ein Drittel hatte eine Viruslast<br />

über 100.000 Kopien/ml. Die mediane<br />

CD4-Zellzahl bei Studienbeginn betrug 335/µl im Dolutegravir-Arm<br />

und 339/µl im Efavirenz-Arm.<br />

12% der Dolutegravir-Patienten beendeten die Studie<br />

vorzeitig: 2% wegen Nebenwirkungen, 3% wegen<br />

mangelnder Wirksamkeit – der Rest aus anderen<br />

Gründen. Von den Patienten, die Efavirenz erhielten,<br />

brachen 20% die Studie ab – 10% wegen Nebenwirkungen,<br />

3% wegen mangelnder Wirksamkeit.<br />

Nach 48 Wochen hatten 88% der Dolutegravir-Patienten<br />

eine Viruslast unter 50 Kopien/ml im Vergleich<br />

zu 81% der Efavirenz-Patienten. Dieser Unterschied<br />

ergab eine statistisch signifikante Überlegenheit für<br />

Dolutegravir. Auch bei Patienten mit hoher Viruslast<br />

bei Behandlungsbeginn (höher als 100.000 Kopien/ml)<br />

hatten mehr Patienten unter Dolutegravir<br />

einen Behandlungserfolg (83% versus 76%).<br />

Im Efavirenz-Arm gab es zwei Todesfälle, die aber<br />

nicht mit der Studienmedikation in Zusammenhang<br />

standen.


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Ein Arzt, der nicht an der Studie teilnahm, bemerkte<br />

bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Abbruchraten<br />

unter Atripla® in dieser Studie höher<br />

waren als in anderen. Genau die waren es aber, die die<br />

statistisch signifikante Überlegenheit für Dolutegravir<br />

ergaben.<br />

Quellen:<br />

- Zusammenfassung von Mark Mascolini auf<br />

www.natap.org<br />

- Walmsley S, Antela A, Clumeck N, et al. Dolutegravir<br />

(DTG; S/GSK1349572) + abacavir/lamivudine<br />

once daily statistically superior to<br />

tenofovir/emtricitabine/efavirenz: 48-week results—<br />

SINGLE (ING114467). 52nd Interscience Conference<br />

on Antimicrobials and Chemotherapy<br />

(ICAAC). September 9-12, 2012. San Francisco.<br />

Abstract H-556b.?<br />

- van Lunzen J, Maggiolo F, Arribas JR, et al. Once<br />

daily dolutegravir (S/GSK1349572) in combination<br />

therapy in antiretroviral-naive adults with HIV:<br />

planned interim 48 week results from SPRING-1, a<br />

dose-ranging, randomised, phase 2b trial. Lancet<br />

Infect Dis. 2012;12:111-118.<br />

Kommentar von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong>:<br />

Inzwischen wird immer deutlicher, dass bei den heutigen<br />

Kombinationen hinsichtlich der Wirksamkeit das<br />

Ende der Fahnenstange erreicht ist. Mehr geht einfach<br />

nicht und eine 100%ige Wirksamkeit kann es<br />

wegen der Adhärenzproblematik nicht geben. In zukünftigen<br />

Studien werden immer mehr Verträglichkeit<br />

und Einfachheit der Anwendung im Vordergrund stehen.<br />

Es ist aber beruhigend zu wissen, dass es Alternativen<br />

zum bisherigen „Goldstandard“ Efavirenz<br />

gibt, der gerade wegen möglicher neurotoxischer Wirkungen<br />

unter Beschuss gerät (siehe Bericht in dieser<br />

Ausgabe).<br />

Dolutegravir ist inzwischen für Patienten mit eingeschränkten<br />

Therapieoptionen im Rahmen eines<br />

„Compassionate Use“-Programms verfügbar. Nähere<br />

<strong>Information</strong>en dazu gibt es auf der Webseite:<br />

http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/1_vorDer-<br />

Zul/compUse/compUse-node.html<br />

S. Schwarze<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

Zulassung von Stribild<br />

in den USA<br />

Am 27. August 2012 hat die US-amerikanischen Zulassungsbehörde<br />

FDA ein neues HIV-Kombinationspräparat<br />

mit dem Handelsnamen Stribild<br />

zugelassen. Stribild besteht aus dem Integrasehemmer<br />

Elvitegravir, dem neuartigen Booster Cobicistat<br />

sowie den beiden Nukleosid- bzw. Nukleotidanaloga<br />

Tenofovir und Emtricitabine. In den bisherigen Studien<br />

war diese Kombination unter der Bezeichnung<br />

„QUAD“ bekannt. Die empfohlene Dosis ist eine Tablette<br />

einmal täglich.<br />

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Stribild wurde<br />

in zwei Studien an 1.408 unvorbehandelten, erwachsenen<br />

HIV-Patienten einmal mit Atripla® verglichen<br />

(einer Kombination aus dem NNRTI Efavirenz sowie<br />

Tenofovir und Emtricitabine), in der anderen Studie<br />

war der Vergleichspartner eine Kombination aus dem<br />

mit Ritonavir geboostetem Proteasehemmer Reyataz®<br />

(Atazanavir) und Truvada® (Tenofovir/Emtricitabine).<br />

88 bis 90% der Patienten, die Stribild<br />

erhielten, hatten nach 48 Wochen eine Viruslast unter<br />

der Nachweisgrenze im Vergleich zu 84% (Atripla®)<br />

bzw. 87% (Reyataz®/r+Truvada®).<br />

Wie auch bei anderen Integrasehemmer-basierten<br />

Kombinationen fiel die Viruslast unter einer Behandlung<br />

mit Stribild deutlich schneller ab als unter den<br />

Vergleichsregimes.<br />

Häufige Nebenwirkungen in den Studien waren Übelkeit<br />

und Durchfall. Schwere Nebenwirkungen waren<br />

Nierenprobleme, Verringerung der Knochendichte,<br />

Fettumverteilung und Immunrekonstitutionssyndrom.<br />

Bei Patienten mit einer berechneten Kreatininclearance<br />

von weniger als 70 ml/min sollte Stribild<br />

nicht eingesetzt werden.<br />

Aufgrund des enthaltenen Boosters Cobicistat sind<br />

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu erwarten,<br />

vor allem, wenn diese in der Leber über das<br />

Cytochrom 3A abgebaut werden. Medikamente, die<br />

dieses Enzymsystem induzieren, können die Wirksamkeit<br />

von Stribild verringern.<br />

In den USA wurde Gilead, der Hersteller von<br />

Stribild, schon für den hohen Preis kritisiert (28.500<br />

US$ pro Jahr - es machte schon der Witz die Runde,<br />

11


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

der Name „Stribild“ käme von „strive to build profits“<br />

– also etwa „versuch soviel Kohle zu machen wie<br />

möglich“). Es wird befürchtet, dass, wegen der Verfügbarkeit<br />

günstigerer Alternativen, Stribild nur bei<br />

sehr wenigen Patienten als Ersttherapie eingesetzt<br />

werden kann. Mit der Zulassung dieser neuen Kombination<br />

in den Ländern der EU wird gegen Ende des<br />

Jahres gerechnet.<br />

Quelle:<br />

FDA-Newsserver<br />

S. Schwarze<br />

12<br />

Neue Studie mit Vacc-4x und<br />

Revlimid®<br />

Der HIV-Impfstoffkandidat Vacc-4x der norwegischen<br />

Biotech-Firma Bionor konnte in einer ersten,<br />

kleinen Studie die Viruslast im Vergleich zu Plazebo<br />

zwar nicht dramatisch, aber immerhin statistisch signifikant<br />

senken. Außerdem konnte gezeigt werden,<br />

dass die „Qualität“ der Immunantwort verändert worden<br />

war.<br />

Nun soll in einem nächsten Schritt versucht werden,<br />

durch eine Modulation des Immunsystems mit Revlimid®<br />

(einem Wirkstoff, den man bereits in der Krebsbehandlung<br />

verwendet) die Immunantwort weiter zu<br />

verbessern. Dazu sollen 24 Patienten, die eine stabile<br />

antiretrovirale Therapie erhalten und eine Helferzellzahl<br />

zwischen 250 und 500/µl haben, über 26 Wochen<br />

zusätzlich Vacc-4x und Revlimid® oder Plazebo erhalten.<br />

Man hofft, dass sich durch die experimentelle Behandlung<br />

die Helferzellzahlen von Patienten, die bisher<br />

nur unzureichend auf die Behandlung ansprachen,<br />

deutlich verbessern. Solche „immunologische Non-<br />

Responder“ sind immer noch ein Problemfall, da bei<br />

ihnen langfristig das Risiko für HIV-bedingte Komplikationen<br />

erhöht ist.<br />

Die Studie läuft in Deutschland an den Unikliniken in<br />

Eppendorf (Hamburg) und Köln sowie am Vivantes<br />

Klinikum Berlin und an der Charité Berlin.<br />

Quelle: Pressemitteilung Bionor<br />

S. Schwarze<br />

Grundlegend & Wissenswert<br />

Vitamin B12 kann Ansprechraten<br />

bei Hepatitis C-Therapie<br />

verbessern<br />

Die Therapie der Hepatitis C hat sich durch die Einführung<br />

der HepC-Proteasehemmer hinsichtlich der<br />

Ansprechraten verbessert – aber in Bezug auf die<br />

Neben- und Wechselwirkungen wurde sie noch problematischer.<br />

Nun gibt es schon die zweite Publikation,<br />

die darauf hindeutet, dass sich auch mit weniger<br />

drastischen Mitteln die Ansprechraten verbessern lassen.<br />

Eine italienische Arbeitsgruppe berichtet über einen<br />

besseren Therapieerfolg bei chronischer Hepatitis C<br />

durch die Gabe von Vitamin B12. 94 Patienten mit<br />

chronischer Hepatitis C erhielten entweder die Standardbehandlung<br />

(pegyliertes Interferon und Ribavirin)<br />

oder die Standardbehandlung und zusätzlich<br />

5.000 µg Vitamin B12 i.m. alle 4 Wochen. Beide Behandlungsgruppen<br />

waren hinsichtlich der Verteilung<br />

der Genotypen (68% Genotyp 1, 28% Genotyp 2), Leberfibrosegrad<br />

und IL-28B-Polymorphismus vergleichbar.<br />

Sechs Monate nach Therapieende hatten 22% der herkömmlich<br />

behandelten Patienten eine nicht nachweisbare<br />

HC-Viruslast im Vergleich zu 63% der<br />

Patienten, die zusätzlich Vitamin B12 erhalten hatten.<br />

Insbesondere Patienten mit hoher Ausgangsviruslast<br />

(> 500.000 IU/l) profitierten (SVR-Rate 70% vs.<br />

32%). Dies sind Verbesserungen in einer Größenordnung,<br />

wie sie auch durch die Proteasehemmer erzielbar<br />

sind – allerdings bei viel niedrigeren Kosten und<br />

deutlich besserer Verträglichkeit.<br />

Zwar ist die Anzahl der Patienten vergleichsweise<br />

klein und die Studie war auch nicht verblindet. Doch<br />

Vitamin B12 ist günstig und schadet auch nicht –<br />

einen Versuch ist es allemal wert. Dies ist übrigens<br />

bereits die zweite Studie, die einen günstigen Effekt<br />

eines Vitamins auf die Heilung einer chronischen Hepatitis<br />

C fand. Bereits letztes Jahr berichteten wir über<br />

eine israelische Studie, in der deutlich verbesserte


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Heilungsraten durch die Gabe von Vitamin D (20.000<br />

bis 40.000 IU/Woche) beobachtet wurden.<br />

Quelle: Rocco A et al.: „Vitamin B12 supplementation improves<br />

rates of sustained viral response in patients chronically<br />

infected with hepatitis C virus”, Gut. 2012 Jul 17.<br />

[Epub ahead of print]<br />

S. Schwarze<br />

Leben mit HIV<br />

Adhärenzförderung<br />

durch Verblisterung<br />

Eine erfolgreiche HIV Therapie hängt neben der richtigen<br />

individuellen Therapie vor allem von der regelmäßigen<br />

Einnahme der Medikamente ab. Das fällt<br />

dem einen leichter, dem anderen schwerer. Jeder Patient<br />

verfolgt seine individuelle Strategie, um das Ziel<br />

einer hohen Therapietreue zu erreichen. Bei Schwierigkeiten<br />

können Arzt, Apotheker und Freunde helfend<br />

eingreifen. Neben den bewährten Methoden wie<br />

Wecker stellen, Umpacken der Tabletten, Nutzen von<br />

Einnahmehilfen, gibt es eine weitere Methode dieses<br />

Ziel zu erreichen: Die Verblisterung der Tabletten.<br />

Bei diesem Verfahren werden die Tabletten automatisiert<br />

in Tüten zusammengepackt- verblistert. Dies geschieht<br />

unter Reinraumbedingungen, ähnlich wie bei<br />

der Herstellung der Tabletten. Auch haftungsrechtlich<br />

werden an die Herstellungsbetriebe die gleichen<br />

Anforderungen gestellt.<br />

Das Herzstück der patientenindividuellen Verblisterung<br />

ist der Blisterautomat, eine Art Turm, in dessen<br />

Fächern zeitgleich Kassetten mit bis zu 400 verschiedenen<br />

Medikamente eingesetzt werden können. Das<br />

System wird mit einer speziellen Software gesteuert,<br />

welche die Aufträge der Apotheken mit den für jeden<br />

Patienten verordneten Medikamentendosen verarbeitet.<br />

Jede einzelne Kassette funktioniert wie ein Trichter,<br />

an dessen unterem Ende ein Dosierspender immer<br />

exakt die geforderte Zahl an Tabletten freigibt.<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

Die Blistereinheit schweißt dann die einzelnen Tagesrationen<br />

in durchsichtige kleine Beutel ein, auf<br />

denen wischfest alle nötigen und vorgeschriebenen <strong>Information</strong>en<br />

aufgedruckt sind.<br />

Im Anschluss läuft der komplette Beutelstrang durch<br />

eine Optische Kontrolleinheit (TIS), die alle Tabletten<br />

vermisst und ein Foto von jedem Beutel macht.<br />

Alles zusammen ergibt ein äußerst sicheres und transparentes<br />

System zur Unterstützung des Patienten bei<br />

der dauerhaften Therapie.<br />

Den Blisterstrang kann der Patient dann für den jeweiligen<br />

individuellen Zeitraum aufteilen, sei es für<br />

das Büro, eine mehrtägige Geschäftsreise oder für den<br />

Urlaub. Da alle Zeiten hintereinander im Strang aufgereiht<br />

sind, fällt somit sofort auf, wenn eine Einnahme<br />

vergessen wurde. Unsicherheiten, wie: „hab<br />

ich, oder hab ich nicht ...“ gehören somit der Vergangenheit<br />

an.<br />

Durch die Verblisterung hat der Patient die Vorteile,<br />

wie bei einer selbstgestellten Wochenration. Nur er<br />

muss nicht die Zeit und Konzentration aufbringen das<br />

ganze richtig vorzubereiten. Darüber hinaus ist die Sicherheit<br />

der Dauermedikation bezüglich Wechselwirkungen<br />

für den Patienten noch stärker gegeben, da die<br />

komplette Medikation von Pharmazeuten in seiner<br />

Apotheke auf Interaktionen geprüft werden kann. Gerade<br />

bei schwierigen äußeren Bedingungen, wie<br />

Feuchtigkeit, sind die Tabletten optimal geschützt und<br />

leicht zu transportieren. Auch die teilweisen großen<br />

Packungsberge der unterschiedlichen Arzneimittel gehören<br />

für den Patienten der Vergangenheit an. Durch<br />

die individuell zusammengestellte Therapie, erhält er<br />

seine gesamte Dauermedikation in einem praktischen<br />

Spender.<br />

Diese Hilfestellung bei der Einnahme der Therapie<br />

eignet sich nicht nur für Patienten mit krankheitsbedingten<br />

Schwierigkeiten, sondern kann als Hilfestellung<br />

bei Arbeit und Urlaub, wenn es auf eine einfache,<br />

sichere und diskrete Verpackung ankommt, dienen.<br />

Zudem kann die Verblisterung je nach Bedarf für<br />

kurze, wie für lange Zeiträume genutzt werden.<br />

Eine verblisterte Therapie kann einfach über die<br />

Stammapotheke vor Ort bezogen werden. So hat der<br />

Patient in seiner Apotheke seinen gewohnten Ansprechpartner<br />

und muss sich nicht umstellen.<br />

Zur <strong>Information</strong> wie die Blister von der Stammapotheke<br />

bezogen werden können, kann die DAHKA<br />

kontaktiert werden.<br />

www.dahka.de<br />

E. Tenberken<br />

13


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

14<br />

Politik & Soziales<br />

Papierkram statt Patienten<br />

Reportage über Bürokratie<br />

im Gesundheitswesen<br />

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender „tagesschau24“<br />

rückte am 20. August 2012 in seinem<br />

Abendprogramm ausführlich in den Mittelpunkt, was<br />

Patienten und Ärzte seit geraumer Zeit belastet: Die<br />

überbordende Bürokratie des deutschen Gesundheitswesens.<br />

In einer Reportage der Reihe „exakt“ ging es<br />

um „Papierkram statt Patienten - Wenn für die Gesundheit<br />

keine Zeit bleibt“.<br />

Jeder vierte Euro fließt demnach in die Verwaltung.<br />

Kliniken und Krankenhäuser klagen darüber, dass ein<br />

Viertel ihrer Arbeitszeit für Dokumentation, Codierung<br />

und Abrechnung verwendet wird. Auch für jede<br />

Arztpraxis nimmt der Schreibkram kontinuierlich zu,<br />

so die exemplarische Aussage der Hausärztin Heidrun<br />

Bauer, die nach ihrer Sprechstunde sowie nach diversen<br />

Hausbesuchen noch mehrere abendliche Stunden<br />

für Fragebögen und Formulare der Gesetzlichen Kassen<br />

aufwenden muss. Und Apotheker sollten Fachjuristen<br />

sein, um im Dschungel der Vereinbarungen und<br />

Regelwerke noch zu überleben.<br />

Kliniken, Apotheken und Ärzte, sie leiden gleichermaßen<br />

unter der gesetzlich verordneten Evaluierung<br />

des deutschen Gesundheitssystems, das seit knapp<br />

zehn Jahren mit allerlei Kontrollmechanismen vor<br />

Missbrauch und Überteuerung geschützt werden soll.<br />

Letztlich führt die Evaluierung jedoch dazu, dass<br />

nicht jede Leistung wie früher automatisch übernommen<br />

wird, sondern deren Auszahlung verzögert oder<br />

gar verweigert wird. Die Kassen sparen Geld. Krankenhäuser,<br />

Apotheker oder Ärzte bleiben auf Kosten<br />

sitzen.<br />

In der Sendung kamen auch zahlreiche Patienten zu<br />

Wort, die von der neu eingeführten Bürokratie ebenso<br />

betroffen sind, die zum Beispiel erst einen Antrag ausfüllen<br />

müssen, um dann einen Kurantrag stellen zu<br />

dürfen, deren Anfragen zur Kostenübernahme mehrfach<br />

hinterfragt und ewig hinausgezögert werden,<br />

denen sogar fachärztliche verordnete Hilfsmittel wie<br />

Rollstuhl und Hebebühne komplett verweigert wurden.<br />

Einen Widerspruch einzulegen gehört mittlerweile<br />

zum Alltag des Patienten, bleibt aber in der<br />

Regel erfolglos. Die Zahl der Klagen gegen die Gesetzlichen<br />

Krankenkassen nimmt kontinuierlich zu.<br />

Der Jurist Michael Morgenroth bestätigt in der Reportage,<br />

dass allein in Thüringen über eintausend Verfahren<br />

jährlich eröffnet werden, von denen die Kassen<br />

viele verlieren, was aber „immer noch billiger ist“, so<br />

Morgenroth, als von vorneherein alle Anträge zu übernehmen<br />

und alle „Verordnungen zu zahlen“.<br />

Geht es also nicht nur um Evaluierung? Verfolgen die<br />

Kassen eine Zermürbungstaktik, eine neue Methode,<br />

nämlich die der pauschalen Erst- und Zweitabsage,<br />

der gezielten Verzögerung, so fragt „exakt“ den Gesundheitswissenschaftler<br />

Gerd Glaeske von der Universität<br />

Bremen. Doch der winkt ab und lässt<br />

allerhöchstens gelten, dass „manche Kassen subkutan<br />

die Strategie des Kassenwechsels verfolgen, aber das<br />

lässt sich nicht verallgemeinern“. Glaeske erklärt Bürokratie<br />

und Absagen mit der neuen Gesetzeslage, die<br />

erstmals alle Gesetzlichen Kassen in die Pflicht<br />

nimmt, Missbrauch zu verhindern und Fehlbehandlungen<br />

einzudämmen. Dafür fehlen aber die richtigen<br />

Hilfsmittel. Nur wenige hundert Kontrolleure stehen<br />

den Kassen zur Verfügung. Die decken zwar jährlich<br />

Missbrauchsfälle im Wert von zehn Milliarden Euro<br />

auf, doch Glaeske vermutet ein wesentlich höheres<br />

Korruptionsvolumen. Manches sei deshalb notwendig,<br />

zum Beispiel eben die 2004 eingeführte Dokumentation<br />

von Verschreibung und Arzneimittel, um<br />

„nachträglich Über-, Unter- und Fehlversorgungen beurteilen<br />

zu können“. Manches sei dabei allerdings<br />

„nicht patientenorientiert“, so Glaeske, der in diesem<br />

Zusammenhang betont, dass eine Krankenkasse zuerst<br />

einmal die Aufgabe habe, Wohl und Gesundheit<br />

des Patienten zu gewährleisten.<br />

In der Reportage kam viel dieser nicht patientenorientierten<br />

Bürokratie zur Sprache. So beklagte ein Epileptiker<br />

die alljährliche Chronikerbescheinigung, die<br />

dem Antrag auf Rücküberweisung zu viel entrichteter<br />

Zuzahlungen beigelegt werden muss, die aber eigentlich<br />

überflüssig sei, da seine Erkrankung<br />

schließlich unheilbar und deshalb dauerhaft sei. Auch<br />

hier trägt der Gesetzgeber Schuld. Er schreibt die alljährliche<br />

Chronikerbescheinigung vor und befördert<br />

damit die Bürokratieflut. So wächst für chronisch<br />

Kranke wie Epileptiker, Diabetiker oder Positive der<br />

überflüssige, zeitraubende Papierkram. Auch der Behindertenstatus,<br />

obwohl unbefristet gültig, muss all-


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

jährlich neu bestätigt werden, ebenso jedes einzelne<br />

Einkommensverhältnis. Wer das schnell erledigt, kann<br />

sich im laufenden Jahr befreien lassen, wer jedoch –<br />

wie viele Rentner oder Freiberufler - komplizierte<br />

Einkommensverhältnisse hat, bekommt keine Befreiung,<br />

muss also zinslos in Vorleistung gehen und<br />

manchmal Jahre auf die rechtlich gesicherte Rückzahlung<br />

warten.<br />

Der Gesetzgeber, so scheint es, hat die Flut der bürokratischen<br />

Maßnahmen bewusst eingeleitet. Er duldet<br />

die - unnachweisbare - Methode der Verzögerung<br />

sowie der Erst- und Zweitabsage. Alles spült letztlich<br />

Geld in die Kassen der Kassen. Abhilfe ist deshalb<br />

nicht zu erwarten.<br />

Hilfen, darauf wies die Reportage abschließend hin,<br />

können in diesem Gesamtzusammenhang nur<br />

Schlichtungsstellen der Ärztekammern, Patientenberatungsstellen<br />

oder Selbsthilfegruppen anbieten.<br />

Deren Arbeit ist wichtiger denn je. Ein Internetportal<br />

der „Stiftung Warentest“ informiert über die Unterschiede<br />

der Gesetzlichen Krankenkassen. Doch was<br />

hilft’s? Diese werden nicht ändern, was Geld bringt.<br />

Und der Gesetzgeber wird nicht verbessern, was Geld<br />

spart – zu Lasten der Ärzte, Apotheker, Kliniken und<br />

Patienten. Es war nur eine kleine Reportage. Sie wird<br />

hoffentlich eine dringend notwendige Diskussion über<br />

Sinn und Unsinn von Bürokratie und Evaluierung im<br />

deutschen Gesundheitswesen anstoßen.<br />

Stefan Boes<br />

Nachrichten aus der Rechts- und<br />

Sozialpolitik<br />

Behinderung – Gleichstellung –<br />

Jugendarbeitslosigkeit – Diskriminierung –<br />

Pflegereform – Regelsatz und Minijobs –<br />

Altersarmut und Zuschussrente<br />

Eine plötzlich auftretende Behinderung am Arbeitsplatz<br />

führt einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts<br />

Köln nach zu einem Anspruch auf Versetzung,<br />

sofern der Arbeitnehmer die bisherige Tätigkeit nicht<br />

mehr ausüben kann. Der Arbeitgeber muss dann alle<br />

Möglichkeiten ausschöpfen, einen anderen, behindertengerechten<br />

Arbeitsplatz anzubieten. Kommt er dem<br />

nicht nach, hat der behinderte Arbeitnehmer Anrecht<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

auf Schadensersatz. In dem vorliegenden Fall ging es<br />

um einen Flugzeugabfertiger, bei dem eine Schwerbehinderung<br />

von dreißig Prozent festgestellt wurde.<br />

Der Arbeitnehmer verlangte einen Wechsel in den<br />

körperlich leichteren Fracht- und Gepäckdienst ohne<br />

Nachtschicht. Auf die wegweisende Entscheidung des<br />

Kölner Landesgerichts wies der Deutsche Anwaltsverein<br />

hin. (Az.: 2 Sa 1276/10)<br />

*****<br />

Das Bundesverfassungsgericht erklärte es für verfassungswidrig,<br />

dass Eingetragene Lebenspartnerschaften<br />

gegenüber der Ehe bei der Grunderwerbsteuer<br />

nicht von Beginn an eine Gleichstellung erfahren<br />

haben, sondern erst Ende 2010. Die Steuerbefreiung<br />

muss auch für Altfälle gelten, so das Gericht, das<br />

damit tief in das deutsche Finanzrecht eingreift. Ehe<br />

und Eingetragene Lebenspartnerschaften steuerrechtlich<br />

gleich zu behandeln scheiterte bislang am geschlossenen<br />

Widerstand der Unionsparteien und der<br />

Liberalen. Nun gibt das Bundesverfassungsgericht der<br />

Bundesregierung bis Ende 2012 Zeit für eine gesetzliche<br />

Neuregelung. (Az.: 1 BvL 16/1)<br />

*****<br />

Laut Eurostat weist Deutschland innerhalb der Europäischen<br />

Union die niedrigste Quote erwerbsloser Jugendlicher<br />

zwischen 15 und 24 Jahren auf. Im Juni<br />

2012 blieben insgesamt 350.000 Jugendliche beziehungsweise<br />

7,9 Prozent ohne Arbeit. Das sind zwar<br />

1,4 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs,<br />

doch bildet die Bundesrepublik nach wie vor das<br />

Schlusslicht der statistischen Erhebung. Die Jugendarbeitslosigkeit<br />

beträgt in allen Staaten der Europäischen<br />

Union durchschnittlich 22,6 Prozent.<br />

*****<br />

Das Bundesarbeitsgericht stellte klar, ein Arbeitgeber<br />

müsse bei einer diskriminierenden Stellenanzeige<br />

auch dann Entschädigung zahlen, wenn es zu keiner<br />

Einstellung kommt. Die Klage hatte ein 1956 geborener<br />

Mann erhoben, die Stellenausschreibung bezog<br />

sich auf einen freiberuflichen Mitarbeiter zwischen 25<br />

und 35 Jahren. Nach der Ablehnung seiner Bewerbung<br />

forderte er wegen Diskriminierung eine Entschädigung.<br />

Nun wird auf Grund des Urteils geprüft,<br />

ob er „objektiv geeignet“ ist, so das Gericht. (Az.: 8<br />

AZR 285/11)<br />

*****<br />

15


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Die Pflegereform wurde vom Bundesrat gebilligt, sie<br />

kann in Kraft treten. Der Beitragssatz zur gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung steigt von 1,95 auf 2,05 Prozent,<br />

bei Kinderlosen auf 2,3 Prozent. Zusatzversicherungen<br />

werden steuerlich gefördert; wer zum Beispiel<br />

zehn Euro einzahlt, bekommt fünf Euro dazu. Zeitlich<br />

begrenzt erhalten Pflege-WGs einen Zuschuss von<br />

10.000 Euro. Außerdem verbessert die Pflegereform<br />

die Situation der Altersverwirrten und Demenzkranken.<br />

Für sie gibt es in Zukunft eine Pflegestufe 0 mit<br />

einem Pflegegeld von monatlich 120 Euro. In den<br />

Pflegestufen I und II wird für sie das Pflegegeld und<br />

der Satz für Hilfsdienste erhöht.<br />

16<br />

*****<br />

Der Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger wird ab 1. Januar<br />

2013 wahrscheinlich 382 Euro betragen. Das entschied<br />

das Bundeskabinett auf Grund aktueller<br />

Berechnungen. Auch die Einkommensgrenze für<br />

Minijobs soll um 50 Euro auf 450 Euro angehoben<br />

werden. Der Bundesrat muss noch zustimmen.<br />

*****<br />

Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung<br />

zeichnet ein vielschichtiges Bild. Die Zahl der<br />

Langzeitsarbeitslosen ist demnach seit 2007 kontinuierlich<br />

auf 1,06 Millionen im Jahresschnitt gesunken,<br />

die der atypischen Beschäftigungen seit zehn Jahren<br />

von 20 auf 25 Prozent des Arbeitsmarkts gestiegen.<br />

Gleichzeitig sind derzeit nur 2,45 Prozent der über 65-<br />

Jährigen auf die staatliche Grundsicherung angewiesen.<br />

Die Altersarmut wird sich jedoch bis 2030<br />

erhöhen; dann werden es gut ein Drittel der Beschäftigten<br />

sein. Das Bundesarbeitsministerium erarbeitet<br />

nun das Modell einer Zuschussrente.<br />

Stefan Boes<br />

Deutschland verlässt<br />

Pompidou Gruppe!<br />

Einmal mehr zeigt es sich, dass sich die Bundesregierung<br />

aus globaler Verantwortung und Arbeitszusammenhängen<br />

zurückzieht. Nachdem in den<br />

vergangenen Jahren der Global Fonds, durch den mit<br />

Teppicheinkäufen beschäftigten Bundesentwick-<br />

lungsminister Niebel, erheblich geschädigt wurde,<br />

trifft es dieses Mal die internationale Kooperation in<br />

Drogen- und Gesundheitspolitik. Wie erst jetzt bekannt<br />

wird hat sich die Bundesregierung aus der Pompidou<br />

Gruppe des Europarates zurückgezogen.<br />

Ein gut gehütetes Geheimnis der Bundesregierung<br />

Der Rückzug ist bisher ein gut gehütetes Geheimnis<br />

der Bundesregierung. Über die Beweggründe des<br />

Ausstiegs ist wenig bekannt, offizielle Statements<br />

dazu gibt es nicht. Dass sich sogar die Drogenbeauftragte<br />

Mechthild Dyckmans an dieser Geheimniskrämerei<br />

beteiligt, ist mehr als ärgerlich. Der Ausstieg<br />

erfolgte während der Amtszeit von Frau Dyckmans,<br />

die Aufgabe einer Drogenbeauftragten sollte es eigentlich<br />

sein, die Bevölkerung über Entwicklungen<br />

der Drogenpolitik in der Bundesregierung zu informieren.<br />

Offene Fragen<br />

Das Schweigen der Bundesregierung eröffnet Raum<br />

für Fragen und Spekulation: Geht es einfach nur<br />

darum Geld einzusparen, ohne dabei zu genau zu prüfen,<br />

was weggestrichen wird? Sind die drogenpolitischen<br />

Ansätze der Pompidou Gruppe der<br />

Bundesregierung zu progressiv? Verfolgt die Bundesregierung<br />

wieder einmal den Ausbau einseitiger Beziehungen<br />

anstatt die Wahrnehmung gemeinsamer<br />

Verpflichtungen, eine Begründung, die auch in Bezug<br />

auf die geplante Kürzungen der Zahlungen an den<br />

Globalen Fonds herhalten musste?<br />

Hintergrund<br />

Die Pompidou Gruppe wurde 1971 im Rahmen des<br />

Europarates auf Initiative des damaligen französischen<br />

Präsidenten Georges Pompidou gegründet.<br />

Deutschland gehörte neben Frankreich, Belgien, Italien,<br />

Luxemburg, den Niederlanden und Großbritannien<br />

zu den Gründungsmitgliedern. 1981 wurde die<br />

Pompidou Gruppe in den Europarat integriert und<br />

steht somit, als einzige Regierungsorganisation in<br />

Europa, für die Förderung von Menschenrechten, Demokratie<br />

und Rechtstaatlichkeit im Bereich Drogenpolitik.<br />

Ziel der Organisation ist die Förderung der<br />

Kooperation in der Bekämpfung des Drogenmissbrauchs,<br />

des illegalen Drogenhandels und die Förderung<br />

der Prävention. Zusammengeführt werden sollen<br />

Wissenschaft, Politik und Praxis.<br />

Die Pompidou Gruppe vertritt einen integrierenden<br />

Ansatz der Drogenpolitik, der sowohl illegale als auch<br />

legale Drogen einbezieht. Im Vordergrund des Netzwerkes<br />

stehen nicht, wie vielfach üblich, ordnungspolitische<br />

oder strafrechtlichen Aspekte, sondern


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Grundsätze der Gesundheitsförderung, der Schadensminimierung<br />

und der Suchtprävention.<br />

Die Einbeziehung von zivilgesellschaftlichen Organisationen,<br />

NGOs, als auch Drogenkonsum erfahrener<br />

Menschen ist ständiger Bestandteil der Arbeit der<br />

Gruppe. Das Netzwerk hat durch seine „Politik auf<br />

Augenhöhe“ eine besondere Funktion als Schnittstelle<br />

zwischen Zivilgesellschaft und Politik.<br />

Das Programm der Pompidou Gruppe verbindet Forschung,<br />

Praxis und Politik. Drogenpolitik sollte auf<br />

der Basis von Forschungsergebnissen erfolgen und<br />

sich an praktische Realitäten anpassen. Das Netzwerk<br />

bietet ein Forum für den dazu nötigen Austausch.<br />

Durch den Ausstieg werden Deutschlands Beziehungen<br />

zu Forschern und Politikern im Drogenbereich<br />

geschwächt - erhebliche Auswirkungen auf den internen<br />

fachlichen Diskurs sind zu erwarten.<br />

Heute sind 37 Staaten des derzeit 47 Staaten umfassenden<br />

Europarates Mitglieder der Gruppe. In den<br />

vergangenen Monaten sind vier neue Staaten beigetreten:<br />

Mazedonien, Montenegro, Serbien und die Republik<br />

Moldau. Weitere Staaten, darunter Israel,<br />

Albanien und die Ukraine führen momentan Beitrittsverhandlungen.<br />

Neben Deutschland sind auch<br />

Großbritannien und Dänemark ausgestiegen: handelt<br />

es sich dabei um ein abgestimmtes Vorgehen?<br />

Deutschland galt im Netzwerk als verlässlicher<br />

Partner<br />

Deutschland ist Mitglied des Europarats und vertritt<br />

dessen Werte. Der Rückzug aus dem Netzwerk kann<br />

deshalb durchaus als Rückschritt im Bereich einer an<br />

den Menschenrechten orientierten Drogenpolitik gewertet<br />

werden. Die Folgen des Austritts bedeuten<br />

nicht nur einen Imageverlust für Deutschland, sondern<br />

schwächen auch die Entwicklung humaner drogenpolitischer<br />

Strategien in Europa.<br />

Bisher galt Deutschland vor allem für die Partner in<br />

Osteuropa und im Mittelmeerraum in Bezug auf den<br />

Wissensaustausch und die Etablierung von „Best<br />

Practice“ Beispielen in den Bereichen Drogentherapie,<br />

der Entwicklung von Präventionskampagnen, den<br />

Maßnahmen zur Schadensminimierung (Harm Reduction),<br />

aber auch hinsichtlich der Behandlung von<br />

ethischen Fragen und Fragen der Menschenrechte als<br />

Referenzland. Deutschland verliert durch den Ausstieg<br />

aus der Pompidou Gruppe an internationalem<br />

Profil.<br />

Desinteresse gegenüber früheren Partnern<br />

Die Organisation bietet weiterhin die einzige pan-europäische<br />

Plattform für Drogenpolitik, in dem Nicht-<br />

EU Mitgliedstaaten, wie Russland und die Türkei<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

vollwertige Partnern sind, darüber hinaus können<br />

auch Staaten außerhalb Europas aufgenommen werden.<br />

Der Austritt aus dem Netzwerk könnte auch als<br />

Desinteresse Deutschlands an Russland und die Türkei<br />

interpretiert werden, was hinsichtlich der Drogenund<br />

Präventionspolitischen Situation und der Menschenrechtslage<br />

in diesen Ländern besonders dramatisch<br />

wäre.<br />

Die Zusammenarbeit mit Ost und Süd-Osteuropa<br />

ist gefährdet<br />

Als Mitglied der Pompidou Gruppe sprach sich<br />

Deutschland stets für eine enge Zusammenarbeit mit<br />

Ost und Süd-Osteuropa aus. Die Erweiterung des<br />

Netzwerks durch neu beigetretene Staaten aus den genannten<br />

Regionen böte der Bundesregierung ideale<br />

Gelegenheiten initiativ zu werden und dem Gerede<br />

von gestern Taten folgen zu lassen. Der Rückzug der<br />

Bundesregierung kann hinsichtlich des vormaligen<br />

Engagements in dieser Region durchaus als Rückschritt<br />

interpretiert werden.<br />

Wiedereintritt nach der nächsten Bundestagswahl?<br />

Die Entscheidung Deutschlands lässt viele Fragen<br />

offen. Es ist bedauerlich und nicht akzeptabel, dass<br />

keine inhaltlichen Begründungen für den Rückzug gegeben<br />

werden. Der Wiedereintritt würde sicherlich<br />

dazu beitragen, eine auf Menschenrechten basierende<br />

und zukunftsorientierte Drogenpolitik in Europa weiterhin<br />

wieder aktiver zu fördern.<br />

Möglicherweise erfolgt dieser Schritt nach der nächsten<br />

Bundestagswahl. Wenn Einsicht in der Gesundheits-<br />

und Drogenpolitik zählt, vielleicht schon früher.<br />

Peter Wiessner<br />

Kontakt: peter-wiessner@t-online.de<br />

<strong>Information</strong>en über die Rolle der Pompidou Gruppe,<br />

Arbeitsergebnisse, aktuelle <strong>Projekt</strong>e und andere Beiträge<br />

zu dem Thema finden sich über folgende Links:<br />

Homepage Pompidou Group<br />

http://www.coe.int/t/dg3/pompidou/default_en.asp<br />

http://www.shortnews.de/id/964220/Politik-verschweigt-Austritt-Deutschlands-aus-Pompidou-<br />

Gruppe<br />

http://www.hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2012/146_juni/s05_0612_cousto_dyckmans.php<br />

17


Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von<br />

PROJEKT<br />

INFORMATION e..V.<br />

(Auflistung nach Orten)<br />

Herrenbach-Apotheke Friedbergerstr. 73 86161 Augsburg 0821/568720<br />

Brunnen-Apotheke Brunnenstraße 28 31812 Bad Pyrmont 05281/93510<br />

Grüne Apotheke Kantstr. 55 10627 Berlin 030/3139960<br />

Regenbogen-Apotheke Welserstr. 24 10777 Berlin 030/2350450<br />

Kurmark-Apotheke Kurfürstenstr. 154 10785 Berlin 030/2612460<br />

Bavaria-Apotheke Ansbacher Str. 53 10777 Berlin 030/2182225<br />

Von Witzleben- Kaiserdamm 24 14057 Berlin 030/3011970<br />

Apotheke<br />

Apotheke Carmer 7 Carmerstr. 7 10623 Berlin 030/31809444<br />

Gethsemane-Apotheke Stargarder Str. 79 10437 Berlin 030/4459567<br />

Körte Apotheke Grimmstraße 17 10967 Berlin 030/6919010<br />

Arminius-Apotheke Turmstraße 38 10551 Berlin 030/3951623<br />

Süd-Apotheke Artur-Ladebeck-Straße 84 33617 Bielefeld 0521/15900<br />

Venusberg-Apotheke Sertürnerstraße 37-39 53127 Bonn 0228/910150<br />

Kaiser-Apotheke Kaiserplatz 4 53113 Bonn 0228/835744<br />

Centauren-Apotheke Dobbenweg 11 28203 Bremen 0421/327511<br />

Johanniter-Apotheke Musfeldstr. 105 47053 Duisburg 0203/62100<br />

Schadow-Apotheke Schadowplatz 18 40212 Düsseldorf 0211/866600<br />

Albert-Schweitzer- Goethestraße 1 40237 Düsseldorf 0211/671368<br />

Apotheke<br />

Rathaus-Apotheke Kleiner Platz 4 85435 Erding 08122/48614<br />

Hufeland-Apotheke Hufelandstr. 60 45147 Essen 0201/705010<br />

Nordstern-Apotheke Karnaperstr. 99 45329 Essen 0201/381365<br />

Sonnen-Apotheke Seckbacher Landstraße 10 60389 Frankfurt/M 069/452828<br />

Theater-Apotheke Friedensstr. 6-10 60311 Frankfurt/M 069/21089725<br />

Holbein-Apotheke Schweizer Str.88 60594 Frankfurt/M 069/616797<br />

Eichwald-Apotheke Bergerstr. 131 60385 Frankfurt/M 069/493176<br />

Apotheke am Reuterweg Reuterweg 68-70 60323 Frankfurt/M 069/727417<br />

Aeskulap-Apotheke Breisacherstr. 52 79106 Freiburg/Br. 0761/273410<br />

Unterlinden Apotheke Unterlinden 2 79098 Freiburg/Br. 0761/34300<br />

Rats-Apotheke Hauptstr. 36 97218 Gerbrunn 0931/702465<br />

Enten-Apotheke Grindelallee 88-90 20146 Hamburg 040/44140260<br />

Apotheke am<br />

Paulinenplatz<br />

Paulinenplatz 1 20359 Hamburg 040/312170<br />

Alexander-Apotheke St.<br />

Georg<br />

Steindamm 81 20099 Hamburg 040/28009922<br />

Schwan-Apotheke Dammtorstraße 27 20354 Hamburg 040/343964<br />

Apotheke am<br />

Guerickestraße 2 30655 Hannover 0511/5479851<br />

Klingerplatz<br />

Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende<br />

die Arbeit von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um freundliche Beachtung!<br />

Leibniz-Apotheke Georgstr. 46 30159 Hannover 0511/323214<br />

Margareten Apotheke Schillerstr. 53 76135 Karlsruhe 0721/845493<br />

Friesen-Apotheke Kronshagener Weg 17 24114 Kiel 0431/62427<br />

Birken-Apotheke Hohenstaufen Ring 59 50674 Köln 0221/2402242<br />

Augustiner-Apotheke Augustinerstraße 10 50667 Köln 0221/2582296<br />

Roland Apotheke Ostwall 242 47798 Krefeld 02151/24720<br />

Pelikan-Apotheke Nürnberger Str. 49 90579 Langenzenn 09101/9505<br />

Einhorn-Apotheke R 1,2 am Markt 68161 Mannheim 0621/26583<br />

Kolping-Apotheke Kolpingstr. 3 53894 Mechernich 02443/2454<br />

Wittelsbacher-Apotheke Lindwurmstr. 97 80337 München 089/537844<br />

Marien-Apotheke Sendlinger-Tor-Platz 7 80336 München 089/557565<br />

Isartor-Apotheke Isartorplatz 6 80331 München 089/2199290<br />

Regenbogenapotheke Sonnenstrasse 33 80331 München 089/593659<br />

Hohenzollern-Apotheke Hohenzollernstr. 38 80801 München 089/395125


Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende<br />

die Arbeit von <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von<br />

PROJEKT<br />

INFORMATION e..V.<br />

(Auflistung nach Orten)<br />

St. Raphael-Apotheke Hohenzollernstr. 59 80796 München 089/2711150<br />

Weißenburger-Apotheke Weissenburger Str.29 81667 München 089/4480714<br />

Kugel-Apotheke Pfeuferstr. 33 81373 München 089/773928<br />

Adler-Apotheke Sendlinger Straße 13 80331 München 089/265477<br />

Apotheke im<br />

Franziskanerstr.16 81669 München 089/44900262<br />

Franziskanerhof<br />

Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um freundliche Beachtung!<br />

Stachus-Apotheke Karlsplatz 4 80335 München 089/596319<br />

Klösterl-Apotheke Waltherstr. 32 80337 München 089/54343211<br />

Walpurgis-Apotheke Keferloher Str. 103 80807 München 089/352500<br />

Nord-Apotheke Hoyastraße 1 48147 Münster 0251/293311<br />

Flora-Apotheke Hiltorfstr. 1 48149 Münster 0251/845979<br />

Adler-Apotheke Salzstrasse 58 48143 Münster 0251/40001<br />

Adler-Apotheke Münchener Straße 9 a 83022 Rosenheim 08031/12987<br />

Reinsburg-Apotheke Reinsburgstr. 67 70178 Stuttgart 0711/621946<br />

Kreusersche Apotheke Büchsenstrasse 10 70173 Stuttgart 0711/221017<br />

Apotheke 55 Schwabstraße 55 70197 Stuttgart 0711/6567973<br />

Bären-Apotheke Heinlenstraße 14 72072 Tübingen 07071/763888<br />

Kreuz-Apotheke Oranienstrasse 1 65185 Wiesbaden 0611/300332<br />

Brunnenapotheke Bleichstrasse 26 65183 Wiesbaden 0611/302131<br />

Humboldt-Apotheke Frankfurter Str. 11 65189 Wiesbaden 0611/307280<br />

Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um freundliche Beachtung!


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

20<br />

Termine<br />

Termine der Münchner Aids-Hilfe<br />

Positive Perspektiven<br />

Wochenende Rathgebhof/Chiemgau 25.-<br />

28. Oktober<br />

Gemeinsam wollen wir ein Selbsterfahrungswochenende<br />

in schöner Umgebung<br />

verbringen, bei dem die beiden Gruppenleiter<br />

Christopher Knoll (Dipl. Psych.) und Engelbert<br />

Zankl (HIV Therapie-Hotline) sowie<br />

unser Sportlehrer bei Bedarf auf die unten<br />

genannten Themen eingehen werden<br />

* Arbeitsplatz<br />

* Behandlungsmethoden<br />

* Ernährung<br />

* Familie und Freunde<br />

* Kombinationstherapie<br />

* Lebensfreude<br />

* Medikamente<br />

* Medizinische Grundlagen<br />

* Partnerschaft und Partnerwunsch<br />

* Positiv Leben<br />

* Sexualität<br />

* Stärkung des Immunsystems<br />

* Sport<br />

* Unterstützungsmöglichkeiten<br />

* Zukunftsperspektiven<br />

Treffpunkt: Beratungsstelle der Münchner<br />

Aids-Hilfe, Lindwurmstraße 71 / 1. Stock,<br />

80337 München<br />

Abfahrt: Donnerstag, den 25. Oktober um<br />

16.00 Uhr<br />

Ende: Sonntag, den 28. Oktober, nach dem<br />

Mittagessen<br />

Kosten: 70,- / 140.- / 210,- Euro pro Person<br />

(einkommensabhängig)<br />

Teilnehmer: Die Anzahl der<br />

Teilnehmer_innen ist auf 15 Personen begrenzt<br />

Anmeldung: unter Tel.: 089 / 54 333-0<br />

Teilnehmer_innen mit eigenem Auto mögen<br />

dies bitte bei der<br />

Anmeldung angeben.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V., Ickstattstraße 28, 80469 München, Telefon (089) 21 94 96 20,<br />

Fax: (089) 21 03 12 35, email: info@projektinfo.de. Vereinsregister: AG München Nr. 12575; Gemeinnützigkeit<br />

anerkannt: FA München, St.Nr.844/29143<br />

Vorstand: Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger.<br />

Redaktion: Jochen Drewes, Prof. Frank-Detlef Goebel, Phil C. Langer, Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Ulrike<br />

Sonnenberg-Schwan, Peter Wießner.<br />

Hinweis:<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu den<br />

derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum<br />

größten Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA und Großbritannien.<br />

Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen Medikamente,<br />

Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht sich unserer<br />

Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete Artikel<br />

verantwortet der betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen geht, werden<br />

die Leser gebeten, die angegebenen Referenztexte zu konsultieren.


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Workshop:<br />

HIV und Entspannung<br />

Workshop für Menschen mit HIV: Entspannungsverfahren<br />

haben einen günstigen<br />

Einfluss auf das Immunsystem: In dem<br />

Workshop wird die psychische und körperliche<br />

Wirkung erklärt und die geläufigsten<br />

Entspannungsverfahren - teilweise durch<br />

praktische Übungen - vorgestellt.<br />

Bitte bequeme Kleidung mitbringen!<br />

Termin: 23. Oktober, 19.00 -21.00 Uhr<br />

Leitung: Jutta Klein, Dipl. Psychologin und<br />

Yogalehrerin<br />

Ort: Münchner Aids-Hilfe , 2. Stock<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

Vorträge:<br />

Älter werden mit HIV!<br />

HIV-Positive werden heute auch älter,<br />

damit gibt es allerdings auch neue Herausforderungen.<br />

Wie kann ich als Positiver gut<br />

alt werden?<br />

Termin: Montag, 15. Oktober, 19.30 Uhr<br />

Referent: Prof. Johannes Bogner, Immunambulanz<br />

der LMU München<br />

im Café Regenbogen der Münchner Aids-<br />

Hilfe<br />

HIV und deine Nieren/Knochen!<br />

Welche Auswirkungen haben HIV und HIV-<br />

Therapie auf unsere Nieren und Knochen?<br />

Was kann ich dagegen tun?<br />

Termin: Montag, 26. November, 19.30 Uhr<br />

Referent: Siegfried Schwarze, <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

im Café Regenbogen der Münchner Aids-<br />

Hilfe<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

September / Oktober 2012<br />

21


September / Oktober 2012 <strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Für Interessenten und Vereinsmitglieder:<br />

Bei einem nachgewiesenen monatlichen<br />

Netto-Einkommen bis EUR 766,94 reduziert<br />

sich der Monatsbeitrag auf EUR 3,83.<br />

22<br />

Aids-Hilfe Hamburg e.V.:<br />

Safer Sex ohne Kondom?<br />

Über PrEP, Sex unter der Nachweisgrenze<br />

und STIs<br />

Keine Krankenversicherung, aber Pillen statt<br />

Kondome?! Fragwürdiges über scheinbar neue<br />

Verhütungsmethoden gab es in den letzten Wochen<br />

aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten<br />

zu hören. Viel hoffnungsvoller stimmen<br />

dagegen die Erkenntnisse zur HIV-Übertragung,<br />

wenn die Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />

liegt. Nur: Für wen gilt das? Was ist zu beachten?<br />

Und wie steht’s mit anderen sexuell übertragbaren<br />

Infektionen?<br />

Licht ins Dunkel der Sensationsmeldungen bringt<br />

im Rahmen der Reihe „Gesundheit ist mehr …!“<br />

Dr. Stefan Fenske (HIV-Schwerpunktarzt) am<br />

Mittwoch, 24. Oktober 2012, um 19 Uhr in der<br />

AIDS-Hilfe Hamburg. Anhand der vorliegenden<br />

Studienergebnisse wird er lebensnah erklären,<br />

wie sicher diese Methoden sind, für wen sie in<br />

Frage kommen können und was es dabei zu bedenken<br />

gibt. Neben Risiken und Nebenwirkungen<br />

vorauseilender Chemotherapien wird er<br />

dabei vor allem auf Symptome und Behandlung<br />

sexuell übertragbarer Infektionen eingehen, die<br />

augen-blicklich in den häufigsten Fällen verletzlich<br />

für eine HIV-Infektion machen.<br />

Mit der Veranstaltungsreihe „Gesundheit ist mehr<br />

...!“ vermittelt die AIDS-Hilfe Hamburg regelmäßig<br />

einmal monatlich in Form von Workshops <strong>Information</strong>en<br />

zu Themen der<br />

Gesundheitsförderung für Menschen mit HIV<br />

und AIDS. Die Teilnahme ist kostenlos; um Voranmeldung<br />

unter Tel. 040-2351 990 wird gebeten.<br />

Eine Übersicht der gesamten<br />

Veranstaltungsreihe ist bei der AIDS-Hilfe Hamburg<br />

erhältlich (www.aidshilfe-hamburg.de).<br />

Mittwoch 24. Oktober 2012, 19.00 Uhr<br />

AIDS-Hilfe Hamburg, Lange Reihe 30-32<br />

(S+U: Hauptbahnhof, Metrobus 6: Gurlittstraße<br />

Parkhaus: Baumeisterstraße/Borgesch)<br />

<strong>Information</strong>en: (040) 2351 99-0<br />

www.aidshilfe-hamburg.de


Jahrgang 20, Nr. 5<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Sehr geehrte Mitglieder,<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong><br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Vereinsmitteilung:<br />

Mitgliederversammlung 2012<br />

An unsere Vereinsmitglieder<br />

wir laden Sie hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2012 ein am<br />

Mittwoch, 21.11.2012, 14.00 Uhr<br />

in unserem Büro in der Ickstattstraße 28, D-80469 München (Erdgeschoß)<br />

U1/U2 Haltestelle Fraunhoferstraße, Ausgang Baaderstraße<br />

Tagesordnung:<br />

1. Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 20011<br />

2. Genehmigung des Jahresabschlusses 2011<br />

3. Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2011<br />

4. Verschiedenes<br />

September / Oktober 2012<br />

Wir bitten Sie, an der Versammlung teilzunehmen.<br />

Sollten Sie verhindert sein, bitten wir Sie, die auf der letzten Seite abgedruckte Vollmacht<br />

ausgefüllt und unterzeichnet bis 19.11.2012 an uns zu senden. Sie können auch ein anderes<br />

Vereinsmitglied als von uns vorgeschlagen, bevollmächtigen.<br />

Hinweis: Eine gesonderte Einladung zu dieser Versammlung erhalten Sie nicht mehr!<br />

Bitte beachten Sie den Antwortbogen auf der letzten Seite!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e.V.<br />

Klaus Streifinger (Vorstand)<br />

23


PROJEKT<br />

An den Vorstand<br />

<strong>Projekt</strong> <strong>Information</strong> e. V.<br />

Ickstattstraße 28<br />

80496 München<br />

INFORMATION e.V.<br />

Absender: ___________________________________<br />

(in Druckbuchstaben) (Name, Vorname)<br />

Hiermit bevollmächtige ich<br />

<br />

(Bitte nur eine Person ankreuzen)<br />

oder<br />

Peter Lechl, Freising<br />

Siegfried Schwarze, Berlin<br />

Klaus Streifinger, München<br />

........................................................<br />

________________________________________________<br />

(Straße)<br />

________________________________________________<br />

(Postleitzahl, Ort)<br />

Vollmacht<br />

mich in der Mitgliederversammlung vom 21.11.2012 zu vertreten und auch Untervollmacht zu<br />

erteilen.<br />

__________________________<br />

(Datum / Unterschrift)<br />

Ickstattstraße 28<br />

80469 München<br />

Tel:. 089/21949620<br />

Fax: 089/21031235

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