07.05.2013 Aufrufe

Heft 2/2004 - Pro Tier

Heft 2/2004 - Pro Tier

Heft 2/2004 - Pro Tier

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bei Gefahr:<br />

Schnabel halten!<br />

Vogeleltern warnen ihren Nachwuchs mit einem speziellen Warnruf<br />

vor Raubtieren. Ertönt der Ruf, verstummen die üblichen Bettelrufe<br />

sofort. Die Eltern können damit verhindern, dass das Geschrei der<br />

Kleinen das Versteck verrät. Sind die Eltern jedoch in unmittelbarer<br />

Nestnähe, reagiert der Nachwuchs kaum auf den Warnruf. Das haben<br />

Forscher von der Universität in Canberra (Australien) beobachtet.<br />

Junge Vögel betteln von morgens<br />

bis abends lautstark um<br />

Futter. Doch die Bettelrufe<br />

locken auch ungebetene Gäste an:<br />

Raubtiere. Deshalb gibt es spezielle<br />

Alarmrufe, mit denen die Eltern<br />

ihre Kleinen warnen. Sobald dieser<br />

Ruf ertönt, halten die Nestbewohner<br />

den Schnabel – jedoch nicht immer.<br />

Die australischen Forscher<br />

spielten dem Nachwuchs des australischen<br />

Weissbrauen-Sericornis,<br />

eines entfernten Verwandten des<br />

Hausspatzen, im Nest Aufnahmen<br />

der Alarmrufe vor und beobachteten<br />

die Reaktion der kleinen <strong>Tier</strong>e.<br />

Wie erwartet, waren die Vogelkinder<br />

sofort ruhig, wenn sie den<br />

Alarmruf hörten. Ertönte jedoch<br />

unmittelbar nach dem Warnruf zusätzlich<br />

ein Futterruf, den die Altvögel<br />

verwenden, um den Kleinen<br />

zu sagen «Ich habe Futter mitgebracht»,<br />

dann war es mit der vornehmen<br />

Zurückhaltung im Nest<br />

vorbei – trotz Alarmruf. Die Verhaltensforscher<br />

erklären diese Reaktion<br />

durch die vermeintliche Anwesenheit<br />

der Eltern.<br />

Der Vogelnachwuchs fühle sich<br />

sicher, wenn die Eltern in der Nähe<br />

sind, und Betteln sei in diesem Fall<br />

Gute Kumpels bei<br />

Esel, Schaf & Co.<br />

Kumpelhafte Beziehungen<br />

gibt es bei Eseln, Schafen<br />

und Pferden auch unter den<br />

nicht verwandten Mitgliedern einer<br />

Herde. Dies hat jetzt eine Biologin<br />

aus Marburg herausgefunden. Für<br />

ihre Doktorarbeit hatte sie mehr als<br />

1500 Stunden lang zehn Pferde,<br />

Esel-, Rinder- und Schafherden auf<br />

einer Farm im Südosten Englands<br />

beobachtet und deren Verhalten<br />

analysiert. Als Freundschaft wurde<br />

eine freiwillige Beziehung, die nicht<br />

sexuell motiviert ist und auch nicht<br />

auf Verwandtschaft beruht, definiert<br />

und räumliche Nähe, soziale Fellpflege,<br />

Körperkontakt und Futterteilen<br />

als deren Indikatoren herangezogen.<br />

Gekennzeichnet sei Freundschaft,<br />

so die Forscherin, durch<br />

Sympathie und in einer ständigen<br />

Bevorzugung eines anderen <strong>Tier</strong>es.<br />

Während Esel Zweierbeziehungen<br />

vorziehen, favorisieren Pferde<br />

dagegen grössere Cliquen. Besonders<br />

häufig schlossen gleich-<br />

biologisch sinnvoll, denn wer am<br />

lautesten bettelt, bekommt das meiste<br />

Futter. Die jungen Vögel wägen<br />

demnach sehr genau ab, ob es sich<br />

lohnt, lautstark um Futter zu betteln,<br />

oder ob es in einer gefährlichen Situation<br />

doch besser ist, den Schnabel<br />

zu halten. ■<br />

bdw<br />

altrige <strong>Tier</strong>e Freundschaften, zudem<br />

favorisierten Huftiere ihnen<br />

ähnliche Artgenossen. Bei einem<br />

Konflikt zwischen zwei Schafböcken<br />

etwa blieb ein unbeteiligtes <strong>Tier</strong><br />

trotz Verletzungsgefahr bei seinem<br />

Freund. Nach Beendigung des<br />

Kampfes half es, durch Wangenkontakt<br />

und Kopfreiben die Anspannung<br />

seines Gefährten abzubauen.<br />

Warum sich die Schafböcke derart<br />

uneigennützig verhalten, ist allerdings<br />

weiterhin ein Rätsel. Freundschaften<br />

könnten allerdings das<br />

Wohlbefinden und damit auch die<br />

Gesundheit der <strong>Tier</strong>e steigern.<br />

Bislang wurden Freundschaften<br />

wissenschaftlich nur unter Menschen,<br />

Delfinen und Affen anerkannt.<br />

■<br />

Nature News<br />

30 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/04<br />

Foto: © Frank Hecker

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!