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Routenvorschlag und Hintergrundinformationen für einen Schlösser ...

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong><br />

<strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Liebe Fliegerkollegen,<br />

wie schön kann fliegen doch sein! Im Folgenden findet Ihr <strong>einen</strong> <strong>Routenvorschlag</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> Flug entlang<br />

der Strecke Hildesheim – Hameln – Höxter – Bad Gandersheim – Hildesheim. Die Tour führt Euch an<br />

12 örtlichen Sehenswürdigkeiten – vornehmlich Burgen <strong>und</strong> <strong>Schlösser</strong> – vorbei. Zu jeder der<br />

Sehenswürdigkeiten sind weiter unten im Dokument nähere Einzelheiten <strong>für</strong> diejenigen beschrieben, die<br />

ein besonderer Wissensdurst über die architektonische <strong>und</strong> geschichtliche Vielfalt dieser Gegend plagt.<br />

Die Betrachtung der Bauwerke lohnt sich unbedingt nämlich auch am Boden, vielleicht, wenn einmal<br />

schlechteres Wetter ist. Die Informationen über die Sehenswürdigkeiten sind allesamt aus dem Internet<br />

bezogen worden. Wen es interessiert, der kann z.B. unter http://www.burgen-<strong>und</strong>-schloesser.net/ oder<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite nähere Informationen über die Bauwerke oder weitere Links zu<br />

den Internetseiten der Betreiber oder Bewirtschafter der Einrichtungen erhalten.<br />

Die Sehenswürdigkeiten sind nur teilweise in der ICAO Karte Hannover eingetragen, insofern solltet ihr<br />

Euch vorher Gedanken <strong>und</strong> Eintragungen in der Flugkarte machen oder die GPS-Empfänger mit den<br />

folgenden Daten füttern:<br />

Wegpunkt Koordinaten<br />

EDVM 52° 10,8' N 09° 56,8' E<br />

Schloss Marienburg bei Nordstemmen 52° 10,3' N 09° 45,9' E<br />

Schloss Springe 52° 11,3' N 09° 34,5' E<br />

Burgruine Coppenbrügge 52° 07,0' N 09° 33,0' E<br />

Hameln 52° 06,5' N 09° 21,5' E<br />

Schloss Schwöbber 52° 04,2' N 09° 15,1' E<br />

Schloss Hämelschenburg 52° 01,9' N 09° 21,0' E<br />

Bad Pyrmont 51° 59,0’ N 09° 15,0’ E<br />

Burgruine Polle 51° 54,0' N 09° 24,0' E<br />

EDVI 51° 48,4' N 09° 22,7' E<br />

Fürstenberg 51° 44,0' N 09° 24,0' E<br />

Höxter 51° 46,5' N 09° 22,5' E<br />

Kloster Corvey 51° 46,7' N 09° 24,6' E<br />

Gut Allersheim (Holzminden) 51° 49,5' N 09° 28,5' E<br />

Schloss Bevern 51° 52,0' N 09° 30,0' E<br />

Kloster Amelungsborn 51° 53,9' N 09° 35,5' E<br />

Burg Greene 51° 51,3' N 09° 56,1' E<br />

EDVM 52° 10,8' N 09° 56,8' E


<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Zunächst allerdings etwas zu den fliegerischen Aspekten: Die Spritztour dauert mit einer unserer Cessnas<br />

172 alles in allem r<strong>und</strong> 1:15 h (Reisefluggeschwindigkeit 105 kts IAS). Wird sie mit einer<br />

Zwischenlandung <strong>und</strong> Aufenthalt, z.B. in Höxter, kombiniert, beträgt die Flugzeit <strong>für</strong> Hin- <strong>und</strong> Rückflug<br />

r<strong>und</strong> jeweils 45 min.<br />

Viel Spaß beim Fliegen <strong>und</strong> achtet im Weserbergland auf die Einhaltung der richtigen<br />

Sicherheitsmindesthöhen, gerade wenn man den Überflug der Sehenswürdigkeiten etwas tiefer halten<br />

möchte. Bei Über- <strong>und</strong> Vorbeiflug an den Flugplätzen Bad Pyrmont <strong>und</strong> Höxter achtet bitte auf <strong>einen</strong><br />

sicheren Abstand zu den Platzr<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die ggf. in der Nähe befindlichen Fallschirmspringer.<br />

1. SCHLOSS MARIENBURG (NORDSTEMMEN)<br />

Schloss Marienburg ist offizieller Wohnsitz der Prinzen von Hannover (Welfen). Das Schloss befindet<br />

sich auf einer Anhöhe links der Leine, südlich von Schulenburg, einem Ortsteil von Pattensen (Region<br />

Hannover) in Niedersachsen. Der Bahnhof Nordstemmen wurde als königlicher Bahnhof <strong>für</strong> das Schloss<br />

Marienburg gebaut <strong>und</strong> bildet mit dem Schloss Marienburg ein Ensemble.<br />

In den Jahren 1857 bis 1867 wurde es Ernst August von Hannover im neugotischen Stil durch den<br />

Architekten Conrad Wilhelm Hase auf einem Berg im Leinetal errichtet (ursprünglich war der Bau auf<br />

dem erheblich näher an Hannover gelegenen Stemmer Berg vorgesehen, der heute zur Barsinghäuser<br />

Ortschaft Stemmen gehört, aber die dortigen Bauern verkauften nicht). Die Inneneinrichtung erfolgte<br />

durch den Architekten Edwin Oppler. Das Schloss war ein Geschenk von König Georg V. an seine Frau<br />

Marie <strong>und</strong> sollte als Sommerresidenz dienen.<br />

Wegen der Niederlage des Königreichs Hannover 1866 im Krieg gegen Preußen wurde das Schloss nie<br />

von König Georg V. bewohnt, da dieser ins österreichische Exil gehen musste. Seine Frau Marie bewohnte<br />

das Schloss bis zu dessen Fertigstellung ein Jahr lang. Dann musste auch sie die nun preußische Provinz<br />

Hannover verlassen <strong>und</strong> folgte ihrem Mann ins Exil. Danach stand das Schloss 80 Jahre leer. Nach dem 2.<br />

Weltkrieg wurde das Schloss <strong>für</strong> 12 Jahre von einem Zweig der Welfen bewohnt, der aus der damaligen<br />

sowjetischen Besatzungszone von Schloss Blankenburg in den Westen geflüchtet war. Heute wird das<br />

Schloss nur noch von einem Verwalter bewohnt. Einige Räume werden vom Prinzen von Hannover bei<br />

offiziellen Empfängen genutzt. Neben der musealen Nutzung dienen weitere Schlossräume als Depot <strong>für</strong><br />

Kunstgegenstände.<br />

Die heutige Ausstattung stammt aus verschiedenen Welfenschlössern. Schloss Marienburg kann nur im<br />

Rahmen einer kostenpflichtigen Führung besichtigt werden.<br />

Vom 30. September bis 3. Oktober 2005 fand eine Ausstellung von Kunstgegenständen statt, die im<br />

Zeitraum vom 5. Oktober bis 15. Oktober durch das Auktionshaus Sotheby's auf dem Schloss zur<br />

Versteigerung angeboten wurden. Unter den angebotenen Gegenständen befinden sich auch Möbelstücke<br />

<strong>und</strong> eine größere Anzahl Gemälde. Während dieser Zeit war das Betreten des Schlosses zwar ohne<br />

Führung erlaubt, jedoch musste dazu der dreibändige Auktionskatalog erworben werden. Die Auktion<br />

ergab 37 Mio. €. Damit gründete Ernst August eine Stiftung die dem Erhalt des Schlosses <strong>und</strong> weiterer<br />

Besitztümer dienen soll.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

2. SCHLOSS SPRINGE<br />

Klassizistisches Jagdschloss<br />

Das Jagdschloss, von 1838 bis 1842 nach Plänen des Hofbaumeister Laves erbaut <strong>und</strong> von 1988 bis 1993<br />

sorgfältig restauriert, beherbergt die Weiterbildungsstätte Jägerlehrhof, zwei Festsäle mit prachtvoller<br />

klassizistischer Innenausstattung sowie freigelegten Wand- <strong>und</strong> Deckenmalereien, eine auch <strong>für</strong> Kinder<br />

sehr lehrreiche Jagd- <strong>und</strong> Tierschau sowie mehrfach wechselnde Sonderausstellungen. Regelmäßig stehen<br />

Konzerte <strong>und</strong> Vorträge auf dem Programm, die der Kulturkreis e. V. <strong>und</strong> das Niedersächsische Forstamt<br />

Saupark arrangieren. Die Jagdschlosskonzerte im Kaisersaal sind weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

bekannt. Ein unvergessliches Erlebnis ist der alle zwei Jahre stattfindende Jagdbläser-Wettstreit.<br />

3. BURG COPPENBRÜGGE<br />

Burg Coppenbrügge, im Süden Niedersachsens, am Fuße des Ith, eingebettet zwischen Nesselberg <strong>und</strong><br />

Schecken liegt im Flecken Coppenbrügge. Der zentrale Ort Coppenbrügge kann auf eine tausendjährige<br />

Geschichte zurückblicken. Die erste urk<strong>und</strong>liche Erwähnung taucht um das Jahr 1000 in einer<br />

Grenzbeschreibung des Bistums Hildesheim als „Cobbanbrug“ auf.<br />

Im Tal zwischen Ith <strong>und</strong> Osterwald erbauten die Grafen von Spiegelberg zwischen 1280 <strong>und</strong> 1300 eine<br />

Burganlage als Zentrum ihrer Grafschaft. Von der Burg aus konnte die alte Heer- <strong>und</strong> Handelsstraße von<br />

Aachen nach Königsberg.<br />

Diese Straße führte unweit der Burg über <strong>einen</strong> Knüppeldamm durch ein Sumpfgebiet. Die Grafen von<br />

Spiegelberg, die im Jahr 1494 zu ihrem kl<strong>einen</strong> Coppenbrügger Gebiet noch die Grafschaft Pyrmont<br />

geerbt hatten, starben 1557 in männlicher Linie aus. Die Grafschaft Spiegelberg wurde in weiblicher Linie<br />

weitervererbt an die Grafen von Lippe, dann an die Grafen von Gleichen <strong>und</strong> 1631 an die Grafen von<br />

Nassau-Dietz. Über diese gelangte die Grafschaft später an die Fürsten von Nassau-Oranien, die<br />

Erbstatthalter der Niederlande.<br />

Erst 1819 verkauften die Niederländer ihre Grafschaft Spiegelberg an das Königreich Hannover, <strong>und</strong> mit<br />

diesem wurde sie 1866 preußisch. Die wechselvolle Geschichte der Grafen von Spiegelberg <strong>und</strong> die<br />

verkehrsgünstige Lage des Fleckens führten viele bedeutende Persönlichkeiten nach Coppenbrügge, z.B.<br />

den Großen Kur<strong>für</strong>sten, Friedrich den Großen, Königin Luise von Preußen <strong>und</strong> Bismarck.<br />

Am bekanntesten ist der Aufenthalt des Zaren Peter des Großen.<br />

Im Jahre 1618 erhielt der Flecken Coppenbrügge sogar die Stadtrechte durch die Grafen von Gleichen,<br />

doch der im selben Jahr ausbrechende 30jährige Krieg <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Kriegswirren,<br />

Verwüstungen <strong>und</strong> Verarmungen ließen diese Rechte in Vergessenheit geraten. Von zwei alten Rechten<br />

des Fleckens, den Markt- <strong>und</strong> Braurechten, machten die Coppenbrügger bis Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Gebrauch.<br />

Die im Mittelpunkt des Ortes historisch wertvolle Burg wurde in den letzten Jahren restauriert <strong>und</strong><br />

museal eingerichtet. Die mit Wall <strong>und</strong> Wassergraben versehene Anlage ist ein Schmuckstück des Fleckens,<br />

bestens geeignet <strong>und</strong> genutzt <strong>für</strong> mannigfaltige Zusammenkünfte, Konzerte <strong>und</strong> Theater. Der neu<br />

gestaltete Innenhof der alten Burg hat die reizvolle Atmosphäre der Stille <strong>und</strong> Romantik vergangener<br />

Zeiten geschickt erhalten. Mit dem seit 1986 eröffneten Museum, das über Burg, Ort <strong>und</strong> Umgebung<br />

informiert, hat Coppenbrügge aus seiner Burganlage eine kulturelle Attraktion besonderer Art gemacht.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

4. HAMELN<br />

Geschichte – Erste Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet von Hameln gehen bis in die Steinzeit<br />

zurück. Ungeklärt ist, ab wann sich auf dem Boden der heutigen Altstadt erste dörfliche Strukturen<br />

herausbildeten.<br />

Im Jahre 802 oder 812 errichteten der sächsische Graf Bernhard <strong>und</strong> seine Frau Christina auf ihrem Gut<br />

in Hameln eine Eigenkirche. Im Jahre 826 starben beide kinderlos, die Besitzung geht an die Reichsabtei<br />

Fulda über. Diese gründete im Jahr 851 an dem günstig gelegenen Weserübergang ein<br />

Benediktinerkloster. Die ersten Nennungen nennen den Ort als "Hamela" oder "Hameloa".<br />

Klostergründung – Im Laufe der Zeit bildete sich vor dem in ein Kollegiatstift umgewandelten Kloster<br />

(urk<strong>und</strong>liche Nennungen 1054 <strong>und</strong> 1074) eine Marktsiedlung, die um 1200 erstmals als Stadt genannt<br />

wird. Damit gehört Hameln zu den allerersten Städten im ehemaligen Königreich Hannover. Im Jahr<br />

1209 wird erstmals eine (Stifts-)Mühle in Hameln erwähnt.<br />

Die Stadthoheit über Hameln liegt im 12. <strong>und</strong> 13.Jahrh<strong>und</strong>ert bei der Abtei Fulda bzw. ihren Stiftsvögten<br />

in Hameln, den Grafen von Everstein. Die geistliche Oberhoheit liegt beim Bischof von Minden. Im Jahr<br />

1259 verkauft der Abt von Fulda seine Rechte an Hameln an den Bischof von Minden. Das Hamelner<br />

Bürgerheer, welches dieses nicht hinnehmen will, unterliegt 1260 in der Schlacht von Sedemünder dem<br />

Bischof von Minden. Im Verlauf weiterer Auseinandersetzungen erwirbt Herzog Albrecht von<br />

Braunschweig 1268 die Vogtei über Hameln. Im Jahr 1277 bestätigt er der Stadt mit einem Privileg ihre<br />

bis dahin innegehabten Rechte.<br />

Weltweite Bekanntheit erlangt Hameln durch den bald darauf im Jahre 1284 erfolgten Auszug der<br />

"Hämelschen Kinder", aus welchem sich später die Rattenfängersage entwickelt. Die Datierung auf dieses<br />

Jahr geht auf das Spätmittelalter zurück, der älteste Bericht hierzu datiert aus der Zeit zwischen 1430 <strong>und</strong><br />

1450. Noch heute nennt sich die Stadt offiziell als Rattenfängerstadt Hameln.<br />

Hanse - 1426 wird Hameln Mitglied der Hanse, welcher es bis 1572 angehört. 1540 wird die Reformation<br />

eingeführt. Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgte ein wirtschaftlicher Aufstieg, der bis zum Dreißigjährigen Krieg<br />

anhält. Im Wettstreit der reichen Kaufmannschaft mit dem Landadel entstehen in dieser Zeit die<br />

prächtigen Bauten der Weserrenaissance, die das Stadtbild noch heute schmücken.<br />

Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges besetzt 1625 König Christian IV. von Dänemark als Kriegsoberster<br />

des Niedersächsischen Reichskreises die Stadt. Ihm folgt der kaiserliche Feldherr Tilly. Die kaiserliche<br />

Besatzung währt bis 1633, als Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg <strong>und</strong> die schwedischen Truppen<br />

die kaiserlichen Besatzungstruppen belagern. Nach ihrer Niederlage bei Hessisch-Oldendorf kapituliert<br />

Hameln am 3. Juli 1633 vor dem Herzog Georg von Calenberg.<br />

Festung – Im Jahr 1664 beginnt der Ausbau der Stadt zur welfischen "Haupt- <strong>und</strong> Prinzipalfestung". Der<br />

erste Bauabschnitt der Festung gilt 1684 als abgeschlossen. 1664-1668 wird die Stadt mit sternförmigen<br />

Bastionen umgeben. Im Jahr 1690 werden durch herzogliches Privileg in Hameln Refugiés aus Frankreich<br />

(Hugenotten) angesiedelt. 1734 wird auf dem Werder bei Hameln die erste in staatlicher Regie errichtete<br />

Weserschleuse in Betrieb genommen, die den Schiffern bei der Überwindung des berüchtigten "Hamelner<br />

Loches" hilft.<br />

Nach dem Tod von König Georg II. von England-Hannover 1760 wird noch während des Siebenjährigen<br />

Krieges (1756-1763) unter seinem Nachfolger König Georg III. die Festung Hameln durch<br />

Festungsbauten auf dem Klüt verstärkt. Das Fort I (Fort George) wird von 1760 bis 1763 errichtet. 1774-<br />

1784 werden auf dem Klüt zwei weitere Forts angelegt: Fort II (Fort Wilhelm) <strong>und</strong> Fort III. Damit wird<br />

Hameln zum uneinnehmbaren Gibraltar des Nordens, der stärksten Festung des damaligen Fürstentums<br />

Hannover. Während der napoleonischen Zeit <strong>und</strong> unter wechselnden französischen <strong>und</strong> preußischen<br />

Besatzungen wird 1806 am Fuße des Klüts Fort IV (Fort Luise) errichtet.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Nach der Schlacht bei Jena kapitulierte Hameln 1806 kampflos vor Napoleon, auf s<strong>einen</strong> Befehl wurden<br />

bis auf zwei Stadttürme alle Befestigungen 1808 geschleift. So wurden die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine<br />

weitere Ausweitung der Stadt geschaffen. Aus den St<strong>einen</strong> des ehemaligen Fort George wird 1843 ein<br />

zunächst "Georgsturm" genannter Aussichtsturm erbaut (1887 aufgestockt), der heute unter dem Namen<br />

"Klütturm" ein beliebtes Ausflugsziel ist.<br />

Kreisfreie Stadt / Kreisstadt - 1866 wurde Hameln nach 700-jähriger Oberhoheit der Welfen preußisch,<br />

1923 kreisfreie Stadt. Mit der Verwaltungs- <strong>und</strong> Gebietsreform in Niedersachsen 1972/1973 wurde der<br />

kreisfreie Status wieder beendet. Hameln ist seit 1885 Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Hameln-<br />

Pyrmont.<br />

Ende 1935 wird das Gefängnis Hameln von den Nationalsozialisten in ein Zuchthaus umgewandelt. Nach<br />

dem Krieg werden dort von der britischen Besatzung über 200 Kriegsverbrecher hingerichtet.<br />

In Hameln befindet sich ein großer Stützpunkt der britischen Rheinarmee. In der Linsingenkaserne<br />

(erbaut 1938) ist das 28. Pionierregiment mit 937 Soldaten <strong>und</strong> 500 Zivilangestellten stationiert, dazu<br />

leben noch 1376 Familienangehörige in der Stadt (Stand: Juni 2001) (Militärbasen im Ausland). Neben<br />

der Linsingenkaserne hatte die britische Garnison bis Anfang 2001 eine weitere Kaserne im Hamelner<br />

Stadtgebiet in Besitz (Scharnhorstkaserne; erbaut 1898). Im Zuge der Konvertierung von Militäranlagen<br />

in Wohnanlagen entsteht derzeit dort ein hervorragendes Wohngebiet in denkmal- <strong>und</strong><br />

ensemblegeschützten, ehemaligen Militärbauten.<br />

Bis zur Auflösung der Regierungsbezirke in Niedersachsen gehörte Hameln dem Regierungsbezirk<br />

Hannover an.<br />

5. SCHLOSS SCHWÖBBER<br />

Schlosshotel Münchhausen - Ab 1570 von Hilmar Baron von Münchhausen <strong>und</strong> seiner Familie erbautes<br />

Weserrenaissanceschloss. Bis 1920 war es 350 Jahre lang im Familienbesitz derer von Münchhausen. Seit<br />

1985 dient es als Clubhaus <strong>für</strong> Golfer der Golfanlage Schloss Schwöbber.<br />

1570 Hilmar von Münchhausen beginnt mit dem Bau des Anwesens, der Wassergräben <strong>und</strong> des Gartens.<br />

1668 Otto <strong>und</strong> sein Bruder Burchard von Münchhausen übernehmen das Schloss<br />

1715 Zar Peter der Große interessiert sich <strong>für</strong> die zu der Zeit größte Pflanzensammlung Europas <strong>und</strong> die<br />

Orangerie mit ihren Ananaspflanzungen<br />

1840 Eine eigene Schlosskapelle wird gebaut<br />

1850 Das Schloss ist kultureller Mittelpunkt der Region <strong>und</strong> ein gern besuchtes Ausflugsziel<br />

1992 Tragischer Brand des Mittelflügels<br />

2004 Eröffnung als 5-Sterne Schlosshotel<br />

6. SCHLOSS HÄMELSCHENBURG<br />

Das Schloss Hämelschenburg bei Emmerthal im Weserbergland zwischen Hameln <strong>und</strong> Bad Pyrmont gilt<br />

als das Hauptwerk der Weserrenaissance <strong>und</strong> bildet mit s<strong>einen</strong> Kunstsammlungen, Gartenanlagen,<br />

Wassermühle, Wirtschaftsgebäuden <strong>und</strong> der Kirche eine der schönsten Renaissanceanlagen Deutschlands.<br />

Es ist wesentlicher Bestandteil der Straße der Weserrenaissance.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Geschichte – Zwischen 1409 <strong>und</strong> 1414 erbauten die Grafen von Everstein auf dem Berg Woldau über<br />

dem Tal der Emmer die Burg Hemersen, die ab 1437 in den Besitz der Ritterfamilie Klencke überging,<br />

die aus Thedinghausen stammt <strong>und</strong> dort bis in das Jahr 1260 zurück verfolgt werden kann. 1487 geriet<br />

die Burg in die Große Stadtfehde <strong>und</strong> damit in die Gegenpartei der Welfen. Sie wurde unter Herzog<br />

Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zerstört. Danach ließ die Ritterfamilie Klencke die Burg Hemersen<br />

wieder aufbauen. Der ab dann geführte Name Hämelschenburg entstand aus Dialektveränderungen des<br />

ursprünglichen Namens Hemersenburg, der wiederum aus dem Herrmann sin Burg nach Herrmann von<br />

Everstein entstanden war. 1544 brannte die gesamte Anlage, einschließlich der tiefer gelegenen<br />

Schlosskirche, vollständig nieder.<br />

Bau des Schlosses - Die wirtschaftliche Blüte zwischen 1520 <strong>und</strong> 1620 brachte dem Weserbergland eine<br />

rege Bautätigkeit. Beiderseits der Weser wurden vom Adel <strong>und</strong> den Landesherren viele <strong>Schlösser</strong> neu<br />

erbaut oder alte wesentlich umgestaltet. Der Wesersandstein (gelb <strong>und</strong> gut zu behauen von rechts der<br />

Weser, rot <strong>und</strong> deutlich härter von links der Weser) war ein begehrter Baustoff <strong>für</strong> Fassaden, Fußböden<br />

<strong>und</strong> Dacheindeckungen in ganz Nordwest- <strong>und</strong> Nordeuropa. 1588 ließen Jürgen Klencke (gedient am<br />

Grafenhof zu Nienburg/Weser <strong>und</strong> als Söldner zum Rittmeister empor gestiegen) <strong>und</strong> seine Frau Anna<br />

von Holle, hoch gebildete Nichte des Paderborner Bischofs Eberhard von Holle aus Verden, die<br />

Hämelschenburg als Wasserschloss im Stil der Weserrenaissance an neuem Standort unmittelbar am<br />

Flusslauf der Emmer neu erbauen. Die Mittel hierzu kamen einerseits durch die an der das Anwesen<br />

querenden Straße erhobenen Zölle <strong>und</strong> andererseits aus enormen Gewinnen eines regen Kornhandels<br />

zusammen.<br />

In dreißigjähriger Bauzeit diente der bereits vom Vater Jürgen Klenckes, Ludolf Klencke, errichtete<br />

umfriedete Wirtschaftshof unmittelbar an der Emmer dem Bauherren <strong>und</strong> seiner Frau als bescheidene<br />

Wohnstatt, bis der Nordflügel der als Dreiflügelbau durchgängig geplanten Anlage fertig gestellt war. Der<br />

Mittel- <strong>und</strong> der Südflügel mitsamt zweier im italienischen Renaissancestil erbauten achteckigen<br />

Treppentürme folgten nach <strong>und</strong> nach. Die Vollendung des Schlosses erlebte Jürgen Klencke nicht, er starb<br />

1609.<br />

Jürgen <strong>und</strong> Anna Klencke hatten 14 Kinder, von denen 12 erwachsen wurden, <strong>für</strong> die damalige Zeit mit<br />

hoher Kindersterblichkeit eine außergewöhnliche Zahl. Der älteste Sohn übernahm das Schloss nach dem<br />

Tod seines Vaters <strong>und</strong> ließ zusammen mit seiner Mutter den Bau fertig stellen.<br />

Allianzen – Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Anna, das Schloss durch Allianzen zu schützen. Die<br />

couragierte Schlossherrin fuhr den anrückenden Truppen unter Tilly entgegen <strong>und</strong> handelte mit dem<br />

General <strong>einen</strong> Schutzvertrag aus, der es s<strong>einen</strong> Soldaten unter Androhung der Todesstrafe verbat,<br />

Hämelschenburg zu betreten. Sie rettete somit die gesamte Anlage vor Plünderung <strong>und</strong> Zerstörung. Im<br />

Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde Hämelschenburg zwar besetzt <strong>und</strong> es verschwanden auch Teile<br />

der Inneneinrichtung, aber durch geschicktes Taktieren der Schlossherren konnte Schlimmeres<br />

abgewendet werden. So ist der Gesamtkomplex mit s<strong>einen</strong> vier aufwändig gestalteten Giebeln, 17<br />

Zwerchhäusern, den beiden hohen, Kupfer gedeckten Treppentürmen, zwei ebenerdigen,<br />

doppelgeschossigen Erkern (so genannten Ausluchten), mehreren Portalen <strong>und</strong> einer prächtigen<br />

Zugangsbrücke über den mit Karpfen besetzten Schlossteich bis heute vollständig erhalten.<br />

Zeit des Nationalsozialismus - In der Zeit des Nationalsozialismus stellten sich die Schlossherren<br />

ausdrücklich gegen das politische Regime, indem sie sich auf den in ihrer Ritterfamilie belegten Gr<strong>und</strong>satz<br />

der obersten Herrschaft Gottes über die weltlichen Mächte berief. Dieser Gr<strong>und</strong>satz ist bereits um 1600<br />

über dem Kamin des Speisezimmers im Erdgeschoss des Westflügels durch <strong>einen</strong> figürlich unter dem<br />

Kruzifix knienden Jürgen von Klencke <strong>und</strong> seiner Anna über den aufgereihten 14 Kindern (heute 13, eines<br />

wurde gestohlen) versinnbildlicht. Erstaunlicherweise wurde diese Einstellung von der NSDAP respektiert<br />

<strong>und</strong> auch der angrenzende Ort Hemersen blieb ohne Ortsgruppenleiter. Als einzigen Affront der<br />

herrschenden Macht kann man den um 1939 verbreiterten Ausbau der Staatsstraße durch das<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Schlossensemble deuten, der dazu diente, die Anreise der NS-Anhänger zum Reichserntedankfest auf dem<br />

Bückeberg bei Hameln zu erleichtern.<br />

Dem entgegen öffnete man die Schlosskirche sonntags ausdrücklich <strong>für</strong> die in der umliegenden<br />

Landwirtschaft verdingten polnischen Fremdarbeiter zum Gottesdienst.<br />

Die Finanzierung des Schlosses gelang in dieser Zeit unter anderem durch zahlende adlige "Feriengäste",<br />

denen allerdings durch ein über der Speisetafel aufgehängtes vierseitiges Transparent unmissverständlich<br />

politische Äußerungen untersagt waren.<br />

Modernisierung – Natürlich wurde das Schloss Hämelschenburg im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert den<br />

Erfordernissen moderner Wohnkultur angepasst. So wurden 1845-1850 der hohe Wall an der West- <strong>und</strong><br />

Ostseite entfernt <strong>und</strong> der Graben an der Nordseite zugeschüttet. Die Rotsandstein-Eindeckung wurde bis<br />

1974 durch die leichtere Schieferdeckung ersetzt <strong>und</strong> zusätzliche Dachgauben wurden eingefügt. Der<br />

originäre Verputz wurde abgeschlagen <strong>und</strong> das Bruchsteinmauerwerk sichtbar gemacht. Die ehemals<br />

außenliegende Pilgerhalle wurde nach innen verlegt <strong>und</strong> schließlich das ganze Schloss mit einer modernen<br />

Zentralheizung versehen. Diese Umbauten beeinträchtigen aber nicht das historische Erscheinungsbild.<br />

Mutmaßliche Architekten – Die Architekten des Schlosses sind nicht namentlich beurk<strong>und</strong>et. Die<br />

Vielzahl der Bauhütten <strong>und</strong> Bauschulen der damaligen Zeit lassen nur eine verallgemeinernde<br />

Mutmaßung zu. Fast identische stilistische Einzelheiten des Cord Tönnis, dem nachgewiesenen<br />

Baumeister des Hauses Osterstraße 9 in Hameln, am Schloss von Detmold <strong>und</strong> am Archivhäuschen von<br />

Rinteln, lassen sich an den Fassaden der Hämelschenburg wieder erkennen. Details der Gestaltung der<br />

Giebel von Nord- <strong>und</strong> Westflügel sind identisch mit Werken der Baumeister Eberhard Wilkening <strong>und</strong><br />

Johann H<strong>und</strong>ertossen, letzterer aber neuerdings wieder umstritten.<br />

Baugeschichte – Eingebettet in das einzigartige Renaissanceensemble ist die 1563 erbaute Schlosskapelle,<br />

die 1652 zur Gemeindekirche von Hämelschenburg wurde. Sie wurde auf den Resten einer bereits 1409<br />

geweihten Kapelle errichtet, die auch dem Feuer von 1544 zum Opfer fiel. Die unter der Kirche gelegene<br />

Familiengruft der Klenckes blieb dabei unversehrt. Bereits von Ludolf Klencke wurde die Kirche 1563<br />

wieder auf den alten Gr<strong>und</strong>mauern errichtet, was den heutigen etwas schrägen Standort zur Gesamtanlage<br />

erklärt. Die Kirche gehört dadurch zu den frühesten evangelischen Kirchenbauten Norddeutschlands.<br />

Heutige Nutzung – An besonderen Feiertagen wird der 1604 von Anne <strong>und</strong> Georg Klencke gestiftete,<br />

reich mit Figuren aus der Glaubenslehre <strong>und</strong> Edelst<strong>einen</strong> besetzte Abendmahlkelch <strong>und</strong> die dazu<br />

gehörende schlichte Patene verwendet. Beide sind aus vergoldetem Silber.<br />

Die St. Marienkirche kann samstags <strong>und</strong> sonntags von 15-17 Uhr unter Aufsicht kostenfrei besichtigt<br />

werden. Diese zeitliche Einschränkung ist aus Diebstählen an der Innenausstattung in der Vergangenheit<br />

begründet.<br />

7. BAD PYRMONT<br />

Bad Pyrmont ist niedersächsisches Staatsbad <strong>und</strong> ein traditionsreiches Kurbad mit vielen entsprechenden<br />

Kureinrichtungen. Bekannt wurde der Ort 1556/57 als 10.000 Menschen aus ganz Europa herbeikamen<br />

("großes W<strong>und</strong>ergeläuf"), um Heilung zu finden <strong>und</strong> die w<strong>und</strong>ertätige Quelle zu erleben. Der Ort<br />

beherbergt <strong>einen</strong> der schönsten Kurparks Deutschlands mit einem berühmten Palmengarten, der größten<br />

Palmenfreianlage Nordeuropas. Einmalig ist auch die "Dunsthöhle", wo natürliche Kohlensäure an die<br />

Oberfläche steigt. Diese Kohlensäure wird auch als therapeutisches Mittel eingesetzt. Genutzt werden<br />

heute 6 Heilquellen, von denen auch die Hufelandtherme - ein öffentliches Wellness-Schwimmbad mit<br />

Saunalandschaft - versorgt wird. Bad Pyrmont ist außerdem das Zentrum der Quäker in Deutschland.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Im Mittelalter war Pyrmont Sitz einer kl<strong>einen</strong> Grafschaft, die 1625 durch Erbschaft an die Grafen von<br />

Waldeck fiel. Am 7. Mai 1625 übertrug Graf Hans Ludwig zu Gleichen s<strong>einen</strong> Vettern Christian <strong>und</strong><br />

Wolrad zu Waldeck die Herrschaft über Waldeck. Pyrmont bestand zu dieser Zeit aus dem alten<br />

Wasserschloss <strong>und</strong> einem kl<strong>einen</strong> Häuschen am so genannten „Heiligborn“.<br />

Die Grafschaft gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. Der bekannteste Vertreter der<br />

Grafen zu Waldeck, Georg Friedrich zu Waldeck (1620-1692) ließ im Jahr 1668 den Quellbach zuwerfen<br />

<strong>und</strong> pflanzte die später berühmt gewordene vierreihige Lindenallee. Ihm folgten Christian Ludwig zu<br />

Waldeck (1692-1706) <strong>und</strong> Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck (1706-1728). Mit dessen Tod war<br />

Pyrmont zu der Gesamtkonzeption gewachsen, die noch heute erkennbar ist: das Barockschloss, die<br />

Haupt- mit mehreren Nebenalleen sowie die Brunnenstraße. In dieser Zeit begann der Aufstieg Pyrmonts<br />

zu einem beliebten Bade- <strong>und</strong> Erholungsort der oberen Schichten, welches sogar dem berühmten Karlsbad<br />

s<strong>einen</strong> ersten Platz unter den europäischen Bädern streitig machte.<br />

1712 wurden die Grafen von Waldeck <strong>und</strong> Pyrmont durch Kaiser Karl VI. in den erblichen Fürstenstand<br />

erhoben. Nach einer Erbteilung 1805 war Pyrmont kurzfristig noch einmal bis 1812 selbständig, wurde<br />

dann aber wieder mit Waldeck vereinigt. Das Fürstentum Waldeck-Pyrmont behielt s<strong>einen</strong> Status nach<br />

dem Wiener Kongress 1815 <strong>und</strong> wurde Mitglied des Deutschen B<strong>und</strong>es. Von 1868 an wurde es von<br />

Preußen verwaltet, behielt aber seine nominelle Souveränität <strong>und</strong> wurde 1871 Mitgliedstaat in Bismarcks<br />

Deutschem Reich. Mit der Abdankung des letzten Fürsten nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde<br />

Waldeck-Pyrmont ein Freistaat in der Weimarer Republik. Am 30. November 1921 wurden die Stadt<br />

Pyrmont <strong>und</strong> der umliegende Bezirk auf Gr<strong>und</strong> eines Volksentscheides aus dem Freistaat aus- <strong>und</strong> der<br />

preußischen Provinz Hannover eingegliedert.<br />

Heute hat Bad Pyrmont etwa 21.000 Einwohner, <strong>einen</strong> Bahnhof, mehrere Schwimmbäder <strong>und</strong> <strong>einen</strong><br />

Flugplatz <strong>für</strong> Segelflugzeuge, Ultraleichtflugzeuge, Motorsegler <strong>und</strong> Motorflugzeuge.<br />

8. BURGRUINE POLLE<br />

Über der Weser erhebt sich auf einem Bergsporn die Reste der Burg Polle mit einem herrlichen Blick auf<br />

das Wesertal <strong>und</strong> das wahrscheinlich schon seit dem Jahre 1200. Die erste urk<strong>und</strong>liche Erwähnung erfolgt<br />

im Jahr 1285 bei der Übertragung von Gütern des Grafen Otto von Everstein an das Kloster Loccum.<br />

Um 1374 siegelt ein "Rat von dem Polle" <strong>einen</strong> eversteinschen Erbvertrag, doch mit dem Ende den<br />

Eversteinschen Erbfolgefehden kann Herzog Heinrich von Braunschweig die Burg 1407 einnehmen.<br />

Derer von Everstein gehen in die Verbannung. Im Jahr 1623 wird die Burg durch kaiserliche Truppen<br />

erobert, aber erst nach der Belagerung der Anlage durch die Schweden wird die Burg 1641 zerstört. 15<br />

Jahre später werden im unteren Burgbereich diverse Amtsbauten errichtet, welche aber zum Teil 1945<br />

wieder zerstört wurden. 1934 schenkt der Preußische Staat die Ruine dem Flecken Polle, 1956 werden<br />

Amtshaus <strong>und</strong> Burgpark dem Land Niedersachsen abgekauft.<br />

Erst im Jahr 1984 beginnen die umfangreichen Renovierungsarbeiten <strong>und</strong> später archäologische<br />

Ausgrabungen, welche 1988 abgeschlossen werden.<br />

Und wann hat Aschenputtel hier gelebt? Eine Frage, auf die es keine genaue Antwort gibt, aber seit 1930<br />

finden die Burgfestspiele statt <strong>und</strong> auch diesem Jahr gibt es wieder ein "Aschenputtelspiel" an jedem 3.<br />

Sonntag von Mai bis September.<br />

Von Juni bis August werden auf 3 Bühnen Märchen, Komödien <strong>und</strong> anderes Theater im Rahmen der<br />

Burgfestspiele dargeboten. Am 2. Septemberwochenende in jedem ungeraden Jahr findet ein<br />

märchenhaftes, historisches Burgfest statt.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

9. HÖXTER<br />

Kultur <strong>und</strong> Sehenswürdigkeiten<br />

Die weitgehend erhaltene mittelalterliche Stadtstruktur ist von Fachwerkbauten geprägt, unter denen sich<br />

einige Beispiele <strong>für</strong> den Stil der Weserrenaissance befinden. Besonders hervorzuheben sind das Adam-<strong>und</strong>-<br />

Eva-Haus in der Stummrige Straße <strong>und</strong> die alte Dechanei auf dem Marktplatz, dort sind über 60<br />

geschnitzte Halbrosetten zu bew<strong>und</strong>ern, die sich alle voneinander unterscheiden. Am Rande von Höxter<br />

liegt das Kloster Corvey unmittelbar an der Weser. Die Klosterkirche besitzt eine karolingische Krypta<br />

sowie ein imposantes Westwerk. Um Höxter bestehen Möglichkeiten zum Rudern, Fallschirmspringen,<br />

Wassersport <strong>und</strong> Wandern. Der 18 km R<strong>und</strong>wanderweg bietet schöne Aussichtspunkte wie z.B. den<br />

Köterberg.<br />

Im Rahmen der Erlebniswelt Renaissance gibt es in Höxter <strong>einen</strong> einzigartigen Stadtspaziergang zum<br />

Thema "Markt", auf dem der Besucher <strong>einen</strong> Mordfall klären kann, der sich 1617 ereignete.<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Infrastruktur – Höxter verfügt über <strong>einen</strong> Bahnhof. Der Bahnhof im Stadtzentrum heißt<br />

aus historischen Gründen Höxter Rathaus, der eigentliche Bahnhof Höxter liegt außerhalb des Stadtkerns<br />

<strong>und</strong> wird nur bei Bedarf <strong>für</strong> Zugkreuzungen benutzt. Auf der Strecke, die durch die Nord-West-Bahn<br />

befahren wird, fährt die Egge-Bahn (RB 84) in Richtung Paderborn <strong>und</strong> Holzminden. In Holzminden<br />

kann man in Richtung Kreiensen <strong>und</strong> Braunschweig umsteigen. Am Bahnhof in Höxter-Ottbergen<br />

besteht Anschluss an die Bahnstrecke Richtung Lauenförde, Bodenfelde, Göttingen <strong>und</strong> Northeim.<br />

Bildung – Höxter ist Standort der Hochschulabteilung FH Höxter (zugehörig zur Fachhochschule Lippe<br />

<strong>und</strong> Höxter). Als weiterbildende Schulen existieren direkt in Höxter das König-Wilhelm-Gymnasium, die<br />

Hoffmann-von-Fallersleben-Realschule <strong>und</strong> die Hauptschule sowie eine kaufmännische Schule<br />

(Berufsschule <strong>und</strong> Wirtschaftsgymnasium).<br />

Söhne <strong>und</strong> Töchter der Stadt – Thomas von Heesen, Fußballtrainer von Arminia Bielefeld, Klaus Töpfer,<br />

B<strong>und</strong>esminister a.D. (geboren in Schlesien, kam im Kindesalter nach Höxter)<br />

10. SCHLOSS FÜRSTENBERG<br />

Porzellanmanufaktur Fürstenberg<br />

Eine geeignetere Stelle <strong>für</strong> die Anlage einer Burg ist im weiteren Umkreis nicht zu finden. Nirgendwo<br />

erhebt sich ein Berg in dieser Form am Ufer der Weser empor. Auf seine Form <strong>und</strong> Lage geht auch der<br />

Name Fürstenberg zurück. Damit ist kein Geschlecht oder gar Fürst im heutigen Sinne gemeint, sondern<br />

der Name Vorstenberg, wie er früher hieß, umschreibt einfach seine hervorragende - hervorstehende -<br />

topographische Lage.<br />

Für das Mittelalter sind nur spärliche Daten überliefert, aus denen wir jedenfalls annehmen können, dass<br />

kurz vor 1350 eine Burg an dieser Stelle entweder modernisiert oder ganz neu erbaut worden war. Einiges<br />

deutet darauf hin, dass es sich um die Modernisierung einer bereits bestehenden Anlage handelte.<br />

Ab dem Anfang des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts traten in diesem Raum adlige Familien auf, deren Machtkämpfe<br />

über die nächsten 200 Jahre diese Region beherrschten. Protagonisten sind hauptsächlich die Grafen von<br />

Eberstein <strong>und</strong> die Herren von Homburg. Die Grafen von Dassel <strong>und</strong> andere spielen - zumindest im<br />

Vergleich dazu - lediglich Nebenrollen.<br />

1130 kaufte Graf Otto von Eberstein den "Vorstenberch" vom Grafen Adolph II von Dassel. Die<br />

Überlieferung bzw. Benützung des Namens Fürstenberg deutet darauf hin, dass zu der Zeit eine feste Burg<br />

bereits bestanden hat.<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert verkauften die Eversteiner Fürstenberg an die Herren von Hagen, die in Meinbrexen<br />

residierten. Als diese aber bald darauf ihre Besitzungen verkaufen mussten, ging der Fürstenberg wieder an<br />

die Grafen von Dassel.<br />

1268 verkaufte dann Graf Ludwig von Dassel das Gut Nienover zusammen mit der Hälfte des Sollings, in<br />

dem auch Fürstenberg lag, an König Richard Plantagenet, Graf von Cornwall. Dieser übertrug den Solling<br />

im Jahre 1272 an den Welfen Albrecht den Großen, womit der Fürstenberg nun auch in seinem Besitz<br />

gewesen wäre. Allerdings klappte das nicht so ohne weiteres mit der Übergabe der Immobilien, denn<br />

nachdem Richard gestorben war, weigerte sich sein Nachfolger, Rudolf von Habsburg, die Übertragung<br />

des Besitzes zu bestätigen. Also ging das Ganze zwischenzeitlich an den Grafen von Waldeck. Aber<br />

schließlich bekamen die Welfen doch noch Fürstenberg <strong>und</strong> den Solling, denn 1308 verkaufte Waldeck<br />

den Besitz endlich an den Herzog Albrecht den Feisten von Göttingen.<br />

Kurz vor 1350 müssen die Welfen auf dem Fürstenberg eine Burg entweder erbaut oder ,<br />

wahrscheinlicher, erneuert haben, denn in einem corveyischen Lehensverzeichnis wird unter diesem Jahre<br />

der Herzog von Göttingen als ein Vasall Corveys angeführt, der auch ein Teil des Sollings zum Lehen<br />

erhalten hatte, "in qua jam structum est de Vorstenberch".<br />

Bald darauf müssen die Herzöge von Göttingen Pleite gemacht haben, denn ab 1399 war der Forstinberg,<br />

wie er damals hieß, an Gottschalck von Plesse verpfändet.<br />

Erst im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert hören wir wieder von Fürstenberg. Im Jahre 1519 hatte Herzog Ulrich von<br />

Württemberg sein Land verlassen müssen, weil er dort von dem Schwäbischen B<strong>und</strong> vertrieben wurde.<br />

Während seines Exils residierte er abwechselnd bei s<strong>einen</strong> Schwägern Philip von Hessen <strong>und</strong> dem Herzog<br />

Heinrich den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg. Mehrmals hielten sich die drei Herzöge auf der<br />

gerade fertiggestellten Sababurg im Reinhardswald, die Philip gehörte, der Residenz in Wolfenbittel, wo<br />

Heinrich normalerweise wohnte, oder auf dem Fürstenberg auf.<br />

Im Schmalkaldischen Krieg, als die welfischen Gebiete fast ganz in den Händen des B<strong>und</strong>es waren, wurde<br />

Fürstenberg 1545 unter Wolrad von Mansfeld <strong>und</strong> Otto von Malsburg von den Hessen genommen <strong>und</strong><br />

weitgehend zerstört.<br />

Jedenfalls fand die Burg Fürstenberg mit ihrer Zerstörung ein Ende, denn sie hatte als Schutz- <strong>und</strong><br />

Trutzburg ausgedient, aber weil man an der Stelle doch noch <strong>einen</strong> Verwaltungssitz brauchte <strong>und</strong> weil<br />

außerdem die weiten Forsten des Sollings <strong>für</strong> <strong>einen</strong> der wichtigsten Zeitvertreibe der Fürsten - nämlich der<br />

Jagd - wie geschaffen waren, wurde der Fürstenberg etwa ab 1590 als Jagdschloss von Herzog Heinrich<br />

Julius von Braunschweig wiederaufgebaut. Die vordere Fassade wurde im Stil der Weserrenaissance, das<br />

Torhaus mit hohem, reich geschmücktem Giebel, Voluten <strong>und</strong> Pyramiden gestaltet. Das vergoldete<br />

Monogramm HE weist auf den damals regierenden Herzog Heinrich Julius <strong>und</strong> dessen Gemahlin<br />

Elisabeth hin.<br />

Fürstenberg ist einer der wenigen Orte, die nicht nur eine Burg beziehungsweise Schloss besitzen, sondern<br />

derer gleich zwei. Denn es gibt noch die ehemalige Herzoglich-Braunschweigisch-Lüneburgische Domäne,<br />

wovon das dazugehörige Herrenhaus auch ein Schloss ist. Allerdings wird es immer nur als "die Domäne",<br />

bzw. gar nur als "Pächterwohnhaus" bezeichnet, weshalb das Gebäude als Schloss kaum Eingang in das<br />

Bewusstsein der Leute gef<strong>und</strong>en hat.<br />

Die Domänen rühren noch aus einer Zeit her, in der die Wirtschaft des gesamten Landes auf der<br />

Landwirtschaft beruhte. Auch wenn ausreichend Nahrungsmittel produziert wurden, so war Geld als<br />

Zahlungsmittel knapp. In diesen Zeiten besaßen die Landesherren so genannte "Eigenwirtschaften",<br />

riesige landwirtschaftliche Güter, deren Erträge in die Kasse des Landesherrn flossen.<br />

Über die nächsten 150 Jahre liegen z. Z. keine Aufzeichnungen vor. Es steht aber fest, dass den<br />

Gr<strong>und</strong>stock des späteren Dorfes die Arbeiter der Domäne bilden. Es entsteht eine Gaststätte, zur<br />

Versorgung der Einwohner, vor allem aber der Reisenden. Bier <strong>und</strong> Schnaps werden erzeugt. An<br />

Fürstenberg führte die Straße von Kassel über Lauenförde nach Holzminden vorbei, auch wurde das Amt<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

ständig von Einwohnern aufgesucht, die während ihres Aufenthaltes verpflegt werden mussten. Bald<br />

siedelten sich auch ein Schmied <strong>und</strong> ein Müller an. Das Dorf war entstanden, auch wenn die Entstehung,<br />

im sozial-geographischen Sinn, nicht mit einem Datum zu belegen ist.<br />

Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert werden dann von Fürstenberg aus durch den Oberjägermeister von Langen die<br />

Sollingwälder wirtschaftlich neu organisiert.<br />

Zahlreiche Versuche wurden unternommen, Wasser in den Ort zu leiten (Wassersammelanlage<br />

Stutzenborn/Luisenruh ?, heute noch sichtbar) <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> eine wirtschaftliche Entwicklung zu<br />

legen.<br />

Ein großes Mühlenbauprojekt ab 1740, eine Mühle mit waagerechten Flügeln - also unabhängig von der<br />

Windrichtung - wird aber nie fertig gestellt. Ihr Konstrukteur, Orffyreus, stirbt 1745, ehe noch der<br />

Dachstuhl fertig gestellt ist.<br />

Am 11. Januar 1747 wird die Porzellanmanufaktur durch den Herzog Carl I. von Braunschweig gegründet<br />

<strong>und</strong> die Mühle, als erstes ihr zugewiesene Fabrikgebäude, zweckentfremdet fertig gestellt.<br />

11. KLOSTER CORVEY<br />

Corvey ist eine ehemalige Benediktinerabtei in Höxter im heutigen Nordrhein-Westfalen. Corvey war<br />

eines der bedeutendsten karolingischen Klöster, es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des<br />

Landes <strong>und</strong> zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor.<br />

Kaiser Ludwig der Fromme begründete im Jahre 815 auf Veranlassung seines Vaters Karls des Großen ein<br />

Kloster in Hethis, unweit von Corvey, das von Benediktinermönchen aus Corbie an der Somme bezogen<br />

wurde, <strong>und</strong> nannte es Corbeia nova, neues Corbie. Diese verlegten den Sitz im Jahre 822 an die Stelle des<br />

heutigen Corvey, wo es sich im 9. <strong>und</strong> 10. Jahrh<strong>und</strong>ert zu einem der bedeutendsten Kulturzentren<br />

Nordwesteuropas entwickelte. In dieser Zeit schrieb Widukind von Corvey hier seine Sachsengeschichte<br />

(nicht zu verwechseln mit dem Sachsenspiegel des Eike von Repgow aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert). Die<br />

dreischiffige Basilika wurde 830 begonnen <strong>und</strong> 844 geweiht. Aus dieser Zeit sind die unteren Stockwerke<br />

des Westwerks erhalten. Die dort vorhandenen Fresken aus dem 9. Jahrh<strong>und</strong>ert zeigen antike Motive der<br />

Odyssee.<br />

Unter Abt Wibald von Stablo (1146 – 1158) wurde das Westwerk in seiner heutigen Form ausgebaut <strong>und</strong><br />

das Kloster erlangte seine Reichsfreiheit. Es gelang ihm auch, ein kleines Territorium von 5 km² zu bilden,<br />

welches unmittelbar an das des Fürstbischofs von Paderborn angrenzte, in dessen Diözese es auch lag.<br />

1500 kam Corvey zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.<br />

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zerstört <strong>und</strong> danach barock in seiner heutigen Form wieder<br />

aufgebaut. Das etwa 12.000 Einwohner starke Hochstift, das im Jahr über etwa 100.000 Taler Einnahmen<br />

verfügte, versuchte sich stets aus der Abhängigkeit des Bischofs von Paderborn zu lösen. Einen enormen<br />

Motivationsantrieb erhielt es durch die Bedrohung seines Aussterbens, zählte der Konvent doch 1786<br />

lediglich noch 13 Mitglieder. Da es nur adligen Kandidaten Aufnahme gewährte <strong>und</strong> es von diesen kaum<br />

noch Bewerber gab, versuchte man dem Untergang durch die Erhebung in ein Bistum zu entgehen.<br />

Nach verschiedenen Vergleichen mit den umliegenden Herrschern <strong>und</strong> dem Bischof von Paderborn<br />

erlangte die Abtei 1779 die Erhebung in den Rang einer exemten Territorialabtei. In Gegenwart des Abtes<br />

beschloss der Konvent, dass der Gottesdienst, der stets sein benediktinisches Gepräge behalten hatte, auch<br />

nach einer Säkularisation der Abtei nicht verringert werden sollte, was <strong>für</strong> <strong>einen</strong> noch immer strengen<br />

klösterlichen Tagesablauf sprach. Für die Abhaltung der Gottesdienste wurden die Alumnen des 1786<br />

eröffneten Priesterseminars herangezogen, da die meisten Mönche zu alt waren, um den ganzen<br />

Gottesdienst abhalten zu können. Zugleich wurde die Zahl der künftigen Domherren auf zwölf <strong>und</strong> deren<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Gehalt auf 500 Taler festgelegt. Auch wurde die Vita communis weitestgehend reformiert <strong>und</strong> die Klausur<br />

aufgehoben.<br />

1788 richtete die Abtei ihren Säkularisierungsantrag an den Papst. Hier<strong>für</strong> wurde besonders Ferdinand<br />

von Lüninck aktiv, der da<strong>für</strong> mit einem Domkanonikat entlohnt wurde. Der Papst hob das Kloster 1792<br />

auf <strong>und</strong> erhob sein Stiftsgebiet zum Bistum, welches lediglich 10 Pfarreien umfasste. Die Konventualen<br />

wurden nun zu Domherren erhoben, denen sich noch weitere Domizellare zugesellen sollten. Gleichzeitig<br />

erhielt die neue Kathedrale sechs Domvikare. Der Abt Theodor von Brabeck wurde nun Bischof <strong>und</strong> der<br />

Prior Domdechant. Die Kleidung <strong>und</strong> die Rechte wurden den übrigen deutschen Domkapiteln<br />

angeglichen. Im Jahr 1794 wurde die Urk<strong>und</strong>e durch den Kaiser ausgestellt <strong>und</strong> das neue Bistum, das<br />

lediglich das Gebiet des Hochstiftes umfasste, der Kirchenprovinz Mainz unterstellt. Auf Theodor von<br />

Brabeck folgte 1794 Ferdinand von Lüninck als Fürstbischof. Schon wenig später wurde 1803 das<br />

Fürstentum Corvey durch die Säkularisation aufgehoben. Das Bistum Corvey blieb bis zum Tode<br />

Ferdinand von Lünincks 1825 bestehen.<br />

In Corvey befindet sich das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der als Bibliothekar die<br />

Fürstliche Bibliothek Corvey des Herzogs von Ratibor <strong>und</strong> Fürsten von Corvey mit etwa 74.000 Bänden<br />

betreute.<br />

Das Herzogliche Haus Ratibor <strong>und</strong> Corvey ist bis heute Eigentümer von Schloss Corvey.<br />

Beim Kloster befinden sich Reste der Stadt Corvey, die r<strong>und</strong> um das von Corvey abhängige Stift<br />

Niggenkerken von den Äbten als Konkurrenz <strong>für</strong> das nahe gelegene Höxter gegründet wurde. Die<br />

Siedlung verfiel nach einem Überfall des Bischofs von Paderborn <strong>und</strong> der Bürger Höxter 1267 allmählich<br />

<strong>und</strong> wurde im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert endgültig aufgegeben. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Klosters<br />

befindet sich die Ruine der abhängigen Probstei tom Roden.<br />

12. GUT ALLERSHEIM (HOLZMINDEN)<br />

Das im Ortsteil Allersheim der Stadt Holzminden an der alten B 64 gelegene Stiftungsgut war früher ein<br />

Außenhof des Klosters Amelungsborn <strong>und</strong> wurde diesem 1549 durch Herzog Heinrich den Jüngeren<br />

tauschweise gegen den Altendorfer Zehnten <strong>und</strong> verschiedene Zins- <strong>und</strong> Meiergüter entzogen. Von 1620<br />

bis 1639 befand sich das Gut im Eigentum der Familie von Mengersen.<br />

Herzog Ernst-August kaufte das Gut <strong>für</strong> 15.000 Taler zurück <strong>und</strong> vereinigte es 1649 mit verschiedenen,<br />

bis dahin zum <strong>für</strong>stlichen Amt Fürstenberg gehörenden Alt-Ebersteinschen Liegenschaften zu einem<br />

besonderen <strong>für</strong>stlichen Amte Allersheim.<br />

Seitdem als <strong>für</strong>stliches Kammergut verpachtet, wurde das Gut mit anderen landeseigenen Liegenschaften<br />

1934 in die Braunschweig-Stiftung eingebracht. Das gut arrondierte Wirtschaftsareal erstreckt sich<br />

zwischen Weserufer <strong>und</strong> Waldrand des Sollings.<br />

Es umfasst zur Zeit r<strong>und</strong> 370 Hektar, wovon 352 Hektar landwirtschaftlich nutzbar sind. Bei <strong>für</strong><br />

ackerbauliche Nutzung günstigem Klima werden auf den überwiegenden Lehmböden Weizen, Gerste,<br />

Zuckerrüben, Raps <strong>und</strong> Roggen angebaut. Die Wirtschaftsgebäude bilden zusammen mit dem<br />

Pächterwohnhaus <strong>einen</strong> großen übersichtlichen Gutshof, dessen Gebäudebesatz, aus dem 17.-19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert stammend <strong>und</strong> unter Denkmalschutz stehend, aber überdimensioniert ist.<br />

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13. SCHLOSS BEVERN<br />

Bedeutendes Baudenkmal der Weserrenaissance<br />

Schloss Bevern gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Weserrenaissance. Es wurde in den<br />

Jahren 1603 - 1612 nach wesentlichen Vorgaben des Bauherrn, Statius von Münchhausen, als regelmäßige<br />

Vierflügelanlage um <strong>einen</strong> quadratischen Innenhof mit Wassergraben, zwei Brücken <strong>und</strong> einem<br />

Schlossgarten errichtet.<br />

Seitdem hat das Schloss ein wechselhaftes Schicksal erfahren. Trotz 20 Kindern aus zwei Ehen starb die<br />

Münchhausenlinie des Statius 1676 aus. Bereits 1652 hatte die Witwe den adeligen Besitz Bevern dem<br />

Herzog August d. J. zu Braunschweig <strong>und</strong> Lüneburg, dem Begründer der berühmten Bibliothek in<br />

Wolfenbüttel, überlassen, der ihn zum herzoglichen Jagdschloss umbaute.<br />

Eine Blütezeit erlebte das Schloss 1667 bis 1687 unter dem jüngsten Sohn des Herzogs, Ferdinand<br />

Albrecht I, dem es als Abfindung zugewiesen wurde. Die hierdurch entstandene herzogliche Nebenlinie<br />

Braunschweig-Bevern regierte ab 1734 das Herzogtum Braunschweig.<br />

Im weiteren Verlauf der Schlossgeschichte wird die Nutzung immer profaner. Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

diente das Schloss zunächst als Pensionärssitz. Später wurde eine Knopffabrik installiert. Im Jahre 1834<br />

richtete man eine „Correctionsanstalt“ mit Wohnungen <strong>und</strong> Werkstätten ein, die 1870 in eine<br />

Erziehungsanstalt <strong>für</strong> elternlose Kinder umgewandelt wurde.<br />

1933 befand sich sogar eine SA-Sportschule <strong>und</strong> Pionierkaserne in den historischen Mauern. In der Zeit<br />

von 1945 - 1949 wurde das Baudenkmal zur Flüchtlingsunterkunft <strong>und</strong> anschließend zum Möbellager.<br />

Im Jahr 1986 hat der Landkreis Holzminden das Schloss von der Gemeinde Bevern übernommen <strong>und</strong><br />

baut es seitdem kontinuierlich zu einem Kulturzentrum aus.<br />

14. KLOSTER AMELUNGSBORN (BEI NEGENBORN)<br />

Das Kloster Amelungsborn (auch Amelunxborn) am Südrande des Odfeldes bei Negenborn <strong>und</strong><br />

Stadtoldendorf im Landkreis Holzminden im Weserbergland ist nach Walkenried die älteste Gründung<br />

des Zisterzienser-Ordens in Niedersachsen.<br />

Gründung des Klosters – Es wurde um 1129 von Siegfried IV., dem letzten Grafen von Northeim-<br />

Boyneburg <strong>und</strong> Homburg gestiftet. Die "villa Amelungsborn", die ihren Namen nach der im Klosterareal<br />

noch heute nachweisbaren Quelle, dem "Born" (Brunnen) des Amelung trägt, gehörte zu den Erbgütern<br />

des Fürstengeschlechts. Am 5. Dezember 1129 wird das Kloster von Papst Honorius II. bestätigt, die<br />

Echtheit dieser Urk<strong>und</strong>e ist allerdings umstritten.<br />

Eine Stiftungsurk<strong>und</strong>e liegt nicht mehr vor. Als wahrscheinlichstes Jahr der Stiftung gilt 1129, da laut<br />

Zisterzienser-Verzeichnissen am 20. November 1135 Abt <strong>und</strong> Konvent in das Kloster einzogen <strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

zwischen der Stiftung <strong>und</strong> dem Einzug des Konvents üblicherweise sechs Jahre vergingen. 1135 erfolgt die<br />

Weihung durch Bischof Bernhard II. von Hildesheim.<br />

Die Besetzung erfolgte wie bei Walkenried <strong>und</strong> später auch bei Michaelstein bei Blankenburg von<br />

Altenkamp am Niederrhein aus, so dass Amelungsborn Enkelkloster von Morimond <strong>und</strong> Urenkelkloster<br />

von Cîteaux, dem 1098 gegründeten Stammkloster der Zisterzienser war.<br />

Erster Abt des Klosters wurde 1141 Abt Heinrich I., ein Halbbruder des Grafen Siegfried IV.<br />

Weitere Entwicklung <strong>und</strong> Tochtergründungen – Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Klosters<br />

ermöglichte die Ausbreitung des Ordens. Bereits 1138 stellte Amelungsborn den Gründungsabt <strong>für</strong><br />

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Kloster Mariental bei Helmstedt. 1145 entsandte Amelungsborn <strong>einen</strong> vollständigen Konvent zur<br />

Gründung des Klosters Riddagshausen bei Braunschweig <strong>und</strong> wurde so zum Mutterkloster von<br />

Riddagshausen. Dort legten die Ordensbrüder eine Teichlandschaft <strong>für</strong> die Fischzucht an, die heute<br />

Naturschutzgebiet ist; von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch elf.<br />

Amelungsborn wurde vor allem von dem reichen <strong>und</strong> mächtigen Doberan (heute Bad Doberan) bei<br />

Rostock, dessen Besetzung 1171 <strong>und</strong> nochmals 1176 durch den von Amelungsborn ausgehenden<br />

Wendenbekehrer Mönch Berno (1158 erster Bischof von Mecklenburg), veranlaßt wurde.<br />

Weitere Enkelklöster wurden Isenhagen-Marienrode bei Wittingen <strong>und</strong> Wahlshausen bei Fuldatal durch<br />

Riddagshausen sowie Dargun <strong>und</strong> Pelplin durch Doberan. Amelungsborn wurde das reichste <strong>und</strong> zugleich<br />

mit der ostdeutschen Kolonisationsbewegung am stärksten verb<strong>und</strong>ene Kloster des welfischen Bereiches.<br />

Auch nach der Entfremdung der hauptsächlich um Satow <strong>und</strong> Dranse gruppierten mecklenburgischen<br />

Güter im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert sicherte sich das Kloster Amelungsborn reichlich Besitz, der außer durch die<br />

Edelherren von Homburg, als Rechtsnachfolger des Gründers, insbesondere durch die Grafen von<br />

Everstein zwischen Weser <strong>und</strong> Leine freigiebig vermehrt wurde. Darunter befanden sich die teils aus<br />

gelegten Dörfern oder Weilern gebildeten Wirtschaftshöfe (Grangien): Allersheim bei Holzminden,<br />

Schnetinghausen bei Moringen, Erzhausen <strong>und</strong> Bruchhof bei Greene, dazu Stadthöfe in Einbeck, Höxter<br />

<strong>und</strong> Hameln sowie Forstbesitz in der Nähe des Klosters.<br />

Nach der Reformation - Erst im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert geriet Amelungsborn fast widerstandslos in<br />

landes<strong>für</strong>stlicher welfischer Abhängigkeit. 1549 erfolgt die erzwungene Abtretung des reichen Außenhofes<br />

Allersheim bei Holzminden an Herzog Heinrich des Jüngeren von Braunschweig. 1568 nach dem<br />

Regierungsantritt von Herzog Julius von Braunschweig erfolgt die Einführung der Reformation <strong>und</strong> die<br />

Verbindung des Klosters mit einer theologischen Schule im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />

Amelungsborn wurde nicht aufgehoben, als Abt <strong>und</strong> Konvent das Augsburger Bekenntnis von 1530<br />

annahmen.<br />

Seit dem Dreißigjährigen Krieg, als in Amelungsborn unter dem Landdrostenregiment Herzogs Friedrich<br />

Ulrich zeitweilig eine "Kipper- <strong>und</strong> Wipper-Münze" (Art der Inflation) betrieben wurde, blieben die<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse zerrüttet.<br />

1655 erließ der Herzog eine neue Klosterordnung <strong>und</strong> bestellte den in Holzminden neu eingesetzten<br />

Generalsuperintendenten zum Abt des Klosters.<br />

1760 wurde die Klosterschule durch Herzog Carl I. nach Holzminden verlegt <strong>und</strong> mit der dortigen<br />

Stadtschule vereinigt, aus der später das heutige Campe-Gymnasium hervorgegangen ist.<br />

Um 1810 endet jeder korporative Zusammenhalt, obgleich das Amt des Abtes auch im 19. Jh. weiter<br />

bestehen blieb. Als 1875 die schulischen Aufgaben des Klosters durch die Verstaatlichung der Schule<br />

endet, bestand das Abtsamt noch als Ehrentitel <strong>für</strong> hohe braunschweigische Geistlichkeit fort.<br />

Neuere Zeit – Durch den Gebietsausgleich vom 1. August 1941 gelangte der Landkreis Holzminden vom<br />

Land Braunschweig zur preußischen Provinz Hannover. Gleichzeitig kam die Kirche zur Landeskirche<br />

Hannover. Der Kirchensenat trat in die Rechte des früheren Landesherrn ein <strong>und</strong> übernahm die<br />

Zuständigkeit <strong>für</strong> Kloster Amelungsborn.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klosteranlage schwer beschädigt u.a. der äußere Mauerring.<br />

Neue Möglichkeiten brachte der "Loccumer Vertrag", ein Staatsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen<br />

<strong>und</strong> den fünf Landeskirchen. Die zuständigen kirchlichen Behörden konnten nun die "Prälaturen"<br />

Amelungsborn, Königslutter, Mariental <strong>und</strong> Riddagshausen ohne staatliche Mitwirkung regeln.<br />

Die Verfassung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers vom 11. Februar 1965 sagt: „Das Kloster<br />

Amelungsborn ist eine geistliche Körperschaft in der Landeskirche, die landeskirchliche Aufgaben zu<br />

erfüllen hat. Es besteht aus dem Abt <strong>und</strong> den Konventualen. Die Oberaufsicht über das Kloster führt der<br />

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<strong>Routenvorschlag</strong> <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Schlösser</strong>- <strong>und</strong> Burgenflug durch das Weserbergland<br />

Kirchensenat; er erlässt die Klosterverfassung <strong>und</strong> bestimmt im Einverständnis mit dem<br />

Landessynodalausschuss die landeskirchlichen Aufgaben des Klosters. Der Abt wird nach Anhörung des<br />

Konvents vom Kirchensenat ernannt.“<br />

15. BURG GREENE (BEI KREIENSEN)<br />

Die Burg Greene ist eine mittelalterliche Burganlage bei der Ortschaft Greene in Niedersachsen. Greene<br />

war schon vor über 1000 Jahren durch seine Fuhrt durch die Leine ein wichtiger Ort an der alten Ost-<br />

West-Straße, die die Nord-Süd-Strecke bei Mühlenbeck kreuzt. 980 wurde Greene erstmals urk<strong>und</strong>lich<br />

erwähnt, als Kaiser Otto II. den Stift Gandersheim den Herr- <strong>und</strong> Gerichtsbann von Greene schenkte.<br />

1308 war die Greener Burg durch die Edelherren von Homburg neu erbaut.<br />

1409 starb das Geschlecht der Homburger aus. Die Witwe des letzten Edelherren erhielt Witwenrechte<br />

auf Burg Greene, welche laut Vertrag vom 09.10.1409 dem Herzog Bernhard von Braunschweig vererbt<br />

war. Dieses führte zu einem Streit mit dem Bischof von Hildesheim. 1414 überlassen die Welfen dem<br />

Bischof die Burg <strong>für</strong> 12.000 rheinische Gulden, sie behalten sich aber das Wiederverkaufsrecht vor. 1436<br />

starb Schonett, die Witwe des letzten Homburgers in Hildesheim, wurde im Dom beigesetzt <strong>und</strong> Burg<br />

Greene wurde hildesheimerisch 1451 gestand der Bischof von Hildesheim dem braunschweigischen<br />

Herzog Wilhelm d.Ä. das Recht zu, Burg Greene gegen Zahlung der Pfandsumme von 12000 Gulden<br />

einzulösen 1499 war es den Welfen möglich, die 12.000 Gulden aufzubringen <strong>und</strong> machten die Burg zum<br />

Sitz des Herzoglichen Amtes Greene. 1553 verwüstete Graf von Mansfeld Burg Ort <strong>und</strong> Brücke, aber man<br />

baute alles bald wieder auf Im 30 jährigen Krieg von 1618 -1648 wurde die Burg stark beschädigt. 1694<br />

Im Dezember wird auf Anordnung der Herzöge Rudolf August <strong>und</strong> Anton Ulrich die Burg aufgegeben,<br />

"weil das alte Schloß <strong>und</strong> Amtshaus sowohl Alters als Gefahr halber nicht mehr bestehen, weniger der<br />

Amtshaushalt auf solchen alten Gebäude fernerhin geführet werden könne" Von 1696-1704 wurde das<br />

neue Amtshaus an der Heerstraße nach Wickensen errichtet. 1704 war die Burg verlassen <strong>und</strong> verfällt<br />

allmählich. 1732 verlieh Herzog Rudolf Greene das Marktrecht 1953 wurde die Burg zur<br />

B<strong>und</strong>esweihstätte <strong>für</strong> die deutschen Kriegsgefangenen <strong>und</strong> der Burgturm zum Ehrenturm erklärt.<br />

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