international review of employment - Randstad
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<strong>international</strong> <strong>review</strong><br />
<strong>of</strong> <strong>employment</strong><br />
die <strong>international</strong>e fachzeitschrift für den arbeitsmarkt<br />
Diese Ausgabe erscheint auf deutsch, englisch, französisch und spanisch Dezember08/Januar09
Der <strong>Randstad</strong> International Review <strong>of</strong> Employment ist eine Fachzeitschrift für Manager,<br />
Personalleiter und Personalberatungsspezialisten, die sich eine <strong>international</strong>e Perspektive<br />
<strong>of</strong>fenhalten möchten.<br />
Der Review behandelt Interviews mit <strong>international</strong> führenden Persönlichkeiten des<br />
Wirtschaftslebens, <strong>international</strong>e Vergleiche beruflicher Konditionen und kritische<br />
Beobachtungen aktueller Ereignisse.<br />
Diese Fachzeitschrift erscheint ebenso auf englisch, französisch und spanisch.<br />
Wenn Sie über <strong>international</strong>e Beschäftigungstendenzen auf dem Laufenden sein möchten,<br />
eine frühere Ausgabe bestellen möchten oder einen schriftlichen Beitrag für eine zukünftige<br />
Ausgabe leisten möchten, kontaktieren Sie bitte die Verleger der International Review<br />
<strong>of</strong> Employment per E-Mail unter: corporate.communications@randstadholding.com oder<br />
alternativ per Telefon unter +31 20 569 5351<br />
ISSN 1363-9331<br />
© <strong>Randstad</strong> Alle Rechte vorbehalten.<br />
Diese Veröffentlichung darf nicht ohne das schrifliche Einverständnis des Herausgebers<br />
repoduziert, kopiert oder auf elektronischen Datenträgern gespeichert oder übermittelt<br />
werden – weder in Auszügen noch vollständig. (Copyright, Design and Patents Act 1988)<br />
Chefredakteurin: Sarah Woodward<br />
Übersetzung: Sabine Brenke, Dagmar Haegele<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Randstad</strong>, Diemermere 25, 1112 TC Diemen P.O. Box 12600, NL-1100 AP Amsterdam z.o.<br />
The Netherlands<br />
Die in dieser Ausgabe vertretenen Meinungen stellen nicht unbedingt die Meinung des<br />
Herausgebers dar.<br />
Es wurde jeder Schritt unternommen, um richtige Information zu gewährleisten. Dennoch<br />
kann es zu Fehlern oder Versäumnissen kommen, da Daten prinzipiell nicht immer überprüft<br />
werden können. <strong>Randstad</strong> kann keine Verantwortung für solche Fehler oder Versäumnisse<br />
übernehmen. Die von Vedior zur Verfügung gestellten Infomationen sind nur als Hilfestellung<br />
bei Geschäftsentscheidungen gedacht, nicht aber als deren alleinige Grundlage.
einführung<br />
Willkommen zur neuesten Ausgabe des International<br />
Review <strong>of</strong> Employment. Wir sind uns alle der Tatsache<br />
bewusst, dass wir in schwierigen Zeiten leben, und doch<br />
bieten wir Ihnen hier einige optimistische Ausblicke.<br />
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der englische<br />
Grafschaftsrat von Essex vor 20 Jahren den Weitblick<br />
hatte, ein Programm zusammen mit der chinesischen<br />
Provinz Jiangsu aufzubauen, um die kulturelle und<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern? Heute gibt es<br />
dieses Programm immer noch und es läuft sehr gut, wie<br />
der Relationship Manager Peter Manning zu berichten hat.<br />
Nach dem polnischen EU-Beitritt Polens entschieden sich<br />
viele polnische Arbeitskräfte, von denen die meisten über<br />
hervorragende Kenntnisse verfügen, außerhalb ihres<br />
Landes nach Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu suchen.<br />
Ärzte und Zahnärzte, aber auch Sanitärinstallateure und<br />
Bauarbeiter sind in anderen Ländern der EU sehr gesucht,<br />
ganz besonders in Großbritannien. Doch nun, nach fünf<br />
Jahren, kehren die ersten Auswanderer wieder in ihre<br />
Heimat zurück. Die Staatssekretärin beim polnischen<br />
Ministerium für Arbeit und Soziales erklärt, wie es dazu<br />
kommt.<br />
Auch wir bei <strong>Randstad</strong> haben eine <strong>international</strong>e<br />
Perspektive und verfolgen die Unternehmensgeschichte<br />
ein halbes Jahrhundert zurück, als der Gründer des<br />
Unternehmens, Frits Goldschmeding, ganz nach<br />
holländischer Manier auf dem Fahrrad unterwegs<br />
war, um seinen ersten Zeitarbeiter zu treffen. Fünfzig<br />
Jahre Erfahrung liegen dem Unternehmensmodell nun<br />
zugrunde, aber das heißt keinesfalls, dass man sich um das<br />
Engagement seiner Mitarbeiter nicht kümmern muss. Dazu<br />
hat Marcel Jacobs von MeyerMonitor einiges zu sagen.<br />
inhalt<br />
01 BESCHÄFTIGUNG INNERHALB UND<br />
AUSSERHALB POLENS SEITE 2<br />
CZESŁAWA OSTROWSKA<br />
02 RANDSTAD – INTERNATIONALE<br />
PERSPEKTIVEN FÜR EIN GROSSES<br />
UNTERNEHMEN SEITE 6<br />
JAN VERMEULEN<br />
03 DIE AUSWIRKUNGEN DER NEUEN<br />
REGIERUNG UNTER OBAMA AUF DAS<br />
ARBEITS- UND SOZIALRECHT SEITE 9<br />
JEFFREY I. PASEK<br />
04 DIE ÜBERWACHUNG DES<br />
MITARBEITERENGAGEMENTS<br />
SEITE 12<br />
MARCEL JACOBS<br />
Und eines der wichtigsten Mittel hierzu ist Employer<br />
Branding, so Alastair Leathwood von Freshminds Talent.<br />
Der designierte US-Präsident Obama hat angesichts von<br />
Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe und einer düsteren<br />
Zukunftsprognose seinen Arbeitsplan klar ausgearbeitet.<br />
Rechtsanwalt Jeffrey Pasek aus Philadelphia unterzieht die<br />
Wahlkampagne Obamas einer genauen Untersuchung<br />
und ermittelt, was Obamas Versprechungen für<br />
Arbeitgeber bedeuten könnte, wenn er ins Weiße Haus<br />
einzieht.<br />
In der Zwischenzeit gehen die Geschäfte weiter und<br />
Ge<strong>of</strong>frey Lipman von der Welttourismusorganisation stellt<br />
uns seine Prognosen vor, was die Welt der Geschäftsreisen<br />
anbelangt. Er betont, dass direkte Treffen genauso<br />
notwendig sind wie virtuelle Kommunikation. Eine<br />
Tatsache, die auch von den immer mehr erstarkenden<br />
Reihen der Selbstständigen wahrgenommen werden sollte<br />
wie Steve MacVicar erklärt. Sein Beitrag vermittelt uns die<br />
goldenen Regeln für erfolgreiche Selbstständigkeit.<br />
Dass Führung nicht nur auf oberster Ebene geschieht,<br />
weiß Patricia Doherty und beschreibt die herausragenden<br />
Fähigkeiten von Assistenten der Geschäftsleitung,<br />
während Pr<strong>of</strong>essor Adrian Furnham die Symptome der<br />
„Abhängigkeit von persönlichen Assistenten“ untersucht,<br />
und noch so einiges andere dabei entdeckt. Wir alle<br />
brauchen Unterstützung bei der Arbeit und vielleicht<br />
ist der wichtigste Aspekt hierbei das Schmieden von<br />
Beziehungen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern<br />
ein gutes Jahr 2009.<br />
BEN NOTEBOOM<br />
CEO, RANDSTAD<br />
05 EMPLOYER BRANDING SEITE 15<br />
ALASTAIR LEATHWOOD<br />
06 ERFOLG IN CHINA SEITE 17<br />
PETER MANNING<br />
07 DIE NEUE WELT DER REISEN<br />
SEITE 19<br />
GEOFFREY LIPMAN<br />
08 TIPPS FÜR SELBSTÄNDIGE SEITE 22<br />
STEVE MACVICAR<br />
09 FÜHRUNGSQUALITÄTEN SEITE 25<br />
PATRICIA DOHERTY<br />
10 PERSÖNLICHE ASSISTENTEN SEITE 27<br />
ADRIAN FURNHAM<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 1
01<br />
beschäftigung<br />
innerhalb und<br />
außerhalb Polens<br />
CZESŁAWA OSTROWSKA<br />
Seit Juli 2007 ist Czesława Ostrowska<br />
Staatssekretärin beim polnischen<br />
Ministerium für Arbeit und Soziales (MPiPS).<br />
Sie ist unter anderem verantwortlich<br />
für die Verhandlungen innerhalb der<br />
Europäischen Union und darüber hinaus<br />
an der Leitung des polnischen Human<br />
Capital Programms beteiligt. Sie arbeitet<br />
sein 1990 im Arbeitsdepartement von<br />
Voïvodie in Suwałki, dessen Direktorin<br />
sie von 1993 bis 1995 war. Danach wurde<br />
sie zur Vizepräsidentin des nationalen<br />
Arbeitsamtes ernannt, eine Position, die<br />
sie zwei Jahre lang innehatte. Von 1999 bis<br />
2007 arbeitete sie im Büro des Präsidenten<br />
der Republik, wo sie verschiedene Stellen<br />
bekleidete, so auch die der Direktorin<br />
des Büros für ländliche Gebiete und<br />
Landwirtschaft.<br />
Sie studierte Wirtschaftswissenschaften<br />
und Soziologie an der Universität von Łódz´,<br />
wo sie 1980 mit dem Master abschloss. Sie<br />
trat 1985 der vereinigten Volkspartei bei<br />
und ist heute Mitglied bei der polnischen<br />
Volkspartei PSL. 1994 machte sie ein<br />
Management-Diplom an der Warschauer<br />
Schule für Wirtschaftswissenschaften.<br />
Sie hat Praktika bei der deutschen<br />
Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg,<br />
beim Arbeitsministerium in Belgien, dem<br />
US-amerikanischen Arbeitsministerium, dem<br />
britischen Arbeits- und Rentenministerium<br />
und dem europäischen Institut in Łódz´<br />
absolviert. Von 1999 bis 2000 nahm sie<br />
an einer vom Komitee für europäische<br />
Integration und der LUISS (Libera Universita<br />
Internazionale degli Studi Sociali)<br />
organisierten Fortbildung in Rom teil.<br />
Wenn sie Zeit dazu fi ndet, arbeitete sie<br />
neben der Politik als Segellehrerin.<br />
2 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
F: Im Allgemeinen werden aus Polen stammende<br />
Arbeitnehmer als hochqualifi zierte Arbeitskräfte<br />
angesehen. Ist das auf das polnische<br />
Ausbildungssystem zurückzuführen, und in welcher<br />
Weise können sich andere europäische Länder an<br />
diesem Modell orientieren?<br />
A: Es ist schwer zu sagen, in welchem Ausmaß das positive Image<br />
polnischer Emigranten auf den ausländischen Arbeitsmärkten das<br />
Ergebnis von Kenntnissen ist, die durch das Ausbildungssystem in<br />
Polen erworben wurden oder ob die Arbeitgeber im Ausland einfach<br />
in der Lage sind, besonders motivierte polnische Arbeitnehmer<br />
anzuwerben. Es kann auch sein, dass die Arbeitgeber die Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse der Arbeitnehmer besser einsetzen können als die<br />
Firmen hierzulande. Aber um diese Annahme zu bestätigen, müsste<br />
man die Frage längerfristig untersuchen.<br />
Dass Arbeitnehmer sich nun innerhalb<br />
der Europäischen Union frei bewegen<br />
können, hat viele positive Auswirkungen.<br />
Aus Sicht der Migranten ist es zum<br />
einen eine wunderbare Möglichkeit,<br />
ihr Einkommen zu verbessern und<br />
andererseits eine Chance, neue<br />
Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu machen, die sie auch später in der<br />
Heimat anwenden können.
Was wir wissen ist, dass die meisten Polen, die in die Arbeitsmärkte<br />
anderer Länder eintreten, bereits in Polen Arbeitserfahrung sammeln<br />
konnten. Das heißt, sie nehmen ins Ausland Erfahrungen mit, die<br />
sie sich früher in Polen entweder in der Schule oder am Arbeitsplatz<br />
angeeignet haben. Und auch, wenn das polnische Ausbildungssystem<br />
einige Mängel aufweist, scheint es den Schülern und Studenten<br />
allgemeine Kenntnisse zu vermitteln, durch die es ihnen leichter fällt,<br />
sich rasch an bislang unbekannte Arbeitsbedingungen an neuen<br />
Arbeitsplätzen anzupassen. Obgleich unser Ausbildungssystem<br />
immer wieder durch die <strong>international</strong>en Medien und Politiker als zu<br />
theoretisch bzw. zu langwierig kritisiert wird, ist es dazu in der Lage,<br />
unter förderlichen Umständen positive Ergebnisse zu erzielen. Es kann<br />
<strong>of</strong>fensichtlich wichtige Qualitäten wie eine rasche Auffassungsgabe<br />
und eine schnelle Aneignung des notwendigen Know-how am<br />
jeweiligen Arbeitsplatz vermitteln.<br />
F: Welche Auswirkungen hat die Osterweiterung der EU<br />
auf den polnischen Arbeitsmarkt?<br />
A: Die Möglichkeit, einen attraktiveren und besser bezahlten<br />
Arbeitsplatz im Ausland zu fi nden, hat viele Polen dazu ermutigt,<br />
auszuwandern. Das trifft auf eine große Bandbreite von Branchen<br />
zu, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die Emigration von<br />
polnischen Ärzten und hochqualifi ziertem Personal hat beispielweise<br />
keinen Vorteil für die wirtschaftliche Situation in Polen. Aber auch<br />
unqualifi zierte Arbeitnehmer gehen ins Ausland, um nach Arbeit zu<br />
suchen und nehmen dort dann weniger qualifi zierte Arbeiten an.<br />
Aber die Regierung in Polen wird weiterhin darum bemüht sein, ihre<br />
Bürger in die Heimat zurückzuholen, weil der heimische Markt durch<br />
die Emigration mehr und mehr von Arbeitskräftemangel geplagt ist.<br />
Und die Angleichung der Lebensstandards in Europa wird zukünftig<br />
den Umfang der wirtschaftlich bedingten Emigration begrenzen.<br />
Dass Arbeitnehmer sich nun innerhalb der Europäischen Union<br />
frei bewegen können, hat jedoch auch viele positive Auswirkungen.<br />
Aus Sicht der Migranten ist es zum einen eine wunderbare<br />
Möglichkeit, ihr Einkommen zu verbessern und andererseits eine<br />
Chance, neue Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt zu machen, die<br />
sie auch später in der Heimat anwenden können. Was wirklich<br />
wichtig ist, ist der Transfer einer gewissen Arbeitsethik und ein Sinn<br />
für Arbeitsorganisation. Die EU-Erweiterung hatte eine ungeheure<br />
Auswirkung auf die Wirtschaftslage in Polen und somit auch auf<br />
den heimischen Arbeitsmarkt. Europäische Investoren können sich<br />
nun einfacher in Polen niederlassen und polnische Arbeitnehmer<br />
beschäftigen, was zu einer höheren Beschäftigungsrate in Polen<br />
führen kann.<br />
F: Hat sich die globale Finanzkrise auf die Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer in Polen ausgewirkt?<br />
A: Im Moment sieht es nicht so aus, als seien die Auswirkungen<br />
der Finanzkrise auf die polnische Wirtschaft tiefgreifend genug,<br />
um sichtbare Änderungen in der Haltung der Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer hervorzurufen. Langfristig kann es jedoch sein, dass<br />
die Arbeitgeber angesichts der ungünstigen Wirtschaftsbedingungen<br />
eine zögerliche Einstellungspolitik verfolgen. Die Neuschaffung<br />
von Arbeitsplätzen könnte durch einen Rückgang der Investitionen<br />
ebenfalls behindert werden. Es ist schwierig, eine Vorhersage in<br />
bezug auf den polnischen Arbeitsmarkt zu treffen. Jedoch wird der<br />
Staatshaushalt den wirtschaftlichen Rückgang in der Bilanz für 2009<br />
berücksichtigen müssen.<br />
Die Regierung in Polen wird weiterhin<br />
darum bemüht sein, ihre Bürger in<br />
die Heimat zurückzuholen, weil der<br />
heimische Markt durch die Emigration<br />
mehr und mehr von Arbeitskräftemangel<br />
geplagt ist.<br />
F: Hat die Regierung derzeit Pläne, weibliche und ältere<br />
Arbeitnehmer in den heimischen Arbeitsmarkt zu<br />
reintegrieren?<br />
A: Frauen, die nach der Babypause an ihren Arbeitsplatz<br />
zurückkehren möchten, arbeitslose alleinerziehende Mütter, die eines<br />
oder mehrere Kinder unter 18 Jahren aufziehen und Arbeitslose<br />
über 50 fallen im Arbeitsmarkt in besondere Kategorien. Für diese<br />
Menschen stehen einige besondere Maßnahmen zur Verfügung:<br />
Zeitarbeit, Arbeit innerhalb der Gemeinden, Praktika, Förderung<br />
am Arbeitsplatz, Stipendien oder zeitlich befristete Zuschüsse für<br />
Kinderbetreuung im Falle einer Rückkehr an den Arbeitsplatz.<br />
2008 lancierte die Regierung ein Programm mit dem Titel<br />
“Intergeneration Solidarität – 50+”, das darauf abzielt, ältere<br />
Menschen dazu zu ermutigen, entweder an ihren Arbeitsplatz<br />
zurückzukehren oder dort zu verbleiben. Einige der Elemente<br />
dieses Programms beinhalten einen begrenzten Zugang zur<br />
Frühpensionierung bzw. die Einführung von Initiativen, die die<br />
Menschen ermutigen, so lange wie möglich im Arbeitsleben zu<br />
bleiben. Dies spiegelt die Notwendigkeit wider, fl exiblere Formen<br />
der Arbeit für Ältere auf breiterer Ebene zur Verfügung zu stellen,<br />
ihnen weniger anstrengende Arbeitsbedingungen zu garantieren, die<br />
Lohnnebenkosten für diese Arbeitnehmer zu senken und fi nanzielle<br />
und organisatorische Anreize für Unternehmen zu schaffen, um die<br />
Qualifi kation älterer Arbeitnehmer zu fördern.<br />
Nichtregierungsorganisationen spielen ebenfalls eine wichtige<br />
Rolle dabei, Frauen und Ältere an ihre Arbeitsplätze zurückzuführen.<br />
Unterstützt durch EU-Mittel haben sie bereits zahlreiche Projekte ins<br />
Leben gerufen. Diese Projekte beinhalten häufi g eine Unterstützung<br />
für die Fortbildung Arbeitsloser oder von Menschen, die von<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 3
01<br />
beschäftigung innerhalb und außerhalb Polens<br />
Arbeitslosigkeit bedroht sind. Solche Maßnahmen sollen<br />
Kenntnisse vermitteln, die diesen Menschen bei der<br />
Arbeitssuche helfen.<br />
F: Welchen Rat würden sie Schülern und Studenten<br />
geben, die auf eine zukünftige Karriere hinarbeiten?<br />
A: Wenn es darum geht, auf Perspektiven hinzuarbeiten, müssen<br />
Studenten heutzutage berücksichtigen, dass der Arbeitsmarkt<br />
äußerst instabil ist. Die Weiterentwicklung individueller Fähigkeiten<br />
wird ständig gefragt sein. Dies trifft nicht nur auf die Jugend zu,<br />
es muss sogar allgemein darüber nachgedacht werden, dass jede<br />
berufl iche Laufbahn immer wieder Änderungen unterworfen<br />
sein kann. Daraus folgt, dass Studenten stets <strong>of</strong>fen für neue<br />
Möglichkeiten und Chancen bleiben müssen, und dass sie sich nicht<br />
nur auf die Studienfächer konzentrieren sollten, die sie ausgewählt<br />
haben, sondern ein waches Auge auf die Lage am Arbeitsmarkt<br />
haben sollten, und sich, wenn möglich, Berufserfahrung aneignen<br />
sollten. Mehr und mehr Studenten nehmen während des Studiums<br />
Nebenjobs auf, was nur zu begrüßen ist, da diese Tatsache den<br />
Sprung vom Bildungssystem in die Arbeitswelt erleichtert.<br />
Es ist auch ratsam, neue Informationsquellen (im Internet)<br />
zu nutzen, wo man Informationen über die verschiedenen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten, Austauschprogramme, Stipendien<br />
und Ausbildungssysteme in anderen Ländern erhalten kann,<br />
beispielsweise das Ploteus Portal. Im Europass Portal kann man<br />
die eigenen Qualifi kationen eingeben und auf eine klare und<br />
verständliche Weise das eigene Pr<strong>of</strong>i l anlegen, egal wo in Europa<br />
man sich befi ndet. Das Euroguidance Netzwerk spielt auf diesem<br />
Gebiet ebenfalls eine wichtige Rolle – hier kann man Informationen<br />
zur eigenen Berufslaufbahn eingeben und diese den Nutzern<br />
zur Verfügung stellen. Außerdem besteht die Möglichkeit eines<br />
Erfahrungsaustausches und man kann Ratschläge bezüglich<br />
möglicher Laufbahnen einholen.<br />
Der Hauptfaktor hinter der Rückkehr<br />
polnischer Arbeitnehmer kann im<br />
signifi kanten Rückgang ihrer Einnahmen<br />
gesehen werden, der seit Anfang des<br />
Jahres vonstatten geht.<br />
4 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Polnische Bewerber, die zwischen 2004 und 2007 durch<br />
das britische Arbeitsamt anerkannt wurden und Gesamtzahl<br />
der Bewerber aus osteuropäischen Ländern<br />
■ GESAMT ■ POLEN Quelle : Britisches Innenministerium<br />
■ GESAMT ■ POLEN Quelle : Britisches Innenministerium
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aussicht auf eine Arbeitsstelle in<br />
Polen Grund genug für die Rückkehr vieler Emigranten ist.<br />
F: Es wird über die Rückkehr polnischer Emigranten<br />
diskutiert - warum?<br />
A: Die Information über die Rückkehr polnischer Migranten kommt<br />
hauptsächlich aus den Medien, und im Augenblick fehlt es an<br />
Statistiken zu diesem Phänomen. Die zukünftige Erhebung von Daten<br />
könnte einen neuen Trend in der Arbeitsmigration erhellen. Es gibt<br />
sicherlich Menschen, die zurückkehren, und das hat verschiedene<br />
Gründe. Hauptsächlich sind davon jedoch Menschen betr<strong>of</strong>fen, die<br />
unqualifi ziert sind oder die Sprache im Zielland nicht ausreichend<br />
beherrschen.<br />
Der Hauptfaktor hinter der Rückkehr polnischer Arbeitnehmer kann<br />
im signifi kanten Rückgang ihrer Einnahmen gesehen werden, der<br />
seit Anfang des Jahres vonstatten geht, das geht aus relativen und<br />
Bruttodaten hervor. Die Ursachen liegen in Problemen begründet,<br />
die die britische und die irische Wirtschaft betreffen, und aus denen<br />
ein Rückgang an Arbeitsmöglichkeiten und Löhnen folgte. Ein<br />
Nebeneffekt dieses Phänomens ist der Druck durch die einheimische<br />
Bevölkerung, die selbst vom Verlust ihrer Arbeitsplätze bedroht sind,<br />
insbesondere wenn es um unqualifi zierte Arbeitskräfte geht. Dazu<br />
kommt, dass das britische Pfund gegenüber den anderen Währungen<br />
substanzielle Einbußen erlitten hat, so auch gegenüber dem Zloty.<br />
Dazu kommt weiterhin, dass Polen in letzter Zeit ein beachtliches<br />
Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hat, wodurch zahlreiche<br />
Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Die Arbeitslosenstatistik<br />
verzeichnet einen Rückgang auf 9,1 % im September 2008.<br />
Zwischenzeitlich ist auch das Lohnniveau beachtlich angestiegen,<br />
besonders in der Produktion. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die<br />
Aussicht auf eine Arbeitsstelle in Polen Grund genug für die Rückkehr<br />
vieler Emigranten ist.<br />
F: Kann es sein, dass sich die Einführung des Euro<br />
2011 auf die Entscheidung polnischer Arbeitnehmer<br />
bezüglich der Zielländer der Emigration auswirkt?<br />
A: Das MPiPS (Ministerium für Arbeit und Soziales) ist nicht dieser<br />
Ansicht. Dennoch kann es sein, dass die Währungsumstellung eine<br />
positive Wirkung auf die Mobilität auf europäischem Niveau haben<br />
wird. Ein weiteres Ergebnis des Trends hinsichtlich einer Globalisierung<br />
der europäischen Wirtschaft. ■<br />
Gründe für die Rückkehr polnischer<br />
Arbeitsemigranten, wobei die Wichtigkeit<br />
dieser Faktoren mit der Dauer der im<br />
Ausland verbrachten Zeit steigt. Dazu<br />
gehören:<br />
■ Frustration angesichts der Tatsache,<br />
dass die Arbeitnehmer im Ausland<br />
unqualifi zierte Arbeit verrichten, für die<br />
sie überqualifi ziert sind<br />
■ Behinderungen der Weiterentwicklung<br />
ihrer Fähigkeiten, ob am Arbeitsplatz<br />
oder allgemein<br />
■ Familiäre Gründe<br />
■ Heimweh nach einer gewissen Zeit im<br />
Ausland<br />
■ Unzureichende Englischkenntnisse<br />
■ Kulturelle Unterschiede<br />
■ Spannungen zwischen Polen und<br />
anderen Migranten sowie einheimischen<br />
Arbeitnehmern aufgrund eines<br />
verstärkten Wettbewerbs um<br />
Arbeitsplätze<br />
Gleichzeitig muss jedoch auch bemerkt<br />
werden, dass Polen, die im Ausland<br />
erfolgreich sind und ein eigenes<br />
Unternehmen gründen konnten, Landsleute<br />
anziehen, indem sie Arbeitsplätze oder<br />
auch nur eine anfängliche Unterkunft zur<br />
Verfügung stellen.<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 5
02<br />
<strong>Randstad</strong> –<br />
<strong>international</strong>e<br />
perspektiven für ein<br />
großes unternehmen<br />
JAN VERMEULEN<br />
Jan Vermeulen begann seine Karriere<br />
bei <strong>Randstad</strong> 1975 als personalberater in<br />
den Niederlanden. Nach verschiedenen<br />
Tätigkeiten als zweigstellenleiter,<br />
bereichsleiter, bezirks-, gebiets- und<br />
betriebsleiter in den Niederlanden wurde<br />
er 1998 geschäftsführer von <strong>Randstad</strong><br />
Deutschland. Seit 2000 ist er europäischer<br />
geschäftsführer und in dieser Position<br />
verantwortlich für Deutschland, Italien, die<br />
Schweiz und Spanien.<br />
Im Verlauf seiner langjährigen<br />
Karriere bei <strong>Randstad</strong> nahm er am<br />
Executive Development Program der<br />
Erasmus-Universität in Rotterdam teil.<br />
Seit 2002 bekleidet er die Position des<br />
hauptgeschäftsführers von <strong>Randstad</strong>,<br />
Niederlande.<br />
Die Anfänge von <strong>Randstad</strong> begannen vor<br />
50 Jahren in den Niederlanden mit einem<br />
jungen Betriebswirtschaftsstudenten<br />
namens Frits Goldschmeding, der eine<br />
Idee hatte, ohne sich jemals träumen<br />
zu lassen, dass daraus etwas so Großes<br />
werden würde.<br />
6 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
F. Die Anfänge von <strong>Randstad</strong> begannen vor 50<br />
Jahren in den Niederlanden mit einem jungen<br />
Betriebswirtschaftsstudenten, einem seiner<br />
Kommilitonen und etwas, das man als Traumziel<br />
bezeichnen könnte. Können Sie uns etwas über die<br />
Urprünge von <strong>Randstad</strong> um das Jahr 1960 erzählen?<br />
A. Nun, es begann alles mit einem jungen niederländischen<br />
Studenten namens Frits Goldschmeding, der eine Idee hatte, ohne<br />
sich jemals träumen zu lassen, dass daraus etwas so Großes werden<br />
würde. Nachdem er einige Zeit in den USA verbracht hatte, kehrte er<br />
in die Niederlande zurück, um seine Ausbildung abzuschließen und<br />
erkannte s<strong>of</strong>ort die Chancen, die sich auf dem niederländische Markt<br />
in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für einen aufblühenden<br />
Unternehmergeist boten. Er sah, dass die Arbeitnehmer über<br />
Qualifi kationen verfügten, welche die Unternehmen benötigten,<br />
um die wiederaufl ebende Wirtschaft und die neuen Branchen<br />
in den Niederlanden anzukurbeln – und so wurde <strong>Randstad</strong><br />
(damals Uitzendbureau Amstelveen genannt) ins Leben gerufen.<br />
Obwohl er hier an vorderster Front bei der Innovation von<br />
Personaldienstleistungen stand, begann er sein Geschäft genauso,<br />
wie jeder andere traditionelle Niederländer dies auch getan hätte,<br />
nämlich indem er seinen ersten Zeitarbeiter auf seinem Fahrrad zu<br />
seinem ersten Kunden mitnahm.<br />
F. Welches waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten<br />
Erfolgsfaktoren für das Wachstum von <strong>Randstad</strong> im<br />
Laufe der Jahre?<br />
A. Ich glaube, der ursprüngliche Unternehmergeist, der das<br />
Geschäft ins Rollen brachte, hat den Fortschritt beständig weiter<br />
angetrieben und Innovation war ebenfalls ein wesentlicher Faktor.<br />
<strong>Randstad</strong> war eines der ersten Unternehmen, das Markenbildung als<br />
Kernbereich seiner Strategie betrieb. Diese Strategie ging über den
Der <strong>international</strong>e und egalitäre Ansatz von <strong>Randstad</strong> war stets maßgeblich für den<br />
Fortschritt unserer gesamten Belegschaft.<br />
bloßen Namen hinaus. Sie bedeutete die Entwicklung einer eigenen<br />
Unternehmensidentität, die auf unseren Werten, unseren Zielen und<br />
unserem Bestreben der gleichzeitigen Förderung der Interessen aller<br />
Beteiligten gründete.<br />
Der <strong>international</strong>e und egalitäre Ansatz von <strong>Randstad</strong> war stets<br />
maßgeblich für den Fortschritt unserer gesamten Belegschaft. Ende<br />
der 60er Jahre waren wir bereits mit neu eröffneten Zweigstellen in<br />
Belgien, Großbritannien und Deutschland auf der <strong>international</strong>en<br />
Bühne präsent. In den 70er Jahren veröffentlichten wir einen<br />
Werbespot zur Förderung von gleicher Entlohnung für Frauen – ein<br />
für die damalige Zeit bahnbrechendes, aufregendes und wichtiges<br />
Thema. In den 80er Jahren konzentrierten wir uns auf Investitionen<br />
während Konjunkturfl auten und wuchsen innerhalb von zwei Jahren<br />
auf die doppelte Größe an.<br />
Als Geschäftszweig, der den Umgang mit Menschen pfl egt, sind<br />
unsere Mitarbeiter ein wesentlicher Faktor für unser Wachstum. Wir<br />
ziehen – vielleicht aufgrund unseres innovativen Charakters und<br />
unseres Engagements bei der Entwicklung qualifi zierter Arbeitskräfte<br />
– hoch gebildete und hoch motivierte Mitarbeiter an, welche die<br />
Grundlage für unseren Erfolg bilden. Wir besetzen 80 Prozent der<br />
Führungspositionen mit Mitarbeitern aus unserem Unternehmen,<br />
was sowohl unseren Einsatz bei der Entwicklung von Talenten<br />
widerspiegelt als auch die Chancen, die <strong>Randstad</strong> als Arbeitgeber<br />
bietet. Die Bindung einer großen Menge an Fachkenntnissen auf<br />
dieser Unternehmensebene diente dabei der Stärkung unseres<br />
Personals.<br />
F. Heute ist <strong>Randstad</strong> nach Jahrzehnten des<br />
<strong>international</strong>en Wachstums und der kürzlichen<br />
vollzogenen Übernahme von Vedior in über 50 Märkten<br />
präsent und bietet weltweit eine große Bandbreite an<br />
Personaldienstleistungen. Welche Kerndienstleistungen<br />
umfasst das Geschäft hier in den Niederlanden und<br />
inwiefern hat das Geschäft in den Niederlanden am<br />
meisten von der Globalisierung der Geschäftswelt<br />
pr<strong>of</strong>i tiert?<br />
A. Wir bieten eine große Palette an Personaldienstleistungen<br />
in den Niederlanden an, darunter nicht spezialisiertes Personal,<br />
Festanstellungen, spezielle Großprojekte und Personallösungen,<br />
sämtlich unter der Marke <strong>Randstad</strong>. Darüber hinaus verfügen wir<br />
über ein umfassendes Angebot im Bereich Bewerbervorauswahl,<br />
Schulung, Gesundheits- und Gehalts abrechnungs dienst leistungen<br />
sowie Inhouse-Services. Außerdem besitzen wir Tochterfi rmen, die<br />
auf andere Berufsgruppen spezialisiert sind.<br />
Ich glaube, das Geschäft in den Niederlanden hat von der<br />
Globalisierung der Geschäftswelt am meisten hinsichtlich des<br />
Austauschs von Best Practices pr<strong>of</strong>i tiert und diente so der<br />
Optimierung des Unternehmenswerts von <strong>Randstad</strong> sowohl in den<br />
Niederlanden als auch <strong>international</strong>. Wenn eine Vorgehensweise<br />
sich in einem bestimmten Markt als besonders erfolgreich erweist,<br />
ist es sinnvoll, diese Praxis auf einer breiten Basis anzuwenden und<br />
zu standardisieren. Und gleichgültig, ob wir sie letztendlich überall<br />
einführen oder nicht, bietet sie doch eine Plattform zum Lernen und<br />
zur Entwicklung von Wissen innerhalb des Unternehmens.<br />
Das Geschäft in den Niederlanden<br />
hat von der Globalisierung der<br />
Geschäftswelt am meisten hinsichtlich<br />
des Austauschs von Best Practices<br />
pr<strong>of</strong>i tiert und diente so der Optimierung<br />
des Unternehmenswerts von <strong>Randstad</strong><br />
sowohl in den Niederlanden als auch<br />
<strong>international</strong>.<br />
F. Sie haben Inhouse-Services erwähnt. Inwiefern bieten<br />
Inhouse-Services einen Mehrwert für Ihre Kunden?<br />
A. Inhouse-Services werden in den Niederlanden unter dem<br />
Markennamen Capac angeboten. Der Begriff „Inhouse“ bedeutet,<br />
dass wir direkt vor Ort beim Kunden arbeiten. So erreichen und<br />
bedienen wir viel mehr Ebenen von Kundenunternehmen – im<br />
Grunde ist dies vergleichbar mit dem Unterschied, ob ein Paar<br />
zusammenlebt oder sich nur gelegentlich verabredet. Bei dieser Art<br />
von Beziehung beschleunigt das tiefe, zwischen zwei Unternehmen<br />
verfl ochtene Wissen die Kommunikation und verbessert die Fähigkeit,<br />
die Bedürfnisse des Unternehmens vorwegzunehmen und schnell<br />
und effi zient darauf zu reagieren. Bei Inhouse-Services geht unser<br />
Angebot auch über die Bereitstellung von Zeitpersonal hinaus bis<br />
hin zur durchgängigen Verwaltung der Back<strong>of</strong>fi ce-Systeme und<br />
der Personalbeschaffungsaufgaben. Ein Großteil unseres Inhouse-<br />
Geschäfts umfasst Call-Center, Fabriken sowie den Logistik- und<br />
Transportsektor, da diese Art von Kunden besonders auf eine<br />
fl exible Personalbesetzung angewiesen ist, um hektische Zeiten wie<br />
beispielsweise in der Urlaubssaison und saisonale Auftragsspitzen zu<br />
bewältigen.<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 7
02<br />
<strong>Randstad</strong> – <strong>international</strong>e perspektiven für ein großes unternehmen<br />
Die Weitergabe von Erfahrungen in Bezug auf Qualifi kation ist<br />
ebenfalls ein wichtiger Teil unserer Beziehungen. Unser Sponsoring der<br />
niederländischen Olympiamannschaft ist ein Beispiel dafür, wie Training,<br />
Leidenschaft, Qualifi kationsentwicklung und Ergebnisse auf einer<br />
riesigen und doch homogenen Ebene zusammengeführt werden.<br />
F. Die Personaldienstleistungsbranche ist<br />
stark umkämpft und läuft häufi g auf die<br />
optimale Nutzung von Beziehungen hinaus.<br />
Inwiefern unterscheidet sich Ihr Ansatz in Bezug<br />
auf Zeitarbeitskräfte und Kunden von dem anderer<br />
Personaldienstleister?<br />
A. Wir sind ins<strong>of</strong>ern einzigartig in der Branche, als wir das Front-End<br />
unseres Geschäfts gemäß einem sogenannten „Einheitenmodell“<br />
strukturiert haben. Jede Einheit besteht aus zwei Beratern, die bei<br />
der Bereitstellung des Kundenservice und bei der Bewerberauswahl<br />
zusammenarbeiten und als Kontaktstelle für Kunden und Bewerber<br />
fungieren. Der ständige, direkte Kontakt bedeutet, dass wir über<br />
einen vollständig integrierten, persönlichen und reibungslosen<br />
Rekrutierungsprozess verfügen. Unser Slogan „Good to know<br />
you“ spiegelt unsere Einstellung gegenüber unseren Kunden und<br />
Mitarbeitern perfekt wider. Wir sind bestrebt, vertrauensvolle und<br />
dynamische Beziehungen aufzubauen und glauben, dass Respekt und<br />
ernsthaftes persönliches Interesse die Grundlage hierfür bilden.<br />
Die Weitergabe von Erfahrungen in Bezug auf Qualifi kation ist<br />
ebenfalls ein wichtiger Teil unserer Beziehungen. Unser Sponsoring<br />
der niederländischen Olympiamannschaft ist ein Beispiel dafür, wie<br />
Training, Leidenschaft, Qualifi kationsentwicklung und Ergebnisse<br />
auf einer riesigen und doch homogenen Ebene zusammengeführt<br />
werden. Dieses Jahr haben wir während der Olympischen Spiele<br />
zusammen mit 100 wichtigen Kunden Peking besucht und über 200<br />
Zeitarbeitskräfte im Holland Heineken House beschäftigt. Hierbei<br />
handelt es sich nicht nur um Geschäftsbeziehungen – es sind vielmehr<br />
Beziehungen, die wir zuhause aufgebaut haben und die uns durch<br />
ihre Vertiefung dazu stimulieren, die lokale Geschäftswelt und die<br />
Welt globaler Unternehmen gemeinsam zu entdecken.<br />
F. Sie sind derzeit im Begriff, Dactylo, ein früheres<br />
Unternehmen der Vedior-Gruppe, in Ihren Betrieb<br />
zu integrieren. Inwiefern wird sich dies auf Ihre<br />
Aktivitäten auswirken?<br />
A. Nach Ankündigung des Zusammenschlusses von <strong>Randstad</strong><br />
und Vedior zum weltweit zweitgrößten Personaldienstleister im<br />
letzten Dezember haben wir die Integration von Dactylo, einem der<br />
Vedior angeschlossenen Unternehmen in den Niederlanden, in das<br />
Unternehmen <strong>Randstad</strong> beschlossen.<br />
8 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Natürlich gibt es bei jeder Integration gewisse Schwierigkeiten, aber<br />
in diesem Fall haben wir besonderes Glück, da Dactylo sich bisher<br />
hauptsächlich auf den Mittelstandsmarkt konzentriert hat, was eine<br />
perfekte Ergänzung zu unserem bestehenden Geschäft bedeutet.<br />
Sein lokaler und sehr persönlicher Ansatz bei der Bereitstellung<br />
von Dienstleistungen für den Mittelstandssektor ermöglicht uns,<br />
in einem spezialisierten Marktsegment Fuß zu fassen. Insgesamt<br />
gesehen bedeutet dies, dass wir unser Netzwerk sowohl geografi sch<br />
als auch in Bezug auf unser Serviceangebot erweitern und dass<br />
Bewerber, die über Qualifi kationen verfügen, für die in dieser Art von<br />
Unternehmen ein großer Bedarf besteht, die Chance haben, eine für<br />
sie befriedigende Arbeit zu fi nden.<br />
Großkundenmanagement wird weiterhin<br />
ein Schwerpunkt bleiben, um die<br />
Nachfrage nach Geschäftspartnern zu<br />
befriedigen, die nicht nur Lieferanten<br />
sind, sondern eine echte Partnerschaft<br />
anstreben.<br />
F. Wo liegt Ihr Schwerpunkt für die zukünftige<br />
Entwicklung?<br />
A. Großkundenmanagement wird weiterhin ein Schwerpunkt<br />
bleiben, um die Nachfrage nach Geschäftspartnern zu befriedigen,<br />
die nicht nur Lieferanten sind, sondern eine echte Partnerschaft<br />
anstreben. Im niederländischen Personaldienstleistungssektor ist dies<br />
der einzige Weg, der uns weiterbringt. Darüber hinaus konzentrieren<br />
wir uns auf eine aktive Pipeline, um zukünftige Qualifi kationslücken<br />
zu schließen, die in unserer Branche sowie in zahlreichen Märkten<br />
allgemein zu erwarten sind. Auf diese Weise und darüber hinaus<br />
haben wir uns zum Ziel gesetzt, neue Standards in unserer Branche zu<br />
setzen. ■<br />
Das Interview führte Jennifer Arcuni, Group Communications
03<br />
die auswirkungen der<br />
neuen regierung unter<br />
Obama auf das arbeits-<br />
und sozialrecht<br />
JEFFREY I. PASEK<br />
Jeffrey I. Pasek arbeitet bei Cozen O’Connor,<br />
einer <strong>international</strong>en Rechtsanwaltsfi rma,<br />
die 20 Niederlassungen in den größten<br />
Städten der USA, sowie in London und<br />
Toronto unterhält. Er hatte zuvor den<br />
Vorsitz der Praxisgruppe für Arbeitsrecht<br />
dieses Unternehmens. Seine Kanzlei ist<br />
spezialisiert auf die Repräsentanz von<br />
multinationalen Konzernen und US-<br />
Unternehmen in allen Aspekten des<br />
Arbeitsrechts, mit besonderer Betonung<br />
auf die Verteidigung der Arbeitgeberseite<br />
bei Prozessen um Ungleichbehandlung<br />
und der Vertretung vor Gericht bei<br />
Wettbewerbverbotsfällen in allen US-<br />
Staaten bis hin zum Obersten Gerichtsh<strong>of</strong>.<br />
Er ist außerdem im Vorsitz der Executive<br />
Services Practice des Unternehmens, die für<br />
besondere Fälle im Zusammenhang mit der<br />
Rekrutierung, Anstellung und Übernahme<br />
von Führungskräften in privaten und<br />
öffentlichen Unternehmen zuständig ist.<br />
Jeffrey I. Pasek ist Mitglied der<br />
Anwaltskammern von New York,<br />
Pennsylvania and New Jersey; er studierte<br />
an der Rechtsfakultät der University <strong>of</strong><br />
Pennsylvania und wurde mit verschiedenen<br />
Auszeichnungen bedacht, so die der Best<br />
Lawyers in America (2008, 2009), der<br />
Pennsylvania Super Lawyers (2004-09) und<br />
Chambers Partners USA (2008).<br />
Die Wahl von Barack Obama zum 44. Präsidenten<br />
der USA und die neue demokratische Mehrheit in<br />
Repräsentantenhaus und Senat bedeuten eine Veränderung<br />
der politischen Landschaft, die mit Sicherheit grundlegende<br />
Auswirkungen auf die Gesetzgebung im Bereich Arbeit und<br />
Soziales nach sich ziehen wird. Die meisten Kommentatoren haben<br />
sich mit anderen Prioritäten der neuen Regierung befasst; wir<br />
sehen jedoch auf diesem Gebiet einen wichtigen Wandel nahen.<br />
Arbeitgeber sollten die Übergangszeit nutzen, um sich gut über die<br />
Veränderungen zu informieren und sich darauf vorzubereiten.<br />
Gewerkschaftliche Organisierung<br />
Der designierte Präsident Obama hat sich <strong>of</strong>fen zu dem Wunsch einer<br />
Zusammenarbeit mit diversen gewerkschaftlichen Organisationen<br />
bekannt, um eine Veränderung der derzeitigen Arbeitsgesetzgebung<br />
herbeizuführen. Ganz oben auf der Tagesordnung der<br />
Gewerkschaften steht die Verabschiedung des Employee Free<br />
Choice Gesetzes (EFCA), die 2007 vom Repräsentantenhaus<br />
gebilligt wurde. Dieses Gesetz würde den Prozess der<br />
Organisierung von Gewerkschaften durch die Abschaffung<br />
geheimer Wahlen unter der Schirmherrschaft des National Labor<br />
Im neuen Kongress wird die<br />
republikanische Opposition sicherlich<br />
das Thema dieser antidemokratischen<br />
Komponente des Gesetzes erneut auf<br />
den Tisch bringen.<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 9
03<br />
die auswirkungen der neuen regierung unter Obama auf das arbeits- und sozialrecht<br />
Relations Board dramatisch verändern. Stattdessen<br />
würde es Gewerkschaften dazu bevollmächtigen,<br />
durch Vorlage unterschriebener „Autorisierungskarten“<br />
durch eine Mehrheit wahlberechtigter Mitglieder über Löhne,<br />
Vergünstigungen und Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Im<br />
neuen Kongress wird die republikanische Opposition sicherlich<br />
das Thema dieser antidemokratischen Komponente des Gesetzes<br />
erneut auf den Tisch bringen. Eine mögliche Antwort auf die<br />
Kritik am derzeitigen Wortlaut des EFCA könnte ein Zusatz<br />
sein, der eine Beschleunigung der Wahlverfahren vorsieht, z.B.<br />
durch Einführung einer Frist von 10 Tagen. Dennoch hätte eine<br />
solche Beschleunigung dasselbe Ziel wie das Wahlverfahren per<br />
„Autorisierungskarten“ – nämlich eine Beschneidung der Möglichkeit<br />
der Arbeitgeber, die Arbeitnehmer über die Kosten und andere<br />
Nachteile gewerkschaftlicher Organisation zu informieren, was<br />
die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in einer ganzen Reihe von<br />
Unternehmenssektoren in die Höhe schanellen ließe.<br />
Darüberhinaus würde das EFCA eine obligatorische Schlichtung<br />
bei Erstverträgen verlangen. Gegenwärtig sind Arbeitnehmer<br />
und Management dazu verpfl ichtet, nach der Zertifi zierung einer<br />
Gewerkschaft in gutem Glauben zu verhandeln, nicht jedoch, eine<br />
Einigung zu erzielen. Träte das EFCA-Gesetz in Kraft, gälte eine<br />
Regelung, wonach bei einer Nichteinigung der Parteien nach 120<br />
Tagen ein Schlichtungsgremium das Recht hätte, einen für zwei Jahre<br />
bindenden Vertrag auszuhandeln. Das Gesetz beinhaltet zudem<br />
höhere Strafen bei unbilligen Arbeitspraktiken seitens der Arbeitgeber<br />
als Reaktion auf den Versuch einer gewerkschaftlichen Organisierung.<br />
Obama unterstützt auch die Aufhebung des „Kentucky-River“-<br />
Urteils des National Labor Relations Board (NLRB), durch die<br />
Verabschiedung des Re-Empowerment <strong>of</strong> Skilled and Pr<strong>of</strong>essional<br />
Employees and Construction Tradesworkers (RESPECT)-Gesetzes.<br />
Das RESPECT-Gesetz tritt für eine Neudefi nition des Begriffs<br />
„Abteilungsleiter“ ein. Ein Abteilungsleiter müsste demnach den<br />
größten Teil seiner Arbeitszeit in dieser Funktion tätig sein. Das würde<br />
bedeuten, dass viele bisherige Abteilungsleiter dann berechtigt wären,<br />
Gewerkschaften beizutreten.<br />
Outsourcing<br />
Angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Klimas und der hohen<br />
Arbeitslosenzahlen sollten die Arbeitgeber zukünftig ein verstärktes<br />
Augenmerk auf Outsourcing und Globalisierung legen. Während<br />
seiner Amtszeit als Senator hat sich Obama für das Patriot Employer<br />
Gesetz eingesetzt, das eine Novelle der aktuellen Steuergesetze<br />
vorsieht und Unternehmen eine Vergünstigung gewährt, wenn<br />
Angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Klimas und der hohen Arbeitslosenzahlen<br />
sollten die Arbeitgeber zukünftig ein verstärktes Augenmerk auf Outsourcing und<br />
Globalisierung legen.<br />
10 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
sie die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten in den USA gegenüber<br />
der Zahl der Beschäftigten außerhalb des Landes erhöhen. Es gibt<br />
noch weitere Gesetzesentwürfe, die verschärfte Aufl agen der<br />
Arbeitgeber zur Informationspfl icht gegenüber den Arbeitnehmern<br />
bezüglich möglicher Schließungen von Niederlassungen und<br />
Entlassungen vorsehen, sowie eine strafrechtliche Verfolgung bei<br />
Gesetzesverstößen.<br />
Bezüglich der Gleichbehandlung von<br />
Arbeitnehmern sind sehr wahrscheinlich<br />
große Veränderungen zu erwarten.<br />
Ungleiche Bezahlung für Frauen und<br />
Männer wurde von Senator Obama<br />
während seiner Wahlkampagne häufi g<br />
angeprangert.<br />
Infrastruktur und Regierungsaufträge<br />
Ausbaumaßnahmen der US-weiten Infrastruktur des Transportwesens<br />
– Autobahnen und Schnellstraßen, Brücken, Straßen, Häfen, Luft-<br />
und Bahnverbindungen – werden als äußerst wichtig angesehen.<br />
Während seiner Wahlkampagne hat Obama detaillierte Vorschläge<br />
für Investitionen in die Infrastruktur vorgelegt und zur Stärkung<br />
des Davis-Bacon-Gesetzes, das bei staatlichen Arbeitsaufträgen<br />
Mindestlöhne vorsieht, beigetragen. Dabei handelt es sich<br />
fast immer um die gewerkschaftlich festgesetzten Löhne im<br />
jeweiligen Sektor. Es liegen außerdem Gesetzesvorschläge vor, die<br />
Unternehmen von weiteren Regierungsaufträgen ausschließen,<br />
wenn sie in ein „Raster“ fallen, das Verstöße gegen die Rechte der<br />
Arbeitnehmer und Angestellten defi niert. Obama hat Arbeitgeber,<br />
die Regierungsaufträge abwickeln, bereits davon in Kenntnis gesetzt,<br />
dass das Offi ce <strong>of</strong> Federal Contract Compliance Programs (OFCCP)<br />
verstärkt gegen Verstöße vorzugehen gedenkt, eine Behörde, die für<br />
die Überwachung der Einhaltung der Programme zur Gleichstellung<br />
von Arbeitnehmern durch Auftragnehmer und Subunternehmer<br />
zuständig ist. Behalten sie die praktischen Auswirkungen der<br />
Ausweitung des OFCCP in Bezug auf eine größere Zahl von<br />
Subunternehmern im Auge.
Gleichbehandlung<br />
Bezüglich der Gleichbehandlung von Arbeitnehmern sind sehr<br />
wahrscheinlich große Veränderungen zu erwarten. Ungleiche<br />
Bezahlung für Frauen und Männer wurde von Senator Obama<br />
während seiner Wahlkampagne häufi g angeprangert. Es ist mit einem<br />
neuen Vorstoß des Lilly Ledbetter Fair Pay Gesetzes, zu rechnen, das<br />
mit dem Ziel vorgebracht wurde, eine Entscheidung des Supreme<br />
Court aus dem Jahre 2007 zu kippen, die die Frist für die Einreichung<br />
von Anzeigen wegen Ungleichbezahlung beschränkte. Das Ledbetter<br />
Fair Pay Gesetz sieht eine Einführung der Vorschrift (Title VII) vor,<br />
derzufolge Anzeigen wegen Ungleichbehandlung innerhalb einer Frist<br />
von 180 Tagen nach Erhalt der fraglichen Lohnabrechnung vorliegen<br />
müssen – gleichgültig, wie lange die Ungleichbehandlung tatsächlich<br />
zurückliegt. Ein weiterer Gesetzesvorstoß, das Fair Pay Gesetz von<br />
2007, würde einen Zusatz zum Equal Pay Gesetz und des Fair Labor<br />
Standards Gesetzes (FLSA) bedeuten, wonach die Beweislast beim<br />
Arbeitgeber liegt, wenn es darum geht, ungleiche Bezahlung zu<br />
rechtfertigen und zu begründen, dass diese arbeitsbedingt ist.<br />
Das Employment Non-Discrimination Gesetz (ENDA), das<br />
von Obamas neu ernanntem Stabschef im Weißen Haus, Rahm<br />
Emanuel, befürwortet wurde, würde Diskriminierung aufgrund von<br />
sexueller Orientierung unter Strafe stellen, sei sie nun nachweislich<br />
vorgefallen oder nicht. ENDA wurde bereits vom Repräsentantenhaus<br />
verabschiedet und es ist gut möglich, dass das Gesetz in der<br />
nächsten Sitzungsperiode im Kongress Priorität erhalten wird. Obama<br />
befürwortete das Equal Remedies Gesetz und das Civil Rights Gesetz<br />
von 2008, die beide die gegenwärtige Obergrenze von 300 000 $<br />
für Wiedergutmachung und Schadensersatzzahlungen bei Verstoßen<br />
gegen die oben erwähnte Vorschrift Title VII und das Americans with<br />
Disabilities Gesetz (ADA) abschaffen würden.<br />
Schlichtung<br />
An der Möglichkeit eines Antrags auf außergerichtliche Beilegung<br />
bei Streitfällen im Zusammenhang mit dem Arbeitsrecht könnte<br />
sich während der Amtszeit Obamas etwas ändern. Das Arbitration<br />
Fairness Gesetz wurde 2007 eingeführt und würde vorgerichtliche<br />
Einigungsverfahren eliminieren. Auch wenn Schlichtungsmaßnahmen<br />
bei Tarifverhandlungen nicht betr<strong>of</strong>fen wären, würde diese<br />
wichtige Veränderung des Federal Arbitration Gesetzes (FAA)<br />
eine außergerichtliche Schlichtung bei arbeitsrechtlichen Fällen, im<br />
Zusammenhang mit dem Verbraucherschutz und Franchise-Verträgen<br />
verunmöglichen und statt dessen viele Auseinandersetzungen von<br />
den Schlichtungsstellen an die State Courts verweisen.<br />
Einstufung von Mitarbeitern<br />
Der designierte Staatschef Obama unterstützte auch das<br />
Employee Misclassifi cation Prevention Gesetz, eine Nivellierung<br />
des FLSA, das die Bußgelder und deren Vollstreckung gegen<br />
Arbeitgeber in die Höhe treibt, die Angestellte fälschlicherweise<br />
als unabhängige Vertragspartner einstufen. Arbeitgeber, die hier<br />
falsche Angaben machen, können mit einer Strafe von bis zu 10<br />
000 $ pro Verstoß belegt werden und müssen die Sozial- und<br />
Krankenversicherungsbeträge nachzahlen.<br />
Arbeit/Familie<br />
Der neue Präsident Obama und seine Ehefrau haben sich <strong>of</strong>fen<br />
dafür ausgesprochen, sich mehr auf Themen der Arbeit und Familie<br />
am Arbeitsplatz zu konzentrieren. Obama hat das Working Families<br />
Flexibility Gesetz mit auf den Weg gebracht, das von den Arbeitgebern<br />
verlangt, gegebenenfalls über eine Änderung der Arbeitszeiten<br />
oder des Arbeitsplatzes zu verhandeln. Es liegen auch Vorschläge<br />
zur Erweiterung des Family and Medical Leave Gesetzes (FMLA) vor,<br />
das bislang Unternehmen betraf, die 50 oder mehr Arbeitnehmer<br />
beschäftigen. Dieses Gesetz soll auf Arbeitgeber ausgeweitet<br />
werden, die nur 25 oder mehr Menschen beschäftigen, und sie dazu<br />
verpfl ichten, Arbeitnehmern für die Versorgung älterer Angehöriger<br />
und von Opfern häuslicher Gewalt Urlaubszeiten zu gewähren und<br />
Eltern bis zu 24 Stunden jährlich Urlaub zu genehmigen, wenn sie an<br />
Aktivitäten im Zusammenhang mit der Schule ihrer Kinder teilnehmen<br />
möchten. Rechnen Sie damit dass diese Vorstöße entschieden verfolgt<br />
werden.<br />
Die neue Regierung hat außerdem<br />
demonstriert, dass sie erpicht darauf<br />
ist, die gesetzliche Landschaft zu<br />
verändern, und dazu gehören auch<br />
Reglementierungen der Arbeitgeber.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Welt der Arbeits- und Sozialgesetzgebung steht vor einem großen<br />
Wandel. Auch wenn die Einsetzung des neuen Kongresses im Januar<br />
den Prozess der Gesetzgebung etwas verlangsamen wird, und alle<br />
oben genannten Gesetzesvorlagen neu eingeführt werden müssen, so<br />
wird die vom amtierenden Kongress geleistete Vorarbeit der raschen<br />
Verabschiedung der Entwürfe Vorschub leisten. Die neue Regierung<br />
hat außerdem demonstriert, dass sie erpicht darauf ist, die gesetzliche<br />
Landschaft zu verändern, und dazu gehören auch Reglementierungen<br />
der Arbeitgeber. Die vorauszusehenden Veränderungen sind jedoch<br />
komplex und betreffen viele Bereiche im Zusammenhang mit dem<br />
Arbeitsrecht. Es ist Arbeitnehmern wohl geraten, wenn sie sich mit<br />
ihren Rechtsbeiständen in Verbindung setzten und Vorkehrungen<br />
treffen. ■<br />
www.cozen.com<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 11
04<br />
die überwachung des<br />
mitarbeiterengagements<br />
MARCEL JACOBS<br />
Marcel Jacobs ist seit 2006 Managing<br />
Director bei MeyerMonitor. MeyerMonitor<br />
ist ein Unternehmen, das im Bereich der<br />
Forschung und Beratung für das Top<br />
Management zur Erreichung strategischer<br />
Ziele tätig ist, und setzt dazu die neuesten<br />
Methoden wie Onlineumfragen, moderierte<br />
Onlinekonferenzen und Strategy Jams<br />
ein. Dabei geht es darum, das kollektive<br />
Wissen von Menschen in Schlüsselpositionen<br />
innerhalb eines Unternehmens in einer<br />
strukturierten, lebendigen und effi zienten Art<br />
zu mobilisieren.<br />
Marcel Jacobs begann seine Karriere<br />
als Dozent für Business Administration<br />
an der Erasmus Universität in Rotterdam.<br />
Seine nächste Herausforderung war mehr<br />
unternehmerischer Art: Er war Mitgründer<br />
des Testkaufunternehmens MCRI-Smile.<br />
Nach fünf Jahren Management, in denen<br />
das Unternehmen stetig wuchs, trat er<br />
der Boston Consulting Group bei, wo er<br />
zunächst im Bereich Analyse und später<br />
im Projektmanagement tätig war. Er war<br />
für verschiedene Branchen beratend<br />
tätig, beispielsweise Telekommunikation,<br />
Energiewirtschaft, Einzelhandel und<br />
Finanzdienstleistungen und wandte<br />
verschiedene Projektabwicklungsmethoden<br />
an (von Kernstrategie bis Roll-out <strong>of</strong> Best<br />
Practices). Er arbeitete unter anderem in<br />
Großbritannien, Belgien und der Schweiz.<br />
Er hat seinen Magisterabschluss sowohl<br />
in Wirtschaftswissenschaften als auch in<br />
niederländischem Recht an der Erasmus<br />
Universität in Rotterdam gemacht. Er studierte<br />
außerdem an der University <strong>of</strong> California in<br />
Berkeley und schloss cum laude an der Insead<br />
Business School (Frankreich/Singapur) ab.<br />
Marcel Jacobs ist verheiratet, hat drei Kinder<br />
(Tim, Anneroos und Josefi en) und lebt mit<br />
seiner Familie in Amsterdam.<br />
12 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Unsere Erfahrung bei MeyerMonitor zeigt, dass die<br />
Defi nition einer Unternehmensstrategie in vielerlei Hinsicht<br />
verhältnismäßig einfach ist. Die eigentliche Schwierigkeit liegt<br />
in der Umsetzung dieser Strategie. In der Praxis gibt es im Wesentlichen<br />
vier Erfolgsfaktoren: Die Mitarbeiter sollten objektiv geführt und nicht<br />
alleine gelassen werden. Die Mitarbeiter sollten sich eindeutig und<br />
motiviert mit dem Unternehmen identifi zieren. Das Unternehmen<br />
selbst sollte funktionieren und, dies ist vielleicht am Wichtigsten: Im<br />
gesamten Unternehmen muss Engagement vorherrschen. Wir nennen<br />
letzteres häufi g „die Bereitschaft, sich mit aller Kraft hinter das Steuer<br />
zu klemmen“.<br />
Es gibt drei Schlüsselindikatoren für das Mitarbeiterengagement,<br />
der erste ist Arbeitszufriedenheit – praktisch jedes Forschungsergebnis<br />
der letzten Jahre hat gezeigt, dass zufriedene Mitarbeiter die<br />
erfolgreichsten sind. Der zweite ist die Mitarbeiterbindung. Auch in<br />
diesen schwierigen Zeiten müssen die wichtigsten Talente an Bord<br />
bleiben. Der dritte Indikator ist der Stolz auf das Unternehmen,<br />
was viele Vorteile bietet, beispielweise bei der Rekrutierung. Da<br />
Stellenanzeigen und soziale Netzwerke im Internet mehr und mehr<br />
genutzt werden, sind Mitarbeiter, die Freunden ihre Firma als einen<br />
guten Arbeitsplatz empfehlen, eine große Hilfe.<br />
Für das Top Management kann es eine Schwierigkeit darstellen, die<br />
Stimmung unter den Mitarbeitern oder einen anderen Schlüsselfaktor<br />
mitzubekommen. Wie bleibt man am Ball, besonders wenn das<br />
Unternehmen stark <strong>international</strong> orientiert oder stark diversifi ziert ist?<br />
Man braucht immer einen direkten persönlichen Austausch, weil dabei<br />
sowohl verbal als auch nonverbal kommuniziert wird. Allerdings ist dies<br />
Für das Top Management kann es eine<br />
Schwierigkeit darstellen, die Stimmung<br />
unter den Mitarbeitern mitzubekommen.
nicht immer möglich. An dieser Stelle beispielsweise kommen unser<br />
Monitoring, moderierte Onlinekonferenzen und Strategy Jams zum<br />
Einsatz. Durch die Kommunikationswerkzeuge, die das Internet bietet,<br />
kann das Management zur Erreichung strategischer Unternehmensziele<br />
so wirklichkeitsgetreu wie möglich die direkte Kommunikation<br />
simulieren.<br />
Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn der CEO und das<br />
<strong>international</strong>e Management von Anfang an in diesen Prozess<br />
eingebunden sind. Sie sollten eine vereinte Führungsposition darstellen,<br />
eine Vorbildfunktion erfüllen und motivierend sein – in anderen<br />
Worten: Sie sollten „auf Worte Taten folgen lassen“. Im Idealfall<br />
beginnt das Monitoring mit einer Botschaft des CEO, entweder<br />
per Video oder E-Mail. In dieser Botschaft geht es darum, die<br />
Unternehmensziele zu vermitteln, die Hauptaussage der Kampagne<br />
vorzubringen und einen Input durch die Mitarbeiter anzuregen, um das<br />
kollektive Wissen des gesamten Unternehmens zu mobilisieren.<br />
Bevor diese Botschaft jedoch herauskommt, ist eine Menge<br />
Hintergrundarbeit beim Entwurf des Fragebogens notwendig, der<br />
normalerweise ungefähr 20 Fragen enthält – wie auch im Falle<br />
unseres Monitoring zum Engagement der Mitarbeiter. Die Fragen<br />
Fähige<br />
Organisation<br />
Die vier Säulen für nachhaltigen Erfolg<br />
Klare Ziele<br />
Vereinte<br />
Führung<br />
Quelle : MeyerMonitor<br />
Es ist wichtig, dass der CEO und das<br />
<strong>international</strong>e Management von Anfang<br />
an in diesen Prozess eingebunden sind.<br />
Sie sollten eine vereinte Führungsposition<br />
darstellen.<br />
können auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten werden. Eine<br />
maßgeschneiderte Erhebung kann, falls gewünscht, so strukturiert<br />
werden, dass der Befragte je nach Antwort automatisch zu einer Reihe<br />
anderer Fragen weitergeleitet wird.<br />
Ein wichtiger Faktor ist die Verwendung einer vertrauten<br />
Sprache. Bislang haben wir mit <strong>international</strong>en Organisationen und<br />
Unternehmen in über 50 Ländern zusammengearbeitet und 17<br />
verschiedene Sprachen benutzt. Für die Teilnehmer ist es wichtig<br />
hervorzuheben, dass die Antworten zu 100% anonymisiert werden.<br />
Ein einfacher Zugang ist ebenfalls von zentraler Bedeutung, um ein<br />
Höchstmaß an Beteiligung zu erreichen. Die Onlineantworten per<br />
Engagierte<br />
Mitarbeiter<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 13
04<br />
die überwachung des mitarbeiterengagements<br />
Internet werden rund um die Uhr an 7 Tagen der Woche<br />
gesammelt und können von jedem Computer aus gesendet<br />
werden, sei es am Arbeitsplatz, von zuhause aus oder via<br />
Blackberry. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, auf dem normalen<br />
Postweg teilzunehmen, damit auch Menschen ohne Internetzugang<br />
erreicht werden können. Daraus folgen Teilnahmezahlen von 70% bis<br />
90%.<br />
Mit diesem Ansatz ermöglichen wir der Führungsebene einen<br />
Überblick über das Engagement der Mitarbeiter, indem wir harte Daten<br />
über die aktuellen Zahlen und die Schlüsselfaktoren des Engagements<br />
zur Verfügung stellen. Ein wichtiger Schritt in der Analyse und bei den<br />
Berichten besteht darin, die Ergebnisse mit denen anderer beteiligter<br />
Unternehmen abzugleichen. Es ist wichtig, dass ein Unternehmen nicht<br />
nur seinen eigenen Ansatz und die Haltung der Mitarbeiter isoliert<br />
sieht, um die Ergebnisse vollständig zu verstehen. Beispielsweise ist<br />
das mittlere und untere Management häufi g skeptisch, wenn es um<br />
die Beurteilung von Zahlen geht und dies ist in der Tat <strong>of</strong>t ein weniger<br />
wichtiger Aspekt. Wenn dieser Aspekt jedoch in den entsprechenden<br />
Zusammenhang gestellt und mit anderen Unternehmen verglichen<br />
wird, kann ein ausgewogeneres Bild erreicht werden – beispielsweise,<br />
ob es sich um ein tatsächlich wichtiges Thema handelt.<br />
Nach der Erstellung und Lieferung der Managementberichte<br />
müssen die daraus resultierenden Aktionspläne entworfen werden,<br />
und dabei sollte man die Prioritäten des Gesamtunternehmens<br />
sowie die Schwächen und Stärken jedes Unternehmens im<br />
In diesen schwierigen Zeiten des Wandels<br />
ist es wichtig, dass der Dialog zwischen<br />
dem Management und den Mitarbeitern<br />
nicht abbricht.<br />
Auge behalten. Die Ergebnisse sollten unter den Teilnehmern<br />
des Projekts ausgetauscht werden, sei es auf Abteilungs- oder<br />
Managementhierarchieebene, länderübergreifend und/oder von einer<br />
Funktion oder Organisationsgruppe zur anderen. In allen Fällen kann<br />
es sein, dass je nach Adressat unterschiedliche Themen angesprochen<br />
werden müssen. MeyerMonitor stellt <strong>of</strong>t für die Monate nach der<br />
Umfrage seine Unterstützung zur Verfügung, um dem Management<br />
über die Anfangsschwierigkeiten zu helfen. Dies kann in Form von<br />
Präsentationen, Workshops oder individuellem Feedback per E-Mail<br />
oder Intranet geschehen.<br />
Und dann kommt natürlich die Folgearbeit. Wir haben ein Format für<br />
moderierte Onlinekonferenzen entwickelt, die normalerweise zwischen<br />
CEO oder der Geschäftsleitung und Mitarbeitern in Schlüsselfunktionen<br />
stattfi nden, das speziell auf das „tiefere Eintauchen“ in spezielle<br />
Themen über strategische oder taktische Prioritäten zugeschnitten<br />
ist. Kürzlich behandelte Tagesordnungspunkte beinhalten die Mission<br />
und die Vision, Unternehmenswerte, die Wachstumsstrategie für<br />
14 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
14 Faktoren für das<br />
Engagement<br />
1 Klar defi nierte Rollen<br />
2 Arbeitszufriedenheit<br />
3 Arbeitsdruck<br />
4 Arbeitsplatzsicherheit<br />
5 Freiheit<br />
6 Vielseitigkeit<br />
7 Herausforderung<br />
8 Führung<br />
9 Wachstum<br />
10 Gerechte Bezahlung<br />
11 Team<br />
12 Informiert sein<br />
13 Offenheit<br />
14 Respekt<br />
China, Transformierungsprojekte, Wissensaustausch, die Generation<br />
Y, Kundenzufriedenheit und Diversifi zierung. Der Prozess sowie<br />
die Einbettung strategischer Prioritäten und ihre Konsequenzen<br />
innerhalb des Unternehmens erlaubt es dem CEO, sich im Herzen des<br />
Unternehmens zu positionieren und durch seine Vorbildfunktion zu<br />
führen.<br />
In diesen schwierigen Zeiten des Wandels ist es wichtig, dass<br />
der Dialog zwischen dem Management und den Mitarbeitern<br />
nicht abbricht. Es gibt Unternehmen, die zurzeit auf die<br />
wirtschaftliche Rezession und ihre interne Umstrukturierung mit<br />
der Aussage reagieren „Wir können schlicht und einfach nichts<br />
sagen.“ Demgegenüber sollte die Botschaft sein, dass wir alle<br />
zusammenarbeiten sollten, um das Produkt des Unternehmens und<br />
seine Dienstleistungen zu verbessern. In schwierigen Zeiten wie wir sie<br />
sicherlich soeben weltweit durchleben, bietet es sich an, einen Schritt<br />
zurück zu machen und – auf kollektiver Ebene – die eigene Seite einer<br />
kritischen Überprüfung zu unterziehen. ■
05<br />
employer branding<br />
ALASTAIR LEATHWOOD<br />
Alistair Leathwood war Geschäftsführer<br />
des Personalberatungsunternehmens<br />
FreshMinds Talent, bevor er zum Leiter des<br />
Forschungsbereichs der Firma avancierte.<br />
Sein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung<br />
des Unternehmens und der Erweiterung des<br />
Consulting-Angebots für die Kunden. Er wird<br />
häufi g als Redner zu Veranstaltungen der<br />
Industrie eingeladen und hat zahlreiche Artikel<br />
über die Personaldienstleistungsbranche zu<br />
Themen wie Personalbindungsstrategien,<br />
unternehmerisches Verhalten und die<br />
Generation Y geschrieben.<br />
Vor seiner Tätigkeit bei FreshMinds<br />
war er stellvertretender Geschäftsführer<br />
von Datamonitor‘s Technology Practice.<br />
In einem Zeitraum von neun Jahre hat<br />
Leathwood in zahlreichen unterschiedlichen<br />
Technologie- und Marktsektoren gearbeitet<br />
und Präsentationen sowie Schulungen in<br />
Europa, den USA und Asien abgehalten. Davor<br />
bekleidete er eine Reihe von Consulting- und<br />
Managementpositionen bei der Thomson<br />
Corporation.<br />
Er ist diplomierter Naturwissenschaftler und<br />
besitzt einen akademischen Grad in Geschichte<br />
und Philosophie der Naturwissenschaften der<br />
Universität Cambridge.<br />
Employer Branding ist ein Begriff, über den viel diskutiert wird, er<br />
sollte jedoch unbedingt von verschiedenen Seiten her betrachtet<br />
werden, anstatt ihn leichtfertig zu vereinfachen. Er umfasst vier<br />
Hauptaspekte:<br />
1. die Marke, die den Mitarbeitern und potenziellen Mitarbeitern<br />
präsentiert wird<br />
2. das Image des Unternehmens, in dem und für das man arbeiten<br />
möchte<br />
3. die Marke, wie sie das Unternehmen seinen Kunden präsentiert<br />
4. die Marke, welche die Mitarbeiter den Kunden des Unternehmens<br />
präsentieren<br />
Die letzten beiden Aspekte fl ießen <strong>of</strong>t zusammen, wenn die<br />
Mehrheit der Mitarbeiter direkten Kundenkontakt hat. Nehmen wir<br />
beispielsweise Virgin. Dieses Unternehmen hat diese Verschmelzung<br />
ziemlich gut vollzogen. Wenn ein Kunde im Geschäft steht, vermittelt die<br />
Marke Virgin ein junges, dynamisches Bild und wirkt nicht altmodisch.<br />
Interessanterweise sind dies sehr menschliche Züge für ein Unternehmen,<br />
mit dem man eher Härte assoziiert (nicht zuletzt dank seines Gründers<br />
Sir Richard Branson).<br />
McDonald’s ist ein weiteres klassisches Beispiel. 80 % der<br />
Vorstandsmitglieder begannen ihre Karriere damit, Hamburger zu braten<br />
und sind somit der beste Beweis dafür, dass Managementschulung und<br />
persönliche Entwicklung für jeden wichtig ist, gleichgültig welchen<br />
Bildungsgrad er hat. Sie haben eine Kultur des „wir sind aus dem<br />
gleichen Holz geschnitzt“ entwickelt, d. h. das obere Management<br />
hat uns vorgelebt, dass man sowohl ehrgeizig als auch mit den<br />
Arbeitnehmern auf gleicher Augenhöhe sein kann. Das Unternehmen<br />
hat große Anstrengungen beim Aufbau von Macjob auf sich<br />
genommen und im Ergebnis eine sehr positive Arbeitgebermarke<br />
entwickelt.<br />
Procter & Gamble ist ebenfalls bekannt für seine Promotion von<br />
innen und dafür, dass seine Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens<br />
„herumkommen“. Es hat erfolgreich die Botschaft kreiert, dass das<br />
Verlassen des Unternehmens sozialem Selbstmord gleichkommen<br />
würde und kann daher eine sehr starke Mitarbeiterbindung vorweisen.<br />
Und natürlich gehört Micros<strong>of</strong>t ebenfalls zu den seit jeher sehr starken<br />
Markenpromotern – bis heute.<br />
Eine starke Arbeitgebermarke ist in guten wie in schlechten Zeiten<br />
hilfreich. Nach dem 11. September biss Southwest Airlines die Zähne<br />
zusammen und bemühte sich sehr um seine Mitarbeiter. Das Ergebnis<br />
ist eine Marke, die sehr beliebt bei den Mitarbeitern ist. Wenn man<br />
das Vertrauen seiner Mitarbeiter verloren hat, ist es sehr schwierig, es<br />
wieder zurückzugewinnen.<br />
Anziehung ist ein Faktum im Geschäftsleben, insbesondere im<br />
derzeitigen Wirtschaftsklima. Abwanderung wird es immer geben, sie<br />
ist aber im Moment eher zurückgegangen. In der Regel sind es jedoch<br />
immer die besten Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen. Es ist<br />
wichtig, dass Mitarbeiter beim Verlassen eines Unternehmens möglichst<br />
positive Erfahrungen mitnehmen. Ehemalige Mitarbeiter sind eine<br />
wertvolle Quelle für Kunden und Kontakte.<br />
Employer Branding favorisiert fl exible Arbeit stark. So unterstützt<br />
es die Rekrutierung von Zeitarbeitskräften und die Vermittlung<br />
von Vertretungen. Es hilft außerdem bei der Beschaffung von<br />
Teilzeitarbeitskräften sowie schwer erreichbaren Gruppen wie Frauen,<br />
die wieder ins Berufsleben zurückkehren. Es ist gewissermaßen in<br />
vielerlei Hinsicht ein essentielles Unternehmenswerkzeug. ■<br />
Weitere Meinungen zu Employer Branding:<br />
„Die Personalabteilung spielt eine entscheidende, jedoch nicht<br />
die einzige Rolle beim Employer Branding. Marketing und Public<br />
Relations müssen ebenfalls einbezogen werden. Jedoch muss<br />
die Personalabteilung die Entwicklung der Arbeitgebermarke<br />
anführen, das obere Management und die Geschäftsbereichsleiter<br />
dazu animieren, die Arbeitgebermarke zu leben und für sie zu<br />
werben und sicherstellen, dass die Mitarbeiter dabei konsultiert<br />
werden.“ PA Consulting<br />
„Für die Kultivierung einer starken Arbeitgebermarke braucht<br />
man Zeit und Geduld – Ergebnisse lassen sich nicht schon nach<br />
sechs Monaten oder einem Jahr sehen. Die Besten der Besten<br />
arbeiten sogar schon seit Jahrzehnten daran und haben sich<br />
dabei sehr um eine ehrliche und gründliche Selbsteinschätzung<br />
bemüht, um das wahre Wesen ihres Unternehmens zu erkennen.“<br />
Economic Times <strong>of</strong> India<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 15
06<br />
erfolg in China<br />
PETER MANNING<br />
Peter Manning ist Relationship Manager der<br />
Provinz Jiangsu für den Grafschaftsrat von<br />
Essex in Großbritannien.<br />
Von 1995 bis 2001 arbeitete er bei<br />
der Unternehmenssektion desselben<br />
Grafschaftsrats, wo er für die<br />
Unterstützung von Exporten aus Essex<br />
nach China verantwortlich war, u. a.<br />
für die Organisation einer Reihe von<br />
Handelsmissionen von und nach China.<br />
2001 zog er nach Peking, wo er und<br />
seine Frau Louise die nächsten vier Jahre<br />
lebten. Die beiden lernten in ihrem ersten<br />
Jahr in China zunächst Mandarin an der<br />
Fremdsprachenuniversität von Peking.<br />
Peter Manning verbrachte anschließend<br />
drei Jahre damit, bei einer Beraterfi rma<br />
multinationale Konzerne aus dem Westen<br />
dabei zu unterstützen, wirtschaftlich<br />
und mithilfe von HR-Strategien in China<br />
Fuß zu fassen, während Louise Manning<br />
Verkaufsleiterin für den US-amerikanischen<br />
Büromöbelhersteller Haworth war. 2004<br />
kehrte das Ehepaar nach Essex zurück<br />
und Peter Manning und ist seitdem<br />
beim Grafschaftsrat zuständig für<br />
Handelsbeziehungen, Ausbildungsprojekte<br />
und die kulturelle Zusammenarbeit mit<br />
China. Die Familie Manning lebt heute<br />
mit ihren beiden Kindern in der Nähe von<br />
Chelmsford in Großbritannien.<br />
Den Kindern wird die chinesische Sprache<br />
und ein Verständnis für die chinesische<br />
Kultur vermittelt.<br />
16 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Das Wirtschaftswachstum Chinas während der letzten 30 Jahre<br />
und in naher Zukunft ist für unsere Zeit von entscheidender<br />
Bedeutung. Es birgt sicherlich Schwierigkeiten, wer sich<br />
den Herausforderungen jedoch mit der richtigen Mischung aus<br />
Abenteuergeist und guter Vorbereitung stellt, wird erfolgreich sein. Mit<br />
dem richtigen Produkt, der richtigen Dienstleistung und sorgfältiger<br />
Planung kann man durchaus Erfolg haben.<br />
Durch die Berichte von den überwältigenden Reaktionen auf das<br />
Erdbeben von Sichuan Anfang des Jahres sah man China plötzlich mit<br />
anderen Augen. Nachdem wir zuvor hauptsächlich mit Meldungen<br />
konfrontiert waren, in denen es um Menschenrechtsverletzungen und<br />
die fehlende Pressefreiheit ging, sahen wir nun, wie das chinesische<br />
Volk rasch und millionenfach zusammenkam, um sich dieser<br />
schrecklichen Katastrophe gemeinsam zu stellen. Eine der ersten, die<br />
sich an den Hilfsmaßnahmen beteiligte, war Zhang Xin, die zusammen<br />
mit ihrem Ehemann die Firma SOHO China leitet, eine renommierte<br />
Immobiliengesellschaft, die wirtschaftliche Entwicklungen und<br />
Wohnsiedlungsprojekte mit großem Erfolg kombiniert. Vor einigen<br />
Jahrzehnten wäre ein solches Konzept möglicherweise undenkbar<br />
gewesen.<br />
Ins<strong>of</strong>ern war es vorrausschauend vom Essexer Grafschaftsrat, bereits<br />
1988 eine Verbindung mit der Provinzregierung Jiangsu aufzubauen,<br />
eine der ersten dieser Art in Großbritannien. Ursprünglich kam sie durch<br />
akademische Verbindungen zustande und hatte somit zunächst Ziele im<br />
Zusammenhang mit Ausbildungsfragen. Es ging darum, den Unterricht<br />
der Sprache Mandarin in Essex, sowie englischen Sprachunterricht<br />
in Jiangsu zu fördern. Zwanzig Jahre später bin ich erfreut, berichten<br />
zu können, dass inzwischen 65 Schulen in Essex an dem Programm<br />
teilnehmen und ebenso viele in der Provinz Jiangsu. Wir haben außerdem<br />
zwei lokale Ausbildungszentren: in Harlow und in Ingatestone.<br />
Wir streben an, auf dem Gebiet der chinesischen Sprachfertigkeit<br />
und des Kulturverständnisses eine der führenden Grafschaften<br />
Großbritanniens zu werden. Wir sind der Meinung, dass diese Fähigkeiten<br />
den Schülern im späteren Leben aus strategischen und wirtschaftlichen<br />
Gründen, und auch für ihre Persönlichkeitsentwicklung einen guten Stand<br />
verschaffen wird. Natürlich verfolgen auch andere dieses Ziel. Deutschland<br />
beispielsweise investiert hier schon lange, und ebenso die USA. Und<br />
mittlerweile legen die chinesischen Schulen einen immer höheren Wert<br />
auf die Notwendigkeit, die englische Sprache zu beherrschen. Inzwischen<br />
wird Englisch bereits in der ersten Klasse unterrichtet.
Wir möchten allerdings nicht nur Kindern die chinesische Sprache<br />
und Kultur vermitteln, sondern auch Firmenchefs. Im letzten Jahr<br />
gingen nur 1,5 % der Gesamtexporte Großbritanniens nach China,<br />
während Deutschland fünf Mal so hohe Verkaufszahlen vorzuweisen<br />
hat. Dies wurde bislang mit der Tatsache erklärt, dass Deutschland eher<br />
die Produkte herstellt, die in der kapitalintensiven Wachstumsphase<br />
gebraucht werden, insbesondere Werksanlagen und fortgeschrittene<br />
Fertigungstechnologie.<br />
Es stimmt, dass die chinesische Wirtschaft bislang stark<br />
produktionsorientiert war, aber das ändert sich zurzeit, und der<br />
Fokus liegt vermehrt auf Dienstleistungen wie der Ausbildung, dem<br />
Immobiliensektor, den Medien, der Werbung und Finanzdienstleistungen.<br />
Die Dienstleistungsindustrie wird von einem starken politischen Ansporn<br />
getragen. Das stellt für die Europäer und Nordamerikaner vermehrte<br />
Anreize dar, weil geistige Urheberrechte nicht mehr so stark im Fokus<br />
stehen und Dienstleistungen leichter reproduziert werden können, weil sie<br />
auf Erfahrung, Netzwerken und Markenimage beruhen.<br />
Einer der Gründe hierfür ist, genau wie in Indien, das Entstehen<br />
einer Mittelschicht, die gegenwärtig auf ca. 250 Millionen Angehörige<br />
geschätzt wird. Beispielsweise ist China, obwohl es ein durchschnittliches<br />
Wachstum des Bruttosozialprodukts in China nach Provinz<br />
Hinweis: Daten aus dem Jahr 2007 in US-Dollar gemäß durchschnittlichem Tageskurs<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt Großbritannien, Statistiken über China<br />
Wir möchten allerdings nicht nur<br />
Kindern etwas beibringen, sondern auch<br />
Firmenchefs.<br />
Pro-Kopf-Einkommen von nur ca. 1000 Euro pro Jahr aufweist, nach den<br />
USA und Japan der drittgrößte Markt für Luxusgüter (und das kann sich<br />
rasch ändern, da die Zahlen in China stetig steigen.)<br />
Es besteht kein Zweifel, dass sich die chinesische Unternehmenskultur<br />
von der europäischen und nordamerikanischen unterscheidet, wenngleich<br />
sich diese Unterschiede nach und nach angleichen. Wir veranstalteten<br />
vor kurzem ein Seminar, bei dem wir Schauspieler einsetzten, die<br />
verschiedene Szenarios im Wirtschaftsleben darstellten – eine wesentlich<br />
wirkungsvollere Methode als eine Powerpoint-Präsentation. Und wir<br />
laden regelmäßig Gruppen nach China ein, damit die Menschen selbst<br />
sehen können, wie lebendig das Wirtschaftsleben dort ist, sogar in den<br />
aktuell schwierigen Zeiten für die Finanzmärkte (ich selbst bin gerade erst<br />
aus Shanghai zurückgekehrt).<br />
Dennoch bestehen auch vor dem Hintergrund des Gesagten weiterhin<br />
für multinationale Konzerne Schwierigkeiten, mit Joint Ventures auf<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 17
06<br />
erfolg in China<br />
Ausländische Direktinvestitionen (in Milliarden US-Dollar)<br />
Quelle: Handelsministerium der Volksrepublik China<br />
dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Es gibt zu wenige gut<br />
ausgebildete Arbeitnehmer, die sich für eine <strong>international</strong>e<br />
Umgebung eignen und auch wenn qualifi zierte Arbeitskräfte<br />
rekrutiert sind, ist es <strong>of</strong>t schwierig, sie zu halten. Die Unternehmen müssen<br />
bei der Rekrutierung und der Bindung von ausgebildeten Arbeitnehmern<br />
einige Kreativität an den Tag legen. Die Chinesen sind ehrgeizig und bereit,<br />
für einen guten Arbeitsplatz überallhin zu ziehen – auch wenn es derzeit<br />
meist Shanghai oder Peking ist.<br />
Ich nehme an, dass viele Menschen gemischte Gefühle haben, wenn es<br />
darum geht, in China Geschäfte zu machen. Wir hören abwechselnd, dass<br />
das Land eine Art Gefahrenzone für Unternehmen ist, voller Risiken und<br />
möglicher fi nanzieller Desaster, aber auch, dass es einen riesigen Markt<br />
umfasst, den sich Unternehmen nicht entgehen lassen dürfen. Einerseits<br />
hört man von Korruption, Bürokratie und Betrug, und andererseits von<br />
Erfolgsstorys und neuen Exportverträgen.<br />
China ist ein erstaunliches und faszinierendes Land mit großen<br />
Ressourcen. Es ist gleichermaßen aufregend, beeindruckend, frustrierend<br />
und voller Überraschungen. Alles in allem bin ich jedoch der Überzeugung,<br />
dass es voller Möglichkeiten steckt und ein langfristiges Potenzial für<br />
<strong>international</strong>e Unternehmen bereithält. ■<br />
18 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Angenommenes Bruttosozialprodukt für China,<br />
Veränderung gegen Vorjahr in Prozent<br />
Quelle: CEIC Data Company Ltd, Internationaler Währungsfond (IWF) und WEO-Datenbank
07<br />
die neue welt<br />
der reisen<br />
GEOFFREY LIPMAN<br />
Pr<strong>of</strong>essor Ge<strong>of</strong>frey Lipman ist stellvertretender<br />
Generalsekretär und Sprecher der UNWTO, der<br />
Welttourismusorganisation. Er ist außerdem<br />
Vorsitzender des Beirats des Christel DeHaan<br />
Tourism & Travel Research Institute. Er war der<br />
erste Präsident des World Travel & Tourism<br />
Council (WTTC), dem globalen Forum für<br />
Wirtschaftsführer sowie Vorsitzender von Green<br />
Globe 21, einer Gruppe für verantwortlichen/<br />
nachhaltigen Tourismus, von 2000 bis 2008.<br />
Davor arbeitete Lipman zwanzig<br />
Jahre als Executive Director und Head <strong>of</strong><br />
Government Affairs für den Internationalen<br />
Luftverkehrsverband IATA und später<br />
als Executive Director bei der IFAPA,<br />
einem <strong>international</strong>en Verband für<br />
Flugpassagiere, sowie als Partner von Global<br />
Aviation Associates, einer strategischen<br />
Beratungsfi rma für Fluggesellschaften,<br />
die auf Regierungsbeziehungen und<br />
Wettbewerbsangelegenheiten spezialisiert ist.<br />
Er hat sich als Autor und Dozent weltweit mit<br />
den Themen Tourismusstrategie, Nachhaltigkeit<br />
und Liberalisierung der Luftfahrtindustrie<br />
betätigt, war Mitautor von Büchern über<br />
die Öffnung der europäischen Luftfahrt<br />
und gründete eine Expertenkommission für<br />
Freihandel in der Luftfahrt. Er war Mitglied<br />
zweier hochrangiger EU-Vertretungen für<br />
die Liberalisierung der Luftfahrtindustrie und<br />
für die Beschäftigung im Tourismussektor<br />
sowie Mitglied des britischen Roundtable on<br />
Sustainable Development, des Wirtschaftsrats<br />
des Präsidenten von Sambia sowie des Ethopia<br />
Think Tank.<br />
Lipman war Tourismusbotschafter des Leiters<br />
des Entwicklungsprogramms der Vereinten<br />
Nationen (UNDP) und Tourismusberater<br />
des Commonwealth Business Council, des<br />
Weltwirtschaftsforums und von Micros<strong>of</strong>t.<br />
Er ist außerordentlicher Pr<strong>of</strong>essor an der<br />
Victoria-Universität und der Griffi th-Universität<br />
in Australien und Forschungsbeauftragter<br />
für Tourismus an der George-Washington-<br />
Universität in den USA. Darüber hinaus ist er<br />
Mitglied der britischen Tourism Society. Zurzeit<br />
wohnt und arbeitet er in Madrid.<br />
F. Welche Bedeutung haben Geschäftsreisen für die<br />
globale Tourismusbranche?<br />
A. Eine sehr wichtige. In den letzten Jahren haben<br />
Geschäftsreisen 30 bis 40 % des Gesamtmarkts ausgemacht,<br />
was einem Erlös von möglicherweise über 50 % entspricht.<br />
Dieser Wert variiert natürlich in den verschiedenen Märkten. In<br />
einigen europäischen Städten generieren Geschäftsreisen bis zu 80 %<br />
der gesamten Tourismuseinnahmen.<br />
F. Inwiefern wirkt sich der Konjunkturabschwung<br />
Ihrer Meinung nach auf Geschäftsreisen aus,<br />
sowohl hinsichtlich des Gesamtvolumens, der<br />
Budgeteinschränkungen als auch der Art und Weise,<br />
wie Unternehmen ihre Geschäftsreisepolitik bewerten,<br />
planen und umsetzen?<br />
A. Ich sehe, dass viele Unternehmen im aktuellen Wirtschaftsklima<br />
ihr Geschäft einer Neubewertung unterziehen. Wir befi nden uns<br />
heute in einer Notfallsituation und die Unternehmer reagieren<br />
entsprechend. Man kann beobachten, dass Unternehmen das tun,<br />
was sie schon immer in solchen Situationen getan haben, nämlich<br />
zu schauen, wo sie Kosten einsparen können – und einer dieser<br />
Bereiche sind Geschäftsreisen. Immer mehr Unternehmen führen<br />
strengere Budgetbeschränkungen bzw. Einschränkungen von<br />
Geschäftsreisen ein. Dies wird sicherlich erhebliche Auswirkungen<br />
auf das Gesamtvolumen und die durchschnittlichen Ausgaben von<br />
Geschäftsreisenden haben und sich so auch in der Tourismusindustrie<br />
und insbesondere der Hotelbranche niederschlagen.<br />
In einigen europäischen Städten<br />
generieren Geschäftsreisen bis zu 80 %<br />
der gesamten Tourismuseinnahmen.<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 19
08<br />
die neue welt der reisen<br />
Wie schwer diese Auswirkungen sein werden, hängt<br />
wesentlich von der Entwicklung der Weltwirtschaft im Jahr<br />
2009 ab. Je mehr die Vergabe von Krediten eingeschränkt<br />
wird – insbesondere, wenn diese Kredite den Unternehmen<br />
nicht zur Verfügung gestellt werden – desto mehr Unternehmen<br />
müssen schnell ihre Kosten senken. Dies wird sich nachteilig auf<br />
Geschäftsreisen auswirken. Die Aussichten für die nächsten zwölf<br />
Monate sind sehr düster.<br />
F. Wie wichtig sind angesichts der Fortschritte in der<br />
Kommunikationstechnologie persönliche Gespräche<br />
heute noch?<br />
A. Die Menschen müssen selbst während einer Rezession noch<br />
kommunizieren und miteinander umgehen. Das persönliche Gespräch<br />
ist ein unverzichtbarer Teil des Geschäfts. Obwohl es heute eine<br />
Fülle elektronischer Kommunikationsmittel mit immer ausgefeilteren<br />
und kostengünstigeren Technologien gibt, stimme ich Condoleeza<br />
Rice zu, die kürzlich sagte, dass es keinen Ersatz für persönliche<br />
Kommunikation gibt, gleichgültig, ob es sich dabei um hochkarätige<br />
Diplomaten oder einen Geschäftsführer handelt, der eine Reise<br />
unternommen hat, um ein Geschäft abzuschließen. Das ist die<br />
Realität und Geschäftsleute werden auch weiterhin zu wichtigen<br />
Besprechungen fahren. Natürlich können in wirtschaftlich schlechten<br />
Zeiten Meetings, die teure Reisen beinhalten, aufgeschoben oder<br />
die Zahl der daran teilnehmenden Mitarbeiter beschränkt werden,<br />
um die Kosten einzudämmen. Unternehmen ziehen eine ganze<br />
Reihe von Möglichkeiten in Erwägung. Im kommenden Jahr werden<br />
wahrscheinlich mehr Geschäftsleute, die bisher Business Class<br />
gefl ogen sind, nun auf Economy Class umsteigen, und diejenigen,<br />
die bisher mit Linienfl uggesellschaften gefl ogen sind, werden zu<br />
Billiganbietern wechseln.<br />
F. Wie steht es mit Bonusreisen?<br />
A. Manche Firmen sind der Ansicht, dass wertvollen Mitarbeitern<br />
in wirtschaftlichen Krisenzeiten mehr denn je Anreize geboten<br />
werden sollten, andere verzichten gerne auf Bonuspakete. In der<br />
Regel zögern Unternehmen in mageren Zeiten nicht, ihr Vermögen<br />
zu schützen, und eine der ersten Maßnahmen, die sie ergreifen,<br />
besteht darin, die Kosten zu senken. Genau dies geschah während<br />
der Krisen in der Geschäftsreisebranche nach dem 11. September,<br />
20 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Viele Unternehmen unterziehen<br />
im aktuellen Wirtschaftsklima ihre<br />
Geschäftsreisen einer Neubewertung.<br />
welche auf die Asienkrise 1999, die Rezession Anfang der 90er Jahre<br />
bis zurück zur Ölkrise der 80er Jahre folgte. Ausnahmslos alle, sowohl<br />
Unternehmen als auch Privatpersonen, verhielten sich zurückhaltend.<br />
Ja, wir erwarten, dass Unternehmen Einsparungen bei Bonusreisen<br />
vornehmen werden.<br />
F. Welche Maßnahmen würden Sie zur Maximierung<br />
der Effi zienz von Geschäftsreisen von Führungskräften<br />
vorschlagen, beispielsweise eine Reise so zu planen,<br />
dass diese so viele Menschen wie möglich auf einmal<br />
treffen, anstatt mehrere Reisen zu unternehmen?<br />
A. Angesichts des Kostensenkungsdrucks unterziehen zahlreiche<br />
Unternehmen ihre Reisepolitik einer Revision. Angefangen mit<br />
der völligen Streichung von Geschäftsreisen, wenn diese nicht<br />
unverzichtbar zu sein scheinen, oder einem Aufschub, bis die<br />
Situation sich verbessert hat. Im aktuellen Wirtschaftsklima kann<br />
jedoch ein Budget für Geschäftsreisen bei gleichzeitiger Senkung der<br />
Kosten aufrechterhalten werden, und das geht einfach, indem man<br />
sich umsieht. Zahlreiche Fluggesellschaften haben überschüssige<br />
Kapazitäten und bieten Preisnachlässe an, ebenso wie Hotels. Es gibt<br />
jede Menge günstige Angebote auf dem Markt. Kostensenkungen<br />
können erzielt werden, ohne Geschäftsreisen ganz aufzugeben oder<br />
zu verschieben, gleichgültig, ob dies nun mittels Unternehmenspolitik<br />
oder durch Anreize für das Personal erfolgt. Das Personal sollte bei<br />
der Planung von Geschäftsreisen das Budget berücksichtigen, d. h.<br />
beispielsweise einen billigeren Flug buchen oder statt eines 5-Sterne-<br />
Hotels ein günstigeres Angebot nutzen. Meiner Ansicht nach ist dies<br />
der einzige Bereich, in dem Unternehmen Reisekosten einsparen<br />
können.<br />
F. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu<br />
bringen, ihre Geschäftsreisen so zu planen, dass sie<br />
umweltfreundlicher sind bzw. der Kohlendioxidausstoß<br />
Die Menschen müssen selbst während einer Rezession noch<br />
kommunizieren und miteinander umgehen. Das persönliche Gespräch<br />
ist ein unverzichtbarer Teil des Geschäfts.
verringert wird? Durch Umsetzung einer<br />
Geschäftspolitik, Schaffen von Anreizen oder<br />
anderweitig?<br />
A. Ich glaube, eine effektive Geschäftspolitik ist der richtige<br />
Ansatz. Wenn das gesamte Thema der Reiseplanung und des<br />
Klimawandels den Beteiligten überlassen wird, wird es länger<br />
dauern, bis sie sich zu einer Kooperation entschließen, als wenn<br />
sie dazu gezwungen werden. Die Politik eines Unternehmens<br />
in Bezug auf Reise und Treibhausgase muss an seine allgemeine<br />
Unternehmensverantwortungsstrategie gekoppelt sein. Die Position<br />
der Vereinten Nationen in Bezug auf den Klimawandel ist, dass die<br />
Menschen eine Entschädigung für ihre Emissionen leisten müssen.<br />
Auf einer kürzlich in Sharm el-Sheik abgehaltenen UNWTO-<br />
Konferenz wurde das Potenzial zur Förderung von klimaneutralem<br />
Tourismus unterstrichen, mit umweltfreundlichen Initiativen, die<br />
zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennst<strong>of</strong>fen<br />
beitragen und die Wirtschaft ankurbeln und für die langfristige<br />
Umstrukturierung der Reisebranche sorgen. Eine fi nanzielle<br />
Entschädigung für die Emissionen von Flügen ist jedoch nur ein<br />
Teil eines viel größeren Programms zur Reduzierung der globalen<br />
Erwärmung. In Zeiten wie diesen ist es jedoch schwer, die Menschen<br />
davon zu überzeugen, die zusätzlichen Kosten zu tragen.<br />
F. Wie wichtig sind Fragen bezüglich Sicherheit –<br />
insbesondere für Führungskräfte – und inwieweit haben<br />
diese sich in den letzten Jahren verändert?<br />
A. Natürlich ist die Sicherheit der Mitarbeiter ein wichtiger<br />
Faktor, ich glaube jedoch nicht, dass die Sicherheitsbelange sich<br />
heutzutage wesentlich von denjenigen von früher unterscheiden.<br />
Große terroristische Anschläge, wie die kürzlichen Ereignisse<br />
in Mumbai, geschehen leider, aber ich glaube nicht, dass dies<br />
ernsthafte Auswirkungen auf Reisen nach Indien außerhalb von<br />
Mumbai haben wird. Die Menschen sind sich durchaus bewusst,<br />
dass Sicherheitsvorfälle auf der ganzen Welt passieren, dies hat<br />
sie jedoch nicht vom Reisen abgehalten. Ich halte es für wichtig,<br />
dass Regierungen zur Verbesserung der Sicherheit keine weiteren<br />
Steuererhöhungen vornehmen, welche die Reisekosten erhöhen<br />
würden.<br />
F. Wie steht es mit Auswirkungen auf die<br />
Reiseversicherung?<br />
A. Trotz der Ereignisse in Mumbai – oder auch am Flughafen<br />
von Bangkok – bin ich nicht der Meinung, dass sich der generelle<br />
Rahmen für Reiseversicherungen aufgrund von Sicherheitsbelangen<br />
geändert hat. Die Einschätzung von Risiken und die Kosten für ihre<br />
Versicherung werden von den Märkten gestellt. Sie können sich<br />
im Vergleich zu einem früheren Niveau für bestimmte Reiseziele<br />
ändern, nachdem ein Sicherheitsrisiko aufgetreten ist. Sie sind<br />
jedoch örtlich begrenzt und haben keine Auswirkungen auf die<br />
gesamte Reiseversicherungsbranche.<br />
F. Welchen Rat würden Sie bezüglich der Auswahl<br />
von privaten Transportmitteln, wie z. B. PKW<br />
oder Privatfl ugzeug gegenüber öffentlichen<br />
Transportmitteln wie Bahn, Bus oder Flugzeug geben?<br />
A. Wenn ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, sind<br />
private Transportmittel sicherer, aber da man ja in einem Hotel<br />
übernachten und in der Stadt herumreisen muss, macht dies keinen<br />
großen Unterschied bezüglich der allgemeinen Sicherheit auf<br />
Geschäftsreisen. Was die Kosten anbetrifft, ist es immer billiger mit<br />
öffentlichen Fluggesellschaften zu fl iegen, s<strong>of</strong>ern das Privatfl ugzeug<br />
keine größere Gruppe von Passagieren transportiert oder die Reise<br />
mehrere Zwischenstopps beinhaltet. Zudem kann der Eindruck, den<br />
man bei der Ankunft in einem Privatjet vermittelt, heutzutage nach<br />
hinten losgehen. In der aktuellen Situation ist die große Frage: Wo<br />
ist die Grenze? Stark gefragte Menschen reisen sowieso privat.<br />
Die Politik eines Unternehmens in Bezug auf Reise und Treibhausgase muss an seine<br />
allgemeine Unternehmensverantwortungsstrategie gekoppelt sein.<br />
F. Welche Einstellung sollten Unternehmen<br />
Ihrer Meinung nach in Bezug auf Ihre<br />
Geschäftsreisepraktiken haben?<br />
A. Führungskräfte sollten die umfassenden wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen des Einsatzes Ihres Personals berücksichtigen. Sie<br />
müssen die Relevanz der Teilnahme an einem Meeting gegen<br />
die Kosteneinsparungen bei einer Nichtteilnahme abwägen. Ich<br />
weiß, dass der Kreditrahmen innerhalb einzelner Unternehmen<br />
sehr unterschiedlich ist, also sollten dies Mitarbeiter sein, die<br />
solche zuweilen sehr schwierigen Entscheidungen am besten<br />
treffen können. Daher sollte die Frage nicht lauten: „Sollen wir<br />
alle Geschäftsreisen streichen?“ sondern „Welche Reisen sind<br />
momentan unverzichtbar für unser Geschäft?“ Sie sollten einen<br />
kritischeren Blick auf die Art und Weise, wie sie Reisevorkehrungen<br />
treffen, werfen und sich darauf konzentrieren, Kosten zu<br />
senken. Ein völliges Reiseverbot sollte vermieden werden, da die<br />
wirtschaftlichen Kosten, an einem bestimmten Meeting nicht<br />
teilnehmen zu können, wesentlich höher sein können. ■<br />
Ge<strong>of</strong>frey Lipman sprach mit Jonathan Gregson, dem redaktionellen<br />
Berater der Zeitschrift FIRST.<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 21
08<br />
tipps für<br />
selbständige<br />
STEVE MACVICAR<br />
Steve Macvicar leitet ein eigenes<br />
Beratungsunternehmen für strategische<br />
digitale Marketingberatung und<br />
Marketingservices, vorwiegend im<br />
Verlagssektor. Zu seinen neuesten Kunden<br />
gehören The Guardian Media Group,<br />
die Zeitschrift Fortune und William<br />
Reed Business Publishing. Zuvor war er<br />
Geschäftsführer des führenden E-Learning-<br />
Anbieters Epic sowie von Dods Political<br />
Monitoring in London bzw. Brüssel.<br />
Nach seiner Tätigkeit als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Oriel College, Oxford, begann er seine<br />
Karriere als Wirtschaftsjournalist.<br />
Anschließend wurde er zum<br />
Geschäftsentwicklungsleiter der Economist<br />
Group ernannt, wo er von 1990 bis 1999<br />
für Unternehmensgründungen und<br />
Akquisitionen verantwortlich war. Im<br />
Rahmen seiner letzten Tätigkeit stellt er sich<br />
den Herausforderungen des Verlagssektors<br />
und des Internets. Er ist verheiratet und<br />
lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in<br />
Brighton.<br />
22 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Finanzexperten scheuen sich heutzutage davor, den Begriff<br />
Wachstum zu gebrauchen. Aber eine sozioökonomische<br />
Gruppierung scheint in den nächsten Jahren für ein<br />
beträchtliches Wachstum prädestiniert zu sein, und das sind<br />
Selbständige in gehobenen Berufen – eine Schar von Technikern<br />
und fachkundigen Wissensarbeitern, die entweder aus freien<br />
Stücken oder notgedrungen die Vorteile und Bequemlichkeiten<br />
des Angestelltendaseins gegen die Selbständigkeit eingetauscht<br />
haben, ein Leben, dass befriedigender zu sein scheint, aber auch<br />
Unwägbarkeiten mit sich bringt.<br />
In der Tat nimmt die Zahl der Selbständigen in Westeuropa<br />
und Nordamerika seit einigen Jahren beständig zu. OECD-<br />
Statistiken zufolge hat ihre Zahl in Großbritannien (mit einem<br />
Anteil von ca. 13 % an der gesamten arbeitenden Bevölkerung),<br />
in Deutschland (15 %) und Spanien (18 %) um etwa eine halbe<br />
Million zugenommen, in den USA (7 %) um 390.000 und in den<br />
Niederlanden (13 %) um 230.000. Frankreich (3 %) und Italien (2 %)<br />
bilden das Schlusslicht unter den EU-Mitgliedsländern in Bezug auf<br />
diesen Trend.<br />
Außerhalb von Ländern wie Griechenland und Rumänien, wo es<br />
immer noch einen hohen Prozentsatz kleiner Landwirtschaftsbetriebe<br />
gibt, war Selbständigkeit bisher die Domäne von Handwerkern,<br />
Freiberufl ern im Mediensektor und Einmannbetrieben im Bausektor.<br />
Erst in den 80er Jahren begann sich die Zusammensetzung des<br />
Selbständigensektors zu ändern und es dauerte bis zum Ende des<br />
folgenden Jahrzehnts, bis er sich zu dem entwickelte, was er heute ist.<br />
Erst in den 80er Jahren begann sich die Zusammensetzung des<br />
Selbständigensektors zu ändern und es dauerte bis zum Ende des<br />
folgenden Jahrzehnts, bis er sich zu dem entwickelte, was er heute ist.
Kunst und Literatur<br />
Manager in anderen Dienstleistungsbranchen<br />
Lehrberufe<br />
Medienberufe<br />
Handels- und Finanzberufe<br />
Designberufe<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
Fachabteilungsleiter<br />
Betriebswirte und Statistiker<br />
Therapeuten<br />
Techniker<br />
Vertriebler<br />
Öffentlicher Dienst<br />
Der ursprüngliche Auslöser für diese Verwandlung war<br />
die Deregulierung des Finanzdienstleistungssektors zuerst in<br />
Großbritannien und später in den USA sowie die dadurch in Gang<br />
gekommene Revolution unter den Aktionären. Dies spornte die<br />
wachsende Gemeinschaft börsennotierter Unternehmen auf beiden<br />
Seiten des Atlantiks an, ihren Unternehmenswert zu steigern, indem<br />
sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrierten und sämtliche<br />
Abteilungen, die nicht in diesen Bereich fi elen, auslagerten. Interne<br />
Dienste wie IT, Telekommunikation, Bürobedarf, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Marketing und Kundenservice standen dabei an vorderster Front.<br />
So wurde die Arbeit zahlreicher Abteilungen an Firmen ehemaliger<br />
Mitarbeiter vergeben, die weiterhin ausschließlich für ihre ehemaligen<br />
Arbeitgeber tätig waren, aber jetzt häufi g mehr verdienten und<br />
weniger Steuern für dieselbe Arbeit zahlten. Obwohl die Behörden<br />
in Bezug auf die sogenannte Scheinselbständigkeit schließlich<br />
rigoroser durchgriffen, waren böse Zungen der Ansicht, dass<br />
es für nachfolgende Regierungen opportun war, diese Praxis zu<br />
unterstützen, da sie die Arbeitslosenzahlen eindämmte. Die Grenzen<br />
zwischen Selbständigkeit und Fremdvergabe von Aufträgen hatten<br />
sich für immer aufgelöst. Dieser Trend erklärt zumindest teilweise,<br />
Selbständige in Großbritannien nach Branchen<br />
68,000<br />
68,000<br />
67,000<br />
66,000<br />
61,000<br />
57,000<br />
54,000<br />
53,000<br />
53,000<br />
Quelle: Pr<strong>of</strong>essional Contractors Group<br />
75,000<br />
111,000<br />
145,000<br />
140,000<br />
warum laut britischen Statistiken – entgegen den Erwartungen –<br />
nahezu zwei Drittel der Freiberufl er männlich sind.<br />
Opportun oder nicht – der Outsourcing-Trend der 80er und<br />
90er Jahre des letzten Jahrhunderts trug einen Großteil dazu bei,<br />
dass sich Selbständigkeit und kleine Unternehmensmodelle als eine<br />
durchaus angesehene Existenzform für eine beträchtliche Zahl von<br />
Fachkräften und Technikern etablierte, die sich ansonsten nicht<br />
darauf eingelassen hätten. Außerdem verlor diese Existenzform<br />
damit den etwas negativen Touch, mit dem Kleinunternehmen bis<br />
dahin behaftet waren. Die Regierungen westlicher Länder begannen<br />
ihrerseits allmählich anzuerkennen, dass Selbständigkeit häufi g<br />
der erste Schritt zur Gründung von Unternehmen war und führten<br />
Steuervergünstigungen und Anreize zur Förderung aufstrebender<br />
Unternehmer und verschlankter Firmen ein, um diesen Trend zu<br />
unterstützen.<br />
Großbritannien war in diesem Bereich zweifellos Vorreiter.<br />
Nach Abzug sämtlicher Aufwendungen für Reisen, IT-Ausrüstung<br />
und (wo erforderlich) die Nutzung der Privatwohnung für<br />
Geschäftszwecke sollte ein durchschnittlicher Wissensarbeiter<br />
nicht viel mehr als 25 % Einkommenssteuer verglichen mit 45 %<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 23
08<br />
tipps für selbständige<br />
(einschließlich Sozialversicherungsbeiträge) seines Pendants<br />
in Festanstellung bezahlen. Dieser Betrag wird sich<br />
möglicherweise noch weiter verringern. Anfang dieses<br />
Jahres beschlossen die Finanzbehörden erstmalig, dass Selbständige<br />
ihre Hypotheken gegen Steuern aufrechnen konnten.<br />
Andere entwickelte EU-Länder wie die Niederlande und<br />
Deutschland folgten in kurzem Abstand und führten Steuersysteme<br />
sowie eine Reihe von Subventionen, Krediten und andere Anreize zur<br />
Förderung von Selbständigkeit und Unternehmensgründungen ein.<br />
Mit einiger Verzögerung ergreift nun auch Frankreich Maßnahmen<br />
zur Ankurbelung des Selbständigensektors. Im Januar 2009 wird ein<br />
neuer gesetzlicher Rahmen für Unternehmer eingeführt, der den<br />
bürokratischen Aufwand zur Gründung eines eigenen Unternehmens<br />
sowie die Steuerbelastung erheblich reduziert. In Italien ist die<br />
überbordernde Bürokratie weiterhin ein großes Hindernis.<br />
Hinter der zunehmenden Zahl selbständiger Wissensarbeiter<br />
steht jedoch noch eine andere Hauptantriebsfeder, nämlich die<br />
Technologie. Die stark sinkenden Kosten und die exponentielle<br />
Zunahme des Einsatzes von PCs, E-Mails, Mobilfunk,<br />
Breitbandtechnologie sowie der – weithin als nächster „großer<br />
Fortschritt“ angekündigte – Hochgeschwindigkeits-Internetzugang<br />
über tragbare PDAs, hat Millionen von Wissensarbeitern Mobilität<br />
beschert und vielfältige gewerbliche Tätigkeiten und geschäftliche<br />
Aktivitäten vom Schreibtisch eines Gästezimmers oder sogar eines<br />
Cafés in der Nachbarschaft aus möglich gemacht. Heutzutage ist es<br />
immer weniger wichtig, wo man ist, sondern wen man kennt und<br />
was man leistet.<br />
Eine Schattenseite dieser schönen neuen Welt besteht jedoch in<br />
dem großen Wettbewerbsdruck eines Markts mit ständig weiter<br />
sinkenden fi nanziellen und logistischen Barrieren, auf dem es immer<br />
mehr Selbständige gibt, die (jedenfalls kurzfristig) einer begrenzten,<br />
wenn nicht gar schwindenden Anzahl von Geschäftschancen in ihrem<br />
Fachbereich nachjagen. Um überhaupt Erfolg zu haben, müssen die<br />
neuen Selbständigen einige grundlegende Regeln einhalten, die eher<br />
auf gesundem Menschverstand als auf hochkarätiger Wissenschaft<br />
beruhen.<br />
Identifi zieren Sie Ihre Kernkompetenzen und Ihre<br />
Erfahrung: Sie bekommen viel eher Aufträge in Bereichen, in denen<br />
sie Erfahrung nachweisen können.<br />
Andere entwickelte EU-Länder wie<br />
die Niederlande und Deutschland<br />
folgten in kurzem Abstand und führten<br />
Steuersysteme sowie eine Reihe von<br />
Subventionen, Krediten und andere<br />
Anreize zur Förderung von Selbständigkeit<br />
und Unternehmensgründungen ein.<br />
24 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Eine Schattenseite dieser schönen neuen<br />
Welt besteht jedoch in dem großen<br />
Wettbewerbsdruck des Markts.<br />
Nutzen Sie die Dienste von Personalvermittlungsagenturen:<br />
Immer mehr Unternehmen wenden sich an Personalvermittler, um<br />
temporäre Stellen auf selbständiger Basis zu besetzen, sei es zur<br />
Überbrückung von Erziehungsurlaub, zur Besetzung temporärer<br />
Managementstellen oder zur Abdeckung von Qualifi kationslücken.<br />
Vermarkten Sie sich richtig: Während des Dot-Com-Booms<br />
wurde dies als „Aufzugspräsentation“ bezeichnet und bedeutet die<br />
Fähigkeit, einem potenziellen Kunden Verkaufsargumente oder einen<br />
Geschäftsplan in der kurzen Zeit, den ein Aufzug vom Erdgeschoss bis<br />
zum 15. Stock braucht, zu vermitteln.<br />
Seien Sie fl exibel: Was bedeutet, dass Sie Überstunden machen<br />
müssen und gelegentlich außerplanmäßige Meetings durchführen<br />
sollten.<br />
Bauen Sie ein Netzwerk auf: Niemand außer Ihnen selbst wird<br />
Ihre Dienste für Sie verkaufen, daher liegt es an Ihnen, alte Kontakte<br />
zu pfl egen und neue zu knüpfen. Pr<strong>of</strong>essionelle Networking-Sites wie<br />
z. B. Linked In sind nützlich bei der Vergrößerung Ihres Netzwerks an<br />
Kontakten, aber direkte Gespräche (beispielsweise auf Seminaren,<br />
Konferenzen und beim sozialen Umgang) und das Kennen lernen<br />
von Menschen mittels bestehender Kontakte bringen Ihnen<br />
wahrscheinlich eher neue Geschäftsmöglichkeiten.<br />
Seien Sie nicht gierig: S<strong>of</strong>ern Sie keine zündende Geschäftsidee<br />
oder sehr großes Glück haben, werden Sie wahrscheinlich nicht über<br />
Nacht reich. Ermitteln Sie den Marktwert Ihrer Dienstleistungen und<br />
schrecken Sie die Leute nicht durch überhöhte Preise ab. Passen Sie<br />
ihre Ausgaben gegebenenfalls entsprechend an.<br />
Führen Sie genau Buch über Ihre Einnahmen und Ausgaben:<br />
Dies ist unerlässlich für die Steuererklärung. Außerdem sollten Sie<br />
hierzu unbedingt einen Steuerberater hinzuziehen.<br />
Pfl egen Sie soziale Kontakte: Das Leben als Selbständiger<br />
kann einsam werden und Sie werden Gespräche über das gestrige<br />
Fußballspiel am Kaffeeautomaten vielleicht mehr vermissen als<br />
erwartet. Sie sollten soziale Kontakte neben Ihrer Familie oder Ihrem<br />
Partner pfl egen, mit denen Sie sich austauschen können.<br />
Bleiben Sie auf dem Laufenden: Sie sind jetzt Ihr eigener<br />
Manager, daher sind auch gelegentliche Schulungen oder<br />
Weiterbildungsmaßnahmen empfehlenswert.<br />
Gestalten Sie Ihr Leben: Selbständigkeit ist eine fantastische<br />
Gelegenheit, Ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen und<br />
eine erfüllteres Leben zu führen. Nutzen Sie Ihre Freizeit dazu, um<br />
persönliche Interessen, die sie all die Jahre vernachlässigt haben, zu<br />
verfolgen.<br />
Zu guter Letzt sollten Sie sich dazu beglückwünschen, dass sie an<br />
einem neuen <strong>international</strong>en Trend in der Arbeitswelt teilhaben. ■
09<br />
führungsqualitäten<br />
PATRICIA DOHERTY<br />
Seit Oktober 2002 ist Patricia Doherty<br />
persönliche Assistentin des Leiters<br />
der Ausbildung von Führungskräften<br />
am Center for Leadership Studies der<br />
Wirtschaftsfakultät der Universität Exeter<br />
im Südwesten Englands. Außerdem führt<br />
sie neue Lehrkräfte in ihre Arbeit an der<br />
Fakultät ein und erteilt Ad-hoc-Schulungen<br />
und fungiert darüber hinaus als Coach/<br />
Mentor für andere Support-Mitarbeiter.<br />
Bevor sie diese Stelle besetzte, war sie<br />
sieben Jahre lang Programme Manager am<br />
Exeter College.<br />
Sie hatte zuvor mehrere<br />
Sekretariatsposten inne, unter anderem<br />
drei Jahre lang beim Europarat<br />
in Straßburg als zweisprachige<br />
Sekretärin des Personaldirektors und<br />
später als Verwaltungsassistentin<br />
des Vize-Generalsekretärs am UN-<br />
Menschenrechtszentrum in Genf.<br />
Zurück in Großbritannien wurde sie<br />
Sekretariatsleiterin am St. Godric’s College<br />
in London und daraufhin Assistentin des<br />
Vorstandsvorsitzenden und Präsidenten des<br />
Royal Healthcare NHS Trusts von Devon und<br />
Exeter.<br />
Sie lebt in Budleigh Salterton in der<br />
Grafschaft Devon in Großbritannien.<br />
Meiner Erfahrung nach haben Frauen im<br />
allgemeinen Schwierigkeiten damit, ihre<br />
Führungsqualitäten oder ihre Potenziale<br />
anzuerkennen; sie haben <strong>of</strong>t die Tendenz,<br />
zu schüchtern oder zu zaghaft zu sein,<br />
wenn es darum geht - wie sie selbst<br />
es ausdrücken würden - sich mit ihren<br />
Erfolgen und Kompetenzen zu brüsten.<br />
F. Kann man Führungsqualitäten unterrichten?<br />
A. Manche Menschen haben angeborene Führungsqualitäten,<br />
aber ich denke, die notwendigen Fertigkeiten können durch<br />
Schulung und Coaching vermittelt werden. In vielerlei Hinsicht kann die<br />
Fähigkeit zu führen mit einer Lehrtätigkeit verglichen werden. Das Ziel ist<br />
es, eine positive Erfahrung zu vermitteln, die Selbstbewusstsein fördert<br />
und Menschen dazu ermutigt, ihr ganzes Potenzial zu entfalten und an<br />
sich und ihren Erfolg zu glauben.<br />
F. Trifft dies auf eine bestimmte Kategorie von Schülern<br />
oder Studenten zu?<br />
A. Meiner Erfahrung nach haben Frauen im allgemeinen<br />
Schwierigkeiten damit, ihre Führungsqualitäten oder ihre Potenziale<br />
anzuerkennen; sie haben <strong>of</strong>t die Tendenz, zu schüchtern oder zu<br />
zaghaft zu sein, wenn es darum geht - wie sie selbst es ausdrücken<br />
würden - sich mit ihren Erfolgen und Kompetenzen zu brüsten. Das trifft<br />
insbesondere auf diejenigen zu, die nach einer Karrierepause wieder<br />
an einen Arbeitsplatz zurückkehren. Im Falle älterer Arbeitnehmerinnen<br />
kann es sein, dass keine Qualifi kationen vorhanden sind oder die<br />
Betr<strong>of</strong>fenen sich schon seit vielen Jahren nicht mehr in einem<br />
Lernumfeld befunden haben. Hier ist es wichtig, sich auf die persönliche<br />
Entwicklung zu konzentrieren und, falls möglich, ein Netzwerk von<br />
Menschen aufzubauen, die sich in einer ähnlichen Lage befi nden,<br />
wo Probleme, Herausforderungen und Erfahrungen besprochen<br />
werden können. Manche Frauen fühlen sich angesichts dieser Ziele in<br />
Unterrichtssituationen wohler, die nur von Frauen besucht werden.<br />
F. Ist das Thema Alter für Frauen und Männer<br />
gleichermaßen relevant?<br />
A. Wo ich arbeite gibt es sicherlich keinerlei Vorurteile in Bezug auf<br />
Ältere, aber es stimmt schon, dass Alter ein Thema sein kann. In meiner<br />
Erfahrung als Lehrkraft hat sich gezeigt, dass Jugendliche beiderlei<br />
Geschlechts mehr Selbstvertrauen haben als reifere Schüler, die seit<br />
langem nicht mehr in einem Klassenzimmer saßen, wie beispielsweise<br />
Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und irgendeine Form der<br />
Umschulung oder Fortbildung benötigen.<br />
F. Und wie sieht es sonst bei der jüngeren Generation aus?<br />
A. Es gibt Jugendliche ohne Universitätsausbildung, die ein großes<br />
Potenzial für den Arbeitsmarkt darstellen. Ich bin Spezialistin in Sachen<br />
Berufsausbildung und der Meinung, dass diese Form der Ausbildung in<br />
anderen europäischen Ländern leichter zugänglich (und effektiver) ist als<br />
in Großbritannien, obwohl kürzlich Veränderungen im Bildungswesen<br />
stattgefunden haben, die mich h<strong>of</strong>fnungsfroh stimmen. Häufi g ist die<br />
Berufsberatung in den Schulen unzureichend. Offenbar herrscht die<br />
Annahme vor, dass Jugendliche ihr ganzes Leben vorausgeplant haben<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 25
09<br />
führungsqualitäten<br />
und ohne Umwege von der Schule auf die Fachhochschule<br />
oder Universität wechseln. Mir erscheint es angebrachter, wenn<br />
junge Menschen, besonders desillusionierte oder benachteiligte,<br />
sich statt dessen technische Kenntnisse aneignen, die zunehmend<br />
äußerst gefragt sind. Sie können sich dann später immer noch<br />
weiterbilden, wenn sie vielleicht motivierter sind, weitere Qualifi kationen<br />
zu erzielen.<br />
F. Sie erwähnten eine unterschiedliche Herangehensweise<br />
in Großbritannien und anderen europäischen Ländern. Sie<br />
haben in Straßburg für den Europarat und in Genf bei den<br />
Vereinten Nationen gearbeitet. Gibt es ihrer Meinung nach<br />
in Bezug auf das Arbeitsleben ebenfalls unterschiedliche<br />
Herangehensweisen?<br />
A. Nun, das liegt nun schon einige Zeit zurück, und seitdem hat<br />
sich durch den technologischen Fortschritt einiges geändert, auch<br />
wenn ich immer noch stenografi ere! Aber das ist einfach nur eine<br />
technische Fertigkeit wie heute das Benutzen eines Computers.<br />
Unabdingbar sind jedoch nach wie vor gute schriftliche und mündliche<br />
Kommunikationsfertigkeiten und als Assistentin der Geschäftsleitung<br />
natürlich absolute Diskretion. Vielleicht verlässt man sich heutzutage zu<br />
sehr auf E-Mail als Kommunikationsmittel und ich ziehe es zuweilen vor,<br />
Kollegen auf einen Kaffee oder direkt bei einer Besprechung zu treffen,<br />
um sie kennen zu lernen.<br />
F. Sind auch Sprachkenntnisse angesichts der<br />
globalisierten Arbeitswelt eine notwendige<br />
Grundvoraussetzung?<br />
A. Als Briten haben wir Glück, weil Englisch auf der ganzen Welt so<br />
weit verbreitet ist. Ich persönlich habe am Anfang meines Berufslebens<br />
Französisch gelernt, weil ich im Ausland arbeiten wollte, und ich würde<br />
Schülern und Studenten nach wie vor raten, eine zweite Sprache zu<br />
erlernen, besonders wenn sie vorhaben, sich Auslandserfahrungen<br />
anzueignen. Man kann die vor Ort gesprochene Sprache nicht vom<br />
Wohn- oder Arbeitsumfeld trennen, da sie sehr eng mit der Kultur<br />
und der Lebensweise im jeweiligen Land verwoben ist. Ich würde mir<br />
wünschen, dass in den Schulen Großbritanniens wieder mehr Wert auf<br />
Sprachkenntnisse gelegt wird.<br />
Aber angesichts der gegenwärtigen Globalisierung möchte ich auch<br />
betonen, dass ein Bewusstsein für kulturelle Unterschiede und ein<br />
genaues Verständnis für geschäftliches Protokoll und Etikette notwendig<br />
sind. Ein guter Assistent wird bei einer Reise nach Japan beispielsweise<br />
dafür sorgen, dass sein CEO über genügend Visitenkarten verfügt (falls<br />
man jemals genügend davon haben kann!) und dass er die passenden<br />
Gastgeschenke mitbringt (allerdings keine Uhren für Chinesen, da Uhren<br />
dort als Unglücksboten betrachtet werden.)<br />
F. Welches sind also die Schlüsselkenntnisse eines<br />
Assistenten der Geschäftsführung?<br />
A. Die Liste könnte hier sehr lang ausfallen, aber es hilft, über ein<br />
26 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
Was kennzeichnet eine gute<br />
Führungspersönlichkeit?<br />
Man kann darin übereinkommen, dass einige<br />
Führungsqualitäten von fundamentaler Wichtigkeit sind,<br />
gleichgültig wo und wen man führt.<br />
Integrität, Ehrlichkeit, Fairness<br />
Halten Sie Wort. Sagen Sie was Sie denken. Seien Sie gerecht. Kehren<br />
Sie Schwierigkeiten nicht unter den Teppich. Das ist der Grund, warum<br />
wir Churchill so bewundern und nicht Blair. Geben Sie Fehler zu und<br />
versuchen Sie, diese zu korrigieren. Respektieren Sie Grenzen. Verstehen<br />
Sie den Unterschied zwischen dem Gesetzestext und seinem tieferen<br />
Gehalt. Schätzen Sie Ehrlichkeit und seien Sie selbst ehrlich.<br />
Vermitteln Sie ein Gefühl für Ziele, Idealismus und<br />
Visionen.<br />
Machen Sie es realistisch und erstrebenswert. Seien Sie konsistent.<br />
Haben Sie ein Mantra (Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung) wenn<br />
es sein muss, aber stellen Sie sicher, dass Ihre eigenen Anstrengungen<br />
dahin gehen, es zu erfüllen. Es sollte klar, einfach und aussagekräftig<br />
sein.<br />
Hören Sie zu, lernen Sie und beantworten Sie Fragen.<br />
Stellen Sie sicher, dass Sie nicht unter Kommunikationsstörungen leiden,<br />
beispielsweise unter blinden Flecken bezüglich schlechter Nachrichten.<br />
Nehmen Sie regelmäßig aktiv an kleinen Gruppen teil. Geben Sie<br />
Irrtümer, Auslassungen und Fehlurteile zu, und teilen Sie den Menschen<br />
mit, was sie dagegen zu tun gedenken. Geben Sie ehrliches Feedback<br />
und nehmen Sie es auch an….aber achten Sie auf Praktizierbarkeit.<br />
Weichen Sie Konfl ikten nicht aus, aber beschwören Sie auch keine.<br />
Lösen Sie Probleme rasch.<br />
Sie sollten für eine klare Haltung bekannt sein und dafür, nichts zu<br />
vermeiden. Erleichtern Sie es den Leuten, ihren Job zu machen. Aber<br />
gehen Sie nicht zu sehr ins Detail. Delegieren Sie, aber stellen Sie sicher,<br />
dass die Verantwortlichen ihre Arbeit zuverlässig erledigen.<br />
Formieren Sie Ihre eigene Belegschaft, ihre eigene Firma<br />
und Ihre eigenen Bilanzen ….<br />
…in dieser Reihenfolge. Sie sind für die sorgsame Pfl ege Ihrer<br />
Ressourcen verantwortlich. Das ist ein wichtiger Punkt, ein<br />
lebenslängliches Lernprojekt. Sie müssen über neue Ideen, Moden und<br />
Trends auf dem Laufenden sein. Sie müssen sicherstellen, dass sie nicht<br />
nur einfach am Ball bleiben sondern mehr – schöpfen Sie Ihr gesamtes<br />
Potenzial aus, maximieren Sie Ihre Ziele, und fordern Sie Ihre Mitarbeiter<br />
heraus.<br />
Adrian Furnham<br />
gutes Organisationstalent zu verfügen, man muss planen, Prioritäten<br />
bestimmen, Fristen einhalten und sein eigener Manager sein, also<br />
ein gutes Urteilsvermögen haben und die Fähigkeit, selbstständig<br />
Entscheidungen zu treffen. Eine hohe Arbeitsmoral war mir immer<br />
wichtig und angesichts des ständigen Wandels heutzutage: Lernen Sie,<br />
sich Veränderungen zu stellen, wann und wo auch immer diese sich<br />
bieten. ■
10<br />
persönliche assistenten<br />
ADRIAN FURNHAM<br />
Adrian Furnham ist Psychologiepr<strong>of</strong>essor<br />
am University College in London. Als<br />
Akademiker, Berater, Autor (das Verhalten<br />
von Organisationen ist sein Hauptthema)<br />
und Rundfunksprecher schildert er<br />
komplexe gruppenpsychologische<br />
Vorgänge auf anschauliche Weise. Als Autor<br />
von bisher 51 Büchern und regelmäßig<br />
erscheinenden Artikeln in der Financial<br />
Times wurde er in den 90er Jahren <strong>of</strong>t als<br />
der produktivste Psychologe in Europa<br />
bezeichnet. Allein im Jahr 2006 hielt er über<br />
40 Vorträge bei Konferenzen in über 20<br />
Ländern.<br />
Man kann jedoch sehr häufi g<br />
beobachten, was es heißt, von<br />
seinem persönlichen Assistenten<br />
nicht mehr loszukommen, wenn<br />
leitende Führungskräfte in fast allen<br />
Bereichen immer abhängiger von ihrem<br />
persönlichen Assistenten werden,<br />
und das sowohl im Privat- als auch im<br />
Berufsleben.<br />
Und so geschah es also, dass ein Schreiber durch eine<br />
Datentypistin ersetzt wurde, die sich in eine Sekretärin<br />
verwandelte und anschließend von einer Verwaltungsassistentin<br />
und Büromanagerin zur persönlichen Assistentin wurde.<br />
Ein Teil der veränderten Tätigkeitsbezeichnungen spiegelt<br />
Änderungen der Technologie wider. Der Schreiber schrieb, die<br />
Datentypistin tippte und die Sekretärin machte Textverarbeitung. Im<br />
Zuge der wachsenden Komplexität des Büros und dem zunehmenden<br />
Informationsfl uss fand jedoch eine Neudefi nition der Rollen statt.<br />
Die meisten Menschen, die leitende Positionen bekleiden, haben<br />
persönliche Assistenten mit sehr unterschiedlichen Bezeichnungen.<br />
Offi ziere hatten Offi ziersburschen, Schulen ihre Schuldiener. Ein<br />
Bisch<strong>of</strong> hat seinen Kurat und ein General seinen Adjutanten.<br />
Heutzutage haben viele Politiker sogar persönliche Sekretäre.<br />
Die Tätigkeitsbeschreibungen von persönlichen Assistenten sind sehr<br />
breit gefächert, diejenigen, die diese Tätigkeiten ausführen, müssen<br />
jedoch vor allem dafür sorgen, dass ihre (wertvollen und äußerst<br />
wichtigen) Vorgesetzten vor Belästigung, Belanglosigkeiten und<br />
Schüffl ern geschützt werden, dass sie die richtige Dosis an wichtigen<br />
Informationen parat haben; dass sie genau wissen, wohin sie gehen,<br />
was sie tun und warum und am allerwichtigsten, dass sie präsent sind.<br />
Man kann jedoch sehr häufi g beobachten, was es heißt, von seinem<br />
persönlichen Assistenten nicht mehr loszukommen, wenn leitende<br />
Führungskräfte in fast allen Bereichen immer abhängiger von ihrem<br />
persönlichen Assistenten werden, und das sowohl im Privat- als auch<br />
im Berufsleben. So ist leicht nachvollziehbar, warum die Grenzen<br />
zwischen Geschäftlichem und Privatem und zwischen Beruf und<br />
Freizeit so leicht überschritten werden. Das Buchen von Restaurants,<br />
Hotels und Urlaubsreisen gehört immer noch zur Norm – genauso wie<br />
die Erinnerung an Geburtstage.<br />
Über das Funktionale hinaus betätigen sich persönliche Assistenten<br />
als Berater und können als Prellbock, Coach und Ratgeber fungieren.<br />
Sie können die Reaktionen anderer akribisch beobachten und ihren<br />
Chef die Vorzüge ihres intuitiven sechsten Sinns spüren lassen. Spione<br />
kennen nicht nur die Macht von Assistenten, sondern auch die<br />
Geheimnisse, in die diese eingeweiht werden. Da so vieles auf Ihrem<br />
Schreibtisch landet und solch riesige Mengen an wichtigen Unterlagen<br />
von ihnen verarbeitet und archiviert werden, sind sie wahrscheinlich<br />
die größte Informationsressource im ganzen Unternehmen.<br />
Aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben und Funktionen treten<br />
Assistenten in zahlreichen klassischen Formen auf. So gibt es<br />
beispielsweise<br />
das technische Genie: in der Regel eine jüngere Person,<br />
die es versteht, neue Mittel und Wege für die Beschaffung, die<br />
I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T 27
10<br />
persönliche assistenten<br />
Ein impulsiver Boss braucht einen komplementären persönlichen<br />
Assistenten. Große Stärken zeitigen auch große Schwächen.<br />
Aufbewahrung und Sicherung von Informationen und<br />
Daten zu fi nden. Manchmal wird diese Aufgabe von IT-<br />
Spezialisten erledigt, jedoch tun dies in zunehmendem Maße<br />
kontaktfreudige und charmante persönliche Assistenten.<br />
Die treue, altgediente Sekretärin: eine Person, die schon ewig<br />
im Unternehmen arbeitet, weiß, was wo abgelegt ist und wie man<br />
sich Zugriff darauf verschafft. Dies ist von unschätzbarem Wert,<br />
da viele Unternehmen eine Mischung aus Gedächtnisschwund<br />
und Geheimniskrämerei an den Tag legen, wenn es um ihre<br />
Vergangenheit geht. Die treue Sekretärin ist unverzichtbar.<br />
Der Torwächter: ein Bollwerk der Abschottung. Keine Besuche,<br />
keine Anrufe, noch nicht einmal eine E-Mail wird an den Boss<br />
weitergeleitet, ohne von ihm genauestens inspiziert und gefi ltert<br />
zu werden. Er ist der königlichen Leibgarde nicht unähnlich. Er (und<br />
normalerweise auch sein Chef) mag es so.<br />
Der effi ziente Organisator: Ein Koordinator, der sicherstellt, dass<br />
alle informiert sind, alles gebucht ist und alle benötigten Details zur<br />
Verfügung stehen. Dazu gehören sämtliche Aufgaben – vom Buchen<br />
von Hotels und Reisen, über das Besorgen von Kundengeschenken<br />
bis hin zum Bestellen des Lieblings-Lunch-Pakets. Alles läuft wie am<br />
Schnürchen.<br />
Der Sozialarbeiter und Schlichter: Hierbei handelt es sich<br />
um eine Mischung zwischen einer „guten Seele“ und einem<br />
Therapeuten. Erhitzte Gemüter werden besänftigt, angekratzte Egos<br />
gestreichelt. Schlichter haben ein <strong>of</strong>fenes Ohr für Menschen, die eine<br />
schlechte Leistungsbeurteilung bekommen haben; mysteriöse, aber<br />
hartnäckige Symptome werden behandelt. Ein solcher Assistent sorgt<br />
dafür, dass sich bekriegende Parteien oder selbstverliebte Egomanen<br />
miteinander und mit dem Chef vertragen.<br />
Der Persönlichkeitskompensator: ein impulsiver Boss braucht<br />
einen komplementären persönlichen Assistenten. Große Stärken<br />
zeitigen auch große Schwächen. Ruppige, kalte und verdrießliche<br />
Chefs brauchen einen persönlichen Assistenten, der sie an<br />
Gemeinschaftsgefühl und soziale Qualitäten erinnert; und die<br />
warmherzigen und weichen Bosse, die nicht fähig sind, wichtige<br />
Personalentscheidungen zu treffen, brauchen einen Assistenten, der<br />
sie beim Ausüben von wohlwollender Strenge unterstützt.<br />
Das Klischée vom männlichen Ärzt und der weiblichen<br />
Krankenschwester hält sich genauso hartnäckig, wie das vom<br />
männlichen Manager und der weiblichen Sekretärin. Wie aber<br />
jeder Blick in eine beliebige medizinische Fakultät im Lande zeigt,<br />
ist der Arzt der Zukunft wahrscheinlich eher eine Frau als ein Mann.<br />
Frauen dominieren zwar immer noch im Pfl egebereich, jedoch sind<br />
männliche Pfl eger auf dem Vormarsch.<br />
Aber wie ist es in der Geschäftswelt? Ist sie immer noch eine<br />
Männerdomäne? Dafür gibt es viele Erklärungen. Sie reichen von<br />
28 I N T E R N A T I O N A L R E V I E W O F E M P L O Y M E N T<br />
vorurteilsbehafteter Diskriminierung bis hin zu evolutionsbedingten<br />
Unterschieden (à la Mars und Venus). Das Stereotyp entspricht also<br />
wahrscheinlich immer noch den Tatsachen. Persönliche Assistenten<br />
sind vorwiegend Frauen und ihre Vorgesetzten sind hauptsächlich<br />
Männer. Allerdings gibt es viele Ausnahmen. Manche Männer haben<br />
männliche Assistenten, ebenso wie manche weiblichen Chefs.<br />
Welchen Unterschied macht es? Macht es mehr her, einen Mann<br />
als persönlichen Assistenten zu haben? Es handelt sich ja nicht nur<br />
um einen Fitnesstrainer oder einen Hausdiener, auch wenn mit<br />
manchen Rollen einem Diener gemäße Qualitäten assoziiert werden.<br />
Die Dynamik ist bei Mann und Frau sicherlich unterschiedlich. Es wird<br />
anders gefl irtet, anders gescherzt, es werden andere Vertraulichkeiten<br />
ausgetauscht. Vielleicht mögen Frauen männliche Assistenten eher<br />
als Männer. Bei genauerem Hinsehen hält keines der Stereotypen<br />
der Realität stand: Männer sind nicht unbedingt stabiler als Frauen,<br />
Frauen nicht einfühlsamer; Männer sind nicht aggressiver; Frauen<br />
nicht besser beim Multi-Tasking.<br />
Bei Assistenztätigkeiten geht es jedoch immer um Beziehungen.<br />
Es gibt bekanntermaßen im Wesentlichen drei Arten von Arbeit:<br />
geistige, körperliche und emotionale Arbeit, sprich Denkarbeit,<br />
Knochenarbeit und Beziehungsarbeit. Manager und ihre persönlichen<br />
Assistenten arbeiten eng zusammen. Sie verbringen <strong>of</strong>t mehr Zeit<br />
miteinander als mit ihrem Partner. Beide mögen ihre Eigenheiten<br />
haben. Sie müssen lernen, zusammen zu arbeiten und sich<br />
aneinander anzupassen.<br />
Immer wieder wird der Niedergang des Berufs der Sekretärin/<br />
des Sekretärs bzw. der persönlichen Assistenten angekündigt. Es<br />
heißt, sie würden durch Computer ersetzt werden; wir würden keine<br />
echten Assistenten mehr brauchen oder uns diese nicht mehr leisten<br />
können. Und paradoxerweise ist die Sache wie beim Computer, der<br />
das papierlose Büro ins Leben rufen sollte und dazu führte, dass die<br />
zehnfache Menge an Papier verbraucht wurde: Diejenigen, die das<br />
Ende des persönlichen Assistenten vorausgesagt haben, müssen<br />
feststellen, dass es immer mehr Stellenausschreibungen für sie gibt. ■<br />
Bei genauerem Hinsehen hält keines der<br />
Stereotypen der Realität stand: Männer<br />
sind nicht unbedingt stabiler als Frauen,<br />
Frauen nicht einfühlsamer; Männer sind<br />
nicht aggressiver; Frauen nicht besser<br />
beim Multi-Tasking.
Die <strong>Randstad</strong> Gruppe hat marktführende Positionen in<br />
Australien, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland,<br />
Indien, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, der<br />
Schweiz, Polen, Portugal und dem Südwesten der USA<br />
inne. <strong>Randstad</strong> hat mehr als 34 000 Mitarbeiter und ist<br />
in 5 400 Branchen und Inhouse Locations in 53 Ländern<br />
der Welt vertreten. Weitere Informationen fi nden<br />
sie unter www.randstad.com
<strong>Randstad</strong> ist auf Lösungen im Bereich der Zeitarbeit und auf Personaldienstleistungen spezialisiert.<br />
Unsere Dienstleistungen erstrecken sich von traditioneller Zeitarbeit über die Besetzung fester<br />
Stellen, bis hin zu Inhouse Services, der Vermittlung von qualifiziertem Personal, Search & Selection<br />
und HR-Lösungen. Seit der Übernahme von Vedior 2008 ist die <strong>Randstad</strong> Gruppe die weltweit<br />
zweitgrößte Personalvermittlungsagentur mit marktführenden Positionen in Australien, Belgien ,<br />
Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, der Schweiz, Polen,<br />
Portugal und dem Südwesten der USA. <strong>Randstad</strong> hat mehr als 34 000 Mitarbeiter und ist in 5 400<br />
Branchen und Inhouse Locations in 53 Ländern der Welt vertreten. <strong>Randstad</strong> und Vedior erzielten<br />
2007 gemeinsam einen Jahresumsatz von 17,6 Milliarden Euro. <strong>Randstad</strong> wurde 1960 gegründet, der<br />
Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im niederländischen Diemen. Die <strong>Randstad</strong> Holding NV<br />
ist beim Börsenbetreiber NYSE Euronext in Amsterdam notiert, wo auch Stock Options für <strong>Randstad</strong>t<br />
gehandelt werden.<br />
Weitere Informationen finden sie unter www.randstad.com