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Oskar Schindlers Handlungsmotivation

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Why did Schindler<br />

do all this?<br />

Insgesamt zehnmal äußert Göth sein Unverständnis für <strong>Schindlers</strong><br />

Entschluss und bezeichnet ihn als sinnlos; genau so häufig versucht<br />

Schindler, Göth gegenüber seinen Entschluss zu begründen..<br />

Analog zu der in Sequenz A fünffach gestellten Frage nach der Identität<br />

des Protagonisten, die in einer ihrer Antworten auf Spielbergs Intention<br />

bei der Produktion des Films verwies, schließt sich auch in diesem<br />

Teil der Sequenz D ganz natürlich die Frage an, warum Spielberg<br />

Goeth zehnmal in vielfältiger Variation die Frage nach <strong>Schindlers</strong><br />

<strong>Handlungsmotivation</strong> stellen und Schindler ebenso häufig keine Göth<br />

überzeugende Antwort geben lässt.<br />

Es darf angenommen werden, dass Spielberg durch diese Form der<br />

Darstellung auf eine ihn ganz persönlich berührende Frage und<br />

gleichzeitig auf eine in der Öffentlichkeit immer wieder gestellte Frage<br />

verweisen wollte, auf die Frage nämlich nach <strong>Oskar</strong> <strong>Schindlers</strong><br />

<strong>Handlungsmotivation</strong>.<br />

In vielfacher Form und mit unterschiedlicher Intention ist die Frage<br />

nach den Beweggründen für <strong>Schindlers</strong> altruistisches Handeln gestellt<br />

worden: Warum hat er Juden vor den sogenannten Aktionen der SS in<br />

Krakau gewarnt? Warum hat er alte und kranke Menschen als „gelernte“<br />

Metallarbeiter in seiner DEF beschäftigt und für sie die entsprechenden<br />

„Überlassungsgebühren“ an die SS gezahlt? Warum schließlich<br />

hat er seinen gesamten Geschäftsgewinn in Höhe eines zweistelligen<br />

Millionenbetrages eingesetzt, um jüdische Arbeiter zu beschäftigen<br />

und gegen Ende des Krieges mehr als 1100 von ihnen vor der Ermordung<br />

in Auschwitz zu retten?<br />

Alle Versuche, ein einzelnes Ereignis oder eine lebensbedeutsame Erfahrung<br />

zu finden, die <strong>Schindlers</strong> <strong>Handlungsmotivation</strong> erklären<br />

könnten, sind bisher ohne Erfolg geblieben. Keneally gelingt dies in<br />

seinem „Roman“ ebensowenig wie den zahlreichen Biografen, die<br />

<strong>Schindlers</strong> Leben vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und in<br />

der Zeit des Krieges untersucht haben. Spielberg kennzeichnet in seinem<br />

Film durch den roten Mantel des in zwei Szenen auftretenden<br />

Kindes nur Zeitpunkte, an denen Schindler sich zum Handeln entschließt;<br />

er versucht aber nicht eine Erklärung hierfür zu geben. Dass<br />

er dies gern getan hätte, geht aus einer Episode während der Dreharbeiten<br />

in Krakau hervor: Als Spielberg Mietek Pemper bei dessen Eintreffen<br />

am Drehort erkannte, rief er ihm schon von weitem zu: Why<br />

did Schindler do all this? Aber auch Pemper konnte ihm keine ihn zufriedenstellende<br />

Antwort geben. Mietek Pemper hat dem Verfasser<br />

wiederholt berichtet, <strong>Oskar</strong> Schindler habe sich ihm und anderen<br />

Schindler-Juden gegenüber auch nach dem Krieg nicht zu Gründen<br />

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