Untitled - Schulte-Schulenberg
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schieden. Einem starken antirömischen Affekt steht eine neue<br />
Offenheit gegenüber, die seit der Wahl des deutschen Papstes<br />
auf ganz erstaunliche Weise zugenommen hat. .Ren ne va<br />
plus" heißt es in der Schweiz, „Neuer Papst, neues Glück" in<br />
Deutschland. Hier wird sich modellhaft entscheiden, ob die<br />
für das 2 1. Jahrhundert prognostizierte Renaissance des Glau-<br />
bens eine Rückkehr des Christentums in das kontinentaleuro-<br />
päische Wertesystem bedeutet.<br />
Neue deutsche Offenheit und alte deutsche Rituale<br />
Erste Verschiebungen in den scheinbar monolithischen Dis-<br />
kursformationen sind seit der überraschenden Wahl Benedikts<br />
erkennbar. Gewiss, es gibt unverändert die hauptberuflichen<br />
Kirchenkritiker vom Schlage eines Eugen Drewermann. Doch<br />
deren vergleichsweise geringe mediale Präsenz deutet auf einen<br />
vor wenigen Jahren noch undenkbaren Mentalitätswandel. Der<br />
Kirchenkritiker braucht eben, um mit seiner Kirchenkritik<br />
durchzudringen, ein weitgehend homogenes Umfeld - eine<br />
konventionalisierte Gesellschaft, die wie er ganz reale Erfahrun-<br />
Sen mit der Kirche gemacht hat. Eine Kirche, die man nur vom<br />
Hörensagen kennt, bietet einen schwachen Resonanzraum für<br />
jenen Aufruf zur Selbstdemontage, wie sie Drewermann, dem<br />
die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen und der vom Priesteramt<br />
suspendiert wurde, einfordert: Die Kür Benedikts XVI. spiegele<br />
dic Macht von Opus Dei, „kein Papst auf Erden" dürfe der<br />
..Unmittelbarkeit zwischen den Menschen und Gott" im Wege<br />
srehen, der Vatikan müsse endlich von der Reformation, aber<br />
~uch vom Buddhismus lernen und die „Integration des Unbe-<br />
\\.ussten" betreiben. Er, Drewermann, könne nicht länger akrcptieren,<br />
dass die Kirche „jeden Aufbruch zur Mündigkeit<br />
I-~iit vorgefertigten Moralstandards verhindert".