Betriebstypeninnovationen in stagnieren - Dr. Lademann & Partner
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ist die Angebotsstruktur bei Nonfood <strong>in</strong> hohem Maße zersplittert. So kommt der ME-<br />
TRO-Konzern als größter Nonfood-Anbieter <strong>in</strong> Deutschland auf e<strong>in</strong>en Umsatzanteil von<br />
6 bis 6,5 %, gefolgt von KarstadtQuelle mit rd. 5 bis 5,5 %. In e<strong>in</strong>zelnen Warengruppen<br />
setzt sich dieses Bild fort. Selbst e<strong>in</strong> Fachmarktunternehmen wie MediaSaturn mit klarem<br />
Fokus auf den gesamten Elektrobedarf erreicht als Marktführer gerade e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />
Marktanteil von rd. 18 %.<br />
Die Zersplitterung der Angebotsstruktur ist auch Folge der Fragmentierung der Märkte,<br />
die überwiegend Marktvolum<strong>in</strong>a von meist unter 10 Mrd. € p.a. aufweisen und daher<br />
zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten auch für Kle<strong>in</strong>betriebe bieten. Schließlich<br />
handelt es sich bei vielen Nonfood-Sortimenten immer noch um beratungsbedürftige<br />
Produkte. Bei kle<strong>in</strong>en Marktsegmenten s<strong>in</strong>d die Anforderungen an die optimale Betriebsgröße<br />
meist ger<strong>in</strong>g. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Distributionspolitik der Industrie <strong>in</strong><br />
diesen Bereichen teilweise noch durch e<strong>in</strong>e gewisse Fachhändlertreue und durch selektive<br />
Vertriebssysteme gekennzeichnet ist. Großflächige Betriebsformen haben es als Sortimentsspezialisten<br />
dann schwer, sich im Markt zu etablieren, weil die economies of<br />
scale im E<strong>in</strong>kauf beschränkt s<strong>in</strong>d und die Endverbraucher sowie die selektiven Listungsanforderungen<br />
der Industrie Sortimentstiefe (Differenzierung/Auswahl) voraussetzen.<br />
Solange kle<strong>in</strong>ere Betriebstypen e<strong>in</strong>e ausreichende Basis zur E<strong>in</strong>kommenserzielung abgeben,<br />
bestehen kaum Möglichkeiten, mit Betriebsformenkonzepten, die sich auf Schnelldreher<br />
dieses Warenbereichs konzentrieren, Kostenvorteile zu realisieren und etablierte<br />
Betriebe zu verdrängen. Solche Bed<strong>in</strong>gungen treffen auf e<strong>in</strong>en nicht unbeträchtlichen<br />
Teil der <strong>in</strong>nenstadttypischen Sortimente, den Shopp<strong>in</strong>gbedarf, zu.<br />
Nicht zuletzt deshalb hat die Zusammenfassung von Sortimenten unter e<strong>in</strong>em Dach im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel e<strong>in</strong>e lange Tradition. Je ähnlicher die Nachfragerhythmen (z.B. periodischer<br />
Bedarf) und je komplementärer der Bedarf (etwa beim gesamten Bekleidungsbedarf),<br />
desto eher lassen sich unterschiedliche Warengruppen zur Entwicklung von Betriebsformen<br />
mit Universalsortimenten nutzen. Die Waren- und Kaufhäuser, aber auch<br />
die zuvor erörterten Betriebsformen des LEH s<strong>in</strong>d Beispiele für die Universalstrategie<br />
im E<strong>in</strong>zelhandel (one stop shopp<strong>in</strong>g). Nicht von ungefähr entstanden diese Großbetriebsformen<br />
des E<strong>in</strong>zelhandels am Anfang der modernen Handelsentwicklung.<br />
Mit zunehmender Sortimentsvielfalt verliert die Strategie der ‚Vollsortimenter‘ jedoch<br />
an Glaubwürdigkeit und Kundennutzen, weil dieses Versprechen immer weniger erfüllbar<br />
ist und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er strategischen Falle endet: Sobald Flächenerweiterungen ausgeschöpft<br />
wurden, müssen sich solche Betriebsformen entweder für die Betonung der Sortimentsbreite<br />
oder der Sortimentstiefe entscheiden. Im ersten Fall gehen ihnen die Sortimentskompetenz<br />
und die Kostenvorteile (E<strong>in</strong>kauf und Handl<strong>in</strong>g) im Verhältnis zu den Spezialisten<br />
verloren; im zweiten Fall geben sie ihre Positionierung und damit e<strong>in</strong> konstitutives<br />
Merkmal der Betriebsform auf. Es kommt zur Assimilation mit dem Fachhandel, ohne<br />
dass dessen Individualität und Kundennähe erreicht werden.<br />
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