Minimal-invasive Therapie des Nierenkrebs: die perkutane ...
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Als Nachteil der NSS kann gelten, dass sie<br />
technisch anspruchsvoller ist als <strong>die</strong> radikale<br />
Nephrektomie und normalerweise<br />
einen höheren intraoperativen Blutverlust<br />
aufweist. Bei älteren Patienten mit deutlichen<br />
Komorbiditäten und eingeschränkter<br />
Lebenserwartung (beispielsweise bei chronischer<br />
Herzinsuffizienz, chronisch obstruktiver<br />
Lungenerkrankung oder bei<br />
einer weiteren malignen Grunderkrankung)<br />
weist eine bei Vollnarkose durchgeführte<br />
NSS ein deutlich erhöhtes Operationsrisiko<br />
auf. „Watchful waiting“ kann<br />
eine adäquate Behandlungsoption darstellen,<br />
wenn <strong>die</strong> Lebenserwartung bei weniger<br />
als einem Jahr liegt [24].<br />
Die <strong>perkutane</strong> RFA ist eine minimal<strong>invasive</strong><br />
Behandlungsoption, sie benötigt<br />
keine Vollnarkose und sie kann nicht beteiligtes<br />
gesun<strong>des</strong> Nierengewebe schonen<br />
ohne relevanten Blutverlust. In ausgesuchten<br />
Fällen könnte <strong>die</strong> RFA sogar potenziell<br />
einen größeren Anteil gesunden Nierengewebes<br />
erhalten als <strong>die</strong> NSS und somit eine<br />
Option auch bei Patienten mit reduzierter<br />
Nierenfunktion oder mehreren Nierenzellkarzinomen<br />
darstellen. Momentan gibt es<br />
jedoch keine prospektiv kontrollierten<br />
Stu<strong>die</strong>n, in denen <strong>die</strong> NSS direkt mit der<br />
<strong>perkutane</strong>n RFA verglichen wurde, welche<br />
<strong>die</strong>se Hypothese belegen könnten.<br />
Die Tumorgröße ist der stärkste Prädiktor<br />
für den Erfolg einer RFA. Kleine<br />
Tumoren bis 4 cm erscheinen besonders<br />
geeignet für <strong>die</strong> Durchführung einer RFA.<br />
Diese kleinen Tumoren wurden in der Literatur<br />
in 92–100 % der Fälle in einer oder<br />
mehreren Sitzungen unter Verwendung<br />
der kommerziell erhältlichen RFA-Systeme<br />
mit CT-Steuerung technisch erfolgreich<br />
behandelt [11, 13, 17, 20]. Bei Tumoren<br />
kleiner als 3 cm kann eine vollständige<br />
Ablation in der Regel in einer Sitzung erreicht<br />
werden. Jedoch wurde sogar über<br />
<strong>die</strong> erfolgreiche Behandlung von Tumoren<br />
bis 5,5 cm maximalen Querdurchmessers<br />
berichtet [20]. Diese Tumoren erfordern<br />
jedoch viele Applikator-Umpositionierungen<br />
und eine entsprechend längere Behandlungsdauer.<br />
Um <strong>die</strong> Effektivität bei<br />
der Ablationstherapie von großen Nierenzellkarzinomen<br />
zu erhöhen, wurde von<br />
einigen Autoren eine vorausgehende Tumorembolisation<br />
empfohlen, um <strong>die</strong> per-<br />
fusionbedingte Kühlung <strong>des</strong> Ablationsareals<br />
zu verhindern.<br />
Ein weiterer starker Prädiktor <strong>des</strong><br />
technischen Erfolges ist <strong>die</strong> Tumorlokalisation<br />
[13]. Exophytische Tumoren, welche<br />
nach Definition von perirenalem Fett umgeben<br />
sind, sind einfacher zu punktieren<br />
als zentraler gelegene Tumoren. Weiterhin<br />
führt <strong>die</strong> thermische Isolation der Fettkapsel<br />
zu höheren Koagulationstemperaturen,<br />
wohingegen der Blutfluss in den großen<br />
Gefäßen <strong>des</strong> Nierenhilus einen kühlenden<br />
„heat sink“-Effekt bewirkt. Darüber hinaus<br />
ist das Risiko einer Blutung bei zentral gelegenen<br />
Tumoren erhöht [13]. Es wurde<br />
jedoch berichtet, dass 61–78 % der Tumoren<br />
mit zentraler Komponente in einer<br />
oder mehreren Sitzungen vollständig behandelt<br />
werden können. In einer weiteren<br />
Stu<strong>die</strong> wurde jedoch kein relevanter Unterschied<br />
bei der Behandlung zentraler<br />
und exophytischer Tumoren gefunden.<br />
Probleme können sich bei Nierenzellkarzinomen<br />
mit großen zystischen Komponenten<br />
ergeben, da sich <strong>die</strong> RFA bei zystischen<br />
Läsionen weniger effektiv verhält.<br />
Erste Berichte wurden jedoch publiziert,<br />
wonach auch zystische Tumoren erfolgreich<br />
mit RFA behandelt wurden [23].<br />
Bei fortgeschrittener oder metastasierter<br />
Erkrankung sollte <strong>die</strong> RFA vorwiegend<br />
eingesetzt werden, um eine Dialysepflich-<br />
tigkeit zu vermeiden. Durch <strong>die</strong> Ablation<br />
<strong>des</strong> Primärtumors kann eine symptomatische<br />
Beschwerdelinderung bei akzeptabler<br />
Erhaltung der Nierenfunktion erreicht<br />
werden. Jedoch konnte ein Vorteil in der<br />
Abb. 1: In der präinterventionellenMR-Bildgebung<br />
(T2-gewichtete<br />
Bildgebung) ist das<br />
Nierenzellkarzinom als<br />
T2w-hyperintense inhomogeneRaumforderung<br />
erkennbar (Pfeile).<br />
Quellenangaben:<br />
Rechte beim Autor<br />
Lebenserwartung bei <strong>die</strong>ser Indikation<br />
bisher nicht demonstriert werden. Überlebensvorteil<br />
darf für komplette Tumorablation<br />
oder NSS angenommen werden.<br />
Insgesamt erscheint <strong>die</strong> <strong>perkutane</strong> RFA<br />
bei Patienten, welche entweder für eine<br />
chirurgische Behandlung nicht geeignet<br />
sind oder solchen mit multifokalem Nierenzellkarzinom<br />
(beispielsweise bei VHL)<br />
mit kleinen exophytischen, nicht in der<br />
Nähe von großen Blutgefäßen gelegenen<br />
Tumoren mit Größen kleiner als 4 cm,<br />
eine wertvolle Behandlungsoption darzustellen.<br />
Das Beispiel einer bildgebungsgesteuerten<br />
Radiofrequenzablation eines Nierenzellkarzinoms<br />
am Unterpol der rechten<br />
Niere bei einer 86-jährigen Patientin zeigen<br />
<strong>die</strong> Abb. 1–3.<br />
Abb. 2: RFA-Sonde im Tumor platziert. Sie erscheint<br />
als hypointense Signalauslöschung<br />
(Pfeilspitzen). In <strong>die</strong>sem Fall wurde ein bipolares<br />
RFA-System von Celon-Olympus verwendet.<br />
Quellenangaben: Rechte beim Autor<br />
Boss A, Pereira PL. <strong>Minimal</strong>-<strong>invasive</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>des</strong> <strong>Nierenkrebs</strong>: <strong>die</strong> <strong>perkutane</strong> Radiofrequenzablation Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2010; 42: 1–6 3<br />
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