1-24 - Diemelbote
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<strong>Diemelbote</strong> Nr. 14 Samstag, 11. Juni 2011<br />
Lebensrettung per Videokonferenz<br />
Marsberg (ma). Wer einen<br />
Schlaganfall erleidet,<br />
braucht vor allem eines: eine<br />
ganz schnelle Versorgung.<br />
Denn dann können<br />
bleibende Lähmungserscheinungen<br />
und Sprachstörungen<br />
mit viel höherer<br />
Wahrscheinlichkeit verhindert<br />
werden. Jährlich erleiden<br />
rund 250.000 Menschen<br />
in Deutschland erstmalig<br />
einen Schlaganfall,<br />
er ist die dritthäufigste Todesursache<br />
und die<br />
Hauptursache einer körperlichen<br />
Behinderung im<br />
Erwachsenenalter. Selbst<br />
wenn die akute Phase<br />
überlebt wird, leiden viele<br />
Patienten lebenslang unter<br />
den Folgen. Das muss<br />
heutzutage nicht mehr<br />
zwangsläufig so sein, denn<br />
wenn die Therapie innerhalb<br />
der ersten drei Stunden<br />
durchgeführt wird,<br />
können Blutgerinnsel im<br />
Gehirn häufig mittels »Lyse-Behandlung«medikamentös<br />
aufgelöst werden.<br />
In ländlichen Regionen ohne<br />
Schlaganfallzentrum, in<br />
der Fachsprache »Stroke<br />
Unit«, stehen diese Methoden<br />
jedoch oft nicht zur<br />
Verfügung. In Marsberg ist<br />
das ab sofort anders: Die<br />
Patienten im St.-Marien-<br />
Hospital können von einer<br />
ganz besonderen Art der<br />
Kooperation profitieren.<br />
Das Krankenhaus arbeitet<br />
mit dem Stroke Unit des<br />
St.-Vincenz-Krankenhauses<br />
in Paderborn zusammen.<br />
Mittels »Teleneurologie«,<br />
über eine Hochleistungsvideokonferenz,<br />
sind die beiden Häuser<br />
vernetzt, so dass betroffene<br />
Patienten von den Spezialisten<br />
des Schlaganfallzentrums<br />
und den Medizinern<br />
in Marsberg gemeinsam<br />
versorgt werden können.<br />
Bisher haben erst<br />
acht Regionen in Deutschland<br />
solche Kooperationen<br />
aufgebaut.<br />
Auf diese Weise kann<br />
die lange Fahrt nach Paderborn<br />
oder Kassel zum<br />
nächsten Stroke Unit entfallen<br />
und wertvolle Zeit<br />
gewonnen werden. Wird<br />
ein Patient mit Schlaganfall<br />
eingeliefert, nimmt der<br />
behandelnde Arzt vor Ort<br />
ohne Zeitverlust per Videokonferenz<br />
Kontakt mit<br />
dem St.-Vincenz-Krankenhaus<br />
auf. Nach gemeinsamer<br />
Untersuchung,<br />
während der die hochauflösende<br />
Videokamera in<br />
Marsberg vom Schlaganfallspezialisten<br />
in Paderborn<br />
ferngesteuert wird<br />
und sogar eine Beurteilung<br />
der Pupillenreaktion per<br />
Kamera zulässt, wird noch<br />
in der Akutsituation eine<br />
Therapieentscheidung getroffen<br />
und umgesetzt.<br />
Wenn die Lyse-Behandlung<br />
rechtzeitig begonnen<br />
worden ist, kann der Pati-<br />
ent bei Einlieferung oft seinen<br />
Arm nicht bewegen<br />
und nicht sprechen, kurze<br />
Zeit später kann er dem<br />
Arzt schon wieder die<br />
Hand geben und sich mit<br />
ihm unterhalten. »Zeit ist<br />
Hirn«, so drückt es PD Dr.<br />
med. Thomas Postert,<br />
Chefarzt für Neurologie<br />
und Leiter der Stroke Unit<br />
in Paderborn im St.-Vincenz-Krankenhaus,<br />
aus.<br />
Der ärztliche Direktor des<br />
St.-Marien-Hospitals, Dr.<br />
med. Ulrich Pannewick, ist<br />
froh, dass die Kooperation<br />
so schnell realisiert werden<br />
konnte: »Die Kooperation<br />
ist ein Schritt nach<br />
vorne für Marsberg insgesamt,<br />
denn eine gute medizinische<br />
Versorgung im<br />
ländlichen Raum ist ein<br />
großer Standortvorteil.« Im<br />
St.-Marien-Hospital gibt<br />
es nun eine Schlaganfallversorgung<br />
auf Zentrumsniveau.<br />
Der kaufmännische<br />
Direktor des St.-Marien-Hospitals,<br />
Siegfried<br />
Rörig, freut sich ebenfalls<br />
über die schnelle Realisierung<br />
und das große Engagement<br />
aller Beteiligten:<br />
»Das ist ein deutlicher<br />
Schritt nach vorne, gerade<br />
im heutigen Konkurrenzverhältnis<br />
unter den Krankenhäusern.«<br />
Rund<br />
150.000 Euro sind investiert<br />
worden, eine weitere<br />
Investition in die Zukunft<br />
des St.-Marien-Hospitals.<br />
Der Hausobere Heinrich Lake, der kaufmännische Direktor Siegfried Rörig, der<br />
ärztliche Leiter Dr. med. Ulrich Pannewick und als »Patientin« im Bett Yvonne<br />
Antoine von der Stabsstelle Unternehmenskommunikation und Unternehmensentwickung<br />
im St.-Marien-Hospital bei der Demonstration einer Videokonferenz.<br />
Im Monitor sieht man die Kollegen in Paderborn, mit denen man in bester<br />
Ton- und Bildqualität kommunizieren kann. Foto: Mander<br />
Der nächste <strong>Diemelbote</strong><br />
erscheint am 18. Juni.<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss<br />
ist am Freitag, dem 10. Juni, 12 Uhr.<br />
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