02.06.2013 Aufrufe

Ausgabe 9 - Trave

Ausgabe 9 - Trave

Ausgabe 9 - Trave

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erbauliches<br />

Nachgefragt<br />

Lübecker Altstadtzeitung<br />

Aktuelle Informationen zur Sanierung in der Altstadt<br />

Neue Herausforderung: Hundestraße 98<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> berichteten<br />

wir von der Fertigstellung<br />

des Hauses in der Glockengießerstraße<br />

97. Ab jetzt steht mit<br />

der Hundestraße 98 ein neues<br />

Sanierungsprojekt der Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>«<br />

mbH im Mittelpunkt unserer<br />

Berichterstattung.<br />

Es wird höchste Zeit für das<br />

auffällige Eckgebäude am<br />

Ende der Hundestraße, die<br />

hier früher an der so genannten<br />

„Wakenitzmauer“ endete.<br />

Nachdem jahrelang nichts für<br />

die Instandhaltung getan wurde,<br />

ist das Gebäude in einem<br />

sehr schlechten Zustand. Umbauten<br />

im Inneren erfolgten<br />

ohne Rücksicht auf die historische<br />

Bausubstanz. Zahlreiche<br />

Stromzähler im Treppenhaus<br />

bezeugten bis vor kurzem, dass<br />

in dem Haus zeitweise wahrscheinlich<br />

bis zu 13 Zimmer<br />

einzeln vermietet wurden – bei<br />

einer Gesamtfläche von nur<br />

230 qm. Die BewohnerInnen<br />

mussten sich mit Gemeinschaftstoiletten<br />

begnügen.<br />

Hier wurde die Notsituation<br />

von Wohnungssuchenden ausgenutzt.<br />

Zur „unbewohnbaren<br />

Ruine“ habe der damalige<br />

Welche Bedeutung hat die<br />

Altstadtsanierung in Lübeck für<br />

das Land Schleswig-Holstein?<br />

Die großen Städte des Landes<br />

und damit auch Lübeck genießen<br />

eine große Priorität bei<br />

der Städtebauförderung, weil<br />

die Stadt die zukunftsfähigste<br />

Siedlungsform unserer Gesellschaft<br />

ist und die großen Städte<br />

besondere Aufgaben auch für<br />

ihre Region zu erfüllen haben.<br />

Hinzu kommt die Bedeutung<br />

der Lübecker Altstadt als Weltkulturerbe,<br />

dessen Erhalt und<br />

Entwicklung in besonderem<br />

Maße die Unterstützung des<br />

Landes verdient.<br />

Die Altstadtsanierung in Lübeck<br />

ist von Beginn an Spitzenreiterin<br />

im Förderprogramm<br />

des Landes. Sie ist seit 1971 insgesamt<br />

mit rund 110 Millionen<br />

Euro durch die Städtebauförderung<br />

einschließlich der Ergänzungsprogramme<br />

unterstützt<br />

worden. An der eigentlichen<br />

Städtebauförderung, die rund<br />

97 Millionen Euro davon<br />

ausmacht, hat sich das Land<br />

überdurchschnittlich beteiligt.<br />

Sonst haben wir eine Drittelteilung<br />

zwischen Bund, Land und<br />

Gemeinde. Bei Lübeck hat<br />

das Land zur Entlastung der<br />

Hansestadt insgesamt rund 46<br />

Prozent übernommen.<br />

Sanierungsbedarf innen und außen: Die städtische Grundstücks-Gesellschaft »<strong>Trave</strong>« mbH konnte das Haus nach<br />

zähen Verhandlungen ankaufen und plant jetzt den Umbau zum Einfamilienhaus<br />

Eigentümer das Haus verkommen<br />

lassen, kritisierten schon<br />

1991 die „Bürgernachrichten“.<br />

Die »<strong>Trave</strong>« konnte das leer<br />

stehende Haus nach zähen<br />

Verhandlungen mit dem Alteigentümer<br />

im letzten Jahr<br />

AUSGABE 9 / JUNI 2005<br />

Ideal: Nutzungsmischung und kurze Wege<br />

Was waren aus Ihrer Sicht<br />

die Highlights bei den bisher aus<br />

Landesmitteln geförderten Sanierungsprojekten<br />

in Lübeck?<br />

Das kann ich so gar nicht<br />

beantworten. Das eigentliche<br />

„Highlight“ ist die geglückte<br />

behutsame Erneuerung und<br />

Entwicklung der Altstadt als<br />

funktionierendes und lebendiges<br />

städtebauliches „Gesamtkunstwerk“,<br />

das Wohn- und<br />

Lebensstandort, aber auch<br />

Versorgungsstandort und kulturelles<br />

Zentrum sowohl für<br />

die Gesamtstadt als auch für<br />

die Lübecker Region ist. Dazu<br />

gehören ungezählte mustergültige<br />

Sanierungen historischer<br />

Gebäude, aber auch immer<br />

mehr hervorragende Beispiele<br />

für neues Bauen in alter Umgebung.<br />

Weiter ist die erhebliche<br />

Verbesserung der Wohnumfeldqualität<br />

durch die Aufwertung<br />

öffentlicher Räume und<br />

die Schaffung attraktiver<br />

wohnungsnaher Freiflächen<br />

zu nennen. Ebenso die Entlastung<br />

der überwiegend engen<br />

Altstadtstraßen vom ruhenden<br />

und fließenden Verkehr, z.B.<br />

durch zahlreiche Parkplätze<br />

und Parkhäuser am Rande der<br />

Altstadt.<br />

Was für Vorhaben stehen in<br />

der Zukunft an?<br />

erwerben. Mit einer durchgreifenden<br />

Sanierung will sie<br />

nun die baulichen Missstände<br />

beseitigen und das Haus wieder<br />

dauerhaft bewohnbar machen.<br />

Deshalb beauftragte die<br />

»<strong>Trave</strong>« das erfahrene Lübecker<br />

Wichtig ist einmal die noch<br />

stärkere Öffnung der Altstadt<br />

zum Wasser mit einer Verbesserung<br />

der Zugänglichkeit<br />

und der Nutzungsqualität der<br />

Uferzonen. Dies ist die Zielsetzung<br />

des sehr bedeutenden<br />

und ambitionierten Projekts<br />

der Umgestaltung Untertrave /<br />

Obertrave. Ein zweiter Punkt<br />

könnte sein, künftig verstärkt<br />

das Augenmerk auf die Entwicklung<br />

der Lübecker Altstadt<br />

als Wirtschaftsstandort auch<br />

jenseits der Hauptgeschäftsstraßen<br />

zu lenken. Wo und wie<br />

können sich neue Formen der<br />

Erwerbsarbeit wohnungs- und<br />

zentrumsnah entwickeln? Und<br />

gleichzeitig das Nutzungsspektrum<br />

und das Versorgungsangebot<br />

der Lübecker Innenstadt<br />

bereichern? In diesem Zusammenhang<br />

könnte auch die Neuentwicklung<br />

des Gründungsviertels<br />

gesehen werden, das<br />

ein spannendes Potenzial für<br />

neues Wohnen, vielleicht aber<br />

auch für Arbeiten im Stadtzentrum<br />

eröffnet.<br />

Welche Ziele verfolgt die<br />

Landesregierung in der Städtebauförderung?<br />

Das globale Ziel heißt, Städte als<br />

Wohn- und Wirtschaftsstandorte<br />

zu stärken. Für Lübeck<br />

bedeutet das, eine dauerhaft<br />

Architekturbüro Haufe und Petereit<br />

mit den Planungen.<br />

Gebaut im 16. Jahrhundert<br />

Das Haus ist als besonderes<br />

Kulturdenkmal eingestuft und<br />

steht als Ganzes unter Schutz.<br />

lebensfähige Altstadt zu<br />

entwickeln, die sozial,<br />

wirtschaftlich und baulich<br />

intakt ist. Sie muss ein<br />

zeitgemäßes, vielfältiges<br />

Angebot an Wohnungen,<br />

Arbeitsstätten und Versorgungseinrichtungenvorhalten.<br />

Ganz wichtig ist,<br />

dass Sanierungen zugleich<br />

sozialverträglich ablaufen<br />

und es keine Verdrängungsprozesse<br />

gibt. Mieten<br />

sollen tragbar, die<br />

soziale Mischung lebendig<br />

bleiben.<br />

Das hat alles sehr viel<br />

mit Qualität des Planens<br />

und Bauens zu tun. Mit<br />

einem kompetenten und<br />

pfleglichen Umgang mit<br />

der historischen Substanz,<br />

sowohl was die Gebäude<br />

als auch was den öffentlichen<br />

Raum anbelangt.<br />

Aber auch mit einem Qualitätsanspruch<br />

an das neue Bauen,<br />

wie er in Lübeck gut eingelöst<br />

wird. Nicht alles lässt sich retten,<br />

auch unser Jahrhundert<br />

muss der Lübecker Altstadt<br />

selbstbewusst ihren Stempel<br />

aufdrücken.<br />

Wie sind moderne Stadtentwicklung<br />

und Bewahrung des<br />

Weltkulturerbes Lübecker Altstadt<br />

miteinander vereinbar?<br />

Es entstand Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

als Renaissance-Bau.<br />

Gestalterisch geprägt aber<br />

wurde es durch Umbauten<br />

im Stil von Neorenaissance<br />

und Klassizismus aus den<br />

Jahren 1800 und 1870. Ablesbar<br />

ist dies z.B. an Fenstern,<br />

Türen und einem verglasten<br />

Kücheneinbau. Ebenfalls im<br />

19. Jahrhundert wurde auch<br />

der Flügelanbau zur Straße<br />

Wakenitzmauer hin um ein<br />

Geschoss aufgestockt. In der<br />

Ostfassade sind im ersten<br />

Geschoss zudem noch vier<br />

Blendnischen zu erkennen, die<br />

ebenfalls aus verschiedenen<br />

Zeiten stammen. Die Renaissance-Fassade<br />

wirkt deshalb<br />

heute auf den ersten Blick<br />

etwas ungegliedert.<br />

Parallel zu den Planungen<br />

der ArchitektInnen erarbeitet<br />

die Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH zurzeit ein Nutzungskonzept<br />

für das Gebäude,<br />

das zukünftig zum Einfamilienhaus<br />

wird. Keine leichte<br />

Aufgabe angesichts der beachtlichen<br />

Größe und der schwierigen,<br />

dunklen Hofsituation.<br />

Sie ist durch die viel zu hohe<br />

Nachbarbebauung Anfang des<br />

Ein Interview mit Bärbel Pook, Leiterin des Referats Städtebauförderung im Innenministerium Schleswig-Holstein<br />

Gibt der Stadt Priorität: Bärbel Pook<br />

Die aktuellen Ziele der nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung lassen<br />

sich hervorragend in der<br />

Lübecker Altstadt verfolgen,<br />

zum Beispiel das Leitbild der<br />

Stadt der kurzen Wege. Dieser<br />

Aspekt gewinnt an Bedeutung,<br />

da z.B. der Anteil der älteren BewohnerInnen,<br />

die nicht mehr<br />

so mobil sind, auch in Lübeck<br />

zunehmen wird. Auch das Leitbild<br />

der Nutzungsmischung im<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

die Sanierung der Lübecker<br />

Altstadt ist eine langfristige<br />

Herausforderung. Nach<br />

Fertigstellung des Hauses in<br />

der Glockengießerstraße 97<br />

steht schon ein neues Projekt<br />

in den Startlöchern: In den<br />

nächsten <strong>Ausgabe</strong>n der Altstadtzeitung<br />

begleiten wir den<br />

Umbau der Hundestraße 98.<br />

Welche Bedeutung Lübeck<br />

mit seinem Weltkulturerbe für<br />

das Land Schleswig-Holstein<br />

hat, erfahren Sie in unserem<br />

Interview mit Bärbel Pook,<br />

die im Innenministerium für<br />

Städtebauförderung zuständig<br />

ist. Viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihre Redaktion<br />

letzten Jahrhunderts entstanden.<br />

Damit die zukünftigen<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

dennoch Licht und Luft genießen<br />

können, haben sich die<br />

PlanerInnen in Abstimmung<br />

mit der Denkmalpflege etwas<br />

Besonderes ausgedacht. Wir<br />

werden darüber in den nächsten<br />

<strong>Ausgabe</strong>n der Altstadtzeitung<br />

ausführlich berichten.<br />

Städtebau lässt sich hier<br />

gut verwirklichen. Es gibt<br />

ja heute oft nicht mehr die<br />

Notwendigkeit, Wohnen<br />

und Arbeiten zu trennen,<br />

wie das noch in Zeiten<br />

der Fall war, in denen es<br />

die meisten Arbeitsplätze<br />

in emittierenden Gewerbe-<br />

und Industriebetrieben<br />

gab. Ein Problem ist<br />

allerdings zum Teil noch<br />

das Thema Verkehr. Da ist<br />

zwar schon viel passiert,<br />

es könnte aber hierzu<br />

neue Projektideen wie z.B.<br />

einen „autoarmen Wohnblock“<br />

geben.<br />

Wie finden Sie die Lübecker<br />

Altstadtzeitung?<br />

Ich finde sie sehr informativ,<br />

anschaulich und<br />

verständlich. Es wäre toll,<br />

wenn die Altstadtzeitung<br />

den LübeckerInnen zeigt:<br />

In der Altstadt passiert was,<br />

hier kann ich etwas finden,<br />

um meine Wohnwünsche zu<br />

realisieren. Es ist wichtig, möglichst<br />

viele Leute, die noch vom<br />

Einfamilienhäuschen auf der<br />

grünen Wiese träumen, von<br />

den besonderen Vorteilen und<br />

Qualitäten des Wohnens in der<br />

Altstadt zu überzeugen. Dafür<br />

wünsche ich Ihnen und den<br />

LübeckerInnen viel Glück.


AUSGABE 9 / JUNI 2005<br />

Lübecker Altstadtzeitung<br />

Bauspielhaft Leben auf vier Etagen<br />

Das Altstadthaus in der Hundestraße<br />

48 ist ein Kleinod.<br />

Die Grundfläche beträgt nur<br />

35 Quadratmeter – aber bei<br />

vier Etagen ergibt sich eine<br />

ansehnliche Wohnfläche. Seit<br />

dem Abschluss der Sanierung<br />

im Mai 2004 entfaltet es seinen<br />

ganz eigenen Charme. Wo früher<br />

drei getrennte Wohnungen<br />

waren und zuletzt noch eine<br />

Einzelperson lebte, ist ein Einfamilienhaus<br />

entstanden.<br />

Erbaut wurde das Haus um das<br />

Jahr 1500. Mit dem Nachbargebäude<br />

bildet es eine Einheit,<br />

beide teilen sich den für Lübeck<br />

typischen Treppengiebel.<br />

Doch während nebenan noch<br />

wie ursprünglich zwei Vollgeschosse<br />

vorhanden sind, ist in<br />

der Nummer 48 die ehemals<br />

hohe Diele im 19. Jahrhundert<br />

in zwei Stockwerke geteilt wor-<br />

Bestand seinen Test im Alltag:<br />

das Haus in der Hundestraße 48<br />

Städtebauförderungsrichtlinien<br />

Wortschatz Weiter ist in den Richtlinien Gewusst wo<br />

Die Durchführung städtebaulicher<br />

Maßnahmen, z.B. der Lübecker<br />

Altstadtsanierung, ist<br />

eine Selbstverwaltungsaufgabe<br />

der Städte und Gemeinden.<br />

Für die Finanzierung stellt<br />

das Land Schleswig-Holstein<br />

im Rahmen der verfügbaren<br />

Haushaltsmittel Fördergelder<br />

bereit. Welche Vorhaben überhaupt<br />

gefördert werden, wie<br />

Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n abzurechnen<br />

sind – all das regelt<br />

das Land in den Städtebauförderungsrichtlinien.<br />

Schleswig-Holstein hat in seinenStädtebauförderungsrichtlinien<br />

vier Schwerpunkte definiert.<br />

Zum einen sollen Innenstädte<br />

und Ortsteilzentren in<br />

ihrer städtebaulichen Funktion<br />

gestärkt werden. Besonders<br />

zu berücksichtigen sind dabei<br />

die Förderung von Wohnraum<br />

sowie Belange des Denkmalschutzes<br />

und der Denkmalpflege.<br />

Einen zweiten Schwerpunkt<br />

bilden städtebauliche<br />

Maßnahmen, die der Behebung<br />

sozialer Missstände dienen,<br />

z.B. die Verlagerung störender<br />

Gewerbebetriebe aus der Innenstadt<br />

an besser geeignete<br />

Baubeginn in der Fischergrube<br />

Im Februar überragte eine<br />

riesige Bohrmaschine die Lübecker<br />

Altstadt. Wie ein Wahrzeichen<br />

signalisierte sie den<br />

den. Dorothea Röhl ist darüber<br />

nicht böse. So hat die neue<br />

Eigentümerin mehr Platz zum<br />

Wohnen: Die reine Wohn- und<br />

Nutzfläche inklusive Dachgeschoss<br />

beträgt zirka 105<br />

Quadratmeter.<br />

Offene Küche im Erdgeschoss<br />

Beim Betreten des Hauses<br />

kommt man zunächst in den<br />

neuen Windfang. Dahinter befindet<br />

sich seit dem Umbau die<br />

offene Küche mit Esstisch. Die<br />

moderne Küchenzeile von fünf<br />

Metern Länge bietet viel Platz.<br />

Die geänderte Raumaufteilung<br />

im Erdgeschoss war der neuen<br />

Beginn der Bauarbeiten in der<br />

Fischergrube 80-82. Mit Hilfe<br />

der Maschine wurden Löcher<br />

für 52 Pfähle gebohrt, die das<br />

Signalisierte den Beginn der Arbeiten: die riesige Bohrmaschine<br />

Die Zwischenwand wurde zum Raumteiler: Dorothea Röhl schwärmt von der<br />

Atmosphäre in ihrem neuen Eigenheim<br />

Besitzerin besonders wichtig.<br />

Vor der Sanierung war die<br />

Küche vom Flur abgetrennt.<br />

Schon bevor Röhl den Kaufvertrag<br />

unterzeichnete, hat<br />

daher das von ihr beauftragte<br />

Architekturbüro mit den Vertretern<br />

des Denkmalschutzes<br />

verhandelt und gemeinsame<br />

Begehungen gemacht. Die<br />

Kompromisse, die man fand,<br />

können sich sehen lassen. Besonders<br />

im ersten Stock, wo<br />

die historische Trennwand jetzt<br />

als Raumteiler funktioniert.<br />

Aus dem Fachwerk wurden die<br />

Mauersteine entfernt. Erhalten<br />

blieb das Holzgerüst, das dem<br />

Fundament des Neubaus<br />

stützen sollen.<br />

Der Untergrund ist<br />

in diesem Bereich<br />

der Altstadt so weich,<br />

dass das neue Gebäude<br />

sonst nicht sicher<br />

gestanden hätte. Vorteil<br />

des aufwändigen<br />

Verfahrens: Sackt<br />

ein normaler Rohbau<br />

auch anderswo erfahrungsgemäß<br />

ein bis<br />

zwei Zentimeter ab,<br />

ist hier kein Nachgeben<br />

der so genannten<br />

„Sohlplatte“ zu<br />

erwarten. Sie ruht<br />

sicher auf den 24<br />

Meter langen Pfählen<br />

aus Stahlbeton.<br />

Auf dem Grundstück entsteht<br />

ein Haus mit acht Wohnungen<br />

Raum jetzt eine besondere Atmosphäre<br />

gibt.<br />

Spezialfenster im<br />

Treppenhaus<br />

Auch bei den Seitenfenstern<br />

musste ein Interessenausgleich<br />

gefunden werden. Die<br />

Feuerwehr wollte die Fenster<br />

am liebsten zumauern, um<br />

die Nachbarhäuser bei einem<br />

Brand zu schützen. Doch die<br />

Lichtöffnungen im Treppenbereich<br />

machen das Haus erst<br />

wohnlich. Diesmal war der<br />

Denkmalschützer voll auf Seiten<br />

der Nutzerin. Auch er<br />

war für die Fenster, die den<br />

Urzustand widerspiegeln. Man<br />

einigte sich auf Spezialfenster,<br />

die sich nicht<br />

öffnen lassen. Das Glas<br />

hält bei einem Brand 90<br />

Minuten lang der Hitze<br />

stand.<br />

Nach dem Kauf im Juni<br />

2003 ging der Umbau<br />

schnell voran. Im September<br />

begannen die Abbrucharbeiten.<br />

Dorothea<br />

Röhl und ihr 18-jähriger<br />

Sohn Johann machten<br />

dies größtenteils selbst.<br />

Der Vorteil ist nicht nur<br />

finanziell. Beide haben<br />

eine besondere Beziehung<br />

zum „eigenen“<br />

Haus aufgebaut. Auch<br />

bei den anschließenden<br />

Sanierungsarbeiten hal-<br />

fen sie kräftig mit. Die<br />

Zusammenarbeit mit<br />

dem Architekturbüro<br />

Standorte. Gefördert werden<br />

drittens Stadtumbaumaßnahmen,<br />

mit denen Funktionsverluste<br />

einzelner Stadtteile<br />

durch Veränderungen in der<br />

städtebaulichen Struktur kompensiert<br />

werden. Schließlich<br />

werden die Mittel auch für die<br />

Revitalisierung von Flächen,<br />

insbesondere in Innenstädten,<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

52 Betonpfähle mit Stahlarmierung wurden in den weichen<br />

Untergrund gegossen<br />

und zwei Büro- oder Praxiseinheiten.<br />

Das Haus ist beson-<br />

PlanungsKontor Nord aus<br />

Gnissau war ausgezeichnet.<br />

Im Mai 2004 bestand das Gebäude<br />

seinen ersten Härtetest.<br />

Gleich nach dem Einzug feierte<br />

die frisch gebackene Hausbesitzerin<br />

Geburtstag und Einweihung<br />

in einem. Ihre Gäste<br />

waren begeistert. Auch sonst<br />

hat sich das Haus bewährt.<br />

„Die Schallisolierung ist hervorragend.<br />

Mein Sohn kann im<br />

Dachgeschoss HipHop hören<br />

und ich im ersten Stock Saxophon<br />

üben, ohne dass wir uns<br />

gegenseitig stören“, lobt Röhl<br />

die Funktionalität ihres neuen<br />

Eigenheims.<br />

Lichtöffnungen in der historischen Treppe<br />

sorgen für optimale Beleuchtung<br />

festgelegt, dass eine Stadt<br />

oder Gemeinde nur dann in<br />

den Genuss der Förderung<br />

kommt, wenn die Vorhaben<br />

auf einer formell beschlossenen<br />

städtebaulichen Planung<br />

beruhen. In Lübeck erfüllt die<br />

„Gesamtmaßnahme Lübecker<br />

Altstadt“ mit ihren 22 Sanierungsgebieten<br />

diese Voraussetzung.<br />

Ein Rechtsanspruch<br />

auf Zuwendungsmittel besteht<br />

allerdings nicht.<br />

ders geeignet für<br />

Menschen, die ein<br />

Instrument spielen.<br />

Die zukünftigen BewohnerInnenbekommen<br />

auf Wunsch einen<br />

Raum mit einer<br />

besonderen Schallisolierung,<br />

ideal zum<br />

Musikmachen ohne<br />

dabei die NachbarInnen<br />

zu stören. Alle<br />

BewohnerInnen treten<br />

gemeinsam als<br />

Bauherren auf. Unterstützt<br />

werden sie<br />

dabei von der Conplan<br />

Betriebs- und<br />

Projektberatungsgesellschaft<br />

aus Lübeck.<br />

Eine Wohnung<br />

und eine kleinere Büroeinheit<br />

sind noch zu vergeben.<br />

Wo steht’s?<br />

Raten Sie mit!<br />

Erkennen Sie die beiden Hausfassaden<br />

wieder? Die Rätselfrage:<br />

Wo stehen diese Häuser?<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> galt es,<br />

eine Hausnummer mit Doppeladler<br />

zu finden. Lösung war die<br />

Glockengießerstraße 11.<br />

Wenn Sie weitere Informationen<br />

zur Sanierung der<br />

Lübecker Altstadt wünschen,<br />

sind Sie hier an der richtigen<br />

Adresse:<br />

Hansestadt Lübeck<br />

Bereich Stadtplanung<br />

Abteilung Stadtsanierung<br />

Mühlendamm 12<br />

23539 Lübeck<br />

Birgit Maaß<br />

Tel. (0451) 122 – 61 24<br />

birgit.maass@luebeck.de<br />

Sanierungsträgerin der<br />

Hansestadt Lübeck<br />

Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH<br />

Falkenstraße 11<br />

23564 Lübeck<br />

Matthias Rasch<br />

Tel. (0451) 799 66 – 302<br />

sanierung@trave.de<br />

www.trave.de<br />

Impressum:<br />

Die „Lübecker Altstadtzeitung“<br />

erscheint vierteljährlich als<br />

Sonderseiten in der „Lübecker<br />

Stadtzeitung“.<br />

Herausgeberin: Hansestadt Lübeck,<br />

Bereich Stadtplanung, Abteilung<br />

Stadtsanierung, Mühlendamm 12,<br />

23552 Lübeck. (Leserzuschriften<br />

bitte an diese Adresse)<br />

Redaktion: Büro für Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Christopher Cohen<br />

Fotos: Hansestadt Lübeck, Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH,<br />

Büro für Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Georg Huwer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!