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Ausgabe 32 - Trave

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Freigeräumt<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

bei der Sanierung der<br />

Lübecker Altstadt sind<br />

Engagement für das große<br />

Ganze und Akribie im Detail<br />

gleichermaßen gefragt.<br />

Die UNESCO-Beauftragte der<br />

Hansestadt ist dabei jemand<br />

fürs Große. Sie schaut quasi<br />

„von oben“ auf die vielen<br />

städtebaulichen Projekte in<br />

unserem Welterbe, bringt die<br />

verschiedenen Akteure an<br />

einen Tisch und pflegt auch<br />

den Kontakt zur Kulturorganisation<br />

der Vereinten<br />

Nationen. Über ihre Arbeit<br />

gibt Christine Koretzky im<br />

Interview dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Auskunft. Sie hat künftig mit<br />

dem Managementplan für<br />

das Welterbe ein Dokument<br />

zur Verfügung, in dem die<br />

Lübecker Bürgerschaft den<br />

Schutz der Altstadt auf eine<br />

verlässliche Basis gestellt hat.<br />

In der täglichen Sanierungspraxis<br />

sind dagegen oft die<br />

kleinen Details entscheidend.<br />

So hat eine sorgfältige<br />

Planung gewährleistet, dass<br />

der Aalhofbunker am Fuße<br />

der Hüxstraße ohne größere<br />

Probleme abgerissen werden<br />

konnte. Die Begleitung durch<br />

Sachverständige beruhigte<br />

darüber hinaus die HauseigentümerInnen<br />

der Nachbarschaft<br />

und stellte sicher,<br />

dass mögliche Schäden durch<br />

Erschütterungen genau dokumentiert<br />

werden konnten.<br />

Aber auch bei „normalen“<br />

Sanierungen wie in der<br />

Düvekenstraße und der<br />

Engelsgrube sind sowohl<br />

Fachkunde als auch Liebe<br />

zum Detail gefragt. Dafür<br />

steht neben vielen privaten<br />

SaniererInnen die städtische<br />

Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>«. Aber auch allen beteiligten<br />

ArchitektInnen und<br />

HandwerkerInnen möchte<br />

ich an dieser Stelle einmal<br />

ausdrücklich danken.<br />

Ihr Franz-Peter Boden,<br />

Bausenator<br />

Lübecker Altstadtzeitung<br />

Aktuelle Informationen zur Sanierung in der Altstadt<br />

AusgAbe <strong>32</strong> / März 2011<br />

Robuste Häuser trotzen Erschütterungen<br />

Platz für neue Bebauung: Seit Januar ist der Aalhofbunker Vergangenheit<br />

Einen Bunker reißt man nicht<br />

alle Tage ab. Wird den dicken<br />

Betonmauern mit Lockerungssprengungen<br />

zu Leibe gerückt,<br />

sind Lärm und Erschütterungen<br />

unvermeidlich. Beim<br />

Abriss des Aalhofbunkers<br />

traf die Sanierungsträgerin<br />

Grundstücks-Gesellschaft »<strong>Trave</strong>«<br />

mbH darum umfangreiche<br />

Vorsichtsmaßnahmen. Mit Erfolg:<br />

Die Fläche am Fuße der<br />

Hüxstraße ist eingeebnet und<br />

steht für eine dem Ort angemessene<br />

Bebauung bereit.<br />

Seismografen installiert<br />

„Das Geschirr hat schon manchmal<br />

im Schrank geklirrt“, erzählt<br />

Helga Glufke, die direkt<br />

gegenüber der Abrissstelle<br />

wohnt. „Besonders als es ans<br />

Fundament ging, war es sehr<br />

laut.“ Monatelang schaute sie<br />

durch ihre Fenster in der klei-<br />

Unversehrt: Gipsmarke zur Kontrolle der Risse<br />

Zwei Ausstellungen sind vom<br />

28. März bis 08. April 2011 im<br />

Heiligen-Geist-Hospital zu sehen.<br />

Die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger<br />

widmet sich<br />

mit Ihrer Ausstellung „Stadt<br />

Land Fluss“ der städtebau-<br />

Ausstellungen<br />

Abriss des Aalhofbunkers erfolgreich abgeschlossen<br />

nen Straße „An der Mauer“ auf<br />

eine Wand aus Containern. Die<br />

hatte die »<strong>Trave</strong>« aufstellen lassen,<br />

um die Anwohner so gut<br />

es geht vor Schall und Staub<br />

zu schützen. Um auf Nummer<br />

sicher zu gehen, wurden außerdem<br />

Seismografen installiert.<br />

Wären die Grenzwerte für Erschütterungen<br />

überschritten<br />

worden, hätten diese Alarm<br />

geschlagen.<br />

Doch auch wenn mit größter<br />

Sorgfalt gearbeitet wird, kann<br />

es vereinzelt zu Schäden kommen.<br />

Beruhigend wirkt da ein<br />

Experte wie Dipl.-Ing. Wilfried<br />

Ohnesorge. Der von der Industrie-<br />

und Handelskammer<br />

Lübeck öffentlich bestellte und<br />

vereidigte Sachverständige erklärt:<br />

„Der Mensch verbindet<br />

Erschütterungen sofort mit<br />

Gefahr. Doch die Gebäudehülle<br />

ist trotz dieses subjektiven<br />

Eindrucks meist<br />

nicht gefährdet.“<br />

Ohnesorge war,<br />

neben Dipl.-Ing.<br />

Stefan Knabe,<br />

einer der beiden<br />

Experten, die die<br />

»<strong>Trave</strong>« mit einer<br />

Bauzustandsdokumentationbeauftragt<br />

hatte. Er<br />

besichtigte vor<br />

Beginn des Abrisses<br />

über 100<br />

Wohneinheiten<br />

von innen und außen,<br />

um schon bestehende<br />

Schäden<br />

lichen Denkmalpflege in<br />

Deutschland.<br />

Die sechs Mitgliederstädte der<br />

Arbeitsgemeinschaft Historische<br />

Städte zeigen ihre jeweils<br />

drei Arbeiten, die in die engere<br />

Wahl für den Bauherrenpreis<br />

2010 gelangt sind.<br />

an der Bausubstanz<br />

zu dokumentieren.<br />

Seine Arbeit war zunächst<br />

einmal eine<br />

vertrauensbildende<br />

Maßnahme. Nachbesichtigungen<br />

sind<br />

dann auch nicht allzu<br />

viele nötig gewesen.<br />

Bis auf ein, zwei<br />

kleinere Schäden<br />

gab es meist eine<br />

natürliche Ursache.<br />

„Auch der weiche<br />

Untergrund kann ja<br />

dazu führen, dass<br />

sich Risse an Gebäuden<br />

bilden. Davon<br />

zeugen die schiefen<br />

Mauern mittelalterlicher<br />

Altstadthäuser“,<br />

erklärt der Fachmann.<br />

Manchmal<br />

half einfach der Vorher-nachher-Vergleich<br />

anhand<br />

seiner Unterlagen. „Bewohner<br />

gucken sich ja nicht ständig ihr<br />

Haus von allen Seiten an. Ich<br />

kenne die neuralgischen Punkte,<br />

ein Laie nicht.“<br />

Fugen sind elastisch<br />

Risse können sich zum Beispiel<br />

in Eckfugen bilden, oder<br />

in den Übergängen von der<br />

fest stehenden Giebelscheibe<br />

zum Dachstuhl, der relativ<br />

leicht in Schwingungen ver-<br />

setzt werden kann und sich<br />

auch schon bei starkem Wind<br />

bewegt. Das Mauerwerk selbst<br />

kann mit seinen „elastischen“<br />

Fugen einiges aushalten. Auch<br />

bei Helga Glufke hat sich der<br />

schon bestehende Riss in der<br />

Fassade nicht vergrößert. Der<br />

angebrachte Rissmonitor hätte<br />

dies angezeigt, und die Gipsmarken<br />

am Nachbarhaus, die<br />

Ohnesorge dort geklebt hat,<br />

wären sonst abgefallen oder gerissen.<br />

Sie freut sich darüber,<br />

nicht mehr gegenüber einem<br />

Bunker zu leben: „Es ist, als<br />

ob man plötzlich in einer ganz<br />

anderen Gegend wohnt.“ Auf<br />

dem freien Grundstück sollen<br />

drei Einfamilienhäuser und ein<br />

Wohn- und Geschäftshaus entstehen.<br />

Engelsgrube 28 steht zum Verkauf<br />

Sanierung des großen Altstadthauses kurz vor Abschluss<br />

Großzügige Räume und interessante<br />

Sichtbeziehungen<br />

prägen das mit großem Aufwand<br />

sanierte Altstadthaus<br />

in der Engelsgrube 28. Der<br />

zentrale Ort des Wohnhauses<br />

ist die hohe Diele im Erdgeschoss,<br />

die sich dem Blick<br />

öffnet, sobald man durch den<br />

gläsernen Windfang tritt. Sie<br />

wird von einer offenen Galerie<br />

überspannt und durch<br />

eine große Fensterfront zur<br />

Hofseite beleuchtet. Der<br />

zweite große Wohnraum des<br />

Gebäudes ist der ungeteilte<br />

Dachboden mit einer Firsthöhe<br />

von 4,70 Metern. Insgesamt<br />

warten in Haupthaus<br />

und Seitenflügel 235 Quadratmeter<br />

Wohn- und Nutzfläche<br />

darauf, mit neuem Leben<br />

gefüllt zu werden: sieben<br />

Wohnräume, eine Küche, Bad<br />

und Gäste-WC, Keller und Abstellflächen.<br />

Die künftigen BewohnerInnen<br />

können sich aber nicht<br />

nur über historische Elemente<br />

freuen, wie z.B. die<br />

Treppenanlage, Mauernischen<br />

und Wandmalereien.<br />

Moderne Akzente setzen<br />

grüne Schichtstoffplatten,<br />

Schutzwand: Gutachter Wilfried Ohnesorge zwischen den Häusern „An der<br />

Mauer“ und der ehemaligen Wand aus Containern<br />

die neue Bauelemente<br />

kenntlich machen. Die<br />

Ausstattungsdetails<br />

in Vollbad, Gäste-WC<br />

und Küche können die<br />

künftigen EigentümerInnen<br />

selbst bestimmen.<br />

Eine komplett<br />

neue Haustechnik samt<br />

kontrollierter Be- und<br />

Entlüftung sorgt dafür,<br />

dass das denkmalgeschützte<br />

Haus heutigen<br />

Anforderungen gerecht<br />

wird.<br />

Derzeit sind noch Maler<br />

und Restaurator<br />

am Werk. Dennoch<br />

können sich Kaufinteressierte<br />

schon an die<br />

Sanierungsträgerin,<br />

die Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH,<br />

wenden. Der Verkaufspreis<br />

des Gebäudes<br />

ist auf 349.000,– Euro<br />

festgelegt worden.<br />

Kontakt<br />

grundstücks-gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH<br />

Frank Kähler<br />

Tel. 0451 / 799 66-308<br />

www.trave.de<br />

Die Diele ist der zentrale Wohnraum im<br />

Erdgeschoss der Engelsgrube 28


AUSGABE <strong>32</strong> / MäRZ 2011<br />

Lübecker Altstadtzeitung<br />

Nachgefragt Die Lebendigkeit des Welterbes erhalten<br />

Ein Interview mit Christine Koretzky, der UNESCO-Beauftragten der Hansestadt Lübeck<br />

Frau Koretzky, Sie sind seit<br />

Dezember 2010 UNESCO-Welterbebeauftragte<br />

der Stadt Lübeck.<br />

Was ist Ihre Rolle bei der Bewahrung<br />

der Altstadt?<br />

Meine Rolle als Welterbebeauftragte<br />

ist weniger das aktive<br />

Bewahren als vielmehr das<br />

Koordinieren aller Aktivitäten,<br />

die in Lübeck mit dem Welterbe<br />

zu tun haben. Die unterschiedlichen<br />

Interessen müssen zusammengeführt<br />

und abgewogen<br />

werden, immer mit dem<br />

Ziel vor Augen: den Schutz des<br />

einzigartigen baukulturellen<br />

Erbes unserer Stadt.<br />

Das Wort „Bewahrung“ klingt<br />

mir dabei zu sehr nach „konservieren“.<br />

Als Stadtplanerin<br />

möchte ich die Lebendigkeit<br />

unseres Welterbes betonen.<br />

Die Situation in Lübeck ist eine<br />

andere als beispielsweise beim<br />

Kölner Dom, der als einzelnes<br />

Gebäude eine Welterbestätte<br />

mit „tt“ ist. Dort gibt es zwar<br />

auch Konsequenzen für die<br />

Stadt. In Lübeck ist aber mit<br />

Ausnahme einiger Teile, die im<br />

2. Weltkrieg zerstört worden<br />

sind, die gesamte Altstadt Welterbe.<br />

Hier leben und arbeiten<br />

Menschen. Da kann man nicht<br />

nur bewahren, da müssen viele<br />

Kompromisse gefunden werden.<br />

Neben den touristischen<br />

Reizen muss dafür gesorgt<br />

werden, dass die Altstadt als<br />

Wohnstandort attraktiv bleibt,<br />

als Einkaufsstandort konkur-<br />

renzfähig ist und<br />

die BewohnerInnen<br />

sich mit ihr identifizieren.<br />

Im letzten<br />

September hat die<br />

Bürgerschaft den<br />

Managementplan<br />

für das Welterbe<br />

„Lübecker Altstadt“<br />

beschlossen. Was beinhaltet<br />

er?<br />

Der jetzt beschlosseneManagementplan<br />

ist eine wirklich<br />

große Hilfe.<br />

Erstmals ist alles,<br />

was das Welterbe<br />

„Lübecker Altstadt“<br />

betrifft, in einem<br />

verbindlichen, von<br />

der Bürgerschaft beschlossenen<br />

Werk<br />

zusammengefasst: klar formulierte<br />

Ziele, Schutzgebiete,<br />

Schutzinstrumente, Planungs-<br />

und Handlungsgrundlagen –<br />

um nur einiges zu nennen. Der<br />

Plan weist den genauen Umgriff<br />

des Welterbebereiches aus: die<br />

Pufferzone – also die Schutzzone<br />

um das Welterbe – und die<br />

geschützten Sichtachsen. Dort<br />

müssen genauso wie im Welterbe<br />

selbst bauliche Veränderungen<br />

frühzeitig abgestimmt<br />

werden. Die Schutzinstrumente<br />

und Gremien dafür werden im<br />

Managementplan beschrieben,<br />

sind aber bekannte Satzungen<br />

bzw. Institutionen in Lübeck.<br />

Hält für Lübeck den Kontakt zur UNESCO: Christine Koretzky<br />

Neben der Denkmalschutzbehörde<br />

und der Stadtplanung ist<br />

dies vor allem der Gestaltungsbeirat,<br />

der bei besonderen Bauprojekten<br />

gehört wird.<br />

Als Welterbebeauftragte werde<br />

ich bei allen Projekten frühzeitig<br />

eingebunden, gleiche mit<br />

den Zielen des Managementplans<br />

ab und halte bei Bedarf<br />

Rücksprache mit der UNESCO<br />

oder ICOMOS – dem Internationalen<br />

Rat für Denkmalpflege<br />

als Berater der UNESCO. Bei<br />

Architekturwettbewerben bitten<br />

wir grundsätzlich einen<br />

Vertreter von ICOMOS, am<br />

Preisgericht teilzunehmen.<br />

Dort kann er frühzeitig wichtige<br />

Belange äußern.<br />

Lübeck hat in den letzten<br />

Jahren vom Förderprogramm<br />

der Bundesregierung für Welterbestätten<br />

profitiert. Was konnte<br />

damit realisiert werden?<br />

Lübeck hat insgesamt knapp 17<br />

Millionen Euro bekommen, womit<br />

wir die Stadt mit der höchsten<br />

Zuwendung sind. Im ersten<br />

Investitionsförderprogramm<br />

2009 gab es Fördergelder für<br />

die archäologischen Grabungen<br />

im Gründungsviertel, die Sanierung<br />

des Kranen-Konvents<br />

und von drei Wohnhäusern in<br />

der Düvekenstraße. Der Löwenanteil<br />

entfiel mit neun Millionen<br />

Euro auf die Grabungen im<br />

Gründungsviertel, eine Riesenchance!<br />

Die Stadtstruktur mit<br />

ihrer gesamten Entwicklung<br />

seit der Stadtgründung im 12.<br />

Jahrhundert ist hier im Boden<br />

erhalten geblieben – mit ein<br />

Grund für die Nominierung zum<br />

UNESCO-Welterbe. Mit der Auslagerung<br />

der Berufsschulen<br />

bietet sich hier die einmalige<br />

Gelegenheit, historisch wertvolles<br />

Gelände archäologisch<br />

zu erforschen und – für den<br />

städtischen Raum nicht minder<br />

wertvolles Gelände – neu zu<br />

ordnen. Städtebauliches Ziel ist<br />

es, hier wieder ein lebendiges<br />

kleinteiliges Stadtviertel entstehen<br />

zu lassen. Momentan<br />

kann ich aber allen ans Herz<br />

legen, die spannenden Grabungsarbeiten<br />

zu besichtigen!<br />

In der zweiten Auflage des Förderprogramms<br />

2010 wurden<br />

Fördermittel für drei weitere<br />

Objekte genehmigt: das Burgkloster,<br />

die Katharinenkirche<br />

und die Salzspeicher. Im Burgkloster<br />

und der Katharinenkirche<br />

stehen Restaurierungsarbeiten<br />

im Vordergrund. Bei<br />

den Salzspeichern droht die<br />

Fassade nach vorn zu kippen,<br />

so dass statische Sicherungen<br />

dringend notwendig sind.<br />

Welche Projekte stehen künftig<br />

bei der Weiterentwicklung des<br />

Welterbes im Mittelpunkt?<br />

Bauspielhaft Kreative Raumlösungen gefragt<br />

In den sanierten Häusern der Düvekenstraße ist jeder Quadratmeter kostbar<br />

Altstadtflair zu mieten: die Häuser in der Düvekenstraße 11 + 13<br />

Die Wohnküche beginnt gleich<br />

hinter der Haustür. Die Waschmaschine<br />

verschwindet in einer<br />

Nische unter der Treppe.<br />

Die Heiztherme ist unter die<br />

Dachschräge montiert. Diese<br />

ausgefeilte Innenarchitektur<br />

hat einen Grund: In den kleinen<br />

Häusern Düvekenstraße<br />

11 und 13 muss eine komplette<br />

Wohneinheit auf <strong>32</strong> Quadratmetern<br />

untergebracht werden<br />

– auf zwei Etagen wohlgemerkt.<br />

Von den kreativen Lösungen,<br />

die Architektin Insa Schröder-<br />

Ropeter entwickelt hat, können<br />

bald die neuen MieterInnen<br />

profitieren. Die Architektin hat<br />

im Auftrag der Eigentümerin,<br />

der Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH, die beiden Häu-<br />

ser zusammen mit dem Nachbarhaus<br />

Nr. 7 innerhalb eines<br />

Jahres saniert.<br />

Als erstes fällt die frische Farbe<br />

auf: Die Fassaden der beiden<br />

Häuser 11 und 13 haben mit<br />

dem neuen Rosaton eine typische<br />

barocke Farbigkeit aus<br />

dem 17. und 18. Jahrhundert.<br />

Vorbild waren historische Farbspuren<br />

auf den Backsteinen.<br />

Die Häuser selbst sind älter,<br />

die Holzteile im Dach lassen<br />

sich auf das späte 15. Jahrhundert<br />

datieren. Charakteristisch<br />

für die Fassade sind jeweils<br />

der Giebel im ersten Stock<br />

und das steile Dach, das in das<br />

Dach des St. Annen Museums<br />

übergeht. Nur wer genau hinguckt,<br />

erkennt, wo die neuen<br />

Dachpfannen an die älteren<br />

des Museums grenzen. So fällt<br />

von außen kaum auf, dass die<br />

beiden Häuser nur 3 Meter tief<br />

sind. Innen passen sich die<br />

Wohnküchen dem engen Raum<br />

gekonnt an und integrieren die<br />

alten Essen, auch wenn in den<br />

historischen Kochstellen kein<br />

offenes Feuer mehr brennt. Es<br />

gibt im Erdgeschoss noch jeweils<br />

einen Wohnraum und ein<br />

Bad. Statt Heizkörpern sorgen<br />

platzsparende Fußbodenheizungen<br />

für Wärme.<br />

Auch die beiden ersten Stockwerke<br />

sind durch die schmale<br />

Grundfläche geprägt. In der<br />

Mitte ist jeweils der Schonstein<br />

ein unfreiwilliger Raumteiler.<br />

Der hintere Teil wird<br />

wohl das Schlafzimmer<br />

bilden, der vordere<br />

eignet sich gut<br />

zum Wohnraum. Die<br />

Belichtung erfolgt<br />

über dreiseitig befensterteZwerchgiebel<br />

und kleine Dachfenster.<br />

Gotischer Gewölbekeller<br />

in der Nr. 7<br />

Deutlich mehr Platz<br />

werden die neuen<br />

MieterInnen der<br />

Düvekenstraße 7<br />

haben. 74 Quadratmeter<br />

hat das dreistöckigeFachwerkgebäude,<br />

bei dem<br />

die Fassade backsteinsichtig<br />

bleibt. Aber auch hier wird das<br />

Wohnen von der historischen<br />

Bausubstanz geprägt sein. Das<br />

gilt nicht nur für den Keller mit<br />

gotischem Gewölbe, der über<br />

eine Leiterstiege zugänglich<br />

ist. Auch sonst finden sich Details,<br />

für die die neuen MieterInnen<br />

schon einen Sinn haben<br />

sollten. So sind knapp unter<br />

der Decke kleine Wandflächen<br />

mit Farbresten früherer Jahrhunderte<br />

freigelegt. Sie bilden<br />

quasi ein Fenster in die Vergangenheit<br />

und sollen nicht übergestrichen<br />

werden.<br />

Einen besonderen Fund machte<br />

die Restauratorin im ersten<br />

Stock, wo das Badezimmer und<br />

Düvekenstraße 13: Direkt von der Wohnküche gehen die<br />

Treppe in das 1. Obergeschoss und das Bad ab<br />

ein großer Wohnraum liegen.<br />

Auf den alten Zimmertüren legt<br />

sie derzeit noch eine Holzimitation<br />

mit Mauresken frei – eine<br />

typische Renaissance-Dekoration<br />

aus der Zeit um 1600. Daneben<br />

gibt es noch Teile einer<br />

figürlichen Darstellung, die<br />

bisher aber noch nicht zu deuten<br />

ist. Ganz neu ist hingegen<br />

das zweite Obergeschoss. Hier<br />

hat ein Brandschaden vor gut<br />

30 Jahren den alten Dachstuhl<br />

zerstört. Die Dachbalken verschwinden<br />

daher jetzt komplett<br />

hinter Gipskarton. Der Raum<br />

bekommt aber durch seine Höhe<br />

von bis zu 5,50 Metern in<br />

der Spitze ebenfalls eine besondere<br />

Anmutung.<br />

Matthias Rasch,<br />

Geschäftsführer<br />

der »<strong>Trave</strong>«, ist zufrieden<br />

mit dem<br />

Sanierungsergebnis:<br />

„Wir sind sehr<br />

froh, dass wir die<br />

drei Häuser mit<br />

Sondermitteln der<br />

Bundesregierung<br />

für das UNESCO-<br />

Welterbe endlich<br />

denkmalgerecht<br />

sanieren konnten.<br />

Nun sind wir<br />

gespannt auf die<br />

Kreativität der<br />

MieterInnen bei<br />

der individuellen<br />

Einrichtung der<br />

drei Häuser.“<br />

Die Wunschliste ist lang, gerade<br />

in punkto Aufwertung des öffentlichen<br />

Raums gibt es noch<br />

viel zu tun: neben vielen kleineren<br />

Querverbindungen werden<br />

die Straße „An der Untertrave“,<br />

die Holstenstraße oder<br />

die Beckergrube als vielgenutzte<br />

Straßen in ihrer Gestalt dem<br />

Welterbe nicht gerecht. Die Sanierung<br />

der Kirchen bleibt eine<br />

immer wiederkehrende Aufgabe.<br />

Vorrangig werden uns aber<br />

die Förderprogramme noch bis<br />

2014 beschäftigen – und dann<br />

geht es baulich im Gründungsviertel<br />

so richtig los.<br />

Ein anderer Schwerpunkt meiner<br />

Arbeit wird in nächster Zeit<br />

sicherlich die Öffentlichkeitsarbeit<br />

sein. Vor allem der Managementplan<br />

soll kurzfristig<br />

als Broschüre veröffentlicht<br />

werden. Auch den Welterbetag<br />

an jedem ersten Sonntag im<br />

Juni möchte ich künftig weiter<br />

ausbauen, um die BürgerInnen<br />

stärker auf ihr Welterbe<br />

aufmerksam zu machen. Dieses<br />

Jahr wird der thematische<br />

Schwerpunkt des Welterbetages<br />

im Bereich zwischen Gründungsviertel<br />

und St. Marien<br />

liegen. Es werden den ganzen<br />

Tag Führungen auf dem Grabungsgelände,<br />

in den Kirchen<br />

und in der Stadt angeboten.<br />

Am Nachmittag soll dann eine<br />

prominent besetzte Podiumsdiskussion<br />

in St. Marien die<br />

Veranstaltung abrunden.<br />

Gewusst wo<br />

Wenn Sie weitere Informationen<br />

zur Sanierung der<br />

Lübecker Altstadt wünschen,<br />

sind Sie hier an der richtigen<br />

Adresse:<br />

Hansestadt Lübeck<br />

Bereich Stadtplanung<br />

Abteilung Stadtsanierung<br />

Mühlendamm 12<br />

23539 Lübeck<br />

Birgit Maaß<br />

Tel. (0451) 122 – 61 24<br />

birgit.maass@luebeck.de<br />

www.luebeck.de<br />

Sanierungsträgerin der<br />

Hansestadt Lübeck<br />

Grundstücks-Gesellschaft<br />

»<strong>Trave</strong>« mbH<br />

Falkenstraße 11<br />

23564 Lübeck<br />

Dr. Matthias Rasch<br />

Tel. (0451) 799 66 – 302<br />

sanierung@trave.de<br />

www.trave.de<br />

Impressum:<br />

Die „Lübecker Altstadtzeitung“<br />

erscheint vierteljährlich als<br />

Sonderseiten in der „Lübecker<br />

Stadtzeitung“.<br />

Herausgeberin: Hansestadt Lübeck,<br />

Bereich Stadtplanung, Abteilung<br />

Stadtsanierung, Mühlendamm 12,<br />

23552 Lübeck. (Leserzuschriften<br />

bitte an diese Adresse)<br />

Redaktion: Christian Rubinstein, bfö<br />

Büro für Öffentlichkeitsarbeit e.K.,<br />

www.bfoe-hh.de<br />

Layout: Mara Meier, bfö<br />

Fotos: bfö, Schröder-Ropeter<br />

Skizze: Franck Architektur

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