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Stellenwert Der HWS In Der Tinnitus-Diagnostik Und

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Schwerpunktthema<br />

geräusch. Die Hörprüfung (Audiogramm) ist dann<br />

noch normal, während die Ableitung der<br />

otoakustischen Emissionen schon auffällig sein<br />

kann (Abbildung 2a und b).<br />

Chronischer <strong>Tinnitus</strong> verlangt<br />

eine exakte <strong>Diagnostik</strong><br />

Aus diesen Zusammenhängen wird klar, warum<br />

bei einem chronischen <strong>Tinnitus</strong> die Erfolge<br />

über die Behandlung der <strong>HWS</strong> selten sind. Hier<br />

hat sich der <strong>Tinnitus</strong> verselbständigt und ein therapeutischer<br />

Einfluss über die Halswirbelsäule auf<br />

unseren „Hörcomputer“ besteht nicht mehr.<br />

Wenn der betroffene <strong>Tinnitus</strong>-Patient jedoch<br />

angibt, dass das Ohrgeräusch sich durch bestimmte<br />

Bewegungen des Kopfes, des Kiefergelenkes<br />

oder bei bestimmten Körperlagen ändert, muss<br />

auch beim chronischen <strong>Tinnitus</strong> eine exakte <strong>Diagnostik</strong><br />

durchgeführt werden. Aufgrund der heutigen<br />

enormen Kenntnisse über die funktionellen<br />

Zusammenhänge zwischen den Schädelknochen,<br />

der oberen Halswirbelsäule und des Kiefergelenkes<br />

kann dies eine detektivische Arbeit bedeuten!<br />

Hier ist selten ein „hau-ruck“- Manöver<br />

eines Chiropraktikers erfolgreich. Vielmehr gilt es<br />

jetzt, die komplizierten Funktionen der einzelnen<br />

Strukturen und Gelenke zu diagnostizieren.<br />

Hierfür ist folgendes<br />

Vorgehen sinnvoll:<br />

1. Definition und Heraustüfteln der Bewegung,<br />

die den <strong>Tinnitus</strong> beeinflusst.<br />

2. Palpation und Bewegungsprüfung der an diesen<br />

Bewegungen beteiligten Strukturen und<br />

Gelenken.<br />

3. Eventuell osteopathische <strong>Diagnostik</strong> einschließlich<br />

der <strong>Diagnostik</strong> des cranio-sakralen<br />

Systems (s. TF 3/99).<br />

4. Eventuell Miteinbeziehung eines funktionell<br />

denkenden Zahnarztes bzw. Kieferorthopäden.<br />

12<br />

<strong>Tinnitus</strong>-Forum 2–2001<br />

Abbildung 2a und 2b:<br />

Darstellung der otoakustischen Emissionen vor<br />

und nach manual-therapeutischer Behandlung bei<br />

<strong>Tinnitus</strong>:<br />

Man sieht vor der Behandlung einen Verlust der<br />

otoakustischen Emissionen besonders im Tieftonbereich.<br />

Nach der Manipulation sind die otoakustischen<br />

Emissionen wieder vorhanden.<br />

Dieser Katalog an Forderungen zeigt natürlich<br />

einerseits die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit<br />

von hervorragend ausgebildeten Fachleuten,<br />

zum anderen jedoch auch den schmerzlichen<br />

Gedanken, dass eine solche Zusammenarbeit<br />

fast nirgends realisiert ist. Dennoch sollte<br />

der Betroffene, möglicherweise mit Hilfe der<br />

<strong>Tinnitus</strong>-Liga, versuchen, die geeigneten Fachleute<br />

zu finden.<br />

Pulssynchroner <strong>Tinnitus</strong> und<br />

<strong>Tinnitus</strong> bei Kindern<br />

Eine Besonderheit stellen der „klopfende“<br />

<strong>Tinnitus</strong> dar, der ähnlich einem pulssynchronen<br />

<strong>Tinnitus</strong> auftreten kann und der <strong>Tinnitus</strong> bei<br />

Kindern.<br />

Ein klopfender <strong>Tinnitus</strong> kann aufgrund eines<br />

Muskelkrampfes von Mittelohrmuskeln bestehen,<br />

die wiederum in ihrer Aktivität von der Halswirbelsäule<br />

aus gesteuert werden. Hier gelingt es auch<br />

bei länger dauerndem Symptom, mit Hilfe der<br />

Behandlung der Halswirbelsäule prompt zu helfen.<br />

Ein <strong>Tinnitus</strong> im Kindesalter ist immer verdächtig<br />

im Hinblick auf eine Beteiligung der<br />

<strong>HWS</strong>! Da das kindliche Ohr noch nicht verbraucht<br />

und entsprechend robust ist und häufig auch noch<br />

nicht einer Lärmbelastung ausgesetzt war, spielen<br />

hier direkte schädigende Einflüsse auf das<br />

<strong>In</strong>nenohr eine seltenere Rolle als beim Erwachsenen.<br />

Wie eigene Untersuchungen zeigen, kann bei<br />

Kindern sehr häufig durch die Behandlung der<br />

<strong>HWS</strong> geholfen werden. Ein Problem dabei ist jedoch,<br />

dass Kinder durch die Erwachsenenwelt erst<br />

auf das „Leiden durch <strong>Tinnitus</strong>“ aufmerksam<br />

gemacht werden und dann aufgrund der damit<br />

verbundenen Aufmerksamkeit auf das Ohrgeräusch<br />

in einen Teufelskreis von Wahrnehmung<br />

und Belästigung durch den <strong>Tinnitus</strong> kommen.<br />

Gerade bei Kindern ist deshalb die entpathologisierende<br />

und Angst nehmende Beratung<br />

der Eltern - zunächst ohne Beisein der<br />

betroffenen Kinder - wichtig. Wird diese Beratung<br />

falsch gemacht, so ist die Chronifizierung des<br />

<strong>Tinnitus</strong> und ein <strong>Tinnitus</strong>leiden vorprogrammiert!<br />

Fazit:<br />

Besteht der Verdacht, dass ein Hörsturz oder<br />

ein <strong>Tinnitus</strong> durch Bewegungen der <strong>HWS</strong> entstanden<br />

ist, so muss schnellstmöglich eine manualtherapeutische<br />

Untersuchung und ggfs. Behandlung<br />

durch einen entsprechend ausgebildeten<br />

Arzt oder Physiotherapeuten erfolgen.<br />

Bei chronischem <strong>Tinnitus</strong> zeigt sich ein Zusammenhang<br />

mit der Halswirbelsäule durch die<br />

Veränderung eines Ohrgeräusches bei bestimmten<br />

Kopfbewegungen oder Bewegungen des Kiefers.<br />

Hier ist eine subtile <strong>Diagnostik</strong> angezeigt.<br />

Ein klopfender <strong>Tinnitus</strong> und ein <strong>Tinnitus</strong><br />

im Kindesalter muss an die Halswirbelsäule<br />

denken lassen!<br />

Fallbeispiel:<br />

Herr Peter X fährt mit seiner Frau an einem<br />

Volksfest vorbei. Sie beschließen, das Volksfest<br />

zu besuchen und auch eine Fahrt mit dem angebotenen<br />

Riesenrad zu machen. Herr X. willigt<br />

gerne ein. Als er in der Gondel sitzt und die Aufwärtsbewegung<br />

des Riesenrades beginnt, wird<br />

ihm jedoch bewusst, dass er unter einer Höhenangst<br />

leidet. Durch die entstehende maximale<br />

Angst- und Stresssituation kommt es zu Verspannungen<br />

der Halswirbelsäule mit Verkrampfungen<br />

im Nackenbereich und der<br />

prompten Auslösung eines Ohrgeräusches. Eine<br />

noch am gleichen Tag durchgeführte Behandlung<br />

der Halswirbelsäule ergibt in der Regel<br />

eine sofortige Beseitigung.<br />

Dr. med. Eberhard Biesinger<br />

HNO-Arzt<br />

Maxplatz 5<br />

83278 Traunstein

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