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Bauingenieur im Anlagenbau Matthias Hartmann Vergussarbeiten ...

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<strong>Bauingenieur</strong> <strong>im</strong> <strong>Anlagenbau</strong> <strong>Matthias</strong> <strong>Hartmann</strong><br />

<strong>Vergussarbeiten</strong> mit Spezialmörtel<br />

Vergußarbeiten<br />

Vergußarbeiten begleiten den Bauablauf <strong>im</strong> <strong>Anlagenbau</strong> <strong>im</strong> Wesentlichen in der<br />

Phase der Maschineninstallation und nach der Stahlmontage. Zementgebundene<br />

Vergussmörtel sind hochfliesfähig und werden in der Regel zum Verguss oder<br />

Unterguss von zu verankernden Bauteilen verwendet. Die Anwendungsgebiete<br />

sind <strong>im</strong> Baubereich sehr weitläufig. Im <strong>Anlagenbau</strong> werden Stahlstützen,<br />

Ankerbolzen, Schubtaschen, Maschinenrahmen, Turbinen, Kranbahnschienen<br />

und Fertigteile mit Vergussmörtel einer Art Hochleistungsspezialmörtel verfüllt<br />

und kraftschlüssig mit dem Fundament verbunden.<br />

In der Regel kommen zementgebundene Vergussmörtel zum Einsatz. Sie sind<br />

hochfliesfähig um alle Hohlräume ausfüllen zu können und müssen während des<br />

Einbaus nicht mechanisch verdichtet werden. Im Allgemeinen sind die<br />

Vergussmörtel nicht bewehrt. Es gibt Anwendungsfälle bei denen sich<br />

epoxydharzgebundene Vergussmörtel besser als zementgebundene eignen.<br />

Je nach Vergusshöhe bieten die Hersteller unterschiedlich angepasste<br />

Mischungen an um Schwindrisse nach dem Abbinden zu vermeiden. Ab einer<br />

Vergusshöhe von mehr als 50mm spricht man auch von einem Vergussbeton.<br />

Die Festigkeiten sind mindestens gleichwertig oder meist höherwertiger als der<br />

umgebende Beton. In Standardlaborversuchen werden Würfeldruckfestigkeiten<br />

nach 24h von bereits 50N/mm² und höher erzielt.<br />

Typische Arten von Verguss<br />

Verguss einer Ankerbolzentasche:<br />

Der Verguss einer Ankerbolzentasche ist ein sehr häufiger Anwendungsfall<br />

(Bild 1). Zuvor wurden <strong>im</strong> Ortbetonfundament Taschen ausgespart. Dies erfolgt<br />

mit einer Brettschalung, besser sind jedoch vorgefertigte trapezprofilierte<br />

Blechboxen da die Zuglast durch die Profilierung opt<strong>im</strong>al als Mantelreibung<br />

abgeleitet wird. Die Blechbox rund oder eckig bleibt als verlorene Schalung<br />

zurück. Bevor das zu verankernde Bauteil montiert wird, sollten sofern eine<br />

glatte Schalung verwendet wurde die seitlichen Betonflächen durch einen<br />

pneumatischen Hammer gut aufgeraut werden. Tiefere Vergusstaschen können<br />

auch durch den in den Beton eingebauten Stahlzylinder realisiert werden.<br />

Wurde das Fundament an den <strong>Anlagenbau</strong>er übergeben, erfolgt die<br />

Maschinenmontage. Nach dem die Maschine oder der Rahmen ausgerichtet ist<br />

werden die Anker zu Verguss freigegeben und die Befüllung wird vorbereitet.<br />

Die Maßtoleranzen des Hochbaus müssen in der D<strong>im</strong>ensionierung der Taschen<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Bewährt hat sich folgende D<strong>im</strong>ensionierung:<br />

Durchmesser Anker x (3-4) + Maßtoleranz (eigentlich mal 2 da + -)<br />

Die Maßtoleranz ist der Tabelle 1/Zeile 1 aus DIN 18202 zu entnehmen und<br />

kann bis zu ±30mm betragen. In einer weitläufigen Bodenplatte sollte die<br />

D<strong>im</strong>ensionierung erfahrungsgemäß großzügig angesetzt werden, da die<br />

Einbauungenauigkeiten bei Taschen am oberen Ende de Skala liegen und<br />

folglich zu lästigen Stemm- und Kernbohrarbeiten führen die Zeitverzug mit<br />

sich bringen.<br />

Werden Taschen <strong>im</strong> Fundament vergessen werden diese mit Kernbohrungen<br />

nachträglich in den Beton eingebohrt. Allerdings ist diese Methode kritisch und<br />

nur von Fall zu Fall anwendbar, da Bewehrung zerstört werden kann. Zudem<br />

muss die glatte Bohrwand aufgeraut werden um eine ausreichende<br />

Mantelreibung zu gewährleisten.<br />

Flächenverguss und Unterverguss<br />

Finden vorwiegend als Unterguss von Maschinenrahmen oder als<br />

Ausgleichsverguss seine Anwendung (Bild 1.1 und Bild 2.2). Vor Übergabe des<br />

Fundaments ist darauf zu Achten dass die Oberfläche aufgeraut und noch besser<br />

die Zementschlämme mit Hochdruckreinigern oder durch Sandstrahlen<br />

abgetragen wird. Bei stark saugenden Untergründen sollte zusätzlich eine<br />

Haftbrücke aufgetragen werden. Die Haftbrücke ist ein zwei Komponenten<br />

Epoxydharz Anstrich in welchen Quarzsand eingestreut wird. Die Haftung<br />

zwischen Verguss und Beton wird dadurch deutlich verbessert. Der<br />

Bild 1 Verguss einer Ankerbolzentasche<br />

Bild 2.1 Inspektionen eines<br />

Maschinenunterrahmens vor Verguss<br />

Bild 2.2 Inspektionen desselben<br />

Maschinenunterrahmens nach Unterguss<br />

Seite 1 / 4 © Civil Expert 1st release 07.04.2012


<strong>Bauingenieur</strong> <strong>im</strong> <strong>Anlagenbau</strong> <strong>Matthias</strong> <strong>Hartmann</strong><br />

<strong>Vergussarbeiten</strong> mit Spezialmörtel<br />

Maschinenrahmen wird in einer planmäßigen Höhe von etwa 30-50mm über der<br />

Betonoberkante montiert. Der Rahmen wird mit Unterlegplatten aus Stahl oder<br />

PVC ausgerichtet. Nach Freigabe des Aufbaus beginnen zunächst die<br />

Schalungsarbeiten. Das Freigabedokument definiert die Vergusshöhe und<br />

Abmessungen. Entsprechend erfolgt der Schalungsbau. Vergussflächen die ca.<br />

3x3m überschreiten sollten durch Zulagebewehrung gegen Schwindrisse ergänzt<br />

(Bild 3) oder in Vergussabschnitte eingeteilt werden. In Fällen in denen ein<br />

homogener Verbund gestört ist kann ebenfalls eine Zulagebewehrung<br />

erforderlich werden. Ein Beispiel hierzu ist in Bild 4.1 und Bild 4.2 dargestellt.<br />

Hier ist der homogene Verbund ist durch zu große Unterlegplatten gestört und<br />

die Gefahr eines Vergussabbruchs gegeben. Eine solche Situation sollte <strong>im</strong><br />

Vorfeld durch entsprechende bessere Wahl kleinerer Unterlegplatten vermieden<br />

werden. Der vertikale Lasteintrag am Rahmenfuß wird über den Vergussmörtel<br />

ab der Rahmenkante unter einem 45° Winkel in das Fundament weitergeleitet<br />

(Abb.1). Der horizontale Abstand der Betonkante vom Rahmen sollte gleich der<br />

Vergusshöhe entsprechen Abb.1. Durch die Rotation der Maschine kann das<br />

Fundament in Schwingungen versetzt werden und eine Verankerung des<br />

Vergussbetons mit Fundament erfordern um ein Ablösen zu begegnen. Aus<br />

diesem Grund ist es auch nicht ratsam die Vergusskante weiter als die<br />

Vergusshöhe vom Maschinenrahmen auszulagern.<br />

Spezialmörtel aus Epoxydharz<br />

Die Anwendungsgebiete der epoxydharzgebundenen Vergüsse kommen bei<br />

folgenden Arbeiten zur Anwendung.<br />

• Verguss von Schienen- und Rippenplatten<br />

• Verguss bei geringen Schichtdicken<br />

• Verguss von verzinkten Stahlbauteilen und Nichteisenmetallen<br />

• Verguss von Präzisionslagern<br />

• Verguss zwischen Stahlplatten<br />

Die Eigenschaften des Epoxymörtels sind die schnelle Aushärtungszeit, die hohe<br />

Fliesfähigkeit, die guten Kontakteigenschaften mit Stahl und Metallen sowie die<br />

hohe Resistenz gegen chemische Angriffe. Der Epoxymörtel ist <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum zementgebunden Vergussmörtel deutlich teurer.<br />

Das in Bild 5.1 und 5.2 abgebildete Beispiel soll ein Verguss zwischen einer <strong>im</strong><br />

Beton eingebauten Stahlplatte und eines Maschinenlagers hergestellt werden.<br />

Die Vergusshöhe beträgt ca. 20mm. In diesem Falle kommt ein Epoxydharz<br />

basierender Verguss zum Einsatz. Der Epoxydharz verbindet sich zum Einen<br />

besser mit den Stahlplatten und zum Anderen eignet sich Epoxydharzmörtel<br />

besser bei geringen Vergusshöhen.<br />

Bild 5.1 Verguss zwischen<br />

eingebauter Stahlplatte und<br />

Maschinen-Lager mit Epoxy<br />

Verguss<br />

Bild 5.2 Die gleiche Situation nach Epoxy<br />

Verguss<br />

Ablauf und Überwachung<br />

Eine typische Anlagenmaschine wird in mehren Schritten mit dem Fundament<br />

kraftschlüssig verbunden. Nachdem die Maschine vormontiert wurde werden<br />

entweder chemische Anker (Abb 2) gesetzt oder die Anker in die<br />

Abb.1 Opt<strong>im</strong>ierung Verguss<br />

Bild 3 Beispiel eines Flächenvergusses mit<br />

Zulagebewehrung<br />

Bild 4.1 Beispiel zu groß gewählter Unterlegplatten<br />

unter einem Stützenfuß die<br />

Zulagebewehrung erfordern<br />

Bild 4.2 Zulagebewehrung ringförmig am<br />

vorigen Beispiel zum Verbund der<br />

Vergussmasse<br />

Seite 2 / 4 © Civil Expert 1st release 07.04.2012


<strong>Bauingenieur</strong> <strong>im</strong> <strong>Anlagenbau</strong> <strong>Matthias</strong> <strong>Hartmann</strong><br />

<strong>Vergussarbeiten</strong> mit Spezialmörtel<br />

Vergusstaschen eingebracht (Abb 3). Nach Freigabe erfolgt in Verguss Phase I<br />

die Befüllung der Hüllrohre. Nach einer Abbindezeit von ca. 1 Woche werden<br />

die Anker vorgespannt und die Maschine ausgerichtet. Danach in Phase II wird<br />

der Maschinenrahmen untergossen. Die Überwachung der einzelnen Phasen<br />

sollte begleitet und dokumentiert werden. Der Verguss ist das statische<br />

Bindeglied zwischen Maschine und Betontragwerk dem oft nicht die<br />

entsprechende Aufmerksamkeit zuteil wird. Fehlgüsse durch unvollständigen<br />

und nicht kraftschlüssigen Verguss sind oft irreparabel nur unter hohen Arbeits-<br />

und Kostenaufwand wieder zu sanieren. Entsprechend muss vor jeder<br />

Vergussfolge der gegebene Zustand in Augenschein genommen werden.<br />

Prüfungen auf Sauberkeit, Fett- und Staubfreiheit, Wasserrückstände und<br />

Dichtigkeit der Schalung sind durchzuführen (Bild 5). Gegebenfalls falls schwer<br />

einsehbar sollte die Befüllung durch eine Kamera überwacht werden. Nachdem<br />

die Vergusstaschen befüllt wurden, können nach einer Abbindezeit von einer<br />

Woche die Ankerstangen gespannt werden. Danach kann der Unterguss des<br />

Rahmens beginnen. Gegebenenfalls sind in der letzten Phase Nivellier- und<br />

Füllvergüsse vorgesehen.<br />

Abb 2 Ausschnitt aus einer Maschinenbau Zeichnung veranschaulicht die Verankerung in<br />

einem Fundament mit chemischen Ankern oder auch Epoxydharzankern.<br />

Abb 3 Beispiel einer Maschinenverankerung in einem Fundamenttisch mit Ankerhülsen und<br />

Ankerstangen. Die Hülse kann unvergossen gefordert werden, um eine spätere Demontage<br />

zu ermöglichen.<br />

Im Allgemeinen<br />

Phase 1: Verguss der Hüllrohre<br />

Danach erfolgt die Endausrichtung der Maschine<br />

Phase 2: Unterguss des Maschinenrahmens (Dunkelgrau schraffiert in der Abbildung)<br />

Verarbeitungshinweise<br />

Die Mischungsanleitung des Herstellers muss genau beachtet werden. Die<br />

Aufbereitung erfolgt bei kleineren Mengen mit einem Handmixer <strong>im</strong> Trog oder<br />

bei größeren Vergüssen mit einem Durchlaufmischer der einen konstanten<br />

Zufluss von Vergussmasse gewährleistet.<br />

Die Grenztemperatur während des Einbaus eines zementgebundenen Mörtels<br />

liegt zwischen 5°C und 35°C. Unterhalb der Temperaturgrenze von 5°C müssen<br />

Bild 5 Einbringen der Vergussmasse. Vorab<br />

wurde der Kontaktbeton aufgerauht und<br />

grundiert<br />

Seite 3 / 4 © Civil Expert 1st release 07.04.2012


<strong>Bauingenieur</strong> <strong>im</strong> <strong>Anlagenbau</strong> <strong>Matthias</strong> <strong>Hartmann</strong><br />

<strong>Vergussarbeiten</strong> mit Spezialmörtel<br />

Winterbaumassnahmen ähnlich wie be<strong>im</strong> herkömmlich eingebauten Beton<br />

vorbereitet werden. Der frisch eingebaute Zementmörtel muss ebenso vor<br />

Austrocknung geschützt werden.<br />

Während der Untergussarbeiten sollte darauf geachtet werden dass keine<br />

Luftporen eingeschlossen werden. Voraussetzungen hierfür sind dass die<br />

Schalung ca. 5mm höher liegt als die Unterkante Stahlplatte und die zu unter<br />

gießende Stahlplatte sollte mit Entlüftungsöffnungen ausgestattet sein um einen<br />

möglichst vollkommenen Kontakt zu gewährleisten. Ein erfahrenes Team<br />

erreicht durch stochern und klopfen einen möglichst vollkommen Kontakt<br />

herzustellen.<br />

Überwachung<br />

Die Arbeiten müssen vor allem zu Beginn einer Serie die Abläufe und die<br />

eingesetzten Materialien intensiv besprochen und anschließend überwacht<br />

werden. Bei großen Vergüssen wie am Beispiel einer Turbine sollten<br />

Probekörper in Anlehnung DIN EN 12390-3 entnommen und entsprechend<br />

geprüft werden. Als Probekörper können Würfel mit einer Kantenlänge von 150<br />

mm entnommen werden.<br />

Mängel vor Übergabe – Freigabeprotokoll<br />

Es ist zu raten vor Beginn der Vergußarbeiten eines Maschinenbauteils ein<br />

Verguss Freigabe Protokoll des Maschinen Installateurs zum Bauüberwacher<br />

und dieser wiederum an die Bauunternehmung zu übergeben. Das Protokoll<br />

sollte Arbeitsschritte und die zu vergießenden Bauelemente definieren. Danach<br />

erfolgt eine gemeinsame Inspektion um die Bedingungen zu erfassen. Dabei ist<br />

ein besonderes Augenmerk auf Zugänglichkeit, Sauberkeit, Wassereinschlüsse<br />

und Oberflächenrauhigkeit des Betons zu richten.<br />

Ebenso sollten Unterlegplatten nicht über die Stahlrahmen auskragen sondern<br />

hinter dem Rahmen eingebaut sein. Die Unterlegplatten sollten auch nicht zu<br />

groß gewählt sein um ein in sich homogene und miteinander verbundene<br />

Vergussmasse zu realisieren. Um Risse zu vermeiden können auch<br />

Zulagebewehrungen beigefügt werden.<br />

release Date Item Name<br />

1st release 07.04.2012 M. <strong>Hartmann</strong><br />

Seite 4 / 4 © Civil Expert 1st release 07.04.2012

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