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01-11 - TV Zeilhard

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REISEBERICHT - BADMINTON<br />

Ausgabe 1/<strong>11</strong><br />

einmal zusätzlich in großen Lettern<br />

aufgemalt.<br />

Moskau ist für viele Leute ein Traum,<br />

für Autofahrer aber ein Alptraum! Wir<br />

kannten das schon und wollten<br />

deshalb eine etwa 120 km längere<br />

Umgehung im Norden benutzen. Als<br />

wir die M8 (Moskau-Archangelsk) zu<br />

überqueren hatten, war in Richtung<br />

Moskau alles verstopft. Wir mussten<br />

nur ein paar km auf dieser Straße<br />

fahren, aber der erste Kilometer<br />

dauerte länger als eine halbe Stunde.<br />

Deshalb tat ich es vielen anderen<br />

russischen Fahrern gleich, drehte auf<br />

der rechten Fahrbahn dieser Autobahn<br />

um und fuhr einen Kilometer<br />

gegen den Verkehr zurück. Es ging.<br />

Nun fuhren wir eine noch längere<br />

Umgehung Moskaus (über Klein).<br />

Spät am Nachmittag erreichten wir<br />

die M9 (Moskau-Riga). Unser Plan,<br />

die Grenze nach Lettland noch an<br />

diesem Tage zu überqueren, musste<br />

in Frage gestellt werden.<br />

Fahren, fahren, fahren. Zuerst war<br />

die M9 noch super, wie unsere<br />

Autobahnen. Doch nach etwa 50 km<br />

(Datschia Grenze der Moskauer),<br />

wurde sie wieder normal. 2-spurig<br />

mit vielen Schlaglöchern und<br />

Flicken. Ich fühlte mich immer noch<br />

fit genug, so dass wir versuchten, die<br />

Grenze zu erreichen. Ludmila war<br />

der Meinung, es wäre besser mitten<br />

in der Nacht die Grenze zu<br />

überqueren, da die Kontrollen<br />

weniger seien. Das war der Wunsch.<br />

Die russische Seite der Grenze war<br />

kein Problem. Ein paar Fragen, ein<br />

paar - nicht immer ehrliche - Antworten<br />

und schon ging es weiter<br />

Richtung Lettland. Wir waren<br />

erleichtert. Es war schon Samstag<br />

morgen um 1 Uhr. Kaum Autos an der<br />

Grenze. Inzwischen hatte es zu<br />

regnen angefangen und eine meiner<br />

Abblendlichtbirnen ging kaputt. Es<br />

waren an der Grenzstelle auch nur<br />

ein paar wenige Straßenlaternen<br />

vorhanden. Alles war gespenstisch.<br />

Keine Grenzer waren zu sehen. 3<br />

Ampeln hingen hoch in der Luft. Die<br />

Linien auf dem Platz waren kaum zu<br />

Seite 24<br />

erkennen. So fuhr ich auf gut Glück<br />

quer über den Platz und wartete unter<br />

einer der Ampeln.<br />

Endlich ging eine Türe auf und ein<br />

ziemlich junger Mann in Uniform<br />

kam heraus und schrie uns an. Ich<br />

verstand nichts, da er auf russisch<br />

schrie. Englisch wollte er nicht<br />

verstehen. Ludmila übersetzte mir,<br />

dass ich eine rote Ampel überfahren<br />

hätte und dass dies eine hohe Strafe<br />

mit Führerscheinentzug zur Folge<br />

hätte. Ich dachte wir wären in der<br />

EU, doch die alten, russischen Sitten<br />

haben wohl trotzdem überlebt. Es<br />

kam dann noch ein bulliger, riesiger<br />

Zollbeamter und stellte sich<br />

bedrohlich auf. Ich wollte mir das<br />

alles nicht so einfach gefallen lassen.<br />

Doch die Müdigkeit machte mich<br />

schwach. Also bezahlen. Ohne<br />

Protokoll 70 Euro, mit Protokoll 250<br />

Euro und Führerschein. Ludmila<br />

ging mit 2 Grenzern in einen dunklen<br />

Hauseingang, übergab ihnen das<br />

Geld und die Grenzkontrolle war<br />

erledigt. Ich hatte eine riesige Wut<br />

im Bauch. Dass es so etwas in der<br />

EU gibt, wollte ich nicht schlucken.<br />

Doch jetzt war ich wieder wach. Ich<br />

versuchte, die Birne im Scheinwerfer<br />

zu wechseln, aber der Regen war zu<br />

stark.<br />

Es gab auch kein einziges Hotel oder<br />

Motel an der Straße. Auf der<br />

russischen Seite gab es mehrere. So<br />

kam noch der Ärger dazu, dass wir<br />

nicht in Russland übernachtet haben.<br />

Die Folge war, dass ich durch<br />

Lettland durch fuhr und kurz nach<br />

der problemlosen Überquerung der<br />

Grenze nach Litauen bei<br />

Tageslichtanbruch auf einem<br />

Parkplatz neben der mit EU-Hilfe gut<br />

gebauten Straße anhielt, unser<br />

Dachzelt hoch machte und kaputt in<br />

einen Tiefschlaf fiel.<br />

Der Rest von Litauen war schnell<br />

hinter uns gebracht. Im ersten Ort in<br />

Polen, Suwalki, hatten wir wieder<br />

Pech. Ein paar Minuten vor unserer<br />

Ankunft hat sich ein LKW, warum<br />

auch immer, quer gestellt und die<br />

ganze Straße blockiert. Da es nicht<br />

so aussah, als ob dieses Problem<br />

bald gelöst werden würde,<br />

entschlossen wir uns, durch die<br />

Pampa zu fahren. Wir umfuhren<br />

Suwalki östlich, an der Grenze zu<br />

Weißrussland entlang. Das war gar<br />

nicht schlecht, denn diese Gegend<br />

dort ist wunderschön. Die Dörfer sind<br />

gut in Schuss und schön renoviert.<br />

Wir waren überrascht. Da sich der<br />

Regen inzwischen gelegt hatte,<br />

konnte ich auch endlich meine Birne<br />

auswechseln und ohne schlechtes<br />

Gewissen weiterfahren.<br />

Es wurde Abend als wir Warschau<br />

erreichten. Die geplante<br />

Autobahnumfahrung gibt es noch<br />

nicht. Deshalb quälten wir uns im<br />

Berufsverkehr mitten durch die Stadt.<br />

Viele Baustellen behinderten uns. Als<br />

wir die Grenze zur BRD überfuhren,<br />

wurde es schon wieder hell. Auf<br />

einem Autobahnparkplatz schliefen<br />

wir wieder in unserem Hotel auf dem<br />

Autodach für ein paar Stunden.<br />

Der Rest der Fahrt war ohne<br />

Überraschungen und sozusagen<br />

langweilig. Glücklich und kaum<br />

müde erreichten wir Georgenhausen.<br />

Am Abend gingen wir noch mit<br />

unseren jungen Hütern unseres<br />

Hauses ins Restaurant, bevor wir<br />

geduscht und zufrieden ins Bett<br />

gingen. Am nächsten Tag (Montag)<br />

fuhr ich munter mit dem Bus ins<br />

Krankenhaus nach Darmstadt, um<br />

meine Achillessehne reparieren zu<br />

lassen. Das war aber nicht so einfach,<br />

wie ich mir das vorgestellt hatte.<br />

Nach einer Blutuntersuchung<br />

vermutete man eine Thrombose in<br />

meinem Körper und zusätzlich noch<br />

eine kleine Lungenembolie. Mit<br />

einem kurzen Klinikaufenthalt wurde<br />

es nichts.<br />

Was man alles so für seinen Sport tut!<br />

Hermann Schneider<br />

(Abtl. Badminton)

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