KOPLAS-Gutachten (pdf 4,61 MB)
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Logistikwirtschaft<br />
in der südlichen Metropolregion Hamburg<br />
Fakten / Trends<br />
Handlungsempfehlungen
IMPRESSUM<br />
// Auftraggeber:<br />
Die acht niedersächsischen Landkreise in der südlichen Metropolregion Hamburg,<br />
vertreten durch den Landkreis Harburg<br />
// Auftragnehmer:<br />
SCI Verkehr GmbH, Schanzenstraße 117, 20357 Hamburg,<br />
Tel. 040/5071970, E- Mail hamburg@sci.de<br />
Planquadrat Dortmund, Büro für Raumplanung, Städtebau + Architektur, Gutenbergstraße 34,<br />
DE-44139 Dortmund, Tel. 0231/557114-0, E-Mail info@planquadrat-dortmund.de<br />
// Kurzfassung des Abschlussberichts der Pilotstudie<br />
„Kooperative Planung in der südlichen Metropolregion Hamburg.<br />
Empfehlungen für die Regional- und Bauleitplanungsträger zur raumverträglichen Entwicklung<br />
von Gewerbestandorten für die Logistik-Branche (<strong>KOPLAS</strong>)“<br />
// Erstellt<br />
mit finanzieller Förderung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung.<br />
// Bildnachweis:<br />
Alle Fotos © SCI Verkehr GmbH; Copyright der übrigen Abbildungen jeweils angegeben.<br />
Hamburg/Dortmund, Februar 2010<br />
02
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Logistikwirtschaft in der südlichen Metropolregion Hamburg 1<br />
Fakten, Trends, Handlungsempfehlungen 1<br />
Einleitung 4<br />
1 | Was ist Logistik? 6<br />
2 | Der Logistikstandort südliche Metropolregion Hamburg 11<br />
3 | Wie wird sich die Logistikwirtschaft entwickeln? 13<br />
4 | Situation und Aufgaben in den Landkreisen 15<br />
5 | Standortanforderungen der Logistikwirtschaft 23<br />
6 | Das Umfeld von Logistikstandorten: Worauf ist zu achten? 24<br />
7 | Checklisten für die Entwicklung von Logistik-Standorten 27<br />
8 | Kommunikation und Vermarktung von Logistikstandorten 33<br />
EINLEITUNG<br />
Die niedersächsischen Landkreise<br />
Cuxhaven, Harburg,<br />
Lüchow-Dannenberg, Lüneburg,<br />
Rotenburg, Soltau-<br />
Falling bostel, Stade und Uelzen<br />
haben aufgrund ihrer Nähe zu<br />
Hamburg und Bremerhaven<br />
ausgeprägtes Potenzial für die<br />
Ansiedlung logistikaffinen<br />
Gewerbes (vgl. Abb. 1). Vor<br />
allem entlang der Autobahnen<br />
ist die Nachfrage nach Gewerbestandorten<br />
und -flächen<br />
anhaltend hoch. Das führt zu<br />
vielfältigen Konflikten mit anderen Nutzungen,<br />
die sich ebenfalls um eine Ansiedlung bewerben,<br />
sowie mit den unmittelbaren Nachbarn. Dies wiederum<br />
nehmen ansiedlungswillige Unternehmen als<br />
Planungsunsicherheit wahr, die sie dazu veranlassen<br />
kann, ihr Vorhaben nicht oder woanders zu<br />
verwirklichen. Regional- und Bauleitplanung verfolgen<br />
den Anspruch, diese Situation im Sinne einer<br />
ausgewogenen, konfliktarmen und wirtschaftlich<br />
Abb. 1: Südliche Metropolregion Hamburg<br />
© Planquadrat Dortmund GbR<br />
effizienten Raumnutzung zu gestalten. Dabei gilt es<br />
zu beachten, dass kurz- bis mittelfristig verschiedene<br />
Vorhaben für großräumige Verkehrsinfrastrukturen<br />
Aus- und Neubau von Autobahnen, Eisenbahnstrecken,<br />
Wasserstraßen und Flughäfen) zur Umsetzung<br />
anstehen.<br />
03
Im Landesraumordnungsprogramm (LROP) 2008 hat<br />
das Land Niedersachsen sein Interesse an kreisübergreifendem,<br />
integrativem und kooperativem Handeln in<br />
dezentraler Verantwortung betont. Die acht Landkreise<br />
der südlichen Metropolregion Hamburg erarbeiteten<br />
daher gemeinsam im Modellprojekt <strong>KOPLAS</strong> Empfehlungen<br />
für die Entwicklung von Gewerbestandorten für<br />
die Logistikbranche. Hierzu gehört die Verbesserung der<br />
Wissensgrundlage der Planungsträger hinsichtlich des<br />
zu erwartenden Flächenbedarfs, der logistischen Standortanforderungen<br />
und typischer Nutzungskonflikte.<br />
Ziel von <strong>KOPLAS</strong> ist die Unterstützung der Planungsträger<br />
bei der Entwicklung bedarfsgerechter und konfliktarmer<br />
Standorte. Der künftige Raumanspruch für<br />
logistikaffines Gewerbe wurde unter Berücksichtigung<br />
von Verlagerungen zwischen verschiedenen Teilräumen<br />
und Verkehrsarten abgeschätzt, Standortanforderungen<br />
aus der Sicht der Logistikbranche dokumentiert sowie<br />
Empfehlungen zum raumverträglichen planerischen<br />
Umgang (Vermeidung von Nutzungskonflikten, Standortentwicklung,<br />
Anforderungen an das Umfeld etc.)<br />
formuliert. Das Ergebnis ist eine abgestimmte Entscheidungs-<br />
und Handlungsgrundlage in Form eines Handlungsleitfadens.<br />
1 | Was ist Logistik?<br />
Logistik bedeutet die Organisation, Steuerung, Durchführung<br />
und Optimierung von Güter-, Informations-,<br />
Energie-, Geld- und Personenbewegungen. Die klassischen<br />
Funktionen Transport, Umschlag und Lagerung<br />
stehen heute im Zentrum eines weiten Spektrums von<br />
Tätigkeiten, die tief in die Abläufe in Produktion und Handel<br />
eingreifen – zum Beispiel:<br />
04<br />
In diesem Zusammenhang gilt es lokale und regionale<br />
Antworten zu finden auf die nationalen und globalen<br />
Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft:<br />
u Klimawandel, nachhaltiges Wirtschaften<br />
und Ressourcenschutz;<br />
u die Auswirkungen der globalen Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise auf die Logistikwirtschaft<br />
(z.B. zeitweiliger Rückgang des Aufkommens<br />
im weltweiten Gütertransport, Minderauslastung<br />
von Transportmitteln und Anlagen,<br />
verändertes Verhältnis zwischen Transportaufkommen<br />
und Transportdistanz);<br />
u Vermeidung, Verlagerung und umfeldverträgliche<br />
Abwicklung von Verkehr.<br />
Nach dem Grundsatz „Global denken, lokal handeln“<br />
wurden die Handlungsempfehlungen so formuliert,<br />
dass sie auch außerhalb des Modellprojekts zur Anwendung<br />
kommen können und sollen.<br />
u Qualitätskontrolle produzierter Waren<br />
vor dem Versand,<br />
u Zusammenstellung von Artikeln zu<br />
Sendungen (Kommissionierung),<br />
u Vormontage,
u Zusammenstellung und Versand von<br />
Aktionsartikeln einschließlich Werbemitteln,<br />
u Ausstattung bestimmter Sendungen<br />
mit Zugabeartikeln nach Einzelanforderung,<br />
u Bestellannahme im Namen des Kunden,<br />
u Abwicklung von Warenrückgaben<br />
(„Geld-zurück-Garantie“),<br />
u Organisation von Kundenberatung,<br />
Bestellwesen und Zahlvorgängen<br />
über Telefon und Internet.<br />
Logistische Prozesse greifen in allen wesentlichen<br />
Stadien in den Wirtschaftskreislauf ein (vgl. Abb. 2).<br />
In Politik und Planung wurde Logistik lange Zeit vor dem<br />
Hintergrund von Transport und Umschlag sowie der<br />
davon ausgehenden Wirkungen diskutiert. Die weit<br />
reichende organisatorische und wirtschaftliche Bedeutung<br />
der Logistik für Industrie und Gewerbe blieb im<br />
Hintergrund und ist heute auch in weiten Teilen der<br />
Öffentlichkeit noch unbekannt.<br />
Abb. 2: Logistik – Querschnittsfunktion im<br />
Wirtschaftskreislauf<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
Der Logistikmarkt in Deutschland zählt mit einem<br />
Volumen von ca. 200 Mrd. Euro zu den größten in<br />
Europa und hateinen Anteil von rund 20 % am EU- und<br />
5 % am Weltmarkt. In den vergangenen zehn Jahren hat<br />
Abb. 3: Bruttoinlandsprodukt und Logistikmarkt<br />
in Deutschland<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
er sich überdurchschnittlich entwickelt (vgl. Abb. 3). Die<br />
Logistikwirtschaft beschäftigte 2007 in Deutschland rund<br />
2,7 Mio. Menschen. 1 Besonders raumbedeutsam wird<br />
Logistik neben dem erzeugten Verkehr durch die erforderlichen<br />
Immobilien.<br />
In Deutschland sind aktuell ca. 300 Mio. m 2 Logistik -<br />
lagerflächen in Betrieb. 2 Etwa ein Drittel davon,<br />
ca. 100 Mio. m 2 , sind moderne Logistikimmobilien mit<br />
einer Lagerfläche ab 10 000 m 2 , 10–15 m Deckenhöhe<br />
(innen) und einer guten Verkehrsanbindung. Der Trend<br />
geht zu einer weithin einheitlichen Basis-Bauform, die als<br />
solche bereits für eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten<br />
vorbereitet ist.<br />
Die meisten Logistikimmobilien sehen deshalb auf den<br />
ersten Blick recht ähnlich aus und können jeweils für<br />
unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden, wie die<br />
nachfolgenden Beispiele zeigen. Häufig treten in der<br />
betrieblichen Umsetzung auch Kombinationen auf.<br />
1 | Vgl. Klaus, Peter; Kille Christian; Fraunhofer- Arbeitsgruppe für<br />
Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft ATL (Hrsg.):<br />
Die Top100 der Logistik, Ausgabe 2008/2009, Nürnberg 2008.<br />
2 | Vgl. SCI Verkehr GmbH: Der Markt für Logistikimmobilien in Deutschland.<br />
Marktvolumen und Prognose/Struktur der Logistikimmobilien/<br />
Standorte von Logistikdienstleistern und Verladern, MultiClient-Studie,<br />
Köln 2009.<br />
05
Lagerhallen (vgl. Abb. 4) sind die wohl bekannteste<br />
Form von Logistikimmobilien. Hier werden Lagerkapazitäten<br />
für die Aufnahme von in der Produktion eingesetzten<br />
Güter vorgehalten oder Fertigwaren aus der<br />
Produktion hinterstellt. Dieser Immobilientyp ist stark an<br />
der Produktion oder am Import orientiert und verfügt je<br />
nach eingesetzter Lagertechnik über unterschiedliche<br />
Raumhöhen und nur eine begrenzte Anzahl von Toren.<br />
Weitere Nutzer sind (nach durchgeführtem Outsourcing)<br />
Logistikdienstleister.<br />
// Als Distributionshallen (vgl. Abb. 5) werden<br />
Zentrallager, Logistikzentren, Warenverteilzentren etc.<br />
zusammengefasst. Hier werden ankommende Sendungen<br />
zerlegt, sortiert und zur Verteilung auf mehrere<br />
Empfänger neu zusammengestellt. Ihre hauptsächlichen<br />
Nutzer sind Handelsunternehmen. Sie sind höher, länger<br />
und breiter als Lagerhallen und haben mehr Tore für<br />
die Lkw-Anlieferung.<br />
// Hochregallager (vgl. Abb. 6) sind Lagerhallen mit<br />
mehr als zwölf Metern Höhe, sehr effizienter Raumausnutzung<br />
und Automatisierung. Technisch bilden sie<br />
große, mit einer Außenhaut ummantelte und überdachte<br />
Regale („Silobauweise“). Die Umschlagfunktion ist klar<br />
untergeordnet. Sie sind praktisch immer einem Produktions-<br />
oder Handelsbetrieb zugeordnet.<br />
// Speziallager sind auf bestimmte Lagergüter<br />
(z.B. Kühlware, Gefahrgut, Wasser gefährdende Stoffe)<br />
und teilweise auch auf bestimmte logistische Funktionen<br />
zugeschnitten. Ihre Bauweise richtet sich meistens nach<br />
speziellen gesetzlichenund fachspezifischen Rahmenbedingungen<br />
sowie betrieblichen Erfordernissen.<br />
Kühlhallen haben z.B. möglichst wenige Tore, um Kälteverluste<br />
zu begrenzen.<br />
06<br />
Abb. 4: Lagerhallen<br />
Abb. 5: Distributionshallen<br />
Abb. 6: Lagerhallen<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
© SCI Verkehr GmbH
In Umschlaghallen (vgl. Abb. 7) an den Schnittstellen<br />
zwischen Fern- und Nahverkehrsdiensten wird Ware,<br />
die bereits beim Versand empfängerbezogen kommissioniert<br />
worden ist, zusammengefasst und anschließend<br />
weiterbefördert. Um zwischen vielen ankommenden und<br />
abfahrenden Fahrzeugen kurze Wege zu erzielen,<br />
haben sie viele Tore, geringe Höhe und begrenzte Tiefe.<br />
Je nach Immobilientyp entfaltet eine Logistikansiedlung<br />
unterschiedliche Beschäftigungswirkungen. Die Bandbreite<br />
der direkt und indirekt Beschäftigten pro Hektar<br />
Logistik-Lagerfläche liegt zwischen etwa 40 (niedrigster<br />
Wert bei Umschlaghallen) und etwa 130 (höchster Wert<br />
bei Hochregallagern).<br />
In der südlichen Metropolregion Hamburg leben<br />
1,27 Mio. Menschen auf 12 525 km2 . Die Metropolregion<br />
Hamburg umfasst daneben die Freie und Hansestadt<br />
Hamburg sowie die sechs schleswig-holsteinischen<br />
Kreise Herzogtum Lauenburg, Segeberg, Steinburg,<br />
Stormarn, Pinneberg und Dithmarschen.<br />
Die Metropolregion Hamburg ist der wirtschaftliche<br />
Wachstumsmotor für Norddeutschland und traditionell<br />
starker Standort der Hafen- und Logistikwirtschaft.<br />
Seit vielen Jahren gilt Hamburg unter Entscheidern der<br />
Branche als dynamischste Logistikregion in Deutschland<br />
(Abb. 8).<br />
Abb. 7: Umschlagshallen<br />
2 | Der Logistikstandort südliche Metropolregion Hamburg<br />
Abb. 8: Die fünf dynamischsten Logistikregionen<br />
in Deutschland 2008<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
07
Die Beschäftigung in der Logistikwirtschaft der südlichen<br />
Metropolregion entwickelte sich zwischen 2003 und<br />
2008 (Anstieg von 33 000 auf 35 000 Beschäftigte) deutlich<br />
positiver als in der Gesamtschau über alle Branchen<br />
der gewerblichen Wirtschaft (vgl. Abb. 9). Für die Landkreise<br />
Cuxhaven und Harburg ist ein besonders deutlicher<br />
Anstieg der Logistik- Arbeitsplätze festzustellen. Im<br />
gleichenZeitraum zeigte Hamburg einen ähnlichen Anstieg<br />
von etwa 105 000 auf etwa 113 000 Beschäftigte.<br />
Zu den wichtigen Standortentwicklungen der letzten<br />
Jahre zählen die Überarbeitung des Soltau Logistic Centers<br />
sowie die Ansiedlungen von Ixocon (Wenzendorf),<br />
Arrivo (Buchholz), Talke (in enger Nachbarschaft zum<br />
Kunden Dow Chemical, Stade), DPD (Loxstedt), Deichmann<br />
(Soltau), Lidl (Wenzendorf), Pro- Logis / Jack<br />
Wolfskin (Neu Wulmstorf), Carglass (Soltau), Nedexco<br />
(Wietzendorf) und Unilogistik (Neu Wulmstorf).<br />
3 | Wie wird sich die Logistikwirtschaft entwickeln?<br />
Im Rahmen dieser Untersuchung wurde eine überschlägige<br />
Bedarfsprognose nach Teilräumen und Branchen<br />
erstellt. Megatrends der Logistik (Entwicklungstreiber),<br />
die Fortschreibung der bisherigen Entwicklung, Eigenschaften<br />
und Anforderungen verschiedener Logistik-<br />
Standorttypen und Affinität logistischer Nutzungen zur<br />
Infrastruktur der Verkehrsträger wurden in einem zentralen<br />
Modell für Analyse und Prognose zusammengeführt.<br />
Nach teils deutlichen Rückgängen während der aktuellen<br />
Wirtschaftskrise entwickelt sich die Nachfrage nach<br />
Arbeitsplätzen, Flächen und Verkehrsleistungen bis 2015<br />
wieder positiv (vgl. Abb. 10).<br />
08<br />
Abb. 9: Entwicklung der allgemeinen und der<br />
Logistik-Beschäftigug in der südlichen<br />
Metropolregion Hamburg 2003–2008<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
Abb. 10: Entwicklung von Arbeitsplätzen, Raumanspruch<br />
und Landgüterverkehr aus<br />
Logistiknutzungen in der südlichen<br />
Metropolregion Hamburg 2003–2015<br />
© SCI Verkehr GmbH
Der Logistik-Arbeitsmarkt in der südlichen Metropol -<br />
region Hamburg wächst zwischen 2009 und 2015 um<br />
etwa 2 000 bis 7 500 Arbeitsplätze, der Raumanspruch<br />
um bis zu 880 000 m2 (meist ab 2020) erschlossen werden. Mittel- und langfristig<br />
ist durch die Realisierung der neuen Autobahninfrastrukturen<br />
eine gleichmäßigere Verteilung der<br />
. Auf der Straße werden zwischen Logistiknachfrage in der südlichen Metropolregion Ham-<br />
15 000 und 110 000, auf der Schiene 400 bis 1 800 zusätzliche<br />
Fahrzeuge pro Jahr erwartet.<br />
burg zu erwarten.<br />
Zentrale Forderungen für den Ausbau der Logistik- und<br />
Sie wirken in die Region nicht nur durch ihr eigenes Verkehrsinfrastruktur sind die schnellstmögliche Anbin-<br />
Verkehrsaufkommen, sondern zunehmend auch durch dung der A 26 an die A 7 auf Hamburger Gebiet, die zü-<br />
das Engagement von Unternehmen mit dortigem Hauptgige Fertigstellung der Autobahnverbindung A 26 / A 20<br />
sitz in Häfen der südlichen Metropolregion (z.B. Cuxha- in Drochtersen sowie der A 22 in Richtung Bremen, die<br />
ven) sowie durch die Ansiedlung von Unternehmen, die<br />
einen Standort in Hafennähe<br />
zügige Verlängerung der A 39 und A 14 mit der Quer-<br />
dem direkten Wettbewerb um<br />
Flächen in den Häfen selbst vorziehen.<br />
Abb. 11: Affinität der Logistikansiedlungen zu Autobahnen<br />
Die Nachfrage verteilt sich<br />
freilich nicht gleichmäßig im<br />
Raum, sondern konzentriert<br />
sich nach den Anforderungen<br />
der Logistikwirtschaft in der<br />
Nähe von Produktionsstandorten,<br />
Absatzmärkten und der<br />
Verkehrsinfrastruktur. Am begehrtesten<br />
ist die Nähe zu Autobahnen<br />
(vgl. Abb. 11).<br />
In der Summe reicht das aktuelle Flächenangebot,<br />
unter Einbeziehung der bereits im B-Planverfahren<br />
befindlichen neuen Standorte, aus, um den mittelfristigen<br />
Raumanspruch der Logistikwirtschaft zu decken.<br />
Im Vergleich der Teilräume sind die vorhandenen und geplanten<br />
Flächen im unmittelbaren Hamburger Umland<br />
am knappsten. Mit leistungsfähigen Anbindungen an<br />
das überörtlicheStraßen- und Bahnnetz, die Binnen- und<br />
Seeschifffahrt sowie drei nahe Luftfracht-Knoten (Hamburg,<br />
Bremen, Hannover) sind die Landkreise durchweg<br />
gut aufgestellt. Wo der Autobahnanschluss (noch) fehlt,<br />
können stille Reserven erst nach ihrer Fertigstellung<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
spange B 190n, die bessere Anbindung des Landkreises<br />
Lüchow-Dannenberg durch Ausbau des Straßenzugs<br />
B 216 / B 248a / B 248 an Lübeck und Salzwedel<br />
sowie der Aus- oder Neubau des Schiffshebewerks<br />
Scharnebeck.<br />
09
4 | Situation und Aufgaben<br />
in den Landkreisen<br />
Landkreis Cuxhaven<br />
10
Landkreis Stade<br />
11
Landkreis Rotenburg (Wümme)<br />
12
Landkreis Soltau-Fallingbostel<br />
13
Landkreis Harburg<br />
14
Landkreis Lüneburg<br />
15
Landkreis Uelzen<br />
16
Landkreis Lüchow-Dannenberg<br />
17
5 | Standortanforderungen der Logistikwirtschaft<br />
Abb. 12: Akzeptanz der Entfernung der Logistikstandorte<br />
von Autobahn-Anschlussstellen<br />
18<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
Abb. 13: Standorte moderner Logistikimmobilien<br />
in Deutschland<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
Ausschlaggebend für die Wahl geeigneter Standorte<br />
ist die Erreichbarkeit von Produktionsstandorten und<br />
Absatzmärkten – entweder durch räumliche Nähe oder<br />
leistungsfähig ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Das bedeutet<br />
in fast allen Fällen eine direkte Anbindung an das<br />
Autobahnnetz (vgl. Abb. 12). In der südlichen Metro polregion<br />
Hamburg sind deshalb die geplanten Ausbau -<br />
vorhaben A 20 (Drochtersen–Elbque rung) A 22 (Drochtersen–Bremervörde–Bremerhaven),<br />
A 26 (Hamburg–<br />
Stade–Drochtersen), A 39 (Lüneburg–Uelzen–Wolfsburg)<br />
und A 14 (Magdeburg–Schwerin) von besonderem<br />
Interesse. Daneben steigt in jüngster Vergangenheit<br />
die Nachfrage nach Gleisanschlüssen an.<br />
Vor allem logistische Dienstleister bevorzugen Industrieoder<br />
Sondergebiete, ersatzweise auch Gewerbegebiete<br />
in Autobahnnähe (vgl. Abb. 13). Die Wahl des konkreten<br />
Standplatzes bestimmen schließlich Größe und Zuschnitt<br />
der Flächen.<br />
Zahlreiche Unternehmen verbinden mit einem neuen<br />
Standort die Möglichkeit, aus einer ungünstig gewordenen<br />
Bestandssituation an einen weitgehend konfliktfreien<br />
Standort zu wechseln und den Betrieb (sofort oder später)<br />
zu erweitern.<br />
Bei der planerischen Entwicklung von Standorten wird<br />
regelmäßig überprüft, ob durch Synergien gleiche oder<br />
größere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geringerem<br />
Flächenverbrauch und Schonung natürlicher Ressourcen<br />
erreicht werden kann. Synergien und Konkurrenzverhältnisse<br />
entstehen typischerweise nicht zwischen<br />
Standorten, sondern zwischen dort angesiedelten Unternehmen.<br />
Wichtig zu wissen ist, dass hierbei nur selten<br />
„Augenhöhe“ besteht, sondern mehrere Geschäfte<br />
einem führenden Unternehmen zuarbeiten und/oder<br />
von ihm profitieren. Jedes räumliche Cluster hat seinen<br />
Kristallisationspunkt.
6 | Das Umfeld von Logistikstandorten: Worauf ist zu achten?<br />
Planungsrechtlich sind alle Flächen einer Kommune bzw. u Nutzungskonflikte und Flächenkonkurrenzen (Ab-<br />
einer Region mit einer Nutzung belegt. Standorte, die stände, Verlagerungskosten, Alternativnutzungen,<br />
wesentliche Voraussetzungen nicht erfüllen und deshalb Grünzüge/Freiräume);<br />
von vornherein ungeeignet sind, müssen vorab ausge- u Schutzansprüche (Natur- und Denkmalschutz,<br />
schlossen werden. Neuansiedlungen, Erweiterungen Hochspannungsleitungen etc.);<br />
etc. erfordern regelmäßig die Anpassung vorhandener<br />
Planungen, z.B. für die Flächenerschließung. Die Nutz-<br />
u Wirkungen des Logistikprojekts (Qualität der<br />
umliegenden Flächen, gestalterische Dominanz,<br />
wertanalyse bietet das Rüstzeug, um Konflikte und Möglichkeiten<br />
zu ihrer Minimierung strukturiert darzustellen,<br />
Zahl der Logistikansiedlungen im Umfeld)<br />
zu analysieren und entscheidungsreif aufzuarbeiten. Ein Beispiel dafür, wie den Ausprägungen eines Krite -<br />
Das Ergebnis ist eine Rangfolge der möglichen Stand- riums Nutzwerte zugeordnet werden, zeigt Abb. 14.<br />
orte entsprechend ihrer Eignung. Ein wichtiger<br />
Vorteil liegt in der Kommuni ka tionsfähigkeit:<br />
Maßstäbe verschiedener Betrachter<br />
oder Bewertungen mehrerer Standorte<br />
können nachvollziehbar verglichen werden.<br />
Abb. 14: Nutzwertanalyse – Vorschlag für die Zuordnung<br />
von Nutzwerten im Kriterium „Wirkung des Logistikprojekts“<br />
Entscheidungen strukturiert treffen heißt<br />
wichtige Merkmale (Kriterien) erfassen, beschreiben<br />
und beurteilen. Für alle Kriterien<br />
wird ein einheitlicher Maßstab gebraucht.<br />
Unterschiedlichste Messergebnisse (Entfernungen,<br />
Verkehrs aufkommen, Zeiten<br />
etc.) werden in Klassen eingeteilt und für<br />
diese Punkte vergeben – die Nutzwerte. Für<br />
eine Nutzwertanalyse über Logistikstandorte<br />
werden folgende Kriterien vorgeschlagen:<br />
u Fläche (Größe, Verfügbarkeit);<br />
u Erschließbarkeit<br />
(äußere Erschließung, Ver- und<br />
Entsorgung, innere Erschließung);<br />
u Lagegunst (Entfernung zu verschiedenen<br />
Verkehrsinfrastrukturen,<br />
baulicher Zusammenhang mit der<br />
Siedlungsstruktur);<br />
© Planquadrat Dortmund GbR<br />
19
Wichtig ist, dass die Kriterien insgesamt alle entscheidungsrelevanten<br />
Aspekte von Logistikansiedlungen<br />
umfassen. Manche dieser Kriterien herrschen gegenüber<br />
anderen klar vor. Deshalb erhält jedes Kriterium für<br />
die Gesamtbewertung eine Gewichtung (Summe:<br />
Abb. 15: Standortvergleich anhand von Kriterien und Messgrößen<br />
100 %). Mit dem so entstehenden Bewertungsraster<br />
lässt sich anschließend jeder Standort erst analysieren<br />
und anschließend mit anderen vergleichen, z.B. in Form<br />
von „Windrosen“ (vgl. Abb. 15).Je größer die rote Fläche,<br />
desto stärker ist der Standort. Zugleich wird deut-<br />
lich, wo genau besondere Stärken und Schwächen bestehen.<br />
Die wesentlich eingehendere, rechtsverbindliche<br />
Abwägung im Bauleitplanverfahren nach § 1 BauGB<br />
lässt sich so nicht ersetzen, aber hochwertig vorbereiten.<br />
Bereits in der Nutzwertanalyse zeichnet sich ab, wel-<br />
© Planquadrat Dortmund GbR<br />
che Standorte Flächen in der rechtsverbindlichen<br />
Abwägung wahrscheinlich für geeignet befunden werden<br />
und welche besser auf andere gewerbliche Nutzungen<br />
hin ausgerichtet werden sollten.<br />
7 | Checklisten für die Entwicklung von Logistik-Standorten<br />
1. Wo sind die eigenen Stärken und Schwächen?<br />
2. Welche Ziele für gewerbliche Ansiedlungen werden<br />
verfolgt?<br />
3. Welche Arbeitsteilung zwischen gewerblichen<br />
Ansiedlungen im Raum ist erforderlich,<br />
möglich und sinnvoll?<br />
4. Welche Logistik ist wo und unter welchen<br />
Umständen willkommen?<br />
5. Wie viel Logistik verträgt der Raum?<br />
20<br />
Die strategische Standortentwicklung beginnt mit der Beurteilung der Ausgangslage.<br />
Planer und Wirtschaftsförderer stehen vor fünf Grundfragen:<br />
Die Beantwortung jeder dieser Fragen wirkt sich zwangsläufig<br />
auf alle anderen aus. Die Strategieentwicklung zu<br />
Logistikansiedlungen zeichnet deshalb keine gerade<br />
Linie zum „großen Wurf“, sondern sucht den Weg etappenweise<br />
über Meilensteine. Die meisten Sachfragen<br />
kehren immer wieder und können daher in Checklisten<br />
zusammengefasst werden, welche die Arbeit aller beteiligten<br />
Akteure, ihre Kommunikation miteinander und mit<br />
Dritten erleichtern:
A | Im Vorfeld der Investition<br />
21
A | Im Vorfeld der Investition<br />
23
B | In der Planungsphase<br />
24
C | In der Bauphase<br />
8 | Kommunikation und Vermarktung von Logistikstandorten<br />
Kommunikation – eine Standardaufgabe<br />
u Kommunikation muss authentisch, emotional, verbindlich<br />
und individuell sein.<br />
u Ziel der Kommunikation ist, den eigenen Standpunkt<br />
für alle sichtbar darzustellen und von dort ausgehend<br />
einen Diskussionsstand zu erreichen, in dem die meisten<br />
Beteiligten, insbesondere die meisten Betroffenen, ein<br />
Vorhaben mindestens akzeptieren.<br />
u Auf dem Weg dahin werden Anpassungsmöglichkeiten<br />
der Planungen an Belange der Betroffenen besprochen<br />
und für die Berücksichtigung im förmlichen<br />
Planungsprozess gesammelt. Insbesondere Anlieger /<br />
Nutzer im näheren Umfeld eines Logistikstandorts sind<br />
daher frühzeitig und umfassend einzubinden.<br />
u Erfahrungsgemäß ist das Interesse der Öffentlichkeit<br />
(insbesondere der Betroffenen) zum Baubeginn am<br />
höchsten. Dann sollten alle Details kommunizierbar aufgearbeitet<br />
sein.<br />
u Alle angetroffenen Auffassungen sollten so früh und<br />
sachlich wie möglich verifiziert werden. Wichtige Entscheidungshilfen<br />
für die Politik sind die Alleinstellungsmerkmale<br />
einer Logistikansiedlung am vorgesehenen<br />
Standort.<br />
25
u Immer wieder benötigte Texte und Aufstellungen zum<br />
Vorhaben sollten Kommunikationsprofis verfassen. Hilfreich<br />
ist darüber hinaus die Einbindung von Multiplikatoren,<br />
die die wesentlichen Fakten in ihrem jeweiligen<br />
Umfeld bekannt machen.<br />
u Investoren und Immobilienentwickler berechnen den<br />
wirtschaftlichen Erfolg der zu errichtenden Immobilien<br />
einschließlich Auslastungsrisiko. Wenn Bedenken wegen<br />
künftiger Leerstände bestehen, können und sollten sie<br />
darauf angesprochen werden.<br />
u Die nötigen Vorarbeiten umfassen auch die Vorbereitung<br />
kurzfristiger, strukturierter und aussagefähiger<br />
Reaktionen auf Investorenanfragen.<br />
Wie der Standort seinen Markt findet<br />
u Am besten vermarktet sich eine passende Lage. Investoren<br />
und Immobilienentwickler fragen daneben vor<br />
allem die Ausstattung mit modernsten Infrastrukturen<br />
nach.<br />
u Innerhalb eines Standorts ist ein auf die individuellen<br />
Wünsche und Bedürfnisse des Investors zugeschnittener<br />
Standplatz entscheidend. Manche Kriterien lassen<br />
sich durch eine flexible Verhandlungsführung verändern.<br />
26<br />
Abb 17: … Ausstellungen, …<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
Abb. 16–19: Kommunikation zählt:<br />
In Konferenzen, …<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
u Nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sichert die Expertise<br />
des Betreibers, der entscheiden muss, welche<br />
Art von Logistikimmobilie in welcher Größe und Bauart<br />
am Standort wirtschaftlich tragfähig ist – und zwar für<br />
den Mieter, ihn selbst und ggf. seinen Kapitalinvestor.<br />
u Mit bereits ansässigen Marktakteuren (nicht unbedingt<br />
nur Logistikdienstleistern) sollte das Gespräch<br />
gesucht werden. Kontaktpflege und Netzwerkbildung<br />
können leicht institutionalisiert werden.<br />
u Die meisten Unternehmen stellen ihre Anfragen auf<br />
Ansiedlung zunächst im Zentrum eines Ballungsraums.<br />
In das Netzwerk sollten daher auch gute kollegiale Kontakte<br />
zur Hamburger und Bremer Wirtschaftsförderung<br />
eingebunden werden. Eine Vernetzung mit den Logistikinitiativen<br />
Hamburg und Niedersachsen (diese in der<br />
südlichen Metropolregion vertreten durch die Süderelbe<br />
AG) und dem Kompetenzzentrum Logistik Bremen wird<br />
vorausgesetzt.
u Zentraler Akteur auf der lokalen/regionalen Angebotsseite<br />
ist der Wirtschaftsförderer. Für die potenzielle<br />
Neuansiedlung von Unternehmen muss er die Unternehmen<br />
dort kontaktieren, wo sie nachfragen, regelmäßig<br />
nachfassen und rechtzeitig die politische Führung<br />
einbinden.<br />
u De Palette der Vermarktungsinstrumente im Bereich<br />
Logistik ist sehr breit. Klassische Werbemittel (z.B.<br />
Broschüren, Internetauftritte) sind oft gleichförmig und<br />
informationsarm. Einige Kommunen haben gute Erfahrungen<br />
mit Standortexpertisen zu Arbeitsplätzen, Flächen,<br />
Branchenbesatz und Verkehrsanbindung<br />
gemacht.<br />
u Die aktive Teilnahme an Veranstaltungen (z.B. als<br />
Aussteller) ist zu empfehlen. Zusammen mit Partnern<br />
(z.B. den Logistikinitiativen oder der Süderelbe AG)<br />
können Organisation und Gestaltung besser bewältigt<br />
werden.<br />
u Aus den vielen Vertriebskanälen sollten gezielt die<br />
ausgewählt werden, die mit der Netzwerkbildung und Informationsgewinnung<br />
am besten zusammenpassen.<br />
Abb 18: … Runden Tischen …<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
u Tradition als Logistikstandort kann größere Kompetenz<br />
bedeuten, aber auch gewachsene und inzwischen<br />
unpassende Strukturen. Entscheidend ist das Zusammenwirken<br />
von Tradition und flexibler Anpassung an den<br />
Markt. Hamburg ist ein instruktives Beispiel dafür.<br />
u Finanzielle Vergünstigungen sind nur bedingt dazu<br />
geeignet, Investoren und Immobilienentwickler für einen<br />
Standort zu interessieren. Sie laufen meistens nicht lang<br />
genug und haben i.d.R. keine Wirkung auf die Drittverwendungsfähigkeit.<br />
Miet- und Kaufpreise, die als dauerhafte<br />
Finanzhilfen wirken, schmälern auf Dauer die<br />
Einnahmesituation des betreffenden Haushalts.<br />
Abb 19: … und Werkstattarbeit.<br />
© SCI Verkehr GmbH<br />
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