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NPE April 2013.S 2-28.pub - Naturpark Siebengebirge

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Flurnamen des <strong>Siebengebirge</strong>s – Wegweiser in die Geschichte (12)<br />

Flurnamen sind die Bezeichnungen kleinräumiger Landschaftsteile – wie Berge, Täler,<br />

Wälder, Wiesen, Weiden, Felder, Auen, Bäche und Teiche bis hin zu einzelnen Parzellen<br />

außerhalb von Siedlungen. Sie sind aus dem örtlichen Sprachgebrauch der Bevölkerung<br />

entstanden, erzählen von den Nutzungen des Landes und von den Lebensumständen der<br />

Bewohner. Sie enthalten vielfach altes Sprachgut, das oft über viele Jahrhunderte überliefert<br />

ist und gestatten Rückschlüsse auf die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte eines<br />

Raumes. Flurnamen sind damit wichtige Quellen der regionalen Vergangenheit.<br />

Auch im <strong>Siebengebirge</strong> klingen im Gespräch mit älteren Bürgern über bestimmte Flurstücke,<br />

die einst ihre Eltern oder Großeltern beackert haben, die ehemals selbstverständlichen<br />

Flurnamen an. Erst die Loslösung der letzten zwei Generationen von der Landwirtschaft hat<br />

dazu geführt, dass diese Flurnamen zunehmend in Vergessenheit geraten.<br />

Die Flurnamen waren in der Regel nur innerhalb eines Dorfes, eines Ortes bekannt und<br />

dien-(t)en dazu, den Ort bzw, die Lage eines Flurstücks innerhalb der Gemarkung eindeutig<br />

zu identifizieren.<br />

Jeder Flurbezeichnung liegt ein Merkmal zugrunde, das diesem bestimmten Ort anhaftet<br />

und ihn von anderen unterscheidet. Zum Zeitpunkt der Entstehung wurde dieses<br />

Merkmal in der vor Ort gesprochenen Mundart beschrieben und ist so weiter gegeben worden.<br />

Die Bedeutung des Namens blieb dabei erhalten; der Wortschatz, die Aussprache und<br />

v.a. der Schreibweise haben sich jedoch im Laufe der Zeit verändert.<br />

Das Alter eines Flurnamens nachzuweisen ist schwierig, sofern er nicht in einer Urkunde<br />

belegt ist. Generell kann man davon ausgehen, dass Flurnamen so alt sind wie die Siedlungsnamen<br />

des betreffenden Gebietes, d.h. für den Siebengebirgsraum aus dem Mittelalter<br />

stammen.<br />

Da in unserem Raum die Realteilung des Grundbesitzes praktiziert wurde, d.h. die Vererbung<br />

des Besitzes zu gleichen Teilen an die Kinder, entstanden zur genaueren Lagebestimmung<br />

der Parzellen viele zusätzliche Flurnamen, bei denen Attribute wie „am, auf der, an<br />

der, oben in, unten in“ verwandt wurden. So kennen wir allein am Hirschberg vier verschiedene<br />

Flurbezeichnungen: „am Hirschberg; vor dem Hirschberg, am kleinen Hirschberg,<br />

Hirschberg und Schiffeld“.<br />

Als man im 19. Jahrhundert die Flurnamen schriftlich festlegte (katasteramtliche<br />

Schreibweise), wurden z.T. aus Unverständnis der ursprünglichen Wortbedeutung in der<br />

Schreibweise manche Namen total entstellt und führen in der „verhochdeutschten“ Form<br />

heute zu den unsinnigsten Deutungen. So liegt oberhalb des Ofenkaulbergs an der L 331<br />

von Königswinter nach Ittenbach die Flur mit dem eigenartigen Namen „Am Litschenhäuschen“,<br />

eindeutig eine Entstellung des in den Kreuzbrüderakten Nr. 29 des Staatsarchivs<br />

Düsseldorfs aus dem 16 Jh. verbuchten Flurnamens für diese Gemarkung<br />

„Lützenhohscheid“ = „kleiner/lütter Hoch - Wald“ mit kräftigen Baumstämmen, wohl eine Besonderheit<br />

im Gegensatz zum sonst im <strong>Siebengebirge</strong> üblichen Niederwald mit Stockausschlag.<br />

<br />

im <strong>Siebengebirge</strong><br />

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