NPE April 2013.S 2-28.pub - Naturpark Siebengebirge
NPE April 2013.S 2-28.pub - Naturpark Siebengebirge
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Impressum<br />
<strong>Naturpark</strong>-Echo des VVS<br />
Herausgeber: VVS - Verschönerungsverein für das<br />
<strong>Siebengebirge</strong><br />
Löwenburger Str. 2<br />
53639 Königswinter Margarethenhöhe<br />
Tel. 02223 - 90 94 94, Fax: 02223 - 90 97 00<br />
E-Mail: info@naturpark-siebengebirge.de<br />
Internet: www.naturpark-siebengebirge.de<br />
Vorsitzender : Hans Peter Lindlar<br />
Geschäftsführerin: Brigitte Kohlhaas<br />
Redaktion: Klaus Breuer<br />
Druck und Vertrieb:<br />
Siebengebirgsdruck GmbH<br />
Karlstraße 30<br />
53604 Bad Honnef<br />
Auflage: 1.600<br />
Titelblatt: Blick auf den Oelberg<br />
Foto: Robert Maier<br />
Weitere Fotos: K.Breuer, G.Ludwig, R.Maier,<br />
M.Mews, G.Müller, H.Noppeney,<br />
VVS-Archiv<br />
Inhalt Seite<br />
1. Impressum/ Inhalt 2<br />
2. Der neue Revierförster Florian Haufler 2<br />
3. Siebengebirgssteine seit 2000 Jahren<br />
gefragt 4<br />
4. Tag des Geotops am 15. Sept. 2013 6<br />
5. Eingabe des VVS zu Asberg-Windrädern 8<br />
6. Kurznachrichten aus dem VVS 9<br />
7. Die Geschichte des Burghofs 11<br />
8. WBV-Wasser aus dem <strong>Siebengebirge</strong> 14<br />
9. Neues Angebot des VVS an Schulen und<br />
Kindergärten 18<br />
10. Erster VVS-Jugendaktionstag 24.05.2013 19<br />
11. VVS-Arbeiten im Tretschbachtal 20<br />
12. Wissen Sie, dass …… 21<br />
13. Mitgliederversammlung 28.05. 2013 23<br />
14. Flurnamen des <strong>Siebengebirge</strong>s (12) 24<br />
15. …... hinter der Userotter Hütte 26<br />
16. Veranstaltungen <strong>Naturpark</strong> 24 im <strong>Siebengebirge</strong><br />
am 22./23.06.2013 28<br />
Florian Haufler seit 1. Nov. 2012 neuer Revierförster für die VVS-Wälder<br />
Ihre Zusammenarbeit haben der VVS und das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft intensiviert.<br />
2010 hat der VVS in einem Vertrag mit dem Land NRW 523 ha seiner insgesamt 840 ha umfassenden<br />
Wälder als Wildnisgebiet ausgewiesen.<br />
Die Betreuung dieses Wildnisgebietes sowie die nachhaltige Bewirtschaftung der übrigen<br />
Waldflächen des VVS hat nun der vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW neu eingestellte<br />
Revierförster Florian Haufler mit zukünftigem Sitz des Büros im Stöckerhof/Ittenbach übernommen.<br />
Mit 25 Jahren ist er einer der jüngsten Förster Deutschlands.<br />
Über seine künftigen Aufgaben sprach VVS-Vorstandsmitglied Klaus Breuer mit ihm:<br />
Herr Haufler, was hat Sie veranlasst, den Beruf des Försters zu ergreifen?<br />
Ich bin im ländlichen Raum bei Gütersloh in Ostwestfalen aufgewachsen und hatte von Jugend<br />
auf Kontakt zu Berufen in der Natur, wie z.B. Förstern und Landwirten. Ein Praktikum in Klasse<br />
10 bei einem Förster hat meinen Berufswunsch dann bereits sehr früh geweckt .<br />
Warum haben Sie sich für das <strong>Siebengebirge</strong> entschieden? Sie hatten Angebote aus gleich<br />
mehreren Bundesländern?<br />
Ich hatte in der Tat die Auswahl, doch während meiner guten Ausbildung beim Regionalforstamt<br />
Rhein-Sieg-Erft, vorwiegend in den Staatswäldern bei Eitorf, habe ich diesen Raum, auch<br />
das <strong>Siebengebirge</strong>, in seiner großen naturräumlichen Vielfalt kennen und schätzen gelernt.<br />
2
Worin sehen Sie Ihre wesentlichen Aufgabenfelder?<br />
Summarisch kann ich das in fünf Aufgabenbereichen zusammenfassen:<br />
• Betreuung des Wildnisgebietes,<br />
• Umbau der Nadelholzbestände im Wildnisgebiet in<br />
standortheimische Laubwälder,<br />
• naturnahe Bewirtschaftung der 317 ha großen VVS-<br />
Waldflächen außerhalb des Wildnisgebietes,<br />
• Pflege der ökologisch wertvollen Biotope, sowie<br />
• Umweltbildung für Schüler und Erwachsene in enger<br />
Kooperation mit dem VVS.<br />
Sie haben im <strong>Siebengebirge</strong> den Spagat zwischen Naturschutz, Bewirtschaftung und Erholungsansprüchen<br />
zu leisten. Welche Schwierigkeiten sehen Sie hier?<br />
Naturschutz und forstliche Bewirtschaftung sind für mich zunächst die dominierenden Faktoren,<br />
in denen ich meine wesentlichen Kompetenzen habe. Doch sehe ich gerade im<br />
„kleinen“ und so stark frequentierten <strong>Siebengebirge</strong> auch die Notwendigkeit, die Erholungsfunktion<br />
(Bürger und Touristen) naturverträglich einzubinden.<br />
Bisher habe ich nahezu keine Spannungen zwischen Wanderern, Radfahrern und Reitern<br />
erlebt, wohl zwischen Wanderern und Mountainbikern, v.a. wenn sog. „hardliner“ beider<br />
Gruppen aufeinandertreffen. Aber auch in dieser letztgenannten Gruppe akzeptiert sich der<br />
größte Teil gegenseitig. Dennoch verstehe ich die Verbitterung mancher Wanderer. Hier<br />
erwarte ich eine bessere Regelung durch eine klare Auszeichnung des neuen Wegekonzeptes,<br />
v.a. für Radfahrer/Mountainbiker sowie durch eine breit gestreute Aufklärung und<br />
Information über dieses Konzept. Wünschenswert ist natürlich gerade zu Beginn der Umsetzung<br />
eine – wenn auch nur schwerpunktmäßige – Kontrolle, ob diese neuen<br />
„Spielregeln“ auch eingehalten werden.<br />
Eine Ihrer wichtigen festgeschriebenen Aufgaben ist die Umweltbildung in Zusammenarbeit<br />
mit dem VVS. Wie stellen Sie sich diese Arbeit vor?<br />
Wald ist der ideale Ort für die forstliche Umweltbildung. Er wird von den meisten Menschen<br />
als Inbegriff der Natur betrachtet und eignet sich wie kaum ein anderer Lebensraum zum<br />
unmittelbaren Erleben von Natur. In Abstimmung mit dem Bildungsprogramm des VVS und<br />
dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft sollen Kinder (Motto: Je früher, desto besser), Jugendliche<br />
(wie. z.B. beim Jugendaktionstag am 24. Mai 2013) und Erwachsene (spezielle<br />
Themenführungen) an den Wald und die Natur herangeführt werden und ihn als Ökosystem<br />
und schützenswerte Erlebniswelt kennen lernen.<br />
Vielen Dank, Herr Haufler, und auf gute Zusammenarbeit.<br />
Zur Person<br />
Florian Haufler (25 Jahre) ist geboren im Kreis Gütersloh in Ostwestfalen-Lippe. Nach dem<br />
Abitur studierte er Forstwirtschaft an der Hochschule Göttingen. Im Anschluss an das<br />
forstliche Studium absolvierte er den Vorbereitungsdienst für die gehobene forstliche Laufbahn<br />
beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Bereich des Regionalforstamtes Rhein-<br />
Sieg-Erft. Seinen Dienstsitz hat er auf dem Stöckerhof in Ittenbach.<br />
3
Siebengebirgsgesteine seit 2000 Jahren gefragt<br />
Die vor rd. 26 Millionen Jahren entstandenen magmatischen Gesteine des <strong>Siebengebirge</strong>s,<br />
Basalt, Trachyt und Latit, sind hier in großem Umfang abgebaut worden. Wesentliche Lieferanten<br />
des Basaltes waren Weilberg, Petersberg, Oelberg, der Thomasberger Raum (u.a.<br />
Grengelsbitze, Harperoth, Limperichsberg, Steinringen, Thomasberg), Leyberg, Himberg sowie<br />
die Oberkasseler Brüche, wobei der harte, spröde und verwitterungsresistente Basalt zu völlig<br />
anderen Zwecken verwandt wurde als Trachyt und Latit.<br />
Diese Eigenschaften machen den Basalt als gestaltendes Bauelement ungeeignet. So findet<br />
man ihn bei Sakral- und Profanbauten früherer Zeiten allenfalls als Material für Fundamente.<br />
Seine bedeutende Verwendung erlangte er im 19. Jh. beim Festungs-, Wasser-, Straßenund<br />
Schienenbau. Dabei wurde er als Massengut vorwiegend gesetzt (Säulen, Pflaster) oder<br />
geschüttet (Schotter, Splitt, Basaltmehl), höchst selten als Baustein vermauert.<br />
Völlig anders war dies bei Trachyt und Latit, deren Verwendung sowohl bei Klerikal.- als auch<br />
Profanbauten sich in großem Umfang im weiten Umfeld des <strong>Siebengebirge</strong>s nachweisen lässt.<br />
Die bedeutendsten Trachytsteinbrüche - genutzt bereits von den Römern - fanden sich am Drachenfels,<br />
die ergiebigsten Latitbrüche am Stenzelberg und an der Wolkenburg.<br />
Als mittelalterliches Baumaterial der zwischen 1248 und 1539 errichteten Bauteile des Kölner<br />
Domes diente mit Ausnahme der Gewölbe und Fundamente der Drachenfels-Trachyt (s. Skizze).<br />
Doch fand der Drachenfels-Trachyt auch bei vielen anderen Bauten der nahen und weiten<br />
Umgebung Verwendung. Insgesamt schätzt man die im Gipfelbereich des Drachenfels abgebauten<br />
Steine auf rd. 400.000 cbm.<br />
4
Drachenfels-Trachyt<br />
- Kölner Dom - Stiftskirche Schwarz-Rheindorf<br />
- Bonner Münster - Pfarrkirche Andernach<br />
- Remigiuskirche Bonn - Namen-Jesu-Kirche Bonn<br />
- Xantener Dom - Kirche St. Johann Baptist Honnef<br />
- Limburger Dom - Schloss Burg an der Wupper<br />
- Altenberger Dom - Burg Altenahr<br />
- Pfalz Kaiserswerth - Klemens-Kapelle Trechtingshausen<br />
Im 12. Jh. bereits, doch noch intensiver im 13. Jh. mit der Errichtung der Heisterbacher Abtei,<br />
setzte der Abbau der gegenüber dem Trachyt härteren Stenzelberg-Latite ein, die<br />
v.a. bei kirchlichen Bauten der näheren Umgebung Verwendung fanden. Am Kölner Dom ist<br />
er der härteste der verbauten und von Steinmetzen bearbeiteten Steine. Ihm fehlen die großen<br />
Sanidineinsprenglinge des Trachyt. Ihn kennzeichnen dafür kleinere schwarze Hornblende-Kristalle.<br />
Stenzelberg-Latit<br />
- Propsteikirche Oberpleis - Kirche Asbach<br />
- Nikolauskapelle Heisterb-rott - Bonner Münster<br />
- Klosteranlage Heisterbach - Heisterbacher Hof Königswinter (Düsseldorfer Hof)<br />
- Kirche St. Michael Niederddf.<br />
- Kirche St. Laurentius Oberddf..<br />
- Kirche Judas Thaddäus Heisterbacherrott<br />
Das Tor zum <strong>Siebengebirge</strong><br />
Die 1202 begonnene und 1237 geweihte<br />
88m lange und 40 m breite Klosterkirche<br />
Heisterbach wurde aus dem Latit des nahen<br />
Stenzelbergs erbaut.<br />
1263 erfolgte die Grundsteinlegung<br />
des romanischen Xantener<br />
St. Viktor-Doms durch den Kölner<br />
Erzbischof Konrad von<br />
Hochstaden. 1544 wurde der<br />
Dom vollendet.<br />
Die 1151 in Anwesenheit König<br />
Konrad III. eingeweihte romanische<br />
„Doppelkirche“ in Schwarz-<br />
Rheindorf. Eine achteckige Öffnung<br />
verbindet Unter- und Oberkirche.<br />
Pate für den Bau stand<br />
wohl die Pfalzkapelle in Aachen.<br />
Das fünftürmige Bonner<br />
Münster, vollendet<br />
z. Zt. der Grundsteinlegung<br />
des Kölner Doms<br />
im Jahre 1248, gehört<br />
zu den reifsten Schöpfungen<br />
des Übergangsstils<br />
von der Romanik<br />
zur Gotik im Rheinland.<br />
5
Nach Ende des 30jährigen Krieges (1618-1648) entwickelten sich Barock und Rokoko als<br />
neue Stilrichtungen der Baukunst mit üppiger Dekoration, geschwungenen Formen und<br />
reichem Skulpturenschmuck. Hierzu benötigte man gut zu bearbeitendes Steinmaterial. Der<br />
Drachenfels-Trachyt mit seinen 4-5 cm großen Feldspateinsprenglingen, sog. Sanidinen,<br />
die herauswittern, war hierzu wenig geeignet. Deshalb verlagerte sich die Steingewinnung<br />
vom Drachenfels an die östlich davon gelegene Wolkenburg. Deren Latit, ganz besonders<br />
der feinkörnige von der Kuppe des Berges, war dann im 18. und 19. Jh. sowohl bei<br />
kirchlichen als auch weltlichen Bauten hoch gefragtes Baumaterial.<br />
Wolkenburg-Latit:<br />
- Kölner Dom - Kirche St. Remigius Königswinter<br />
- Brühler Schloss - Siebengebirgsmuseum Königswinter<br />
- Poppelsdorfer Schloss - Haus Rebstock Königswinter<br />
- Bensberger Schloss - Haus Goldener Stern Königswinter<br />
- Bonner Rathaus - Weinbrunnen Marktplatz Königswinter<br />
- Wegekreuze/Grabsteine<br />
Das Siebengebirgsmuseum Königswinter,<br />
ein Barockhaus, dessen Errichtung,<br />
wie aus einem Chronogramm<br />
über dem Eingang hervorgeht,<br />
im Jahre 1732 erfolgte. Als<br />
Baumaterial der Fassaden dient der<br />
Wolkenburger Latit..<br />
Schloss Augustusburg Brühl, 1725 als<br />
Residenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs<br />
Clemens August begonnen, zählt<br />
zu den bedeutenden Schöpfungen des<br />
Rokoko in Deutschland. Der Wolkenburg-<br />
Latit fand hier reiche Verwendung.<br />
Durch das Herausreißen dieser Gesteine aus ihrer Millionen Jahre alten, natürlichen, geschützten<br />
Umgebung sind sie als poröse Baustoffe dem Angriff von Wind, Regen, Frost,<br />
Hitze und vielen Schadstoffen ungeschützt ausgesetzt. So kommt es, dass sie als Natursteine<br />
an Bauwerken, anders als an ihren natürlichen Orten im <strong>Siebengebirge</strong>, nicht<br />
ewig halten, „sondern hier eher nur menschliche, nicht geologische Lebensalter erreichen“.<br />
Grundlagen:<br />
- Gesteine des <strong>Siebengebirge</strong>s, Frieder Berres, Siegburg 1996<br />
- Steine für den Kölner Dom, Meisterwerke des Kölner Doms 8, Köln 2004<br />
6
WILLKOMMEN ZUM TAG DES GEOTOPS.<br />
SONNTAG, 15. SEPTEMBER 2013, 10.00 – 12.30 UHR<br />
VON TUFF, BACKÖFEN, DECKELPUMPEN UND FLEDERMÄUSEN<br />
DER OFENKAULER BERG IM SIEBENGEBIRGE UND SEINE GESCHICHTE<br />
Geotope sind Landschaften, Bergwerke, Steinbrüche, Felsen oder Mineralien, in denen die Entwicklungsgeschichte<br />
der mehr als vier Milliarden Jahre alten Erde besonders anschaulich erhalten ist. Diese<br />
„Zeugen“ der Vergangenheit sollen durch die Bezeichnung „Geotop“ als etwas hervorgehoben werden,<br />
das außergewöhnliche Bedeutung hat, Beachtung verdient und besonderer Pflege wert ist.<br />
Die geologische Bedeutung des <strong>Siebengebirge</strong>s als Dokument für die Entwicklung der Erde liegt in seiner<br />
vulkanischen Entstehung, die vor 25 Millionen Jahren begann und an zahlreichen geologischen<br />
Aufschlüssen nachvollziehbar ist. So zählen die Ofenkaulen des <strong>Siebengebirge</strong>s, wie die Aufschlusswände<br />
an Drachenfels, Wolkenburg und Weilberg, die durch den Steinabbau freigelegt wurden, zu den<br />
interessantesten und fast klassischen Stellen geologischer Forschung.<br />
Erleben und Begreifen Sie die Entstehung und Nutzung der Ofenkaulen<br />
Die Stollen werden nicht betreten!<br />
Maximal 25 Teilnehmer. Anmeldung erforderlich. Tel. 02223/ 90 94 94 VVS<br />
Treffpunkt: Bushaltestelle Linie 521, Wintermühlenhof (L331)<br />
Parken entlang des Kutschenweges L 331<br />
Leitung: Jakob Sieger, Kulturlandschaftsführer<br />
Ofenkaule um 1860 Ofenkaule 2013<br />
Inneres einer Ofenkaule<br />
7
Mit großer Sorge betrachtet der VVS die Anlage eines Windparks<br />
auf dem Asberg der Verbandsgemeinde Unkel.<br />
Die Verbandsgemeinde Unkel plant auf den Höhen des Asbergs der Gemarkung Erpel die Anlage<br />
eines Windparks mit einer Reihe von Windrädern, deren Nabenhöhe bei ca. 140 m liegen<br />
soll.<br />
Der VVS als Träger des <strong>Naturpark</strong>s <strong>Siebengebirge</strong> beobachtet diese Pläne in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft des <strong>Siebengebirge</strong>s, dem mit Neandertal und Lüneburger Heide ältesten Naturschutzgebiet<br />
Deutschlands am Eingangstor zum romantischen Mittelrheintal, mit großer Sorge<br />
und hat sich deshalb mit nachfolgendem Schreiben an den Landrat des Kreises Neuwied,<br />
Herrn Werner Kaul, gewandt:<br />
Sehr geehrter Landrat Kaul,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Mit großer Sorge haben wir als Verschönerungsverein für das <strong>Siebengebirge</strong> und gleichzeitig<br />
als Träger des <strong>Naturpark</strong>s <strong>Siebengebirge</strong> die Planung einer Windkraftanlage im direkt an das<br />
<strong>Siebengebirge</strong> angrenzenden Gemeindegebiet der Verbandsgemeinde Unkel zur Kenntnis genommen.<br />
Das <strong>Siebengebirge</strong> ist aufgrund seiner Vielfalt, Schönheit, Eigenart und landschaftlichen Qualität<br />
nicht nur eines der ältesten Naturschutzgebiete in Deutschland, es ist auch das größte zusammenhängende<br />
Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen. Bereits 1971 wurde das <strong>Siebengebirge</strong><br />
mit dem Europäischen Diplom für geschützte Gebiete ausgezeichnet. Dieses Europa-<br />
Diplom ist ein Gütezeichen und wird Schutzgebieten verliehen, die wegen ihrer biologischen,<br />
geologischen und landschaftlichen Sonderstellung von europäischer Bedeutung sind.<br />
Weiterhin wird diese Sonderstellung des <strong>Siebengebirge</strong>s noch unterstützt durch die Verleihung<br />
des Prädikates „Nationaler Geotop“ im Jahr 2006 und die - durch einen Landesvertrag geregelte<br />
- Errichtung des ersten Wildnisgebietes in Deutschland außerhalb von Nationalparken im<br />
Jahr 2010. Eine entsprechende Flächenausweitung ist geplant.<br />
Wenn – wie im vorliegenden Fall zu erwarten – die Einrichtung des Windparks im Wald erfolgen<br />
wird, wird dies unweigerlich damit verbunden sein, dass im Siebengebirgsraum zusammenhängende<br />
Waldlebensräume zerschnitten werden und alle Bemühungen des Rhein-Sieg-Kreises,<br />
der angrenzenden Siebengebirgs-Städte und uns als Verschönerungsverein für das <strong>Siebengebirge</strong>,<br />
dieses Potential zu erhalten und zu stärken, mit einem Schlag zunichte gemacht würden.<br />
Wir schließen uns daher den inhaltlichen Aussagen des Rhein-Sieg-Kreises (siehe die Ihnen<br />
vorliegenden Stellungnahmen der Unteren Landschaftsbehörde vom 12.09.2012 sowie Schreiben<br />
von Landrat Kühn vom 28.11.2012) voll und ganz an.<br />
Ebenso verweisen wir auf den Schriftverkehr an die Regierungspräsidentin Gisela Walsken sowie<br />
die Herren Minister Remmel und Groschek vom 13.12.2012.<br />
Hinsichtlich der Beteiligung des Verschönerungsvereins für das <strong>Siebengebirge</strong> als Träger des<br />
<strong>Naturpark</strong>s <strong>Siebengebirge</strong> und als Inhaberin des Europa-Diploms für das Naturschutzgebiet<br />
<strong>Siebengebirge</strong> möchten wir Ihnen mitteilen, dass wir auch zukünftig in das anstehende Verfahren<br />
eingebunden werden möchten.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hans Peter Lindlar Königswinter, den 21. Februar 2013<br />
Regierungspräsident a.D.<br />
Vorsitzender VVS<br />
8
Kurznachrichten aus dem VVS<br />
• Die umfangreichen Schmierereien am 1892 für den ersten Vorsitzenden des VVS,<br />
Heinrich v. Dechen errichteten Denkmal hat der VVS von einem Restaurator fachgerecht<br />
beseitigen lassen. Die Reinigungskosten betrugen ca. 1.300 €.<br />
• Erstmals bot der VVS am 15. Dez. 2012 in seiner Geschäftsstelle im Forsthaus Lohrberg<br />
Wildpret aus dem <strong>Siebengebirge</strong> als Festtagsbraten für die Weihnachtsfeiertage<br />
an. Rücken, Keule oder Gulasch von Reh und Wildschwein aus heimischen Wäldern<br />
standen zum Verkauf. Der Andrang war so unerwartet groß, dass zu Mittag bereits<br />
nachgeliefert werden musste. Wer dann noch nicht zufrieden gestellt werden<br />
konnte, hatte die Möglichkeit, für zwei Tage später seine Bestellung aufzugeben. Mit<br />
dem Weihnachtsbaum neben der Geschäftsstelle und einem Gläschen Glühwein gab<br />
der VVS zudem vielen Besuchern die Gelegenheit zu Begegnung und einem gemütlichen<br />
Schwätzchen.<br />
• Verkehrssicherungsmaßnahmen musste der VVS auf seiner eigenen Fläche am<br />
Hardtweg/Ittenbach vornehmen lassen, wo drei marode Buchen standen, die umzustürzen<br />
drohten und von einer Fachfirma gefällt wurden. Die übrigen Bäume, die mittelfristig<br />
ebenfalls ein Gefahrenpotential darstellen, werden in Absprache mit dem Landesbetrieb<br />
Wald und Holz nach und nach entnommen.<br />
• Mit erheblichem Aufwand wurden unter Beteiligung des Pächters des Oelberggasthauses,<br />
der Familie Prinz, die sanitären Anlagen des Restaurants renoviert und<br />
entsprechen nunmehr dem guten Standard des weithin beliebten Gasthauses.<br />
Aufbruch<br />
nach langem<br />
Winter<br />
• Am „Wasserfall“, zwischen Oelberg und Rosenau gelegen, hatten die beiden Orkane<br />
„Kyrill“ im Januar 2007 und „Xynthia“ im Februar 2010 die dortigen Fichten- und Douglasienbestände<br />
umgelegt und zum großen Teil entwurzelt, so dass sich auf dieser Fläche<br />
eine üppige Adlerfarnpopulation ausgebreitet hatte, die für andere Pflanzen keinen<br />
Raum mehr lässt. Dank eines Baumpflanzprojektes des Unternehmens Staples Advantage<br />
in Kooperation mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) werden ab<br />
Dezember 2012 auf dieser zum Wildnisgebiet des VVS zählenden Fläche insgesamt<br />
3000 heimische Rotbuchen neu aufgeforstet.<br />
Das Saatgut, aus dem die Bäumchen gesprossen sind, stammt aus im <strong>Siebengebirge</strong><br />
gesammelten Bucheckern, wie Forstdirektor Stephan Schütte vom Regionalforst<br />
amt Rhein-Sieg-Erft beim symbolischen Akt der Pflanzung des ersten Bäumchens<br />
durch die SDW-Bonn/Rhein-Sieg Vorsitzende Andrea Milz (MdL) erklärte. Als weite<br />
res heimisches Gewächs wird der seltene Wildapfel angepflanzt, der 2013 zum Baum<br />
des Jahres gekürt wurde.<br />
9
• Am 1. Februar 2013 weihten Mitglieder des VVS und der Deutschen Post-AG die<br />
neue Brückenhütte an der L 331 von Königswinter nach Ittenbach ein. Im September<br />
2012 hatte der VVS mit Hilfe von Mitarbeitern der Deutschen Post-AG, die<br />
sich anlässlich ihres „Global Volunteer Day“ ehrenamtlich im <strong>Siebengebirge</strong> betätigen<br />
wollten, mit Erfolg die marode Schutzhütte an der Brücke über die L 331 abgebaut.<br />
Im Herbst 2012 wurde dann die neue Hütte von der Firma Hoitz und Ehrenamtlern<br />
des VVS aufgebaut. Im Februarschnee 2013 wurde sie dann eingeweiht.<br />
<br />
• In neuem Gewand präsentiert sich ab 1. <strong>April</strong> 2013 die Homepage des VVS. Schauen<br />
Sie doch einmal rein: www.naturpark-siebengebirge.de<br />
• Im Tretschbachtal hatte sich auf VVS-Gebiet eine etwa 140 Jahre alte Buche aus<br />
dem Steilhang gelöst und war mit ihrer Krone in einer auf der anderen Talseite stehenden<br />
ebenfalls alten Buche hängengeblieben. Durch die Last war der Stamm der<br />
auffangenden Buche so stark angerissen, dass diese auch jeden Moment umzustürzen<br />
drohte. Deshalb wurde das Tretschbachtal für einige Tage gesperrt. Inzwischen<br />
ist die Gefahrensituation beseitigt.<br />
Beide Bäume wurden mit Hilfe<br />
schwerer Seilwinden und<br />
Forstspezialschlepper gefällt.<br />
Da das Tretschbachtal im Wildnisgebiet<br />
<strong>Siebengebirge</strong> liegt,<br />
bleiben die gefällten Stämme vor<br />
Ort liegen und werden nicht verkauft.<br />
Als liegendes Totholz sol -<br />
len Pilze und Insekten die Stämme<br />
nach und nach zersetzen und<br />
so wieder dem Naturkreislauf zu-<br />
Der Wurzelteller nach zweimaliger Sprengung<br />
führen.<br />
Doch während die Bäume nun<br />
keine Gefahr mehr darstellen, rutschte ein großer ca.12 t schwerer Wurzelteller g e -<br />
gen eine Brücke und beschädig te sie. Aufgrund der schlechten Erreichbarkeit des<br />
Einsatzortes bestand keine Alternative, den Wurzelteller vollständig zu entfernen und<br />
die Brücke zu reparieren als die „sprengtechnische Zerkleinerung“ des Wurzeltellers“.<br />
Diese Maßnahme fand nach Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde<br />
in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk Bad Honnef statt, dem der<br />
VVS herzlich für diese Hilfsmaßnahme an einem Samstag Vormittag dankt.<br />
10
Der Burghof, ehemaliger Wirtschaftshof der Wolkenburg.<br />
Beendet er seinen 24-jährigen Dornröschenschlaf ?<br />
Üblicherweise gehörte zu einer mittelalterlichen Burg ein Wirtschaftshof, der die Versorgung<br />
der Burgbesatzung mit Grundnahrungsmitteln sicherte. Über einen solchen Hof verfügte auch<br />
die Wolkenburg, die der Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenberg um 1118 hier erbaute.<br />
Dieser im Schutz der Burgmauern am Westhang des Wolkenbergs gelegene<br />
Wirtschaftshof, der heutige Burghof, wird erstmals im 17. Jh. urkundlich erwähnt. Die zu<br />
ihm gehörenden Äcker und Wiesen tauchen jedoch bereits in einer Urkunde von 1592 auf.<br />
Die Wolkenburg sollte den erzbischöflichen Herrschaftsraum am <strong>Siebengebirge</strong> gegen den<br />
vom Westerwald vordringenden mächtigen Grafen von Sayn absichern, zu dessen Gebiet<br />
u.a. Honnef, Rhöndorf, der Löwenberg, Aegidienberg, der Stenzelberg, der Weilberg, das Gelände<br />
der späteren Abtei Heisterbach, die Nordhälfte des Petersbergs und die Mark Dollendorf<br />
gehörten. So war die Enklave der Kölner Erzbischöfe mit Königswinter und Ittenbach von<br />
saynschem Gebiet umgeben. Zum zusätzlichen Schutz seines Gebietes erbaute der Kölner<br />
Erzbischof Arnold I deshalb 1138 die Burg Drachenfels.<br />
Der Wirtschaftshof der Wolkenburg dürfte ursprünglich auch der Versorgung der Besatzung<br />
auf der Burg Drachenfels gedient haben. Als der Erzbischof 1149 die Drachenfelsburg<br />
dem Bonner Cassiusstift übertrug, musste dieses für seine Burg nun einen eigenen<br />
Wirtschaftshof anlegen. Dafür kamen in Betracht die schon 1131 im Eigentum des Bonner<br />
Stiftes befindlichen beiden Kucksteinhöfe am Ritterweg zu den Burgen Drachenfels und Wolkenburg.<br />
Ein weiterer Nachfolgebau ist der gegenüber der Nibelungenhalle stehende untere<br />
Kucksteinhof. Der Versorgung der Drachenfels- Besatzung kann aber auch der am Nordwesthang<br />
des Drachenfels und 1395 urkundlich erwähnte Hof am Rüdenet gedient haben.<br />
11<br />
Deutlich erkennbar ist die Talung zwischen<br />
Wolkenburg und Drachenfels,<br />
der Ort, an dem der ehemalige Wirtschaftshof<br />
der Wolkenburg, der heutige<br />
Burghof, lag.<br />
Ausschnitt aus:<br />
Kupferstich von<br />
Franz Hogenberg 1589<br />
Truchseß´scher Angriff auf den Drachenfels<br />
1583 (4.erfolgloser Versuch,<br />
den Drachenfels einzunehmen)<br />
Quelle: VVS-Archiv<br />
Zum geschichtlichen Hintergrund:<br />
Zu Beginn des Kölnischen bzw. Truchseß´schen Krieges befanden sich Bonn, Poppelsdorf, Godesberg,<br />
Schwarzrheindorf, Vilich, Lülsdorf, Mülheim, Kaiserwerth und große Teile Westfalens in der<br />
Hand des abgesetzten Kölner Erzbischofs Truchseß von Waldburg. Ihm gegenüber stand das Kölner<br />
Domkapitel mit dem neuen Erzbischof Herzog Ernst von Bayern. Es kam zu heftigen kriegerischen<br />
Auseinandersetzungen im Raum von Köln-Deutz bis Unkel. Königswinter wurde zu dieser Zeit von<br />
Truchseß´schen Truppen besetzt, jedoch ohne die Burg Drachenfels. Als auch der 4. Versuch scheiterte,<br />
zogen die Truchseß´schen Truppen nach Norden ab. Truchseß floh nach Holland und später<br />
nach Straßburg.
Welchen Namen der Wirtschaftshof der Wolkenburg am Standort des heutigen Burghofs<br />
führte, ist nicht bekannt. Sinnvollerweise hätte er den Namen Wolkenburger Hof tragen<br />
müssen. Den Namen Burghof, dürfte er auf alle Fälle zunächst nicht geführt haben, da man<br />
unter einem Burghof nur den Hofraum im Inneren einer Burg verstand.<br />
Während 1518 eine Schwarzpulverexplosion große Teile der Wolkenburg zerstörte und sie<br />
1592 bereits als verfallen erwähnt wird, hielt sich die Burg Drachenfels bis zum 30jährigen<br />
Krieg. Nachdem während dieses Krieges die Burg Drachenfels 1632 von schwedischen<br />
Truppen besetzt worden war, die 1633 von spanischen Truppen vertrieben wurden, ließ der<br />
Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern die Burg Drachenfels 1634 schleifen, um zu verhindern,<br />
dass sich immer wieder durchziehende Truppen dort festsetzten. Aus dem gleichen<br />
Grunde ließ der Herzog von Berg als Erbnachfolger des Saynschen Besitzes im 17. Jh. die<br />
vorher ebenfalls von Schweden besetzte Löwenburg zerstören.<br />
Die Wirtschaftshöfe der Wolkenburg, des Drachenfels und auch der Löwenburg (der heutige<br />
Löwenburger Hof) überstanden den Abriss der Burgen. In der Folgezeit wurden diese Höfe<br />
von Pächtern bewirtschaftet, die als Halfen oder Halbwinner bezeichnet wurden, da sie die<br />
Hälfte ihrer Erträge in Naturalien oder Geld an die Verpächter zu leisten hatten.<br />
Erst 1685 dürfte sich der Name Burghof für den ehemaligen Wirtschaftshof der Wolkenburg<br />
bzw. des Drachenfels durchgesetzt haben. In diesem Jahre findet sich ein Eintrag<br />
im Königswinterer Taufregister. Einer der Paten des Täuflings war „Hinrich auf Burghof“.<br />
Der<br />
Burghof<br />
um<br />
1930<br />
Politische Veränderungen im 18. und zu Beginn des 19. Jh. führten dazu, dass 1806 das<br />
Amt Wolkenburg Bestandteil des von Napoleon gegründeten Herzogtums Berg wurde. 1809<br />
hob Napoleon das Lehnsrecht im Großherzogtum Berg auf mit der Bestimmung, dass die<br />
Lehnsleute ohne Entschädigung der Lehnsherren Volleigentümer ihrer Lehen wurden.<br />
Diese Bestimmung und die Tatsache, dass der Kölner Erzbischof ein ihm 1425 vom Drachenfelser<br />
Burggrafen gewährtes Darlehen nicht zurückzahlen konnte, ermöglichten es dem<br />
Grafen, seinen Besitz des Drachenfels und der Wolkenburg für 20.000 Taler an den Königswinterer<br />
Notar Clemens August Schäfer, den späteren Bürgermeister der Stadt Königswinter,<br />
zu verkaufen. Damit wurde Schäfer auch Eigentümer des Burghofs einschließlich der<br />
zugehörigen landwirtschaftlichen Flächen.<br />
12
Nach Schäfer gehörte der Burghof drei weiteren Besitzern, ehe ihn 1881 der in Paris lebende<br />
Baron Stephan von Sarter mit einer Gesamtfläche von rd. 36 ha erwarb. Der Erwerb<br />
der gesamten zum Burghof gehörenden Fläche ermöglichte es Sarter, 1881-1884 das<br />
Schloss Drachenburg einschließlich der Vorburg und eines Schlossparks anzulegen. 1903<br />
kaufte der Bonner Rechtsanwalt Dr. Biesenbach von Sarters Erben die Drachenburg und den<br />
Burghof, ließ den Wirtschaftshof des Burghofs abreißen und errichtete ein Hotel-Restaurant<br />
mit 20 Logierzimmern.<br />
Der Burghof im <strong>April</strong> 2013<br />
Der Burghof wechselte dann 1910, 1921 und 1931 nochmals den Besitzer, bevor ihn 1940<br />
die deutsche Arbeitsfront zusammen mit der Drachenburg erwarb. 1951 wurden der Burghof<br />
und das Schloss Drachenburg dem Land Nordrhein-Westfalen auf dessen Antrag übereignet.<br />
Im Burghof lebten nach Kriegsende außer der Pächterfamilie Kriegsevakuierte. Pächter waren<br />
1946 Mathias und Katharina Kalt. 1951 wurde Anton Schmitt und seiner Frau Elisabeth<br />
geb. Kalt eine Konzession für eine unbeschränkte Schank- und Gastwirtschaft im Burghof erteilt<br />
und wenig später auch für eine Beherbergung. Als das Ehepaar Schmitt 1971 aus Altersgründen<br />
den Pachtvertrag kündigte, gingen 20 Jahre eines gut geführten, jedoch renovierungsbedürftigen<br />
Hotels zu Ende.<br />
1971 verkaufte das Land NRW den Burghof und das Schloss Drachenburg an den Godesberger<br />
Textilfabrikanten und Kunstsammler Paul Spinat, der zunächst beabsichtigte, den Burghof<br />
als Jugendhotel zu führen. 1972 eröffnete Paul Spinat das Hotel Burghof. 1984 hielt Paul<br />
Spinat in den Ställen des Burghofs 23 Stuten und einen Deckhengst und sprach vom Gestüt<br />
Drachenburg. Da die Grünflächen des Burghofs für eine derartig große Tierhaltung jedoch<br />
nicht ausreichten, wurde das Gestüt bald geschlossen. Seit dem Tode Paul Spinats 1989<br />
stand der Burghof leer, wurde 2004 von der Familie Streve-Mülhens erworben, jedoch nicht<br />
wirtschaftlich betrieben. In diesen 24 Jahren ist der Burghof verfallen, ausgeplündert und<br />
in erheblichen Teilen zerstört worden.<br />
Nun wollen zwei wagemutige und engagierte Honnefer, der Gastronom Hans Hatterscheid<br />
(Eigentümer des Löwenburger Hofes) und der Bauingenieur Frank Grabow<br />
(spezialisiert auf die Sanierung von Denkmälern) das marode, jedoch unter Denkmalschutz<br />
stehende Gebäude am Fuß des Drachenfels erwerben und dort Innen-sowie Außengastronomie<br />
und einen kleinen Hotelbetrieb mit maximal 15 Zimmern aufziehen.<br />
Der VVS wünscht den beiden Unternehmern ganz viel Erfolg, um diesen historischen Ort an<br />
so markanter Stelle nach langen Jahren des Dornröschenschlafs zu einem weiteren Anziehungspunkt<br />
auf dem Weg zum Drachenfels zu gestalten.<br />
13
Wasser aus dem <strong>Siebengebirge</strong><br />
für den Wasserbeschaffungsverband Thomasberg, WBV.<br />
Da die Versorgung von rd. 32.000 Einwohnern der Siebengebirgsgemeinden mit dem lebensnotwendigen<br />
Grundstoff Wasser zu über 75 % aus den Tiefen des <strong>Siebengebirge</strong>s erfolgt, stellt der VVS<br />
gerne den Träger dieser Versorgung, den WBV Thomasberg, vor.<br />
Historie und rechtliche Grundlagen:<br />
Der Wasserbeschaffungsverband Thomasberg, WBV, wurde am 28.05.1951 als Rechtsnachfolger<br />
der Wasserleitungsgesellschaft für den Bezirk Kuxenberg und Umgebung gegründet.<br />
Der WBV ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach dem Gesetz über Wasser- und Bodenverbände<br />
(Wasserverbandsgesetz). Die Rechtsverhältnisse des Verbandes und die Rechtsbeziehungen<br />
zu den Verbandsmitgliedern werden durch eine Satzung geregelt, die auf dem Wasserverbandsgesetz<br />
basiert. Die Rechtsaufsicht über den Verband hat der Rhein-Sieg-Kreis.<br />
Der WBV hat die Aufgabe, seine Mitglieder mit Trinkwasser zu versorgen und hierfür Grundwasser<br />
zu gewinnen. Mitglieder sind die jeweiligen Grundstückseigentümer der im Verbandsgebiet an die<br />
öffentliche Wasserversorgung angeschlossenen Grundstücke. Die Städte Königswinter und Hennef<br />
sind korporative Verbandsmitglieder. Mit den eingezahlten Investitionsbeiträgen sind die Mitglieder<br />
am WBV beteiligt. Die Erhebung der Investitionsbeiträge erfolgt auf Grundlage des Wasserverbrauches<br />
mit den Bescheiden zur jährlichen Verbrauchsabrechnung.<br />
Bei der Gründung im Jahre 1951 startete der WBV mit 290 Mitgliedern. In den fünfziger und sechziger<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts stieg die Mitgliederzahl kontinuierlich durch die Übernahme<br />
verschiedener Wasserleitungsvereine und Wassergenossenschaften an. Zuletzt wurde im Jahr 1980<br />
die Wasserinteressengemeinschaft Uthweiler in den WBV aufgenommen.<br />
Die aktuellen Betriebsdaten 2012 weisen einen Mitgliederbestand von 10.615 aus; die Anzahl<br />
der versorgten Einwohner beträgt 32.766.<br />
Im Jahr 1990 wurden die Ortsteile Ittenbach und Heisterbacherrott, die bis dahin von der Rhenag mit<br />
Wasser versorgt wurden, als korporative Mitglieder in den Verband aufgenommen. Im Jahre 2002<br />
wurden die Grundstückseigentümer von Ittenbach und Heisterbacherrott durch die Zuweisung des<br />
Rhein-Sieg-Kreises dann zu Verbandsmitgliedern.<br />
Versorgungsgebiet:<br />
Das Versorgungsgebiet hat eine Fläche von 76 km² und umfasst den Bergbereich der Stadt Königswinter<br />
sowie Randbereiche der Städte Hennef, Sankt Augustin und Bonn-Beuel. Die Versorgung jeweils<br />
eines Wohnplatzes entfällt zudem noch auf Bad Honnef-Aegidienberg und die Gemeinde<br />
Buchholz (Campingplatz Dammig).<br />
Versorgte Einwohner Anzahl der Orte u. Wohnplätze:<br />
Königswinter 27.955 69<br />
Hennef 1.763 11<br />
Sankt Augustin 1.982 3<br />
Bonn – Beuel 1.051 5<br />
Ägidienberg 11 1<br />
Buchholz 4 1<br />
Es werden somit insgesamt 90 Stadtteile bzw. Orte und Wohnplätze mit Wasser versorgt. Heute gibt<br />
es im Verbandsgebiet des WBV noch die eigenständigen Leitungsvereine Quirrenbach und Sassenberg;<br />
diese versorgen Teilbereiche der Königswinterer Ortsteile Quirrenbach, Sassenberg und Eudenberg<br />
sowie den Wohnplatz Schnepperoth.<br />
14
Jugendliche sichern Bäume gegen Viehverbiss<br />
15
Betriebsdaten und technische Anlagen:<br />
Länge des Hauptleitungsnetzes: 276 km<br />
Länge der Hausanschlussleitungen: 138 km<br />
Anzahl der Tiefbrunnen: 6<br />
Anzahl der Hochbehälter: 4<br />
Speichervolumen der Hochbehälter: 7.000 m³<br />
Anzahl der Pumpwerke und<br />
Druckerhöhungsanlagen: 5<br />
Wassergewinnung und Wasserbezug:<br />
Das Wasseraufkommen stützt sich auf die Förderung aus den eigenen Brunnenanlagen (75%) und<br />
dem Bezug vom Wahnbachtalsperrenverband (25%). Den größten Beitrag für die eigene Wassergewinnung<br />
leisten die vier Brunnen im Lauterbachtal mit rund 75% der gesamten Jahresmenge<br />
von 1.200.000 m³. Weitere Brunnenanlagen gibt es noch im Teufelsarschbachtal (Düwelsarsch) und<br />
„Auf dem Schnorrenberg“. Alle sechs Brunnen fördern Grundwasser aus Tiefen zwischen 35 und<br />
94 Meter.<br />
Das Wasser des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV) wird in einem Messschacht in der Nähe des<br />
Golfplatzes „Gut Großenbusch“ (Stadtgebiet Sankt Augustin) übernommen und zunächst über eine<br />
1,6 km lange Leitung zur Druckerhöhungsanlage „Schloss Birlinghoven“ geführt. Von dort wird das<br />
Wasser durch eine 7,7 km lange Transportleitung bis zur Hochbehälteranlage Scharfenberg gepumpt.<br />
Mit dem WTV-Wasser werden die zu Bonn-Beuel gehörenden Ortsteile Hoholz und Ungarten sowie<br />
Birlinghoven (Sankt Augustin), Dambroich (Hennef) und Vinxel (Königswinter) in einer getrennten Zone<br />
versorgt.<br />
Hochbehälter:<br />
Im Versorgungsgebiet des WBV gibt es<br />
große Höhenunterschiede. Die Höhen<br />
der zu versorgenden Abnahmestellen<br />
reichen von 70 Meter bis 460 Meter<br />
über NN.<br />
Zur Erreichung eines gleichmäßigen<br />
Versorgungsdrucks eignen sich Hochbehälter<br />
besonders gut. Mit ihnen lassen<br />
sich zudem Verbrauchsschwankungen<br />
ausgleichen und sie ermöglichen<br />
einen gleichmäßigen Pumpenbetrieb.<br />
Alle Behälter sind als erdgedeckte<br />
Behälter ausgeführt, die im Sommer<br />
und Winter für eine gleichmäßige<br />
Temperierung des Trinkwassers sorgen.<br />
Maschinenhaus am Wasserwerk Lauterbachtal<br />
Die Hochbehälteranlage Scharfenberg verfügt über vier Einzelbehälter mit einem Gesamtvolumen von<br />
5.000 m³. Diese Anlage ist seit 1976 in Betrieb und in den Jahren 2009 und 2010 erfolgte eine vollständige<br />
Erneuerung der Anlagen- und Steuerungstechnik. Im Dezember 2010 konnte dann die zentrale<br />
Mischwasserversorgung in Betrieb genommen werden.<br />
Seitdem werden alle Brunnenwässer sowie das Wasser vom Wahnbachtalsperrenverband in die Behälteranlage<br />
eingespeist und über drei Leitungen Richtung Osten (Oberpleis), Norden (Oelinghoven)<br />
und Westen (Pumpwerk Lauterbachtal) wieder ausgespeist.<br />
16
Vom Pumpwerk Lauterbachtal erfolgt die weitere Förderung Richtung Süden (Heisterbacherrott) bis<br />
zum Hochbehälter „kleiner Ölberg“ (1.000 m³). Die weiteren Speicherstationen sind dann die Hochbehälter<br />
Lohrberg und Eudenbach mit einem Volumen von jeweils 500 m³.<br />
Pumpwerke und Druckerhöhungsanlagen:<br />
Das Wasser gelangt über Pumpwerke in die Hochbehälter. Im Hauptpumpwerk Lauterbachtal werden<br />
sowohl die Brunnenwässer in den Hochbehälter Scharfenberg als auch das zurückfließende<br />
Mischwasser über Heisterbacherrott und Thomasberg zum Hochbehälter „Kleiner Oelberg“ gepumpt.<br />
Durch die Pumpstation Ittenbach (Margarethenhöhe) erfolgt die Förderung zum Hochbehälter Lohrberg.<br />
Neben der Druckerhöhungsanlage „Schloss Birlinghoven“ gibt es noch die Anlagen „Berghausen“<br />
und „Hammelsberg“ (Thelenbitze). Die beiden zuletzt genannten Stationen dienen in erster Linie der<br />
Druckunterstützung bei Löschwasserbedarf.<br />
Die am höchsten gelegene Versorgungsstelle im <strong>Siebengebirge</strong> ist das Gasthaus Oelberg.<br />
Das Wasser wird in einem auf der Margarethenhöhe gelegenen Messschacht an den Verschönerungsverein<br />
(VVS) übergeben. Der VVS fördert das Trinkwasser dann mit Hilfe einer eigenen<br />
Pumpstation bis zum 460 Meter hoch gelegenen Oelberg.<br />
Gremien:<br />
Die Organe des Verbandes sind der Verbandsausschuss und der Vorstand. Die Verbandsmitglieder<br />
werden vom Verbandsauschuss durch 18 Mitglieder vertreten.<br />
Die Stadt Königswinter entsendet in den Ausschuss sowie Vorstand jeweils ein Ratsmitglied.<br />
Der Vorstand, gewählt vom Verbandsausschuss, besteht einschließlich des Vorstehers aus 10 Personen.<br />
Die Amtszeit des Vorstandes beträgt wie die des Ausschusses fünf Jahre. Im Januar 2013<br />
wurde als neuer Vorsteher Hermann Josef Thomas, Thomasberg, gewählt; als Stellvertreter fungieren<br />
Christian Keppler, Heisterbacherrott, und Friedhelm Füllenbach, Uthweiler.<br />
Clemens Türich, WBV<br />
Der Siebengebirgswald - ein Wasserspeicher<br />
Wald, und v.a. Laubwald, wirkt sich vielfältig positiv auf den Wasserhaushalt aus. Er ist Garant für<br />
eine hohe Wasserqualität und eine gleichmäßige Wasserspende. Er leistet einen wichtigen Beitrag<br />
zur Grundwasserneubildung. Laubwald produziert im Vergleich zu Nadelwald pro ha jährlich bis zu<br />
1 Mio l Trinkwasser zusätzlich. Gesunder Waldboden ist ein riesiger Wasserspeicher. Allein in den<br />
oberen 10 cm werden bis zu 50 l Niederschlagswasser pro qm gespeichert. Ein Kubikmeter Waldboden<br />
kann bis zu 100 km Baumwurzeln enthalten. Dadurch entsteht im Boden ein System wasserleitender<br />
Kanäle und Hohlräume, ein idealer Wasserspeicher. So hält 1 ha Wald bis zu 3 Mio l<br />
Wasser zurück und gibt es sehr langsam ab.<br />
Das Grundwasser ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen EU-Ländern nach dem Wasserrecht<br />
dem Eigentum entzogen. Die Dienstleistungen der Wälder werden kostenlos erbracht.<br />
17
Neues Angebot des VVS an Schulen und Kindergärten<br />
Um Schulen und Kindergärten die Möglichkeit zu geben, das <strong>Siebengebirge</strong> in seiner ganzen<br />
Faszination noch besser kennen und schätzen zu lernen, hat der VVS der Umweltbildungsexpertin<br />
des Vereins, Dr. Miriam Mews, in diesem Jahr einen besonderen Auftrag gegeben.<br />
Dr, Miriam Mews<br />
Neben ihrer Tätigkeit im Umweltbereich, Gruppen jeden Alters<br />
durch das <strong>Naturpark</strong>haus und das <strong>Siebengebirge</strong> zu führen,<br />
nimmt sie zur Zeit Kontakt mit Grundschulen, weiterführenden<br />
Schulen und Kindergärten in Bad Honnef, Königswinter und dem<br />
rechtsrheinischen Bonn auf.<br />
Bei einem Termin in den Einrichtungen will sie Lehrern und Erzieherinnen<br />
das spannende und vielfältige Umweltbildungsprogramm<br />
des VVS vorstellen und gleichzeitig deren Anregungen<br />
zum Thema Umwelterziehung erfragen.<br />
Vgl.: www.naturpark-siebengebirge.de/Angebote/Schulen-Kindergärten<br />
Zusätzlich bietet der VVS für 2013 allen Schulen und Kindergärten an, dass Frau Dr. Mews<br />
oder eine ihrer Kolleginnen kostenlos in den Unterricht bzw. in die Klasse/ Gruppe kommt,<br />
um vor Ort drinnen oder draußen ein Programm zum Thema <strong>Siebengebirge</strong> vorzustellen.<br />
Das Thema des Besuchs wird mit den Lehrern und Erzieherinnen natürlich vorher abgesprochen,<br />
dem Alter der Kinder angepasst und kann je nach Lehrplan z.B. die Tier-<br />
und Pflanzenwelt, die geologische Entstehung des <strong>Siebengebirge</strong>s oder auch Heimatkunde<br />
über Berge, Burgen, Kulturgeschichte umfassen.<br />
Bei Kindergartenkindern und den ersten Grundschulklassen wird besonders auf den spielerischen<br />
Ansatz des Lernens und einen sinnlichen Zugang zur Natur geachtet. Zum Beispiel<br />
kommt bei den Jüngeren die Erforschung der Kleintierwelt mit Becherlupen oder auch der<br />
Bau eines sprudelnden Vulkans besonders gut an.<br />
Ein wesentliches Ziel der Umweltbildung des VVS ist neben der Erfahrungsvermittlung für die<br />
Kinder der Naturschutz. Selber handelnd erleben sich die Kinder als „Helfer der Natur“, so<br />
wenn sie z.B. ein Insektenhotel bauen. In den Veranstaltungen werden sie angeregt, ihr Umweltverhalten<br />
kritisch zu hinterfragen.<br />
Führung im <strong>Naturpark</strong>haus Bau eines Vulkans<br />
18
Erster VVS Jugendaktionstag am Freitag, den 24. Mai 2013<br />
Seit 2010 veranstaltet der VVS jeweils in der Woche nach Pfingsten sein VVS Jugendcamp. Dank großzügiger<br />
Sponsoren konnten an den drei mehrtägigen naturkundlichen Erlebnisseminaren in der Jugendherberge<br />
Bad Honnef ca. einhundertfünfzig Mädchen und Jungen aus 24 Schulen der Region mit Erfolg<br />
teilnehmen.<br />
Da das nächste Jugendcamp erst 2014 starten kann, bietet der VVS in diesem Jahr Kindern und Jugendlichen<br />
der Sekundarstufe I (Klasse 6-9) aber auch der Jggst. 10 aller weiterführenden Schulen der<br />
Region einen ganztägigen naturkundlichen „VVS Jugendaktionstag im <strong>Siebengebirge</strong>“ an.<br />
Am Freitag nach Pfingsten startet der Aktionstag morgens am Forsthaus Lohrberg. Mit gleicher Zielsetzung<br />
wie das VVS Jugendcamp - nur auf ein Ganztagesangebot reduziert - brechen die Teilnehmer in<br />
drei Gruppen mit 15 bis 20 Teilnehmern auf zu<br />
Vormittagsexkursionen und Felderkundungen ins <strong>Siebengebirge</strong><br />
Erstmalig dabei ist unser neuer Revierförster Florian Haufler.<br />
MODUL 1 Waldbewirtschaftung und Wildnis – Das <strong>Siebengebirge</strong> im Spannungsfeld zwi-<br />
schen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion<br />
Florian Haufler, Revierförster des Forstbetriebsbezirks Ittenbach<br />
MODUL 2 Geologische Entdeckungsreise durch das <strong>Siebengebirge</strong><br />
Dr. Miriam Mews, Dipl.-Biologin, Verschönerungsverein für das <strong>Siebengebirge</strong><br />
MODUL 3 Reptilien und Amphibien im <strong>Siebengebirge</strong><br />
Peter Geißler, Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn, Sektion Herpetologie"<br />
Am Nachmittag: Natur- und Umweltpflege für alle Teilnehmer<br />
mit Diplom-Biologe Dr. Dieter Steinwarz, Diplom-Biologin Barbara Bouillon, Diplom-Biologe Klaus Weddeling,<br />
Timm Freymann, Stefan Lienemann, alle Biologische Station Rhein-Sieg-Kreis, auf der großen<br />
Obstwiese unterhalb der Gaststätte „Löwenburger Hof“.<br />
Hier wird es insbesondere um die Zurückdrängung von Adlerfarnbeständen, die Entsorgung von Holzschnittmaterial<br />
und diverse Aufräumarbeiten gehen.<br />
Außerdem werden wir dem Schäfer bei der Schur seiner Schafe helfen. Weiterhin wird es eine praktische<br />
Einführung in den Erziehungs- und Pflegeschnitt von jungen Obstbäumen geben.<br />
Abends endet der Tag mit dem Abendbrot am Lagerfeuer des Nasseplatz-Grills<br />
Eltern, deren Kinder Interesse am Jugendaktionstag 2013 zeigen und nicht über ihre Schule Informationen<br />
über die Veranstaltung erhalten haben, können sich im Internet über die Veranstaltung informieren<br />
und Kontakt mit dem VVS aufnehmen. Tel. 02223 - 90 94 94<br />
19<br />
Hans-Joachim Gardyan
VVS-Arbeiten in einem der schönsten Täler des <strong>Siebengebirge</strong>s<br />
Das wildromantische Kerbtal des Tretschbachs am Fuße der Löwenburg ist zwar nicht Teil<br />
des beliebten Rheinsteigs, zählt aber für viele Ortskundige zu den Lieblingswegen des <strong>Siebengebirge</strong>s.<br />
Gerade die Naturbelassenheit dieses schattigen Tales im Wildnisgebiet des<br />
VVS mit Stegen, Holzbrücken und Bohlenwegen macht für die Besucher den besonderen<br />
Reiz aus, ist jedoch für den VVS auch Grund für die hohen Unterhaltungskosten von im<br />
Schnitt 10.000 € pro Jahr. Besonders aufwändig ist neben den Holzbrücken - sie werden<br />
aus widerständigem Robinienholz gefertigt - das Verlegen der Holzbohlenstege im unteren<br />
matschigen Bereich des Tales. Dieser letztgenannten arbeitsintensiven Aufgabe haben sich<br />
in den vergangenen Wochen Ehrenamtler des VVS mit großem - auch körperlichem - Einsatz<br />
gestellt.<br />
Das Prüfen der Douglasienbalken.<br />
Das Aufbringen der Rundstahlschienen<br />
auf den Balken, um die Fäulnis fördern-<br />
de direkte Lage Bohle auf Balken zu<br />
verhindern<br />
Streichen der Metallschiene gegen Ver-<br />
rostung<br />
Das Abnehmen der maroden Bohlen<br />
Das Sichern noch verwertbarer Bretter und<br />
Schrauben.<br />
Wieder ein Teilstück des Bohlenweges, hier<br />
Steg 2, ca 20 m mit rd 130 Bohlen<br />
von je 4.5 cm Stärke verlegt<br />
Ein herzliches Danke des VVS und vieler<br />
Wanderer<br />
an: Rainer Heßler, Gert Ludwig<br />
Gerhard Müller, Dana Passuth<br />
20
Wissen Sie, dass …..<br />
• die beim Abbruch der Heisterbacher Abteikirche im Jahre 1808 anfallenden Steine<br />
für den von der französischen Regierung projektierten Nordkanal zwischen Venlo<br />
und Neuss verwandt wurden, der aus strategischen Gründen die Verbindung des französischen<br />
Kanalsystems mit den rechtsrheinisch liegenden Wasserstraßen herstellen<br />
sollte. Das finanziell großzügigere Angebot des Bonner Bürgermeisters Belderbusch<br />
vom 18, Sept, 1808, die Abteikirche mit den Altären zu erwerben, wurde wohl aus politischen<br />
Gründen nicht berücksichtigt, da Napoleon die Fertigstellung des Nordkanals<br />
wünschte. Dieser Wunsch Napoleons führte dazu, dass alle anderen Angebote ausgeschlagen<br />
wurden. 1811 wurde der Bau des Kanals eingestellt, da durch den Anschluss<br />
Hollands an Frankreich im Jahre 1810 Frankreich nun das holländische Kanalsystem<br />
ungehindert mit benutzen konnte.<br />
(Grundlage: Markus Hoitz: Die Aufhebung der Abtei Heisterbach, Königswinter 1987)<br />
• Ferdinand Mülhens, Ehrenbürger der Stadt Königswinter, dem 1900 die Kuppe<br />
der Wolkenburg gehörte, dort ein Hotel errichten wollte? Ferdinand Mülhens führte<br />
nach dem Tode seines Vaters Peter Mülhens die „Kölnische Wasser- und Parfumfabrik“<br />
in der Glockengasse unter der Firma Franz Maria Farina weiter. 1881 meldete er die<br />
neue Firma „Eau de Cologne- und Parfumfabrik No 4711“ im Handelsregister an. 1886<br />
wurde er Alleineigentümer des Wintermühlenhofs, der seit 1900 auch sein Wohnsitz<br />
war.<br />
Mülhens hatte zur Vorbereitung des Hotelbaus auf der Wolkenburg mit Planierungsar -<br />
beiten und dem Bau einer prachtvollen und noch heute sichtbaren Kastanienallee dort<br />
begonnen, als es Ärger mit der Firma Bachem und Cie gab, die noch Rechte am „Unterirdischen“<br />
verschiedener Parzellen besaß, für die Mülhens grundbuchmäßige<br />
Rechte am „Oberirdischen“ hatte. Die Firma Bachem und Cie pochte auf ihr Recht, das<br />
unter der Erschließungsstraße liegende Gestein ggfs. abzubauen. Es kam zu einem<br />
Rechtsstreit, der zu einem Musterprozess am Reichsgericht in Leipzig führte, da es<br />
bis dahin wohl keine Rechtsprechung für den Fall gab, dass sich gleichzeitige Rechte<br />
an Grundeigentum ausschlossen. Im Frühjahr 1900 stellte das Reichsgericht fest, dass<br />
der Besitzer des Unterirdischen befugt ist, den oberen Boden zu verwüsten, um an das<br />
darunter liegende Gestein zu gelangen. Er darf sich allerdings „weder Holz noch Gras<br />
noch Haide“ nehmen, denn dies gehört dem Eigentümer des Oberirdi schen. Eine Einigung<br />
der Kontrahenten kam nicht zustande. Mülhens gab das Hotelprojekt auf der Wolkenburg<br />
auf, stellte den Straßenbau ein und errichtete stattdessen in den Jahren 1912 -<br />
1914 ein Hotel auf dem Petersberg. Den 9.5 ha großen Besitz der Fa. Bachem und<br />
Cie an der Wolkenburg erwarb 1909 der VVS.<br />
(Grundlage: Frieder Berres: Gesteine des <strong>Siebengebirge</strong>s; Siegburg 1996)<br />
• eine der ersten Strategien des VVS zur Rettung des <strong>Siebengebirge</strong>s der Kauf von<br />
schmalen Schutzstreifen war? Durch diesen Kauf sog, Schutzstreifen konnte bereits<br />
zur Zeit des 1. Vorsitzenden Heinrich von Dechen (Vorsitzender 1970 - 1889) der Basaltabbau<br />
im zentralen <strong>Siebengebirge</strong> eingeschränkt werden.<br />
Diese Schutzstreifen flankierten oder teilten Bruchgelände, so dass das mögliche Abbauareal<br />
verkleinert wurde, denn die Bruchbetreiber mussten Sicherheitsabstände zu<br />
diesen wie auch anderen benachbarten Grundstücken einhalten. Da diese Parzellen -<br />
meist in Streifenform - relativ geringen Flächeninhalt besaßen, waren sie verhältnismäßig<br />
preisgünstig und konnten überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden.<br />
Das einzige Mittel, die Steinbrüche zum Erliegen zu bringen, bestand jedoch im Ankauf<br />
der Brüche und der durch sie gefährdeten Gebiete, doch dazu fehlten zunächst die Mittel.<br />
Solche Ankäufe wurden erst aus Lotterieerträgen 1899 - 1906 finanzierbar.<br />
21
• Fledermäuse je nach Art zwischen den Plätzen, an denen sie den Sommer verbringen,<br />
und denen, wo sie Winterschlaf halten, regelmäßig hin und herfliegen und dabei Entfernungen<br />
von einigen Kilometern und sogar über 1000 Kilometer zurücklegen?<br />
• der Nasseplatz ein ehemaliger Trachytsteinbruch des 335 m hohen Lohrbergs war und<br />
nach Bertold Nasse benannt ist, der von 1890—1905 Oberpräsident der Rheinprovinz<br />
war und sich maßgeblich dafür einsetzte, dass das <strong>Siebengebirge</strong> unter Naturschutz<br />
gestellt wurde?<br />
• die Böden auf der Hochfläche des Stingenberg vor Vinxel stark mit Kieselsteinen<br />
und gerundeten Schottern durchsetzt sind, die Relikte des Rheins sind? Vor ca.<br />
800.000 Jahren, also noch vor seinem Einschneiden in das heutige Rheintal, ist der<br />
Rhein auf dieser Hochfläche geflossen und hat die Flussschotter als Hauptterrasse in<br />
seinem Flussbett abgelagert. Erst danach hat sich der Rhein schubweise in sein heutiges<br />
tiefes Rheintal eingeschnitten.<br />
• die in unmittelbarer Nähe der Drachenburg<br />
gelegene und fast gleichzeitig mit ihr entstandene<br />
neugotische Hirschburg zur Zeit ihrer<br />
Entstehung von den Königswinterern abfällig<br />
als „Abfallburg“ bezeichnet wurde? Böse<br />
Zungen behaupteten, dass manch ein Steintransport<br />
zur Drachenburg auf der Fahrstraße<br />
des VVS zum Drachenfels nicht über die Baustelle<br />
der Hirschburg hinaus gekommen sei.<br />
1881 hatte der Bankier Stephan von Sarter, der<br />
Erbauer der Drachenburg, seinen Schwager Jacob<br />
Biesenbach zu seinem Generalbevollmächtigten<br />
gemacht. 1883 kaufte Biesenbach selbst<br />
Parzellen am Hirschberghang und ließ sich,<br />
seltsam genug, vom Architekten, der auch die<br />
Drachenburg baute, das der Drachenburg<br />
unverkennbar ähnliche Schlösschen der Hirsch -<br />
Die 1883/84 erbaute Hirschburg<br />
• mit dem Beginn der Rheinromantik neben dem <strong>Siebengebirge</strong> auch die bekannten<br />
Esel am Drachenfels eine erhebliche Aufwertung erfuhren? Sie wurden zunächst<br />
für den Transport der Steine und für Arbeiten im Weinberg verwandt. Als nach<br />
dem Einsetzen der Dampfschifffahrt auf dem Rhein 1817 immer mehr Touristen die<br />
Ruine besuchten, wurden die Besucher bald mit Hilfe der Grautiere auf den Gipfel<br />
transportiert.<br />
Dabei brachen zwischen den Eselsführern oft heftige Konkurrenzkämpfe um die Touri-<br />
sten aus. Während einige mit ihren Tieren an der Dampferanlegestelle warteten, lauerten<br />
andere unmittelbar vor den Hotels. So sah sich die Verwaltung 1841 gezwungen<br />
einzugreifen und wies den Reittieren einen festen Stellplatz am Fuße des Hardtbergs<br />
(heutiger Drachenfelsbahnhof) zu. Vor den Hotels durften sie nur noch auf Bestellung<br />
der Kunden auftauchen. Hochkonjunktur als Transportesel der Baumaterialien hatten<br />
sie noch einmal 1881-1883, als die Drachenburg erbaut und die Drachenfelsbahn<br />
noch nicht fertig gestellt war. Wetterten die Eselsführer zunächst auch heftig gegen die<br />
neue Bahn, so stellte sich bald heraus, dass ihre Existenzängste unbegründet waren.<br />
1905 warteten noch 47 Esel und sogar 12 Pferde am Hardtberg auf ihre Kunden.<br />
22
TAGESORDNUNG<br />
TOP 1: Eröffnung und Begrüßung<br />
TOP 2: Feststellung der Beschlussfähigkeit und Genehmigung der Tagesordnung<br />
TOP 3: Totengedenken<br />
TOP 4: Bestellung eines Schriftführers<br />
TOP 5: Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden<br />
TOP 6: Rechenschaftsbericht der Geschäftsführerin über die Bilanz 2012<br />
TOP 7: Bericht der Rechnungsprüfer über den Jahresabschluss 2012<br />
TOP 8: Aussprache und Entlastung des Vorstandes<br />
TOP 9: Kurzvorstellung anstehender Projekte:<br />
- Der neue Drachenfels (Herr Dr. Pätz)<br />
- Die Wiederbelebung des Burghofs (Herr Grabow)<br />
TOP 10: Verschiedenes<br />
EINLADUNG<br />
zur Mitgliederversammlung am Dienstag, 28. Mai 2013, 18.00 Uhr<br />
Kurhaus-Saal Bad Honnef, Hauptstraße 28, 53604 Bad Honnef<br />
Zur dieser Mitgliederversammlung lade ich Sie sehr herzlich ein und freue mich auf<br />
angeregte Gespräche.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Hans Peter Lindlar<br />
Vorsitzender<br />
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Flurnamen des <strong>Siebengebirge</strong>s – Wegweiser in die Geschichte (12)<br />
Flurnamen sind die Bezeichnungen kleinräumiger Landschaftsteile – wie Berge, Täler,<br />
Wälder, Wiesen, Weiden, Felder, Auen, Bäche und Teiche bis hin zu einzelnen Parzellen<br />
außerhalb von Siedlungen. Sie sind aus dem örtlichen Sprachgebrauch der Bevölkerung<br />
entstanden, erzählen von den Nutzungen des Landes und von den Lebensumständen der<br />
Bewohner. Sie enthalten vielfach altes Sprachgut, das oft über viele Jahrhunderte überliefert<br />
ist und gestatten Rückschlüsse auf die Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte eines<br />
Raumes. Flurnamen sind damit wichtige Quellen der regionalen Vergangenheit.<br />
Auch im <strong>Siebengebirge</strong> klingen im Gespräch mit älteren Bürgern über bestimmte Flurstücke,<br />
die einst ihre Eltern oder Großeltern beackert haben, die ehemals selbstverständlichen<br />
Flurnamen an. Erst die Loslösung der letzten zwei Generationen von der Landwirtschaft hat<br />
dazu geführt, dass diese Flurnamen zunehmend in Vergessenheit geraten.<br />
Die Flurnamen waren in der Regel nur innerhalb eines Dorfes, eines Ortes bekannt und<br />
dien-(t)en dazu, den Ort bzw, die Lage eines Flurstücks innerhalb der Gemarkung eindeutig<br />
zu identifizieren.<br />
Jeder Flurbezeichnung liegt ein Merkmal zugrunde, das diesem bestimmten Ort anhaftet<br />
und ihn von anderen unterscheidet. Zum Zeitpunkt der Entstehung wurde dieses<br />
Merkmal in der vor Ort gesprochenen Mundart beschrieben und ist so weiter gegeben worden.<br />
Die Bedeutung des Namens blieb dabei erhalten; der Wortschatz, die Aussprache und<br />
v.a. der Schreibweise haben sich jedoch im Laufe der Zeit verändert.<br />
Das Alter eines Flurnamens nachzuweisen ist schwierig, sofern er nicht in einer Urkunde<br />
belegt ist. Generell kann man davon ausgehen, dass Flurnamen so alt sind wie die Siedlungsnamen<br />
des betreffenden Gebietes, d.h. für den Siebengebirgsraum aus dem Mittelalter<br />
stammen.<br />
Da in unserem Raum die Realteilung des Grundbesitzes praktiziert wurde, d.h. die Vererbung<br />
des Besitzes zu gleichen Teilen an die Kinder, entstanden zur genaueren Lagebestimmung<br />
der Parzellen viele zusätzliche Flurnamen, bei denen Attribute wie „am, auf der, an<br />
der, oben in, unten in“ verwandt wurden. So kennen wir allein am Hirschberg vier verschiedene<br />
Flurbezeichnungen: „am Hirschberg; vor dem Hirschberg, am kleinen Hirschberg,<br />
Hirschberg und Schiffeld“.<br />
Als man im 19. Jahrhundert die Flurnamen schriftlich festlegte (katasteramtliche<br />
Schreibweise), wurden z.T. aus Unverständnis der ursprünglichen Wortbedeutung in der<br />
Schreibweise manche Namen total entstellt und führen in der „verhochdeutschten“ Form<br />
heute zu den unsinnigsten Deutungen. So liegt oberhalb des Ofenkaulbergs an der L 331<br />
von Königswinter nach Ittenbach die Flur mit dem eigenartigen Namen „Am Litschenhäuschen“,<br />
eindeutig eine Entstellung des in den Kreuzbrüderakten Nr. 29 des Staatsarchivs<br />
Düsseldorfs aus dem 16 Jh. verbuchten Flurnamens für diese Gemarkung<br />
„Lützenhohscheid“ = „kleiner/lütter Hoch - Wald“ mit kräftigen Baumstämmen, wohl eine Besonderheit<br />
im Gegensatz zum sonst im <strong>Siebengebirge</strong> üblichen Niederwald mit Stockausschlag.<br />
<br />
im <strong>Siebengebirge</strong><br />
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Buchenhochwald am Petersberg<br />
In der Gegend der sog. Skiwiese an der Löwenburg stoßen wir auf die Flurbezeichnung<br />
„Am Wolfshohn“ (1789 in C.W. Nose: Orographische Briefe über das <strong>Siebengebirge</strong>“ S.<br />
125). „Hohn“, mit Hain und Hagen zusammenhängend, bezeichnet einen von wirrem Dorngestrüpp<br />
dicht durchzogenen Wald. Was aber besagt hier die Silbe „Wolf“? Tatsache ist,<br />
dass in der Zeit von 1816 – 1919 im Bezirk Köln noch 84 Wölfe erlegt wurden. (E.G. Zitzen:<br />
Scholle und Strom, Band Tiere und Forsten, Bonn 1960, S. 252). Noch Mitte des 19.Jh. beklagten<br />
sich die Bewohner Ittenbachs über in ihrer Gemarkung streunende Wölfe. “Wolf“<br />
könnte jedoch auch eine Warnung für Kinder enthalten, an bestimmten dunklen Stellen wegen<br />
des Wolfs nicht allein in den Wald zu gehen. So könnten solche Flurnamen vielleicht<br />
auch ohne nachgewiesenes Auftreten des Wolfs entstanden sein.<br />
Apfelblüte<br />
an der<br />
Löwenburg<br />
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…..hinter der Userotter Hütte<br />
Der Tag vor nunmehr dreieinhalb Jahren in der Zehntscheune im Kloster Heisterbach wird<br />
wohl nicht als rabenschwarzer Tag in meine Lebensgeschichte eingehen. Aber zuweilen frage<br />
ich mich doch, was mich geritten hat, als ich auf den damaligen Vorsitzenden des Vereins,<br />
Herbert Krämer, zuging, und ihm sagte: „Wenn Ihr mal Hilfe bei einem Projekt braucht,<br />
könnt ihr auf mich zurückgreifen.“ Woran ich dabei dachte, war ein gelegentlicher Einsatz<br />
bei „irgendwelchen Umweltprojekten“, ohne dass ich mir konkrete Vorstellungen gemacht<br />
hatte, was ich selber darunter verstehe. Nach vierzehn Tagen wurde ich dann gebeten, doch<br />
mal in der Geschäftsstelle vorbei zu schauen.<br />
Als ich das Besprechungszimmer betrat, saßen da sieben, acht Personen um einen länglichen<br />
Tisch, an dessen einen schmalen Ende ich Platz nehmen durfte. Die vorwiegend ersten<br />
Minen passten zu einem Tribunal, das zusammengekommen war, um ein Urteil zu fällen, und<br />
was dann folgte war ein Einstellungsgespräch. Sie lachen? Lachen Sie ruhig, ich habe zumindest<br />
innerlich geschmunzelt, denn dass man einem Einstellungsgespräch unterzogen<br />
wird, wenn man einem Verein seine unentgeltliche Hilfe anbietet, war mir neu; ein klassisches<br />
Beispiel dafür, dass man auch im Alter noch etwas dazulernen kann. Aber offensichtlich<br />
fielen meine Antworten nach beruflichem Werdegang und Intention meiner „Bewerbung“<br />
dann doch so zufriedenstellend aus, dass man mir eine Probezeit zubilligte. Den Grund für<br />
dieses Gespräch habe ich erst später erfahren: der „Leiter“ der Arbeitsgruppe konnte sich<br />
nämlich nicht vorstellen, dass man mit meinem beruflichen Hintergrund – ich bin Soldat - des<br />
handwerklichen Arbeitens mächtig ist.<br />
Was sich völlig anders als beabsichtigt entwickelt hat, ist Art und Umfang meines ehrenamtlichen<br />
Engagements. Aus dem „gelegentlichen Einsatz“ ist eine Drei-Tage-Woche mit durchschnittlich<br />
vier Stunden pro Tag geworden. Und aus „irgendwelchen Umweltprojekten“ ist<br />
Brücken- und Stegebau, Reparatur und Neubau von Bänken, Hütten instandsetzen, Inventarverzeichnis<br />
der touristischen Infrastruktur im Besitz des VVS erstellen, Beseitigung von Vandalismusschäden<br />
– immerhin ca. 10% aller Arbeiten – und noch einiges anderes mehr geworden.<br />
Trotz der völligen Fehleinschätzung über das, was da auf mich zukommen würde: die<br />
Sache macht Spaß, auch wenn ich, was Bürokratie betrifft, vom Regen in die Traufe gekommen<br />
bin. Ich musste lernen, dass der VVS zwar Eigentümer von ca. 850 ha Wald ist, aber<br />
immer erst irgend jemanden um Erlaubnis fragen muss, bevor er was auch immer auf seinem<br />
Gebiet machen will, und zu einem Einsatzort geht es fast nur noch mit einem Fotoapparat,<br />
um zu dokumentieren, dass wir Fördergelder tatsächlich nur für notwendige Arbeiten verwenden.<br />
Bau der Hütte<br />
auf dem Breiberg<br />
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Wenn<br />
SIE das erste Arbeitsleben bereits hinter sich haben, den Wald etwas anders erleben<br />
möchten als nur Alu-Stöcke schwingend durch ihn zu hetzen,<br />
SIE sich den ständigen Angriffen ihrer Frau/ihres Mannes entziehen möchten, doch<br />
endlich das erst vor zwei Jahren renovierte Wohnzimmer erneut in Angriff zu<br />
nehmen, weil die Tapete eher ein Fehlgriff war,<br />
SIE den Keller bereits drei Mal aufgeräumt haben und jede Schraubenart, die noch in<br />
ihm lagert, in einer Excel-Datei mit Anzahl und Lagerort erfasst haben, obwohl<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass sie sie jemals brauchen werden, jenseits der Grössenordnung<br />
eines Sechsers im Lotto liegt,<br />
SIE und diesmal meine ich nur SIE, meine Damen, von Ihrem völlig überraschend im<br />
Altersruhestand angekommenen Ehemann zu Hause entmachtet wurden,<br />
weil dieser, möglicherweise mit dem Wissen etlicher REFA-Lehrgänge, ihnen<br />
zeigen will, wie man einen Haushalt schnell und effizient führt,<br />
SIE Spaß an handwerklichem Arbeiten haben,<br />
SIE sich nicht scheuen, die Hinterlassenschaften ihrer „umweltbewussten und Sauberkeit<br />
liebenden“ Mitmenschen, wie Autoreifen, vollgesch...Windeln, Sanitärbeutel<br />
- wie sie kürzlich hinter der Userotter Hütte lagen - zu entfernen,<br />
dann sind SIE bei uns im VVS genau richtig!!!<br />
Ich versichere im Übrigen, dass, obwohl wir ein Durchschnittsalter von knapp unter 70 Jahren<br />
zusammenbringen, Krankheiten bei uns nicht thematisiert werden. Wer damit anfängt,<br />
wird mit einer getränkepflichtigen Verwarnung abgestraft! Das sind doch ideale Bedingungen,<br />
sich den einen oder anderen Vormittag in der Woche in die Geborgenheit unserer Gruppe<br />
zurückzuziehen!<br />
Einige Mitarbeiter‘, die gewillt sind, sich regelmäßig – aber deutlich häufiger als Weihnachten<br />
ist – zu engagieren, würden uns gut tun.<br />
SIE können uns auch dadurch unterstützen, dass SIE eine Patenschaft für eine unserer Hütten<br />
übernehmen. Die zwar abseits, aber schön gelegene Breiberg-Hütte benötigt einen Paten,<br />
um ein Beispiel zu nennen. Was man da machen muss? Hin und wieder nach dem<br />
Rechten sehen, für Sauberkeit im Bereich der Hütte sorgen und vielleicht alle 4-5 Jahre einen<br />
Anstrich vornehmen, um es dem natürlichen Verrottungsprozess nicht so leicht zu machen.<br />
Schauen SIE doch mal bei uns<br />
am Forsthaus Lohrberg rein.<br />
Wir würden uns freuen.<br />
SIE brauchen auch keine Bedenken<br />
wegen eines Einstellungsgespräches<br />
zu haben; inzwischen<br />
verzichten wir darauf.<br />
Gerhart Müller<br />
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<strong>Naturpark</strong>e 24<br />
Die vier <strong>Naturpark</strong>e Bergisches Land, Eifel, Rheinland und <strong>Siebengebirge</strong> organisieren<br />
am 22./23. Juni 2013 gemeinsam ein Programm zum Thema „Natur erleben“ mit jeweils 6<br />
Veranstaltungen. Erleben Sie die Vielfalt der potentiellen Natur– und Kulturerlebnisse in einem<br />
der vier <strong>Naturpark</strong>e einmal auf eine besondere Art.<br />
Im <strong>Siebengebirge</strong> werden angeboten:<br />
Samstag, 22.06. 9.00 - 17.00 7 auf einen Streich. Wanderung zu den sieben Bergen<br />
Start: Eingang Nachtigallental, Königswinter<br />
Leitung: Dipl.-Biologe Dr. Steinwarz<br />
Samstag, 22.06. 10.00 - 12.00 Der Weg der Steine (Steinbrüche des <strong>Siebengebirge</strong>s<br />
und die Besiedlung des Heisterbacher Tales)<br />
Start: Parkplatz Kloster Heisterbach an der L 268<br />
Leitung: Dipl.-Biologin Monika Dierichs<br />
Samstag, 22.06. 14.00 - 16.00 Zeit für einen zweiten Blick.<br />
Verborgenes und Spezielles an Fauna, Flora, Geologie<br />
Start: Wanderparkplatz Oelberg auf der Margarethenhöhe<br />
Leitung: Dipl.-Biologin Kirsten Bollé<br />
Samstag, 22.06. 21.00 - 23.30 Na, ab ins Bett - wo schlafen unsere wilden Tiere?<br />
Nachtwanderung<br />
Start: Wanderparkplatz Ellerbruch, Schmelztalstraße L 144<br />
Leider keine Bushaltstelle. Nur mit dem Pkw zu erreichen.<br />
Für Teilnehmer ohne Pkw können Mitfahrgelegenheiten<br />
geschaffen werden. Bei Anmeldung bitte<br />
vermerken:<br />
Leitung: Petra Holz, Falknerin.<br />
Sonntag, 23.06. 10.00 - 12.30 300 Jahre Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft<br />
Treffpunkt: Parkplatz Einsiedel, Schmelztalstraße L 144<br />
Leitung: Josef Klöckner, Förster<br />
Sonntag, 23.05. 14.00 - 16.30 Wald-Exkursion „Spurensucher unterwegs im Siebenge-<br />
birge“<br />
Treffpunkt: Forsthaus Lohrberg, Löwenburger Str. 2<br />
Parkplatz Margarethenhöhe an der L 331<br />
Leitung: Irmtraut Oberbeckmann, Diplom-Umweltplanerin<br />
Zu allen Veranstaltungen sind Anmeldungen erforderlich, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Interesse und Ihre Teilnahme. Programme erhalten Sie in den Geschäftsstellen<br />
der vier <strong>Naturpark</strong>e, im <strong>Siebengebirge</strong> beim VVS-Löwenburgerstr.2, Königswinter - Margarethenhöhe,<br />
Tel. 02223 - 90 94 94<br />
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