Vortrag 3 - Dritter Orden im Karmel
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Mit Lust und innerer Ruhe<br />
Elisabeth Hense T.OCarm.<br />
Geldern, 3. Oktober 2002<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Der heutige Tag lädt uns ein, zurückzublicken in die Geschichte unseres <strong>Orden</strong>s<br />
und zugleich auch vorauszublicken in unsere Zukunft. Die Erinnerung an die<br />
Anfänge des Dritten <strong>Orden</strong>s vor 550 Jahren hier in Geldern ist für uns Tertiare<br />
nämlich zugleich ein Impuls: wir möchten in den beiden deutschen Provinzen<br />
einen neuen Anfang wagen, eine echte Erneuerung unseres Dritten <strong>Orden</strong>s und<br />
so möchten wir heute mit Ihnen nicht nur die Tatsache feiern, dass es uns als<br />
Dritten <strong>Orden</strong> nun 550 Jahre gibt, sondern wir möchten Ihnen zugleich auch<br />
unseren Neuanfang in Deutschland vorstellen und diesen natürlich auch mit<br />
Ihnen feiern.<br />
I. Rückblick in unsere Geschichte<br />
Zuallererst lädt uns der heutige Tag ein, zurückzublicken in die Geschichte<br />
unseres <strong>Orden</strong>s. Dieser rückwärtsgewandte Blick betrifft zwei Punkte:<br />
1. wollen wir über die eine Regel und die vielfältigen Konstitutionen für<br />
karmelitanisches Leben nachdenken und<br />
2. wollen wir uns unser eigenes Profil als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> bewusst machen.<br />
1. Die eine Regel und die vielen Konstitutionen<br />
Weil häufig die Rede von der dritten Regel des <strong>Karmel</strong>ordens ist und dies zu<br />
Verwirrung führt, muss zunächst einmal begriffliche Klarheit geschaffen<br />
werden.<br />
Die <strong>Karmel</strong>regel ist zwischen 1206 und 1214 von Albert, dem Patriarchen von<br />
Jerusalem geschrieben, und zwar für die Eremiten, die sich <strong>im</strong> <strong>Karmel</strong>gebirge<br />
aufhielten. Zunächst waren diese Eremiten ohne Regel ausgekommen: sie lebten<br />
in einzelnen Zellen, von einander abgesondert . Jeder vertiefte sich in die Schrift<br />
und widmete sich dem Gebet. Zwischen 1206 und 1214 entwickelten sich die<br />
<strong>Karmel</strong>iten dann zu einer Gemeinschaft. In dieser Gemeinschaft wurden die<br />
eremitische Elemente (in der Zelle bleiben, Tag und Nacht über die Schrift<br />
meditieren, in Stille arbeiten usw.) verbunden mit zönobitischen Elementen<br />
(Gütergemeinschaft haben, einen Prior anerkennen, gemeinsame Liturgie usw.).<br />
Somit wurde eine Regel notwendig und in aller Kürze von Albert für die<br />
<strong>Karmel</strong>iten formuliert.<br />
Der Umzug der <strong>Karmel</strong>iten nach Europa <strong>im</strong> 13. Jahrhundert war dann ein solch<br />
einschneidendes Ereignis, dass man den Regeltext 1247 ergänzen musste. Dies<br />
war notwendig, weil die <strong>Karmel</strong>iten sich in der veränderten Situation in Europa<br />
nur <strong>im</strong> Rahmen der Mendikantenbewegung weiterentwickeln konnten. Dies war<br />
1
übrigens kein leichter Prozess, denn es fehlte nicht viel und die <strong>Karmel</strong>iten<br />
hätten, kaum dass sie entstanden waren, wieder aussterben müssen, weil das<br />
Zweite Konzil von Lyon 1274 allen neuen <strong>Orden</strong> – mit Ausnahme der<br />
Franziskaner und Dominikaner – verbot, neue Anwärter aufzunehmen. Zum<br />
Glück bekamen die <strong>Karmel</strong>iten 1298 jedoch den Status eines Bettelordens,<br />
wodurch sie in Europa eine Zukunft erhielten. Ab 1317 wurde der <strong>Orden</strong> exemt,<br />
das heißt er wurde rechtlich selbständig und war nicht mehr der bischöflichen<br />
Gewalt unterworfen.<br />
Nur <strong>im</strong> Zuge dieser Entwicklung, nur dieses eine Mal also, kam es <strong>im</strong> Laufe der<br />
langen Geschichte des <strong>Karmel</strong>ordens zu einem Eingriff in den Regeltext. Nur<br />
dieses eine Mal, als es auch um eine Erweiterung des <strong>Karmel</strong>charismas ging<br />
(hinzu kam die Seelsorge, öffentliche Eucharistiefeiern, Erlaubnis zum Betteln,<br />
Beichte-Hören, geistliche Begleitung usw.), war eine solch tiefgreifende<br />
Operation notwendig. Alle weiteren Entwicklungen des <strong>Karmel</strong>ordens kamen<br />
dann ohne Regeländerungen aus.<br />
Die <strong>Karmel</strong>regel spiegelt die drei genannten Phasen des <strong>Orden</strong>sursprungs<br />
wieder: Eremiten schließen sich zu Zönobiten zusammen und diese werden zu<br />
Mendikanten. Auf der einen Seite hat diese drei-Stufen-Entwicklung <strong>im</strong>mer<br />
Anlass zu Spannungen zwischen verschiedenen Lebenskonzepten gegeben, auf<br />
der anderen Seite behütete sie aber auch vor Einseitigkeiten: Einsamkeit und<br />
Gemeinschaftsleben befruchten sich gegenseitig, Kontemplation und Aktion<br />
ergänzen sich und gehören <strong>im</strong> <strong>Karmel</strong> zusammen.<br />
Unser Charisma ist damit ein für alle Mal klar und ausreichend formuliert. Die<br />
Regel sagt alles über unser Charisma, was zu sagen ist. Und unser Charisma<br />
änderte sich auch nicht mehr. Was sich änderte war lediglich die Art und Weise,<br />
wie unser Charisma in einer best<strong>im</strong>mten Kultur an einem best<strong>im</strong>mten Ort gelebt<br />
werden konnte. Je nach den historischen, geographischen und politischen<br />
Umständen waren best<strong>im</strong>mte Probleme zu lösen und Aufgaben zu bewältigen.<br />
Und darum entwickelten die <strong>Karmel</strong>iten in einem fortwährenden Prozess <strong>im</strong>mer<br />
aufs Neue regional begrenzte und durch die Zeit hindurch veränderliche<br />
Konstitutionen. Diese Konstitutionen waren und sind neben der Regel die<br />
Grundlage für das <strong>Orden</strong>sleben. Die Konstitutionen sind juristische Formen, die<br />
eben nicht wie die Regel ein für allemal festliegen, sondern <strong>im</strong>mer wieder um<br />
eine möglichst gute und zeitgemäße Umsetzung des <strong>Karmel</strong>charismas ins<br />
konkrete Leben ringen.<br />
Im Laufe der Geschichte unseres <strong>Orden</strong>s wurde und auch heute wird oft nicht<br />
deutlich zwischen Regel und Konstitutionen unterschieden. Das hat zu<br />
Verwirrung und Missverständnissen Anlass gegeben.<br />
Was verbindet den Ersten, Zweiten und Dritten <strong>Orden</strong> und wo liegen die<br />
Unterschiede? Eine klare Unterscheidung zwischen Regel und Konstitutionen<br />
ermöglicht auch eine klare Antwort auf diese Fragen:<br />
Alle <strong>Karmel</strong>iten und <strong>Karmel</strong>itinnen sind durch die Jahrhunderte hindurch und<br />
über die verschiedenen Kulturen und Völker und Zweige innerhalb der<br />
<strong>Karmel</strong>familie hinweg verbunden in der einen gemeinsamen Regel. Sie teilen<br />
2
dasselbe Charisma. Gleichzeitig schillern sie in bunter Vielfalt, die sich<br />
niederschlägt in den je eigenen Konstitutionen. So unterscheiden sie sich in der<br />
Art und Weise, wie sie die Regel in ihrem je eigenen Umfeld in die Praxis<br />
umsetzen.<br />
Der mystische Raum der <strong>Karmel</strong>regel bietet Platz für diese schillernde Vielfalt<br />
und so können wir uns geschwisterlich miteinander verbunden wissen, auch<br />
wenn viele Jahrhunderte zwischen uns liegen, wenn wir anderen Kulturräumen<br />
angehören oder wenn wir einem anderen Zweig der <strong>Karmel</strong>familie entsprossen<br />
sind. Wir teilen ein und dasselbe Charisma, das in der einen Regel formuliert ist.<br />
Aber wir leben es auf eine je eigene Weise: als zölibatäre Männergemeinschaft –<br />
Erster <strong>Orden</strong> ; als zölibatäre, klausurierte Frauengemeinschaft – Zweiter <strong>Orden</strong>;<br />
oder eben in der bunten Vielfalt des Dritten <strong>Orden</strong>.<br />
Der Dritte <strong>Orden</strong> der Brüder und Schwestern unserer Lieben Frau vom Berg<br />
<strong>Karmel</strong> erhielt seine erste offizielle Bestätigung vor 550 Jahren. Im Oktober<br />
1452 übersandte Papst Nikolaus V. unserem damaligen General Johannes Soreth<br />
die Bulle Cum nulla 1 und eröffnete dem <strong>Orden</strong> hiermit die Möglichkeit,<br />
Jungfrauen und Witwen aufzunehmen. Damit war das juristische Fundament für<br />
den Zweiten und zugleich auch für den Dritten <strong>Orden</strong> gelegt. 1476 ergänzte<br />
Papst Sixtus IV. die Best<strong>im</strong>mungen für den Dritten <strong>Orden</strong> in seiner Bulle Dum<br />
attenta dahingehend, dass fortan offiziell auch verheiratete Frauen sowie<br />
verheiratete und unverheiratete Männer in den Dritten <strong>Orden</strong> aufgenommen<br />
werden konnten.<br />
Von den Päpsten Nikolaus V. Und Sixtus IV. ist damit eine Praxis bestätigt<br />
worden, die eigentlich von Anfang an bestanden hat 2 : Frauen und Männer, die in<br />
der Welt lebten, teilten von Anfang an mit den Brüdern des Ersten <strong>Orden</strong>s<br />
dasselbe Charisma. Sie fanden ihr geistliches Zuhause in der Spiritualität des<br />
<strong>Karmel</strong> und bildeten zusammen mit den Brüdern eine Art geistliche Familie,<br />
ähnlich wie es auch bei den Franziskanern oder Dominikanern der Fall war. Die<br />
ältesten Dokumente, die dies bestätigen, stammen vom Ende des 13.<br />
Jahrhunderts.<br />
2. Das eigene Profil des Dritten <strong>Orden</strong>s<br />
Leider ist in unserer direkten Umgebung aus den ersten beiden Jahrhunderten<br />
des Dritten <strong>Orden</strong>s wohl kein Dokument bezüglich der Konstitutionen bewahrt<br />
geblieben. Erst <strong>im</strong> siebzehnten Jahrhundert finden wir eine reichere Beute: Das<br />
älteste deutschsprachige Exemplar von Konstitutionen des Dritten <strong>Orden</strong>s, das<br />
ich in der Hand hatte, war das Buch von Daniel a Virgine Maria in deutscher<br />
Übersetzung: Kurtze Beschreibung und Regel deß dritten <strong>Orden</strong>s unser Lieben<br />
1 Die Bulle ist gerichtet an den General der <strong>Karmel</strong>iten, Johannes Soreth, jedoch Eigentum der Mantellaten oder<br />
Beginen von Florenz. Der Prior von Florenz ist nach Rom gereist, um diese Bulle in Empfang zu nehmen.<br />
2 Joach<strong>im</strong> Smet O.Carm., De Geschiedenis van de <strong>Karmel</strong>. Eerste Deel, rond 1200 tot het concilie van Trente.<br />
Almelo 1988, 149ff. Siehe auch F. Jacobus a S. Antonio, Oorspronckekycke wesentlycke, ende practyckelycke<br />
af-beeldinghe van de derde orden onser lieve Vrouwe des Berghs Carmeli. Antwerpen 1691, 14ff.<br />
3
Frawen Brüder vom Berg Carmelo. 3 Der erste Druck dieses deutschen<br />
Exemplars stammt aus dem Jahre 1658; (in Boxmeer wird der zweite Druck<br />
dieses Buches aus dem Jahre 1721 bewahrt). Approbiert war der niederländische<br />
Originaltext von Daniel à Virgine Maria, den ich allerdings nicht gesehen habe,<br />
bereits am 23. April 1646 in Antwerpen. Neben dem genannten Werk von<br />
Daniel à Virgine Maria ist in der Bibliothek von Boxmeer ein Werk von Jacobus<br />
à S. Antonio aus dem Jahre 1691 vorhanden: Oorspronckekycke wesentlycke,<br />
ende practyckelycke af-beeldinghe van de derde orden onser lieve Vrouwe des<br />
Berghs Carmeli. In diesem Werk zitiert Jacobus ein weiteres wichtiges<br />
Dokument für den Dritten <strong>Orden</strong> in französischer Sprache, das ich aber ebenfalls<br />
noch nicht eingesehen habe, weil ich es noch nirgends finden konnte: P. André<br />
de S. Nicolas. Antiquité du Tiers Ordre de la B.V.M. du Mont-Carmel. 1666.<br />
Sie, Generalprior Joseph Chalmers, nennen als ältestes Ihnen bekanntes<br />
Dokument von Konstitutionen des Dritten <strong>Orden</strong>s ein Werk aus dem Jahre 1675<br />
von Philippus a Visitatione. 4 1678 soll General Jacomelli eine Regel für den<br />
Dritten <strong>Orden</strong> herausgegeben haben. 5 So haben wir also eine Reihe wertvoller<br />
Dokumente bezüglich der Konstitutionen des Dritten <strong>Orden</strong>s und sie alle<br />
bestätigen, dass für die Mitglieder des Dritten <strong>Orden</strong>s – soweit wir das bis jetzt<br />
sehen können – von Anfang an dieselben Elemente des <strong>Karmel</strong>charismas <strong>im</strong><br />
Mittelpunkt standen wie für die Mitglieder des Ersten oder Zweiten <strong>Orden</strong>s,<br />
nämlich (wie Sie, Pater Chalmers, es in Ihrem Brief vom Mai diesen Jahres ja<br />
auch ausdrücken): Prayer, service, fraternity 6 – Gebet, Engagement,<br />
Geschwisterlichkeit.<br />
Das eigene Profil des Dritten <strong>Orden</strong>s besteht also nicht in einem eigenen<br />
Charisma. Es besteht vielmehr in der Art und Weise, wie dieses Charisma auch<br />
außerhalb des Ersten und Zweiten <strong>Orden</strong>szweiges gelebt werden kann.<br />
Außerhalb der Klostermauern des Ersten und Zweiten <strong>Orden</strong>s besteht eine große<br />
Vielfalt in der Gestaltung unserer karmelitanischen Lebensweise:<br />
Die Mitglieder des Dritten <strong>Orden</strong>s können in Männer-, Frauen- oder<br />
Familiengemeinschaften gemeinsam unter einem Dach leben, sie können<br />
einsiedlerisch leben oder aber inmitten ihrer bestehenden Familien bzw.<br />
Wohngemeinschaften bleiben. Weil der Dritte <strong>Orden</strong> sehr heterogen ist und eine<br />
große Bandbreite an Lebensstilen zulässt, kann kaum etwas Allgemeines über<br />
ihn gesagt werden. Je nach Land und Kultur bilden sich ganz unterschiedliche<br />
Gruppen: manche tragen ein <strong>Orden</strong>skleid, haben gemeinsames Eigentum, leben<br />
zölibatär, andere sind verheiratet oder leben allein, die meisten verdienen ihren<br />
3 Kurtze Beschreibung und Regel deß dritten <strong>Orden</strong>s unser Lieben Frawen Brüder vom Berg Carmelo. Erstlich<br />
durch den Ehrw. Patrem Danielem à Virgine Maria Ordinis Fratrum Beatiss. Virg. Mariae de Monte Carmelo<br />
Provinciae Belgicae Provincialem in Niederländicher Sprach zum Truck verfertigt. Anjetzo aber aus selbiger<br />
durch R.P.F. Carolum à S. Anastasio ejusdem Ordinis Provinciae Allemanniae Inferioris Priesteren in die<br />
hochteutsche Sprach übersetzet. Zweyter Truck. Cöllen 1721.<br />
4 Villiers, C. nennt kein Werk von Philippus a Visitatione aus dem Jahre 1675 in der Bibliotheca Carmelitana.<br />
5 Vgl. Handboek voor de zusters der Derde Orde. Gulpen 1898, 20. Vgl. auch Tel. Kroonen, Handboek voor de<br />
broeders en zusters van de Derde Orde. St. Michiels-Gestel 1899, XXIII.<br />
6 Brief von Chalmers vom Mai 2002, in: carmelites.info/cumnulla<br />
4
Lebensunterhalt selbst und bleiben finanziell autonom, viele üben einen Beruf<br />
aus und bleiben eingebunden in ihre Familien und Freundeskreise.<br />
In vielen Fällen haben unsere Gemeinschaften des Dritten <strong>Orden</strong>s weniger<br />
Festigkeit in den Strukturen als das <strong>im</strong> Ersten und Zweiten <strong>Orden</strong> der Fall ist.<br />
Das ist einerseits ein Nachteil, weil unsere Gemeinschaften daher sehr<br />
verletzlich sind und leichter an vielerlei Schwierigkeiten scheitern, denen sie<br />
begegnen können. Andererseits liegt aber auch ein gewisser Vorteil in den<br />
sparsamen Strukturen: ist der Dritte <strong>Orden</strong> so doch sehr beweglich und kann<br />
sehr flexibel auf die jeweiligen Umstände und Situationen eingehen und sich<br />
entsprechend erneuern.<br />
In vielen Fällen haben unsere Gemeinschaften auch wenig finanzielle Mittel und<br />
meistens keine eigenen Häuser außer den Privatwohnungen der einzelnen<br />
Mitglieder. Damit verbunden ist, wenn man dies als Nachteil wertet, eine<br />
gewisse Einschränkung der Möglichkeiten. Es ist nicht so einfach, sich als<br />
<strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> für best<strong>im</strong>mte Projekte zu engagieren, denn es gibt nichts oder nur<br />
wenig zu verteilen und zu investieren. Auf der anderen Seite erscheint der<br />
Mangel an finanziellen Mitteln und räumlichen Möglichkeiten wiederum auch<br />
nicht als Nachteil. Durfte der Dritte <strong>Orden</strong> sich doch in unzähligen Fällen sehr<br />
geschwisterlich und freigiebig vor allem vom Ersten <strong>Orden</strong> unterstützt sehen.<br />
Ausdrücklich nennen möchte ich die Gastfreundschaft, mit der wir Mitglieder<br />
des Dritten <strong>Orden</strong>s bei unseren Brüdern und Schwestern willkommen sind.<br />
In vielen Fällen erreichen unsere Mitglieder nicht eine so gründliche Ausbildung<br />
in der <strong>Karmel</strong>spiritualität wie das bei den Brüdern und Schwestern<br />
selbstverständlich durch Vollzeit-Noviziate verwirklicht wird. Da wir Mitglieder<br />
des Dritten <strong>Orden</strong> auch <strong>im</strong> Noviziat unseren Lebensunterhalt selbst verdienen<br />
müssen und für unsere Familien sorgen, bleibt vielen nicht so viel Luft für<br />
intensive Studien in der eigenen Spiritualität. Das kann als Nachteil aufgefasst<br />
werden, weil wir uns <strong>im</strong> Vergleich mit den Brüdern und Schwestern manchmal<br />
weniger gut auskennen. Auf der anderen Seite wird dieser Mangel aber<br />
ausgeglichen durch die tiefe Verwurzelung unserer Spiritualität in unserem<br />
konkreten Alltag und in unserer Biographie.<br />
Gerade weil für uns Vieles nicht so selbstverständlich ist, lebt bei uns<br />
Mitgliedern des Dritten <strong>Orden</strong>s das Bewusstsein, viel von den anderen<br />
geschenkt zu bekommen. Wir sind oft die Empfangenden in unserer<br />
<strong>Orden</strong>sfamilie gewesen und wir haben reiche Frucht aus dem Land des <strong>Karmel</strong><br />
geerntet. Wir möchten das heutige Fest zum Anlass nehmen und unseren<br />
Brüdern und Schwestern, die auf Grund ihrer Lebensweise ja <strong>im</strong>mer robuster<br />
waren als wir, von Herzen zu danken für alles, was sie uns in den 550 Jahren an<br />
Gutem und Wohltuendem haben zukommen lassen. Ohne unsere Geschwister<br />
hätten wir mit Sicherheit nicht überlebt.<br />
5
II. Ausblick in die Zukunft<br />
Zugleich lädt uns der heutige Tag auch ein, den Blick in die Zukunft zu richten.<br />
Und dieser Blick soll unser Empfinden schärfen 1. für das eigene Potential, das<br />
von den Mitgliedern des Dritten <strong>Orden</strong>s in die Zukunft unserer <strong>Karmel</strong>familie<br />
investiert werden kann und 2. für die Bedürfnisse der Menschen in unserer<br />
zunehmend globalisierten Welt, auf die wir als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> eingehen können.<br />
1. Unser Potential <strong>im</strong> Dritten <strong>Orden</strong><br />
Es wäre nicht recht, wenn wir Tertiare in unserer <strong>Karmel</strong>familie leben würden<br />
wie die Made <strong>im</strong> Speck, sozusagen als Schmarotzer der geistlichen Früchte des<br />
<strong>Karmel</strong>. Es ist eine gute Tradition <strong>im</strong> <strong>Karmel</strong>, dass auch wir Mitglieder des<br />
Dritten <strong>Orden</strong>s tun, was in unseren Kräften steht, um am Aufbau der ganzen<br />
<strong>Karmel</strong>familie mitzuwirken. Manchmal bestand unser Einsatz in Geldspenden<br />
oder in Dienstleistungen innerhalb der lokalen Gemeinschaften, oft <strong>im</strong> Mitbeten<br />
und Mithoffen, in der Teilnahme an Bibelgesprächen, in der Verbindung unserer<br />
karmelitanische Spiritualität mit dem ganz konkreten Leben. Immer sind wir<br />
Weggefährten gewesen für unsere Brüder und Schwestern und haben als solche<br />
zu manchen Zeiten und an manchen Orten auch eine ermutigende und stützende<br />
Rolle spielen dürfen.<br />
Es entspräche nicht unserer Tradition, würden wir uns heute zurücklehnen und<br />
Ansprüche stellen an unsere Brüder und Schwester – etwa in dem Stil: versorgt<br />
uns geistlich, begleitet uns, macht uns Angebote. Abgesehen davon, dass die<br />
Brüder und Schwestern ohnehin genug Arbeit haben, wäre es auch nicht recht,<br />
aus den eigenen Talenten und Gaben, aus der eigenen Ausbildung und<br />
Lebenserfahrung nichts zu machen. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns auf<br />
unser eigenes Potential besinnen und dies in den Dienst der ganzen<br />
<strong>Karmel</strong>familie stellen.<br />
Unser Potential besteht in den Personen, die sich uns anschließen: in der<br />
Berufsausbildung, die jemand hat, der Lebenserfahrung, die jemand einbringen<br />
kann, der geistliche Reife, durch die jemand zur tragenden Säule unserer<br />
Gemeinschaft werden kann, den finanziellen Mittel, dem organisatorischen und<br />
praktischen Talent, den zeitlichen Möglichkeiten usw., die jemand investieren<br />
kann. All das ist willkommen und wird dankbar angenommen.<br />
Unser Potential kann auf Grund des Zeitgeistes, der uns umgibt, heute effektiver<br />
eingesetzt werden als in den Anfängen unseres <strong>Orden</strong>s. Wir leben heute nicht<br />
mehr in einer ‚Stände-Gesellschaft‘, die <strong>im</strong> weltlichen oder <strong>im</strong> kirchlichen<br />
Bereich strikte Einteilungen vorn<strong>im</strong>mt. Seit dem 2. Vatikanum gibt es in unserer<br />
Kirche nur noch den Unterschied zwischen den Amtsträgern einerseits und allen<br />
übrigen andererseits. <strong>Orden</strong>sleute bilden keinen eigenen Stand mehr. Damit ist<br />
auch die Diskussion beendet worden, die <strong>im</strong>mer wieder darum geführt wurde,<br />
ob die Mitglieder des Dritten <strong>Orden</strong>s nun als <strong>Orden</strong>sleute gelten können oder<br />
nicht. <strong>Orden</strong>sleute bilden keinen eigenen Stand, sondern sie haben ein eigenes<br />
6
Charisma. Sie haben dieses Charisma entweder als geweihte Amtsträger oder<br />
eben als Laien. Geweihte Amtsträger können Mitglieder des Ersten <strong>Orden</strong>s oder<br />
des Dritten <strong>Orden</strong>s sein. Und ansonsten wird unser <strong>Orden</strong> in allen drei<br />
Abteilungen bevölkert von Laien, d.h. vom Wortursprung her: von denen, die<br />
zum Volk dazugehören. Unser Potential <strong>im</strong> Dritten <strong>Orden</strong> ist auf Grund dieser<br />
Parität, dieser Solidarität und Geschwisterlichkeit heute anders einsetzbar<br />
geworden als das in den Anfängen unseres <strong>Orden</strong>s der Fall war. Das bedeutet,<br />
dass wir selbstständiger sein können und wohl auch müssen als in der<br />
Vergangenheit und dass wir unsererseits den Brüdern und Schwestern<br />
gleichgewichtiger zur Seite stehen können und müssen.<br />
Aus einer best<strong>im</strong>mten Perspektive betrachtet erscheint unser Potential dennoch<br />
als beschränkt: Denn obwohl wir heute als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong>, was die persönlichen<br />
Gaben, Talente, Ausbildungen und Mittel unserer Mitglieder betrifft, ein<br />
vergleichbares Potential haben wie die Mitglieder des Ersten und des Zweiten<br />
<strong>Orden</strong>s und obwohl wir genauso Laien sind wie viele unserer Brüder und wie<br />
unsere Schwestern, sind wir Mitglieder des Dritten <strong>Orden</strong>s doch nicht in<br />
derselben Weise verfügbar wie die Brüder und Schwestern des Ersten und des<br />
Zweiten <strong>Orden</strong>s. Um des H<strong>im</strong>melreiches willen leben sie zölibatär; sie sind vom<br />
<strong>Orden</strong> da einsetzbar, wo sie gebraucht werden. Im Dritten <strong>Orden</strong> ist die<br />
Situation eine andere. Um desselben H<strong>im</strong>melreiches willen leben viele von uns<br />
in Partnerschaften und mit Kindern. Es muss Rücksicht genommen werden auf<br />
die Tatsache, dass wir <strong>im</strong> Normalfall unseren Lebensunterhalt selbst verdienen,<br />
dass wir Sorge tragen für Kinder und eventuell für kranke und alte<br />
Familienangehörige. Auf Grund dieser unserer besonderen Situation kann unser<br />
Potential <strong>im</strong>mer nur in Abwägung der je individuellen Situation von unseren<br />
Brüdern und Schwestern abgerufen werden.<br />
Vornehmlich leben wir unser Charisma in unseren Partnerschaften und<br />
Freundschaften, in unseren Familien und in unserem Beruf. Unser privates und<br />
berufliches Umfeld ist für uns eine bleibende Herausforderung, uns in unserem<br />
karmelitanischen Charisma <strong>im</strong>mer wieder zu erneuern und in geistlicher<br />
Hinsicht weiterzuwachsen.<br />
Im Blick auf die Zukunft können wir vom Dritten <strong>Orden</strong> aus all jenen Menschen<br />
ein Angebot machen, die verschiedene Ideale miteinander verbinden wollen:<br />
eine erfüllte Partnerschaft, ein gutes Familienleben, tiefe Freundschaften,<br />
berufliches Weiterkommen, ein intensives geistliches Leben, Zugehörigkeit zu<br />
einer spirituellen Gemeinschaft, gesellschaftliches Engagement und politische<br />
Wachsamkeit. Der Dritte <strong>Orden</strong> erscheint als eine attraktive Möglichkeit, das<br />
eigene Leben gemeinsam mit Gleichgesinnten so zu gestalten, dass all dies<br />
Raum bekommt und zu einem harmonischen Ganzen verbunden wird.<br />
7
2. Die Bedürfnisse der Menschen unserer Zeit, auf die wir als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong><br />
eingehen können<br />
In meiner Arbeit als Dozentin an der Universität Nijmegen, bei<br />
<strong>Vortrag</strong>stätigkeiten und in der Kursbegleitung begegne ich vielen Menschen, die<br />
nach einer passenden Spiritualität für ihr Alltagsleben suchen. In den meisten<br />
Fällen handelt es sich um Menschen, die nicht <strong>im</strong> klassischen Sinn in ein Kloster<br />
eintreten möchten, sondern ihren persönlichen Lebensweg, so wie sie ihn privat<br />
und beruflich bereits gehen, spirituell vertiefen und umformen möchten. Nicht<br />
nur mir begegnen solche Menschen: Auch in unseren Gemeinden finden sich<br />
unzählige spirituell suchende Menschen und teilweise finden diese Menschen<br />
für sich selbst auch neue Zugänge, indem sie die spirituellen Angebote unserer<br />
Gemeinden wahrnehmen. Doch damit wird ihr Hunger nach einer eigenen<br />
Spiritualität nicht unbedingt befriedigt, oft wird er sogar noch größer: das<br />
Bedürfnis nach einer spirituellen Weggemeinschaft wächst, das Bedürfnis nach<br />
gemeinsam gelebter Gottverbundenheit, das Bedürfnis nach Austausch und<br />
gegenseitiger geistiger Unterstützung.<br />
So befinden wir uns zur Zeit in einer Situation, wo die Ernte groß ist, aber nur<br />
wenige Arbeiter sich aufmachen können, um die Ernte einzuholen. Natürlich<br />
brauchen wir nicht alle geistlich suchenden Menschen zu uns in den <strong>Karmel</strong> zu<br />
holen. Zum Glück nicht; und wir gönnen den anderen geistlichen<br />
Gemeinschaften natürlich auch ihren Teil. Es zeichnet sich aber ab, dass gerade<br />
unsere karmelitanische Spiritualität für viele heute sehr reizvoll erscheint:<br />
Kontemplation in der Verbindung mit Aktion, innige Gottesvereinigung<br />
gekoppelt an ein Engagement für Frieden und Gerechtigkeit, Alleinsein in der<br />
Zelle und das Entwickeln einer eigenen Identität kombiniert mit dem Einsatz für<br />
tiefe Begegnungen, Freundschaften, Gemeinschaften usw. All das erscheint<br />
heute sehr reizvoll und fällt oft auf fruchtbaren Boden.<br />
Um <strong>im</strong> komplizierten und komplexen postmodernen Alltagsleben die gute Saat<br />
vom <strong>Karmel</strong> aufgehen zu lassen und das Wachstum der guten Frucht zu fördern,<br />
bedarf es kundiger Arbeiter. Diese Arbeiter haben wir aber nicht einfach so zu<br />
unserer Verfügung. Wir können die Ernte nur einholen, insofern wir selbst bereit<br />
sind, Hand anzulegen und mitzuarbeiten.<br />
In der nächsten Zeit wird es uns als allererstes zu beschäftigen haben, hierfür<br />
eine Strategie zu entwickeln, die einerseits so effektiv wie möglich ist und uns<br />
andererseits nicht überfordert. Eine solche Strategie kann nur in<br />
geschwisterlicher Zusammenarbeit mit den Brüdern und Schwestern vom Ersten<br />
und Zweiten <strong>Orden</strong> entwickelt werden. Ein paar Punkte, die mir dabei wichtig<br />
erscheinen, möchte ich heute schon mal nennen.<br />
1. Die Mitglieder des Dritten <strong>Orden</strong>s sollen, wo das möglich ist, lokal mit den<br />
bestehenden Klöstern in Kontakt stehen.<br />
Es hat sich in unserer Tradition gezeigt, dass der Dritte <strong>Orden</strong> in der<br />
unmittelbaren Nähe eines <strong>Karmel</strong>klosters meistens am besten gedeiht. Wenn wir<br />
am Stundengebet und an der Eucharistiefeier der Brüder oder Schwestern<br />
8
teilnehmen können, ist das ein wichtiger Bezugspunkt für unsere<br />
Gemeinschaften. Hilfreich ist auch, wenn vom Kloster aus ein Bibelkreis oder<br />
ein Gesprächskreis zur <strong>Karmel</strong>spiritualität angeboten wird bzw. solche Kreise<br />
gastfreundliche Aufnahme <strong>im</strong> Kloster oder Gemeinderaum finden. Manchmal<br />
wird es auch möglich sein, dass eine Dritt-<strong>Orden</strong>sgemeinschaft ganz<br />
eigenständig und aus eigener Kraft zu Stundengebet und Gespräch<br />
zusammenkommt.<br />
2. Die verschiedenen Gemeinschaften des Dritten <strong>Orden</strong>s sollen in den<br />
deutschen Provinzen untereinander verbunden sein.<br />
Ein Gebot der Stunde scheint uns zu sein, dass wir als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> innerhalb<br />
von Deutschland ein eigenes Netzwerk aufbauen müssen. Einzelne Gruppen und<br />
Grüppchen, die untereinander nicht verbunden sind, sind weniger<br />
überlebensfähig. Regelmäßige Kontakte untereinander sorgen für eine<br />
fortwährende Integration aller Mitglieder in die eine <strong>Karmel</strong>familie und<br />
inspirieren zu einer bleibenden Erneuerung, zu einem gemeinsamen<br />
Weiterentwickeln unserer Spiritualität. Sicherlich ist es für jedes einzelne<br />
Mitglied auch wohltuend, ab und zu über den Tellerrand der eigenen Gruppe zu<br />
schauen und sich als Teil einer größeren geistlichen Bewegung zu erleben.<br />
3. Die deutschen Gemeinschaften des Dritten <strong>Orden</strong>s sollen international,<br />
zumindest aber mit den Dritt-<strong>Orden</strong>sgemeinschaften der Nachbarprovinzen<br />
verbunden sein, langfristig ist unsere globale Vernetzung anzustreben.<br />
Wir möchten den oft unguten Tendenzen der wirtschaftlichen Globalisierung,<br />
die rücksichtslos auf Kosten der Schwachen und Armen in dieser Welt betrieben<br />
wird, als <strong>Karmel</strong>orden etwas entgegenstellen. Aus diesem Grund beteiligt sich<br />
der <strong>Karmel</strong> als sogenannte Nicht-Regierungsorganisation in Zusammenarbeit<br />
mit der Uno und vielen weiteren Nicht-Regierungsorganisationen an der<br />
Globalisierung von Frieden und Gerechtigkeit. Wir wollen neue globale<br />
Strukturen für eine gute Zukunft für die ganze Welt. Als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> müssen<br />
wir schauen, wie wir unser Steinchen hierzu beitragen können. Patengemeinden<br />
sind ebenso ein Weg wie Jugendpastoral und eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen den Instituten für Spiritualität, die an verschiedenen Orten der Welt<br />
unter Beteiligung des <strong>Karmel</strong> aufgebaut werden.<br />
Mit Lust und innerer Ruhe<br />
Wir haben den Blick zurück in unsere Tradition und den Blick nach vorn in<br />
unsere Zukunft gewandt. Dabei haben wir über unsere Lebensweise als <strong>Dritter</strong><br />
<strong>Orden</strong> nachgedacht. Wie Johannes Soreth, der Gründer unseres Zweiten und<br />
Dritten <strong>Orden</strong>s, <strong>im</strong> 17. Kapitel seines Kommentars zur <strong>Karmel</strong>regel sagt, ist es<br />
wichtig, dass wir unsere karmelitanische Lebensweise meditieren ohne<br />
Niedergeschlagenheit und ohne Besetzt-Sein des Geistes:<br />
Wörtlich sagt Soreth: „Bei der Meditation unserer Lebensweise müssen wir uns<br />
besonders vor zwei negativen Dingen <strong>im</strong> guten Tun hüten: das ist die<br />
Niedergeschlagenheit und das Besetzt-Sein... Die Niedergeschlagenheit des<br />
9
Geistes verdirbt einem die Lust. Das Besetzt-Sein macht einem die innere Ruhe<br />
bitter. Niedergeschlagen ist der, welcher sich in den Dingen, worin er nicht stark<br />
ist, durch Ungeduld drängen lässt. Besetzt ist der, welcher sich in den Dingen, in<br />
denen er stark ist, unmäßig hetzen lässt. Damit der Geist nicht bitter wird, möge<br />
er sein Unvermögen geduldig aushalten; damit er nicht besetzt wird, möge er<br />
sich bei dem, was er vermag, nicht über das Maß verausgaben.“ 7<br />
Diese weisen Worte Soreths zitiere ich hier, weil sie so gut in unsere derzeitige<br />
Situation als <strong>Dritter</strong> <strong>Orden</strong> in Deutschland passen. Ein Neuanfang ist <strong>im</strong>mer mit<br />
vielen Herausforderungen und Aufgaben verbunden. Die erste große<br />
Herausforderung und Aufgabe, vor die wir uns gestellt sahen, war die<br />
Neuformulierung unserer Statuten für die beiden deutschen Provinzen. Diese<br />
Aufgabe ist noch nicht ganz erledigt. Aber der Entwurf ist da. Und so ist es<br />
heute wohltuend für uns, dass unser Gründer, Johannes Soreth vor 550 Jahren<br />
die Lust am guten Tun und die innere Ruhe dabei wichtiger fand als schnelle<br />
Resultate.<br />
Wir freuen uns, Ihnen, liebe Provinziale Christian Körner und Pankraz Ribbert,<br />
heute ein Exemplar unserer Statuten anbieten zu können. Was daran noch<br />
unfertig ist, möchten wir <strong>im</strong> Gespräch mit Ihnen zu einem guten Ende bringen.<br />
Die Lust dazu und die innere Ruhe dabei möge uns weiterhin begleiten.<br />
7 Bryan D. Deschamp, The Expositio sacratiss<strong>im</strong>ae religionis fratrum of blessed John Soreth (┼ 1471) on the<br />
Carmelite Rule. Dissertation. Leuven 1973, 135.<br />
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