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Die Bekämpfung des Kartoffelkäfers

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ALF B a m b e r g Juli 2008<br />

L 2.6 - Ökologischer Landbau<br />

<strong>Die</strong> <strong>Bekämpfung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kartoffelkäfers</strong><br />

im ökologischen Landbau<br />

Zur <strong>Bekämpfung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kartoffelkäfers</strong> sind an vorbeugenden Maßnahmen die Wahl frühreiferer<br />

Sorten und Maßnahmen für ein schnelles Auflaufen, sowie in Gebieten mit<br />

wenig oder sonst keinem Kartoffelbau die Lage der Kartoffelflächen zu nennen. Es sollten<br />

alle Kartoffelflächen möglichst weit von den Flächen <strong>des</strong> Vorjahres entfernt, zusammengelegt<br />

werden. Jedoch ist damit kein Freisein von Käfern gewährleistet.<br />

Durch heiße und trockene Sommer bedingt, können sich neuerdings 2 bis sogar 3 Generationen<br />

je Jahr entwickeln, entgegen der früher üblichen einen Generation.<br />

Für die Kontrollen ist wichtig, dass sich die kleinen L1-Larven nur auf den Blattunterseiten<br />

aufhalten und <strong>des</strong>halb leicht zu übersehen sind. Gerade eine frühzeitige Behandlung<br />

im L1- und L2-Stadium der Larven ist bei den biologischen Präparaten wichtig. Das<br />

Junglarvenstadium L1 und L2 ist an einer maximal 1 mm breiten Kopfkapsel der Larven<br />

erkennbar. Sind die Larven bereits dem optimalen <strong>Bekämpfung</strong>sstadium entwachsen,<br />

hat theoretisch Spruzit Neu Vorteile, jedoch wurden hier durch den verbreiteten Einsatz<br />

synthetischer Pyretroide z.T. starke Resistenzenentwicklungen beobachtet .<br />

<strong>Bekämpfung</strong>smaßnahmen sind das Absammeln von Hand bzw. Abschütteln mit einem<br />

Tennisschläger bei Kleinflächen oder das Absammeln mit dem Biokollektor. <strong>Die</strong> Käfer<br />

sind leichter als die Larven abzuschütteln. Im Regelfall sind wiederholte Absammelgänge<br />

nötig, die sich beim Biokollektor durch Verletzungen negativ auf die Gesundheit der<br />

Kartoffelpflanzen auswirken können. Eine Befallsreduktion wurde auch durch Streuen<br />

von Gesteinsmehl festgestellt.<br />

Weit verbreitet ist der Einsatz der biologischen Präparate Novodor FC (Bacillus thuringiensis,<br />

var. tenebrionis) oder NeemAzal T/S (Wirkstoff Azadirachtin A <strong>des</strong> tropischen<br />

Neem-Baumes). Nur bei Novodor FC ist keine Kontrollstellengenehmigung nötig,<br />

bei NeemAzal und Spruzit Neu dagegen ja.<br />

Präparat Kontrollstellen-<br />

genehmigung<br />

Aufwand-<br />

menge/ha<br />

max. An-<br />

wendungen<br />

Nettopreis<br />

€/ha<br />

Novodor FC nein 3 - 5 l 2-3 45 - 89 €/ha<br />

NeemAzal T/S ja 2,5 l 2 110 €/ha<br />

Spruzit Neu ja 8 l 2 54 €/ha<br />

Bei hohen Tagestemperaturen und bei welken Beständen sollten die Behandlungen<br />

möglichst generell am späten Abend durchgeführt werden. Um eine möglichst vollständige<br />

Benetzung zu erreichen, sollten die biologischen Präparate mit einem feinerem<br />

Tropfenspektrum von 250-400 µm (z.B. Air Mix 110 04) und 500 l/ha Wasser ausgebracht<br />

werden. Auch biologische Insektizide unterliegen dem Pflanzenschutzgesetz.


Beim hoch selektiv wirkenden Novodor FC reichen 3 l/ha beim möglichst frühzeitigem<br />

Einsatz im Larvenstadium L1 oder auch noch L2 aus. <strong>Die</strong>se frühere Behandlung ist einer<br />

späteren mit dann 5 l/ha eindeutig vorzuziehen. Bei den größeren Larvenstadien<br />

nimmt die Wirkung stark ab. <strong>Die</strong> Ausbringung sollte bei Hitzeperioden am besten spät<br />

abends erfolgen (höchste Fraßaktivität, geringe UV-Strahlung). Das Bt-Protein wirkt über<br />

die Verdauungsorgane der Larven und führt kurze Zeit nach der Aufnahme zum<br />

Fraßstop und Absterben der Larven nach 4-6 Tagen. Warme wüchsige Witterung ist für<br />

den Erfolg günstig, weil bei starker Fraßtätigkeit viel Wirkstoff aufgenommen wird, wobei<br />

bei großer Hitze die Wirkungszeit auf 2 – 3 Tage reduziert wird. Das Mittel ist nicht regenfest.<br />

Wenn starker Befall vorliegt, kann nach 1-2 Wochen eine Folgebehandlung<br />

notwendig werden. Das Mittel ist bei unter 15° C mi nd. 1 Jahr lagerfähig.<br />

NeemAzal T/S dringt in die Blätter ein und der Wirkstoff wird teilsystemisch transportiert.<br />

Es sollte bei Hitzeperioden am späten Abend ausgebracht werden und wenn kein<br />

Tau zu erwarten ist, sollte die Wassermenge auf ca. 800 l/ha erhöht werden. Je länger<br />

die Blätter feucht sind, <strong>des</strong>to besser kann der Wirkstoff eindringen. Nach ca. 10 Std. ist<br />

das Mittel regenfest. <strong>Die</strong> Wirkungsdauer beträgt 4 bis 7 Tage. <strong>Die</strong> Einstellung der Fraßtätigkeit<br />

erfolgt wesentlich langsamer, bei etwas größeren Larven erst nach 3 - 4 Tagen<br />

bis nach Wochen. Der fraßhemmende Effekt hält lange an. Anschließend verkümmern<br />

die Larven, da die Häutungen nicht mehr erfolgen und die Käfer werden unfruchtbar.<br />

Auch wenn bei diesem Präparat bei größeren Larven der Wirkungsabfall etwas geringer<br />

ist, ist doch auch hier ein möglichst frühzeitiger Einsatz im L1- und L2-Stadium eindeutig<br />

zu bevorzugen. Nach Angaben <strong>des</strong> Vertreibers ist bei diesem Präparat häufiger als bei<br />

Novodor FC eine einmalige Behandlung ausreichend. <strong>Die</strong> Haltbarkeit beträgt 2 Jahre.<br />

Nach neuen mehrjährigen Feldversuchen der Biologischen Bun<strong>des</strong>anstalt (BBA) ist die<br />

Kombination der beiden Präparate am wirkungsvollsten. <strong>Die</strong> Tankmischung von NeemAzal<br />

T/S (2,5 l/ha) mit Novodor FC wird vom Vertreiber nicht empfohlen, weil damit<br />

der schnelle Fraßstopp durch Novodor FC die volle Aufnahme von NeemAzal T/S für<br />

eine ausreichend lange Wirkungsdauer behindert. Auch aus diesem Grunde wird die<br />

getrennte Ausbringung von NeemAzal T/S (2,5 l/ha) und der Einsatz von Novodor FC in<br />

vollen Aufwandmengen nach 5 Tagen empfohlen.<br />

Kombinationen reduzieren außerdem die Gefahr einer abnehmenden Sensibilität gegenüber<br />

Novodor FC, da bei diesem Präparat, im Gegensatz zu NeemAzal T/S, die Wirkung<br />

auf einem einzigen Wirkstoff beruht.<br />

Spruzit Neu als natürliches Pyretroid ist wegen erheblichen Resistenzproblemen hier<br />

nicht zu empfehlen. Zudem wirkt es nicht nützlingsschonend und widerspricht damit den<br />

ökologischen Grundprinzipien. Es ist <strong>des</strong>halb bei Bioland und dem Biokreis bei Kartoffeln<br />

nicht erlaubt und wird auch bei den anderen Verbänden hierfür nicht empfohlen.<br />

Hinzuweisen ist auch auf die neue Aufzeichnungspflicht für Pflanzenschutzmittel (Anwendungsdatum,<br />

Anwendungsgebiet mit Kultur und Schadorganismus, Fläche, Pflanuzenschutzmittel,<br />

Aufwandmenge und Name <strong>des</strong> Anwenders.<br />

Beratung und Vertrieb:<br />

BayWa-Lagerhäuser BIOFA (Bio-Farming-Systems)<br />

Rudolf-<strong>Die</strong>sel-Str. 2, 72525 Münsingen<br />

Telefon: 07381 9354-0 - FAX: 07381 9354-54<br />

E-mail: contact@biofa-farming.com<br />

Internet: www.biofa-farming.com<br />

(H:\DATEN\ALLE\BAEN\Ökolandbau\Pflanzen\Kartoffeln\Kartoffelkäfer.doc)

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