Arbeitshilfe Rwanda - PSG
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FRAUEN IN RWANDA<br />
Leben und Alltag in <strong>Rwanda</strong><br />
Es ist kein Zufall, dass die Analphabetenrate<br />
von Frauen mehr als 10 % höher liegt als die der<br />
Männer. Dies erschließt sich aus dem traditionellen<br />
Bild der Rolle der Frau in der Gesellschaft <strong>Rwanda</strong>s.<br />
Im traditionellen Rollenverständnis war die<br />
Frau, außer in Ausnahmefällen, ihrem Mann oder<br />
Vater unterstellt und durfte sich nicht in Anwesenheit<br />
von Männern zu Wort melden. Sie ging nicht in<br />
die Öffentlichkeit und ihre Stellung in Familie und<br />
Gesellschaft war und ist sehr stark von Traditionen<br />
geprägt. Zum Ansehen der Frau tragen vor allem<br />
ihre Kinder bei. Sie gelten als Segen, sind aber auch<br />
als <strong>Arbeitshilfe</strong> auf dem Feld und im Haushalt unverzichtbar.<br />
Zudem gelten sie als eine Art Altersvorsorge,<br />
denn in <strong>Rwanda</strong> gibt es keine zuverlässigen<br />
Rentenversicherungen oder Ähnliches und so ist<br />
der Rückhalt der Großfamilie das wichtigste soziale<br />
Netzwerk. Im Durchschnitt hat die rwandische<br />
Frau sechs Kinder. Für deren Erziehung, sowie für<br />
Arbeiten in Haus und Hof ist sie zuständig. Somit fällt<br />
die Hauptlast der Arbeit auf die Frau.<br />
Seit dem Völkermord 1994 hat sich jedoch einiges<br />
geändert. Der Genozid hinterließ hunderttausende<br />
Witwen und Waisen. Das führte dazu, dass sich<br />
die Rolle der Frau in der rwandischen Gesellschaft<br />
grundlegend geändert hat. Frauen mussten nun die<br />
Funktion des Familienoberhaupts übernehmen<br />
(da ihre Männer tot oder im Gefängnis waren). Das<br />
hat auch zwangsläufi g dazu geführt, dass sich ihre<br />
rechtliche Situation verbessert hat. Früher war es<br />
rwandischen Frauen weder erlaubt als Oberhaupt<br />
der Familie Entscheidungen zu treffen, noch im Falle<br />
des Todes ihres Ehemannes Hof oder Vermögen zu<br />
erben. Dadurch war die rwandische Frau fi nanziell<br />
immer abhängig von Männern und in ihren Rechten<br />
eingeschränkt. Dies wurde mittlerweile gesetzlich<br />
geändert und der Staat bemüht sich den Frauen<br />
gleiche Rechte einzuräumen. Durch diese fortschrittliche<br />
Gesetzgebung ist es <strong>Rwanda</strong><br />
gelungen mit knapp 50 % die weltweit<br />
höchsten Frauenvertretungsquote im<br />
Parlament zu erreichen.<br />
10<br />
TANZ, GESANG UND TROMMELN<br />
Das kulturelle Leben <strong>Rwanda</strong>s wird vor allem<br />
von Musik, Gesang, Tanz und Poesie geprägt.<br />
Tanzgruppen treten bei Familienfesten genauso auf<br />
wie bei offi ziellen Staatsempfängen, immer begleitet<br />
von Gesang, Klatschen, Trommeln und Schellen.<br />
Der Höhepunkt solcher Darbietungen endet meist<br />
mit dem berühmten Tanz der Krieger („Itore“).<br />
Professionelle Tanzgruppen, die auch bei offi ziellen<br />
Anlässen tanzen genießen großes Ansehen. Und auch<br />
in der modernen rwandischen Popmusik fi nden sich<br />
traditionelle Elemente wieder.<br />
Neben Tanz und Gesang sind die Rwanderinnen und<br />
Rwander vor allem auch berühmt für ihre Flechtarbeiten<br />
aus Sisal und getrockneten Bananenblättern.<br />
Solche Kunsthandwerksprodukte werden auch in<br />
den Projekten der AGR hergestellt und von den<br />
Frauen verkauft, um sich ihren Lebensunterhalt zu<br />
fi nanzieren.<br />
Die traditionelle Kleidung in <strong>Rwanda</strong> ist sehr<br />
bunt und farbenfroh mit großen Druckmotiven und<br />
Perlenschmuck. Die Frauen tragen dazu meist eine<br />
farblich passende Kopfbedeckung. Heutzutage wird<br />
diese traditionelle Kleidung mehr und mehr durch<br />
den „westlichen“ Kleidungsstil verdrängt. T-Shirt und<br />
Hosen werden vor allem zur Feldarbeit getragen.<br />
Das in Ehren gehaltene<br />
„Festtags-Outfi t“ ist meist weiterhin traditionell<br />
und wird nur bei festlichen<br />
Anlässen getragen. Dank der guten<br />
Bewegungsfreiheit steht einem Fest mit<br />
ausgiebigem Tanzen und Singen nichts<br />
mehr im Wege.