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Lebens- und Verkehrsader Europas - via donau

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Donau<br />

<strong>Lebens</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verkehrsader</strong> <strong>Europas</strong><br />

Flussbauliches Gesamtprojekt auf der Donau östlich von Wien


Die Donau ˛ Paneuropäischer Korridor<br />

Die Donau durchquert auf einer Länge von 2.888 Kilometern zehn Staaten <strong>und</strong><br />

umfasst einen Wirtschaftsraum, in dem r<strong>und</strong> 90 Millionen Menschen leben. Mit<br />

dem Main-Donau-Kanal <strong>und</strong> dem Rhein bildet der zweitgrößte Strom <strong>Europas</strong><br />

eine Verkehrsachse von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer.<br />

Die Donau verbindet Österreich mit zukünftigen wirtschaftlichen Wachstums-<br />

regionen in Südosteuropa, die im Zuge der europäischen Integration<br />

zunehmend an ökonomischer Bedeutung gewinnen. Die Europäische<br />

Union hat die strategische Bedeutung der Donau erkannt <strong>und</strong> sie 1997 als<br />

Paneuropäischen Korridor VII in die Verkehrsnetzplanungen der Gemeinschaft<br />

aufgenommen.<br />

Die Öffnung der Ostgrenzen hat im Donaukorridor zu stärkeren wirtschaftlichen<br />

Verflechtungen geführt. Die Intensivierung des Handels ist mit einer rasanten<br />

Steigerung des Verkehrsaufkommens verb<strong>und</strong>en. So hat der Güterverkehr im<br />

Donaukorridor von 1994 auf 2002 um 85 Prozent zugenommen. Den höchsten<br />

Anstieg verzeichnete die Straße mit einer Steigerung um 119 Prozent.


Im Zuge der mit 1. Mai 2004 erfolgten Erweiterung der EU sowie der für<br />

2007 geplanten Aufnahme weiterer Donauländer wird der Warenverkehr<br />

im Donauraum noch intensiver. Für die neuen EU-Mitgliedsstaaten <strong>und</strong><br />

Beitrittskandidaten Südosteuropas werden jährliche BIP-Wachstumsraten von<br />

3 bis 4 Prozent prognostiziert. Die Osterweiterung der Europäischen Union<br />

wird das Verkehrswachstum somit weiter beschleunigen.<br />

Forderungen der Schifffahrt <strong>und</strong> der Ökologie<br />

Die Wasserstraße Donau konnte, trotz der vorhandenen freien Kapazitäten, nur<br />

unterdurchschnittlich an den enormen Verkehrszuwächsen im Donaukorridor<br />

teilhaben. Ein entscheidender Gr<strong>und</strong> dafür sind die unzureichenden<br />

Fahrwasserverhältnisse auf den freien Fließstrecken der oberen Donau.<br />

Der Donauabschnitt zwischen Wien <strong>und</strong> der slowakischen Staatsgrenze stellt<br />

innerhalb Österreichs die bedeutendste Schwachstelle für eine leistungsfähige<br />

Ost-West-Transportachse dar. Zu geringe <strong>und</strong> im Jahresverlauf stark<br />

schwankende Fahrwassertiefen schränken die Schifffahrt in ihrer<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit stark ein. Das Risiko von Störfällen<br />

aufgr<strong>und</strong> von Niederwasser verb<strong>und</strong>en mit langen Wartezeiten, Leichterungen<br />

<strong>und</strong> der Inanspruchnahme von Ersatzverkehren reduziert das Marktpotenzial<br />

der Donauschifffahrt auf bestimmte Güter <strong>und</strong> Transportrelationen.<br />

Die Beseitigung dieses Engpasses ist daher ein wichtiger Bestandteil der<br />

österreichischen Verkehrspolitik <strong>und</strong> wurde 2002 als zentrale Maßnahme<br />

zur Förderung der Schifffahrt in den Generalverkehrsplan für Österreich<br />

aufgenommen.<br />

Die freie Fließstrecke östlich von Wien schafft nicht nur für die Schifffahrt<br />

Probleme. Die Strecke ist, beeinflußt durch eine Kette von Kraftwerken<br />

zwischen Regensburg <strong>und</strong> Wien, von einer kontinuierlichen Eintiefung der<br />

Flusssohle bis 3,5 cm pro Jahr gekennzeichnet. Daher kann immer weniger<br />

Wasser in die angrenzenden Augebiete des Nationalparks Donau-Auen<br />

ausströmen, wodurch die lokale Fauna <strong>und</strong> Flora <strong>und</strong> das ökologische<br />

Gleichgewicht gefährdet sind. Langfristig drohen die Auen auszutrocknen <strong>und</strong><br />

die Ufergebiete ihre Dynamik zu verlieren.<br />

Flussbauliches Gesamtprojekt<br />

In der Umsetzung des aktuellen Generalverkehrsplans für Österreich hat das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Innovation <strong>und</strong> Technologie gemeinsam mit<br />

der Wasserstraßendirektion das ’Flussbauliche Gesamtprojekt für die Donau<br />

östlich von Wien≈ ins Leben gerufen, um die nautischen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Verhältnisse auf diesem Donauabschnitt zu verbessern. Mit diesem Projekt wird<br />

ein wichtiger Beitrag für ein umwelt- <strong>und</strong> sozialverträgliches Verkehrssystem<br />

in Österreich gesetzt.<br />

Das ’Flussbauliche Gesamtprojekt≈ wurde als integratives Gesamtprojekt<br />

konzipiert: Es verbindet die Interessen der Schifffahrt <strong>und</strong> die technischen<br />

Möglichkeiten des Wasserbaus mit den ökologischen Bedürfnissen des<br />

Nationalparks Donau-Auen.


Methodik <strong>und</strong> Planungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

Im Rahmen des Vorverfahrens zur Umweltverträglichkeitserklärung wurden<br />

von einem interdisziplinären Leitungsausschuss ˛ mit namhaften Experten aus<br />

den Fachbereichen Wasserbau, Ökologie, Schifffahrt <strong>und</strong> Regionalwirtschaft ˛<br />

insgesamt elf Varianten für die Donaustrecke östlich von Wien analysiert.<br />

Die Untersuchungen bezogen sich auf<br />

w die Methoden der Sohlstabilisierung ˛ Optimierung des Ist-Zustands,<br />

Normalgeschiebezugabe, granulometrische Sohlverbesserung, d.h.<br />

die Zugabe von Grobkies,<br />

w die Fahrwassertiefen von 25 dm, 27 dm bzw. 32 dm <strong>und</strong><br />

w die Ausbauform ˛ Kombinationsvarianten von Regulierungsbau-<br />

werken <strong>und</strong> Stromsohlenanpassungen.<br />

Als Ergebnis wurden im April 2004 einvernehmlich acht Planungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

für das Einreichprojekt zur Umweltverträglichkeitserklärung festgelegt.<br />

Kernaussagen der erarbeiteten Gr<strong>und</strong>sätze sind:<br />

w Die granulometrische Sohlverbesserung, kurz Granulometrie, wird<br />

angewendet, um die Sohleintiefung zu stoppen. Dabei wird Grobkies mit<br />

einem Korndurchmesser von 4 bis 7 cm in die Flusssohle eingebracht. Im<br />

Sinne einer adaptiven Bauausführung werden zunächst Kolkstrecken, also<br />

tiefere Abschnitte, mit Granulometrie belegt, <strong>und</strong> die Auswirkungen auf<br />

die seichteren Bereiche beobachtet. Eine Belegung der übrigen Strecke<br />

erfolgt nur dann, wenn im Zuge des begleitenden Monitoring-Programms<br />

eine fortschreitende Sohleintiefung festgestellt wird.<br />

w Für den Planungsgr<strong>und</strong>satz Fahrwasserparameter wurde festgelegt, dass<br />

auf einer Fahrwasserbreite von 120 Metern eine Mindestfahrwassertiefe<br />

von 2,60 Metern bei Regulierungsniederwasser (RNW) zu errichten<br />

ist. Im zentralen Bereich der Schifffahrtsrinne ˛ auf einer Breite von<br />

100 Metern ˛ soll eine Fahrwassertiefe von 27 Dezimetern hergestellt<br />

werden. In Abschnitten mit granulometrischer Sohlverbesserung ist<br />

aufgr<strong>und</strong> der erhöhten Steinschlaggefahr für Schiffspropeller zusätzlich<br />

ein Dezimeter Sicherheitsabstand vorgesehen. Dieses maßgeschneiderte<br />

Übereinkommen verringert den Aufwand für Regulierungsbauwerke<br />

wie Buhnen <strong>und</strong> Leitwerke <strong>und</strong> minimiert die gewässerökologischen<br />

Beeinträchtigungen.<br />

w Die Verbesserung der Mindestfahrwassertiefe bei Regulierungs-<br />

niederwasser (RNW) erfolgt so weit wie möglich durch<br />

Stromsohlenanpassung, d.h. durch Baggerungen <strong>und</strong> flächigen<br />

Wiedereinbau des abgetragenen Materials in tieferen Bereichen. Dadurch<br />

bleibt die natürliche Dynamik der Flusssohle erhalten.<br />

w Die Konzeption von Regulierungsbauwerken wie Buhnen <strong>und</strong> Leitwerke<br />

erfolgt unter Berücksichtigung der hydraulischen, morphologischen <strong>und</strong><br />

ökologischen Kriterien.<br />

w Die Potenziale für ökologische Begleitmaßnahmen wie Uferrückbauten<br />

<strong>und</strong> Gewässervernetzungen werden weitestgehend genutzt, um die<br />

Auenlandschaft des Nationalparks Donau-Auen nachhaltig zu sichern.


Von den Planungsgr<strong>und</strong>sätzen zur<br />

Umweltverträglichkeitserklärung<br />

Auf Basis der festgelegten Planungsgr<strong>und</strong>sätze wird ein detailliertes<br />

Einreichprojekt zur Umweltverträglichkeitserklärung ausgearbeitet.<br />

Die Zusammenarbeit von Experten aus Wasserbau, Ökologie, Schifffahrt<br />

<strong>und</strong> Regionalwirtschaft wird dabei fortgesetzt. Parallel zur Erstellung<br />

des Einreichprojekts werden insbesondere die Auswirkungen der<br />

granulometrischen Sohlstabilisierung, des Uferrückbaus mit begleitender<br />

Gewässervernetzung <strong>und</strong> neuer Formen des ökologischen Buhnenbaus<br />

anhand von Modell- <strong>und</strong> Naturversuchen getestet. Darüber hinaus ist ein<br />

begleitendes ökologisches, gewässermorphologisches <strong>und</strong> hydrologisches<br />

Monitoring- <strong>und</strong> Beweissicherungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem<br />

Nationalpark Donau-Auen <strong>und</strong> Ökologieexperten vorgesehen.<br />

Die Umweltverträglichkeitserklärung soll bis Mitte 2005, die daran<br />

anschließende Umweltverträglichkeitsprüfung bis spätestens Sommer 2006<br />

abgeschlossen sein. Mit einer Umsetzung der geplanten Maßnahmen ist bis<br />

2010 zu rechnen.<br />

Die Einbringung des Materials zur Sohlstabilisierung wird mittels spezieller<br />

Schiffe ˛ so genannter Klappschuten ˛ erfolgen. Ein Baustellenbetrieb im<br />

herkömmlichen Sinne entfällt somit.<br />

Engpässe auf der Donau


Effekte des Flussbaulichen Gesamtprojekts<br />

Die Umsetzung des flussbaulichen Projektes östlich von Wien ist für die<br />

Schifffahrt, den Nationalpark Donau-Auen <strong>und</strong> die österreichische Wirtschaft<br />

von großer Bedeutung. Allerdings sind die geplanten positiven Effekte nur<br />

in vollem Umfang zu erwarten, wenn auch die strategischen <strong>und</strong> lokalen<br />

Engpässe der benachbarten Donauländer beseitigt werden.<br />

Nutzen für die Schifffahrt <strong>und</strong> die österreichische Wirtschaft:<br />

• Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt <strong>und</strong> Steigerung<br />

des Verkehrsaufkommens auf der Donau von derzeit 12 Mio. t pro<br />

Jahr auf bis zu 30 Mio. t im Jahr 2015 durch Verbesserung der<br />

Fahrwasserverhältnisse gemeinsam mit Maßnahmen im Bereich der<br />

Logistik <strong>und</strong> Telematik<br />

• Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Donau mit einer möglichen<br />

Einsparung von bis zu 1 Mio. LKW-Fahrten im Donaukorridor pro<br />

Jahr<br />

• Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Vermeidung von ca. 120<br />

LKW-Unfällen pro Jahr <strong>und</strong> somit jährlich ca. 10 Toten <strong>und</strong> 60<br />

Schwerverletzten<br />

• Reduktion von Emissionen, Lärm, Schadstoffen <strong>und</strong> Flächenverbrauch<br />

- z.B. Vermeidung von ca. 150.000 t CO 2 pro Jahr in Österreich als<br />

effektiver Beitrag zum Kyoto-Ziel<br />

• Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft durch<br />

mögliches Einsparungspotenzial an Transportkosten von jährlich bis<br />

zu 30 Mio. €<br />

Nutzen für den Nationalpark Donau-Auen:<br />

• Gewässervernetzung durch Aktivierung der Alt- <strong>und</strong> Nebenarme zur<br />

Verbesserung der hydrologischen Vernetzung <strong>und</strong> Erhöhung der<br />

Durchflussfrequenz<br />

• Entfernung von Steinsicherungen in bestimmten Uferbereichen<br />

zur Verbesserung der Überflutungsdynamik <strong>und</strong> Erhöhung<br />

der Sedimentumlagerungen <strong>und</strong> somit zur Dynamisierung des<br />

Nationalparks Donau-Auen<br />

• Stabilisierung der Gr<strong>und</strong>wasserverhältnisse zur Verbesserung des<br />

Wasserhaushalts <strong>und</strong> Eindämmung der Austrocknungstendenzen<br />

• Nachhaltige Sicherung der lokalen Fauna <strong>und</strong> Flora


Europäisches Vorzeigeprojekt<br />

Die Förderung der Binnenschifffahrtsachse Rhein-Main-Donau zählt zu den<br />

30 prioritären Vorhaben im Rahmen der Revision der Transeuropäischen<br />

Netze (TEN), die im April 2004 vom Europäischen Parlament verabschiedet<br />

wurden. Die Einstufung als prioritäres TEN-Projekt bedeutet eine maßgebliche<br />

Förderung der mit ca. 20 Mio. € veranschlagten Planungsarbeiten <strong>und</strong> des<br />

Pilotversuchs im Ausmaß von 50 Prozent. Die Baumaßnahmen in Höhe von ca.<br />

150 Mio. € können von der EU bis zu 20 Prozent gefördert werden.<br />

Der im ’Flussbaulichen Gesamtprojekt≈ gewählte interdisziplinäre <strong>und</strong><br />

integrative Lösungsansatz, mit Verknüpfung von wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

ökologischen Interessen, hat Vorzeigecharakter für weitere Vorhaben zur<br />

Beseitigung von infrastrukturellen Engpässen in den Donauländern.<br />

Projektgebiet


Kontakt<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Innovation <strong>und</strong> Technologie (bmvit)<br />

Dr. Leo Grill<br />

Radetzkystraße 2<br />

A-1030 Wien<br />

Tel.: +43 1 711 62 5960<br />

E-Mail: leo.grill@bmvit.gv.at<br />

<strong>via</strong> <strong>donau</strong> ˛ Entwicklungsgesellschaft mbH für Telematik <strong>und</strong> Donauschifffahrt<br />

Mag. Christian Schramm<br />

Donau-City-Straße 1<br />

A-1220 Wien<br />

Tel.: +43 1 595 48 96 16<br />

E-Mail: schramm@<strong>via</strong>-<strong>donau</strong>.org<br />

www.<strong>donau</strong>.bmvit.gv.at<br />

Impressum<br />

Fotos & Grafiken: <strong>via</strong> <strong>donau</strong>, Text <strong>und</strong> Design: <strong>via</strong> <strong>donau</strong><br />

Herausgeber: <strong>via</strong> <strong>donau</strong> im Auftrag des bmvit, Juni 2004<br />

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