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Stimme: Das Geheimnis von Charisma

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Schnellübersicht<br />

Was erwartet Sie in diesem Buch? . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1 Die Spiegelneuronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Die Wichtigkeit <strong>von</strong> sinnhaftem<br />

2 Stimmausdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3 Der Eigenton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Die vier Grundkategorien menschlicher<br />

4 Kommunikation (Typologie) . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

5 Die drei rhetorischen Stimmfilter . . . . . . . . . . 49<br />

6<br />

Keywords, Betonungsregeln<br />

und Interpunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

7 Sinnhaftigkeit durch Kolorite . . . . . . . . . . . . . 67<br />

8 Die 20 wichtigsten Emotionen . . . . . . . . . . . . 73<br />

Wichtige Kernbegriffe schnell nachschlagen . . . . . .192


Was erwartet Sie in diesem Buch?<br />

Nach der Veröffentlichung unseres Buches „<strong>Stimme</strong>: Instrument des<br />

Erfolgs“, das sich erfreulicherweise mit großem Erfolg verkauft (bereits<br />

in der 8. Auflage), wurden immer mehr <strong>Stimme</strong>n <strong>von</strong> Lesern<br />

und Seminarteilnehmern laut, die nach einer Vertiefung und Fortsetzung<br />

verlangten. Speziell wurde der Wunsch nach Ausbau, Vertiefung<br />

und mehr Übungen zum Themenkomplex lebendiges, ausdrucksstarkes<br />

und dadurch überzeugendes Sprechen geäußert.<br />

Ausdruck und Lebendigkeit vertiefen<br />

Tausende <strong>von</strong> Seminarteilnehmern, die wir seit Erscheinen unseres<br />

ersten Stimmbuches begleiten durften, haben uns gezeigt, wie wir<br />

bei unseren Teilnehmern ausdrucksstarkes Sprechen optimal aufbauen<br />

und/oder fördern und verbessern können. Dieses Wissen wollen<br />

wir Ihnen nun weitergeben.<br />

„<strong>Stimme</strong>: Instrument des Erfolgs“ (ISBN 978-3-8029-3409) wurde<br />

vom Hamburger Abendblatt zu einem der zehn besten Trainingsbücher<br />

gewählt. <strong>Das</strong> freut uns natürlich sehr, stellt aber gleichzeitig<br />

eine Verpflichtung an uns und an dieses Nachfolgebuch dar. Deswegen<br />

haben wir uns viel Mühe gegeben in diesem Buch aufzuzeigen,<br />

wie wichtig sinnhaftes, lebendiges Sprechen für alle denkbaren Situationen<br />

und Kontexte ist – sei es die private Unterhaltung mit dem<br />

Partner, dem Onkel, einem Freund oder die berufliche Kommunikation<br />

in Meetings, Besprechungen, Kundengesprächen und bei Vorträgen.<br />

Klarheit und Verständnis erzeugen<br />

Die Bedeutung oder Botschaft einer Kommunikation ist nicht, was<br />

gesagt wurde, sondern was der Empfänger verstanden hat. Ausschlaggebend<br />

für ein erfolgreiches Gespräch oder eine Rede ist die<br />

Zahl der klaren und verständlichen Signale und Informationen, die<br />

Sie dabei an Ihren Gesprächspartner senden. Um die Rate des Verstehens<br />

möglichst erfolgreich, das heißt so hoch wie möglich zu gestalten,<br />

ist es wichtig, „den richtigen Ton“ zu treffen.<br />

Wichtig: Der richtige Ton, die richtige Stimmvariation, ist <strong>von</strong> Gefühl<br />

zu Gefühl und <strong>von</strong> Bedeutung zu Bedeutung teilweise sehr unterschiedlich!<br />

Die kleine nachfolgende Übung zeigt das eindurcksvoll.<br />

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Was erwartet Sie in diesem Buch?<br />

Der richtige Ton – Übung:<br />

Sagen Sie mit ganz leiser und hoher <strong>Stimme</strong>: „Ich will das nicht<br />

mehr!“<br />

Spüren Sie einmal, was so die tatsächliche Botschaft Ihres Satzes<br />

ist. Wirkt er schüchtern, unsicher, wenig überzeugend, vielleicht<br />

sogar hilfl os? – Wahrscheinlich!<br />

Wenn das die Bedeutung des Satzes ist, die Sie übermitteln wollten,<br />

haben Sie „den richtigen Ton“ in dieser Situation getroffen.<br />

Wenn nicht, ist die beim Empfänger ankommende Botschaft<br />

eine andere, als Sie intendiert haben. <strong>Das</strong>, was Sie gemeint haben,<br />

ist also nicht verstanden worden.<br />

Sprechen Sie den gleichen Satz: „Ich will das nicht mehr!“ jetzt<br />

einmal tief und laut aus. Keine Hemmungen, gehen Sie aus sich<br />

raus!<br />

Wie wirkt der Satz jetzt, was ist seine Botschaft mit dieser Stimmtonalität?<br />

Wirkt er durchsetzungsfähiger, überzeugender? Und<br />

ist das die Botschaft, die Sie übermitteln wollen? Dann haben Sie<br />

diesmal „den richtigen Ton“ getroffen.<br />

Meinen, was Sie sagen<br />

Wir wollen Ihnen zeigen, wie Sie ganz automatisch die vielfältigen<br />

„richtigen Töne“ aus dem Bauch heraus treffen und diese zusammen<br />

mit Ihrer Mimik und dem ganzen Körper Ihrem Gegenüber vermitteln<br />

und dieser versteht, was Sie ihm wirklich sagen wollen.<br />

Ihr Ziel sollte es sein, beim Gesprächspartner das Gefühl zu erwecken,<br />

dass Sie „meinen, was Sie sagen“. <strong>Das</strong> erzeugt Vertrauen, Klarheit<br />

und stellt eine perfekte Basis für jede Art der Kommunikation<br />

dar.<br />

Die Spiegelneuronen grüßen<br />

Wenn Sie mit Ihrer <strong>Stimme</strong> klare, gut nachvollziehbare Signale übermitteln<br />

und so den Eindruck erwecken, das zu „meinen, was Sie sagen“,<br />

kommunizieren Sie auch gehirngerecht. Dafür sorgen unzählige<br />

kleine Zellen in unserem Gehirn, die sogenannten Spiegelneuronen.<br />

Da diese Neuronen wissenschaftlich erklären und belegen, wie<br />

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Was erwartet Sie in diesem Buch?<br />

wichtig eine ausdrucksstarke, lebendige <strong>Stimme</strong> ist, haben wir ihnen<br />

ein eigenes Kapitel gewidmet. Ein sehr spannendes Thema, denn es<br />

veranschaulicht, was bei einer Kommunikation wirklich passiert, das<br />

heißt, wie unser Gehirn Kommunikation verarbeitet und bewertet.<br />

<strong>Stimme</strong> und Typologie<br />

In einem weiteren Kapitel wenden wir uns den vier Grundkategorien<br />

menschlichen Verhaltens zu, wie sie aus der Typologie (Insights,<br />

MBTI, DISG) heraus zuverlässig beschrieben werden. Wir zeigen Ihnen<br />

die jeweils typischen Stimmmuster auf und geben Ihnen damit<br />

die Möglichkeit, Ihr Gegenüber besser einschätzen beziehungsweise<br />

„erhören“ zu können, um künftig mit stimmlicher Flexibilität für<br />

den jeweiligen Kommunikationstypen den „richtigen Ton“ zu treffen.<br />

Damit nutzen Sie Ihre <strong>Stimme</strong> optimal, um in die Welt Ihres Gegenübers<br />

zu kommunizieren, und dieser versteht, was Sie meinen.<br />

Auf diese Weise führen Sie ein erfolgreiches Gespräch, denn Sie sind<br />

gut „hörbar“ und dank Beteiligung Ihrer Körpersprache und Mimik<br />

auch gut „lesbar“. Nichts verhindert eine erfolgreiche Kommunikation<br />

mehr, als wenn sich Gesprächspartner nicht „lesen“ beziehungsweise<br />

einschätzen können.<br />

Flach und ausdruckslos<br />

Wie geht es Ihnen, wenn jemand in monotoner, unbeteiligter <strong>Stimme</strong><br />

wichtige Sachen mit Ihnen bespricht – vielleicht Ihr Bankberater, Ihr<br />

Arzt oder Ihr Vorgesetzter? Die allermeisten werden verunsichert,<br />

vermuten, dass irgendetwas nicht stimmt, ziehen sich zurück und gehen<br />

auf Distanz. Diese Reaktion verspürt auch der Gesprächspartner<br />

und zieht sich ebenfalls zurück. <strong>Das</strong> Gespräch entgleitet immer mehr<br />

und letztlich gehen beide unzufrieden auseinander – und das nur<br />

aufgrund einer monotonen, flachen und ausdruckslosen <strong>Stimme</strong>.<br />

Oft wissen die Gesprächspartner nicht einmal, dass sie sich angewöhnt<br />

haben, ausdruckslos zu sprechen. Sie erleben nur, dass sie sich<br />

bei Gesprächen unwohl fühlen, nicht richtig verstanden werden, sich<br />

nicht durchsetzen können oder erst gar nicht zu Wort kommen.<br />

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Was erwartet Sie in diesem Buch?<br />

Keywordchart und Eigenton<br />

Im Kapitel über das Keywordchart stellen wir Ihnen vor, mit welchen<br />

Stimmvariationen Sie welchen Sinn im Deutschen übermitteln:<br />

Welche vielfältigen Stimmvariationen gibt es überhaupt?<br />

Was bedeutet es eigentlich, wenn ich etwas lauter oder höher<br />

oder schneller sage?<br />

Welchen Sinn entnimmt mein Zuhörer diesen Stimmbewegungen?<br />

Wieso kommunizieren so viele Menschen sowohl privat als auch<br />

beruflich viel zu ausdruckslos und flach?<br />

Als Zuhörer lieben wir die ausdrucksstarke und sinnhafte Sprache,<br />

denn dadurch erschließt sich uns die eigentliche Bedeutung des Gesagten,<br />

das heißt, wir wissen, woran wir sind und das gibt uns Sicherheit.<br />

Doch als Sender oder Sprecher produzieren wir dies zumeist zu<br />

wenig. Die Ursachen und Hintergründe dieses Verhaltens, dessen Ursprung<br />

in unserer Erziehung liegt, beleuchten wir in den Kapiteln<br />

„Keywordchart“ und „Eigenton“.<br />

Dem Eigenton, der unerlässliche Basis der Stimmbewegungen sowie<br />

Motor für eine wohlklingende, gesunde und belastbare <strong>Stimme</strong> zugleich<br />

ist, wenden wir uns noch einmal intensiv zu.<br />

<strong>Charisma</strong>tisch wirken<br />

Wenn Sie auf der Suche nach mehr <strong>Charisma</strong> sind, halten Sie das richtige<br />

Buch in Händen, denn das sinnhafte Sprechen, sowohl mit der<br />

<strong>Stimme</strong> als auch mit dem Körper ist es, was eine charismatische Person<br />

ausmacht.<br />

Der Psychologe und <strong>Charisma</strong>-Forscher Ronald Riggio, Professor am<br />

kalifornischen Claremont McKenna College, resümiert seine Forschungsarbeit<br />

folgendermaßen: „<strong>Charisma</strong> und charismatische Menschen<br />

zeichnen sich vor allem durch eine hohe emotionale Ausdrucksfähigkeit<br />

aus.“ – Genau darum geht es in diesem Buch.<br />

Die Audio-CDs zum Buch<br />

Auch dieses Buch wird <strong>von</strong> einem Audio-Training auf zwei CDs begleitet,<br />

eine CD für männliche <strong>Stimme</strong>n, eine andere CD für weibliche.<br />

<strong>Das</strong> Imitationslernen wird so vereinfacht, denn Sie nutzen Ihre<br />

Spiegelneuronen optimal (siehe Kapitel 1).<br />

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Was erwartet Sie in diesem Buch?<br />

Katja Dyckhoff und Thomas Westerhausen haben auf den CDs ganze<br />

Texte und einzelne Sätze für die zwanzig wichtigsten Emotionen<br />

zum Üben vorgesprochen. So können Sie hervorragend die verschiedenen<br />

Ausdrucksformen durch Nachsprechen lernen – im Auto, zu<br />

Hause, mittels iPhone wie – immer Sie Ihre persönlichen Coaches bei<br />

sich haben wollen.<br />

Da es für Frauen einfacher ist, mit einer weiblichen „Vor-<strong>Stimme</strong>“<br />

und für Männer mit einem männlichen „Vorsprecher“ zu üben, finden<br />

sich auf beiden CDs identische Texte, nur der/die Sprecher/in unterscheidet<br />

sich.<br />

Durch möglichst intensives Üben mit der CD entwickeln sich schnell<br />

sogenannte Automatismen, das heißt Ihr Gehirn merkt sich die vielfältigen<br />

lebendigen Muster und weitet sie automatisch auf Ihren ganzen<br />

Stimmgebrauch in allen Lebenssituationen aus. So werden Sie recht<br />

bald erste kleine Erfolge erfahren, die sich bei weiterem Üben zunehmend<br />

festigen. Schon bald werden Sie Ihrem Ziel, ein lebendiger und<br />

charismatischer Kommunikator zu sein, deutlich näher kommen.<br />

Ein Tipp noch: Seien Sie beim Üben mit und ohne die CD hemmungslos,<br />

denn wenn Sie beim Üben scheu, schüchtern und verhalten vorgehen,<br />

verändern Sie die Bedeutung des Gesagten und üben falsche<br />

Bedeutungen ein. Tun Sie nicht so als ob, sondern tun Sie es wirklich.<br />

Eine gute <strong>Stimme</strong>, gelungene Kommunikation und erfolgreiche Gespräche<br />

haben wenig mit „sich verstecken“ zu tun. Schüchternheit<br />

ist nicht der Weg zu <strong>Charisma</strong>!<br />

Gehen Sie aus vollem Herzen mit, wenn es um leise und laute Töne<br />

geht! So werden Sie den höchsten Nutzen aus diesem Trainingsprogramm<br />

ziehen. Und dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg!<br />

Katja Dyckhoff und Thomas Westerhausen<br />

Kommunikation, Selbstmanagement, Verhaltenstraining offene Seminare und<br />

Inhouse-Schulungen<br />

Aktuelle Informationen über:<br />

Power Research Seminare<br />

Dyckhoff/Westerhausen GbR<br />

Heidebergenstraße 21<br />

D-53229 Bonn<br />

Fon: 02 28/9 48 04 99<br />

Fax: 02 28/48 18 31<br />

E-Mail: info@power-research-seminare.com<br />

www.power-research-seminare.com<br />

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Bedeutung und Historie<br />

Was sind Spiegelneuronen?<br />

Spiegelneuronen sind Gehirnzellen, die sowohl beim Beobachten<br />

<strong>von</strong> Handlungen als auch bei der eigenen Durchführung dieser<br />

Handlungen aktiv werden.<br />

Spiegelneuronen erschließen uns die Bedeutung, den emotionalen<br />

Gehalt einer stimmlichen oder körpersprachlichen Handlung.<br />

Spiegelneuronen wurden Mitte der neunziger Jahre <strong>von</strong> den Professoren<br />

Vittorio Gallese und Giacomo Rizzolatti (Chef des Physiologischen<br />

Instituts der Universität Parma) mehr oder minder zufällig entdeckt.<br />

Bei Hirnuntersuchungen mit Schweinsaffen (Makaken) stellten<br />

sie fest, dass Nervenzellen im Stirnhirn der Affen nicht nur in Erregung<br />

gerieten, wenn sie selbst bestimmte Tätigkeiten ausführten.<br />

Die gleichen Nervenzellen feuerten ihre Signale auch dann, wenn<br />

die Affen den Versuchsleiter bei der Ausführung der gleichen Tätigkeiten<br />

beobachteten. Diese Zellen wurden angeregt sowohl wenn<br />

der Affe nach einer Nuss griff, als auch wenn der Versuchsleiter eine<br />

Greifbewegung nach der Nuss ausführte.<br />

Nach weiteren Experimenten stand fest: Die Tiere konnten sogar die<br />

Absichten des Versuchsleiters erahnen, sie wussten, welche Bewegungen<br />

er mit welchem Gegenstand ausführen würde. Selbst Geräusche<br />

reichten aus, um typische Bewegungen zuzuordnen: Ganz<br />

gleich, ob die Affen Nüsse selbst knackten oder nur das spezifische<br />

Knirschen einer brechenden Nuss hörten – das Aktivitätsniveau der<br />

Neuronen war in allen Fällen ähnlich hoch.<br />

Auch beim Menschen wurde aufgrund der neusten Ergebnisse aus der<br />

funktionellen Bildgebung die Existenz <strong>von</strong> Spiegelneuronen bewiesen.<br />

Die ersten Hinweise auf die Existenz solcher Zellen beim Menschen fanden<br />

sich im sogenannten Broca-Zentrum (Sprechzentrum im Hirn, das<br />

auch für die Gestik verantwortlich zeichnet); inzwischen wurde diese<br />

besondere Art <strong>von</strong> Nervenzellen an verschiedenen Stellen festgestellt.<br />

Die Wissenschaft geht mittlerweile <strong>von</strong> einem komplexen Spiegelneuronensystem<br />

aus, das sich im menschlichen Gehirn befindet.<br />

Zwar sind Bedeutung und Funktion der Spiegelneuronen noch nicht<br />

eindeutig geklärt, doch wissen die Forscher, dass diese Zellen wesentlich<br />

komplexer arbeiten als jene, die ausschließlich für das Sehen oder<br />

Hören zuständig sind. Spiegelneuronen steuern Wahrnehmung und<br />

Ausführung <strong>von</strong> Bewegungen; sie verknüpfen ganz offensichtlich Beobachtungen<br />

oder Geräusche mit der eigentlichen Durchführung<br />

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Spiegelneuronen und beigefügte CDs<br />

<strong>von</strong> Aktionen. Sie spielen eine große Rolle beim Verstehen und damit<br />

auch beim Erlernen <strong>von</strong> Bewegungsabläufen und Ausdrucksmustern.<br />

Spiegelneuronen und <strong>Stimme</strong><br />

Wenn Menschen miteinander in Kontakt treten, passt sich ihre verbale<br />

und nonverbale Kommunikation aufgrund der Spiegelneuronen meist<br />

unbewusst aneinander an: Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Rhythmik<br />

und Tonlage. Je authentischer der Kontakt ist, desto stärker ist die<br />

Anpassung an das Gegenüber, in der Psychologie und der Lehre des<br />

Neuro Linguistischen Programmierens (NLP) Rapport genannt. Man<br />

spricht hier <strong>von</strong> einem Zustand verbaler und non-verbaler Bezogenheit<br />

<strong>von</strong> Menschen aufeinander. Haben Menschen miteinander Rapport,<br />

neigen sie dazu, sich positiver zu bewerten, sich eher zu vertrauen.<br />

<strong>Das</strong> Feuern der Spiegelneuronen verursacht das Phänomen, dass die<br />

Stimmparameter (zum Beispiel Lautstärke, Tonhöhe etc.) des Sprechers<br />

beim Hörer innerlich dieselben Stimmparameter hervorrufen.<br />

Ist zum Beispiel authentische Freude in der <strong>Stimme</strong> eines Sprechers,<br />

entsteht auch authentische Freude im Gemüt des Hörers. Spricht jemand<br />

mit wenig Betonungen, nuschelt in sich hinein, ist unsicher<br />

oder kommuniziert mit einem Pokerface (das heißt, ein emotionsloses<br />

Gesicht beziehungsweise eine demonstrative Emotionslosigkeit),<br />

sendet das Gehirn des Zuhörers Stressbotenstoffe aus.<br />

Durch den zu schwachen Ausdruck in der Kommunikation werden<br />

zu wenig Spiegelneuronen aktiviert. Auf diese Weise wird das Gesagte<br />

nicht einschätzbar, der Zuhörer fühlt sich unwohl, wird unsicher<br />

oder skeptisch und zieht sich innerlich zurück. Die Kommunikation<br />

ist zum Scheitern verurteilt.<br />

Lernen Sie deshalb sinnhaft, ausdrucksstark und authentisch in die<br />

Welt des anderen zu kommunizieren, egal um welche Emotion es sich<br />

handelt: Freude, Begeisterung, Aggression, Nachdenklichkeit, Vertrauen<br />

etc. Für alle diese Emotionen hat der Zuhörer Spiegelneuronen<br />

ausgebildet, das bedeutet, er kann damit in Resonanz gehen. Ein guter<br />

Sprecher sollte seine Betonungen deshalb so gestalten, dass der<br />

Hörer das Gesagte und Gefühlte lesen und einschätzen kann. Auf<br />

diese Weise fühlt er sich sicher und ist offen für das Gespräch.<br />

Spiegelneuronen und beigefügte CDs<br />

Einige Forscher gehen so weit, dass sie das Entstehen <strong>von</strong> Sprache<br />

und menschlicher Kultur auf Spiegelneuronen zurückführen. In diesem<br />

Sinne dienen die beigefügten CDs dazu, Ihre Spiegelneuronen zu<br />

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Die Spiegelneuronen<br />

aktivieren, um die emotionalen Stimmmuster (<strong>von</strong> Freude, Begeisterung<br />

bis hin zu Nachdenklichkeit oder Vertrauen – siehe Keyword-<br />

Platzierung) zu kopieren und zu internalisieren. Wenn Sie die verschiedenen<br />

Emotionen genügend häufig gehört haben, werden Sie<br />

in der Lage sein, diese selbst authentisch zu produzieren.<br />

Spiegelung und Resonanz ermöglichen intuitiv aufeinander abgestimmtes<br />

Verhalten in Bezug auf das Erlernen <strong>von</strong> sinnhaften Betonungen.<br />

<strong>Das</strong> ist der Sinn und Zweck dieses Buches und der CDs. Des<br />

Weiteren ermöglichen sie soziale Bindungen und Zusammenhalt.<br />

Spiegelneuronen sind ein Speicher <strong>von</strong> Wissensbeständen, denn sie<br />

geben Informationen <strong>von</strong> Mensch zu Mensch und <strong>von</strong> Generation zu<br />

Generation weiter.<br />

Nutzen Sie deshalb die CDs umfangreich und hören Sie die einzelnen<br />

Texte immer wieder! Natürlich ist es zunächst auch wichtig und hilfreich,<br />

die rationalen Erläuterungen, Tipps und Tricks zum sinnhaften<br />

Betonen zu erlernen. Diese sind jedoch rein rational. <strong>Das</strong> heißt, es<br />

könnte sein, dass Sie zunächst etwas zu mechanistisch und ungelenk betonen,<br />

da Sie noch bewusst darüber nachdenken. <strong>Das</strong> wiederholte Hören<br />

der CDs und Ihre Intuition werden Ihnen jedoch schließlich helfen,<br />

die Texte authentisch nachzusprechen und vor allem das Gelernte in Ihren<br />

Alltag zu transformieren. Auf diese Weise werden Sie dann bald<br />

sinnhaft und authentisch sprechen und betonen, egal ob gelesen oder<br />

spontan gesprochen. Und das Ganze, ohne darüber nachzudenken!<br />

Entwicklungspsychologie des Menschen<br />

Spiegelneuronen werden früh aktiv: Kleinkinder imitieren oft Mimik,<br />

Laute oder Gestik ihres Gegenübers. Blinzeln, Grimassen schneiden,<br />

Zunge herausstrecken – das Gesicht und die <strong>Stimme</strong> <strong>von</strong> Vater oder<br />

Mutter sind wie ein Spiegel für die Verhaltensweise des Kindes. Dieses<br />

System, das die Forscher Resonanzverhalten nennen und das auf der<br />

Aktivierung <strong>von</strong> Nervenzellen beruht, ist bei jedem Menschen verankert:<br />

Kratzt der Chef sich während einer Besprechung am Kopf oder<br />

verschränkt die Arme, führen einige Angestellte die gleiche Bewegung<br />

wenig später ebenfalls aus. Dies geschieht natürlich unbewusst<br />

und wird <strong>von</strong> manchen möglicherweise unterdrückt, sobald sie es bemerken.<br />

Aber grundsätzlich kennen wir alle dieses Resonanzverhalten<br />

– warum sonst wirkt etwa Gähnen oder Lachen so ansteckend?<br />

Auch beim Erlernen <strong>von</strong> Fertigkeiten sind die Spiegelneuronen <strong>von</strong><br />

großer Bedeutung: So steigen manche Kinder aufs Rad und fahren<br />

los, ohne es jemals geübt zu haben. Sie haben ihren Altersgenossen<br />

ganz einfach nur zugesehen und dabei mental durch die Spiegel-<br />

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Spiegelneuronen – die neurophysiologische Erklärung …<br />

neuronen gelernt, wie man Rad fährt. Diese Funktion bleibt auch im<br />

Erwachsenenalter erhalten: Golfspieler etwa stellen sich ihren nächsten<br />

Schlag intensiv vor. Auch das hilft, motorische Fähigkeiten zu erlangen<br />

oder zu verbessern.<br />

Genauso verhält es sich mit dem Thema <strong>Stimme</strong>. Natürlich gibt es<br />

wie in allen Bereichen des Lebens Naturtalente, doch viel leichter ist<br />

es, emotional und sinnhaft zu betonen, wenn wir ein Vorbild haben,<br />

das es uns vormacht.<br />

Spiegelneuronen – die neurophysiologische Erklärung<br />

für Intuition und das Erlernen <strong>von</strong> emotionalem<br />

Sprechen?<br />

Nach Bauer (2006) sind Intuition, Empathie und emotionale Intelligenz<br />

durch die Spiegelneuronen beschreibbar, da sie das Einschwingen<br />

auf den emotionalen und körperlichen Zustand eines Menschen<br />

ermöglichen. Insofern können sie die neurophysiologische Erklärung<br />

für Intuition sein.<br />

Jeder Mensch verfügt durch Beobachtung anderer Menschen über<br />

ein intuitives Wissen über den weiteren Verlauf <strong>von</strong> Ereignissen. Gerade<br />

in Gefahrensituationen ist es überlebenswichtig, intuitiv zu<br />

spüren, was zu erwarten ist. In diesem Sinne kann man das Gehirn<br />

als Schnellerkennungssystem sehen, das aus körperlichen und stimmlichen<br />

Bewegungen anderer Menschen intuitiv richtige Schlüsse ziehen<br />

kann. Der Mensch ist in der Lage, nur anhand <strong>von</strong> wenigen Signalen<br />

einer beobachteten Person zu erkennen, was sie gerade macht<br />

oder beabsichtigt zu tun.<br />

Der Mensch ist geradezu darauf angewiesen, sich durch Beobachtung<br />

ein intuitives Wissen über den Verlauf <strong>von</strong> Ereignissen zu verschaffen.<br />

In der neurobiologischen Fachsprache spricht man <strong>von</strong><br />

„joint attention“ (Bauer), wenn es um die kontinuierliche zwischenmenschliche<br />

Aufmerksamkeit geht. Bei ihren Interaktionen imitieren<br />

und reproduzieren Menschen unbewusst über die Spiegelneuronen<br />

Verhaltensweisen und Gefühle anderer. Die <strong>Stimme</strong> des Gegenübers<br />

wird unbewusst imitiert. Dies ist übrigens der Grund, warum wir<br />

manchmal Schwierigkeiten haben, die <strong>Stimme</strong> <strong>von</strong> Mutter und Tochter<br />

oder Vater und Sohn zu unterscheiden. Auch Dialekte oder andere<br />

besondere Sprachmuster werden auf diese Weise übertragen.<br />

Die Region der Spiegelneuronen arbeitet spontan und unabhängig<br />

vom rationalen Verstand. Bauer spricht <strong>von</strong> einem gemeinsamen zwischenmenschlichen<br />

Bedeutungsraum, wenn es darum geht, Handlun-<br />

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Die Spiegelneuronen<br />

gen und Gefühle anderer intuitiv zu verstehen. „Dieser zwischenmenschliche<br />

Bedeutungsraum, der die Austausch- und Resonanzphänomene<br />

möglich macht, ist das System der Spiegelneuronen im Gehirn“<br />

(Bauer). Die Spiegelneuronen gelten als neuronale Grundlage für<br />

diesen Bedeutungsraum. So spricht man heutzutage <strong>von</strong> der „theory<br />

of mind“ (TOM), wenn es um die Fähigkeit geht, intuitive Vorstellungen<br />

und Gewissheiten über andere Menschen zu erhalten. „Die Beobachtung<br />

<strong>von</strong> Teilen einer Handlungssequenz eines anderen reicht aus,<br />

um im Beobachter dazu passende Spiegelneuronen zu aktivieren, die<br />

ihrerseits aber die gesamte Handlungssequenz wissen.“ (Bauer)<br />

Insofern kann man <strong>von</strong> intuitivem Verstehen sprechen, wenn es um<br />

die Fähigkeit des Menschen geht, Teile <strong>von</strong> Handlungssequenzen zu<br />

ergänzen oder auch bestimmte Stimmmuster zu kopieren. Vorerfahrungen<br />

werden im Gehirn eines jeden Menschen gesammelt und abgespeichert.<br />

Unabhängig <strong>von</strong> negativen oder positiven Erfahrungen,<br />

werden sie in ähnlichen Situationen abgerufen beziehungsweise<br />

gespiegelt. So zum Beispiel bei „schnellen“ Sportarten wie<br />

dem Tennisspiel, wo es auf das Antizipieren des gegnerischen Schlags<br />

ankommt, da die Reaktionszeit sonst zu kurz ist.<br />

Handlungskompass für Entscheidungen<br />

Gerade wenn es um Komplexität und Unübersichtlichkeit geht, helfen<br />

rein rationale Vorgehensweisen nicht weiter. Zu viele Informationen<br />

und Fakten kann der rationale Verstand allein nicht bewerkstelligen,<br />

er ist überfordert und schaltet sich aus.<br />

<strong>Das</strong> Bewusstsein verarbeitet ungefähr 50 Basiseinheiten <strong>von</strong> Information<br />

(Bits) pro Sekunde, während das Unbewusste Millionen <strong>von</strong><br />

Bits gleichzeitig verarbeiten kann. Die bewusste Ratio kann sich immer<br />

nur auf wenige Punkte ausrichten. Hierbei besteht für die Ratio<br />

die Gefahr, den Blick für die Gesamtheit zu verlieren.<br />

Metaphorisch gesprochen ist die Ratio wie ein Scheinwerferlicht,<br />

das bestimmte Dinge punktgenau im Raum ausleuchtet, während<br />

das Unbewusste eher wie ein schwaches Flutlicht fungiert, das die<br />

Gesamtheit beleuchtet, jedoch nicht jedes Detail. Bast Kast (2007)<br />

spricht in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> einem Handlungskompass,<br />

wenn er empfiehlt, dass der Zuschauer die Bühne aus zwei Perspektiven<br />

betrachten sollte: dem Scheinwerferlicht und dem Flutlicht, um<br />

anschließend seine Entscheidung zu treffen.<br />

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