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10 LEBEN<br />
Du und ich<br />
Wir haben mit vielen Leuten Spaß, doch auf WAHRE FREUNDE<br />
können wir bauen. In guten wie in schlechten Zeiten.<br />
Text: Anna Kroner Fotos: wdv/Oana Szekely<br />
D<br />
ie Messlatte liegt hoch. Viel zu hoch, wenn wir ehrlich<br />
sind. Freunde sollen immer da sein, wenn wir sie brauchen.<br />
Unsere Geheimnisse dürfen nicht sie, sondern nur<br />
wir weitererzählen. Sie sollen uns die Wahrheit sagen,<br />
die wir oft gar nicht hören wollen. Und uns liebhaben – trotz aller Macken.<br />
Ein Leben ohne Freunde können wir uns kaum vorstellen: Wir würden<br />
an Liebeskummer und Prüfungsangst ersticken, weil wir mit keinem<br />
darüber reden könnten. Witzige SMS müssten wir uns selbst schicken.<br />
Und zur Geburtstagsparty käme niemand außer den Eltern. Kurz gesagt,<br />
das Leben wäre ohne Freunde nur halb so schön.<br />
„Freunde sind wichtig, weil wir einen stabilen sozialen Rahmen brauchen,<br />
um uns in einer komplizierten Welt aufgehoben zu fühlen“, sagt<br />
der Berliner Psychologe und Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger. Das<br />
stärkt nicht nur unser Selbstwertgefühl, sondern gleichzeitig auch unsere<br />
Gesundheit. So haben Menschen mit intensiven Freundschaften im<br />
Alter eine bis zu 22 Prozent höhere Lebenserwartung als Menschen mit<br />
wenigen Freunden. Tatsächlich ist das Freundeteam eine starke Abwehr<br />
gegen alles, was den Alltag schwer macht: Prüfungen, dumme Sprüche,<br />
Liebe im Endstadium. In Zahlen ausgedrückt liest sich der Wohlfühlfaktor<br />
folgendermaßen: Für 92 Prozent der Bevölkerung und <strong>für</strong> 95 Prozent<br />
der Singles gehören Freunde zur „unverzichtbaren persönlichen<br />
Lebensqualität“. 85 Prozent halten zudem die Familie <strong>für</strong> wichtig, wie<br />
eine aktuelle Studie des Instituts <strong>für</strong> Zukunftsfragen zeigt. Aber wer will<br />
schon die letzte Party mit seiner Mutter am Telefon durchhecheln?<br />
Ganz freiwillig Mit dem Klassenkameraden teilen wir Fußballliebe<br />
und Material <strong>für</strong> Betriebsrecht. Die verregneten Sonntagnachmittage<br />
gehören der neuen Nachbarin, die versteht, warum wir von einem Praktikum<br />
in New York träumen. Was dem besten Freund aus Kindheitstagen<br />
wiederum so fern liegt wie der Auszug aus dem Heimatdorf. Doch wenn<br />
er uns besucht, haben wir sofort den Geruch der Scheune in der Nase, in<br />
der wir damals die besten Höhlen bauten. Mit Freunden ist es ein bisschen<br />
so wie mit Lieblingsklamotten: Manche sind perfekt zum Feiern,<br />
andere haben sich seit Jahren bei anderen Gelegenheiten bewährt. Sind<br />
sie ausschließlich praktisch, dann passen sie nicht richtig.<br />
„Echte Freundschaften dienen nie nur einem bestimmten Zweck, etwa<br />
um beruflich voranzukommen oder andere Vorteile zu erhalten“, sagt<br />
Erich H. Witte, Leiter des Lehrstuhls Sozialpsychologie an der Universität<br />
Hamburg. „Es sind immer mehrere Gründe, weshalb man mit jemandem<br />
befreundet ist. Und die persönliche Beziehung muss auch Nachteile<br />
ausgleichen können.“ So viel zur Theorie. Da aber auch gute Freunde<br />
klaren Nutzwert haben, fällt es in der Praxis mitunter schwer, die eher<br />
zweckdienlichen von den loyalen Beziehungen zu trennen. „Eine gute<br />
Freundschaft zeichnet sich durch ein Gefühl der Verlässlichkeit und ein<br />
tiefes Vertrauen aus, dem anderen auch von Schwächen und Ängsten<br />
erzählen zu können“, sagt Krüger. „Eine solche Beziehung hat emotio-