Download - Museen in Bayern
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Fakten, Tendenzen, Hilfen
Museum heute<br />
Fakten – Tendenzen – Hilfen<br />
Herausgeber:<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
Alter Hof 2<br />
80331 München<br />
Telefon 089/21 01 40-0<br />
Telefax 089/21 01 40-40<br />
E-Mail landesstelle@blfd.bayern.de<br />
Internet www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Wolfgang Stäbler<br />
Grafisches Konzept:<br />
Gerw<strong>in</strong> Schmidt - Büro für visuelle Gestaltung, München<br />
Satz:<br />
Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A.<br />
Druck:<br />
Lipp GmbH, Graphische Betriebe,<br />
81477 München<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Titelfoto:<br />
Die Stelen mit den Fahnen der damaligen Alliierten s<strong>in</strong>d der<br />
Wegweiser zum Memorium Nürnberger Prozesse.<br />
(Foto: Büro Müller-Rieger)<br />
München, im Dezember 2010<br />
ISSN 0944-8497
Inhalt<br />
Editorial<br />
Michael Henker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Das Urteil. Die Nürnberger Prozesse als Thema e<strong>in</strong>er neuen Dauer-<br />
ausstellung (Hans-Christian Täubrich) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
„was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg“.<br />
Die zweite Dauerausstellung <strong>in</strong> der KZ-Gedenkstätte: e<strong>in</strong><br />
Statement zur Zeitgeschichte im Museum (Jörg Skriebeleit) . . 11<br />
„Mit Kopf, Herz und Hand“ – e<strong>in</strong> Ausstellungsbesuch für alle<br />
S<strong>in</strong>ne. Das Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz<br />
(Sandra Frauenknecht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
E<strong>in</strong> modernes Stadtmuseum für Fürth (Ruth Koll<strong>in</strong>ger) . . . . . 21<br />
Alle Vögle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d schon da . Der Bamberger Vogelsaal ist nach<br />
umfassender Instandsetzung wieder geöffnet (Matthias Mäuser/<br />
Peter Turek) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Auf den Spuren der Lechflößer. Das Flößermuseum Lechbruck (Ingrid<br />
Kahlert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Das Münchner Filmmuseum – e<strong>in</strong> etwas anderes Museum (Claudia<br />
Hahn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
Arbeitshilfen<br />
Museum und Web 2.0. Von der Push- zur Pull-Generation (Sybille<br />
Greis<strong>in</strong>ger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Zahlen lügen nicht … E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Auswertung der Museums-<br />
umfrage 2009 (Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger) . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
Berichte/ Aktuelles<br />
Bayerischer Museumspreis 2011. E<strong>in</strong>ladung zur Bewerbung . . . . . 54<br />
Halbzeit im Modellprojekt MUSEO VIVO (Edith Eichhorn) . . . . . 55<br />
Qualität sichern – besucherorientiert vermitteln. Fortbildung im<br />
Stadtmuseum Fürth, 3.7.2010 (Reg<strong>in</strong>e Leipold) . . . . . . . . . . . 57<br />
Wie lernen Erwachsene im 21. Jahrhundert und was bedeutet das<br />
für <strong>Museen</strong>? Kongress „Museums and Adult Educators“, Kopenhagen,<br />
23./24.9.2010 (Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . 58<br />
Die bewegte Region. Kultur vermitteln – Wandel gestalten.<br />
Jahrestagung des Bundesverbandes Museumspädagogik <strong>in</strong> Essen,<br />
21.-24.10.2010 (Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . . 61<br />
Inventarisation – Dokumentation. 21. EDV-Tage Theuern, 22.-<br />
24.9.2010 (Bett<strong>in</strong>a Burkhardt) . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
stART.10 – rid<strong>in</strong>g the avalanche. Tagung 8.-10.9.2010, Duisburg<br />
(Sab<strong>in</strong>e Garau) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
Christliche Religion im musealen Kontext. 19. Tagung bayerischer,<br />
böhmischer, oberösterreichischer und sächsischer Museumsfachleute,<br />
Freistadt, 30.9.-2.10.2010 (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . 68<br />
Mit D<strong>in</strong>gen erzählen: Die Schausammlung. Tagung im Vorarlberger<br />
Landesmuseum Bregenz, 4.11.2010 (Anna-Marita Lang) . . . . . . 71<br />
Die ersten 25 Jahre. Zum Erfolgsmodell „Unterfränkischer Museumstag“<br />
1984-2009 (Albrecht A. Gribl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
Besucher, Depot und Sicherheit. Museumspraxis 2010 – das Fortbildungsprogramm<br />
im Rückblick (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . 76<br />
E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> 1350 bayerische <strong>Museen</strong>: Das neue Handbuch<br />
„<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ (Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger) . . . . . . . . . 78<br />
Landesstelle, Tod und Teufel <strong>in</strong> Brünn. E<strong>in</strong>e Plakatausstellung des<br />
Mährischen Landesmuseums und der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . 80<br />
Netzwerk „Historische Synagogenorte <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben“<br />
(Otto Lohr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
Ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeit im Museum. ICOM<br />
Deutschland unterstützt das ehrenamtliche und freiwillige Engagement<br />
im Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
Zwischen Kultus und Kunst. Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan<br />
verabschiedet sich <strong>in</strong> den Ruhestand (Albrecht A. Gribl) . . . . . 84<br />
Neue Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />
Museumseröffnungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
Sonderausstellungen bayerischer <strong>Museen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
Editorial<br />
„Viel Glück zum neuen Jahre. Lassen sie uns dieses zubr<strong>in</strong>gen, wie<br />
wir das vorige geendigt haben, mit wechselseitiger Teilnahme an<br />
dem, was wir lieben und treiben“. So schrieb Johann Wolfgang<br />
von Goethe am 3. Januar 1795 an Friedrich von Schiller, und den<br />
im Zitat geäußerten Wunsch mache ich mir neben dem ausgesprochenen<br />
Glückwunsch fürs Neue Jahr zu Eigen.<br />
E<strong>in</strong> Höhepunkt der wechselseitigen Teilnahme an dem, was<br />
wir lieben und treiben, war ganz gewiss die Präsentation der Neuauflage<br />
unseres Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, die Herr Staatsm<strong>in</strong>ister<br />
Heubisch zusammen mit uns am 29. November 2010 <strong>in</strong><br />
der Rotunde der P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München gefeiert<br />
hat. Trotz starken Schneefalls und widriger Straßenverhältnisse<br />
s<strong>in</strong>d viele von Ihnen der E<strong>in</strong>ladung gefolgt und haben an der<br />
Vorstellung des „Blauen Wunders“ teilgenommen, das auf 720<br />
Seiten 1350 <strong>Museen</strong>, Sammlungen, Schlösser und Burgen, dazu<br />
noch 130 Ausstellungshäuser <strong>in</strong> allen bayerischen Landesteilen<br />
erschließt. Der Deutsche Kunstverlag hat es <strong>in</strong> bewährter Weise<br />
und hervorragender Qualität für uns hergestellt und ich würde<br />
mich freuen, wenn dieses Vademecum als Zeichen „wechselseitiger<br />
Teilnahme“ <strong>in</strong> allen Museumsshops und an allen Museumskassen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zum Verkauf angeboten würde.<br />
E<strong>in</strong>e landesweite Aktion im neuen Jahr ist die E<strong>in</strong>ladung zur<br />
Bewerbung um den Bayerischen Museumspreis, den die Versicherungskammer<br />
<strong>Bayern</strong> mit € 20.000,- dotiert hat und seit 1991<br />
alle zwei Jahre an e<strong>in</strong> nichtstaatliches Museum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> verleiht.<br />
Das E<strong>in</strong>ladungsschreiben ist Ihnen per Post schon zugegangen, erste<br />
Anmeldungen haben uns auch bereits erreicht. Schlussterm<strong>in</strong><br />
für die Bewerbung ist der 15. März 2011. Weitere Informationen<br />
f<strong>in</strong>den Sie im Heft auf Seite 54.<br />
Zwei Monate später, nämlich am Sonntag, den 15. Mai 2011,<br />
f<strong>in</strong>det der Internationale Museumstag statt, den ICOM dieses Jahr<br />
unter das Motto „<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis“ („Museums and<br />
Memory“) gestellt hat. Die Aktion wird erneut von den Sparkassen<br />
gefördert und das Thema legt e<strong>in</strong>e Kooperation mit den örtlichen<br />
oder regionalen Archiven und Bibliotheken nahe – auch sie s<strong>in</strong>d<br />
ja Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Ich würde mich freuen,<br />
wenn – f<strong>in</strong>anziell und organisatorisch unterstützt durch die<br />
Stadt- oder Kreissparkassen – an möglichst vielen Orten derartige<br />
spartenübergreifende Programme geplant und veranstaltet würden.<br />
Die Auftaktveranstaltung sollte natürlich jeweils im Museum<br />
se<strong>in</strong> und ich könnte mir vorstellen, dass mit diesem „Modell“ noch<br />
mehr Interesse <strong>in</strong> der Öffentlichkeit und den Medien zu wecken<br />
ist, als dies beim Internationalen Museumstag ohneh<strong>in</strong> der Fall<br />
ist. Ihre Veranstaltungen sollten Sie uns bis zum 23. März, Ihre<br />
Anforderungen von Werbematerial bis zum 23. Februar melden.<br />
Vom Internationalen zum m<strong>in</strong>destens ebenso bedeutenden,<br />
alle zwei Jahre stattf<strong>in</strong>denden Bayerischen Museumstag. Zum<br />
sechzehnten Mal laden wir zu dieser größten museumsfachlichen<br />
Tagung im deutschsprachigen Raum e<strong>in</strong>. Das Thema ist „Vom<br />
Umgang mit der Zeit-/ Alltags-Geschichte im Museum“ und wir<br />
freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer vom<br />
20. bis 22. Juli 2011 <strong>in</strong> Würzburg. Herr Staatsm<strong>in</strong>ister Heubisch<br />
hat se<strong>in</strong>e Teilnahme und Begrüßungsansprache für den 21. Juli<br />
zugesagt und ich nehme an, dass das für uns alle e<strong>in</strong> „Save the<br />
Date-Tag“ ist. Das detaillierte Programm und die E<strong>in</strong>ladungen<br />
senden wir Ihnen <strong>in</strong> wenigen Wochen zu. Ausreichend große und<br />
klimatisierte Tagungsräume haben wir uns gesichert. Verweisen<br />
möchte ich Sie auch auf unser Fortbildungsprogramm „Museums-<br />
Praxis 2011“, das sich diesmal neben „klassischen“, immer wieder<br />
nachgefragten Themen der Museumsarbeit auch mit <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
sozialen Netzwerken/ Web 2.0 und der Bewahrung der Sachkultur<br />
von Migranten befassen wird.<br />
Dr. Michael Henker.<br />
Editorial 3<br />
Dass die „wechselseitige Teilnahme“ auch allseits nützliche und<br />
nutzbare Ergebnisse zeitigt, können Sie dem kurzen Bericht von<br />
Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger entnehmen, die auf Seite 51 bis 53 E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> die Auswertung der umfangreichen Befragung zu Struktur<br />
und Inhalten der bayerischen Museumslandschaft aus dem<br />
Jahr 2009 bietet. Dafür, dass Sie die zusätzliche Belastung auf<br />
sich genommen haben, unsere Fragen qualifiziert zu beantworten,<br />
danke ich Ihnen nochmals herzlich. Das Material ermöglicht<br />
Ihnen ebenso wie uns, bei Fragen seitens der Medien, der Verwaltung,<br />
der Politik, der Wissenschaft und nicht zuletzt aus dem<br />
Kollegenkreis verlässliche Grundlagen für Auskünfte zu haben.<br />
Wir können dadurch unsere Aufgaben <strong>in</strong> der Museumsberatung<br />
noch besser wahrnehmen.<br />
Wie dieses wichtige Informationsangebot bundesweit aktuell<br />
organisiert ist, bildet die Broschüre „Öffentliche Museumsberatung<br />
<strong>in</strong> Deutschland“ ab, die wir e<strong>in</strong>er Teilauflage des Hefts<br />
beigelegt haben. Sie ist die erste Veröffentlichung der vorletztes<br />
Jahr gegründeten „Konferenz der Museumsberatung <strong>in</strong> den Ländern“<br />
(KMBL), Mitherausgeber ist der Deutsche Museumsbund.<br />
Der Vorsitz <strong>in</strong> der Konferenz wechselt jährlich und wird ab Herbst<br />
dieses Jahres von <strong>Bayern</strong> wahrgenommen. Darauf s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong><br />
bisschen stolz und freuen uns auf die geme<strong>in</strong>same Arbeit.<br />
So wünscht sich und Ihnen viel Glück zum Neuen Jahr und<br />
wechselseitige Teilnahme an dem, was wir lieben und treiben,<br />
nämlich unseren <strong>Museen</strong><br />
Ihr<br />
Landeskonservator
4 Museumsporträt
Der Name Nürnbergs ist im Bezug auf die NS-Diktatur unauflöslich<br />
mit drei Begriffen verbunden: Zunächst mit den Reichsparteitagen<br />
der NSDAP, die seit 1927 hier stattfanden und für die nach der<br />
Machtergreifung 1933 begonnen wurde, e<strong>in</strong> riesiges Areal am Rand<br />
der Stadt zu bebauen. Die Reste der gigantomanischen Anlagen zeugen<br />
von der Hybris und der Menschenverachtung des Regimes. Die<br />
„Nürnberger Gesetze“ des Jahres 1935 zementierten als „Rassengesetze“<br />
die Ausgrenzung und schließlich Vernichtung von Millionen<br />
von Menschen. Nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ waren es<br />
schließlich die „Nürnberger Prozesse“, die die Aufmerksamkeit der<br />
Welt auf die Frankenmetropole lenkten.<br />
Lange Zeit versuchte die Stadt, diese Vergangenheit zu vergessen,<br />
und pflegte lieber ihr Lebkuchen- und Spielzeugstadt-Image.<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren hat sich das geändert: E<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> auf<br />
diesem Weg bedeutete die Eröffnung des Dokumentationszentrums<br />
Reichsparteitagsgelände, das – f<strong>in</strong>anziert von Bund, Freistaat und<br />
Stadt und seit der Eröffnung im Jahr 2001 den museen der stadt<br />
nürnberg zugehörig – als beispielgebend für ebenso gegenüber dem<br />
Thema verantwortungsbewusste wie besucherorientierte Ausstellungen<br />
an schwierigen Orten gelten kann. Über 180.000 Besucher<br />
pro Jahr unterstreichen den Bedarf an seriöser Information über das<br />
lange Zeit verdrängte Thema.<br />
Steigendes Interesse brachten gerade auch ausländische Besucher<br />
Nürnbergs zudem den Nürnberger Prozessen und ihrem Haupt-<br />
Schauplatz, dem Schwurgerichtssaal 600, entgegen. Auch wenn der<br />
Gerichtsort Nürnberg eher zufällig gewählt war – der riesige, 1916<br />
eröffnete Gerichtskomplex mit dem angrenzenden Gefängnis hatte<br />
den Krieg nur wenig beschadet überstanden und bot die nötige<br />
Infrastruktur – stellten die gerichtliche Aufarbeitung der größten<br />
Verbrechen des Regimes gerade am Ort der früheren Reichparteitage<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückliches Zeichen der Überw<strong>in</strong>dung des Systems dar. Dass<br />
jetzt diesem Interesse Rechnung getragen wurde und e<strong>in</strong>e Ausstellung<br />
den historischen Ort erschließt, war wiederum nur durch e<strong>in</strong>en<br />
geme<strong>in</strong>samen Kraftakt von Bund, Land und Stadt mit Unterstützung<br />
durch die Justiz möglich.<br />
Entstanden ist e<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>fache, großes Interesse und<br />
Standvermögen der Besucher voraussetzende Ausstellung. Wie sollte<br />
es auch anderes se<strong>in</strong>: Es gibt wohl ke<strong>in</strong> Thema, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung<br />
schwerer darzustellen und zu vermitteln wäre als e<strong>in</strong> komplexes<br />
Geflecht von Prozessen mit ihren Aus- und Nachwirkungen. Dennoch<br />
ist dieses Experiment gelungen. Nürnberg spielt nun bei den europäischen<br />
Städten, die ihre jüngste Vergangenheit für Bürger und Besucher<br />
offensiv erschließen, <strong>in</strong> der ersten Liga.<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Langsam kehrt im Nürnberger Justizgebäude an der Fürther Straße<br />
wieder Normalität e<strong>in</strong>. Die Vertreter jener vier Mächte, <strong>in</strong> deren<br />
Namen hier so etwas wie e<strong>in</strong> Weltgericht getagt hatte, s<strong>in</strong>d<br />
wieder abgereist, desgleichen die Hunderte von Journalisten aus<br />
aller Welt, die über das Ereignis berichteten, das Nürnberg e<strong>in</strong>mal<br />
mehr <strong>in</strong> den Fokus e<strong>in</strong>er Weltöffentlichkeit brachte. Ne<strong>in</strong>,<br />
geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d nicht die Nürnberger Prozesse selbst, sondern die<br />
ihnen gewidmete neue Dauerstellung, die 65 Jahre später, am<br />
21. November 2010, unter Teilnahme <strong>in</strong>ternationaler politischer<br />
Prom<strong>in</strong>enz und hochrangiger Vertreter der „dritten Kraft“ demokratischer<br />
Gesellschaften, der Judikative, eröffnet wurde. Zu<br />
den Gästen zählten unter anderen die Außenm<strong>in</strong>ister Russlands<br />
und der Bundesrepublik Deutschland, Sergej Lawrow und Guido<br />
Westerwelle, der frühere französische Außenm<strong>in</strong>ister Roland Dumas,<br />
der Sonderbotschafter der US-Regierung für Kriegsverbrechen,<br />
Stephen Rapp, und der Vizepräsident des Internationalen<br />
Gerichtshofs <strong>in</strong> Den Haag, Hans-Peter Kaul. Für e<strong>in</strong>e ununter-<br />
Das Urteil<br />
Museumsporträt 5<br />
Die Nürnberger Prozesse als Thema e<strong>in</strong>er<br />
neuen Dauerausstellung<br />
Hans-Christian Täubrich<br />
Szenographie des Ausstellungsraums zum Hauptkriegsverbrecherprozess.<br />
Seite 4: Die Stelen mit den Fahnen der damaligen Alliierten s<strong>in</strong>d<br />
der Wegweiser zum Memorium.
6 Museumsporträt<br />
a Der E<strong>in</strong>gangsbereich zur Ausstellung.<br />
brochene Zeitl<strong>in</strong>ie historischer Kont<strong>in</strong>uität sorgte der Schlussredner<br />
Benjam<strong>in</strong> Ferencz, der 1947 Chefankläger im so genannten<br />
E<strong>in</strong>satzgruppenprozess gewesen war und sich nach wie vor<br />
unermüdlich für e<strong>in</strong>e Ratifizierung des Rom-Statuts von 1998<br />
durch die USA und damit für deren Beitritt zum Internationalen<br />
Strafgerichtshof e<strong>in</strong>setzt. Sie alle trafen sich an historischer<br />
Stätte, im Saal 600 des Nürnberger Schwurgerichts, zu e<strong>in</strong>em<br />
Festakt, mit dem das Memorium Nürnberger Prozesse e<strong>in</strong>geweiht<br />
wurde, e<strong>in</strong>e aus dem Schwurgerichtssaal, e<strong>in</strong>er umfassend <strong>in</strong>formierenden<br />
Dauerausstellung und den üblichen Serviceangeboten<br />
bestehenden E<strong>in</strong>richtung. Sie bildet museal gesehen den Schlussste<strong>in</strong><br />
Nürnbergs bei der Aufarbeitung se<strong>in</strong>er Rolle <strong>in</strong> der Zeit des<br />
„Dritten Reichs“.<br />
Als „Stadt der Reichsparteitage“ und Ort der 1935 verkündeten<br />
antisemitischen Rassengesetze verknüpft sich der Name<br />
Nürnbergs wie nur wenige anderer deutscher Städte mit der Epoche<br />
des Nationalsozialismus. Aus der E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> diese Verstrickung<br />
haben sich Stadt und Bürgerschaft seit Mitte der achtziger<br />
Jahre immer <strong>in</strong>tensiver mit der NS-Vergangenheit ause<strong>in</strong>andergesetzt.<br />
Wesentliche Ergebnisse dieses oft schmerzvollen Denk-<br />
und Handlungsprozesses waren hierbei unter anderen der Internationale<br />
Nürnberger Menschenrechtspreis (1995) als bewusste<br />
Antwort auf die braune Vergangenheit der Stadt und 2001 die<br />
Eröffnung des mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, des<br />
Freistaats <strong>Bayern</strong> und weiterer Förderer geschaffenen Dokumentationszentrums<br />
Reichsparteitagsgelände, das <strong>in</strong> den ersten neun<br />
Jahren se<strong>in</strong>es Bestehens von mehr als e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Millionen Menschen<br />
aus aller Welt besucht wurde.<br />
Nun ist Nürnberg aus historischer Sicht nicht nur der Schauplatz,<br />
an dem sich e<strong>in</strong> diktatorisches Regime auf dem Höhepunkt<br />
se<strong>in</strong>er Macht und auf dem Weg <strong>in</strong> den Zweiten Weltkrieg präsentierte,<br />
sondern auch die Stadt des Gerichts über die NS-Verbrechen.<br />
In den fünfundsechzig Jahren seit der Eröffnung des Internationalen<br />
Militärgerichtshofs der damaligen Alliierten ist die<br />
Er<strong>in</strong>nerung an das <strong>in</strong> Nürnberg durchgeführte Verfahren <strong>in</strong> aller<br />
Welt präsent. Ke<strong>in</strong> Zweifel: Der Saal 600 des Nürnberger Jus-<br />
tizgebäudes, <strong>in</strong> dem sich erstmals <strong>in</strong> der Geschichte hochrangige<br />
Repräsentanten e<strong>in</strong>es Staates persönlich wegen Kriegsverbrechen<br />
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten mussten,<br />
ist e<strong>in</strong> Ort der Weltgeschichte. Allerd<strong>in</strong>gs, das sei hier e<strong>in</strong>geräumt,<br />
war dies hierzulande nicht immer e<strong>in</strong>e allseits ungeteilte,<br />
öffentliche Me<strong>in</strong>ung, im Gegenteil: Der Nürnberger Prozess, den<br />
man noch bis vor gar nicht so langer Zeit als „Siegerjustiz“ abtun<br />
mochte und der deutsche Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes<br />
zu Tage brachte, wurde über Jahrzehnte ebenso verdrängt wie die<br />
übrige Er<strong>in</strong>nerung an die NS-Zeit.<br />
Tempi passati. Immerh<strong>in</strong> eröffneten die museen der stadt<br />
nürnberg im Jahr 2000 <strong>in</strong> Kooperation mit den Bayerischen Justizbehörden<br />
an den Wochenenden zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en regelmäßigen<br />
öffentlichen Führungsbetrieb im Schwurgerichtssaal.<br />
Seitdem stiegen die Besucherzahlen alle<strong>in</strong> an den Wochenenden<br />
von anfänglich 3.600 auf knapp 20.000 im Jahr 2007. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus besichtigten schätzungsweise weitere 20.000 Besucher<br />
pro Jahr den Saal im Rahmen von organisierten, vom e<strong>in</strong>fachen<br />
Justizbeamten bis h<strong>in</strong>auf zum Oberlandesgerichtspräsidenten betreuten<br />
Führungen auch unter der Woche. Mit Blick auf die rasch<br />
wachsende Zahl von Besuchern weit über Deutschland h<strong>in</strong>aus war<br />
es der Stadt Nürnberg nunmehr e<strong>in</strong> Anliegen von hoher Dr<strong>in</strong>glichkeit,<br />
den Saal 600 im Kontext e<strong>in</strong>es Memoriums Nürnberger<br />
Prozesse so zu präsentieren, wie es se<strong>in</strong>er historischen Bedeutung<br />
entspricht. Die wesentlichen Voraussetzungen dafür erfüllten<br />
sich rasch: Ausschlaggebend war die „Entdeckung“ e<strong>in</strong>es großen,<br />
nicht ausgebauten Raums im Dachgeschoss des Ostbaus, der prädest<strong>in</strong>iert<br />
schien für die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausstellung.<br />
Durch die H<strong>in</strong>zunahme weiterer Räume auf dieser Ebene konnte
die Ausstellungsfläche verdoppelt werden. Schon am 26. Oktober<br />
2005 befürwortete das Kuratorium des Dokumentationszentrums<br />
Reichsparteitagsgelände e<strong>in</strong>stimmig die Grundidee des Memoriums<br />
Nürnberger Prozesse. Die <strong>in</strong>haltliche Präzisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
wissenschaftlichen 20-Punkte-Gutachten (2006) und die hochkarätige<br />
Besetzung e<strong>in</strong>es kompetenten Projektbeirats sicherten <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit dem Team des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände<br />
und e<strong>in</strong>em erfahrenen Ausstellungsbüro (Büro<br />
Müller-Rieger, München) e<strong>in</strong>e zügige Abwicklung der Unternehmung.<br />
2007 erfolgte die Absicherung der F<strong>in</strong>anzierung, vorrangig<br />
der Baukosten <strong>in</strong> Höhe von 4,2 Millionen Euro, jeweils zur Hälfte<br />
durch den Bund und den Freistaat <strong>Bayern</strong>. Obwohl die Nürnberger<br />
Prozesse – im Gegensatz etwa zu den Reichsparteitagen – zur<br />
eigentlichen Stadtgeschichte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em ursächlichen Verhältnis<br />
stehen, war die Stadt bereit, die Projektträgerschaft zu übernehmen,<br />
ebenso die Kosten für die Ausstellung (700.000 Euro) und<br />
den künftigen Betrieb.<br />
Mit dem Dachausbau im Ostflügel, oberhalb des im zweiten<br />
Obergeschoss gelegenen Schwurgerichtssaals, stehen dem Memorium<br />
Nürnberger Prozesse rund 700 m² zur Verfügung. Der größte<br />
Teil wird als Ausstellungsfläche genutzt, aber auch Toiletten,<br />
technische Versorgungsräume und Fluchtwege benötigen ihren<br />
Platz. Um e<strong>in</strong>en reibungslosen Zugang zu gewähren, wurde das<br />
Treppenhaus vom zweiten OG <strong>in</strong> das Dachgeschoss h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> verlängert<br />
und e<strong>in</strong> neuer Fahrstuhl e<strong>in</strong>baut. Er ermöglicht den Besuchern<br />
e<strong>in</strong>en barrierefreien Zutritt zu den Museumsräumen und<br />
zum Saal 600. Im Erdgeschoss erhielt das Memorium e<strong>in</strong>e eigene<br />
E<strong>in</strong>gangszone, die neben dem Kassen- und Informationsbereich<br />
zusätzliche sanitäre Anlagen und Schließfächer umfasst. Im Außenbereich<br />
sorgt e<strong>in</strong>e neue Rampe für den stufenlosen E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />
das Gebäude. Die Koord<strong>in</strong>ation der <strong>in</strong> enger Kooperation mit dem<br />
Oberlandesgericht Nürnberg durchgeführten Bauarbeiten lag <strong>in</strong><br />
den Händen des Staatlichen Bauamtes Erlangen-Nürnberg. Das<br />
Memorium Nürnberger Prozesse wird kuratorisch und organisatorisch<br />
vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände betreut.<br />
Es knüpft konzeptionell unmittelbar an die Dauerausstellung<br />
„Fasz<strong>in</strong>ation und Gewalt“ an und schließt damit e<strong>in</strong>e Lücke<br />
<strong>in</strong> der deutschen Er<strong>in</strong>nerungslandschaft, stehen die Nürnberger<br />
Prozesse doch am Anfang e<strong>in</strong>er gerichtlichen Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem verbrecherischen NS-Regime, deren akribisches Beweissicherungsverfahren<br />
wichtige Impulse für die e<strong>in</strong>setzende Zeitgeschichtsforschung<br />
gaben.<br />
Jede Epoche h<strong>in</strong>terlässt historische F<strong>in</strong>gerabdrücke, an denen<br />
ihr Verlauf mehr oder weniger deutlich ablesbar und darstellbar<br />
ist. So gesehen zählte die Realisierung des Memoriums für alle<br />
Beteiligten nicht unbed<strong>in</strong>gt zu den leichtesten Aufgaben, denn:<br />
Welche greifbaren Spuren h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong> Jahrhundertprozess? Wo<br />
s<strong>in</strong>d die Richterroben, die blitzenden Helme der GI-Wachtposten<br />
und der Blechnapf Hermann Gör<strong>in</strong>gs – und wenn man sie denn<br />
hätte: Was würden sie uns sagen? Die Antwort auf die Frage, was<br />
blieb, ist e<strong>in</strong>deutig und lässt jeden Ausstellungsmacher zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal erbleichen: Papier, Papier und nochmals Papier. Bei näherem<br />
H<strong>in</strong>sehen nimmt es zwar <strong>in</strong>dividuelle Formen an – Beweisdokumente,<br />
Protokolle, Fotos – und es enthüllt Sachverhalte, deren<br />
Komplexität e<strong>in</strong>en schaudern lässt. Wie, beispielsweise, erklärt<br />
man auf anschauliche (= unterhaltsame) Weise e<strong>in</strong>em juristisch<br />
durchschnittlich (= gar nicht) gebildeten Besucher die unterschiedlichen<br />
Rechtsauffassungen der vier Alliierten, ihre erfolgreiche<br />
Amalgamierung im Londoner Statut des Internationalen<br />
Gerichtshofs sowie die Unterschiede zum deutschen Rechtssystem<br />
und die Auswirkungen auf die Arbeit der deutschen Verteidiger?<br />
Wohlgemerkt: <strong>in</strong> drei Textabsätzen von jeweils „max. 950 Zeichen“<br />
(Vorgabe der Ausstellungsredaktion). Das also waren die<br />
Ausgangsparameter für die Umsetzung: e<strong>in</strong> juristisch differenziertes<br />
Thema, e<strong>in</strong> ausgebauter Dachboden, e<strong>in</strong>e unüberschaubare<br />
Museumsporträt 7<br />
a In der Angeklagten-Ecke werden die führenden Vertreter des<br />
NS-Regimes vorgestellt, die <strong>in</strong> Nürnberg vor Gericht standen.<br />
Im Zentrum stehen zwei orig<strong>in</strong>ale Teile der extra für den Prozess<br />
gebauten Anklagebänke.<br />
b Um e<strong>in</strong>e Bodengrafik herum werden die e<strong>in</strong>zelnen Parteien des<br />
Prozesses – Ankläger, Verteidiger, Richter sowie Dolmetscher und<br />
Zeugen – vorgestellt.<br />
c Räumlich deutlich vom Hauptraum getrennt ist die Darstellung<br />
der Nachfolgeprozesse und der Entwicklung h<strong>in</strong> zum Internationalen<br />
Strafgerichtshof. In e<strong>in</strong>er Medienlounge (l<strong>in</strong>ks angeschnitten)<br />
kann der Besucher vertiefende Materialien aufrufen.
8 Museumsporträt<br />
Menge dokumentarischen Materials (Schrift-, Ton- und Filmdokumente)<br />
und e<strong>in</strong>e Handvoll Exponate, unter denen den zwei<br />
erhaltenen Teilen der orig<strong>in</strong>alen Anklagebänke sicher e<strong>in</strong>e herausragende<br />
Stellung gebührte.<br />
Das Münchener Ausstellungsbüro Müller-Rieger, das 2008 <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Wettbewerb ermittelt wurde, löste se<strong>in</strong>e Aufgabe, hierfür<br />
e<strong>in</strong>e gestalterische Form zu f<strong>in</strong>den, mit e<strong>in</strong>em von Anfang an<br />
überzeugenden Entwurf, der <strong>in</strong> zweijähriger Weiterentwicklung<br />
konsequent umgesetzt wurde. Grundelemente s<strong>in</strong>d knapp 70 von<br />
<strong>in</strong>nen beleuchtete Grafiktafeln, die abwechslungsreich die Bild-<br />
und Text<strong>in</strong>formationen präsentieren. In mehrere Rahmen wurden<br />
zusätzlich Monitore e<strong>in</strong>gekl<strong>in</strong>kt, um die sich die e<strong>in</strong>gespannten<br />
Druckbahnen nahtlos anschließen. H<strong>in</strong>tergrundbilder und Freisteller<br />
verstärken die Raumwirkung. Die Tafeln fügen sich zu e<strong>in</strong>er<br />
Installation, die <strong>in</strong> ihrer Bewegung nicht nur äußerlich mit<br />
den zahlreichen Schrägen und Verstrebungen des Dachgeschosses<br />
korrespondiert, sondern zugleich auch symbolisch das juristische<br />
R<strong>in</strong>gen der am Prozess beteiligten vier Anklägernationen um<br />
adäquate Verfahrensweisen widerspiegelt. So sche<strong>in</strong>en sich die<br />
h<strong>in</strong>terleuchteten Parallelogramme, die sich <strong>in</strong> verschiedene Richtungen<br />
neigen, zu bewegen wie die Papiere, die als Beweismittel <strong>in</strong><br />
die Hand genommen, wie die Protokolle und letztlich die Urteile,<br />
die geschrieben, übersetzt und vervielfältigt wurden. Herrschen<br />
am Beg<strong>in</strong>n des Prozesses noch weitgehend gegensätzliche Bewegungen,<br />
werden sie später ruhiger und weisen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
Richtung auf. Ingesamt bleibt der Raum, das Dachgeschoss über<br />
dem historischen Saal 600, weitgehend im Dunklen. Erleuchtet<br />
s<strong>in</strong>d nur die Ausstellungs<strong>in</strong>formationen, die – klar und transparent<br />
– über dem dunklen Boden zu schweben sche<strong>in</strong>en.<br />
In Ermangelung größerer musealer Objektbestände setzten<br />
die Ausstellungsplaner und das Gestalterbüro anderweitig räumliche<br />
Zäsuren. In e<strong>in</strong>er Ecke des Dachgeschossraumes s<strong>in</strong>d die Angeklagten<br />
„versammelt“. Die zwei Hälften e<strong>in</strong>es Großfotos der<br />
Angeklagten im Saal flankieren e<strong>in</strong> Podest, auf dem die schon<br />
erwähnten beiden Teile der Anklagebank stehen. Die Prozessparteien<br />
wiederum werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schematisch nachgezeichneten<br />
„Saal 600“ vorgestellt: E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Terrazzoboden e<strong>in</strong>gelassene<br />
Grafik zeigt die ungewöhnliche Sitzordnung von Anklägern, Richtern,<br />
Verteidigern, Zeugen und Dolmetschern; die im Detail <strong>in</strong>formierenden<br />
Bildtexttafeln gruppieren sich <strong>in</strong> Korrelation um die<br />
Bodengrafik herum. Vor den neu durchgebrochenen Öffnungen <strong>in</strong><br />
der Rückwand des Saals 600, die von der Ausstellungsebene e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Saal erlauben (sofern dort ke<strong>in</strong>e geschlossene<br />
Verhandlung stattf<strong>in</strong>det), steht e<strong>in</strong> neu gebautes Modell, das den<br />
Zustand des Gerichtsaals nach dem Umbau durch die Amerikaner<br />
1945 dokumentiert. Hier kann der Besucher den damaligen mit<br />
dem heutigen Zustand (nach dem Rückbau <strong>in</strong> den 1960er Jahren)<br />
direkt vergleichen. Nachdem der Prozess medial umfassend<br />
dokumentiert ist, zeigt die Ausstellung auch zahlreiche Ton und<br />
Filmdokumente, die über den Audio-Guide anwählbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />
Fülle weiteren, vertiefenden Materials ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zum Verweilen<br />
e<strong>in</strong>ladenden Medienlounge abrufbar.<br />
Das Hauptexponat ist gewissermaßen der Schwurgerichtssaal<br />
selbst. Er erfuhr jedoch ke<strong>in</strong>erlei museal-baulichen Veränderungen,<br />
denn er ist auch heute noch e<strong>in</strong> Ort lebendiger Rechtsprechung:<br />
Da es der größte und vor allem der e<strong>in</strong>zige vollklimatisierte Gerichtssaal<br />
<strong>in</strong> dem – obwohl riesigen, gleichwohl unter Raumnot<br />
leidenden – Nürnberger Justizgebäude ist, nutzt ihn das Oberlandesgericht<br />
Nürnberg an rund 100 Verhandlungstagen im Jahr. In<br />
der verhandlungsfreien Zeit ist er für den Besucher zugänglich,<br />
der sich <strong>in</strong> den Zuschauerbereich setzen und über den Audio-<br />
Guide e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung anhören kann. Auch wenn<br />
der Saal sich nicht mehr im Bauzustand der Zeit des Nürnberger<br />
Prozesses bef<strong>in</strong>det, umgibt ihn e<strong>in</strong>e Aura des Bedeutungsvollen<br />
– wie sie im Übrigen ja auch für die Durchführung von Schwur-<br />
gerichtsprozessen beabsichtigt ist. Die hohe Holzvertäfelung, die<br />
imposanten Schmuckornamente über den Türen und die Anklagebank<br />
mit dem dah<strong>in</strong>ter liegenden Fahrstuhlzugang rufen schnell<br />
die Bilder <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, die man von Fotos des Prozesses her<br />
kennt oder kurz vorher im vorhergegangenen Ausstellungsbesuch<br />
betrachtet hat.<br />
Während die heute im Saal 600 stattf<strong>in</strong>denden Verfahren auf<br />
deutschem Recht basieren, waren das Internationale Militärtribunal<br />
und die 12 Nachfolgeprozesse von anglo-amerikanischen<br />
Rechtstraditionen geprägt. Die neue Ausstellung stellt zum Beg<strong>in</strong>n<br />
des Rundgangs die wesentlichen Unterschiede zwischen der<br />
deutschen und der angelsächsischen Rechtskultur dar. Vor allem<br />
aber macht sie deutlich, dass der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess<br />
<strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> juristisches Novum war:<br />
Erstmals saßen die Vertreter von Staaten, die vollkommenen unterschiedliche<br />
Regierungsformen und Verfassungen auswiesen,<br />
geme<strong>in</strong>sam über e<strong>in</strong>en besiegten Fe<strong>in</strong>d zu Gericht. Statt willkürlich<br />
Rache zu üben, wurde e<strong>in</strong> rechtstaatliches juristisches Verfahren<br />
angestrengt und erstmals <strong>in</strong> der Weltgeschichte Individuen<br />
auf völkerrechtlicher Grundlage persönlich zur Rechenschaft<br />
gezogen. Die <strong>in</strong> den Nürnberger Prozessen verhandelten Verbrechen<br />
stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit der NS-Propaganda,<br />
die ihren alljährlichen Höhepunkt auf den Reichsparteitagen <strong>in</strong><br />
Nürnberg fand: E<strong>in</strong>ige derjenigen, die während der Reichsparteitage<br />
<strong>in</strong> vorderster Reihe gestanden hatten, fanden sich nun<br />
auf der Anklagebank wieder. Das Memorium Nürnberger Prozesse<br />
klärt über die Angeklagten, ihre Rolle im nationalsozialistischen<br />
Machtgefüge und die ihnen vorgeworfenen Verbrechen auf. Die<br />
Angeklagten des Hauptkriegsverbrecherprozesses werden anhand<br />
von Biographien vorgestellt, auf die der zwölf Nachfolgeprozesse<br />
wird exemplarisch e<strong>in</strong>gegangen, um den begrenzten Platzverhältnissen<br />
Rechnung zu tragen. Das Verhalten der Prozessbeteiligten<br />
während der Verhandlungen, beispielsweise die Reaktion der Angeklagten<br />
auf die Präsentation der ihnen zur Last gelegten Verbrechen,<br />
schildern Bild-, Ton- und Filmdokumente e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich.<br />
Gerade die Filme vermitteln e<strong>in</strong>en lebendigen E<strong>in</strong>druck vom Prozessgeschehen,<br />
der sich im Zusammenhang mit dem Besuch des<br />
Saals 600 am Ende des Ausstellungsrundgangs noch verstärkt.<br />
Die neue Ausstellung bliebe unvollständig und didaktisch unzureichend,<br />
würde sie nicht darüber h<strong>in</strong>aus auf die Folgen und<br />
das Erbe dieses welthistorischen Novums h<strong>in</strong>weisen und damit<br />
e<strong>in</strong>en Bogen <strong>in</strong> die Gegenwart schlagen. Denn rückblickend s<strong>in</strong>d<br />
die Nürnberger Prozesse zur wichtigsten Stufe der Entwicklung<br />
des Völkerstrafrechts geworden. Ausdruck fand dieses neue Verständnis<br />
<strong>in</strong> den „Nuremberg Pr<strong>in</strong>ciples“, den „Nürnberger Pr<strong>in</strong>zipien“,<br />
im Völkerrecht. Die Generalversammlung der Vere<strong>in</strong>ten<br />
Nationen bekräftigte sie am 11. Dezember 1946 und beauftragte<br />
die „International Law Commission“ mit der Ausformulierung.<br />
Nürnberg wurde letztlich zum richtungsweisenden Leuchtzeichen<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Rechtsordnung. Auch bei der Schaffung<br />
des Grundgesetzes 1949 spielte es e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Artikel<br />
26 führt aus: „Handlungen, die geeignet s<strong>in</strong>d ... das friedliche<br />
Zusammenleben der Völker zu stören ... s<strong>in</strong>d verfassungswidrig.<br />
Sie s<strong>in</strong>d unter Strafe zu stellen.“ Dies ist e<strong>in</strong>e klare Rezeption des<br />
sechsten Nürnberger Pr<strong>in</strong>zips.<br />
Zwei weitere Ausstellungsräume befassen sich mit den Auswirkungen<br />
der Nürnberger Prozesse. Sie be<strong>in</strong>halten neben dem en<br />
passant <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiten Durchgang dargestellten Internationalen<br />
Militärtribunal <strong>in</strong> Japan e<strong>in</strong>e exemplarische Darstellung der zwölf<br />
Nürnberger Nachfolgeprozesse sowie jener Verfahren, die danach<br />
noch im In- und Ausland jeweils unter nationalem Vorsitz geführt<br />
wurden. Genannt seien hier nur der Eichmann-Prozess (1961) <strong>in</strong><br />
Jerusalem und der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-65).<br />
Von zentraler Bedeutung ist die Darstellung der von den 1946<br />
<strong>in</strong> der Generalversammlung der Vere<strong>in</strong>ten Nationen bekräftigten
„Nürnberger Pr<strong>in</strong>zipien“ (1946) ausgehenden Entwicklung h<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>em Internationalen Strafgerichtshof, wie er 1993 erstmals als<br />
ad hoc-Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien e<strong>in</strong>gerichtet<br />
wurde und seit 2002 als dauerhafte E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Den<br />
Haag existiert.<br />
Was kommt hier nicht alles zusammen: laut den Anklagepunkten<br />
die Abrechnung mit e<strong>in</strong>er „Verschwörung gegen den Frieden“<br />
und den „Verbrechen gegen die Menschheit“, die Aufarbeitung<br />
e<strong>in</strong>er komplexen und komplizierten Rechtsgeschichte, das Wirken<br />
und die Bedeutung e<strong>in</strong>es bis dah<strong>in</strong> unbekannten Weltgerichts, die<br />
Auslösung der Entwicklung e<strong>in</strong>es Internationalen Strafgerichtshofs,<br />
an der wir alle mitarbeiten müssen, um „diese Welt menschlicher<br />
und friedlicher zu machen.“ (Benjam<strong>in</strong> Ferencz)<br />
Es kommt immer wieder vor, dass im Schwurgerichtssaal des<br />
Nürnberger Justizpalastes <strong>in</strong> der Fürther Straße Menschen Tränen<br />
vergießen, die bei der Besichtigung von ihren Emotionen überwältigt<br />
werden. Häufiger als an anderen geschichtsträchtigen Orten<br />
des 20. Jahrhunderts kann man hier e<strong>in</strong>e tiefe Ergriffenheit<br />
der Besucher beobachten. Sie können kaum fassen, dass <strong>in</strong> diesem<br />
Raum Recht über unvorstellbares Unrecht gesprochen wurde, von<br />
dem oft genug <strong>in</strong> ihren Familien Angehörige oder Vorfahren selbst<br />
betroffen gewesen waren. Wichtig wird deshalb für die meisten<br />
Besucher die <strong>in</strong> der Ausstellung vermittelte Erkenntnis se<strong>in</strong>, dass<br />
sich hier 1945/46 mit dem Weltgericht etwas grundlegend veränderte:<br />
die Haltung gegenüber denen, die für die Geschicke e<strong>in</strong>es<br />
Volkes Verantwortung tragen und diese missbrauchen. Was als<br />
Erfahrung bislang schwer nachzuvollziehen beziehungsweise zu<br />
vermitteln war, kann nunmehr besichtigt werden. Die Bayerische<br />
Justizm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Beate Merk brachte es bei ihrem Besuch anlässlich<br />
des ersten Spatenstichs für das Memorium Nürnberger Prozesse<br />
auf den Punkt: „Recht ist abstrakt. In Nürnberg ist es jetzt<br />
seh- und begehbar.“<br />
Memorium Nürnberger Prozesse, Bärenschanzstraße 72, 90429<br />
Nürnberg, Tel. 0911/321-79372, Fax 0911/321-79373, memorium@stadt.nuernberg.de,<br />
www.memorium-nuernberg.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch bis Montag 10-18 Uhr<br />
Museumsporträt 9<br />
Baukosten:<br />
4,2 Mio. Euro, jeweils zur Hälfte f<strong>in</strong>anziert von der Bundesrepublik<br />
Deutschland und dem Freistaat <strong>Bayern</strong> (Kulturfonds und<br />
Bayerische Landesstiftung).<br />
Kosten für die Ausstellung:<br />
700.000.- Euro, F<strong>in</strong>anzierung: Stadt Nürnberg<br />
Betrieb:<br />
Stadt Nürnberg. Das Memorium Nürnberger Prozesse ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung<br />
der museen der stadt nürnberg und als solche dem Dokumentationszentrum<br />
Reichsparteitagsgelände angegliedert.<br />
Projektleitung:<br />
Hans-Christian Täubrich, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />
Konzeption und wissenschaftliche Erarbeitung:<br />
Dr. Eckardt Dietzfelb<strong>in</strong>ger, Dr. Alexander Schmidt, Hans-Christian<br />
Täubrich, Henrike Zentgraf (alle Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände),<br />
Lilja Antipowa M. A. (Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Ra<strong>in</strong>er Huhle (Menschenrechtszentrum<br />
Nürnberg)<br />
Ausstellungsgestaltung:<br />
Büro Müller-Rieger, München<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Prof. Dr. Manfred Görtemaker (Universität Potsdam), Dr. Matthias<br />
Henkel (museen der stadt nürnberg), Prof. Dr. Klaus Kastner<br />
(Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Peter<br />
März (Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit),<br />
Prof. Dr. Christoph Safferl<strong>in</strong>g (Philipps-Universität Marburg),<br />
Dr. Wolfgang Stäbler (Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>)
Die Gedenkstätten an den Orten der Konzentrationslager Dachau<br />
und Flossenbürg haben <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Erneuerung und vor allem auch Erweiterung ihres Vermittlungsspektrums<br />
erfahren. In Dachau löste 2003 e<strong>in</strong>e neue, vom Haus der Bayerischen<br />
Geschichte erarbeitete Dauerausstellung die schon etwas <strong>in</strong><br />
die Jahre gekommene Gestaltung des Jahres 1968 ab und erschloss<br />
für die Besucher neue Räume, etwa das e<strong>in</strong>stige Lagergefängnis. Seit<br />
2005 ist es möglich, das Gelände wieder auf dem ursprünglichen Weg<br />
der Häftl<strong>in</strong>ge durch das Jourhaus zu betreten. 2009 öffnete e<strong>in</strong> neues<br />
Besuchergebäude als zentrale Anlaufstelle für die rund 800.000 Besucher<br />
pro Jahr se<strong>in</strong>e Pforten.<br />
In Flossenbürg, das weitab von den großstadtnahen Besucherströmen<br />
als Grab- und Gedenkstätte ohne größeres Informationsangebote<br />
jahrzehntelang e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong> geführt hatte, eröffnete<br />
der Auszug e<strong>in</strong>es Gewerbebetriebs aus dem ehemaligen Lagergelände<br />
die Möglichkeit, neben das Gedenken nun e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />
Erläuterung der historischen Abläufe zu stellen und auch auf die<br />
Schicksale der Lager<strong>in</strong>sassen e<strong>in</strong>zugehen. In der Baracke der früheren<br />
Lagerwäscherei ist seit 2007 unter Mite<strong>in</strong>beziehung e<strong>in</strong>es Untergeschosses<br />
e<strong>in</strong>e zeitgemäß gestaltete Ausstellung zu sehen, die sich<br />
der Lagergeschichte Flossenbürgs als Teil des Geflechts der Konzentrationslager<br />
widmet. Mit der Eröffnung e<strong>in</strong>er weiteren Ausstellung<br />
im Oktober 2010 <strong>in</strong> der ehemaligen Lagerküche wurde nun der Weg<br />
der Gedenkstätte von e<strong>in</strong>er Stätte stiller Er<strong>in</strong>nerung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
zeitgemäß gestalteten Ort der Information weiter beschritten. Die<br />
neue Ausstellung setzt sich mit dem Umgang mit dem schwierigen<br />
Erbe des KZs nach 1945 ause<strong>in</strong>ander. Erstmals wird damit diesem<br />
Themenkomplex e<strong>in</strong>e eigene Dauerausstellung gewidmet.<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Im Juli 2007 wurde <strong>in</strong> der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg unter<br />
großer <strong>in</strong>ternationaler Beachtung die neue Dauerausstellung „Das<br />
Konzentrationslager Flossenbürg 1938-1945“ der Öffentlichkeit<br />
übergeben. Über 62 Jahre nach der Befreiung des Lagers wurde<br />
die Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg, se<strong>in</strong>er<br />
Außenlager und se<strong>in</strong>er Häftl<strong>in</strong>ge erstmals umfassend am historischen<br />
Ort dokumentiert. Die Reaktion war überwältigend. Fast<br />
e<strong>in</strong>e viertel Million Menschen hat diese Ausstellung seither besucht.<br />
Tausende haben ihre Bewegtheit, Betroffenheit, Zufriedenheit<br />
und Kritik <strong>in</strong> Besucherbüchern, Briefen und E-Mails formuliert.<br />
Diese Resonanz hat die Verantwortlichen der Gedenkstätte<br />
bestätigt, den Weg gestalterisch-museologischer Innovation konsequent<br />
weiter zu verfolgen.<br />
Drei Jahre später präsentiert die Gedenkstätte nun ihre zweite<br />
große Dauerausstellung im Gebäude der ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gsküche.<br />
Unter dem Titel „was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers<br />
Flossenbürg“ widmet sich diese Schau den sechs Jahrzehnten<br />
nach 1945. Damit beschäftigt sich die KZ-Gedenkstätte<br />
Flossenbürg nicht nur als bundesweit erste E<strong>in</strong>richtung ihrer Art<br />
umfassend mit der Zeit von der Befreiung 1945 bis heute. Den<br />
komplexen Folgen der nationalsozialistischen Konzentrationslager<br />
wird damit zum ersten Mal überhaupt e<strong>in</strong>e eigene Ausstellung<br />
gewidmet.<br />
Die neue Ausstellung dokumentiert ke<strong>in</strong>e Erfolgsbilanz deutscher<br />
Er<strong>in</strong>nerungskultur. Sie zeigt im Gegenteil die vielfachen<br />
Brüche im Umgang mit dem Erbe e<strong>in</strong>es Konzentrationslagers: mit<br />
se<strong>in</strong>en baulichen Relikten, mit den justitiellen Konsequenzen, mit<br />
den symbolischen Bedeutungen und vor allem auch mit se<strong>in</strong>em<br />
konkreten humanitären Vermächtnis. Die Ausstellung ist der Versuch,<br />
die komplexe Rezeptions- und Er<strong>in</strong>nerungsgeschichte e<strong>in</strong>es<br />
Lagers während der letzten sechs Jahrzehnte zu dokumentieren.<br />
Die widersprüchlichen Nachwirkungen des Konzentrationslagers<br />
Flossenbürg werden dabei <strong>in</strong> die Zeitgeschichte vom Ende des<br />
Die zweite Dauerausstellung <strong>in</strong> der<br />
KZ-Gedenkstätte: e<strong>in</strong> Statement zur<br />
Zeitgeschichte im Museum<br />
Jörg Skriebeleit<br />
Museumsporträt 11<br />
„was bleibt –<br />
Nachwirkungen des<br />
Konzentrationslagers<br />
Flossenbürg“<br />
Die ehemalige Küchenbaracke beherbergt den neuesten Teil der<br />
Dauerausstellung.<br />
Seite 10: Vitr<strong>in</strong>e „Gezielte Aneignung“, Ste<strong>in</strong>karre (um 1950) mit<br />
den wiederverwendeten Reifen e<strong>in</strong>es Messerschmitt Jagdflugzeuges.
12 Museumsporträt<br />
a Blick <strong>in</strong> die Ausstellung/Medienwand.<br />
b Vitr<strong>in</strong>e „Spätfolgen“, Nummernschild des ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gs<br />
Steve Israeler.<br />
Zweiten Weltkriegs bis heute e<strong>in</strong>gebettet. „was bleibt“ beschreibt<br />
die Nachwirkungen des KZ Flossenbürg als e<strong>in</strong>e Beispielsgeschichte<br />
deutscher, präziser west-deutscher Er<strong>in</strong>nerungskultur – mit e<strong>in</strong>er<br />
charakteristisch bayerischen Note.<br />
Es war das erklärte Ziel des wissenschaftlichen Teams und<br />
der Gestalter des Büros Berton.Schwarz.Frey, e<strong>in</strong>en genu<strong>in</strong>en Beitrag<br />
zu aktuellen Ausstellungsformen <strong>in</strong> KZ-Gedenkstätten zu<br />
formulieren. Die Ausstellung arbeitet exemplarisch und po<strong>in</strong>tiert,<br />
sowohl <strong>in</strong>haltlich wie gestalterisch. Sie spitzt bewusst zu und<br />
setzt auf <strong>in</strong>tensive Kommunikation mit den Besuchern. Flossenbürg<br />
war bundesweit e<strong>in</strong>e der letzten Gedenkstätten, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e<br />
Ausstellung zur Lagergeschichte etabliert wurde. Nun präsentiert<br />
sie als erste e<strong>in</strong>e umfassend rezeptionsgeschichtliche Schau – und<br />
dies mit e<strong>in</strong>em für e<strong>in</strong>e KZ-Gedenkstätte bislang e<strong>in</strong>zigartigen<br />
Gestaltungskonzept.<br />
Was bleibt von e<strong>in</strong>em ehemaligen Konzentrationslager?<br />
Vier Leitthemen<br />
„Was bleibt?“ – diese Frage hat sich das Ausstellungsteam <strong>in</strong><br />
den letzten zwei Jahren immer wieder gestellt. Welche Spuren<br />
bleiben von e<strong>in</strong>em Tatort tausendfachen Mordens? Wie er<strong>in</strong>nerte<br />
man sich der Taten? Wie gedachte man der Toten? Wer er<strong>in</strong>nerte<br />
sich an die Opfer? Was passierte mit den Tätern? Und vor allem:<br />
wie lebten die ehemaligen Häftl<strong>in</strong>ge nach der Befreiung mit der<br />
schrecklichen Erfahrung der KZ-Haft weiter? Die Nachgeschichte<br />
des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg eignet sich wie<br />
ke<strong>in</strong>e zweite, Antworten auf diese Fragen zu f<strong>in</strong>den. Denn Flossenbürg<br />
ist der Prototyp des „vergessenen Lagers“ schlechth<strong>in</strong>.<br />
„Ich habe von Auschwitz gehört und von Dachau, aber noch nie<br />
von Flossenbürg“, so die Aussage e<strong>in</strong>er jungen Passant<strong>in</strong>, als sie<br />
nach dem Namen Flossenbürg gefragt wurde.<br />
Am Beispiel der Rezeptionsgeschichte des Konzentrationslagers<br />
Flossenbürg lässt sich exemplarisch und erschreckend zeigen,<br />
wie sich Bilder von Geschichte formen und verformen lassen, wie<br />
sich die Dimension und Dramatik von Geschehenem fast bis zur<br />
Unkenntlichkeit weichzeichnen und modulieren lassen. Die Bekanntheit<br />
der jeweiligen Konzentrationslager, das Wissen um die<br />
dort begangenen Verbrechen leitet sich nicht von der historischen<br />
Bedeutung der jeweiligen Lager ab. Salomon Korn hat immer wieder<br />
betont, dass für die Er<strong>in</strong>nerung im öffentlichen Raum weniger<br />
die Ergebnisse historischer Forschung als vielmehr die öffentliche<br />
Darstellung, Vergegenwärtigung, Symbolisierung und Inszenierung<br />
des Vergangenen maßgebend s<strong>in</strong>d.<br />
Die Ausstellung „was bleibt“ macht sich auf die Suche nach<br />
den konkreten und symbolischen Folgen e<strong>in</strong>es Konzentrationslagers.<br />
Sie zeigt anhand von vier Leitfragen nach den Tätern, nach<br />
den ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gen, nach dem Ort und nach der Er<strong>in</strong>nerung<br />
an das ehemalige Konzentrationslager die Formung und<br />
Verformung von Geschichtsbildern.<br />
Täter<br />
Hunderte von Tätern waren für die Verbrechen im KZ Flossenbürg<br />
und den Außenlagern verantwortlich. Viele wurden nach<br />
Kriegsende zunächst verhaftet. Angeklagt und verurteilt wurden<br />
aber nur wenige.<br />
Wie ahndeten die alliierten Befreier und die deutsche Justiz<br />
diese Verbrechen? Wer unterstützte, wer verh<strong>in</strong>derte die Verfolgung<br />
der Schuldigen? Wie veränderte sich das gesellschaftliche<br />
Verständnis von Schuld und Verantwortung?<br />
Überlebende<br />
Die Befreiung bedeutete für die Häftl<strong>in</strong>ge das Ende ihrer Gefangenschaft.<br />
Die meisten Überlebenden standen jedoch vor dem<br />
Nichts. Viele kämpften zeitlebens mit den Folgen der Haft. Wie<br />
verarbeiteten diese Menschen Trauer und Verlust? Wo und wie
konnten sie e<strong>in</strong> neues Leben beg<strong>in</strong>nen? Mit welchen Schwierigkeiten<br />
waren sie konfrontiert? Was bewegt viele von ihnen bis<br />
heute dazu, von ihrem Schicksal Zeugnis abzulegen?<br />
Er<strong>in</strong>nerung<br />
Totenehrung war jahrzehntelang die e<strong>in</strong>zige Form der Er<strong>in</strong>nerung.<br />
Trotz zahlreicher Denkmäler und Er<strong>in</strong>nerungszeichen geriet das<br />
KZ Flossenbürg für lange Zeit <strong>in</strong> Vergessenheit.<br />
Wer er<strong>in</strong>nerte an die Verbrechen und an die Opfer? Welche<br />
Geschichtsbilder bestimmten die Er<strong>in</strong>nerung? Wie veränderten<br />
sich die Formen des Gedenkens?<br />
Orte<br />
Das ehemalige KZ Flossenbürg wurde seit 1945 für unterschiedliche<br />
Zwecke genutzt. Neben Gewerbeflächen und e<strong>in</strong>er Wohnsiedlung<br />
nimmt die Gedenkstätte heute nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des<br />
früheren Lagergeländes e<strong>in</strong>. Vom historischen Ort selbst s<strong>in</strong>d nur<br />
wenige Überreste vorhanden.<br />
Welche Spuren des Lagers wurden erhalten, welche getilgt?<br />
Wer war dafür verantwortlich? Was ist <strong>in</strong> den über 60 Jahren seit<br />
der Befreiung mit dem Gelände geschehen?<br />
Die Ausstellung ordnet diese vier Leitfragen konsequent <strong>in</strong><br />
die Chronologie der deutschen Zeitgeschichte der letzten 65 Jahre<br />
e<strong>in</strong>. Die <strong>in</strong>haltliche Chronologie ist <strong>in</strong> sieben Perioden gegliedert,<br />
die aufgrund übergeordneter zeitgeschichtlicher Zäsuren<br />
und konkreter rezeptionsgeschichtlicher Ereignisse def<strong>in</strong>iert und<br />
begrifflich bewusst zugespitzt wurden:<br />
• Schwellensituation Befreiung (Frühjahr 1945)<br />
• Übergang und Neuordnung (Sommer 1945-1950)<br />
• Schlussstrich und Integration (1950-1958)<br />
• Verdrängen und Vergessen (1958-1969)<br />
• Selektives Er<strong>in</strong>nern (1970-1979)<br />
• Umstrittene Wiederentdeckung (1980-1995)<br />
• H<strong>in</strong>terlassenschaften (1996-2010)<br />
Dadurch wird der kontextuelle geschichtspolitische und gesellschaftliche<br />
Rahmen, <strong>in</strong> dem sich Er<strong>in</strong>nern und Vergessen formen,<br />
stets sichtbar. Konkret verb<strong>in</strong>det sich damit die erkenntnistheoretische<br />
Fragestellung, wie viel Er<strong>in</strong>nerung zu welcher Zeit möglich<br />
war, oder anders formuliert, wie viel Vergessen und Verdrängen<br />
beabsichtigt waren. So weist die Nachgeschichte dieses Konzentrationslagers<br />
weit über Flossenbürg h<strong>in</strong>aus und steht stellvertretend<br />
für viele andere Orte.<br />
Das Gestaltungskonzept - Bruch mit den klassischen<br />
Wahrnehmungsmustern<br />
Der Entwurf des Berl<strong>in</strong>er/Ulmer Ausstellungsbüros Bertron.<br />
Schwarz.Frey um Professor Ulrich Schwarz von der Universität der<br />
Künste Berl<strong>in</strong> sucht neue Wege der Vermittlung von Geschichte<br />
und verlässt dabei den bestehenden Formenkanon konventioneller<br />
zeithistorischer Präsentationen. Die Ausstellung ist wie e<strong>in</strong> klassisches<br />
Drama gegliedert, die Hauptausstellung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Prolog<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Epilog e<strong>in</strong>gebettet.<br />
Im Prolog des Foyers deutet e<strong>in</strong>e raumgreifende Medien<strong>in</strong>stallation<br />
mit Zitaten von Besuchern der Gedenkstätte und Bewohnern<br />
des Ortes Flossenbürg die Vielschichtigkeit des Ausstellungsthemas<br />
an. Sie konfrontiert die Ausstellungsbesucher mit<br />
aktuellen Statements und ermöglicht e<strong>in</strong>e erste kognitive und<br />
emotionale E<strong>in</strong>ordnung des Themas „nach 1945“.<br />
Der Ausstellungsraum des folgenden Hauptteils wird von zwei<br />
<strong>in</strong>nenarchitektonischen Strukturelementen bestimmt. Zum e<strong>in</strong>en<br />
von e<strong>in</strong>er fast 20 m langen Medienwand, die die Längsachse des<br />
Raumes füllt. Zum zweiten von quer dazu stehenden Vitr<strong>in</strong>en,<br />
über denen Hörglocken angebracht s<strong>in</strong>d. Die Medienwand gliedert<br />
die Ausstellungsfläche nicht nur räumlich, sondern auch <strong>in</strong>haltlich<br />
als chronologischer Rahmen. Jede Vitr<strong>in</strong>e ist <strong>in</strong> das Raster aus<br />
Vitr<strong>in</strong>e mit Hörglocke.<br />
Museumsporträt 13
14 Museumsporträt<br />
Schülergruppe <strong>in</strong> der Ausstellung.<br />
thematischer und zeitlicher Gliederung e<strong>in</strong>gepasst. Anhand überraschender,<br />
bisweilen irritierender Leitobjekte werden die Themen<br />
beispielhaft vertieft. Die Monitore zeigen <strong>in</strong> diesem thematischchronologischen<br />
Raster ebenfalls exemplarische Ereignisse und<br />
Themen, die mit der Rezeption der Konzentrationslager und speziell<br />
mit Flossenbürg verbunden s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus stellen sie<br />
mit <strong>in</strong> fester Folge e<strong>in</strong>geblendeten Texten und Bildern den zeitgeschichtlichen<br />
Kontext dieser Rezeptionsgeschichte her.<br />
Das Konzept bricht bewusst mit klassischen Wahrnehmungsmustern.<br />
Die <strong>in</strong> den Vitr<strong>in</strong>en präsentierten Objekte s<strong>in</strong>d mit kommentierenden<br />
Audio-Elementen komb<strong>in</strong>iert, die 25 Monitore bleiben<br />
h<strong>in</strong>gegen stumm. Medienwand und Vitr<strong>in</strong>en bilden zusammen<br />
e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>atensystem, <strong>in</strong> dem sich der Besucher frei im Raum<br />
bewegen kann. Zwar werden <strong>in</strong> jeder Zeitebene alle vier Leitfragen<br />
– Täter, Überlebende, Er<strong>in</strong>nerung und Ort – nache<strong>in</strong>ander und<br />
gleichwertig betrachtet. In welcher Reihenfolge der Besucher die<br />
Vitr<strong>in</strong>en jedoch besichtigt, entscheidet dieser selbst. So können<br />
sich die Besucher entweder entlang der e<strong>in</strong>zelnen Themenachsen<br />
durch die letzten 65 Jahre Rezeptionsgeschichte bewegen. Es ist<br />
aber auch möglich, sich alle vier Leitfragen Periode für Periode<br />
zu erschließen.<br />
An Stelle e<strong>in</strong>es strikten Nache<strong>in</strong>ander steht e<strong>in</strong> strukturelles<br />
Nebene<strong>in</strong>ander, das Bezüge erkennen und Schlüsse ziehen lässt.<br />
Die Wissensaneignung leistet der Besucher autonom. E<strong>in</strong>e Reihenfolge<br />
ist nicht vorgegeben. Die strukturelle Anordnung der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungselemente – Vitr<strong>in</strong>en, Hörstationen und<br />
synchronoptische Medienwand – bietet jedoch jederzeit, an jeder<br />
Stelle, e<strong>in</strong>e zeitliche und thematische Orientierung und Zuordnung.<br />
Dieser neue Ansatz begreift das Denken als offenes System,<br />
mit dem Ziel, Erkenntnis durch die Lesbarkeit von Zusammenhängen<br />
zu erreichen.<br />
Am Ende, dem Epilog, gibt die Ausstellung den Blick frei auf<br />
den ehemaligen Appellplatz, das Zentrum des Häftl<strong>in</strong>gslagers. Der<br />
Besucher bef<strong>in</strong>det sich wieder <strong>in</strong> der Jetzt-Zeit, der heutigen KZ-<br />
Gedenkstätte. Diese Konfrontation bietet Raum zur Reflexion und<br />
fordert die Besucher auf, ihre eigenen E<strong>in</strong>drücke zu dem „was<br />
bleibt“ zu formulieren und auf e<strong>in</strong>er Art P<strong>in</strong>wand als Statement<br />
für alle sichtbar zu h<strong>in</strong>terlassen.<br />
„was bleibt“ als Aggregatzustand<br />
Die Ausstellung „was bleibt“ zeichnet sich, wie könnte es auch<br />
anders se<strong>in</strong>, durch e<strong>in</strong>e kritische Grundhaltung aus - präziser,<br />
durch e<strong>in</strong>e zeithistorisch analytisch-kritische, jedoch durch ke<strong>in</strong>e<br />
anklagende oder gar moralisierende. In ihrer <strong>in</strong>haltlichen wie ästhetischen<br />
Umsetzung ist die neue Ausstellung bisher e<strong>in</strong>zigartig<br />
<strong>in</strong> der Landschaft deutscher Er<strong>in</strong>nerungsorte. Die Kuratoren und<br />
die Gestalter wollten mit diesem Konzept bewusst die Grenzen<br />
bisheriger zeithistorischer Präsentationsformen überschreiten.<br />
Nicht um der Innovation und Provokation, sondern um der Erkenntnis<br />
willen, aber auch, um e<strong>in</strong>en Beitrag zur verme<strong>in</strong>tlichen<br />
„Erstarrung“ der deutschen Er<strong>in</strong>nerungskultur und der museologischen<br />
Kanonisierung von NS-Ausstellungen zu formulieren.<br />
Insofern spiegelt die Ausstellung „was bleibt“ sehr bewusst den<br />
Aggregatzustand der deutschen Er<strong>in</strong>nerungskultur und der E<strong>in</strong>richtungen,<br />
die sich mit ihr beschäftigen, wider.<br />
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5-7, 92696 Flossenbürg,<br />
Tel. 09603/90390-0, Fax -99, <strong>in</strong>formation@gedenkstaette-<br />
flossenbuerg.de, www.gedenkstaette-flossenbuerg.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
März bis November täglich 9-17, Dezember bis Februar täglich<br />
9-16 Uhr
Weiterführende Literatur:<br />
1 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Hrsg.): Das Konzentrationslager<br />
Flossenbürg 1938-1945, Katalog zur ständigen Ausstellung, Gött<strong>in</strong>gen<br />
2008<br />
2 Jörg Skriebeleit: Er<strong>in</strong>nerungsort Flossenbürg. Akteure, Zäsuren,<br />
Geschichtsbilder, Gött<strong>in</strong>gen 2009<br />
3 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Hrsg.): was bleibt – Nachwirkungen<br />
das Konzentrationslagers Flossenbürg (ersche<strong>in</strong>t Frühjahr<br />
2011)<br />
Museumsporträt 15<br />
Gestaltung der zweiten Dauerausstellung 2008-2010<br />
Konzeption und Realisierung:<br />
Gesamtleitung:<br />
Dr. Jörg Skriebeleit<br />
Projektkoord<strong>in</strong>ation:<br />
Ulrich Fritz, Johannes Ibel<br />
Wissenschaftliche Mitarbeit:<br />
Anja Fritz, Kathr<strong>in</strong> Helldorfer, Annette Kraus, Dr. Christa Schi-<br />
korra, Dr. Alexander Schmidt<br />
Gestaltung:<br />
Bertron.Schwarz.Frey, Ulm/Berl<strong>in</strong><br />
Medienproduktion:<br />
WHITEvoid <strong>in</strong>teractive art & design, Berl<strong>in</strong><br />
F<strong>in</strong>anzierung:<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> (Stiftung Bayerische Gedenkstätten), Bundes-<br />
republik Deutschland (Bundesbeauftragter für Kultur und<br />
Medien)
Das neu gegründete Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach an<br />
der Pegnitz ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude der ehemaligen Wohnsiedlung I e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
die der Fabrikbesitzer Conrad Conradty für se<strong>in</strong>e Arbeiter<br />
errichten ließ. Die Siedlung ist heute e<strong>in</strong> Denkmal der Industriegeschichte.<br />
Das nach 1892 entstandene, sanierte und teilweise restaurierte<br />
Museumsgebäude stellt das eigentliche Exponat dar. Von der<br />
orig<strong>in</strong>alen E<strong>in</strong>richtung des Hauses ist nicht mehr viel erhalten. Leben<br />
und Arbeiten von Arbeiterfamilien <strong>in</strong> der Siedlung werden deshalb<br />
mit Großfotos und Schautafeln sowie <strong>in</strong> Hörstationen beschrieben.<br />
Der städtische Bezug wird durch die Dokumentation der unmittelbaren<br />
Auswirkungen der Grafitwerke Conradty auf die Entwicklung<br />
Röthenbachs vom Dorf zur Stadt hergestellt.<br />
Otto Lohr<br />
Am 12. September 2010, dem Tag des offenen Denkmals, öffnete<br />
das Stadtmuseum Conradtyhaus se<strong>in</strong>e Tür. Das Museumsgebäude<br />
fungiert als Exponat <strong>in</strong>nerhalb des fast musealen Raums e<strong>in</strong>er<br />
ehemaligen Arbeitersiedlung und zeigt exemplarisch die Situation<br />
der Siedlungsgebäude zur Zeit ihrer Errichtung <strong>in</strong> den 90er Jahren<br />
des 19. Jahrhunderts. Auf zwei Etagen wird der Lebensalltag von<br />
Arbeiterfamilien <strong>in</strong> Röthenbach und die enge Verknüpfung der<br />
sozialen sowie städtebaulichen Entwicklung des Ortes mit dem<br />
Familienunternehmen Conradty veranschaulicht.<br />
Die Arbeitersiedlung als musealer Raum<br />
An der Geschichte und Entwicklung der Stadt Röthenbach a. d.<br />
Pegnitz <strong>in</strong> den Anfängen der Industrialisierung war das Unternehmen<br />
der Familie Conradty maßgeblich beteiligt. Conrad Conradty,<br />
geboren 1827 <strong>in</strong> Münchaurach, gründete 1855 e<strong>in</strong>e Bleistiftfabrik<br />
<strong>in</strong> Nürnberg. Durch se<strong>in</strong>en Sohn Friedrich, der die Zusammensetzung<br />
der Elektro-Kohle erforscht und ihre Bedeutung erkannt<br />
hatte, erfolgte die Umstellung der Produktion auf Kohlestifte für<br />
elektrische Bogenlampen. Mit dem Aufkommen der Glühlampe<br />
spezialisierte sich das Fabrikationsprogramm auf die Produktion<br />
von Elektroden, später Elektrografitelektroden und den gesamten<br />
vielfältigen Bedarf an stromleitenden Kohle- und Grafiterzeugnissen.<br />
Die neue Produktion vollzog sich, nachdem Conradty 1880<br />
für den erweiterten Betrieb das ausgedehnte Gelände Grünthal<br />
bei Röthenbach/Pegnitz erworben hatte. Da bereits 1885 die ortsansässigen<br />
Arbeitskräfte nicht mehr ausreichten, um den Bedarf<br />
der Firma Conradty zu decken, wurden Arbeiter aus der Oberpfalz,<br />
aus Oberfranken, Oberbayern, Niederbayern und Böhmen angeworben<br />
und wegen der noch unzureichend ausgebauten Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung<br />
<strong>in</strong> Röthenbach angesiedelt. Die dadurch entstandene<br />
Wohnungsnot veranlasste Conrad Conradty und se<strong>in</strong>e beiden<br />
Söhne, ab 1892 werkseigene, günstige Arbeiterwohnhäuser zu<br />
erbauen. Mit der Planung von Werksgebäuden, der Siedlung und<br />
zahlreicher öffentlicher Gebäude wurde der Nürnberger Architekt<br />
Hans Fourné beauftragt.<br />
Die Arbeitersiedlung I ist die etwas ältere und kle<strong>in</strong>ere der<br />
von der Firma Conradty angelegten Siedlungen <strong>in</strong> Röthenbach<br />
und besteht aus <strong>in</strong>sgesamt zwölf identisch gestalteten Gebäuden.<br />
Jeweils vier Familien fanden auf zwei Geschossen verteilt Wohnraum.<br />
Jeder Wohne<strong>in</strong>heit war im Außenbereich des Gebäudes e<strong>in</strong>e<br />
nutzbare Gartene<strong>in</strong>heit zugeordnet. Nebenbauten beherbergten<br />
Waschküche und Sanitäre<strong>in</strong>richtungen. Der erhaltene Siedlungsraum<br />
bildet den historischen Rahmen des sanierten und denkmalgeschützten<br />
Gebäudes <strong>in</strong> der Mühlgasse 1.<br />
Das Haus als Exponat<br />
Die Sanierung des Gebäudes Mühlgasse 1 wurde 2007-08 von<br />
dem Architekturbüro Conn und Giersch durchgeführt. Im Mittelpunkt<br />
der Restaurierung stand die Wiederherstellung der für die<br />
Museumsporträt 17<br />
„Mit Kopf, Herz und<br />
Hand“ –<br />
e<strong>in</strong> Ausstellungsbesuch<br />
für alle S<strong>in</strong>ne<br />
Das Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach<br />
a. d. Pegnitz<br />
Sandra Frauenknecht<br />
Die Conradtysiedlung (Aufnahme 1945).<br />
Seite 16: Der Blick <strong>in</strong> das Fenster lässt die „Bewohner“ des<br />
Hauseses erkennen.
18 Museumsporträt<br />
a Firmengründer Conrad Conradty (Mitte) bei Bauarbeiten 1893.<br />
b Außenansicht des Stadtmuseums Conradtyhaus.<br />
Siedlung prägenden äußeren Ersche<strong>in</strong>ung mit Ziegelsichtmauerwerk,<br />
ockergelber Dachdeckung und der Bewahrung des dörflich<br />
angelegten Umfeldes durch die strukturelle Rekonstruktion der<br />
Außenanlage. Das Vorbild dieses Haustyps, das Vierfamilienhaus<br />
mit Kreuzgrundriss, ist <strong>in</strong> den englischen Cottages zu suchen.<br />
Während der englische Begriff sowohl E<strong>in</strong>zelhäuser für Arbeiter<br />
als auch „mittlere Landhäuser“ e<strong>in</strong>schließt, bezeichnet man<br />
im deutschsprachigen Raum generell Häuser mit e<strong>in</strong>er Wohnung<br />
als solche, ob nun E<strong>in</strong>- oder Zwei- bis Vierfamilienhäuser. Dieser<br />
Haustyp fand im Ruhrgebiet die größte Verbreitung, da vor allem<br />
zwei Argumente für ihn angeführt werden konnten: Zum e<strong>in</strong>en<br />
wurden durch den Kreuzgrundriss der Häuser und dem damit verbundenen<br />
separaten E<strong>in</strong>gang für jede Familie Streitigkeiten vorgebeugt,<br />
zum anderen senkte diese gewollte Abgrenzung der Familien<br />
zue<strong>in</strong>ander die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten.<br />
Im Innern des Siedlungshauses erhielten drei der vier Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
ihren ursprünglichen Grundriss wieder. Die Räume der<br />
l<strong>in</strong>ken Erdgeschosswohnung zeigen sich heute <strong>in</strong> ihrer ersten<br />
farbigen Ausgestaltung von Wand- und Deckenflächen. Dies ist<br />
durch die Anlage von Primärdokumenten der Fassungen <strong>in</strong> allen<br />
Räumen belegt. Das Haus ist als Teil der Siedlung und historische<br />
Quelle das zentrale Ausstellungsobjekt.<br />
Das Konzept<br />
Das Fe<strong>in</strong>konzept zur E<strong>in</strong>richtung des »Stadtmuseum Conradtyhaus«<br />
<strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz entwickelt e<strong>in</strong>en musealen Ort<br />
mit dem Anspruch an zeitgemäßes didaktisches Vorgehen mit<br />
<strong>in</strong>novativen, auf Ort und Bürger gleichermaßen zugeschnittenen<br />
Inhalten. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Ine<strong>in</strong>andergreifen<br />
von sozial- und baugeschichtlichen Inhalten und dem aktiven<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den verschiedenster schulischer Arbeitsgruppen gewidmet<br />
– beg<strong>in</strong>nend im Vorschulalter bis h<strong>in</strong> zum Abitur – mit Potential<br />
zu professioneller Recherche. E<strong>in</strong> Konzept, das weg von der klassischen<br />
Museumsführung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em historischen Ort führt,<br />
der die Scheu nimmt, sich mit geschichtlichen und eigenen persönlichen<br />
Inhalten der Vergangenheit aktiv ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />
Die Dauerausstellung im rekonstruierten Wohnbereich ermöglicht<br />
auf der audiovisuellen Ebene, immer neue Erkenntnisse <strong>in</strong> die geschichtlichen<br />
H<strong>in</strong>tergründe der Thematik e<strong>in</strong>fließen zu lassen und<br />
auf diese Weise flexibel und zukunftsfähig zu se<strong>in</strong>. Der Bereich<br />
der Wechselausstellung bietet Raum, das Haus offen und lebendig<br />
zu halten. Zum e<strong>in</strong>en kann hier durch flexible Bestückung die<br />
Vertiefung e<strong>in</strong>zelner Themen erreicht werden, unter deren <strong>in</strong>haltlichem<br />
Reichtum die typisch kle<strong>in</strong>en und engen Räumlichkeiten<br />
ansonsten überfordert wären. Zum anderen f<strong>in</strong>den hier Ausstellungen<br />
Raum, die es erlauben, Themen der unterschiedlichsten<br />
Gruppen der Bevölkerung im Gebäude zu präsentieren.<br />
Die Raumabfolgen und ihre Inhalte<br />
Die Dauerausstellung im rekonstruierten Wohnbereich (erste<br />
Wohne<strong>in</strong>heit) befasst sich mit dem Familienleben e<strong>in</strong>er Arbeiterfamilie<br />
um 1900. Die Wohnung e<strong>in</strong>er Familie besteht aus der Stube,<br />
zwei Schlafkammern und der Küche. Große Fotografien stimmen<br />
<strong>in</strong> die Raumnutzung e<strong>in</strong>. In Hörstationen berichten Vater, Mutter<br />
und K<strong>in</strong>der von ihrem Alltagsleben <strong>in</strong> der Arbeitersiedlung. Themen<br />
wie z. B. Ernährung, Arbeit, Krankheit, Schule, das Vere<strong>in</strong>sleben<br />
oder der Sonntag werden vertiefend an den Ausstellungstafeln<br />
erläutert.<br />
Die Siedlungs-, Haus- und Firmengeschichte steht im Mittelpunkt<br />
der zweiten Wohne<strong>in</strong>heit. In drei Ausstellungsräumen<br />
werden die Arbeitersiedlung im historischen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich, die Baugeschichte der Conradty-Siedlung und die Sanierungsgeschichte<br />
des Hauses gezeigt. Mit dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />
Industrialisierung wird auf die Familien- und Firmengeschichte<br />
Conradty und die Produktion e<strong>in</strong>gegangen. Exponate wie Blei-
stifte, Notgeld aus Kohle und Werbeschaukästen der Firma Conradty<br />
laden zum näheren Betrachten e<strong>in</strong>. Die firmenspezifische<br />
Herstellung von Kohlenstoff und Grafit wird <strong>in</strong> digitaler Form<br />
veranschaulicht.<br />
In der dritten Wohne<strong>in</strong>heit im Obergeschoss bietet die Ausstellung<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Anfänge Röthenbachs, se<strong>in</strong> öffentliches,<br />
religiöses und kulturelles Leben. Die Darstellung der sozialen und<br />
städtebaulichen Entwicklung Röthenbachs wird vertieft durch<br />
digitale Anwendungen <strong>in</strong> beiden Räumen. Im Filmraum werden<br />
zwei Orig<strong>in</strong>alfilme aus den 1920er Jahre vorgeführt: e<strong>in</strong> Umzug<br />
anlässlich des 50-jährigen Feuerwehrjubiläums (1925) und das<br />
erste Röthenbacher Blumenfest (1929) des Kle<strong>in</strong>gartenvere<strong>in</strong>s<br />
Flora. E<strong>in</strong> Gästebuch lädt den Besucher e<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke, Me<strong>in</strong>ung<br />
und/oder Anregungen aufzuschreiben.<br />
Ergänzend zu den Ausstellungen f<strong>in</strong>det der Besucher <strong>in</strong> der<br />
vierten Wohne<strong>in</strong>heit Arbeitsbereiche vor. An e<strong>in</strong>em Computerarbeitsplatz<br />
s<strong>in</strong>d Recherchen zur Industrialisierung möglich, <strong>in</strong> der<br />
Studienzone ist e<strong>in</strong> Zeitzeugen<strong>in</strong>terview mit e<strong>in</strong>er Röthenbacher<strong>in</strong><br />
zu hören, die <strong>in</strong> den 1920er und 30er Jahren <strong>in</strong> der Conradty-<br />
Siedlung aufgewachsen ist. E<strong>in</strong>e Auswahl an Fachliteratur lädt<br />
dazu e<strong>in</strong>, sich zurückzuziehen und <strong>in</strong> Ruhe Themen der Ausstellung<br />
zu vertiefen.<br />
Gestaltung und didaktische Aufbereitung<br />
Um den Interessen von K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />
Familien, Senioren, ausländischen MitbürgerInnen, Schulklassen,<br />
Touristen, E<strong>in</strong>zel- und GruppenbesucherInnen bei e<strong>in</strong>em Ausstellungsbesuch<br />
gerecht zu werden, bedarf es vielfältiger Angebote<br />
und Methoden, um museale Inhalte zielgruppengerecht zu vermitteln.<br />
So wurde speziell für K<strong>in</strong>dergarten- und Vorschulk<strong>in</strong>der<br />
im rekonstruierten Wohnbereich auf den Ausstellungstafeln im<br />
unteren Drittel und somit <strong>in</strong> k<strong>in</strong>dgemäßer Sichthöhe mit Symbolen<br />
gearbeitet, die Zugang zu den Themen der Räume möglich<br />
machen. Diese „Bildebene“ <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungen mit den großformatigen<br />
Fotos und den erzählenden Familienmitgliedern (Hörstationen)<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>en entdeckenden und spannenden Ausstellungsbesuch<br />
für K<strong>in</strong>der ab 5 Jahre.<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt der museumspädagogischen Arbeit liegt auf<br />
der Zielgruppe der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen, <strong>in</strong>sbesondere auch<br />
auf den Schulklassen. In Abstimmung mit dem aktuellen bayerischen<br />
Lehrplan von Grund-, Haupt-, Realschule und Gymnasium<br />
kann das Museum als außerschulische Lernorte e<strong>in</strong>e wichtige Ergänzung<br />
zum Schulunterricht darstellen. Zu diesem Zweck wurden<br />
lehrplan- bzw. bildungsplanbezogene museumspädagogische<br />
Angebote für alle Schularten und Altersgruppen erarbeitet.<br />
Die Partnerschaft zwischen Schulen und <strong>Museen</strong>, <strong>in</strong>sbesondere<br />
mit Ganztagsschulen, ermöglicht weitere <strong>in</strong>tensive Kooperationen<br />
zwischen K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und <strong>Museen</strong>. Die Ausstellung<br />
ist der ideale Ort, um Themen aus der Wirtschafts-, Sozial-,<br />
Technik- und Stadtgeschichte Röthenbachs anzugehen oder zu<br />
vertiefen. Es werden die Interessen und die Kreativität der (Vor-)<br />
SchülerInnen aktiv e<strong>in</strong>bezogen. Je nach Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
der SchülerInnen und den gewünschten Lernzielen kann e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />
Ausstellungsbesuch vorbereitet, durchgeführt und<br />
nachbereitet werden.<br />
Stadtmuseum Conradtyhaus, Mühlgasse 1, 90552 Röthenbach<br />
a. d. Pegnitz, Tel. 0911/9575-121 u. -122, Fax 0911/9575-147,<br />
kulturamt@roethenbach.de, www.roethenbach.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Samstag und Sonntag 10-16 Uhr u. n. Vere<strong>in</strong>b.<br />
a und b Rekonstruierter Wohnbereich.<br />
Museumsporträt 19<br />
Gebäudesanierung:<br />
Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth<br />
Museumskonzeption, Ausstellungsgestaltung und Grafik:<br />
Dr. Sandra Frauenknecht, Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth<br />
Museumspädagogik:<br />
Dr. Sandra Frauenknecht
20 Museumsporträt
Das Stadtmuseum Fürth ist vom Schloss Burgfarrnbach wieder zurück<br />
<strong>in</strong> die Stadtmitte gezogen. Nach dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler<br />
Ludwig Erhard benannt, bietet das Stadtmuseum Fürth <strong>in</strong> der<br />
sanierten früheren „Ottoschule“ e<strong>in</strong>en schwerpunktmäßigen Überblick<br />
über die Stadtentwicklung von den Anfängen bis zur heutigen<br />
Zeit. An Hand ausgewählter Themen wird den Besuchern der Wandel<br />
Fürths vom ländlichen Marktflecken zur Industrie- und Handelsstadt<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung wirtschaftlicher, sozialer und gesellschaftlicher<br />
Aspekte nahe gebracht. Sieben Zeit<strong>in</strong>seln mit e<strong>in</strong>er abwechslungsreichen<br />
Mischung aus historischen Zeugnissen und medialer Vermittlung<br />
führen <strong>in</strong> bedeutende Themen der Stadtgeschichte e<strong>in</strong>. Das<br />
Augenmerk der Objekte liegt dabei auf der Geschichte des 19. und 20.<br />
Jahrhunderts, der Phase der Stadtwerdung und des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs. Thematische Vertiefungen verleiten zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven<br />
Beschäftigung mit der Fürther Vergangenheit. Als verb<strong>in</strong>dendes<br />
Element dient e<strong>in</strong>e chronologische Zeitleiste, auf der wichtige Ereignisse<br />
der Weltgeschichte und der Lokalhistorie verzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />
Die ausgewählten Themenschwerpunkte geben den Besuchern Aufschluss<br />
über das Selbstverständnis Fürths als wirtschaftlich bedeutende<br />
und Kultur bewahrende Stadt sowie als Wissenschaftsstadt.<br />
Für die zukünftige Museumsarbeit werden die Arbeitsschwerpunkte<br />
verstärkt <strong>in</strong> der Öffentlichkeitsarbeit und der Vermittlung liegen.<br />
Otto Lohr<br />
Die Vorgeschichte<br />
Das neue Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard wurde am 25. März<br />
2010 im Erdgeschoss e<strong>in</strong>es renovierten ehemaligen Schulhauses<br />
<strong>in</strong> der Innenstadt Fürths eröffnet. Die Städtischen Sammlungen,<br />
die auf e<strong>in</strong>er Privatsammlung e<strong>in</strong>es Fürther Kaufmanns aus dem<br />
19. Jahrhundert basieren, wurden zuvor bereits zweimal <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />
präsentiert. Von 1937 bis 1945 gab es e<strong>in</strong> „Städtisches Heimatmuseum“<br />
im ehemaligen Krankenhaus <strong>in</strong> der Stadtmitte Fürths,<br />
von 1981 bis 2005 war das „Stadtmuseum Fürth“ im Schloss<br />
Burgfarrnbach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil Fürths e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Schon vor der Schließung dieses Museums diskutierte der<br />
Stadtrat über die Option, das Stadtmuseum mit e<strong>in</strong>er neu konzipierten,<br />
modernen Dauerausstellung wieder <strong>in</strong> die Fürther Innenstadt<br />
zu holen. E<strong>in</strong>ige Standorte wurden erörtert, bis schließlich<br />
die Wahl auf das durch Umzug frei gewordene Gebäude der „Ottoschule“,<br />
wie das Haus im Volksmund genannt wird, fiel. Das<br />
zum großen Teil entkernte Erdgeschoss mit e<strong>in</strong>er Fläche von ungefähr<br />
2.000 m², davon circa 1.000 m² für die Dauerausstellung,<br />
wurde für das Stadtmuseum vorgesehen, <strong>in</strong> die oberen Geschosse<br />
plante man Eigentumswohnungen.<br />
Nach der Renovierung des Schulgebäudes wurde das Stadtmuseum<br />
ab 2007 zunächst mit Sonderausstellungen der Öffentlichkeit<br />
zugängig gemacht, bis 2010 das aktuelle Konzept der<br />
Dauerausstellung umgesetzt war.<br />
Die Geschichte der „Ottoschule“<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten steigende<br />
Schülerzahlen im aufstrebenden Fürth den Bau von neuen Schulen<br />
notwendig. Als Folge dieser Entwicklung entstand das repräsentative<br />
spätklassizistische Schulgebäude an der Hirschenstraße.<br />
Der dreigeschossige Sandste<strong>in</strong>bau mit Uhrgiebel und<br />
Glockentürmchen wurde nach den Plänen des Baurates Friedrich<br />
Friedreich von 1867 bis 1869 errichtet. Das Bauwerk galt wegen<br />
se<strong>in</strong>er großen Klassenzimmer mit k<strong>in</strong>dgerechtem Mobiliar, guten<br />
Lichtverhältnissen und modernen Sanitäranlagen als Musterschule.<br />
In dem großzügig angelegten Volksschulgebäude kam die<br />
Wertschätzung der Stadt gegenüber Schulbildung und Erziehung<br />
zum Ausdruck.<br />
Museumsporträt 21<br />
E<strong>in</strong> modernes Stadtmuseum<br />
für Fürth<br />
Ruth Koll<strong>in</strong>ger<br />
Die ehemalige „Ottoschule“ beherbergt das neue Stadtmuseum<br />
Fürth Ludwig Erhard.<br />
Seite 20: Themen<strong>in</strong>sel „Grünes Fürth“.
22 Museumsporträt<br />
Die Zeitleiste zeigt die Geschichte Fürths von der Vorgeschichte<br />
bis zur Eröffnung der Dauerausstellung.<br />
Bereits 1878 wurde das Schulhaus durch e<strong>in</strong>en Anbau an der Ottostraße<br />
zu e<strong>in</strong>em dreiflügeligen Komplex erweitert, so dass von<br />
1879 bis 1912 auch die Königliche Realschule dort untergebracht<br />
werden konnte. 1969 zog die Staatliche Realschule, die 1991 den<br />
Namen Leopold-Ullste<strong>in</strong>-Realschule erhielt, <strong>in</strong> das Schulgebäude<br />
e<strong>in</strong>. Im Zuge des Fürther „Schulkarussells“ wechselte diese 2003<br />
<strong>in</strong> das Schulzentrum am Tannenplatz. Das Gebäude, <strong>in</strong> dem berühmte<br />
Söhne der Stadt wie Otto Seel<strong>in</strong>g, Jakob Wassermann,<br />
Gustav Schickedanz und Ludwig Erhard zur Schule gegangen waren,<br />
stand nun für e<strong>in</strong>e neue Nutzung zur Verfügung.<br />
Die Ausgangssituation<br />
Mit se<strong>in</strong>en über 114.000 E<strong>in</strong>wohnern ist Fürth zwar die „kle<strong>in</strong>ste<br />
Großstadt Deutschlands“, sie gehört aber dennoch zu den wirtschaftlich<br />
bedeutenden Städten <strong>Bayern</strong>s. Nicht nur die Ansiedlung<br />
neuer, <strong>in</strong>novativer Unternehmen und E<strong>in</strong>richtungen, wie dem<br />
Forschungspark „Neue Materialien“ und dem Fraunhofer Institut<br />
<strong>in</strong> der Uferstadt, macht sich im Stadtbild positiv bemerkbar. Auch<br />
viele „alte<strong>in</strong>gesessene“ Familienunternehmen mit weltweiten<br />
wirtschaftlichen Beziehungen prägen den Charakter der Stadt.<br />
Doch nicht nur wirtschaftliche und demographische Aspekte<br />
s<strong>in</strong>d hervorzuheben, um die Besonderheiten Fürths zu dokumentieren.<br />
Das Stadtbild Fürths hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend<br />
gewandelt. Vom „grauen Vorort“ Nürnbergs entwickelte<br />
sich Fürth zu e<strong>in</strong>er „kulturbewussten und Kultur bewahrenden“<br />
Stadt, welche e<strong>in</strong>e der größten Denkmaldichten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> aufzuweisen<br />
hat und dieses Erbe nun würdig zur Schau stellt. Die Vorbereitungen<br />
für das 1000-jährige Stadtjubiläum im Jahre 2007<br />
förderten diese Entwicklung zusätzlich. Die Innenstadt Fürths ist<br />
heute zu großen Teilen saniert und der umfangreiche Altbaubestand<br />
wird nicht nur von auswärtigen Touristen gewürdigt, sondern<br />
vor allem von den Bürgern der Stadt.<br />
Die neue Positionierung des Stadtmuseums mit neuer Konzeption<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em historischen Schulhaus bildet e<strong>in</strong>en weiteren<br />
bedeutenden Mosaikste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Ansiedlung von kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />
wie dem Jüdischen Museum Franken <strong>in</strong> Fürth oder<br />
der Kunst Galerie Fürth um den alten Stadtkern. Das historische<br />
Museum, das vormals abseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort und mit e<strong>in</strong>er nicht<br />
mehr zeitgemäßen Konzeption kaum Besucher anlockte, ist nun<br />
<strong>in</strong>s Zentrum der Stadt und <strong>in</strong>s Blickfeld der E<strong>in</strong>wohner und Touristen<br />
gerückt.<br />
Zur Konzeption<br />
Der Entwurf der Dauerausstellung basiert auf der im ersten Halbjahr<br />
2007 gezeigten, hauseigenen Ausstellung „Fürther Mosaikste<strong>in</strong>e“.<br />
Der Name dieser Ausstellung und ihre Programmatik<br />
entstanden aus der Idee, im Jubiläumsjahr Fürths – es wurde die<br />
erste schriftliche Erwähnung des Ortes vor tausend Jahren gefeiert<br />
– wichtige Teilelemente der Fürther Stadtgeschichte zu zeigen.<br />
Wenn auch <strong>in</strong> der neuen Dauerausstellung die Historie von<br />
der Vorgeschichte bis <strong>in</strong> die heutige Zeit dokumentiert wird, liegt<br />
der Fokus doch auf der Strukturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts<br />
– der Phase der Stadtwerdung und des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs Fürths. Dabei spielt auch die Sozialgeschichte e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle, die bei allen Themen Berücksichtigung f<strong>in</strong>det. Die<br />
Inhalte der Fürther Stadtgeschichte werden durch Orig<strong>in</strong>alexponate,<br />
Reproduktionen, Inszenierungen und Medien<strong>in</strong>stallationen<br />
vermittelt.<br />
Da <strong>in</strong> Fürth bereits das Jüdische Museum Franken und das<br />
Rundfunkmuseum bestehen, werden <strong>in</strong> der neuen Dauerausstellung<br />
des Stadtmuseums sich mit diesen E<strong>in</strong>richtungen überlappende<br />
Themengebiete nur gestreift. Für e<strong>in</strong>e Vertiefung der Inhalte<br />
wird auf die spezialisierten <strong>Museen</strong> verwiesen.
Die Ausstellungsgliederung<br />
Die Historie der Stadt Fürth wird dem Besucher nicht nur mit<br />
Texten, sondern <strong>in</strong>sbesondere über die Bildsprache vermittelt. Die<br />
E<strong>in</strong>gangssituation zur Dauerausstellung zeigt die wechselvolle<br />
Geschichte der Präsentation der Städtischen Sammlungen und<br />
des „Ottoschulhauses“. Dem Besucher wird somit zum Auftakt<br />
die Zusammenführung von Sammlungen und Räumlichkeiten im<br />
E<strong>in</strong>gangsbereich verdeutlicht.<br />
Im Anschluss daran erstreckt sich über die gesamte Länge des<br />
Ausstellungsbereiches e<strong>in</strong>e chronologisch angelegte Zeitleiste,<br />
die den „roten Faden“ bildet. Sie ermöglicht e<strong>in</strong>e rasche zeitliche<br />
E<strong>in</strong>ordnung der historischen Begebenheiten. Entlang jener reihen<br />
sich „Zeit<strong>in</strong>seln“ mit fokussierenden, überdimensionalen Bildmotiven,<br />
thematisch abgestimmten Medienstationen und Vitr<strong>in</strong>en<br />
mit vielen Orig<strong>in</strong>alexponaten. Zwei angrenzende Räume behandeln<br />
das zentrale Thema Wirtschaftsgeschichte von den Anfängen<br />
bis heute. Die Ausstellung ist klar, verständlich und übersichtlich<br />
gegliedert. Sie besticht durch e<strong>in</strong>en hellen, weiten Raume<strong>in</strong>druck<br />
und harmonische Farbgebung. Bequeme Sitzmöbel sorgen für e<strong>in</strong><br />
angenehmes Verweilen.<br />
Die Zeitleiste<br />
In der Zeitleiste, dem „Rückgrat der Dauerausstellung“, werden<br />
alle wesentlichen Ereignisse der Fürther Geschichte zusammengefasst<br />
präsentiert. Der Anspruch der Geschichtsvermittlung <strong>in</strong><br />
visuell erfassbarer Form manifestiert sich auch hier. Viele Abbildungen<br />
von Stichen und Fotografien, auch Vitr<strong>in</strong>en mit Kle<strong>in</strong>exponaten<br />
und Filme illustrieren die Fürther Ortsgeschichte. Die lokalen<br />
Begebenheiten werden parallel dazu <strong>in</strong> das Weltgeschehen<br />
e<strong>in</strong>gebettet. Sogenannte „Specials“, die zum Beispiel Erf<strong>in</strong>dungen<br />
oder humoristische Vorkommnisse bezeichnen, lockern die Strenge<br />
der historischen Fakten auf.<br />
Die Zeit<strong>in</strong>seln<br />
Entlang der Zeitleiste reihen sich chronologisch sieben Zeit<strong>in</strong>seln<br />
ane<strong>in</strong>ander. Jede dieser Inseln umfasst e<strong>in</strong>e bestimmte, durch bedeutsame<br />
Fürther Geschichtsereignisse begrenzte Epoche. Illustriert<br />
wird sie mit e<strong>in</strong>em Abbildungsmotiv – e<strong>in</strong>er überdimensionalen,<br />
230 x 320 cm großen Bildtafel mit e<strong>in</strong>er themabezogenen,<br />
aussagekräftigen Darstellung. Die Medienstation jeder Insel erzählt<br />
mit Hilfe von Grafiken, Fotos und kurzen Texten von den<br />
wichtigsten Ereignissen der betreffenden Epoche. Die „Hauptakteure“<br />
der Ausstellung, die Orig<strong>in</strong>alexponate, gliedern sich nach<br />
thematischen Gruppen und präsentieren sich, mit sowohl übergeordneten<br />
als auch objektspezifischen Beschriftungen versehen,<br />
auf jeder Insel <strong>in</strong> Vitr<strong>in</strong>en.<br />
Die Reihe beg<strong>in</strong>nt mit der Insel „Fürth bis 1634“. Thematisiert<br />
werden die erste Erwähnung Fürths <strong>in</strong> der Bamberger<br />
Schenkungsurkunde 1007, die Fundstücke aus der Zeit vor diesem<br />
Datum, die geografische Position des Ortes, se<strong>in</strong>e Entwicklung<br />
und schließlich die dramatischen Ereignisse des Dreißigjährigen<br />
Krieges. Das Eckdatum 1634 markiert das Schicksalsjahr, <strong>in</strong> dem<br />
der Marktflecken fast vollständig niedergebrannt und zerstört<br />
wurde.<br />
Die folgende Insel zeigt Fürth im Zeitraum des Barocks bis<br />
zum Jahre 1792. Der Marktplatz als Zentrum des mit Marktrecht<br />
ausgestatteten Ortes wird sowohl <strong>in</strong> der großen „Motivtafel“,<br />
als auch mit Hilfe von Objekten dargestellt. Ausgewählte Streitschriften<br />
vermitteln, dass damals über den Ort drei untere<strong>in</strong>ander<br />
entzweite Machthaber <strong>in</strong> der sogenannten „Dreiherrschaft“<br />
regierten.<br />
Nur e<strong>in</strong>e Insel fällt aus dem Schema der ane<strong>in</strong>andergereihten<br />
Zeiträume heraus – das sich <strong>in</strong> Eckposition bef<strong>in</strong>dende „Grüne<br />
Fürth“, e<strong>in</strong>e Themen<strong>in</strong>sel. Der Entwicklung von grünen Oasen <strong>in</strong><br />
Fürth – von privaten Barockgärten bis zum öffentlichen Stadt-<br />
Zeit<strong>in</strong>sel zur Epoche des Barock <strong>in</strong> Fürth.<br />
Museumsporträt 23
24 Museumsporträt<br />
Vertiefungsraum zum zünftigen Handwerk Fürths.<br />
park – wird dadurch e<strong>in</strong> besonderer Platz e<strong>in</strong>geräumt. Durch drei<br />
Barockskulpturen römischer Götter und zwei für den Stadtpark<br />
eigens aus Italien importierten Marmorlöwen wird dieser historische<br />
Aspekt attraktiv verdeutlicht.<br />
Die geografischen Entwicklungen und politischen Ereignisse<br />
im Fürth des 19. Jahrhunderts s<strong>in</strong>d das Hauptthema der nächsten<br />
Zeit<strong>in</strong>sel. Die neuen bayerischen Herrscher sowie die Stadtwerdung<br />
Fürths s<strong>in</strong>d neben Militärgeschichte, E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dungen und<br />
Vere<strong>in</strong>swesen die beherrschenden Inhalte. Sie werden unter anderem<br />
durch städtische Akten, e<strong>in</strong>er Stadtratsbank aus dem damals<br />
erbauten Rathaus und e<strong>in</strong>er aufwändig restaurierten Gesangsvere<strong>in</strong>sfahne<br />
vermittelt.<br />
Der Zeit des Nationalsozialismus und dem Zweitem Weltkrieg<br />
ist e<strong>in</strong>e weitere Zeit<strong>in</strong>sel gewidmet. Die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
der jüdischen Bürger <strong>in</strong> der Stadt mit ihrem außergewöhnlich<br />
großen jüdischen Bevölkerungsanteil rückt zu jener Zeit <strong>in</strong> den<br />
Fokus: Auf der Motivtafel ist e<strong>in</strong>e Fotografie mit e<strong>in</strong>em beliebten<br />
Fürther Freizeitangebot, der Fahrt mit dem „Schlagrahmdampfer“<br />
zu sehen. Neben dem Bootse<strong>in</strong>stieg prangt e<strong>in</strong> Schild mit der<br />
Aufschrift „Juden Zutritt verboten“. Sowohl e<strong>in</strong>e erst 2008 wieder<br />
ausgegrabene, 1945 vor der US-Armee versteckte Feldkiste<br />
mit Wehrmachtsabzeichen und -dokumenten, als auch die orig<strong>in</strong>ale<br />
Kapitulationsurkunde des damaligen Oberbürgermeisters<br />
bekunden das Ende des Zweiten Weltkrieges <strong>in</strong> Fürth.<br />
Die letzte Insel beschreibt die Not der Nachkriegsjahre und<br />
den Beg<strong>in</strong>n der „Wirtschaftswunderzeit“. Neben dem Motiv des<br />
Elends von auf e<strong>in</strong>em zerstörten Geschütz spielenden K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
zerlumpten Kleidern, wird die wiederaufkeimende Lebensfreude<br />
mit Hilfe von Kasperletheaterpuppen vermittelt. Das Wiedererstarken<br />
der Wirtschaft wird durch schnittige Blechspielzeugautos<br />
und Quellekataloge gezeigt, die prall gefüllt mit Waren vom<br />
Wirtschaftsaufschwung im Fürth der 1950er und 1960er Jahre<br />
zeugen.<br />
E<strong>in</strong> abschließender Bereich präsentiert den Wirtschaftsstandort<br />
Fürth der Gegenwart. E<strong>in</strong>e Übersicht zeigt zehn der wichtigsten<br />
<strong>in</strong> Fürth ansässigen Firmen, die teils aus alte<strong>in</strong>gesessenen<br />
Familienunternehmen hervorgegangen s<strong>in</strong>d.<br />
Die Vertiefungsräume<br />
In zwei großen Räumen ist e<strong>in</strong> wesentliches Thema der Dauerausstellung<br />
des Stadtmuseums, die Handwerks-, Industrie- und<br />
Wirtschaftsgeschichte Fürths, dargestellt. Im Gegensatz zu den<br />
Zeit<strong>in</strong>seln s<strong>in</strong>d hier auch Inszenierungen verschiedener Handwerke<br />
zu sehen.<br />
Der erste Raum zeigt zünftiges Handwerk <strong>in</strong>klusive se<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>dustriellen Weiterentwicklung, der zweite hat die Wirtschaft<br />
Fürths während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zum<br />
Schwerpunkt, dargestellt mit Hilfe von unzünftigen Gewerben<br />
der Stadt. Zwei bedeutende Handwerke des Ortes stehen sich im<br />
ersten Raum gegenüber: die Metallschlägerei und das Bäckerhandwerk.<br />
Die Entwicklung von der Handarbeit mit Hämmern und<br />
P<strong>in</strong>zetten bis zum masch<strong>in</strong>ellen Schlagen mit dem Federhammer,<br />
dem wichtigsten Gerät dieser Industriebranche, ist hier zu sehen.<br />
Durch die Gelegenheit, e<strong>in</strong>e aufgelöste Backstube aus den<br />
1930er Jahren zu übernehmen, gelangten e<strong>in</strong>ige Bäckermasch<strong>in</strong>en<br />
Fürther Hersteller <strong>in</strong> den Besitz des Stadtmuseums, die neben<br />
anderen Objekten gezeigt werden. Zunfttruhen sonstiger Handwerke<br />
sowie Gewerbeordnungen berichten von dem regen Zunftleben<br />
<strong>in</strong> Fürth unter der „Dreiherrschaft“.<br />
Im zweiten Vertiefungsraum ist e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil<br />
der Industrialisierung, die dampfbetriebene Eisenbahn, thematisiert.<br />
Die Ludwigseisenbahn, die erste ihrer Art auf deutschem<br />
Boden, wird dem Betrachter im Stadtmuseum Fürth als Schattenriss<br />
der Dampflokomotive „Adler“ vor Augen geführt.<br />
Prachtvolle Spiegel aus der Gründerzeit, als Fürth das Zentrum
der Spiegelherstellung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> war, dürfen im historischen<br />
Stadtmuseum nicht fehlen. Daneben ist auch die unheilvolle gesundheitliche<br />
Belastung der Arbeiter bei der Spiegelbelegung mit<br />
Quecksilber dargestellt. Auf die große Bedeutung des Brauwesens<br />
<strong>in</strong> Fürth im 19. Jahrhundert wird ebenso <strong>in</strong> diesem Raum verwiesen.<br />
Fünf Brauereien, die die Erf<strong>in</strong>dungen der Industrialisierung<br />
für sich zu nutzen wussten, dom<strong>in</strong>ierten zu jener Zeit das Fürther<br />
Biergeschäft. Anhand von typischen Exponaten wie Bierkrügen<br />
und Brauzubehör und über vielschichtiges Bildmaterial wird der<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Braugewerbe veranschaulicht.<br />
Auch auf der traditionellen Fürther Kirchweih hielt die Verwendung<br />
von Dampfmasch<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug. Dampfgetriebene Karusselle<br />
wurden bald zur Attraktion jener bedeutenden Veranstaltung.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> verkle<strong>in</strong>ertem Maßstab orig<strong>in</strong>algetreu angefertigtes<br />
Modell e<strong>in</strong>es solchen Karussells, der Berg- und Talbahn, vermittelt<br />
im Museum e<strong>in</strong>en Hauch Kirchweihatmosphäre.<br />
Das Ludwig-Erhard-Kab<strong>in</strong>ett<br />
Der <strong>in</strong> Fürth geborene deutsche Politiker und Bundeskanzler Ludwig<br />
Erhard wurde als Namensgeber des neuen Stadtmuseums ausgewählt.<br />
Nachdem der Fürther Stadtrat es zwei Mal ablehnte,<br />
Erhard die Ehrenbürgerwürde zu verleihen, wurde 2003 die Diskussion<br />
um e<strong>in</strong>e posthume Ehrung Erhards erneut entfacht und<br />
die Benennung e<strong>in</strong>es Fürther Gebäudes <strong>in</strong>s Auge gefasst. Sowohl<br />
die Stadthalle als auch das Wirtschaftsrathaus waren im Gespräch,<br />
bis schließlich 2005 die Wahl auf das neue Stadtmuseum<br />
fiel. Es ist <strong>in</strong> dem Gebäude beheimatet, <strong>in</strong> dem Erhard e<strong>in</strong>ige<br />
Jahre zur Schule g<strong>in</strong>g.<br />
Ludwig Erhard ist e<strong>in</strong>e eigene Abteilung <strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />
gewidmet. Se<strong>in</strong> politischer Werdegang und se<strong>in</strong>e Beziehung<br />
zu se<strong>in</strong>er Heimatstadt werden mit Hilfe von Texten, Fotografien<br />
und e<strong>in</strong>em Film vermittelt.<br />
Die Konservierungsmaßnahmen<br />
Im Zuge der E<strong>in</strong>richtung der neuen Dauerausstellung wurden an<br />
verschiedenen Objekten Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Nicht das Annähern an den Neuzustand der Objekte war<br />
hier oberstes Gebot, sondern die Konservierung der Exponate und<br />
ihrer Gebrauchsspuren. Die Auswahl der restaurierungsbedürftigen<br />
Objekte richtete sich nach ihrem Zustand und nach den<br />
Ausstellungsschwerpunkten. E<strong>in</strong>ige der wichtigsten Maßnahmen<br />
sollen im Folgenden genannt werden:<br />
Der Metallrestaurator Stephan Rudolf von den Münchner<br />
Werkstätten für Restaurierung re<strong>in</strong>igte e<strong>in</strong>en Federhammer,<br />
mehrere Gewehre und Pfahlschuhe von Schmutz und Rost und<br />
konservierte ihre Oberflächen. Der Spiegelrestaurator Hans-Jörg<br />
Ranz, ebenfalls von den Münchner Werkstätten für Restaurierung,<br />
reparierte e<strong>in</strong>en am Aufsatz stark beschädigten „venetianischen“<br />
Spiegel und ergänzte zerbrochene E<strong>in</strong>zelteile. Er restaurierte und<br />
re<strong>in</strong>igte ferner e<strong>in</strong>ige Kle<strong>in</strong>exponate und drei historische Spiegel<br />
und übernahm die Aufhängung der großen Objekte <strong>in</strong> der Ausstellung.<br />
Die Textilrestaurator<strong>in</strong> Maria Ell<strong>in</strong>ger aus Nürnberg re<strong>in</strong>igte<br />
und festigte e<strong>in</strong>e große Fahne e<strong>in</strong>es Fürther Gesangsvere<strong>in</strong>es und<br />
brachte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezialvitr<strong>in</strong>e der Dauerausstellung an. Die<br />
Fotorestaurator<strong>in</strong> Marjen Schmidt aus Oberhausen entfernte aus<br />
dem Negativkoffer e<strong>in</strong>es Fürther Fotografen alle Negative, überwachte<br />
deren sachgerechte Aufbewahrung und präparierte den<br />
Koffer für die Dauerausstellung. Der Modellbauer Ernst Biebl aus<br />
Nürnberg kümmerte sich um den Ab- und Aufbau, den Transport<br />
und die Re<strong>in</strong>igung des attraktiven Berg- und Talbahnmodelles.<br />
Der Ste<strong>in</strong>bildhauer und Restaurator André Jeschar aus Fürth re<strong>in</strong>igte<br />
schließlich fünf Ste<strong>in</strong>skulpturen, die zum Teil mit stark mit<br />
Lackfarbe überzogen waren, übernahm deren Transport und die<br />
Aufstellung im Museum.<br />
Museumsporträt 25<br />
Das Ludwig-Erhard-Kab<strong>in</strong>ett thematisiert den Namensgeber des<br />
Fürther Stadtmuseums.
26 Museumsporträt<br />
Im Café kann man im Rahmen e<strong>in</strong>es Museumsbesuchs oder auch<br />
unabhängig davon e<strong>in</strong>e Erfrischung zu sich nehmen.<br />
Die Zielgruppen<br />
Die neben den Schwerpunkten der Stadtentwicklung und Wirtschaftsgeschichte<br />
breit angelegte Konzeption der Dauerausstellung<br />
des Stadtmuseums bietet unterschiedlichsten Besuchergruppen<br />
Zugang zu den Inhalten. Somit eröffnet das Stadtmuseum<br />
se<strong>in</strong>en Gästen von verschiedener Herkunft, Bildung und Altersstruktur<br />
die Möglichkeit, mehr über die Geschichte der (eigenen)<br />
Stadt zu erfahren und Verb<strong>in</strong>dungen aus der Vergangenheit mit<br />
der Gegenwart herzustellen und zu verstehen.<br />
Abgesehen von altersgerecht konzipierten Führungen zum<br />
Kennenlernen des Museums gibt es für Schulklassen weiterh<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> umfangreiches, an die Lehrpläne und die Ausstellungsthemen<br />
angepasstes, museumspädagogisches Programm, das mit<br />
„Aktivbauste<strong>in</strong>en“ (praktisches Arbeiten) erweitert werden kann.<br />
E<strong>in</strong> Angebot daraus ist beispielsweise e<strong>in</strong>e vertiefende Führung<br />
zum Thema „Handwerk und Industrie“, die wahlweise durch die<br />
Aktivbauste<strong>in</strong>e „Gestalten mit Draht und Metallfolie“ oder „Kaleidoskop-Werkstatt“<br />
ergänzt werden kann. E<strong>in</strong> großer Teil der<br />
Programme eignet sich auch für Hort- und Vorschulgruppen. Für<br />
die praktischen Arbeiten steht e<strong>in</strong> Multifunktionsraum zur Verfügung,<br />
der auch für Veranstaltungen und Sem<strong>in</strong>are genutzt werden<br />
kann. Der Raum verfügt über e<strong>in</strong>e hochwertige technische<br />
Ausstattung.<br />
Generationsübergreifend b<strong>in</strong>det das Stadtmuseum auch Berufstätige<br />
über spezielle Angebote, wie e<strong>in</strong>e abendliche Veranstaltungsreihe,<br />
e<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> ihrer zeitlichen Positionierung<br />
nach den gängigen Arbeitszeiten richten. Kuratoren- und Prom<strong>in</strong>enten-Führungen<br />
sowie Lesungen und vieles mehr bieten Anreiz,<br />
das Stadtmuseum immer wieder zu besuchen.<br />
Konzeptorientierte Sonderausstellungen zu historischen und<br />
aktuellen Themen, komb<strong>in</strong>iert mit Museumsfesten und Kulturveranstaltungen,<br />
ermöglichen allen Besuchern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die<br />
Vielfalt unserer Gesellschaft. Für Seniorengruppen gibt es ebenso<br />
unterschiedliche Führungsangebote, die nach Absprache auch auf<br />
die <strong>in</strong>haltlichen Wünsche der Gruppenteilnehmer zugeschnitten<br />
und mit e<strong>in</strong>em anschließenden Besuch des Museumscafés verbunden<br />
werden können.<br />
Die Ausstellungsmacher<br />
Die ehemalige Leiter<strong>in</strong> der Dienststelle Stadtarchiv und Stadtmuseum<br />
Fürth, Dr. Sab<strong>in</strong>e Brenner-Wilczek, legte <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit ihrem gesamten Team den Grundste<strong>in</strong> für die Neukonzeption<br />
der Dauerausstellung des Stadtmuseums Fürth Ludwig Erhard. Die<br />
Arbeiten an der Neukonzeption und Umsetzung umfassten den<br />
Zeitraum von Ende 2007 bis März 2010. Die Ausarbeitung der<br />
Konzepte erfolgte durch Dr. Sab<strong>in</strong>e Brenner-Wilczek, Gert-Ronald<br />
Langer, Ruth Koll<strong>in</strong>ger, Alexandra Herzog, Bett<strong>in</strong>a Wiemer, Dr.<br />
Barbara Rök, Ingrid Baier, Markus Tiefel und Friedrich Müdsam.<br />
Nach dem Weggang der Leiter<strong>in</strong> im Oktober 2009 organisierten<br />
der stellvertretende Amtsleiter Gert-Ronald Langer und<br />
die Kunsthistoriker<strong>in</strong>nen Ruth Koll<strong>in</strong>ger und Alexandra Herzog<br />
als Kuratoren die Umsetzung der Konzepte. Sie waren weiterh<strong>in</strong><br />
für das Verfassen der Texte, die <strong>in</strong>haltliche Ausformung der<br />
Medienstationen und die Endredaktion der Zeitleiste verantwortlich,<br />
wobei sie von der freien Mitarbeiter<strong>in</strong> Dr. Barbara Rök<br />
unterstützt wurden.<br />
Bett<strong>in</strong>a Wiemer betreute den Aufbau des Internetauftritts<br />
und übernahm se<strong>in</strong>e Pflege. Die Gestaltung der Ausstellungskonzeption<br />
besorgte das Nürnberger Architekturbüro Christian Koch.<br />
Das Screen-Design und die Inhalte der Medien- und <strong>in</strong>teraktiven<br />
Vertiefungsstationen koord<strong>in</strong>ierte Andreij Vatter von „Die Werft“,<br />
München. Das grafische Konzept arbeitete Frank Witschaß, „Digitalwaren“,<br />
Nürnberg, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Siebdruckerei<br />
Gimlik aus Berch<strong>in</strong>g aus. Die E<strong>in</strong>richtung der Ausstellung<br />
unterstützten Annette Schubert, „Handbuch“, Nürnberg, und
Boris Maurer. Während der gesamten Vorbereitungen wurde das<br />
Team des Stadtmuseums von Dr. Otto Lohr, Dr. Alexander Wießmann<br />
und Ra<strong>in</strong>er Köhnle<strong>in</strong> von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> unterstützt. Das Team des Stadtmuseums<br />
Fürth Ludwig Erhard bedankt sich bei allen Beteiligten<br />
für die gute Zusammenarbeit.<br />
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Ottostraße 2, 90762 Fürth,<br />
Tel. 0911/979222-90, Fax -99, <strong>in</strong>fo@stadtmuseum-fuerth.de,<br />
www.stadtmuseum-fuerth.de<br />
Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag und Sonntag 11-17, Mittwoch<br />
9-12, Donnerstag 11-20, Samstag 13-17 Uhr<br />
Museumsporträt 27
28 Museumsporträt
Der Bamberger Vogelsaal als „Museum im Museum“ gehört deutschlandweit<br />
zu den bedeutendsten wissenschaftshistorischen und museumsgeschichtlichen<br />
Präsentationen.<br />
Die Landesstelle hat deshalb die Restaurierung und Rückführung<br />
dieses imposanten Ausstellungskomplexes auf se<strong>in</strong>en ursprünglichen<br />
Bestand, der sorgfältige bauhistorische Untersuchungen vorang<strong>in</strong>gen,<br />
unterstützt und f<strong>in</strong>anziell gefördert. Im Resultat präsentiert<br />
sich der Bamberger Vogelsaal heute konzeptionell wieder als Naturalienkab<strong>in</strong>ett.<br />
Das Projekt konnte nur dank der guten Zusammenarbeit<br />
zwischen Baudenkmalpflege und Naturkunde-Museum erfolgreich<br />
realisiert werden.<br />
Christof Flügel<br />
Mitten im Herzen Bambergs liegt das ehemalige Jesuitenkolleg,<br />
e<strong>in</strong>e sehenswerte Gebäudeanlage, die <strong>in</strong> den Grundzügen auf<br />
den fränkischen Baumeister Georg Dientzenhofer zurückgeht. Im<br />
Nordflügel ist e<strong>in</strong> besonderer Glanzpunkt im ohneh<strong>in</strong> schon üppigen<br />
Angebot der Stadt zu f<strong>in</strong>den: e<strong>in</strong> historisches Naturalienkab<strong>in</strong>ett,<br />
das se<strong>in</strong>e Ursprünge im Jahr 1791 hat. Als „Museum<br />
im Museum“ ist es das Kernstück des Bamberger Naturkunde-<br />
Museums und erfreut sich als e<strong>in</strong>zigartiges natur- und kulturgeschichtliches<br />
Denkmal großer Beliebtheit. Rund 16 Monate<br />
mussten die Besucher des Hauses nun auf den Zutritt zu dieser<br />
bee<strong>in</strong>druckenden Raumschöpfung verzichten, denn zunehmende<br />
Schäden <strong>in</strong> der farblichen Fassung und Rissbildungen im Holz<br />
machten e<strong>in</strong>e grundlegende Instandsetzung unumgänglich. Jetzt<br />
s<strong>in</strong>d die Arbeiten abgeschlossen und der Raum verzaubert se<strong>in</strong>e<br />
Gäste aufs Neue.<br />
Fürstbischöfliches Erbe<br />
„Ich habe aber zugleich die Absicht, auf me<strong>in</strong>er Bambergischen Universität<br />
e<strong>in</strong>e besondere Lehrschule für die Naturgeschichte zu errichten…“<br />
Dieses Zitat entstammt e<strong>in</strong>er Resolution, die der Fürstbischof<br />
von Bamberg und Würzburg, Franz Ludwig von Erthal (1730-<br />
1795), im Jahr 1791 getroffen hatte. Lehrstühle für Naturgeschichte<br />
wurden <strong>in</strong> jenem ausgehenden Zeitalter der Aufklärung<br />
an zahlreichen Universitäten e<strong>in</strong>geführt. Erthal, e<strong>in</strong> weitblickender<br />
und pragmatischer Regent, machte Nägel mit Köpfen:<br />
Er ordnete gleichzeitig die Errichtung e<strong>in</strong>es Naturalienkab<strong>in</strong>etts<br />
an. Dort sollten die naturkundlichen Sammlungen, die er nach<br />
und nach erwerben ließ, e<strong>in</strong>e angemessene Unterbr<strong>in</strong>gung f<strong>in</strong>den.<br />
Zu diesem Zweck ließ er durch se<strong>in</strong>en Hofarchitekten Lorenz<br />
F<strong>in</strong>k (1745-1817) die zwei oberen Geschosse im nördlichen<br />
Verb<strong>in</strong>dungsflügel des ehemaligen Jesuitenkollegs entkernen,<br />
wodurch e<strong>in</strong> geräumiger Saal mit rund 200 m² Grundfläche und<br />
8 m Raumhöhe entstand. Von der Zwischendecke wurde e<strong>in</strong> Kranz<br />
als Galerie belassen, e<strong>in</strong> neues Gewölbe wurde e<strong>in</strong>gefügt. Große<br />
Bedeutung maß der Fürstbischof e<strong>in</strong>er repräsentativen Ausstattung<br />
mit Vitr<strong>in</strong>en zu, die <strong>in</strong> klassizistischem Stil gefertigt wurden,<br />
reichlich verziert mit Ornamenten und Schnitzereien. Putten und<br />
geschnitzte Fruchtgirlanden s<strong>in</strong>d Anklänge an die vorausgehende<br />
Epoche des Barock. Franz Ludwig ließ sich das noble Kab<strong>in</strong>ett<br />
e<strong>in</strong>iges aus se<strong>in</strong>er Privatschatulle kosten.<br />
Als der Fürstbischof 1795 starb, war se<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett<br />
noch unvollendet. Es fehlten die Vitr<strong>in</strong>en der Raummitte und der<br />
Galerie sowie der Anstrich sämtlicher Holzteile. In den folgenden,<br />
politisch unruhigen Jahren lag das Kab<strong>in</strong>ett brach, ja es nahm<br />
sogar Schaden durch die Umfunktionierung als österreichisches<br />
Heereslager. Die Situation änderte sich erst mit der Säkularisation<br />
im Jahr 1803. Mit der Aufhebung des nahegelegenen Klosters<br />
Banz wurde auch das dortige Naturalienkab<strong>in</strong>ett aufgelöst.<br />
Der für das Banzer Kab<strong>in</strong>ett zuständige Pater Dionysius L<strong>in</strong>der<br />
Alle Vögle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d<br />
schon da<br />
Museumsporträt 29<br />
Der Bamberger Vogelsaal ist nach umfassender<br />
Instandsetzung wieder geöffnet<br />
Matthias Mäuser/ Peter Turek<br />
Blick vom E<strong>in</strong>gang zur Galerie über den gesamten Vogelsaal.<br />
Seite 28: Obeliskenvitr<strong>in</strong>e mit Kolibris und krönender Flammenurne.<br />
Im Vordergrund das freigelegte bauzeitliche Täferparkett.
30 Museumsporträt<br />
Vitr<strong>in</strong>e mit Nashornvögeln auf der unteren Etage, gekrönt von<br />
Putto und Fruchtgirlanden des fränkischen Bildschnitzers Georg<br />
Joseph Mutschele.<br />
(1762-1838) konnte gegenüber der neuen Landesregierung private<br />
Eigentumsrechte an den Sammlungen geltend machen und<br />
bot diese dem halbfertigen Bamberger Kab<strong>in</strong>ett als Schenkung an.<br />
L<strong>in</strong>ders Bed<strong>in</strong>gung war, im Gegenzug als Vorstand der vere<strong>in</strong>igten<br />
Sammlungen Anstellung zu f<strong>in</strong>den. Die Vere<strong>in</strong>barung kam zustande,<br />
und der Expater verstand es, durch Fleiß, Ausdauer und Aufwendung<br />
privater Mittel das junge Kab<strong>in</strong>ett zu vervollständigen<br />
und se<strong>in</strong>er Bestimmung zuzuführen. Das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
des Saals zu L<strong>in</strong>ders Zeiten, wie den zeitgenössischen Quellen zu<br />
entnehmen ist, präsentierte sich <strong>in</strong> leuchtendem Kremserweiß auf<br />
allen Vitr<strong>in</strong>en und Wandvertäfelungen im Kontrast zu bergblauen<br />
Vitr<strong>in</strong>enrücklagen. Ausgestellt war alles, was die Natur zu bieten<br />
hatte: Geste<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralien, Fossilien, botanische Präparate und<br />
Modelle sowie schwerpunktmäßig zoologische Präparate.<br />
Kont<strong>in</strong>uität und Wandel über zwei Jahrhunderte<br />
Unter L<strong>in</strong>ders Nachfolgern wurden die Sammlungen aus allen<br />
Reichen der Natur weiterh<strong>in</strong> stetig vermehrt. So blieb es nicht<br />
aus, dass der Ausstellungssaal bald aus allen Nähten platzte. In<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deshalb diesem<br />
(bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigen) Saal weitere Schauräume angegliedert. Die<br />
Sammlung präparierter Vögel verblieb jedoch an Ort und Stelle<br />
und wuchs weiter an. Diese Konzentration an Vogelpräparaten bescherte<br />
dem Raum schließlich den populären Namen „Vogelsaal“.<br />
Doch die Sammlungen wuchsen weiter. Bald wurden die niedrigen<br />
Pultvitr<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Saalmitte durch großvolumige Schauschränke<br />
ausgetauscht. Mit zusätzlichen Schränken wurden die Laufgänge<br />
beidseitig zugestellt. Bis weit <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> lag die<br />
Priorität auf der Präsentation möglichst umfangreicher Exponatmengen,<br />
stark auf Kosten der klaren Raumwirkung.<br />
Dies änderte sich <strong>in</strong> den 1960er Jahren mit der Entfernung<br />
e<strong>in</strong>es Großteils der zusätzlichen „Sekundärmöbel“. Gleichzeitig<br />
wurde e<strong>in</strong>e Heizung e<strong>in</strong>gebaut und das bauzeitliche Täferparkett<br />
mit e<strong>in</strong>em modernen Riemchenparkett aufgedoppelt. Um 1980<br />
erfolgte e<strong>in</strong>e Renovierung unter Auftrag e<strong>in</strong>es weißen, glänzenden<br />
Dispersionslacks. Die Vitr<strong>in</strong>enrücklagen, deren blaue Farbgebung<br />
bereits vorher aufgegeben worden war, wurden wieder<br />
weiß überfasst. Nur kurze Zeit später war der Bestand des Vogelsaals<br />
(und des gesamten Museums) aufgrund gewisser räumlicher<br />
Begehrlichkeiten ernsthaft gefährdet. Die Übergriffe konnten jedoch<br />
erfolgreich abgewehrt werden. 1988 schließlich wurde die<br />
technische und wissenschaftliche Betreuung des Museums an die<br />
Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen<br />
<strong>Bayern</strong>s übertragen.<br />
Bestand und vorbereitende Untersuchungen<br />
Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild des Raumes mit der Ausstattung war stark<br />
geprägt und bee<strong>in</strong>trächtigt durch e<strong>in</strong>e abgetönte Weißfassung<br />
der vorangegangenen Renovierung. Die dispersionsgebundene, titanweißpigmentierte<br />
Lackfassung der Ausstattung lag auf e<strong>in</strong>em<br />
starken Schichtenpaket aus zahlreichen Reparaturen und Überfassungen,<br />
die den Aufbau der plastischen Formen, besonders der<br />
Profilierungen und bildhauerischen Verzierungen der Schränke<br />
negierten. Die Büsten und Scharniere wiesen e<strong>in</strong>e dicke Goldbronzeabfassung<br />
auf und die Metallgitterelemente der Galerie<br />
setzten sich <strong>in</strong> schwarzer Lackfarbe ab. Lediglich die Vasenaufsätze<br />
der freistehenden Vitr<strong>in</strong>en waren mit kunstvoll gefassten<br />
Blattmetallauflagen mit blauer Absetzung versehen.<br />
Äußerst negativ wirkte sich die spezifische Alterungs- und<br />
Materialcharakteristik des mit Leimfarbe getünchten Gewölbeplafonds<br />
auf den Raume<strong>in</strong>druck aus, die Wandoberflächen erschienen<br />
stumpf. Die gestaffelte Raumtiefe der Saalarchitektur<br />
war so kaum wahrnehmbar, der neuzeitliche Riemenparkettboden<br />
unterstrich die re<strong>in</strong> praktische Nutzung.
Bei näherer Betrachtung wies die wandfeste Ausstattung Fassungsabblätterungen<br />
auf, die <strong>in</strong> direkten Zusammenhang mit den<br />
klimatischen Gegebenheiten des Raumes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht<br />
werden konnten. Vorwiegend im Umfeld der heizkörperbestückten<br />
Fensternischen traten fortschreitend erhebliche Fassungsschäden<br />
an den Paneelen und der Galeriedecke auf. Die Weißfassung brach<br />
auf und blätterte schollenförmig ab.<br />
In Vorbereitung auf die anstehende Instandsetzungsmaßnahme<br />
wurden bereits 2007 selektive Untersuchungen vorgenommen,<br />
um den Bestand der historischen Farbfassungen zu erkunden.<br />
Gleichzeitig wurde der Zustand des hölzernen Gewölbetragwerks<br />
begutachtet.<br />
Nach Abschluss der ersten stratigraphischen Sondierungen<br />
erfolgten gezielte Untersuchungen sowie Probeserien mit Mikroschliffen<br />
und naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Bestandsklärung,<br />
Farbigkeit der Raumschale und zu den Bearbeitungsmöglichkeiten<br />
der Ausstattung und der Raumschale. Durch<br />
das Wegrücken e<strong>in</strong>es 1830 zusätzlich <strong>in</strong> den Saal e<strong>in</strong>gestellten<br />
Schrankes konnte e<strong>in</strong>e doppelflügelige Bl<strong>in</strong>dtür freigestellt werden,<br />
welche e<strong>in</strong>e 20 Jahre (1810-30) sichtbare Weißfassungsoberfläche<br />
aufwies. Tür und Kassettenboden h<strong>in</strong>ter und unter<br />
diesem Schrank waren seit 1830 unangetastet und zählen damit<br />
zu den maßgeblichen Primärdokumenten der bauzeitlichen Polychromie<br />
und Oberflächencharakteristik. Für den Boden ergab sich<br />
der Befund unbehandelter Nadelholzfüllungen <strong>in</strong> dunkel getönten<br />
Eichenrahmen.<br />
E<strong>in</strong>e maltechnische Besonderheit stellten die Büsten der<br />
Naturforscher dar, bei denen e<strong>in</strong>e seltene Lackierertechnik des<br />
späten 18. Jh. angewandt worden war, deren ursprüngliche Wurzeln<br />
<strong>in</strong> der ostasiatischen Lackkunst zu suchen s<strong>in</strong>d. In der überkommenen<br />
Farbigkeit der 1980er Jahre waren die Büsten mit<br />
handelsüblicher Goldbronzefarbe gefasst worden. Bei näherer<br />
Untersuchung konnte bereichsweise die bauzeitliche Lack-Metallisierung<br />
mittels gröberem bzw. differenziertem Metallpulver<br />
(E<strong>in</strong>streutechnik) nachgewiesen werden. Auch an dem im 20. Jh.<br />
mit schwarzem Lack überfassten Eisengeländer ließ sich e<strong>in</strong>e<br />
„stahlblaue“ Erstfassung befunden.<br />
Auswertung und Instandsetzung<br />
Die Ergebnisse aller Befunduntersuchungen decken sich mit der<br />
<strong>in</strong> historischen Beschreibungen vielfach erwähnten Mehrfarbigkeit<br />
der orig<strong>in</strong>alen Ausstattung <strong>in</strong> „schönem Kremserweiß“ mit<br />
<strong>in</strong> „schönem Bergblau“ gefassten Rücklagen der Vitr<strong>in</strong>en. Zudem<br />
konnten aufe<strong>in</strong>anderfolgende E<strong>in</strong>richtungsphasen differenziert<br />
werden. Zur ersten E<strong>in</strong>richtung (bis 1803) zählen die Wandvertäfelungen<br />
mit gerundeten Ecken sowie die e<strong>in</strong>gebauten Vitr<strong>in</strong>enschränke<br />
im unteren Geschoß. In e<strong>in</strong>er zweiten Phase (bis 1810)<br />
stattete man das obere Geschoß mit Vitr<strong>in</strong>en aus. Die zusätzlich<br />
mittig im Raum aufgestellten Pultvitr<strong>in</strong>en wurden später durch<br />
die heutigen hohen Schrankvitr<strong>in</strong>en ersetzt. Zur zweiten Ausstattungsphase<br />
s<strong>in</strong>d auch die Pyramidenvitr<strong>in</strong>en zu zählen.<br />
Im Ergebnis der Untersuchungen wird deutlich, dass man bis<br />
zum Jahr 1810 e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ausstattungs- und Raumfassung<br />
schuf, welche <strong>in</strong> Folge tradiert worden ist. Als erste abweichende<br />
Überfassung der Ausstattung erkennt man e<strong>in</strong>e durchgehende<br />
monochrome Fassung <strong>in</strong> Lithoponeausmischung, welche vermutlich<br />
zeitlich sehr spät e<strong>in</strong>gebracht wurde, da bei den frühen E<strong>in</strong>-<br />
und Umbauten das bauzeitliche Farbfassungskonzept wiederholt<br />
bzw. nachgebessert worden ist.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die <strong>in</strong> historischen<br />
Unterlagen beschriebenen Farbsysteme <strong>in</strong> technischen<br />
und farbigen Variationen lange gepflegt wurden. Die Aufgabe der<br />
blauen H<strong>in</strong>tergründe und grün gefassten E<strong>in</strong>legeböden erfolgt erst<br />
spät mit e<strong>in</strong>em lithoponhaltigen Anstrich, dessen materialtechnische<br />
Anwendung ab 1871/1874 üblich war, <strong>in</strong> den Wandrück-<br />
Museumsporträt 31<br />
Frontalblick <strong>in</strong> die Längsachse des Vogelsaals. Im Vordergrund<br />
e<strong>in</strong>e der zwei Pyramidenvitr<strong>in</strong>en mit Vogeleiern- und Nestern.<br />
Rechts und l<strong>in</strong>ks auf dem Fußboden liegen die Unterkieferhälften<br />
e<strong>in</strong>es Grönlandwals.
32 Museumsporträt<br />
a Nach modernen präparatorischen Maßstäben unzulängliche<br />
Präparate, <strong>in</strong> diesem Fall „Petermännchen“-Fische, wurden meist<br />
im Saal belassen. Sie fügen sich als historische Exponate <strong>in</strong> den<br />
Charakter des Raums e<strong>in</strong>.<br />
b Blick auf die dem Galeriee<strong>in</strong>gang gegenüberliegende Stirnseite<br />
mit dem Portrait des Max IV. Joseph, wohl noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stellung<br />
als Kurfürst von <strong>Bayern</strong>.<br />
lagen der oberen Galerie erst im frühen 20. Jahrhundert. Das<br />
bauzeitliche Farbkonzept an den Büsten wurde, wie die Außenanstriche<br />
der Schränke, Türen und Paneele, bis heute tradiert, wenn<br />
auch <strong>in</strong> allen Fällen technisch und ästhetisch unzureichend.<br />
Das Instandsetzungsziel umfasste im Wesentlichen e<strong>in</strong>e<br />
Wiederherstellung der weißen und blau gefassten Oberflächen<br />
<strong>in</strong> Anlehnung an die orig<strong>in</strong>ale Farbigkeit unter Bewahrung der<br />
historisch relevanten Farbschichten. Hierzu war es notwendig,<br />
die neuzeitliche, substanzbelastende Dispersionslackfassung der<br />
Ausstattung chemisch/mechanisch abzunehmen, die historisch<br />
relevanten Farbschichten zu konsolidieren und e<strong>in</strong>e fachgerechte<br />
Untergrundvorbereitung vorzulegen. Nach Abnahme der Dispersionslackfassung<br />
wies die Ausstattungsoberfläche mit ihren Fassungsaltbeständen<br />
e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>homogenen Farbcharakter auf und<br />
musste, bevor die neue Farbschicht aufgebracht wurde, mit e<strong>in</strong>er<br />
egalisierenden Zwischenschicht vorgrundiert werden. Nach deren<br />
vollständiger Aushärtung konnte die neue Weißfassung aufgebracht<br />
werden. Bei den verwendeten Pigmenten handelt es sich<br />
um Ch<strong>in</strong>a-Clay <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausmischung mit Titanweiß. Die Pigmente<br />
wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Öltempera gebunden.<br />
Die Grundlage der blauen Abfassungen bildet künstliches<br />
Azurit (Bremer Blau) <strong>in</strong> speziell aufbereiteter Form. Im Zuge der<br />
Maßnahme wurde die zielführende Umsetzung der Blaufassung<br />
zum Weißfassungsbestand über Arbeitsmuster ermittelt. Zur Gewährleistung<br />
e<strong>in</strong>er im Befundvergleich authentisch wirkenden<br />
Blaufassung musste vorab e<strong>in</strong>e ausreichend raue Grundierung<br />
für den Azuritaufstrich hergestellt werden. Hierzu wurde der<br />
Kreidegrund mit Hohlglaskügelchen versetzt. Die leimgebundene<br />
Blaufasssung konnte dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geübten Arbeitsgang, ohne<br />
Streifenbildung, aufgebracht werden. Die Grünerdefassung der<br />
Vitr<strong>in</strong>enböden orientiert sich <strong>in</strong> B<strong>in</strong>dung und Fasstechnik an der<br />
Blaufassung. Die bestandsbewahrende Re<strong>in</strong>tegration der neuzeitlich<br />
goldbronzierten Büsten <strong>in</strong> Anlehnung an die historische<br />
E<strong>in</strong>streutechnik wurde mittels moderner Glitzer-Pigmente ausgeführt.<br />
Die neue Überfassung der Eisenelemente des Galeriegeländers<br />
besteht aus e<strong>in</strong>er handgemischten Ölfarbe unter Re<strong>in</strong>tegration<br />
der goldfarbenen Blütenfassung. Die blau befundeten Bleistege<br />
der Schränke, Klobenspitzen und Schlossstege wurden mit der<br />
gleichen Ölfarbe abgefasst. Die Farbigkeit orientiert sich an der<br />
historischen Umschreibung „Stahlblau“, <strong>in</strong> Abgleich mit den Befundergebnissen.<br />
Die verbrauchte 80er-Jahre Leimfarbfassung der Wand und<br />
des Gewölbes wurde durch e<strong>in</strong>e objektgerechte Fassung <strong>in</strong> Kalktechnik<br />
ersetzt, wobei der historische Kalkfassungsbestand erhalten<br />
blieb. Die monochrome Blaufassung des Mittelspiegels<br />
orientiert sich an der naturwissenschaftlich nachgewiesenen<br />
Erstfassung <strong>in</strong> Bremer Blau.<br />
Nach Ausbau der neuzeitlichen Parkettbeläge wurde der<br />
bauzeitliche Holzkassetten- und Dielenboden von den unsachgemäßen<br />
Beschichtungen gere<strong>in</strong>igt. Neben erheblichen Schwundrissen<br />
(Spalten) waren Kratzer, aufgerissene Nagellöcher und<br />
Wasserflecken vorhanden. Risse und offene Fugen wurden holztechnisch<br />
ausgespänt, Nagellöcher gekittet bzw. verleimt. Nach<br />
abschließender Leimlösche und selektiver Retusche wurde e<strong>in</strong>e<br />
mehrschichtige Oberflächenbeschichtung mit Wachs/Naturharzgrund<br />
aufgebracht.<br />
Um e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit der aufwändigen Maßnahme zu erzielen,<br />
mussten auch raumklimatische Vorkehrungen getroffen<br />
werden. Messungen ergaben extreme Luftfeuchtigkeitssprünge<br />
<strong>in</strong>nerhalb weniger Tage, die sowohl auf falsche Lüftung als auch<br />
auf den ständigen Luftaustausch mit dem Treppenhaus zurückzuführen<br />
s<strong>in</strong>d. Zur Abhilfe wurde am E<strong>in</strong>gang zum Saal e<strong>in</strong>e Klimaschranke<br />
e<strong>in</strong>gebaut, die auf Tastsignal den Weg nur kurzzeitig<br />
freigibt und wieder schließt. Außerdem wird derzeit e<strong>in</strong> Lüftungs-
verhalten erprobt und mittels Thermohygrographen kontrolliert,<br />
ausgewertet und nach Möglichkeit optimiert.<br />
Letztlich erfuhr auch die Beleuchtung des Raums e<strong>in</strong>e grundlegende<br />
Veränderung. Bisher sorgten drei große Hängelampen über<br />
den Mittelvitr<strong>in</strong>en sowie mehrere Halbschalen an der Galerieuntersicht<br />
für allgeme<strong>in</strong>e Raumbeleuchtung. Nunmehr unterstreicht<br />
e<strong>in</strong> zweigleisiges Lichtkonzept die e<strong>in</strong>zigartige Atmosphäre des<br />
Raumes: Anstelle e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Raumbeleuchtung illum<strong>in</strong>ieren<br />
nun gerichtete Strahler, die an sechs dünnen Leitstäben aus<br />
der Decke hängen (Versorgung im Dachboden) die e<strong>in</strong>zelnen Vitr<strong>in</strong>en.<br />
Zusätzlich nutzen verdeckt angebrachte LED-Leisten die<br />
Raumdecke für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Beleuchtung.<br />
Wieder e<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett<br />
Nachdem sich die äußere Ersche<strong>in</strong>ung des Vogelsaals durch die<br />
abgeschlossene Instandsetzung wieder weitgehend dem orig<strong>in</strong>alen<br />
Bild angenähert hat, wurde auch das Ausstellungskonzept<br />
dem ursprünglichen Anspruch an e<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett als umfassender<br />
Blick <strong>in</strong> die Natur angepasst. Dies musste jedoch behutsam<br />
geschehen, um dem (gewachsenen) Begriff „Vogelsaal“<br />
auch weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Berechtigung zu bewahren. Nach wie vor<br />
liegt also der Schwerpunkt auf der Präsentation der Vogelpräparate<br />
– über 1.200 Exemplare an der Zahl, verteilt auf rund 800<br />
verschiedene Arten. Sie füllen die Vitr<strong>in</strong>en der gesamten unteren<br />
Etage, sowie mit verschiedenen exotischen S<strong>in</strong>gvögelfamilien drei<br />
Schauschränke der Galerie.<br />
Im Vorraum zur Galerie sieht der Besucher nun e<strong>in</strong>e größere<br />
Kollektion von M<strong>in</strong>eralen der verschiedenen Klassen sowie e<strong>in</strong>e<br />
Geste<strong>in</strong>ssammlung. Belegstücke aus dem M<strong>in</strong>eralreich waren bereits<br />
dem Fürstbischof bei der Gründung des Kab<strong>in</strong>etts wichtig.<br />
Er kaufte mehrere M<strong>in</strong>eraliensammlungen zu Schau- und Lehrzwecken<br />
an, denn Kenntnisse darüber waren für die erfolgreiche<br />
Auff<strong>in</strong>dung und Nutzung von Bodenschätzen von grundlegender<br />
Bedeutung. Ebenfalls e<strong>in</strong>en Bezug zum Kab<strong>in</strong>ettsgründer Franz<br />
Ludwig besitzt die Kollektion von orig<strong>in</strong>alen „Würzburger Lügenste<strong>in</strong>en“,<br />
die neben den M<strong>in</strong>eralien präsentiert wird. Diese Zeugnisse<br />
des berühmtesten historischen Betrugs <strong>in</strong> der Geschichte der<br />
Naturwissenschaften (1725 würde mit diesen Kunstprodukten der<br />
Würzburger Gelehrte Adam Ber<strong>in</strong>ger getäuscht) hat noch Franz<br />
Ludwig für se<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett erworben. Sicher betrachtete<br />
der aufgeklärte Regent die Fälschungen weniger als kuriose Artefakte,<br />
sondern eher als Mahnung an die Wissenschaft.<br />
Se<strong>in</strong>en Weg zurück <strong>in</strong> den Vogelsaal hat auch das „Pomologische<br />
Kab<strong>in</strong>ett“ gefunden – e<strong>in</strong>e Sammlung von 193 naturgetreuen<br />
Wachsmodellen verschiedener Obstsorten. Die kostbaren<br />
Raritäten wurden zwischen 1795 und 1813 im Landes<strong>in</strong>dustrie-<br />
Comptoir des Weimarer Verlegers und Autors Friedrich Just<strong>in</strong><br />
Bertuch (1747-1822) hergestellt und <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 26 E<strong>in</strong>zellieferungen<br />
vertrieben. Pater Dionysius L<strong>in</strong>der hatte die ersten<br />
Lieferungen bereits für se<strong>in</strong> Banzer Kab<strong>in</strong>ett erworben, die weiteren<br />
erhielt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zeit am Bamberger Naturalienkab<strong>in</strong>ett.<br />
Ergänzt wird die Kollektion l<strong>in</strong>ks des Galeriee<strong>in</strong>gangs durch e<strong>in</strong>e<br />
Sammlung getrockneter Samen und Früchte.<br />
Die weiteren Vitr<strong>in</strong>en der Galerie enthalten – wie bereits vor<br />
der Instandsetzung, jedoch um zahlreiche Objekte ergänzt – Exponate<br />
zu verschiedenen Stämmen des Tierreichs <strong>in</strong> systematischer<br />
Anordnung. Vor allem unter den Korallen und Fischen f<strong>in</strong>den sich<br />
noch zahlreiche Exemplare, die <strong>in</strong> die Frühzeit des Kab<strong>in</strong>etts zurückreichen.<br />
Fossile Vertreter unterschiedlicher Erdzeitalter fügen<br />
sich zwanglos <strong>in</strong> die Reihen ihrer rezenten Verwandten e<strong>in</strong>.<br />
Die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung zusätzlicher Exponate wurde ermöglicht<br />
durch die Aussortierung zahlreicher Dub- und Tripletten sowie<br />
verschiedener Objekte mit ger<strong>in</strong>ger Aussagekraft und ferner durch<br />
die zurückhaltende Verdichtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Vitr<strong>in</strong>en. So manche<br />
Exponate, die längst nicht mehr dem heutigen Stand der Präpa-<br />
Museumsporträt 33<br />
rationstechnik entsprechen, wurden – ebenso wie zahlreiche Alkoholpräparate<br />
– bewusst im Saal belassen, da sie zum Charakter<br />
des Raumes gehören; der Charakter e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> dieser Art e<strong>in</strong>maligen<br />
Naturalienkab<strong>in</strong>etts wurde damit beibehalten. Der Fürstbischof<br />
und Pater Dionysius L<strong>in</strong>der hätten sich sicher über das Ergebnis<br />
der Instandsetzung gefreut.<br />
Dank<br />
Das Naturkunde-Museum Bamberg ist <strong>in</strong> Eigentum und Trägerschaft<br />
der Lyzeumstiftung Bamberg. Neben den Eigenmitteln waren<br />
für die Renovierung des Vogelsaals Drittmittel notwendig, für<br />
die sich die Stiftung bei folgenden Institutionen bedanken darf:<br />
Oberfrankenstiftung, Bayerische Landesstiftung, Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, Stadt Bamberg (Edgar<br />
Wolf`sche-Stiftung), Landkreis Bamberg. Dank für fachliche Beratung<br />
gebührt dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege,<br />
für die Durchführung der Maßnahme dem Staatlichen Bauamt<br />
Bamberg.<br />
Naturkunde-Museum Bamberg, Fleischstr. 2, 96047 Bamberg, Tel.<br />
0951/86312-49, Fax -50, <strong>in</strong>fo@naturkundemuseum-bamberg.<br />
de, www.vogelsaal.de/<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr (Oktober bis<br />
März 10-16 Uhr)
34 Museumsporträt
Die Flößerei spielte im vor<strong>in</strong>dustriellen <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e durchaus wichtige<br />
Rolle für Waren-, Holz- und Menschentransporte flussabwärts.<br />
Sowohl die Alpenflüsse Salzach, Inn, Isar und Lech als auch der Ma<strong>in</strong><br />
mit se<strong>in</strong>en Oberlauf-Nebenflüssen aus waldreichen Gegenden dienten<br />
bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert der Flößerei, bis die wesentlich schnelleren<br />
Transportmittel Eisenbahn und Lkw die Floßfahrt ablösten.<br />
Schon seit den 1960er Jahren er<strong>in</strong>nert das Flößermuseum Unterrodach<br />
an dieses e<strong>in</strong>stige Spezialgewerbe im Frankenwald, seit 1986<br />
zeigt das Inn-Museum Rosenheim Floßmodelle und -arbeit, seit fünf<br />
Jahren auch das Flößermuseum Lechbruck, e<strong>in</strong> Dorf am Austritt des<br />
noch wilden Lechs aus dem Gebirge, e<strong>in</strong> vormals echtes Flößerdorf.<br />
Wenn das Museumsgebäude auch nur vielleicht e<strong>in</strong> historisches<br />
Flößerhaus ist und zuletzt von e<strong>in</strong>em Schneider bewohnt wurde, hat<br />
es große Bedeutung für die Denkmalpflege, zeigt es doch als e<strong>in</strong>ziges<br />
um weiten Umkreis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilbereich die Ständerbohlenbauweise<br />
um 1650. Weil so sorgsam vorgegangen wurde, bekam der Museumsfördervere<strong>in</strong><br />
im Eröffnungsjahr auch die Denkmalschutzmedaille des<br />
Freistaats. Aber nicht nur das Haus kann sich von außen und <strong>in</strong>nen<br />
sehen lassen, auch museales Konzept mit Gestaltung überzeugen.<br />
Das Museum darf als gelungenes Beispiel e<strong>in</strong>er Symbiose aus geme<strong>in</strong>dlichem<br />
Engagement, ehrenamtlicher Tätigkeit und professioneller<br />
Ausführung gelten.<br />
Albrecht A. Gribl<br />
„Lechbruck ist e<strong>in</strong>er der eigenartigsten Orte des Allgäus. Aus zwei<br />
Gründen: Erstens ist es e<strong>in</strong> Flößerdorf und zweitens ist es nur e<strong>in</strong><br />
Flößerdorf“, dies schrieb 1913 Prof. Dr. Mayer-Pfannholz, der im<br />
gleichen Jahr die letzte Floßfahrt auf dem Lech miterlebte. Denn<br />
bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmte die Flößerei das Leben<br />
<strong>in</strong> Lechbruck. Nach ersten Überlegungen war daher schnell<br />
klar, dass der <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkt des Lechbrucker Museums<br />
die Flößerei se<strong>in</strong> sollte. Das war aber schon der zweite Schritt.<br />
Der erste Schritt war die Gründung e<strong>in</strong>es Fördervere<strong>in</strong>s im<br />
Jahr 1995. Nachdem die Geme<strong>in</strong>de 1993 e<strong>in</strong> baufälliges Gebäude<br />
<strong>in</strong> der Ortsmitte Lechbrucks erworben hatte, kam es zu Überlegungen,<br />
dieses abzureißen, um Platz für Parkplätze zu schaffen.<br />
Der Fördervere<strong>in</strong> hatte e<strong>in</strong>e andere Vision, das historische Bauwerk<br />
sollte erhalten und als Museum e<strong>in</strong>gerichtet werden. Nun<br />
galt es, den Geme<strong>in</strong>derat und das Landesamt für Denkmalpflege<br />
zu überzeugen.<br />
Sanierung<br />
Die Bau- und Sanierungsarbeiten an dem 1645 errichteten Ständerbohlenbau<br />
wurden zum Teil von örtlichen Firmen ausgeführt,<br />
der größte Teil der Arbeiten jedoch ehrenamtlich von Mitgliedern<br />
und Freunden des Fördervere<strong>in</strong>s. Prämisse war, alte Bauteile soweit<br />
wie möglich zu erhalten und diese gegebenenfalls sichtbar<br />
oder unsichtbar zu verstärken. Dabei wurde größter Wert auf den<br />
E<strong>in</strong>satz alter Hölzer, Materialien und Oberflächenqualitäten im<br />
sichtbaren Bereich gelegt, um dem ursprünglichen Zustand möglichst<br />
nahe zu kommen. Als Glücksfall erwies sich, dass der ortsansässige<br />
Holzbildhauer und Restaurator Arnold Höpfl, der u. a.<br />
an Restaurierungsarbeiten <strong>in</strong> der Residenz <strong>in</strong> München und der<br />
Wieskirche beteiligt und kurz zuvor <strong>in</strong> den Ruhestand getreten<br />
war, das Projekt unterstützte. Mit profundem Fachwissen und viel<br />
Liebe zum Detail widmete er sich der neuen Aufgabe, die alten<br />
Stuben soweit wie möglich wieder <strong>in</strong> ihren Orig<strong>in</strong>alzustand zu<br />
versetzen.<br />
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege besche<strong>in</strong>igte<br />
am 6.4.2000: „Die jeweiligen Arbeiten – Holz, Putz, Ste<strong>in</strong>arbeiten<br />
– wurden mit äußerster Sorgfalt und mit hervorragendem Ergebnis<br />
ausgeführt. Die laufende Sanierung des Gebäudes kann von<br />
der Sensibilität der Planung und von der Ausführung der Arbeiten<br />
Auf den Spuren<br />
der Lechflößer<br />
Das Flößermuseum Lechbruck<br />
Ingrid Kahlert<br />
Das Flößermuseum Lechbruck.<br />
Seite 34: Blick <strong>in</strong> die alte Küche.<br />
Museumsporträt 35
36 Museumsporträt<br />
a Inszenierung zur Flößerei.<br />
b Inszenierung zur Arbeit <strong>in</strong> den Ste<strong>in</strong>brüchen am Falchen.<br />
her mit Sicherheit als herausragendes Beispiel e<strong>in</strong>er Instandsetzung<br />
gewürdigt werden.“<br />
Konzeption<br />
E<strong>in</strong> sensibler Umgang mit dem historischen Gebäude, Übersichtlichkeit<br />
und Konzentration auf das Wesentliche waren Voraussetzungen<br />
bei der Planung der Dauerausstellung. Schon mit Beg<strong>in</strong>n<br />
der Sanierungsarbeiten war die Landesstelle für die nichtstaatliche<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>gebunden, sei es durch Beratung zur<br />
Temperierung und Elektro<strong>in</strong>stallation oder als Entscheidungshilfe,<br />
E<strong>in</strong>bauten aus dem 20. Jahrhundert zu entfernen, um größere<br />
Ausstellungsräume zu schaffen. Das Angebot an Weiterbildung<br />
und vor allem die persönliche Beratung <strong>in</strong> Fragen der E<strong>in</strong>richtung<br />
und Textgestaltung waren für uns Laien e<strong>in</strong>e große Hilfe.<br />
Das Konzept sollte alle Aspekte des Flößerhandwerks, dessen<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Familien und das Dorf be<strong>in</strong>halten wie auch die<br />
gegebenen Voraussetzungen für die schon früh etablierte Flößerei<br />
– die Wasserstraße Lech, die großen Waldvorkommen der Umgebung<br />
und die Ste<strong>in</strong>brüche – aber auch das denkmalgeschützte<br />
Gebäude selbst als Exponat vermitteln. Als Fachberater konnten<br />
gewonnen werden: Prof. Dr. Karl Filser, Universität Augsburg,<br />
für die Flößerei; Prof. Dr. Herbert Scholz, Technische Universität<br />
München, für die geologischen Aspekte; Peter Nasemann, Hohenschwangau,<br />
für die Abteilung „Der Lech“ und „Ste<strong>in</strong>bruch“ sowie<br />
Peter Geiger, Forstamt Füssen, für die Abteilung „Der Wald“.<br />
Im Gegensatz zu anderen Dorfmuseen war hier ke<strong>in</strong>e Sammlung<br />
vorhanden. Exponate wurden gezielt gesucht, zum Teil<br />
nachgearbeitet. Die Präsentation der Ausstellung mit diversen<br />
Inszenierungen wurde behutsam <strong>in</strong> die alten Räume e<strong>in</strong>gefügt,<br />
um deren Charakter zu erhalten. Das Flößermuseum besteht seit<br />
2005, die Abteilung „Lech/Wald“ wurde 2010 fertig gestellt.<br />
Museumsrundgang<br />
Das Gebäude gliedert sich im Erdgeschoß <strong>in</strong> den Mehrzweckbereich<br />
im südlichen und Ausstellungsräume im nördlichen Teil, dazwischen<br />
liegen Küche und Garderobe. E<strong>in</strong>e Übersichtstafel im<br />
E<strong>in</strong>gangsbereich dient zur Orientierung.<br />
Der erste Blick der Besucher fällt meist <strong>in</strong> die gemütliche<br />
Stube zur Rechten, die für Museumspädagogik und gesellige Veranstaltungen<br />
genutzt wird. Die ehemalige Tenne zur L<strong>in</strong>ken dient<br />
jetzt für Wechselausstellungen, Vorträge, Lesungen und Konzerte.<br />
Vorbei an der alten Küche gelangt man <strong>in</strong> die Abteilung Lech/<br />
Wald mit e<strong>in</strong>em maßstabgerechten Modell von Lechbruck mit<br />
Lechbrücke und Floßb<strong>in</strong>deplatz um 1850 als Blickfang. Alles über<br />
die Ste<strong>in</strong>brüche am Falchen erfährt der Besucher <strong>in</strong> der anschließenden<br />
Abteilung.<br />
Das Obergeschoß ist der Flößerei gewidmet. In „Floß und<br />
Fracht“ geht es um das Floßb<strong>in</strong>den, Handel mit Holz, Kauderei<br />
und Schmuggel. Die Abteilung „Floßwesen“ <strong>in</strong>formiert über die<br />
Dorf- und Rottflößerei, Fern- und Kriegsflößerei, die Floßmeister,<br />
Floßordnungen und Zölle, die Abteilung „Floßfahrt“ über die<br />
Wege der Flößer und die Gefahren auf dem Wasser. E<strong>in</strong> echtes<br />
Schmankerl kann das Flößermuseum hier anbieten: e<strong>in</strong>en alten<br />
Mitschnitt e<strong>in</strong>er Radiosendung des Bayerischen Rundfunks über<br />
die Lechflößerei aus dem Jahr 1963 mit den Sprechern Carl Wery<br />
und Hans Bauer aus dem Nachlass e<strong>in</strong>es Lechbrucker Bürgers. In<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zwischenraum wird an die früheren Bewohner des<br />
Hauses er<strong>in</strong>nert.<br />
Soziale und wirtschaftliche Aspekte des Flößerdorfes Lechbruck<br />
werden <strong>in</strong> der Abteilung „Mehr arm als reich“ behandelt,<br />
wie Frauen- und K<strong>in</strong>derarbeit, W<strong>in</strong>terarbeit der Flößer, die zuarbeitenden<br />
Handwerksbetriebe der Schäffler, Seiler, Schmiede,<br />
Schuster und Stricker. Von Hochkonjunktur ist hier die Rede, aber<br />
auch von Rezession und bettelnden K<strong>in</strong>dern. Die Entwicklung<br />
Lechbrucks vom Flößerdorf zum Ferienort stellt sich <strong>in</strong> der Ab-
teilung „Wasserkraft und Eisenbahn“ und „Eisenbahn und Sommerfrischler“<br />
dar.<br />
Beim Rundgang durch das Museum wird neben den großen<br />
Thementafeln auf kle<strong>in</strong>en Täfelchen auch auf besondere bauliche<br />
Details h<strong>in</strong>gewiesen, wie z. B. im Erdgeschoß auf die ursprüngliche<br />
Decke mit Balken aus der Bauzeit (1645) <strong>in</strong> der Stube sowie e<strong>in</strong>e<br />
Halbsäule mit Kapitell im Gang und <strong>in</strong> der Stube im Obergeschoß<br />
auf die ebenfalls aus der Bauzeit stammenden Kreuzstockfenster.<br />
Museumsbetrieb<br />
Träger des Flößermuseums ist die Geme<strong>in</strong>de Lechbruck am See.<br />
Der Museumsbetrieb liegt <strong>in</strong> den Händen der ehrenamtlich tätigen<br />
Frauen und Männer des Fördervere<strong>in</strong>s. Außerhalb der Öffnungszeiten<br />
werden Führungen angeboten, für Schulklassen und<br />
Ferienk<strong>in</strong>der museumspädagogische Aktionen. Regelmäßig f<strong>in</strong>den<br />
Vorträge, Lesungen, Sonderausstellungen und Konzerte statt.<br />
Der große Zuspruch, den das Flößermuseum sowohl bei der<br />
e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung wie auch bei auswärtigen Besuchern<br />
f<strong>in</strong>det, zeigt, dass der Weg des Fördervere<strong>in</strong>s richtig war. Den<br />
mutigen Männern, die über Jahrhunderte unter Gefahren auf dem<br />
Lech flößten, wurde e<strong>in</strong> würdiges Denkmal gesetzt. Die wachsende<br />
Anzahl von Besuchern und das rege Interesse an dem angebotenen<br />
Begleitprogramm s<strong>in</strong>d für die Geme<strong>in</strong>de Lechbruck am<br />
See und den Fördervere<strong>in</strong> zugleich Bestätigung für bisherige und<br />
Ansporn für zukünftige Anstrengungen.<br />
Flößermuseum Lechbruck, Weidach 8, 86983 Lechbruck am See<br />
(Postadresse: Flößerstraße 1, 86983 Lechbruck am See), Tel.<br />
08862/987830, <strong>in</strong>fo@lechbruck.de, www.floesser-lechbruck.de<br />
Öffnungszeiten: 1. April bis 30. September Donnerstag 17.30-19,<br />
Sonntag 16-18 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
Sequenz zur Frauen- und K<strong>in</strong>derarbeit.<br />
Architektur:<br />
Dorothea Babel-Rampp, Pfronten<br />
Gestaltung:<br />
Werkstatt für Gestaltung, Robert Köhler, Augsburg<br />
Museumsporträt 37
38 Museumsporträt
Geschichte<br />
Das Münchner Filmmuseum wurde am 30. November 1963 als ers-<br />
tes kommunales Filmmuseum der Bundesrepublik gegründet. Der<br />
Filmbeauftragte der Stadt München, Rudolph S. Joseph, übernahm<br />
die Leitung des im Stadtmuseum angesiedelten Hauses, <strong>in</strong><br />
dem anfangs neben dem Filmprogramm Dauer- und Wechselausstellungen<br />
stattfanden. Weitere Schwerpunkte waren die Rekonstruktion<br />
von Filmen sowie die Herausgabe von Publikationen.<br />
Die erste Dauerausstellung zeigte anhand von 8-mm-Filmen auf<br />
38 Projektoren „Wie Walt-Disney-Zeichenfilme entstehen“, die<br />
erste Wechselausstellung war Georg Wilhelm Pabst gewidmet,<br />
folgerichtig ist der erste Film „Der Prozess“ desselben Autors.<br />
Im K<strong>in</strong>o befanden sich zunächst 144 Sitzplätze, die jeweils zwei<br />
16-mm- und 35-mm-Projektoren konnten zusätzlich auf die<br />
Laufgeschw<strong>in</strong>digkeit von Stummfilmen e<strong>in</strong>gestellt werden. Im<br />
Vorfeld der Eröffnung wurden Drehbücher, Manuskripte und Arbeitsfotos<br />
angekauft. Diese Sammlung wurde <strong>in</strong> den folgenden<br />
Jahren ausgebaut und um Filmkopien, wie die kompletten italienischen<br />
Werke Michelangelo Antonionis, ergänzt.<br />
Die Besucherzahlen stiegen im zweiten Jahr 1965 von 7.686<br />
auf 15.000 an. An 43 Wochen fanden dienstags bis samstags<br />
Vorstellungen um 18.30 Uhr statt. In Zusammenarbeit mit der<br />
Volkshochschule wurden Diskussionen und E<strong>in</strong>führungen zu den<br />
Filmen angeboten, die die Vorträge des Museums ergänzten. In<br />
se<strong>in</strong>en ersten fünf Jahren konnte das Museum auf diese Weise<br />
100.000 Besucher verzeichnen. Die Jubiläumsausstellung beschäftigte<br />
sich mit dem Thema „Hollywood <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Glanzzeit“.<br />
Ausstellungen des Münchner Filmmuseums wurden <strong>in</strong> anderen<br />
Institutionen gezeigt, wie zum Beispiel die Paul-Wegener-Ausstellung<br />
1968 <strong>in</strong> Essen, die K<strong>in</strong>g-Vidor-Ausstellung 1970 bei den<br />
„VIII. Filmfestspielen von Sorrent“ oder die Fell<strong>in</strong>i-Ausstellung<br />
1972 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bei der „IFTA – Internationale Fachmesse für Film,<br />
Tele- und Audiovision“.<br />
1973 übernahm Enno Patalas die Leitung des Hauses. Der<br />
Schwerpunkt der Ankäufe verlagerte sich nun auf Filmkopien,<br />
und an drei Tagen pro Woche fanden je zwei Vorführungen statt.<br />
Im selben Jahr kam es zur Gründung des bis heute bestehenden<br />
Vere<strong>in</strong>s „Münchner Filmzentrum – Freunde des Münchner Filmmuseums<br />
e. V.“. Durch e<strong>in</strong>e weitere Vorführer- und Technikerstelle<br />
konnte die Anzahl der Vorstellungen verdoppelt werden.<br />
Die Besucherzahl stieg im Folgejahr auf 30.000 Zuschauer und<br />
erreichte 1984 mit über 70.000 Gästen ihren Höhepunkt. Die<br />
Zahlen sanken danach wieder und pendelten sich bis heute bei<br />
gut 60 Besuchern pro Vorstellung e<strong>in</strong>.<br />
Das „Festival des jungen deutschen Films“ fand 1977 als<br />
„Erstes Münchner Filmtreffen“ im Filmmuseum und ARRI-K<strong>in</strong>o<br />
statt. In den nächsten Jahren wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Wettbewerben<br />
und Festivals veranstaltet:<br />
Enno Patalas hatte sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf das Sammeln von<br />
Filmkopien und die Restaurierung beschränkt. Se<strong>in</strong> Nachfolger<br />
Jan-Christopher Horak und erwarb für das Filmmuseum seit 1994<br />
den Nachlass von Orson Welles. Heute besitzt das Archiv des<br />
Filmmuseums das Gesamtwerk des bedeutenden amerikanischen<br />
Filmregisseurs. Horak verließ das Museum bereits 1998, um <strong>in</strong><br />
Hollywood e<strong>in</strong> Filmmuseum der Universal Studios aufzubauen.<br />
1999 trat Stefan Drößler se<strong>in</strong> Amt an und stellte sich im Juli<br />
mit e<strong>in</strong>em Kurzfilmprogramm vor. Im Mai 2000 wurde die Ausstellung<br />
„Obsessionen – Alptraumfabrik des Alfred Hitchcock“<br />
als geme<strong>in</strong>sames Projekt der Filmmuseen Frankfurt, Düsseldorf,<br />
München und Potsdam eröffnet. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens<br />
erfolgte 2003 e<strong>in</strong>e Renovierung, bei der e<strong>in</strong>e neue digitale<br />
Projektions- und Tonanlage e<strong>in</strong>gebaut, die Beleuchtungsanlage<br />
und der Zuschauerraum erneuert wurden, auch erwarb das<br />
Filmmuseum das Gesamtwerk von Nicolas Humbert und Werner<br />
Penzel. Aufgrund von Haushaltskürzungen entfallen nun die<br />
Das Münchner<br />
Filmmuseum -<br />
e<strong>in</strong> etwas anderes<br />
Museum<br />
Claudia Hahn<br />
Seite 38: Metropolis, Fritz Lang, 1927.<br />
Museumsporträt 39
40 Museumsporträt<br />
Seit Veranstaltung Bis<br />
1.-8.11.1981<br />
„1. Wettbewerb Europäischer Filmhochschulen“, später umbenannt <strong>in</strong> „Internationales Festival<br />
der Filmhochschulen“ im ARRI bzw. Maxx-K<strong>in</strong>o während des Münchner Filmfestes<br />
26.-30.11.2003 Das „Internationale Festival der Filmhochschulen“ kehrt nach vielen Jahren <strong>in</strong>s Filmmuseum<br />
zurück.<br />
23.7.-8.8.1982 In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat und dem K<strong>in</strong>derk<strong>in</strong>o München f<strong>in</strong>det zum<br />
ersten Mal das „K<strong>in</strong>derfilmfestival“ statt.<br />
Februar 1989 Zum ersten Mal f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e „Jüdische Filmwoche“ statt, sie wird jährlich fortgeführt 1993<br />
29.3.1989<br />
16.5.1990<br />
15.-24.11.1991<br />
Das „Internationale Dokumentarfilmfestival“ f<strong>in</strong>det mit se<strong>in</strong>er 4. Ausgabe zum ersten Mal<br />
im Filmmuseum statt und f<strong>in</strong>det dort se<strong>in</strong>e feste Spielstätte.<br />
Der „Förderpreis für Film“, den die Landeshauptstadt München seit 1985 vergibt, wird<br />
erstmals im Filmmuseum verliehen. Die Veranstaltung wird 2000 <strong>in</strong> „Starter-Filmpreis“<br />
umbenannt und soll jeweils im September stattf<strong>in</strong>den.<br />
Das Filmmuseum ist Mitveranstalter des 3. „Münchner Fantasy-Filmfestivals“ Es wird bis<br />
1996 als Veranstaltungsort genutzt.<br />
Juni 1995 Spielort der „Retrospektive des Münchners Filmfestes“.<br />
22.-25.11.1995<br />
August 1999<br />
3.-8.12.1999<br />
25.12.1999<br />
Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Beh<strong>in</strong>derte <strong>in</strong> den Medien e. V. veranstaltet zum ersten Mal ihr<br />
Kurzfilmfestival „Wie wir leben“, das alle zwei Jahre (mit e<strong>in</strong>er Unterbrechung im Jahr<br />
1999) im Filmmuseum stattf<strong>in</strong>det.<br />
Das Filmmuseum ist erstmals Mitveranstalter des größten deutschen Stummfilmfestivals,<br />
des jährlichen „Bonner Sommerk<strong>in</strong>os“. Die Kooperation mit dem Bonner Festival wird <strong>in</strong><br />
den nächsten Jahren fortgesetzt und ausgebaut.<br />
Zum ersten Mal f<strong>in</strong>det die jährliche Tournee „C<strong>in</strong>ema! Neues Italienisches K<strong>in</strong>o“ im Filmmuseum<br />
statt, die auch <strong>in</strong> den nächsten Jahren im Filmmuseum gastieren wird.<br />
Die Filmkritiker der Süddeutschen Zeitung stellen zum ersten Mal ihre „Magic Moments“<br />
des vergangenen K<strong>in</strong>ojahres im Filmmuseum vor.<br />
26.2.2000 Im Rahmen des Projektes „Jede Kultur hat ihre Zeit“ veranstaltet das Filmmuseum e<strong>in</strong>e „Lange<br />
Zeit-Filmnacht“ mit pausenloser Filmvorführung von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens:<br />
12 Stunden lang Spiel-, Avantgarde-, Zeichentrick- und Kurzfilme, die um die Themen Zeit<br />
und Nacht kreisen. Zum Abschluss gibt es e<strong>in</strong> Frühstück im Stadtcafé.<br />
1987<br />
Bis heute<br />
1989<br />
Bis heute<br />
Seit 2009 im<br />
ARRI K<strong>in</strong>o<br />
1996<br />
Bis heute<br />
Bis heute<br />
Seit 2007 <strong>in</strong><br />
der Theat<strong>in</strong>er<br />
Filmkunst<br />
F<strong>in</strong>det nicht<br />
mehr statt<br />
Fand e<strong>in</strong>malig<br />
statt
Spätvorstellungen am Wochenende und am Montag ist generell<br />
geschlossen. Der Arbeitsplatz für die Filmrekonstruktion erhielt<br />
e<strong>in</strong>e neue technische Ausstattung, so dass er e<strong>in</strong>e Erweiterung der<br />
bisherigen Möglichkeiten mit digitalen Mitteln bietet.<br />
Mittlerweile ist das Filmmuseum im Besitz wichtiger Klassiker<br />
der Filmgeschichte und zeigt <strong>in</strong> täglich wechselnden Programmen<br />
Retrospektiven, Filmreihen und Stummfilme mit Live-<br />
Musik. Seit den 80er Jahren fanden ke<strong>in</strong>e größeren Ausstellungen<br />
statt, 1999 war die letzte Ausstellung zu Hitchcock, bei der man<br />
Fotos präsentierte. Für Ausstellungen steht derzeit ke<strong>in</strong> Budget<br />
zur Verfügung, sie werden vom Stadtmuseum zentral <strong>in</strong>itiiert. Die<br />
seit 2000 im Haus tätige stellvertretende Leiter<strong>in</strong> Claudia Engelhardt<br />
begründet den Titel „Museum“ damit, dass man im Filmmuseum<br />
se<strong>in</strong>e Exponate auf Le<strong>in</strong>wand zeige, was dem Medium<br />
entspräche und gerecht würde. Außerdem sei das Filmmuseum<br />
Teil des Münchner Stadtmuseums.<br />
Räume/ Technik<br />
Die Ausrichtung des Münchner Filmmuseums hat sich im Laufe<br />
der letzten fast 50 Jahre verändert. Waren zu Beg<strong>in</strong>n noch Dauer-<br />
und Wechselausstellungen Teil des Programms, verlagerte man<br />
sich ab den 80er Jahren verstärkt auf das K<strong>in</strong>oprogramm und<br />
stellte die Ausstellungen zunehmend e<strong>in</strong>. Mit dem Umzug 1977<br />
<strong>in</strong> die heutigen Räume <strong>in</strong>s Marstallgebäude des Stadtmuseums<br />
bekam das Museum e<strong>in</strong>en neuen K<strong>in</strong>osaal mit 165 Plätzen und<br />
eigene Schneide- und Filmlagerräume. Die neuen Räume bieten<br />
nach wie vor ke<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche, abgesehen von den Glasvitr<strong>in</strong>en<br />
im Foyer, die Plakate und Aushangfotos der aktuellen<br />
Reihen präsentieren. Zum 40. Bestehen wurden der K<strong>in</strong>osaal und<br />
die Vorräume renoviert. Seit Juni 2009 besitzt das Filmmuseum<br />
e<strong>in</strong>en neuen digitalen Projektor im DCP-Standard, womit auch<br />
Vorführungen <strong>in</strong> 3D möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Fokus/ Schwerpunkte/ Konzeption<br />
Der Fokus liegt heute auf den zwei Säulen Filmprogramm und<br />
Restaurierung, wobei das K<strong>in</strong>oprogramm den Schwerpunkt bildet.<br />
Zudem gibt das Filmmuseum <strong>in</strong>nerhalb der Reihe „Edition<br />
Filmmuseum“ DVDs heraus, auf denen auch neue Restaurierungen<br />
präsentiert werden. Die DVD-Reihe wird <strong>in</strong> unregelmäßigen Abständen<br />
erweitert. Das Programmheft, das man als Mitglied des<br />
Freundeskreises zugeschickt bekommt und ansonsten im Filmmuseum<br />
gedruckt mitnehmen und im Internet als PDF abrufen<br />
kann, wird zum Teil von den Mitarbeitern selbst verfasst, zum<br />
Teil von Filmjournalisten. Das Filmmuseum kooperiert neben der<br />
DVD-Produktion auch im Bereich der Filmreihen mit anderen Institutionen,<br />
wie dem Haus der Kunst 2009 für die Apichatpong-<br />
Weerasethakul-Reihe. Das Museum zeigte die Filme und parallel<br />
dazu fand e<strong>in</strong>e Ausstellung des Künstlers im Haus der Kunst statt.<br />
Claudia Engelhardt berichtet, dass ohne die gute Zusammenarbeit<br />
mit anderen Kultur<strong>in</strong>stitutionen vieles nicht machbar wäre.<br />
Unter anderem arbeitete man schon mit der Bayerischen Staatsoper,<br />
der Bayerischen Architektenkammer, <strong>Museen</strong>, der Münchner<br />
Volkshochschule (MVHS) und Filmemachern selbst zusammen. Die<br />
MVHS übernahm für die P<strong>in</strong>a-Bausch-Reihe für ausgewählte Vorstellungen<br />
den Vorverkauf und warb u. a. mit Postkarten gezielt<br />
für die Reihe.<br />
Die meisten der gezeigten Filme werden geliehen, ca. 30%<br />
stammen aus dem eigenen Archiv, der Rest kommt aus anderen<br />
Archiven, aus Filmmuseen <strong>in</strong> den USA und Europa, großen Studios<br />
und auch aus regulären Verleihen. Für jeden Film müssen die<br />
Rechte abgeklärt, die Transporte organisiert und – bei Farbfilmen<br />
– die Farben überprüft werden. So s<strong>in</strong>d z. B. Filme der 70er Jahre<br />
oft rotstichig. Zum Teil werden Kopien für das Archiv des Filmmuseums<br />
extra angefertigt, wenn es z. B. nur noch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />
DVD existiert. So gab es von dem Film „Die weiße Rose“ von Mi-<br />
Museumsporträt 41<br />
Ludwig Maria Vogl (Gruppe Illum<strong>in</strong>ago) an der Laterna Magica.
42 Museumsporträt<br />
a E<strong>in</strong> Glasdia zum Thema Armut für e<strong>in</strong>e Laterna Magica.<br />
b Coral<strong>in</strong>e (3D-Film).<br />
chael Verhoeven, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Retrospektive gezeigt werden sollte,<br />
ke<strong>in</strong>e spielbare Kopie mehr im Verleih, so dass ausnahmsweise<br />
e<strong>in</strong>e neue Filmkopie gezogen wurde.<br />
Filmprogramm<br />
2010 gewann das Filmmuseum München zum dritten Mal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />
den ersten Preis des K<strong>in</strong>ematheksverbunds für das beste<br />
Filmprogramm der kommunalen und nicht-kommerziellen K<strong>in</strong>os.<br />
Die Filmreihen werden nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt,<br />
dabei spielen persönliche Ideen und Vorlieben ebenso e<strong>in</strong>e<br />
Rolle, wie das Programm der anderen Archive etwa <strong>in</strong> London,<br />
Kopenhagen und Stockholm das Programm <strong>in</strong>spirieren können.<br />
Auch Vorschläge von außen fließen mit e<strong>in</strong> und die Kostenfrage,<br />
da es sich um bezahlbare Reihen handeln sollte. Kalenderdaten<br />
wie Jubiläen und Geburtstage f<strong>in</strong>den ihren Platz neben den fest<br />
e<strong>in</strong>geplanten regelmäßigen Reihen wie Film & Psychoanalyse, den<br />
Festivals und den Architekturfilmtagen. E<strong>in</strong>- bis zweimal pro Jahr<br />
werden große Reihen gezeigt, die kle<strong>in</strong>eren werden um sie herum<br />
gruppiert. Aber auch Verfügbarkeit, Fassungen, Kosten, aktuelle<br />
Anlässe und neue Restaurierungen spielen bei der Wahl<br />
e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Im Februar 2010 gab es Vorstellungen mit e<strong>in</strong>er Laterna Magica,<br />
e<strong>in</strong>em Vorläufer des heutigen K<strong>in</strong>os. Die Gruppe „Illum<strong>in</strong>ago“,<br />
die ihre Laterna Magica dafür im Filmmuseum aufbauten und das<br />
Programm des Abends gestalteten, kamen beim Publikum sehr gut<br />
an, welches mehrfach zur Interaktion durch Mits<strong>in</strong>gen aufgefordert<br />
wurde. So konnte anschaulich die spektakuläre Vorform des<br />
heutigen K<strong>in</strong>oerlebnisses nachempfunden werden. Projekte wie<br />
dieses s<strong>in</strong>d sehr aufwändig, da e<strong>in</strong> Umbau und Aufbau im K<strong>in</strong>o erforderlich<br />
ist. Anfang Dezember konnte man mit dem Daumenk<strong>in</strong>ographen<br />
Volker Gerl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en weiteren Vorläufer der bewegten<br />
Le<strong>in</strong>wandbilder sehen. Der Filmemacher und Fotograf zeigte e<strong>in</strong>e<br />
Reihe se<strong>in</strong>er Foto-Daumenk<strong>in</strong>os die er <strong>in</strong> über zehn Jahren auf<br />
se<strong>in</strong>en Reisen durch Deutschland aufgenommen hat. Im ersten<br />
Moment blicken die abgelichteten Personen auf normale Art <strong>in</strong><br />
die Kamera, doch der Überraschungseffekt, dass nicht e<strong>in</strong>es, sondern<br />
über 20 Bilder geschossen werden, verleitet die meisten zu<br />
e<strong>in</strong>em ansteckenden Lachen und spontanen Handlungen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt war 2010 die 3D-Filmreihe. Als<br />
E<strong>in</strong>leitung gab es e<strong>in</strong>en Vortrag von Museumsleiter Stefan Drößler<br />
zur Geschichte des 3D-Films, der so gut besucht war, dass er<br />
wiederholt wurde. In diesem Vortrag erfuhr man, dass es bereits<br />
seit den Anfängen des K<strong>in</strong>os Versuche gab, Filme <strong>in</strong> 3D wiederzugeben,<br />
doch war die Technik für die Wiedergabe <strong>in</strong> 3D immer<br />
kostspieliger. Sehr spannend war die Information, dass bereits<br />
Georges Méliès <strong>in</strong> den 1890er Jahren aus Versehen 3D-Filme produzierte,<br />
ohne es auch nur zu ahnen: Er ließ zwei Kameras parallel<br />
filmen und diese Filme konnten nun übere<strong>in</strong>andergelegt werden<br />
und erzeugen e<strong>in</strong>en zum Teil sehr schönen 3D-Effekt. Man erfuhr<br />
sehr fundierte Details zu den jeweils unterschiedlichen 3D-<br />
Techniken und sah Filmausschnitte aus allen Jahrzehnten bis <strong>in</strong><br />
die 90er des 20. Jahrhunderts. Von den Vorformen des K<strong>in</strong>os bis<br />
h<strong>in</strong> zur den aktuellsten technischen Entwicklungen im 3D-Bereich<br />
zeigte das Filmmuseum auf diese Weise die Bandbreite der<br />
Filmgeschichte.<br />
Das Programmheft, unter der Leitung von Enno Patalas noch<br />
e<strong>in</strong> nur die Credits auflistender getippter DIN A5-Zettel, wurde<br />
1995 durch das K<strong>in</strong>omagaz<strong>in</strong> „off“ ersetzt, das 2010 durch e<strong>in</strong><br />
monatlich bis zweimonatlich ersche<strong>in</strong>endes Filmprogramm ausgetauscht<br />
wurde. Seit März 2003 gibt es das Programm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
aktuellen Form, mit detaillierten H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
zu den Filmen und Reihen mit den „Open Scene“ Term<strong>in</strong>en, die<br />
erst kurzfristig festgelegt werden und über die e<strong>in</strong> Emailverteiler<br />
<strong>in</strong>formiert.
Edition Filmmuseum<br />
Die DVDs der editionen-Reihe gewannen schon Preise u. a. <strong>in</strong><br />
Bologna. In Fachblogs werden vor allem die Sorgfalt der Editierung<br />
und das gelungene Zusatzmaterial hervorgehoben. Die<br />
DVD-Reihen werden im Verbund mit anderen Filmarchiven und<br />
kulturellen Institutionen im deutschen Sprachraum publiziert.<br />
Darunter f<strong>in</strong>den sich Titel zu neuen Restaurierungen, filmischen<br />
Entdeckungen und ausgewählten Archivschätzen. Zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d<br />
die Auswahl der Filme und der Shop im Internet unter www.edition-filmmuseum.com.<br />
Restaurierung<br />
Die Restauration der Filme wird heute nur noch digital vorgenommen.<br />
Hierfür werden die Orig<strong>in</strong>ale e<strong>in</strong>gescannt, Zwischentitel neu<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, Kratzer entfernt, Farben retuschiert und e<strong>in</strong> schlechter<br />
Bildstand ausgeglichen. Das passiert nicht im Haus selbst, sondern<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em spezialisierten Studio, geme<strong>in</strong>sam mit Mitarbeitern<br />
und externen Fachleuten. Orig<strong>in</strong>ale Fassungen werden auf diese<br />
Weise mite<strong>in</strong>ander abgeglichen.<br />
Das Filmmuseum rekonstruierte beispielsweise „Metropolis“<br />
von Fritz Lang und zeigte diese Fassung am 24. und 25. Oktober<br />
1988 mit der Orig<strong>in</strong>almusik von Gottfried Huppertz im Münchner<br />
Kulturzentrum Gasteig. Darauf basiert die digitale Fassung,<br />
die 2001 auf dem „Internationalen Filmfestspielen Berl<strong>in</strong>“ gezeigt<br />
wurde und e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des Deutschen K<strong>in</strong>ematheksverbundes<br />
ist.<br />
Freundeskreis MFZ –<br />
Münchner Filmzentrum e. V.<br />
Fast jede Abteilung des Münchner Stadtmuseums hat ihren eigenen<br />
Freundeskreis, Der Freundeskreis des Filmmuseums MFZ<br />
trifft sich e<strong>in</strong>mal im Monat geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Filmmuseumssprecher.<br />
Für e<strong>in</strong>en Beitrag von 20 € pro Jahr werden die Programmhefte<br />
zugeschickt und ermäßigter E<strong>in</strong>tritt zu den Vorführungen<br />
gewährt. Zweimal im Jahr betreut der Freundeskreis das<br />
Zuschauerk<strong>in</strong>o, das selbstständig von den Mitgliedern durchgeführt<br />
wird, mit Programm und Ausschreibung. Der Freundeskreis<br />
kann Programmvorschläge an die Museumsleitung geben, die die<br />
Gestaltung aber letztlich bestimmt. Vere<strong>in</strong>zelt werden Programmtexte<br />
von Mitgliedern geschrieben, E<strong>in</strong>führungen gehalten, oder<br />
beispielsweise wird bei der Übersetzung russischer Zwischentitel<br />
geholfen. Der Freundeskreis umfasst momentan ca. 150 Mitglieder<br />
und ist im Internet unter www.muenchner-filmzentrum.de<br />
zu f<strong>in</strong>den.<br />
<strong>Museen</strong> und E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Deutschland, die<br />
sich mit Filmgeschichte befassen (Auswahl)<br />
• Bonner K<strong>in</strong>emathek: Der K<strong>in</strong>osaal ist <strong>in</strong> das Landesmuseum<br />
Bonn <strong>in</strong>tegriert<br />
www.bonnerk<strong>in</strong>emathek.de<br />
• Filmmuseum Potsdam: Die Dauer-, Foyer- und Wechselausstellungen<br />
widmen sich der Filmgeschichte, im Schaudepot und<br />
Foyer wird historische Filmtechnik präsentiert. Das K<strong>in</strong>o zeigt<br />
aktuelle Filme und bietet die Möglichkeit Wunschfilme vorzuführen.<br />
www.filmmuseum-potsdam.de<br />
• Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Das Museum bef<strong>in</strong>det<br />
sich ab Frühjahr 2011 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Neubau. Neben den Filmreihen<br />
f<strong>in</strong>den jährlich bis zu acht Sonderausstellungen statt, die<br />
sich der <strong>in</strong>ternationalen und nationalen Filmgeschichte widmen.<br />
Thematisch reicht dabei die Bandbreite von den Anfängen<br />
des K<strong>in</strong>os bis zur Gegenwart mit den verschiedenen Epochen<br />
und Genres. Gezeigt werden Werke bedeutender Regisseure,<br />
Museumsporträt 43<br />
Schauspieler und Filmarchitekten. Foto- und Plakatausstellungen<br />
und Ausstellungskataloge runden das Programm ab.<br />
Seit 1984 wurden 170 Sonderausstellungen realisiert.<br />
http://dasneuefilmmuseum.de/dnfm<br />
• Deutsche K<strong>in</strong>emathek - Museum für Film und Fernsehen Berl<strong>in</strong>:<br />
Das Museum zeigt Sonderausstellungen und e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />
zur Filmgeschichte von den Pionieren des K<strong>in</strong>os<br />
über Stummfilm-Diven, Filme der Weimarer Republik und<br />
des Nationalsozialismus, Marlene Dietrich, Exil <strong>in</strong> Hollywood,<br />
Nachkriegsfilme und deutsches Gegenwartsk<strong>in</strong>o. Das Museum<br />
besitzt e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>o, zudem gibt es e<strong>in</strong>en Verleih und museumspädagogisches<br />
Programm.<br />
www.filmmuseum-berl<strong>in</strong>.de<br />
• Filmmuseum Düsseldorf: Das Filmmuseum zeigt aktuelle ausgewählte<br />
Filmreihen, wie z.B. japanische Filmwochen. Die Sonderausstellungen<br />
beschäftigen sich mit Filmkostümen, e<strong>in</strong>zelnen<br />
Filmen oder Regisseuren. Das Filmarchiv und die Bibliothek<br />
dienen zur Forschung. Die Dauerausstellung zeigt die Filmgeschichte<br />
und den Kult um den Film, e<strong>in</strong>zelne Räume s<strong>in</strong>d thematisch<br />
nach Stumm-, Ton-, Farb- und Trickfilm gegliedert.<br />
www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum<br />
Filmmuseen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
• Zeiler Foto- und Filmmuseum: 1993 wurde das Museum im<br />
e<strong>in</strong>stigen „Caritashaus“ von 1929 eröffnet. Seit 1995 beherbergt<br />
es e<strong>in</strong>e filmhistorische Abteilung mit technischen Exponaten<br />
zur Filmgeschichte, darunter Vorläufer des Films, Kameras,<br />
Projektoren und Plakate. Daneben wird die Geschichte der<br />
Fotografie gezeigt.<br />
www.zeiler-fotomuseum.de<br />
• Museum Film-Photo-Ton Gemünden a. Ma<strong>in</strong>: Das 2005 eröffnete<br />
Museum stellt technische Geräte zur Filmgeschichte<br />
aus, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>o besteht die Möglichkeit <strong>in</strong> Gruppen<br />
an Filmvorführungen teilzunehmen. Das Museum bef<strong>in</strong>det sich<br />
<strong>in</strong> dem ehemaligen bischöflichen Huttenschloss von 1711 am<br />
Saaleufer.<br />
www.film-photo-ton.de/<strong>in</strong>dex.html<br />
Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, Tel. 089/233-<br />
96450, Fax -23931, filmmuseum@muenchen.de, www.stadtmuseum-onl<strong>in</strong>e.de/filmmu.htm<br />
Vorführzeiten des Filmmuseums: Di., Mi., Fr., Sa., So. 18.30 u.<br />
21, Do. 19 Uhr<br />
Auf der Homepage f<strong>in</strong>det man das aktuelle Programmheft als PDF.<br />
Für Informationen sei Claudia Engelhardt, der stellvertretenden Leiter<strong>in</strong><br />
des Filmmuseums, gedankt.
44 Arbeitshilfen<br />
Museum und Web 2.0<br />
Von der Push- zur Pull-Generation<br />
Sybille Greis<strong>in</strong>ger<br />
a Grafik „How much time does Web 2.0 take?“ von N<strong>in</strong>a Simon.<br />
b Screenshot des Facebooke<strong>in</strong>trags der Villa Stuck, München.<br />
Seite mit den über flickr e<strong>in</strong>gebundenen Fotografien.<br />
Was ist Web 2.0? Wie funktionieren soziale Netzwerke? Lohnt<br />
sich der E<strong>in</strong>satz von Social Media auch für <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser?<br />
Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Auftaktveranstaltung<br />
„stARTmuseum“ 1 der Tagung „stARTconference“<br />
(9.-10.09.2010, vgl. Tagungsbeitrag von Sab<strong>in</strong>e Garau, S. 67) <strong>in</strong><br />
Duisburg (www.startconference.org). Anlass genug für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>in</strong> dieses aktuelle Thema sowie e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Blick auf<br />
die Aktivitäten <strong>in</strong> der Museumslandschaft <strong>in</strong> diesem Bereich zu<br />
werfen.<br />
Für viele <strong>Museen</strong> und Kulture<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d die Nutzung<br />
und vor allem der Nutzen von Social Media und Web 2.0 unklar.<br />
Zunächst e<strong>in</strong>mal ist Web 2.0 2 ke<strong>in</strong>e neue Art des Internets, sondern<br />
umschreibt e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel, der sich bereits seit<br />
2004 im Internet vollzieht: Der Nutzer wandelte sich dabei vom<br />
re<strong>in</strong>en Konsumenten zum Produzenten im WWW; entsprechende<br />
Instrumentarien und Anwendungen s<strong>in</strong>d unter dem Begriff Web<br />
2.0 oder Social Media zusammengefasst. Das Web 2.0 ist also<br />
e<strong>in</strong>e Art „Mitmach-Web“, das se<strong>in</strong>e Stärken <strong>in</strong> der Kollaboration<br />
und Interaktion versteht. Anwendungen, die e<strong>in</strong>e Partizipation<br />
erlauben, s<strong>in</strong>d beispielsweise das Social Bookmark<strong>in</strong>g 3 , Podcasts,<br />
RRS-Feeds 4 , Social Tagg<strong>in</strong>g5, Weblogs, Mashups, Foto- wie Video-Shar<strong>in</strong>g<br />
Portale oder Social Media Plattformen. 6 Woh<strong>in</strong> aber<br />
die Reise tatsächlich geht, weiß niemand so genau. Das Fazit des<br />
Keynote-Sprechers der „stARTmuseum“, der <strong>in</strong>ternational agierende<br />
Trendforscher und Medienfuturist Gerd Leonhard, war allerd<strong>in</strong>gs<br />
deutlich: Öffnen und Vernetzen ist für Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
wichtig, ja geradezu e<strong>in</strong>e Überlebensstrategie. Dabei geht<br />
der Trend im Internet zu Videos, zu Smartphones und mobilen<br />
Endgeräten, woh<strong>in</strong> sich die Nutzung des Internets <strong>in</strong> den nächsten<br />
Jahren deutlich verlagern wird.<br />
Band<strong>in</strong>g statt Brand<strong>in</strong>g<br />
Band<strong>in</strong>g statt Brand<strong>in</strong>g lautet die Devise, was über die Interaktion<br />
der Institution mit se<strong>in</strong>en Besuchern bzw. „Freunden“ erreicht<br />
werden soll. Das Teilhaben an der täglichen Museumsarbeit und<br />
der gewährte Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen sowie e<strong>in</strong>e langfristige<br />
B<strong>in</strong>dung schaffen und sorgt automatisch für Empathie.Unterm<br />
Strich kann so ohne großen Aufwand und f<strong>in</strong>anziellen Investitionen<br />
Medienaufmerksamkeit erlangt werden („earned media“),<br />
sieht man e<strong>in</strong>mal vom Aufwand der Pflege und der notwendigen<br />
kreativen wie strategischen Planung zunächst e<strong>in</strong>mal ab.<br />
Die so genannte soziale Software bzw. sozialen Services<br />
stehen überwiegend kostenfrei im Internet zur Verfügung und<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach und <strong>in</strong>tuitiv bedienbar. Was <strong>in</strong> der Umsetzung und<br />
Pflege Personalkosten verursacht und gut geplant se<strong>in</strong> sollte, ist<br />
dann der gezielte E<strong>in</strong>satz der Anwendungen sowie deren kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Betreuung. E<strong>in</strong>e grobe E<strong>in</strong>schätzung nach Umfang der<br />
Web 2.0-Maßnahme kann man der nebenstehenden Grafik „How<br />
much time does Web 2.0 take?“ entnehmen oder das Tutorial<br />
von Annette Schw<strong>in</strong>dt zu Rate ziehen, das dezidiert erklärt, wie<br />
Kulture<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e Fanseite auf Facebook erstellen können(www.startconference.org/2009/11/02/annette-schw<strong>in</strong>dt-facebook-fanseiten-fur-kulture<strong>in</strong>richtungen-und-kulturschaffende/).<br />
7<br />
Skalierbarer E<strong>in</strong>stieg<br />
Was aber ist die jeweils passende Maßnahme für das eigene Haus,<br />
und „verzettelt“ man sich nicht schnell mit all den unterschiedlichen<br />
Angeboten, die man am besten alle nutzen soll? Der Vorteil<br />
der Social Media liegt gerade <strong>in</strong> deren Skalierbarkeit. Die<br />
Angebote können jederzeit erweitert werden durch Erzeugung<br />
von Synergien und Mehrfachnutzung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Anwendungen<br />
wie Newsfeeds, Flickr, Youtube, Twitter, die beispielsweise<br />
auf Facebook oder auf der eigenen Webseite <strong>in</strong>tegrierbar<br />
s<strong>in</strong>d. Unbed<strong>in</strong>gt ratsam ist aber immer, dass der E<strong>in</strong>satz der Web<br />
2.0-Anwendungen auf die jeweilige Institution zugeschnitten,
entsprechend strategisch geplant, langfristig umsetzbar, zielgruppenrelevant,<br />
zeitlich, f<strong>in</strong>anziell und technisch den eigenen<br />
Möglichkeiten angepasst ist. Voraussetzung ist natürlich zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e eigene Homepage, wofür mit der E<strong>in</strong>führung<br />
des Content Management System (CMS) zum Bau e<strong>in</strong>er Homepage,<br />
die die Landesstelle als Pilotprojekt den bayerischen <strong>Museen</strong><br />
ab 2011 zur Verfügung stellen wird, der Weg geebnet ist. 8<br />
Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Kommunikationsfähigkeit sowie das Interesse und<br />
die Neugier für das Medium erforderlich, um nach anfänglicher<br />
Aufbruchsstimmung kont<strong>in</strong>uierlich am Ball zu bleiben.<br />
Rank<strong>in</strong>g<br />
E<strong>in</strong>e mögliche Ermutigung im Arbeitsprozess kann dabei das Rank<strong>in</strong>g<br />
bieten, das e<strong>in</strong>e Rückmeldung auf den Erfolg auf Twitter<br />
oder Facebook misst, wenn man ihn ausschließlich auf Zahlen reduzieren<br />
will. Es gibt bereits mehrere Institutionen die regelmäßige<br />
Ergebnislisten liefern: So bieten visitatio (www.visitatio.de/<br />
Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.html – Stand November<br />
2010) sowie talk about (www.talkabout.de/twitter/kunst/ - die<br />
Daten werden hier stündlich aktualisiert) e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g von <strong>Museen</strong><br />
und Kulture<strong>in</strong>richtungen auf Twitter. E<strong>in</strong>e qualitative Studie<br />
von Kulture<strong>in</strong>richtungen auf Facebook und Twitter untersucht<br />
derzeit Ulrike Schmid auf ihrem Block: http://kulturzwe<strong>in</strong>ull.eu/<br />
<strong>in</strong>dex.php/studie-museen-und-orchester-im-social-web/. Die Ergebnisse<br />
sollen zukünftig ebenfalls dort publiziert werden. Des<br />
Weiteren bietet PR-Kloster beschränkt auf die Ränge 1-20 e<strong>in</strong>e<br />
Übersicht der <strong>Museen</strong> und Ausstellungshallen <strong>in</strong> Deutschland auf<br />
Facebook und Twitter (www.pr-kloster.de/2010/12/03/rank<strong>in</strong>g-museen-bei-twitter-und-facebook-november2010/<br />
- Stand November<br />
2010). In dem monatlich von visitatio veröffentlichten Rank<strong>in</strong>g<br />
tauchen beispielsweise <strong>Museen</strong> auf, von denen man bislang kaum<br />
bis gar nicht gehört hatte. So f<strong>in</strong>det sich das kürzlich der drohenden<br />
Schließung entgangene Alemannenmuseum <strong>in</strong> Ellwangen<br />
auf Platz 9 mit 1.575 oder das Buchstabenmuseum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> mit<br />
414 Followers auf Platz 40. Dies zeigt deutlich die Chance auch<br />
für kle<strong>in</strong>ere <strong>Museen</strong>, sich über ihren lokalen Wirkungsraum erfolgreich<br />
<strong>in</strong>s World Wide Web zu vergrößern.<br />
Kontrollverlust<br />
E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wand, der <strong>in</strong> Bezug auf kommunikative Werkzeuge im Internet<br />
immer wieder auftaucht, soll an dieser Stelle aber auch genannt<br />
werden. Der Kontrollverlust, der mit dem Sich-Öffnen via<br />
Web 2.0 e<strong>in</strong>hergeht, wird von vielen Kultur<strong>in</strong>stitutionen gemieden,<br />
da hier Bedenken h<strong>in</strong>sichtlich Missbrauch, ungerechtfertigter<br />
Kritik, Wegbereiter von Banalitäten und Unwissenschaftlichkeit<br />
bestehen, die sich eventuell auch negativ auf die Reputation<br />
auswirken könnten. Mit Blick auf Kulture<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den USA<br />
oder England, die sich schon früh auf das Social Media Market<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>gelassen haben, lässt sich dies nicht bestätigen. Sogar<br />
im Gegenteil: E<strong>in</strong> schlagendes Beispiel eder zweite Referent der<br />
„stARTmuseum“, Christian Henner-Fehr, der als Mitorganisator<br />
agiert (? Bei der Tagung? Dann „agierte“) und als freiberuflicher<br />
Kulturmanager <strong>in</strong> Wien Kulture<strong>in</strong>richtungen bei der Entwicklung<br />
und Implementierung von Social Media Strategien berät, anhand<br />
des medialen Überraschungserfolgs des Royal Opera Houses <strong>in</strong><br />
London auf.<br />
Web 2.0 Anwendungen im Überblick<br />
Twitter<br />
Im September dieses Jahres führte das Royal Opera House e<strong>in</strong>e<br />
„Volksoper“ auf, deren Texte aus Twitter-Botschaften bestanden.<br />
Aufzug e<strong>in</strong>s, Szene e<strong>in</strong>s war nach 40 Tweets, so nennt man die<br />
auf 140 Zeichen limitierten Kurzbotschaften des Microblogs, <strong>in</strong><br />
kürzester Zeit abgeschlossen. Auch hier befürchtete man, dass das<br />
Royal Opera House nicht mehr ernst genommen würde. Doch das<br />
Arbeitshilfen 45<br />
Experiment evozierte e<strong>in</strong>e überwältigende Presseresonanz, die das<br />
Experiment als sehr werbewirksames Market<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument zeigte.<br />
(Video vom Arbeitsprozess auf Youtube: www.youtube.com/v/C7_<br />
GOVSGheI) Allerd<strong>in</strong>gs ist es von Vorteil, zielgerichtet Projekte auf<br />
Twitter zu lancieren oder den Microblog aus e<strong>in</strong>em vorhandenen<br />
Weblog oder regelmäßigen Newsletter mit zu speisen. Twitter<br />
mag vielleicht neben dem Feedreader, SocialBookmark<strong>in</strong>g oder<br />
dem Newsletter die simpelste Möglichkeit zu se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg<br />
<strong>in</strong>s Web 2.0 zu f<strong>in</strong>den, doch wird bereits hier deutlich, dass es<br />
essentiell ist, Synergien zu schaffen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Angeboten,<br />
das heißt Beiträge e<strong>in</strong>es Blogs auch auf Twitter oder<br />
dem Newsletter zur Verfügung zu stellen, oder Fotos und Videos<br />
auf Flickr und YouTube <strong>in</strong> die Homepage wie auch dem Facebook-<br />
Profil zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Der Schritt von Off- zu Onl<strong>in</strong>e und umgekehrt ist e<strong>in</strong> weiteres<br />
Desiderat. So hat beispielsweise das Neanderthal Museum <strong>in</strong><br />
Mettmann gute Erfahrungen mit dem Bereitstellen von Besucherfotos<br />
onl<strong>in</strong>e gemacht, Museumsbesucher auch <strong>in</strong>s Netz zu bekommen,<br />
durch das. Doch umgekehrt gel<strong>in</strong>gt dies nur schwer. Das<br />
ZKM <strong>in</strong> Karlsruhe hat hierzu e<strong>in</strong>en Vorstoß gewagt, <strong>in</strong>dem es mit<br />
e<strong>in</strong>er Twitter-Aktion e<strong>in</strong> Mittagessen der Follower-Geme<strong>in</strong>de im<br />
Museum auslobte. Man kann dort im Dezember 2010 e<strong>in</strong>e Führung<br />
und e<strong>in</strong> Mittagessen mit den Künstlern Elmgreen & Dragset<br />
ersteigern. 9 Gerade diese Onl<strong>in</strong>e-Offl<strong>in</strong>e-Synergien machen Social<br />
Media erst wertvoll, aber hier zeigt sich auch, dass Kreativität<br />
und Innovation unerlässlich s<strong>in</strong>d.<br />
Social Media Plattform: Facebook<br />
Facebook sieht Leonhard als besonders zukunftsträchtig, denn das<br />
soziale Netzwerk soll se<strong>in</strong>er Ansicht nach langfristig die Position<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen „Sendeplattform“ e<strong>in</strong>nehmen, die wir heute<br />
etwa dem ZDF zugestehen. Das Wirkungspr<strong>in</strong>zip im WWW der<br />
Web 2.0-Generation lautet „Geben und Nehmen“, das heißt, der<br />
Nutzer kann via sozialen Medien kostenfrei Insider<strong>in</strong>formationen<br />
erhalten, Fotos oder pdfs herunterladen, Gutsche<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>lösen, aktiv<br />
an Wettbewerben teilnehmen oder Feedback geben. Er wirkt<br />
dafür als Multiplikator für die jeweilige Institution. E<strong>in</strong> schönes<br />
Beispiel hierfür ist das NRWForum <strong>in</strong> Düsseldorf, das zu Weihnachten<br />
e<strong>in</strong>e Coupon-Aktion gestartet hat, um für neue Fans auf<br />
Facebook zu werben: Wer dort „Gefällt mir“ anklickt, bekommt im<br />
nächsten Jahr e<strong>in</strong>en kostenlosen Ausstellungsbesuch geschenkt.<br />
Mittels Verl<strong>in</strong>kungen, Post<strong>in</strong>gs, Kommentierungen sowie eben<br />
diesem „Gefällt mir-Button“ wird auf Facebook für alle „Freunde“<br />
sichtbar, wo die jeweiligen Vorlieben und Interessen liegen. Im<br />
Schnitt s<strong>in</strong>d das 130 „Freunde“ pro Nutzer. 10 Private Kontakte <strong>in</strong><br />
Höhe von vierhundert Freunden s<strong>in</strong>d aber auch ke<strong>in</strong>e Seltenheit,<br />
kommerzielle Seiten kommen sogar auf mehrere tausend.<br />
Wer also Web 2.0 heute noch als Spielerei im Internet abtun<br />
möchte, dem stehen Zahlen und Fakten gegenüber, die das<br />
Gegenteil beweisen. Das WWW mit geschätzten 25 Milliarden<br />
Webseiten und fast 50 Millionen Nutzern <strong>in</strong> Deutschland ist „erwachsen“<br />
geworden. Und auch die Statistik von Facebook lässt<br />
sich sehen, denn nach nur 6 Jahren ist das Unternehmen zur<br />
viertgrößten Webseite geworden mit weltweit etwa 500 Millionen<br />
aktiven Nutzern, alle<strong>in</strong> 4 Millionen <strong>in</strong> Deutschland. 11<br />
Der e<strong>in</strong>zelne Nutzer kann auf sozialen Plattformen 12 regelrechte<br />
Informationswellen auslösen, wenn er se<strong>in</strong>en Freunden etwas<br />
empfiehlt und diese wiederum ihren Freunden und so fort.<br />
Leonhard nennt diese Vernetzung „shared passion“, was man beispielsweise<br />
von der recht e<strong>in</strong>geschworenen Fangeme<strong>in</strong>de der Firma<br />
Apple kennt. Viele Firmen und <strong>Museen</strong> haben diese simple wie<br />
wirksame Möglichkeit des Market<strong>in</strong>gs (Social Media Market<strong>in</strong>gs)<br />
bereits erkannt. Es geht aber nicht nur darum, se<strong>in</strong>e Institution<br />
werbewirksam zu platzieren und auf die automatische Multiplizierung<br />
der Werbebotschaft zu setzten, sondern auch um den
46 Arbeitshilfen<br />
a Darstellung des Facebook-Netzwerks. Die Facebook-Landschaft<br />
sieht für alle <strong>in</strong>dividuell aus, je nachdem, wie das Freundes-Netzwerk<br />
aufgebaut ist.<br />
b Blog des Jüdischen Museums München.<br />
c Sceenshot des YouTube Channels des Deutschen Museums,<br />
München.<br />
Mehrwert, wenn man den Benutzer aktiv <strong>in</strong> Forschungsprojekte,<br />
zur Objektidentifizierung oder bei Besucherumfragen e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det.<br />
Dies zeigt beispielsweise der Sender CNN, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „usergenerated<br />
Section“ (http://ireport.cnn.com/) auf se<strong>in</strong>er Webseite<br />
Fotos der Zuschauer für Nachrichtenmeldungen verwendet. Aber<br />
auch das NRW Forum Düsseldorf setzt auf Web 2.0 für Besucherumfragen<br />
bei ihrer Montagsfrage, beispielsweise: „Was wären<br />
Ihre/Eure Wunschöffnungszeit für <strong>Museen</strong>“ Das Stadtgeschichtliche<br />
Museum Leipzig hat e<strong>in</strong>e Rückmeldemöglichkeit per Onl<strong>in</strong>e-<br />
Formular <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Objektdatenbank <strong>in</strong>tegriert (Vgl. museum heute<br />
38, Juli 2010, S. 67).<br />
Der Weblog<br />
Dreh- und Angelpunkt der verschiedenen Web 2.0 Anwendungen<br />
ist zumeist e<strong>in</strong> eigener Weblog, aus dem Twitter, Facebook oder<br />
auch der Newsletter wie RSS-Feed zentral gespeist werden. Im<br />
Weblog können nicht nur längere Texte, sondern auch Fotos und<br />
Videos e<strong>in</strong>gebunden werden. Die E<strong>in</strong>träge werden getagged wie<br />
kommentiert. Hervorragend eignet sich auch e<strong>in</strong> Blog, will man<br />
e<strong>in</strong>e zusätzliche Plattform für Sonderausstellungen, Restaurierungskampagnen,<br />
Datenbankprojekte oder aktuelle Sonderthemen<br />
nutzen, die nicht auf der eigenen Homepage untergebracht<br />
werden sollen. Das Lenbachhaus <strong>in</strong> München hatte gerade <strong>in</strong> dieser<br />
H<strong>in</strong>sicht 2006 bei der Retrospektive zu Franz Marc sehr gute<br />
Erfahrungen gemacht, was der Institution den Schritt <strong>in</strong>s Web<br />
2.0 erleichterte.<br />
Es muss aber nicht immer e<strong>in</strong> so extravagantes Projekt se<strong>in</strong>,<br />
wie etwa auch das vom Museum of Science und Industry <strong>in</strong> Chicago,<br />
das unlängst für Presserummel sorgte. Dort ließ man e<strong>in</strong>e<br />
Blogger<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Monat im Museum verleben und von dort e<strong>in</strong>en<br />
Blog (www.msichicago.org/matm) betreiben. Weblogs sollten gerade<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Häusern <strong>in</strong> den Arbeitsalltag <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> und<br />
e<strong>in</strong>e persönliche Note bewahren, um praxisnah zu se<strong>in</strong> und Informationen,<br />
die eben über andere Kanäle wie etwa Ausstellungspublikationen,<br />
Flyer u.s.w. nicht zu bekommen s<strong>in</strong>d, zu bieten. Aber<br />
nicht nur eigene Inhalte, sondern auch Verl<strong>in</strong>kungen zu fremden<br />
Blogs mit thematischer Relevanz können die Arbeit am Blog bereichern<br />
und eventuell auch zu Blog-Kooperationen führen, wie<br />
dies <strong>in</strong> Nürnberg von Seiten der Congress- und Tourismuszentrale<br />
aktuell angedacht wird. Auf jeden Fall kann e<strong>in</strong> Blog auch für<br />
kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> oder Vere<strong>in</strong>e das Mittel der Wahl se<strong>in</strong>, denn die<br />
Software ist kostenlos im Internet verfügbar, e<strong>in</strong>fach bedienbar<br />
und schnell mit der eigenen Homepage zu verl<strong>in</strong>ken. Die <strong>in</strong> Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
bislang schon im E<strong>in</strong>satz bef<strong>in</strong>dliche Software für<br />
Weblogs s<strong>in</strong>d neben Blogger (www.blogger.com) posterous (https://posterous.com/)<br />
oder WordPress (http://wordpress-deutschland.org/).<br />
Media-shar<strong>in</strong>g Platformen: flickr, Youtube und Co.<br />
Die führenden Video- und Fotoshar<strong>in</strong>g-Plattformen flickr, You-<br />
Tube oder Vimeo bieten e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, Anteil am<br />
Web 2.0 zu nehmen sowie diese Beiträge <strong>in</strong> bereits bestehende<br />
Anwendungen wie etwa die eigene Homepage oder auf Social<br />
Media-Plattformen zu <strong>in</strong>tegrieren. Man kann also mit e<strong>in</strong>em Netz<br />
quasi mehrere Fisch fangen. Dies ist umso <strong>in</strong>teressanter, wenn<br />
man weiß, dass flickr weltweit über 40 Millionen registrierte Benutzer<br />
aufweist und zu den 50 am stärksten frequentierten Seiten<br />
im Internet zählt. 13 Ähnliches gilt auch für YouTube. Warum<br />
sollte man diese Möglichkeit ungenutzt lassen? Die Villa Stuck<br />
sowie das Deutsche Museum <strong>in</strong> München bedienen sich bereits<br />
mit Fotos auf flickr bzw. e<strong>in</strong>em eigenen YouTube-Channel (www.<br />
youtube.com/deutschesmuseum?gl=DE&user=deutschesmuseum)<br />
dieser Instrumentarien. Auch private Fotos oder Videos von Museumsbesuchern<br />
oder von befreundeten Institutionen sollten <strong>in</strong><br />
den eigenen Pool aufgenommen bzw. verl<strong>in</strong>kt werden. Sie können
so e<strong>in</strong>e wertvolle Ergänzung zu den eigenen Inhalten se<strong>in</strong>. Es entspricht<br />
dem Medium, nicht nur Inhalte zu bieten, sondern auch<br />
andere für sich sprechen lassen, Synergien zu erzeugen. Die Solomon<br />
R. Guggenheim Foundation <strong>in</strong>itiierte <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne das<br />
Projekt „YouTube Play – e<strong>in</strong>e Biennale für kreative Videos“, das<br />
mittels Fachjury Videobeiträge aus der ganzen Welt ermittelte,<br />
die im Oktober 2010 gleichzeitig <strong>in</strong> allen Guggenheim-<strong>Museen</strong><br />
präsentiert wurden (www.youtube.com/play).<br />
Mashups und Widgets<br />
Neben Facebook und Twitter und Co. gibt es aber noch e<strong>in</strong>ige<br />
weitere Web 2.0 -Instrumente, die lediglich auf der eigenen Webseite<br />
implementiert werden müssen. Die simpelsten s<strong>in</strong>d der RSS-<br />
Newsfeed, das Social Bookmark<strong>in</strong>g sowie Mashups und Widgets.<br />
Widgets s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Web-Anwendungen wie etwa die Anzeige des<br />
Statuses der eigenen E-Mail-Konten, der aktuelle Wetterbericht,<br />
e<strong>in</strong> Kalender, Notizzettel oder To-do-Listen. Im Museumsbereich<br />
zeigt das Rijksmuseum Amsterdam hierfür e<strong>in</strong>e gelungene Praxisanwendung.<br />
Dort kann man das „Rijkswidget: Master-piece on<br />
your desktop“ (www.rijksmuseum.nl/widget) abbonieren und bekommt<br />
jeden Tag automatisch e<strong>in</strong> ausgewähltes Kunstwerk aus<br />
der Sammlung des Museums auf se<strong>in</strong> iPhone, iPod, se<strong>in</strong>en Computer-Desktop,<br />
zur Implementierung auf die eigene Website, den<br />
Blog oder das Profil auf Facebook zur Verfügung gestellt. 14 Ähnlich<br />
funktionieren auch Mashups, die über offene Programmierschnittstellen<br />
(APIs) neue Inhalte durch die Komb<strong>in</strong>ation bereits<br />
bestehender Features kreieren, wie beispielsweise die Integration<br />
von Googlemaps, auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Flickr oder Youtube,<br />
auf der eigenen Homepage. 15<br />
Die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im Web 2.0<br />
Die Social Media Welle hatte Ende 2009 auch die bayerischen<br />
<strong>Museen</strong> erfasst. Die Zahl der auf Facebook und Co. vertretenen<br />
Institutionen ist allerd<strong>in</strong>gs noch relativ überschaubar, das Engagement<br />
allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t groß. Der Umfang, die Strategien<br />
wie deren Instrumentarien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Häusern recht verschieden.<br />
So ist die Präsenz im Web 2.0 beispielsweise <strong>in</strong> der Villa Stuck<br />
„Chefsache“. Der Auftritt auf Facebook, Myspace, Twitter sowie<br />
der betriebene Blog s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong>stitutionalisiert. Bei<br />
aller Euphorie sieht Michael Buhrs, der Direktor der Villa Stuck,<br />
auch den Arbeitsumfang, der, will man den Bereich der Social<br />
Media professionell anpacken, unweigerlich entsteht: „Generell<br />
muss man die Reichweite der sozialen Netzwerke und damit die<br />
echten Kontakte zum Publikum vorsichtig e<strong>in</strong>schätzen. S<strong>in</strong>nvoll<br />
s<strong>in</strong>d Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise, kurzfristige Rem<strong>in</strong>der, längerfristige<br />
Kontaktpflege wird sich über Facebook und Co. kaum herstellen<br />
lassen. Der Arbeitsaufwand ist sehr groß und <strong>in</strong> der Villa Stuck<br />
nicht <strong>in</strong>stitutionalisiert, die Pflege wird ’privat’ betrieben.“ 16 Dennoch,<br />
seit das Museum im Oktober 2010 twittert, ist es mit 1.109<br />
Followers bereits auf Platz 8 (Stand November 2010) im Rank<strong>in</strong>g<br />
der deutschen <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser gerutscht. 17 Dies<br />
zeigt natürlich e<strong>in</strong>erseits, dass das Feld der deutschen Museumslandschaft<br />
noch recht unbearbeitet ist, aber auch die Chance, sich<br />
rasch zu etablieren.<br />
Insbesondere die Münchner <strong>Museen</strong> zeigen sich bayernweit<br />
am <strong>in</strong>ternetaff<strong>in</strong>sten. Das jüngst h<strong>in</strong>zugekommene Jüdische<br />
Museum München ist e<strong>in</strong> weiteres Beispiel. Das Haus verteilt<br />
über den zentralen Blog Inhalte auf Facebook, Twitter, YouTube<br />
und ihren RSS-Feed. Das Redaktionsteam sieht das Museum<br />
als „wandelndes Laboratorium“ 18 , das sich gerade als solches<br />
gut im schnelllebigen Medium des Internets präsentieren lässt<br />
– weit besser als gedruckte Medien dies leisten könnten. Durch<br />
die messbaren Zugriffszahlen und Kommentierungsmöglichkeiten<br />
kann so abgelesen werden, welche Themen beim Besucher besonders<br />
gut ankommen oder wo weiterer Informationsbedarf besteht.<br />
Arbeitshilfen 47<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus können die so breiter gestreuten Trefferanzeigen<br />
bei Suchmasch<strong>in</strong>en die Zugriffe auf Inhalte des Museums massiv<br />
steigern.<br />
Auch das Deutsche Museum unterhält e<strong>in</strong>en eigenen ScienceBlog<br />
(www.deutsches-museum.de/blog/) und richtete e<strong>in</strong>en<br />
YouTube-Channel (www.youtube.com/user/deutschesmuseum) e<strong>in</strong>,<br />
der Videos wie bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>er Fernseh-Kanal ane<strong>in</strong>anderreiht,<br />
wobei das Ersche<strong>in</strong>ungsbild sogar an die eigene Coporate Identity<br />
(CI) angepasst werden kann. Auf Facebook oder Twitter ist<br />
das Deutsche Museum jedoch noch nicht offiziell vertreten,doch<br />
gibt es e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>trag auf Facebook mit immerh<strong>in</strong> schon über 70<br />
„Freunden“ - llerd<strong>in</strong>gs ohne jegliches Zutun des Deutschen Museums.<br />
Besser ist es natürlich, sich selbst zu präsentieren und dieses<br />
Sprachrohr als Teil der Öffentlichkeitsarbeit gezielt zu nutzen.<br />
Daher sei gerade den größeren Institutionen geraten, den eigenen<br />
Namen vorsorglich bei Twitter und Facebook selbst zu belegen.<br />
An e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stig <strong>in</strong>s Web 2.0 <strong>in</strong>teressierte Museumsmitarbeiter,<br />
die im eigenen Haus noch Überzeugungsarbeiten leisten<br />
müssen, können sich den jährlichen Horizon Report 19 zur Gewähr<br />
nehmen, der vom New Media Consortium (NMC), e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />
besetzten non-profit Gesellschaft, jährlich herausgegeben<br />
wird. Der Report beschäftigt sich mit neuen Technologien<br />
für <strong>Museen</strong>, Archive und Bibliotheken. Die aktuelle Publikation<br />
ist nun zum ersten Mal ausschließlich dem Thema Museum gewidmet<br />
und kann helfen, Fakten zusammenzutragen, die die Relevanz,<br />
den Nutzen sowie den museumspädagogischen Wert von<br />
neuen Technologien im Museum beurteilen. Themen s<strong>in</strong>d 2010<br />
neben mobilen Geräten das semantische Web sowie Social Media,<br />
die jeweils kurz erklärt und mit weiterführenden L<strong>in</strong>ks versehen<br />
s<strong>in</strong>d. Das NMC kommt zu dem Ergebnis: “Social media present an<br />
opportunity to reach new audiences and to create communities<br />
around museum collections. (…) Social media have proven to be<br />
very effective <strong>in</strong> engag<strong>in</strong>g audiences, not simply connect<strong>in</strong>g them<br />
(…).” 20<br />
Entscheidend für den Erfolg ist auch e<strong>in</strong>e durchdachte Strategie,<br />
die es erlaubt die zur Verfügung stehenden Werkzeuge<br />
s<strong>in</strong>nvoll und effizient e<strong>in</strong>zusetzen, deren Wirkung zu analysiere<br />
sowie darauf zu reagieren. Dies zeigt auch das bis Sommer 2012<br />
wegen Umbaus geschlossene Lenbachhaus, das sich nach e<strong>in</strong>em<br />
kurzen Ausflug auf Twitter nun ausschließlich auf Facebook konzentriert.<br />
Der Nachteil der Schließung wird auf Facebook zum<br />
Vorteil beziehungsweise zum strategieführenden Thema gemacht.<br />
Es gibt e<strong>in</strong> regelmäßiges „Baustellenrätsel“, das e<strong>in</strong> Foto bereitstellt<br />
mit der Frage: „Welche Frage verb<strong>in</strong>det Zahl und Bild?“ oder<br />
„Wir zeigen Ihnen e<strong>in</strong> Foto von der Baustelle und Sie sagen uns,<br />
an welches Kunstwerk aus der Sammlung Sie das Bild er<strong>in</strong>nert!“<br />
Es gilt auch während der langen Schließungszeit präsent bei den<br />
Liebhabern des Hauses zu bleiben, <strong>in</strong>novativ und trotzdem mit<br />
Anspruch, um die emotionale B<strong>in</strong>dung zum Haus zu stärken. Entscheidend<br />
ist, dass nicht nur die „Freunde“ sich daran beteiligen,<br />
sondern auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter über Facebook<br />
miträtseln und so e<strong>in</strong>e gewisse Nähe zulassen.<br />
Ähnliches gilt für das Haus der Kunst, das durchschnittlich<br />
e<strong>in</strong>e Stunde pro Tag für Facebook und Twitter <strong>in</strong>vestiert. (Fußnote:<br />
Mitteilung Frau Ronzani, Abt. Market<strong>in</strong>g) Momentan kann<br />
auch hier geraten werden. Neben den Austellungsankündigungen,<br />
Führungsangeboten, L<strong>in</strong>ks zu Interviews oder Buchempfehlungen<br />
ist aktuell das Spiel „Dalli-Click“ nach dem Schema der beliebten<br />
Fernsehserie „Dalli Dalli“ <strong>in</strong> den frühen 1970er Jahren – nur leider<br />
ohne: „Das ist Spitze!!“ – auf Facebook gepostet. Es zeigt<br />
sich, dass das Konzept aufgeht, denn obwohl das Haus der Kunst<br />
erst seit März 2010 auf Facebook onl<strong>in</strong>e gegangen ist, gibt es<br />
aktuell bereits über 2.090 Fans.
48 Arbeitshilfen<br />
a Schema: Social Compass von Brian Solis & JESS3<br />
b Screenshot der Webseite „neanderweb 2.0“ auf der Homepage<br />
des Neanderthalmuseums <strong>in</strong> Mettmann.<br />
Fazit<br />
Überraschender Weise muss man oft die Web 2.0-Angebote auf<br />
den Homepages der Institutionen lange und mitunter sogar vergeblich<br />
suchen. Anders das Museum für Kommunikation Nürnberg,<br />
das prom<strong>in</strong>ent auf der Startseite der Homepage e<strong>in</strong>en Zugang zu<br />
Facebook und zugleich auch e<strong>in</strong>en „Gefällt mir“-Button für spontane<br />
Zuneigungsbekundungen bereitstellt. Vorbildlich <strong>in</strong> dieser<br />
H<strong>in</strong>sicht, und daher außerhalb der Riege der bayerischen <strong>Museen</strong><br />
kurz erwähnt, ist das Neanderthalmuseum <strong>in</strong> Mettmann, das den<br />
User auf se<strong>in</strong>er Homepage e<strong>in</strong>en eigenständigen Bereich „neanderweb<br />
2.0“ mit Zielvorstellungen, Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Instrumentarien sowie e<strong>in</strong>er Analyse ihrer bisherigen Erfahrungen<br />
mit Web 2.0 auf e<strong>in</strong>em Blog (http://neanderthal.posterous.com/<br />
mit-mrn-dem-neanderthaler-seit-e<strong>in</strong>em-dreivier) bereitstellt.<br />
Abschließend kann der Tenor der bei der Erstellung dieses<br />
Artikels befragten bayerischen <strong>Museen</strong> (Vgl. S. 50) im Bezug<br />
auf die bisherigen Erfahrungen im Bereich der Social Media als<br />
sehr positiv bezeichnet werden, auch was das Verhältnis von Arbeitsaufwand<br />
und Nutzen der e<strong>in</strong>zelnen Aktivitäten betrifft. Man<br />
muss natürlich immer kritisch bleiben und darf die Analyse nicht<br />
vergessen, die sozusagen die Dase<strong>in</strong>sberechtigung dieser neuen<br />
Form des Market<strong>in</strong>gs darstellt. Abzuwarten bleibt, wie sehr sich<br />
<strong>in</strong>sbesondere Twitter im Verlauf der nächsten Zeit als geeignetes<br />
Mittel für Kultur<strong>in</strong>stitutionen <strong>in</strong> Deutschland erweisen wird. Sicher<br />
ist aber, dass sich der Bereich des Web 2.0 zunehmend professionalisieren<br />
wird und die Qualität sowie die Reichweite der<br />
hier gelaunchten Maßnahmen des Market<strong>in</strong>gs und der Öffentlichkeitsarbeit<br />
stetig wachsen werden. Potential ist auch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> wissenschaftliche Fragestellungen, sei<br />
es im Bereich des Tagg<strong>in</strong>gs oder Hilfe bei der Identifizierung von<br />
musealen Gegenständen, was bislang bei den bayerischen <strong>Museen</strong><br />
noch nicht umgesetzt wird. München übernimmt im Bereich Web<br />
2.0 die Vorreiterrolle, dicht gefolgt von Nürnberg. Im nächsten<br />
Jahr sollen dort mittels Social-Web Workshops alle <strong>Museen</strong>- und<br />
Kulturverantwortlichen Nürnbergs an e<strong>in</strong>en Tisch geholt werden,<br />
um geme<strong>in</strong>sam weitere Aktivitäten zu planen.<br />
Aber machen Sie sich selbst e<strong>in</strong> Bild der Museumslandschaft<br />
im Web 2.0. Die <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d auch ohne Anmeldung auf Facebook,<br />
Youtube, flickr, MySpace und Co. zugänglich und 24 Stunden<br />
am Tag für ihre „Freunde“ geöffnet.<br />
Die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wird am<br />
28. März 2011 e<strong>in</strong>e Tagung zum Thema: „aufbruch. museen und web<br />
2.0“ <strong>in</strong> München <strong>in</strong> Kooperation mit Janusmedia, München und mmc<br />
im Rahmen der Reihe „Museumspraxis 2011“ veranstalten. E<strong>in</strong>ladungen<br />
ergehen im Februar 2011 an alle bayerischen <strong>Museen</strong>. Das Programm<br />
ist dann auch im Internet unter www.museen-<strong>in</strong>.bayern.de/<br />
landesstelle/fortbildungen htm aufrufbar sowie unter<br />
http://aufbruch2null.blogspot.com/ zu f<strong>in</strong>den.<br />
Tagungen zum Thema:<br />
1 „aufbruch. museen und web 2.0“, München 28.3.2010 (http://<br />
aufbruch2null.blogspot.com/)<br />
2 StARTConference Duisburg (www.startconference.org)<br />
3 MAI-Tagung – „museums and the <strong>in</strong>ternet“, Landesverband<br />
Rhe<strong>in</strong>land (www.mai-tagung.de)<br />
4 EDV-Tage Theuern, September 2011 zum Thema „Internet“,<br />
Bergbau- u. Industriemuseum Ostbayern, Schloss Theuern, der<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, der Generaldirektion<br />
der Staatlichen Archive <strong>Bayern</strong>s und dem Haus der<br />
Bayerischen Geschichte (www.edvtage.de)<br />
Anmerkungen:<br />
1 Referenten der „stARTmuseum“ <strong>in</strong> Duisburg: Gerd Leonhard/<br />
Christian Henner-Fehr/ Frank Tentler/ Sebastian Hartmann.
2 Der Begriff Web 2.0 wird Dale Dougherty und Craig Cl<strong>in</strong>e zugeschrieben,<br />
die damals geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Konferenz planten. Vgl. zur<br />
Entstehungsgeschichte: http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0.<br />
3 Das Social-Bookmark<strong>in</strong>g hat den Vorteil, dass die Möglichkeit<br />
hat die eigenen Internet-Lesezeichen (=Favoriten) onl<strong>in</strong>e zu verwalten.<br />
So kann man von überall auf sie zugreifen. Durch die<br />
Möglichkeit der Freigabe der eigenen Lesezeichen für die Öffentlichkeit<br />
sowie das Taggen, Kommentieren und Bewerten zählt diese<br />
Anwendung ebenfalls zum Bereich der Social Media.<br />
4 RSS-Feeds = Rich Site Summary bzw. Really Simple Syndication.<br />
RRS ist e<strong>in</strong> Nachrichtenformat, das zur Verbreitung von Web<strong>in</strong>halten<br />
ähnlich e<strong>in</strong>es Nachrichtentickers genutzt wird. Mittels<br />
Feed-Reader kann man diese News abonniert und so die dort<br />
e<strong>in</strong>gespeisten Meldungen automatisch erhalten, welche per L<strong>in</strong>k<br />
zum vollständige Aufsatz, Bloge<strong>in</strong>trag, Datenbanke<strong>in</strong>trag o. Ä.<br />
führen.<br />
5 Taggen = Kennzeichen bzw. Verschlagworten von Fotos, Videos,<br />
Beiträgen etc.<br />
6 In diesem Aufsatz müssen die Bereiche der Social Tagg<strong>in</strong>gs,<br />
Wikis, Apps, Poscasts, eLearn<strong>in</strong>g sowie eCommerce vernachlässigt<br />
werden.<br />
7 Alle <strong>in</strong> diesem Aufsatz gegebenen L<strong>in</strong>ks, falls nicht anderweitig<br />
vermerkt, entsprechen dem Stand vom 17.12.2010.<br />
8 Betreuende Referent<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Landesstelle ist Dr. Isabel Re<strong>in</strong>dl,<br />
isabel.re<strong>in</strong>dl@blfd.bayern.de<br />
9 http://twitter.com/zkmkarlsruhe/status/12538337504006144.<br />
10 Vgl. Angaben von Facebook: http://www.facebook.com/press/<br />
<strong>in</strong>fo.php?statistics.<br />
11 Vgl. De Kunder, M., The size of the World Wide Web, 2008,<br />
www.worldwidewebsize.com; ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie zur Nutzung<br />
von Web 2.0, 2010 (www.media-perspektiven.de/5652.<br />
html#c19819).<br />
12 Es gibt natürlich noch weitere soziale Plattformen, die allerd<strong>in</strong>gs<br />
im Rank<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>ter Facebook liegen und nicht immer auch<br />
<strong>in</strong>ternational angelegt s<strong>in</strong>d: StudiVZ, XING, L<strong>in</strong>ked<strong>in</strong>, MySpace,<br />
Twitter, flickr, YouTube, Buzznet, Friendster etc.<br />
13 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Flickr.<br />
14 Vgl. Lill, Jens/ Scheibenz, Werner, <strong>Museen</strong> und Web 2.0 im<br />
deutschsprachigen Internet, 2009, S. 17f. Die Autoren geben dort<br />
den H<strong>in</strong>weis auf weitere Widgets aus dem Museumsbereich, die<br />
im Weblog “Musematic” gepostet von Richard Urban aufgeführt<br />
s<strong>in</strong>d. (http://musematic.net/?p=69). Diese Liste von 2006 ist sicherlich<br />
bereits veraltet, kann aber Interessierten e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg<br />
<strong>in</strong> die Recherche bieten.<br />
15 Vgl. Lill/ Scheibenz, S. 18. Dort f<strong>in</strong>det sich auch der H<strong>in</strong>weis<br />
zur Website „Programmable Web“, die e<strong>in</strong>e Vielzahl an Mashups<br />
und Widgets listet, die frei verfügbar s<strong>in</strong>d (www.programmableweb.com/).<br />
16 Michael Buhrs, Mail vom 9.12.2010.<br />
17www.visitatio.de/Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.<br />
html (Stand November 2010).<br />
18 Bett<strong>in</strong>a Pauly, Öffentlichkeitsarbeit, Jüdisches Museum München.<br />
19 www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.pdf.<br />
20 Johnson, L., Witchey, H., Smith, R., Lev<strong>in</strong>e, A., and Haywood,<br />
K., The 2010 Horizon Report: Museum Edition. Aust<strong>in</strong>, Texas: The<br />
New Media Consortium, 2010, S. 6 (www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.pdf).<br />
Weiterführende Literatur:<br />
1 ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie zur Nutzung von Web 2.0 2007-2010<br />
(Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie werden jährlich<br />
<strong>in</strong> der August-Ausgabe der Fachzeitschrift Media Perspektiven<br />
veröffentlicht, siehe: www.ard-zdf-onl<strong>in</strong>estudie.de/<strong>in</strong>dex.<br />
php?id=246&L=0&type=1 sowie www.ard-zdf-onl<strong>in</strong>estudie.de/file-<br />
Arbeitshilfen 49<br />
adm<strong>in</strong>/Onl<strong>in</strong>e10/07-08-2010_van_Eimeren.pdf)<br />
2 Berger, Markus: Ke<strong>in</strong>e Angst vor Kontrollverlust. Das Social<br />
Web verändert die Unternehmenskommunikation – und stärkt<br />
die Public Relations, <strong>in</strong>: Neue Züricher Zeitung, 18.11. 2010 bzw.<br />
NZZ onl<strong>in</strong>e: www.nzz.ch/nachrichten/digital/ke<strong>in</strong>e_angst_vor_<br />
kontrollverlust_1.8414709.html)<br />
3 Biel<strong>in</strong>g, Simon/ Hornuff, Daniel: Wir s<strong>in</strong>d Bild! Die visuelle Kultur<br />
der sozialen Netzwerke, ersche<strong>in</strong>t voraussichtlich Mitte 2011<br />
(Interview mit den Autoren zum Buchprojekt unter: www.artefakt-sz.net/kunsthistoriker-im-gespraech/kollektive-bildarbeit)<br />
4 Fenn, Jackie/ Gammage, Brian/ Rask<strong>in</strong>o, Mark (Gartner 2010):<br />
Gartner‘s Hype Cycle Special Report for 2010, August 2010<br />
(www.gartner.com/resources/205800/205839/gartners_hype_cycle_special__205839.pdf)<br />
5 Gries, Christian/ Holle<strong>in</strong>, Max: Museum trifft Web 2.0 (Video),<br />
2008 (www.staedelmuseum.de/sm/<strong>in</strong>dex.php?StoryID=504)<br />
6 Haywood, K./ Johnson, L./ Lev<strong>in</strong>e, A./ Smith, R./ Witchey, H.<br />
(The New Media Consortium): The 2010 Horizon Report: Museum<br />
Edition, 2010 (www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.<br />
pdf)<br />
7 Lill, Jens/ Schweibenz, Werner: <strong>Museen</strong> und Web 2.0 im deutschsprachigen<br />
Internet, 2009 (www.mai-tagung.de/Maitagung+2009/<br />
lillschweibenzwordmai2009.pdf)<br />
8 O’Reilly, Tim: What is Web 2.0. Design Patterns and Bus<strong>in</strong>ess<br />
Models for the Next Generation of Software, 2005 (http://oreilly.<br />
com/web2/archive/what-is-web-20.html, dt. Version: www.pytheway.de/<strong>in</strong>dex.php/web-20)<br />
9 Plummer, Daryl C./ Gammage, Brian (Gartner 2010): Predicts<br />
2011: IT Opens Up to New Demands and New Outcomes, December<br />
2010 (www.gartner.com/resources/209500/209551/predicts_2011_<br />
it_opens_up_to_209551.pdf)<br />
10 Scheurer, Hans/ Spiller, Ralf (Hg.): Kultur 2.0. Neue Web-Strategien<br />
für das Kulturmanagement im Zeitalter von Social Media.<br />
Sammelband zum Symposium „StArt 09“ (Inhaltsverzeichnis<br />
sowie das Vor- und Geleitwort als pdf verfügbar unter: www.<br />
transcript-verlag.de/ts1352/ts1352_1.pdf)<br />
11 Schmid, Ulrike: Nur wer etwas Besonderes anbietet, wird<br />
wahrgenommen. Interview mit Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger,<br />
Direktor des Neanderthal Museums, auf: Kultur 2.0 (Blog) (http://<br />
kulturzwe<strong>in</strong>ull.eu/<strong>in</strong>dex.php/nur-wer-etwas-besonderes-anbietetwird-wahrgenommen-%C2%A6-<strong>in</strong>terview-mit-prof-dr-gerd-christian-weniger-direktor-des-neanderthal-museums)<br />
Praxistipps:<br />
1 Schw<strong>in</strong>dt, Annette: Facebook-Fanseiten für Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
und Kulturschaffende, 2009 (Tutorial) (www.startconference.org/2009/11/02/annette-schw<strong>in</strong>dt-facebook-fanseiten-furkulture<strong>in</strong>richtungen-und-kulturschaffende)<br />
2 Schw<strong>in</strong>dt, Annette: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Grundlagen von Facebook<br />
(eBook), 2010 (www.schw<strong>in</strong>dt-pr.com/facebook_grundlagen.pdf)<br />
3 Simon, N<strong>in</strong>a (2008): How much time does Web 2.0 take?,<br />
auf: museum 2.0 (Blog), 2008 (http://museumtwo.blogspot.<br />
com/2008/04/how-much-time-does-web-20-take.html)<br />
4 Stabenau, Edlef: In 13 Lektionen fit fürs Web 2.0. Kostenloser<br />
Selbstlernkurs für Bibliothekare mit wenig Zeit. Alles über Wikis,<br />
Blogs & Co., <strong>in</strong>: BuB Forum für Bibliothek und Information,<br />
60 (2008) 10: 723 (sowie onl<strong>in</strong>e verfügbar: http://13d<strong>in</strong>ge.wordpress.com)<br />
5 Seit Januar 2011 gibt es e<strong>in</strong>e neue Seite auf Facebook von<br />
Sebastian Hartmann: Museum und Social Web - museumsreif2.0.<br />
Hier werden regelmäßig Neuigkeiten aus dem Bereich „Museum<br />
und Social Web“, „Museum2.0“ sowie „Mobile Museum“ gepostet<br />
(www.facebook.com/?ref=home#!/pages/Museum-und-Social-<br />
Web-museumsreif20/185699751457206).
50 Arbeitshilfen<br />
Zahlen und Fakten zu <strong>Museen</strong> und Web 2.0*<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Deutschland (Auswahl)<br />
NRW Forum Düsseldorf<br />
Facebook: 11.426 Freunde (seit Januar 2010)<br />
Besonderheiten auf Facebook: Audioguides; Apps; Shop; Coupons<br />
Twitter (nrw_forum): 12.868 Follower; 12.202 Follow<strong>in</strong>g; 549 Gelistet<br />
(seit Dezember 2008)<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter – 1. Platz (12706), Facebook<br />
– 2. Platz (11.188 Freunde)<br />
Neanderthal Museum Düsseldorf<br />
Facebook: 1.019 Freunde (seit Februar 2010)<br />
Besonderheiten auf Facebook: Fotowettbewerb, NeanderTV (YouTube),<br />
flickr, RRS-Feed, Resümee der Erfahrungen mit Web 2.0 auf dem<br />
Blog: http://neanderthal.posterous.com/mit-mrn-dem-neanderthaler-seit-e<strong>in</strong>em-dreivier<br />
Twitter (Neandertal1): 1.466 Follower; 1.990 Follow<strong>in</strong>g; 128 Gelistet<br />
(seit Februar 2010)<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - Platz 10 (1.414 Follower)<br />
ZKM Karlsruhe<br />
Facebook: 3.232 (seit Februar 2010)<br />
Twitter (zkmkarlsruhe): 2.017 Follower; 745 Follow<strong>in</strong>g; 239 Gelistet<br />
(seit Juni 2009)<br />
Besonderheiten: YouTube Channel „ZKMtube“ (www.youtube.com/ZK-<br />
Mtube) seit Januar 2009; „ZKM-mobile-Version“ aufs Handy (http://<br />
on1.zkm.de/zkm/projekte/mobileversion)<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - Platz 6 (1788 Follower),<br />
Facebook - Platz 12 (3.099 Freunde)<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München<br />
(Alte P<strong>in</strong>akothek, Neue P<strong>in</strong>akothek, P<strong>in</strong>akothek der Moderne, Museum<br />
Brandhorst, Galerie Schack)<br />
Für die P<strong>in</strong>akotheken gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an E<strong>in</strong>tragungen auf Facebook,<br />
allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese ke<strong>in</strong>e offiziellen Seiten. Die Staatsgemäldesammlungen<br />
wollen sich aber ab 2011 auf Facebook präsentieren<br />
und erarbeitet hierfür aktuell e<strong>in</strong> Grundkonzept.<br />
Twitter (p<strong>in</strong>akotheken_de): 1.210 Follower, 380 Follow<strong>in</strong>g, 160 Gelistet<br />
(seit 23.Oktober 2009)<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - 12.Platz (1094 Follower).<br />
Twitter-Account nur für Ausstellungsprojekt freigeschaltet.<br />
Buchheim Museum<br />
Facebook: 49 Freunde (seit März 2010)<br />
Deutsches Museum, München<br />
Besonderheit: YouTube Channel und ScienceBlog (www.scienceblogs.<br />
de/deutsches-museum/) und YouTube (www.youtube.com/deutschesmuseum)<br />
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />
Facebook: 156 Freunde (seit Februar 2010)<br />
Besonderheiten: YouTube auf der Homepage<br />
Haus der Kunst, München<br />
Facebook: 2.110 (seit März 2010)<br />
Twitter (haus_der_kunst): 1.034 Follower, 44 Follow<strong>in</strong>g , 163 Gelistet<br />
(seit März 2010)<br />
Besonderheiten: YouTube, flickr<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - 11.Platz (953 Follower),<br />
Facebook - 16.Platz (2.042 Freunde)<br />
Jüdisches Museum München<br />
Facebook: 326 Freunde (seit Mai 2010)<br />
Twitter (juedischemuseum): 6 Follower, 0 Follow<strong>in</strong>g, 0 Gelistet (seit<br />
Mai 2010); Blog (www.juedisches-museum-blog.de/) (seit Juni 2010);<br />
Besonderheiten: Youtube; RSS<br />
Jüdisches Museum Franken - Fürth, Schnaittach & Schwabach<br />
Facebook: 69 Freunde (seit dem Frühjahr 2010)<br />
Lothr<strong>in</strong>ger13, München<br />
Facebook: 643 Freunde (seit Juli 2009)<br />
Lenbachhaus, München<br />
Facebook: 888 Freunde (seit April 2010); Twitter wurde bereits im<br />
September 2010 wieder aufgegeben<br />
Besonderheit: Newsletter, Youtube<br />
Lokschuppen Rosenheim<br />
Facebook: 143 Freunde (seit Juni 2010)<br />
Museum Brandhorst, München<br />
Besonderheit: Podcasts auf der Homepage<br />
Museum für Kommunikation Nürnberg<br />
Facebook: 131 Freunde (seit November 2009)<br />
Museum Reich der Kristalle, München<br />
62 Freunde (seit Februar 2010)<br />
Museum Villa Stuck, München<br />
Facebook: 736 Freunde (seit August 2009)<br />
Twitter (villastuck): 1.268 Follower, 215 Follow<strong>in</strong>g, 153 Gelistet (seit<br />
Februar 2009)<br />
Besonderheiten: YouTube, flickr, Blog (www.villastuck-blog.de/)<br />
Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter – 8.Platz (1109)<br />
Neue Sammlung, München<br />
Facebook: 992 (seit Oktober 2009)<br />
Besonderheit: Blog (www.die-neue-sammlung.de/blog/?lang-de); Podcasts<br />
auf der Homepage<br />
Paläontologisches Museum München<br />
249 Freunde (seit April 2010)<br />
Staatliches Museum für Völkerkunde, München<br />
ke<strong>in</strong>e offizielle Seite des Museums auf Facebook: 71 Personen (seit<br />
Oktober 2010)<br />
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard<br />
Facebook (<strong>in</strong>offiziell, privates Engagement e<strong>in</strong>er Museumsmitarbeiter<strong>in</strong>):<br />
76 Freunde (seit September 2010)<br />
Stadtmuseum München<br />
ke<strong>in</strong>e offizielle Seite des Museums auf Facebook: 137 Personen (seit<br />
Juli 2009); Museum will Anfang 2011 sich auf Facebook präsentieren<br />
und erarbeitet aktuell e<strong>in</strong> entsprechendes Konzept.<br />
Turm der S<strong>in</strong>ne Nürnberg<br />
Facebook: 269 Freunde (seit Januar 2010); Twitter (turmders<strong>in</strong>ne):<br />
304 Follower, 184 Follow<strong>in</strong>g, 51 Gelistet (seit Juli 2009); Rank<strong>in</strong>g<br />
Stand November 2010: Twitter - 47.Platz (279 Followern); Blog<br />
(http://turmders<strong>in</strong>ne.blogspot.com/); Blog Wanderausstellung (http://<br />
tourders<strong>in</strong>ne.blogspot.com/)<br />
* Die Anzahl der Freunde bzw. Follower entspricht dem Stand vom 20.<br />
Dezember 2010. Das hier abgebildete Rank<strong>in</strong>g bezieht sich auf folgende<br />
Quellen: www.pr-kloster.de/category/facebook/ (hier s<strong>in</strong>d lediglich Rang<br />
1-20 ausgewiesen) für Facebook (Stand November 2010) und www.visitatio.de/Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.html<br />
Rang 1-90 für<br />
Twitter (Stand November 2010).
Seit 1995 führt die Landesstelle etwa alle fünf Jahre e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />
Befragung zu Struktur und Inhalten der bayerischen<br />
Museumslandschaft durch. 901 <strong>Museen</strong> – e<strong>in</strong>e stattliche Anzahl<br />
der 2009 angeschriebenen 1250 bayerischen <strong>Museen</strong> (mittlerweile<br />
haben sich durch die Recherchen für das Ende 2010 vorgestellte<br />
Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ nochmals 100 <strong>Museen</strong><br />
dazugesellt) haben sich die Zeit genommen, den neunseitigen<br />
Fragebogen auszufüllen und rund 60 Fragen rund um Räumlichkeiten,<br />
Geschichte, Trägerschaft, Sammlungen, Infrastruktur und<br />
Dienstleistungen für die Besucher zu beantworten. Dafür gebührt<br />
allen beteiligten <strong>Museen</strong> Lob und Dank!<br />
Die so ermittelten über 54.000 Angaben zur bayerischen Museumslandschaft<br />
ermöglichen es der Landesstelle, bei Nachfragen<br />
seitens der Politik, der Verwaltung, der Wissenschaft und nicht<br />
zuletzt der <strong>Museen</strong> selbst, verlässliche Informationen geben zu<br />
können. Darüber h<strong>in</strong>aus bildet die aktualisierte Datenbank, anhand<br />
derer sich Entwicklungen im Museumsbereich fundiert belegen<br />
lassen, aber auch e<strong>in</strong>e Grundlage für die Arbeit der Landesstelle<br />
mit und für die bayerischen <strong>Museen</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e solch große Menge an Fragen und Antworten bedeutet<br />
nicht nur viel Arbeit beim Ausfüllen des Fragebogens, sondern<br />
auch beim E<strong>in</strong>tragen der Antworten <strong>in</strong> die Datenbank. Luca Pes,<br />
derzeit Volontär der Landesstelle, hat sich dieser Sisyphos-Aufgabe<br />
dankenswerterweise mit großem Engagement angenommen.<br />
E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Fülle an aktuellen Daten geben folgende<br />
Beispiele, die Ergebnisse zu den zentralen Themen des Fragebogens<br />
vorstellen.<br />
Museumsgebäude und Räumlichkeiten<br />
Auch 2009 hat sich nichts daran geändert, dass sich <strong>Museen</strong> vorzugsweise<br />
<strong>in</strong> denkmalgeschützten Gebäuden bef<strong>in</strong>den, nämlich<br />
605 der 901 an der Umfrage beteiligten <strong>Museen</strong> (entspricht etwa<br />
67 %). Als Gebäudetyp wurde vorwiegend die Kategorie „sonstiges<br />
Gebäude“ genannt, vor „Privathaus“, „eigens errichtetes<br />
Museumsgebäude“ und „Schloss/ Burg“. Dass 2009 weniger <strong>in</strong><br />
Burgen und Schlösser untergebrachte <strong>Museen</strong> aufgeführt s<strong>in</strong>d als<br />
2004 erklärt sich durch die ger<strong>in</strong>gere Beteiligung der staatlichen<br />
<strong>Museen</strong> und Schlösser an der Umfrage (2009: 47 <strong>Museen</strong>; 2004:<br />
80 <strong>Museen</strong>). E<strong>in</strong>en Zuwachs verzeichnet die Statistik 2009 an<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Schulhäusern, <strong>in</strong> Fabrikgebäuden und <strong>in</strong> Rathäusern.<br />
Die Dauerausstellungsfläche der <strong>Museen</strong> hat sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />
5 Jahren nicht wesentlich verändert: wie schon 2004<br />
belegen die meisten <strong>Museen</strong> mit ihrer Dauerausstellung über 100<br />
und bis zu 500 m² (45,8 %), mit jeweils etwa 20 % folgen Dauerausstellungsflächen<br />
unter 100 m² (!) sowie zwischen 500 und<br />
1000 m².<br />
Wie sieht die Entwicklung bei den Sonder- und Veranstaltungsräumlichkeiten,<br />
den Depots oder museumspädagogischen<br />
Räumlichkeiten aus? Auch wenn nicht bei jeder Umfrage die<br />
gleichen <strong>Museen</strong> ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, d. h.<br />
also die Datenquellen nicht hundertprozentig übere<strong>in</strong>stimmen,<br />
so lassen sich prozentual gesehen doch Vergleiche ziehen: während<br />
bei den Depots (66 % gegenüber 67 % im Jahr 2004), den<br />
Sonderausstellungsräumen, den Veranstaltungsräumen und den<br />
angeschlossenen Cafés/ Gastronomie die Zahlen <strong>in</strong> etwa mit denjenigen<br />
von 2004 übere<strong>in</strong>stimmen, gibt es bei den Museumsshops<br />
e<strong>in</strong>en Zuwachs von etwa 3 % und bei den museumspädagogischen<br />
Räumen sogar von knapp 5 % zu verzeichnen. Neu war die Frage,<br />
ob die den <strong>Museen</strong> angeschlossene Gastronomie bzw. der Shop <strong>in</strong><br />
Eigen- oder Fremdregie betrieben wird: dies war vorwiegend beim<br />
Shop der Fall (76,4 %), bei der Gastronomie h<strong>in</strong>gegen weniger<br />
(37,2 %).<br />
Arbeitshilfen 51<br />
Zahlen lügen nicht …<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Auswertung der<br />
Museumsumfrage 2009<br />
Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger<br />
Ausstellungsfläche der <strong>Museen</strong><br />
50%<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
1-100m 2<br />
Dauerausstellungsfläche der <strong>Museen</strong>.<br />
2004 <strong>in</strong>%<br />
2009 <strong>in</strong>%<br />
Basis:<br />
2004: 652 <strong>Museen</strong><br />
2009: 810 <strong>Museen</strong><br />
101-500m2 501-1000m2 über 5000m2<br />
1001-5000m2
52 Arbeitshilfen<br />
E<strong>in</strong>zelträgerschaft Universität/ wiss. Inst.<br />
2009<br />
0,5%<br />
Zweckverband/<br />
-vere<strong>in</strong>barung<br />
8,5%<br />
Firma<br />
2,5%<br />
Vere<strong>in</strong><br />
22,6%<br />
Stiftung<br />
5,1%<br />
Regierungsbezirk<br />
0,9%<br />
privat<br />
7,6%<br />
Leitung der bayerischen <strong>Museen</strong><br />
ehrenamtlich<br />
Landkreis<br />
2,8%<br />
Kirche<br />
3,4%<br />
Öffnungsstunden der <strong>Museen</strong> 1995-2009<br />
35,0%<br />
30,0%<br />
25,0%<br />
20,0%<br />
15,0%<br />
10,0%<br />
5,0%<br />
0,0%<br />
a E<strong>in</strong>zelträgerschaft.<br />
b Leitung der bayerischen <strong>Museen</strong>.<br />
c Öffnungszeiten der <strong>Museen</strong> 1995-2009.<br />
GmbH<br />
0,9%<br />
nebenamtlich<br />
Geme<strong>in</strong>de/<br />
Stadt<br />
45,1%<br />
hauptamtlich<br />
Basis:<br />
901 <strong>Museen</strong><br />
Basis:<br />
901 <strong>Museen</strong><br />
1995<br />
1999<br />
2004<br />
2009<br />
1-5 Std. 6-10 Std. 11-20 Std. 21-40 Std. über 40 Std.<br />
Trägerschaft/ Personal- und F<strong>in</strong>anzausstattung<br />
der <strong>Museen</strong><br />
Nach wie vor bef<strong>in</strong>den sich die meisten <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> der Trägerschaft<br />
von Städten und Geme<strong>in</strong>den, gefolgt von Vere<strong>in</strong>en, Zweckverbänden,<br />
Privatpersonen und Stiftungen.<br />
E<strong>in</strong>e erfreuliche Zunahme erfuhr die Unterstützung der <strong>Museen</strong><br />
durch e<strong>in</strong>en Fördervere<strong>in</strong> oder Freundeskreis: 43,4 % gegenüber<br />
38,9 % <strong>in</strong> 2004. Ohne das ehrenamtliche Engagement von<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern gäbe es viele <strong>Museen</strong> nicht: rund 48,1 %<br />
der 901 an der Umfrage beteiligten bayerischen <strong>Museen</strong> werden<br />
ehrenamtlich geleitet, 36,4 % hauptamtlich und 15,5 % nebenamtlich,<br />
d. h. geme<strong>in</strong>sam mit weiteren E<strong>in</strong>richtungen wie Tourismusbüros,<br />
Archiven oder Bibliotheken. Von den hauptamtlichen<br />
Leiter<strong>in</strong>nen und Leitern s<strong>in</strong>d 55,2 % ganztags beschäftigt, wobei<br />
etwas mehr als die Hälfte von diesen für e<strong>in</strong> Museum zuständig<br />
ist und etwa 47 % mehrere <strong>Museen</strong> betreut. Der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs wird offensichtlich häufiger <strong>in</strong> die praktische<br />
Museumsarbeit e<strong>in</strong>gebunden als vor fünf Jahren: 2009 vermerkt<br />
die Statistik mehr Praktikanten (20,9 % gegenüber 17,7%) und<br />
Volontäre (7,2 % gegenüber 5,6 %) als 2004.<br />
Dass e<strong>in</strong> Museumsbesuch zu den billigen Freizeit- und Bildungsangeboten<br />
zählt, zeigt die Statistik: lediglich etwa 65 %<br />
der befragten <strong>Museen</strong> verlangen vom Besucher E<strong>in</strong>trittsgeld, das<br />
mehrheitlich zwischen 1 und 3 Euro beträgt (37,7 % 1,01 bis<br />
2 Euro, 26,3 % 2,01 bis 3 Euro). Die Zahlen verdeutlichen, dass<br />
für die meisten <strong>Museen</strong> das E<strong>in</strong>trittsgeld lediglich e<strong>in</strong>es von mehreren<br />
f<strong>in</strong>anziellen Standbe<strong>in</strong>en se<strong>in</strong> kann. Im leichten Aufw<strong>in</strong>d<br />
begriffen ist das Mäzenatentum: 14,5 % der <strong>Museen</strong> werden<br />
durch Mäzene bzw. Stifter unterstützt – 2004 waren es 13,1 %.<br />
Sammlungen<br />
Welche Sammlungsschwerpunkte haben die befragten <strong>Museen</strong>?<br />
Die heimat- und regionalgeschichtlichen <strong>Museen</strong> bilden die große<br />
Mehrheit, gefolgt von den kulturgeschichtlichen Spezialsammlungen,<br />
den Kunst(handwerks-)museen und den Freilicht-/ Bauernhof-/<br />
Geräte- und landwirtschaftlichen <strong>Museen</strong>.<br />
Wie sieht es mit der Erfassung der Sammlungen aus? 2009<br />
gaben 84,6 % der befragten <strong>Museen</strong> an, ihren Objektbestand zu<br />
<strong>in</strong>ventarisieren bzw. zu dokumentieren. Die Inventarisierung mit<br />
Hilfe der EDV schreitet dabei weiter voran (46,2 % gegenüber<br />
44,6 % der <strong>Museen</strong>, die 2004 ganz oder teilweise die computergestützte<br />
Bestandserfassung durchführten). E<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />
Inventarisierung erfolgt lediglich bei 13,8 % der <strong>Museen</strong>,<br />
e<strong>in</strong>e Fotodokumentation bei 39,3 %. Von 624 <strong>Museen</strong>, die e<strong>in</strong>e<br />
Prozentzahl zur Bestandserfassung lieferten, bezeichneten 185<br />
ihre Objekte als komplett dokumentiert, 293 hatten mehr als die<br />
Hälfte, aber noch nicht alles und 146 bis zu 50 % erfasst.<br />
Dienstleistungen/ Besucher<br />
2009 haben mehr <strong>Museen</strong> als 2004 an der Museumsumfrage teilgenommen,<br />
die lediglich nach Vere<strong>in</strong>barung (wie z. B. e<strong>in</strong> Großteil<br />
der 49 beteiligten Vertriebenenmuseen) geöffnet haben; so dass<br />
aktuell, auch durch die relativ ger<strong>in</strong>ge Beteiligung staatlicher<br />
<strong>Museen</strong> bed<strong>in</strong>gt, weniger <strong>Museen</strong> mit regelmäßigen Öffnungszeiten<br />
als vor fünf Jahren gezählt wurden. <strong>Museen</strong> mit saisonaler<br />
Öffnung machen mit etwa 35 % e<strong>in</strong> gutes Drittel der Gesamtzahl<br />
aus. Interessant ist, dass von den <strong>Museen</strong> mit regelmäßigen<br />
Öffnungszeiten sogar über 63 % zusätzlich nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
geöffnet haben, von den <strong>Museen</strong> mit saisonalen Öffnungszeiten<br />
sogar knapp 82 %. Immer noch s<strong>in</strong>d die meisten <strong>Museen</strong> (über<br />
26 %) lediglich bis zu 5 Stunden wöchentlich geöffnet, erfreulicherweise<br />
haben jedoch die <strong>Museen</strong>, die sogar über 40 h pro<br />
Woche für Besucher zugänglich s<strong>in</strong>d, bei jeder Befragung zugenommen.<br />
Die Herkunft ihrer Besucher ermitteln immerh<strong>in</strong> 18,6 %<br />
der <strong>Museen</strong> (2004: 17,4 %).
Vermittlung<br />
Mehr als 90 % aller <strong>Museen</strong> bieten e<strong>in</strong> breites Spektrum an<br />
Aktivitäten für ihre Besucher – von der „klassischen“ Führung,<br />
die sogar im Vergleich zu 2004 verstärkt angeboten wird, bis<br />
zu K<strong>in</strong>dergeburtstagen, Aktionstagen und dem sprunghaft angestiegenen<br />
E<strong>in</strong>satz von audio-visuellen Medien. An welche Zielgruppen<br />
richtet sich das Vermittlungsprogramm der <strong>Museen</strong><br />
hauptsächlich? Wie schon immer <strong>in</strong> den vergangenen 15 Jahren<br />
der Datenerhebung stehen Schulklassen (49,6 %), K<strong>in</strong>der<br />
(33,1 %), Gruppen (28,8 %) und Jugendliche (17,9 %)<br />
hier an erster Stelle. E<strong>in</strong>e neue Entwicklung stellt die Zunahme<br />
an Programmen für K<strong>in</strong>der (17,5 % gegenüber 5,6 % <strong>in</strong><br />
2004) und Senioren (15,2 % gegenüber 4,7 % <strong>in</strong> 2004) dar.<br />
Auch Programme für ausländische Mitbürger (8,4 % vgl. 1,6 %<br />
<strong>in</strong> 2004) gehören immer öfter zum Angebot der <strong>Museen</strong>.<br />
E<strong>in</strong> bewährtes Vermittlungsangebot von 2/3 aller <strong>Museen</strong><br />
verkörpern die Sonderausstellungen, die der überwiegende Teil<br />
der <strong>Museen</strong> selbst erstellt (61,4 %). Um e<strong>in</strong> solch breites Spektrum<br />
an Angeboten überhaupt auf die Be<strong>in</strong>e stellen zu können,<br />
benötigen die <strong>Museen</strong> Kooperationspartner: vorrangig s<strong>in</strong>d das<br />
andere <strong>Museen</strong> (383 Nennungen), Schulen (311), Fremdenverkehrsverbände<br />
(324) und Volkshochschulen (210).<br />
Werbung/ Öffentlichkeitsarbeit<br />
Der Siegeszug des Internet setzt sich auch bei den Werbemaßnahmen<br />
der <strong>Museen</strong> fort: mit 736 Nennungen hat es 2009 sogar<br />
die traditionell an erster Stelle stehende „Werbung am Museum<br />
selbst“ mit 721 Nennungen überholt. Auf e<strong>in</strong>e eigene Museumswebseite<br />
können mittlerweile immerh<strong>in</strong> 58,8 % der <strong>Museen</strong><br />
verweisen (2004 waren es nur 19,3 % der <strong>Museen</strong>). Im Zeitalter<br />
von Photoshop, günstigen Layoutprogrammen und billigen<br />
Druckangeboten ist es mittlerweile nicht mehr schwer, selbst e<strong>in</strong><br />
Museumsprospekt herzustellen, was sich auch <strong>in</strong> den Zahlen widerspiegelt:<br />
über 78 % der <strong>Museen</strong> legten 2009 e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Museumsprospekt auf, während es 2004 lediglich 30 % waren.<br />
Auch bei anderen Druckwerken wie Plakaten (37 % gegenüber<br />
17 % <strong>in</strong> 2004) oder Programmheften (23 % gegenüber rund 8 %<br />
<strong>in</strong> 2004) macht sich dieser Trend bemerkbar.<br />
Infrastruktur/ Ausblick<br />
<strong>Museen</strong> sollen für alle Besucher offen stehen und die Mehrzahl<br />
tut dies auch für Menschen mit Handicap: mehr als die Hälfte aller<br />
bayerischen <strong>Museen</strong> (58,7 %) bietet, zum<strong>in</strong>dest teilweise, e<strong>in</strong>e<br />
entsprechende Infrastruktur mit Rampen, Aufzügen oder speziellen<br />
Parkplätzen an. Um allen Besuchergruppen den Weg <strong>in</strong>s Museum<br />
so e<strong>in</strong>fach wie möglich zu machen, s<strong>in</strong>d 73 % aller <strong>Museen</strong><br />
gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, bei knapp 55 %<br />
weist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerörtliches Beschilderungs- oder Verkehrsleitsystem<br />
den Weg und etwa 45 % aller <strong>Museen</strong> stellen ihren Besuchern<br />
eigene Parkplätze zur Verfügung.<br />
Neu war 2009 die Frage nach der Nutzung der Sonnen-<br />
energie zur Energiegew<strong>in</strong>nung, die immerh<strong>in</strong> 44 <strong>Museen</strong> mit „ja“<br />
beantworteten. E<strong>in</strong> gutes Drittel der <strong>Museen</strong> misst das Raumklima<br />
(35, 2 %), vorwiegend mit Schreibern (155 Nennungen) und<br />
anhand von Stichproben (95 Nennungen).<br />
Was signalisieren die erhobenen Zahlen und Daten im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die bayerische Museumslandschaft? Der bereits 2004<br />
festgestellte Trend h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Öffnung der <strong>Museen</strong> für ihr Publikum<br />
hat sich 2009 verstärkt. So positiv dies auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />
ist, so negativ wirkt sich dies auf grundlegende Bereiche wie die<br />
wissenschaftliche Erfassung der Museumsobjekte aus. Mit ihrer<br />
fachlichen Beratung und f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung versucht die<br />
Landesstelle nicht zuletzt bei den Museumsträgern den Blick auch<br />
für diese Museumsaufgaben, die man auf den ersten Blick nicht<br />
sieht, zu schärfen.<br />
Regelmäßige Vermittlungsformen im Museum<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
<strong>in</strong> der Zeitung/<br />
<strong>in</strong> Zeitschriften<br />
im Rundfunk/<br />
Fernsehen<br />
im Internet<br />
im öffentlichen<br />
Raum<br />
im/am Museum<br />
K<strong>in</strong>dergeburtstage<br />
Vorführungen<br />
Vorträge<br />
Kurse/ Sem<strong>in</strong>are<br />
fremdsprachige Führungen<br />
0 5 10 15 20<br />
Werbung der <strong>Museen</strong> 2004 und 2009<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
2004 <strong>in</strong>%<br />
audio-visuelle Medien<br />
Ferienaktionen<br />
sonstige Aktionsprogramme<br />
0 10 20 30 40<br />
2009 <strong>in</strong>%<br />
Aktionsprogramme für Schulklassen<br />
Unterricht/ Schulstunde im Museum<br />
ja_2004 <strong>in</strong> %<br />
a Regelmäßige Vermittlungsformen im Museum.<br />
b Werbung der <strong>Museen</strong> 2004 und 2009.<br />
Arbeitshilfen 53<br />
2004 nicht abgefragt:<br />
K<strong>in</strong>dergeburtstag/<br />
Aktionsprogramme<br />
25 30 35 40 45 50<br />
deutschsprachige<br />
Führungen<br />
ja_2009 <strong>in</strong> %<br />
50 60 70 80 90
54 Berichte/Aktuelles<br />
Bayerischer<br />
Museumspreis 2011<br />
E<strong>in</strong>ladung zur Bewerbung<br />
Plakette zum Bayerischen Museumspreis aus Nymphenburger Porzellan.<br />
Seit 1991 verleiht die Versicherungskammer <strong>Bayern</strong> als Partner<br />
der <strong>Museen</strong> den Bayerischen Museumspreis. Ziel der mit 20.000 €<br />
dotierten und alle zwei Jahre an e<strong>in</strong> nichtstaatliches Museum <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> vergebenen Auszeichnung ist es, die Kulturarbeit der bayerischen<br />
<strong>Museen</strong> zu würdigen und zu fördern.<br />
Nach den Vergaberichtl<strong>in</strong>ien werden beispielhafte Neue<strong>in</strong>richtungen<br />
oder Neugestaltungen mit wegweisenden Ansätzen<br />
im Bereich der Sammlungspräsentation und der didaktischen<br />
Vermittlung, aber auch museumspädagogische Projekte mit Modellcharakter<br />
oder vorbildliche Beispiele der Konservierung und<br />
Restaurierung ausgezeichnet. Auswahlkriterien s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> die<br />
Bedeutung des Museums für das örtliche und überörtliche kulturelle<br />
Leben und se<strong>in</strong> Auftritt <strong>in</strong> der Öffentlichkeit.<br />
Weitere Informationen f<strong>in</strong>den Sie unter: http://cms.vkb.de/<br />
web/html/pk/ihre_vkb/kultur/bayrischer_museumspreis/auswahl.<br />
Seit der letzten Vergabe des Museumspreises im Jahr 2009<br />
s<strong>in</strong>d viele <strong>Museen</strong> neu eröffnet oder neu gestaltet worden. So<br />
präsentiert sich die bayerische Museumslandschaft heute anregender<br />
und besucherfreundlicher als je zuvor. Aber auch bei der<br />
Museumsarbeit h<strong>in</strong>ter den Kulissen s<strong>in</strong>d vorbildliche Leistungen<br />
zu verzeichnen. Gerne wollen wir jene <strong>Museen</strong>, die hierzu beigetragen<br />
haben, e<strong>in</strong>laden, sich um den Bayerischen Museumspreis<br />
2011 zu bewerben.<br />
Ausdrücklich zur Bewerbung ermuntern möchten wir auch<br />
kle<strong>in</strong>e und mittlere <strong>Museen</strong>. Ihre Arbeit trägt wesentlich zum Erhalt<br />
und zur Pflege unseres kulturellen Erbes bei. Der Preis kann<br />
deshalb – wie die Liste der bisherigen Preisträger zeigt – auch<br />
ehrenamtlich geführten Häusern zuerkannt werden.<br />
E<strong>in</strong>e Jury, bestehend aus Vertretern des Landesvere<strong>in</strong>s für<br />
Heimatpflege, der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>,<br />
der beiden zuletzt ausgezeichneten <strong>Museen</strong> sowie der Versicherungskammer<br />
<strong>Bayern</strong> wählt die Preisträger aus, die im Rahmen<br />
des Bayerischen Museumstags vom 13.-15. Juli 2011 bekannt<br />
gegeben werden.<br />
Zur Jahreswende gehen allen nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> Schreiben mit der E<strong>in</strong>ladung zur Teilnahme zu. Die Bewerbungen<br />
s<strong>in</strong>d bis zum 15. März 2011 (Datum des Poststempels)<br />
an die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>, Alter<br />
Hof 2, 80331 München zu richten. Es wird gebeten, dem ausgefüllten<br />
Formblatt, das dem E<strong>in</strong>ladungsschreiben beiliegt, Unterlagen<br />
beizufügen, die es der Jury ermöglichen, Zielsetzung und<br />
Qualität der jeweiligen Maßnahmen zu beurteilen (z. B. Leitbild<br />
des Museums, Museumsführer, Faltblätter oder Pressematerialien;<br />
umfangreiche Zusammenstellungen von Katalogreihen o. ä. s<strong>in</strong>d<br />
nicht notwendig).<br />
Bei Fragen stehen Ihnen gerne die für Ihr Museum zuständigen<br />
Referenten der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>,<br />
aber auch das Referat Öffentlichkeitsarbeit (Dr. Wolfgang<br />
Stäbler, Tel. 089/210140-28, wolfgang.staebler@blfd.bayern.de)<br />
als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />
Die Preisträger 1991-2009:<br />
1991 Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim<br />
1993 Bezirksmuseum Dachau<br />
1995 Schlossmuseum Murnau<br />
1997 Historisches Museum Bayreuth<br />
1999 Museum der Stadt Miltenberg<br />
2001 Museum Altomünster<br />
2003 Fabrikmuseum Roth/<br />
Museumsbetreuung des Landkreises Cham,<br />
„Chamer Modell“ (Sonderpreis)<br />
2005 Kulturspeicher Würzburg<br />
2007 Maximilianmuseum Augsburg/<br />
Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g (Sonderpreis)<br />
2009 Museum D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g, Sammlung Industriegeschichte
In e<strong>in</strong>em Netzwerktreffen des Rosenheimer Kulturforums e. V. im<br />
Jahr 2008 entstand der Gedanke, e<strong>in</strong>en mobilen museumspädagogischen<br />
Vermittlungsdienst für die Rosenheimer Region aufzubauen.<br />
Die Ausgangssituation<br />
In Rosenheim und dem Landkreis gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />
<strong>in</strong>teressanten kle<strong>in</strong>en und mittleren <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen<br />
musealen Kontexten. Neben der normalen Museumsführung<br />
wird jedoch kaum e<strong>in</strong>e aktive Museumspädagogik durchgeführt.<br />
Die Museumsleiter können die Vermittlungsarbeit – besonders <strong>in</strong><br />
Bezug auf regelmäßige Schulangebote – neben ihrer sonstigen<br />
umfangreichen Arbeit nicht leisten. Viele kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> werden<br />
nur ehrenamtlich geführt. Für hauptberufliche MuseumspädagogInnen,<br />
die die Situation ändern könnten, fehlen die Mittel.<br />
Initiative ergriffen – Fördermittel beantragt<br />
In der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk Rosenheim<br />
gründete sich 2008 e<strong>in</strong> Arbeitskreis Museumspädagogik mit dem<br />
Ziel, der museumspädagogischen Vermittlungsarbeit <strong>in</strong> der Region<br />
e<strong>in</strong>en neuen Impuls zu geben. Als engagierte Kraft unter<br />
den <strong>Museen</strong> konnte das Städtische Museum Rosenheim gewonnen<br />
werden. Der AK Museumspädagogik bemühte sich um verschiedene<br />
Förderungen. Das Modellprojekt MUSEO VIVO, e<strong>in</strong> mobile<br />
museumspädagogischer Vermittlungsdienst, wird u. a. unterstützt<br />
von der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
dem Bezirk Oberbayern, der Dr. Michael Stöcker Kultur- und Sozialstiftung,<br />
der Bürgerstiftung Rosenheimer Land, der Sparkasse<br />
Rosenheim-Bad Aibl<strong>in</strong>g, der VR Bank Rosenheim-Chiemsee eG<br />
und dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.<br />
S<strong>in</strong>nvolle Kooperation geschaffen –<br />
Synergieeffekte genutzt<br />
Grundlage des Vermittlungsdienstes bildet e<strong>in</strong>e Kooperation des<br />
Städtischen Museums Rosenheim und weiterer <strong>Museen</strong> aus der<br />
Stadt und dem Landkreis mit dem Arbeitskreis Museumspädagogik<br />
der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk e. V.<br />
Rosenheim.<br />
Zweck dieser Zusammenarbeit ist die Nutzung geme<strong>in</strong>samer<br />
Schnittstellen <strong>in</strong> der Kunst- und Kulturvermittlung/ Museumspädagogik<br />
– wie z. B. das prozessorientierte praktische Erfahrungslernen<br />
<strong>in</strong> außerschulischen Lernorten, e<strong>in</strong>e authentische<br />
Vermittlungsarbeit, e<strong>in</strong>e alters- und zeitgemäße schöpferischaktive<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit kultur- und kunsthistorischen<br />
Inhalten und Themen, e<strong>in</strong>e Vielfalt von Vermittlungsmethoden<br />
und Handlungsorientierungen. Durch die Vernetzung der kulturpädagogischen<br />
Fachkräfte der E<strong>in</strong>richtung der kulturellen Jugendbildung<br />
mit dem kunsthistorischen Wissen des Fachpersonals<br />
<strong>in</strong> den <strong>Museen</strong> wurde e<strong>in</strong>e professionelle Vermittlung von hoher<br />
Qualität <strong>in</strong> die Wege geleitet. Der mobile museumspädagogische<br />
Vermittlungsdienst versteht sich als Dienstleister für <strong>Museen</strong>. Im<br />
Modellprojekt entwickelten die externen Experten für vier ausgewählte<br />
<strong>Museen</strong> an den Lehrplan angelehnte museumspädagogische<br />
Programme für die Kassen 1-6 zu den Dauerausstellungen,<br />
die jeweils mit sechs Klassen erprobt und evaluiert werden.<br />
Erste Umsetzungen 2009<br />
Zunächst wurde mit der Erarbeitung e<strong>in</strong>es handlungsorientierten<br />
Angebotes für das Rosenheimer Stadtmuseum und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>führenden<br />
Lehrerfortbildung begonnen. Das Programm „Spiele im<br />
Wandel der Zeit“ für die ersten und zweiten Klassen ist mittlerweile<br />
e<strong>in</strong>e bewährte und gern gebuchte Museumse<strong>in</strong>heit!<br />
Aber auch die jugendliche Zielgruppe der fünften und sechsten<br />
Klassen wird nicht aus den Augen gelassen. Unter dem Titel<br />
„Wer bist Du? – Die Sprache der Porträts“ näherten sich die Schü-<br />
Berichte/Aktuelles 55<br />
Halbzeit im Modellprojekt<br />
MUSEO VIVO<br />
Edith Eichhorn<br />
a „Phantombild“ e<strong>in</strong>es Huchen, Innmuseum Rosenheim.<br />
b Stolz präsentiert e<strong>in</strong>e Schulklasse die Ergebnisse ihrer Arbeit im<br />
Stadtmuseum Rosenheim.
56 Berichte/Aktuelles<br />
ler <strong>in</strong> lebendigen kunst- und theaterpädagogischen E<strong>in</strong>heiten den<br />
VIP’s der damaligen Zeit – wie z.B. Mart<strong>in</strong> Schmetterer, Johann<br />
Rieder, Wolfgang Jacob Ruedorfer oder der Familie Ste<strong>in</strong>bök. Sie<br />
erfuhren so Wissenswertes aus Kunstgeschichte und Geschichte<br />
ihrer Heimatstadt Rosenheim.<br />
Intensive Arbeit <strong>in</strong> zwei Jahren<br />
Bis zum Herbst 2010 wurde <strong>in</strong>tensiv am Modellprojekt MUSEO<br />
VIVO gearbeitet. Entstanden s<strong>in</strong>d so z. B. zwei weitere hochqualitative<br />
didaktische Vermittlungskonzepte, e<strong>in</strong>es für das Innmuseum<br />
und e<strong>in</strong>es für das Achentaler Bauernhausmuseum.<br />
Unter dem Motto „Vom Flussbaumeister der Natur zum König<br />
des Inn“ können SchülerInnen der 3. und 4. Klassen beim Besuch<br />
des Innmuseums spezielles Wissen über drei wichtige Bewohner<br />
des Inns erwerben: Biber, E<strong>in</strong>tagsfliege und Huchen! Hier steht<br />
besonders die visuelle Schulung der Wahrnehmung, die Erziehung<br />
zum „anschaulichen Denken“ und handlungsorientierten Lernen<br />
im Vordergrund. Mit sechs Schulklassen wurde das Konzept erfolgreich<br />
getestet. Während die Museumspädagog<strong>in</strong> jeweils die<br />
Hälfte der Klasse <strong>in</strong> die fasz<strong>in</strong>ierende Welt von E<strong>in</strong>tagsfliege und<br />
Huchen entführte und sie bei der Erstellung e<strong>in</strong>es Huchen-Phantombildes<br />
im Workshop gestalterisch begleitete, erarbeitete sich<br />
die andere Hälfte an verschiedenen Lernstationen mit Hilfe von<br />
Forscherbüchern sehr selbständig viele Merkmale des Bibers. Ziel<br />
dieser anschaulichen Vermittlung ist es, den K<strong>in</strong>dern die vernetzte<br />
Funktionsweise der Natur näher zu br<strong>in</strong>gen und für e<strong>in</strong>en respektvollen<br />
Umgang mit ihr zu werben.<br />
Im Achentaler Bauernhausmuseum richtet sich der museums-<br />
pädagogische Bildungsbauste<strong>in</strong> mit dem Thema „Feuer und Licht“<br />
an erste und zweite Klassen. Er war ab Oktober 2010 buchbar. Dort<br />
spielten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Zeitreise und besuchten die Bäuer<strong>in</strong> alias<br />
Museumspädagog<strong>in</strong> mit ihrem Huhn im Jahr 1810 auf ihrem Bauernhof.<br />
Wie lebt sie da ohne elektrischen Strom bei Dunkelheit?<br />
In e<strong>in</strong>er laternenbeleuchteten <strong>in</strong>teraktiven Dialogführung und mit<br />
hands-on Materialien aus dem Museumskoffer erfuhren die K<strong>in</strong>der<br />
viel über frühere Licht- und Feuerquellen. Praktisch vertieft<br />
wurde das Wissen durch zwei Workshope<strong>in</strong>heiten. Hier kann die<br />
Lehrperson wählen, ob die K<strong>in</strong>der an e<strong>in</strong>er „Kerzen-Ziehstation“<br />
Kerzen selbst produzieren oder mit dem didaktisch durchdachten<br />
und liebevoll gestalteten Mitmach-Heft arbeiten.<br />
Für die 5. und 6. Klasse ist e<strong>in</strong> Programm entstanden, welches<br />
bei der Wahrnehmung ansetzt und die ästhetischen Kompetenzen<br />
bildet. In den „Bauerhausskizzenblättern“ f<strong>in</strong>den die Schüler analog<br />
den „Dorfskizzenblättern“ der bekannten regionalen Künstler<strong>in</strong><br />
Gertruda Gruber-Göpfertova gestalterische Details der Bauernhausarchitektur<br />
und der Innenraumgestaltung. Hier steht die<br />
Testphase noch bevor.<br />
Planung für 2011 und Nachhaltigkeit<br />
Zwei Vermittlungsprogramme s<strong>in</strong>d 2010/2011 noch zu erarbeiten.<br />
Die Themen s<strong>in</strong>d bereits gefunden und Spezialisten zur Konzeptentwicklung<br />
beauftragt. Die bisher durchgeführten museumspädagogischen<br />
Programme wurden fotografisch gut dokumentiert,<br />
mit den Lehrern der Testklassen ausgewertet und Verbesserungen<br />
bereits e<strong>in</strong>gearbeitet. Durch die parallel laufende Ausbildung von<br />
Multiplikatoren wird e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit <strong>in</strong> der Vermittlungsarbeit<br />
gewährleistet.<br />
Für die bereits fertigen museumspädagogischen Angebote ist<br />
e<strong>in</strong>e Bewerbung über die Schulen und das Schulamt angelaufen.<br />
Allen Grundschulen, Horten und weiterführenden Schulen wird<br />
das Museum als moderner Ort s<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmung und visuellen<br />
Lernens, als Gedächtnis, Archiv, Magaz<strong>in</strong> der Geschichte und<br />
als attraktiver Lern-Ort für e<strong>in</strong>en differenzierten Wissenserwerb<br />
empfohlen.<br />
Weitere <strong>Museen</strong> aus der Region s<strong>in</strong>d bereits an den AK Museums-<br />
pädagogik der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk<br />
e. V. als kompetenten Kooperationspartner herangetreten, um<br />
auch für ihr Museum neue museumspädagogische Konzepte zu<br />
erarbeiten. Durch die Vernetzung von <strong>Museen</strong> mit anderen Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
werden die Bildungslandschaft der Region<br />
bereichert und die Potenziale von <strong>Museen</strong> als Lern- und Erfahrungsorten<br />
genutzt.
Museumspädagogen tragen dazu bei, dass <strong>Museen</strong> als Orte kultureller<br />
Bildung und aktiver Ause<strong>in</strong>andersetzung wirken können.<br />
Herausragende E<strong>in</strong>zelprojekte beleben die <strong>Museen</strong> ebenso wie die<br />
tägliche Vermittlungsarbeit. Im „ProjektLabor Museumspädagogik“<br />
sollen bestimmte Aspekte der museumspädagogischen Praxis<br />
gezielt untersucht und damit qualitativ gestützt werden.<br />
Mit dem Thema „Qualität sichern – besucherorientiert vermitteln“<br />
startete das ProjektLabor Museumspädagogik <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e erste<br />
Runde. An die 50 TeilnehmerInnen trafen sich im Stadtmuseum<br />
Ludwig Erhard <strong>in</strong> Fürth, um sich mit verschiedenen Ansätzen der<br />
Qualitätssicherung zu beschäftigen und diese zu diskutieren.<br />
Dr. Hannelore Kunz-Ott (Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>) referierte über Kriterien guter Bildungs- und<br />
Vermittlungsarbeit mit dem Ziel, Qualitätsverbesserung <strong>in</strong> der<br />
Museumspädagogik anzustreben und durch klare Kriterien Bewertungs-Maßstäbe<br />
– auch nach außen – zu setzen. Besucher-<br />
orientierung <strong>in</strong> Bezug auf Schüler stellten die Sem<strong>in</strong>arleiter<strong>in</strong> Ursula<br />
Kollar und Dr. Jessica Mack-Andrick vom KPZ Nürnberg am<br />
eigenen Beispiel anhand e<strong>in</strong>er Checkliste zur Schülerorientierung,<br />
- kompetenz und -motivation vor. Volkmar We<strong>in</strong>hold, Sem<strong>in</strong>arrektor<br />
und Koord<strong>in</strong>ator externer Evaluation an mittelfränkischen<br />
Schulen, verglich <strong>in</strong>terne und externe Evaluation, erläuterte deren<br />
Methoden und spannte <strong>in</strong> der Diskussion den Bogen bzw. zog<br />
Analogien zur Museumsarbeit.<br />
Besuchorientierung <strong>in</strong> Bezug auf den Museums- und Ausstellungsbesucher<br />
allgeme<strong>in</strong> hatte Dr. Josef Kirmeier vom Haus der<br />
Bayerischen Geschichte im Fokus. Er h<strong>in</strong>terfragte an Beispielen<br />
von Ausstellungen des HdBG der letzten 15 Jahre die Besucherorientierung<br />
bereits mit dem Beg<strong>in</strong>n des konzeptionellen Prozesses<br />
bis h<strong>in</strong> zum Feedback nach dem Ausstellungsbesuch. Heike<br />
Mühlbauer (Management Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) stellte Modelle von Qualitäts-Management<br />
für Bildungse<strong>in</strong>richtungen vor, die <strong>in</strong> Bezug<br />
auf <strong>Museen</strong> relevant se<strong>in</strong> könnten. Elke Kollar (Landesarbeitskreis<br />
Museumspädagogik <strong>Bayern</strong>) präsentierte das Projektlabor Museumspädagogik,<br />
bei dem Projekte zur Evaluation im nächsten Jahr<br />
gefördert werden.<br />
Ruth Koll<strong>in</strong>ger und Alexandra Herzog führten abschließend<br />
durch das neu gestaltete Stadtmuseum Ludwig Erhard und erläuterten<br />
die museumspädagogischen Ansätze. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante und<br />
anregende Tagung, die überlegenswerte Inhalte und konkretes<br />
Arbeitsmaterial erbracht hat!<br />
Qualität sichern –<br />
besucherorientiert<br />
vermitteln<br />
Fortbildung im Stadtmuseum Fürth,<br />
3.7.2010<br />
Reg<strong>in</strong>e Leipold<br />
Berichte/Aktuelles 57
58 Berichte/Aktuelles<br />
Wie lernen<br />
Erwachsene im<br />
21. Jahrhundert<br />
und was bedeutet das<br />
für <strong>Museen</strong>?<br />
Kongress „Museums and Adult Educators“ <strong>in</strong><br />
Kopenhagen, 23./24.9.2010<br />
Hannelore Kunz-Ott<br />
Mit der zentralen Frage nach den Lern<strong>in</strong>halten und -methoden<br />
von Erwachsenen <strong>in</strong> diesem Jahrhundert beschäftigte sich e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>ternationaler Kongress unter dem Titel „Museums and Adult<br />
Educators“, der am 23. und 24. September 2010 <strong>in</strong> Kopenhagen<br />
stattfand. Veranstalter war Mum AE – e<strong>in</strong>e Abkürzung, die für<br />
das europäische Grundtvig-Projekt „Museums meet Adult Educators“<br />
steht. Partner des europäischen Projektes s<strong>in</strong>d der Deutsche<br />
Museumsbund, das Istituto beni culturali di regione Emilia<br />
Romagna, der dänische Museumsbund und das National Institute<br />
of Adult Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Education, e<strong>in</strong>e führende non-governmental<br />
Organisation <strong>in</strong> England und Wales (NIACE), die sich mit dem<br />
lebenslangen Lernen von Erwachsenen beschäftigt. Unterstützt<br />
wird das Vorhaben durch NEMO – das Netzwerk europäischer<br />
Museumsverbände.<br />
E<strong>in</strong> erstes wichtiges Produkt dieses EU-Projektes war die Herausgabe<br />
der englischen Publikation „Life long learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Museum“,<br />
die aufgrund der großen Nachfrage <strong>in</strong>zwischen auch <strong>in</strong><br />
Russisch und <strong>in</strong> Deutsch unter dem Titel „<strong>Museen</strong> und Lebenslanges<br />
Lernen. E<strong>in</strong> europäisches Handbuch“ erschienen ist. (ISBN<br />
978-3-9811983-5-5) Die Kopenhagener Tagung verstand sich<br />
als Abschlussveranstaltung der mehrjährigen Zusammenarbeit.<br />
Die Tagung, an der fast 150 Teilnehmer aus 22 europäischen<br />
Ländern teilnahmen, führte beide Seiten – Museumsexperten und<br />
Fachleute aus der Erwachsenenbildung – zusammen. Veranstaltungsort<br />
war das Grundtvig Center Vartov, benannt nach dem<br />
dänischen Theologe und Pädagogen Nikolaj Frederik Grundtvig,<br />
Namensgeber des EU-Bildungsprogramms für die allgeme<strong>in</strong>e Erwachsenenbildung.<br />
In dem ehemaligen Hospiz eröffnete Grundtvig<br />
1844 die erste Volkshochschule der Welt. Heute bef<strong>in</strong>det sich<br />
hier unter anderem das Grundtvig-Forum mit Bibliothek und<br />
Akademie, zwei Universitäts<strong>in</strong>stituten und dem Verband der dänischen<br />
<strong>Museen</strong>.<br />
E<strong>in</strong>en Überblick über die EU-Förderprogramme gab zunächst<br />
Alan Smith, der Grundtvig-Koord<strong>in</strong>ator der Europäischen Kommission.<br />
Seit 2007 zählt Erwachsenenbildung explizit zu den politischen<br />
Zielen der EU, was der weltweit veränderten Arbeitssituation<br />
geschuldet ist. Alle E<strong>in</strong>richtungen, die sich dem Lernen<br />
und Bilden im weitesten S<strong>in</strong>ne widmen, können Förderantrage<br />
bei der EU stellen. Bei der Verteilung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel wird<br />
der Erwachsenenbildung immer noch der ger<strong>in</strong>gste Förderteil zugewiesen,<br />
während das Erasmusprogramm für Hochschulen und<br />
Studenten den größten Part mit 40% der F<strong>in</strong>anzmittel e<strong>in</strong>nimmt.<br />
Mit 25% folgt das Leonardo-Programm zur Sprachenförderung.<br />
Projekte für Schulen und Schüler werden unter dem Namen „Comenius“<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt ca. 13 % der F<strong>in</strong>anzmittel gefördert. Am<br />
Ende der vier Programme steht das Grundtvig Programm für die<br />
Erwachsenenbildung, das nur ca. 4% aus dem EU Fördertopf<br />
erhält.<br />
In das Tagungsthema führte zunächst Prof. Desmond O’Neill<br />
aus der Sicht e<strong>in</strong>es Facharztes für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> und Geriatrie<br />
an der Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Dubl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Bei se<strong>in</strong>er Betrachtung<br />
über die Lernfähigkeit im Alter entzauberte er Mythen vom Alter<br />
und brachte zahlreiche Beispiele von Schriftstellern, Künstlern<br />
und Komponisten, die gerade im Alter den Höhepunkt ihres<br />
Schaffens erlebten. Wann beg<strong>in</strong>nt „das Alter“? Die Antwort auf<br />
diese Frage ist komplex ebenso wie das Alter selbst. Meist setzt<br />
man es mit dem Ende der Berufstätigkeit gleich, also mit ca. 65<br />
Jahren. Alter bedeute Verlust auf der e<strong>in</strong>en Seite – körperliche<br />
E<strong>in</strong>schränkungen, Freunde sterben – aber Gew<strong>in</strong>ne auf der anderen:<br />
Zunahme an Kreativität, an Weisheit und Erfahrung. Die<br />
Kunst sei es, trotz der Verluste Kraft für Neues zu haben und<br />
stärker kulturell tätig zu werden. Hier liege die große Chance<br />
von Kulture<strong>in</strong>richtungen wie <strong>Museen</strong>. Besonders attraktiv seien<br />
generationenübergreifende Angebote, die Programmen „speziell<br />
für Senioren“ vorzuziehen seien. Se<strong>in</strong> Fazit lautete: Wenn man
für ältere Menschen plane, dann beziehe man <strong>in</strong> der Regel jüngere<br />
mit e<strong>in</strong>. Plane man für jüngere Besucher, schließe man ältere<br />
meist aus.<br />
Die zentrale Frage nach dem Lernen im 21. Jahrhundert behandelte<br />
Prof. Bob Fryer, Mitglied von NIACE und Mitbegründer<br />
der Lernkampagne für Erwachsene <strong>in</strong> Großbritannien. Fryer wies<br />
auf den grundlegenden Wandel im Berufsleben h<strong>in</strong>, der geprägt<br />
sei von ständigen Veränderungen. Die Politik reagiere auf gesellschaftliche<br />
Veränderungen mit wechselnden Bildungsplänen.<br />
Stand früher das Fachwissen im Mittelpunkt, spreche man nunmehr<br />
von Kompetenzen, die es zu fördern gelte, um bessere Arbeitskräfte<br />
zu erhalten. Die Verlagerung der Bildungs<strong>in</strong>halte alle<strong>in</strong>e<br />
auf Softskills und Kompetenzen - wie sie im Moment bei<br />
Schulpolitikern so beliebt seien – reichten jedoch nicht aus, so<br />
Frayer: e<strong>in</strong> Pilot, der nur über soziale Kompetenzen verfüge, kann<br />
ke<strong>in</strong> Flugzeug sicher starten, fliegen und landen. In jedem Fall<br />
gehöre also die Vermittlung von Fachwissen grundlegend zur Aus-<br />
und Fortbildung dazu. Um auf die sich ständig ändernde Lebens-<br />
und Arbeitssituation angemessen reagieren zu können, seien vor<br />
allem Kreativität und Innovationen gefragt. Daher erfordere das<br />
Lernen im 21. Jahrhundert folgende Inhalte und Ziele: Learn<strong>in</strong>g<br />
to know; learn<strong>in</strong>g to do; learn<strong>in</strong>g to live together; learn<strong>in</strong>g to be;<br />
learn<strong>in</strong>g to susta<strong>in</strong>. Lernen müsse alltäglich und normal werden,<br />
überall, jederzeit und für jeden zugänglich und realisierbar.<br />
Nach diesen e<strong>in</strong>führenden Grundsatzreferaten verteilten sich<br />
die Teilnehmer <strong>in</strong> sechs Workshops, die e<strong>in</strong>zelne Aspekte der Erwachsenenbildung<br />
anhand von praktischen Übungssequenzen<br />
vorstellen, diskutieren und vertiefen sollten. In der Regel betreuten<br />
zwei Dozenten (e<strong>in</strong>er aus Museumssicht, e<strong>in</strong>er von der<br />
Erwachsenenbildung kommend) die Workshops zu den Themen<br />
Mobilität für europäische Experten <strong>in</strong> der Erwachsenenbildung,<br />
<strong>in</strong>terkultureller Dialog, Lernen und Kreativität im Erwachsenenleben,<br />
bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> sowie Evaluation<br />
von Lernangeboten für Erwachsene.<br />
Der Workshop zur Evaluierung von Programmen wurde von<br />
Jan Novitzky von NIACE und von Abigail Hackett, e<strong>in</strong>er freiberuflichen<br />
Museumsberater<strong>in</strong> geleitet. Grundlage jeder Evaluation<br />
sei es, das Zusammenzutragen der Gründe, warum man diesen<br />
Prozess durchführen wolle ebenso wie das Zusammenstellen der<br />
Fragen, auf die man sich Antworten erhoffe. So banal und selbstverständlich<br />
diese Schritte auch manchem ersche<strong>in</strong>en mögen, so<br />
häufig fehlen sie als erster Teil des Evaluierungsprozesses. Nach<br />
diesen Vorüberlegungen folge Auswahl der Methoden und die Erstellung<br />
e<strong>in</strong>es Zeitplanes, ob man vor, während oder im Anschluss<br />
e<strong>in</strong>es Angebots die Evaluation durchführen wolle.<br />
Dass Evaluierung nicht immer nur e<strong>in</strong> wissenschaftlich strukturierter<br />
Prozess se<strong>in</strong> muss, sondern dass auch e<strong>in</strong>fache, kreative<br />
und gestalterische Methoden Auskunft über Erfolg und<br />
Zufriedenheit oder Misserfolg und Unzufriedenheit der TeilnehmerInnen<br />
von Erwachsenenangeboten geben können, zeigten die<br />
Praxisbeispiele dieses Workshops. Neben dem klassischen Fragebogen<br />
lassen auch von den Besuchern gestaltete Postkarten, die<br />
Erarbeitung von M<strong>in</strong>d maps, Besuchertagebücher und ähnliches<br />
erkennen, wo Schwächen und Stärken <strong>in</strong> den Bildungsangeboten<br />
der <strong>Museen</strong> liegen.<br />
E<strong>in</strong> anderer Workshop widmete sich der Zusammenarbeit mit<br />
ausländischen Mitbürgern. Beispiele aus italienischen <strong>Museen</strong><br />
wurden vorgestellt, zunächst aber auch hier grundlegende Fragen<br />
diskutiert. Wenn <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> von der Vermittlung des kulturellen<br />
Erbes gesprochen werde, gehe man häufig von e<strong>in</strong>em sehr<br />
engen, lokal begrenzten Begriff von „kulturellem Erbe“ aus und<br />
vergesse oftmals, die jeweilige Kultur der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Dabei<br />
wäre das Museum, als sozusagen neutraler, dritter Ort, e<strong>in</strong>e ideale<br />
E<strong>in</strong>richtung, um den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern.<br />
Tagungsteilnehmer im Grundtvig Center Vartov.<br />
Berichte/Aktuelles 59
60 Berichte/Aktuelles<br />
Nicht vergessen werden sollte, dass der Dialog e<strong>in</strong> langer Prozess<br />
und ke<strong>in</strong> endgültiges Ergebnis sei. E<strong>in</strong> wichtiges Ziel sei es,<br />
das Gespräch zwischen Individuen zu fördern, das anhand von<br />
Sammlungsobjekten <strong>in</strong>tensiv geführt werden könne – wobei es<br />
aber nicht um die Vermittlung von Fachwissen gehe, sondern um<br />
die Bereitschaft des geme<strong>in</strong>samen Dialogs, um die Teilhabe am<br />
kulturellen Leben, darum, Grenzen zu identifizieren und zu überw<strong>in</strong>den.<br />
So haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tur<strong>in</strong>er Museumsprojekt ausländische<br />
Mitbürger e<strong>in</strong>zelne Museumsobjekte ausgewählt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e<br />
ergänzt durch eigene persönliche Objekte präsentiert und dazu<br />
ihre eigene Interpretation, ihre eigene Geschichte erzählt (siehe<br />
hierzu auch die beiden Internetseiten www.mapforid.it und www.<br />
<strong>in</strong>terculturaldialogue.eu).<br />
Gemäß der Tagungsstruktur begann der zweite Tag zunächst<br />
wieder mit Vorträgen im Plenum. David Anderson vom Victoria<br />
and Albert Museum <strong>in</strong> London (Director of Learn<strong>in</strong>g and Interpretation)<br />
brachte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat den Besucher stärker <strong>in</strong> den<br />
Blickpunkt.<br />
Aus der Perspektive der Erwachsenenbildung stellte G<strong>in</strong>a Ebner<br />
von der Europäischen Vere<strong>in</strong>igung für Bildung von Erwachsenen<br />
(EAEA) mit 127 Mitgliedsorganisationen aus 43 Ländern die<br />
unterschiedlichen Bereiche der Erwachsenenbildung vor, die auf<br />
Grund ihrer Tradition sehr differenziert zu sehen s<strong>in</strong>d: von der<br />
Berufsausbildung bis h<strong>in</strong> zu Bildung <strong>in</strong> der Freizeit. Für den Bereich<br />
des Lebenslangen Lernens ist die Frage, wie man Erwachsene<br />
erreicht, die das Lernen nicht gelernt haben, genauso relevant wie<br />
für das Museum die Frage, wie erreicht man den sog. Nichtbesucher,<br />
also jenen, der z. B. nicht gelernt hat, wie das Museum<br />
als Freizeitort zu nutzen ist. Die Österreicher<strong>in</strong>, die seit vielen<br />
Jahren für die EU im Bildungssektor arbeitet, forderte <strong>Museen</strong><br />
auf, ihre gesellschaftliche Relevanz immer wieder aufs Neue unter<br />
Beweis zu stellen, <strong>in</strong>dem sie Angebote für alle gesellschaftlichen<br />
Gruppen, für unterschiedliche soziale, kulturelle oder generationenübergreifende<br />
Gruppen entwickeln. Hierbei gehe es nicht<br />
nur um kulturpolitische Ziele im engeren S<strong>in</strong>ne, sondern um e<strong>in</strong>e<br />
Teilhabe aller Gesellschaftsschichten am kulturellen Leben und<br />
damit letztlich um e<strong>in</strong>en Prozess der Ausgewogenheit und des<br />
friedlichen Mite<strong>in</strong>anderlebens.<br />
Beispiele aus der Praxis folgten diesen grundlegenden Vorträgen.<br />
So stellte Katr<strong>in</strong> Tölle von der Kunsthalle Emden das Fotoprojekt<br />
„Dich kenne ich doch“ vor, das sich <strong>in</strong>sbesondere an<br />
ErzieherInnen richtet. Carlotta Goulden aus Großbritannien berichtete<br />
von e<strong>in</strong>em Museumsprojekt mit Gefangenen unter dem<br />
Motto „Inspire <strong>in</strong>side“. Man wollte jene Menschen erreichen, die<br />
bisher noch ke<strong>in</strong>e Museumserfahrungen hatten und ihnen kulturelle<br />
Orte näher br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> f<strong>in</strong>nisches und e<strong>in</strong> englisches Netzwerk<br />
belegten die Wichtigkeit von erfolgreicher Zusammenarbeit<br />
von <strong>Museen</strong> und Bildungse<strong>in</strong>richtungen im regionalen Bereich.<br />
In F<strong>in</strong>nland werden Methoden gesucht, um Museumsmitarbeiter<br />
die notwendigen Kompetenzen für die Bildungsarbeit mit Erwachsenen<br />
zu vermitteln unter anderem auch durch E-learn<strong>in</strong>g<br />
Programme. Brunella Manzardo von der museumspädagogischen<br />
Abteilung des Castello Rivoli – Museum für zeitgenössische Kunst<br />
stellt ihr Lexikon für zeitgenössische Kunst <strong>in</strong> der Gebärdensprache<br />
vor.<br />
Den Abschluss bildeten Vertreter<strong>in</strong>nen des Deutschen Museumsbundes<br />
mit der Vorstellung ihrer Datenbank zu museums-<br />
pädagogischen Angeboten an deutschen <strong>Museen</strong>. Die Ergebnisse<br />
e<strong>in</strong>er Umfrage, bei der sich über 1000 <strong>Museen</strong> beteiligten, wird<br />
im W<strong>in</strong>ter 2010 im Internet unter www.museumbildet.de nachzulesen<br />
se<strong>in</strong>. Sie wird über die unterschiedlichen Programme für die<br />
verschiedenen Ziel- und Altersgruppen, über die Methoden und<br />
Angebotsformate <strong>in</strong>formieren.<br />
Nicht nur die <strong>in</strong>ternationalen Praxisbeispiele, sondern auch<br />
die Grundsatzreferate der Kopenhagener Tagung zeigten, wie<br />
wichtig es für <strong>Museen</strong> ist, neben K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und<br />
Schülern die größer werdende Zielgruppe der Erwachsenen und<br />
hier vor allem auch die älteren Museumsbesucher und jene mit<br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stärker durch vielfältige Angebote anzusprechen.<br />
Wichtige Partner s<strong>in</strong>d hierbei die Experten aus der<br />
Erwachsenenbildung, die man als Kooperationspartner gew<strong>in</strong>nen<br />
sollte. Daher wird es e<strong>in</strong>e Fortsetzung der <strong>in</strong>ternationalen Zusammenarbeit<br />
und der Vernetzung der <strong>Museen</strong> unter dem Namen<br />
„LEM – The Learn<strong>in</strong>g Museum“ geben (www.lemproject.eu).<br />
Viele <strong>Museen</strong> verfügen nicht über eigenes pädagogisches<br />
Fachpersonal. Gerade hier bietet es sich an, Hilfe und Unterstützung<br />
von externen Exparten vor Ort oder <strong>in</strong> der Region zu<br />
suchen: Volkshochschulen, kirchliche oder berufliche Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
können wichtige Partner se<strong>in</strong> und das notwendige<br />
methodische Fachwissen für das Lernen im 21. Jahrhundert auch<br />
<strong>in</strong> <strong>Museen</strong> mit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.
Der Bundesverband Museumspädagogik lud se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>zwischen 900<br />
Mitglieder zur diesjährigen Tagung <strong>in</strong> die „Kulturhauptstadt Ruhr<br />
2010“ e<strong>in</strong>. Thema der Tagung war die Frage nach der Rolle der<br />
Kulturarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich permanent verändernden Gesellschaft.<br />
Können Kulture<strong>in</strong>richtungen den Wandel mitgestalten? Können<br />
sie Zukunft mitgestalten und nachhaltige Impulse für die betroffene<br />
Region geben?<br />
Als Tagungsort diente e<strong>in</strong> Ort, der solch e<strong>in</strong>en Wandel vollzogen<br />
hat: die Welterbestätte Zeche Zollvere<strong>in</strong>. Erst vor wenigen<br />
Monaten hatte dort, im Gebäude der ehemaligen Kohlenwäsche,<br />
das neu konzipierte Ruhr Museum mit 6.000 m² Ausstellungsfläche<br />
se<strong>in</strong>e Tore geöffnet und zieht seitdem Tausende von Besuchern<br />
an. Neben zahlreichen Touristen kommen vor allem auch<br />
Familien aus der direkten Umgebung, die seit vielen Generationen<br />
hier Arbeit gefunden hatten. Dieser traditionsreiche Ort, den viele<br />
als langjährigen Arbeitsplatz und identitätsstiftenden Raum erlebt<br />
hatten, war e<strong>in</strong> idealer Schauplatz für die Veranstaltung.<br />
Nach e<strong>in</strong>em kurzweiligen E<strong>in</strong>führungsgespräch der Gastgeber<br />
und Veranstalter folgte e<strong>in</strong> vergnüglicher Vortrag des englischen<br />
Schriftsteller Roy Kift, der aus se<strong>in</strong>er britischen Perspektive unter<br />
dem Motto „Ruhr 2010. E<strong>in</strong> Engländer stolpert durchs Revier“<br />
e<strong>in</strong>en gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden kabarettistischen Blick auf das Revier<br />
„Ruhr 2010“ warf.<br />
Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Ruhr Museum, He<strong>in</strong>rich<br />
T. Grütter, stellte das neue Haus vor, def<strong>in</strong>ierte zunächst für<br />
die fast 200 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik das Ruhrgebiet<br />
und erläuterte das Konzept des neuen Ruhrmuseums. Das<br />
Ruhrgebiet ist <strong>in</strong> zahlreiche verwaltungspolitische E<strong>in</strong>heiten gegliedert,<br />
die für den Außenstehenden nur schwer zu greifen s<strong>in</strong>d.<br />
Verb<strong>in</strong>dendes Element der Region ist die Kohle bzw. der Kohleabbau.<br />
Für die Konzeption des neuen Ruhr Museums erschien es dem<br />
Konzeptteam daher notwendig, dem Besucher diese Landschaft<br />
und ihre Besonderheiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Abteilung vorzustellen.<br />
Das Museum vere<strong>in</strong>t verschiedene Museumstypen wie das Naturkunde-,<br />
das Archäologische und das Geschichtsmuseum unter<br />
e<strong>in</strong>em Dach. Diese drei Sparten werden aber nicht gesondert präsentiert,<br />
sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierenden Ausstellung mite<strong>in</strong>ander<br />
komb<strong>in</strong>iert. Man wollte den E<strong>in</strong>fluss des Menschen auf die Natur<br />
zeigen (vor allem beim Kohleabbau), den Besucher aber auch mit<br />
Hilfe von Bildern aus der Realität mit Mythen und Klischees der<br />
Region konfrontieren. In den authentischen Ort der Kohlenwäsche<br />
haben der Architekt Rem Kohlhaas und das Gestaltungsbüro<br />
HG Merz wenig e<strong>in</strong>gegriffen und mit viel Gespür und großem<br />
Ideenreichtum zusätzliche Verb<strong>in</strong>dungswege, Ausstellungsflächen<br />
sowie Schauvitr<strong>in</strong>en, Stellwände und Stelen geschaffen. Den drei<br />
so gewonnenen Ausstellungsebenen s<strong>in</strong>d dabei die Kategorien<br />
Gegenwart, Gedächtnis und Geschichte zugeordnet.<br />
Der Soziologe Michael Hofmann von der Friedrich-Schiller<br />
Universität <strong>in</strong> Jena näherte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag den Begriffen<br />
Region und Generation. Er stellte zur Diskussion, ob sich Generationen<br />
besonders <strong>in</strong> Phasen länger anhaltender regionaler Prosperität<br />
herausbilden und geprägt werden oder ob sich nicht eher im<br />
regionalen Strukturwandel <strong>in</strong>dividuelle soziale und wirtschaftliche<br />
Kompetenzen ausbilden. E<strong>in</strong>e Folgerung dieser Entwicklung<br />
sei e<strong>in</strong>e mobile Umorientierung im Gegensatz zur bisherigen regionalen<br />
B<strong>in</strong>dung. <strong>Museen</strong> können <strong>in</strong> diesem Prozess e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle e<strong>in</strong>nehmen, weil sie die kollektiven Prägungen und die<br />
neuen Akteure aufzeigen können.<br />
An sechs Praxisbeispielen für unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen<br />
wurde regionale Bildungsarbeit mit Vorbildcharakter<br />
vorgestellt. E<strong>in</strong> Beispiel für ganz junge Museumsbesucher stellte<br />
Doris Edler, Kunstvermittler<strong>in</strong> am Kunstmuseum Gelsenkirchen,<br />
mit „Ich will dir was… – K<strong>in</strong>der und Eltern erleben Kunst“ vor.<br />
Seit 2008 bietet das Kunstmuseum dieses Spezialprogramm für<br />
K<strong>in</strong>dergärten an. Ziele ist es, nicht nur K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen mit<br />
Berichte/Aktuelles 61<br />
Die bewegte Region.<br />
Kultur vermitteln -<br />
Wandel gestalten<br />
Jahrestagung des Bundesverbandes<br />
Museumspädagogik <strong>in</strong> Essen, 21.-24.10.2010<br />
Hannelore Kunz-Ott<br />
Ruhr Museum Essen: Kohlenwäsche mit Kokskohlenbunker.
62 Berichte/Aktuelles<br />
a Blick <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>derausstellung „Helden“.<br />
b Durchblick vom Themenbereich „Christianisierung“ auf die<br />
Abteilung „Eiszeit“.<br />
den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>s Museum zu holen, sondern auch die Eltern zum<br />
Museumsbesuch e<strong>in</strong>zuladen. Unter sich und mite<strong>in</strong>ander erfahren<br />
K<strong>in</strong>der und Erwachsene eigene Zugänge zur Kunst, werden selber<br />
aktiv und erleben das Museum positiv als e<strong>in</strong>en aktiven Freizeit-<br />
und Erlebnisort.<br />
Christiane Freudig vom Consol Theater Gelsenkirchen berichtete<br />
von „pottfiction. Theater, Kunst und Camps für Jugendliche<br />
der Metropole Ruhr“, e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>jährigen theaterpädagogischen<br />
Projekt mit sieben K<strong>in</strong>der- und Jugendtheatern der Metropole<br />
Ruhr, e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Theater, der Stiftung Mercator und<br />
RUHR.2010. Ziel war es, Jugendlichen durch künstlerische Ansätze<br />
und kreative Methoden e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der<br />
eigenen Zukunft zu ermöglichen und gestalterische Formen zu<br />
suchen, die sie im öffentlichen Raum präsentieren sollten (www.<br />
pottfiction.de).<br />
Auch das Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />
(LWL) betrat mit se<strong>in</strong>er „HELDEN-Werkstatt“ neue<br />
kulturhistorische Pfade. In dem museumspädagogischen Projekt<br />
suchten rund 2.000 Schüler ruhrgebietsweit fast drei Jahre lang<br />
mit Kunst-, Kultur- und Medienvermittlern nach Leit- und Streitfiguren<br />
<strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart, die sie mit dem Begriff<br />
„Helden“ verb<strong>in</strong>den. 37 Schulen beteiligten sich und gestalteten<br />
unter der Leitung des LWL- Industriemuseums mit Anja Hoffmann,<br />
Referent<strong>in</strong> Bildung und Vermittlung und neue Vorsitzende<br />
des Bundesverbandes Museumspädagogik, mithilfe museumsspezifischer<br />
Methodenvielfalt e<strong>in</strong>e eigene K<strong>in</strong>der- und Jugendausstellung,<br />
die parallel zur großen Sonderausstellung „HELDEN“ <strong>in</strong><br />
der Henrichshütte <strong>in</strong> Hatt<strong>in</strong>gen zu sehen war (siehe HELDEN-<br />
Werkstatt unter www.helden-ausstellung.de).<br />
Die Idee e<strong>in</strong>es transatlantischen Brückenschlags mit Hilfe des<br />
Social Web steht h<strong>in</strong>ter dem deutsch-amerikanischen Schülerprojekts<br />
„Build<strong>in</strong>g a Transatlantic Bridge“, das die Projektleiter<strong>in</strong><br />
Stephanie Buchholz vorstellte. Schulen aus Pennsylvania und dem<br />
Ruhrgebiet, also aus von der Schwer<strong>in</strong>dustrie geprägten Regionen,<br />
nutzen und erproben neue Medien für nachhaltige museumspädagogische<br />
Projekte sowie für die geme<strong>in</strong>same Gemäldeausstellung<br />
„Feuerländer – Regions of Vulcan“. (http://build<strong>in</strong>gatransatlanticbridge.blogspot.com)<br />
Bei dem Projekt „Sag, was war die DDR?“ des K<strong>in</strong>dermuseums<br />
FEZ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, vorgestellt von Stefan Ostermeyer, handelt es sich<br />
ebenfalls um e<strong>in</strong>e Ausstellung, die K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen e<strong>in</strong><br />
differenziertes und privates Bild auf die ehemalige DDR geben<br />
will. Auf die Gefahr h<strong>in</strong>, nicht systematisch alle historische Fakten<br />
zu liefern, stützt sich die Ausstellung auf subjektive Aussagen<br />
von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, die diese <strong>in</strong> persönlichen Aufzeichnungen<br />
gegen Ende der 70er Jahre <strong>in</strong> der DDR festhielten.<br />
Die jungen Ausstellungsbesucher werden durch die Gedanken und<br />
Schicksale ihrer Altersgenossen direkt angesprochen und tauchen<br />
e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Land, das sie nur noch vom Hörensagen der Eltern oder<br />
aus dem Geschichtsbuch kennen. Die Wanderausstellung „Sag,<br />
was war die DDR?“ ist dabei als offene Frage zu verstehen, als<br />
Angebot, sich e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung zu bilden. (www.fez-berl<strong>in</strong>.de/<br />
<strong>in</strong>dex.php?id=273).<br />
Mit persönlichen Lebensgeschichten und Kommentaren von<br />
Zeitgenossen arbeitet auch das Dokumentationszentrum Alltagskultur<br />
der DDR <strong>in</strong> Eisenhüttenstadt, dessen Leiter Andreas Ludwig<br />
vom Umgang mit den D<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus berichtete. Das 1980<br />
gegründete Museum <strong>in</strong> Eisenhüttenstadt begleitet den gesellschaftlichen<br />
Transformationsprozess auf dem Gebiet der früheren<br />
DDR, <strong>in</strong> dem nach se<strong>in</strong>em Sammlungskonzept alltägliche D<strong>in</strong>ge<br />
zusammenträgt, immer verbunden mit der Bitte um Gespräche<br />
über deren Gebrauchs- und Erfahrungsdimensionen. Damit wechselt<br />
das Museumspublikum – ob Jung oder Alt – <strong>in</strong> die Rolle des<br />
Miterlebenden (www.museum-eisenhuettenstadt.de).<br />
Mit der Fragestellung, was und wie nachhaltig veränderte
die jeweilige Kulturhauptstadt Europas des Jahres mit ihren zahlreichen<br />
kulturellen Veranstaltungen e<strong>in</strong>e Region, befassten sich<br />
drei ausländische Beiträge. An den Beispielen von der Großregion<br />
Luxemburg 2007, Liverpool 2008 und L<strong>in</strong>z 2009 erfuhr man, dass<br />
die gezielt e<strong>in</strong>gesetzten Geldern e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> kulturellen Großprojekten<br />
aber auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelle kle<strong>in</strong>ere Maßnahme sehr wohl<br />
e<strong>in</strong>e nachhaltige, auch identitätsstiftende Wirkung besitzen. Bei<br />
den europäischen Beispielen überzeugte vor allem das Beispiel<br />
der „Kulturlots<strong>in</strong>nen“ aus L<strong>in</strong>z, wie wichtig es ist, neben großen<br />
Events für die Allgeme<strong>in</strong>heit auch Initiativen für bildungsferne<br />
Gruppen, <strong>in</strong> diesem Fall speziell für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
zu fördern und zu unterstützen (www.l<strong>in</strong>z09.at/de/projekt-<br />
2106389/kulturlots<strong>in</strong>nen.html).<br />
In se<strong>in</strong>em Tagungsresümee formulierte Max Fuchs, Direktor<br />
der Akademie Remscheid, langjähriger Vorsitzender der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />
kultureller K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung und Vorsitzender<br />
des Deutschen Kulturrats, prägnant die momentanen Herausforderungen<br />
für die <strong>Museen</strong> und fasste sie <strong>in</strong> fünf Begriffe<br />
zusammen:<br />
Zielgruppen: Auch <strong>Museen</strong> stehen – siehe Hamburg – mehr denn<br />
je unter e<strong>in</strong>em Legitimationsdruck. Sie müssen beweisen, dass<br />
sie mit ihren Angeboten alle Gruppen der Gesellschaft erreichen<br />
und nicht nur das sog. Bildungsbürgertum. Die Tagung zeigte,<br />
auf welche Art und Weise man auch für kulturferne Schichten<br />
attraktive Angebote entwickeln und wie man alle Altersgruppen<br />
im Museum erreichen kann.<br />
Integration: Nicht nur <strong>in</strong> der Tagespolitik sondern auch <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />
wird das Integrationsthema aktuell und disparat diskutiert. Auch<br />
hier haben <strong>Museen</strong> als wichtiger Teil der Kulture<strong>in</strong>richtungen ihren<br />
Beitrag zu leisten.<br />
Wandel: Schon immer, nicht nur heute, gab es gesellschaftlichen<br />
Wandel. <strong>Museen</strong> müssen sich heute fragen, ob sie die richtigen<br />
Inhalte vermitteln und die altersgemäßen Methoden e<strong>in</strong>setzen.<br />
Schule: Nicht nur im Rahmen der politischen Bildungsdiskussion<br />
müssen sich auch <strong>Museen</strong> näher mit Schulen befassen. Durch die<br />
E<strong>in</strong>führung der Ganztagsschule <strong>in</strong> allen Bundesländern wird für<br />
viele K<strong>in</strong>der und Jugendliche die frei verfügbare Zeit kritisch.<br />
Von e<strong>in</strong>zelnen Projekten mit Schulen müssen auch <strong>Museen</strong> nachhaltige<br />
Strukturen schaffen, damit sie von Leuchtturmprojekten<br />
h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er regelmäßigen Kooperation kommen. Da der aktuelle<br />
Jugendkulturbarometer zeigte, dass Jugendliche nur selten<br />
Hochkulture<strong>in</strong>richtungen nutzen, ist der Weg über die Schule<br />
e<strong>in</strong> wichtiger Schritt, auch diese Zielgruppe zu erreichen und ihnen<br />
Teilhabe an den Kulture<strong>in</strong>richtungen zu ermöglichen. Drei<br />
Faktoren entscheiden dabei über das Gel<strong>in</strong>gen: der ökonomische<br />
Faktor (kostenloser E<strong>in</strong>tritt), der geographische Faktor (Erreichbarkeit<br />
der Kulture<strong>in</strong>richtung) und der Bildungsfaktor (der Bildungsgrad<br />
des Elternhauses).<br />
Partizipation: Die Kriterien der Partizipation (Subjektorientierung,<br />
Stärkeorientierung, Handlungsorientierung, Empowerment<br />
und Prozessorientierung) müssen <strong>in</strong> der museumspädagogischen<br />
Arbeit, aber auch im Museum selbst zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden. Im Konzert aller Kulture<strong>in</strong>richtungen müssen <strong>Museen</strong><br />
noch stärker ihr Potential und ihre Besonderheit herausstellen.<br />
Mehr denn je ist das Museum als Bildungsort für alle Gesellschaftsschichten<br />
gefragt.<br />
Welche wichtige Rolle Museumspädagogik für das Museum<br />
spielt, das stellte der Direktor des Museums Folkwang, Hartwig<br />
Fischer, beim Empfang der Tagungsteilnehmer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em neuen<br />
Museum deutlich heraus. Bildung und Vermittlung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentrales<br />
Anliegen des Museums seit se<strong>in</strong>er Gründung durch Karl<br />
Ernst Osthaus im Jahr 1902 und erst recht seit se<strong>in</strong>er Erweiterung<br />
durch den Neu- und Umbau des Architekten David Chipperfield<br />
2010. Der Umgang mit Werken der bildenden Kunst sollte<br />
vor allem junge Menschen dazu befähigen, ihr Leben kreativ und<br />
Berichte/Aktuelles 63<br />
verantwortungsvoll selbst zu bestimmen. Diesen Gedanken formulierte<br />
Osthaus mit den Worten „Wandel durch Kultur, Kultur<br />
durch Wandel“ – e<strong>in</strong> Satz, der bis heute nichts von se<strong>in</strong>er Aktualität<br />
verloren hat und der zum Motto der diesjährigen Kulturhauptstadt<br />
wurde. Mit dem Ziel, das Museum Folkwang als e<strong>in</strong>e<br />
Stätte der lebhaften Diskussion und des Austausches mit Kunst,<br />
Kultur und Leben regional und überregional zu etablieren, wurde<br />
e<strong>in</strong> Bildungsangebot für verschiedene gesellschaftliche Gruppen<br />
entwickelt.<br />
Seit 2010 verleiht der Folkwang-Museumsvere<strong>in</strong> für herausragendes<br />
Engagement <strong>in</strong> der Vermittlung von Kunst verschiedener<br />
Kulturen und über Grenzen h<strong>in</strong>weg den mit 25.000 Euro dotierten<br />
Internationalen Folkwang-Preis. Erster Preisträger 2010 ist der<br />
Direktor des Londoner British Museum, Neil MacGregor. Der Internationale<br />
Folkwang-Preis wird alle zwei Jahre im Gedenken an<br />
Karl Ernst Osthaus verliehen.<br />
Welchen Wandel die Ruhr-Region erlebt hat und welche kulturellen<br />
Orte <strong>in</strong> den letzten Jahren entstanden s<strong>in</strong>d, davon konnten<br />
sich die Teilnehmer bei den Exkursionen überzeugen. Neue<br />
<strong>Museen</strong>, <strong>in</strong>novative Vermittlungsangebote, anregende Vorträge<br />
und <strong>in</strong>tensive Gespräche bei launiger Musik, bei der vor allem die<br />
bayerischen Teilnehmer<strong>in</strong>nen begeistert das Tanzbe<strong>in</strong> geschwungen<br />
haben, sowie launige Moderatoren, die sich die Bälle zuwarfen<br />
(Leont<strong>in</strong>e Meijer-van Mensch und Andreas Grünewald-<br />
Steiger) – <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e gelungene Tagung des Bundesverbandes<br />
Museumspädagogik.
64 Berichte/Aktuelles<br />
Inventarisation –<br />
Dokumentation<br />
21. EDV-Tage Theuern, 22.-24.9.2010<br />
EDV-Tage Theuern 2010: Blick <strong>in</strong> den Tagungsraum.<br />
Bett<strong>in</strong>a Burkhardt<br />
Zum <strong>in</strong>zwischen 21. Mal trafen vom 22.-24. September 2010<br />
Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet im spätbarocken<br />
Schloss Theuern zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen,<br />
Erfahrungen aber auch Probleme beim EDV-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Museen</strong>,<br />
Bibliotheken und Archiven auszutauschen. Zur Freude der Veranstalter<br />
– dem Haus der Bayerischen Geschichte/Augsburg, der<br />
Generaldirektion der staatlichen Archive <strong>Bayern</strong>s/München, dem<br />
Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern/Schloss Theuern sowie<br />
der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
– konnte nach zwei eher teilnehmerschwachen Jahren mit etwa<br />
80 Anmeldungen e<strong>in</strong> wieder erstarkendes Interesse an den EDV-<br />
Tagen im Allgeme<strong>in</strong>en und am diesjährigen Thema im Besonderen<br />
registriert werden.<br />
Die Sammlung ist die conditio s<strong>in</strong>e qua non e<strong>in</strong>es jeden Museums.<br />
Sie zu bewahren, zu vermitteln, zu erforschen und auszustellen<br />
zählt neben dem Sammeln selbst zu den Kernaufgaben der<br />
Museumsarbeit. Um für diese wiederum e<strong>in</strong> adäquates Fundament<br />
zu schaffen, bedarf es über die (An)Sammlung von Objekten h<strong>in</strong>aus<br />
deren schriftlicher bzw. digitaler Erfassung. Mit der Aufnahme<br />
von Informationen zum und über das Objekt erfolgt der<br />
Übergang von der Ansammlung zur Sammlung, wird e<strong>in</strong> Überblick<br />
über den Bestand und damit die „Ordnung der D<strong>in</strong>ge“ überhaupt<br />
erst ermöglicht.<br />
Diesem Schwerpunkt – genauer: der EDV-gestützten Inventarisierung<br />
und Dokumentation von Sammlungs- und Archivgut –<br />
galten <strong>in</strong> diesem Jahr die Beiträge im Tagungssaal des Theuerner<br />
Schlosses. Begrüßt durch den Hausherren Michael Ritz erhielten<br />
die Teilnehmer am ersten Veranstaltungstag e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />
die browserbasierte Inventarisierungssoftware VINO (Virtuel Internet-Objects),<br />
die von Ulrich Gloede <strong>in</strong> Kooperation mit der<br />
Landesstelle entwickelt wurde und dort seit 2009 für die Verwaltung<br />
des Bildarchivs im E<strong>in</strong>satz ist. Ebenfalls vorgestellt wurde das<br />
Objektmanagement-System MuseumPlus, das (auf Empfehlung<br />
der Landesstelle) <strong>in</strong>zwischen etwa 130 nichtstaatliche <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> für die Sammlungsverwaltung nutzen. Der Objektfotografie<br />
als Teil des Inventarisierungsprozesses wandte sich am Nachmittag<br />
Dr. Markus Hundemer vom Referat Dokumentationswesen/<br />
Bildarchiv des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, zu.<br />
Er verwies während se<strong>in</strong>er praktischen Vorführung darauf, dass<br />
mit digitalen Spiegelreflexkameras und Photoshop bereits bezahlbare<br />
Hard- und Softwarelösungen zur Verfügung stünden, die<br />
auch nicht spezialisiertem Personal die professionelle Aufnahme<br />
von Objekten sowie deren digitale Nachbearbeitung ermöglichen.<br />
Positiv bewertete er zudem das Verfahren der stationären Fotografie<br />
(Tethered Shoot<strong>in</strong>g), bei dem die Kamera direkt mit dem<br />
PC verbunden und über e<strong>in</strong>e Softwareanwendung von diesem aus<br />
gesteuert wird: Die Übertragung der Bilddateien erfolgt dabei direkt<br />
auf den PC, wodurch der Kopiervorgang vom Speichermedium<br />
entfällt. Mittels zuvor def<strong>in</strong>ierter Parameter können die Bilder<br />
mit e<strong>in</strong>deutigen Date<strong>in</strong>amen (bspw. Präfix – fortlaufende (Inventar)Nummer<br />
– Suffix) direkt im Zielordner abgelegt werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ermöglicht die sogenannte „Live-View-Funktion“<br />
e<strong>in</strong>e realistische Darstellung und sofortige Kontrolle (Schatten,<br />
Auflösung, etc.) der Aufnahme am Monitor. Hieraus ergeben sich<br />
gerade bei der Dokumentation größerer Bestände Vorteile h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Qualitätssicherung und Bearbeitungszeit.<br />
In e<strong>in</strong>em Round-Table-Gespräch, an dem sich Dr. Bernhard<br />
Grau (Staatsarchiv München), Clemens Menter (Haus der Bayerischen<br />
Geschichte), Dr. Viktor Pröstler (Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>) sowie Michael Ritz beteiligten,<br />
wurde zum Tagesausklang die Frage der Erfassungsqualität<br />
von Objekten und Archivalien diskutiert. Dabei unterstützen auch<br />
zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum die Tendenz h<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>er vermehrt flachen Erst<strong>in</strong>ventarisierung sowie zur zweckgemäßen<br />
Digitalisierung und Objektfotografie (Internet, Pr<strong>in</strong>t, Da-
tenbank), die nicht zuletzt den begrenzen f<strong>in</strong>anziellen, zeitlichen<br />
und personellen Ressourcen der Häuser – denen oft proportional<br />
höhere Bestände gegenüber stehen – geschuldet ist.<br />
Nach e<strong>in</strong>em kurzen Begrüßungswort des Landrats Richard<br />
Reis<strong>in</strong>ger erwartete die Teilnehmer am zweiten Veranstaltungstag<br />
e<strong>in</strong> dichtes Programm aus Theorie und Praxis: Während sich die<br />
Vorträge am Vormittag den Themen Austauschmöglichkeiten und<br />
Schnittstellen für Kulturgutdaten im Internet, neue Richtl<strong>in</strong>ien,<br />
Probleme und Lösungen bei der Erschließung von Archivalien sowie<br />
der Frage des Urheberrechtes bei Bildaufnahmen widmeten,<br />
hatten am Nachmittag acht Softwareanbieter Gelegenheit, ihre<br />
Produkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie von Kurzbeiträgen zu präsentieren.<br />
Als Eröffnungsredner <strong>in</strong>formierte Axel Ermert vom Institut<br />
für Museumsforschung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> über bereits existierende und<br />
<strong>in</strong> Planung bef<strong>in</strong>dliche Vernetzungsstandards für <strong>Museen</strong>, die<br />
perspektivisch e<strong>in</strong>en vere<strong>in</strong>fachten digitalen Kulturdatentransfer<br />
auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene gewährleisten sollen.<br />
Zu diesem Zweck entwickelte die Fachgruppe Dokumentation des<br />
Deutschen Museumsbundes das Datenübergabe- bzw. Harvest<strong>in</strong>g-<br />
(engl. „ernten“) Format museumdat. Dieses für Publikation und<br />
Recherche optimierte Austauschformat ermöglicht unabhängig<br />
von der hauseigenen Inventarisierungssoftware die standardisierte<br />
Übermittlung von Objektkerndaten an Museumsportale wie<br />
das BAM-Portal, von denen aus wiederum die Internet-Plattform<br />
„europeana“ als zentrales Onl<strong>in</strong>emedium zur Zusammenführung<br />
des kulturellen europäischen Erbes ihre Daten generiert. Überdies<br />
formierte sich im Herbst 2009 <strong>in</strong>nerhalb des Fachkomitees für<br />
Dokumentation (CIDOC) des International Council for Museums<br />
(ICOM) die Arbeitsgruppe „Data Harvest<strong>in</strong>g and Interchange“, die<br />
seither die Weiterentwicklung der bestehenden Formate museumdat<br />
(D), CDWA Lite (USA) und Spectrum (UK) zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />
anerkannten Metadatenformat forciert. Das Ergebnis<br />
dieser Initiative – LIDO draft 0.9 (Lightweight Information Describ<strong>in</strong>g<br />
Objects) – wurde im November 2010 auf der ICOM-Generalkonferenz<br />
<strong>in</strong> Shanghai vorgestellt. Dass neben Bestrebungen<br />
zur Homogenisierung von Datenübertragungsmöglichkeiten, auch<br />
die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es kontrollierten Vokabularaustausches besteht,<br />
wurde im zweiten Teil des Vortrags deutlich. E<strong>in</strong> Lösungsansatz<br />
hierfür steht seit 2005 mit dem kostenlosen Web-Service<br />
www.museumsvokabular.de zur Verfügung, für den die Fachgruppe<br />
Dokumentation, das Zuse-Institut Berl<strong>in</strong>, das digicult-SH-Projekt<br />
und das Institut für Museumsforschung verantwortlich zeichnen.<br />
Die Seite stellt <strong>in</strong> Form von Thesauri, Wortlisten, Semantiken,<br />
u. Ä. Hilfsmittel zur Beschreibung von Vokabularen bereit, die<br />
wiederum über die Schnittstelle museumvok-ws <strong>in</strong> das eigene Inventarisierungsprogramm<br />
<strong>in</strong>tegriert werden können. Mit dem Ziel<br />
den Anwendungsbereich auf den angloamerikanischen Sprachraum<br />
auszuweiten, wird „museumvok“ von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />
Arbeitsgruppe aktuell zum Format „vocnet“ weiterentwickelt.<br />
Dass auch Archive dazu aufgefordert s<strong>in</strong>d, neue Wege zu beschreiten,<br />
<strong>in</strong>dem sie sich stärker des Internets und se<strong>in</strong>er Netzwerke<br />
bedienen, thematisierte Joachim Kempers vom Staatsarchiv<br />
München <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag. Ausgangspunkt se<strong>in</strong>er Ausführungen<br />
bildeten die neuen Erschließungsrichtl<strong>in</strong>ien für Archivgut <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
(2008/2010), die e<strong>in</strong>en „modernen Erschließungsansatz“ anstreben.<br />
Demnach sollten Archivalien zugunsten e<strong>in</strong>es generellen<br />
Benutzerzugriffs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en flachen Verzeichniszustand versetzt<br />
werden und damit die Beschleunigung der Informationsversorgung<br />
sowie die Dissonanz zwischen steigenden Abgabemengen<br />
bzw. Verzeichnisrückständen und s<strong>in</strong>kenden Personalzahlen abfedern.<br />
Wie jedoch, so lautete die Frage des Vortragenden, könnten<br />
daraus resultierende qualitative Defizite zukünftig ausgeglichen<br />
werden? Trotz bestehender Vorbehalte plädierte er für e<strong>in</strong>e vorsichtige<br />
Nutzbarmachung von kollaborativen und <strong>in</strong>teraktiven<br />
Elementen des Web 2.0. Durch die Präsentation von digitalisier-<br />
Berichte/Aktuelles 65<br />
ten Archivalien und F<strong>in</strong>dmitteln können, wie die Beispiele „Monasterium“<br />
im Bereich von Urkunden, common projects (z. B. Nationalarchiv<br />
der Niederlande) oder die Kooperation zwischen dem<br />
Digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs und Wikipedia/Wikimedia<br />
im Bereich von Fotos und Bildern belegen, Synergieeffekte erzielt<br />
werden, die e<strong>in</strong>e Ergänzung und Vermehrung von Erschließungs<strong>in</strong>halten<br />
(bed<strong>in</strong>gt) begünstigen. Welche Möglichkeiten die Präsenz<br />
von Archiven <strong>in</strong> sozialen Netzwerken wie facebook eröffnen<br />
könnten, demonstrierte Kemper an e<strong>in</strong>em Beispiel des Österreichischen<br />
Staatsarchivs. Voraussetzung für derartige Erfolge sei<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> möglichst breites Angebot an Archivalien im Netz,<br />
das im Idealfall verschieden <strong>in</strong>teressierte Nutzerkreise zum Wissensaustausch<br />
motivieren kann. In diesem Zusammenhang wurde<br />
evident, dass über die dafür notwendige Verzeichnung und Digitalisierung<br />
h<strong>in</strong>aus auch die Moderation des e<strong>in</strong>gehenden Informationsflusses<br />
entsprechende personelle Ressourcen b<strong>in</strong>det.<br />
Zudem, so beobachtet Kemper kritisch, richtet sich der Fokus im<br />
archivischen Web 2.0 aktuell weniger auf „klassische“ Archivgüter<br />
als auf Fotografien und andere Bilddokumente.<br />
Hieran knüpfte <strong>in</strong>direkt der Folgebeitrag von Robert Kirchmaier<br />
(Bayerische Staatsgemäldesammlung) an. Er beschloss den<br />
Vormittag mit e<strong>in</strong>em von zahlreichen Publikumsfragen begleiteten<br />
Exkurs <strong>in</strong> das tückenreiche Feld des Urheberrechts bei der<br />
Verwertung von Bildaufnahmen. Wie die Wortmeldungen erkennen<br />
ließen, besteht hier vor allem Informationsbedarf beim Thema<br />
Publikation von Bildern im Internet.<br />
Am Nachmittag öffnete sich der Vorhang dann für acht<br />
Softwareanbieter und die von ihnen entwickelten Datenbanklösungen<br />
zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Museen</strong>, Archiven und Bibliotheken.<br />
Der Reihenfolge nach erhielten die Teilnehmer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> die Funktionsweisen von: Adlib (Klaus Bulle), AUGIAS (Karl-<br />
Theo Heil), digiCULT (Frank Dührkoph), Imdas Pro (Thomas Orgel),<br />
FAUST (Doris Land), Robotron*Daphne (Torsten Bobe), HiDA<br />
(Paul Bantzer) und MuseumPlus (Boguslaw Ubik-Perski). Ohne<br />
an dieser Stelle im Detail auf die e<strong>in</strong>zelnen Produkte e<strong>in</strong>gehen<br />
zu können, lassen sich e<strong>in</strong>ige Tendenzen zusammenfassend darstellen.<br />
So zeichnet sich von technischer Seite zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e<br />
deutliche H<strong>in</strong>wendung zu browserbasierten Systemen (digiCULT<br />
web, HiDA 4 web, Imdas web, eMuseumPlus 5.5), zum anderen<br />
e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für die Notwendigkeit der Implementierung von<br />
Schnittstellen wie museumvok/museumdat ab (Adlib, digiCULT,<br />
MuseumPlus 5.5). Zudem tragen die vorgestellten Softwarelösungen<br />
vermehrt den sich wandelnden Anforderungen an Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
Rechnung, <strong>in</strong>dem sie Zusatzmodule für Bereiche<br />
wie Dokumenten-(AUGIAS), Projekt- (robotron*Daphne; MuseumPlus<br />
5.5) oder Veranstaltungsmanagement (HIDA 4 expo; MuseumPlus<br />
5.5) aufnehmen. Auch die Nutzerfreundlichkeit sche<strong>in</strong>t<br />
stärker <strong>in</strong>s Blickfeld der Entwickler zu rücken. Durch Optionen<br />
zum Aktivieren bzw. Deaktivieren von Datenfeldern und Registern<br />
können je nach Aufgabenstellung und Zuständigkeitsbereich,<br />
<strong>in</strong>dividuelle Erfassungsmasken/-profile erstellt (FAUST; HIDA 4<br />
expo; MuseumPlus 5.5) und/oder redaktionell kontrolliert werden<br />
(robotron*Daphne).<br />
Zum Abschluss der EDV-Tage kamen am Freitagvormittag<br />
dann schließlich die Anwender zu Wort. Den Auftakt machte<br />
Susanne Klemm, Leiter<strong>in</strong> des Fränkischen Museum Feuchtwangen,<br />
mit e<strong>in</strong>em Erfahrungsbericht über die Digitalisierung von<br />
Inventarblättern: Ausgangsmaterial bildete hier e<strong>in</strong> wissenschaftliches<br />
Inventar von 6.500 vorgedruckten DIN A4-Seiten, die mit<br />
Schreibmasch<strong>in</strong>e ausgefüllt und zum Teil um handschriftliche<br />
Notizen ergänzt wurden. Die von der Landesstelle geförderte Inventarisierungsmaßnahme<br />
verlief dann <strong>in</strong> drei Stufen: In e<strong>in</strong>em<br />
ersten Schritt wurden die e<strong>in</strong>zelnen Inventarblätter gescannt, mit<br />
OCR-Erkennung bearbeitet und als Excel-Tabelle ausgegeben.<br />
Während der zweiten Phase erfolgte der Import der Daten <strong>in</strong> die
66 Berichte/Aktuelles<br />
hauseigene Software MuseumPlus. Damit lag als Zwischenergebnis<br />
e<strong>in</strong>e Rohdatenmenge von 6.500 Datensätzen, ohne Bilder und<br />
mit gelegentlichen, aus der Digitalisierung resultierenden Textverwerfungen<br />
und Fehlern vor. E<strong>in</strong> wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
übernahm im letzten Teil der Maßnahme die Nachbearbeitung der<br />
E<strong>in</strong>träge, die neben der bed<strong>in</strong>gten Datenkorrektur, die Aktualisierung<br />
und Ergänzung von Datierung, Literatur, Standort etc. sowie<br />
das Fotografieren des jeweiligen Objekts und dessen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
<strong>in</strong> die Datenbank umfasste. Insgesamt bewertete Frau Klemm das<br />
Digitalisierungsprojekt aufgrund der erheblichen Zeitersparnis<br />
gegenüber e<strong>in</strong>er manuellen E<strong>in</strong>gabe als positiv. Sie verwies allerd<strong>in</strong>gs<br />
auf den nicht zu unterschätzenden Nachbearbeitungsaufwand,<br />
der sich – trotz e<strong>in</strong>er vertretbaren Fehlerquote von unter<br />
5% bei der Texterkennung – auf etwa 400 Stunden für ca. 1.000<br />
Objekte belief. Aus ihrer Perspektive sei die Effizienz e<strong>in</strong>es solchen<br />
Vorhabens vordergründig von der Qualität des Ausgangsmaterials<br />
– dessen Bearbeitungsstand, Zuverlässigkeit und Aktualität<br />
– abhängig. Ferner rechne sich e<strong>in</strong>e Digitalisierung <strong>in</strong> Anbetracht<br />
verhältnismäßig hoher Kosten (<strong>in</strong> diesem Fall 5.900 Euro) nur bei<br />
entsprechend umfassenden Inventarblattbeständen.<br />
E<strong>in</strong>e Kosten-Nutzenrechnung ganz anderer Art stellte die<br />
Landeshauptstadt München h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen Dokumentationssoftware für ihre vier Städtischen<br />
<strong>Museen</strong> (Stadtmuseum München, Städtische Galerie im Lenbachhaus,<br />
Villa Stuck, Jüdisches Museum München) auf: Wie Dr. Elisabeth<br />
Stürmer und Dr. Bernhard Wörrle berichteten, erg<strong>in</strong>g im<br />
Jahr 2003 e<strong>in</strong> Stadtratsbeschluss über die Anschaffung e<strong>in</strong>es Museumsmanagementsystems,<br />
der über die digitale Erschließung auf<br />
e<strong>in</strong>e ökonomische Nutzbarmachung der (Archiv-)Bestände zielte.<br />
Zukünftig sollen E<strong>in</strong>nahmen aus dem Verkauf von Bildrechten –<br />
nach Rückzahlung der Zusatzf<strong>in</strong>anzierung an die Kämmerei – dem<br />
Budget des Stadtmuseums zufließen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />
galt es e<strong>in</strong>e Softwarelösung zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>erseits den heterogenen<br />
Gesamtbestand von drei Millionen Objekten, andererseits<br />
die IT-Strategie der Landeshauptstadt München (Nutzung freier<br />
Software und offener Standards für die städtische Verwaltung)<br />
berücksichtigte. Nach zwei EU-weiten Ausschreibungen erhielt<br />
2009 die Firma Robotron mit „Daphne 2“ den Zuschlag. Das<br />
Unternehmen hatte für und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dresden bereits die Vorgängerversion,<br />
„Daphne 1“ entwickelt. Die Entscheidung, so Stürmer, war jedoch<br />
primär der Tatsache geschuldet, dass Robotron zu diesem Zeitpunkt<br />
als e<strong>in</strong>ziger Anbieter mit e<strong>in</strong>em den Anforderungen entsprechenden,<br />
webbasierten System („Daphne 1“) aufwarten konnte.<br />
Seither durchläuft „Daphne 2“ e<strong>in</strong>e Entwicklungsphase, die,<br />
wie Dr. Wörrle anmerkte, zwar gewisse Gestaltungsspielräume<br />
auf Hersteller- und Anwenderseite eröffnet, durch den Aufwand<br />
für Tests, Fehlerbeschreibungen u. Ä. jedoch mit erheblichen und<br />
<strong>in</strong> diesem Maße unerwarteten Mehrkosten verbunden ist. Die<br />
bisherigen Erfahrungen, basierend auf der aktuell e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Testversion, zeigen zudem, dass die Plattformunabhängigkeit sich<br />
nachteilig auf die Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit der Software auswirkt.<br />
Weitere Kritikpunkte beschreiben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichsweise<br />
komplizierten Handl<strong>in</strong>g sowie der verhältnismäßig ger<strong>in</strong>gen Flexibilität<br />
<strong>in</strong>sofern Änderungen alle<strong>in</strong> vom Entwickler umgesetzt<br />
werden können. Der E<strong>in</strong>schätzung Dr. Wörrles folgend, habe die<br />
IT-Strategie der Landeshauptstadt München <strong>in</strong> diesem Fall – zum<strong>in</strong>dest<br />
mittelfristig – das Gegenteil des <strong>in</strong>tendierten Effekts erreicht<br />
(starke Herstellerabhängigkeit, überdurchschnittlich hohe<br />
Kosten und e<strong>in</strong>geschränkte Entscheidungsspielräume).<br />
Den Tagungsausklang gestalteten Dr. Wolfgang Jahn (Haus<br />
der Bayerischen Geschichte), Ulrich Gloede (CD-Lab Bonn) sowie<br />
Dr. Markus Hundemer, Marion-Isabell Hoffmann (Bayerisches<br />
Landsamt für Denkmalpflege, Ref. Dokumentation) und Ed Gartner<br />
(CD-Lab GmbH Nürnberg). Ihre Beiträge vermittelten – vom<br />
Aufbau über die Strukturierung und Inventarisierung bis h<strong>in</strong> zur<br />
professionellen Digitalisierung – e<strong>in</strong>en umfassenden E<strong>in</strong>druck über<br />
den aktuellen Entwicklungsstand im Bereich der Bildarchive.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sensation hatte schlussendlich noch Herr Dr.<br />
Hundemer zu vermelden. Geme<strong>in</strong>sam mit Ed Gartner hatte er e<strong>in</strong><br />
neuartiges Verfahren zur Langzeitarchivierung von Fotografien<br />
entwickelt, dessen verlustfreie Qualität er mit „druckfrischen“<br />
Testergebnissen <strong>in</strong> Theuern bestätigen konnte.<br />
L<strong>in</strong>ks zu den e<strong>in</strong>zelnen Datenbank-Anbietern:<br />
www.adlibsoft.com<br />
www.adlibsoft.com<br />
www.athenaeurope.org<br />
www.augias.de<br />
www.digicult.museen-sh.de<br />
www.edvtage.de<br />
www.europeana.eu<br />
www.imdas.at<br />
www.land-software.de (FAUST)<br />
www.lido-schema.org<br />
www.monasterium.net<br />
www.museumdat.org<br />
www.museumsvokabular.de<br />
www.robotron-daphne.de<br />
www.startext.de (HiDA)<br />
www.zetcom.ch (MuseumPlus)
Die Tagung “stART.10” baute auf die im Vorjahr sehr gut rezipierte<br />
„stART.09“ auf, die es sich erstmals zum Ziel gesetzt hatte,<br />
über Anwendungsmöglichkeiten von Social Media im Kulturbereich<br />
zu <strong>in</strong>formieren, Anregungen zu vermitteln und e<strong>in</strong>en Austausch<br />
anzubieten.<br />
Das diesjährige Treffen lief unter dem Motto „Rid<strong>in</strong>g the<br />
Avalanche – Erfolgreich den Trend Social Media nutzen“: Am<br />
8.9.2010 gab es e<strong>in</strong>führende Auftaktvorträge für <strong>Museen</strong> und<br />
am 9. und 10.9. folgte die eigentliche Tagung parallel <strong>in</strong> sieben<br />
Räumen mit E<strong>in</strong>führungen, Vorträgen und Praxisberichten zu den<br />
Aspekten: Geschäftsmodelle/ Fundrais<strong>in</strong>g, Mobile Web, Web 2.0.<br />
allgeme<strong>in</strong> und Web-Technologien.<br />
Als Auftakt vermittelte Prof. Dr. Carsten W<strong>in</strong>ter, Hannover,<br />
sehr anschaulich, wie Künste und Kultur sich weg von e<strong>in</strong>er<br />
(von Künstlern gemachten und von Institutionen verwalteten)<br />
„Push-Kultur“, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er (vom Publikum zunehmend selbst zusammengestellten)<br />
„Pull-Kultur“ bewegen. Dies bedeute für die<br />
Institutionen auch, neue Taktiken zu entwickeln, um ihr Zielpublikum<br />
zu erreichen. Im Kle<strong>in</strong>en berichteten e<strong>in</strong>ige der geladenen<br />
Referenten von erfolgreichen Projekten, die erst durch<br />
die stART.09 <strong>in</strong>spiriert und entwickelt worden waren, so u. a.<br />
Sebastian Hartmann, Neanderthal Museum Mettmann, der mit<br />
dem „neanderweb 2.0“ Facebook für se<strong>in</strong> Museum eroberte, e<strong>in</strong>en<br />
Blog eröffnete und „Mr. N.“– e<strong>in</strong>e bereits sehr beliebte nachgebildete<br />
Figur e<strong>in</strong>es Neanderthalers im menschlichen Maßstab,<br />
der die Besucher im E<strong>in</strong>gang empfängt – twittern lässt. E<strong>in</strong> noch<br />
unerreichtes Vorbild zeichnete Shelley Bernste<strong>in</strong>, Brooklyn Museum,<br />
mit den zahlreichen Web2.0 Aktivitäten ihres Hauses zum<br />
Abschluss der Tagung auf. So erlaubte beispielsweise e<strong>in</strong>e Kamera<br />
den Besuchern der Fotoportrait-Austellung „Black list Project“,<br />
ihre eigenen Erfahrungen mit ihrer Hautfarbe aufzuzeichnen und<br />
so (mit) zu teilen. Diese stark genutzte <strong>in</strong>teraktive Station, deren<br />
Aussagen man vor Ort ansehen konnte (und die teils noch immer<br />
onl<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d), war <strong>in</strong>tegrativer und gleichwertiger Bestandteil der<br />
Ausstellung.<br />
Abschließend lässt sich festhalten, dass nur authentische Berichte<br />
und fachliche Neuigkeiten im Web 2.0 ankommen, ke<strong>in</strong>e<br />
„Werbetexte“. Referenten sollten e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />
erlauben, berichten, woran sie forschen und was für neue Projekte<br />
angedacht s<strong>in</strong>d. Im Grunde war der Tenor der Erfahrungen, den<br />
Anderen, den man erreichen will, als Person zu denken (und nicht<br />
als Masse!), als e<strong>in</strong> Gegenüber, das <strong>in</strong>teressiert ist und respektvoll<br />
behandelt werden will. Allerd<strong>in</strong>gs ist diese Form der Kommunikation<br />
sehr arbeitsaufwändig und pflege<strong>in</strong>tensiv. Während das l<strong>in</strong>eare<br />
Modell von Sender und Empfänger obsolet sche<strong>in</strong>t, verspricht<br />
die neue „virale“ Kommunikation Interessierte zu begeistern, die<br />
im Schneeballverfahren mit ihren vielen Freunden und deren<br />
Freunden bzw. verknüpften Communities <strong>in</strong>teressante Inhalte teilen.<br />
Wenn es der Zufall so will, kann sich der Bekanntheitsgrad<br />
e<strong>in</strong>er Institution <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile steigern und damit virtuell das<br />
ganz reale Interesse schaffen, sich e<strong>in</strong> eigenes Bild e<strong>in</strong>es (Ihres?)<br />
Museums zu machen!<br />
Mehr Informationen, Programm und e<strong>in</strong>zelne Beiträge unter www.<br />
startconference.org<br />
stART.10 – rid<strong>in</strong>g<br />
the avalanche<br />
Tagung 8.-10.9.2010, Duisburg<br />
Sab<strong>in</strong>e Garau<br />
Logo stART.10.<br />
Berichte/Aktuelles 67
68 Berichte/Aktuelles<br />
Christliche Religion<br />
im musealen Kontext<br />
19. Tagung bayerischer, böhmischer,<br />
oberösterreichischer und sächsischer<br />
Museumsfachleute, Freistadt,<br />
30.9.-2.10.2010<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Tagungsteilnehmer auf Stadtexkursion auf dem Freistädter<br />
Marktplatz.<br />
Erstmals war der Verbund Oberösterreichischer <strong>Museen</strong>, das<br />
jüngste Mitglied im Kreis der vier Länder, die sich e<strong>in</strong>mal jährlich<br />
auf Museumsebene zu e<strong>in</strong>em Erfahrungsaustausch treffen, Veranstalter<br />
und – um es gleich vorweg zu sagen – er spielte diese Rolle<br />
sehr gut. Das Veranstaltungszentrum im historischen Salzhof <strong>in</strong><br />
Freistadt, rund 30 km nördlich von L<strong>in</strong>z im Mühlviertel gelegen,<br />
bot für die fast 80 angemeldeten Teilnehmer e<strong>in</strong>en angenehmen<br />
Rahmen, um sich über den Stellenwert und den Umgang mit ihren<br />
Beständen mit christlicher Thematik <strong>in</strong> den Sammlungen und<br />
Ausstellungen der Partnerländer zu <strong>in</strong>formieren und Erfahrungen<br />
auszutauschen.<br />
Zum Auftakt der Veranstaltung führte aber zunächst e<strong>in</strong>e<br />
Exkursion <strong>in</strong>s Nachbarland Tschechien, quasi auf den Spuren der<br />
Landesausstellung 2013, die grenzüberschreitend das Mühlviertel<br />
mit der Moldauregion bis Krumau verb<strong>in</strong>den soll. E<strong>in</strong> wichtiger<br />
Schauplatz wird dann das Zisterzienserkloster Hohenfurth (Vyssi<br />
Brod) se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das 1991 die Zisterzienser zurückkehrten und das<br />
derzeit restauriert wird. In se<strong>in</strong>em Museum mit Objekten aus der<br />
Klostergeschichte wird dann auch das berühmte Zawisch-Kreuz,<br />
e<strong>in</strong> mit Edelste<strong>in</strong>en und Perlen besetztes Kreuz, das dem ungarischen<br />
Königshof zugeschrieben wird, zu sehen se<strong>in</strong>. Die Fahrt<br />
führte weiter nach Krumau (Česky Krumlov), wo das historische<br />
Fotoatelier Seidel, seit 2004 sehenswertes und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art wohl<br />
s<strong>in</strong>guläres <strong>in</strong> situ-Museum, sowie das Regionalmuseum mit se<strong>in</strong>er<br />
neuen Ausstellung zur Stadtgeschichte besichtigt wurden.<br />
Am folgenden Tag begrüßten Dr. Peter Assmann, Direktor der<br />
Oberösterreichischen Landesmuseen und Präsident des Österreichschen<br />
Museumsbundes, und Emil Vierhauser, <strong>in</strong> Personalunion<br />
Vertreter des Freistädter Bürgermeisters und Leiter des örtlichen<br />
Schlossmuseums, die Gäste. Dr. Michael Henker, der Leiter der<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, stellte<br />
die Bedeutung der religiösen Inhalte <strong>in</strong> den Sammlungen der bay-<br />
erischen <strong>Museen</strong> heraus. Von den derzeit 1.350 <strong>Museen</strong> hätten<br />
rund 1.000 e<strong>in</strong>en Bezug zum Tagungsthema. Im ersten, 1939<br />
erschienenen bayerischen Museumshandbuch würden die Reliquien-<br />
und Heiltumssammlungen als frühe Formen der <strong>Museen</strong><br />
bezeichnet und damit direkte Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien hergestellt. Henker<br />
verwies auf Säkularisation und Mediatisierung, die mit der<br />
Zerschlagung der überkommenen Strukturen viele Objekte mit<br />
religiösen Bezügen <strong>in</strong> die Sammlungen gespült haben, und bot<br />
e<strong>in</strong>e reich bebilderte Tour d´horizont durch bayerische <strong>Museen</strong><br />
mit christlichen Inhalten.<br />
In Sachsen s<strong>in</strong>d weniger als e<strong>in</strong> Viertel der Bevölkerung Mitglieder<br />
christlicher Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften. Dadurch ist, wie<br />
Katja M. Mieth, die Direktor<strong>in</strong> der Sächsischen Landesstelle für<br />
Museumswesen feststellte, e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e deutliche Entfremdung<br />
zu christlichen Inhalten <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> zu konstatieren, andererseits<br />
beweisen u. a. erfolgreiche Landesausstellungen das Interesse der<br />
Bevölkerung an religiösen Themen. Sie appellierte an die Kunstmuseen,<br />
nicht nur Grunddaten zu den jeweiligen Werken zu bieten,<br />
sondern auch über die dargestellten Inhalte zu <strong>in</strong>formieren,<br />
und nannte sächsische <strong>Museen</strong> mit neuen Präsentationen christlicher<br />
Kunst, etwa das Schlossbergmuseum Chemnitz, das Stadtmuseum<br />
Bautzen oder das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig.<br />
Über die Aktivitäten der Assoziation tschechischer <strong>Museen</strong><br />
und Galerien mit ihren <strong>in</strong>zwischen 279 Mitgliedern berichtete Dr.<br />
Ludek Benes. Die Akkreditierung der <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Tschechien soll <strong>in</strong><br />
den nächsten beiden Jahren wesentlich vorangetrieben werden.<br />
Sämtliche mobilen Sammlungen werden mit e<strong>in</strong>em Buchwert von<br />
1 CKr. angesetzt. Wichtige Punkte im „Museumsjahr“ der AMG<br />
seien der Wettbewerb „Gloria musealis“ und öffentlichkeitswirksame<br />
Veranstaltungen wie die feierliche Eröffnung der Museumsnächte<br />
<strong>in</strong> Iglau (Jihlava).<br />
Die Geschichte des Sammelns sei auf das Engste mit christlichen<br />
Strukturen verbunden, führte Dir. Dr. Assmann für die ober-
österreichschen Gastgeber aus. Bei e<strong>in</strong>em kurzen Gang durch die<br />
Geschichte Oberösterreichs stellte er die wichtige Rolle des Christentums<br />
heraus, beg<strong>in</strong>nend mit den Klostergründungen im 8. Jh.,<br />
über Wallfahrten, den im 16. Jh. prägenden Protestantismus und<br />
die folgende Gegenreformation. Bei der Gründung des oberösterreichischen<br />
Landesmuseums 1833 erhielt es viele Objekte aus Kirchen<br />
und Klöstern. Im Gegensatz zu alten Diözesen wie Wien und<br />
Salzburg besitzt die vergleichsweise junge Diözese L<strong>in</strong>z ke<strong>in</strong> eigenes<br />
Diözesanmuseum. Teilweise dramatische Zustände beklagte<br />
Assmann <strong>in</strong>nerhalb der oft vernachlässigten naturhistorischen<br />
Sammlungen der Klöster. Die Vergleichsobjekte etwa aus dem 19.<br />
Jh. wären aber von größter Bedeutung für die Biodiversitätsforschung.<br />
Abschließend er<strong>in</strong>nerte Assmann daran, dass neben dem<br />
Christentum auch der Islam, Judentum und Esoterik Themen der<br />
<strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d oder se<strong>in</strong> sollten.<br />
Der Würzburger Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, <strong>in</strong> der Diözese<br />
Leiter der Hauptabteilung Bau- und Kunstwesen, stellte <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Vortrag „<strong>Museen</strong> als selbständige Träger der Botschaft“<br />
die nicht zuletzt von ihm vorangetriebenen Gründungen von <strong>in</strong>zwischen<br />
sieben dezentralen <strong>Museen</strong> zu christlicher Kunst und<br />
christlichen Inhalten vor, die e<strong>in</strong> herkömmliches Diözesanmuseum<br />
ersetzen sollen. In vielen <strong>Museen</strong> präsentiere man den Besuchern<br />
religiöse Objekte, die ihnen <strong>in</strong>zwischen völlig fremd geworden<br />
seien und die sie nicht mehr zuordnen könnten. Es müsse die<br />
Absicht kirchlicher <strong>Museen</strong> se<strong>in</strong>, den Menschen Deutungshilfen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er künstlerischen Sprache zu geben, die Bezug zu ihrer Lebenswelt<br />
herstellt. Die kirchlichen <strong>Museen</strong> sollten dabei nicht missionieren<br />
und den Besuchern ke<strong>in</strong>e Botschaft überstülpen, sondern<br />
als Räume des Dialogs dienen, gleichzeitig nicht zur Selbstdarstellung<br />
missbraucht werden. Lenssen reklamierte <strong>in</strong>nerhalb der<br />
Kirche Freiräume im Umgang mit der Kunst und er<strong>in</strong>nerte daran,<br />
dass der Begriff „Entartete Kunst“ ke<strong>in</strong>e Wortschöpfung der Nazis<br />
sei, sondern aus dem kirchlichen Sprachgebrauch stamme.<br />
Dr. Hana Dvorakova, die Leiter<strong>in</strong> der Ethnographischen Abteilung<br />
des Mährischen Landesmuseums <strong>in</strong> Brünn (Brno), gab e<strong>in</strong>en<br />
fundierten Überblick über die Geschichte der tschechischen und<br />
mährischen <strong>Museen</strong> mit religiösen Bezügen, etwa die Gründung<br />
der Diözesanmuseen <strong>in</strong> Budweis (Česke Budejovice) und Pilsen<br />
(Plsen) 1895, <strong>in</strong> Brünn 1992. In der kommunistischen Ära sei<br />
die religiöse Kunst wertneutral als Kunst präsentiert worden. Für<br />
den Bereich der Volksreligiosität verwies die Redner<strong>in</strong> auf neue<br />
Bestände, etwa die umfangreiche Sammlung e<strong>in</strong>es Magistratsbeamten,<br />
die <strong>in</strong>s Prager Volkskundemuseum übernommen worden<br />
sei, und auf die Bedeutung der Forschungsarbeiten von Gertraud<br />
We<strong>in</strong>hold aus den 1960er Jahren zur Wallfahrtstradition etwa <strong>in</strong><br />
Přibram.<br />
Die Reformation spielt <strong>in</strong> der Geschichte Oberösterreichs e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle. Dennoch war bis zur Gründung des Evangelischen<br />
Museums <strong>in</strong> Rutzenmoos <strong>in</strong> der Bevölkerung kaum bekannt, dass<br />
<strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 16. Jh. Oberösterreich wie das benachbarte<br />
Böhmen mehrheitlich „lutherisch“ waren. In den Zeiten<br />
der Gegenreformation wurden viele, die sich zu der reformierten<br />
Kirche bekannten, vertrieben, andere führten ihren Glauben im<br />
Geheimen fort. Erst 1961 brachte e<strong>in</strong> Toleranzgesetz die volle<br />
Gleichberechtigung. Super<strong>in</strong>tendent i. R. Hansjörg Eichmeyer und<br />
se<strong>in</strong>e Frau Ulrike Eichmeyer-Schmid stellten das Museum vor, das<br />
derzeit auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle im Rahmenprogramm der Landesausstellung<br />
„Renaissance und Reformation“ spielt.<br />
E<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die – vielleicht – mediale Zukunft der <strong>Museen</strong><br />
bot Dr. Ra<strong>in</strong>er Tredt, Cultural Innovations London, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Bericht über das Projekt e<strong>in</strong>er musealen Ausstellung, die geme<strong>in</strong>sam<br />
mit anderen Aktivitäten zur Wiederbelebung des ehemaligen<br />
Klosters Heidenheim beitragen soll. Das Kloster, 752 gegründet<br />
und schon bald zum e<strong>in</strong>zigen Doppelkloster des kont<strong>in</strong>entalen<br />
Europa ausgebaut, war im 16. Jh. von den Ansbacher Markgrafen<br />
Berichte/Aktuelles 69<br />
aufgehoben worden. Die Ausstellung soll nun anhand von drei<br />
Leitepochen (8. Jh. Gründung, 12. Jh. Reformierung, 16. Jh.<br />
Auflösung) die Besucher über die Klostergeschichte <strong>in</strong>formieren,<br />
wobei e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Besucherleitsystem <strong>in</strong>dividuelle Schwerpunktsetzungen<br />
ermöglicht. Erstaunen, aber auch Skepsis rief die<br />
Vorstellung e<strong>in</strong>er Infowand hervor, bei der nach Blickkontakt auf<br />
Hot Spots die gewünschten Informationen differenziert nach Besuchergruppen<br />
(Erwachsene, K<strong>in</strong>der) angezeigt werden sollen.<br />
Die Sammlung Veichtlbauer, e<strong>in</strong>en wichtigen Schwerpunkt<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Bestände des Innviertler Volkskundehauses <strong>in</strong> Ried i.<br />
Innkreis, stellte dessen Leiter<strong>in</strong> Dr. Siegl<strong>in</strong>de Frohmann vor. Pfarrer<br />
Veichtlbauer hatte von 1909 bis zu se<strong>in</strong>em Tod im Jahr 1939<br />
Gegenstände der Volksfrömmigkeit, vor allem auch Amulette und<br />
andere D<strong>in</strong>ge mit zugeschriebenen Heil- und Schutzkräften, gesammelt<br />
und sie dem 1933 eröffneten Museum übergeben. Über<br />
die wissenschaftliche, konservatorische und konzeptionelle Neubearbeitung<br />
der Sammlung religiöser Kunst der Zwickauer Kunstsammlungen<br />
<strong>in</strong>formierten die Restaurator<strong>in</strong> Siegl<strong>in</strong>de Prehn und<br />
die Museolog<strong>in</strong> und Museumspädagog<strong>in</strong> Fabia Günther-Sperber.<br />
Nicht zuletzt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 1920er Jahren zum Schutz gegen Ano-<br />
bienbefall angewendetes Öltränkungsverfahren hat die wertvollen<br />
spätmittelalterlichen und frühbarocken Skulpturen stark<br />
geschädigt. Parallel zu den aufwändigen Sicherungsmaßnahmen<br />
an den Objekten wird derzeit e<strong>in</strong>e neue Ausstellungskonzeption<br />
entwickelt. Die Neupräsentation der religiösen Kunstwerke soll<br />
2014/15 erfolgen.<br />
Der Besuch von Papst Benedikt XVI. 2006 <strong>in</strong> Altött<strong>in</strong>g gab den<br />
Anlass, die Schatzkammer der Wallfahrtskirche, seit dem frühen<br />
16. Jh. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ehemaligen Sakristei beheimatet, auszulagern,<br />
um Raum für e<strong>in</strong>e Kapelle zu erhalten. Die bedeutenden Bestände<br />
der Schatzkammer, unter Ihnen das berühmte „Goldene Rössl“,<br />
erhielten nach kurzer provisorischer Ausstellung e<strong>in</strong> neues, repräsentatives<br />
Quartier. Der Kunstreferent der Diözese Passau, Alois<br />
Brunner M. A., stellte dieses „Haus Papst Benedikt XVI. – Neue<br />
Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ vor, für das e<strong>in</strong> Neubau<br />
(Architekturbüro Brückner & Brückner) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der<br />
Kapelladm<strong>in</strong>istration errichtet wurde. In rekordverdächtigen 10<br />
Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Eröffnung wurde e<strong>in</strong><br />
völlig neuer Rundgang geschaffen, der Themen wie „Menschen<br />
auf dem Weg“ oder „Innehalten“ anspricht. Auch Objekte aus der<br />
Sammlung des aufgelösten Wallfahrts- und Heimatmuseums s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> die Schau e<strong>in</strong>geflossen. E<strong>in</strong> Stadtrundgang, der Besuch des<br />
Schlossmuseums und e<strong>in</strong> abendlicher Empfang <strong>in</strong> der Freistädter<br />
Brauerei schlossen den ersten Vortragstag ab.<br />
„Aus dem Land der Toleranz: Vom musealen Umgang mit<br />
sakraler Kunst <strong>in</strong> der Oberlausitz 1990-2010“ war der Vortrag<br />
von Dr. Marius W<strong>in</strong>zeler, Direktor der Städtischen <strong>Museen</strong> Zittau,<br />
überschrieben, der das Programm des Samstags eröffnete. In den<br />
Zeiten der DDR waren zwar Zeugnisse christlicher Kultur <strong>in</strong> den<br />
<strong>Museen</strong> durchaus vorhanden, doch ruhten bedeutende Sammlungen<br />
unbeachtet <strong>in</strong> den Depots oder im kirchlichen Besitz. Nach<br />
der Wende setzte e<strong>in</strong> großes Interesse an diesen bislang vernachlässigten<br />
Werken e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>en wichtigen Schritt zu ihrer Wiederentdeckung<br />
stellte die erste Sächsische Landesausstellung „Zeit und<br />
Ewigkeit“ <strong>in</strong> der Zisterzienser<strong>in</strong>nen-Abtei St. Marienstern dar. Sie<br />
lockte 1998 360.000 Besucher, darunter über 1.200 angemeldete<br />
Schulklassen, <strong>in</strong> die Oberlausitz und hatte direkte Auswirkungen<br />
auf e<strong>in</strong>e Reihe von Museumsgründungen, etwa die Schatzkammer<br />
<strong>in</strong> St. Marienstern oder das Dommuseum Meißen. Diese Ausstellungen<br />
tragen nun dazu bei, das Selbstverständnis der Oberlausitz<br />
als Land der Toleranz neu zu etablieren. Unter dem Titel „Bergbaukultur<br />
und Religion im Kontext der Museumsarbeit“ befasste<br />
sich anschließend Dr. Ulrich Thiel, Direktor des Stadt- und Bergbaumuseums<br />
Freiberg, mit Zeugnissen der Verb<strong>in</strong>dung von Montanwesen<br />
und Glauben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Museum.
70 Berichte/Aktuelles<br />
Museum rundum: Schützenscheiben im Mühlviertler Schlossmuseum.<br />
2013 soll e<strong>in</strong>e grenzüberschreitende Landesausstellung unter dem<br />
Motto „Hopfen, Salz und Cyberspace“ erstmals <strong>in</strong> oberösterreichischen<br />
und tschechischen Ausstellungsorten stattf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>er<br />
davon ist das Zisterzienserkloster Hohenfurth (Vyssi Brod), das<br />
die Tagungsteilnehmer schon bei ihrer Exkursion hatten besichtigen<br />
können. Mag. Jiri Franc stellte die Planungen vor und berichtete<br />
von Bemühungen, die „Hohenfurther Tafeln“, entstanden um<br />
1350, von der Nationalgelerie <strong>in</strong> Prag zurückzuerhalten. Nachdem<br />
sich Abt Mart<strong>in</strong> Fehlhofer vom Prämonstratenserstift Schlägl und<br />
Mag. Alexandra Loidl vom Stift St. Florian mit der Rolle der Klöster<br />
als nachhaltigen Kulturträgern befasst hatten, wobei viele der<br />
Tagungsteilnehmer wohl etwas mehr Museumsbezug etwa durch<br />
die nähere Darstellung der Initiative „Klösterreich“ erhofft hatten,<br />
stellte Dr. Karel Rechlik, der Direktor des Diözesanmuseums<br />
Brünn (Brno), die Frage nach der adäquaten Präsentation christlicher<br />
Kunst im Museum. Das Museum war zunächst seit 1993<br />
<strong>in</strong> Räumen des August<strong>in</strong>erklosters St. Thomas untergebracht, ist<br />
aber 2007 <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebäude unmittelbar neben dem Brünner Dom<br />
umgezogen. Besonders stimmungsvolle Präsentationsmöglichkeiten<br />
besitzt es <strong>in</strong> dessen Krypta, wo <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellungsreihe<br />
ausgewählte Denkmäler der Brünner Diözese vorgestellt werden,<br />
so unlängst die Wallfahrtskirche Kirite<strong>in</strong> (Krt<strong>in</strong>y). Ausstellungen<br />
f<strong>in</strong>den auch <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum Regensburg<br />
statt.<br />
Überlegungen zu Präsentation und Vermittlung von Sammlungen<br />
zur religiösen Volksfrömmigkeit <strong>in</strong> ihrem Spannungsfeld<br />
zwischen Kunstobjekt und Massenware, zwischen Kontemplation<br />
und Kommerz stellte am Beispiel des von ihr geleiteten Bezirksmuseums<br />
Dachau Ursula K. Nauderer an. Aus e<strong>in</strong>er über 110 Jahre<br />
langen Sammlungstätigkeit besitzt das Museum herausragende,<br />
äußerst umfangreiche Bestände von Objekten der Volksfrömmigkeit.<br />
Daraus werden derzeit <strong>in</strong> drei Abteilungen („Wallfahrt im<br />
Dachauer Land“, „Glaube und Aberglaube“, „Häusliche Andacht“)<br />
460 Objekte gezeigt. Nauderer sprach die Problematik an, dass<br />
sich bei den Schulklassen, die geme<strong>in</strong>sam mit anderen Gruppen<br />
70 % der Besucher ausmachen, immer deutlicher Defizite beim<br />
Allgeme<strong>in</strong>wissen <strong>in</strong> Bezug auf religiöse Themen und Inhalte festzustellen<br />
s<strong>in</strong>d. Neben der persönlichen Betreuung im Rahmen von<br />
Führungen soll künftig e<strong>in</strong> audiogestütztes Führungsangebot speziell<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche zur Verfügung stehen, das derzeit<br />
an e<strong>in</strong>em Dachauer Gymnasium erarbeitet wird. 2013 soll sich<br />
e<strong>in</strong>e Ausstellung mit dem „säkularisierten Umgang mit religiösen<br />
Bildern und Zeichen“, so der Arbeitstitel, ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />
In se<strong>in</strong>em Resümee der Tagung regte Mag. Thomas Jerger, der<br />
Geschäftsführer des Oberösterreichischen Museumsverbunds an,<br />
den Begriff „Volksfrömmigkeit“ durch „Alltagsreligiosität“ zu ersetzen.<br />
Er stellte die Frage, ob es reiche, Objekte zu auratisieren,<br />
ohne ihnen e<strong>in</strong>en tiefgreifenden Unterbau zur Seite zustellen. Die<br />
Zeugnisse aus der christlichen Glaubenswelt könnten <strong>in</strong> unseren<br />
<strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Botschaft transportieren, doch g<strong>in</strong>ge<br />
ihr Verständnis immer mehr verloren. Gerade <strong>Museen</strong> seien aber<br />
bestens geeignet, diesem Verlust entgegenzuwirken.<br />
Dr. Henker dankte den Organisatoren des Oberösterreichischen<br />
Museumsverbundes im Namen aller Teilnehmer herzlich<br />
für die perfekte Organisation der ertragreichen Tagung und die<br />
gastfreundliche Aufnahme. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> freut sich darauf, 2011 turnusgemäß<br />
wieder Ausrichter des nächsten Treffens se<strong>in</strong> zu dürfen.
Zur Tagung „Mit D<strong>in</strong>gen erzählen“ wurde <strong>in</strong> das Landestheater<br />
e<strong>in</strong>geladen, da seit Frühjahr 2010 das Vorarlberger Landesmuseum<br />
umgebaut wird. Se<strong>in</strong>e Wiedereröffnung ist für den Sommer<br />
2013 geplant. Als Architekt für die Präsentation der neuen Dauerausstellung<br />
wurde Mart<strong>in</strong> Kohlbauer aus Wien engagiert (Jüdisches<br />
Museum München etc.). Dies war Anlass genug, unter<br />
dem Titel „relaunch“ im Rahmen von drei Veranstaltungen grundsätzliche<br />
Fragen zur Weiterentwicklung kulturhistorischer <strong>Museen</strong><br />
und zentrale Funktionen des Museums zu überdenken und<br />
zu diskutieren.<br />
Tobias G. Natter, der Leiter des Landesmuseums, eröffnete<br />
die zweite Tagung der Reihe m 4.11.2010 mit e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis auf<br />
den Brockhaus: Zum Thema „Sammlung“ fänden sich lediglich die<br />
Stichpunkte „Geld und Briefmarken“. Für die Präsentation von<br />
Sammlungen <strong>in</strong> Dauerausstellungen s<strong>in</strong>d neue Erzählstrukturen zu<br />
entwickeln. Neue Dauerausstellungen seien nicht <strong>in</strong> Krisenzeiten<br />
durch die Präsentation von Sonderausstellungen zu kompensieren,<br />
so Natter. Auch müsse man Parallelen und Unterschiedlichkeiten<br />
zu Malerei und Theater aufzeigen.<br />
Michael Fehr, Direktor des Instituts für Kunst und Kontext an<br />
der Universität der Künste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, nannte deutlich die Schwachstellen<br />
der Wissensvermittlung. Sie würden häufig kompensiert<br />
durch überhöhten Mediene<strong>in</strong>satz, durch Über<strong>in</strong>szenierung auf<br />
Kosten der Schausammlung oder die Gestaltung von musealen<br />
Schaufenstern. Oft lassen Ausstellungen die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem Objekt vermissen. Modelle für museale Erzählformen ließen<br />
sich an den „Erzählstrukturen <strong>in</strong> der bildenden Kunst und den<br />
Darstellungen europäischer Epochen“ übernehmen. Es stellt sich<br />
die Frage: Lassen sich Regeln aufstellen für das Aufstellen der<br />
Exponate, für das Bestücken von Vitr<strong>in</strong>en? Über<strong>in</strong>szenierung gehe<br />
auf Kosten der Schausammlung – doch wir wollen ke<strong>in</strong>e musealen<br />
Schaufenster mit stillgelegter Ware. Die Forderung nach komplexeren<br />
Strukturen, nach Erzählstrukturen <strong>in</strong> bildlicher Darstellung<br />
und se<strong>in</strong> Vergleich, „das E<strong>in</strong>räumen der Vitr<strong>in</strong>e dem Aufbau e<strong>in</strong>es<br />
Bildes“ vergleichend zu <strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>leuchtend und<br />
nachvollziehbar.<br />
Die Wahrnehmung e<strong>in</strong>es Objektes wird bee<strong>in</strong>flusst durch Art<br />
und Weise ihrer Anordnung. Anhand e<strong>in</strong>facher Beispiele zeigte<br />
Fehr unterschiedliche Betrachtungsweisen auf, anhand verschiedener<br />
Figuren jeweils variierend <strong>in</strong> unterschiedliche räumliche<br />
Beziehung gestellt. Se<strong>in</strong> Vorschlag lautete abschließend: Nicht<br />
präsentieren, sondern Objekte so zeigen, um sie beobachten zu<br />
können, sie zeigen, um zu vermitteln, wie Wissen entsteht.<br />
Michael Parmentier, Humboldt-Universität Berl<strong>in</strong>, zeigte<br />
„Möglichkeiten und Grenzen der Narration im Museum“ auf. Mit<br />
se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gangsworten „jedes D<strong>in</strong>g ist nur das, was es ist, und<br />
nicht das, was es nicht ist“ weist er auf die Mehrdeutigkeit von<br />
D<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>, auf deren Wanderung durch verschiedene Kontexte,<br />
auf den Wechsel der Kontexte, und somit auf das Bedeutungspotential<br />
des e<strong>in</strong>zelnen Objektes. Diesen Prozess fasst er begrifflich<br />
als „manifeste und latente Bedeutung“ zusammen. „D<strong>in</strong>ge<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Erzählmedium“, sie bed<strong>in</strong>gen das Mite<strong>in</strong>ander von Raum<br />
und Sprache, denn die „museale D<strong>in</strong>gwerdung“ ist auf den Raum<br />
angewiesen. Der Rezipient soll die „Reihung der D<strong>in</strong>ge“ so betrachten<br />
können, damit e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong> zeitliches Nache<strong>in</strong>ander<br />
werden kann. Und nicht zu vergessen: Sprache benötigt<br />
Sichtkontakt zu den D<strong>in</strong>gen.<br />
Der Direktor des WienMuseums, Wolfgang Kos, hat große<br />
Zukunftspläne: Das Museum soll e<strong>in</strong>en Neubau bekommen, e<strong>in</strong><br />
Museum des 21. Jahrhunderts. Er sieht diesen Neubau mehr<br />
als Ausstellungshalle denn als Museum. Die Entwicklung neuer<br />
Ausstellungskonzepte, unter Verzicht e<strong>in</strong>er chronologischen Präsentation<br />
und nach dem Motto „schnell+tief“, sieht er vielversprechend<br />
für se<strong>in</strong>e Besucher im 21. Jh. Pr<strong>in</strong>zipiell stellt er sich<br />
„modulare Teilausstellungen“ vor.<br />
Berichte/Aktuelles 71<br />
Mit D<strong>in</strong>gen erzählen:<br />
Die Schausammlung<br />
Tagung im Vorarlberger<br />
Landesmuseum Bregenz, 4.11.2010<br />
Anna-Marita Lang<br />
Beispielhaft für die Dauerausstellung des Altbaues (Kos: „E<strong>in</strong> Gebäude<br />
der Bescheidenheit“) aus dem Jahr 1959 s<strong>in</strong>d Meisterwerke<br />
des Biedermeiers und die „Türkenbelagerung 1683“. E<strong>in</strong>e Neupositionierung<br />
sche<strong>in</strong>t dr<strong>in</strong>gend erforderlich. Mit e<strong>in</strong>er Vielzahl an<br />
Sonderausstellungen konnte Kos erfolgreich se<strong>in</strong> Haus bespielen.<br />
Dabei wurden Erzählkontexte <strong>in</strong> unterschiedlichen Vermittlungsformen<br />
dramaturgisch aufbereitet. Kos zeigte Beispiele von Plakatausstellungen:<br />
„Rotes Wien“, „Zauber der Ferne“, „Gastarbeiter“,<br />
„Alt Wien“ – zum anderen e<strong>in</strong> Beispiel zur Römerabteilung,<br />
„were romans allowed to marry locals“.<br />
Jakob Messerli ist seit Frühjahr 2010 Direktor des Historischen<br />
Museums <strong>in</strong> Bern. Das Museum, Ende des 19.Jh. gegründet, wurde<br />
im letzten Jahr durch e<strong>in</strong>en Neubau mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen Wechselausstellungsfläche<br />
von rund 1200 m² erweitert. Diese Fläche,<br />
bespielt mit e<strong>in</strong>em museums<strong>in</strong>tern entwickelten Wandsystem,<br />
bietet dem Museum variable Ausstellungsmöglichkeiten.<br />
Messerli zeigte als herausragendes Beispiel zum Thema Dauerausstellung<br />
„Burgundische Tapisserien“ (2008) sowie zum Thema<br />
Sonderausstellung das Projekt „Karl der Kühne“ (2008) sowie<br />
e<strong>in</strong>e Ausstellung über „Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>“ (2005). Bezug nehmend<br />
auf die Präsentation der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen<br />
<strong>in</strong> Donauesch<strong>in</strong>gen verdeutlichte er: „Museums seem to be about<br />
objects <strong>in</strong> build<strong>in</strong>gs, they’re really about people“. Er lobte e<strong>in</strong>gängige<br />
Bilder und e<strong>in</strong>fache Medien <strong>in</strong> Analogie zur Kochkunst nach<br />
dem Motto: Keep it simple! und zitierte Karl Friedrich Sch<strong>in</strong>kel:<br />
„Erst erfreuen, dann belehren!“ *<br />
Erfreulicher Weise wird sich auch nach dieser Tagung immer<br />
wieder die Frage nach der Rolle des Objekts stellen, nach<br />
se<strong>in</strong>er Kontextuierung, nach se<strong>in</strong>er Geschichte, nach der Art und<br />
Weise der geeigneten Präsentation. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />
Geschichte, die Erforschung der Provenienz und die E<strong>in</strong>beziehung<br />
der Besucher bieten auch künftig Anlass, „die Schausammlung“<br />
immer wieder zu überdenken und zu diskutieren.<br />
* Folgende Vorträge vom 4.11.2010 konnten von der Autor<strong>in</strong> leider nicht<br />
mehr berücksichtigt werden: Dr. Felicitas Heimann-Jel<strong>in</strong>ek: Das Jüdische<br />
Museum Wien; Dr. Anette Kruszynski: K20K21 – Die Kunstsammlung<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen Düsseldorf; Prof. Dr. Harald Meller: Das Landesmuseum<br />
für Vorgeschichte Halle; Prof. Dr. Kirsten Baumann: Das Museum<br />
der Arbeit Hamburg; Dr. Michaela Reichel: Das Vorarlberger Landesmuseum<br />
Neu
72 Berichte/Aktuelles<br />
Die ersten 25 Jahre<br />
Zum Erfolgsmodell<br />
„Unterfränkischer Museumstag“ 1984-2009<br />
Albrecht A. Gribl<br />
Unterfränkischer Museumstag 1984 <strong>in</strong> Lohr a. Ma<strong>in</strong>: Am Rednertisch<br />
von l<strong>in</strong>ks zu erkennen Dr. Fuger, Frau Dr. Rieger, Frau Dr.<br />
Kunz(-Ott), Dr. Gribl (stehend) - alle Abt. Nichtstaatliche <strong>Museen</strong><br />
- Dr. Kolb, Regierung von Unterfranken.<br />
Der Markt Rimpar mit se<strong>in</strong>em Schloss Grumbach rief im Oktober<br />
2010 erneut die unterfränkische Museumsgeme<strong>in</strong>de zum Museumstag:<br />
Durchaus mit Stolz wollten Bürgermeister und Museumsleiter<br />
das baulich schon arg verfallene Schloss und dessen<br />
<strong>Museen</strong> nach Wiederherstellung und musealer E<strong>in</strong>richtung herzeigen.<br />
Die Regierung von Unterfranken lud <strong>in</strong> bewährter Weise<br />
nun schon zum 26. Mal e<strong>in</strong> und veranstaltete zusammen mit dem<br />
Bezirk und der Landesstelle für die nichtsstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> diesen Tag, den man getrost e<strong>in</strong> „Erfolgsmodell“ nennen<br />
darf. Er war aus der Not geboren worden, aber <strong>in</strong> den letzten<br />
25 Jahren quasi zum stattlichen, selbstbewussten jungen Mann<br />
herangewachsen, <strong>in</strong> ganz Unterfranken und weit darüber h<strong>in</strong>aus<br />
bekannt, ja e<strong>in</strong> Signal für Oberfranken und Schwaben, selbst<br />
regelmäßige Museumstage zu veranstalten. Deshalb sei es dem<br />
Landesstellen-Referenten für Unterfranken, der seit der ersten<br />
Stunde – mit wenigen Ausnahmen – mit dabei war, gestattet, e<strong>in</strong><br />
wenig zurückzublicken.<br />
Begonnen hatte alles, weil man bald nach Beg<strong>in</strong>n der 1980er<br />
Jahre sowohl seitens der damaligen „Abteilung nichtstaatliche<br />
<strong>Museen</strong>“ beim Bayerischen Nationalmuseum als auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Regionen e<strong>in</strong> übermäßiges Anwachsen an <strong>Museen</strong>, unüberlegte<br />
Neuplanungen, mit e<strong>in</strong>em Wort „Wildwuchs“ allenthalben <strong>in</strong> der<br />
Landschaft zu erkennen glaubte. In München versuchte man mit<br />
der Schaffung e<strong>in</strong>iger neuer Referentenstellen gegenzusteuern,<br />
aus Unterfranken meldete sich der besorgte Bezirksheimatpfleger.<br />
Weil aus der Hauptstadt zunächst nur zögerliche Signale kamen,<br />
verbündete er sich mit dem virulenten, über se<strong>in</strong> Gäu weit h<strong>in</strong>ausschauenden<br />
Museumsleiter <strong>in</strong> Lohr am Ma<strong>in</strong> und drohte damit,<br />
zur Selbsthilfe zu greifen und aus den vier Regionen Unterfrankens<br />
um Aschaffenburg, Würzburg, Schwe<strong>in</strong>furt und Fladungen<br />
mit se<strong>in</strong>em damals noch blühenden Rhönmuseum hauptamtliche<br />
Leiter als unmittelbare Anlaufstellen für die kle<strong>in</strong>eren <strong>Museen</strong> zu<br />
gew<strong>in</strong>nen.<br />
Solches Unterfangen rief die amtierende Leiter<strong>in</strong> der Abteilung<br />
<strong>in</strong> München, Frau Dr. Isolde Rieger, auf den Plan, und schon<br />
im Sommer 1984 fuhr sie mit ihrer kle<strong>in</strong>en Schar an Referenten<br />
<strong>in</strong>s Zentrum des geprobten Aufstands, nach Lohr am Ma<strong>in</strong>, um<br />
zusammen mit Bezirksheimatpfleger Dr. Worschech und dem<br />
aus dem Raum München stammenden, dortigen Museumsleiter<br />
Werner Loibl e<strong>in</strong>e erste „Arbeitstagung“ zum Thema Wildwuchs,<br />
und was man dagegen machen könne, durchzuführen. Während<br />
die beiden Vorreiter vor Ort ihr Modell e<strong>in</strong>er Erstberatungsstruktur<br />
und direkter Kontaktpersonen <strong>in</strong> der Region – nicht an Stelle,<br />
sondern neben der Zentrale <strong>in</strong> München – zu verteidigen suchten,<br />
forderten die Münchner e<strong>in</strong>e klare Analyse und fachliche Voraussetzungen<br />
für die Gründung von <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>. 1<br />
Immerh<strong>in</strong> war man geme<strong>in</strong>sam am Tisch gesessen, und e<strong>in</strong>ige<br />
Dutzend meist ehrenamtliche Museumsleiter waren dem Ruf nach<br />
Lohr gefolgt. Bevor man ause<strong>in</strong>anderg<strong>in</strong>g, kam man übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong><br />
Jahr später die Anregungen und Fortschritte zu diskutieren und<br />
an den aufgeworfenen Fragen weiter zu arbeiten.<br />
Der beherzte Lohrer Auftakt veranlasste e<strong>in</strong> gutes Jahr später<br />
die Regierung von Unterfranken und ihren museums<strong>in</strong>teressierten<br />
Präsidenten Dr. Franz Vogt, ihrerseits zu e<strong>in</strong>em zweiten Treffen<br />
e<strong>in</strong>zuladen. Weil e<strong>in</strong>e erste Museumskarte des Bezirks vorliegen<br />
sollte, konnte Regierungspräsident Vogt erst im Spätherbst das<br />
Rundschreiben versenden. Ausgerechnet Fladungen ganz oben<br />
<strong>in</strong> der Rhön mit Rhönmuseum und dem im Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen<br />
Fränkischen Freilandmuseum sollte Ende November 1985 Ausrichter<br />
se<strong>in</strong>. Dass dennoch e<strong>in</strong> Münchner vertreten war, veranlasste<br />
Dr. Worschech zu e<strong>in</strong>em spontanen Buchgeschenk mit der<br />
Widmung „Herrn Dr. Gribl aus Freude, weil er zu frühw<strong>in</strong>terlicher<br />
Novemberzeit <strong>in</strong> das hochnördliche Fladungen zum 2. Ufr. Museumstag<br />
aus dem zentralen München anreiste“.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schar war zusammengekommen, und ihr konnte
Dr. Vogt die neue Museumskarte vorstellen. Obwohl die (heutige)<br />
Landesstelle damals nur 65 <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken zählte, konnte<br />
der Regierungspräsident von rund 100 <strong>Museen</strong> und Sammlungen<br />
e<strong>in</strong>schließlich von Neuplanungen berichten, die erfasst worden<br />
seien. Selbst wenn die Karte nur 5 DM kostete, musste er aber<br />
feststellen, dass ke<strong>in</strong>e große Nachfrage bestehe. Unter dem Motto<br />
„Unsere <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken“ <strong>in</strong>formierte er des Weiteren,<br />
dass im Rahmen des unterfränkischen Landschaftskonzepts und<br />
<strong>in</strong> Anlehnung an das bayerische Museumsentwicklungsprogramm<br />
von 1979 Schwerpunktmuseen im ganzen Land zu benennen<br />
seien. In diesem Zusammenhang er<strong>in</strong>nerte der Kulturreferent der<br />
Regierung, Dr. Peter Kolb, daran, die <strong>in</strong> Lohr vorgeschlagenen vier<br />
Regionen über die hauptamtlichen Museumsleiter zu aktivieren.<br />
Werner Loibl vom Kreismuseum <strong>in</strong> Lohr wusste dazu zu sagen,<br />
dass <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus e<strong>in</strong>e Museumskonzeption für den gesamten<br />
Landkreis erarbeitet werde.<br />
Im Rückblick sei es erlaubt, aus der Rede des Landesstellen-<br />
Referenten zu Entwicklungen seit letztem Jahr zwei museumsgeschichtliche<br />
Details anzufügen:<br />
Zum e<strong>in</strong>en verwies er auf die museumstechnisch-konservatorisch<br />
<strong>in</strong>teressanten Versuche im Freilandmuseum, mittels „Wandtemperierschale“<br />
bessere, d. h. stabilere Klimawerte zu erzielen,<br />
welche bei der Nachmittagsexkursion Museumsleiter Albrecht<br />
Wald erläutern werde, zum anderen entstünde im Bildhäuser Hof<br />
<strong>in</strong> Bad Neustadt/ Saale e<strong>in</strong> großes Tabakpfeifenmuseum, nachdem<br />
von e<strong>in</strong>em Privatsammler aus der Region 1.600 komplette Pfeifen<br />
deutscher Provenienz samt Zubehör und Inventar angekauft worden<br />
seien. Wie bekannt, kam die Unterbr<strong>in</strong>gung dieser Sammlung<br />
<strong>in</strong> der Kreisstadt aus Kostengründen nicht zu Stande, stattdessen<br />
fand sie Aufnahme <strong>in</strong> Oberelsbach.<br />
Schon im dritten Jahr kam e<strong>in</strong> fest umrissenes Feld der praktischen<br />
Museumsarbeit zur Sprache. Der Begriff der „Museumspädagogik“<br />
schwappte damals durch die Museumslandschaften<br />
und versuchte, Konturen zu gew<strong>in</strong>nen. Dabei machte es ihm der<br />
Geschwisterbegriff „Museumsdidaktik“ kaum leichter, und Def<strong>in</strong>itionsversuche<br />
blieben vorwiegend im wissenschaftlich-theoretischen<br />
Diskurs hängen.<br />
Dennoch oder gerade deshalb schlug Dr. Kolb, der „Programm-Macher“<br />
des Museumstages bis zu se<strong>in</strong>em Ruhestandsantritt<br />
2000, dieses Thema für 1986 <strong>in</strong> Würzburg vor und lud<br />
dazu als Vortragende neben dem Unterfranken-Referenten der<br />
Landesstelle den Leiter des Museumspädagogischen Zentrums<br />
(MPZ) <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>, des weiteren für Erfahrungsberichte die<br />
Museumspädagog<strong>in</strong> am Ma<strong>in</strong>fränkischen Museum, Marianne Erben,<br />
und den im Spessartmuseum seit e<strong>in</strong>em Jahr tätigen Museumspädagogen<br />
Herbert Bald.<br />
Natürlich waren ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Antworten zu erwarten,<br />
aber man erfuhr von Ansätzen auf den verschiedenen,<br />
vertretenen Ebenen. Im übrigen wurde die Thematik ähnlich 1995<br />
<strong>in</strong> Bad Königshofen („Schule und Museum“) und gut zehn Jahre<br />
später, 2007 <strong>in</strong> Volkach anlässlich der Fertigstellung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derprogramms<br />
für die Barockscheune, unter dem Titel „Vermittlung<br />
und Museumspädagogik“ wieder aufgegriffen.<br />
1989 g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> Münnerstadt um „Sicherungsmöglichkeiten“<br />
im Museum. Darüber zu referieren war der Leiter der krim<strong>in</strong>alpolizeilichen<br />
Beratungsstelle Würzburg e<strong>in</strong>geladen worden. H<strong>in</strong>tergrund<br />
war die unter Peter Genth enorm angewachsene Sammlung<br />
des Henneberg-Museums – e<strong>in</strong>e Situation, die viele Teilnehmer<br />
aus eigener Erfahrung kannten, weil Sammeltätigkeit und Kriterien<br />
der Sicherheit <strong>in</strong> der Ausstellung gegenseitig nicht Schritt<br />
halten konnten.<br />
Nach fünf Jahren war der Unterfränkische Museumstag, immer<br />
im Herbst von wechselnden Orten veranstaltet, zum anerkannten<br />
Forum für Fortbildung und Austausch der Museumsleiter<br />
und Museumsmitarbeiter geworden. Deswegen sei an dieser Stelle<br />
Berichte/Aktuelles 73<br />
noch von zwei wichtigen Beschlüssen des Bezirks im selben Jahr<br />
berichtet. Se<strong>in</strong> Kulturausschuss hatte <strong>in</strong> Lohr a. M. festgelegt,<br />
zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Anlehnung und Erweiterung der Museumskonzeption<br />
für den Landkreis Ma<strong>in</strong>-Spessart e<strong>in</strong>e Museumskonzeption für<br />
ganz Unterfranken erstellen zu lassen, zum anderen e<strong>in</strong>e Fachkommission<br />
für Vorschläge zur Vergabe von Museumsfördermitteln<br />
des Bezirks e<strong>in</strong>zuberufen. Dieser Kommission sollten neben<br />
dem jeweiligen Bezirksheimatpfleger e<strong>in</strong> Vertreter der Regierung<br />
von Unterfranken, e<strong>in</strong> Vertreter der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> München und zwei Museumsleiter (hauptamtlich,<br />
ehrenamtlich) angehören. Damit war der Bezirk Unterfranken<br />
dem ursprünglichen Zweck der Gründungsversammlung<br />
<strong>in</strong> Lohr nach fünf Jahren e<strong>in</strong> entschiedenes Stück näher gekommen,<br />
den „Wildwuchs“ mit dem Instrumentarium der fachlichen<br />
Prüfung von Neugründungen wie <strong>in</strong>sbesondere der Fördermittelvergabe<br />
e<strong>in</strong>zudämmen.<br />
Wiederum zwei Jahre später versammelte man sich erneut <strong>in</strong><br />
Würzburg auf der Feste Marienberg. Die Rolle der Inventarisation<br />
wurde am 31. Oktober 1991 von mehreren Seiten beleuchtet,<br />
so auch die EDV-gestützte Inventarisierung und e<strong>in</strong> Beispiel aus<br />
der Praxis. Die Teilnehmerliste war mittlerweile auf 92 Personen<br />
angewachsen!<br />
Aber noch Anderes stand explizit auf dem Programm: die<br />
Wahl von zwei Museumsleitern für die Fachkommission des Bezirks<br />
zur Vergabe von Fördermitteln. Zum Vertreter der Hauptamtlichen<br />
wurde Dr. Erich Schneider aus Schwe<strong>in</strong>furt bestimmt,<br />
der Pädagoge Gustav Eichler aus Karlstadt sollte die ehrenamtlichen<br />
Leiter repräsentieren. Etwa alle drei Jahre sollten die beiden<br />
Museumsleiter beim Museumstag bestätigt oder neu gewählt<br />
werden. Doch nicht nur die Fachkommission war damit vollzählig<br />
und konnte ihre Arbeit aufnehmen, auch die Förderrichtl<strong>in</strong>ien des<br />
Bezirks traten mit dem beg<strong>in</strong>nenden Jahr 1991 <strong>in</strong> Kraft, <strong>in</strong> deren<br />
Rahmen erstmals Haushaltsmittel zur Förderung unterfränkischer<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Höhe von zunächst 150.000 DM, später 180.000 DM<br />
bereit gestellt wurden.<br />
Mit Würzburg 1991 und Schwe<strong>in</strong>furt 1992 (Vergütung) war<br />
die Aufbaustufe des Unterfränkischen Museumstages <strong>in</strong> etwa abgeschlossen.<br />
Wichtige Themen wie Konzept, Präsentation, Texte,<br />
Museumspädagogik, Inventarisation und Sicherheit waren angesprochen<br />
worden. Immer mehr Teilnehmer konnten <strong>in</strong>teressiert<br />
werden, zuletzt an die 100 und mehr, so dass fortan die Kapazitätsfrage<br />
für die Wahl der Veranstaltungsorte <strong>in</strong> den Vordergrund<br />
rückte, nicht mehr primär die Bedeutung des/der örtlichen<br />
Museums/<strong>Museen</strong>. Aber auch der Proporz <strong>in</strong>nerhalb des Bezirks<br />
bezüglich Orten und Themen musste gewahrt bleiben. So lag<br />
nahe, etwa im Knauf-Museum bei Iphofen dem Verhältnis von<br />
Orig<strong>in</strong>al und Kopie nachzugehen (1994), <strong>in</strong> der privat getragenen<br />
Rosso-Bianco-Collection <strong>in</strong> Aschaffenburg neue Medien und Unternehmenssprache<br />
im Museum zu reflektieren (1998) oder im<br />
Europäischen Klempner- und Kupferschmiede-Museum Karlstadt<br />
über technische Spezialmuseen zu sprechen (2000).<br />
Das Jahr 2002 leitet nach 17 Jahren <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht<br />
e<strong>in</strong>e neue Stufe im Selbstverständnis dieses regionalen Museumstages<br />
e<strong>in</strong>. Regierungspräsident Dr. Vogt, der bis 1999 jeden Museumstag<br />
mit e<strong>in</strong>er engagierten Ansprache eröffnet hatte, war <strong>in</strong><br />
den Ruhestand getreten, ebenso „se<strong>in</strong>“ Kulturreferent und Museumstagsorganisator<br />
Dr. Kolb. Nach e<strong>in</strong>jähriger organisatorischer<br />
Pause (2001) tritt seit Schwe<strong>in</strong>furt und damit seit dem 18. Museumstag<br />
auch der Bezirkstagspräsident <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Zusammen<br />
mit dem Regierungspräsidenten lädt er e<strong>in</strong>, ist im Regelfall selber<br />
anwesend und spricht e<strong>in</strong> Grußwort. Der neue Kulturreferent der<br />
Regierung, Peter Ditze, lässt es sich nicht nehmen, moderierend<br />
durch den Tag zu führen.<br />
Regierung und Bezirk treten mite<strong>in</strong>ander auf und demonstrieren<br />
die gleiche unterstützende Ges<strong>in</strong>nung, wenn es um die
74 Berichte/Aktuelles<br />
2006 <strong>in</strong> Miltenberg, im Vordergrund von l<strong>in</strong>ks Dr. Gribl (Landesstelle),<br />
Dr. Kahle (Bayer. Landesamt für Denkmalpflege,<br />
Schloss Seehof), Regierungspräsident Dr. Be<strong>in</strong>hofer, 1. Bürgermeister<br />
Biber.<br />
<strong>Museen</strong> im Regierungsbezirk geht. Gewiss, der Bezirk lenkt <strong>in</strong><br />
gewisser Weise die Museumsentwicklung via Bezirksheimatpflege,<br />
Fachkommission und Förderung, zumal se<strong>in</strong>e 1998 errichtete<br />
„Unterfränkische Kulturstiftung“ spürbar die Belange der <strong>Museen</strong><br />
unterstützt, ja sogar <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen <strong>in</strong> die Betriebsträgerschaft<br />
e<strong>in</strong>gestiegen ist. Gegenwärtig liegen die jährlichen Zuwendungen<br />
bei rund 500.000 €. Die Regierung ihrerseits fördert <strong>in</strong>direkt über<br />
Gutachten und Bewilligungen aus überregionalen Förderprogrammen.<br />
So kann dieses Gespann sehr selbstbewusst auftreten. Bis<br />
heute betreibt es im Rahmen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelregion für ganz <strong>Bayern</strong><br />
beispielhafte Museumspolitik.<br />
Doch noch e<strong>in</strong>mal zurück zu den Museumstagen selbst. Zu<br />
beobachten ist, dass die Themen breiter und auch übergeordnete<br />
Aspekte und Zusammenhänge fokussiert wurden. So g<strong>in</strong>g es etwa<br />
2004 <strong>in</strong> Marktbreit um Kooperationspartner des und für das Museum,<br />
2006 <strong>in</strong> Miltenberg um das mitunter schwierige Verhältnis<br />
Denkmal und Museum, oder um Stadtmuseen (Aschaffenburg,<br />
2008) und zuletzt um die Situation der Kunstmuseen <strong>in</strong> Unterfranken<br />
(Schwe<strong>in</strong>furt, 2009). Potentielle Ausrichtungsorte treten<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> Wettbewerb zue<strong>in</strong>ander und bewerben<br />
sich oft schon Jahre vorher – wohl wissend, welches Gewicht seit<br />
langem der jährliche Museumstag hat, und dass 100 Fachleute,<br />
begleitet von den beiden politischen Präsidenten und der Landesstelle<br />
<strong>in</strong> München, beobachtet von der örtlichen und regionalen<br />
Presse, durchaus Werbekraft haben.<br />
So kann abschließend resümiert werden, dass der Unterfränkische<br />
Museumstag aus e<strong>in</strong>er Sorge über zu viele, nicht immer<br />
nötige <strong>Museen</strong> heraus e<strong>in</strong>erseits, aus dem Bedürfnis schneller, gegenseitiger<br />
Hilfe andererseits entstanden war. Die Unterstützung<br />
seitens des Landes wurde verstärkt; die <strong>Museen</strong> empfanden die<br />
regelmäßigen Museumstage zunehmend als willkommenes Forum<br />
für Gespräche und Kontakte; der Tag selber entwickelte sich zur<br />
Institution und professionellen Veranstaltung. Bei heute 170-200<br />
<strong>Museen</strong> im Regierungsbezirk – je nach Kriterienmaßstab 2 – liegt<br />
die Beteiligung seit Jahren bei über 50 %.<br />
Mit 25 durchgeführten Ganztagsveranstaltungen führt der<br />
Unterfränkische Museumstag mit großem Abstand regionale Museumstage<br />
oder ähnliche Tagungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> an – zum Vergleich:<br />
Der Bezirk Mittelfranken lud se<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> 2006 zum 1. „Museumsforum<br />
Franken“; der Bezirk Oberfranken veranstaltet seit<br />
2008 jeweils e<strong>in</strong>e mehrtägige „museumsfachliche Tagung“; der<br />
Bezirk Schwaben führt ebenfalls seit 2008 mehrtägige Fortbildungen<br />
durch.<br />
Unterfranken liegt aus anderer Perspektive im guten Mittelfeld:<br />
Der „Bayerische Museumstag“ zählt unter diesem Titel und<br />
mit Zählbeg<strong>in</strong>n 1981 bisher 15 Begehungen, der „Internationale<br />
Museumstag“ fand 2010 bereits zum 33. Mal statt.<br />
Längst ist aus dem apostrophierten Wildwuchs <strong>in</strong> der unterfränkischen<br />
Museumslandschaft e<strong>in</strong>e „geordnete Vielfalt“<br />
geworden. 3<br />
Wir seitens der Landesstelle freuen uns als Kooperationspartner<br />
durch alle 25 Jahre h<strong>in</strong>durch über das Erreichte, über das<br />
enge und durchwegs kollegiale Netzwerk und über die unzähligen<br />
Fachgespräche wie auch -simpeleien während und am Rand der<br />
Tagungen. Insofern ersche<strong>in</strong>t es nicht vermessen, 25 weitere gute<br />
Museumstage zu wünschen, mit Gew<strong>in</strong>n für Geist und Gemüt.
Die Unterfränkischen Museumstage im Überblick<br />
Jahr Ort Thema<br />
1. 1984 Lohr a.M. Zur Situation der nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken<br />
2. 1985 Fladungen (ke<strong>in</strong> spezielles Thema)<br />
3. 1986 Würzburg Museumspädagogik<br />
4. 1987 Aschaffenburg Präsentationshilfen<br />
5. 1988 Schwe<strong>in</strong>furt Konzept und Präsentation<br />
6. 1989 Münnerstadt Sicherheit im Museum<br />
7. 1990 Karlstadt Texte im Museum<br />
8. 1991 Würzburg Inventarisierung<br />
9. 1992 Schwe<strong>in</strong>furt Vergütung wissenschaftlichen Arbeitens<br />
10. 1993 Oberschwappach <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> historischen Gebäuden<br />
11. 1994 Iphofen, Knauf-Museum Orig<strong>in</strong>al und Kopie<br />
12. 1995 Bad Königshofen Schule und Museum<br />
13. 1996 Fladungen Veranstaltungen im Museum<br />
14. 1997 Münnerstadt Werbestrategien für <strong>Museen</strong><br />
15. 1998 Aschaffenburg, Rosso-Bianco-Collection Neue Medien; Unternehmenssprache im Museum<br />
16. 1999 Würzburg, Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum Neues im Ma<strong>in</strong>fränkischen Museum (Riemenschneider)<br />
17. 2000 Karlstadt, Europäisches Klempner- u.<br />
Kupferschmiede-Museum<br />
Technische Spezialmuseen<br />
- 2001 - -<br />
18. 2002 Schwe<strong>in</strong>furt Medien und Museum<br />
19. 2003 Großostheim Museum im Auf- und Umbau<br />
20. 2004 Marktbreit Kooperationspartner (Presse, Bezirk)<br />
21. 2005 Aschach Sammlungsstrategien und –konzepte, Depot<br />
22. 2006 Miltenberg Denkmal und Museum<br />
23. 2007 Volkach Vermittlung und Museumspädagogik<br />
24. 2008 Aschaffenburg, Schloss Stadtmuseen (Sammlungsaufbau, -konzept, Depotkonzept)<br />
25. 2009 Schwe<strong>in</strong>furt, Kunsthalle Zur Lage der Kunstmuseen <strong>in</strong> Unterfranken<br />
Anmerkungen:<br />
1 Vgl. dazu: Albrecht A. Gribl: E<strong>in</strong>e Museumslandschaft verändert<br />
sich. Zur Situation der nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken,<br />
<strong>in</strong>: Information Nr. 4 (März 1985), Hg. Bayerisches Nationalmuseum,<br />
Abteilung nichtstaatliche <strong>Museen</strong>, S. 3-9; Hannelore<br />
Kunz: Brauchen wir neue <strong>Museen</strong>? Voraussetzungen für Museumsneugründungen<br />
– Erste Schritte der Museumsarbeit, <strong>in</strong> ebd.,<br />
S. 10-14.<br />
2 Die 5. Auflage des Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, erschienen<br />
Ende November 2010, enthält 170 <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken. Die<br />
Regierung von Unterfranken zählt nach ihren Kriterien zum gleichen<br />
Zeitpunkt rund 200 <strong>Museen</strong>.<br />
3 Vgl. dazu: Albrecht A. Gribl: Museumslandschaft Unterfranken.<br />
Vom „Wildwuchs“ zur geordneten Vielfalt, <strong>in</strong>: Museum heute 20<br />
(2000), S. 12-17.<br />
Berichte/Aktuelles 75
76 Berichte/Aktuelles<br />
Besucher, Depot und<br />
Sicherheit<br />
Museumspraxis 2010 –<br />
das Fortbildungsprogramm im Rückblick<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Das Fortbildungsangebot Museumspraxis der Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> erfreute sich auch 2010<br />
wieder großer Beliebtheit. Fast 400 Anmeldungen für die sechs<br />
Veranstaltungen liefen bei uns e<strong>in</strong>. Obwohl <strong>in</strong> diesem Jahr zwei<br />
„große“, für 100 und mehr Teilnehmer geplante Veranstaltungen<br />
<strong>in</strong>s Programm genommen worden waren, ließ es sich nicht vermeiden,<br />
dass nicht alle Interessenten ihren „Wunschplatz“ bekamen.<br />
E<strong>in</strong>e frühzeitige Anmeldung zahlte sich aus, da im Fall<br />
„überbuchter“ Sem<strong>in</strong>are das W<strong>in</strong>dhundpr<strong>in</strong>zip, heute meist etwas<br />
eleganter mit dem englischen „First come first serve“ umschrieben,<br />
Anwendung f<strong>in</strong>den musste.<br />
Den Auftakt machte e<strong>in</strong> immer wieder stark nachgefragtes<br />
Thema: Am 10.5. widmete sich Barbara Konarkowski im Stadtmuseum<br />
Deggendorf dem „freundlichen Umgang mit nicht immer<br />
e<strong>in</strong>fachen Besuchern“. Es wandte sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die personellen<br />
Aushängeschilder der <strong>Museen</strong>, nämlich die Mitarbeiter,<br />
die an der Kasse, im Museumsshop, im Führungsdienst oder als<br />
Aufsicht ständig Kontakt zu den Besuchern haben. Die erste der<br />
beiden größeren Veranstaltungen widmete sich unter dem Titel<br />
„Gut aufgehoben“ am 28.6. <strong>in</strong> der Aula der Technischen Universität<br />
München, Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und<br />
Konservierungswissenschaft, unter dem Titel „Gut aufgehoben –<br />
Depots richtig planen“ der Frage, wie Depoträume s<strong>in</strong>nvoll und<br />
auf die Bedürfnisse der jeweiligen Sammlung angepasst geplant<br />
und e<strong>in</strong>gerichtet werden können. Als Stichworte seien hier nur<br />
die Begriffe Mengengerüst, Raumprogramm und Lagertechnik<br />
genannt. Als Referenten hatten die Diplom-Restauratoren Lars<br />
Klemm, für das Fraunhofer Institut für Bauphysik und daneben<br />
freiberuflich tätig, Joachim Keutner, ebenfalls freiberuflicher Berater<br />
und Restaurator am Bayerischen Nationalmuseum, sowie<br />
Maruchi Yoshida gewonnen werden können.<br />
Zum wiederholten Mal angeboten, aber erneut mehr als ausgebucht<br />
war am 26. und 27.7.2010 im Fränkischen Freilichtmuseum<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim e<strong>in</strong>e Veranstaltung, die thematisch nahtlos<br />
an die Depotproblematik anschloss. Dr. Viktor Pröstler und<br />
Dr. Alexander Wießmann von der Landesstelle sowie Dr. Markus<br />
Hundemer, der Leiter des Bildarchivs des Bayerischen Landesamts<br />
für Denkmalpflege befassten sich mit dem Inventarisieren, Fotografieren<br />
und Kennzeichnen der Sammlungsbestände. Erstmals<br />
wurde dieses Sem<strong>in</strong>ar auf vielfachen Wunsch h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />
Workshops und zweitägig abgehalten, was den Teilnehmern die<br />
Möglichkeit eröffnete, auch selbst, ob bei der Beschriftung von<br />
Gegenständen oder beim Fotografieren, Hand anzulegen.<br />
Mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung der Bayerischen Sparkassenstiftung<br />
ist e<strong>in</strong> Content Management System (CMS) entwickelt<br />
worden, das es bayerischen <strong>Museen</strong> künftig erlaubt, ohne f<strong>in</strong>anzielle<br />
Belastungen und nötige e<strong>in</strong>schlägige Vorkenntnisse e<strong>in</strong>e eigene<br />
Homepage zu erstellen und so im Internet präsent zu se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> Workshop am 20.9.2010 im Bildungszentrum der Stadt Nürnberg<br />
bot nun den ersten <strong>Museen</strong> die Gelegenheit, selbst eigene<br />
Internetseiten im Baukastensystem zu entwickeln. Dieses Angebot<br />
der Landesstelle wird auch im kommenden Jahr fortgeführt<br />
werden. Interessenten werden gebeten, sich mit Dr. Isabel Re<strong>in</strong>dl<br />
(isabel.re<strong>in</strong>dl@blfd.bayern.de, Tel. 089/210140-14) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
zu setzen.<br />
„<strong>Museen</strong> auf Nr. Sicher“ war die zweite größere Tagung <strong>in</strong>nerhalb<br />
der diesjährigen Museumspraxis-Reihe überschrieben.<br />
Mit rund 120 Personen war die Säulenhalle des Bayerischen Landesamts<br />
für Denkmalpflege <strong>in</strong> München dicht besetzt, als am<br />
11.10.2010 Experten aus den Bereichen Brandschutz, Polizei und<br />
Versicherungswesen, aber auch Vertreter bayerischer <strong>Museen</strong> über<br />
Notfall- und Evakuierungspläne, den E<strong>in</strong>satz geeigneter Löschmittel<br />
und Schutzmaßnahmen gegen E<strong>in</strong>brüche referierten. Es<br />
zeigte sich, dass es substantiell wichtig ist, rechtzeitig Vorkehrungen<br />
für e<strong>in</strong>en „Tag X“ zu reffen, von dem man natürlich hofft,
dass er nie e<strong>in</strong>treffen wird.<br />
E<strong>in</strong> Thema aus der Museumspädagogik beschloss den Reigen<br />
der Sem<strong>in</strong>are, Workshops und Tagungen. „Schluss mit müden<br />
Monologen!“ hieß es am 8. und 9.11.2010 <strong>in</strong> der Kunsthalle<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, wo Doris Hefner M. A., freiberufliche Museumspädagog<strong>in</strong>,<br />
und Ina Paulus M. A, die Leiter<strong>in</strong> des Führungsnetzes<br />
der Stadt Aschaffenburg, die TeilnehmerInnen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit<br />
kommunikativen Führungsformen konfrontierten und die Gelegenheit<br />
boten, das Gehörte gleich selbst <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />
Auch 2011 wird es wieder e<strong>in</strong> Fortbildungsangebot der Landesstelle<br />
mit e<strong>in</strong>em bunten Programmmix aus der breiten Palette<br />
der Museumsarbeit geben. Es werden e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante neue<br />
Themen dabei se<strong>in</strong>, etwa das der Sachkultur von Migranten im<br />
Museum oder die Diskussion der Frage, ob und wie <strong>Museen</strong> die<br />
„Social Networks“ nutzen können. Daneben werden aber auch<br />
wieder Wiederholungen von Sem<strong>in</strong>aren zu Themen angeboten<br />
werden, die besonders häufig bei der Landesstelle nachgefragt<br />
werden. Wir freuen uns jedenfalls, Sie wieder bei e<strong>in</strong>em – oder<br />
mehreren – unserer Angebote begrüßen zu dürfen!<br />
Berichte/Aktuelles 77<br />
Aufmerksame Zuhörer bei der „Sicherheitskonferenz“ der Landes-<br />
stelle <strong>in</strong> der vollbesetzten Säulenhalle des Bayerischen Landesamts<br />
für Denkmalpflege.
78 Berichte/Aktuelles<br />
E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> 1350<br />
bayerische <strong>Museen</strong>:<br />
Das neue Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />
Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger<br />
Cover des neuen Museumshandbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ 2010.<br />
Was haben das Museum Deutscher Fayencen im schwäbischen<br />
Höchstädt, das Kirchenburgenmuseum im unterfränkischen<br />
Ostheim v. d. Rhön, das Stadtmuseum Conradty-Haus <strong>in</strong> mittelfränkischen<br />
Röthenbach a. d. Pegnitz, das Grenzmuseum im<br />
oberfränkischen Schirnd<strong>in</strong>g, das Auswanderermuseum „Born <strong>in</strong><br />
Schiefweg“ im niederbayerischen Waldkirchen, das Zündholzmuseum<br />
im oberpfälzischen Grafenwiesen oder das Marktmuseum<br />
im oberbayerischen Gaimersheim geme<strong>in</strong>sam? Sie alle – und noch<br />
über 90 weitere <strong>Museen</strong> – s<strong>in</strong>d „Neul<strong>in</strong>ge“ im Handbuch „<strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, das 2010 <strong>in</strong> der mittlerweile fünften, völlig überarbeiteten<br />
Auflage erschienen ist.<br />
Etwa alle vier bis fünf Jahre stellt sich e<strong>in</strong> Redaktionsteam<br />
der Landesstelle der Mammut-Aufgabe, das 1991 zum ersten<br />
Mal <strong>in</strong> neuer Form herausgegebene Werk „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ zu<br />
aktualisieren. Waren damals 905 bayerische <strong>Museen</strong> zu erfassen,<br />
so ist deren Zahl mittlerweile auf stolze 1350 gestiegen!<br />
Bei jeder Neuauflage kamen bisher rund 100 <strong>Museen</strong> h<strong>in</strong>zu, die<br />
entweder – wie die e<strong>in</strong>gangs genannten – <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />
neu eröffnet worden waren oder auch als bereits existierende,<br />
zuvor aber der Landesstelle nicht bekannte <strong>Museen</strong> aufgenommen<br />
wurden. Die Inhalte des Handbuchs ändern sich aber nicht<br />
nur aufgrund von Neueröffnungen oder Schließungen von <strong>Museen</strong>.<br />
Auch bei den schon seit der Erstauflage genannten <strong>Museen</strong><br />
gibt es immer wieder Änderungen: Nicht nur Telefonnummern,<br />
Internetadressen oder Öffnungszeiten unterliegen dem Wandel<br />
der Zeit – auch Neuaufstellungen und zusätzliche Angebote der<br />
<strong>Museen</strong> wollen entsprechend vermerkt se<strong>in</strong>. So wurde beispielsweise<br />
seit der vergangenen Auflage von 2006 das Museum des<br />
Historischen Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Freis<strong>in</strong>g grundlegend umgestaltet und <strong>in</strong><br />
„Stadtmuseum“ umbenannt. Die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g oder auch<br />
<strong>in</strong> Tirschenreuth s<strong>in</strong>d nach umfangreichen Neukonzeptionen seit<br />
2008 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museumsquartier zusammengeschlossen und bei<br />
den Freilichtmuseen gibt es bedeutende Erweiterungen zu melden<br />
wie im Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern, wo<br />
2010 mit der historischen Systembauhalle aus den 1920er Jahren<br />
das bisher größte Architekturexponat für die Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht werden konnte. Dies s<strong>in</strong>d nur wenige Beispiele,<br />
die zeigen sollen, dass sich e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Neuauflage von „<strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ immer lohnt – auch „altbekannte“ <strong>Museen</strong> haben<br />
<strong>in</strong>teressante Neuigkeiten zu bieten.<br />
Nicht nur die <strong>Museen</strong> wandeln sich, sondern auch deren<br />
Präsentation im Handbuch: Waren 1991 Internet- oder E-Mail-<br />
Adressen selbstverständlich noch gar ke<strong>in</strong> Thema, so gibt es heute<br />
kaum mehr e<strong>in</strong> Museum, das man nicht mittels elektronischer<br />
Post erreichen könnte oder das nicht im Netz zu f<strong>in</strong>den wäre. Service<br />
für den Besucher wird zu Recht <strong>in</strong> vielen <strong>Museen</strong> mittlerweile<br />
groß geschrieben: In der Neuauflage von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />
f<strong>in</strong>det man daher neben dem bereits bewährten Symbol „Geeignet<br />
für Menschen mit Handicap“ erstmals auch H<strong>in</strong>weise auf das Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es Museumsshops und e<strong>in</strong>es gastronomischen Angebots,<br />
sei es e<strong>in</strong> angeschlossenes Café oder e<strong>in</strong>e Gaststätte auf<br />
dem Museumsgelände. Rund 570 Farbabbildungen, die Ansichten<br />
der <strong>Museen</strong> oder ihrer Ausstellungen sowie bedeutende E<strong>in</strong>zelexponate<br />
zeigen, sollen darüber h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>em Museumsbesuch<br />
anregen.<br />
Wer sich beispielsweise dafür <strong>in</strong>teressiert, <strong>in</strong> welchen bay-<br />
erischen <strong>Museen</strong> größere Bestände zum Wallfahrtswesen, zur<br />
Zollgeschichte, zum Skisport oder zum Friseurhandwerk zu sehen<br />
s<strong>in</strong>d, dem sei das Schlagwortregister des Handbuchs ans Herz gelegt,<br />
bei dem noch zahlreiche weitere spezielle Sammlungsgebiete<br />
aufgeführt s<strong>in</strong>d. Wer alle archäologischen <strong>Museen</strong> <strong>Bayern</strong>s oder<br />
alle Burg- und Schlossmuseum auf e<strong>in</strong>en Blick erfassen will, aber<br />
auch wer sich für die kulturgeschichtlichen Spezialmuseen und<br />
-sammlungen <strong>Bayern</strong>s von der Ägyptischen Kunst bis zum Zirkelmuseum<br />
<strong>in</strong>teressiert, hat im Register darüber h<strong>in</strong>aus die Mög-
lichkeit, <strong>Museen</strong> nach ihren Sammlungsschwerpunkten geordnet<br />
zu f<strong>in</strong>den.<br />
Auf vielfachen Wunsch s<strong>in</strong>d im neuen Handbuch neben den<br />
1350 <strong>Museen</strong> von A-Z auch 130 bayerische Ausstellungshäuser<br />
mit Hausadressen, Kontaktdaten und Öffnungszeiten aufgelistet,<br />
um den Zugang zu diesen Institutionen, die kont<strong>in</strong>uierlich Sonderausstellungen<br />
aus Fremdbeständen zeigen, zu erleichtern.<br />
Der Versuch, möglichst vollständig die Museumslandschaft<br />
<strong>Bayern</strong>s abzubilden, zieht sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch alle Auflagen<br />
von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“. Vor allem der potentielle Museumsbesucher<br />
steht im Mittelpunkt der Bemühungen: Er soll<br />
möglichst umfassende sachliche Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Museen</strong> erhalten. Trotz se<strong>in</strong>es Gewichts von gut e<strong>in</strong>em Kilo will<br />
das Handbuch auch als Reisebegleiter für Fahrten durch <strong>Bayern</strong><br />
dienen. Übersichtskarten <strong>in</strong> den beiden Umschlagklappen erleichtern<br />
die regionale Orientierung und demonstrieren e<strong>in</strong>drucksvoll<br />
die Fülle an Museumsorten im Freistaat.<br />
Als wichtige Ergänzung zur gedruckten Version des Museumsführers<br />
hat sich die unter www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de e<strong>in</strong>gestellte<br />
Internet-Version des Handbuchs bewährt. Alle Informationen,<br />
auch das Register, stehen hier <strong>in</strong> ständig aktualisierter<br />
Form zur Verfügung. Darüber h<strong>in</strong>aus haben alle 1350 <strong>Museen</strong> die<br />
Möglichkeit, ihrem Beschreibungstext e<strong>in</strong>e Abbildung beifügen<br />
zu lassen, während <strong>in</strong> der Druckausgabe aus Kostengründen nicht<br />
jedes Museum bebildert werden kann. Neben der Schlagwort- und<br />
Sammlungsschwerpunktsuche hat der Nutzer auch die Möglichkeit,<br />
anhand von Landkarten die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Bezirk oder Landkreis zu suchen. Die <strong>Museen</strong> können selbst dafür<br />
sorgen, dass ihre Daten immer aktuell im Netz zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d:<br />
Unter www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de/kontakt/Änderungen öffnet sich<br />
e<strong>in</strong> eigenes Formular, <strong>in</strong> dem Änderungen e<strong>in</strong>getragen werden<br />
können. Diese werden anschließend, um eventuellen Falschmeldungen<br />
vorzubeugen, von der Landesstelle geprüft und <strong>in</strong> den<br />
Internetauftritt e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />
Manch e<strong>in</strong>er mag sich angesichts der im Internet bereitgestellten<br />
Informationen zu den bayerischen <strong>Museen</strong> fragen, weshalb<br />
sich die Landesstelle eigentlich im Zeitalter des World Wide<br />
Web überhaupt noch an e<strong>in</strong>e Druckausgabe von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />
wagt. Zum e<strong>in</strong>en steht sicher das Bekenntnis zum Buch dah<strong>in</strong>ter:<br />
Das gedruckte Handbuch kann man als Nachschlagewerk<br />
und kompetenten Reisebegleiter ganz praktisch und unkompliziert<br />
überall h<strong>in</strong> mitnehmen. Se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt 720 Seiten demonstrieren<br />
weit e<strong>in</strong>drucksvoller als alle im Internet aufzurufende E<strong>in</strong>zelseiten<br />
zu den <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> kompakter Form die Vielfalt und den<br />
Reichtum der bayerischen Museumslandschaft. Und nicht zuletzt<br />
durch se<strong>in</strong>e „haptischen“ Qualitäten verführt das gedruckte Museumshandbuch<br />
zum Durchblättern und Schmökern. Manch schöne<br />
Entdeckung lässt sich beim Durchschauen der Seiten ganz zufällig<br />
machen, wenn man beispielsweise liest, dass im kelten römer museum<br />
manch<strong>in</strong>g europaweit bedeutende Keltenfunde zu besichtigen<br />
s<strong>in</strong>d, im Oberfränkischen Textilmuseum <strong>in</strong> Helmbrechts der<br />
sogar im Gu<strong>in</strong>ness-Buch der Rekorde e<strong>in</strong>getragene „längste handgewebte<br />
Schal“ zu besichtigen ist oder dass sich <strong>in</strong> Obergünzburg<br />
im Ostallgäu mit der Südsee-Sammlung Nauer e<strong>in</strong>e bedeutende<br />
völkerkundliche Sammlung aus Melanesien bef<strong>in</strong>det.<br />
Die gedruckte Neuauflage des Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />
wurde am 29. November 2010 vom Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>ister<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch,<br />
<strong>in</strong> festlichem Rahmen <strong>in</strong> der P<strong>in</strong>akothek der Moderne vorgestellt.<br />
Mit der Landesstelle freuten sich rund 250 Gäste über die gelungene<br />
Fertigstellung des Handbuchs, das für 14,90 Euro im Buchhandel,<br />
aber auch <strong>in</strong> den bayerischen <strong>Museen</strong> erhältlich ist.<br />
Berichte/Aktuelles 79<br />
a Über das gelungene neue Handbuch freuen sich: (v. l.) der<br />
Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Prof.<br />
Dr. Klaus Schrenk, Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr. Wolfgang Heubisch<br />
sowie der Leiter der Landesstelle, Dr. Michael Henker.<br />
b Das Arbeitsteam für das Handbuch: (v.l.n.r.) Dott. Luca Pes, Dr.<br />
Michael Henker, Dr. Wolfgang Stäbler, Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A.,<br />
Andreas Schütt von bier<strong>in</strong>g onl<strong>in</strong>e, Rudolf W<strong>in</strong>terste<strong>in</strong> vom Deutschen<br />
Kunstverlag, Nicole He<strong>in</strong>zel M. A., Lisa Söllner M. A., Chris-<br />
t<strong>in</strong>e Schmid-Egger M. A., Claudia Hahn M. A.
80 Berichte/Aktuelles<br />
Landesstelle, Tod und<br />
Teufel <strong>in</strong> Brünn<br />
E<strong>in</strong>e Plakatausstellung des Mährischen<br />
Landesmuseums und der Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Wolfgang Stäbler<br />
Die Plakatausstellung zog vorwiegend junge Besucher an.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational beachtetes kulturelles Ereignis <strong>in</strong> der Mährischen<br />
Hauptstadt Brünn/Brno ist die Graphik Biennale für Plakate, Corporate,<br />
Informations- und Werbedesign, die 2010 bereits zum<br />
24. Mal stattfand. Um die Ausstellungen der zur Jurierung e<strong>in</strong>gereichten<br />
Arbeiten aus aller Welt rankt sich e<strong>in</strong> Begleitprogramm,<br />
das an verschiedenen Stationen <strong>in</strong> der Stadt die Themen der Biennale<br />
aufgreift. Nachdem die Leiter<strong>in</strong> der Volkskundlichen Abteilung<br />
des Mährischen Landesmuseums, Dr. Hana Dvorakova, bei<br />
e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> der Landesstelle <strong>in</strong> München handgemalte K<strong>in</strong>oplakate<br />
aus Ghana aus der Sammlung von Dr. Wolfgang Stäbler<br />
gesehen hatte, reifte der Plan, im Gebäude des Volkskundlichen<br />
Museums des Landesmuseums e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Ausstellung zu<br />
gestalten.<br />
So reisten rund 40 dieser eigenwilligen, auf alte Mehlsäcke<br />
gemalten Werbeplakate, die mit bunten, drastischen Darstellungen<br />
für die Vorstellungen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en, behelfsmäßigen Straßenk<strong>in</strong>os<br />
werben, nach Brünn. Ergänzt wurde die Ausstellung<br />
mit e<strong>in</strong>igen westafrikanischen Skulpturen, welche mythologische<br />
Darstellungen auf e<strong>in</strong>igen der Plakate aufgriffen. E<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
Großfoto und e<strong>in</strong>em Bildschirm nachempfundenes afrikanisches<br />
K<strong>in</strong>o bot die Gelegenheit, sich Filme aus nigerianischer Produktion,<br />
für die auf den Plakaten geworben wurde, anzusehen.<br />
Zur Eröffnung am 23. Juni 2010 begrüßten neben den<br />
Brünner Repräsentanten der <strong>Museen</strong> und der Biennale auch<br />
Dr. Michael Henker, der Leiter der Landesstelle, sowie der Kulturattache<br />
der ghanaischen Botschaft <strong>in</strong> Prag e<strong>in</strong> zahlreiches Publikum.<br />
Dr. Wolfgang Stäbler berichtete über Werbeplakate und das<br />
K<strong>in</strong>owesen <strong>in</strong> Ghana. Dass am selben Abend im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
die Mannschaften Ghanas und Deutschlands<br />
aufe<strong>in</strong>andertrafen, tat der freundschaftlichen Stimmung<br />
ke<strong>in</strong>en Abbruch…<br />
Die Ausstellung „Teufel, Tod und Schwarzenegger – Filmplakate<br />
aus Ghana“ lockte bis zum 30.10.2010 viele <strong>in</strong>teressierte,<br />
meist jüngere Besucher an. E<strong>in</strong> pädagogisches Begleitprogramm<br />
bot Schulklassen die Möglichkeit, sich mit dem Leben im fernen<br />
Afrika ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Für die Landesstelle war es sehr erfreulich,<br />
mit Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen <strong>in</strong> Tschechien, mit denen<br />
schon seit Jahren fachliche Beziehungen bestehen, nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
konkreten Projekt zusammenzuarbeiten. Wir hoffen: Fortsetzung<br />
folgt!
Das Netzwerk „Historische Synagogenorte <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben“<br />
wurde 2005 auf Initiative des Lehrstuhls für Bayerische<br />
Landesgeschichte an der Universität Augsburg und des Jüdischen<br />
Kulturmuseums Augsburg gegründet. Es handelt sich um e<strong>in</strong>en<br />
nicht <strong>in</strong>stitutionalisierten Zusammenschluss von hauptamtlichen<br />
Betreuern von <strong>Museen</strong> und Gedenkstätten, von E<strong>in</strong>zelpersonen,<br />
lokalen Initiativen und Vere<strong>in</strong>en, die sich <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben<br />
mit der Geschichte der Juden und der Er<strong>in</strong>nerungsarbeit beschäftigen.<br />
H<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>ige politische Vertreter von<br />
Geme<strong>in</strong>den und Städten, die bis zur NS-Zeit e<strong>in</strong>e große jüdische<br />
Geme<strong>in</strong>de hatten. Koord<strong>in</strong>iert wird die Arbeit <strong>in</strong> der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
durch das wissenschaftliche Personal am Jüdischen<br />
Kulturmuseum Augsburg-Schwaben <strong>in</strong> Augsburg.<br />
Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, auf die Bedeutung<br />
der jüdischen Geschichte und Kultur aufmerksam zu machen, die<br />
Pflege der jüdischen Geschichte und Kultur <strong>in</strong> der Region zu <strong>in</strong>tensivieren<br />
sowie die regionalen Aktivitäten zu bündeln und den<br />
gegenseitigen Austausch zu verstärken. Das Netzwerk bietet für<br />
se<strong>in</strong>e Mitglieder Weiterbildung und vertiefte Information an wie<br />
zu Fragen der Vermittlung jüdischer Geschichte <strong>in</strong> den <strong>Museen</strong><br />
und zu den Grundlagen des jüdischen Glaubens.<br />
Seit se<strong>in</strong>er Gründung hat das Netzwerk bereits mehrere geme<strong>in</strong>same<br />
Projekte realisiert:<br />
Europäischer Tag der jüdischen Kultur<br />
Am Anfang stand die geme<strong>in</strong>same Organisation von Veranstaltungen<br />
wie dem Europäischen Tag der jüdischen Kultur <strong>in</strong> der<br />
Region. Seit ungefähr zehn Jahren stehen am ersten Sonntag im<br />
September <strong>in</strong> mittlerweile über 25 europäischen Ländern jüdische<br />
Kulturdenkmäler offen. <strong>Museen</strong>, Gedenkstätten, Synagogen,<br />
Friedhöfe und Ritualbäder bieten an diesem Tag Veranstaltungen<br />
zu e<strong>in</strong>em jährlich wechselnden Motto an. 2010 war der Schwerpunkt<br />
des Tages „Kunst und Judentum“. Der Tag soll dazu beitragen,<br />
das europäische Judentum mit se<strong>in</strong>er Geschichte, se<strong>in</strong>en<br />
Traditionen und Bräuchen besser kennenzulernen. Er er<strong>in</strong>nert an<br />
die Beiträge der Juden zur Kultur des europäischen Kont<strong>in</strong>ents<br />
<strong>in</strong> Vergangenheit und Gegenwart. Zahlreiche Sponsoren und die<br />
Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ermöglichen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> die Durchführung dieses Tages, der vom Jüdischen<br />
Kulturmuseum Augsburg koord<strong>in</strong>iert wird.<br />
Broschüre „Jüdisches Schwaben –<br />
e<strong>in</strong> Wegweiser”<br />
2006 erfolgte die Herausgabe e<strong>in</strong>er Informationsbroschüre mit<br />
dem Titel „Jüdisches Schwaben – e<strong>in</strong> Wegweiser“, die mittlerweile<br />
bereits <strong>in</strong> der zweiten Auflage erschienen ist. Die Broschüre<br />
will zur Suche nach den Spuren ehemaligen jüdischen Lebens <strong>in</strong><br />
Bayerisch-Schwaben anregen. Sie enthält e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>führung,<br />
wo und wie man sich über die jüdische Geschichte e<strong>in</strong>es Ortes <strong>in</strong>formieren<br />
kann, des weiteren kurze Informationen über die wichtigsten<br />
Ereignisse <strong>in</strong> der jüdischen Geschichte e<strong>in</strong>es Ortes und die<br />
wichtigsten Grund<strong>in</strong>formationen über den jeweiligen Gedenkort.<br />
Insgesamt stehen jedem Ort zwei Seiten zur Verfügung, auf denen<br />
auch noch die Basisdaten zum Träger e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, zu Öffnungszeiten,<br />
Führungen und pädagogischem Angebot verzeichnet<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Übersichtskarte und weiterführende Literatur dienen<br />
der schnellen Orientierung. Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Broschüre fünfzehn<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Trägerschaft von Kommunen, Vere<strong>in</strong>en<br />
und Initiativen aufgeführt.<br />
E<strong>in</strong>heitliche Informationstafeln vor den<br />
jüdischen Friedhöfen<br />
E<strong>in</strong> weiteres geme<strong>in</strong>sames Projekt hatte zum Ziel, e<strong>in</strong>heitliche<br />
Informationstafeln zu den jüdischen Friedhöfen <strong>in</strong> Bayerisch-<br />
Schwaben zu schaffen. An dem Projekt beteiligten sich dreizehn<br />
Berichte/Aktuelles 81<br />
Netzwerk „Historische<br />
Synagogenorte <strong>in</strong><br />
Bayerisch-Schwaben“<br />
Otto Lohr
82 Berichte/Aktuelles<br />
von derzeit fünfzehn Netzwerkorten. Die Texte enthalten e<strong>in</strong>en<br />
kurzen Abriss der Geschichte der Begräbnisstätte von der Anlage<br />
bis zur letzten Belegung und der Anzahl der Grabste<strong>in</strong>e. Sie geben<br />
Auskunft über Schändungen während der NS-Zeit und verweisen<br />
auf Besonderheiten des jeweiligen jüdischen Friedhofs. Das Logo<br />
des Netzwerks und e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Möglichkeiten zur Besichtigung<br />
sowie auf den Friedhofspfleger s<strong>in</strong>d ebenfalls aufgebracht.<br />
Wahlweise kann dem Text e<strong>in</strong>e englische Übersetzung h<strong>in</strong>zugefügt<br />
werden. Die jeweiligen Texte s<strong>in</strong>d mit dem Landesverband<br />
der Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, dem Eigentümer<br />
der Friedhöfe, abgestimmt. Die erste Informationstafel wurde im<br />
April 2010 im Rahmen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feier vor dem ehemaligen<br />
jüdischen Friedhof <strong>in</strong> der Marktgeme<strong>in</strong>de Fischach enthüllt. Die<br />
übrigen Friedhöfe <strong>in</strong> der Region erhalten nach und nach die Informationstafeln,<br />
die auf Wunsch des Landesverbandes der Israelitischen<br />
Kultusgeme<strong>in</strong>den aus theologisch-rechtlichen Gründen<br />
nicht direkt an der Friedhofsmauer, sondern möglichst auf eigenen<br />
Trägern <strong>in</strong> der Nähe des E<strong>in</strong>gangs angebracht werden sollen.<br />
Künftiges Projekt: Wanderausstellung<br />
„Schwäbische Synagogen“<br />
Als Arbeitsthese gehen die Ausstellungsmacher von der Feststellung<br />
von Harold Hammer-Schenk aus, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er 1981 erschienenen<br />
Publikation „Synagogen <strong>in</strong> Deutschland. Geschichte e<strong>in</strong>er<br />
Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert (1780-1933)“ konstatierte,<br />
dass der Synagogenbau im mittelschwäbischen Raum e<strong>in</strong>e<br />
Besonderheit darstellte, die sich vom örtlichen Kirchenbauten<br />
kaum unterschieden und barocke und klassizistische Elemente<br />
zeigen, die sich bei Synagogen sonst nur wenig f<strong>in</strong>den. Als Beispiele<br />
dienten ihm die Synagogen <strong>in</strong> Ichenhausen, Altenstadt und<br />
Krumbach-Hürben. Die Ausstellung will der Frage nachgehen, ob<br />
es e<strong>in</strong>en eigenen, schwäbischen Typus des Synagogenbaus gibt<br />
und wenn ja, was s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e architektonischen und kunsthistorischen<br />
Besonderheiten und was s<strong>in</strong>d die Ursachen für se<strong>in</strong>e Entstehung.<br />
Ziel ist es weiterh<strong>in</strong>, alle bekannten baugeschichtlichen<br />
Quellen zu den Synagogen <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben zu sammeln<br />
und zu dokumentieren. Die Wanderausstellung soll <strong>in</strong> allen beteiligten<br />
Netzwerkorten zu sehen se<strong>in</strong>.<br />
Geme<strong>in</strong>samer Internetauftritt<br />
Das Netzwerk ist auf e<strong>in</strong>er eigenen Homepage unter www.juedisches-schwaben-netzwerk.de<br />
präsent. Die Webseite gibt Auskunft<br />
über alle Netzwerkorte, die auf e<strong>in</strong>er Karte leicht angeklickt<br />
werden können, und die verantwortlichen Ansprechpartner der<br />
jeweiligen E<strong>in</strong>richtungen. Term<strong>in</strong>e, Veranstaltungen und Aktuelles<br />
kann von den Mitgliedern selbst e<strong>in</strong>gepflegt werden. E<strong>in</strong><br />
Archiv früherer Veranstaltungen <strong>in</strong> den Netzwerkorten dokumentiert<br />
die bisherigen Aktivitäten. Auf der Homepage des Jüdischen<br />
Kulturmuseums Augsburg verweist ebenfalls e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k auf das<br />
Netzwerk.<br />
Die Organisation des Netzwerks<br />
Das Netzwerk trifft sich <strong>in</strong> der Regel zweimal pro Jahr an e<strong>in</strong>em<br />
der Netzwerkorte. Den Berichten über die geleistete Arbeit im<br />
H<strong>in</strong>blick auf jüdische Kultur- und Er<strong>in</strong>nerungspflege und den Beschlussfassungen<br />
für die kommenden Arbeiten im Netzwerk geht<br />
traditionellerweise e<strong>in</strong>e Besichtigung der Zeugnisse und Spuren<br />
jüdischen Lebens <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>ladenden Geme<strong>in</strong>de voraus. Zur F<strong>in</strong>anzierung<br />
der geme<strong>in</strong>samen Arbeit zahlt jede beteiligte E<strong>in</strong>richtung<br />
oder Geme<strong>in</strong>de jährlich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Betrag <strong>in</strong> die Kasse<br />
des Netzwerks e<strong>in</strong>. Die Kosten für die geme<strong>in</strong>sam beschlossenen<br />
Projekte werden zusätzlich auf die Beteiligten umgelegt.
Anlässlich des Internationalen Tags der Freiwilligen am 5. Dezember<br />
sowie des anstehenden Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit<br />
2011 erklärte ICOM Deutschland, das deutsche Nationalkomitee<br />
des Internationalen Museumsrats, <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem Netzwerk Bürgerschaftliches Engagement im Museum<br />
(www.netbem.eu) se<strong>in</strong>e nachdrückliche Unterstützung ehrenamtlichen<br />
und freiwilligen Engagements im Museum.<br />
Wie <strong>in</strong> nahezu allen Bereichen der Gesellschaft engagieren<br />
sich auch <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> zahlreiche Menschen, <strong>in</strong>dem sie Zeit, Arbeit,<br />
Wissen und Ideen spenden. Diese Tradition reicht <strong>in</strong> Deutschland<br />
bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert zurück und prägt das Museumswesen bis<br />
heute. Ohne sie wäre weder die Mehrzahl unserer <strong>Museen</strong> gegründet<br />
worden, noch könnten sie ohne bürgerschaftliches Engagement<br />
heute und auch <strong>in</strong> Zukunft überleben. Die meisten kle<strong>in</strong>en<br />
<strong>Museen</strong> werden ehrenamtlich geführt, seit den 90er Jahren steigt<br />
auch die Zahl größerer, hauptamtlich geleiteter <strong>Museen</strong>, deren<br />
festes Personal durch Freiwillige unterstützt wird. Diese übernehmen<br />
Aufgaben im Besucherservice, <strong>in</strong> der Museumspädagogik, bei<br />
der Organisation von Veranstaltungen, beim Inventarisieren, im<br />
Museumsladen oder <strong>in</strong> der Depotverwaltung. ICOM Deutschland<br />
würdigt das Interesse und die Bereitschaft von Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
Bürgern, am Museumsleben aktiv teilzuhaben.<br />
Richtl<strong>in</strong>ien für freiwilliges Engagement im<br />
Museum<br />
Der <strong>in</strong>ternationale Austausch bietet für deutsche <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>e<br />
besondere Chance. In anderen Ländern, vor allem den USA, Großbritannien,<br />
<strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien und den Niederlanden, haben sich<br />
vielfältige und praxisnahe Arbeitsformen des bürgerschaftlichen<br />
Engagements im Museum herausgebildet. ICOM Deutschland<br />
empfiehlt, <strong>in</strong>ternationale Ansätze zu berücksichtigen, und weist<br />
auf folgende Dokumente h<strong>in</strong>:<br />
Ethische Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>Museen</strong> von ICOM, 2010<br />
Die „Ethischen Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>Museen</strong> von ICOM“ def<strong>in</strong>ieren die<br />
Berufsethik des Verbandes, <strong>in</strong> dem Museumsleute weltweit zusammenarbeiten.<br />
Ehrenamtlich und freiwillig tätige Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter werden zu den professionellen Museumsfachleuten<br />
gezählt, wenn sie über entsprechende Ausbildungen<br />
oder Berufserfahrungen verfügen. Auch Freiwillige unterliegen<br />
demnach den ethischen Richtl<strong>in</strong>ien. Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Hauptamtlichen und Freiwilligen sowie Freundeskreisen<br />
soll konstruktiv geregelt se<strong>in</strong>.<br />
www.icom.museum<br />
Code of Ethics, World Federation of Friends of Museums, 1996<br />
Der 1996 von der World Federation of Friends of Museums angenommene<br />
Code versteht sich als Richtl<strong>in</strong>ie, um die Beziehungen<br />
von Freundeskreisen und Freiwilligen zu Hauptamtlichen zu stärken.<br />
Sie betont die beiderseitige Verantwortung für die Museumsarbeit<br />
und e<strong>in</strong>en angemessenen Umgang mite<strong>in</strong>ander.<br />
www.museumsfriends.com<br />
Freiwillige und Ehrenamtliche <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> und im kulturellen Erbe,<br />
VOCH 2009<br />
Dieses europäische Handbuch fasst die Ergebnisse e<strong>in</strong>es dreijährigen,<br />
von der Europäischen Kommission geförderten Projekts<br />
zum bürgerschaftlichen Engagement <strong>in</strong> europäischen Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />
zusammen. Das Handbuch konzentriert sich auf praxisrelevante<br />
Beispiele ausgewählter Länder. E<strong>in</strong>en umfassenden<br />
wissenschaftlichen Fundus mit Berichten aus ganz Europa liefert<br />
die – ausschließlich digital verfügbare – H<strong>in</strong>tergrundstudie.<br />
www.amitie.it/voch<br />
Berichte/Aktuelles 83<br />
Ehrenamtliche und<br />
freiwillige Mitarbeit<br />
im Museum<br />
ICOM Deutschland unterstützt das<br />
ehrenamtliche und freiwillige Engagement<br />
im Museum<br />
Bürgerschaftliches Engagement im Museum, Deutscher Museumsbund,<br />
2008<br />
Der Deutsche Museumsbund (DMB) beschreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Handreichung<br />
das klassische Ehrenamt ebenso wie die freiwillige Mitarbeit<br />
im hauptamtlich geführten Museum. Er def<strong>in</strong>iert Richtl<strong>in</strong>ien<br />
und empfiehlt, professionelle Standards für das Freiwilligenmanagement<br />
zu entwickeln. Interessen und Kompetenzen der Freiwilligen<br />
werden gewürdigt, Tätigkeitsfelder und E<strong>in</strong>satzbereiche<br />
im Museum beleuchtet und rechtliche Fragen geklärt. Der DMB<br />
empfiehlt, Freiwillige fortzubilden und ihre Leistungen angemessen<br />
anzuerkennen. ICOM Deutschland unterstützt die Empfehlungen<br />
des DMB und legt se<strong>in</strong>en Mitgliedern nahe, sie als Basis<br />
für weitere Diskussionen zu nutzen.<br />
www.museumsbund.de<br />
Der Internationale Museumsrat ICOM (International Council of<br />
Museums) ist <strong>in</strong> 137 Ländern die <strong>in</strong>ternationale Organisation<br />
für <strong>Museen</strong> und Museumsfachleute. ICOM Deutschland ist mit<br />
4.300 Mitgliedern das größte Nationalkomitee <strong>in</strong>nerhalb des Verbandes.<br />
Kontakt: ICOM Deutschland, In der Halde 1, 14195 Berl<strong>in</strong>, Tel. 030/<br />
69504525, www.icom-deutschland.de
84 Berichte/Aktuelles<br />
Zwischen Kultus<br />
und Kunst<br />
Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan<br />
verabschiedet sich <strong>in</strong> den Ruhestand<br />
Albrecht A. Gribl<br />
Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan bei se<strong>in</strong>er letzten Führung Ende<br />
Oktober 2010 ganz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element ….<br />
„Vielen Dank“ – setzte er schlicht und e<strong>in</strong>fach unter die beiden<br />
Bildmotive se<strong>in</strong>er Abschiedskarte: oben die Fassade des Städtischen<br />
Museums <strong>in</strong> Wasserburg, darunter e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derschar um<br />
ihren Lehrer – oder den Museumsleiter?<br />
Ferd<strong>in</strong>and Steffan g<strong>in</strong>g be<strong>in</strong>ahe lautlos mit Ende Oktober<br />
2010 <strong>in</strong> den Ruhestand. Diese Nachricht für sich wäre der Mitteilung<br />
nicht wert, wäre der Tatbestand nicht mit zwei Berufsleben<br />
als Lehrer für Late<strong>in</strong> und Religion sowie als „Kulturschaffender“<br />
im weitesten S<strong>in</strong>n der historischen Dimension dieses Begriffs verbunden.<br />
E<strong>in</strong>en „Animateur“, „Spieler“ und „Verzauberer der D<strong>in</strong>ge“<br />
nannte ihn der Laudator bei der Verleihung des Kulturpreises<br />
des Landkreises Rosenheim für das Jahr 2000, e<strong>in</strong>en „Glücksfall“<br />
der Bezirkstagspräsident von Oberbayern bei der Übergabe der Bezirksmedaille<br />
2009. Bereits 1992 war Steffan für se<strong>in</strong>e Verdienste<br />
um die Bewahrung und Pflege der Kunst- und Kulturdenkmäler<br />
des Landkreises mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille und<br />
1993 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Ferd<strong>in</strong>and Steffan verkörpert nach den Aufbaupionieren nach<br />
dem 2. Weltkrieg – heimatkundlich <strong>in</strong>teressierten Lehrern, auch<br />
Pfarrern – die zweite Generation ehren- und nebenamtlicher Museumsleiter.<br />
1943 geboren, sattelte er nach dem Staatsexamen<br />
(1969) e<strong>in</strong> Zweitstudium zur Frühgeschichte und Prov<strong>in</strong>zialrömischen<br />
Geschichte drauf, das er 1977 mit dem Titel „Magister<br />
Artium“ abschloss. Schon e<strong>in</strong> Jahr vorher war er zum Kreisheimatpfleger<br />
für den nördlichen Teil des Landkreises Rosenheim bestellt<br />
worden. Im April 1980 übernahm er von dem akademischen<br />
Bildhauer Willi Ernst die Leitung des Heimathauses.<br />
Voller Dynamik g<strong>in</strong>g Steffan <strong>in</strong> den folgenden Jahren daran,<br />
das bereits 1888 gegründete und <strong>in</strong>sbesondere wegen se<strong>in</strong>es Möbelbestands<br />
weit bekannte „Heimatmuseum“ unter H<strong>in</strong>zunahme<br />
ganzer Werkstätten aus örtlichem Handwerk, Handel und Gewerbe<br />
zum städtischen Museum auszubauen. Die gesamte Ausstellung<br />
wurde straffer gegliedert und nach und nach mit Texten versehen.<br />
Im 1. OG rückte Steffan mit se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Helfermannschaft die<br />
schweren Stollentruhen e<strong>in</strong> wenig zur Seite, um zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e<br />
bescheidene Sonderausstellungsfläche zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Geld war wenig da. Selbst die zu Rate gezogene damalige Abteilung<br />
nichtstaatliche <strong>Museen</strong> beim Bayerischen Nationalmuseum<br />
vermochte weniger f<strong>in</strong>anziell zu fördern als konzeptionell und<br />
gestalterisch mitzuarbeiten. Dennoch konnten Stadt und Museumsleiter<br />
mit Genugtuung schon 1982 e<strong>in</strong>e erste Überarbeitung<br />
vorstellen. Und wenn man es recht betrachtet, haben Überarbeitung,<br />
Erweiterung und Abrundung von Beständen, Wissen und<br />
Vermittlung <strong>in</strong> der Ära Steffan bis zum Schluss nicht aufgehört.<br />
Selbst wenn der Museumsleiter für se<strong>in</strong>e nebenamtliche Tätigkeit<br />
im Museum offiziell von e<strong>in</strong>igen Unterrichtsstunden pro<br />
Woche befreit war – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Arbeitsplatzbeschreibung“ veranschlagt<br />
Steffan selbst sechs „regelmäßige“ und zwei „unregelmäßige“<br />
Arbeitsstunden; die tatsächliche Zahl dürfte niemand gezählt<br />
haben – war es mit dem Aufenthalt <strong>in</strong> der Herrengasse nicht<br />
getan. Steffans Bibliographie zählt ohne Zeitungsartikel über<br />
500 Beiträge und fünf eigenständige Bücher, viele davon Museumsthemen<br />
gewidmet. Er trat schon sehr früh durch die Erstellung<br />
museumspädagogischer Materialien für Lehrer und Schüler<br />
hervor, hat den Kontakt zu Schulen gesucht, hat Veranstaltungen<br />
und Konzerte im Museum durchgeführt und <strong>in</strong> den 31 Jahren<br />
se<strong>in</strong>er Tätigkeit an die 80 Sonderausstellungen erarbeitet bzw.<br />
begleitet. Se<strong>in</strong>e persönlichen Führungen für Jung und Alt s<strong>in</strong>d für<br />
die vielen, die dabei waren, unvergesslich, da er zu erzählen und<br />
zu veranschaulichen wusste, abgesehen davon, dass sich h<strong>in</strong>ter<br />
den meisten der von ihm beigebrachten Exponate Geschichten<br />
(wie) aus dem wirklichen Leben verbargen.<br />
Der Berichterstatter konnte Herrn Steffan von der ersten<br />
Stunde se<strong>in</strong>es Museumsamtes an <strong>in</strong> gewisser Weise begleiten.
Ihm fällt <strong>in</strong> der Rückschau auf, dass sich <strong>in</strong> der Person dieses umtriebigen<br />
„Kulturmachers“ und Museumsleiters drei elementare<br />
Qualitäten begegneten, die selten so effektvoll zusammenspielen:<br />
auf der e<strong>in</strong>en Seite der stets aktive Sammler mit wachem<br />
Gespür für Gelegenheiten und das Anzetteln von Stiftungen und<br />
Überlassungen; auf der anderen Seite der bedächtig vorgehende,<br />
der Sache verpflichtete Forscher und Wissenschaftler; und über<br />
beidem der <strong>in</strong>terpretierende, vermittelnde, für se<strong>in</strong> Publikum offene<br />
Museumsmann. Nur diesem sollte und konnte diese kurze<br />
Rem<strong>in</strong>iszenz gelten.<br />
Ferd<strong>in</strong>and Steffan hat und fördert die Liebe zur Heimat und<br />
die Kenntnis ihrer Kultur- und Sozialgeschichte. Deshalb auch<br />
hat ihm die Stadt Wasserburg zum Abschied die Joseph-Heiserer-<br />
Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung der Stadt nach der<br />
Ehrenbürgerwürde. Nicht nur für den Unterzeichner, auch für die<br />
Landesstelle <strong>in</strong>sgesamt bleibt Herr Steffan e<strong>in</strong> ebenso selbstbewusster<br />
und überzeugter wie freundlicher und schätzenswerter<br />
Museumskollege, der nur e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er bisherigen, selbst gewählten<br />
Aufgaben abgibt, und dem wir für se<strong>in</strong>e übrigen Interessen weiterh<strong>in</strong><br />
viel Schaffenskraft und die nötige Gesundheit wünschen.<br />
Berichte/Aktuelles 85
86 Berichte/Aktuelles<br />
Neue Bücher<br />
Lambert Grasmann: Die Hafner auf dem Krön<strong>in</strong>g und an der B<strong>in</strong>a,<br />
Straub<strong>in</strong>g 2010.<br />
E<strong>in</strong> Standardwerk zur Krön<strong>in</strong>ger Hafnerkeramik<br />
Ende Oktober 2010 stellten der Heimatvere<strong>in</strong> Vilsbiburg und der<br />
Verlag Attenkofer aus Straub<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Buch vor, das für zahlreiche<br />
Heimat- und Stadtmuseen <strong>in</strong> Altbayern und <strong>in</strong> den österreichischen<br />
Nachbarländern, aber auch weit darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>teressant<br />
se<strong>in</strong> dürfte; denn es verkörpert gewissermaßen die „summa“<br />
des Schaffens e<strong>in</strong>es Keramiksammlers und -forschers, der sich <strong>in</strong><br />
dieser Spezialdiszipl<strong>in</strong> ganz dem „Krön<strong>in</strong>g“ verschrieben hat, jener<br />
Landschaft östlich von Landshut zwischen Vilsbiburg und D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />
nach der auch e<strong>in</strong> Dorf und se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de benannt ist.<br />
Lambert Grasmann, Vilsbiburger Postbeamter von 1951 bis<br />
1996, hat mittlerweile gut 40 Jahre lang die Krön<strong>in</strong>ger Hafner-<br />
Landschaft untersucht und dabei „Keramik-Geschichte“ geschrieben,<br />
wie der Keramikspezialist Ingolf Bauer vom Bayerischen<br />
Nationalmuseum <strong>in</strong> der Festschrift für L. Grasmann zum 70. Geburtstag<br />
anerkennend festgestellt hat. * Der Kreisheimatpfleger<br />
(1996-2008) und Museumsleiter (seit 1968 kommissarisch, seit<br />
1973 offiziell) ist entsprechend se<strong>in</strong>em Schwerpunkt<strong>in</strong>teresse<br />
auch <strong>in</strong> der anzuzeigenden Publikation mit 29 Beiträgen, darunter<br />
drei selbständigen Werken, vertreten. Jetzt hat L. Grasmann se<strong>in</strong><br />
Krön<strong>in</strong>ger Lebenswerk mit Hilfe der „Attenkofer’schen Buch- und<br />
Kunstdruckerei“ <strong>in</strong> Landshut und Straub<strong>in</strong>g als opulenten Band<br />
mit rund 400 Seiten vorgelegt.<br />
Der erste Blick bee<strong>in</strong>druckt und irritiert zugleich: Das Umschlagbild<br />
gibt sich etwas mystisch mit „schwarzen“ Essigkrügen<br />
im Vordergrund, die sich schemenhaft nach h<strong>in</strong>ten fortsetzen und<br />
im tiefblauen Fond verschwimmen, so als hätte e<strong>in</strong> Taucher unlängst<br />
versenkte Schätze eben mit se<strong>in</strong>em Handsche<strong>in</strong>werfer entdeckt.<br />
Auf der Buchrückseite ist der Spruchteller „Es lebe das edle<br />
Handwerk der Hafner“ e<strong>in</strong>kopiert. Das Anblättern offenbart sehr<br />
rasch die Intention des Autors: Teilhabe des Lesers und Betrachters<br />
an se<strong>in</strong>er jahrzehntelangen Arbeit <strong>in</strong> Archiv, Feldforschung,<br />
Typisierung, Beschreibung und Katalogisierung.<br />
Das Inhaltsverzeichnis lässt zwei große Blöcke erkennen, zum<br />
e<strong>in</strong>en Kapitel zur Geschichte der Krön<strong>in</strong>ger Hafnerei, zur Handwerksorganisation,<br />
zu den Hafnern mit ihrer Arbeit und dem Vertrieb<br />
ihrer Ware, zum anderen e<strong>in</strong>en Katalog der Produkte mit<br />
Gefäßen, Kacheln und Sonderformen, e<strong>in</strong>geleitet von Kurzdarstellungen<br />
des Forschungsstands und zum Sammlungsbestand im<br />
örtlichen Museum, im benachbarten Museum der Stadt D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />
den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut sowie weiteren ausgewählten<br />
bayerischen <strong>Museen</strong> und im Volkskundemuseum Wien.<br />
Das zweispaltig angelegte Buch arbeitet fundiert mit kapitelweise<br />
durchnummerierten Fußnoten, Tabellen, Formentafeln,<br />
zahlreichen historischen Fotos und durchwegs farbigen Abbildungen<br />
im Katalogteil.<br />
Der Krön<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>e Hafner gew<strong>in</strong>nen bei der Lektüre des<br />
ersten Teils von Seite zu Seite an Konturen. Voraussetzungen,<br />
wirtschaftlich-soziale E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> Handwerksorganisation<br />
und private Situation werden anhand unzähliger E<strong>in</strong>zelbelege<br />
lebendig. Dabei lässt Grasmann nie die fe<strong>in</strong>en Unterschiede oder<br />
Gleichheiten bei den beiden Teilregionen Krön<strong>in</strong>g – im engeren<br />
S<strong>in</strong>n die Dörfer um die „Hafnerstadt“ Jesendorf nördlich der Vils<br />
– und dem Tal der B<strong>in</strong>a südlich der Vils mit dem zentralen Siebengadern<br />
außer Acht.<br />
Begonnen hat alles mit der Nennung von drei Hafnern an der<br />
B<strong>in</strong>a im Jahr 1301. Die erste Krön<strong>in</strong>ger Hafnerordnung von 1428<br />
legte dann den rechtlichen Grund für die Entwicklung bis zur<br />
Blütezeit <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 18. und dem ersten Drittel des<br />
19. Jahrhunderts. Die Handwerksrolle nennt für das Jahr 1767<br />
<strong>in</strong>sgesamt 72 Werkstätten an 46 Orten. Was die Menge der produzierten<br />
Ware betrifft, wagt der Autor ke<strong>in</strong>e Aussage oder auch<br />
nur Schätzung. Er lässt stattdessen Beschreibungen des Krön<strong>in</strong>g<br />
sprechen. So etwa rechnet der Aufklärer Joseph v. Obernberg <strong>in</strong>
se<strong>in</strong>en „Reisen durch das Königreich Baiern“ 1816 vor: „Wenn<br />
man annimmt, dass jeder e<strong>in</strong>zelne Hafner jährlich 15 Brände, und<br />
<strong>in</strong> jedem 800 Stücke gar macht: so fabrizieren die 80 Töpfer des<br />
Landgerichts im Durchschnitte wenigstens 960.000 Geschirre von<br />
größerer und kle<strong>in</strong>erer Gattung.“ (S. 24 f.)<br />
Woh<strong>in</strong> geliefert wurde, zeigt e<strong>in</strong>e Verbreitungskarte (S. 185)<br />
mit Markt- und Händlerorten zwischen Augsburg und L<strong>in</strong>z, Weiden<br />
<strong>in</strong> der Oberpfalz und Bozen. Wer beliefert wurde bzw. welche<br />
Haushalte als „Verbraucher“ anzusehen s<strong>in</strong>d, bleibt eher diffus,<br />
wenn auch die Geschirrlieferungen an den kurfürstlichen Hof <strong>in</strong><br />
München eigens herausgehoben werden (S. 165 ff.). Den allmählichen<br />
Niedergang der Krön<strong>in</strong>ger Hafnerei <strong>in</strong> der 2. Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts konnte selbst die zunächst als „Töpferschule“ 1873<br />
<strong>in</strong> Landshut gegründete Keramische Fachschule nicht aufhalten.<br />
1928 arbeitete noch e<strong>in</strong>e Werkstatt.<br />
Die dargebotene Materialfülle mit ihren E<strong>in</strong>zelnachweisen ist<br />
die bewundernswerte Leistung e<strong>in</strong>es aus der Orts- und Regionalforschung<br />
kommenden „Quere<strong>in</strong>steigers“, wie sich der Autor<br />
selbst bescheiden, aber nicht ohne F<strong>in</strong>gerzeig auf die dünn gesäte<br />
akademische Forschung bezeichnet. Paul Stieber (1915-1975),<br />
Ingolf Bauer (1942-2006) und Werner Endres (geb. 1937) s<strong>in</strong>d<br />
se<strong>in</strong>e erklärten Vorbilder bzw. Weggefährten. Mit se<strong>in</strong>em opus<br />
magnum dürfte sich Grasmann e<strong>in</strong>gereiht fühlen <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>e<br />
Schar altbayerischer Keramikforscher und großer Monografien<br />
wie Ingolf Bauers „Treuchtl<strong>in</strong>ger Geschirr“ (1971) oder dessen<br />
„Hafnergeschirr aus Altbayern“ (1976, 2. Aufl. 1980).<br />
Trotz des hohen Anspruchs, den der Verlag auf dem h<strong>in</strong>teren<br />
Buchdeckel formuliert – „so liegt nun als Gesamtwerk die Geschichte<br />
zur Hafnerei auf dem Krön<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> ,Bestandskatalog<br />
Krön<strong>in</strong>g und B<strong>in</strong>a’ vor“ – bleiben Wünsche und Fragen offen,<br />
und im Falle e<strong>in</strong>er zweiten Auflage Fehler zu vermeiden. Bei aller<br />
Beflissenheit des „Arbeitens aus den Quellen“ vermisst man die<br />
Zusammenschau, e<strong>in</strong>e Kurzfassung der wesentlichen Ergebnisse,<br />
vielleicht auch nur e<strong>in</strong>prägsame Charakteristika, ob am jeweiligen<br />
Kapitelende oder als Resumé.<br />
Fragen wären etwa, wie man sich die Gesamtverbreitung <strong>in</strong>-<br />
und außerhalb der kartierten Kernzone vorzustellen hat – etwa <strong>in</strong><br />
Salzburg, wofür v. Obernberg 1816 mehr als 50.000 Stück jährlich<br />
angibt, und im Salzburger Land, welches <strong>in</strong> der Karte nicht<br />
aufsche<strong>in</strong>t, von Wien ganz abgesehen; wie es mit Nachweisen<br />
über die e<strong>in</strong>gangs genannten 11 <strong>Museen</strong> h<strong>in</strong>aus ausschaut; ob es<br />
e<strong>in</strong>e Schwerpunktverlagerung <strong>in</strong>nerhalb der Produktion durch die<br />
Jahrhunderte gegeben hat; was der meist produzierte Artikel war;<br />
ob und <strong>in</strong>wieweit es e<strong>in</strong>e Rezeption nach dem Niedergang und<br />
Nachahmer gegeben hat oder gibt; welche Rolle heute Krön<strong>in</strong>ger<br />
Ware im Handel spielt und dgl. mehr. Beim Katalogteil fällt auf,<br />
dass im Titel ausschließlich von „Gefäßen“ die Rede ist, während<br />
der Autor mit der keramischen Sonderform der Deckel beg<strong>in</strong>nt,<br />
weiter unten selbstredend weitere Sonderformen wie Brotstempel,<br />
T<strong>in</strong>tenzeuge, Weihwasserkessel und vieles mehr vorstellt und<br />
die eigene Gruppe der Ofenkacheln und -modeln beschreibt. Hilfreich<br />
auch wäre e<strong>in</strong>e Begründung für Datierungen etwa <strong>in</strong>s 13.<br />
Jahrhundert gewesen (z. B. Deckel S. 242 f.), auf Tafel 3 (S. 369)<br />
oder des Topfes auf Tafel 23 (S. 379), haben wir doch vorne von<br />
den frühesten Hafnern ab 1301 erfahren.<br />
Die Beigabe der mundartlichen Bezeichnung bei vielen Gegenständen<br />
konserviert mit Recht die Ausdrucksweise der Hersteller<br />
und Benützer, führt aber bei der Zusammenstellung und<br />
Erklärung dieser Ausdrücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Register sehr an<br />
die Grenzen des Verständlichen, wenn ohne Bemühung um Lautschrift<br />
etwa „Butadegl“ als „tiefe Henkelschüssel mit Ausguss“<br />
erklärt wird („Butter“-, „Budda“-?), andererseits e<strong>in</strong> „Nadlkörbl“<br />
im Orig<strong>in</strong>alton „Nolkeawe“ heißt. Das Wort für „Ton“ mit se<strong>in</strong>en<br />
Zusammensetzungen variiert eher zufällig zwischen „Dowa“ und<br />
„Dower“; der „Blachawagn“ (Planwagen der Karrner) tritt auch<br />
Berichte/Aktuelles 87<br />
unter „Plochawogn“ auf.<br />
Den Schluss des Buches bildet die „abgekürzt zitierte Literatur“<br />
mit an die 130 Titeln. Viele davon s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vorausgegangenen<br />
Anmerkungen ebenfalls voll zitiert; e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />
von Aufsätzen enthält ke<strong>in</strong>e Seitenangabe; manchmal fehlt das<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsjahr; „Horschik“ taucht e<strong>in</strong>e Zeile später als „Horsdchik“<br />
auf, „Rahden“ zwei Seiten später als „Rhaden“; beim Aufsatz<br />
von Spirkner 1909 irritiert, dass e<strong>in</strong>mal Bayerlandheft Nr.<br />
36 (S. 216), e<strong>in</strong>mal nur Nr. 37 (S. 406) angegeben wird; der<br />
„Leitfaden zur Keramikbeschreibung“ erschien nicht 1987, sondern<br />
1986 usw. Weil es ke<strong>in</strong> Abkürzungsverzeichnis gibt, rätselt<br />
man beim ersten „AHV“, bis man dah<strong>in</strong>ter kommt, dass das Kürzel<br />
für „Archiv des Heimatvere<strong>in</strong>s Vilsbiburg“ steht.<br />
Man sollte bei e<strong>in</strong>em Werk mit wohl e<strong>in</strong>igen Millionen Buchstaben<br />
nicht zu kle<strong>in</strong>lich se<strong>in</strong>, aber wenn sich schon im zweiten<br />
Absatz überhaupt, <strong>in</strong>nerhalb der „E<strong>in</strong>führung“ drei Grammatikfehler<br />
halten konnten – nicht die e<strong>in</strong>zigen im Schriftbild der<br />
nächsten Seiten und im ganzen Textteil – so ist das ärgerlich und<br />
wirft e<strong>in</strong> eigenes Licht auf die Redaktion.<br />
Gleichwohl: Die <strong>in</strong>haltlichen Schwächen und sprachlichredaktionellen<br />
Schönheitsfehler können den Gesamtwert des<br />
Buches nicht aushebeln.<br />
Wer sich <strong>in</strong> Zukunft mit der Krön<strong>in</strong>ger Ware beschäftigen<br />
will, wird „den Grasmann“ von 2010 zur Hand nehmen und hernach<br />
klüger se<strong>in</strong> als er gedacht hat.<br />
Albrecht A. Gribl<br />
* Ingolf Bauer: E<strong>in</strong> Vilsbiburger schreibt Keramikgeschichte, <strong>in</strong>:<br />
Cornelia Renner und Peter Barteit (Hg.): E<strong>in</strong> Leben zwischen<br />
Milchweidl<strong>in</strong>g und Stichbogen. Festschrift für Lambert Grasmann<br />
zum 70. Geburtstag (Vilsbiburger Museumsschrift 9), Vilsbiburg<br />
2007, S. 30-34. E<strong>in</strong>e knappe Würdigung des Jubilars f<strong>in</strong>det sich<br />
auch <strong>in</strong> Museum heute 33 (Dezember 2007), S. 74.<br />
Lambert Grasmann: Die Hafner auf dem Krön<strong>in</strong>g und an der B<strong>in</strong>a.<br />
Straub<strong>in</strong>g 2010, 408 Seiten, zahlr., meist farb. Abbildungen, geb.,<br />
ISBN 978-3-936511-83-3
88 Berichte/Aktuelles<br />
Personalia<br />
L<strong>in</strong>dau. Neuer Kulturamtsleiter und Leiter des Stadtmuseums<br />
L<strong>in</strong>dau ist <strong>in</strong> der Nachfolge von Dr. Angela Heilmann seit dem<br />
18.10.2010 Alexander Warmbrunn. Der geborene Göpp<strong>in</strong>ger studierte<br />
Kulturgestaltung und Zeitgenössische Kunstgeschichte und<br />
schloss als „Executive Master <strong>in</strong> Arts Adm<strong>in</strong>istration“ an der Universität<br />
Zürich ab. Nach Tätigkeiten im Ausstellungsmanagement<br />
und Kuratorentätigkeit im Bereich der Zeitgenössischen Kunst<br />
und der Klassischen Moderne war er 2001-2008 Kulturreferent<br />
<strong>in</strong> Rechberghausen und seit 2009 Kulturamtsleiter <strong>in</strong> Eisl<strong>in</strong>gen.<br />
München. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) zeichnete<br />
im Dezember 2010 den Restaurator Prof. Erw<strong>in</strong> Emmerl<strong>in</strong>g als<br />
„Hochschullehrer des Jahres“ aus. Der DHV begründete die Auszeichnung<br />
damit, Emmerl<strong>in</strong>g setze sich „mit Leib und Seele für<br />
den Erhalt von Kulturdenkmälern“ e<strong>in</strong>. Besonders hob der Verband<br />
den E<strong>in</strong>satz im afghanischen Bamiyan hervor, wo der Res-<br />
taurator unter vielen Schwierigkeiten an Sicherung, Konservierung<br />
und Wiederaufbau der von den Taliban gesprengten antiken<br />
Buddha-Statuen arbeitet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.<br />
Emmerl<strong>in</strong>g ist an der Technischen Universität München (TUM)<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Restaurierung, Kunsttechnologie und<br />
Konservierungswissenschaft.<br />
Weilheim. Dr. des. Tobias Güthner leitet seit Oktober 2010 das<br />
Stadtmuseum Weilheim <strong>in</strong> Oberbayern. Nach dem Studium der<br />
Geschichte, Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte an der<br />
Universität Regensburg sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München absolvierte er <strong>in</strong> Rom e<strong>in</strong>en Aufbaustudiengang<br />
an der Università di Roma, um neben e<strong>in</strong>er Tätigkeit an der Bibliotheca<br />
Hertziana <strong>in</strong> Rom schließlich wieder <strong>in</strong> München das<br />
Promotionsstudium (Kunstgeschichte, Alte Geschichte) aufzunehmen.<br />
2008-10 war er Volontär am Stadtmuseum Kaufbeuren.<br />
Kulmbach. Das Landschaftsmuseum Oberma<strong>in</strong> und das Z<strong>in</strong>nfigurenmuseum<br />
auf der Plassenburg hoch über Kulmbach haben e<strong>in</strong>e<br />
neue Leiter<strong>in</strong>. Dr. Astrid Fick studierte an der Otto-Friedrich-<br />
Universität Bamberg und der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Volkskunde und<br />
promovierte schließlich an der Technischen Universität Berl<strong>in</strong>.<br />
Bereits 1993/94 hatte sie e<strong>in</strong> wissenschaftliches Volontariat am<br />
Historischen Museum <strong>in</strong> Bamberg abgeleistet. 1999-2003 leitete<br />
sie die städtischen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Weißenfels, Sachsen-Anhalt, bevor<br />
sie 2004-2008 die Geschäftsführung des Museumsverbundes<br />
Nordfriesland <strong>in</strong> Husum übernahm. Nach e<strong>in</strong>er Weiterbildung als<br />
Referent<strong>in</strong> für Kultur- und Sozialmanagement <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z nahm sie<br />
am 15. September 2010 ihren Dienst <strong>in</strong> Kulmbach auf.
Bayreuth/ Ofr.<br />
185 Jahre nach dem Tod von Johann Paul Friedrich Richter, bekannt<br />
unter dem Pseudonym Jean Paul, wurde die frisch renovierte<br />
Jean-Paul-Stube <strong>in</strong> der „Rollwenzelei“ im Oktober 2010<br />
wieder eröffnet. Das Zimmer <strong>in</strong> dem ehemaligen Gasthaus, <strong>in</strong> dem<br />
der Dichter <strong>in</strong> den Sommermonaten regelmäßig arbeitete, blieb<br />
mit se<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alen Möblierung weitgehend erhalten.<br />
Jean-Paul-Stube <strong>in</strong> der Rollwenzelei, Königsallee 84, 95448<br />
Bayreuth, Tel. 0921/980218, <strong>in</strong>fo@jeanpaulstube.de, www.jeanpaulstube.de<br />
Öffnungszeiten: Mai bis Oktober Freitag bis Sonntag 14-16 Uhr,<br />
während der Festspielzeit 11-16 Uhr<br />
Ebersberg/ Obb.<br />
Nach zweijähriger Arbeit hat das Museum Wald und Umwelt im<br />
Oktober 2010 e<strong>in</strong> Projekt abgeschlossen. Beim Museum entstand<br />
e<strong>in</strong> Lehrpfad zur Biodiversität, auf dem sich an zwölf Stationen<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Vielfalt der Lebensräume gew<strong>in</strong>nen lassen, die <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> oft bedrohten Tier- und Pflanzenarten die Existenz ermöglichen.<br />
Museum Wald und Umwelt, Ludwigshöhe 2, 85560 Ebersberg, Tel.<br />
08092/247983, Fax 08092/825573, mwu@ebersberg.de, www.<br />
museumwaldundumwelt.de<br />
Öffnungszeiten: 15. März bis 15. November Samstag, Sonn- und<br />
Feiertage 11-18, 16. November bis 14. März Sonn- und Feiertage<br />
12-17 Uhr<br />
Kirchberg-Thal/ Obb.<br />
Das Heimatmuseum Thal des Oldtimervere<strong>in</strong>s Kirchberg ist um<br />
e<strong>in</strong>e weitere Attraktion reicher: Neben den Gebäuden, <strong>in</strong> denen<br />
das Leben und Arbeiten <strong>in</strong> früheren Zeiten dargestellt werden,<br />
errichteten die Vere<strong>in</strong>smitglieder e<strong>in</strong>e Kapelle nach historischem<br />
Vorbild. Sie wurde im August 2010 feierlich e<strong>in</strong>geweiht.<br />
Heimatmuseum Thal, Thal 2, 84434 Kirchberg, Tel. 08034/948750,<br />
oldtimerfreunde.kirchberg@iivs.de, www.oldtimerfreunde.kirchberg.iivs.de<br />
Öffnungszeiten: Juli bis Oktober 1. Sonntag im Monat 9-12 Uhr<br />
und bei Veranstaltungen<br />
Markt Schwaben/ Obb.<br />
Nach zwölfjähriger ehrenamtlicher Arbeit konnte der Heimatvere<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> der „Schweigervilla“ am 13.11.2010 zur Eröffnung des<br />
letzten Bau- und E<strong>in</strong>richtungsabschnitts laden. Nach den Themenkreisen<br />
Markt Schwabener Ansichten, Archäologie, Burg und<br />
Schloss, „Sach“ für Männer und Frauen, Brauereien, Küche, Handwerk,<br />
Druckwesen und Sakrales rundet nun e<strong>in</strong>e Ausstellung zum<br />
ländlichen Schulwesen die Darstellung von Leben und Arbeiten <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit des Ortes ab.<br />
Heimatmuseum Markt Schwaben, Bahnhofstr. 28, 85557 Markt<br />
Schwaben, Tel. 08121/3252, Fax 08121/225754, bernd.romir@tonl<strong>in</strong>e.de,<br />
www.markt-schwaben.de<br />
Öffnungszeiten: 1. Sonntag im Monat und bei der Jahresausstellung<br />
14-17 Uhr<br />
München/ Obb.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es Bürgerfestes wurde das „Türkentor“ im Kunstareal<br />
München am 23. Oktober 2010 der Öffentlichkeit übergeben.<br />
Dieses seit Jahrzehnten ungenutzte Gebäudefragment der ehemaligen<br />
Pr<strong>in</strong>z Arnulf-Kaserne aus dem frühen 19. Jahrhundert – im<br />
Volksmund wegen der angrenzenden Türkenstrasse auch „Türkenkaserne“<br />
genannt – liegt zwischen der P<strong>in</strong>akothek der Moderne<br />
Berichte/Aktuelles 89<br />
Museumseröffnungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>
90 Berichte/Aktuelles<br />
Das „Türkentor“ der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen <strong>in</strong><br />
München.<br />
und dem Museum Brandhorst bzw. genau gegenüber dem Klenze-<br />
Portal der Alten P<strong>in</strong>akothek und markiert damit e<strong>in</strong>e auch städtebaulich<br />
spezifische Position. In enger Kooperation zwischen dem<br />
amerikanischen Künstler Walter De Maria und den Architekten<br />
Sauerbruch Hutton wurde der ru<strong>in</strong>öse Bau unter Berücksichtigung<br />
se<strong>in</strong>er historischen Substanz umgestaltet. Nun beziehen sich die<br />
2006 von der Udo und Anette Brandhorst Stiftung erworbene,<br />
2002 entstandene Skulptur „Large Red Sphere“ De Marias und die<br />
Architektur aufe<strong>in</strong>ander und bilden nun gleichsam e<strong>in</strong> Gesamtkunstwerk.<br />
Den neuen Anforderungen entsprechend bekam auch<br />
das unmittelbare Umfeld des Türkentors e<strong>in</strong> neues Gesicht.<br />
„Large Red Sphere“ im Türkentor, Türkenstr. 17, 80799 München,<br />
Tel. 089/21805-360, Fax -125, <strong>in</strong>fo@p<strong>in</strong>akothek.de, www.p<strong>in</strong>akothek.de<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr<br />
Nürnberg/ Mfr.<br />
Seit dem 9.11.2010 steht das völlig neu gestaltete Museum für<br />
Kommunikation <strong>in</strong> Nürnberg Besuchern offen. Die Dauerausstellung<br />
hat sich bewusst von der früheren Rolle als „Postmuseum“<br />
verabschiedet: Zwar s<strong>in</strong>d noch historische Fahrzeuge der Post und<br />
die erste deutsche Briefmarke, der berühmte bayerische „Schwarze<br />
E<strong>in</strong>ser“, zu sehen, doch nehmen andere Formen der Kommunikation<br />
den größten Teil der 1.200 m² umfassenden Ausstellung<br />
e<strong>in</strong>. „Im Zentrum der Präsentation steht der kommunizierende<br />
Mensch und welche Verständigungsmöglichkeiten er hat“, so Museumsdirektor<br />
Stefan Kley. Vier Themenräume zu Kommunikation<br />
mit Tönen, Bildern, Schrift und Internet wurden gestaltet, <strong>in</strong> denen<br />
man z. B. mehr oder weniger exotische Sprachen von dem mit<br />
Klicklauten angereicherten afrikanischen Taa bis h<strong>in</strong> zum fränkischen<br />
Dialekt lauschen oder die Wirkung von Bildern erleben<br />
und h<strong>in</strong>terfragen kann.<br />
Museum für Kommunikation, Less<strong>in</strong>gstr. 6, 90443 Nürnberg, Tel.<br />
0911/23088-0, Fax -96, mk.nuernberg@mspt.de, www.museumsstiftung.de<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr<br />
Pöck<strong>in</strong>g-Possenhofen/ Obb.<br />
E<strong>in</strong>en deutlichen Zuwachs an Ausstellungsfläche kann das Kaiser<strong>in</strong>-Elisabeth-Museum<br />
im Bahnhof von Possenhofen am Starnberger<br />
See seit Mai 2010 vermelden. Neu gestaltet ist der König-<br />
Ludwig-Saal, <strong>in</strong> dem u. a. e<strong>in</strong> Papiertheater mit e<strong>in</strong>er Szene aus<br />
Wilhelm Tell, dem Liebl<strong>in</strong>gsdrama des „Märchenkönigs“, gezeigt<br />
wird.<br />
Kaiser<strong>in</strong> Elisabeth-Museum, Schlossberg 2, 82343 Pöck<strong>in</strong>g-Possenhofen,<br />
Tel. 09157/925932, Fax 013212/1249519, sisi-museum@web.de,<br />
www.kaiser<strong>in</strong>-elisabeth-museum-ev.de<br />
Öffnungszeiten: Mai bis Mitte Oktober Freitag, Samstag und<br />
Sonn- und Feiertage 14-18 Uhr<br />
Taufkirchen/ Obb.<br />
In Taufkirchen/Vils s<strong>in</strong>d die D<strong>in</strong>osaurier los. Am 23.10.2010 öffnete<br />
das Urzeitmuseum <strong>in</strong> neu errichteten Räumen se<strong>in</strong>e Pforten.<br />
Auf rund 300 m² Ausstellungsfläche s<strong>in</strong>d jetzt neben den Fossilien<br />
der privaten Sammlung Kapust<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „D<strong>in</strong>o-Dschungel“<br />
Modelle der urzeitlichen Lebewesen zu sehen.<br />
Urzeitmuseum – Sammlung Kapust<strong>in</strong>, Att<strong>in</strong>ger Weg 9, 84416<br />
Taufkirchen, Tel. 0151/21483443, <strong>in</strong>fo@urzeitmuseum.de, www.<br />
urzeitmuseum.de<br />
Öffnungszeiten: Samstag 13-17, Sonn- und Feiertage 11-17<br />
Uhr
Aichach, Stadtmuseum: „Und es begab sich…“, 27.11.2010-6.<br />
2.2011<br />
Amberg, Luftmuseum Amberg: Spielzeug, Spiele, Spielen,<br />
3.10.2010-1.1.2011; W<strong>in</strong>dwechsel, 16.10.2010-23.1.2011; Flugstunden,<br />
30.10.2010-23.1.2011; Atmende Architektur, 29.1.-<br />
14.4.2011<br />
Aschaffenburg, Galerie der Stadt – Kunsthalle Jesuitenkirche:<br />
Hans Schork, 11.12.2010-6.2.2011<br />
Aschaffenburg, Kornhäuschen: Reaktor – Markus Wirthmann,<br />
17.12.2010-10.2.2011<br />
Aschaffenburg, Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg: Kunst<br />
und Staatskunst – Carl Theodor von Dahlberg, 15.10.2010-<br />
30.1.2011; Bernhard Vogler, 23.10.2010-27.2.2011<br />
Augsburg, Architekturmuseum Schwaben: Wilhelm Wichtendahl,<br />
16.12.2010-6.3.2011<br />
Augsburg, Die Kiste – Augsburger Puppentheatermuseum: Stelldiche<strong>in</strong><br />
der Majestäten, 17.11.2010-1.5.2011<br />
Augsburg, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast:<br />
Maik und Dirk Löbbert, 8.9.20120-27.2.2011<br />
Augsburg, Jüdisches Kulturmuseum: Chanukka, 9.12.2010.-<br />
16.1.2011<br />
Augsburg, Maximilianmuseum: Blumen, Schwäne und Ch<strong>in</strong>esen,<br />
5.11.2010-6.2.2011<br />
Augsburg, Naturmuseum: Schatzkammer Tropen, 1.10.2010-<br />
31.3.2011<br />
Augsburg, Neue Galerie im Höhmannhaus: N<strong>in</strong>a Pett<strong>in</strong>ato,<br />
19.11.2010-9.1.2011<br />
Augsburg, Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und<br />
Karl und Magdalene Haberstock Stiftung: Die Kunst zu wohnen,<br />
23.11.2010-20.2.2011; Franziskanerkrippe, 10.12.2010-<br />
6.1.2011<br />
Bad Steben, Grafik Museum Stiftung Schre<strong>in</strong>er: Carlfriedrich<br />
Claus – Werner Wittig, 24.10.2010-9.1.2011<br />
Bad Tölz, Stadtmuseum: Von Nikolaus bis Dreikönig, 26.11.2010-<br />
16.1.2011<br />
Bamberg, Historisches Museum: Das Wunder im Stall, 27.11.2010-<br />
9.1.2011<br />
Bamberg, Internationales Künstlerhaus Villa Concordia: Matias<br />
Becker „Prospekt“, 6.12.2010-31.1.2011<br />
Bamberg, Naturkunde-Museum: Andreas Feist, “big belly yellow<br />
sea horse“, 25.11.2010-31.1.2011<br />
Bayreuth, Kle<strong>in</strong>es Plakatmuseum: Plakate aus München, 1960-<br />
2010, 23.10.-22.12.2010<br />
Bayreuth, Kunstmuseum: Peter Weber – Die Form <strong>in</strong> der Faltung,<br />
17.10.2010-9.1.2011<br />
Berichte/Aktuelles 91<br />
Sonderausstellungen<br />
bayerischer <strong>Museen</strong><br />
Das Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und Karl und<br />
Magdalene Haberstock Stiftung <strong>in</strong> Augsburg widmet den Augsburger<br />
Klebealbum des 18. Jahrhunderts e<strong>in</strong>e Sonderausstellung<br />
„Die Kunst zu wohnen“, 23.11.2010-20.2.2011.
92 Berichte/Aktuelles<br />
Benediktbeuren, Kloster Benediktbeuren, Maierhof: Deus deest –<br />
dum volvitur orbis, 12.12.2010-24.1.2011<br />
Berchtesgaden, Dokumentation Obersalzberg: Im Objektiv des<br />
Fe<strong>in</strong>des, 5. W<strong>in</strong>terausstellung, 22.10.2010-1.5.2011<br />
Bernried, Buchheim Museum der Phantasie: Fasz<strong>in</strong>ation Circus –<br />
Manege frei für Kunst & Phantasie, 21.11.2010-4.3.2011<br />
Cham, Städtische Galerie im Cordonhaus: Marlene Reidel, Beate<br />
Rose, 12.12.2010-16.1.2011<br />
Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg: E<strong>in</strong> Rabe unter<br />
plumpen Tauben, 17.12.2010-13.2.2011; …vielleicht das<br />
Schönste von der Hand moderner Künstler, das man heute sehen<br />
kann, 18.12.2010-20.2.2011<br />
Coburg, Naturkunde-Museum: Kristallmagie – verborgener Zauber<br />
dunkler Turmal<strong>in</strong>e, 21.11.2010-27.2.2011<br />
Dachau, Bezirksmuseum Dachau: Aloys Georg Fleischmann (1880-<br />
1964), 22.10.2010-13.3.2011<br />
Dachau, Gemäldegalerie: Impressionen von der grünen Insel,<br />
22.10.2010-13.3.2011<br />
Deggendorf, Handwerksmuseum: „schlicht und ergreifend“,<br />
28.11.2010-13.2.2011<br />
Deggendorf, Stadtmuseum: Nostalgie trifft Moderne, 5.10.2010-<br />
13.2.2011; Alexander Fasekasch, 9.11.2010-13.2.2011; Heiliges<br />
Theater, 7.12.-30.3.2011<br />
Ebersberg, Museum Wald und Umwelt: Biber – Der Burgherr kehrt<br />
heim, 23.10.2010-31.1.2011<br />
Erlangen, Kunstpalais: M+M: Komm erst mal zu mir, 13.1.-20.<br />
3.2011<br />
Erlangen, Stadtmuseum: K<strong>in</strong>dheit und Jugend im Wandel,<br />
19.9.2010-27.2.2011<br />
Freis<strong>in</strong>g, Diözesanmuseum: Engel – Mittler zwischen Himmel und<br />
Erde, 6.11.2010-5.1.2011<br />
Friedberg, Museum im Schloss: Zauberhaft! 18.11.2010-<br />
27.2.2011<br />
Fürstenfeldbruck, Stadtmuseum: Märchen machen Schule,<br />
25.11.2010-27.3.2011<br />
Fürth, Jüdisches Museum Franken <strong>in</strong> Fürth: Eisenbahngeschichten,<br />
20.10.2010-27.3.2011; Das Mikwen-Projekt, 17.11.2010-26.<br />
1.2011<br />
Fürth, kunst galerie fürth: Viermale<strong>in</strong>s I, 20.11.-19.12.2010;<br />
Viermale<strong>in</strong>s II, 26.11.-19.12.2010; Viermale<strong>in</strong>s III, 3.12.-19-<br />
.12.2010; Viermale<strong>in</strong>s IV, 10.12.-19.12.2010; „Die Unruhe der<br />
Moderne. Christian Schad – Druckgraphiken und Schadographien<br />
1913-1981“, 16.1.-16.3.2011;<br />
Fürth, Schloss Burgfarrnbach: Die Ludwigseisenbahn, 23.11.2010-<br />
31.1.2011<br />
Garmisch-Partenkirchen, Museum Aschenbrenner: Abgefahren!<br />
Frauen auf Skiern, 9.12.2010-13.3.2011<br />
Garmisch-Partenkirchen, Werdenfels-Museum: 100 Kostbarkeiten<br />
– Klosterarbeiten und Spitzenbilder, 27.11.2010-2.1.2011<br />
Graf<strong>in</strong>g b. München, Museum der Stadt: Hartes Brot – Gutes Leben?<br />
22.10.2010-20.2.2011<br />
Helmbrechts, Oberfränkisches Textilmuseum: Perlenzauber,<br />
23.9.2010-15.1.2011<br />
Hersbruck, Deutsches Hirtenmuseum: Die süße Verführung,<br />
24.11.2010-15.5.2011<br />
Immenstadt i. Allgäu, Museum Hofmühle: Mexiko erleben,<br />
19.12.2010-29.1.2011; Sehnsucht Urwald, 19.2.-30.4.2011<br />
Ingolstadt, Deutsches Mediz<strong>in</strong>historisches Museum: Mit S<strong>in</strong>n und<br />
Verstand, 25.11.2010-22.5.2011<br />
Ingolstadt, Fleißerhaus: The Song of Talies<strong>in</strong>, 24.10.2010-<br />
3.4.2011; Frauenbilder, 22.5.-18.9.2011<br />
Ingolstadt, Museum für Konkrete Kunst: Hermann Bartels – Malerei<br />
zwischen Fläche und Raum, 21.11.2010-23.1.2011<br />
Ingolstadt, Stadtmuseum: Bernhard Bruckmayer – e<strong>in</strong> Ingolstädter<br />
Maler, 19.12.2010-6.2.2011; Das Ende der alten Universität<br />
und der Illum<strong>in</strong>aten-Orden, 20.3.-3.10.2011<br />
Ingolstadt-Hundszell, Bauerngerätemuseum des Stadtmuseums:<br />
Sach-Aufnahme, 3.4..-26.6.2011<br />
Isman<strong>in</strong>g, Kallmann-Museum <strong>in</strong> der Orangerie: Hans Jürgen Kallmann,<br />
die 70er und 80er Jahre, 28.11.2010-30.1.2011<br />
Kaufbeuren, Isergebirgs-Museum Neugablonz: Als Opa Boogie-<br />
Woogie tanzte ... Die bunten Fünfziger, 26.11.2010-8.5.2011<br />
Kaufbeuren, Kunsthaus: Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, 18.2.-<br />
26.6.2011<br />
Kitz<strong>in</strong>gen, Städtisches Museum: Gartenaspekte, 1.12.2010-<br />
15.1.2011<br />
Kochel a. See, Franz Marc Museum: Franz Marc. Leben und Werk,<br />
10.2010-4.9.2011<br />
Lauf a. d. Pegnitz, Industriemuseum: Die 70er Jahre, 10.10.2010-<br />
9.11.2011<br />
Marktredwitz, Egerland-Museum: Dem Himmel e<strong>in</strong> Stück näher,<br />
17.9.2010-11.1.2011<br />
Memm<strong>in</strong>gen MEWO Kunsthalle: ORAT = er sie es spricht/ schreibt/<br />
betet/ zeichnet/ malt, 17.10.2010-30.1.2011; Farben e<strong>in</strong>er Liebe,<br />
17.10.2010-30.1.2011; Roswitha Asche (1938-2006): Auf der<br />
Suche nach verlorenen Zeit, 17.10.2010-30.1.2011<br />
Memm<strong>in</strong>gen, Stadtmuseum im Hermansbau: Knackis oder Knacker?<br />
9.11.2010-23.1.2011<br />
M<strong>in</strong>delheim, Ausstellungshalle im Jesuitenkolleg: Im Reich der<br />
Phantasie VII, 28.11.2010-21.2.2011
Mönchsondheim, Kirchenburgmuseum: „E<strong>in</strong>e feste Burg ist unser<br />
Gott…“, 18.3.-22.5.2011; Jetzt schlägt´s dreizehn, 26.7.-27.<br />
11.2011<br />
München, Alte P<strong>in</strong>akothek: Goldenes Zeitalter, 3.12.2010-27.<br />
2.2011; Vermeer <strong>in</strong> München, 17.3.-19.6.2011; Drunter und drüber.<br />
Altdorfer, Cranach und Dürer auf der Spur, 6.7.-18.9.2011; Die<br />
Alte P<strong>in</strong>akothek <strong>in</strong> historischen Fotographien, 28.7.-2.10.2011<br />
München, Archäologische Staatssammlung: Ausstellung zum<br />
125-jährigen Jubiläum, 26.11.2010-13.6.2011<br />
München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Kuriositäten, Raritäten<br />
und Banalitäten, 23.9.-23.12.2010<br />
München, Bayerisches Nationalmuseum: Schmuck zum Gwand,<br />
26.11.2010-27.2.2011; Kunstwerk des Monats Dezember, 1.12.-<br />
31.12.2010<br />
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: Glaube und<br />
Aberglaube, 24.11.2010-2.2.2011<br />
München, Galerie Handwerk: Künstlerisches Spielzeug – Spielerische<br />
Kunst, 1.12.-30.12.2010<br />
München, Galerie im Foyer des Bezirks Oberbayern: Me<strong>in</strong>e Welt –<br />
de<strong>in</strong>e Welt, 16.12.2010-25.2.1011<br />
München, Haus der Kunst: Zukunft der Tradition - Tradition<br />
der Zukunft, 17.9.2010-9.1.2011; Tronies. Marlene Dumas und<br />
die Alten Meister, 29.10.2010-6.2.2011; Euward, 19.11.2010-<br />
9.1.2011; Move, 11.2.-15.5.2011; Future Beauty, 4.3.-19.6.2011<br />
München, Jüdisches Museum: typisch!, 6.10.2010-6.3.2011;<br />
E<strong>in</strong>blicke – Ausblicke. Jüdische Kunsthistoriker <strong>in</strong> München,<br />
6.10.2010-6.3.2011<br />
München, K<strong>in</strong>der- und Jugendmuseum München: Weg vom Fleck!,<br />
17.12.2010- 11.9.2011<br />
München, Kubus im Petuelpark: Written on the Wall III – Thomas<br />
Locher, 25.8.2010-23.1.2011<br />
München, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung: ...Giacometti,<br />
Hodler, Klee...,17.9.2010-19.1.2011; Orientalismus <strong>in</strong> Europa,<br />
28.1.-1.5.2011; Kosmos Runge, 13.5.-4.9.2011<br />
München, kunstraum muenchen: Jahresgaben-Ausstellung 2010,<br />
5.12.-19.12.2010; Agnes Meyer-Brandis, 20.1.-6.3.2011<br />
München, Kunstvere<strong>in</strong> München: Jahresgaben 2010, 7.12.-<br />
19.12.2010; Keren Cytter, 22.1.-20.3.2011<br />
München, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation: Haimo<br />
Berkic – Menschenbilder und Landschaftsbilder, 5.10.2010-<br />
25.1.2011<br />
München, Lese-<strong>Museen</strong> der Internationalen Jugendbibliothek:<br />
Die fabelhafte Welt des John Kilaka, 8.11.2010-28.8.2011<br />
München, Lese-<strong>Museen</strong> der Internationalen Jugendbibliothek:<br />
Die Welt im Kle<strong>in</strong>en, 29.11.2010-31.8.2011<br />
München, Literaturhaus München: E<strong>in</strong> Licht mir aufgegangen,<br />
22.10.2010-30.1.2011<br />
Berichte/Aktuelles 93<br />
a Gabriel von Max war Künstler, Spiritist und Darw<strong>in</strong>ist, alle diese<br />
Facetten zeigt die Sonderausstellung „Gabriel von Max (1840-<br />
1915)“ im Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau,<br />
München, 23.10.2010-30.1.2011.<br />
b Die <strong>in</strong>teraktive Ausstellung „Ganz weit weg und doch so nah“<br />
nimmt K<strong>in</strong>der mit auf e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nenfrohe Reise zum Zuhause anderer<br />
K<strong>in</strong>der dieser Welt. Zu sehen im Edw<strong>in</strong> Scharff Museum <strong>in</strong><br />
Neu-Ulm,10.10.2010-18.9.2011.
94 Berichte/Aktuelles<br />
München, Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz: Erw<strong>in</strong> Piscator<br />
– Politisches Theater im Exil, 1.12-16.12.2010<br />
München, Münchner Stadtmuseum: Hans Otte – Traumwelt Alltag,<br />
15.10.2010-9.1.2011; Roger Ballen – Fotografien 1969-<br />
2009, 12.11.2010-27.2.2011; Herl<strong>in</strong>de Koelbl - Me<strong>in</strong> Blick. E<strong>in</strong>e<br />
Werkschau 1976 - 2010, 10.12.2010-10.4.2011<br />
München, Museum Brandhorst: Picasso Künstlerbücher,<br />
25.11.2010-6.3.2011; Cy Twombly, 7.4.-10.7.2011<br />
München, Museum Mensch und Natur: Natur im Fokus,<br />
19.11.2010-30.1.2011<br />
München, Museum Reich der Kristalle – M<strong>in</strong>eralogische<br />
Staatssammlung: Schätze aus dem Boden von Mutter Afrika,<br />
10.12.2010-1.5.2011<br />
München, Museum Villa Stuck: Die Jugend der Moderne,<br />
28.10.2010-23.1.2011; Ricochet #4. Ahmet Öğüt,<br />
11.11.2010-23.1.2011; Cornelius Völcker – Closer, 17.2.-<br />
8.5.2011; He<strong>in</strong>rich Kley (1863–1945), 17.2.-1.5.2011; Streetlife<br />
und Homestories, 2.6.-18.9.2011<br />
München, Paläontologisches Museum München: Fossil des Monats<br />
Dezember 2010, 1.12.-31.12.2010<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Architekturmuseum der TU<br />
München: Material Zeit – Material Time. Wandel Hoefer Lorch +<br />
Hirsch, 9.12.2010-6.3.2011<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Die Neue Sammlung – The<br />
International Design Museum Munich: Donald Judd – A good<br />
chair is a good chair, 15.7.-15.8.2011; Adyton, 17.10.2010-<br />
1.10.2011; Black <strong>in</strong> Dark, 3.12.2010-27.2.2011; Peter Skubic<br />
– Schmuck, 19.3.-15.5.2011Monobloc. E<strong>in</strong> Stuhl für die Welt,<br />
10.6.-11.9.2011<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Sammlung Moderne Kunst:<br />
David Claerbout – uncerta<strong>in</strong> eye, 1.10.2010-9.1.2011<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Staatliche Graphische<br />
Sammlung: Josef Albers, 16.12.2010-6.3.2011<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Edition 46: Hans-Peter Feldmann,<br />
19.11.2010-13.2.2011; Subjektiv. Dokumentarfilm im 21.<br />
Jahrhundert, 2.12.2010-20.2.2011; Malerei auf Papier – Josef<br />
Albers <strong>in</strong> Amerika, 16.12.2010-6.3.2011; Emil Nolde – Aquarelle,<br />
16.3.-15.5.2011; Der gefesselte Blick, 24.3.-26.6.2011;<br />
Architekturdruch das Objektiv, 31.3.-19.6.2011; Dirk Bell, 20.5-<br />
15.8.2011; Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger aus Havard. Zeichnungen, Aquarelle und Fotografien,<br />
2.6.2011-17.7.2011; Buchhäuser und Wissensspeicher,<br />
14.7.-23.10.2011; Der Raum der L<strong>in</strong>ie, 28.7.-2.10.2011<br />
München, Sammlung Goetz: Peter Fischli/ David Weiss, 8.10.2010-<br />
26.2.2011<br />
München, Staatliche Münzsammlung München – Museum für<br />
Münzen: Papiergeld, Medaillen und geschnittene Ste<strong>in</strong>e, Keltengeld,<br />
9.11.2010-29.5.2011<br />
München, Staatliches Museum für Völkerkunde: Die Aura des Alif.<br />
Schriftkunst im Islam, 22.10.2010-20.2.2011; Positionen. Japanische<br />
Holzschnitte im 20. Jahrhundert, 30.11.2010-8.5.2011<br />
München, Stadtarchiv: Schalom Ben-Chor<strong>in</strong> – Willkommen,<br />
17.11-23.12.2010<br />
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau: Gabriel<br />
von Max (1840-1915), 23.10.2010-30.1.2011<br />
München, Valent<strong>in</strong>-Karlstadt-Musäum: Isarmärchen, 21.10.2010-<br />
20.1.2011<br />
München, Versicherungskammer <strong>Bayern</strong>: Die Stadt. Vom Werden<br />
und Vergehen, 4.11.2010-23.1.2011<br />
Murnau a. Staffelsee, Gabriele Münter-Haus: Gabriele Münter<br />
und Wassily Kand<strong>in</strong>sky – Perlenstickereien und Textilarbeiten,<br />
19.10.2010-11.9.2011<br />
Murnau a. Staffelsee, Schlossmuseum: Antlitz und Gestalt,<br />
10.12.2010-20.2.2011<br />
Neuburg a. d. Donau, Stadtmuseum: Böhmisches Marionettentheater,<br />
23.10.-30.12.2010; Me<strong>in</strong> schönes Neuburg, 19.3.-<br />
30.12.2011; Neuburg bei Nacht, 21.5.-30.12.2011<br />
Neukirchen b. Hl. Blut, Wallfahrtsmuseum: Auf den Spuren der<br />
Hussiten, 21.10.2010-27.3.2011<br />
Neumarkt i. d. OPf., Museum Lothar Fischer: Henry Moore – Natur<br />
und Figur, 17.10.2010-9.1.2011<br />
Neunkirchen a. Brand, Felix-Müller-Museum: Felix Müller: Kristgeburt<br />
und Epiphanie, 28.11.2010-6.2.2011<br />
Neu-Ulm, Edw<strong>in</strong> Scharff Museum: Ganz weit weg und doch so<br />
nah, 10.10.2010-18.9.2011; Albert Weisgerber, 4.12.2010-<br />
27.2.2011<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Netzwerk Dürer, 30.10.2010-<br />
31.1.2011<br />
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: Reisebegleiter,<br />
9.12.2010-1.5.2011; Die Frucht der Verheißung, 19.5.-<br />
11.9.2011<br />
Nürnberg, Kunsthalle im KunstKulturQuartier: Mircea Cantor –<br />
Heilige Blumen, 9.12.2010-6.2.2011<br />
Nürnberg, Kunsthaus im KunstKulturQuartier Nürnberg: Die Kunst<br />
des Sammelns, 14.4.-19.6.2011<br />
Nürnberg, Museum im Koffer – K<strong>in</strong>dermuseum: <strong>in</strong>spiration Natur,<br />
13.11.2010-13.2.2011; Historische Weihnachtswerkstatt,<br />
20.11.2010-19.12.2010; Kakao & Schokolade, 27.12.2010-<br />
6.2.2011<br />
Nürnberg, Spielzeugmuseum Nürnberg – Museum Lydia Bayer:<br />
ABC und E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s, 12.11.2010-20.2.2011; E<strong>in</strong>mal werden wir<br />
noch wach ..., 25.11.2010-7.1.2011<br />
Obereisenheim, Erzgebirgischer Spielzeugw<strong>in</strong>kel: Spieldosen,<br />
Schwibbögen und Pyramiden, 20.9.2010-10.1.2011; Vorfreude,<br />
20.9.2010-10.1.2011; Bewegliches erzgebirgisches K<strong>in</strong>derspielzeug,<br />
10.3.-31.5.2011<br />
Oberfahlheim, Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-<br />
Ulm: Narren, Geister und Dämonen, 24.11.2010-6.2.2011
Oberschleißheim, Neues Schloss Schleißheim: Weihnachten im<br />
Neuen Schloss Schleißheim, 4.12.-19.12.2010<br />
Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum: Poesie <strong>in</strong><br />
Holz – Drechselkunst von Volkmar Zimmer, 7.10.2010-9.1.2011;<br />
Von wegen Heilige Nacht! 28.11.2010-30.1.2011; Andrea Dresely<br />
– 30 Jahre textile Kunst, 12.12.2010-20.2.2011<br />
Oett<strong>in</strong>gen i. Bay., Heimatmuseum: Was darf´s se<strong>in</strong>? 28.11.2010-<br />
6.2.2011; Hand aufs Herz, 12.2.-13.2.2011; Mit Muskelkraft und<br />
Geselligkeit, 8.5.-1.11.2011<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Wörlen GmbH: Phantastische<br />
Welten – Aus der Sammlung Murken, 23.10.2010-7.1.2011; Honoré<br />
Daumier – Götter und Helden, 11.12.2010-6.2.2011; Magnum<br />
am Set – Fotografien der Agentur Magnum <strong>in</strong> Hollywood,<br />
27.1.-27.3.2011; Michael Croissant – Zeichnung und Plastik,<br />
19.2.-1.5.2011<br />
Prien a. Chiemsee, Galerie im Alten Rathaus: Die Bilderwelten des<br />
Herbert F<strong>in</strong>ster, 20.11.2010-9.1.2011<br />
Ra<strong>in</strong>, Heimatmuseum: Brückengeschichten, 5.12.2010-4.3.2011<br />
Regensburg, Historisches Museum: Berthold Furtmayr, 29.11.2010-<br />
13.2.2011<br />
Regensburg, Kunstforum Ostdeutsche Galerie: Markus Lüpertz,<br />
19.11.2010-13.2.2011<br />
Regensburg, Naturkundemuseum Ostbayern: Vorsicht – wild!<br />
14.10.2010-16.1.2011; David He<strong>in</strong>rich Hoppe – 250. Geburtstag,<br />
15.12.2010-30.1.2011<br />
Rödental, Europäisches Museum für modernes Glas: Lampenglas<br />
im Kontext, 3.12.2010-27.3.2011<br />
Rosenheim, Städtische Galerie: „Komm e<strong>in</strong> bisschen mit nach<br />
Italien“. Leo von Welden und die Gruppe 51, 15.12.2010-<br />
16.1.2011<br />
Rosenheim, Städtisches Museum: Beowulf und Beatles,<br />
26.11.2010-30.1.2011<br />
Roßtal, Museumshof: Vom Hemd zum Dessous, 3.10.2010-<br />
6.2.2011<br />
Schwandorf, Stadtmuseum: Weihnachtspyramiden – aus der<br />
Sammlung Helmut Weiß, 21.11.2010-6.2.2011<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Kunsthalle: Herbert Nauderer, Rembrandt-Ballett,<br />
17.9.2010-16.1.2011; Franz Proebster-Kunzel, 15.10.2010-<br />
23.1.2011<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Georg Schäfer: He<strong>in</strong>rich Zille (1858-1929),<br />
14.11.2010-6.2.2011<br />
Sonthofen, Heimathaus: Filigrandrechseln – Das aussterbende<br />
Handwerk, 1.12.2010-30.1.2011<br />
Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv: KofferBilder – KofferNotizen,<br />
29.10.2010-16.1.2011<br />
Sulzbach-Rosenberg, Stadtmuseum: Puppenstuben – die Welt im<br />
M<strong>in</strong>iaturformat, 3.12.2010-6.3.2011<br />
Berichte/Aktuelles 95<br />
Tegernsee, Olaf Gulbransson Museum: Honoré Daumier und das<br />
Bankenwesen, 17.10.2010-6.5.2011<br />
Thurnau, Töpfermuseum Thurnau: Peter Ruta – Zeitzeuge – Cosmopolit,<br />
1.10.2010-6.1.2011<br />
Treuchtl<strong>in</strong>gen, Volkskundemuseum: Vom K<strong>in</strong>dertraum zum Sammelobjekt,<br />
1.12.2010-6.1.2011<br />
Ursberg, Klostermuseum mit Klosterbibliothek: Wachsjesule<strong>in</strong><br />
und Fatschenk<strong>in</strong>der aus der Barock- und Biedermeierzeit,<br />
1.12.2010-2.2.2011; Scherenschnitte zu den Festen und Zeiten,<br />
3.2.-31.3.2011; Verzierte Ostereier <strong>in</strong> verschiedenen Techniken,<br />
1.4.-31.5.2011; Gedanken <strong>in</strong> Kunstschrift von Dom<strong>in</strong>ikus R<strong>in</strong>geisen,<br />
Begründer der Beh<strong>in</strong>dertene<strong>in</strong>richtung und der St. Josefskongregation<br />
Ursberg, 1.6.-31.7.2011; L<strong>in</strong>olstoffdrucke als<br />
Wandbehänge und Tischdecken, 1.8.-30.9.2011; Glasgefäße aus<br />
verschiedenen Zeiten, 1.10.2011-30.11.2011<br />
Waldkraiburg, Stadtmuseum: Wie am Schnürchen, 5.12.2010-<br />
16.1.2011<br />
Weißenburg i. By., Römermuseum: Zwischen Kelten und Germanen,<br />
4.9.-30.12.2010<br />
Weißenhorn, Weißenhorner Heimatmuseum: Wie der Pfeffer nach<br />
Schwaben kam, 20.11.2010-27.2.2011<br />
Wolnzach, Deutsches Hopfenmuseum: Heimat im Koffer, Heimat<br />
auf dem Teller, Heimat im Herzen, 27.11.2010-30.1.2011<br />
Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Rote Autoträume, 19.11.2010-<br />
20.3.2011<br />
Würzburg, Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum: Mobile K<strong>in</strong>der Welten,<br />
24.11.2010-13.3.2011<br />
Würzburg, Museum am Dom: Engel, 10.12.2010-23.1.2011<br />
Würzburg, Museum im Kulturspeicher: Drehscheibe III, 9.12.2010-<br />
10.7.2011<br />
Würzburg, Museum im Kulturspeicher: Figuration und Abstraktion,<br />
13.11.2010-13.2.2011<br />
Würzburg, Siebold-Museum: 1000 Jahr Genji Monogatari, „Die<br />
Geschichte vom Pr<strong>in</strong>zen Genji“, 10.10.2010-20.2.2011<br />
Zirndorf, Städtisches Museum Zirndorf: Dekorative Alltagskeramik,<br />
11.12.2010-11.3.2011
96 Berichte/Aktuelles<br />
Varia<br />
a Logo des Internationalen Museumstags 2011.<br />
b Model mit Weihnachtsmotiv, Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum<br />
Pfaffenhofen a. d. Ilm.<br />
<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis<br />
Internationaler Museumstag 2011<br />
Der Internationale Museumstag des Jahres 2011 f<strong>in</strong>det am Sonntag,<br />
den 15.5.2011 unter dem Motto „Museum and Memory“ (<strong>in</strong><br />
der deutschen Übersetzung: „<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis“; s. a.<br />
www.museumstag.de) statt. Alle bayerischen <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d wieder<br />
dazu aufgerufen, sich mit mehr oder weniger großen Aktionen,<br />
möglichst bei freiem E<strong>in</strong>tritt, daran zu beteiligen. Gefördert wird<br />
die Aktion erneut von den Sparkassen.<br />
Weitere Informationen, Meldeformulare und Bestellsche<strong>in</strong>e für kos-<br />
tenlose Werbematerialien sendet die Landesstelle, die auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr die Koord<strong>in</strong>ation übernimmt, den bayerischen <strong>Museen</strong> um<br />
den Jahreswechsel zu.<br />
Broschüre „Öffentliche Museumsberatung<br />
<strong>in</strong> Deutschland“<br />
Die Konferenz der Museumsberatung <strong>in</strong> den Ländern (KMBL), die<br />
sich aus den öffentlichen Museumsberatungsstellen <strong>in</strong> Deutschland<br />
(für <strong>Bayern</strong> die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>)<br />
zusammensetzt, <strong>in</strong>formiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
Deutschen Museumsbund herausgegebenen Broschüre über Entwicklung,<br />
Auftrag und Arbeitsweisen der Museumsberatung <strong>in</strong><br />
Deutschland. Sie nennt daneben die jeweiligen Ansprechpartner<br />
sowie weitere Museumsorganisationen.<br />
Die Broschüre geht allen bayerischen <strong>Museen</strong> mit dieser Ausgabe<br />
von museum heute zu. Sie ist darüber h<strong>in</strong>aus bei der Landesstelle und<br />
dem Deutschen Museumsbund, www.museumsbund.de, zu beziehen.<br />
www.museumsbildet.de<br />
E<strong>in</strong>e bundesweite Datenbank für Vermittlungsangebote<br />
im <strong>Museen</strong><br />
Die Bildungsleistung von <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäusern verdient<br />
Aufmerksamkeit. Um sie zu erzielen, listet die vom deutschen<br />
Museumsbund <strong>in</strong> Partnerschaft mit dem Bundesverband<br />
Museumspädagogik, dem Institut für Museumsforschung, Berl<strong>in</strong>,<br />
und der Bildungs<strong>in</strong>itiative K<strong>in</strong>der zum Olymp! <strong>in</strong>s Leben gerufene<br />
Internet-Datenbank www.museumbildet.de zentral anschauliche<br />
Beschreibungen von Bildungs- und Vermittlungsangeboten<br />
deutscher <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser auf – von Führungen,<br />
Workshops und Kursen über Museumskoffer und Audioguides bis<br />
h<strong>in</strong> zu langfristigen Kooperationsprojekten. Gefördert wird das<br />
Projekt durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur<br />
und Medien aufgrund e<strong>in</strong>es Beschlusses des Deutschen Bundestags<br />
und von der Deutsche Bank Stiftung.<br />
Alle <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d herzlich e<strong>in</strong>geladen, Ihre Bildungs- und Vermittlungsangebote<br />
und -projekte <strong>in</strong> der Datenbank mit e<strong>in</strong>er anschaulichen<br />
Beschreibung zu präsentieren! Das Angebot kann aktuell<br />
se<strong>in</strong> oder bereits abgeschlossen – möglichst aber nicht vor mehr als<br />
zwei Jahren. Zugangsdaten können beantragt werden bei museumbildet@museumsbund.de.<br />
400 Jahre Lebzeltereigeschichte<br />
<strong>in</strong> Pfaffenhofen/ Ilm<br />
Seit dem 17. Nov 1610 kann im Lebzelterhaus am Hauptplatz 6<br />
<strong>in</strong> Pfaffenhofen, im heutigen Café Hipp, urkundlich und lückenlos<br />
das Lebzelter- und Wachszieherhandwerk nachgewiesen werden.<br />
Nur der Lebzelter hatte – durch die Zunftordnung geregelt – das<br />
Recht, Honig und Wachs der Bienen zu Lebzelten, Lebkuchen und<br />
Met sowie zu Kerzen, Wachswaren und Votivgaben weiter zu verarbeiten.<br />
Wenn auch diese Produkte von den Verkaufszahlen her gegenüber<br />
den Konditoreierzeugnissen im Hause Hipp <strong>in</strong>zwischen<br />
deutlich <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gerückt s<strong>in</strong>d, werden sie dennoch im
Lebzelterhaus immer noch hergestellt. Anlässlich der 400-Jahrfeier<br />
konnten bei offenen Werkstatttagen diese Arbeiten verfolgt<br />
werden. Es wurden aus verschiedenen Honigteigen Lebkuchen gebacken,<br />
aus den Jahrhunderte alten Modeln Votivgaben gegossen<br />
und auspossiert. Außerdem waren e<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreu e<strong>in</strong>gerichteter<br />
Lebzelterladen um 1910 zu bewundern, e<strong>in</strong>e komplett e<strong>in</strong>gerichtete<br />
Wachszieherei und e<strong>in</strong>e große Sammlung wächserner<br />
Votivgaben.<br />
Die wertvollsten überlieferten Handwerksgeräte im Lebzelterhaus<br />
Hipp s<strong>in</strong>d die zahlreichen, kunstvoll gestochenen Holzmodel.<br />
Sie liefern e<strong>in</strong>en wichtigen Nachweis über die hergestellten gemodelten<br />
Honigzelten der letzten Jahrhunderte. Die enge Beziehung<br />
zwischen den aus alten datierten und signierten Holzmodel<br />
gegossenen Votivgaben und den Gebetserhöhrungen <strong>in</strong> den Mirakelbüchern<br />
der Wallfahrtkirche Niederscheyern s<strong>in</strong>d bayernweit<br />
– vielleicht sogar deutschlandweit – e<strong>in</strong>zigartig.<br />
Kontakt: Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum, Hr. Hipp, Tel.<br />
08441/9787, www.cafe-hipp.de<br />
Gabriele Münter und Wassily Kand<strong>in</strong>sky:<br />
Perlenstickereien und Textilarbeiten<br />
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts widmeten sich Gabriele<br />
Münter und Wassily Kand<strong>in</strong>sky nicht nur der Malerei, sondern<br />
auch anderen Ausdrucksmöglichkeiten wie Handarbeiten. So entstanden<br />
<strong>in</strong> enger Zusammenarbeit perlenbestickte Täschchen und<br />
Wandbehänge, von Kand<strong>in</strong>sky entworfen und von Münter ausgeführt.<br />
Teils nähern sie sich Formen des Jugendstils an, teils entstammen<br />
sie der persönlichen Bilderwelt Kand<strong>in</strong>skys. Unter diesen<br />
Textilarbeiten, die sich im Nachlass der Künstler<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gabriele<br />
Münter- und Johannes Eichner-Stiftung erhalten haben, bef<strong>in</strong>det<br />
sich e<strong>in</strong>e bislang unbekannte Malerei auf Stoff von Kand<strong>in</strong>sky.<br />
Dieses Werk wird zusammen mit den Stickereien und anderen<br />
Textilien aus dem Besitz Gabriele Münters zum ersten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Ausstellung im Münter-Haus <strong>in</strong> Murnau und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Publikation<br />
der Öffentlichkeit präsentiert. Damit wird an der Wirkungsstätte<br />
der beiden Künstler erstmalig deren Zusammenarbeit <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>er Sonderausstellung gezeigt, nachdem im vergangenen Jahr<br />
Dokumente zu sehen waren, die sich mit dem Erwerb des Hauses<br />
befassten.<br />
Die Ausstellung im Gabriele Münter-Haus <strong>in</strong> Murnau am<br />
Staffelsee ist bis zum 11.9.2011 Dienstag bis Sonntag von 11-17<br />
Uhr zu sehen.<br />
Die 70er Jahre im Industriemuseum Lauf<br />
Sonderausstellung lädt auf e<strong>in</strong>e Zeitreise e<strong>in</strong><br />
„Die 70er Jahre – Zeitgeist und Lebensgefühl e<strong>in</strong>es bunten Jahrzehnts“<br />
ist das Motto der aktuellen Sonderausstellung des Industriemuseums<br />
<strong>in</strong> Lauf. In der aufwändig gestalteten Ausstellung<br />
begeben sich die Besucher auf über 500 m² auf e<strong>in</strong>en Streifzug<br />
durch die schillernde Alltagskultur der Seventies. Dabei erleben<br />
sie Orig<strong>in</strong>ale aus den Themengebieten Wohnen, Mode, Jugend,<br />
Erotik, Musik und Freizeit. Deutlich wird hierbei, dass dieses<br />
Jahrzehnt die letzte eigenständige und ausgeprägte Stilepoche<br />
des 20. Jahrhunderts war. Knallige Farben, üppige Formen und<br />
der Mix von großflächigen Mustern machten die besondere Vitalität<br />
und Emotionalität der 70er aus.<br />
Highlight der Ausstellung s<strong>in</strong>d vier begehbare Wohnräume<br />
(Wohnzimmer, Jugendzimmer, WG-Raum sowie rustikaler Partykeller),<br />
die mit allerlei Kuriosem zum Staunen und Schmunzeln<br />
bestückt s<strong>in</strong>d und damit Kolorit und Lebensgefühl e<strong>in</strong>er ganzen<br />
Generation zum Leben erwecken. In der perfekt <strong>in</strong>szenierten<br />
Schaufensterpassage lässt die 1970er-Boutique mit Schlaghosen,<br />
Hot Pants, Plateauschuhen oder Riesensonnenbrillen die Herzen<br />
der Modebegeisterten höher schlagen. E<strong>in</strong> Fernsehgeschäft sowie<br />
Berichte/Aktuelles 97<br />
e<strong>in</strong>e dekorativ angeordnete Schallplattensammlung geben e<strong>in</strong>en<br />
plastischen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die reichhaltige Musik- und Schlagerszene<br />
dieser Zeit und zeigen die aufstrebende Unterhaltungselektronik<br />
auf. Geschirr, Hausrat sowie Nippes <strong>in</strong> kräftigen Farben und<br />
mit viel Keramik rufen e<strong>in</strong> leichtes, optisches „Gruseln“ hervor.<br />
Spielzeug-Klassiker, Babyartikel oder gestrickte K<strong>in</strong>derkleidung<br />
br<strong>in</strong>gen die Kids und die damit verbundenen Trends <strong>in</strong>s Spiel. Dagegen<br />
er<strong>in</strong>nert die Erotikecke an den lockerer werdenden Umgang<br />
mit dem „freizügigen“ Thema. Möbel, Flokatiteppiche, Vorhänge,<br />
Wandschmuck und passend bekleidete Figur<strong>in</strong>en vervollständigen<br />
den bunten Reigen der Kultobjekte aus den wilden Siebzigern.<br />
Im Außenbereich der Ausstellung repräsentieren e<strong>in</strong>e nachgestellte<br />
Straßenszene mit „Ente“ (2 CV), im Innern mit Mokick und<br />
Bonanzafahrrad das ereignisreiche Jahrzehnt. Weiteres Highlight<br />
der Ausstellung: E<strong>in</strong>e lebensechte Camp<strong>in</strong>gszene vom Plattensee<br />
mit Urlaubern aus der „BRD“ und der „DDR“ zeigen e<strong>in</strong>e der wenigen<br />
Ost-West-Schnittstellen der damaligen Zeit auf.<br />
Die Sonderausstellung dauert bis e<strong>in</strong>schließlich 11. September<br />
2011. Während des gesamten Zeitraums bietet das Industriemuseum<br />
Führungen für Gruppen sowie e<strong>in</strong> museumspädagogisches<br />
Aktionsangebot an. Sonderveranstaltungen runden das abwechslungsreiche<br />
Programm ab. Zur Sonderausstellung ist das Museum<br />
ganzjährig von Mittwoch bis Sonntag 11-17 Uhr geöffnet.<br />
Weitere Informationen: www.<strong>in</strong>dustriemuseum-lauf.de<br />
Ausstellung „Klima schützen kann jeder!“<br />
Die Verbraucherzentrale <strong>Bayern</strong> hat e<strong>in</strong>e Wanderausstellung entwickelt,<br />
die <strong>in</strong>zwischen im ganzen Land schon von 175.000 Besuchern<br />
gesehen wurde. Sie gibt praktische Tipps, wie jeder im Alltag<br />
das Klima schützen kann: Wie dreht man Stromräubern den Saft<br />
ab? Was br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> virtueller Anrufbeantworter im Festnetz? Wie<br />
lässt sich der beim Fliegen verursachte CO 2 -Ausstoß quasi wieder<br />
wettmachen? Verschiedene Themenstationen laden die Besucher<br />
e<strong>in</strong>, dem Treibhausgas im Alltag auf die Spur zu kommen. Der<br />
Kurzfilm „Generation Klima“ zeigt, wie junge Menschen mit dem<br />
Klimawandel umgehen. Für K<strong>in</strong>der gibt es e<strong>in</strong>e Fotowand und e<strong>in</strong><br />
Fragespiel. Für Schulklassen bietet die Verbraucherzentrale bei<br />
den Ausstellungse<strong>in</strong>sätzen außerdem begleitende Führungen an.<br />
Transport und Aufbau übernimmt die Verbraucherzentrale.<br />
Für die Ausstellung wird e<strong>in</strong>e freie Fläche von m<strong>in</strong>d. 50 m² (ideal<br />
wären 100 m²) bei e<strong>in</strong>er Raumhöhe von m<strong>in</strong>destens 2.80 m benötigt,<br />
doch ist die Ausstellung sehr variabel. So können die Elemente<br />
auch auf mehrere Räume oder Stockwerke verteilt werden.<br />
Es wird e<strong>in</strong> Kostenbeitrag von 500 € erhoben.<br />
Kontakt: Verbraucherzentrale <strong>Bayern</strong> e. V., Matthias Zeuner-Hann<strong>in</strong>g,<br />
zeuner-hann<strong>in</strong>g@vzbayern.de, 089/5529716-74<br />
Ausstellung „Großes Theater auf kle<strong>in</strong>er Bühne<br />
– Böhmische Marionetten aus 150 Jahren“<br />
Die Tradition der wandernden Puppenspieler reicht <strong>in</strong> Böhmen<br />
zurück bis <strong>in</strong> das ausgehende Mittelalter. Zunächst zogen Puppentheater-Gesellschaften<br />
aus deutschen Landen, aus England<br />
und Italien von Dorf zu Dorf, bis <strong>in</strong> der 2. Hälfte des 18. Jh.<br />
auch zunehmend tschechische Wanderpuppenspieler auftauchen.<br />
Ihre Stücke waren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für Erwachsene gedacht. Das<br />
Repertoire bestand aus dramatischen Stoffen, die ursprünglich<br />
für das „normale“ Theater geschrieben worden waren. Zu den beliebtesten<br />
zählten etwa „Doktor Faustus“ und „Don Juan“. Erst<br />
im ausgehenden 19. Jh. wandte sich das Puppentheater auch an<br />
junge Zuschauer.<br />
Das Sammlerehepaar Anita und Hartmut Naefe verleiht für<br />
Ausstellungen mehr als 200 historische Marionetten aus Böhmen,<br />
entstanden zwischen 1850 und 1950, dazu orig<strong>in</strong>ale Bühnen und
98 Berichte/Aktuelles<br />
a Handtäschchen: Zwei spazierende Damen im Reifrock mit<br />
Hund, Perlenstickerei, 10 x 15 cm, ausgeführt 1905 von Gabriele<br />
Münter nach e<strong>in</strong>em Entwurf von Wassily Kand<strong>in</strong>sky.<br />
b Böhmische Marionette aus der Sammlung Naefe.<br />
Requisiten. Die bis zu 80 cm großen Figuren und die kompletten<br />
kle<strong>in</strong>en Theaterbühnen beweisen die Vielseitigkeit der böhmischen<br />
Marionettenkunst.<br />
Kontakt: A. u. H. Naefe, Tel. 09942/8885, ah-naefe@gmx.de<br />
abc des Ostens. 26 Objektgeschichten<br />
1949, 1989/90, 1961 – die „Jubiläen“ um die doppelte deutsche<br />
Nachkriegsgeschichte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Medien und der öffentlichen<br />
Aufmerksamkeit anhaltend präsent. Jenseits aktueller Anlässe<br />
gilt das Interesse des Publikums vor allem dem Alltag <strong>in</strong> der<br />
DDR. E<strong>in</strong>en für Ost und West gleichermaßen aufschlussreichen<br />
Blick <strong>in</strong> den DDR-Alltag bietet die Ausstellung „abc des Ostens.<br />
26 Objektgeschichten“. In ihr werden entlang des Alphabets 26<br />
objektbezogene „Tiefenbohrungen“ <strong>in</strong> unterschiedliche Bereiche<br />
der DDR präsentiert. „Leitfossilien“ s<strong>in</strong>d der Ausgangspunkt für<br />
Erkundungen <strong>in</strong> der Wirtschaft-, Kultur-, Konsum- und Sozialgeschichte,<br />
die e<strong>in</strong>en detaillierten wie vergleichenden E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />
den DDR-Alltag eröffnen.<br />
Die Ausstellung wird vom Eisenhüttenstädter „Dokumentationszentrum<br />
Alltagskultur der DDR“ <strong>in</strong>teressierten <strong>Museen</strong> zur<br />
Übernahme angeboten. Sie umfasst 700 Objekte und benötigt<br />
e<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche von 200 bis 250 m². Das Team des Dokumentationszentrums<br />
übernimmt die Planung, den Auf- und Abbau<br />
der Ausstellung gegen Übernahme der entstehenden Kosten.<br />
Für Werbemittel stehen Gestaltungsvorlagen zur Verfügung. E<strong>in</strong><br />
Katalog von 62 Seiten Umfang dokumentiert die Ausstellung <strong>in</strong><br />
Bild und Text. Die Ausstellung ist ab März 2011 verfügbar.<br />
Kontakt: Dr. Andreas Ludwig, Tel. 03364/417355, <strong>in</strong>fo@alltagskultur-ddr.de<br />
Heimatmuseen vermitteln biologische<br />
Vielfalt und Nachhaltigkeit: Flechthecken,<br />
Bauerngärten und Landschaftsführungen<br />
verb<strong>in</strong>den Kultur und Natur<br />
Auf der Veranstaltung „Chancen und Möglichkeiten der Heimatmuseen<br />
zur Vermittlung der Themen biologische Vielfalt und<br />
Nachhaltigkeit“, die der Bund Heimat und Umwelt (BHU) <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold am 16./17.<br />
November 2010 <strong>in</strong> Detmold durchführte, entwickelten 30 fachkundige<br />
VertreterInnen aus dem Museums- und Bildungsbereich<br />
Strategien für die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit. „Heimatmuseen<br />
und ähnliche <strong>Museen</strong> eignen sich gut zur Vermittlung<br />
kulturhistorischer Inhalte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Thematik Artenvielfalt<br />
und Nachhaltigkeit“, so Senator<strong>in</strong> Dr. Herl<strong>in</strong>d Gundelach,<br />
die Präsident<strong>in</strong> des BHU. „Die Existenz vieler Heimatmuseen ist<br />
aufgrund f<strong>in</strong>anzieller Nöte gefährdet“, betonte Friedrich Brakemeier,<br />
Vorsitzender des Lippischen Heimatbundes. Dabei seien es<br />
gerade die kle<strong>in</strong>eren <strong>Museen</strong> mit Orts- und Regionalbezug und<br />
angeschlossenen Heimatvere<strong>in</strong>en, die durch ihre Nähe zum Bürger<br />
an der Basis ansetzen könnten, um das kulturelle und natürliche<br />
Erbe anschaulich und lebensnah zu vermitteln. Die Themen Artenvielfalt<br />
und Nachhaltigkeit böten hierfür neue Ansatzpunkte<br />
und Entwicklungschancen.<br />
Anhand zahlreicher <strong>in</strong>novativer Projekte und Initiativen aus<br />
der Museumsarbeit wurde aufgezeigt, wie neue Zielgruppen und<br />
Netzwerkpartner gewonnen und die Attraktivität der Bildungsangebote<br />
erheblich gesteigert werden können. Die biologische<br />
Vielfalt lässt sich hierbei auf ganz verschiedene Weise <strong>in</strong> das Museum<br />
holen. Die Pflege historischer Obst- und Gemüsesorten im<br />
eigenen Museumsgarten, der Erhalt alter, vom Aussterben bedrohter<br />
Nutztierrassen, die Durchführung von Landschaftspflege-<br />
oder Forschungsprojekten mit Jugendlichen waren nur e<strong>in</strong>ige<br />
der ermutigenden Beispiele, die auf der Veranstaltung vorgestellt
wurden. Im Frühjahr 2011 ist e<strong>in</strong> zweiter Workshop am konkreten<br />
Fallbeispiel geplant. Die Ergebnisse werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Publikation<br />
mit Handlungsleitfaden veröffentlicht. Diese soll den <strong>Museen</strong> bei<br />
der Vermittlung der Themen biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit<br />
Anregungen geben und e<strong>in</strong>e praxisorientierte Hilfestellung<br />
bieten. Gefördert werden die Aktivitäten durch das Bundesamt<br />
für Naturschutz mit Mitteln des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />
Kontakt: Dr. Inge Gotzmann, Bund Heimat und Umwelt <strong>in</strong> Deutschland<br />
(BHU), Bundesverband für Natur- und Denkmalschutz, Landschafts-<br />
und Brauchtumspflege e. V., Adenauerallee 68, 53113 Bonn,<br />
Tel. 02 28/ 224091, bhu@bhu.de, www.bhu.de<br />
Freier E<strong>in</strong>tritt für Schulklassen <strong>in</strong> das Museum<br />
Industriekultur<br />
Engagierten Lehrern fällt es schon aus re<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />
<strong>in</strong> der heutigen Zeit zunehmend schwerer, die attraktiven außerschulischen<br />
Lernangebote, die beispielsweise die Nürnberger <strong>Museen</strong><br />
bieten, zu nutzen. E<strong>in</strong>e Spende der Stiftergeme<strong>in</strong>schaft Museum<br />
Industriekultur, e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung führender Persönlichkeiten<br />
der wichtigsten Nürnberger Unternehmen, macht es Nürnberger<br />
Schulklassen jedoch weiterh<strong>in</strong> möglich, das Museum kostenlos zu<br />
besuchen, <strong>in</strong>dem sie den E<strong>in</strong>trittspreis übernimmt – e<strong>in</strong> positives<br />
Beispiel, das auch bei anderen <strong>Museen</strong> Schule machen sollte.<br />
Münchner Bürgerpreis gegen Vergessen –<br />
für Demokratie<br />
Mit der Stiftung des „Münchner Bürgerpreises gegen Vergessen –<br />
für Demokratie“ will die langjährige Politiker<strong>in</strong> Hildegard Hamm-<br />
Brücher die Er<strong>in</strong>nerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte<br />
wach halten und zugleich zur Stärkung der Demokratie<br />
ermutigen. Damit möchte sie e<strong>in</strong>en Beitrag zum Er<strong>in</strong>nern leisten<br />
und zugleich ihrer Heimatstadt München, die sie 1995 zur ersten<br />
weiblichen Ehrenbürger<strong>in</strong> gewählt hat, ihre Dankbarkeit und<br />
Verbundenheit zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. Die Stiftung wird von der<br />
Landeshauptstadt München, Sozialreferat, verwaltet und vertreten.<br />
Der Preis soll erstmals im Mai 2011 verliehen werden, dann<br />
<strong>in</strong> der Regel alle zwei Jahre.<br />
Teilnahme/Preisvergabe<br />
Mit dem „Münchner Bürgerpreis gegen Vergessen – für Demokratie“<br />
sollen vorwiegend jüngere Menschen ausgezeichnet werden,<br />
die sich <strong>in</strong> aktiver und Beispiel stiftender Weise gegen Vergessen,<br />
für Demokratie und/oder gegen soziale Ausgrenzung engagieren.<br />
Er kann vergeben werden an:<br />
• E<strong>in</strong>zelne und/oder Initiativen (z. B. Schulen, Klassen, Gruppen),<br />
die sich <strong>in</strong> besonders aktiver Weise mit den Erblasten nationalsozialistischen<br />
Denkens und Handelns ause<strong>in</strong>ander setzen und<br />
sich aktiv gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus<br />
engagieren<br />
• Personen, die sich <strong>in</strong> besonderer Weise um Er<strong>in</strong>nerungs- und/<br />
oder Aufklärungsarbeit über die NS-Zeit verdient gemacht haben<br />
(WissenschaftlerInnen, PublizistInnen, BürgerInnen)<br />
• E<strong>in</strong>zelne oder Gruppen, die <strong>in</strong> besonderer Weise für demokratische<br />
Lebensformen und gegen soziale Ungerechtigkeit, kulturelle<br />
und materielle Ausgrenzung e<strong>in</strong>treten und sich aktiv und<br />
mit Zivilcourage für e<strong>in</strong> solidarisches demokratisches Zusammenleben<br />
engagieren.<br />
Bewerbung<br />
Voraussetzung für die Bewerbung um den Preis ist e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />
des Vorhabens. Das Vorhaben muss nicht abgeschlossen,<br />
sollte aber so weit fortgeschritten se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Bewertung<br />
durch die Jury möglich ist.<br />
Berichte/Aktuelles 99<br />
Preisverleihung/Preisgeld<br />
Die Preisverleihung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Regel alle zwei Jahre jeweils um<br />
den 9. Mai <strong>in</strong> feierlichem Rahmen im Münchner Rathaus statt.<br />
Als Preisgeld stehen <strong>in</strong>sgesamt € 5.000 für die 1. Preisvergabe zur<br />
Verfügung. Bis zu drei PreisträgerInnen s<strong>in</strong>d möglich. E<strong>in</strong> Ehrenpreis<br />
kann verliehen werden.<br />
E<strong>in</strong>sendeschluss der Vorschläge bzw. Bewerbungen:<br />
Für die erste Preisvergabe am 9. Mai 2011 ist der E<strong>in</strong>sendeschluss<br />
der 28. Februar 2011. Für die folgenden Preisvergaben ist es jeweils<br />
der 31. Dezember nach Ausschreibungsbeg<strong>in</strong>n.<br />
Informationen und Kontakt: Ilse Macek, Gegen Vergessen – Für Demokratie<br />
e. V., c/o Münchner Volkshochschule, Troppauer Straße 10,<br />
80937 München, ilse.macek@mvhs.de.
Bett<strong>in</strong>a Burkhardt Dipl.-Museolog<strong>in</strong> (FH), Berl<strong>in</strong><br />
Edith Eichhorn, K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk<br />
e. V., Rosenheim<br />
Dr. Sandra Frauenknecht, Historiker<strong>in</strong><br />
Sab<strong>in</strong>e Garau M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Albrecht A. Gribl, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Claudia Hahn M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Michael Henker, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Ingrid Kahlert, Lechbruck<br />
Ruth Koll<strong>in</strong>ger, Stadtmuseum Ludwig Erhardt, Fürth<br />
Dr. Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Anna-Marita Lang Dipl.Ing., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Reg<strong>in</strong>e Leipold M. A., Cultheka, Regensburg<br />
Dr. Otto Lohr, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong><br />
Dr. Mattias Mäuser, Naturkunde-Museum Bamberg<br />
Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Jörg Skriebeleit, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg<br />
Dr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Hans-Christian Täubrich, <strong>Museen</strong> der Stadt Nürnberg<br />
Peter Turek, Restaurierungswerkstatt Turek, Forchheim<br />
Abbildungen:<br />
Michael Forstner, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, S. 3,<br />
79<br />
Büro Müller-Rieger, S. 4, 6, 7b, (CAD: Markus Flämig), S. 5, 7a,<br />
7c<br />
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, S. 10, 11, 12,13, 14<br />
Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz, S. 16<br />
Peter Conrady, S. 17, 18a, 19<br />
Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth, S. 18b<br />
Barbara Rök, S. 20, 22, 23, 24, 25, 26<br />
Stadt Fürth, S. 21<br />
Matthias Mäuser, Naturkunde-Museum Bamberg, S. 29, 32<br />
Wolfgang Dürr, Würzburg, S. 28, 30, 31<br />
Flößermuseum Lechbruck, S. 34, 35, 36, 37<br />
Filmmuseum München, S. 38, 41, 42<br />
Grafik: N<strong>in</strong>a Simon, http://museumtwo.blogspot.com/2008/04/<br />
how-much-time-does-web-20-take.html (20.12.2010), S. 44a<br />
Grafik: <strong>in</strong>fotext, www.taz.de/<strong>in</strong>dex.php?id=bildergalerie&tx_<br />
gooffotoboek_pi1[fid]=15&tx_gooffotoboek_pi1[srcdir]=Der-<br />
Facebook-Staat&tx_gooffotoboek_pi1[func]=comb<strong>in</strong>e&cHash=a<br />
48746c231#c173 (20.12.2010), S. 46a<br />
Schema: Social Compass von Brian Solis & JESS3, www.theconversationprism.com/<br />
(20.12.20010), S. 48a<br />
Versicherungskammer <strong>Bayern</strong>, S. 54<br />
Edith Eichhorn, S. 55<br />
Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, S. 59, 62a<br />
Ruhr Museum, Brigida González, S. 61, 62b<br />
Bett<strong>in</strong>a Burkhardt, S. 64, 77<br />
Wolfgang Stäbler, S. 68, 70<br />
Pressefoto vom 28.7.1984, S. 72<br />
Die Autoren<br />
dieses Hefts<br />
Museum der Stadt Miltenberg, S. 74<br />
Kar<strong>in</strong> Stäbler, S. 80<br />
Pressefoto: Wasserburger Zeitung 2010, S. 84<br />
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, S. 90<br />
Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und Karl und<br />
Magdalene Haberstock Stiftung, Augsburg, S. 91<br />
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München,<br />
S. 93a<br />
Edw<strong>in</strong> Scharff Museum, Neu-Ulm, S. 93b<br />
Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum, Pfaffenhofen a. d. Ilm,<br />
S. 96b<br />
Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München,<br />
S. 98a<br />
Stadtmuseum Waldkraiburg, S. 98b
Alter Hof 2, 80331 München<br />
Telefon 089/21 01 40-0<br />
Telefax 089/21 01 40-40<br />
ISSN 0944-8497