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Download - Museen in Bayern

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Fakten, Tendenzen, Hilfen


Museum heute<br />

Fakten – Tendenzen – Hilfen<br />

Herausgeber:<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />

Alter Hof 2<br />

80331 München<br />

Telefon 089/21 01 40-0<br />

Telefax 089/21 01 40-40<br />

E-Mail landesstelle@blfd.bayern.de<br />

Internet www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Wolfgang Stäbler<br />

Grafisches Konzept:<br />

Gerw<strong>in</strong> Schmidt - Büro für visuelle Gestaltung, München<br />

Satz:<br />

Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A.<br />

Druck:<br />

Lipp GmbH, Graphische Betriebe,<br />

81477 München<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Titelfoto:<br />

Die Stelen mit den Fahnen der damaligen Alliierten s<strong>in</strong>d der<br />

Wegweiser zum Memorium Nürnberger Prozesse.<br />

(Foto: Büro Müller-Rieger)<br />

München, im Dezember 2010<br />

ISSN 0944-8497


Inhalt<br />

Editorial<br />

Michael Henker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Das Urteil. Die Nürnberger Prozesse als Thema e<strong>in</strong>er neuen Dauer-<br />

ausstellung (Hans-Christian Täubrich) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

„was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg“.<br />

Die zweite Dauerausstellung <strong>in</strong> der KZ-Gedenkstätte: e<strong>in</strong><br />

Statement zur Zeitgeschichte im Museum (Jörg Skriebeleit) . . 11<br />

„Mit Kopf, Herz und Hand“ – e<strong>in</strong> Ausstellungsbesuch für alle<br />

S<strong>in</strong>ne. Das Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz<br />

(Sandra Frauenknecht) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

E<strong>in</strong> modernes Stadtmuseum für Fürth (Ruth Koll<strong>in</strong>ger) . . . . . 21<br />

Alle Vögle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d schon da . Der Bamberger Vogelsaal ist nach<br />

umfassender Instandsetzung wieder geöffnet (Matthias Mäuser/<br />

Peter Turek) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Auf den Spuren der Lechflößer. Das Flößermuseum Lechbruck (Ingrid<br />

Kahlert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Das Münchner Filmmuseum – e<strong>in</strong> etwas anderes Museum (Claudia<br />

Hahn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Arbeitshilfen<br />

Museum und Web 2.0. Von der Push- zur Pull-Generation (Sybille<br />

Greis<strong>in</strong>ger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Zahlen lügen nicht … E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Auswertung der Museums-<br />

umfrage 2009 (Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger) . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Berichte/ Aktuelles<br />

Bayerischer Museumspreis 2011. E<strong>in</strong>ladung zur Bewerbung . . . . . 54<br />

Halbzeit im Modellprojekt MUSEO VIVO (Edith Eichhorn) . . . . . 55<br />

Qualität sichern – besucherorientiert vermitteln. Fortbildung im<br />

Stadtmuseum Fürth, 3.7.2010 (Reg<strong>in</strong>e Leipold) . . . . . . . . . . . 57<br />

Wie lernen Erwachsene im 21. Jahrhundert und was bedeutet das<br />

für <strong>Museen</strong>? Kongress „Museums and Adult Educators“, Kopenhagen,<br />

23./24.9.2010 (Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . 58<br />

Die bewegte Region. Kultur vermitteln – Wandel gestalten.<br />

Jahrestagung des Bundesverbandes Museumspädagogik <strong>in</strong> Essen,<br />

21.-24.10.2010 (Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . . 61<br />

Inventarisation – Dokumentation. 21. EDV-Tage Theuern, 22.-<br />

24.9.2010 (Bett<strong>in</strong>a Burkhardt) . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

stART.10 – rid<strong>in</strong>g the avalanche. Tagung 8.-10.9.2010, Duisburg<br />

(Sab<strong>in</strong>e Garau) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

Christliche Religion im musealen Kontext. 19. Tagung bayerischer,<br />

böhmischer, oberösterreichischer und sächsischer Museumsfachleute,<br />

Freistadt, 30.9.-2.10.2010 (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . 68<br />

Mit D<strong>in</strong>gen erzählen: Die Schausammlung. Tagung im Vorarlberger<br />

Landesmuseum Bregenz, 4.11.2010 (Anna-Marita Lang) . . . . . . 71<br />

Die ersten 25 Jahre. Zum Erfolgsmodell „Unterfränkischer Museumstag“<br />

1984-2009 (Albrecht A. Gribl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Besucher, Depot und Sicherheit. Museumspraxis 2010 – das Fortbildungsprogramm<br />

im Rückblick (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . 76<br />

E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> 1350 bayerische <strong>Museen</strong>: Das neue Handbuch<br />

„<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ (Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger) . . . . . . . . . 78<br />

Landesstelle, Tod und Teufel <strong>in</strong> Brünn. E<strong>in</strong>e Plakatausstellung des<br />

Mährischen Landesmuseums und der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . 80<br />

Netzwerk „Historische Synagogenorte <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben“<br />

(Otto Lohr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

Ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeit im Museum. ICOM<br />

Deutschland unterstützt das ehrenamtliche und freiwillige Engagement<br />

im Museum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

Zwischen Kultus und Kunst. Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan<br />

verabschiedet sich <strong>in</strong> den Ruhestand (Albrecht A. Gribl) . . . . . 84<br />

Neue Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

Personalia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

Museumseröffnungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

Sonderausstellungen bayerischer <strong>Museen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96


Editorial<br />

„Viel Glück zum neuen Jahre. Lassen sie uns dieses zubr<strong>in</strong>gen, wie<br />

wir das vorige geendigt haben, mit wechselseitiger Teilnahme an<br />

dem, was wir lieben und treiben“. So schrieb Johann Wolfgang<br />

von Goethe am 3. Januar 1795 an Friedrich von Schiller, und den<br />

im Zitat geäußerten Wunsch mache ich mir neben dem ausgesprochenen<br />

Glückwunsch fürs Neue Jahr zu Eigen.<br />

E<strong>in</strong> Höhepunkt der wechselseitigen Teilnahme an dem, was<br />

wir lieben und treiben, war ganz gewiss die Präsentation der Neuauflage<br />

unseres Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, die Herr Staatsm<strong>in</strong>ister<br />

Heubisch zusammen mit uns am 29. November 2010 <strong>in</strong><br />

der Rotunde der P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München gefeiert<br />

hat. Trotz starken Schneefalls und widriger Straßenverhältnisse<br />

s<strong>in</strong>d viele von Ihnen der E<strong>in</strong>ladung gefolgt und haben an der<br />

Vorstellung des „Blauen Wunders“ teilgenommen, das auf 720<br />

Seiten 1350 <strong>Museen</strong>, Sammlungen, Schlösser und Burgen, dazu<br />

noch 130 Ausstellungshäuser <strong>in</strong> allen bayerischen Landesteilen<br />

erschließt. Der Deutsche Kunstverlag hat es <strong>in</strong> bewährter Weise<br />

und hervorragender Qualität für uns hergestellt und ich würde<br />

mich freuen, wenn dieses Vademecum als Zeichen „wechselseitiger<br />

Teilnahme“ <strong>in</strong> allen Museumsshops und an allen Museumskassen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zum Verkauf angeboten würde.<br />

E<strong>in</strong>e landesweite Aktion im neuen Jahr ist die E<strong>in</strong>ladung zur<br />

Bewerbung um den Bayerischen Museumspreis, den die Versicherungskammer<br />

<strong>Bayern</strong> mit € 20.000,- dotiert hat und seit 1991<br />

alle zwei Jahre an e<strong>in</strong> nichtstaatliches Museum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> verleiht.<br />

Das E<strong>in</strong>ladungsschreiben ist Ihnen per Post schon zugegangen, erste<br />

Anmeldungen haben uns auch bereits erreicht. Schlussterm<strong>in</strong><br />

für die Bewerbung ist der 15. März 2011. Weitere Informationen<br />

f<strong>in</strong>den Sie im Heft auf Seite 54.<br />

Zwei Monate später, nämlich am Sonntag, den 15. Mai 2011,<br />

f<strong>in</strong>det der Internationale Museumstag statt, den ICOM dieses Jahr<br />

unter das Motto „<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis“ („Museums and<br />

Memory“) gestellt hat. Die Aktion wird erneut von den Sparkassen<br />

gefördert und das Thema legt e<strong>in</strong>e Kooperation mit den örtlichen<br />

oder regionalen Archiven und Bibliotheken nahe – auch sie s<strong>in</strong>d<br />

ja Teil unseres kulturellen Gedächtnisses. Ich würde mich freuen,<br />

wenn – f<strong>in</strong>anziell und organisatorisch unterstützt durch die<br />

Stadt- oder Kreissparkassen – an möglichst vielen Orten derartige<br />

spartenübergreifende Programme geplant und veranstaltet würden.<br />

Die Auftaktveranstaltung sollte natürlich jeweils im Museum<br />

se<strong>in</strong> und ich könnte mir vorstellen, dass mit diesem „Modell“ noch<br />

mehr Interesse <strong>in</strong> der Öffentlichkeit und den Medien zu wecken<br />

ist, als dies beim Internationalen Museumstag ohneh<strong>in</strong> der Fall<br />

ist. Ihre Veranstaltungen sollten Sie uns bis zum 23. März, Ihre<br />

Anforderungen von Werbematerial bis zum 23. Februar melden.<br />

Vom Internationalen zum m<strong>in</strong>destens ebenso bedeutenden,<br />

alle zwei Jahre stattf<strong>in</strong>denden Bayerischen Museumstag. Zum<br />

sechzehnten Mal laden wir zu dieser größten museumsfachlichen<br />

Tagung im deutschsprachigen Raum e<strong>in</strong>. Das Thema ist „Vom<br />

Umgang mit der Zeit-/ Alltags-Geschichte im Museum“ und wir<br />

freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer vom<br />

20. bis 22. Juli 2011 <strong>in</strong> Würzburg. Herr Staatsm<strong>in</strong>ister Heubisch<br />

hat se<strong>in</strong>e Teilnahme und Begrüßungsansprache für den 21. Juli<br />

zugesagt und ich nehme an, dass das für uns alle e<strong>in</strong> „Save the<br />

Date-Tag“ ist. Das detaillierte Programm und die E<strong>in</strong>ladungen<br />

senden wir Ihnen <strong>in</strong> wenigen Wochen zu. Ausreichend große und<br />

klimatisierte Tagungsräume haben wir uns gesichert. Verweisen<br />

möchte ich Sie auch auf unser Fortbildungsprogramm „Museums-<br />

Praxis 2011“, das sich diesmal neben „klassischen“, immer wieder<br />

nachgefragten Themen der Museumsarbeit auch mit <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

sozialen Netzwerken/ Web 2.0 und der Bewahrung der Sachkultur<br />

von Migranten befassen wird.<br />

Dr. Michael Henker.<br />

Editorial 3<br />

Dass die „wechselseitige Teilnahme“ auch allseits nützliche und<br />

nutzbare Ergebnisse zeitigt, können Sie dem kurzen Bericht von<br />

Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger entnehmen, die auf Seite 51 bis 53 E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> die Auswertung der umfangreichen Befragung zu Struktur<br />

und Inhalten der bayerischen Museumslandschaft aus dem<br />

Jahr 2009 bietet. Dafür, dass Sie die zusätzliche Belastung auf<br />

sich genommen haben, unsere Fragen qualifiziert zu beantworten,<br />

danke ich Ihnen nochmals herzlich. Das Material ermöglicht<br />

Ihnen ebenso wie uns, bei Fragen seitens der Medien, der Verwaltung,<br />

der Politik, der Wissenschaft und nicht zuletzt aus dem<br />

Kollegenkreis verlässliche Grundlagen für Auskünfte zu haben.<br />

Wir können dadurch unsere Aufgaben <strong>in</strong> der Museumsberatung<br />

noch besser wahrnehmen.<br />

Wie dieses wichtige Informationsangebot bundesweit aktuell<br />

organisiert ist, bildet die Broschüre „Öffentliche Museumsberatung<br />

<strong>in</strong> Deutschland“ ab, die wir e<strong>in</strong>er Teilauflage des Hefts<br />

beigelegt haben. Sie ist die erste Veröffentlichung der vorletztes<br />

Jahr gegründeten „Konferenz der Museumsberatung <strong>in</strong> den Ländern“<br />

(KMBL), Mitherausgeber ist der Deutsche Museumsbund.<br />

Der Vorsitz <strong>in</strong> der Konferenz wechselt jährlich und wird ab Herbst<br />

dieses Jahres von <strong>Bayern</strong> wahrgenommen. Darauf s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong><br />

bisschen stolz und freuen uns auf die geme<strong>in</strong>same Arbeit.<br />

So wünscht sich und Ihnen viel Glück zum Neuen Jahr und<br />

wechselseitige Teilnahme an dem, was wir lieben und treiben,<br />

nämlich unseren <strong>Museen</strong><br />

Ihr<br />

Landeskonservator


4 Museumsporträt


Der Name Nürnbergs ist im Bezug auf die NS-Diktatur unauflöslich<br />

mit drei Begriffen verbunden: Zunächst mit den Reichsparteitagen<br />

der NSDAP, die seit 1927 hier stattfanden und für die nach der<br />

Machtergreifung 1933 begonnen wurde, e<strong>in</strong> riesiges Areal am Rand<br />

der Stadt zu bebauen. Die Reste der gigantomanischen Anlagen zeugen<br />

von der Hybris und der Menschenverachtung des Regimes. Die<br />

„Nürnberger Gesetze“ des Jahres 1935 zementierten als „Rassengesetze“<br />

die Ausgrenzung und schließlich Vernichtung von Millionen<br />

von Menschen. Nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ waren es<br />

schließlich die „Nürnberger Prozesse“, die die Aufmerksamkeit der<br />

Welt auf die Frankenmetropole lenkten.<br />

Lange Zeit versuchte die Stadt, diese Vergangenheit zu vergessen,<br />

und pflegte lieber ihr Lebkuchen- und Spielzeugstadt-Image.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren hat sich das geändert: E<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> auf<br />

diesem Weg bedeutete die Eröffnung des Dokumentationszentrums<br />

Reichsparteitagsgelände, das – f<strong>in</strong>anziert von Bund, Freistaat und<br />

Stadt und seit der Eröffnung im Jahr 2001 den museen der stadt<br />

nürnberg zugehörig – als beispielgebend für ebenso gegenüber dem<br />

Thema verantwortungsbewusste wie besucherorientierte Ausstellungen<br />

an schwierigen Orten gelten kann. Über 180.000 Besucher<br />

pro Jahr unterstreichen den Bedarf an seriöser Information über das<br />

lange Zeit verdrängte Thema.<br />

Steigendes Interesse brachten gerade auch ausländische Besucher<br />

Nürnbergs zudem den Nürnberger Prozessen und ihrem Haupt-<br />

Schauplatz, dem Schwurgerichtssaal 600, entgegen. Auch wenn der<br />

Gerichtsort Nürnberg eher zufällig gewählt war – der riesige, 1916<br />

eröffnete Gerichtskomplex mit dem angrenzenden Gefängnis hatte<br />

den Krieg nur wenig beschadet überstanden und bot die nötige<br />

Infrastruktur – stellten die gerichtliche Aufarbeitung der größten<br />

Verbrechen des Regimes gerade am Ort der früheren Reichparteitage<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückliches Zeichen der Überw<strong>in</strong>dung des Systems dar. Dass<br />

jetzt diesem Interesse Rechnung getragen wurde und e<strong>in</strong>e Ausstellung<br />

den historischen Ort erschließt, war wiederum nur durch e<strong>in</strong>en<br />

geme<strong>in</strong>samen Kraftakt von Bund, Land und Stadt mit Unterstützung<br />

durch die Justiz möglich.<br />

Entstanden ist e<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>fache, großes Interesse und<br />

Standvermögen der Besucher voraussetzende Ausstellung. Wie sollte<br />

es auch anderes se<strong>in</strong>: Es gibt wohl ke<strong>in</strong> Thema, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung<br />

schwerer darzustellen und zu vermitteln wäre als e<strong>in</strong> komplexes<br />

Geflecht von Prozessen mit ihren Aus- und Nachwirkungen. Dennoch<br />

ist dieses Experiment gelungen. Nürnberg spielt nun bei den europäischen<br />

Städten, die ihre jüngste Vergangenheit für Bürger und Besucher<br />

offensiv erschließen, <strong>in</strong> der ersten Liga.<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Langsam kehrt im Nürnberger Justizgebäude an der Fürther Straße<br />

wieder Normalität e<strong>in</strong>. Die Vertreter jener vier Mächte, <strong>in</strong> deren<br />

Namen hier so etwas wie e<strong>in</strong> Weltgericht getagt hatte, s<strong>in</strong>d<br />

wieder abgereist, desgleichen die Hunderte von Journalisten aus<br />

aller Welt, die über das Ereignis berichteten, das Nürnberg e<strong>in</strong>mal<br />

mehr <strong>in</strong> den Fokus e<strong>in</strong>er Weltöffentlichkeit brachte. Ne<strong>in</strong>,<br />

geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d nicht die Nürnberger Prozesse selbst, sondern die<br />

ihnen gewidmete neue Dauerstellung, die 65 Jahre später, am<br />

21. November 2010, unter Teilnahme <strong>in</strong>ternationaler politischer<br />

Prom<strong>in</strong>enz und hochrangiger Vertreter der „dritten Kraft“ demokratischer<br />

Gesellschaften, der Judikative, eröffnet wurde. Zu<br />

den Gästen zählten unter anderen die Außenm<strong>in</strong>ister Russlands<br />

und der Bundesrepublik Deutschland, Sergej Lawrow und Guido<br />

Westerwelle, der frühere französische Außenm<strong>in</strong>ister Roland Dumas,<br />

der Sonderbotschafter der US-Regierung für Kriegsverbrechen,<br />

Stephen Rapp, und der Vizepräsident des Internationalen<br />

Gerichtshofs <strong>in</strong> Den Haag, Hans-Peter Kaul. Für e<strong>in</strong>e ununter-<br />

Das Urteil<br />

Museumsporträt 5<br />

Die Nürnberger Prozesse als Thema e<strong>in</strong>er<br />

neuen Dauerausstellung<br />

Hans-Christian Täubrich<br />

Szenographie des Ausstellungsraums zum Hauptkriegsverbrecherprozess.<br />

Seite 4: Die Stelen mit den Fahnen der damaligen Alliierten s<strong>in</strong>d<br />

der Wegweiser zum Memorium.


6 Museumsporträt<br />

a Der E<strong>in</strong>gangsbereich zur Ausstellung.<br />

brochene Zeitl<strong>in</strong>ie historischer Kont<strong>in</strong>uität sorgte der Schlussredner<br />

Benjam<strong>in</strong> Ferencz, der 1947 Chefankläger im so genannten<br />

E<strong>in</strong>satzgruppenprozess gewesen war und sich nach wie vor<br />

unermüdlich für e<strong>in</strong>e Ratifizierung des Rom-Statuts von 1998<br />

durch die USA und damit für deren Beitritt zum Internationalen<br />

Strafgerichtshof e<strong>in</strong>setzt. Sie alle trafen sich an historischer<br />

Stätte, im Saal 600 des Nürnberger Schwurgerichts, zu e<strong>in</strong>em<br />

Festakt, mit dem das Memorium Nürnberger Prozesse e<strong>in</strong>geweiht<br />

wurde, e<strong>in</strong>e aus dem Schwurgerichtssaal, e<strong>in</strong>er umfassend <strong>in</strong>formierenden<br />

Dauerausstellung und den üblichen Serviceangeboten<br />

bestehenden E<strong>in</strong>richtung. Sie bildet museal gesehen den Schlussste<strong>in</strong><br />

Nürnbergs bei der Aufarbeitung se<strong>in</strong>er Rolle <strong>in</strong> der Zeit des<br />

„Dritten Reichs“.<br />

Als „Stadt der Reichsparteitage“ und Ort der 1935 verkündeten<br />

antisemitischen Rassengesetze verknüpft sich der Name<br />

Nürnbergs wie nur wenige anderer deutscher Städte mit der Epoche<br />

des Nationalsozialismus. Aus der E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> diese Verstrickung<br />

haben sich Stadt und Bürgerschaft seit Mitte der achtziger<br />

Jahre immer <strong>in</strong>tensiver mit der NS-Vergangenheit ause<strong>in</strong>andergesetzt.<br />

Wesentliche Ergebnisse dieses oft schmerzvollen Denk-<br />

und Handlungsprozesses waren hierbei unter anderen der Internationale<br />

Nürnberger Menschenrechtspreis (1995) als bewusste<br />

Antwort auf die braune Vergangenheit der Stadt und 2001 die<br />

Eröffnung des mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, des<br />

Freistaats <strong>Bayern</strong> und weiterer Förderer geschaffenen Dokumentationszentrums<br />

Reichsparteitagsgelände, das <strong>in</strong> den ersten neun<br />

Jahren se<strong>in</strong>es Bestehens von mehr als e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Millionen Menschen<br />

aus aller Welt besucht wurde.<br />

Nun ist Nürnberg aus historischer Sicht nicht nur der Schauplatz,<br />

an dem sich e<strong>in</strong> diktatorisches Regime auf dem Höhepunkt<br />

se<strong>in</strong>er Macht und auf dem Weg <strong>in</strong> den Zweiten Weltkrieg präsentierte,<br />

sondern auch die Stadt des Gerichts über die NS-Verbrechen.<br />

In den fünfundsechzig Jahren seit der Eröffnung des Internationalen<br />

Militärgerichtshofs der damaligen Alliierten ist die<br />

Er<strong>in</strong>nerung an das <strong>in</strong> Nürnberg durchgeführte Verfahren <strong>in</strong> aller<br />

Welt präsent. Ke<strong>in</strong> Zweifel: Der Saal 600 des Nürnberger Jus-<br />

tizgebäudes, <strong>in</strong> dem sich erstmals <strong>in</strong> der Geschichte hochrangige<br />

Repräsentanten e<strong>in</strong>es Staates persönlich wegen Kriegsverbrechen<br />

und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten mussten,<br />

ist e<strong>in</strong> Ort der Weltgeschichte. Allerd<strong>in</strong>gs, das sei hier e<strong>in</strong>geräumt,<br />

war dies hierzulande nicht immer e<strong>in</strong>e allseits ungeteilte,<br />

öffentliche Me<strong>in</strong>ung, im Gegenteil: Der Nürnberger Prozess, den<br />

man noch bis vor gar nicht so langer Zeit als „Siegerjustiz“ abtun<br />

mochte und der deutsche Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes<br />

zu Tage brachte, wurde über Jahrzehnte ebenso verdrängt wie die<br />

übrige Er<strong>in</strong>nerung an die NS-Zeit.<br />

Tempi passati. Immerh<strong>in</strong> eröffneten die museen der stadt<br />

nürnberg im Jahr 2000 <strong>in</strong> Kooperation mit den Bayerischen Justizbehörden<br />

an den Wochenenden zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en regelmäßigen<br />

öffentlichen Führungsbetrieb im Schwurgerichtssaal.<br />

Seitdem stiegen die Besucherzahlen alle<strong>in</strong> an den Wochenenden<br />

von anfänglich 3.600 auf knapp 20.000 im Jahr 2007. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus besichtigten schätzungsweise weitere 20.000 Besucher<br />

pro Jahr den Saal im Rahmen von organisierten, vom e<strong>in</strong>fachen<br />

Justizbeamten bis h<strong>in</strong>auf zum Oberlandesgerichtspräsidenten betreuten<br />

Führungen auch unter der Woche. Mit Blick auf die rasch<br />

wachsende Zahl von Besuchern weit über Deutschland h<strong>in</strong>aus war<br />

es der Stadt Nürnberg nunmehr e<strong>in</strong> Anliegen von hoher Dr<strong>in</strong>glichkeit,<br />

den Saal 600 im Kontext e<strong>in</strong>es Memoriums Nürnberger<br />

Prozesse so zu präsentieren, wie es se<strong>in</strong>er historischen Bedeutung<br />

entspricht. Die wesentlichen Voraussetzungen dafür erfüllten<br />

sich rasch: Ausschlaggebend war die „Entdeckung“ e<strong>in</strong>es großen,<br />

nicht ausgebauten Raums im Dachgeschoss des Ostbaus, der prädest<strong>in</strong>iert<br />

schien für die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausstellung.<br />

Durch die H<strong>in</strong>zunahme weiterer Räume auf dieser Ebene konnte


die Ausstellungsfläche verdoppelt werden. Schon am 26. Oktober<br />

2005 befürwortete das Kuratorium des Dokumentationszentrums<br />

Reichsparteitagsgelände e<strong>in</strong>stimmig die Grundidee des Memoriums<br />

Nürnberger Prozesse. Die <strong>in</strong>haltliche Präzisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

wissenschaftlichen 20-Punkte-Gutachten (2006) und die hochkarätige<br />

Besetzung e<strong>in</strong>es kompetenten Projektbeirats sicherten <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit dem Team des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände<br />

und e<strong>in</strong>em erfahrenen Ausstellungsbüro (Büro<br />

Müller-Rieger, München) e<strong>in</strong>e zügige Abwicklung der Unternehmung.<br />

2007 erfolgte die Absicherung der F<strong>in</strong>anzierung, vorrangig<br />

der Baukosten <strong>in</strong> Höhe von 4,2 Millionen Euro, jeweils zur Hälfte<br />

durch den Bund und den Freistaat <strong>Bayern</strong>. Obwohl die Nürnberger<br />

Prozesse – im Gegensatz etwa zu den Reichsparteitagen – zur<br />

eigentlichen Stadtgeschichte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em ursächlichen Verhältnis<br />

stehen, war die Stadt bereit, die Projektträgerschaft zu übernehmen,<br />

ebenso die Kosten für die Ausstellung (700.000 Euro) und<br />

den künftigen Betrieb.<br />

Mit dem Dachausbau im Ostflügel, oberhalb des im zweiten<br />

Obergeschoss gelegenen Schwurgerichtssaals, stehen dem Memorium<br />

Nürnberger Prozesse rund 700 m² zur Verfügung. Der größte<br />

Teil wird als Ausstellungsfläche genutzt, aber auch Toiletten,<br />

technische Versorgungsräume und Fluchtwege benötigen ihren<br />

Platz. Um e<strong>in</strong>en reibungslosen Zugang zu gewähren, wurde das<br />

Treppenhaus vom zweiten OG <strong>in</strong> das Dachgeschoss h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> verlängert<br />

und e<strong>in</strong> neuer Fahrstuhl e<strong>in</strong>baut. Er ermöglicht den Besuchern<br />

e<strong>in</strong>en barrierefreien Zutritt zu den Museumsräumen und<br />

zum Saal 600. Im Erdgeschoss erhielt das Memorium e<strong>in</strong>e eigene<br />

E<strong>in</strong>gangszone, die neben dem Kassen- und Informationsbereich<br />

zusätzliche sanitäre Anlagen und Schließfächer umfasst. Im Außenbereich<br />

sorgt e<strong>in</strong>e neue Rampe für den stufenlosen E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong><br />

das Gebäude. Die Koord<strong>in</strong>ation der <strong>in</strong> enger Kooperation mit dem<br />

Oberlandesgericht Nürnberg durchgeführten Bauarbeiten lag <strong>in</strong><br />

den Händen des Staatlichen Bauamtes Erlangen-Nürnberg. Das<br />

Memorium Nürnberger Prozesse wird kuratorisch und organisatorisch<br />

vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände betreut.<br />

Es knüpft konzeptionell unmittelbar an die Dauerausstellung<br />

„Fasz<strong>in</strong>ation und Gewalt“ an und schließt damit e<strong>in</strong>e Lücke<br />

<strong>in</strong> der deutschen Er<strong>in</strong>nerungslandschaft, stehen die Nürnberger<br />

Prozesse doch am Anfang e<strong>in</strong>er gerichtlichen Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit dem verbrecherischen NS-Regime, deren akribisches Beweissicherungsverfahren<br />

wichtige Impulse für die e<strong>in</strong>setzende Zeitgeschichtsforschung<br />

gaben.<br />

Jede Epoche h<strong>in</strong>terlässt historische F<strong>in</strong>gerabdrücke, an denen<br />

ihr Verlauf mehr oder weniger deutlich ablesbar und darstellbar<br />

ist. So gesehen zählte die Realisierung des Memoriums für alle<br />

Beteiligten nicht unbed<strong>in</strong>gt zu den leichtesten Aufgaben, denn:<br />

Welche greifbaren Spuren h<strong>in</strong>terlässt e<strong>in</strong> Jahrhundertprozess? Wo<br />

s<strong>in</strong>d die Richterroben, die blitzenden Helme der GI-Wachtposten<br />

und der Blechnapf Hermann Gör<strong>in</strong>gs – und wenn man sie denn<br />

hätte: Was würden sie uns sagen? Die Antwort auf die Frage, was<br />

blieb, ist e<strong>in</strong>deutig und lässt jeden Ausstellungsmacher zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal erbleichen: Papier, Papier und nochmals Papier. Bei näherem<br />

H<strong>in</strong>sehen nimmt es zwar <strong>in</strong>dividuelle Formen an – Beweisdokumente,<br />

Protokolle, Fotos – und es enthüllt Sachverhalte, deren<br />

Komplexität e<strong>in</strong>en schaudern lässt. Wie, beispielsweise, erklärt<br />

man auf anschauliche (= unterhaltsame) Weise e<strong>in</strong>em juristisch<br />

durchschnittlich (= gar nicht) gebildeten Besucher die unterschiedlichen<br />

Rechtsauffassungen der vier Alliierten, ihre erfolgreiche<br />

Amalgamierung im Londoner Statut des Internationalen<br />

Gerichtshofs sowie die Unterschiede zum deutschen Rechtssystem<br />

und die Auswirkungen auf die Arbeit der deutschen Verteidiger?<br />

Wohlgemerkt: <strong>in</strong> drei Textabsätzen von jeweils „max. 950 Zeichen“<br />

(Vorgabe der Ausstellungsredaktion). Das also waren die<br />

Ausgangsparameter für die Umsetzung: e<strong>in</strong> juristisch differenziertes<br />

Thema, e<strong>in</strong> ausgebauter Dachboden, e<strong>in</strong>e unüberschaubare<br />

Museumsporträt 7<br />

a In der Angeklagten-Ecke werden die führenden Vertreter des<br />

NS-Regimes vorgestellt, die <strong>in</strong> Nürnberg vor Gericht standen.<br />

Im Zentrum stehen zwei orig<strong>in</strong>ale Teile der extra für den Prozess<br />

gebauten Anklagebänke.<br />

b Um e<strong>in</strong>e Bodengrafik herum werden die e<strong>in</strong>zelnen Parteien des<br />

Prozesses – Ankläger, Verteidiger, Richter sowie Dolmetscher und<br />

Zeugen – vorgestellt.<br />

c Räumlich deutlich vom Hauptraum getrennt ist die Darstellung<br />

der Nachfolgeprozesse und der Entwicklung h<strong>in</strong> zum Internationalen<br />

Strafgerichtshof. In e<strong>in</strong>er Medienlounge (l<strong>in</strong>ks angeschnitten)<br />

kann der Besucher vertiefende Materialien aufrufen.


8 Museumsporträt<br />

Menge dokumentarischen Materials (Schrift-, Ton- und Filmdokumente)<br />

und e<strong>in</strong>e Handvoll Exponate, unter denen den zwei<br />

erhaltenen Teilen der orig<strong>in</strong>alen Anklagebänke sicher e<strong>in</strong>e herausragende<br />

Stellung gebührte.<br />

Das Münchener Ausstellungsbüro Müller-Rieger, das 2008 <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Wettbewerb ermittelt wurde, löste se<strong>in</strong>e Aufgabe, hierfür<br />

e<strong>in</strong>e gestalterische Form zu f<strong>in</strong>den, mit e<strong>in</strong>em von Anfang an<br />

überzeugenden Entwurf, der <strong>in</strong> zweijähriger Weiterentwicklung<br />

konsequent umgesetzt wurde. Grundelemente s<strong>in</strong>d knapp 70 von<br />

<strong>in</strong>nen beleuchtete Grafiktafeln, die abwechslungsreich die Bild-<br />

und Text<strong>in</strong>formationen präsentieren. In mehrere Rahmen wurden<br />

zusätzlich Monitore e<strong>in</strong>gekl<strong>in</strong>kt, um die sich die e<strong>in</strong>gespannten<br />

Druckbahnen nahtlos anschließen. H<strong>in</strong>tergrundbilder und Freisteller<br />

verstärken die Raumwirkung. Die Tafeln fügen sich zu e<strong>in</strong>er<br />

Installation, die <strong>in</strong> ihrer Bewegung nicht nur äußerlich mit<br />

den zahlreichen Schrägen und Verstrebungen des Dachgeschosses<br />

korrespondiert, sondern zugleich auch symbolisch das juristische<br />

R<strong>in</strong>gen der am Prozess beteiligten vier Anklägernationen um<br />

adäquate Verfahrensweisen widerspiegelt. So sche<strong>in</strong>en sich die<br />

h<strong>in</strong>terleuchteten Parallelogramme, die sich <strong>in</strong> verschiedene Richtungen<br />

neigen, zu bewegen wie die Papiere, die als Beweismittel <strong>in</strong><br />

die Hand genommen, wie die Protokolle und letztlich die Urteile,<br />

die geschrieben, übersetzt und vervielfältigt wurden. Herrschen<br />

am Beg<strong>in</strong>n des Prozesses noch weitgehend gegensätzliche Bewegungen,<br />

werden sie später ruhiger und weisen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Richtung auf. Ingesamt bleibt der Raum, das Dachgeschoss über<br />

dem historischen Saal 600, weitgehend im Dunklen. Erleuchtet<br />

s<strong>in</strong>d nur die Ausstellungs<strong>in</strong>formationen, die – klar und transparent<br />

– über dem dunklen Boden zu schweben sche<strong>in</strong>en.<br />

In Ermangelung größerer musealer Objektbestände setzten<br />

die Ausstellungsplaner und das Gestalterbüro anderweitig räumliche<br />

Zäsuren. In e<strong>in</strong>er Ecke des Dachgeschossraumes s<strong>in</strong>d die Angeklagten<br />

„versammelt“. Die zwei Hälften e<strong>in</strong>es Großfotos der<br />

Angeklagten im Saal flankieren e<strong>in</strong> Podest, auf dem die schon<br />

erwähnten beiden Teile der Anklagebank stehen. Die Prozessparteien<br />

wiederum werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schematisch nachgezeichneten<br />

„Saal 600“ vorgestellt: E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Terrazzoboden e<strong>in</strong>gelassene<br />

Grafik zeigt die ungewöhnliche Sitzordnung von Anklägern, Richtern,<br />

Verteidigern, Zeugen und Dolmetschern; die im Detail <strong>in</strong>formierenden<br />

Bildtexttafeln gruppieren sich <strong>in</strong> Korrelation um die<br />

Bodengrafik herum. Vor den neu durchgebrochenen Öffnungen <strong>in</strong><br />

der Rückwand des Saals 600, die von der Ausstellungsebene e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Saal erlauben (sofern dort ke<strong>in</strong>e geschlossene<br />

Verhandlung stattf<strong>in</strong>det), steht e<strong>in</strong> neu gebautes Modell, das den<br />

Zustand des Gerichtsaals nach dem Umbau durch die Amerikaner<br />

1945 dokumentiert. Hier kann der Besucher den damaligen mit<br />

dem heutigen Zustand (nach dem Rückbau <strong>in</strong> den 1960er Jahren)<br />

direkt vergleichen. Nachdem der Prozess medial umfassend<br />

dokumentiert ist, zeigt die Ausstellung auch zahlreiche Ton und<br />

Filmdokumente, die über den Audio-Guide anwählbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />

Fülle weiteren, vertiefenden Materials ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zum Verweilen<br />

e<strong>in</strong>ladenden Medienlounge abrufbar.<br />

Das Hauptexponat ist gewissermaßen der Schwurgerichtssaal<br />

selbst. Er erfuhr jedoch ke<strong>in</strong>erlei museal-baulichen Veränderungen,<br />

denn er ist auch heute noch e<strong>in</strong> Ort lebendiger Rechtsprechung:<br />

Da es der größte und vor allem der e<strong>in</strong>zige vollklimatisierte Gerichtssaal<br />

<strong>in</strong> dem – obwohl riesigen, gleichwohl unter Raumnot<br />

leidenden – Nürnberger Justizgebäude ist, nutzt ihn das Oberlandesgericht<br />

Nürnberg an rund 100 Verhandlungstagen im Jahr. In<br />

der verhandlungsfreien Zeit ist er für den Besucher zugänglich,<br />

der sich <strong>in</strong> den Zuschauerbereich setzen und über den Audio-<br />

Guide e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung anhören kann. Auch wenn<br />

der Saal sich nicht mehr im Bauzustand der Zeit des Nürnberger<br />

Prozesses bef<strong>in</strong>det, umgibt ihn e<strong>in</strong>e Aura des Bedeutungsvollen<br />

– wie sie im Übrigen ja auch für die Durchführung von Schwur-<br />

gerichtsprozessen beabsichtigt ist. Die hohe Holzvertäfelung, die<br />

imposanten Schmuckornamente über den Türen und die Anklagebank<br />

mit dem dah<strong>in</strong>ter liegenden Fahrstuhlzugang rufen schnell<br />

die Bilder <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, die man von Fotos des Prozesses her<br />

kennt oder kurz vorher im vorhergegangenen Ausstellungsbesuch<br />

betrachtet hat.<br />

Während die heute im Saal 600 stattf<strong>in</strong>denden Verfahren auf<br />

deutschem Recht basieren, waren das Internationale Militärtribunal<br />

und die 12 Nachfolgeprozesse von anglo-amerikanischen<br />

Rechtstraditionen geprägt. Die neue Ausstellung stellt zum Beg<strong>in</strong>n<br />

des Rundgangs die wesentlichen Unterschiede zwischen der<br />

deutschen und der angelsächsischen Rechtskultur dar. Vor allem<br />

aber macht sie deutlich, dass der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess<br />

<strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> juristisches Novum war:<br />

Erstmals saßen die Vertreter von Staaten, die vollkommenen unterschiedliche<br />

Regierungsformen und Verfassungen auswiesen,<br />

geme<strong>in</strong>sam über e<strong>in</strong>en besiegten Fe<strong>in</strong>d zu Gericht. Statt willkürlich<br />

Rache zu üben, wurde e<strong>in</strong> rechtstaatliches juristisches Verfahren<br />

angestrengt und erstmals <strong>in</strong> der Weltgeschichte Individuen<br />

auf völkerrechtlicher Grundlage persönlich zur Rechenschaft<br />

gezogen. Die <strong>in</strong> den Nürnberger Prozessen verhandelten Verbrechen<br />

stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit der NS-Propaganda,<br />

die ihren alljährlichen Höhepunkt auf den Reichsparteitagen <strong>in</strong><br />

Nürnberg fand: E<strong>in</strong>ige derjenigen, die während der Reichsparteitage<br />

<strong>in</strong> vorderster Reihe gestanden hatten, fanden sich nun<br />

auf der Anklagebank wieder. Das Memorium Nürnberger Prozesse<br />

klärt über die Angeklagten, ihre Rolle im nationalsozialistischen<br />

Machtgefüge und die ihnen vorgeworfenen Verbrechen auf. Die<br />

Angeklagten des Hauptkriegsverbrecherprozesses werden anhand<br />

von Biographien vorgestellt, auf die der zwölf Nachfolgeprozesse<br />

wird exemplarisch e<strong>in</strong>gegangen, um den begrenzten Platzverhältnissen<br />

Rechnung zu tragen. Das Verhalten der Prozessbeteiligten<br />

während der Verhandlungen, beispielsweise die Reaktion der Angeklagten<br />

auf die Präsentation der ihnen zur Last gelegten Verbrechen,<br />

schildern Bild-, Ton- und Filmdokumente e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich.<br />

Gerade die Filme vermitteln e<strong>in</strong>en lebendigen E<strong>in</strong>druck vom Prozessgeschehen,<br />

der sich im Zusammenhang mit dem Besuch des<br />

Saals 600 am Ende des Ausstellungsrundgangs noch verstärkt.<br />

Die neue Ausstellung bliebe unvollständig und didaktisch unzureichend,<br />

würde sie nicht darüber h<strong>in</strong>aus auf die Folgen und<br />

das Erbe dieses welthistorischen Novums h<strong>in</strong>weisen und damit<br />

e<strong>in</strong>en Bogen <strong>in</strong> die Gegenwart schlagen. Denn rückblickend s<strong>in</strong>d<br />

die Nürnberger Prozesse zur wichtigsten Stufe der Entwicklung<br />

des Völkerstrafrechts geworden. Ausdruck fand dieses neue Verständnis<br />

<strong>in</strong> den „Nuremberg Pr<strong>in</strong>ciples“, den „Nürnberger Pr<strong>in</strong>zipien“,<br />

im Völkerrecht. Die Generalversammlung der Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen bekräftigte sie am 11. Dezember 1946 und beauftragte<br />

die „International Law Commission“ mit der Ausformulierung.<br />

Nürnberg wurde letztlich zum richtungsweisenden Leuchtzeichen<br />

für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Rechtsordnung. Auch bei der Schaffung<br />

des Grundgesetzes 1949 spielte es e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Artikel<br />

26 führt aus: „Handlungen, die geeignet s<strong>in</strong>d ... das friedliche<br />

Zusammenleben der Völker zu stören ... s<strong>in</strong>d verfassungswidrig.<br />

Sie s<strong>in</strong>d unter Strafe zu stellen.“ Dies ist e<strong>in</strong>e klare Rezeption des<br />

sechsten Nürnberger Pr<strong>in</strong>zips.<br />

Zwei weitere Ausstellungsräume befassen sich mit den Auswirkungen<br />

der Nürnberger Prozesse. Sie be<strong>in</strong>halten neben dem en<br />

passant <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiten Durchgang dargestellten Internationalen<br />

Militärtribunal <strong>in</strong> Japan e<strong>in</strong>e exemplarische Darstellung der zwölf<br />

Nürnberger Nachfolgeprozesse sowie jener Verfahren, die danach<br />

noch im In- und Ausland jeweils unter nationalem Vorsitz geführt<br />

wurden. Genannt seien hier nur der Eichmann-Prozess (1961) <strong>in</strong><br />

Jerusalem und der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-65).<br />

Von zentraler Bedeutung ist die Darstellung der von den 1946<br />

<strong>in</strong> der Generalversammlung der Vere<strong>in</strong>ten Nationen bekräftigten


„Nürnberger Pr<strong>in</strong>zipien“ (1946) ausgehenden Entwicklung h<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em Internationalen Strafgerichtshof, wie er 1993 erstmals als<br />

ad hoc-Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien e<strong>in</strong>gerichtet<br />

wurde und seit 2002 als dauerhafte E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Den<br />

Haag existiert.<br />

Was kommt hier nicht alles zusammen: laut den Anklagepunkten<br />

die Abrechnung mit e<strong>in</strong>er „Verschwörung gegen den Frieden“<br />

und den „Verbrechen gegen die Menschheit“, die Aufarbeitung<br />

e<strong>in</strong>er komplexen und komplizierten Rechtsgeschichte, das Wirken<br />

und die Bedeutung e<strong>in</strong>es bis dah<strong>in</strong> unbekannten Weltgerichts, die<br />

Auslösung der Entwicklung e<strong>in</strong>es Internationalen Strafgerichtshofs,<br />

an der wir alle mitarbeiten müssen, um „diese Welt menschlicher<br />

und friedlicher zu machen.“ (Benjam<strong>in</strong> Ferencz)<br />

Es kommt immer wieder vor, dass im Schwurgerichtssaal des<br />

Nürnberger Justizpalastes <strong>in</strong> der Fürther Straße Menschen Tränen<br />

vergießen, die bei der Besichtigung von ihren Emotionen überwältigt<br />

werden. Häufiger als an anderen geschichtsträchtigen Orten<br />

des 20. Jahrhunderts kann man hier e<strong>in</strong>e tiefe Ergriffenheit<br />

der Besucher beobachten. Sie können kaum fassen, dass <strong>in</strong> diesem<br />

Raum Recht über unvorstellbares Unrecht gesprochen wurde, von<br />

dem oft genug <strong>in</strong> ihren Familien Angehörige oder Vorfahren selbst<br />

betroffen gewesen waren. Wichtig wird deshalb für die meisten<br />

Besucher die <strong>in</strong> der Ausstellung vermittelte Erkenntnis se<strong>in</strong>, dass<br />

sich hier 1945/46 mit dem Weltgericht etwas grundlegend veränderte:<br />

die Haltung gegenüber denen, die für die Geschicke e<strong>in</strong>es<br />

Volkes Verantwortung tragen und diese missbrauchen. Was als<br />

Erfahrung bislang schwer nachzuvollziehen beziehungsweise zu<br />

vermitteln war, kann nunmehr besichtigt werden. Die Bayerische<br />

Justizm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Beate Merk brachte es bei ihrem Besuch anlässlich<br />

des ersten Spatenstichs für das Memorium Nürnberger Prozesse<br />

auf den Punkt: „Recht ist abstrakt. In Nürnberg ist es jetzt<br />

seh- und begehbar.“<br />

Memorium Nürnberger Prozesse, Bärenschanzstraße 72, 90429<br />

Nürnberg, Tel. 0911/321-79372, Fax 0911/321-79373, memorium@stadt.nuernberg.de,<br />

www.memorium-nuernberg.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mittwoch bis Montag 10-18 Uhr<br />

Museumsporträt 9<br />

Baukosten:<br />

4,2 Mio. Euro, jeweils zur Hälfte f<strong>in</strong>anziert von der Bundesrepublik<br />

Deutschland und dem Freistaat <strong>Bayern</strong> (Kulturfonds und<br />

Bayerische Landesstiftung).<br />

Kosten für die Ausstellung:<br />

700.000.- Euro, F<strong>in</strong>anzierung: Stadt Nürnberg<br />

Betrieb:<br />

Stadt Nürnberg. Das Memorium Nürnberger Prozesse ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung<br />

der museen der stadt nürnberg und als solche dem Dokumentationszentrum<br />

Reichsparteitagsgelände angegliedert.<br />

Projektleitung:<br />

Hans-Christian Täubrich, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />

Konzeption und wissenschaftliche Erarbeitung:<br />

Dr. Eckardt Dietzfelb<strong>in</strong>ger, Dr. Alexander Schmidt, Hans-Christian<br />

Täubrich, Henrike Zentgraf (alle Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände),<br />

Lilja Antipowa M. A. (Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Ra<strong>in</strong>er Huhle (Menschenrechtszentrum<br />

Nürnberg)<br />

Ausstellungsgestaltung:<br />

Büro Müller-Rieger, München<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Prof. Dr. Manfred Görtemaker (Universität Potsdam), Dr. Matthias<br />

Henkel (museen der stadt nürnberg), Prof. Dr. Klaus Kastner<br />

(Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Peter<br />

März (Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit),<br />

Prof. Dr. Christoph Safferl<strong>in</strong>g (Philipps-Universität Marburg),<br />

Dr. Wolfgang Stäbler (Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>)


Die Gedenkstätten an den Orten der Konzentrationslager Dachau<br />

und Flossenbürg haben <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Erneuerung und vor allem auch Erweiterung ihres Vermittlungsspektrums<br />

erfahren. In Dachau löste 2003 e<strong>in</strong>e neue, vom Haus der Bayerischen<br />

Geschichte erarbeitete Dauerausstellung die schon etwas <strong>in</strong><br />

die Jahre gekommene Gestaltung des Jahres 1968 ab und erschloss<br />

für die Besucher neue Räume, etwa das e<strong>in</strong>stige Lagergefängnis. Seit<br />

2005 ist es möglich, das Gelände wieder auf dem ursprünglichen Weg<br />

der Häftl<strong>in</strong>ge durch das Jourhaus zu betreten. 2009 öffnete e<strong>in</strong> neues<br />

Besuchergebäude als zentrale Anlaufstelle für die rund 800.000 Besucher<br />

pro Jahr se<strong>in</strong>e Pforten.<br />

In Flossenbürg, das weitab von den großstadtnahen Besucherströmen<br />

als Grab- und Gedenkstätte ohne größeres Informationsangebote<br />

jahrzehntelang e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong> geführt hatte, eröffnete<br />

der Auszug e<strong>in</strong>es Gewerbebetriebs aus dem ehemaligen Lagergelände<br />

die Möglichkeit, neben das Gedenken nun e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Erläuterung der historischen Abläufe zu stellen und auch auf die<br />

Schicksale der Lager<strong>in</strong>sassen e<strong>in</strong>zugehen. In der Baracke der früheren<br />

Lagerwäscherei ist seit 2007 unter Mite<strong>in</strong>beziehung e<strong>in</strong>es Untergeschosses<br />

e<strong>in</strong>e zeitgemäß gestaltete Ausstellung zu sehen, die sich<br />

der Lagergeschichte Flossenbürgs als Teil des Geflechts der Konzentrationslager<br />

widmet. Mit der Eröffnung e<strong>in</strong>er weiteren Ausstellung<br />

im Oktober 2010 <strong>in</strong> der ehemaligen Lagerküche wurde nun der Weg<br />

der Gedenkstätte von e<strong>in</strong>er Stätte stiller Er<strong>in</strong>nerung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

zeitgemäß gestalteten Ort der Information weiter beschritten. Die<br />

neue Ausstellung setzt sich mit dem Umgang mit dem schwierigen<br />

Erbe des KZs nach 1945 ause<strong>in</strong>ander. Erstmals wird damit diesem<br />

Themenkomplex e<strong>in</strong>e eigene Dauerausstellung gewidmet.<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Im Juli 2007 wurde <strong>in</strong> der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg unter<br />

großer <strong>in</strong>ternationaler Beachtung die neue Dauerausstellung „Das<br />

Konzentrationslager Flossenbürg 1938-1945“ der Öffentlichkeit<br />

übergeben. Über 62 Jahre nach der Befreiung des Lagers wurde<br />

die Geschichte des Konzentrationslagers Flossenbürg, se<strong>in</strong>er<br />

Außenlager und se<strong>in</strong>er Häftl<strong>in</strong>ge erstmals umfassend am historischen<br />

Ort dokumentiert. Die Reaktion war überwältigend. Fast<br />

e<strong>in</strong>e viertel Million Menschen hat diese Ausstellung seither besucht.<br />

Tausende haben ihre Bewegtheit, Betroffenheit, Zufriedenheit<br />

und Kritik <strong>in</strong> Besucherbüchern, Briefen und E-Mails formuliert.<br />

Diese Resonanz hat die Verantwortlichen der Gedenkstätte<br />

bestätigt, den Weg gestalterisch-museologischer Innovation konsequent<br />

weiter zu verfolgen.<br />

Drei Jahre später präsentiert die Gedenkstätte nun ihre zweite<br />

große Dauerausstellung im Gebäude der ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gsküche.<br />

Unter dem Titel „was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers<br />

Flossenbürg“ widmet sich diese Schau den sechs Jahrzehnten<br />

nach 1945. Damit beschäftigt sich die KZ-Gedenkstätte<br />

Flossenbürg nicht nur als bundesweit erste E<strong>in</strong>richtung ihrer Art<br />

umfassend mit der Zeit von der Befreiung 1945 bis heute. Den<br />

komplexen Folgen der nationalsozialistischen Konzentrationslager<br />

wird damit zum ersten Mal überhaupt e<strong>in</strong>e eigene Ausstellung<br />

gewidmet.<br />

Die neue Ausstellung dokumentiert ke<strong>in</strong>e Erfolgsbilanz deutscher<br />

Er<strong>in</strong>nerungskultur. Sie zeigt im Gegenteil die vielfachen<br />

Brüche im Umgang mit dem Erbe e<strong>in</strong>es Konzentrationslagers: mit<br />

se<strong>in</strong>en baulichen Relikten, mit den justitiellen Konsequenzen, mit<br />

den symbolischen Bedeutungen und vor allem auch mit se<strong>in</strong>em<br />

konkreten humanitären Vermächtnis. Die Ausstellung ist der Versuch,<br />

die komplexe Rezeptions- und Er<strong>in</strong>nerungsgeschichte e<strong>in</strong>es<br />

Lagers während der letzten sechs Jahrzehnte zu dokumentieren.<br />

Die widersprüchlichen Nachwirkungen des Konzentrationslagers<br />

Flossenbürg werden dabei <strong>in</strong> die Zeitgeschichte vom Ende des<br />

Die zweite Dauerausstellung <strong>in</strong> der<br />

KZ-Gedenkstätte: e<strong>in</strong> Statement zur<br />

Zeitgeschichte im Museum<br />

Jörg Skriebeleit<br />

Museumsporträt 11<br />

„was bleibt –<br />

Nachwirkungen des<br />

Konzentrationslagers<br />

Flossenbürg“<br />

Die ehemalige Küchenbaracke beherbergt den neuesten Teil der<br />

Dauerausstellung.<br />

Seite 10: Vitr<strong>in</strong>e „Gezielte Aneignung“, Ste<strong>in</strong>karre (um 1950) mit<br />

den wiederverwendeten Reifen e<strong>in</strong>es Messerschmitt Jagdflugzeuges.


12 Museumsporträt<br />

a Blick <strong>in</strong> die Ausstellung/Medienwand.<br />

b Vitr<strong>in</strong>e „Spätfolgen“, Nummernschild des ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gs<br />

Steve Israeler.<br />

Zweiten Weltkriegs bis heute e<strong>in</strong>gebettet. „was bleibt“ beschreibt<br />

die Nachwirkungen des KZ Flossenbürg als e<strong>in</strong>e Beispielsgeschichte<br />

deutscher, präziser west-deutscher Er<strong>in</strong>nerungskultur – mit e<strong>in</strong>er<br />

charakteristisch bayerischen Note.<br />

Es war das erklärte Ziel des wissenschaftlichen Teams und<br />

der Gestalter des Büros Berton.Schwarz.Frey, e<strong>in</strong>en genu<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zu aktuellen Ausstellungsformen <strong>in</strong> KZ-Gedenkstätten zu<br />

formulieren. Die Ausstellung arbeitet exemplarisch und po<strong>in</strong>tiert,<br />

sowohl <strong>in</strong>haltlich wie gestalterisch. Sie spitzt bewusst zu und<br />

setzt auf <strong>in</strong>tensive Kommunikation mit den Besuchern. Flossenbürg<br />

war bundesweit e<strong>in</strong>e der letzten Gedenkstätten, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e<br />

Ausstellung zur Lagergeschichte etabliert wurde. Nun präsentiert<br />

sie als erste e<strong>in</strong>e umfassend rezeptionsgeschichtliche Schau – und<br />

dies mit e<strong>in</strong>em für e<strong>in</strong>e KZ-Gedenkstätte bislang e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Gestaltungskonzept.<br />

Was bleibt von e<strong>in</strong>em ehemaligen Konzentrationslager?<br />

Vier Leitthemen<br />

„Was bleibt?“ – diese Frage hat sich das Ausstellungsteam <strong>in</strong><br />

den letzten zwei Jahren immer wieder gestellt. Welche Spuren<br />

bleiben von e<strong>in</strong>em Tatort tausendfachen Mordens? Wie er<strong>in</strong>nerte<br />

man sich der Taten? Wie gedachte man der Toten? Wer er<strong>in</strong>nerte<br />

sich an die Opfer? Was passierte mit den Tätern? Und vor allem:<br />

wie lebten die ehemaligen Häftl<strong>in</strong>ge nach der Befreiung mit der<br />

schrecklichen Erfahrung der KZ-Haft weiter? Die Nachgeschichte<br />

des ehemaligen Konzentrationslagers Flossenbürg eignet sich wie<br />

ke<strong>in</strong>e zweite, Antworten auf diese Fragen zu f<strong>in</strong>den. Denn Flossenbürg<br />

ist der Prototyp des „vergessenen Lagers“ schlechth<strong>in</strong>.<br />

„Ich habe von Auschwitz gehört und von Dachau, aber noch nie<br />

von Flossenbürg“, so die Aussage e<strong>in</strong>er jungen Passant<strong>in</strong>, als sie<br />

nach dem Namen Flossenbürg gefragt wurde.<br />

Am Beispiel der Rezeptionsgeschichte des Konzentrationslagers<br />

Flossenbürg lässt sich exemplarisch und erschreckend zeigen,<br />

wie sich Bilder von Geschichte formen und verformen lassen, wie<br />

sich die Dimension und Dramatik von Geschehenem fast bis zur<br />

Unkenntlichkeit weichzeichnen und modulieren lassen. Die Bekanntheit<br />

der jeweiligen Konzentrationslager, das Wissen um die<br />

dort begangenen Verbrechen leitet sich nicht von der historischen<br />

Bedeutung der jeweiligen Lager ab. Salomon Korn hat immer wieder<br />

betont, dass für die Er<strong>in</strong>nerung im öffentlichen Raum weniger<br />

die Ergebnisse historischer Forschung als vielmehr die öffentliche<br />

Darstellung, Vergegenwärtigung, Symbolisierung und Inszenierung<br />

des Vergangenen maßgebend s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ausstellung „was bleibt“ macht sich auf die Suche nach<br />

den konkreten und symbolischen Folgen e<strong>in</strong>es Konzentrationslagers.<br />

Sie zeigt anhand von vier Leitfragen nach den Tätern, nach<br />

den ehemaligen Häftl<strong>in</strong>gen, nach dem Ort und nach der Er<strong>in</strong>nerung<br />

an das ehemalige Konzentrationslager die Formung und<br />

Verformung von Geschichtsbildern.<br />

Täter<br />

Hunderte von Tätern waren für die Verbrechen im KZ Flossenbürg<br />

und den Außenlagern verantwortlich. Viele wurden nach<br />

Kriegsende zunächst verhaftet. Angeklagt und verurteilt wurden<br />

aber nur wenige.<br />

Wie ahndeten die alliierten Befreier und die deutsche Justiz<br />

diese Verbrechen? Wer unterstützte, wer verh<strong>in</strong>derte die Verfolgung<br />

der Schuldigen? Wie veränderte sich das gesellschaftliche<br />

Verständnis von Schuld und Verantwortung?<br />

Überlebende<br />

Die Befreiung bedeutete für die Häftl<strong>in</strong>ge das Ende ihrer Gefangenschaft.<br />

Die meisten Überlebenden standen jedoch vor dem<br />

Nichts. Viele kämpften zeitlebens mit den Folgen der Haft. Wie<br />

verarbeiteten diese Menschen Trauer und Verlust? Wo und wie


konnten sie e<strong>in</strong> neues Leben beg<strong>in</strong>nen? Mit welchen Schwierigkeiten<br />

waren sie konfrontiert? Was bewegt viele von ihnen bis<br />

heute dazu, von ihrem Schicksal Zeugnis abzulegen?<br />

Er<strong>in</strong>nerung<br />

Totenehrung war jahrzehntelang die e<strong>in</strong>zige Form der Er<strong>in</strong>nerung.<br />

Trotz zahlreicher Denkmäler und Er<strong>in</strong>nerungszeichen geriet das<br />

KZ Flossenbürg für lange Zeit <strong>in</strong> Vergessenheit.<br />

Wer er<strong>in</strong>nerte an die Verbrechen und an die Opfer? Welche<br />

Geschichtsbilder bestimmten die Er<strong>in</strong>nerung? Wie veränderten<br />

sich die Formen des Gedenkens?<br />

Orte<br />

Das ehemalige KZ Flossenbürg wurde seit 1945 für unterschiedliche<br />

Zwecke genutzt. Neben Gewerbeflächen und e<strong>in</strong>er Wohnsiedlung<br />

nimmt die Gedenkstätte heute nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des<br />

früheren Lagergeländes e<strong>in</strong>. Vom historischen Ort selbst s<strong>in</strong>d nur<br />

wenige Überreste vorhanden.<br />

Welche Spuren des Lagers wurden erhalten, welche getilgt?<br />

Wer war dafür verantwortlich? Was ist <strong>in</strong> den über 60 Jahren seit<br />

der Befreiung mit dem Gelände geschehen?<br />

Die Ausstellung ordnet diese vier Leitfragen konsequent <strong>in</strong><br />

die Chronologie der deutschen Zeitgeschichte der letzten 65 Jahre<br />

e<strong>in</strong>. Die <strong>in</strong>haltliche Chronologie ist <strong>in</strong> sieben Perioden gegliedert,<br />

die aufgrund übergeordneter zeitgeschichtlicher Zäsuren<br />

und konkreter rezeptionsgeschichtlicher Ereignisse def<strong>in</strong>iert und<br />

begrifflich bewusst zugespitzt wurden:<br />

• Schwellensituation Befreiung (Frühjahr 1945)<br />

• Übergang und Neuordnung (Sommer 1945-1950)<br />

• Schlussstrich und Integration (1950-1958)<br />

• Verdrängen und Vergessen (1958-1969)<br />

• Selektives Er<strong>in</strong>nern (1970-1979)<br />

• Umstrittene Wiederentdeckung (1980-1995)<br />

• H<strong>in</strong>terlassenschaften (1996-2010)<br />

Dadurch wird der kontextuelle geschichtspolitische und gesellschaftliche<br />

Rahmen, <strong>in</strong> dem sich Er<strong>in</strong>nern und Vergessen formen,<br />

stets sichtbar. Konkret verb<strong>in</strong>det sich damit die erkenntnistheoretische<br />

Fragestellung, wie viel Er<strong>in</strong>nerung zu welcher Zeit möglich<br />

war, oder anders formuliert, wie viel Vergessen und Verdrängen<br />

beabsichtigt waren. So weist die Nachgeschichte dieses Konzentrationslagers<br />

weit über Flossenbürg h<strong>in</strong>aus und steht stellvertretend<br />

für viele andere Orte.<br />

Das Gestaltungskonzept - Bruch mit den klassischen<br />

Wahrnehmungsmustern<br />

Der Entwurf des Berl<strong>in</strong>er/Ulmer Ausstellungsbüros Bertron.<br />

Schwarz.Frey um Professor Ulrich Schwarz von der Universität der<br />

Künste Berl<strong>in</strong> sucht neue Wege der Vermittlung von Geschichte<br />

und verlässt dabei den bestehenden Formenkanon konventioneller<br />

zeithistorischer Präsentationen. Die Ausstellung ist wie e<strong>in</strong> klassisches<br />

Drama gegliedert, die Hauptausstellung ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Prolog<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Epilog e<strong>in</strong>gebettet.<br />

Im Prolog des Foyers deutet e<strong>in</strong>e raumgreifende Medien<strong>in</strong>stallation<br />

mit Zitaten von Besuchern der Gedenkstätte und Bewohnern<br />

des Ortes Flossenbürg die Vielschichtigkeit des Ausstellungsthemas<br />

an. Sie konfrontiert die Ausstellungsbesucher mit<br />

aktuellen Statements und ermöglicht e<strong>in</strong>e erste kognitive und<br />

emotionale E<strong>in</strong>ordnung des Themas „nach 1945“.<br />

Der Ausstellungsraum des folgenden Hauptteils wird von zwei<br />

<strong>in</strong>nenarchitektonischen Strukturelementen bestimmt. Zum e<strong>in</strong>en<br />

von e<strong>in</strong>er fast 20 m langen Medienwand, die die Längsachse des<br />

Raumes füllt. Zum zweiten von quer dazu stehenden Vitr<strong>in</strong>en,<br />

über denen Hörglocken angebracht s<strong>in</strong>d. Die Medienwand gliedert<br />

die Ausstellungsfläche nicht nur räumlich, sondern auch <strong>in</strong>haltlich<br />

als chronologischer Rahmen. Jede Vitr<strong>in</strong>e ist <strong>in</strong> das Raster aus<br />

Vitr<strong>in</strong>e mit Hörglocke.<br />

Museumsporträt 13


14 Museumsporträt<br />

Schülergruppe <strong>in</strong> der Ausstellung.<br />

thematischer und zeitlicher Gliederung e<strong>in</strong>gepasst. Anhand überraschender,<br />

bisweilen irritierender Leitobjekte werden die Themen<br />

beispielhaft vertieft. Die Monitore zeigen <strong>in</strong> diesem thematischchronologischen<br />

Raster ebenfalls exemplarische Ereignisse und<br />

Themen, die mit der Rezeption der Konzentrationslager und speziell<br />

mit Flossenbürg verbunden s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus stellen sie<br />

mit <strong>in</strong> fester Folge e<strong>in</strong>geblendeten Texten und Bildern den zeitgeschichtlichen<br />

Kontext dieser Rezeptionsgeschichte her.<br />

Das Konzept bricht bewusst mit klassischen Wahrnehmungsmustern.<br />

Die <strong>in</strong> den Vitr<strong>in</strong>en präsentierten Objekte s<strong>in</strong>d mit kommentierenden<br />

Audio-Elementen komb<strong>in</strong>iert, die 25 Monitore bleiben<br />

h<strong>in</strong>gegen stumm. Medienwand und Vitr<strong>in</strong>en bilden zusammen<br />

e<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>atensystem, <strong>in</strong> dem sich der Besucher frei im Raum<br />

bewegen kann. Zwar werden <strong>in</strong> jeder Zeitebene alle vier Leitfragen<br />

– Täter, Überlebende, Er<strong>in</strong>nerung und Ort – nache<strong>in</strong>ander und<br />

gleichwertig betrachtet. In welcher Reihenfolge der Besucher die<br />

Vitr<strong>in</strong>en jedoch besichtigt, entscheidet dieser selbst. So können<br />

sich die Besucher entweder entlang der e<strong>in</strong>zelnen Themenachsen<br />

durch die letzten 65 Jahre Rezeptionsgeschichte bewegen. Es ist<br />

aber auch möglich, sich alle vier Leitfragen Periode für Periode<br />

zu erschließen.<br />

An Stelle e<strong>in</strong>es strikten Nache<strong>in</strong>ander steht e<strong>in</strong> strukturelles<br />

Nebene<strong>in</strong>ander, das Bezüge erkennen und Schlüsse ziehen lässt.<br />

Die Wissensaneignung leistet der Besucher autonom. E<strong>in</strong>e Reihenfolge<br />

ist nicht vorgegeben. Die strukturelle Anordnung der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungselemente – Vitr<strong>in</strong>en, Hörstationen und<br />

synchronoptische Medienwand – bietet jedoch jederzeit, an jeder<br />

Stelle, e<strong>in</strong>e zeitliche und thematische Orientierung und Zuordnung.<br />

Dieser neue Ansatz begreift das Denken als offenes System,<br />

mit dem Ziel, Erkenntnis durch die Lesbarkeit von Zusammenhängen<br />

zu erreichen.<br />

Am Ende, dem Epilog, gibt die Ausstellung den Blick frei auf<br />

den ehemaligen Appellplatz, das Zentrum des Häftl<strong>in</strong>gslagers. Der<br />

Besucher bef<strong>in</strong>det sich wieder <strong>in</strong> der Jetzt-Zeit, der heutigen KZ-<br />

Gedenkstätte. Diese Konfrontation bietet Raum zur Reflexion und<br />

fordert die Besucher auf, ihre eigenen E<strong>in</strong>drücke zu dem „was<br />

bleibt“ zu formulieren und auf e<strong>in</strong>er Art P<strong>in</strong>wand als Statement<br />

für alle sichtbar zu h<strong>in</strong>terlassen.<br />

„was bleibt“ als Aggregatzustand<br />

Die Ausstellung „was bleibt“ zeichnet sich, wie könnte es auch<br />

anders se<strong>in</strong>, durch e<strong>in</strong>e kritische Grundhaltung aus - präziser,<br />

durch e<strong>in</strong>e zeithistorisch analytisch-kritische, jedoch durch ke<strong>in</strong>e<br />

anklagende oder gar moralisierende. In ihrer <strong>in</strong>haltlichen wie ästhetischen<br />

Umsetzung ist die neue Ausstellung bisher e<strong>in</strong>zigartig<br />

<strong>in</strong> der Landschaft deutscher Er<strong>in</strong>nerungsorte. Die Kuratoren und<br />

die Gestalter wollten mit diesem Konzept bewusst die Grenzen<br />

bisheriger zeithistorischer Präsentationsformen überschreiten.<br />

Nicht um der Innovation und Provokation, sondern um der Erkenntnis<br />

willen, aber auch, um e<strong>in</strong>en Beitrag zur verme<strong>in</strong>tlichen<br />

„Erstarrung“ der deutschen Er<strong>in</strong>nerungskultur und der museologischen<br />

Kanonisierung von NS-Ausstellungen zu formulieren.<br />

Insofern spiegelt die Ausstellung „was bleibt“ sehr bewusst den<br />

Aggregatzustand der deutschen Er<strong>in</strong>nerungskultur und der E<strong>in</strong>richtungen,<br />

die sich mit ihr beschäftigen, wider.<br />

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5-7, 92696 Flossenbürg,<br />

Tel. 09603/90390-0, Fax -99, <strong>in</strong>formation@gedenkstaette-<br />

flossenbuerg.de, www.gedenkstaette-flossenbuerg.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

März bis November täglich 9-17, Dezember bis Februar täglich<br />

9-16 Uhr


Weiterführende Literatur:<br />

1 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Hrsg.): Das Konzentrationslager<br />

Flossenbürg 1938-1945, Katalog zur ständigen Ausstellung, Gött<strong>in</strong>gen<br />

2008<br />

2 Jörg Skriebeleit: Er<strong>in</strong>nerungsort Flossenbürg. Akteure, Zäsuren,<br />

Geschichtsbilder, Gött<strong>in</strong>gen 2009<br />

3 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Hrsg.): was bleibt – Nachwirkungen<br />

das Konzentrationslagers Flossenbürg (ersche<strong>in</strong>t Frühjahr<br />

2011)<br />

Museumsporträt 15<br />

Gestaltung der zweiten Dauerausstellung 2008-2010<br />

Konzeption und Realisierung:<br />

Gesamtleitung:<br />

Dr. Jörg Skriebeleit<br />

Projektkoord<strong>in</strong>ation:<br />

Ulrich Fritz, Johannes Ibel<br />

Wissenschaftliche Mitarbeit:<br />

Anja Fritz, Kathr<strong>in</strong> Helldorfer, Annette Kraus, Dr. Christa Schi-<br />

korra, Dr. Alexander Schmidt<br />

Gestaltung:<br />

Bertron.Schwarz.Frey, Ulm/Berl<strong>in</strong><br />

Medienproduktion:<br />

WHITEvoid <strong>in</strong>teractive art & design, Berl<strong>in</strong><br />

F<strong>in</strong>anzierung:<br />

Freistaat <strong>Bayern</strong> (Stiftung Bayerische Gedenkstätten), Bundes-<br />

republik Deutschland (Bundesbeauftragter für Kultur und<br />

Medien)


Das neu gegründete Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach an<br />

der Pegnitz ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude der ehemaligen Wohnsiedlung I e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

die der Fabrikbesitzer Conrad Conradty für se<strong>in</strong>e Arbeiter<br />

errichten ließ. Die Siedlung ist heute e<strong>in</strong> Denkmal der Industriegeschichte.<br />

Das nach 1892 entstandene, sanierte und teilweise restaurierte<br />

Museumsgebäude stellt das eigentliche Exponat dar. Von der<br />

orig<strong>in</strong>alen E<strong>in</strong>richtung des Hauses ist nicht mehr viel erhalten. Leben<br />

und Arbeiten von Arbeiterfamilien <strong>in</strong> der Siedlung werden deshalb<br />

mit Großfotos und Schautafeln sowie <strong>in</strong> Hörstationen beschrieben.<br />

Der städtische Bezug wird durch die Dokumentation der unmittelbaren<br />

Auswirkungen der Grafitwerke Conradty auf die Entwicklung<br />

Röthenbachs vom Dorf zur Stadt hergestellt.<br />

Otto Lohr<br />

Am 12. September 2010, dem Tag des offenen Denkmals, öffnete<br />

das Stadtmuseum Conradtyhaus se<strong>in</strong>e Tür. Das Museumsgebäude<br />

fungiert als Exponat <strong>in</strong>nerhalb des fast musealen Raums e<strong>in</strong>er<br />

ehemaligen Arbeitersiedlung und zeigt exemplarisch die Situation<br />

der Siedlungsgebäude zur Zeit ihrer Errichtung <strong>in</strong> den 90er Jahren<br />

des 19. Jahrhunderts. Auf zwei Etagen wird der Lebensalltag von<br />

Arbeiterfamilien <strong>in</strong> Röthenbach und die enge Verknüpfung der<br />

sozialen sowie städtebaulichen Entwicklung des Ortes mit dem<br />

Familienunternehmen Conradty veranschaulicht.<br />

Die Arbeitersiedlung als musealer Raum<br />

An der Geschichte und Entwicklung der Stadt Röthenbach a. d.<br />

Pegnitz <strong>in</strong> den Anfängen der Industrialisierung war das Unternehmen<br />

der Familie Conradty maßgeblich beteiligt. Conrad Conradty,<br />

geboren 1827 <strong>in</strong> Münchaurach, gründete 1855 e<strong>in</strong>e Bleistiftfabrik<br />

<strong>in</strong> Nürnberg. Durch se<strong>in</strong>en Sohn Friedrich, der die Zusammensetzung<br />

der Elektro-Kohle erforscht und ihre Bedeutung erkannt<br />

hatte, erfolgte die Umstellung der Produktion auf Kohlestifte für<br />

elektrische Bogenlampen. Mit dem Aufkommen der Glühlampe<br />

spezialisierte sich das Fabrikationsprogramm auf die Produktion<br />

von Elektroden, später Elektrografitelektroden und den gesamten<br />

vielfältigen Bedarf an stromleitenden Kohle- und Grafiterzeugnissen.<br />

Die neue Produktion vollzog sich, nachdem Conradty 1880<br />

für den erweiterten Betrieb das ausgedehnte Gelände Grünthal<br />

bei Röthenbach/Pegnitz erworben hatte. Da bereits 1885 die ortsansässigen<br />

Arbeitskräfte nicht mehr ausreichten, um den Bedarf<br />

der Firma Conradty zu decken, wurden Arbeiter aus der Oberpfalz,<br />

aus Oberfranken, Oberbayern, Niederbayern und Böhmen angeworben<br />

und wegen der noch unzureichend ausgebauten Eisenbahnverb<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> Röthenbach angesiedelt. Die dadurch entstandene<br />

Wohnungsnot veranlasste Conrad Conradty und se<strong>in</strong>e beiden<br />

Söhne, ab 1892 werkseigene, günstige Arbeiterwohnhäuser zu<br />

erbauen. Mit der Planung von Werksgebäuden, der Siedlung und<br />

zahlreicher öffentlicher Gebäude wurde der Nürnberger Architekt<br />

Hans Fourné beauftragt.<br />

Die Arbeitersiedlung I ist die etwas ältere und kle<strong>in</strong>ere der<br />

von der Firma Conradty angelegten Siedlungen <strong>in</strong> Röthenbach<br />

und besteht aus <strong>in</strong>sgesamt zwölf identisch gestalteten Gebäuden.<br />

Jeweils vier Familien fanden auf zwei Geschossen verteilt Wohnraum.<br />

Jeder Wohne<strong>in</strong>heit war im Außenbereich des Gebäudes e<strong>in</strong>e<br />

nutzbare Gartene<strong>in</strong>heit zugeordnet. Nebenbauten beherbergten<br />

Waschküche und Sanitäre<strong>in</strong>richtungen. Der erhaltene Siedlungsraum<br />

bildet den historischen Rahmen des sanierten und denkmalgeschützten<br />

Gebäudes <strong>in</strong> der Mühlgasse 1.<br />

Das Haus als Exponat<br />

Die Sanierung des Gebäudes Mühlgasse 1 wurde 2007-08 von<br />

dem Architekturbüro Conn und Giersch durchgeführt. Im Mittelpunkt<br />

der Restaurierung stand die Wiederherstellung der für die<br />

Museumsporträt 17<br />

„Mit Kopf, Herz und<br />

Hand“ –<br />

e<strong>in</strong> Ausstellungsbesuch<br />

für alle S<strong>in</strong>ne<br />

Das Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach<br />

a. d. Pegnitz<br />

Sandra Frauenknecht<br />

Die Conradtysiedlung (Aufnahme 1945).<br />

Seite 16: Der Blick <strong>in</strong> das Fenster lässt die „Bewohner“ des<br />

Hauseses erkennen.


18 Museumsporträt<br />

a Firmengründer Conrad Conradty (Mitte) bei Bauarbeiten 1893.<br />

b Außenansicht des Stadtmuseums Conradtyhaus.<br />

Siedlung prägenden äußeren Ersche<strong>in</strong>ung mit Ziegelsichtmauerwerk,<br />

ockergelber Dachdeckung und der Bewahrung des dörflich<br />

angelegten Umfeldes durch die strukturelle Rekonstruktion der<br />

Außenanlage. Das Vorbild dieses Haustyps, das Vierfamilienhaus<br />

mit Kreuzgrundriss, ist <strong>in</strong> den englischen Cottages zu suchen.<br />

Während der englische Begriff sowohl E<strong>in</strong>zelhäuser für Arbeiter<br />

als auch „mittlere Landhäuser“ e<strong>in</strong>schließt, bezeichnet man<br />

im deutschsprachigen Raum generell Häuser mit e<strong>in</strong>er Wohnung<br />

als solche, ob nun E<strong>in</strong>- oder Zwei- bis Vierfamilienhäuser. Dieser<br />

Haustyp fand im Ruhrgebiet die größte Verbreitung, da vor allem<br />

zwei Argumente für ihn angeführt werden konnten: Zum e<strong>in</strong>en<br />

wurden durch den Kreuzgrundriss der Häuser und dem damit verbundenen<br />

separaten E<strong>in</strong>gang für jede Familie Streitigkeiten vorgebeugt,<br />

zum anderen senkte diese gewollte Abgrenzung der Familien<br />

zue<strong>in</strong>ander die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten.<br />

Im Innern des Siedlungshauses erhielten drei der vier Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

ihren ursprünglichen Grundriss wieder. Die Räume der<br />

l<strong>in</strong>ken Erdgeschosswohnung zeigen sich heute <strong>in</strong> ihrer ersten<br />

farbigen Ausgestaltung von Wand- und Deckenflächen. Dies ist<br />

durch die Anlage von Primärdokumenten der Fassungen <strong>in</strong> allen<br />

Räumen belegt. Das Haus ist als Teil der Siedlung und historische<br />

Quelle das zentrale Ausstellungsobjekt.<br />

Das Konzept<br />

Das Fe<strong>in</strong>konzept zur E<strong>in</strong>richtung des »Stadtmuseum Conradtyhaus«<br />

<strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz entwickelt e<strong>in</strong>en musealen Ort<br />

mit dem Anspruch an zeitgemäßes didaktisches Vorgehen mit<br />

<strong>in</strong>novativen, auf Ort und Bürger gleichermaßen zugeschnittenen<br />

Inhalten. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Ine<strong>in</strong>andergreifen<br />

von sozial- und baugeschichtlichen Inhalten und dem aktiven<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den verschiedenster schulischer Arbeitsgruppen gewidmet<br />

– beg<strong>in</strong>nend im Vorschulalter bis h<strong>in</strong> zum Abitur – mit Potential<br />

zu professioneller Recherche. E<strong>in</strong> Konzept, das weg von der klassischen<br />

Museumsführung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em historischen Ort führt,<br />

der die Scheu nimmt, sich mit geschichtlichen und eigenen persönlichen<br />

Inhalten der Vergangenheit aktiv ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />

Die Dauerausstellung im rekonstruierten Wohnbereich ermöglicht<br />

auf der audiovisuellen Ebene, immer neue Erkenntnisse <strong>in</strong> die geschichtlichen<br />

H<strong>in</strong>tergründe der Thematik e<strong>in</strong>fließen zu lassen und<br />

auf diese Weise flexibel und zukunftsfähig zu se<strong>in</strong>. Der Bereich<br />

der Wechselausstellung bietet Raum, das Haus offen und lebendig<br />

zu halten. Zum e<strong>in</strong>en kann hier durch flexible Bestückung die<br />

Vertiefung e<strong>in</strong>zelner Themen erreicht werden, unter deren <strong>in</strong>haltlichem<br />

Reichtum die typisch kle<strong>in</strong>en und engen Räumlichkeiten<br />

ansonsten überfordert wären. Zum anderen f<strong>in</strong>den hier Ausstellungen<br />

Raum, die es erlauben, Themen der unterschiedlichsten<br />

Gruppen der Bevölkerung im Gebäude zu präsentieren.<br />

Die Raumabfolgen und ihre Inhalte<br />

Die Dauerausstellung im rekonstruierten Wohnbereich (erste<br />

Wohne<strong>in</strong>heit) befasst sich mit dem Familienleben e<strong>in</strong>er Arbeiterfamilie<br />

um 1900. Die Wohnung e<strong>in</strong>er Familie besteht aus der Stube,<br />

zwei Schlafkammern und der Küche. Große Fotografien stimmen<br />

<strong>in</strong> die Raumnutzung e<strong>in</strong>. In Hörstationen berichten Vater, Mutter<br />

und K<strong>in</strong>der von ihrem Alltagsleben <strong>in</strong> der Arbeitersiedlung. Themen<br />

wie z. B. Ernährung, Arbeit, Krankheit, Schule, das Vere<strong>in</strong>sleben<br />

oder der Sonntag werden vertiefend an den Ausstellungstafeln<br />

erläutert.<br />

Die Siedlungs-, Haus- und Firmengeschichte steht im Mittelpunkt<br />

der zweiten Wohne<strong>in</strong>heit. In drei Ausstellungsräumen<br />

werden die Arbeitersiedlung im historischen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich, die Baugeschichte der Conradty-Siedlung und die Sanierungsgeschichte<br />

des Hauses gezeigt. Mit dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

Industrialisierung wird auf die Familien- und Firmengeschichte<br />

Conradty und die Produktion e<strong>in</strong>gegangen. Exponate wie Blei-


stifte, Notgeld aus Kohle und Werbeschaukästen der Firma Conradty<br />

laden zum näheren Betrachten e<strong>in</strong>. Die firmenspezifische<br />

Herstellung von Kohlenstoff und Grafit wird <strong>in</strong> digitaler Form<br />

veranschaulicht.<br />

In der dritten Wohne<strong>in</strong>heit im Obergeschoss bietet die Ausstellung<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Anfänge Röthenbachs, se<strong>in</strong> öffentliches,<br />

religiöses und kulturelles Leben. Die Darstellung der sozialen und<br />

städtebaulichen Entwicklung Röthenbachs wird vertieft durch<br />

digitale Anwendungen <strong>in</strong> beiden Räumen. Im Filmraum werden<br />

zwei Orig<strong>in</strong>alfilme aus den 1920er Jahre vorgeführt: e<strong>in</strong> Umzug<br />

anlässlich des 50-jährigen Feuerwehrjubiläums (1925) und das<br />

erste Röthenbacher Blumenfest (1929) des Kle<strong>in</strong>gartenvere<strong>in</strong>s<br />

Flora. E<strong>in</strong> Gästebuch lädt den Besucher e<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke, Me<strong>in</strong>ung<br />

und/oder Anregungen aufzuschreiben.<br />

Ergänzend zu den Ausstellungen f<strong>in</strong>det der Besucher <strong>in</strong> der<br />

vierten Wohne<strong>in</strong>heit Arbeitsbereiche vor. An e<strong>in</strong>em Computerarbeitsplatz<br />

s<strong>in</strong>d Recherchen zur Industrialisierung möglich, <strong>in</strong> der<br />

Studienzone ist e<strong>in</strong> Zeitzeugen<strong>in</strong>terview mit e<strong>in</strong>er Röthenbacher<strong>in</strong><br />

zu hören, die <strong>in</strong> den 1920er und 30er Jahren <strong>in</strong> der Conradty-<br />

Siedlung aufgewachsen ist. E<strong>in</strong>e Auswahl an Fachliteratur lädt<br />

dazu e<strong>in</strong>, sich zurückzuziehen und <strong>in</strong> Ruhe Themen der Ausstellung<br />

zu vertiefen.<br />

Gestaltung und didaktische Aufbereitung<br />

Um den Interessen von K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

Familien, Senioren, ausländischen MitbürgerInnen, Schulklassen,<br />

Touristen, E<strong>in</strong>zel- und GruppenbesucherInnen bei e<strong>in</strong>em Ausstellungsbesuch<br />

gerecht zu werden, bedarf es vielfältiger Angebote<br />

und Methoden, um museale Inhalte zielgruppengerecht zu vermitteln.<br />

So wurde speziell für K<strong>in</strong>dergarten- und Vorschulk<strong>in</strong>der<br />

im rekonstruierten Wohnbereich auf den Ausstellungstafeln im<br />

unteren Drittel und somit <strong>in</strong> k<strong>in</strong>dgemäßer Sichthöhe mit Symbolen<br />

gearbeitet, die Zugang zu den Themen der Räume möglich<br />

machen. Diese „Bildebene“ <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungen mit den großformatigen<br />

Fotos und den erzählenden Familienmitgliedern (Hörstationen)<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>en entdeckenden und spannenden Ausstellungsbesuch<br />

für K<strong>in</strong>der ab 5 Jahre.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt der museumspädagogischen Arbeit liegt auf<br />

der Zielgruppe der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen, <strong>in</strong>sbesondere auch<br />

auf den Schulklassen. In Abstimmung mit dem aktuellen bayerischen<br />

Lehrplan von Grund-, Haupt-, Realschule und Gymnasium<br />

kann das Museum als außerschulische Lernorte e<strong>in</strong>e wichtige Ergänzung<br />

zum Schulunterricht darstellen. Zu diesem Zweck wurden<br />

lehrplan- bzw. bildungsplanbezogene museumspädagogische<br />

Angebote für alle Schularten und Altersgruppen erarbeitet.<br />

Die Partnerschaft zwischen Schulen und <strong>Museen</strong>, <strong>in</strong>sbesondere<br />

mit Ganztagsschulen, ermöglicht weitere <strong>in</strong>tensive Kooperationen<br />

zwischen K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und <strong>Museen</strong>. Die Ausstellung<br />

ist der ideale Ort, um Themen aus der Wirtschafts-, Sozial-,<br />

Technik- und Stadtgeschichte Röthenbachs anzugehen oder zu<br />

vertiefen. Es werden die Interessen und die Kreativität der (Vor-)<br />

SchülerInnen aktiv e<strong>in</strong>bezogen. Je nach Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund<br />

der SchülerInnen und den gewünschten Lernzielen kann e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />

Ausstellungsbesuch vorbereitet, durchgeführt und<br />

nachbereitet werden.<br />

Stadtmuseum Conradtyhaus, Mühlgasse 1, 90552 Röthenbach<br />

a. d. Pegnitz, Tel. 0911/9575-121 u. -122, Fax 0911/9575-147,<br />

kulturamt@roethenbach.de, www.roethenbach.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Samstag und Sonntag 10-16 Uhr u. n. Vere<strong>in</strong>b.<br />

a und b Rekonstruierter Wohnbereich.<br />

Museumsporträt 19<br />

Gebäudesanierung:<br />

Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth<br />

Museumskonzeption, Ausstellungsgestaltung und Grafik:<br />

Dr. Sandra Frauenknecht, Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth<br />

Museumspädagogik:<br />

Dr. Sandra Frauenknecht


20 Museumsporträt


Das Stadtmuseum Fürth ist vom Schloss Burgfarrnbach wieder zurück<br />

<strong>in</strong> die Stadtmitte gezogen. Nach dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler<br />

Ludwig Erhard benannt, bietet das Stadtmuseum Fürth <strong>in</strong> der<br />

sanierten früheren „Ottoschule“ e<strong>in</strong>en schwerpunktmäßigen Überblick<br />

über die Stadtentwicklung von den Anfängen bis zur heutigen<br />

Zeit. An Hand ausgewählter Themen wird den Besuchern der Wandel<br />

Fürths vom ländlichen Marktflecken zur Industrie- und Handelsstadt<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung wirtschaftlicher, sozialer und gesellschaftlicher<br />

Aspekte nahe gebracht. Sieben Zeit<strong>in</strong>seln mit e<strong>in</strong>er abwechslungsreichen<br />

Mischung aus historischen Zeugnissen und medialer Vermittlung<br />

führen <strong>in</strong> bedeutende Themen der Stadtgeschichte e<strong>in</strong>. Das<br />

Augenmerk der Objekte liegt dabei auf der Geschichte des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts, der Phase der Stadtwerdung und des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs. Thematische Vertiefungen verleiten zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven<br />

Beschäftigung mit der Fürther Vergangenheit. Als verb<strong>in</strong>dendes<br />

Element dient e<strong>in</strong>e chronologische Zeitleiste, auf der wichtige Ereignisse<br />

der Weltgeschichte und der Lokalhistorie verzeichnet s<strong>in</strong>d.<br />

Die ausgewählten Themenschwerpunkte geben den Besuchern Aufschluss<br />

über das Selbstverständnis Fürths als wirtschaftlich bedeutende<br />

und Kultur bewahrende Stadt sowie als Wissenschaftsstadt.<br />

Für die zukünftige Museumsarbeit werden die Arbeitsschwerpunkte<br />

verstärkt <strong>in</strong> der Öffentlichkeitsarbeit und der Vermittlung liegen.<br />

Otto Lohr<br />

Die Vorgeschichte<br />

Das neue Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard wurde am 25. März<br />

2010 im Erdgeschoss e<strong>in</strong>es renovierten ehemaligen Schulhauses<br />

<strong>in</strong> der Innenstadt Fürths eröffnet. Die Städtischen Sammlungen,<br />

die auf e<strong>in</strong>er Privatsammlung e<strong>in</strong>es Fürther Kaufmanns aus dem<br />

19. Jahrhundert basieren, wurden zuvor bereits zweimal <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />

präsentiert. Von 1937 bis 1945 gab es e<strong>in</strong> „Städtisches Heimatmuseum“<br />

im ehemaligen Krankenhaus <strong>in</strong> der Stadtmitte Fürths,<br />

von 1981 bis 2005 war das „Stadtmuseum Fürth“ im Schloss<br />

Burgfarrnbach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil Fürths e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Schon vor der Schließung dieses Museums diskutierte der<br />

Stadtrat über die Option, das Stadtmuseum mit e<strong>in</strong>er neu konzipierten,<br />

modernen Dauerausstellung wieder <strong>in</strong> die Fürther Innenstadt<br />

zu holen. E<strong>in</strong>ige Standorte wurden erörtert, bis schließlich<br />

die Wahl auf das durch Umzug frei gewordene Gebäude der „Ottoschule“,<br />

wie das Haus im Volksmund genannt wird, fiel. Das<br />

zum großen Teil entkernte Erdgeschoss mit e<strong>in</strong>er Fläche von ungefähr<br />

2.000 m², davon circa 1.000 m² für die Dauerausstellung,<br />

wurde für das Stadtmuseum vorgesehen, <strong>in</strong> die oberen Geschosse<br />

plante man Eigentumswohnungen.<br />

Nach der Renovierung des Schulgebäudes wurde das Stadtmuseum<br />

ab 2007 zunächst mit Sonderausstellungen der Öffentlichkeit<br />

zugängig gemacht, bis 2010 das aktuelle Konzept der<br />

Dauerausstellung umgesetzt war.<br />

Die Geschichte der „Ottoschule“<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten steigende<br />

Schülerzahlen im aufstrebenden Fürth den Bau von neuen Schulen<br />

notwendig. Als Folge dieser Entwicklung entstand das repräsentative<br />

spätklassizistische Schulgebäude an der Hirschenstraße.<br />

Der dreigeschossige Sandste<strong>in</strong>bau mit Uhrgiebel und<br />

Glockentürmchen wurde nach den Plänen des Baurates Friedrich<br />

Friedreich von 1867 bis 1869 errichtet. Das Bauwerk galt wegen<br />

se<strong>in</strong>er großen Klassenzimmer mit k<strong>in</strong>dgerechtem Mobiliar, guten<br />

Lichtverhältnissen und modernen Sanitäranlagen als Musterschule.<br />

In dem großzügig angelegten Volksschulgebäude kam die<br />

Wertschätzung der Stadt gegenüber Schulbildung und Erziehung<br />

zum Ausdruck.<br />

Museumsporträt 21<br />

E<strong>in</strong> modernes Stadtmuseum<br />

für Fürth<br />

Ruth Koll<strong>in</strong>ger<br />

Die ehemalige „Ottoschule“ beherbergt das neue Stadtmuseum<br />

Fürth Ludwig Erhard.<br />

Seite 20: Themen<strong>in</strong>sel „Grünes Fürth“.


22 Museumsporträt<br />

Die Zeitleiste zeigt die Geschichte Fürths von der Vorgeschichte<br />

bis zur Eröffnung der Dauerausstellung.<br />

Bereits 1878 wurde das Schulhaus durch e<strong>in</strong>en Anbau an der Ottostraße<br />

zu e<strong>in</strong>em dreiflügeligen Komplex erweitert, so dass von<br />

1879 bis 1912 auch die Königliche Realschule dort untergebracht<br />

werden konnte. 1969 zog die Staatliche Realschule, die 1991 den<br />

Namen Leopold-Ullste<strong>in</strong>-Realschule erhielt, <strong>in</strong> das Schulgebäude<br />

e<strong>in</strong>. Im Zuge des Fürther „Schulkarussells“ wechselte diese 2003<br />

<strong>in</strong> das Schulzentrum am Tannenplatz. Das Gebäude, <strong>in</strong> dem berühmte<br />

Söhne der Stadt wie Otto Seel<strong>in</strong>g, Jakob Wassermann,<br />

Gustav Schickedanz und Ludwig Erhard zur Schule gegangen waren,<br />

stand nun für e<strong>in</strong>e neue Nutzung zur Verfügung.<br />

Die Ausgangssituation<br />

Mit se<strong>in</strong>en über 114.000 E<strong>in</strong>wohnern ist Fürth zwar die „kle<strong>in</strong>ste<br />

Großstadt Deutschlands“, sie gehört aber dennoch zu den wirtschaftlich<br />

bedeutenden Städten <strong>Bayern</strong>s. Nicht nur die Ansiedlung<br />

neuer, <strong>in</strong>novativer Unternehmen und E<strong>in</strong>richtungen, wie dem<br />

Forschungspark „Neue Materialien“ und dem Fraunhofer Institut<br />

<strong>in</strong> der Uferstadt, macht sich im Stadtbild positiv bemerkbar. Auch<br />

viele „alte<strong>in</strong>gesessene“ Familienunternehmen mit weltweiten<br />

wirtschaftlichen Beziehungen prägen den Charakter der Stadt.<br />

Doch nicht nur wirtschaftliche und demographische Aspekte<br />

s<strong>in</strong>d hervorzuheben, um die Besonderheiten Fürths zu dokumentieren.<br />

Das Stadtbild Fürths hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren zunehmend<br />

gewandelt. Vom „grauen Vorort“ Nürnbergs entwickelte<br />

sich Fürth zu e<strong>in</strong>er „kulturbewussten und Kultur bewahrenden“<br />

Stadt, welche e<strong>in</strong>e der größten Denkmaldichten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> aufzuweisen<br />

hat und dieses Erbe nun würdig zur Schau stellt. Die Vorbereitungen<br />

für das 1000-jährige Stadtjubiläum im Jahre 2007<br />

förderten diese Entwicklung zusätzlich. Die Innenstadt Fürths ist<br />

heute zu großen Teilen saniert und der umfangreiche Altbaubestand<br />

wird nicht nur von auswärtigen Touristen gewürdigt, sondern<br />

vor allem von den Bürgern der Stadt.<br />

Die neue Positionierung des Stadtmuseums mit neuer Konzeption<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em historischen Schulhaus bildet e<strong>in</strong>en weiteren<br />

bedeutenden Mosaikste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Ansiedlung von kulturellen E<strong>in</strong>richtungen<br />

wie dem Jüdischen Museum Franken <strong>in</strong> Fürth oder<br />

der Kunst Galerie Fürth um den alten Stadtkern. Das historische<br />

Museum, das vormals abseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort und mit e<strong>in</strong>er nicht<br />

mehr zeitgemäßen Konzeption kaum Besucher anlockte, ist nun<br />

<strong>in</strong>s Zentrum der Stadt und <strong>in</strong>s Blickfeld der E<strong>in</strong>wohner und Touristen<br />

gerückt.<br />

Zur Konzeption<br />

Der Entwurf der Dauerausstellung basiert auf der im ersten Halbjahr<br />

2007 gezeigten, hauseigenen Ausstellung „Fürther Mosaikste<strong>in</strong>e“.<br />

Der Name dieser Ausstellung und ihre Programmatik<br />

entstanden aus der Idee, im Jubiläumsjahr Fürths – es wurde die<br />

erste schriftliche Erwähnung des Ortes vor tausend Jahren gefeiert<br />

– wichtige Teilelemente der Fürther Stadtgeschichte zu zeigen.<br />

Wenn auch <strong>in</strong> der neuen Dauerausstellung die Historie von<br />

der Vorgeschichte bis <strong>in</strong> die heutige Zeit dokumentiert wird, liegt<br />

der Fokus doch auf der Strukturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

– der Phase der Stadtwerdung und des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs Fürths. Dabei spielt auch die Sozialgeschichte e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle, die bei allen Themen Berücksichtigung f<strong>in</strong>det. Die<br />

Inhalte der Fürther Stadtgeschichte werden durch Orig<strong>in</strong>alexponate,<br />

Reproduktionen, Inszenierungen und Medien<strong>in</strong>stallationen<br />

vermittelt.<br />

Da <strong>in</strong> Fürth bereits das Jüdische Museum Franken und das<br />

Rundfunkmuseum bestehen, werden <strong>in</strong> der neuen Dauerausstellung<br />

des Stadtmuseums sich mit diesen E<strong>in</strong>richtungen überlappende<br />

Themengebiete nur gestreift. Für e<strong>in</strong>e Vertiefung der Inhalte<br />

wird auf die spezialisierten <strong>Museen</strong> verwiesen.


Die Ausstellungsgliederung<br />

Die Historie der Stadt Fürth wird dem Besucher nicht nur mit<br />

Texten, sondern <strong>in</strong>sbesondere über die Bildsprache vermittelt. Die<br />

E<strong>in</strong>gangssituation zur Dauerausstellung zeigt die wechselvolle<br />

Geschichte der Präsentation der Städtischen Sammlungen und<br />

des „Ottoschulhauses“. Dem Besucher wird somit zum Auftakt<br />

die Zusammenführung von Sammlungen und Räumlichkeiten im<br />

E<strong>in</strong>gangsbereich verdeutlicht.<br />

Im Anschluss daran erstreckt sich über die gesamte Länge des<br />

Ausstellungsbereiches e<strong>in</strong>e chronologisch angelegte Zeitleiste,<br />

die den „roten Faden“ bildet. Sie ermöglicht e<strong>in</strong>e rasche zeitliche<br />

E<strong>in</strong>ordnung der historischen Begebenheiten. Entlang jener reihen<br />

sich „Zeit<strong>in</strong>seln“ mit fokussierenden, überdimensionalen Bildmotiven,<br />

thematisch abgestimmten Medienstationen und Vitr<strong>in</strong>en<br />

mit vielen Orig<strong>in</strong>alexponaten. Zwei angrenzende Räume behandeln<br />

das zentrale Thema Wirtschaftsgeschichte von den Anfängen<br />

bis heute. Die Ausstellung ist klar, verständlich und übersichtlich<br />

gegliedert. Sie besticht durch e<strong>in</strong>en hellen, weiten Raume<strong>in</strong>druck<br />

und harmonische Farbgebung. Bequeme Sitzmöbel sorgen für e<strong>in</strong><br />

angenehmes Verweilen.<br />

Die Zeitleiste<br />

In der Zeitleiste, dem „Rückgrat der Dauerausstellung“, werden<br />

alle wesentlichen Ereignisse der Fürther Geschichte zusammengefasst<br />

präsentiert. Der Anspruch der Geschichtsvermittlung <strong>in</strong><br />

visuell erfassbarer Form manifestiert sich auch hier. Viele Abbildungen<br />

von Stichen und Fotografien, auch Vitr<strong>in</strong>en mit Kle<strong>in</strong>exponaten<br />

und Filme illustrieren die Fürther Ortsgeschichte. Die lokalen<br />

Begebenheiten werden parallel dazu <strong>in</strong> das Weltgeschehen<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Sogenannte „Specials“, die zum Beispiel Erf<strong>in</strong>dungen<br />

oder humoristische Vorkommnisse bezeichnen, lockern die Strenge<br />

der historischen Fakten auf.<br />

Die Zeit<strong>in</strong>seln<br />

Entlang der Zeitleiste reihen sich chronologisch sieben Zeit<strong>in</strong>seln<br />

ane<strong>in</strong>ander. Jede dieser Inseln umfasst e<strong>in</strong>e bestimmte, durch bedeutsame<br />

Fürther Geschichtsereignisse begrenzte Epoche. Illustriert<br />

wird sie mit e<strong>in</strong>em Abbildungsmotiv – e<strong>in</strong>er überdimensionalen,<br />

230 x 320 cm großen Bildtafel mit e<strong>in</strong>er themabezogenen,<br />

aussagekräftigen Darstellung. Die Medienstation jeder Insel erzählt<br />

mit Hilfe von Grafiken, Fotos und kurzen Texten von den<br />

wichtigsten Ereignissen der betreffenden Epoche. Die „Hauptakteure“<br />

der Ausstellung, die Orig<strong>in</strong>alexponate, gliedern sich nach<br />

thematischen Gruppen und präsentieren sich, mit sowohl übergeordneten<br />

als auch objektspezifischen Beschriftungen versehen,<br />

auf jeder Insel <strong>in</strong> Vitr<strong>in</strong>en.<br />

Die Reihe beg<strong>in</strong>nt mit der Insel „Fürth bis 1634“. Thematisiert<br />

werden die erste Erwähnung Fürths <strong>in</strong> der Bamberger<br />

Schenkungsurkunde 1007, die Fundstücke aus der Zeit vor diesem<br />

Datum, die geografische Position des Ortes, se<strong>in</strong>e Entwicklung<br />

und schließlich die dramatischen Ereignisse des Dreißigjährigen<br />

Krieges. Das Eckdatum 1634 markiert das Schicksalsjahr, <strong>in</strong> dem<br />

der Marktflecken fast vollständig niedergebrannt und zerstört<br />

wurde.<br />

Die folgende Insel zeigt Fürth im Zeitraum des Barocks bis<br />

zum Jahre 1792. Der Marktplatz als Zentrum des mit Marktrecht<br />

ausgestatteten Ortes wird sowohl <strong>in</strong> der großen „Motivtafel“,<br />

als auch mit Hilfe von Objekten dargestellt. Ausgewählte Streitschriften<br />

vermitteln, dass damals über den Ort drei untere<strong>in</strong>ander<br />

entzweite Machthaber <strong>in</strong> der sogenannten „Dreiherrschaft“<br />

regierten.<br />

Nur e<strong>in</strong>e Insel fällt aus dem Schema der ane<strong>in</strong>andergereihten<br />

Zeiträume heraus – das sich <strong>in</strong> Eckposition bef<strong>in</strong>dende „Grüne<br />

Fürth“, e<strong>in</strong>e Themen<strong>in</strong>sel. Der Entwicklung von grünen Oasen <strong>in</strong><br />

Fürth – von privaten Barockgärten bis zum öffentlichen Stadt-<br />

Zeit<strong>in</strong>sel zur Epoche des Barock <strong>in</strong> Fürth.<br />

Museumsporträt 23


24 Museumsporträt<br />

Vertiefungsraum zum zünftigen Handwerk Fürths.<br />

park – wird dadurch e<strong>in</strong> besonderer Platz e<strong>in</strong>geräumt. Durch drei<br />

Barockskulpturen römischer Götter und zwei für den Stadtpark<br />

eigens aus Italien importierten Marmorlöwen wird dieser historische<br />

Aspekt attraktiv verdeutlicht.<br />

Die geografischen Entwicklungen und politischen Ereignisse<br />

im Fürth des 19. Jahrhunderts s<strong>in</strong>d das Hauptthema der nächsten<br />

Zeit<strong>in</strong>sel. Die neuen bayerischen Herrscher sowie die Stadtwerdung<br />

Fürths s<strong>in</strong>d neben Militärgeschichte, E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dungen und<br />

Vere<strong>in</strong>swesen die beherrschenden Inhalte. Sie werden unter anderem<br />

durch städtische Akten, e<strong>in</strong>er Stadtratsbank aus dem damals<br />

erbauten Rathaus und e<strong>in</strong>er aufwändig restaurierten Gesangsvere<strong>in</strong>sfahne<br />

vermittelt.<br />

Der Zeit des Nationalsozialismus und dem Zweitem Weltkrieg<br />

ist e<strong>in</strong>e weitere Zeit<strong>in</strong>sel gewidmet. Die Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

der jüdischen Bürger <strong>in</strong> der Stadt mit ihrem außergewöhnlich<br />

großen jüdischen Bevölkerungsanteil rückt zu jener Zeit <strong>in</strong> den<br />

Fokus: Auf der Motivtafel ist e<strong>in</strong>e Fotografie mit e<strong>in</strong>em beliebten<br />

Fürther Freizeitangebot, der Fahrt mit dem „Schlagrahmdampfer“<br />

zu sehen. Neben dem Bootse<strong>in</strong>stieg prangt e<strong>in</strong> Schild mit der<br />

Aufschrift „Juden Zutritt verboten“. Sowohl e<strong>in</strong>e erst 2008 wieder<br />

ausgegrabene, 1945 vor der US-Armee versteckte Feldkiste<br />

mit Wehrmachtsabzeichen und -dokumenten, als auch die orig<strong>in</strong>ale<br />

Kapitulationsurkunde des damaligen Oberbürgermeisters<br />

bekunden das Ende des Zweiten Weltkrieges <strong>in</strong> Fürth.<br />

Die letzte Insel beschreibt die Not der Nachkriegsjahre und<br />

den Beg<strong>in</strong>n der „Wirtschaftswunderzeit“. Neben dem Motiv des<br />

Elends von auf e<strong>in</strong>em zerstörten Geschütz spielenden K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

zerlumpten Kleidern, wird die wiederaufkeimende Lebensfreude<br />

mit Hilfe von Kasperletheaterpuppen vermittelt. Das Wiedererstarken<br />

der Wirtschaft wird durch schnittige Blechspielzeugautos<br />

und Quellekataloge gezeigt, die prall gefüllt mit Waren vom<br />

Wirtschaftsaufschwung im Fürth der 1950er und 1960er Jahre<br />

zeugen.<br />

E<strong>in</strong> abschließender Bereich präsentiert den Wirtschaftsstandort<br />

Fürth der Gegenwart. E<strong>in</strong>e Übersicht zeigt zehn der wichtigsten<br />

<strong>in</strong> Fürth ansässigen Firmen, die teils aus alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

Familienunternehmen hervorgegangen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Vertiefungsräume<br />

In zwei großen Räumen ist e<strong>in</strong> wesentliches Thema der Dauerausstellung<br />

des Stadtmuseums, die Handwerks-, Industrie- und<br />

Wirtschaftsgeschichte Fürths, dargestellt. Im Gegensatz zu den<br />

Zeit<strong>in</strong>seln s<strong>in</strong>d hier auch Inszenierungen verschiedener Handwerke<br />

zu sehen.<br />

Der erste Raum zeigt zünftiges Handwerk <strong>in</strong>klusive se<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>dustriellen Weiterentwicklung, der zweite hat die Wirtschaft<br />

Fürths während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zum<br />

Schwerpunkt, dargestellt mit Hilfe von unzünftigen Gewerben<br />

der Stadt. Zwei bedeutende Handwerke des Ortes stehen sich im<br />

ersten Raum gegenüber: die Metallschlägerei und das Bäckerhandwerk.<br />

Die Entwicklung von der Handarbeit mit Hämmern und<br />

P<strong>in</strong>zetten bis zum masch<strong>in</strong>ellen Schlagen mit dem Federhammer,<br />

dem wichtigsten Gerät dieser Industriebranche, ist hier zu sehen.<br />

Durch die Gelegenheit, e<strong>in</strong>e aufgelöste Backstube aus den<br />

1930er Jahren zu übernehmen, gelangten e<strong>in</strong>ige Bäckermasch<strong>in</strong>en<br />

Fürther Hersteller <strong>in</strong> den Besitz des Stadtmuseums, die neben<br />

anderen Objekten gezeigt werden. Zunfttruhen sonstiger Handwerke<br />

sowie Gewerbeordnungen berichten von dem regen Zunftleben<br />

<strong>in</strong> Fürth unter der „Dreiherrschaft“.<br />

Im zweiten Vertiefungsraum ist e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil<br />

der Industrialisierung, die dampfbetriebene Eisenbahn, thematisiert.<br />

Die Ludwigseisenbahn, die erste ihrer Art auf deutschem<br />

Boden, wird dem Betrachter im Stadtmuseum Fürth als Schattenriss<br />

der Dampflokomotive „Adler“ vor Augen geführt.<br />

Prachtvolle Spiegel aus der Gründerzeit, als Fürth das Zentrum


der Spiegelherstellung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> war, dürfen im historischen<br />

Stadtmuseum nicht fehlen. Daneben ist auch die unheilvolle gesundheitliche<br />

Belastung der Arbeiter bei der Spiegelbelegung mit<br />

Quecksilber dargestellt. Auf die große Bedeutung des Brauwesens<br />

<strong>in</strong> Fürth im 19. Jahrhundert wird ebenso <strong>in</strong> diesem Raum verwiesen.<br />

Fünf Brauereien, die die Erf<strong>in</strong>dungen der Industrialisierung<br />

für sich zu nutzen wussten, dom<strong>in</strong>ierten zu jener Zeit das Fürther<br />

Biergeschäft. Anhand von typischen Exponaten wie Bierkrügen<br />

und Brauzubehör und über vielschichtiges Bildmaterial wird der<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Braugewerbe veranschaulicht.<br />

Auch auf der traditionellen Fürther Kirchweih hielt die Verwendung<br />

von Dampfmasch<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zug. Dampfgetriebene Karusselle<br />

wurden bald zur Attraktion jener bedeutenden Veranstaltung.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong> verkle<strong>in</strong>ertem Maßstab orig<strong>in</strong>algetreu angefertigtes<br />

Modell e<strong>in</strong>es solchen Karussells, der Berg- und Talbahn, vermittelt<br />

im Museum e<strong>in</strong>en Hauch Kirchweihatmosphäre.<br />

Das Ludwig-Erhard-Kab<strong>in</strong>ett<br />

Der <strong>in</strong> Fürth geborene deutsche Politiker und Bundeskanzler Ludwig<br />

Erhard wurde als Namensgeber des neuen Stadtmuseums ausgewählt.<br />

Nachdem der Fürther Stadtrat es zwei Mal ablehnte,<br />

Erhard die Ehrenbürgerwürde zu verleihen, wurde 2003 die Diskussion<br />

um e<strong>in</strong>e posthume Ehrung Erhards erneut entfacht und<br />

die Benennung e<strong>in</strong>es Fürther Gebäudes <strong>in</strong>s Auge gefasst. Sowohl<br />

die Stadthalle als auch das Wirtschaftsrathaus waren im Gespräch,<br />

bis schließlich 2005 die Wahl auf das neue Stadtmuseum<br />

fiel. Es ist <strong>in</strong> dem Gebäude beheimatet, <strong>in</strong> dem Erhard e<strong>in</strong>ige<br />

Jahre zur Schule g<strong>in</strong>g.<br />

Ludwig Erhard ist e<strong>in</strong>e eigene Abteilung <strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />

gewidmet. Se<strong>in</strong> politischer Werdegang und se<strong>in</strong>e Beziehung<br />

zu se<strong>in</strong>er Heimatstadt werden mit Hilfe von Texten, Fotografien<br />

und e<strong>in</strong>em Film vermittelt.<br />

Die Konservierungsmaßnahmen<br />

Im Zuge der E<strong>in</strong>richtung der neuen Dauerausstellung wurden an<br />

verschiedenen Objekten Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Nicht das Annähern an den Neuzustand der Objekte war<br />

hier oberstes Gebot, sondern die Konservierung der Exponate und<br />

ihrer Gebrauchsspuren. Die Auswahl der restaurierungsbedürftigen<br />

Objekte richtete sich nach ihrem Zustand und nach den<br />

Ausstellungsschwerpunkten. E<strong>in</strong>ige der wichtigsten Maßnahmen<br />

sollen im Folgenden genannt werden:<br />

Der Metallrestaurator Stephan Rudolf von den Münchner<br />

Werkstätten für Restaurierung re<strong>in</strong>igte e<strong>in</strong>en Federhammer,<br />

mehrere Gewehre und Pfahlschuhe von Schmutz und Rost und<br />

konservierte ihre Oberflächen. Der Spiegelrestaurator Hans-Jörg<br />

Ranz, ebenfalls von den Münchner Werkstätten für Restaurierung,<br />

reparierte e<strong>in</strong>en am Aufsatz stark beschädigten „venetianischen“<br />

Spiegel und ergänzte zerbrochene E<strong>in</strong>zelteile. Er restaurierte und<br />

re<strong>in</strong>igte ferner e<strong>in</strong>ige Kle<strong>in</strong>exponate und drei historische Spiegel<br />

und übernahm die Aufhängung der großen Objekte <strong>in</strong> der Ausstellung.<br />

Die Textilrestaurator<strong>in</strong> Maria Ell<strong>in</strong>ger aus Nürnberg re<strong>in</strong>igte<br />

und festigte e<strong>in</strong>e große Fahne e<strong>in</strong>es Fürther Gesangsvere<strong>in</strong>es und<br />

brachte sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezialvitr<strong>in</strong>e der Dauerausstellung an. Die<br />

Fotorestaurator<strong>in</strong> Marjen Schmidt aus Oberhausen entfernte aus<br />

dem Negativkoffer e<strong>in</strong>es Fürther Fotografen alle Negative, überwachte<br />

deren sachgerechte Aufbewahrung und präparierte den<br />

Koffer für die Dauerausstellung. Der Modellbauer Ernst Biebl aus<br />

Nürnberg kümmerte sich um den Ab- und Aufbau, den Transport<br />

und die Re<strong>in</strong>igung des attraktiven Berg- und Talbahnmodelles.<br />

Der Ste<strong>in</strong>bildhauer und Restaurator André Jeschar aus Fürth re<strong>in</strong>igte<br />

schließlich fünf Ste<strong>in</strong>skulpturen, die zum Teil mit stark mit<br />

Lackfarbe überzogen waren, übernahm deren Transport und die<br />

Aufstellung im Museum.<br />

Museumsporträt 25<br />

Das Ludwig-Erhard-Kab<strong>in</strong>ett thematisiert den Namensgeber des<br />

Fürther Stadtmuseums.


26 Museumsporträt<br />

Im Café kann man im Rahmen e<strong>in</strong>es Museumsbesuchs oder auch<br />

unabhängig davon e<strong>in</strong>e Erfrischung zu sich nehmen.<br />

Die Zielgruppen<br />

Die neben den Schwerpunkten der Stadtentwicklung und Wirtschaftsgeschichte<br />

breit angelegte Konzeption der Dauerausstellung<br />

des Stadtmuseums bietet unterschiedlichsten Besuchergruppen<br />

Zugang zu den Inhalten. Somit eröffnet das Stadtmuseum<br />

se<strong>in</strong>en Gästen von verschiedener Herkunft, Bildung und Altersstruktur<br />

die Möglichkeit, mehr über die Geschichte der (eigenen)<br />

Stadt zu erfahren und Verb<strong>in</strong>dungen aus der Vergangenheit mit<br />

der Gegenwart herzustellen und zu verstehen.<br />

Abgesehen von altersgerecht konzipierten Führungen zum<br />

Kennenlernen des Museums gibt es für Schulklassen weiterh<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> umfangreiches, an die Lehrpläne und die Ausstellungsthemen<br />

angepasstes, museumspädagogisches Programm, das mit<br />

„Aktivbauste<strong>in</strong>en“ (praktisches Arbeiten) erweitert werden kann.<br />

E<strong>in</strong> Angebot daraus ist beispielsweise e<strong>in</strong>e vertiefende Führung<br />

zum Thema „Handwerk und Industrie“, die wahlweise durch die<br />

Aktivbauste<strong>in</strong>e „Gestalten mit Draht und Metallfolie“ oder „Kaleidoskop-Werkstatt“<br />

ergänzt werden kann. E<strong>in</strong> großer Teil der<br />

Programme eignet sich auch für Hort- und Vorschulgruppen. Für<br />

die praktischen Arbeiten steht e<strong>in</strong> Multifunktionsraum zur Verfügung,<br />

der auch für Veranstaltungen und Sem<strong>in</strong>are genutzt werden<br />

kann. Der Raum verfügt über e<strong>in</strong>e hochwertige technische<br />

Ausstattung.<br />

Generationsübergreifend b<strong>in</strong>det das Stadtmuseum auch Berufstätige<br />

über spezielle Angebote, wie e<strong>in</strong>e abendliche Veranstaltungsreihe,<br />

e<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> ihrer zeitlichen Positionierung<br />

nach den gängigen Arbeitszeiten richten. Kuratoren- und Prom<strong>in</strong>enten-Führungen<br />

sowie Lesungen und vieles mehr bieten Anreiz,<br />

das Stadtmuseum immer wieder zu besuchen.<br />

Konzeptorientierte Sonderausstellungen zu historischen und<br />

aktuellen Themen, komb<strong>in</strong>iert mit Museumsfesten und Kulturveranstaltungen,<br />

ermöglichen allen Besuchern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die<br />

Vielfalt unserer Gesellschaft. Für Seniorengruppen gibt es ebenso<br />

unterschiedliche Führungsangebote, die nach Absprache auch auf<br />

die <strong>in</strong>haltlichen Wünsche der Gruppenteilnehmer zugeschnitten<br />

und mit e<strong>in</strong>em anschließenden Besuch des Museumscafés verbunden<br />

werden können.<br />

Die Ausstellungsmacher<br />

Die ehemalige Leiter<strong>in</strong> der Dienststelle Stadtarchiv und Stadtmuseum<br />

Fürth, Dr. Sab<strong>in</strong>e Brenner-Wilczek, legte <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit ihrem gesamten Team den Grundste<strong>in</strong> für die Neukonzeption<br />

der Dauerausstellung des Stadtmuseums Fürth Ludwig Erhard. Die<br />

Arbeiten an der Neukonzeption und Umsetzung umfassten den<br />

Zeitraum von Ende 2007 bis März 2010. Die Ausarbeitung der<br />

Konzepte erfolgte durch Dr. Sab<strong>in</strong>e Brenner-Wilczek, Gert-Ronald<br />

Langer, Ruth Koll<strong>in</strong>ger, Alexandra Herzog, Bett<strong>in</strong>a Wiemer, Dr.<br />

Barbara Rök, Ingrid Baier, Markus Tiefel und Friedrich Müdsam.<br />

Nach dem Weggang der Leiter<strong>in</strong> im Oktober 2009 organisierten<br />

der stellvertretende Amtsleiter Gert-Ronald Langer und<br />

die Kunsthistoriker<strong>in</strong>nen Ruth Koll<strong>in</strong>ger und Alexandra Herzog<br />

als Kuratoren die Umsetzung der Konzepte. Sie waren weiterh<strong>in</strong><br />

für das Verfassen der Texte, die <strong>in</strong>haltliche Ausformung der<br />

Medienstationen und die Endredaktion der Zeitleiste verantwortlich,<br />

wobei sie von der freien Mitarbeiter<strong>in</strong> Dr. Barbara Rök<br />

unterstützt wurden.<br />

Bett<strong>in</strong>a Wiemer betreute den Aufbau des Internetauftritts<br />

und übernahm se<strong>in</strong>e Pflege. Die Gestaltung der Ausstellungskonzeption<br />

besorgte das Nürnberger Architekturbüro Christian Koch.<br />

Das Screen-Design und die Inhalte der Medien- und <strong>in</strong>teraktiven<br />

Vertiefungsstationen koord<strong>in</strong>ierte Andreij Vatter von „Die Werft“,<br />

München. Das grafische Konzept arbeitete Frank Witschaß, „Digitalwaren“,<br />

Nürnberg, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Siebdruckerei<br />

Gimlik aus Berch<strong>in</strong>g aus. Die E<strong>in</strong>richtung der Ausstellung<br />

unterstützten Annette Schubert, „Handbuch“, Nürnberg, und


Boris Maurer. Während der gesamten Vorbereitungen wurde das<br />

Team des Stadtmuseums von Dr. Otto Lohr, Dr. Alexander Wießmann<br />

und Ra<strong>in</strong>er Köhnle<strong>in</strong> von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> unterstützt. Das Team des Stadtmuseums<br />

Fürth Ludwig Erhard bedankt sich bei allen Beteiligten<br />

für die gute Zusammenarbeit.<br />

Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Ottostraße 2, 90762 Fürth,<br />

Tel. 0911/979222-90, Fax -99, <strong>in</strong>fo@stadtmuseum-fuerth.de,<br />

www.stadtmuseum-fuerth.de<br />

Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag und Sonntag 11-17, Mittwoch<br />

9-12, Donnerstag 11-20, Samstag 13-17 Uhr<br />

Museumsporträt 27


28 Museumsporträt


Der Bamberger Vogelsaal als „Museum im Museum“ gehört deutschlandweit<br />

zu den bedeutendsten wissenschaftshistorischen und museumsgeschichtlichen<br />

Präsentationen.<br />

Die Landesstelle hat deshalb die Restaurierung und Rückführung<br />

dieses imposanten Ausstellungskomplexes auf se<strong>in</strong>en ursprünglichen<br />

Bestand, der sorgfältige bauhistorische Untersuchungen vorang<strong>in</strong>gen,<br />

unterstützt und f<strong>in</strong>anziell gefördert. Im Resultat präsentiert<br />

sich der Bamberger Vogelsaal heute konzeptionell wieder als Naturalienkab<strong>in</strong>ett.<br />

Das Projekt konnte nur dank der guten Zusammenarbeit<br />

zwischen Baudenkmalpflege und Naturkunde-Museum erfolgreich<br />

realisiert werden.<br />

Christof Flügel<br />

Mitten im Herzen Bambergs liegt das ehemalige Jesuitenkolleg,<br />

e<strong>in</strong>e sehenswerte Gebäudeanlage, die <strong>in</strong> den Grundzügen auf<br />

den fränkischen Baumeister Georg Dientzenhofer zurückgeht. Im<br />

Nordflügel ist e<strong>in</strong> besonderer Glanzpunkt im ohneh<strong>in</strong> schon üppigen<br />

Angebot der Stadt zu f<strong>in</strong>den: e<strong>in</strong> historisches Naturalienkab<strong>in</strong>ett,<br />

das se<strong>in</strong>e Ursprünge im Jahr 1791 hat. Als „Museum<br />

im Museum“ ist es das Kernstück des Bamberger Naturkunde-<br />

Museums und erfreut sich als e<strong>in</strong>zigartiges natur- und kulturgeschichtliches<br />

Denkmal großer Beliebtheit. Rund 16 Monate<br />

mussten die Besucher des Hauses nun auf den Zutritt zu dieser<br />

bee<strong>in</strong>druckenden Raumschöpfung verzichten, denn zunehmende<br />

Schäden <strong>in</strong> der farblichen Fassung und Rissbildungen im Holz<br />

machten e<strong>in</strong>e grundlegende Instandsetzung unumgänglich. Jetzt<br />

s<strong>in</strong>d die Arbeiten abgeschlossen und der Raum verzaubert se<strong>in</strong>e<br />

Gäste aufs Neue.<br />

Fürstbischöfliches Erbe<br />

„Ich habe aber zugleich die Absicht, auf me<strong>in</strong>er Bambergischen Universität<br />

e<strong>in</strong>e besondere Lehrschule für die Naturgeschichte zu errichten…“<br />

Dieses Zitat entstammt e<strong>in</strong>er Resolution, die der Fürstbischof<br />

von Bamberg und Würzburg, Franz Ludwig von Erthal (1730-<br />

1795), im Jahr 1791 getroffen hatte. Lehrstühle für Naturgeschichte<br />

wurden <strong>in</strong> jenem ausgehenden Zeitalter der Aufklärung<br />

an zahlreichen Universitäten e<strong>in</strong>geführt. Erthal, e<strong>in</strong> weitblickender<br />

und pragmatischer Regent, machte Nägel mit Köpfen:<br />

Er ordnete gleichzeitig die Errichtung e<strong>in</strong>es Naturalienkab<strong>in</strong>etts<br />

an. Dort sollten die naturkundlichen Sammlungen, die er nach<br />

und nach erwerben ließ, e<strong>in</strong>e angemessene Unterbr<strong>in</strong>gung f<strong>in</strong>den.<br />

Zu diesem Zweck ließ er durch se<strong>in</strong>en Hofarchitekten Lorenz<br />

F<strong>in</strong>k (1745-1817) die zwei oberen Geschosse im nördlichen<br />

Verb<strong>in</strong>dungsflügel des ehemaligen Jesuitenkollegs entkernen,<br />

wodurch e<strong>in</strong> geräumiger Saal mit rund 200 m² Grundfläche und<br />

8 m Raumhöhe entstand. Von der Zwischendecke wurde e<strong>in</strong> Kranz<br />

als Galerie belassen, e<strong>in</strong> neues Gewölbe wurde e<strong>in</strong>gefügt. Große<br />

Bedeutung maß der Fürstbischof e<strong>in</strong>er repräsentativen Ausstattung<br />

mit Vitr<strong>in</strong>en zu, die <strong>in</strong> klassizistischem Stil gefertigt wurden,<br />

reichlich verziert mit Ornamenten und Schnitzereien. Putten und<br />

geschnitzte Fruchtgirlanden s<strong>in</strong>d Anklänge an die vorausgehende<br />

Epoche des Barock. Franz Ludwig ließ sich das noble Kab<strong>in</strong>ett<br />

e<strong>in</strong>iges aus se<strong>in</strong>er Privatschatulle kosten.<br />

Als der Fürstbischof 1795 starb, war se<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett<br />

noch unvollendet. Es fehlten die Vitr<strong>in</strong>en der Raummitte und der<br />

Galerie sowie der Anstrich sämtlicher Holzteile. In den folgenden,<br />

politisch unruhigen Jahren lag das Kab<strong>in</strong>ett brach, ja es nahm<br />

sogar Schaden durch die Umfunktionierung als österreichisches<br />

Heereslager. Die Situation änderte sich erst mit der Säkularisation<br />

im Jahr 1803. Mit der Aufhebung des nahegelegenen Klosters<br />

Banz wurde auch das dortige Naturalienkab<strong>in</strong>ett aufgelöst.<br />

Der für das Banzer Kab<strong>in</strong>ett zuständige Pater Dionysius L<strong>in</strong>der<br />

Alle Vögle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d<br />

schon da<br />

Museumsporträt 29<br />

Der Bamberger Vogelsaal ist nach umfassender<br />

Instandsetzung wieder geöffnet<br />

Matthias Mäuser/ Peter Turek<br />

Blick vom E<strong>in</strong>gang zur Galerie über den gesamten Vogelsaal.<br />

Seite 28: Obeliskenvitr<strong>in</strong>e mit Kolibris und krönender Flammenurne.<br />

Im Vordergrund das freigelegte bauzeitliche Täferparkett.


30 Museumsporträt<br />

Vitr<strong>in</strong>e mit Nashornvögeln auf der unteren Etage, gekrönt von<br />

Putto und Fruchtgirlanden des fränkischen Bildschnitzers Georg<br />

Joseph Mutschele.<br />

(1762-1838) konnte gegenüber der neuen Landesregierung private<br />

Eigentumsrechte an den Sammlungen geltend machen und<br />

bot diese dem halbfertigen Bamberger Kab<strong>in</strong>ett als Schenkung an.<br />

L<strong>in</strong>ders Bed<strong>in</strong>gung war, im Gegenzug als Vorstand der vere<strong>in</strong>igten<br />

Sammlungen Anstellung zu f<strong>in</strong>den. Die Vere<strong>in</strong>barung kam zustande,<br />

und der Expater verstand es, durch Fleiß, Ausdauer und Aufwendung<br />

privater Mittel das junge Kab<strong>in</strong>ett zu vervollständigen<br />

und se<strong>in</strong>er Bestimmung zuzuführen. Das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

des Saals zu L<strong>in</strong>ders Zeiten, wie den zeitgenössischen Quellen zu<br />

entnehmen ist, präsentierte sich <strong>in</strong> leuchtendem Kremserweiß auf<br />

allen Vitr<strong>in</strong>en und Wandvertäfelungen im Kontrast zu bergblauen<br />

Vitr<strong>in</strong>enrücklagen. Ausgestellt war alles, was die Natur zu bieten<br />

hatte: Geste<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralien, Fossilien, botanische Präparate und<br />

Modelle sowie schwerpunktmäßig zoologische Präparate.<br />

Kont<strong>in</strong>uität und Wandel über zwei Jahrhunderte<br />

Unter L<strong>in</strong>ders Nachfolgern wurden die Sammlungen aus allen<br />

Reichen der Natur weiterh<strong>in</strong> stetig vermehrt. So blieb es nicht<br />

aus, dass der Ausstellungssaal bald aus allen Nähten platzte. In<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deshalb diesem<br />

(bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigen) Saal weitere Schauräume angegliedert. Die<br />

Sammlung präparierter Vögel verblieb jedoch an Ort und Stelle<br />

und wuchs weiter an. Diese Konzentration an Vogelpräparaten bescherte<br />

dem Raum schließlich den populären Namen „Vogelsaal“.<br />

Doch die Sammlungen wuchsen weiter. Bald wurden die niedrigen<br />

Pultvitr<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Saalmitte durch großvolumige Schauschränke<br />

ausgetauscht. Mit zusätzlichen Schränken wurden die Laufgänge<br />

beidseitig zugestellt. Bis weit <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> lag die<br />

Priorität auf der Präsentation möglichst umfangreicher Exponatmengen,<br />

stark auf Kosten der klaren Raumwirkung.<br />

Dies änderte sich <strong>in</strong> den 1960er Jahren mit der Entfernung<br />

e<strong>in</strong>es Großteils der zusätzlichen „Sekundärmöbel“. Gleichzeitig<br />

wurde e<strong>in</strong>e Heizung e<strong>in</strong>gebaut und das bauzeitliche Täferparkett<br />

mit e<strong>in</strong>em modernen Riemchenparkett aufgedoppelt. Um 1980<br />

erfolgte e<strong>in</strong>e Renovierung unter Auftrag e<strong>in</strong>es weißen, glänzenden<br />

Dispersionslacks. Die Vitr<strong>in</strong>enrücklagen, deren blaue Farbgebung<br />

bereits vorher aufgegeben worden war, wurden wieder<br />

weiß überfasst. Nur kurze Zeit später war der Bestand des Vogelsaals<br />

(und des gesamten Museums) aufgrund gewisser räumlicher<br />

Begehrlichkeiten ernsthaft gefährdet. Die Übergriffe konnten jedoch<br />

erfolgreich abgewehrt werden. 1988 schließlich wurde die<br />

technische und wissenschaftliche Betreuung des Museums an die<br />

Generaldirektion der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen<br />

<strong>Bayern</strong>s übertragen.<br />

Bestand und vorbereitende Untersuchungen<br />

Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild des Raumes mit der Ausstattung war stark<br />

geprägt und bee<strong>in</strong>trächtigt durch e<strong>in</strong>e abgetönte Weißfassung<br />

der vorangegangenen Renovierung. Die dispersionsgebundene, titanweißpigmentierte<br />

Lackfassung der Ausstattung lag auf e<strong>in</strong>em<br />

starken Schichtenpaket aus zahlreichen Reparaturen und Überfassungen,<br />

die den Aufbau der plastischen Formen, besonders der<br />

Profilierungen und bildhauerischen Verzierungen der Schränke<br />

negierten. Die Büsten und Scharniere wiesen e<strong>in</strong>e dicke Goldbronzeabfassung<br />

auf und die Metallgitterelemente der Galerie<br />

setzten sich <strong>in</strong> schwarzer Lackfarbe ab. Lediglich die Vasenaufsätze<br />

der freistehenden Vitr<strong>in</strong>en waren mit kunstvoll gefassten<br />

Blattmetallauflagen mit blauer Absetzung versehen.<br />

Äußerst negativ wirkte sich die spezifische Alterungs- und<br />

Materialcharakteristik des mit Leimfarbe getünchten Gewölbeplafonds<br />

auf den Raume<strong>in</strong>druck aus, die Wandoberflächen erschienen<br />

stumpf. Die gestaffelte Raumtiefe der Saalarchitektur<br />

war so kaum wahrnehmbar, der neuzeitliche Riemenparkettboden<br />

unterstrich die re<strong>in</strong> praktische Nutzung.


Bei näherer Betrachtung wies die wandfeste Ausstattung Fassungsabblätterungen<br />

auf, die <strong>in</strong> direkten Zusammenhang mit den<br />

klimatischen Gegebenheiten des Raumes <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht<br />

werden konnten. Vorwiegend im Umfeld der heizkörperbestückten<br />

Fensternischen traten fortschreitend erhebliche Fassungsschäden<br />

an den Paneelen und der Galeriedecke auf. Die Weißfassung brach<br />

auf und blätterte schollenförmig ab.<br />

In Vorbereitung auf die anstehende Instandsetzungsmaßnahme<br />

wurden bereits 2007 selektive Untersuchungen vorgenommen,<br />

um den Bestand der historischen Farbfassungen zu erkunden.<br />

Gleichzeitig wurde der Zustand des hölzernen Gewölbetragwerks<br />

begutachtet.<br />

Nach Abschluss der ersten stratigraphischen Sondierungen<br />

erfolgten gezielte Untersuchungen sowie Probeserien mit Mikroschliffen<br />

und naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Bestandsklärung,<br />

Farbigkeit der Raumschale und zu den Bearbeitungsmöglichkeiten<br />

der Ausstattung und der Raumschale. Durch<br />

das Wegrücken e<strong>in</strong>es 1830 zusätzlich <strong>in</strong> den Saal e<strong>in</strong>gestellten<br />

Schrankes konnte e<strong>in</strong>e doppelflügelige Bl<strong>in</strong>dtür freigestellt werden,<br />

welche e<strong>in</strong>e 20 Jahre (1810-30) sichtbare Weißfassungsoberfläche<br />

aufwies. Tür und Kassettenboden h<strong>in</strong>ter und unter<br />

diesem Schrank waren seit 1830 unangetastet und zählen damit<br />

zu den maßgeblichen Primärdokumenten der bauzeitlichen Polychromie<br />

und Oberflächencharakteristik. Für den Boden ergab sich<br />

der Befund unbehandelter Nadelholzfüllungen <strong>in</strong> dunkel getönten<br />

Eichenrahmen.<br />

E<strong>in</strong>e maltechnische Besonderheit stellten die Büsten der<br />

Naturforscher dar, bei denen e<strong>in</strong>e seltene Lackierertechnik des<br />

späten 18. Jh. angewandt worden war, deren ursprüngliche Wurzeln<br />

<strong>in</strong> der ostasiatischen Lackkunst zu suchen s<strong>in</strong>d. In der überkommenen<br />

Farbigkeit der 1980er Jahre waren die Büsten mit<br />

handelsüblicher Goldbronzefarbe gefasst worden. Bei näherer<br />

Untersuchung konnte bereichsweise die bauzeitliche Lack-Metallisierung<br />

mittels gröberem bzw. differenziertem Metallpulver<br />

(E<strong>in</strong>streutechnik) nachgewiesen werden. Auch an dem im 20. Jh.<br />

mit schwarzem Lack überfassten Eisengeländer ließ sich e<strong>in</strong>e<br />

„stahlblaue“ Erstfassung befunden.<br />

Auswertung und Instandsetzung<br />

Die Ergebnisse aller Befunduntersuchungen decken sich mit der<br />

<strong>in</strong> historischen Beschreibungen vielfach erwähnten Mehrfarbigkeit<br />

der orig<strong>in</strong>alen Ausstattung <strong>in</strong> „schönem Kremserweiß“ mit<br />

<strong>in</strong> „schönem Bergblau“ gefassten Rücklagen der Vitr<strong>in</strong>en. Zudem<br />

konnten aufe<strong>in</strong>anderfolgende E<strong>in</strong>richtungsphasen differenziert<br />

werden. Zur ersten E<strong>in</strong>richtung (bis 1803) zählen die Wandvertäfelungen<br />

mit gerundeten Ecken sowie die e<strong>in</strong>gebauten Vitr<strong>in</strong>enschränke<br />

im unteren Geschoß. In e<strong>in</strong>er zweiten Phase (bis 1810)<br />

stattete man das obere Geschoß mit Vitr<strong>in</strong>en aus. Die zusätzlich<br />

mittig im Raum aufgestellten Pultvitr<strong>in</strong>en wurden später durch<br />

die heutigen hohen Schrankvitr<strong>in</strong>en ersetzt. Zur zweiten Ausstattungsphase<br />

s<strong>in</strong>d auch die Pyramidenvitr<strong>in</strong>en zu zählen.<br />

Im Ergebnis der Untersuchungen wird deutlich, dass man bis<br />

zum Jahr 1810 e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ausstattungs- und Raumfassung<br />

schuf, welche <strong>in</strong> Folge tradiert worden ist. Als erste abweichende<br />

Überfassung der Ausstattung erkennt man e<strong>in</strong>e durchgehende<br />

monochrome Fassung <strong>in</strong> Lithoponeausmischung, welche vermutlich<br />

zeitlich sehr spät e<strong>in</strong>gebracht wurde, da bei den frühen E<strong>in</strong>-<br />

und Umbauten das bauzeitliche Farbfassungskonzept wiederholt<br />

bzw. nachgebessert worden ist.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die <strong>in</strong> historischen<br />

Unterlagen beschriebenen Farbsysteme <strong>in</strong> technischen<br />

und farbigen Variationen lange gepflegt wurden. Die Aufgabe der<br />

blauen H<strong>in</strong>tergründe und grün gefassten E<strong>in</strong>legeböden erfolgt erst<br />

spät mit e<strong>in</strong>em lithoponhaltigen Anstrich, dessen materialtechnische<br />

Anwendung ab 1871/1874 üblich war, <strong>in</strong> den Wandrück-<br />

Museumsporträt 31<br />

Frontalblick <strong>in</strong> die Längsachse des Vogelsaals. Im Vordergrund<br />

e<strong>in</strong>e der zwei Pyramidenvitr<strong>in</strong>en mit Vogeleiern- und Nestern.<br />

Rechts und l<strong>in</strong>ks auf dem Fußboden liegen die Unterkieferhälften<br />

e<strong>in</strong>es Grönlandwals.


32 Museumsporträt<br />

a Nach modernen präparatorischen Maßstäben unzulängliche<br />

Präparate, <strong>in</strong> diesem Fall „Petermännchen“-Fische, wurden meist<br />

im Saal belassen. Sie fügen sich als historische Exponate <strong>in</strong> den<br />

Charakter des Raums e<strong>in</strong>.<br />

b Blick auf die dem Galeriee<strong>in</strong>gang gegenüberliegende Stirnseite<br />

mit dem Portrait des Max IV. Joseph, wohl noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stellung<br />

als Kurfürst von <strong>Bayern</strong>.<br />

lagen der oberen Galerie erst im frühen 20. Jahrhundert. Das<br />

bauzeitliche Farbkonzept an den Büsten wurde, wie die Außenanstriche<br />

der Schränke, Türen und Paneele, bis heute tradiert, wenn<br />

auch <strong>in</strong> allen Fällen technisch und ästhetisch unzureichend.<br />

Das Instandsetzungsziel umfasste im Wesentlichen e<strong>in</strong>e<br />

Wiederherstellung der weißen und blau gefassten Oberflächen<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an die orig<strong>in</strong>ale Farbigkeit unter Bewahrung der<br />

historisch relevanten Farbschichten. Hierzu war es notwendig,<br />

die neuzeitliche, substanzbelastende Dispersionslackfassung der<br />

Ausstattung chemisch/mechanisch abzunehmen, die historisch<br />

relevanten Farbschichten zu konsolidieren und e<strong>in</strong>e fachgerechte<br />

Untergrundvorbereitung vorzulegen. Nach Abnahme der Dispersionslackfassung<br />

wies die Ausstattungsoberfläche mit ihren Fassungsaltbeständen<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>homogenen Farbcharakter auf und<br />

musste, bevor die neue Farbschicht aufgebracht wurde, mit e<strong>in</strong>er<br />

egalisierenden Zwischenschicht vorgrundiert werden. Nach deren<br />

vollständiger Aushärtung konnte die neue Weißfassung aufgebracht<br />

werden. Bei den verwendeten Pigmenten handelt es sich<br />

um Ch<strong>in</strong>a-Clay <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausmischung mit Titanweiß. Die Pigmente<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Öltempera gebunden.<br />

Die Grundlage der blauen Abfassungen bildet künstliches<br />

Azurit (Bremer Blau) <strong>in</strong> speziell aufbereiteter Form. Im Zuge der<br />

Maßnahme wurde die zielführende Umsetzung der Blaufassung<br />

zum Weißfassungsbestand über Arbeitsmuster ermittelt. Zur Gewährleistung<br />

e<strong>in</strong>er im Befundvergleich authentisch wirkenden<br />

Blaufassung musste vorab e<strong>in</strong>e ausreichend raue Grundierung<br />

für den Azuritaufstrich hergestellt werden. Hierzu wurde der<br />

Kreidegrund mit Hohlglaskügelchen versetzt. Die leimgebundene<br />

Blaufasssung konnte dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geübten Arbeitsgang, ohne<br />

Streifenbildung, aufgebracht werden. Die Grünerdefassung der<br />

Vitr<strong>in</strong>enböden orientiert sich <strong>in</strong> B<strong>in</strong>dung und Fasstechnik an der<br />

Blaufassung. Die bestandsbewahrende Re<strong>in</strong>tegration der neuzeitlich<br />

goldbronzierten Büsten <strong>in</strong> Anlehnung an die historische<br />

E<strong>in</strong>streutechnik wurde mittels moderner Glitzer-Pigmente ausgeführt.<br />

Die neue Überfassung der Eisenelemente des Galeriegeländers<br />

besteht aus e<strong>in</strong>er handgemischten Ölfarbe unter Re<strong>in</strong>tegration<br />

der goldfarbenen Blütenfassung. Die blau befundeten Bleistege<br />

der Schränke, Klobenspitzen und Schlossstege wurden mit der<br />

gleichen Ölfarbe abgefasst. Die Farbigkeit orientiert sich an der<br />

historischen Umschreibung „Stahlblau“, <strong>in</strong> Abgleich mit den Befundergebnissen.<br />

Die verbrauchte 80er-Jahre Leimfarbfassung der Wand und<br />

des Gewölbes wurde durch e<strong>in</strong>e objektgerechte Fassung <strong>in</strong> Kalktechnik<br />

ersetzt, wobei der historische Kalkfassungsbestand erhalten<br />

blieb. Die monochrome Blaufassung des Mittelspiegels<br />

orientiert sich an der naturwissenschaftlich nachgewiesenen<br />

Erstfassung <strong>in</strong> Bremer Blau.<br />

Nach Ausbau der neuzeitlichen Parkettbeläge wurde der<br />

bauzeitliche Holzkassetten- und Dielenboden von den unsachgemäßen<br />

Beschichtungen gere<strong>in</strong>igt. Neben erheblichen Schwundrissen<br />

(Spalten) waren Kratzer, aufgerissene Nagellöcher und<br />

Wasserflecken vorhanden. Risse und offene Fugen wurden holztechnisch<br />

ausgespänt, Nagellöcher gekittet bzw. verleimt. Nach<br />

abschließender Leimlösche und selektiver Retusche wurde e<strong>in</strong>e<br />

mehrschichtige Oberflächenbeschichtung mit Wachs/Naturharzgrund<br />

aufgebracht.<br />

Um e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit der aufwändigen Maßnahme zu erzielen,<br />

mussten auch raumklimatische Vorkehrungen getroffen<br />

werden. Messungen ergaben extreme Luftfeuchtigkeitssprünge<br />

<strong>in</strong>nerhalb weniger Tage, die sowohl auf falsche Lüftung als auch<br />

auf den ständigen Luftaustausch mit dem Treppenhaus zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d. Zur Abhilfe wurde am E<strong>in</strong>gang zum Saal e<strong>in</strong>e Klimaschranke<br />

e<strong>in</strong>gebaut, die auf Tastsignal den Weg nur kurzzeitig<br />

freigibt und wieder schließt. Außerdem wird derzeit e<strong>in</strong> Lüftungs-


verhalten erprobt und mittels Thermohygrographen kontrolliert,<br />

ausgewertet und nach Möglichkeit optimiert.<br />

Letztlich erfuhr auch die Beleuchtung des Raums e<strong>in</strong>e grundlegende<br />

Veränderung. Bisher sorgten drei große Hängelampen über<br />

den Mittelvitr<strong>in</strong>en sowie mehrere Halbschalen an der Galerieuntersicht<br />

für allgeme<strong>in</strong>e Raumbeleuchtung. Nunmehr unterstreicht<br />

e<strong>in</strong> zweigleisiges Lichtkonzept die e<strong>in</strong>zigartige Atmosphäre des<br />

Raumes: Anstelle e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Raumbeleuchtung illum<strong>in</strong>ieren<br />

nun gerichtete Strahler, die an sechs dünnen Leitstäben aus<br />

der Decke hängen (Versorgung im Dachboden) die e<strong>in</strong>zelnen Vitr<strong>in</strong>en.<br />

Zusätzlich nutzen verdeckt angebrachte LED-Leisten die<br />

Raumdecke für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Beleuchtung.<br />

Wieder e<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett<br />

Nachdem sich die äußere Ersche<strong>in</strong>ung des Vogelsaals durch die<br />

abgeschlossene Instandsetzung wieder weitgehend dem orig<strong>in</strong>alen<br />

Bild angenähert hat, wurde auch das Ausstellungskonzept<br />

dem ursprünglichen Anspruch an e<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett als umfassender<br />

Blick <strong>in</strong> die Natur angepasst. Dies musste jedoch behutsam<br />

geschehen, um dem (gewachsenen) Begriff „Vogelsaal“<br />

auch weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Berechtigung zu bewahren. Nach wie vor<br />

liegt also der Schwerpunkt auf der Präsentation der Vogelpräparate<br />

– über 1.200 Exemplare an der Zahl, verteilt auf rund 800<br />

verschiedene Arten. Sie füllen die Vitr<strong>in</strong>en der gesamten unteren<br />

Etage, sowie mit verschiedenen exotischen S<strong>in</strong>gvögelfamilien drei<br />

Schauschränke der Galerie.<br />

Im Vorraum zur Galerie sieht der Besucher nun e<strong>in</strong>e größere<br />

Kollektion von M<strong>in</strong>eralen der verschiedenen Klassen sowie e<strong>in</strong>e<br />

Geste<strong>in</strong>ssammlung. Belegstücke aus dem M<strong>in</strong>eralreich waren bereits<br />

dem Fürstbischof bei der Gründung des Kab<strong>in</strong>etts wichtig.<br />

Er kaufte mehrere M<strong>in</strong>eraliensammlungen zu Schau- und Lehrzwecken<br />

an, denn Kenntnisse darüber waren für die erfolgreiche<br />

Auff<strong>in</strong>dung und Nutzung von Bodenschätzen von grundlegender<br />

Bedeutung. Ebenfalls e<strong>in</strong>en Bezug zum Kab<strong>in</strong>ettsgründer Franz<br />

Ludwig besitzt die Kollektion von orig<strong>in</strong>alen „Würzburger Lügenste<strong>in</strong>en“,<br />

die neben den M<strong>in</strong>eralien präsentiert wird. Diese Zeugnisse<br />

des berühmtesten historischen Betrugs <strong>in</strong> der Geschichte der<br />

Naturwissenschaften (1725 würde mit diesen Kunstprodukten der<br />

Würzburger Gelehrte Adam Ber<strong>in</strong>ger getäuscht) hat noch Franz<br />

Ludwig für se<strong>in</strong> Naturalienkab<strong>in</strong>ett erworben. Sicher betrachtete<br />

der aufgeklärte Regent die Fälschungen weniger als kuriose Artefakte,<br />

sondern eher als Mahnung an die Wissenschaft.<br />

Se<strong>in</strong>en Weg zurück <strong>in</strong> den Vogelsaal hat auch das „Pomologische<br />

Kab<strong>in</strong>ett“ gefunden – e<strong>in</strong>e Sammlung von 193 naturgetreuen<br />

Wachsmodellen verschiedener Obstsorten. Die kostbaren<br />

Raritäten wurden zwischen 1795 und 1813 im Landes<strong>in</strong>dustrie-<br />

Comptoir des Weimarer Verlegers und Autors Friedrich Just<strong>in</strong><br />

Bertuch (1747-1822) hergestellt und <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt 26 E<strong>in</strong>zellieferungen<br />

vertrieben. Pater Dionysius L<strong>in</strong>der hatte die ersten<br />

Lieferungen bereits für se<strong>in</strong> Banzer Kab<strong>in</strong>ett erworben, die weiteren<br />

erhielt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Zeit am Bamberger Naturalienkab<strong>in</strong>ett.<br />

Ergänzt wird die Kollektion l<strong>in</strong>ks des Galeriee<strong>in</strong>gangs durch e<strong>in</strong>e<br />

Sammlung getrockneter Samen und Früchte.<br />

Die weiteren Vitr<strong>in</strong>en der Galerie enthalten – wie bereits vor<br />

der Instandsetzung, jedoch um zahlreiche Objekte ergänzt – Exponate<br />

zu verschiedenen Stämmen des Tierreichs <strong>in</strong> systematischer<br />

Anordnung. Vor allem unter den Korallen und Fischen f<strong>in</strong>den sich<br />

noch zahlreiche Exemplare, die <strong>in</strong> die Frühzeit des Kab<strong>in</strong>etts zurückreichen.<br />

Fossile Vertreter unterschiedlicher Erdzeitalter fügen<br />

sich zwanglos <strong>in</strong> die Reihen ihrer rezenten Verwandten e<strong>in</strong>.<br />

Die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung zusätzlicher Exponate wurde ermöglicht<br />

durch die Aussortierung zahlreicher Dub- und Tripletten sowie<br />

verschiedener Objekte mit ger<strong>in</strong>ger Aussagekraft und ferner durch<br />

die zurückhaltende Verdichtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Vitr<strong>in</strong>en. So manche<br />

Exponate, die längst nicht mehr dem heutigen Stand der Präpa-<br />

Museumsporträt 33<br />

rationstechnik entsprechen, wurden – ebenso wie zahlreiche Alkoholpräparate<br />

– bewusst im Saal belassen, da sie zum Charakter<br />

des Raumes gehören; der Charakter e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> dieser Art e<strong>in</strong>maligen<br />

Naturalienkab<strong>in</strong>etts wurde damit beibehalten. Der Fürstbischof<br />

und Pater Dionysius L<strong>in</strong>der hätten sich sicher über das Ergebnis<br />

der Instandsetzung gefreut.<br />

Dank<br />

Das Naturkunde-Museum Bamberg ist <strong>in</strong> Eigentum und Trägerschaft<br />

der Lyzeumstiftung Bamberg. Neben den Eigenmitteln waren<br />

für die Renovierung des Vogelsaals Drittmittel notwendig, für<br />

die sich die Stiftung bei folgenden Institutionen bedanken darf:<br />

Oberfrankenstiftung, Bayerische Landesstiftung, Landesstelle für<br />

die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, Stadt Bamberg (Edgar<br />

Wolf`sche-Stiftung), Landkreis Bamberg. Dank für fachliche Beratung<br />

gebührt dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege,<br />

für die Durchführung der Maßnahme dem Staatlichen Bauamt<br />

Bamberg.<br />

Naturkunde-Museum Bamberg, Fleischstr. 2, 96047 Bamberg, Tel.<br />

0951/86312-49, Fax -50, <strong>in</strong>fo@naturkundemuseum-bamberg.<br />

de, www.vogelsaal.de/<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr (Oktober bis<br />

März 10-16 Uhr)


34 Museumsporträt


Die Flößerei spielte im vor<strong>in</strong>dustriellen <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e durchaus wichtige<br />

Rolle für Waren-, Holz- und Menschentransporte flussabwärts.<br />

Sowohl die Alpenflüsse Salzach, Inn, Isar und Lech als auch der Ma<strong>in</strong><br />

mit se<strong>in</strong>en Oberlauf-Nebenflüssen aus waldreichen Gegenden dienten<br />

bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert der Flößerei, bis die wesentlich schnelleren<br />

Transportmittel Eisenbahn und Lkw die Floßfahrt ablösten.<br />

Schon seit den 1960er Jahren er<strong>in</strong>nert das Flößermuseum Unterrodach<br />

an dieses e<strong>in</strong>stige Spezialgewerbe im Frankenwald, seit 1986<br />

zeigt das Inn-Museum Rosenheim Floßmodelle und -arbeit, seit fünf<br />

Jahren auch das Flößermuseum Lechbruck, e<strong>in</strong> Dorf am Austritt des<br />

noch wilden Lechs aus dem Gebirge, e<strong>in</strong> vormals echtes Flößerdorf.<br />

Wenn das Museumsgebäude auch nur vielleicht e<strong>in</strong> historisches<br />

Flößerhaus ist und zuletzt von e<strong>in</strong>em Schneider bewohnt wurde, hat<br />

es große Bedeutung für die Denkmalpflege, zeigt es doch als e<strong>in</strong>ziges<br />

um weiten Umkreis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilbereich die Ständerbohlenbauweise<br />

um 1650. Weil so sorgsam vorgegangen wurde, bekam der Museumsfördervere<strong>in</strong><br />

im Eröffnungsjahr auch die Denkmalschutzmedaille des<br />

Freistaats. Aber nicht nur das Haus kann sich von außen und <strong>in</strong>nen<br />

sehen lassen, auch museales Konzept mit Gestaltung überzeugen.<br />

Das Museum darf als gelungenes Beispiel e<strong>in</strong>er Symbiose aus geme<strong>in</strong>dlichem<br />

Engagement, ehrenamtlicher Tätigkeit und professioneller<br />

Ausführung gelten.<br />

Albrecht A. Gribl<br />

„Lechbruck ist e<strong>in</strong>er der eigenartigsten Orte des Allgäus. Aus zwei<br />

Gründen: Erstens ist es e<strong>in</strong> Flößerdorf und zweitens ist es nur e<strong>in</strong><br />

Flößerdorf“, dies schrieb 1913 Prof. Dr. Mayer-Pfannholz, der im<br />

gleichen Jahr die letzte Floßfahrt auf dem Lech miterlebte. Denn<br />

bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmte die Flößerei das Leben<br />

<strong>in</strong> Lechbruck. Nach ersten Überlegungen war daher schnell<br />

klar, dass der <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkt des Lechbrucker Museums<br />

die Flößerei se<strong>in</strong> sollte. Das war aber schon der zweite Schritt.<br />

Der erste Schritt war die Gründung e<strong>in</strong>es Fördervere<strong>in</strong>s im<br />

Jahr 1995. Nachdem die Geme<strong>in</strong>de 1993 e<strong>in</strong> baufälliges Gebäude<br />

<strong>in</strong> der Ortsmitte Lechbrucks erworben hatte, kam es zu Überlegungen,<br />

dieses abzureißen, um Platz für Parkplätze zu schaffen.<br />

Der Fördervere<strong>in</strong> hatte e<strong>in</strong>e andere Vision, das historische Bauwerk<br />

sollte erhalten und als Museum e<strong>in</strong>gerichtet werden. Nun<br />

galt es, den Geme<strong>in</strong>derat und das Landesamt für Denkmalpflege<br />

zu überzeugen.<br />

Sanierung<br />

Die Bau- und Sanierungsarbeiten an dem 1645 errichteten Ständerbohlenbau<br />

wurden zum Teil von örtlichen Firmen ausgeführt,<br />

der größte Teil der Arbeiten jedoch ehrenamtlich von Mitgliedern<br />

und Freunden des Fördervere<strong>in</strong>s. Prämisse war, alte Bauteile soweit<br />

wie möglich zu erhalten und diese gegebenenfalls sichtbar<br />

oder unsichtbar zu verstärken. Dabei wurde größter Wert auf den<br />

E<strong>in</strong>satz alter Hölzer, Materialien und Oberflächenqualitäten im<br />

sichtbaren Bereich gelegt, um dem ursprünglichen Zustand möglichst<br />

nahe zu kommen. Als Glücksfall erwies sich, dass der ortsansässige<br />

Holzbildhauer und Restaurator Arnold Höpfl, der u. a.<br />

an Restaurierungsarbeiten <strong>in</strong> der Residenz <strong>in</strong> München und der<br />

Wieskirche beteiligt und kurz zuvor <strong>in</strong> den Ruhestand getreten<br />

war, das Projekt unterstützte. Mit profundem Fachwissen und viel<br />

Liebe zum Detail widmete er sich der neuen Aufgabe, die alten<br />

Stuben soweit wie möglich wieder <strong>in</strong> ihren Orig<strong>in</strong>alzustand zu<br />

versetzen.<br />

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege besche<strong>in</strong>igte<br />

am 6.4.2000: „Die jeweiligen Arbeiten – Holz, Putz, Ste<strong>in</strong>arbeiten<br />

– wurden mit äußerster Sorgfalt und mit hervorragendem Ergebnis<br />

ausgeführt. Die laufende Sanierung des Gebäudes kann von<br />

der Sensibilität der Planung und von der Ausführung der Arbeiten<br />

Auf den Spuren<br />

der Lechflößer<br />

Das Flößermuseum Lechbruck<br />

Ingrid Kahlert<br />

Das Flößermuseum Lechbruck.<br />

Seite 34: Blick <strong>in</strong> die alte Küche.<br />

Museumsporträt 35


36 Museumsporträt<br />

a Inszenierung zur Flößerei.<br />

b Inszenierung zur Arbeit <strong>in</strong> den Ste<strong>in</strong>brüchen am Falchen.<br />

her mit Sicherheit als herausragendes Beispiel e<strong>in</strong>er Instandsetzung<br />

gewürdigt werden.“<br />

Konzeption<br />

E<strong>in</strong> sensibler Umgang mit dem historischen Gebäude, Übersichtlichkeit<br />

und Konzentration auf das Wesentliche waren Voraussetzungen<br />

bei der Planung der Dauerausstellung. Schon mit Beg<strong>in</strong>n<br />

der Sanierungsarbeiten war die Landesstelle für die nichtstaatliche<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>gebunden, sei es durch Beratung zur<br />

Temperierung und Elektro<strong>in</strong>stallation oder als Entscheidungshilfe,<br />

E<strong>in</strong>bauten aus dem 20. Jahrhundert zu entfernen, um größere<br />

Ausstellungsräume zu schaffen. Das Angebot an Weiterbildung<br />

und vor allem die persönliche Beratung <strong>in</strong> Fragen der E<strong>in</strong>richtung<br />

und Textgestaltung waren für uns Laien e<strong>in</strong>e große Hilfe.<br />

Das Konzept sollte alle Aspekte des Flößerhandwerks, dessen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Familien und das Dorf be<strong>in</strong>halten wie auch die<br />

gegebenen Voraussetzungen für die schon früh etablierte Flößerei<br />

– die Wasserstraße Lech, die großen Waldvorkommen der Umgebung<br />

und die Ste<strong>in</strong>brüche – aber auch das denkmalgeschützte<br />

Gebäude selbst als Exponat vermitteln. Als Fachberater konnten<br />

gewonnen werden: Prof. Dr. Karl Filser, Universität Augsburg,<br />

für die Flößerei; Prof. Dr. Herbert Scholz, Technische Universität<br />

München, für die geologischen Aspekte; Peter Nasemann, Hohenschwangau,<br />

für die Abteilung „Der Lech“ und „Ste<strong>in</strong>bruch“ sowie<br />

Peter Geiger, Forstamt Füssen, für die Abteilung „Der Wald“.<br />

Im Gegensatz zu anderen Dorfmuseen war hier ke<strong>in</strong>e Sammlung<br />

vorhanden. Exponate wurden gezielt gesucht, zum Teil<br />

nachgearbeitet. Die Präsentation der Ausstellung mit diversen<br />

Inszenierungen wurde behutsam <strong>in</strong> die alten Räume e<strong>in</strong>gefügt,<br />

um deren Charakter zu erhalten. Das Flößermuseum besteht seit<br />

2005, die Abteilung „Lech/Wald“ wurde 2010 fertig gestellt.<br />

Museumsrundgang<br />

Das Gebäude gliedert sich im Erdgeschoß <strong>in</strong> den Mehrzweckbereich<br />

im südlichen und Ausstellungsräume im nördlichen Teil, dazwischen<br />

liegen Küche und Garderobe. E<strong>in</strong>e Übersichtstafel im<br />

E<strong>in</strong>gangsbereich dient zur Orientierung.<br />

Der erste Blick der Besucher fällt meist <strong>in</strong> die gemütliche<br />

Stube zur Rechten, die für Museumspädagogik und gesellige Veranstaltungen<br />

genutzt wird. Die ehemalige Tenne zur L<strong>in</strong>ken dient<br />

jetzt für Wechselausstellungen, Vorträge, Lesungen und Konzerte.<br />

Vorbei an der alten Küche gelangt man <strong>in</strong> die Abteilung Lech/<br />

Wald mit e<strong>in</strong>em maßstabgerechten Modell von Lechbruck mit<br />

Lechbrücke und Floßb<strong>in</strong>deplatz um 1850 als Blickfang. Alles über<br />

die Ste<strong>in</strong>brüche am Falchen erfährt der Besucher <strong>in</strong> der anschließenden<br />

Abteilung.<br />

Das Obergeschoß ist der Flößerei gewidmet. In „Floß und<br />

Fracht“ geht es um das Floßb<strong>in</strong>den, Handel mit Holz, Kauderei<br />

und Schmuggel. Die Abteilung „Floßwesen“ <strong>in</strong>formiert über die<br />

Dorf- und Rottflößerei, Fern- und Kriegsflößerei, die Floßmeister,<br />

Floßordnungen und Zölle, die Abteilung „Floßfahrt“ über die<br />

Wege der Flößer und die Gefahren auf dem Wasser. E<strong>in</strong> echtes<br />

Schmankerl kann das Flößermuseum hier anbieten: e<strong>in</strong>en alten<br />

Mitschnitt e<strong>in</strong>er Radiosendung des Bayerischen Rundfunks über<br />

die Lechflößerei aus dem Jahr 1963 mit den Sprechern Carl Wery<br />

und Hans Bauer aus dem Nachlass e<strong>in</strong>es Lechbrucker Bürgers. In<br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zwischenraum wird an die früheren Bewohner des<br />

Hauses er<strong>in</strong>nert.<br />

Soziale und wirtschaftliche Aspekte des Flößerdorfes Lechbruck<br />

werden <strong>in</strong> der Abteilung „Mehr arm als reich“ behandelt,<br />

wie Frauen- und K<strong>in</strong>derarbeit, W<strong>in</strong>terarbeit der Flößer, die zuarbeitenden<br />

Handwerksbetriebe der Schäffler, Seiler, Schmiede,<br />

Schuster und Stricker. Von Hochkonjunktur ist hier die Rede, aber<br />

auch von Rezession und bettelnden K<strong>in</strong>dern. Die Entwicklung<br />

Lechbrucks vom Flößerdorf zum Ferienort stellt sich <strong>in</strong> der Ab-


teilung „Wasserkraft und Eisenbahn“ und „Eisenbahn und Sommerfrischler“<br />

dar.<br />

Beim Rundgang durch das Museum wird neben den großen<br />

Thementafeln auf kle<strong>in</strong>en Täfelchen auch auf besondere bauliche<br />

Details h<strong>in</strong>gewiesen, wie z. B. im Erdgeschoß auf die ursprüngliche<br />

Decke mit Balken aus der Bauzeit (1645) <strong>in</strong> der Stube sowie e<strong>in</strong>e<br />

Halbsäule mit Kapitell im Gang und <strong>in</strong> der Stube im Obergeschoß<br />

auf die ebenfalls aus der Bauzeit stammenden Kreuzstockfenster.<br />

Museumsbetrieb<br />

Träger des Flößermuseums ist die Geme<strong>in</strong>de Lechbruck am See.<br />

Der Museumsbetrieb liegt <strong>in</strong> den Händen der ehrenamtlich tätigen<br />

Frauen und Männer des Fördervere<strong>in</strong>s. Außerhalb der Öffnungszeiten<br />

werden Führungen angeboten, für Schulklassen und<br />

Ferienk<strong>in</strong>der museumspädagogische Aktionen. Regelmäßig f<strong>in</strong>den<br />

Vorträge, Lesungen, Sonderausstellungen und Konzerte statt.<br />

Der große Zuspruch, den das Flößermuseum sowohl bei der<br />

e<strong>in</strong>heimischen Bevölkerung wie auch bei auswärtigen Besuchern<br />

f<strong>in</strong>det, zeigt, dass der Weg des Fördervere<strong>in</strong>s richtig war. Den<br />

mutigen Männern, die über Jahrhunderte unter Gefahren auf dem<br />

Lech flößten, wurde e<strong>in</strong> würdiges Denkmal gesetzt. Die wachsende<br />

Anzahl von Besuchern und das rege Interesse an dem angebotenen<br />

Begleitprogramm s<strong>in</strong>d für die Geme<strong>in</strong>de Lechbruck am<br />

See und den Fördervere<strong>in</strong> zugleich Bestätigung für bisherige und<br />

Ansporn für zukünftige Anstrengungen.<br />

Flößermuseum Lechbruck, Weidach 8, 86983 Lechbruck am See<br />

(Postadresse: Flößerstraße 1, 86983 Lechbruck am See), Tel.<br />

08862/987830, <strong>in</strong>fo@lechbruck.de, www.floesser-lechbruck.de<br />

Öffnungszeiten: 1. April bis 30. September Donnerstag 17.30-19,<br />

Sonntag 16-18 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

Sequenz zur Frauen- und K<strong>in</strong>derarbeit.<br />

Architektur:<br />

Dorothea Babel-Rampp, Pfronten<br />

Gestaltung:<br />

Werkstatt für Gestaltung, Robert Köhler, Augsburg<br />

Museumsporträt 37


38 Museumsporträt


Geschichte<br />

Das Münchner Filmmuseum wurde am 30. November 1963 als ers-<br />

tes kommunales Filmmuseum der Bundesrepublik gegründet. Der<br />

Filmbeauftragte der Stadt München, Rudolph S. Joseph, übernahm<br />

die Leitung des im Stadtmuseum angesiedelten Hauses, <strong>in</strong><br />

dem anfangs neben dem Filmprogramm Dauer- und Wechselausstellungen<br />

stattfanden. Weitere Schwerpunkte waren die Rekonstruktion<br />

von Filmen sowie die Herausgabe von Publikationen.<br />

Die erste Dauerausstellung zeigte anhand von 8-mm-Filmen auf<br />

38 Projektoren „Wie Walt-Disney-Zeichenfilme entstehen“, die<br />

erste Wechselausstellung war Georg Wilhelm Pabst gewidmet,<br />

folgerichtig ist der erste Film „Der Prozess“ desselben Autors.<br />

Im K<strong>in</strong>o befanden sich zunächst 144 Sitzplätze, die jeweils zwei<br />

16-mm- und 35-mm-Projektoren konnten zusätzlich auf die<br />

Laufgeschw<strong>in</strong>digkeit von Stummfilmen e<strong>in</strong>gestellt werden. Im<br />

Vorfeld der Eröffnung wurden Drehbücher, Manuskripte und Arbeitsfotos<br />

angekauft. Diese Sammlung wurde <strong>in</strong> den folgenden<br />

Jahren ausgebaut und um Filmkopien, wie die kompletten italienischen<br />

Werke Michelangelo Antonionis, ergänzt.<br />

Die Besucherzahlen stiegen im zweiten Jahr 1965 von 7.686<br />

auf 15.000 an. An 43 Wochen fanden dienstags bis samstags<br />

Vorstellungen um 18.30 Uhr statt. In Zusammenarbeit mit der<br />

Volkshochschule wurden Diskussionen und E<strong>in</strong>führungen zu den<br />

Filmen angeboten, die die Vorträge des Museums ergänzten. In<br />

se<strong>in</strong>en ersten fünf Jahren konnte das Museum auf diese Weise<br />

100.000 Besucher verzeichnen. Die Jubiläumsausstellung beschäftigte<br />

sich mit dem Thema „Hollywood <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Glanzzeit“.<br />

Ausstellungen des Münchner Filmmuseums wurden <strong>in</strong> anderen<br />

Institutionen gezeigt, wie zum Beispiel die Paul-Wegener-Ausstellung<br />

1968 <strong>in</strong> Essen, die K<strong>in</strong>g-Vidor-Ausstellung 1970 bei den<br />

„VIII. Filmfestspielen von Sorrent“ oder die Fell<strong>in</strong>i-Ausstellung<br />

1972 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bei der „IFTA – Internationale Fachmesse für Film,<br />

Tele- und Audiovision“.<br />

1973 übernahm Enno Patalas die Leitung des Hauses. Der<br />

Schwerpunkt der Ankäufe verlagerte sich nun auf Filmkopien,<br />

und an drei Tagen pro Woche fanden je zwei Vorführungen statt.<br />

Im selben Jahr kam es zur Gründung des bis heute bestehenden<br />

Vere<strong>in</strong>s „Münchner Filmzentrum – Freunde des Münchner Filmmuseums<br />

e. V.“. Durch e<strong>in</strong>e weitere Vorführer- und Technikerstelle<br />

konnte die Anzahl der Vorstellungen verdoppelt werden.<br />

Die Besucherzahl stieg im Folgejahr auf 30.000 Zuschauer und<br />

erreichte 1984 mit über 70.000 Gästen ihren Höhepunkt. Die<br />

Zahlen sanken danach wieder und pendelten sich bis heute bei<br />

gut 60 Besuchern pro Vorstellung e<strong>in</strong>.<br />

Das „Festival des jungen deutschen Films“ fand 1977 als<br />

„Erstes Münchner Filmtreffen“ im Filmmuseum und ARRI-K<strong>in</strong>o<br />

statt. In den nächsten Jahren wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Wettbewerben<br />

und Festivals veranstaltet:<br />

Enno Patalas hatte sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf das Sammeln von<br />

Filmkopien und die Restaurierung beschränkt. Se<strong>in</strong> Nachfolger<br />

Jan-Christopher Horak und erwarb für das Filmmuseum seit 1994<br />

den Nachlass von Orson Welles. Heute besitzt das Archiv des<br />

Filmmuseums das Gesamtwerk des bedeutenden amerikanischen<br />

Filmregisseurs. Horak verließ das Museum bereits 1998, um <strong>in</strong><br />

Hollywood e<strong>in</strong> Filmmuseum der Universal Studios aufzubauen.<br />

1999 trat Stefan Drößler se<strong>in</strong> Amt an und stellte sich im Juli<br />

mit e<strong>in</strong>em Kurzfilmprogramm vor. Im Mai 2000 wurde die Ausstellung<br />

„Obsessionen – Alptraumfabrik des Alfred Hitchcock“<br />

als geme<strong>in</strong>sames Projekt der Filmmuseen Frankfurt, Düsseldorf,<br />

München und Potsdam eröffnet. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens<br />

erfolgte 2003 e<strong>in</strong>e Renovierung, bei der e<strong>in</strong>e neue digitale<br />

Projektions- und Tonanlage e<strong>in</strong>gebaut, die Beleuchtungsanlage<br />

und der Zuschauerraum erneuert wurden, auch erwarb das<br />

Filmmuseum das Gesamtwerk von Nicolas Humbert und Werner<br />

Penzel. Aufgrund von Haushaltskürzungen entfallen nun die<br />

Das Münchner<br />

Filmmuseum -<br />

e<strong>in</strong> etwas anderes<br />

Museum<br />

Claudia Hahn<br />

Seite 38: Metropolis, Fritz Lang, 1927.<br />

Museumsporträt 39


40 Museumsporträt<br />

Seit Veranstaltung Bis<br />

1.-8.11.1981<br />

„1. Wettbewerb Europäischer Filmhochschulen“, später umbenannt <strong>in</strong> „Internationales Festival<br />

der Filmhochschulen“ im ARRI bzw. Maxx-K<strong>in</strong>o während des Münchner Filmfestes<br />

26.-30.11.2003 Das „Internationale Festival der Filmhochschulen“ kehrt nach vielen Jahren <strong>in</strong>s Filmmuseum<br />

zurück.<br />

23.7.-8.8.1982 In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat und dem K<strong>in</strong>derk<strong>in</strong>o München f<strong>in</strong>det zum<br />

ersten Mal das „K<strong>in</strong>derfilmfestival“ statt.<br />

Februar 1989 Zum ersten Mal f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e „Jüdische Filmwoche“ statt, sie wird jährlich fortgeführt 1993<br />

29.3.1989<br />

16.5.1990<br />

15.-24.11.1991<br />

Das „Internationale Dokumentarfilmfestival“ f<strong>in</strong>det mit se<strong>in</strong>er 4. Ausgabe zum ersten Mal<br />

im Filmmuseum statt und f<strong>in</strong>det dort se<strong>in</strong>e feste Spielstätte.<br />

Der „Förderpreis für Film“, den die Landeshauptstadt München seit 1985 vergibt, wird<br />

erstmals im Filmmuseum verliehen. Die Veranstaltung wird 2000 <strong>in</strong> „Starter-Filmpreis“<br />

umbenannt und soll jeweils im September stattf<strong>in</strong>den.<br />

Das Filmmuseum ist Mitveranstalter des 3. „Münchner Fantasy-Filmfestivals“ Es wird bis<br />

1996 als Veranstaltungsort genutzt.<br />

Juni 1995 Spielort der „Retrospektive des Münchners Filmfestes“.<br />

22.-25.11.1995<br />

August 1999<br />

3.-8.12.1999<br />

25.12.1999<br />

Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Beh<strong>in</strong>derte <strong>in</strong> den Medien e. V. veranstaltet zum ersten Mal ihr<br />

Kurzfilmfestival „Wie wir leben“, das alle zwei Jahre (mit e<strong>in</strong>er Unterbrechung im Jahr<br />

1999) im Filmmuseum stattf<strong>in</strong>det.<br />

Das Filmmuseum ist erstmals Mitveranstalter des größten deutschen Stummfilmfestivals,<br />

des jährlichen „Bonner Sommerk<strong>in</strong>os“. Die Kooperation mit dem Bonner Festival wird <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahren fortgesetzt und ausgebaut.<br />

Zum ersten Mal f<strong>in</strong>det die jährliche Tournee „C<strong>in</strong>ema! Neues Italienisches K<strong>in</strong>o“ im Filmmuseum<br />

statt, die auch <strong>in</strong> den nächsten Jahren im Filmmuseum gastieren wird.<br />

Die Filmkritiker der Süddeutschen Zeitung stellen zum ersten Mal ihre „Magic Moments“<br />

des vergangenen K<strong>in</strong>ojahres im Filmmuseum vor.<br />

26.2.2000 Im Rahmen des Projektes „Jede Kultur hat ihre Zeit“ veranstaltet das Filmmuseum e<strong>in</strong>e „Lange<br />

Zeit-Filmnacht“ mit pausenloser Filmvorführung von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens:<br />

12 Stunden lang Spiel-, Avantgarde-, Zeichentrick- und Kurzfilme, die um die Themen Zeit<br />

und Nacht kreisen. Zum Abschluss gibt es e<strong>in</strong> Frühstück im Stadtcafé.<br />

1987<br />

Bis heute<br />

1989<br />

Bis heute<br />

Seit 2009 im<br />

ARRI K<strong>in</strong>o<br />

1996<br />

Bis heute<br />

Bis heute<br />

Seit 2007 <strong>in</strong><br />

der Theat<strong>in</strong>er<br />

Filmkunst<br />

F<strong>in</strong>det nicht<br />

mehr statt<br />

Fand e<strong>in</strong>malig<br />

statt


Spätvorstellungen am Wochenende und am Montag ist generell<br />

geschlossen. Der Arbeitsplatz für die Filmrekonstruktion erhielt<br />

e<strong>in</strong>e neue technische Ausstattung, so dass er e<strong>in</strong>e Erweiterung der<br />

bisherigen Möglichkeiten mit digitalen Mitteln bietet.<br />

Mittlerweile ist das Filmmuseum im Besitz wichtiger Klassiker<br />

der Filmgeschichte und zeigt <strong>in</strong> täglich wechselnden Programmen<br />

Retrospektiven, Filmreihen und Stummfilme mit Live-<br />

Musik. Seit den 80er Jahren fanden ke<strong>in</strong>e größeren Ausstellungen<br />

statt, 1999 war die letzte Ausstellung zu Hitchcock, bei der man<br />

Fotos präsentierte. Für Ausstellungen steht derzeit ke<strong>in</strong> Budget<br />

zur Verfügung, sie werden vom Stadtmuseum zentral <strong>in</strong>itiiert. Die<br />

seit 2000 im Haus tätige stellvertretende Leiter<strong>in</strong> Claudia Engelhardt<br />

begründet den Titel „Museum“ damit, dass man im Filmmuseum<br />

se<strong>in</strong>e Exponate auf Le<strong>in</strong>wand zeige, was dem Medium<br />

entspräche und gerecht würde. Außerdem sei das Filmmuseum<br />

Teil des Münchner Stadtmuseums.<br />

Räume/ Technik<br />

Die Ausrichtung des Münchner Filmmuseums hat sich im Laufe<br />

der letzten fast 50 Jahre verändert. Waren zu Beg<strong>in</strong>n noch Dauer-<br />

und Wechselausstellungen Teil des Programms, verlagerte man<br />

sich ab den 80er Jahren verstärkt auf das K<strong>in</strong>oprogramm und<br />

stellte die Ausstellungen zunehmend e<strong>in</strong>. Mit dem Umzug 1977<br />

<strong>in</strong> die heutigen Räume <strong>in</strong>s Marstallgebäude des Stadtmuseums<br />

bekam das Museum e<strong>in</strong>en neuen K<strong>in</strong>osaal mit 165 Plätzen und<br />

eigene Schneide- und Filmlagerräume. Die neuen Räume bieten<br />

nach wie vor ke<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche, abgesehen von den Glasvitr<strong>in</strong>en<br />

im Foyer, die Plakate und Aushangfotos der aktuellen<br />

Reihen präsentieren. Zum 40. Bestehen wurden der K<strong>in</strong>osaal und<br />

die Vorräume renoviert. Seit Juni 2009 besitzt das Filmmuseum<br />

e<strong>in</strong>en neuen digitalen Projektor im DCP-Standard, womit auch<br />

Vorführungen <strong>in</strong> 3D möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Fokus/ Schwerpunkte/ Konzeption<br />

Der Fokus liegt heute auf den zwei Säulen Filmprogramm und<br />

Restaurierung, wobei das K<strong>in</strong>oprogramm den Schwerpunkt bildet.<br />

Zudem gibt das Filmmuseum <strong>in</strong>nerhalb der Reihe „Edition<br />

Filmmuseum“ DVDs heraus, auf denen auch neue Restaurierungen<br />

präsentiert werden. Die DVD-Reihe wird <strong>in</strong> unregelmäßigen Abständen<br />

erweitert. Das Programmheft, das man als Mitglied des<br />

Freundeskreises zugeschickt bekommt und ansonsten im Filmmuseum<br />

gedruckt mitnehmen und im Internet als PDF abrufen<br />

kann, wird zum Teil von den Mitarbeitern selbst verfasst, zum<br />

Teil von Filmjournalisten. Das Filmmuseum kooperiert neben der<br />

DVD-Produktion auch im Bereich der Filmreihen mit anderen Institutionen,<br />

wie dem Haus der Kunst 2009 für die Apichatpong-<br />

Weerasethakul-Reihe. Das Museum zeigte die Filme und parallel<br />

dazu fand e<strong>in</strong>e Ausstellung des Künstlers im Haus der Kunst statt.<br />

Claudia Engelhardt berichtet, dass ohne die gute Zusammenarbeit<br />

mit anderen Kultur<strong>in</strong>stitutionen vieles nicht machbar wäre.<br />

Unter anderem arbeitete man schon mit der Bayerischen Staatsoper,<br />

der Bayerischen Architektenkammer, <strong>Museen</strong>, der Münchner<br />

Volkshochschule (MVHS) und Filmemachern selbst zusammen. Die<br />

MVHS übernahm für die P<strong>in</strong>a-Bausch-Reihe für ausgewählte Vorstellungen<br />

den Vorverkauf und warb u. a. mit Postkarten gezielt<br />

für die Reihe.<br />

Die meisten der gezeigten Filme werden geliehen, ca. 30%<br />

stammen aus dem eigenen Archiv, der Rest kommt aus anderen<br />

Archiven, aus Filmmuseen <strong>in</strong> den USA und Europa, großen Studios<br />

und auch aus regulären Verleihen. Für jeden Film müssen die<br />

Rechte abgeklärt, die Transporte organisiert und – bei Farbfilmen<br />

– die Farben überprüft werden. So s<strong>in</strong>d z. B. Filme der 70er Jahre<br />

oft rotstichig. Zum Teil werden Kopien für das Archiv des Filmmuseums<br />

extra angefertigt, wenn es z. B. nur noch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />

DVD existiert. So gab es von dem Film „Die weiße Rose“ von Mi-<br />

Museumsporträt 41<br />

Ludwig Maria Vogl (Gruppe Illum<strong>in</strong>ago) an der Laterna Magica.


42 Museumsporträt<br />

a E<strong>in</strong> Glasdia zum Thema Armut für e<strong>in</strong>e Laterna Magica.<br />

b Coral<strong>in</strong>e (3D-Film).<br />

chael Verhoeven, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Retrospektive gezeigt werden sollte,<br />

ke<strong>in</strong>e spielbare Kopie mehr im Verleih, so dass ausnahmsweise<br />

e<strong>in</strong>e neue Filmkopie gezogen wurde.<br />

Filmprogramm<br />

2010 gewann das Filmmuseum München zum dritten Mal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander<br />

den ersten Preis des K<strong>in</strong>ematheksverbunds für das beste<br />

Filmprogramm der kommunalen und nicht-kommerziellen K<strong>in</strong>os.<br />

Die Filmreihen werden nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt,<br />

dabei spielen persönliche Ideen und Vorlieben ebenso e<strong>in</strong>e<br />

Rolle, wie das Programm der anderen Archive etwa <strong>in</strong> London,<br />

Kopenhagen und Stockholm das Programm <strong>in</strong>spirieren können.<br />

Auch Vorschläge von außen fließen mit e<strong>in</strong> und die Kostenfrage,<br />

da es sich um bezahlbare Reihen handeln sollte. Kalenderdaten<br />

wie Jubiläen und Geburtstage f<strong>in</strong>den ihren Platz neben den fest<br />

e<strong>in</strong>geplanten regelmäßigen Reihen wie Film & Psychoanalyse, den<br />

Festivals und den Architekturfilmtagen. E<strong>in</strong>- bis zweimal pro Jahr<br />

werden große Reihen gezeigt, die kle<strong>in</strong>eren werden um sie herum<br />

gruppiert. Aber auch Verfügbarkeit, Fassungen, Kosten, aktuelle<br />

Anlässe und neue Restaurierungen spielen bei der Wahl<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Im Februar 2010 gab es Vorstellungen mit e<strong>in</strong>er Laterna Magica,<br />

e<strong>in</strong>em Vorläufer des heutigen K<strong>in</strong>os. Die Gruppe „Illum<strong>in</strong>ago“,<br />

die ihre Laterna Magica dafür im Filmmuseum aufbauten und das<br />

Programm des Abends gestalteten, kamen beim Publikum sehr gut<br />

an, welches mehrfach zur Interaktion durch Mits<strong>in</strong>gen aufgefordert<br />

wurde. So konnte anschaulich die spektakuläre Vorform des<br />

heutigen K<strong>in</strong>oerlebnisses nachempfunden werden. Projekte wie<br />

dieses s<strong>in</strong>d sehr aufwändig, da e<strong>in</strong> Umbau und Aufbau im K<strong>in</strong>o erforderlich<br />

ist. Anfang Dezember konnte man mit dem Daumenk<strong>in</strong>ographen<br />

Volker Gerl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>en weiteren Vorläufer der bewegten<br />

Le<strong>in</strong>wandbilder sehen. Der Filmemacher und Fotograf zeigte e<strong>in</strong>e<br />

Reihe se<strong>in</strong>er Foto-Daumenk<strong>in</strong>os die er <strong>in</strong> über zehn Jahren auf<br />

se<strong>in</strong>en Reisen durch Deutschland aufgenommen hat. Im ersten<br />

Moment blicken die abgelichteten Personen auf normale Art <strong>in</strong><br />

die Kamera, doch der Überraschungseffekt, dass nicht e<strong>in</strong>es, sondern<br />

über 20 Bilder geschossen werden, verleitet die meisten zu<br />

e<strong>in</strong>em ansteckenden Lachen und spontanen Handlungen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt war 2010 die 3D-Filmreihe. Als<br />

E<strong>in</strong>leitung gab es e<strong>in</strong>en Vortrag von Museumsleiter Stefan Drößler<br />

zur Geschichte des 3D-Films, der so gut besucht war, dass er<br />

wiederholt wurde. In diesem Vortrag erfuhr man, dass es bereits<br />

seit den Anfängen des K<strong>in</strong>os Versuche gab, Filme <strong>in</strong> 3D wiederzugeben,<br />

doch war die Technik für die Wiedergabe <strong>in</strong> 3D immer<br />

kostspieliger. Sehr spannend war die Information, dass bereits<br />

Georges Méliès <strong>in</strong> den 1890er Jahren aus Versehen 3D-Filme produzierte,<br />

ohne es auch nur zu ahnen: Er ließ zwei Kameras parallel<br />

filmen und diese Filme konnten nun übere<strong>in</strong>andergelegt werden<br />

und erzeugen e<strong>in</strong>en zum Teil sehr schönen 3D-Effekt. Man erfuhr<br />

sehr fundierte Details zu den jeweils unterschiedlichen 3D-<br />

Techniken und sah Filmausschnitte aus allen Jahrzehnten bis <strong>in</strong><br />

die 90er des 20. Jahrhunderts. Von den Vorformen des K<strong>in</strong>os bis<br />

h<strong>in</strong> zur den aktuellsten technischen Entwicklungen im 3D-Bereich<br />

zeigte das Filmmuseum auf diese Weise die Bandbreite der<br />

Filmgeschichte.<br />

Das Programmheft, unter der Leitung von Enno Patalas noch<br />

e<strong>in</strong> nur die Credits auflistender getippter DIN A5-Zettel, wurde<br />

1995 durch das K<strong>in</strong>omagaz<strong>in</strong> „off“ ersetzt, das 2010 durch e<strong>in</strong><br />

monatlich bis zweimonatlich ersche<strong>in</strong>endes Filmprogramm ausgetauscht<br />

wurde. Seit März 2003 gibt es das Programm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

aktuellen Form, mit detaillierten H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />

zu den Filmen und Reihen mit den „Open Scene“ Term<strong>in</strong>en, die<br />

erst kurzfristig festgelegt werden und über die e<strong>in</strong> Emailverteiler<br />

<strong>in</strong>formiert.


Edition Filmmuseum<br />

Die DVDs der editionen-Reihe gewannen schon Preise u. a. <strong>in</strong><br />

Bologna. In Fachblogs werden vor allem die Sorgfalt der Editierung<br />

und das gelungene Zusatzmaterial hervorgehoben. Die<br />

DVD-Reihen werden im Verbund mit anderen Filmarchiven und<br />

kulturellen Institutionen im deutschen Sprachraum publiziert.<br />

Darunter f<strong>in</strong>den sich Titel zu neuen Restaurierungen, filmischen<br />

Entdeckungen und ausgewählten Archivschätzen. Zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d<br />

die Auswahl der Filme und der Shop im Internet unter www.edition-filmmuseum.com.<br />

Restaurierung<br />

Die Restauration der Filme wird heute nur noch digital vorgenommen.<br />

Hierfür werden die Orig<strong>in</strong>ale e<strong>in</strong>gescannt, Zwischentitel neu<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, Kratzer entfernt, Farben retuschiert und e<strong>in</strong> schlechter<br />

Bildstand ausgeglichen. Das passiert nicht im Haus selbst, sondern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em spezialisierten Studio, geme<strong>in</strong>sam mit Mitarbeitern<br />

und externen Fachleuten. Orig<strong>in</strong>ale Fassungen werden auf diese<br />

Weise mite<strong>in</strong>ander abgeglichen.<br />

Das Filmmuseum rekonstruierte beispielsweise „Metropolis“<br />

von Fritz Lang und zeigte diese Fassung am 24. und 25. Oktober<br />

1988 mit der Orig<strong>in</strong>almusik von Gottfried Huppertz im Münchner<br />

Kulturzentrum Gasteig. Darauf basiert die digitale Fassung,<br />

die 2001 auf dem „Internationalen Filmfestspielen Berl<strong>in</strong>“ gezeigt<br />

wurde und e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des Deutschen K<strong>in</strong>ematheksverbundes<br />

ist.<br />

Freundeskreis MFZ –<br />

Münchner Filmzentrum e. V.<br />

Fast jede Abteilung des Münchner Stadtmuseums hat ihren eigenen<br />

Freundeskreis, Der Freundeskreis des Filmmuseums MFZ<br />

trifft sich e<strong>in</strong>mal im Monat geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em Filmmuseumssprecher.<br />

Für e<strong>in</strong>en Beitrag von 20 € pro Jahr werden die Programmhefte<br />

zugeschickt und ermäßigter E<strong>in</strong>tritt zu den Vorführungen<br />

gewährt. Zweimal im Jahr betreut der Freundeskreis das<br />

Zuschauerk<strong>in</strong>o, das selbstständig von den Mitgliedern durchgeführt<br />

wird, mit Programm und Ausschreibung. Der Freundeskreis<br />

kann Programmvorschläge an die Museumsleitung geben, die die<br />

Gestaltung aber letztlich bestimmt. Vere<strong>in</strong>zelt werden Programmtexte<br />

von Mitgliedern geschrieben, E<strong>in</strong>führungen gehalten, oder<br />

beispielsweise wird bei der Übersetzung russischer Zwischentitel<br />

geholfen. Der Freundeskreis umfasst momentan ca. 150 Mitglieder<br />

und ist im Internet unter www.muenchner-filmzentrum.de<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

<strong>Museen</strong> und E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Deutschland, die<br />

sich mit Filmgeschichte befassen (Auswahl)<br />

• Bonner K<strong>in</strong>emathek: Der K<strong>in</strong>osaal ist <strong>in</strong> das Landesmuseum<br />

Bonn <strong>in</strong>tegriert<br />

www.bonnerk<strong>in</strong>emathek.de<br />

• Filmmuseum Potsdam: Die Dauer-, Foyer- und Wechselausstellungen<br />

widmen sich der Filmgeschichte, im Schaudepot und<br />

Foyer wird historische Filmtechnik präsentiert. Das K<strong>in</strong>o zeigt<br />

aktuelle Filme und bietet die Möglichkeit Wunschfilme vorzuführen.<br />

www.filmmuseum-potsdam.de<br />

• Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Das Museum bef<strong>in</strong>det<br />

sich ab Frühjahr 2011 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Neubau. Neben den Filmreihen<br />

f<strong>in</strong>den jährlich bis zu acht Sonderausstellungen statt, die<br />

sich der <strong>in</strong>ternationalen und nationalen Filmgeschichte widmen.<br />

Thematisch reicht dabei die Bandbreite von den Anfängen<br />

des K<strong>in</strong>os bis zur Gegenwart mit den verschiedenen Epochen<br />

und Genres. Gezeigt werden Werke bedeutender Regisseure,<br />

Museumsporträt 43<br />

Schauspieler und Filmarchitekten. Foto- und Plakatausstellungen<br />

und Ausstellungskataloge runden das Programm ab.<br />

Seit 1984 wurden 170 Sonderausstellungen realisiert.<br />

http://dasneuefilmmuseum.de/dnfm<br />

• Deutsche K<strong>in</strong>emathek - Museum für Film und Fernsehen Berl<strong>in</strong>:<br />

Das Museum zeigt Sonderausstellungen und e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />

zur Filmgeschichte von den Pionieren des K<strong>in</strong>os<br />

über Stummfilm-Diven, Filme der Weimarer Republik und<br />

des Nationalsozialismus, Marlene Dietrich, Exil <strong>in</strong> Hollywood,<br />

Nachkriegsfilme und deutsches Gegenwartsk<strong>in</strong>o. Das Museum<br />

besitzt e<strong>in</strong> eigenes K<strong>in</strong>o, zudem gibt es e<strong>in</strong>en Verleih und museumspädagogisches<br />

Programm.<br />

www.filmmuseum-berl<strong>in</strong>.de<br />

• Filmmuseum Düsseldorf: Das Filmmuseum zeigt aktuelle ausgewählte<br />

Filmreihen, wie z.B. japanische Filmwochen. Die Sonderausstellungen<br />

beschäftigen sich mit Filmkostümen, e<strong>in</strong>zelnen<br />

Filmen oder Regisseuren. Das Filmarchiv und die Bibliothek<br />

dienen zur Forschung. Die Dauerausstellung zeigt die Filmgeschichte<br />

und den Kult um den Film, e<strong>in</strong>zelne Räume s<strong>in</strong>d thematisch<br />

nach Stumm-, Ton-, Farb- und Trickfilm gegliedert.<br />

www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum<br />

Filmmuseen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

• Zeiler Foto- und Filmmuseum: 1993 wurde das Museum im<br />

e<strong>in</strong>stigen „Caritashaus“ von 1929 eröffnet. Seit 1995 beherbergt<br />

es e<strong>in</strong>e filmhistorische Abteilung mit technischen Exponaten<br />

zur Filmgeschichte, darunter Vorläufer des Films, Kameras,<br />

Projektoren und Plakate. Daneben wird die Geschichte der<br />

Fotografie gezeigt.<br />

www.zeiler-fotomuseum.de<br />

• Museum Film-Photo-Ton Gemünden a. Ma<strong>in</strong>: Das 2005 eröffnete<br />

Museum stellt technische Geräte zur Filmgeschichte<br />

aus, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>o besteht die Möglichkeit <strong>in</strong> Gruppen<br />

an Filmvorführungen teilzunehmen. Das Museum bef<strong>in</strong>det sich<br />

<strong>in</strong> dem ehemaligen bischöflichen Huttenschloss von 1711 am<br />

Saaleufer.<br />

www.film-photo-ton.de/<strong>in</strong>dex.html<br />

Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, Tel. 089/233-<br />

96450, Fax -23931, filmmuseum@muenchen.de, www.stadtmuseum-onl<strong>in</strong>e.de/filmmu.htm<br />

Vorführzeiten des Filmmuseums: Di., Mi., Fr., Sa., So. 18.30 u.<br />

21, Do. 19 Uhr<br />

Auf der Homepage f<strong>in</strong>det man das aktuelle Programmheft als PDF.<br />

Für Informationen sei Claudia Engelhardt, der stellvertretenden Leiter<strong>in</strong><br />

des Filmmuseums, gedankt.


44 Arbeitshilfen<br />

Museum und Web 2.0<br />

Von der Push- zur Pull-Generation<br />

Sybille Greis<strong>in</strong>ger<br />

a Grafik „How much time does Web 2.0 take?“ von N<strong>in</strong>a Simon.<br />

b Screenshot des Facebooke<strong>in</strong>trags der Villa Stuck, München.<br />

Seite mit den über flickr e<strong>in</strong>gebundenen Fotografien.<br />

Was ist Web 2.0? Wie funktionieren soziale Netzwerke? Lohnt<br />

sich der E<strong>in</strong>satz von Social Media auch für <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Auftaktveranstaltung<br />

„stARTmuseum“ 1 der Tagung „stARTconference“<br />

(9.-10.09.2010, vgl. Tagungsbeitrag von Sab<strong>in</strong>e Garau, S. 67) <strong>in</strong><br />

Duisburg (www.startconference.org). Anlass genug für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> dieses aktuelle Thema sowie e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Blick auf<br />

die Aktivitäten <strong>in</strong> der Museumslandschaft <strong>in</strong> diesem Bereich zu<br />

werfen.<br />

Für viele <strong>Museen</strong> und Kulture<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d die Nutzung<br />

und vor allem der Nutzen von Social Media und Web 2.0 unklar.<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal ist Web 2.0 2 ke<strong>in</strong>e neue Art des Internets, sondern<br />

umschreibt e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel, der sich bereits seit<br />

2004 im Internet vollzieht: Der Nutzer wandelte sich dabei vom<br />

re<strong>in</strong>en Konsumenten zum Produzenten im WWW; entsprechende<br />

Instrumentarien und Anwendungen s<strong>in</strong>d unter dem Begriff Web<br />

2.0 oder Social Media zusammengefasst. Das Web 2.0 ist also<br />

e<strong>in</strong>e Art „Mitmach-Web“, das se<strong>in</strong>e Stärken <strong>in</strong> der Kollaboration<br />

und Interaktion versteht. Anwendungen, die e<strong>in</strong>e Partizipation<br />

erlauben, s<strong>in</strong>d beispielsweise das Social Bookmark<strong>in</strong>g 3 , Podcasts,<br />

RRS-Feeds 4 , Social Tagg<strong>in</strong>g5, Weblogs, Mashups, Foto- wie Video-Shar<strong>in</strong>g<br />

Portale oder Social Media Plattformen. 6 Woh<strong>in</strong> aber<br />

die Reise tatsächlich geht, weiß niemand so genau. Das Fazit des<br />

Keynote-Sprechers der „stARTmuseum“, der <strong>in</strong>ternational agierende<br />

Trendforscher und Medienfuturist Gerd Leonhard, war allerd<strong>in</strong>gs<br />

deutlich: Öffnen und Vernetzen ist für Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

wichtig, ja geradezu e<strong>in</strong>e Überlebensstrategie. Dabei geht<br />

der Trend im Internet zu Videos, zu Smartphones und mobilen<br />

Endgeräten, woh<strong>in</strong> sich die Nutzung des Internets <strong>in</strong> den nächsten<br />

Jahren deutlich verlagern wird.<br />

Band<strong>in</strong>g statt Brand<strong>in</strong>g<br />

Band<strong>in</strong>g statt Brand<strong>in</strong>g lautet die Devise, was über die Interaktion<br />

der Institution mit se<strong>in</strong>en Besuchern bzw. „Freunden“ erreicht<br />

werden soll. Das Teilhaben an der täglichen Museumsarbeit und<br />

der gewährte Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen sowie e<strong>in</strong>e langfristige<br />

B<strong>in</strong>dung schaffen und sorgt automatisch für Empathie.Unterm<br />

Strich kann so ohne großen Aufwand und f<strong>in</strong>anziellen Investitionen<br />

Medienaufmerksamkeit erlangt werden („earned media“),<br />

sieht man e<strong>in</strong>mal vom Aufwand der Pflege und der notwendigen<br />

kreativen wie strategischen Planung zunächst e<strong>in</strong>mal ab.<br />

Die so genannte soziale Software bzw. sozialen Services<br />

stehen überwiegend kostenfrei im Internet zur Verfügung und<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach und <strong>in</strong>tuitiv bedienbar. Was <strong>in</strong> der Umsetzung und<br />

Pflege Personalkosten verursacht und gut geplant se<strong>in</strong> sollte, ist<br />

dann der gezielte E<strong>in</strong>satz der Anwendungen sowie deren kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Betreuung. E<strong>in</strong>e grobe E<strong>in</strong>schätzung nach Umfang der<br />

Web 2.0-Maßnahme kann man der nebenstehenden Grafik „How<br />

much time does Web 2.0 take?“ entnehmen oder das Tutorial<br />

von Annette Schw<strong>in</strong>dt zu Rate ziehen, das dezidiert erklärt, wie<br />

Kulture<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e Fanseite auf Facebook erstellen können(www.startconference.org/2009/11/02/annette-schw<strong>in</strong>dt-facebook-fanseiten-fur-kulture<strong>in</strong>richtungen-und-kulturschaffende/).<br />

7<br />

Skalierbarer E<strong>in</strong>stieg<br />

Was aber ist die jeweils passende Maßnahme für das eigene Haus,<br />

und „verzettelt“ man sich nicht schnell mit all den unterschiedlichen<br />

Angeboten, die man am besten alle nutzen soll? Der Vorteil<br />

der Social Media liegt gerade <strong>in</strong> deren Skalierbarkeit. Die<br />

Angebote können jederzeit erweitert werden durch Erzeugung<br />

von Synergien und Mehrfachnutzung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Anwendungen<br />

wie Newsfeeds, Flickr, Youtube, Twitter, die beispielsweise<br />

auf Facebook oder auf der eigenen Webseite <strong>in</strong>tegrierbar<br />

s<strong>in</strong>d. Unbed<strong>in</strong>gt ratsam ist aber immer, dass der E<strong>in</strong>satz der Web<br />

2.0-Anwendungen auf die jeweilige Institution zugeschnitten,


entsprechend strategisch geplant, langfristig umsetzbar, zielgruppenrelevant,<br />

zeitlich, f<strong>in</strong>anziell und technisch den eigenen<br />

Möglichkeiten angepasst ist. Voraussetzung ist natürlich zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e eigene Homepage, wofür mit der E<strong>in</strong>führung<br />

des Content Management System (CMS) zum Bau e<strong>in</strong>er Homepage,<br />

die die Landesstelle als Pilotprojekt den bayerischen <strong>Museen</strong><br />

ab 2011 zur Verfügung stellen wird, der Weg geebnet ist. 8<br />

Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Kommunikationsfähigkeit sowie das Interesse und<br />

die Neugier für das Medium erforderlich, um nach anfänglicher<br />

Aufbruchsstimmung kont<strong>in</strong>uierlich am Ball zu bleiben.<br />

Rank<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Ermutigung im Arbeitsprozess kann dabei das Rank<strong>in</strong>g<br />

bieten, das e<strong>in</strong>e Rückmeldung auf den Erfolg auf Twitter<br />

oder Facebook misst, wenn man ihn ausschließlich auf Zahlen reduzieren<br />

will. Es gibt bereits mehrere Institutionen die regelmäßige<br />

Ergebnislisten liefern: So bieten visitatio (www.visitatio.de/<br />

Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.html – Stand November<br />

2010) sowie talk about (www.talkabout.de/twitter/kunst/ - die<br />

Daten werden hier stündlich aktualisiert) e<strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g von <strong>Museen</strong><br />

und Kulture<strong>in</strong>richtungen auf Twitter. E<strong>in</strong>e qualitative Studie<br />

von Kulture<strong>in</strong>richtungen auf Facebook und Twitter untersucht<br />

derzeit Ulrike Schmid auf ihrem Block: http://kulturzwe<strong>in</strong>ull.eu/<br />

<strong>in</strong>dex.php/studie-museen-und-orchester-im-social-web/. Die Ergebnisse<br />

sollen zukünftig ebenfalls dort publiziert werden. Des<br />

Weiteren bietet PR-Kloster beschränkt auf die Ränge 1-20 e<strong>in</strong>e<br />

Übersicht der <strong>Museen</strong> und Ausstellungshallen <strong>in</strong> Deutschland auf<br />

Facebook und Twitter (www.pr-kloster.de/2010/12/03/rank<strong>in</strong>g-museen-bei-twitter-und-facebook-november2010/<br />

- Stand November<br />

2010). In dem monatlich von visitatio veröffentlichten Rank<strong>in</strong>g<br />

tauchen beispielsweise <strong>Museen</strong> auf, von denen man bislang kaum<br />

bis gar nicht gehört hatte. So f<strong>in</strong>det sich das kürzlich der drohenden<br />

Schließung entgangene Alemannenmuseum <strong>in</strong> Ellwangen<br />

auf Platz 9 mit 1.575 oder das Buchstabenmuseum <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> mit<br />

414 Followers auf Platz 40. Dies zeigt deutlich die Chance auch<br />

für kle<strong>in</strong>ere <strong>Museen</strong>, sich über ihren lokalen Wirkungsraum erfolgreich<br />

<strong>in</strong>s World Wide Web zu vergrößern.<br />

Kontrollverlust<br />

E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wand, der <strong>in</strong> Bezug auf kommunikative Werkzeuge im Internet<br />

immer wieder auftaucht, soll an dieser Stelle aber auch genannt<br />

werden. Der Kontrollverlust, der mit dem Sich-Öffnen via<br />

Web 2.0 e<strong>in</strong>hergeht, wird von vielen Kultur<strong>in</strong>stitutionen gemieden,<br />

da hier Bedenken h<strong>in</strong>sichtlich Missbrauch, ungerechtfertigter<br />

Kritik, Wegbereiter von Banalitäten und Unwissenschaftlichkeit<br />

bestehen, die sich eventuell auch negativ auf die Reputation<br />

auswirken könnten. Mit Blick auf Kulture<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> den USA<br />

oder England, die sich schon früh auf das Social Media Market<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>gelassen haben, lässt sich dies nicht bestätigen. Sogar<br />

im Gegenteil: E<strong>in</strong> schlagendes Beispiel eder zweite Referent der<br />

„stARTmuseum“, Christian Henner-Fehr, der als Mitorganisator<br />

agiert (? Bei der Tagung? Dann „agierte“) und als freiberuflicher<br />

Kulturmanager <strong>in</strong> Wien Kulture<strong>in</strong>richtungen bei der Entwicklung<br />

und Implementierung von Social Media Strategien berät, anhand<br />

des medialen Überraschungserfolgs des Royal Opera Houses <strong>in</strong><br />

London auf.<br />

Web 2.0 Anwendungen im Überblick<br />

Twitter<br />

Im September dieses Jahres führte das Royal Opera House e<strong>in</strong>e<br />

„Volksoper“ auf, deren Texte aus Twitter-Botschaften bestanden.<br />

Aufzug e<strong>in</strong>s, Szene e<strong>in</strong>s war nach 40 Tweets, so nennt man die<br />

auf 140 Zeichen limitierten Kurzbotschaften des Microblogs, <strong>in</strong><br />

kürzester Zeit abgeschlossen. Auch hier befürchtete man, dass das<br />

Royal Opera House nicht mehr ernst genommen würde. Doch das<br />

Arbeitshilfen 45<br />

Experiment evozierte e<strong>in</strong>e überwältigende Presseresonanz, die das<br />

Experiment als sehr werbewirksames Market<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument zeigte.<br />

(Video vom Arbeitsprozess auf Youtube: www.youtube.com/v/C7_<br />

GOVSGheI) Allerd<strong>in</strong>gs ist es von Vorteil, zielgerichtet Projekte auf<br />

Twitter zu lancieren oder den Microblog aus e<strong>in</strong>em vorhandenen<br />

Weblog oder regelmäßigen Newsletter mit zu speisen. Twitter<br />

mag vielleicht neben dem Feedreader, SocialBookmark<strong>in</strong>g oder<br />

dem Newsletter die simpelste Möglichkeit zu se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong>s Web 2.0 zu f<strong>in</strong>den, doch wird bereits hier deutlich, dass es<br />

essentiell ist, Synergien zu schaffen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Angeboten,<br />

das heißt Beiträge e<strong>in</strong>es Blogs auch auf Twitter oder<br />

dem Newsletter zur Verfügung zu stellen, oder Fotos und Videos<br />

auf Flickr und YouTube <strong>in</strong> die Homepage wie auch dem Facebook-<br />

Profil zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Der Schritt von Off- zu Onl<strong>in</strong>e und umgekehrt ist e<strong>in</strong> weiteres<br />

Desiderat. So hat beispielsweise das Neanderthal Museum <strong>in</strong><br />

Mettmann gute Erfahrungen mit dem Bereitstellen von Besucherfotos<br />

onl<strong>in</strong>e gemacht, Museumsbesucher auch <strong>in</strong>s Netz zu bekommen,<br />

durch das. Doch umgekehrt gel<strong>in</strong>gt dies nur schwer. Das<br />

ZKM <strong>in</strong> Karlsruhe hat hierzu e<strong>in</strong>en Vorstoß gewagt, <strong>in</strong>dem es mit<br />

e<strong>in</strong>er Twitter-Aktion e<strong>in</strong> Mittagessen der Follower-Geme<strong>in</strong>de im<br />

Museum auslobte. Man kann dort im Dezember 2010 e<strong>in</strong>e Führung<br />

und e<strong>in</strong> Mittagessen mit den Künstlern Elmgreen & Dragset<br />

ersteigern. 9 Gerade diese Onl<strong>in</strong>e-Offl<strong>in</strong>e-Synergien machen Social<br />

Media erst wertvoll, aber hier zeigt sich auch, dass Kreativität<br />

und Innovation unerlässlich s<strong>in</strong>d.<br />

Social Media Plattform: Facebook<br />

Facebook sieht Leonhard als besonders zukunftsträchtig, denn das<br />

soziale Netzwerk soll se<strong>in</strong>er Ansicht nach langfristig die Position<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen „Sendeplattform“ e<strong>in</strong>nehmen, die wir heute<br />

etwa dem ZDF zugestehen. Das Wirkungspr<strong>in</strong>zip im WWW der<br />

Web 2.0-Generation lautet „Geben und Nehmen“, das heißt, der<br />

Nutzer kann via sozialen Medien kostenfrei Insider<strong>in</strong>formationen<br />

erhalten, Fotos oder pdfs herunterladen, Gutsche<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>lösen, aktiv<br />

an Wettbewerben teilnehmen oder Feedback geben. Er wirkt<br />

dafür als Multiplikator für die jeweilige Institution. E<strong>in</strong> schönes<br />

Beispiel hierfür ist das NRWForum <strong>in</strong> Düsseldorf, das zu Weihnachten<br />

e<strong>in</strong>e Coupon-Aktion gestartet hat, um für neue Fans auf<br />

Facebook zu werben: Wer dort „Gefällt mir“ anklickt, bekommt im<br />

nächsten Jahr e<strong>in</strong>en kostenlosen Ausstellungsbesuch geschenkt.<br />

Mittels Verl<strong>in</strong>kungen, Post<strong>in</strong>gs, Kommentierungen sowie eben<br />

diesem „Gefällt mir-Button“ wird auf Facebook für alle „Freunde“<br />

sichtbar, wo die jeweiligen Vorlieben und Interessen liegen. Im<br />

Schnitt s<strong>in</strong>d das 130 „Freunde“ pro Nutzer. 10 Private Kontakte <strong>in</strong><br />

Höhe von vierhundert Freunden s<strong>in</strong>d aber auch ke<strong>in</strong>e Seltenheit,<br />

kommerzielle Seiten kommen sogar auf mehrere tausend.<br />

Wer also Web 2.0 heute noch als Spielerei im Internet abtun<br />

möchte, dem stehen Zahlen und Fakten gegenüber, die das<br />

Gegenteil beweisen. Das WWW mit geschätzten 25 Milliarden<br />

Webseiten und fast 50 Millionen Nutzern <strong>in</strong> Deutschland ist „erwachsen“<br />

geworden. Und auch die Statistik von Facebook lässt<br />

sich sehen, denn nach nur 6 Jahren ist das Unternehmen zur<br />

viertgrößten Webseite geworden mit weltweit etwa 500 Millionen<br />

aktiven Nutzern, alle<strong>in</strong> 4 Millionen <strong>in</strong> Deutschland. 11<br />

Der e<strong>in</strong>zelne Nutzer kann auf sozialen Plattformen 12 regelrechte<br />

Informationswellen auslösen, wenn er se<strong>in</strong>en Freunden etwas<br />

empfiehlt und diese wiederum ihren Freunden und so fort.<br />

Leonhard nennt diese Vernetzung „shared passion“, was man beispielsweise<br />

von der recht e<strong>in</strong>geschworenen Fangeme<strong>in</strong>de der Firma<br />

Apple kennt. Viele Firmen und <strong>Museen</strong> haben diese simple wie<br />

wirksame Möglichkeit des Market<strong>in</strong>gs (Social Media Market<strong>in</strong>gs)<br />

bereits erkannt. Es geht aber nicht nur darum, se<strong>in</strong>e Institution<br />

werbewirksam zu platzieren und auf die automatische Multiplizierung<br />

der Werbebotschaft zu setzten, sondern auch um den


46 Arbeitshilfen<br />

a Darstellung des Facebook-Netzwerks. Die Facebook-Landschaft<br />

sieht für alle <strong>in</strong>dividuell aus, je nachdem, wie das Freundes-Netzwerk<br />

aufgebaut ist.<br />

b Blog des Jüdischen Museums München.<br />

c Sceenshot des YouTube Channels des Deutschen Museums,<br />

München.<br />

Mehrwert, wenn man den Benutzer aktiv <strong>in</strong> Forschungsprojekte,<br />

zur Objektidentifizierung oder bei Besucherumfragen e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det.<br />

Dies zeigt beispielsweise der Sender CNN, wenn er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „usergenerated<br />

Section“ (http://ireport.cnn.com/) auf se<strong>in</strong>er Webseite<br />

Fotos der Zuschauer für Nachrichtenmeldungen verwendet. Aber<br />

auch das NRW Forum Düsseldorf setzt auf Web 2.0 für Besucherumfragen<br />

bei ihrer Montagsfrage, beispielsweise: „Was wären<br />

Ihre/Eure Wunschöffnungszeit für <strong>Museen</strong>“ Das Stadtgeschichtliche<br />

Museum Leipzig hat e<strong>in</strong>e Rückmeldemöglichkeit per Onl<strong>in</strong>e-<br />

Formular <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Objektdatenbank <strong>in</strong>tegriert (Vgl. museum heute<br />

38, Juli 2010, S. 67).<br />

Der Weblog<br />

Dreh- und Angelpunkt der verschiedenen Web 2.0 Anwendungen<br />

ist zumeist e<strong>in</strong> eigener Weblog, aus dem Twitter, Facebook oder<br />

auch der Newsletter wie RSS-Feed zentral gespeist werden. Im<br />

Weblog können nicht nur längere Texte, sondern auch Fotos und<br />

Videos e<strong>in</strong>gebunden werden. Die E<strong>in</strong>träge werden getagged wie<br />

kommentiert. Hervorragend eignet sich auch e<strong>in</strong> Blog, will man<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche Plattform für Sonderausstellungen, Restaurierungskampagnen,<br />

Datenbankprojekte oder aktuelle Sonderthemen<br />

nutzen, die nicht auf der eigenen Homepage untergebracht<br />

werden sollen. Das Lenbachhaus <strong>in</strong> München hatte gerade <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht 2006 bei der Retrospektive zu Franz Marc sehr gute<br />

Erfahrungen gemacht, was der Institution den Schritt <strong>in</strong>s Web<br />

2.0 erleichterte.<br />

Es muss aber nicht immer e<strong>in</strong> so extravagantes Projekt se<strong>in</strong>,<br />

wie etwa auch das vom Museum of Science und Industry <strong>in</strong> Chicago,<br />

das unlängst für Presserummel sorgte. Dort ließ man e<strong>in</strong>e<br />

Blogger<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Monat im Museum verleben und von dort e<strong>in</strong>en<br />

Blog (www.msichicago.org/matm) betreiben. Weblogs sollten gerade<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Häusern <strong>in</strong> den Arbeitsalltag <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> und<br />

e<strong>in</strong>e persönliche Note bewahren, um praxisnah zu se<strong>in</strong> und Informationen,<br />

die eben über andere Kanäle wie etwa Ausstellungspublikationen,<br />

Flyer u.s.w. nicht zu bekommen s<strong>in</strong>d, zu bieten. Aber<br />

nicht nur eigene Inhalte, sondern auch Verl<strong>in</strong>kungen zu fremden<br />

Blogs mit thematischer Relevanz können die Arbeit am Blog bereichern<br />

und eventuell auch zu Blog-Kooperationen führen, wie<br />

dies <strong>in</strong> Nürnberg von Seiten der Congress- und Tourismuszentrale<br />

aktuell angedacht wird. Auf jeden Fall kann e<strong>in</strong> Blog auch für<br />

kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> oder Vere<strong>in</strong>e das Mittel der Wahl se<strong>in</strong>, denn die<br />

Software ist kostenlos im Internet verfügbar, e<strong>in</strong>fach bedienbar<br />

und schnell mit der eigenen Homepage zu verl<strong>in</strong>ken. Die <strong>in</strong> Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

bislang schon im E<strong>in</strong>satz bef<strong>in</strong>dliche Software für<br />

Weblogs s<strong>in</strong>d neben Blogger (www.blogger.com) posterous (https://posterous.com/)<br />

oder WordPress (http://wordpress-deutschland.org/).<br />

Media-shar<strong>in</strong>g Platformen: flickr, Youtube und Co.<br />

Die führenden Video- und Fotoshar<strong>in</strong>g-Plattformen flickr, You-<br />

Tube oder Vimeo bieten e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, Anteil am<br />

Web 2.0 zu nehmen sowie diese Beiträge <strong>in</strong> bereits bestehende<br />

Anwendungen wie etwa die eigene Homepage oder auf Social<br />

Media-Plattformen zu <strong>in</strong>tegrieren. Man kann also mit e<strong>in</strong>em Netz<br />

quasi mehrere Fisch fangen. Dies ist umso <strong>in</strong>teressanter, wenn<br />

man weiß, dass flickr weltweit über 40 Millionen registrierte Benutzer<br />

aufweist und zu den 50 am stärksten frequentierten Seiten<br />

im Internet zählt. 13 Ähnliches gilt auch für YouTube. Warum<br />

sollte man diese Möglichkeit ungenutzt lassen? Die Villa Stuck<br />

sowie das Deutsche Museum <strong>in</strong> München bedienen sich bereits<br />

mit Fotos auf flickr bzw. e<strong>in</strong>em eigenen YouTube-Channel (www.<br />

youtube.com/deutschesmuseum?gl=DE&user=deutschesmuseum)<br />

dieser Instrumentarien. Auch private Fotos oder Videos von Museumsbesuchern<br />

oder von befreundeten Institutionen sollten <strong>in</strong><br />

den eigenen Pool aufgenommen bzw. verl<strong>in</strong>kt werden. Sie können


so e<strong>in</strong>e wertvolle Ergänzung zu den eigenen Inhalten se<strong>in</strong>. Es entspricht<br />

dem Medium, nicht nur Inhalte zu bieten, sondern auch<br />

andere für sich sprechen lassen, Synergien zu erzeugen. Die Solomon<br />

R. Guggenheim Foundation <strong>in</strong>itiierte <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne das<br />

Projekt „YouTube Play – e<strong>in</strong>e Biennale für kreative Videos“, das<br />

mittels Fachjury Videobeiträge aus der ganzen Welt ermittelte,<br />

die im Oktober 2010 gleichzeitig <strong>in</strong> allen Guggenheim-<strong>Museen</strong><br />

präsentiert wurden (www.youtube.com/play).<br />

Mashups und Widgets<br />

Neben Facebook und Twitter und Co. gibt es aber noch e<strong>in</strong>ige<br />

weitere Web 2.0 -Instrumente, die lediglich auf der eigenen Webseite<br />

implementiert werden müssen. Die simpelsten s<strong>in</strong>d der RSS-<br />

Newsfeed, das Social Bookmark<strong>in</strong>g sowie Mashups und Widgets.<br />

Widgets s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Web-Anwendungen wie etwa die Anzeige des<br />

Statuses der eigenen E-Mail-Konten, der aktuelle Wetterbericht,<br />

e<strong>in</strong> Kalender, Notizzettel oder To-do-Listen. Im Museumsbereich<br />

zeigt das Rijksmuseum Amsterdam hierfür e<strong>in</strong>e gelungene Praxisanwendung.<br />

Dort kann man das „Rijkswidget: Master-piece on<br />

your desktop“ (www.rijksmuseum.nl/widget) abbonieren und bekommt<br />

jeden Tag automatisch e<strong>in</strong> ausgewähltes Kunstwerk aus<br />

der Sammlung des Museums auf se<strong>in</strong> iPhone, iPod, se<strong>in</strong>en Computer-Desktop,<br />

zur Implementierung auf die eigene Website, den<br />

Blog oder das Profil auf Facebook zur Verfügung gestellt. 14 Ähnlich<br />

funktionieren auch Mashups, die über offene Programmierschnittstellen<br />

(APIs) neue Inhalte durch die Komb<strong>in</strong>ation bereits<br />

bestehender Features kreieren, wie beispielsweise die Integration<br />

von Googlemaps, auch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Flickr oder Youtube,<br />

auf der eigenen Homepage. 15<br />

Die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im Web 2.0<br />

Die Social Media Welle hatte Ende 2009 auch die bayerischen<br />

<strong>Museen</strong> erfasst. Die Zahl der auf Facebook und Co. vertretenen<br />

Institutionen ist allerd<strong>in</strong>gs noch relativ überschaubar, das Engagement<br />

allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t groß. Der Umfang, die Strategien<br />

wie deren Instrumentarien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Häusern recht verschieden.<br />

So ist die Präsenz im Web 2.0 beispielsweise <strong>in</strong> der Villa Stuck<br />

„Chefsache“. Der Auftritt auf Facebook, Myspace, Twitter sowie<br />

der betriebene Blog s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong>stitutionalisiert. Bei<br />

aller Euphorie sieht Michael Buhrs, der Direktor der Villa Stuck,<br />

auch den Arbeitsumfang, der, will man den Bereich der Social<br />

Media professionell anpacken, unweigerlich entsteht: „Generell<br />

muss man die Reichweite der sozialen Netzwerke und damit die<br />

echten Kontakte zum Publikum vorsichtig e<strong>in</strong>schätzen. S<strong>in</strong>nvoll<br />

s<strong>in</strong>d Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise, kurzfristige Rem<strong>in</strong>der, längerfristige<br />

Kontaktpflege wird sich über Facebook und Co. kaum herstellen<br />

lassen. Der Arbeitsaufwand ist sehr groß und <strong>in</strong> der Villa Stuck<br />

nicht <strong>in</strong>stitutionalisiert, die Pflege wird ’privat’ betrieben.“ 16 Dennoch,<br />

seit das Museum im Oktober 2010 twittert, ist es mit 1.109<br />

Followers bereits auf Platz 8 (Stand November 2010) im Rank<strong>in</strong>g<br />

der deutschen <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser gerutscht. 17 Dies<br />

zeigt natürlich e<strong>in</strong>erseits, dass das Feld der deutschen Museumslandschaft<br />

noch recht unbearbeitet ist, aber auch die Chance, sich<br />

rasch zu etablieren.<br />

Insbesondere die Münchner <strong>Museen</strong> zeigen sich bayernweit<br />

am <strong>in</strong>ternetaff<strong>in</strong>sten. Das jüngst h<strong>in</strong>zugekommene Jüdische<br />

Museum München ist e<strong>in</strong> weiteres Beispiel. Das Haus verteilt<br />

über den zentralen Blog Inhalte auf Facebook, Twitter, YouTube<br />

und ihren RSS-Feed. Das Redaktionsteam sieht das Museum<br />

als „wandelndes Laboratorium“ 18 , das sich gerade als solches<br />

gut im schnelllebigen Medium des Internets präsentieren lässt<br />

– weit besser als gedruckte Medien dies leisten könnten. Durch<br />

die messbaren Zugriffszahlen und Kommentierungsmöglichkeiten<br />

kann so abgelesen werden, welche Themen beim Besucher besonders<br />

gut ankommen oder wo weiterer Informationsbedarf besteht.<br />

Arbeitshilfen 47<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können die so breiter gestreuten Trefferanzeigen<br />

bei Suchmasch<strong>in</strong>en die Zugriffe auf Inhalte des Museums massiv<br />

steigern.<br />

Auch das Deutsche Museum unterhält e<strong>in</strong>en eigenen ScienceBlog<br />

(www.deutsches-museum.de/blog/) und richtete e<strong>in</strong>en<br />

YouTube-Channel (www.youtube.com/user/deutschesmuseum) e<strong>in</strong>,<br />

der Videos wie bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>er Fernseh-Kanal ane<strong>in</strong>anderreiht,<br />

wobei das Ersche<strong>in</strong>ungsbild sogar an die eigene Coporate Identity<br />

(CI) angepasst werden kann. Auf Facebook oder Twitter ist<br />

das Deutsche Museum jedoch noch nicht offiziell vertreten,doch<br />

gibt es e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>trag auf Facebook mit immerh<strong>in</strong> schon über 70<br />

„Freunden“ - llerd<strong>in</strong>gs ohne jegliches Zutun des Deutschen Museums.<br />

Besser ist es natürlich, sich selbst zu präsentieren und dieses<br />

Sprachrohr als Teil der Öffentlichkeitsarbeit gezielt zu nutzen.<br />

Daher sei gerade den größeren Institutionen geraten, den eigenen<br />

Namen vorsorglich bei Twitter und Facebook selbst zu belegen.<br />

An e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stig <strong>in</strong>s Web 2.0 <strong>in</strong>teressierte Museumsmitarbeiter,<br />

die im eigenen Haus noch Überzeugungsarbeiten leisten<br />

müssen, können sich den jährlichen Horizon Report 19 zur Gewähr<br />

nehmen, der vom New Media Consortium (NMC), e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />

besetzten non-profit Gesellschaft, jährlich herausgegeben<br />

wird. Der Report beschäftigt sich mit neuen Technologien<br />

für <strong>Museen</strong>, Archive und Bibliotheken. Die aktuelle Publikation<br />

ist nun zum ersten Mal ausschließlich dem Thema Museum gewidmet<br />

und kann helfen, Fakten zusammenzutragen, die die Relevanz,<br />

den Nutzen sowie den museumspädagogischen Wert von<br />

neuen Technologien im Museum beurteilen. Themen s<strong>in</strong>d 2010<br />

neben mobilen Geräten das semantische Web sowie Social Media,<br />

die jeweils kurz erklärt und mit weiterführenden L<strong>in</strong>ks versehen<br />

s<strong>in</strong>d. Das NMC kommt zu dem Ergebnis: “Social media present an<br />

opportunity to reach new audiences and to create communities<br />

around museum collections. (…) Social media have proven to be<br />

very effective <strong>in</strong> engag<strong>in</strong>g audiences, not simply connect<strong>in</strong>g them<br />

(…).” 20<br />

Entscheidend für den Erfolg ist auch e<strong>in</strong>e durchdachte Strategie,<br />

die es erlaubt die zur Verfügung stehenden Werkzeuge<br />

s<strong>in</strong>nvoll und effizient e<strong>in</strong>zusetzen, deren Wirkung zu analysiere<br />

sowie darauf zu reagieren. Dies zeigt auch das bis Sommer 2012<br />

wegen Umbaus geschlossene Lenbachhaus, das sich nach e<strong>in</strong>em<br />

kurzen Ausflug auf Twitter nun ausschließlich auf Facebook konzentriert.<br />

Der Nachteil der Schließung wird auf Facebook zum<br />

Vorteil beziehungsweise zum strategieführenden Thema gemacht.<br />

Es gibt e<strong>in</strong> regelmäßiges „Baustellenrätsel“, das e<strong>in</strong> Foto bereitstellt<br />

mit der Frage: „Welche Frage verb<strong>in</strong>det Zahl und Bild?“ oder<br />

„Wir zeigen Ihnen e<strong>in</strong> Foto von der Baustelle und Sie sagen uns,<br />

an welches Kunstwerk aus der Sammlung Sie das Bild er<strong>in</strong>nert!“<br />

Es gilt auch während der langen Schließungszeit präsent bei den<br />

Liebhabern des Hauses zu bleiben, <strong>in</strong>novativ und trotzdem mit<br />

Anspruch, um die emotionale B<strong>in</strong>dung zum Haus zu stärken. Entscheidend<br />

ist, dass nicht nur die „Freunde“ sich daran beteiligen,<br />

sondern auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter über Facebook<br />

miträtseln und so e<strong>in</strong>e gewisse Nähe zulassen.<br />

Ähnliches gilt für das Haus der Kunst, das durchschnittlich<br />

e<strong>in</strong>e Stunde pro Tag für Facebook und Twitter <strong>in</strong>vestiert. (Fußnote:<br />

Mitteilung Frau Ronzani, Abt. Market<strong>in</strong>g) Momentan kann<br />

auch hier geraten werden. Neben den Austellungsankündigungen,<br />

Führungsangeboten, L<strong>in</strong>ks zu Interviews oder Buchempfehlungen<br />

ist aktuell das Spiel „Dalli-Click“ nach dem Schema der beliebten<br />

Fernsehserie „Dalli Dalli“ <strong>in</strong> den frühen 1970er Jahren – nur leider<br />

ohne: „Das ist Spitze!!“ – auf Facebook gepostet. Es zeigt<br />

sich, dass das Konzept aufgeht, denn obwohl das Haus der Kunst<br />

erst seit März 2010 auf Facebook onl<strong>in</strong>e gegangen ist, gibt es<br />

aktuell bereits über 2.090 Fans.


48 Arbeitshilfen<br />

a Schema: Social Compass von Brian Solis & JESS3<br />

b Screenshot der Webseite „neanderweb 2.0“ auf der Homepage<br />

des Neanderthalmuseums <strong>in</strong> Mettmann.<br />

Fazit<br />

Überraschender Weise muss man oft die Web 2.0-Angebote auf<br />

den Homepages der Institutionen lange und mitunter sogar vergeblich<br />

suchen. Anders das Museum für Kommunikation Nürnberg,<br />

das prom<strong>in</strong>ent auf der Startseite der Homepage e<strong>in</strong>en Zugang zu<br />

Facebook und zugleich auch e<strong>in</strong>en „Gefällt mir“-Button für spontane<br />

Zuneigungsbekundungen bereitstellt. Vorbildlich <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht, und daher außerhalb der Riege der bayerischen <strong>Museen</strong><br />

kurz erwähnt, ist das Neanderthalmuseum <strong>in</strong> Mettmann, das den<br />

User auf se<strong>in</strong>er Homepage e<strong>in</strong>en eigenständigen Bereich „neanderweb<br />

2.0“ mit Zielvorstellungen, Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Instrumentarien sowie e<strong>in</strong>er Analyse ihrer bisherigen Erfahrungen<br />

mit Web 2.0 auf e<strong>in</strong>em Blog (http://neanderthal.posterous.com/<br />

mit-mrn-dem-neanderthaler-seit-e<strong>in</strong>em-dreivier) bereitstellt.<br />

Abschließend kann der Tenor der bei der Erstellung dieses<br />

Artikels befragten bayerischen <strong>Museen</strong> (Vgl. S. 50) im Bezug<br />

auf die bisherigen Erfahrungen im Bereich der Social Media als<br />

sehr positiv bezeichnet werden, auch was das Verhältnis von Arbeitsaufwand<br />

und Nutzen der e<strong>in</strong>zelnen Aktivitäten betrifft. Man<br />

muss natürlich immer kritisch bleiben und darf die Analyse nicht<br />

vergessen, die sozusagen die Dase<strong>in</strong>sberechtigung dieser neuen<br />

Form des Market<strong>in</strong>gs darstellt. Abzuwarten bleibt, wie sehr sich<br />

<strong>in</strong>sbesondere Twitter im Verlauf der nächsten Zeit als geeignetes<br />

Mittel für Kultur<strong>in</strong>stitutionen <strong>in</strong> Deutschland erweisen wird. Sicher<br />

ist aber, dass sich der Bereich des Web 2.0 zunehmend professionalisieren<br />

wird und die Qualität sowie die Reichweite der<br />

hier gelaunchten Maßnahmen des Market<strong>in</strong>gs und der Öffentlichkeitsarbeit<br />

stetig wachsen werden. Potential ist auch im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> wissenschaftliche Fragestellungen, sei<br />

es im Bereich des Tagg<strong>in</strong>gs oder Hilfe bei der Identifizierung von<br />

musealen Gegenständen, was bislang bei den bayerischen <strong>Museen</strong><br />

noch nicht umgesetzt wird. München übernimmt im Bereich Web<br />

2.0 die Vorreiterrolle, dicht gefolgt von Nürnberg. Im nächsten<br />

Jahr sollen dort mittels Social-Web Workshops alle <strong>Museen</strong>- und<br />

Kulturverantwortlichen Nürnbergs an e<strong>in</strong>en Tisch geholt werden,<br />

um geme<strong>in</strong>sam weitere Aktivitäten zu planen.<br />

Aber machen Sie sich selbst e<strong>in</strong> Bild der Museumslandschaft<br />

im Web 2.0. Die <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d auch ohne Anmeldung auf Facebook,<br />

Youtube, flickr, MySpace und Co. zugänglich und 24 Stunden<br />

am Tag für ihre „Freunde“ geöffnet.<br />

Die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> wird am<br />

28. März 2011 e<strong>in</strong>e Tagung zum Thema: „aufbruch. museen und web<br />

2.0“ <strong>in</strong> München <strong>in</strong> Kooperation mit Janusmedia, München und mmc<br />

im Rahmen der Reihe „Museumspraxis 2011“ veranstalten. E<strong>in</strong>ladungen<br />

ergehen im Februar 2011 an alle bayerischen <strong>Museen</strong>. Das Programm<br />

ist dann auch im Internet unter www.museen-<strong>in</strong>.bayern.de/<br />

landesstelle/fortbildungen htm aufrufbar sowie unter<br />

http://aufbruch2null.blogspot.com/ zu f<strong>in</strong>den.<br />

Tagungen zum Thema:<br />

1 „aufbruch. museen und web 2.0“, München 28.3.2010 (http://<br />

aufbruch2null.blogspot.com/)<br />

2 StARTConference Duisburg (www.startconference.org)<br />

3 MAI-Tagung – „museums and the <strong>in</strong>ternet“, Landesverband<br />

Rhe<strong>in</strong>land (www.mai-tagung.de)<br />

4 EDV-Tage Theuern, September 2011 zum Thema „Internet“,<br />

Bergbau- u. Industriemuseum Ostbayern, Schloss Theuern, der<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, der Generaldirektion<br />

der Staatlichen Archive <strong>Bayern</strong>s und dem Haus der<br />

Bayerischen Geschichte (www.edvtage.de)<br />

Anmerkungen:<br />

1 Referenten der „stARTmuseum“ <strong>in</strong> Duisburg: Gerd Leonhard/<br />

Christian Henner-Fehr/ Frank Tentler/ Sebastian Hartmann.


2 Der Begriff Web 2.0 wird Dale Dougherty und Craig Cl<strong>in</strong>e zugeschrieben,<br />

die damals geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Konferenz planten. Vgl. zur<br />

Entstehungsgeschichte: http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0.<br />

3 Das Social-Bookmark<strong>in</strong>g hat den Vorteil, dass die Möglichkeit<br />

hat die eigenen Internet-Lesezeichen (=Favoriten) onl<strong>in</strong>e zu verwalten.<br />

So kann man von überall auf sie zugreifen. Durch die<br />

Möglichkeit der Freigabe der eigenen Lesezeichen für die Öffentlichkeit<br />

sowie das Taggen, Kommentieren und Bewerten zählt diese<br />

Anwendung ebenfalls zum Bereich der Social Media.<br />

4 RSS-Feeds = Rich Site Summary bzw. Really Simple Syndication.<br />

RRS ist e<strong>in</strong> Nachrichtenformat, das zur Verbreitung von Web<strong>in</strong>halten<br />

ähnlich e<strong>in</strong>es Nachrichtentickers genutzt wird. Mittels<br />

Feed-Reader kann man diese News abonniert und so die dort<br />

e<strong>in</strong>gespeisten Meldungen automatisch erhalten, welche per L<strong>in</strong>k<br />

zum vollständige Aufsatz, Bloge<strong>in</strong>trag, Datenbanke<strong>in</strong>trag o. Ä.<br />

führen.<br />

5 Taggen = Kennzeichen bzw. Verschlagworten von Fotos, Videos,<br />

Beiträgen etc.<br />

6 In diesem Aufsatz müssen die Bereiche der Social Tagg<strong>in</strong>gs,<br />

Wikis, Apps, Poscasts, eLearn<strong>in</strong>g sowie eCommerce vernachlässigt<br />

werden.<br />

7 Alle <strong>in</strong> diesem Aufsatz gegebenen L<strong>in</strong>ks, falls nicht anderweitig<br />

vermerkt, entsprechen dem Stand vom 17.12.2010.<br />

8 Betreuende Referent<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Landesstelle ist Dr. Isabel Re<strong>in</strong>dl,<br />

isabel.re<strong>in</strong>dl@blfd.bayern.de<br />

9 http://twitter.com/zkmkarlsruhe/status/12538337504006144.<br />

10 Vgl. Angaben von Facebook: http://www.facebook.com/press/<br />

<strong>in</strong>fo.php?statistics.<br />

11 Vgl. De Kunder, M., The size of the World Wide Web, 2008,<br />

www.worldwidewebsize.com; ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie zur Nutzung<br />

von Web 2.0, 2010 (www.media-perspektiven.de/5652.<br />

html#c19819).<br />

12 Es gibt natürlich noch weitere soziale Plattformen, die allerd<strong>in</strong>gs<br />

im Rank<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>ter Facebook liegen und nicht immer auch<br />

<strong>in</strong>ternational angelegt s<strong>in</strong>d: StudiVZ, XING, L<strong>in</strong>ked<strong>in</strong>, MySpace,<br />

Twitter, flickr, YouTube, Buzznet, Friendster etc.<br />

13 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Flickr.<br />

14 Vgl. Lill, Jens/ Scheibenz, Werner, <strong>Museen</strong> und Web 2.0 im<br />

deutschsprachigen Internet, 2009, S. 17f. Die Autoren geben dort<br />

den H<strong>in</strong>weis auf weitere Widgets aus dem Museumsbereich, die<br />

im Weblog “Musematic” gepostet von Richard Urban aufgeführt<br />

s<strong>in</strong>d. (http://musematic.net/?p=69). Diese Liste von 2006 ist sicherlich<br />

bereits veraltet, kann aber Interessierten e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> die Recherche bieten.<br />

15 Vgl. Lill/ Scheibenz, S. 18. Dort f<strong>in</strong>det sich auch der H<strong>in</strong>weis<br />

zur Website „Programmable Web“, die e<strong>in</strong>e Vielzahl an Mashups<br />

und Widgets listet, die frei verfügbar s<strong>in</strong>d (www.programmableweb.com/).<br />

16 Michael Buhrs, Mail vom 9.12.2010.<br />

17www.visitatio.de/Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.<br />

html (Stand November 2010).<br />

18 Bett<strong>in</strong>a Pauly, Öffentlichkeitsarbeit, Jüdisches Museum München.<br />

19 www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.pdf.<br />

20 Johnson, L., Witchey, H., Smith, R., Lev<strong>in</strong>e, A., and Haywood,<br />

K., The 2010 Horizon Report: Museum Edition. Aust<strong>in</strong>, Texas: The<br />

New Media Consortium, 2010, S. 6 (www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.pdf).<br />

Weiterführende Literatur:<br />

1 ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie zur Nutzung von Web 2.0 2007-2010<br />

(Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onl<strong>in</strong>estudie werden jährlich<br />

<strong>in</strong> der August-Ausgabe der Fachzeitschrift Media Perspektiven<br />

veröffentlicht, siehe: www.ard-zdf-onl<strong>in</strong>estudie.de/<strong>in</strong>dex.<br />

php?id=246&L=0&type=1 sowie www.ard-zdf-onl<strong>in</strong>estudie.de/file-<br />

Arbeitshilfen 49<br />

adm<strong>in</strong>/Onl<strong>in</strong>e10/07-08-2010_van_Eimeren.pdf)<br />

2 Berger, Markus: Ke<strong>in</strong>e Angst vor Kontrollverlust. Das Social<br />

Web verändert die Unternehmenskommunikation – und stärkt<br />

die Public Relations, <strong>in</strong>: Neue Züricher Zeitung, 18.11. 2010 bzw.<br />

NZZ onl<strong>in</strong>e: www.nzz.ch/nachrichten/digital/ke<strong>in</strong>e_angst_vor_<br />

kontrollverlust_1.8414709.html)<br />

3 Biel<strong>in</strong>g, Simon/ Hornuff, Daniel: Wir s<strong>in</strong>d Bild! Die visuelle Kultur<br />

der sozialen Netzwerke, ersche<strong>in</strong>t voraussichtlich Mitte 2011<br />

(Interview mit den Autoren zum Buchprojekt unter: www.artefakt-sz.net/kunsthistoriker-im-gespraech/kollektive-bildarbeit)<br />

4 Fenn, Jackie/ Gammage, Brian/ Rask<strong>in</strong>o, Mark (Gartner 2010):<br />

Gartner‘s Hype Cycle Special Report for 2010, August 2010<br />

(www.gartner.com/resources/205800/205839/gartners_hype_cycle_special__205839.pdf)<br />

5 Gries, Christian/ Holle<strong>in</strong>, Max: Museum trifft Web 2.0 (Video),<br />

2008 (www.staedelmuseum.de/sm/<strong>in</strong>dex.php?StoryID=504)<br />

6 Haywood, K./ Johnson, L./ Lev<strong>in</strong>e, A./ Smith, R./ Witchey, H.<br />

(The New Media Consortium): The 2010 Horizon Report: Museum<br />

Edition, 2010 (www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report-Museum.<br />

pdf)<br />

7 Lill, Jens/ Schweibenz, Werner: <strong>Museen</strong> und Web 2.0 im deutschsprachigen<br />

Internet, 2009 (www.mai-tagung.de/Maitagung+2009/<br />

lillschweibenzwordmai2009.pdf)<br />

8 O’Reilly, Tim: What is Web 2.0. Design Patterns and Bus<strong>in</strong>ess<br />

Models for the Next Generation of Software, 2005 (http://oreilly.<br />

com/web2/archive/what-is-web-20.html, dt. Version: www.pytheway.de/<strong>in</strong>dex.php/web-20)<br />

9 Plummer, Daryl C./ Gammage, Brian (Gartner 2010): Predicts<br />

2011: IT Opens Up to New Demands and New Outcomes, December<br />

2010 (www.gartner.com/resources/209500/209551/predicts_2011_<br />

it_opens_up_to_209551.pdf)<br />

10 Scheurer, Hans/ Spiller, Ralf (Hg.): Kultur 2.0. Neue Web-Strategien<br />

für das Kulturmanagement im Zeitalter von Social Media.<br />

Sammelband zum Symposium „StArt 09“ (Inhaltsverzeichnis<br />

sowie das Vor- und Geleitwort als pdf verfügbar unter: www.<br />

transcript-verlag.de/ts1352/ts1352_1.pdf)<br />

11 Schmid, Ulrike: Nur wer etwas Besonderes anbietet, wird<br />

wahrgenommen. Interview mit Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger,<br />

Direktor des Neanderthal Museums, auf: Kultur 2.0 (Blog) (http://<br />

kulturzwe<strong>in</strong>ull.eu/<strong>in</strong>dex.php/nur-wer-etwas-besonderes-anbietetwird-wahrgenommen-%C2%A6-<strong>in</strong>terview-mit-prof-dr-gerd-christian-weniger-direktor-des-neanderthal-museums)<br />

Praxistipps:<br />

1 Schw<strong>in</strong>dt, Annette: Facebook-Fanseiten für Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

und Kulturschaffende, 2009 (Tutorial) (www.startconference.org/2009/11/02/annette-schw<strong>in</strong>dt-facebook-fanseiten-furkulture<strong>in</strong>richtungen-und-kulturschaffende)<br />

2 Schw<strong>in</strong>dt, Annette: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Grundlagen von Facebook<br />

(eBook), 2010 (www.schw<strong>in</strong>dt-pr.com/facebook_grundlagen.pdf)<br />

3 Simon, N<strong>in</strong>a (2008): How much time does Web 2.0 take?,<br />

auf: museum 2.0 (Blog), 2008 (http://museumtwo.blogspot.<br />

com/2008/04/how-much-time-does-web-20-take.html)<br />

4 Stabenau, Edlef: In 13 Lektionen fit fürs Web 2.0. Kostenloser<br />

Selbstlernkurs für Bibliothekare mit wenig Zeit. Alles über Wikis,<br />

Blogs & Co., <strong>in</strong>: BuB Forum für Bibliothek und Information,<br />

60 (2008) 10: 723 (sowie onl<strong>in</strong>e verfügbar: http://13d<strong>in</strong>ge.wordpress.com)<br />

5 Seit Januar 2011 gibt es e<strong>in</strong>e neue Seite auf Facebook von<br />

Sebastian Hartmann: Museum und Social Web - museumsreif2.0.<br />

Hier werden regelmäßig Neuigkeiten aus dem Bereich „Museum<br />

und Social Web“, „Museum2.0“ sowie „Mobile Museum“ gepostet<br />

(www.facebook.com/?ref=home#!/pages/Museum-und-Social-<br />

Web-museumsreif20/185699751457206).


50 Arbeitshilfen<br />

Zahlen und Fakten zu <strong>Museen</strong> und Web 2.0*<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Deutschland (Auswahl)<br />

NRW Forum Düsseldorf<br />

Facebook: 11.426 Freunde (seit Januar 2010)<br />

Besonderheiten auf Facebook: Audioguides; Apps; Shop; Coupons<br />

Twitter (nrw_forum): 12.868 Follower; 12.202 Follow<strong>in</strong>g; 549 Gelistet<br />

(seit Dezember 2008)<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter – 1. Platz (12706), Facebook<br />

– 2. Platz (11.188 Freunde)<br />

Neanderthal Museum Düsseldorf<br />

Facebook: 1.019 Freunde (seit Februar 2010)<br />

Besonderheiten auf Facebook: Fotowettbewerb, NeanderTV (YouTube),<br />

flickr, RRS-Feed, Resümee der Erfahrungen mit Web 2.0 auf dem<br />

Blog: http://neanderthal.posterous.com/mit-mrn-dem-neanderthaler-seit-e<strong>in</strong>em-dreivier<br />

Twitter (Neandertal1): 1.466 Follower; 1.990 Follow<strong>in</strong>g; 128 Gelistet<br />

(seit Februar 2010)<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - Platz 10 (1.414 Follower)<br />

ZKM Karlsruhe<br />

Facebook: 3.232 (seit Februar 2010)<br />

Twitter (zkmkarlsruhe): 2.017 Follower; 745 Follow<strong>in</strong>g; 239 Gelistet<br />

(seit Juni 2009)<br />

Besonderheiten: YouTube Channel „ZKMtube“ (www.youtube.com/ZK-<br />

Mtube) seit Januar 2009; „ZKM-mobile-Version“ aufs Handy (http://<br />

on1.zkm.de/zkm/projekte/mobileversion)<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - Platz 6 (1788 Follower),<br />

Facebook - Platz 12 (3.099 Freunde)<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München<br />

(Alte P<strong>in</strong>akothek, Neue P<strong>in</strong>akothek, P<strong>in</strong>akothek der Moderne, Museum<br />

Brandhorst, Galerie Schack)<br />

Für die P<strong>in</strong>akotheken gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an E<strong>in</strong>tragungen auf Facebook,<br />

allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese ke<strong>in</strong>e offiziellen Seiten. Die Staatsgemäldesammlungen<br />

wollen sich aber ab 2011 auf Facebook präsentieren<br />

und erarbeitet hierfür aktuell e<strong>in</strong> Grundkonzept.<br />

Twitter (p<strong>in</strong>akotheken_de): 1.210 Follower, 380 Follow<strong>in</strong>g, 160 Gelistet<br />

(seit 23.Oktober 2009)<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - 12.Platz (1094 Follower).<br />

Twitter-Account nur für Ausstellungsprojekt freigeschaltet.<br />

Buchheim Museum<br />

Facebook: 49 Freunde (seit März 2010)<br />

Deutsches Museum, München<br />

Besonderheit: YouTube Channel und ScienceBlog (www.scienceblogs.<br />

de/deutsches-museum/) und YouTube (www.youtube.com/deutschesmuseum)<br />

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />

Facebook: 156 Freunde (seit Februar 2010)<br />

Besonderheiten: YouTube auf der Homepage<br />

Haus der Kunst, München<br />

Facebook: 2.110 (seit März 2010)<br />

Twitter (haus_der_kunst): 1.034 Follower, 44 Follow<strong>in</strong>g , 163 Gelistet<br />

(seit März 2010)<br />

Besonderheiten: YouTube, flickr<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter - 11.Platz (953 Follower),<br />

Facebook - 16.Platz (2.042 Freunde)<br />

Jüdisches Museum München<br />

Facebook: 326 Freunde (seit Mai 2010)<br />

Twitter (juedischemuseum): 6 Follower, 0 Follow<strong>in</strong>g, 0 Gelistet (seit<br />

Mai 2010); Blog (www.juedisches-museum-blog.de/) (seit Juni 2010);<br />

Besonderheiten: Youtube; RSS<br />

Jüdisches Museum Franken - Fürth, Schnaittach & Schwabach<br />

Facebook: 69 Freunde (seit dem Frühjahr 2010)<br />

Lothr<strong>in</strong>ger13, München<br />

Facebook: 643 Freunde (seit Juli 2009)<br />

Lenbachhaus, München<br />

Facebook: 888 Freunde (seit April 2010); Twitter wurde bereits im<br />

September 2010 wieder aufgegeben<br />

Besonderheit: Newsletter, Youtube<br />

Lokschuppen Rosenheim<br />

Facebook: 143 Freunde (seit Juni 2010)<br />

Museum Brandhorst, München<br />

Besonderheit: Podcasts auf der Homepage<br />

Museum für Kommunikation Nürnberg<br />

Facebook: 131 Freunde (seit November 2009)<br />

Museum Reich der Kristalle, München<br />

62 Freunde (seit Februar 2010)<br />

Museum Villa Stuck, München<br />

Facebook: 736 Freunde (seit August 2009)<br />

Twitter (villastuck): 1.268 Follower, 215 Follow<strong>in</strong>g, 153 Gelistet (seit<br />

Februar 2009)<br />

Besonderheiten: YouTube, flickr, Blog (www.villastuck-blog.de/)<br />

Rank<strong>in</strong>g Stand November 2010: Twitter – 8.Platz (1109)<br />

Neue Sammlung, München<br />

Facebook: 992 (seit Oktober 2009)<br />

Besonderheit: Blog (www.die-neue-sammlung.de/blog/?lang-de); Podcasts<br />

auf der Homepage<br />

Paläontologisches Museum München<br />

249 Freunde (seit April 2010)<br />

Staatliches Museum für Völkerkunde, München<br />

ke<strong>in</strong>e offizielle Seite des Museums auf Facebook: 71 Personen (seit<br />

Oktober 2010)<br />

Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard<br />

Facebook (<strong>in</strong>offiziell, privates Engagement e<strong>in</strong>er Museumsmitarbeiter<strong>in</strong>):<br />

76 Freunde (seit September 2010)<br />

Stadtmuseum München<br />

ke<strong>in</strong>e offizielle Seite des Museums auf Facebook: 137 Personen (seit<br />

Juli 2009); Museum will Anfang 2011 sich auf Facebook präsentieren<br />

und erarbeitet aktuell e<strong>in</strong> entsprechendes Konzept.<br />

Turm der S<strong>in</strong>ne Nürnberg<br />

Facebook: 269 Freunde (seit Januar 2010); Twitter (turmders<strong>in</strong>ne):<br />

304 Follower, 184 Follow<strong>in</strong>g, 51 Gelistet (seit Juli 2009); Rank<strong>in</strong>g<br />

Stand November 2010: Twitter - 47.Platz (279 Followern); Blog<br />

(http://turmders<strong>in</strong>ne.blogspot.com/); Blog Wanderausstellung (http://<br />

tourders<strong>in</strong>ne.blogspot.com/)<br />

* Die Anzahl der Freunde bzw. Follower entspricht dem Stand vom 20.<br />

Dezember 2010. Das hier abgebildete Rank<strong>in</strong>g bezieht sich auf folgende<br />

Quellen: www.pr-kloster.de/category/facebook/ (hier s<strong>in</strong>d lediglich Rang<br />

1-20 ausgewiesen) für Facebook (Stand November 2010) und www.visitatio.de/Twitter/Twitternde-<strong>Museen</strong>-November-2010.html<br />

Rang 1-90 für<br />

Twitter (Stand November 2010).


Seit 1995 führt die Landesstelle etwa alle fünf Jahre e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Befragung zu Struktur und Inhalten der bayerischen<br />

Museumslandschaft durch. 901 <strong>Museen</strong> – e<strong>in</strong>e stattliche Anzahl<br />

der 2009 angeschriebenen 1250 bayerischen <strong>Museen</strong> (mittlerweile<br />

haben sich durch die Recherchen für das Ende 2010 vorgestellte<br />

Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ nochmals 100 <strong>Museen</strong><br />

dazugesellt) haben sich die Zeit genommen, den neunseitigen<br />

Fragebogen auszufüllen und rund 60 Fragen rund um Räumlichkeiten,<br />

Geschichte, Trägerschaft, Sammlungen, Infrastruktur und<br />

Dienstleistungen für die Besucher zu beantworten. Dafür gebührt<br />

allen beteiligten <strong>Museen</strong> Lob und Dank!<br />

Die so ermittelten über 54.000 Angaben zur bayerischen Museumslandschaft<br />

ermöglichen es der Landesstelle, bei Nachfragen<br />

seitens der Politik, der Verwaltung, der Wissenschaft und nicht<br />

zuletzt der <strong>Museen</strong> selbst, verlässliche Informationen geben zu<br />

können. Darüber h<strong>in</strong>aus bildet die aktualisierte Datenbank, anhand<br />

derer sich Entwicklungen im Museumsbereich fundiert belegen<br />

lassen, aber auch e<strong>in</strong>e Grundlage für die Arbeit der Landesstelle<br />

mit und für die bayerischen <strong>Museen</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e solch große Menge an Fragen und Antworten bedeutet<br />

nicht nur viel Arbeit beim Ausfüllen des Fragebogens, sondern<br />

auch beim E<strong>in</strong>tragen der Antworten <strong>in</strong> die Datenbank. Luca Pes,<br />

derzeit Volontär der Landesstelle, hat sich dieser Sisyphos-Aufgabe<br />

dankenswerterweise mit großem Engagement angenommen.<br />

E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Fülle an aktuellen Daten geben folgende<br />

Beispiele, die Ergebnisse zu den zentralen Themen des Fragebogens<br />

vorstellen.<br />

Museumsgebäude und Räumlichkeiten<br />

Auch 2009 hat sich nichts daran geändert, dass sich <strong>Museen</strong> vorzugsweise<br />

<strong>in</strong> denkmalgeschützten Gebäuden bef<strong>in</strong>den, nämlich<br />

605 der 901 an der Umfrage beteiligten <strong>Museen</strong> (entspricht etwa<br />

67 %). Als Gebäudetyp wurde vorwiegend die Kategorie „sonstiges<br />

Gebäude“ genannt, vor „Privathaus“, „eigens errichtetes<br />

Museumsgebäude“ und „Schloss/ Burg“. Dass 2009 weniger <strong>in</strong><br />

Burgen und Schlösser untergebrachte <strong>Museen</strong> aufgeführt s<strong>in</strong>d als<br />

2004 erklärt sich durch die ger<strong>in</strong>gere Beteiligung der staatlichen<br />

<strong>Museen</strong> und Schlösser an der Umfrage (2009: 47 <strong>Museen</strong>; 2004:<br />

80 <strong>Museen</strong>). E<strong>in</strong>en Zuwachs verzeichnet die Statistik 2009 an<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Schulhäusern, <strong>in</strong> Fabrikgebäuden und <strong>in</strong> Rathäusern.<br />

Die Dauerausstellungsfläche der <strong>Museen</strong> hat sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

5 Jahren nicht wesentlich verändert: wie schon 2004<br />

belegen die meisten <strong>Museen</strong> mit ihrer Dauerausstellung über 100<br />

und bis zu 500 m² (45,8 %), mit jeweils etwa 20 % folgen Dauerausstellungsflächen<br />

unter 100 m² (!) sowie zwischen 500 und<br />

1000 m².<br />

Wie sieht die Entwicklung bei den Sonder- und Veranstaltungsräumlichkeiten,<br />

den Depots oder museumspädagogischen<br />

Räumlichkeiten aus? Auch wenn nicht bei jeder Umfrage die<br />

gleichen <strong>Museen</strong> ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, d. h.<br />

also die Datenquellen nicht hundertprozentig übere<strong>in</strong>stimmen,<br />

so lassen sich prozentual gesehen doch Vergleiche ziehen: während<br />

bei den Depots (66 % gegenüber 67 % im Jahr 2004), den<br />

Sonderausstellungsräumen, den Veranstaltungsräumen und den<br />

angeschlossenen Cafés/ Gastronomie die Zahlen <strong>in</strong> etwa mit denjenigen<br />

von 2004 übere<strong>in</strong>stimmen, gibt es bei den Museumsshops<br />

e<strong>in</strong>en Zuwachs von etwa 3 % und bei den museumspädagogischen<br />

Räumen sogar von knapp 5 % zu verzeichnen. Neu war die Frage,<br />

ob die den <strong>Museen</strong> angeschlossene Gastronomie bzw. der Shop <strong>in</strong><br />

Eigen- oder Fremdregie betrieben wird: dies war vorwiegend beim<br />

Shop der Fall (76,4 %), bei der Gastronomie h<strong>in</strong>gegen weniger<br />

(37,2 %).<br />

Arbeitshilfen 51<br />

Zahlen lügen nicht …<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Auswertung der<br />

Museumsumfrage 2009<br />

Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger<br />

Ausstellungsfläche der <strong>Museen</strong><br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

1-100m 2<br />

Dauerausstellungsfläche der <strong>Museen</strong>.<br />

2004 <strong>in</strong>%<br />

2009 <strong>in</strong>%<br />

Basis:<br />

2004: 652 <strong>Museen</strong><br />

2009: 810 <strong>Museen</strong><br />

101-500m2 501-1000m2 über 5000m2<br />

1001-5000m2


52 Arbeitshilfen<br />

E<strong>in</strong>zelträgerschaft Universität/ wiss. Inst.<br />

2009<br />

0,5%<br />

Zweckverband/<br />

-vere<strong>in</strong>barung<br />

8,5%<br />

Firma<br />

2,5%<br />

Vere<strong>in</strong><br />

22,6%<br />

Stiftung<br />

5,1%<br />

Regierungsbezirk<br />

0,9%<br />

privat<br />

7,6%<br />

Leitung der bayerischen <strong>Museen</strong><br />

ehrenamtlich<br />

Landkreis<br />

2,8%<br />

Kirche<br />

3,4%<br />

Öffnungsstunden der <strong>Museen</strong> 1995-2009<br />

35,0%<br />

30,0%<br />

25,0%<br />

20,0%<br />

15,0%<br />

10,0%<br />

5,0%<br />

0,0%<br />

a E<strong>in</strong>zelträgerschaft.<br />

b Leitung der bayerischen <strong>Museen</strong>.<br />

c Öffnungszeiten der <strong>Museen</strong> 1995-2009.<br />

GmbH<br />

0,9%<br />

nebenamtlich<br />

Geme<strong>in</strong>de/<br />

Stadt<br />

45,1%<br />

hauptamtlich<br />

Basis:<br />

901 <strong>Museen</strong><br />

Basis:<br />

901 <strong>Museen</strong><br />

1995<br />

1999<br />

2004<br />

2009<br />

1-5 Std. 6-10 Std. 11-20 Std. 21-40 Std. über 40 Std.<br />

Trägerschaft/ Personal- und F<strong>in</strong>anzausstattung<br />

der <strong>Museen</strong><br />

Nach wie vor bef<strong>in</strong>den sich die meisten <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> der Trägerschaft<br />

von Städten und Geme<strong>in</strong>den, gefolgt von Vere<strong>in</strong>en, Zweckverbänden,<br />

Privatpersonen und Stiftungen.<br />

E<strong>in</strong>e erfreuliche Zunahme erfuhr die Unterstützung der <strong>Museen</strong><br />

durch e<strong>in</strong>en Fördervere<strong>in</strong> oder Freundeskreis: 43,4 % gegenüber<br />

38,9 % <strong>in</strong> 2004. Ohne das ehrenamtliche Engagement von<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern gäbe es viele <strong>Museen</strong> nicht: rund 48,1 %<br />

der 901 an der Umfrage beteiligten bayerischen <strong>Museen</strong> werden<br />

ehrenamtlich geleitet, 36,4 % hauptamtlich und 15,5 % nebenamtlich,<br />

d. h. geme<strong>in</strong>sam mit weiteren E<strong>in</strong>richtungen wie Tourismusbüros,<br />

Archiven oder Bibliotheken. Von den hauptamtlichen<br />

Leiter<strong>in</strong>nen und Leitern s<strong>in</strong>d 55,2 % ganztags beschäftigt, wobei<br />

etwas mehr als die Hälfte von diesen für e<strong>in</strong> Museum zuständig<br />

ist und etwa 47 % mehrere <strong>Museen</strong> betreut. Der wissenschaftliche<br />

Nachwuchs wird offensichtlich häufiger <strong>in</strong> die praktische<br />

Museumsarbeit e<strong>in</strong>gebunden als vor fünf Jahren: 2009 vermerkt<br />

die Statistik mehr Praktikanten (20,9 % gegenüber 17,7%) und<br />

Volontäre (7,2 % gegenüber 5,6 %) als 2004.<br />

Dass e<strong>in</strong> Museumsbesuch zu den billigen Freizeit- und Bildungsangeboten<br />

zählt, zeigt die Statistik: lediglich etwa 65 %<br />

der befragten <strong>Museen</strong> verlangen vom Besucher E<strong>in</strong>trittsgeld, das<br />

mehrheitlich zwischen 1 und 3 Euro beträgt (37,7 % 1,01 bis<br />

2 Euro, 26,3 % 2,01 bis 3 Euro). Die Zahlen verdeutlichen, dass<br />

für die meisten <strong>Museen</strong> das E<strong>in</strong>trittsgeld lediglich e<strong>in</strong>es von mehreren<br />

f<strong>in</strong>anziellen Standbe<strong>in</strong>en se<strong>in</strong> kann. Im leichten Aufw<strong>in</strong>d<br />

begriffen ist das Mäzenatentum: 14,5 % der <strong>Museen</strong> werden<br />

durch Mäzene bzw. Stifter unterstützt – 2004 waren es 13,1 %.<br />

Sammlungen<br />

Welche Sammlungsschwerpunkte haben die befragten <strong>Museen</strong>?<br />

Die heimat- und regionalgeschichtlichen <strong>Museen</strong> bilden die große<br />

Mehrheit, gefolgt von den kulturgeschichtlichen Spezialsammlungen,<br />

den Kunst(handwerks-)museen und den Freilicht-/ Bauernhof-/<br />

Geräte- und landwirtschaftlichen <strong>Museen</strong>.<br />

Wie sieht es mit der Erfassung der Sammlungen aus? 2009<br />

gaben 84,6 % der befragten <strong>Museen</strong> an, ihren Objektbestand zu<br />

<strong>in</strong>ventarisieren bzw. zu dokumentieren. Die Inventarisierung mit<br />

Hilfe der EDV schreitet dabei weiter voran (46,2 % gegenüber<br />

44,6 % der <strong>Museen</strong>, die 2004 ganz oder teilweise die computergestützte<br />

Bestandserfassung durchführten). E<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />

Inventarisierung erfolgt lediglich bei 13,8 % der <strong>Museen</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e Fotodokumentation bei 39,3 %. Von 624 <strong>Museen</strong>, die e<strong>in</strong>e<br />

Prozentzahl zur Bestandserfassung lieferten, bezeichneten 185<br />

ihre Objekte als komplett dokumentiert, 293 hatten mehr als die<br />

Hälfte, aber noch nicht alles und 146 bis zu 50 % erfasst.<br />

Dienstleistungen/ Besucher<br />

2009 haben mehr <strong>Museen</strong> als 2004 an der Museumsumfrage teilgenommen,<br />

die lediglich nach Vere<strong>in</strong>barung (wie z. B. e<strong>in</strong> Großteil<br />

der 49 beteiligten Vertriebenenmuseen) geöffnet haben; so dass<br />

aktuell, auch durch die relativ ger<strong>in</strong>ge Beteiligung staatlicher<br />

<strong>Museen</strong> bed<strong>in</strong>gt, weniger <strong>Museen</strong> mit regelmäßigen Öffnungszeiten<br />

als vor fünf Jahren gezählt wurden. <strong>Museen</strong> mit saisonaler<br />

Öffnung machen mit etwa 35 % e<strong>in</strong> gutes Drittel der Gesamtzahl<br />

aus. Interessant ist, dass von den <strong>Museen</strong> mit regelmäßigen<br />

Öffnungszeiten sogar über 63 % zusätzlich nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

geöffnet haben, von den <strong>Museen</strong> mit saisonalen Öffnungszeiten<br />

sogar knapp 82 %. Immer noch s<strong>in</strong>d die meisten <strong>Museen</strong> (über<br />

26 %) lediglich bis zu 5 Stunden wöchentlich geöffnet, erfreulicherweise<br />

haben jedoch die <strong>Museen</strong>, die sogar über 40 h pro<br />

Woche für Besucher zugänglich s<strong>in</strong>d, bei jeder Befragung zugenommen.<br />

Die Herkunft ihrer Besucher ermitteln immerh<strong>in</strong> 18,6 %<br />

der <strong>Museen</strong> (2004: 17,4 %).


Vermittlung<br />

Mehr als 90 % aller <strong>Museen</strong> bieten e<strong>in</strong> breites Spektrum an<br />

Aktivitäten für ihre Besucher – von der „klassischen“ Führung,<br />

die sogar im Vergleich zu 2004 verstärkt angeboten wird, bis<br />

zu K<strong>in</strong>dergeburtstagen, Aktionstagen und dem sprunghaft angestiegenen<br />

E<strong>in</strong>satz von audio-visuellen Medien. An welche Zielgruppen<br />

richtet sich das Vermittlungsprogramm der <strong>Museen</strong><br />

hauptsächlich? Wie schon immer <strong>in</strong> den vergangenen 15 Jahren<br />

der Datenerhebung stehen Schulklassen (49,6 %), K<strong>in</strong>der<br />

(33,1 %), Gruppen (28,8 %) und Jugendliche (17,9 %)<br />

hier an erster Stelle. E<strong>in</strong>e neue Entwicklung stellt die Zunahme<br />

an Programmen für K<strong>in</strong>der (17,5 % gegenüber 5,6 % <strong>in</strong><br />

2004) und Senioren (15,2 % gegenüber 4,7 % <strong>in</strong> 2004) dar.<br />

Auch Programme für ausländische Mitbürger (8,4 % vgl. 1,6 %<br />

<strong>in</strong> 2004) gehören immer öfter zum Angebot der <strong>Museen</strong>.<br />

E<strong>in</strong> bewährtes Vermittlungsangebot von 2/3 aller <strong>Museen</strong><br />

verkörpern die Sonderausstellungen, die der überwiegende Teil<br />

der <strong>Museen</strong> selbst erstellt (61,4 %). Um e<strong>in</strong> solch breites Spektrum<br />

an Angeboten überhaupt auf die Be<strong>in</strong>e stellen zu können,<br />

benötigen die <strong>Museen</strong> Kooperationspartner: vorrangig s<strong>in</strong>d das<br />

andere <strong>Museen</strong> (383 Nennungen), Schulen (311), Fremdenverkehrsverbände<br />

(324) und Volkshochschulen (210).<br />

Werbung/ Öffentlichkeitsarbeit<br />

Der Siegeszug des Internet setzt sich auch bei den Werbemaßnahmen<br />

der <strong>Museen</strong> fort: mit 736 Nennungen hat es 2009 sogar<br />

die traditionell an erster Stelle stehende „Werbung am Museum<br />

selbst“ mit 721 Nennungen überholt. Auf e<strong>in</strong>e eigene Museumswebseite<br />

können mittlerweile immerh<strong>in</strong> 58,8 % der <strong>Museen</strong><br />

verweisen (2004 waren es nur 19,3 % der <strong>Museen</strong>). Im Zeitalter<br />

von Photoshop, günstigen Layoutprogrammen und billigen<br />

Druckangeboten ist es mittlerweile nicht mehr schwer, selbst e<strong>in</strong><br />

Museumsprospekt herzustellen, was sich auch <strong>in</strong> den Zahlen widerspiegelt:<br />

über 78 % der <strong>Museen</strong> legten 2009 e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Museumsprospekt auf, während es 2004 lediglich 30 % waren.<br />

Auch bei anderen Druckwerken wie Plakaten (37 % gegenüber<br />

17 % <strong>in</strong> 2004) oder Programmheften (23 % gegenüber rund 8 %<br />

<strong>in</strong> 2004) macht sich dieser Trend bemerkbar.<br />

Infrastruktur/ Ausblick<br />

<strong>Museen</strong> sollen für alle Besucher offen stehen und die Mehrzahl<br />

tut dies auch für Menschen mit Handicap: mehr als die Hälfte aller<br />

bayerischen <strong>Museen</strong> (58,7 %) bietet, zum<strong>in</strong>dest teilweise, e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Infrastruktur mit Rampen, Aufzügen oder speziellen<br />

Parkplätzen an. Um allen Besuchergruppen den Weg <strong>in</strong>s Museum<br />

so e<strong>in</strong>fach wie möglich zu machen, s<strong>in</strong>d 73 % aller <strong>Museen</strong><br />

gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, bei knapp 55 %<br />

weist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerörtliches Beschilderungs- oder Verkehrsleitsystem<br />

den Weg und etwa 45 % aller <strong>Museen</strong> stellen ihren Besuchern<br />

eigene Parkplätze zur Verfügung.<br />

Neu war 2009 die Frage nach der Nutzung der Sonnen-<br />

energie zur Energiegew<strong>in</strong>nung, die immerh<strong>in</strong> 44 <strong>Museen</strong> mit „ja“<br />

beantworteten. E<strong>in</strong> gutes Drittel der <strong>Museen</strong> misst das Raumklima<br />

(35, 2 %), vorwiegend mit Schreibern (155 Nennungen) und<br />

anhand von Stichproben (95 Nennungen).<br />

Was signalisieren die erhobenen Zahlen und Daten im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die bayerische Museumslandschaft? Der bereits 2004<br />

festgestellte Trend h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Öffnung der <strong>Museen</strong> für ihr Publikum<br />

hat sich 2009 verstärkt. So positiv dies auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />

ist, so negativ wirkt sich dies auf grundlegende Bereiche wie die<br />

wissenschaftliche Erfassung der Museumsobjekte aus. Mit ihrer<br />

fachlichen Beratung und f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung versucht die<br />

Landesstelle nicht zuletzt bei den Museumsträgern den Blick auch<br />

für diese Museumsaufgaben, die man auf den ersten Blick nicht<br />

sieht, zu schärfen.<br />

Regelmäßige Vermittlungsformen im Museum<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

<strong>in</strong> der Zeitung/<br />

<strong>in</strong> Zeitschriften<br />

im Rundfunk/<br />

Fernsehen<br />

im Internet<br />

im öffentlichen<br />

Raum<br />

im/am Museum<br />

K<strong>in</strong>dergeburtstage<br />

Vorführungen<br />

Vorträge<br />

Kurse/ Sem<strong>in</strong>are<br />

fremdsprachige Führungen<br />

0 5 10 15 20<br />

Werbung der <strong>Museen</strong> 2004 und 2009<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

2004 <strong>in</strong>%<br />

audio-visuelle Medien<br />

Ferienaktionen<br />

sonstige Aktionsprogramme<br />

0 10 20 30 40<br />

2009 <strong>in</strong>%<br />

Aktionsprogramme für Schulklassen<br />

Unterricht/ Schulstunde im Museum<br />

ja_2004 <strong>in</strong> %<br />

a Regelmäßige Vermittlungsformen im Museum.<br />

b Werbung der <strong>Museen</strong> 2004 und 2009.<br />

Arbeitshilfen 53<br />

2004 nicht abgefragt:<br />

K<strong>in</strong>dergeburtstag/<br />

Aktionsprogramme<br />

25 30 35 40 45 50<br />

deutschsprachige<br />

Führungen<br />

ja_2009 <strong>in</strong> %<br />

50 60 70 80 90


54 Berichte/Aktuelles<br />

Bayerischer<br />

Museumspreis 2011<br />

E<strong>in</strong>ladung zur Bewerbung<br />

Plakette zum Bayerischen Museumspreis aus Nymphenburger Porzellan.<br />

Seit 1991 verleiht die Versicherungskammer <strong>Bayern</strong> als Partner<br />

der <strong>Museen</strong> den Bayerischen Museumspreis. Ziel der mit 20.000 €<br />

dotierten und alle zwei Jahre an e<strong>in</strong> nichtstaatliches Museum <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> vergebenen Auszeichnung ist es, die Kulturarbeit der bayerischen<br />

<strong>Museen</strong> zu würdigen und zu fördern.<br />

Nach den Vergaberichtl<strong>in</strong>ien werden beispielhafte Neue<strong>in</strong>richtungen<br />

oder Neugestaltungen mit wegweisenden Ansätzen<br />

im Bereich der Sammlungspräsentation und der didaktischen<br />

Vermittlung, aber auch museumspädagogische Projekte mit Modellcharakter<br />

oder vorbildliche Beispiele der Konservierung und<br />

Restaurierung ausgezeichnet. Auswahlkriterien s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> die<br />

Bedeutung des Museums für das örtliche und überörtliche kulturelle<br />

Leben und se<strong>in</strong> Auftritt <strong>in</strong> der Öffentlichkeit.<br />

Weitere Informationen f<strong>in</strong>den Sie unter: http://cms.vkb.de/<br />

web/html/pk/ihre_vkb/kultur/bayrischer_museumspreis/auswahl.<br />

Seit der letzten Vergabe des Museumspreises im Jahr 2009<br />

s<strong>in</strong>d viele <strong>Museen</strong> neu eröffnet oder neu gestaltet worden. So<br />

präsentiert sich die bayerische Museumslandschaft heute anregender<br />

und besucherfreundlicher als je zuvor. Aber auch bei der<br />

Museumsarbeit h<strong>in</strong>ter den Kulissen s<strong>in</strong>d vorbildliche Leistungen<br />

zu verzeichnen. Gerne wollen wir jene <strong>Museen</strong>, die hierzu beigetragen<br />

haben, e<strong>in</strong>laden, sich um den Bayerischen Museumspreis<br />

2011 zu bewerben.<br />

Ausdrücklich zur Bewerbung ermuntern möchten wir auch<br />

kle<strong>in</strong>e und mittlere <strong>Museen</strong>. Ihre Arbeit trägt wesentlich zum Erhalt<br />

und zur Pflege unseres kulturellen Erbes bei. Der Preis kann<br />

deshalb – wie die Liste der bisherigen Preisträger zeigt – auch<br />

ehrenamtlich geführten Häusern zuerkannt werden.<br />

E<strong>in</strong>e Jury, bestehend aus Vertretern des Landesvere<strong>in</strong>s für<br />

Heimatpflege, der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>,<br />

der beiden zuletzt ausgezeichneten <strong>Museen</strong> sowie der Versicherungskammer<br />

<strong>Bayern</strong> wählt die Preisträger aus, die im Rahmen<br />

des Bayerischen Museumstags vom 13.-15. Juli 2011 bekannt<br />

gegeben werden.<br />

Zur Jahreswende gehen allen nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> Schreiben mit der E<strong>in</strong>ladung zur Teilnahme zu. Die Bewerbungen<br />

s<strong>in</strong>d bis zum 15. März 2011 (Datum des Poststempels)<br />

an die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>, Alter<br />

Hof 2, 80331 München zu richten. Es wird gebeten, dem ausgefüllten<br />

Formblatt, das dem E<strong>in</strong>ladungsschreiben beiliegt, Unterlagen<br />

beizufügen, die es der Jury ermöglichen, Zielsetzung und<br />

Qualität der jeweiligen Maßnahmen zu beurteilen (z. B. Leitbild<br />

des Museums, Museumsführer, Faltblätter oder Pressematerialien;<br />

umfangreiche Zusammenstellungen von Katalogreihen o. ä. s<strong>in</strong>d<br />

nicht notwendig).<br />

Bei Fragen stehen Ihnen gerne die für Ihr Museum zuständigen<br />

Referenten der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>,<br />

aber auch das Referat Öffentlichkeitsarbeit (Dr. Wolfgang<br />

Stäbler, Tel. 089/210140-28, wolfgang.staebler@blfd.bayern.de)<br />

als Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Die Preisträger 1991-2009:<br />

1991 Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim<br />

1993 Bezirksmuseum Dachau<br />

1995 Schlossmuseum Murnau<br />

1997 Historisches Museum Bayreuth<br />

1999 Museum der Stadt Miltenberg<br />

2001 Museum Altomünster<br />

2003 Fabrikmuseum Roth/<br />

Museumsbetreuung des Landkreises Cham,<br />

„Chamer Modell“ (Sonderpreis)<br />

2005 Kulturspeicher Würzburg<br />

2007 Maximilianmuseum Augsburg/<br />

Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g (Sonderpreis)<br />

2009 Museum D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g, Sammlung Industriegeschichte


In e<strong>in</strong>em Netzwerktreffen des Rosenheimer Kulturforums e. V. im<br />

Jahr 2008 entstand der Gedanke, e<strong>in</strong>en mobilen museumspädagogischen<br />

Vermittlungsdienst für die Rosenheimer Region aufzubauen.<br />

Die Ausgangssituation<br />

In Rosenheim und dem Landkreis gibt es e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />

<strong>in</strong>teressanten kle<strong>in</strong>en und mittleren <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> sehr unterschiedlichen<br />

musealen Kontexten. Neben der normalen Museumsführung<br />

wird jedoch kaum e<strong>in</strong>e aktive Museumspädagogik durchgeführt.<br />

Die Museumsleiter können die Vermittlungsarbeit – besonders <strong>in</strong><br />

Bezug auf regelmäßige Schulangebote – neben ihrer sonstigen<br />

umfangreichen Arbeit nicht leisten. Viele kle<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> werden<br />

nur ehrenamtlich geführt. Für hauptberufliche MuseumspädagogInnen,<br />

die die Situation ändern könnten, fehlen die Mittel.<br />

Initiative ergriffen – Fördermittel beantragt<br />

In der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk Rosenheim<br />

gründete sich 2008 e<strong>in</strong> Arbeitskreis Museumspädagogik mit dem<br />

Ziel, der museumspädagogischen Vermittlungsarbeit <strong>in</strong> der Region<br />

e<strong>in</strong>en neuen Impuls zu geben. Als engagierte Kraft unter<br />

den <strong>Museen</strong> konnte das Städtische Museum Rosenheim gewonnen<br />

werden. Der AK Museumspädagogik bemühte sich um verschiedene<br />

Förderungen. Das Modellprojekt MUSEO VIVO, e<strong>in</strong> mobile<br />

museumspädagogischer Vermittlungsdienst, wird u. a. unterstützt<br />

von der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

dem Bezirk Oberbayern, der Dr. Michael Stöcker Kultur- und Sozialstiftung,<br />

der Bürgerstiftung Rosenheimer Land, der Sparkasse<br />

Rosenheim-Bad Aibl<strong>in</strong>g, der VR Bank Rosenheim-Chiemsee eG<br />

und dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.<br />

S<strong>in</strong>nvolle Kooperation geschaffen –<br />

Synergieeffekte genutzt<br />

Grundlage des Vermittlungsdienstes bildet e<strong>in</strong>e Kooperation des<br />

Städtischen Museums Rosenheim und weiterer <strong>Museen</strong> aus der<br />

Stadt und dem Landkreis mit dem Arbeitskreis Museumspädagogik<br />

der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk e. V.<br />

Rosenheim.<br />

Zweck dieser Zusammenarbeit ist die Nutzung geme<strong>in</strong>samer<br />

Schnittstellen <strong>in</strong> der Kunst- und Kulturvermittlung/ Museumspädagogik<br />

– wie z. B. das prozessorientierte praktische Erfahrungslernen<br />

<strong>in</strong> außerschulischen Lernorten, e<strong>in</strong>e authentische<br />

Vermittlungsarbeit, e<strong>in</strong>e alters- und zeitgemäße schöpferischaktive<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit kultur- und kunsthistorischen<br />

Inhalten und Themen, e<strong>in</strong>e Vielfalt von Vermittlungsmethoden<br />

und Handlungsorientierungen. Durch die Vernetzung der kulturpädagogischen<br />

Fachkräfte der E<strong>in</strong>richtung der kulturellen Jugendbildung<br />

mit dem kunsthistorischen Wissen des Fachpersonals<br />

<strong>in</strong> den <strong>Museen</strong> wurde e<strong>in</strong>e professionelle Vermittlung von hoher<br />

Qualität <strong>in</strong> die Wege geleitet. Der mobile museumspädagogische<br />

Vermittlungsdienst versteht sich als Dienstleister für <strong>Museen</strong>. Im<br />

Modellprojekt entwickelten die externen Experten für vier ausgewählte<br />

<strong>Museen</strong> an den Lehrplan angelehnte museumspädagogische<br />

Programme für die Kassen 1-6 zu den Dauerausstellungen,<br />

die jeweils mit sechs Klassen erprobt und evaluiert werden.<br />

Erste Umsetzungen 2009<br />

Zunächst wurde mit der Erarbeitung e<strong>in</strong>es handlungsorientierten<br />

Angebotes für das Rosenheimer Stadtmuseum und e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>führenden<br />

Lehrerfortbildung begonnen. Das Programm „Spiele im<br />

Wandel der Zeit“ für die ersten und zweiten Klassen ist mittlerweile<br />

e<strong>in</strong>e bewährte und gern gebuchte Museumse<strong>in</strong>heit!<br />

Aber auch die jugendliche Zielgruppe der fünften und sechsten<br />

Klassen wird nicht aus den Augen gelassen. Unter dem Titel<br />

„Wer bist Du? – Die Sprache der Porträts“ näherten sich die Schü-<br />

Berichte/Aktuelles 55<br />

Halbzeit im Modellprojekt<br />

MUSEO VIVO<br />

Edith Eichhorn<br />

a „Phantombild“ e<strong>in</strong>es Huchen, Innmuseum Rosenheim.<br />

b Stolz präsentiert e<strong>in</strong>e Schulklasse die Ergebnisse ihrer Arbeit im<br />

Stadtmuseum Rosenheim.


56 Berichte/Aktuelles<br />

ler <strong>in</strong> lebendigen kunst- und theaterpädagogischen E<strong>in</strong>heiten den<br />

VIP’s der damaligen Zeit – wie z.B. Mart<strong>in</strong> Schmetterer, Johann<br />

Rieder, Wolfgang Jacob Ruedorfer oder der Familie Ste<strong>in</strong>bök. Sie<br />

erfuhren so Wissenswertes aus Kunstgeschichte und Geschichte<br />

ihrer Heimatstadt Rosenheim.<br />

Intensive Arbeit <strong>in</strong> zwei Jahren<br />

Bis zum Herbst 2010 wurde <strong>in</strong>tensiv am Modellprojekt MUSEO<br />

VIVO gearbeitet. Entstanden s<strong>in</strong>d so z. B. zwei weitere hochqualitative<br />

didaktische Vermittlungskonzepte, e<strong>in</strong>es für das Innmuseum<br />

und e<strong>in</strong>es für das Achentaler Bauernhausmuseum.<br />

Unter dem Motto „Vom Flussbaumeister der Natur zum König<br />

des Inn“ können SchülerInnen der 3. und 4. Klassen beim Besuch<br />

des Innmuseums spezielles Wissen über drei wichtige Bewohner<br />

des Inns erwerben: Biber, E<strong>in</strong>tagsfliege und Huchen! Hier steht<br />

besonders die visuelle Schulung der Wahrnehmung, die Erziehung<br />

zum „anschaulichen Denken“ und handlungsorientierten Lernen<br />

im Vordergrund. Mit sechs Schulklassen wurde das Konzept erfolgreich<br />

getestet. Während die Museumspädagog<strong>in</strong> jeweils die<br />

Hälfte der Klasse <strong>in</strong> die fasz<strong>in</strong>ierende Welt von E<strong>in</strong>tagsfliege und<br />

Huchen entführte und sie bei der Erstellung e<strong>in</strong>es Huchen-Phantombildes<br />

im Workshop gestalterisch begleitete, erarbeitete sich<br />

die andere Hälfte an verschiedenen Lernstationen mit Hilfe von<br />

Forscherbüchern sehr selbständig viele Merkmale des Bibers. Ziel<br />

dieser anschaulichen Vermittlung ist es, den K<strong>in</strong>dern die vernetzte<br />

Funktionsweise der Natur näher zu br<strong>in</strong>gen und für e<strong>in</strong>en respektvollen<br />

Umgang mit ihr zu werben.<br />

Im Achentaler Bauernhausmuseum richtet sich der museums-<br />

pädagogische Bildungsbauste<strong>in</strong> mit dem Thema „Feuer und Licht“<br />

an erste und zweite Klassen. Er war ab Oktober 2010 buchbar. Dort<br />

spielten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Zeitreise und besuchten die Bäuer<strong>in</strong> alias<br />

Museumspädagog<strong>in</strong> mit ihrem Huhn im Jahr 1810 auf ihrem Bauernhof.<br />

Wie lebt sie da ohne elektrischen Strom bei Dunkelheit?<br />

In e<strong>in</strong>er laternenbeleuchteten <strong>in</strong>teraktiven Dialogführung und mit<br />

hands-on Materialien aus dem Museumskoffer erfuhren die K<strong>in</strong>der<br />

viel über frühere Licht- und Feuerquellen. Praktisch vertieft<br />

wurde das Wissen durch zwei Workshope<strong>in</strong>heiten. Hier kann die<br />

Lehrperson wählen, ob die K<strong>in</strong>der an e<strong>in</strong>er „Kerzen-Ziehstation“<br />

Kerzen selbst produzieren oder mit dem didaktisch durchdachten<br />

und liebevoll gestalteten Mitmach-Heft arbeiten.<br />

Für die 5. und 6. Klasse ist e<strong>in</strong> Programm entstanden, welches<br />

bei der Wahrnehmung ansetzt und die ästhetischen Kompetenzen<br />

bildet. In den „Bauerhausskizzenblättern“ f<strong>in</strong>den die Schüler analog<br />

den „Dorfskizzenblättern“ der bekannten regionalen Künstler<strong>in</strong><br />

Gertruda Gruber-Göpfertova gestalterische Details der Bauernhausarchitektur<br />

und der Innenraumgestaltung. Hier steht die<br />

Testphase noch bevor.<br />

Planung für 2011 und Nachhaltigkeit<br />

Zwei Vermittlungsprogramme s<strong>in</strong>d 2010/2011 noch zu erarbeiten.<br />

Die Themen s<strong>in</strong>d bereits gefunden und Spezialisten zur Konzeptentwicklung<br />

beauftragt. Die bisher durchgeführten museumspädagogischen<br />

Programme wurden fotografisch gut dokumentiert,<br />

mit den Lehrern der Testklassen ausgewertet und Verbesserungen<br />

bereits e<strong>in</strong>gearbeitet. Durch die parallel laufende Ausbildung von<br />

Multiplikatoren wird e<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit <strong>in</strong> der Vermittlungsarbeit<br />

gewährleistet.<br />

Für die bereits fertigen museumspädagogischen Angebote ist<br />

e<strong>in</strong>e Bewerbung über die Schulen und das Schulamt angelaufen.<br />

Allen Grundschulen, Horten und weiterführenden Schulen wird<br />

das Museum als moderner Ort s<strong>in</strong>nlicher Wahrnehmung und visuellen<br />

Lernens, als Gedächtnis, Archiv, Magaz<strong>in</strong> der Geschichte und<br />

als attraktiver Lern-Ort für e<strong>in</strong>en differenzierten Wissenserwerb<br />

empfohlen.<br />

Weitere <strong>Museen</strong> aus der Region s<strong>in</strong>d bereits an den AK Museums-<br />

pädagogik der K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk<br />

e. V. als kompetenten Kooperationspartner herangetreten, um<br />

auch für ihr Museum neue museumspädagogische Konzepte zu<br />

erarbeiten. Durch die Vernetzung von <strong>Museen</strong> mit anderen Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

werden die Bildungslandschaft der Region<br />

bereichert und die Potenziale von <strong>Museen</strong> als Lern- und Erfahrungsorten<br />

genutzt.


Museumspädagogen tragen dazu bei, dass <strong>Museen</strong> als Orte kultureller<br />

Bildung und aktiver Ause<strong>in</strong>andersetzung wirken können.<br />

Herausragende E<strong>in</strong>zelprojekte beleben die <strong>Museen</strong> ebenso wie die<br />

tägliche Vermittlungsarbeit. Im „ProjektLabor Museumspädagogik“<br />

sollen bestimmte Aspekte der museumspädagogischen Praxis<br />

gezielt untersucht und damit qualitativ gestützt werden.<br />

Mit dem Thema „Qualität sichern – besucherorientiert vermitteln“<br />

startete das ProjektLabor Museumspädagogik <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e erste<br />

Runde. An die 50 TeilnehmerInnen trafen sich im Stadtmuseum<br />

Ludwig Erhard <strong>in</strong> Fürth, um sich mit verschiedenen Ansätzen der<br />

Qualitätssicherung zu beschäftigen und diese zu diskutieren.<br />

Dr. Hannelore Kunz-Ott (Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>) referierte über Kriterien guter Bildungs- und<br />

Vermittlungsarbeit mit dem Ziel, Qualitätsverbesserung <strong>in</strong> der<br />

Museumspädagogik anzustreben und durch klare Kriterien Bewertungs-Maßstäbe<br />

– auch nach außen – zu setzen. Besucher-<br />

orientierung <strong>in</strong> Bezug auf Schüler stellten die Sem<strong>in</strong>arleiter<strong>in</strong> Ursula<br />

Kollar und Dr. Jessica Mack-Andrick vom KPZ Nürnberg am<br />

eigenen Beispiel anhand e<strong>in</strong>er Checkliste zur Schülerorientierung,<br />

- kompetenz und -motivation vor. Volkmar We<strong>in</strong>hold, Sem<strong>in</strong>arrektor<br />

und Koord<strong>in</strong>ator externer Evaluation an mittelfränkischen<br />

Schulen, verglich <strong>in</strong>terne und externe Evaluation, erläuterte deren<br />

Methoden und spannte <strong>in</strong> der Diskussion den Bogen bzw. zog<br />

Analogien zur Museumsarbeit.<br />

Besuchorientierung <strong>in</strong> Bezug auf den Museums- und Ausstellungsbesucher<br />

allgeme<strong>in</strong> hatte Dr. Josef Kirmeier vom Haus der<br />

Bayerischen Geschichte im Fokus. Er h<strong>in</strong>terfragte an Beispielen<br />

von Ausstellungen des HdBG der letzten 15 Jahre die Besucherorientierung<br />

bereits mit dem Beg<strong>in</strong>n des konzeptionellen Prozesses<br />

bis h<strong>in</strong> zum Feedback nach dem Ausstellungsbesuch. Heike<br />

Mühlbauer (Management Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) stellte Modelle von Qualitäts-Management<br />

für Bildungse<strong>in</strong>richtungen vor, die <strong>in</strong> Bezug<br />

auf <strong>Museen</strong> relevant se<strong>in</strong> könnten. Elke Kollar (Landesarbeitskreis<br />

Museumspädagogik <strong>Bayern</strong>) präsentierte das Projektlabor Museumspädagogik,<br />

bei dem Projekte zur Evaluation im nächsten Jahr<br />

gefördert werden.<br />

Ruth Koll<strong>in</strong>ger und Alexandra Herzog führten abschließend<br />

durch das neu gestaltete Stadtmuseum Ludwig Erhard und erläuterten<br />

die museumspädagogischen Ansätze. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante und<br />

anregende Tagung, die überlegenswerte Inhalte und konkretes<br />

Arbeitsmaterial erbracht hat!<br />

Qualität sichern –<br />

besucherorientiert<br />

vermitteln<br />

Fortbildung im Stadtmuseum Fürth,<br />

3.7.2010<br />

Reg<strong>in</strong>e Leipold<br />

Berichte/Aktuelles 57


58 Berichte/Aktuelles<br />

Wie lernen<br />

Erwachsene im<br />

21. Jahrhundert<br />

und was bedeutet das<br />

für <strong>Museen</strong>?<br />

Kongress „Museums and Adult Educators“ <strong>in</strong><br />

Kopenhagen, 23./24.9.2010<br />

Hannelore Kunz-Ott<br />

Mit der zentralen Frage nach den Lern<strong>in</strong>halten und -methoden<br />

von Erwachsenen <strong>in</strong> diesem Jahrhundert beschäftigte sich e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>ternationaler Kongress unter dem Titel „Museums and Adult<br />

Educators“, der am 23. und 24. September 2010 <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

stattfand. Veranstalter war Mum AE – e<strong>in</strong>e Abkürzung, die für<br />

das europäische Grundtvig-Projekt „Museums meet Adult Educators“<br />

steht. Partner des europäischen Projektes s<strong>in</strong>d der Deutsche<br />

Museumsbund, das Istituto beni culturali di regione Emilia<br />

Romagna, der dänische Museumsbund und das National Institute<br />

of Adult Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Education, e<strong>in</strong>e führende non-governmental<br />

Organisation <strong>in</strong> England und Wales (NIACE), die sich mit dem<br />

lebenslangen Lernen von Erwachsenen beschäftigt. Unterstützt<br />

wird das Vorhaben durch NEMO – das Netzwerk europäischer<br />

Museumsverbände.<br />

E<strong>in</strong> erstes wichtiges Produkt dieses EU-Projektes war die Herausgabe<br />

der englischen Publikation „Life long learn<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Museum“,<br />

die aufgrund der großen Nachfrage <strong>in</strong>zwischen auch <strong>in</strong><br />

Russisch und <strong>in</strong> Deutsch unter dem Titel „<strong>Museen</strong> und Lebenslanges<br />

Lernen. E<strong>in</strong> europäisches Handbuch“ erschienen ist. (ISBN<br />

978-3-9811983-5-5) Die Kopenhagener Tagung verstand sich<br />

als Abschlussveranstaltung der mehrjährigen Zusammenarbeit.<br />

Die Tagung, an der fast 150 Teilnehmer aus 22 europäischen<br />

Ländern teilnahmen, führte beide Seiten – Museumsexperten und<br />

Fachleute aus der Erwachsenenbildung – zusammen. Veranstaltungsort<br />

war das Grundtvig Center Vartov, benannt nach dem<br />

dänischen Theologe und Pädagogen Nikolaj Frederik Grundtvig,<br />

Namensgeber des EU-Bildungsprogramms für die allgeme<strong>in</strong>e Erwachsenenbildung.<br />

In dem ehemaligen Hospiz eröffnete Grundtvig<br />

1844 die erste Volkshochschule der Welt. Heute bef<strong>in</strong>det sich<br />

hier unter anderem das Grundtvig-Forum mit Bibliothek und<br />

Akademie, zwei Universitäts<strong>in</strong>stituten und dem Verband der dänischen<br />

<strong>Museen</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en Überblick über die EU-Förderprogramme gab zunächst<br />

Alan Smith, der Grundtvig-Koord<strong>in</strong>ator der Europäischen Kommission.<br />

Seit 2007 zählt Erwachsenenbildung explizit zu den politischen<br />

Zielen der EU, was der weltweit veränderten Arbeitssituation<br />

geschuldet ist. Alle E<strong>in</strong>richtungen, die sich dem Lernen<br />

und Bilden im weitesten S<strong>in</strong>ne widmen, können Förderantrage<br />

bei der EU stellen. Bei der Verteilung der f<strong>in</strong>anziellen Mittel wird<br />

der Erwachsenenbildung immer noch der ger<strong>in</strong>gste Förderteil zugewiesen,<br />

während das Erasmusprogramm für Hochschulen und<br />

Studenten den größten Part mit 40% der F<strong>in</strong>anzmittel e<strong>in</strong>nimmt.<br />

Mit 25% folgt das Leonardo-Programm zur Sprachenförderung.<br />

Projekte für Schulen und Schüler werden unter dem Namen „Comenius“<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt ca. 13 % der F<strong>in</strong>anzmittel gefördert. Am<br />

Ende der vier Programme steht das Grundtvig Programm für die<br />

Erwachsenenbildung, das nur ca. 4% aus dem EU Fördertopf<br />

erhält.<br />

In das Tagungsthema führte zunächst Prof. Desmond O’Neill<br />

aus der Sicht e<strong>in</strong>es Facharztes für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> und Geriatrie<br />

an der Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Dubl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>. Bei se<strong>in</strong>er Betrachtung<br />

über die Lernfähigkeit im Alter entzauberte er Mythen vom Alter<br />

und brachte zahlreiche Beispiele von Schriftstellern, Künstlern<br />

und Komponisten, die gerade im Alter den Höhepunkt ihres<br />

Schaffens erlebten. Wann beg<strong>in</strong>nt „das Alter“? Die Antwort auf<br />

diese Frage ist komplex ebenso wie das Alter selbst. Meist setzt<br />

man es mit dem Ende der Berufstätigkeit gleich, also mit ca. 65<br />

Jahren. Alter bedeute Verlust auf der e<strong>in</strong>en Seite – körperliche<br />

E<strong>in</strong>schränkungen, Freunde sterben – aber Gew<strong>in</strong>ne auf der anderen:<br />

Zunahme an Kreativität, an Weisheit und Erfahrung. Die<br />

Kunst sei es, trotz der Verluste Kraft für Neues zu haben und<br />

stärker kulturell tätig zu werden. Hier liege die große Chance<br />

von Kulture<strong>in</strong>richtungen wie <strong>Museen</strong>. Besonders attraktiv seien<br />

generationenübergreifende Angebote, die Programmen „speziell<br />

für Senioren“ vorzuziehen seien. Se<strong>in</strong> Fazit lautete: Wenn man


für ältere Menschen plane, dann beziehe man <strong>in</strong> der Regel jüngere<br />

mit e<strong>in</strong>. Plane man für jüngere Besucher, schließe man ältere<br />

meist aus.<br />

Die zentrale Frage nach dem Lernen im 21. Jahrhundert behandelte<br />

Prof. Bob Fryer, Mitglied von NIACE und Mitbegründer<br />

der Lernkampagne für Erwachsene <strong>in</strong> Großbritannien. Fryer wies<br />

auf den grundlegenden Wandel im Berufsleben h<strong>in</strong>, der geprägt<br />

sei von ständigen Veränderungen. Die Politik reagiere auf gesellschaftliche<br />

Veränderungen mit wechselnden Bildungsplänen.<br />

Stand früher das Fachwissen im Mittelpunkt, spreche man nunmehr<br />

von Kompetenzen, die es zu fördern gelte, um bessere Arbeitskräfte<br />

zu erhalten. Die Verlagerung der Bildungs<strong>in</strong>halte alle<strong>in</strong>e<br />

auf Softskills und Kompetenzen - wie sie im Moment bei<br />

Schulpolitikern so beliebt seien – reichten jedoch nicht aus, so<br />

Frayer: e<strong>in</strong> Pilot, der nur über soziale Kompetenzen verfüge, kann<br />

ke<strong>in</strong> Flugzeug sicher starten, fliegen und landen. In jedem Fall<br />

gehöre also die Vermittlung von Fachwissen grundlegend zur Aus-<br />

und Fortbildung dazu. Um auf die sich ständig ändernde Lebens-<br />

und Arbeitssituation angemessen reagieren zu können, seien vor<br />

allem Kreativität und Innovationen gefragt. Daher erfordere das<br />

Lernen im 21. Jahrhundert folgende Inhalte und Ziele: Learn<strong>in</strong>g<br />

to know; learn<strong>in</strong>g to do; learn<strong>in</strong>g to live together; learn<strong>in</strong>g to be;<br />

learn<strong>in</strong>g to susta<strong>in</strong>. Lernen müsse alltäglich und normal werden,<br />

überall, jederzeit und für jeden zugänglich und realisierbar.<br />

Nach diesen e<strong>in</strong>führenden Grundsatzreferaten verteilten sich<br />

die Teilnehmer <strong>in</strong> sechs Workshops, die e<strong>in</strong>zelne Aspekte der Erwachsenenbildung<br />

anhand von praktischen Übungssequenzen<br />

vorstellen, diskutieren und vertiefen sollten. In der Regel betreuten<br />

zwei Dozenten (e<strong>in</strong>er aus Museumssicht, e<strong>in</strong>er von der<br />

Erwachsenenbildung kommend) die Workshops zu den Themen<br />

Mobilität für europäische Experten <strong>in</strong> der Erwachsenenbildung,<br />

<strong>in</strong>terkultureller Dialog, Lernen und Kreativität im Erwachsenenleben,<br />

bürgerschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> sowie Evaluation<br />

von Lernangeboten für Erwachsene.<br />

Der Workshop zur Evaluierung von Programmen wurde von<br />

Jan Novitzky von NIACE und von Abigail Hackett, e<strong>in</strong>er freiberuflichen<br />

Museumsberater<strong>in</strong> geleitet. Grundlage jeder Evaluation<br />

sei es, das Zusammenzutragen der Gründe, warum man diesen<br />

Prozess durchführen wolle ebenso wie das Zusammenstellen der<br />

Fragen, auf die man sich Antworten erhoffe. So banal und selbstverständlich<br />

diese Schritte auch manchem ersche<strong>in</strong>en mögen, so<br />

häufig fehlen sie als erster Teil des Evaluierungsprozesses. Nach<br />

diesen Vorüberlegungen folge Auswahl der Methoden und die Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es Zeitplanes, ob man vor, während oder im Anschluss<br />

e<strong>in</strong>es Angebots die Evaluation durchführen wolle.<br />

Dass Evaluierung nicht immer nur e<strong>in</strong> wissenschaftlich strukturierter<br />

Prozess se<strong>in</strong> muss, sondern dass auch e<strong>in</strong>fache, kreative<br />

und gestalterische Methoden Auskunft über Erfolg und<br />

Zufriedenheit oder Misserfolg und Unzufriedenheit der TeilnehmerInnen<br />

von Erwachsenenangeboten geben können, zeigten die<br />

Praxisbeispiele dieses Workshops. Neben dem klassischen Fragebogen<br />

lassen auch von den Besuchern gestaltete Postkarten, die<br />

Erarbeitung von M<strong>in</strong>d maps, Besuchertagebücher und ähnliches<br />

erkennen, wo Schwächen und Stärken <strong>in</strong> den Bildungsangeboten<br />

der <strong>Museen</strong> liegen.<br />

E<strong>in</strong> anderer Workshop widmete sich der Zusammenarbeit mit<br />

ausländischen Mitbürgern. Beispiele aus italienischen <strong>Museen</strong><br />

wurden vorgestellt, zunächst aber auch hier grundlegende Fragen<br />

diskutiert. Wenn <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> von der Vermittlung des kulturellen<br />

Erbes gesprochen werde, gehe man häufig von e<strong>in</strong>em sehr<br />

engen, lokal begrenzten Begriff von „kulturellem Erbe“ aus und<br />

vergesse oftmals, die jeweilige Kultur der Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Dabei<br />

wäre das Museum, als sozusagen neutraler, dritter Ort, e<strong>in</strong>e ideale<br />

E<strong>in</strong>richtung, um den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern.<br />

Tagungsteilnehmer im Grundtvig Center Vartov.<br />

Berichte/Aktuelles 59


60 Berichte/Aktuelles<br />

Nicht vergessen werden sollte, dass der Dialog e<strong>in</strong> langer Prozess<br />

und ke<strong>in</strong> endgültiges Ergebnis sei. E<strong>in</strong> wichtiges Ziel sei es,<br />

das Gespräch zwischen Individuen zu fördern, das anhand von<br />

Sammlungsobjekten <strong>in</strong>tensiv geführt werden könne – wobei es<br />

aber nicht um die Vermittlung von Fachwissen gehe, sondern um<br />

die Bereitschaft des geme<strong>in</strong>samen Dialogs, um die Teilhabe am<br />

kulturellen Leben, darum, Grenzen zu identifizieren und zu überw<strong>in</strong>den.<br />

So haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tur<strong>in</strong>er Museumsprojekt ausländische<br />

Mitbürger e<strong>in</strong>zelne Museumsobjekte ausgewählt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e<br />

ergänzt durch eigene persönliche Objekte präsentiert und dazu<br />

ihre eigene Interpretation, ihre eigene Geschichte erzählt (siehe<br />

hierzu auch die beiden Internetseiten www.mapforid.it und www.<br />

<strong>in</strong>terculturaldialogue.eu).<br />

Gemäß der Tagungsstruktur begann der zweite Tag zunächst<br />

wieder mit Vorträgen im Plenum. David Anderson vom Victoria<br />

and Albert Museum <strong>in</strong> London (Director of Learn<strong>in</strong>g and Interpretation)<br />

brachte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat den Besucher stärker <strong>in</strong> den<br />

Blickpunkt.<br />

Aus der Perspektive der Erwachsenenbildung stellte G<strong>in</strong>a Ebner<br />

von der Europäischen Vere<strong>in</strong>igung für Bildung von Erwachsenen<br />

(EAEA) mit 127 Mitgliedsorganisationen aus 43 Ländern die<br />

unterschiedlichen Bereiche der Erwachsenenbildung vor, die auf<br />

Grund ihrer Tradition sehr differenziert zu sehen s<strong>in</strong>d: von der<br />

Berufsausbildung bis h<strong>in</strong> zu Bildung <strong>in</strong> der Freizeit. Für den Bereich<br />

des Lebenslangen Lernens ist die Frage, wie man Erwachsene<br />

erreicht, die das Lernen nicht gelernt haben, genauso relevant wie<br />

für das Museum die Frage, wie erreicht man den sog. Nichtbesucher,<br />

also jenen, der z. B. nicht gelernt hat, wie das Museum<br />

als Freizeitort zu nutzen ist. Die Österreicher<strong>in</strong>, die seit vielen<br />

Jahren für die EU im Bildungssektor arbeitet, forderte <strong>Museen</strong><br />

auf, ihre gesellschaftliche Relevanz immer wieder aufs Neue unter<br />

Beweis zu stellen, <strong>in</strong>dem sie Angebote für alle gesellschaftlichen<br />

Gruppen, für unterschiedliche soziale, kulturelle oder generationenübergreifende<br />

Gruppen entwickeln. Hierbei gehe es nicht<br />

nur um kulturpolitische Ziele im engeren S<strong>in</strong>ne, sondern um e<strong>in</strong>e<br />

Teilhabe aller Gesellschaftsschichten am kulturellen Leben und<br />

damit letztlich um e<strong>in</strong>en Prozess der Ausgewogenheit und des<br />

friedlichen Mite<strong>in</strong>anderlebens.<br />

Beispiele aus der Praxis folgten diesen grundlegenden Vorträgen.<br />

So stellte Katr<strong>in</strong> Tölle von der Kunsthalle Emden das Fotoprojekt<br />

„Dich kenne ich doch“ vor, das sich <strong>in</strong>sbesondere an<br />

ErzieherInnen richtet. Carlotta Goulden aus Großbritannien berichtete<br />

von e<strong>in</strong>em Museumsprojekt mit Gefangenen unter dem<br />

Motto „Inspire <strong>in</strong>side“. Man wollte jene Menschen erreichen, die<br />

bisher noch ke<strong>in</strong>e Museumserfahrungen hatten und ihnen kulturelle<br />

Orte näher br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> f<strong>in</strong>nisches und e<strong>in</strong> englisches Netzwerk<br />

belegten die Wichtigkeit von erfolgreicher Zusammenarbeit<br />

von <strong>Museen</strong> und Bildungse<strong>in</strong>richtungen im regionalen Bereich.<br />

In F<strong>in</strong>nland werden Methoden gesucht, um Museumsmitarbeiter<br />

die notwendigen Kompetenzen für die Bildungsarbeit mit Erwachsenen<br />

zu vermitteln unter anderem auch durch E-learn<strong>in</strong>g<br />

Programme. Brunella Manzardo von der museumspädagogischen<br />

Abteilung des Castello Rivoli – Museum für zeitgenössische Kunst<br />

stellt ihr Lexikon für zeitgenössische Kunst <strong>in</strong> der Gebärdensprache<br />

vor.<br />

Den Abschluss bildeten Vertreter<strong>in</strong>nen des Deutschen Museumsbundes<br />

mit der Vorstellung ihrer Datenbank zu museums-<br />

pädagogischen Angeboten an deutschen <strong>Museen</strong>. Die Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong>er Umfrage, bei der sich über 1000 <strong>Museen</strong> beteiligten, wird<br />

im W<strong>in</strong>ter 2010 im Internet unter www.museumbildet.de nachzulesen<br />

se<strong>in</strong>. Sie wird über die unterschiedlichen Programme für die<br />

verschiedenen Ziel- und Altersgruppen, über die Methoden und<br />

Angebotsformate <strong>in</strong>formieren.<br />

Nicht nur die <strong>in</strong>ternationalen Praxisbeispiele, sondern auch<br />

die Grundsatzreferate der Kopenhagener Tagung zeigten, wie<br />

wichtig es für <strong>Museen</strong> ist, neben K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und<br />

Schülern die größer werdende Zielgruppe der Erwachsenen und<br />

hier vor allem auch die älteren Museumsbesucher und jene mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund stärker durch vielfältige Angebote anzusprechen.<br />

Wichtige Partner s<strong>in</strong>d hierbei die Experten aus der<br />

Erwachsenenbildung, die man als Kooperationspartner gew<strong>in</strong>nen<br />

sollte. Daher wird es e<strong>in</strong>e Fortsetzung der <strong>in</strong>ternationalen Zusammenarbeit<br />

und der Vernetzung der <strong>Museen</strong> unter dem Namen<br />

„LEM – The Learn<strong>in</strong>g Museum“ geben (www.lemproject.eu).<br />

Viele <strong>Museen</strong> verfügen nicht über eigenes pädagogisches<br />

Fachpersonal. Gerade hier bietet es sich an, Hilfe und Unterstützung<br />

von externen Exparten vor Ort oder <strong>in</strong> der Region zu<br />

suchen: Volkshochschulen, kirchliche oder berufliche Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

können wichtige Partner se<strong>in</strong> und das notwendige<br />

methodische Fachwissen für das Lernen im 21. Jahrhundert auch<br />

<strong>in</strong> <strong>Museen</strong> mit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.


Der Bundesverband Museumspädagogik lud se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>zwischen 900<br />

Mitglieder zur diesjährigen Tagung <strong>in</strong> die „Kulturhauptstadt Ruhr<br />

2010“ e<strong>in</strong>. Thema der Tagung war die Frage nach der Rolle der<br />

Kulturarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich permanent verändernden Gesellschaft.<br />

Können Kulture<strong>in</strong>richtungen den Wandel mitgestalten? Können<br />

sie Zukunft mitgestalten und nachhaltige Impulse für die betroffene<br />

Region geben?<br />

Als Tagungsort diente e<strong>in</strong> Ort, der solch e<strong>in</strong>en Wandel vollzogen<br />

hat: die Welterbestätte Zeche Zollvere<strong>in</strong>. Erst vor wenigen<br />

Monaten hatte dort, im Gebäude der ehemaligen Kohlenwäsche,<br />

das neu konzipierte Ruhr Museum mit 6.000 m² Ausstellungsfläche<br />

se<strong>in</strong>e Tore geöffnet und zieht seitdem Tausende von Besuchern<br />

an. Neben zahlreichen Touristen kommen vor allem auch<br />

Familien aus der direkten Umgebung, die seit vielen Generationen<br />

hier Arbeit gefunden hatten. Dieser traditionsreiche Ort, den viele<br />

als langjährigen Arbeitsplatz und identitätsstiftenden Raum erlebt<br />

hatten, war e<strong>in</strong> idealer Schauplatz für die Veranstaltung.<br />

Nach e<strong>in</strong>em kurzweiligen E<strong>in</strong>führungsgespräch der Gastgeber<br />

und Veranstalter folgte e<strong>in</strong> vergnüglicher Vortrag des englischen<br />

Schriftsteller Roy Kift, der aus se<strong>in</strong>er britischen Perspektive unter<br />

dem Motto „Ruhr 2010. E<strong>in</strong> Engländer stolpert durchs Revier“<br />

e<strong>in</strong>en gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>genden kabarettistischen Blick auf das Revier<br />

„Ruhr 2010“ warf.<br />

Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Ruhr Museum, He<strong>in</strong>rich<br />

T. Grütter, stellte das neue Haus vor, def<strong>in</strong>ierte zunächst für<br />

die fast 200 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik das Ruhrgebiet<br />

und erläuterte das Konzept des neuen Ruhrmuseums. Das<br />

Ruhrgebiet ist <strong>in</strong> zahlreiche verwaltungspolitische E<strong>in</strong>heiten gegliedert,<br />

die für den Außenstehenden nur schwer zu greifen s<strong>in</strong>d.<br />

Verb<strong>in</strong>dendes Element der Region ist die Kohle bzw. der Kohleabbau.<br />

Für die Konzeption des neuen Ruhr Museums erschien es dem<br />

Konzeptteam daher notwendig, dem Besucher diese Landschaft<br />

und ihre Besonderheiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Abteilung vorzustellen.<br />

Das Museum vere<strong>in</strong>t verschiedene Museumstypen wie das Naturkunde-,<br />

das Archäologische und das Geschichtsmuseum unter<br />

e<strong>in</strong>em Dach. Diese drei Sparten werden aber nicht gesondert präsentiert,<br />

sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierenden Ausstellung mite<strong>in</strong>ander<br />

komb<strong>in</strong>iert. Man wollte den E<strong>in</strong>fluss des Menschen auf die Natur<br />

zeigen (vor allem beim Kohleabbau), den Besucher aber auch mit<br />

Hilfe von Bildern aus der Realität mit Mythen und Klischees der<br />

Region konfrontieren. In den authentischen Ort der Kohlenwäsche<br />

haben der Architekt Rem Kohlhaas und das Gestaltungsbüro<br />

HG Merz wenig e<strong>in</strong>gegriffen und mit viel Gespür und großem<br />

Ideenreichtum zusätzliche Verb<strong>in</strong>dungswege, Ausstellungsflächen<br />

sowie Schauvitr<strong>in</strong>en, Stellwände und Stelen geschaffen. Den drei<br />

so gewonnenen Ausstellungsebenen s<strong>in</strong>d dabei die Kategorien<br />

Gegenwart, Gedächtnis und Geschichte zugeordnet.<br />

Der Soziologe Michael Hofmann von der Friedrich-Schiller<br />

Universität <strong>in</strong> Jena näherte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag den Begriffen<br />

Region und Generation. Er stellte zur Diskussion, ob sich Generationen<br />

besonders <strong>in</strong> Phasen länger anhaltender regionaler Prosperität<br />

herausbilden und geprägt werden oder ob sich nicht eher im<br />

regionalen Strukturwandel <strong>in</strong>dividuelle soziale und wirtschaftliche<br />

Kompetenzen ausbilden. E<strong>in</strong>e Folgerung dieser Entwicklung<br />

sei e<strong>in</strong>e mobile Umorientierung im Gegensatz zur bisherigen regionalen<br />

B<strong>in</strong>dung. <strong>Museen</strong> können <strong>in</strong> diesem Prozess e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle e<strong>in</strong>nehmen, weil sie die kollektiven Prägungen und die<br />

neuen Akteure aufzeigen können.<br />

An sechs Praxisbeispielen für unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen<br />

wurde regionale Bildungsarbeit mit Vorbildcharakter<br />

vorgestellt. E<strong>in</strong> Beispiel für ganz junge Museumsbesucher stellte<br />

Doris Edler, Kunstvermittler<strong>in</strong> am Kunstmuseum Gelsenkirchen,<br />

mit „Ich will dir was… – K<strong>in</strong>der und Eltern erleben Kunst“ vor.<br />

Seit 2008 bietet das Kunstmuseum dieses Spezialprogramm für<br />

K<strong>in</strong>dergärten an. Ziele ist es, nicht nur K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen mit<br />

Berichte/Aktuelles 61<br />

Die bewegte Region.<br />

Kultur vermitteln -<br />

Wandel gestalten<br />

Jahrestagung des Bundesverbandes<br />

Museumspädagogik <strong>in</strong> Essen, 21.-24.10.2010<br />

Hannelore Kunz-Ott<br />

Ruhr Museum Essen: Kohlenwäsche mit Kokskohlenbunker.


62 Berichte/Aktuelles<br />

a Blick <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>derausstellung „Helden“.<br />

b Durchblick vom Themenbereich „Christianisierung“ auf die<br />

Abteilung „Eiszeit“.<br />

den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>s Museum zu holen, sondern auch die Eltern zum<br />

Museumsbesuch e<strong>in</strong>zuladen. Unter sich und mite<strong>in</strong>ander erfahren<br />

K<strong>in</strong>der und Erwachsene eigene Zugänge zur Kunst, werden selber<br />

aktiv und erleben das Museum positiv als e<strong>in</strong>en aktiven Freizeit-<br />

und Erlebnisort.<br />

Christiane Freudig vom Consol Theater Gelsenkirchen berichtete<br />

von „pottfiction. Theater, Kunst und Camps für Jugendliche<br />

der Metropole Ruhr“, e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>jährigen theaterpädagogischen<br />

Projekt mit sieben K<strong>in</strong>der- und Jugendtheatern der Metropole<br />

Ruhr, e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Theater, der Stiftung Mercator und<br />

RUHR.2010. Ziel war es, Jugendlichen durch künstlerische Ansätze<br />

und kreative Methoden e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der<br />

eigenen Zukunft zu ermöglichen und gestalterische Formen zu<br />

suchen, die sie im öffentlichen Raum präsentieren sollten (www.<br />

pottfiction.de).<br />

Auch das Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />

(LWL) betrat mit se<strong>in</strong>er „HELDEN-Werkstatt“ neue<br />

kulturhistorische Pfade. In dem museumspädagogischen Projekt<br />

suchten rund 2.000 Schüler ruhrgebietsweit fast drei Jahre lang<br />

mit Kunst-, Kultur- und Medienvermittlern nach Leit- und Streitfiguren<br />

<strong>in</strong> Geschichte und Gegenwart, die sie mit dem Begriff<br />

„Helden“ verb<strong>in</strong>den. 37 Schulen beteiligten sich und gestalteten<br />

unter der Leitung des LWL- Industriemuseums mit Anja Hoffmann,<br />

Referent<strong>in</strong> Bildung und Vermittlung und neue Vorsitzende<br />

des Bundesverbandes Museumspädagogik, mithilfe museumsspezifischer<br />

Methodenvielfalt e<strong>in</strong>e eigene K<strong>in</strong>der- und Jugendausstellung,<br />

die parallel zur großen Sonderausstellung „HELDEN“ <strong>in</strong><br />

der Henrichshütte <strong>in</strong> Hatt<strong>in</strong>gen zu sehen war (siehe HELDEN-<br />

Werkstatt unter www.helden-ausstellung.de).<br />

Die Idee e<strong>in</strong>es transatlantischen Brückenschlags mit Hilfe des<br />

Social Web steht h<strong>in</strong>ter dem deutsch-amerikanischen Schülerprojekts<br />

„Build<strong>in</strong>g a Transatlantic Bridge“, das die Projektleiter<strong>in</strong><br />

Stephanie Buchholz vorstellte. Schulen aus Pennsylvania und dem<br />

Ruhrgebiet, also aus von der Schwer<strong>in</strong>dustrie geprägten Regionen,<br />

nutzen und erproben neue Medien für nachhaltige museumspädagogische<br />

Projekte sowie für die geme<strong>in</strong>same Gemäldeausstellung<br />

„Feuerländer – Regions of Vulcan“. (http://build<strong>in</strong>gatransatlanticbridge.blogspot.com)<br />

Bei dem Projekt „Sag, was war die DDR?“ des K<strong>in</strong>dermuseums<br />

FEZ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, vorgestellt von Stefan Ostermeyer, handelt es sich<br />

ebenfalls um e<strong>in</strong>e Ausstellung, die K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen e<strong>in</strong><br />

differenziertes und privates Bild auf die ehemalige DDR geben<br />

will. Auf die Gefahr h<strong>in</strong>, nicht systematisch alle historische Fakten<br />

zu liefern, stützt sich die Ausstellung auf subjektive Aussagen<br />

von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, die diese <strong>in</strong> persönlichen Aufzeichnungen<br />

gegen Ende der 70er Jahre <strong>in</strong> der DDR festhielten.<br />

Die jungen Ausstellungsbesucher werden durch die Gedanken und<br />

Schicksale ihrer Altersgenossen direkt angesprochen und tauchen<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Land, das sie nur noch vom Hörensagen der Eltern oder<br />

aus dem Geschichtsbuch kennen. Die Wanderausstellung „Sag,<br />

was war die DDR?“ ist dabei als offene Frage zu verstehen, als<br />

Angebot, sich e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung zu bilden. (www.fez-berl<strong>in</strong>.de/<br />

<strong>in</strong>dex.php?id=273).<br />

Mit persönlichen Lebensgeschichten und Kommentaren von<br />

Zeitgenossen arbeitet auch das Dokumentationszentrum Alltagskultur<br />

der DDR <strong>in</strong> Eisenhüttenstadt, dessen Leiter Andreas Ludwig<br />

vom Umgang mit den D<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus berichtete. Das 1980<br />

gegründete Museum <strong>in</strong> Eisenhüttenstadt begleitet den gesellschaftlichen<br />

Transformationsprozess auf dem Gebiet der früheren<br />

DDR, <strong>in</strong> dem nach se<strong>in</strong>em Sammlungskonzept alltägliche D<strong>in</strong>ge<br />

zusammenträgt, immer verbunden mit der Bitte um Gespräche<br />

über deren Gebrauchs- und Erfahrungsdimensionen. Damit wechselt<br />

das Museumspublikum – ob Jung oder Alt – <strong>in</strong> die Rolle des<br />

Miterlebenden (www.museum-eisenhuettenstadt.de).<br />

Mit der Fragestellung, was und wie nachhaltig veränderte


die jeweilige Kulturhauptstadt Europas des Jahres mit ihren zahlreichen<br />

kulturellen Veranstaltungen e<strong>in</strong>e Region, befassten sich<br />

drei ausländische Beiträge. An den Beispielen von der Großregion<br />

Luxemburg 2007, Liverpool 2008 und L<strong>in</strong>z 2009 erfuhr man, dass<br />

die gezielt e<strong>in</strong>gesetzten Geldern e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> kulturellen Großprojekten<br />

aber auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelle kle<strong>in</strong>ere Maßnahme sehr wohl<br />

e<strong>in</strong>e nachhaltige, auch identitätsstiftende Wirkung besitzen. Bei<br />

den europäischen Beispielen überzeugte vor allem das Beispiel<br />

der „Kulturlots<strong>in</strong>nen“ aus L<strong>in</strong>z, wie wichtig es ist, neben großen<br />

Events für die Allgeme<strong>in</strong>heit auch Initiativen für bildungsferne<br />

Gruppen, <strong>in</strong> diesem Fall speziell für Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

zu fördern und zu unterstützen (www.l<strong>in</strong>z09.at/de/projekt-<br />

2106389/kulturlots<strong>in</strong>nen.html).<br />

In se<strong>in</strong>em Tagungsresümee formulierte Max Fuchs, Direktor<br />

der Akademie Remscheid, langjähriger Vorsitzender der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

kultureller K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung und Vorsitzender<br />

des Deutschen Kulturrats, prägnant die momentanen Herausforderungen<br />

für die <strong>Museen</strong> und fasste sie <strong>in</strong> fünf Begriffe<br />

zusammen:<br />

Zielgruppen: Auch <strong>Museen</strong> stehen – siehe Hamburg – mehr denn<br />

je unter e<strong>in</strong>em Legitimationsdruck. Sie müssen beweisen, dass<br />

sie mit ihren Angeboten alle Gruppen der Gesellschaft erreichen<br />

und nicht nur das sog. Bildungsbürgertum. Die Tagung zeigte,<br />

auf welche Art und Weise man auch für kulturferne Schichten<br />

attraktive Angebote entwickeln und wie man alle Altersgruppen<br />

im Museum erreichen kann.<br />

Integration: Nicht nur <strong>in</strong> der Tagespolitik sondern auch <strong>in</strong> <strong>Museen</strong><br />

wird das Integrationsthema aktuell und disparat diskutiert. Auch<br />

hier haben <strong>Museen</strong> als wichtiger Teil der Kulture<strong>in</strong>richtungen ihren<br />

Beitrag zu leisten.<br />

Wandel: Schon immer, nicht nur heute, gab es gesellschaftlichen<br />

Wandel. <strong>Museen</strong> müssen sich heute fragen, ob sie die richtigen<br />

Inhalte vermitteln und die altersgemäßen Methoden e<strong>in</strong>setzen.<br />

Schule: Nicht nur im Rahmen der politischen Bildungsdiskussion<br />

müssen sich auch <strong>Museen</strong> näher mit Schulen befassen. Durch die<br />

E<strong>in</strong>führung der Ganztagsschule <strong>in</strong> allen Bundesländern wird für<br />

viele K<strong>in</strong>der und Jugendliche die frei verfügbare Zeit kritisch.<br />

Von e<strong>in</strong>zelnen Projekten mit Schulen müssen auch <strong>Museen</strong> nachhaltige<br />

Strukturen schaffen, damit sie von Leuchtturmprojekten<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er regelmäßigen Kooperation kommen. Da der aktuelle<br />

Jugendkulturbarometer zeigte, dass Jugendliche nur selten<br />

Hochkulture<strong>in</strong>richtungen nutzen, ist der Weg über die Schule<br />

e<strong>in</strong> wichtiger Schritt, auch diese Zielgruppe zu erreichen und ihnen<br />

Teilhabe an den Kulture<strong>in</strong>richtungen zu ermöglichen. Drei<br />

Faktoren entscheiden dabei über das Gel<strong>in</strong>gen: der ökonomische<br />

Faktor (kostenloser E<strong>in</strong>tritt), der geographische Faktor (Erreichbarkeit<br />

der Kulture<strong>in</strong>richtung) und der Bildungsfaktor (der Bildungsgrad<br />

des Elternhauses).<br />

Partizipation: Die Kriterien der Partizipation (Subjektorientierung,<br />

Stärkeorientierung, Handlungsorientierung, Empowerment<br />

und Prozessorientierung) müssen <strong>in</strong> der museumspädagogischen<br />

Arbeit, aber auch im Museum selbst zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Im Konzert aller Kulture<strong>in</strong>richtungen müssen <strong>Museen</strong><br />

noch stärker ihr Potential und ihre Besonderheit herausstellen.<br />

Mehr denn je ist das Museum als Bildungsort für alle Gesellschaftsschichten<br />

gefragt.<br />

Welche wichtige Rolle Museumspädagogik für das Museum<br />

spielt, das stellte der Direktor des Museums Folkwang, Hartwig<br />

Fischer, beim Empfang der Tagungsteilnehmer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em neuen<br />

Museum deutlich heraus. Bildung und Vermittlung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> zentrales<br />

Anliegen des Museums seit se<strong>in</strong>er Gründung durch Karl<br />

Ernst Osthaus im Jahr 1902 und erst recht seit se<strong>in</strong>er Erweiterung<br />

durch den Neu- und Umbau des Architekten David Chipperfield<br />

2010. Der Umgang mit Werken der bildenden Kunst sollte<br />

vor allem junge Menschen dazu befähigen, ihr Leben kreativ und<br />

Berichte/Aktuelles 63<br />

verantwortungsvoll selbst zu bestimmen. Diesen Gedanken formulierte<br />

Osthaus mit den Worten „Wandel durch Kultur, Kultur<br />

durch Wandel“ – e<strong>in</strong> Satz, der bis heute nichts von se<strong>in</strong>er Aktualität<br />

verloren hat und der zum Motto der diesjährigen Kulturhauptstadt<br />

wurde. Mit dem Ziel, das Museum Folkwang als e<strong>in</strong>e<br />

Stätte der lebhaften Diskussion und des Austausches mit Kunst,<br />

Kultur und Leben regional und überregional zu etablieren, wurde<br />

e<strong>in</strong> Bildungsangebot für verschiedene gesellschaftliche Gruppen<br />

entwickelt.<br />

Seit 2010 verleiht der Folkwang-Museumsvere<strong>in</strong> für herausragendes<br />

Engagement <strong>in</strong> der Vermittlung von Kunst verschiedener<br />

Kulturen und über Grenzen h<strong>in</strong>weg den mit 25.000 Euro dotierten<br />

Internationalen Folkwang-Preis. Erster Preisträger 2010 ist der<br />

Direktor des Londoner British Museum, Neil MacGregor. Der Internationale<br />

Folkwang-Preis wird alle zwei Jahre im Gedenken an<br />

Karl Ernst Osthaus verliehen.<br />

Welchen Wandel die Ruhr-Region erlebt hat und welche kulturellen<br />

Orte <strong>in</strong> den letzten Jahren entstanden s<strong>in</strong>d, davon konnten<br />

sich die Teilnehmer bei den Exkursionen überzeugen. Neue<br />

<strong>Museen</strong>, <strong>in</strong>novative Vermittlungsangebote, anregende Vorträge<br />

und <strong>in</strong>tensive Gespräche bei launiger Musik, bei der vor allem die<br />

bayerischen Teilnehmer<strong>in</strong>nen begeistert das Tanzbe<strong>in</strong> geschwungen<br />

haben, sowie launige Moderatoren, die sich die Bälle zuwarfen<br />

(Leont<strong>in</strong>e Meijer-van Mensch und Andreas Grünewald-<br />

Steiger) – <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e gelungene Tagung des Bundesverbandes<br />

Museumspädagogik.


64 Berichte/Aktuelles<br />

Inventarisation –<br />

Dokumentation<br />

21. EDV-Tage Theuern, 22.-24.9.2010<br />

EDV-Tage Theuern 2010: Blick <strong>in</strong> den Tagungsraum.<br />

Bett<strong>in</strong>a Burkhardt<br />

Zum <strong>in</strong>zwischen 21. Mal trafen vom 22.-24. September 2010<br />

Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet im spätbarocken<br />

Schloss Theuern zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen,<br />

Erfahrungen aber auch Probleme beim EDV-E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Museen</strong>,<br />

Bibliotheken und Archiven auszutauschen. Zur Freude der Veranstalter<br />

– dem Haus der Bayerischen Geschichte/Augsburg, der<br />

Generaldirektion der staatlichen Archive <strong>Bayern</strong>s/München, dem<br />

Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern/Schloss Theuern sowie<br />

der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

– konnte nach zwei eher teilnehmerschwachen Jahren mit etwa<br />

80 Anmeldungen e<strong>in</strong> wieder erstarkendes Interesse an den EDV-<br />

Tagen im Allgeme<strong>in</strong>en und am diesjährigen Thema im Besonderen<br />

registriert werden.<br />

Die Sammlung ist die conditio s<strong>in</strong>e qua non e<strong>in</strong>es jeden Museums.<br />

Sie zu bewahren, zu vermitteln, zu erforschen und auszustellen<br />

zählt neben dem Sammeln selbst zu den Kernaufgaben der<br />

Museumsarbeit. Um für diese wiederum e<strong>in</strong> adäquates Fundament<br />

zu schaffen, bedarf es über die (An)Sammlung von Objekten h<strong>in</strong>aus<br />

deren schriftlicher bzw. digitaler Erfassung. Mit der Aufnahme<br />

von Informationen zum und über das Objekt erfolgt der<br />

Übergang von der Ansammlung zur Sammlung, wird e<strong>in</strong> Überblick<br />

über den Bestand und damit die „Ordnung der D<strong>in</strong>ge“ überhaupt<br />

erst ermöglicht.<br />

Diesem Schwerpunkt – genauer: der EDV-gestützten Inventarisierung<br />

und Dokumentation von Sammlungs- und Archivgut –<br />

galten <strong>in</strong> diesem Jahr die Beiträge im Tagungssaal des Theuerner<br />

Schlosses. Begrüßt durch den Hausherren Michael Ritz erhielten<br />

die Teilnehmer am ersten Veranstaltungstag e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

die browserbasierte Inventarisierungssoftware VINO (Virtuel Internet-Objects),<br />

die von Ulrich Gloede <strong>in</strong> Kooperation mit der<br />

Landesstelle entwickelt wurde und dort seit 2009 für die Verwaltung<br />

des Bildarchivs im E<strong>in</strong>satz ist. Ebenfalls vorgestellt wurde das<br />

Objektmanagement-System MuseumPlus, das (auf Empfehlung<br />

der Landesstelle) <strong>in</strong>zwischen etwa 130 nichtstaatliche <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> für die Sammlungsverwaltung nutzen. Der Objektfotografie<br />

als Teil des Inventarisierungsprozesses wandte sich am Nachmittag<br />

Dr. Markus Hundemer vom Referat Dokumentationswesen/<br />

Bildarchiv des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, zu.<br />

Er verwies während se<strong>in</strong>er praktischen Vorführung darauf, dass<br />

mit digitalen Spiegelreflexkameras und Photoshop bereits bezahlbare<br />

Hard- und Softwarelösungen zur Verfügung stünden, die<br />

auch nicht spezialisiertem Personal die professionelle Aufnahme<br />

von Objekten sowie deren digitale Nachbearbeitung ermöglichen.<br />

Positiv bewertete er zudem das Verfahren der stationären Fotografie<br />

(Tethered Shoot<strong>in</strong>g), bei dem die Kamera direkt mit dem<br />

PC verbunden und über e<strong>in</strong>e Softwareanwendung von diesem aus<br />

gesteuert wird: Die Übertragung der Bilddateien erfolgt dabei direkt<br />

auf den PC, wodurch der Kopiervorgang vom Speichermedium<br />

entfällt. Mittels zuvor def<strong>in</strong>ierter Parameter können die Bilder<br />

mit e<strong>in</strong>deutigen Date<strong>in</strong>amen (bspw. Präfix – fortlaufende (Inventar)Nummer<br />

– Suffix) direkt im Zielordner abgelegt werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ermöglicht die sogenannte „Live-View-Funktion“<br />

e<strong>in</strong>e realistische Darstellung und sofortige Kontrolle (Schatten,<br />

Auflösung, etc.) der Aufnahme am Monitor. Hieraus ergeben sich<br />

gerade bei der Dokumentation größerer Bestände Vorteile h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Qualitätssicherung und Bearbeitungszeit.<br />

In e<strong>in</strong>em Round-Table-Gespräch, an dem sich Dr. Bernhard<br />

Grau (Staatsarchiv München), Clemens Menter (Haus der Bayerischen<br />

Geschichte), Dr. Viktor Pröstler (Landesstelle für die<br />

nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>) sowie Michael Ritz beteiligten,<br />

wurde zum Tagesausklang die Frage der Erfassungsqualität<br />

von Objekten und Archivalien diskutiert. Dabei unterstützen auch<br />

zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum die Tendenz h<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er vermehrt flachen Erst<strong>in</strong>ventarisierung sowie zur zweckgemäßen<br />

Digitalisierung und Objektfotografie (Internet, Pr<strong>in</strong>t, Da-


tenbank), die nicht zuletzt den begrenzen f<strong>in</strong>anziellen, zeitlichen<br />

und personellen Ressourcen der Häuser – denen oft proportional<br />

höhere Bestände gegenüber stehen – geschuldet ist.<br />

Nach e<strong>in</strong>em kurzen Begrüßungswort des Landrats Richard<br />

Reis<strong>in</strong>ger erwartete die Teilnehmer am zweiten Veranstaltungstag<br />

e<strong>in</strong> dichtes Programm aus Theorie und Praxis: Während sich die<br />

Vorträge am Vormittag den Themen Austauschmöglichkeiten und<br />

Schnittstellen für Kulturgutdaten im Internet, neue Richtl<strong>in</strong>ien,<br />

Probleme und Lösungen bei der Erschließung von Archivalien sowie<br />

der Frage des Urheberrechtes bei Bildaufnahmen widmeten,<br />

hatten am Nachmittag acht Softwareanbieter Gelegenheit, ihre<br />

Produkte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie von Kurzbeiträgen zu präsentieren.<br />

Als Eröffnungsredner <strong>in</strong>formierte Axel Ermert vom Institut<br />

für Museumsforschung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> über bereits existierende und<br />

<strong>in</strong> Planung bef<strong>in</strong>dliche Vernetzungsstandards für <strong>Museen</strong>, die<br />

perspektivisch e<strong>in</strong>en vere<strong>in</strong>fachten digitalen Kulturdatentransfer<br />

auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene gewährleisten sollen.<br />

Zu diesem Zweck entwickelte die Fachgruppe Dokumentation des<br />

Deutschen Museumsbundes das Datenübergabe- bzw. Harvest<strong>in</strong>g-<br />

(engl. „ernten“) Format museumdat. Dieses für Publikation und<br />

Recherche optimierte Austauschformat ermöglicht unabhängig<br />

von der hauseigenen Inventarisierungssoftware die standardisierte<br />

Übermittlung von Objektkerndaten an Museumsportale wie<br />

das BAM-Portal, von denen aus wiederum die Internet-Plattform<br />

„europeana“ als zentrales Onl<strong>in</strong>emedium zur Zusammenführung<br />

des kulturellen europäischen Erbes ihre Daten generiert. Überdies<br />

formierte sich im Herbst 2009 <strong>in</strong>nerhalb des Fachkomitees für<br />

Dokumentation (CIDOC) des International Council for Museums<br />

(ICOM) die Arbeitsgruppe „Data Harvest<strong>in</strong>g and Interchange“, die<br />

seither die Weiterentwicklung der bestehenden Formate museumdat<br />

(D), CDWA Lite (USA) und Spectrum (UK) zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />

anerkannten Metadatenformat forciert. Das Ergebnis<br />

dieser Initiative – LIDO draft 0.9 (Lightweight Information Describ<strong>in</strong>g<br />

Objects) – wurde im November 2010 auf der ICOM-Generalkonferenz<br />

<strong>in</strong> Shanghai vorgestellt. Dass neben Bestrebungen<br />

zur Homogenisierung von Datenübertragungsmöglichkeiten, auch<br />

die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es kontrollierten Vokabularaustausches besteht,<br />

wurde im zweiten Teil des Vortrags deutlich. E<strong>in</strong> Lösungsansatz<br />

hierfür steht seit 2005 mit dem kostenlosen Web-Service<br />

www.museumsvokabular.de zur Verfügung, für den die Fachgruppe<br />

Dokumentation, das Zuse-Institut Berl<strong>in</strong>, das digicult-SH-Projekt<br />

und das Institut für Museumsforschung verantwortlich zeichnen.<br />

Die Seite stellt <strong>in</strong> Form von Thesauri, Wortlisten, Semantiken,<br />

u. Ä. Hilfsmittel zur Beschreibung von Vokabularen bereit, die<br />

wiederum über die Schnittstelle museumvok-ws <strong>in</strong> das eigene Inventarisierungsprogramm<br />

<strong>in</strong>tegriert werden können. Mit dem Ziel<br />

den Anwendungsbereich auf den angloamerikanischen Sprachraum<br />

auszuweiten, wird „museumvok“ von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Arbeitsgruppe aktuell zum Format „vocnet“ weiterentwickelt.<br />

Dass auch Archive dazu aufgefordert s<strong>in</strong>d, neue Wege zu beschreiten,<br />

<strong>in</strong>dem sie sich stärker des Internets und se<strong>in</strong>er Netzwerke<br />

bedienen, thematisierte Joachim Kempers vom Staatsarchiv<br />

München <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag. Ausgangspunkt se<strong>in</strong>er Ausführungen<br />

bildeten die neuen Erschließungsrichtl<strong>in</strong>ien für Archivgut <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

(2008/2010), die e<strong>in</strong>en „modernen Erschließungsansatz“ anstreben.<br />

Demnach sollten Archivalien zugunsten e<strong>in</strong>es generellen<br />

Benutzerzugriffs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en flachen Verzeichniszustand versetzt<br />

werden und damit die Beschleunigung der Informationsversorgung<br />

sowie die Dissonanz zwischen steigenden Abgabemengen<br />

bzw. Verzeichnisrückständen und s<strong>in</strong>kenden Personalzahlen abfedern.<br />

Wie jedoch, so lautete die Frage des Vortragenden, könnten<br />

daraus resultierende qualitative Defizite zukünftig ausgeglichen<br />

werden? Trotz bestehender Vorbehalte plädierte er für e<strong>in</strong>e vorsichtige<br />

Nutzbarmachung von kollaborativen und <strong>in</strong>teraktiven<br />

Elementen des Web 2.0. Durch die Präsentation von digitalisier-<br />

Berichte/Aktuelles 65<br />

ten Archivalien und F<strong>in</strong>dmitteln können, wie die Beispiele „Monasterium“<br />

im Bereich von Urkunden, common projects (z. B. Nationalarchiv<br />

der Niederlande) oder die Kooperation zwischen dem<br />

Digitalen Bildarchiv des Bundesarchivs und Wikipedia/Wikimedia<br />

im Bereich von Fotos und Bildern belegen, Synergieeffekte erzielt<br />

werden, die e<strong>in</strong>e Ergänzung und Vermehrung von Erschließungs<strong>in</strong>halten<br />

(bed<strong>in</strong>gt) begünstigen. Welche Möglichkeiten die Präsenz<br />

von Archiven <strong>in</strong> sozialen Netzwerken wie facebook eröffnen<br />

könnten, demonstrierte Kemper an e<strong>in</strong>em Beispiel des Österreichischen<br />

Staatsarchivs. Voraussetzung für derartige Erfolge sei<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> möglichst breites Angebot an Archivalien im Netz,<br />

das im Idealfall verschieden <strong>in</strong>teressierte Nutzerkreise zum Wissensaustausch<br />

motivieren kann. In diesem Zusammenhang wurde<br />

evident, dass über die dafür notwendige Verzeichnung und Digitalisierung<br />

h<strong>in</strong>aus auch die Moderation des e<strong>in</strong>gehenden Informationsflusses<br />

entsprechende personelle Ressourcen b<strong>in</strong>det.<br />

Zudem, so beobachtet Kemper kritisch, richtet sich der Fokus im<br />

archivischen Web 2.0 aktuell weniger auf „klassische“ Archivgüter<br />

als auf Fotografien und andere Bilddokumente.<br />

Hieran knüpfte <strong>in</strong>direkt der Folgebeitrag von Robert Kirchmaier<br />

(Bayerische Staatsgemäldesammlung) an. Er beschloss den<br />

Vormittag mit e<strong>in</strong>em von zahlreichen Publikumsfragen begleiteten<br />

Exkurs <strong>in</strong> das tückenreiche Feld des Urheberrechts bei der<br />

Verwertung von Bildaufnahmen. Wie die Wortmeldungen erkennen<br />

ließen, besteht hier vor allem Informationsbedarf beim Thema<br />

Publikation von Bildern im Internet.<br />

Am Nachmittag öffnete sich der Vorhang dann für acht<br />

Softwareanbieter und die von ihnen entwickelten Datenbanklösungen<br />

zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>Museen</strong>, Archiven und Bibliotheken.<br />

Der Reihenfolge nach erhielten die Teilnehmer e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> die Funktionsweisen von: Adlib (Klaus Bulle), AUGIAS (Karl-<br />

Theo Heil), digiCULT (Frank Dührkoph), Imdas Pro (Thomas Orgel),<br />

FAUST (Doris Land), Robotron*Daphne (Torsten Bobe), HiDA<br />

(Paul Bantzer) und MuseumPlus (Boguslaw Ubik-Perski). Ohne<br />

an dieser Stelle im Detail auf die e<strong>in</strong>zelnen Produkte e<strong>in</strong>gehen<br />

zu können, lassen sich e<strong>in</strong>ige Tendenzen zusammenfassend darstellen.<br />

So zeichnet sich von technischer Seite zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e<br />

deutliche H<strong>in</strong>wendung zu browserbasierten Systemen (digiCULT<br />

web, HiDA 4 web, Imdas web, eMuseumPlus 5.5), zum anderen<br />

e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für die Notwendigkeit der Implementierung von<br />

Schnittstellen wie museumvok/museumdat ab (Adlib, digiCULT,<br />

MuseumPlus 5.5). Zudem tragen die vorgestellten Softwarelösungen<br />

vermehrt den sich wandelnden Anforderungen an Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

Rechnung, <strong>in</strong>dem sie Zusatzmodule für Bereiche<br />

wie Dokumenten-(AUGIAS), Projekt- (robotron*Daphne; MuseumPlus<br />

5.5) oder Veranstaltungsmanagement (HIDA 4 expo; MuseumPlus<br />

5.5) aufnehmen. Auch die Nutzerfreundlichkeit sche<strong>in</strong>t<br />

stärker <strong>in</strong>s Blickfeld der Entwickler zu rücken. Durch Optionen<br />

zum Aktivieren bzw. Deaktivieren von Datenfeldern und Registern<br />

können je nach Aufgabenstellung und Zuständigkeitsbereich,<br />

<strong>in</strong>dividuelle Erfassungsmasken/-profile erstellt (FAUST; HIDA 4<br />

expo; MuseumPlus 5.5) und/oder redaktionell kontrolliert werden<br />

(robotron*Daphne).<br />

Zum Abschluss der EDV-Tage kamen am Freitagvormittag<br />

dann schließlich die Anwender zu Wort. Den Auftakt machte<br />

Susanne Klemm, Leiter<strong>in</strong> des Fränkischen Museum Feuchtwangen,<br />

mit e<strong>in</strong>em Erfahrungsbericht über die Digitalisierung von<br />

Inventarblättern: Ausgangsmaterial bildete hier e<strong>in</strong> wissenschaftliches<br />

Inventar von 6.500 vorgedruckten DIN A4-Seiten, die mit<br />

Schreibmasch<strong>in</strong>e ausgefüllt und zum Teil um handschriftliche<br />

Notizen ergänzt wurden. Die von der Landesstelle geförderte Inventarisierungsmaßnahme<br />

verlief dann <strong>in</strong> drei Stufen: In e<strong>in</strong>em<br />

ersten Schritt wurden die e<strong>in</strong>zelnen Inventarblätter gescannt, mit<br />

OCR-Erkennung bearbeitet und als Excel-Tabelle ausgegeben.<br />

Während der zweiten Phase erfolgte der Import der Daten <strong>in</strong> die


66 Berichte/Aktuelles<br />

hauseigene Software MuseumPlus. Damit lag als Zwischenergebnis<br />

e<strong>in</strong>e Rohdatenmenge von 6.500 Datensätzen, ohne Bilder und<br />

mit gelegentlichen, aus der Digitalisierung resultierenden Textverwerfungen<br />

und Fehlern vor. E<strong>in</strong> wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

übernahm im letzten Teil der Maßnahme die Nachbearbeitung der<br />

E<strong>in</strong>träge, die neben der bed<strong>in</strong>gten Datenkorrektur, die Aktualisierung<br />

und Ergänzung von Datierung, Literatur, Standort etc. sowie<br />

das Fotografieren des jeweiligen Objekts und dessen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>in</strong> die Datenbank umfasste. Insgesamt bewertete Frau Klemm das<br />

Digitalisierungsprojekt aufgrund der erheblichen Zeitersparnis<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er manuellen E<strong>in</strong>gabe als positiv. Sie verwies allerd<strong>in</strong>gs<br />

auf den nicht zu unterschätzenden Nachbearbeitungsaufwand,<br />

der sich – trotz e<strong>in</strong>er vertretbaren Fehlerquote von unter<br />

5% bei der Texterkennung – auf etwa 400 Stunden für ca. 1.000<br />

Objekte belief. Aus ihrer Perspektive sei die Effizienz e<strong>in</strong>es solchen<br />

Vorhabens vordergründig von der Qualität des Ausgangsmaterials<br />

– dessen Bearbeitungsstand, Zuverlässigkeit und Aktualität<br />

– abhängig. Ferner rechne sich e<strong>in</strong>e Digitalisierung <strong>in</strong> Anbetracht<br />

verhältnismäßig hoher Kosten (<strong>in</strong> diesem Fall 5.900 Euro) nur bei<br />

entsprechend umfassenden Inventarblattbeständen.<br />

E<strong>in</strong>e Kosten-Nutzenrechnung ganz anderer Art stellte die<br />

Landeshauptstadt München h<strong>in</strong>sichtlich der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Dokumentationssoftware für ihre vier Städtischen<br />

<strong>Museen</strong> (Stadtmuseum München, Städtische Galerie im Lenbachhaus,<br />

Villa Stuck, Jüdisches Museum München) auf: Wie Dr. Elisabeth<br />

Stürmer und Dr. Bernhard Wörrle berichteten, erg<strong>in</strong>g im<br />

Jahr 2003 e<strong>in</strong> Stadtratsbeschluss über die Anschaffung e<strong>in</strong>es Museumsmanagementsystems,<br />

der über die digitale Erschließung auf<br />

e<strong>in</strong>e ökonomische Nutzbarmachung der (Archiv-)Bestände zielte.<br />

Zukünftig sollen E<strong>in</strong>nahmen aus dem Verkauf von Bildrechten –<br />

nach Rückzahlung der Zusatzf<strong>in</strong>anzierung an die Kämmerei – dem<br />

Budget des Stadtmuseums zufließen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

galt es e<strong>in</strong>e Softwarelösung zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>erseits den heterogenen<br />

Gesamtbestand von drei Millionen Objekten, andererseits<br />

die IT-Strategie der Landeshauptstadt München (Nutzung freier<br />

Software und offener Standards für die städtische Verwaltung)<br />

berücksichtigte. Nach zwei EU-weiten Ausschreibungen erhielt<br />

2009 die Firma Robotron mit „Daphne 2“ den Zuschlag. Das<br />

Unternehmen hatte für und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden bereits die Vorgängerversion,<br />

„Daphne 1“ entwickelt. Die Entscheidung, so Stürmer, war jedoch<br />

primär der Tatsache geschuldet, dass Robotron zu diesem Zeitpunkt<br />

als e<strong>in</strong>ziger Anbieter mit e<strong>in</strong>em den Anforderungen entsprechenden,<br />

webbasierten System („Daphne 1“) aufwarten konnte.<br />

Seither durchläuft „Daphne 2“ e<strong>in</strong>e Entwicklungsphase, die,<br />

wie Dr. Wörrle anmerkte, zwar gewisse Gestaltungsspielräume<br />

auf Hersteller- und Anwenderseite eröffnet, durch den Aufwand<br />

für Tests, Fehlerbeschreibungen u. Ä. jedoch mit erheblichen und<br />

<strong>in</strong> diesem Maße unerwarteten Mehrkosten verbunden ist. Die<br />

bisherigen Erfahrungen, basierend auf der aktuell e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Testversion, zeigen zudem, dass die Plattformunabhängigkeit sich<br />

nachteilig auf die Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit der Software auswirkt.<br />

Weitere Kritikpunkte beschreiben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vergleichsweise<br />

komplizierten Handl<strong>in</strong>g sowie der verhältnismäßig ger<strong>in</strong>gen Flexibilität<br />

<strong>in</strong>sofern Änderungen alle<strong>in</strong> vom Entwickler umgesetzt<br />

werden können. Der E<strong>in</strong>schätzung Dr. Wörrles folgend, habe die<br />

IT-Strategie der Landeshauptstadt München <strong>in</strong> diesem Fall – zum<strong>in</strong>dest<br />

mittelfristig – das Gegenteil des <strong>in</strong>tendierten Effekts erreicht<br />

(starke Herstellerabhängigkeit, überdurchschnittlich hohe<br />

Kosten und e<strong>in</strong>geschränkte Entscheidungsspielräume).<br />

Den Tagungsausklang gestalteten Dr. Wolfgang Jahn (Haus<br />

der Bayerischen Geschichte), Ulrich Gloede (CD-Lab Bonn) sowie<br />

Dr. Markus Hundemer, Marion-Isabell Hoffmann (Bayerisches<br />

Landsamt für Denkmalpflege, Ref. Dokumentation) und Ed Gartner<br />

(CD-Lab GmbH Nürnberg). Ihre Beiträge vermittelten – vom<br />

Aufbau über die Strukturierung und Inventarisierung bis h<strong>in</strong> zur<br />

professionellen Digitalisierung – e<strong>in</strong>en umfassenden E<strong>in</strong>druck über<br />

den aktuellen Entwicklungsstand im Bereich der Bildarchive.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sensation hatte schlussendlich noch Herr Dr.<br />

Hundemer zu vermelden. Geme<strong>in</strong>sam mit Ed Gartner hatte er e<strong>in</strong><br />

neuartiges Verfahren zur Langzeitarchivierung von Fotografien<br />

entwickelt, dessen verlustfreie Qualität er mit „druckfrischen“<br />

Testergebnissen <strong>in</strong> Theuern bestätigen konnte.<br />

L<strong>in</strong>ks zu den e<strong>in</strong>zelnen Datenbank-Anbietern:<br />

www.adlibsoft.com<br />

www.adlibsoft.com<br />

www.athenaeurope.org<br />

www.augias.de<br />

www.digicult.museen-sh.de<br />

www.edvtage.de<br />

www.europeana.eu<br />

www.imdas.at<br />

www.land-software.de (FAUST)<br />

www.lido-schema.org<br />

www.monasterium.net<br />

www.museumdat.org<br />

www.museumsvokabular.de<br />

www.robotron-daphne.de<br />

www.startext.de (HiDA)<br />

www.zetcom.ch (MuseumPlus)


Die Tagung “stART.10” baute auf die im Vorjahr sehr gut rezipierte<br />

„stART.09“ auf, die es sich erstmals zum Ziel gesetzt hatte,<br />

über Anwendungsmöglichkeiten von Social Media im Kulturbereich<br />

zu <strong>in</strong>formieren, Anregungen zu vermitteln und e<strong>in</strong>en Austausch<br />

anzubieten.<br />

Das diesjährige Treffen lief unter dem Motto „Rid<strong>in</strong>g the<br />

Avalanche – Erfolgreich den Trend Social Media nutzen“: Am<br />

8.9.2010 gab es e<strong>in</strong>führende Auftaktvorträge für <strong>Museen</strong> und<br />

am 9. und 10.9. folgte die eigentliche Tagung parallel <strong>in</strong> sieben<br />

Räumen mit E<strong>in</strong>führungen, Vorträgen und Praxisberichten zu den<br />

Aspekten: Geschäftsmodelle/ Fundrais<strong>in</strong>g, Mobile Web, Web 2.0.<br />

allgeme<strong>in</strong> und Web-Technologien.<br />

Als Auftakt vermittelte Prof. Dr. Carsten W<strong>in</strong>ter, Hannover,<br />

sehr anschaulich, wie Künste und Kultur sich weg von e<strong>in</strong>er<br />

(von Künstlern gemachten und von Institutionen verwalteten)<br />

„Push-Kultur“, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er (vom Publikum zunehmend selbst zusammengestellten)<br />

„Pull-Kultur“ bewegen. Dies bedeute für die<br />

Institutionen auch, neue Taktiken zu entwickeln, um ihr Zielpublikum<br />

zu erreichen. Im Kle<strong>in</strong>en berichteten e<strong>in</strong>ige der geladenen<br />

Referenten von erfolgreichen Projekten, die erst durch<br />

die stART.09 <strong>in</strong>spiriert und entwickelt worden waren, so u. a.<br />

Sebastian Hartmann, Neanderthal Museum Mettmann, der mit<br />

dem „neanderweb 2.0“ Facebook für se<strong>in</strong> Museum eroberte, e<strong>in</strong>en<br />

Blog eröffnete und „Mr. N.“– e<strong>in</strong>e bereits sehr beliebte nachgebildete<br />

Figur e<strong>in</strong>es Neanderthalers im menschlichen Maßstab,<br />

der die Besucher im E<strong>in</strong>gang empfängt – twittern lässt. E<strong>in</strong> noch<br />

unerreichtes Vorbild zeichnete Shelley Bernste<strong>in</strong>, Brooklyn Museum,<br />

mit den zahlreichen Web2.0 Aktivitäten ihres Hauses zum<br />

Abschluss der Tagung auf. So erlaubte beispielsweise e<strong>in</strong>e Kamera<br />

den Besuchern der Fotoportrait-Austellung „Black list Project“,<br />

ihre eigenen Erfahrungen mit ihrer Hautfarbe aufzuzeichnen und<br />

so (mit) zu teilen. Diese stark genutzte <strong>in</strong>teraktive Station, deren<br />

Aussagen man vor Ort ansehen konnte (und die teils noch immer<br />

onl<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d), war <strong>in</strong>tegrativer und gleichwertiger Bestandteil der<br />

Ausstellung.<br />

Abschließend lässt sich festhalten, dass nur authentische Berichte<br />

und fachliche Neuigkeiten im Web 2.0 ankommen, ke<strong>in</strong>e<br />

„Werbetexte“. Referenten sollten e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />

erlauben, berichten, woran sie forschen und was für neue Projekte<br />

angedacht s<strong>in</strong>d. Im Grunde war der Tenor der Erfahrungen, den<br />

Anderen, den man erreichen will, als Person zu denken (und nicht<br />

als Masse!), als e<strong>in</strong> Gegenüber, das <strong>in</strong>teressiert ist und respektvoll<br />

behandelt werden will. Allerd<strong>in</strong>gs ist diese Form der Kommunikation<br />

sehr arbeitsaufwändig und pflege<strong>in</strong>tensiv. Während das l<strong>in</strong>eare<br />

Modell von Sender und Empfänger obsolet sche<strong>in</strong>t, verspricht<br />

die neue „virale“ Kommunikation Interessierte zu begeistern, die<br />

im Schneeballverfahren mit ihren vielen Freunden und deren<br />

Freunden bzw. verknüpften Communities <strong>in</strong>teressante Inhalte teilen.<br />

Wenn es der Zufall so will, kann sich der Bekanntheitsgrad<br />

e<strong>in</strong>er Institution <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile steigern und damit virtuell das<br />

ganz reale Interesse schaffen, sich e<strong>in</strong> eigenes Bild e<strong>in</strong>es (Ihres?)<br />

Museums zu machen!<br />

Mehr Informationen, Programm und e<strong>in</strong>zelne Beiträge unter www.<br />

startconference.org<br />

stART.10 – rid<strong>in</strong>g<br />

the avalanche<br />

Tagung 8.-10.9.2010, Duisburg<br />

Sab<strong>in</strong>e Garau<br />

Logo stART.10.<br />

Berichte/Aktuelles 67


68 Berichte/Aktuelles<br />

Christliche Religion<br />

im musealen Kontext<br />

19. Tagung bayerischer, böhmischer,<br />

oberösterreichischer und sächsischer<br />

Museumsfachleute, Freistadt,<br />

30.9.-2.10.2010<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Tagungsteilnehmer auf Stadtexkursion auf dem Freistädter<br />

Marktplatz.<br />

Erstmals war der Verbund Oberösterreichischer <strong>Museen</strong>, das<br />

jüngste Mitglied im Kreis der vier Länder, die sich e<strong>in</strong>mal jährlich<br />

auf Museumsebene zu e<strong>in</strong>em Erfahrungsaustausch treffen, Veranstalter<br />

und – um es gleich vorweg zu sagen – er spielte diese Rolle<br />

sehr gut. Das Veranstaltungszentrum im historischen Salzhof <strong>in</strong><br />

Freistadt, rund 30 km nördlich von L<strong>in</strong>z im Mühlviertel gelegen,<br />

bot für die fast 80 angemeldeten Teilnehmer e<strong>in</strong>en angenehmen<br />

Rahmen, um sich über den Stellenwert und den Umgang mit ihren<br />

Beständen mit christlicher Thematik <strong>in</strong> den Sammlungen und<br />

Ausstellungen der Partnerländer zu <strong>in</strong>formieren und Erfahrungen<br />

auszutauschen.<br />

Zum Auftakt der Veranstaltung führte aber zunächst e<strong>in</strong>e<br />

Exkursion <strong>in</strong>s Nachbarland Tschechien, quasi auf den Spuren der<br />

Landesausstellung 2013, die grenzüberschreitend das Mühlviertel<br />

mit der Moldauregion bis Krumau verb<strong>in</strong>den soll. E<strong>in</strong> wichtiger<br />

Schauplatz wird dann das Zisterzienserkloster Hohenfurth (Vyssi<br />

Brod) se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> das 1991 die Zisterzienser zurückkehrten und das<br />

derzeit restauriert wird. In se<strong>in</strong>em Museum mit Objekten aus der<br />

Klostergeschichte wird dann auch das berühmte Zawisch-Kreuz,<br />

e<strong>in</strong> mit Edelste<strong>in</strong>en und Perlen besetztes Kreuz, das dem ungarischen<br />

Königshof zugeschrieben wird, zu sehen se<strong>in</strong>. Die Fahrt<br />

führte weiter nach Krumau (Česky Krumlov), wo das historische<br />

Fotoatelier Seidel, seit 2004 sehenswertes und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art wohl<br />

s<strong>in</strong>guläres <strong>in</strong> situ-Museum, sowie das Regionalmuseum mit se<strong>in</strong>er<br />

neuen Ausstellung zur Stadtgeschichte besichtigt wurden.<br />

Am folgenden Tag begrüßten Dr. Peter Assmann, Direktor der<br />

Oberösterreichischen Landesmuseen und Präsident des Österreichschen<br />

Museumsbundes, und Emil Vierhauser, <strong>in</strong> Personalunion<br />

Vertreter des Freistädter Bürgermeisters und Leiter des örtlichen<br />

Schlossmuseums, die Gäste. Dr. Michael Henker, der Leiter der<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, stellte<br />

die Bedeutung der religiösen Inhalte <strong>in</strong> den Sammlungen der bay-<br />

erischen <strong>Museen</strong> heraus. Von den derzeit 1.350 <strong>Museen</strong> hätten<br />

rund 1.000 e<strong>in</strong>en Bezug zum Tagungsthema. Im ersten, 1939<br />

erschienenen bayerischen Museumshandbuch würden die Reliquien-<br />

und Heiltumssammlungen als frühe Formen der <strong>Museen</strong><br />

bezeichnet und damit direkte Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ien hergestellt. Henker<br />

verwies auf Säkularisation und Mediatisierung, die mit der<br />

Zerschlagung der überkommenen Strukturen viele Objekte mit<br />

religiösen Bezügen <strong>in</strong> die Sammlungen gespült haben, und bot<br />

e<strong>in</strong>e reich bebilderte Tour d´horizont durch bayerische <strong>Museen</strong><br />

mit christlichen Inhalten.<br />

In Sachsen s<strong>in</strong>d weniger als e<strong>in</strong> Viertel der Bevölkerung Mitglieder<br />

christlicher Glaubensgeme<strong>in</strong>schaften. Dadurch ist, wie<br />

Katja M. Mieth, die Direktor<strong>in</strong> der Sächsischen Landesstelle für<br />

Museumswesen feststellte, e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e deutliche Entfremdung<br />

zu christlichen Inhalten <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> zu konstatieren, andererseits<br />

beweisen u. a. erfolgreiche Landesausstellungen das Interesse der<br />

Bevölkerung an religiösen Themen. Sie appellierte an die Kunstmuseen,<br />

nicht nur Grunddaten zu den jeweiligen Werken zu bieten,<br />

sondern auch über die dargestellten Inhalte zu <strong>in</strong>formieren,<br />

und nannte sächsische <strong>Museen</strong> mit neuen Präsentationen christlicher<br />

Kunst, etwa das Schlossbergmuseum Chemnitz, das Stadtmuseum<br />

Bautzen oder das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig.<br />

Über die Aktivitäten der Assoziation tschechischer <strong>Museen</strong><br />

und Galerien mit ihren <strong>in</strong>zwischen 279 Mitgliedern berichtete Dr.<br />

Ludek Benes. Die Akkreditierung der <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Tschechien soll <strong>in</strong><br />

den nächsten beiden Jahren wesentlich vorangetrieben werden.<br />

Sämtliche mobilen Sammlungen werden mit e<strong>in</strong>em Buchwert von<br />

1 CKr. angesetzt. Wichtige Punkte im „Museumsjahr“ der AMG<br />

seien der Wettbewerb „Gloria musealis“ und öffentlichkeitswirksame<br />

Veranstaltungen wie die feierliche Eröffnung der Museumsnächte<br />

<strong>in</strong> Iglau (Jihlava).<br />

Die Geschichte des Sammelns sei auf das Engste mit christlichen<br />

Strukturen verbunden, führte Dir. Dr. Assmann für die ober-


österreichschen Gastgeber aus. Bei e<strong>in</strong>em kurzen Gang durch die<br />

Geschichte Oberösterreichs stellte er die wichtige Rolle des Christentums<br />

heraus, beg<strong>in</strong>nend mit den Klostergründungen im 8. Jh.,<br />

über Wallfahrten, den im 16. Jh. prägenden Protestantismus und<br />

die folgende Gegenreformation. Bei der Gründung des oberösterreichischen<br />

Landesmuseums 1833 erhielt es viele Objekte aus Kirchen<br />

und Klöstern. Im Gegensatz zu alten Diözesen wie Wien und<br />

Salzburg besitzt die vergleichsweise junge Diözese L<strong>in</strong>z ke<strong>in</strong> eigenes<br />

Diözesanmuseum. Teilweise dramatische Zustände beklagte<br />

Assmann <strong>in</strong>nerhalb der oft vernachlässigten naturhistorischen<br />

Sammlungen der Klöster. Die Vergleichsobjekte etwa aus dem 19.<br />

Jh. wären aber von größter Bedeutung für die Biodiversitätsforschung.<br />

Abschließend er<strong>in</strong>nerte Assmann daran, dass neben dem<br />

Christentum auch der Islam, Judentum und Esoterik Themen der<br />

<strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d oder se<strong>in</strong> sollten.<br />

Der Würzburger Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, <strong>in</strong> der Diözese<br />

Leiter der Hauptabteilung Bau- und Kunstwesen, stellte <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Vortrag „<strong>Museen</strong> als selbständige Träger der Botschaft“<br />

die nicht zuletzt von ihm vorangetriebenen Gründungen von <strong>in</strong>zwischen<br />

sieben dezentralen <strong>Museen</strong> zu christlicher Kunst und<br />

christlichen Inhalten vor, die e<strong>in</strong> herkömmliches Diözesanmuseum<br />

ersetzen sollen. In vielen <strong>Museen</strong> präsentiere man den Besuchern<br />

religiöse Objekte, die ihnen <strong>in</strong>zwischen völlig fremd geworden<br />

seien und die sie nicht mehr zuordnen könnten. Es müsse die<br />

Absicht kirchlicher <strong>Museen</strong> se<strong>in</strong>, den Menschen Deutungshilfen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er künstlerischen Sprache zu geben, die Bezug zu ihrer Lebenswelt<br />

herstellt. Die kirchlichen <strong>Museen</strong> sollten dabei nicht missionieren<br />

und den Besuchern ke<strong>in</strong>e Botschaft überstülpen, sondern<br />

als Räume des Dialogs dienen, gleichzeitig nicht zur Selbstdarstellung<br />

missbraucht werden. Lenssen reklamierte <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Kirche Freiräume im Umgang mit der Kunst und er<strong>in</strong>nerte daran,<br />

dass der Begriff „Entartete Kunst“ ke<strong>in</strong>e Wortschöpfung der Nazis<br />

sei, sondern aus dem kirchlichen Sprachgebrauch stamme.<br />

Dr. Hana Dvorakova, die Leiter<strong>in</strong> der Ethnographischen Abteilung<br />

des Mährischen Landesmuseums <strong>in</strong> Brünn (Brno), gab e<strong>in</strong>en<br />

fundierten Überblick über die Geschichte der tschechischen und<br />

mährischen <strong>Museen</strong> mit religiösen Bezügen, etwa die Gründung<br />

der Diözesanmuseen <strong>in</strong> Budweis (Česke Budejovice) und Pilsen<br />

(Plsen) 1895, <strong>in</strong> Brünn 1992. In der kommunistischen Ära sei<br />

die religiöse Kunst wertneutral als Kunst präsentiert worden. Für<br />

den Bereich der Volksreligiosität verwies die Redner<strong>in</strong> auf neue<br />

Bestände, etwa die umfangreiche Sammlung e<strong>in</strong>es Magistratsbeamten,<br />

die <strong>in</strong>s Prager Volkskundemuseum übernommen worden<br />

sei, und auf die Bedeutung der Forschungsarbeiten von Gertraud<br />

We<strong>in</strong>hold aus den 1960er Jahren zur Wallfahrtstradition etwa <strong>in</strong><br />

Přibram.<br />

Die Reformation spielt <strong>in</strong> der Geschichte Oberösterreichs e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle. Dennoch war bis zur Gründung des Evangelischen<br />

Museums <strong>in</strong> Rutzenmoos <strong>in</strong> der Bevölkerung kaum bekannt, dass<br />

<strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 16. Jh. Oberösterreich wie das benachbarte<br />

Böhmen mehrheitlich „lutherisch“ waren. In den Zeiten<br />

der Gegenreformation wurden viele, die sich zu der reformierten<br />

Kirche bekannten, vertrieben, andere führten ihren Glauben im<br />

Geheimen fort. Erst 1961 brachte e<strong>in</strong> Toleranzgesetz die volle<br />

Gleichberechtigung. Super<strong>in</strong>tendent i. R. Hansjörg Eichmeyer und<br />

se<strong>in</strong>e Frau Ulrike Eichmeyer-Schmid stellten das Museum vor, das<br />

derzeit auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle im Rahmenprogramm der Landesausstellung<br />

„Renaissance und Reformation“ spielt.<br />

E<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die – vielleicht – mediale Zukunft der <strong>Museen</strong><br />

bot Dr. Ra<strong>in</strong>er Tredt, Cultural Innovations London, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Bericht über das Projekt e<strong>in</strong>er musealen Ausstellung, die geme<strong>in</strong>sam<br />

mit anderen Aktivitäten zur Wiederbelebung des ehemaligen<br />

Klosters Heidenheim beitragen soll. Das Kloster, 752 gegründet<br />

und schon bald zum e<strong>in</strong>zigen Doppelkloster des kont<strong>in</strong>entalen<br />

Europa ausgebaut, war im 16. Jh. von den Ansbacher Markgrafen<br />

Berichte/Aktuelles 69<br />

aufgehoben worden. Die Ausstellung soll nun anhand von drei<br />

Leitepochen (8. Jh. Gründung, 12. Jh. Reformierung, 16. Jh.<br />

Auflösung) die Besucher über die Klostergeschichte <strong>in</strong>formieren,<br />

wobei e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Besucherleitsystem <strong>in</strong>dividuelle Schwerpunktsetzungen<br />

ermöglicht. Erstaunen, aber auch Skepsis rief die<br />

Vorstellung e<strong>in</strong>er Infowand hervor, bei der nach Blickkontakt auf<br />

Hot Spots die gewünschten Informationen differenziert nach Besuchergruppen<br />

(Erwachsene, K<strong>in</strong>der) angezeigt werden sollen.<br />

Die Sammlung Veichtlbauer, e<strong>in</strong>en wichtigen Schwerpunkt<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Bestände des Innviertler Volkskundehauses <strong>in</strong> Ried i.<br />

Innkreis, stellte dessen Leiter<strong>in</strong> Dr. Siegl<strong>in</strong>de Frohmann vor. Pfarrer<br />

Veichtlbauer hatte von 1909 bis zu se<strong>in</strong>em Tod im Jahr 1939<br />

Gegenstände der Volksfrömmigkeit, vor allem auch Amulette und<br />

andere D<strong>in</strong>ge mit zugeschriebenen Heil- und Schutzkräften, gesammelt<br />

und sie dem 1933 eröffneten Museum übergeben. Über<br />

die wissenschaftliche, konservatorische und konzeptionelle Neubearbeitung<br />

der Sammlung religiöser Kunst der Zwickauer Kunstsammlungen<br />

<strong>in</strong>formierten die Restaurator<strong>in</strong> Siegl<strong>in</strong>de Prehn und<br />

die Museolog<strong>in</strong> und Museumspädagog<strong>in</strong> Fabia Günther-Sperber.<br />

Nicht zuletzt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 1920er Jahren zum Schutz gegen Ano-<br />

bienbefall angewendetes Öltränkungsverfahren hat die wertvollen<br />

spätmittelalterlichen und frühbarocken Skulpturen stark<br />

geschädigt. Parallel zu den aufwändigen Sicherungsmaßnahmen<br />

an den Objekten wird derzeit e<strong>in</strong>e neue Ausstellungskonzeption<br />

entwickelt. Die Neupräsentation der religiösen Kunstwerke soll<br />

2014/15 erfolgen.<br />

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. 2006 <strong>in</strong> Altött<strong>in</strong>g gab den<br />

Anlass, die Schatzkammer der Wallfahrtskirche, seit dem frühen<br />

16. Jh. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ehemaligen Sakristei beheimatet, auszulagern,<br />

um Raum für e<strong>in</strong>e Kapelle zu erhalten. Die bedeutenden Bestände<br />

der Schatzkammer, unter Ihnen das berühmte „Goldene Rössl“,<br />

erhielten nach kurzer provisorischer Ausstellung e<strong>in</strong> neues, repräsentatives<br />

Quartier. Der Kunstreferent der Diözese Passau, Alois<br />

Brunner M. A., stellte dieses „Haus Papst Benedikt XVI. – Neue<br />

Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum“ vor, für das e<strong>in</strong> Neubau<br />

(Architekturbüro Brückner & Brückner) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der<br />

Kapelladm<strong>in</strong>istration errichtet wurde. In rekordverdächtigen 10<br />

Monaten vom ersten Spatenstich bis zur Eröffnung wurde e<strong>in</strong><br />

völlig neuer Rundgang geschaffen, der Themen wie „Menschen<br />

auf dem Weg“ oder „Innehalten“ anspricht. Auch Objekte aus der<br />

Sammlung des aufgelösten Wallfahrts- und Heimatmuseums s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> die Schau e<strong>in</strong>geflossen. E<strong>in</strong> Stadtrundgang, der Besuch des<br />

Schlossmuseums und e<strong>in</strong> abendlicher Empfang <strong>in</strong> der Freistädter<br />

Brauerei schlossen den ersten Vortragstag ab.<br />

„Aus dem Land der Toleranz: Vom musealen Umgang mit<br />

sakraler Kunst <strong>in</strong> der Oberlausitz 1990-2010“ war der Vortrag<br />

von Dr. Marius W<strong>in</strong>zeler, Direktor der Städtischen <strong>Museen</strong> Zittau,<br />

überschrieben, der das Programm des Samstags eröffnete. In den<br />

Zeiten der DDR waren zwar Zeugnisse christlicher Kultur <strong>in</strong> den<br />

<strong>Museen</strong> durchaus vorhanden, doch ruhten bedeutende Sammlungen<br />

unbeachtet <strong>in</strong> den Depots oder im kirchlichen Besitz. Nach<br />

der Wende setzte e<strong>in</strong> großes Interesse an diesen bislang vernachlässigten<br />

Werken e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>en wichtigen Schritt zu ihrer Wiederentdeckung<br />

stellte die erste Sächsische Landesausstellung „Zeit und<br />

Ewigkeit“ <strong>in</strong> der Zisterzienser<strong>in</strong>nen-Abtei St. Marienstern dar. Sie<br />

lockte 1998 360.000 Besucher, darunter über 1.200 angemeldete<br />

Schulklassen, <strong>in</strong> die Oberlausitz und hatte direkte Auswirkungen<br />

auf e<strong>in</strong>e Reihe von Museumsgründungen, etwa die Schatzkammer<br />

<strong>in</strong> St. Marienstern oder das Dommuseum Meißen. Diese Ausstellungen<br />

tragen nun dazu bei, das Selbstverständnis der Oberlausitz<br />

als Land der Toleranz neu zu etablieren. Unter dem Titel „Bergbaukultur<br />

und Religion im Kontext der Museumsarbeit“ befasste<br />

sich anschließend Dr. Ulrich Thiel, Direktor des Stadt- und Bergbaumuseums<br />

Freiberg, mit Zeugnissen der Verb<strong>in</strong>dung von Montanwesen<br />

und Glauben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Museum.


70 Berichte/Aktuelles<br />

Museum rundum: Schützenscheiben im Mühlviertler Schlossmuseum.<br />

2013 soll e<strong>in</strong>e grenzüberschreitende Landesausstellung unter dem<br />

Motto „Hopfen, Salz und Cyberspace“ erstmals <strong>in</strong> oberösterreichischen<br />

und tschechischen Ausstellungsorten stattf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>er<br />

davon ist das Zisterzienserkloster Hohenfurth (Vyssi Brod), das<br />

die Tagungsteilnehmer schon bei ihrer Exkursion hatten besichtigen<br />

können. Mag. Jiri Franc stellte die Planungen vor und berichtete<br />

von Bemühungen, die „Hohenfurther Tafeln“, entstanden um<br />

1350, von der Nationalgelerie <strong>in</strong> Prag zurückzuerhalten. Nachdem<br />

sich Abt Mart<strong>in</strong> Fehlhofer vom Prämonstratenserstift Schlägl und<br />

Mag. Alexandra Loidl vom Stift St. Florian mit der Rolle der Klöster<br />

als nachhaltigen Kulturträgern befasst hatten, wobei viele der<br />

Tagungsteilnehmer wohl etwas mehr Museumsbezug etwa durch<br />

die nähere Darstellung der Initiative „Klösterreich“ erhofft hatten,<br />

stellte Dr. Karel Rechlik, der Direktor des Diözesanmuseums<br />

Brünn (Brno), die Frage nach der adäquaten Präsentation christlicher<br />

Kunst im Museum. Das Museum war zunächst seit 1993<br />

<strong>in</strong> Räumen des August<strong>in</strong>erklosters St. Thomas untergebracht, ist<br />

aber 2007 <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebäude unmittelbar neben dem Brünner Dom<br />

umgezogen. Besonders stimmungsvolle Präsentationsmöglichkeiten<br />

besitzt es <strong>in</strong> dessen Krypta, wo <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellungsreihe<br />

ausgewählte Denkmäler der Brünner Diözese vorgestellt werden,<br />

so unlängst die Wallfahrtskirche Kirite<strong>in</strong> (Krt<strong>in</strong>y). Ausstellungen<br />

f<strong>in</strong>den auch <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum Regensburg<br />

statt.<br />

Überlegungen zu Präsentation und Vermittlung von Sammlungen<br />

zur religiösen Volksfrömmigkeit <strong>in</strong> ihrem Spannungsfeld<br />

zwischen Kunstobjekt und Massenware, zwischen Kontemplation<br />

und Kommerz stellte am Beispiel des von ihr geleiteten Bezirksmuseums<br />

Dachau Ursula K. Nauderer an. Aus e<strong>in</strong>er über 110 Jahre<br />

langen Sammlungstätigkeit besitzt das Museum herausragende,<br />

äußerst umfangreiche Bestände von Objekten der Volksfrömmigkeit.<br />

Daraus werden derzeit <strong>in</strong> drei Abteilungen („Wallfahrt im<br />

Dachauer Land“, „Glaube und Aberglaube“, „Häusliche Andacht“)<br />

460 Objekte gezeigt. Nauderer sprach die Problematik an, dass<br />

sich bei den Schulklassen, die geme<strong>in</strong>sam mit anderen Gruppen<br />

70 % der Besucher ausmachen, immer deutlicher Defizite beim<br />

Allgeme<strong>in</strong>wissen <strong>in</strong> Bezug auf religiöse Themen und Inhalte festzustellen<br />

s<strong>in</strong>d. Neben der persönlichen Betreuung im Rahmen von<br />

Führungen soll künftig e<strong>in</strong> audiogestütztes Führungsangebot speziell<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche zur Verfügung stehen, das derzeit<br />

an e<strong>in</strong>em Dachauer Gymnasium erarbeitet wird. 2013 soll sich<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung mit dem „säkularisierten Umgang mit religiösen<br />

Bildern und Zeichen“, so der Arbeitstitel, ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

In se<strong>in</strong>em Resümee der Tagung regte Mag. Thomas Jerger, der<br />

Geschäftsführer des Oberösterreichischen Museumsverbunds an,<br />

den Begriff „Volksfrömmigkeit“ durch „Alltagsreligiosität“ zu ersetzen.<br />

Er stellte die Frage, ob es reiche, Objekte zu auratisieren,<br />

ohne ihnen e<strong>in</strong>en tiefgreifenden Unterbau zur Seite zustellen. Die<br />

Zeugnisse aus der christlichen Glaubenswelt könnten <strong>in</strong> unseren<br />

<strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Botschaft transportieren, doch g<strong>in</strong>ge<br />

ihr Verständnis immer mehr verloren. Gerade <strong>Museen</strong> seien aber<br />

bestens geeignet, diesem Verlust entgegenzuwirken.<br />

Dr. Henker dankte den Organisatoren des Oberösterreichischen<br />

Museumsverbundes im Namen aller Teilnehmer herzlich<br />

für die perfekte Organisation der ertragreichen Tagung und die<br />

gastfreundliche Aufnahme. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> freut sich darauf, 2011 turnusgemäß<br />

wieder Ausrichter des nächsten Treffens se<strong>in</strong> zu dürfen.


Zur Tagung „Mit D<strong>in</strong>gen erzählen“ wurde <strong>in</strong> das Landestheater<br />

e<strong>in</strong>geladen, da seit Frühjahr 2010 das Vorarlberger Landesmuseum<br />

umgebaut wird. Se<strong>in</strong>e Wiedereröffnung ist für den Sommer<br />

2013 geplant. Als Architekt für die Präsentation der neuen Dauerausstellung<br />

wurde Mart<strong>in</strong> Kohlbauer aus Wien engagiert (Jüdisches<br />

Museum München etc.). Dies war Anlass genug, unter<br />

dem Titel „relaunch“ im Rahmen von drei Veranstaltungen grundsätzliche<br />

Fragen zur Weiterentwicklung kulturhistorischer <strong>Museen</strong><br />

und zentrale Funktionen des Museums zu überdenken und<br />

zu diskutieren.<br />

Tobias G. Natter, der Leiter des Landesmuseums, eröffnete<br />

die zweite Tagung der Reihe m 4.11.2010 mit e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis auf<br />

den Brockhaus: Zum Thema „Sammlung“ fänden sich lediglich die<br />

Stichpunkte „Geld und Briefmarken“. Für die Präsentation von<br />

Sammlungen <strong>in</strong> Dauerausstellungen s<strong>in</strong>d neue Erzählstrukturen zu<br />

entwickeln. Neue Dauerausstellungen seien nicht <strong>in</strong> Krisenzeiten<br />

durch die Präsentation von Sonderausstellungen zu kompensieren,<br />

so Natter. Auch müsse man Parallelen und Unterschiedlichkeiten<br />

zu Malerei und Theater aufzeigen.<br />

Michael Fehr, Direktor des Instituts für Kunst und Kontext an<br />

der Universität der Künste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, nannte deutlich die Schwachstellen<br />

der Wissensvermittlung. Sie würden häufig kompensiert<br />

durch überhöhten Mediene<strong>in</strong>satz, durch Über<strong>in</strong>szenierung auf<br />

Kosten der Schausammlung oder die Gestaltung von musealen<br />

Schaufenstern. Oft lassen Ausstellungen die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit dem Objekt vermissen. Modelle für museale Erzählformen ließen<br />

sich an den „Erzählstrukturen <strong>in</strong> der bildenden Kunst und den<br />

Darstellungen europäischer Epochen“ übernehmen. Es stellt sich<br />

die Frage: Lassen sich Regeln aufstellen für das Aufstellen der<br />

Exponate, für das Bestücken von Vitr<strong>in</strong>en? Über<strong>in</strong>szenierung gehe<br />

auf Kosten der Schausammlung – doch wir wollen ke<strong>in</strong>e musealen<br />

Schaufenster mit stillgelegter Ware. Die Forderung nach komplexeren<br />

Strukturen, nach Erzählstrukturen <strong>in</strong> bildlicher Darstellung<br />

und se<strong>in</strong> Vergleich, „das E<strong>in</strong>räumen der Vitr<strong>in</strong>e dem Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Bildes“ vergleichend zu <strong>in</strong>terpretieren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>leuchtend und<br />

nachvollziehbar.<br />

Die Wahrnehmung e<strong>in</strong>es Objektes wird bee<strong>in</strong>flusst durch Art<br />

und Weise ihrer Anordnung. Anhand e<strong>in</strong>facher Beispiele zeigte<br />

Fehr unterschiedliche Betrachtungsweisen auf, anhand verschiedener<br />

Figuren jeweils variierend <strong>in</strong> unterschiedliche räumliche<br />

Beziehung gestellt. Se<strong>in</strong> Vorschlag lautete abschließend: Nicht<br />

präsentieren, sondern Objekte so zeigen, um sie beobachten zu<br />

können, sie zeigen, um zu vermitteln, wie Wissen entsteht.<br />

Michael Parmentier, Humboldt-Universität Berl<strong>in</strong>, zeigte<br />

„Möglichkeiten und Grenzen der Narration im Museum“ auf. Mit<br />

se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gangsworten „jedes D<strong>in</strong>g ist nur das, was es ist, und<br />

nicht das, was es nicht ist“ weist er auf die Mehrdeutigkeit von<br />

D<strong>in</strong>gen h<strong>in</strong>, auf deren Wanderung durch verschiedene Kontexte,<br />

auf den Wechsel der Kontexte, und somit auf das Bedeutungspotential<br />

des e<strong>in</strong>zelnen Objektes. Diesen Prozess fasst er begrifflich<br />

als „manifeste und latente Bedeutung“ zusammen. „D<strong>in</strong>ge<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Erzählmedium“, sie bed<strong>in</strong>gen das Mite<strong>in</strong>ander von Raum<br />

und Sprache, denn die „museale D<strong>in</strong>gwerdung“ ist auf den Raum<br />

angewiesen. Der Rezipient soll die „Reihung der D<strong>in</strong>ge“ so betrachten<br />

können, damit e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong> zeitliches Nache<strong>in</strong>ander<br />

werden kann. Und nicht zu vergessen: Sprache benötigt<br />

Sichtkontakt zu den D<strong>in</strong>gen.<br />

Der Direktor des WienMuseums, Wolfgang Kos, hat große<br />

Zukunftspläne: Das Museum soll e<strong>in</strong>en Neubau bekommen, e<strong>in</strong><br />

Museum des 21. Jahrhunderts. Er sieht diesen Neubau mehr<br />

als Ausstellungshalle denn als Museum. Die Entwicklung neuer<br />

Ausstellungskonzepte, unter Verzicht e<strong>in</strong>er chronologischen Präsentation<br />

und nach dem Motto „schnell+tief“, sieht er vielversprechend<br />

für se<strong>in</strong>e Besucher im 21. Jh. Pr<strong>in</strong>zipiell stellt er sich<br />

„modulare Teilausstellungen“ vor.<br />

Berichte/Aktuelles 71<br />

Mit D<strong>in</strong>gen erzählen:<br />

Die Schausammlung<br />

Tagung im Vorarlberger<br />

Landesmuseum Bregenz, 4.11.2010<br />

Anna-Marita Lang<br />

Beispielhaft für die Dauerausstellung des Altbaues (Kos: „E<strong>in</strong> Gebäude<br />

der Bescheidenheit“) aus dem Jahr 1959 s<strong>in</strong>d Meisterwerke<br />

des Biedermeiers und die „Türkenbelagerung 1683“. E<strong>in</strong>e Neupositionierung<br />

sche<strong>in</strong>t dr<strong>in</strong>gend erforderlich. Mit e<strong>in</strong>er Vielzahl an<br />

Sonderausstellungen konnte Kos erfolgreich se<strong>in</strong> Haus bespielen.<br />

Dabei wurden Erzählkontexte <strong>in</strong> unterschiedlichen Vermittlungsformen<br />

dramaturgisch aufbereitet. Kos zeigte Beispiele von Plakatausstellungen:<br />

„Rotes Wien“, „Zauber der Ferne“, „Gastarbeiter“,<br />

„Alt Wien“ – zum anderen e<strong>in</strong> Beispiel zur Römerabteilung,<br />

„were romans allowed to marry locals“.<br />

Jakob Messerli ist seit Frühjahr 2010 Direktor des Historischen<br />

Museums <strong>in</strong> Bern. Das Museum, Ende des 19.Jh. gegründet, wurde<br />

im letzten Jahr durch e<strong>in</strong>en Neubau mit e<strong>in</strong>er zusätzlichen Wechselausstellungsfläche<br />

von rund 1200 m² erweitert. Diese Fläche,<br />

bespielt mit e<strong>in</strong>em museums<strong>in</strong>tern entwickelten Wandsystem,<br />

bietet dem Museum variable Ausstellungsmöglichkeiten.<br />

Messerli zeigte als herausragendes Beispiel zum Thema Dauerausstellung<br />

„Burgundische Tapisserien“ (2008) sowie zum Thema<br />

Sonderausstellung das Projekt „Karl der Kühne“ (2008) sowie<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellung über „Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>“ (2005). Bezug nehmend<br />

auf die Präsentation der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen<br />

<strong>in</strong> Donauesch<strong>in</strong>gen verdeutlichte er: „Museums seem to be about<br />

objects <strong>in</strong> build<strong>in</strong>gs, they’re really about people“. Er lobte e<strong>in</strong>gängige<br />

Bilder und e<strong>in</strong>fache Medien <strong>in</strong> Analogie zur Kochkunst nach<br />

dem Motto: Keep it simple! und zitierte Karl Friedrich Sch<strong>in</strong>kel:<br />

„Erst erfreuen, dann belehren!“ *<br />

Erfreulicher Weise wird sich auch nach dieser Tagung immer<br />

wieder die Frage nach der Rolle des Objekts stellen, nach<br />

se<strong>in</strong>er Kontextuierung, nach se<strong>in</strong>er Geschichte, nach der Art und<br />

Weise der geeigneten Präsentation. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

Geschichte, die Erforschung der Provenienz und die E<strong>in</strong>beziehung<br />

der Besucher bieten auch künftig Anlass, „die Schausammlung“<br />

immer wieder zu überdenken und zu diskutieren.<br />

* Folgende Vorträge vom 4.11.2010 konnten von der Autor<strong>in</strong> leider nicht<br />

mehr berücksichtigt werden: Dr. Felicitas Heimann-Jel<strong>in</strong>ek: Das Jüdische<br />

Museum Wien; Dr. Anette Kruszynski: K20K21 – Die Kunstsammlung<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen Düsseldorf; Prof. Dr. Harald Meller: Das Landesmuseum<br />

für Vorgeschichte Halle; Prof. Dr. Kirsten Baumann: Das Museum<br />

der Arbeit Hamburg; Dr. Michaela Reichel: Das Vorarlberger Landesmuseum<br />

Neu


72 Berichte/Aktuelles<br />

Die ersten 25 Jahre<br />

Zum Erfolgsmodell<br />

„Unterfränkischer Museumstag“ 1984-2009<br />

Albrecht A. Gribl<br />

Unterfränkischer Museumstag 1984 <strong>in</strong> Lohr a. Ma<strong>in</strong>: Am Rednertisch<br />

von l<strong>in</strong>ks zu erkennen Dr. Fuger, Frau Dr. Rieger, Frau Dr.<br />

Kunz(-Ott), Dr. Gribl (stehend) - alle Abt. Nichtstaatliche <strong>Museen</strong><br />

- Dr. Kolb, Regierung von Unterfranken.<br />

Der Markt Rimpar mit se<strong>in</strong>em Schloss Grumbach rief im Oktober<br />

2010 erneut die unterfränkische Museumsgeme<strong>in</strong>de zum Museumstag:<br />

Durchaus mit Stolz wollten Bürgermeister und Museumsleiter<br />

das baulich schon arg verfallene Schloss und dessen<br />

<strong>Museen</strong> nach Wiederherstellung und musealer E<strong>in</strong>richtung herzeigen.<br />

Die Regierung von Unterfranken lud <strong>in</strong> bewährter Weise<br />

nun schon zum 26. Mal e<strong>in</strong> und veranstaltete zusammen mit dem<br />

Bezirk und der Landesstelle für die nichtsstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> diesen Tag, den man getrost e<strong>in</strong> „Erfolgsmodell“ nennen<br />

darf. Er war aus der Not geboren worden, aber <strong>in</strong> den letzten<br />

25 Jahren quasi zum stattlichen, selbstbewussten jungen Mann<br />

herangewachsen, <strong>in</strong> ganz Unterfranken und weit darüber h<strong>in</strong>aus<br />

bekannt, ja e<strong>in</strong> Signal für Oberfranken und Schwaben, selbst<br />

regelmäßige Museumstage zu veranstalten. Deshalb sei es dem<br />

Landesstellen-Referenten für Unterfranken, der seit der ersten<br />

Stunde – mit wenigen Ausnahmen – mit dabei war, gestattet, e<strong>in</strong><br />

wenig zurückzublicken.<br />

Begonnen hatte alles, weil man bald nach Beg<strong>in</strong>n der 1980er<br />

Jahre sowohl seitens der damaligen „Abteilung nichtstaatliche<br />

<strong>Museen</strong>“ beim Bayerischen Nationalmuseum als auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Regionen e<strong>in</strong> übermäßiges Anwachsen an <strong>Museen</strong>, unüberlegte<br />

Neuplanungen, mit e<strong>in</strong>em Wort „Wildwuchs“ allenthalben <strong>in</strong> der<br />

Landschaft zu erkennen glaubte. In München versuchte man mit<br />

der Schaffung e<strong>in</strong>iger neuer Referentenstellen gegenzusteuern,<br />

aus Unterfranken meldete sich der besorgte Bezirksheimatpfleger.<br />

Weil aus der Hauptstadt zunächst nur zögerliche Signale kamen,<br />

verbündete er sich mit dem virulenten, über se<strong>in</strong> Gäu weit h<strong>in</strong>ausschauenden<br />

Museumsleiter <strong>in</strong> Lohr am Ma<strong>in</strong> und drohte damit,<br />

zur Selbsthilfe zu greifen und aus den vier Regionen Unterfrankens<br />

um Aschaffenburg, Würzburg, Schwe<strong>in</strong>furt und Fladungen<br />

mit se<strong>in</strong>em damals noch blühenden Rhönmuseum hauptamtliche<br />

Leiter als unmittelbare Anlaufstellen für die kle<strong>in</strong>eren <strong>Museen</strong> zu<br />

gew<strong>in</strong>nen.<br />

Solches Unterfangen rief die amtierende Leiter<strong>in</strong> der Abteilung<br />

<strong>in</strong> München, Frau Dr. Isolde Rieger, auf den Plan, und schon<br />

im Sommer 1984 fuhr sie mit ihrer kle<strong>in</strong>en Schar an Referenten<br />

<strong>in</strong>s Zentrum des geprobten Aufstands, nach Lohr am Ma<strong>in</strong>, um<br />

zusammen mit Bezirksheimatpfleger Dr. Worschech und dem<br />

aus dem Raum München stammenden, dortigen Museumsleiter<br />

Werner Loibl e<strong>in</strong>e erste „Arbeitstagung“ zum Thema Wildwuchs,<br />

und was man dagegen machen könne, durchzuführen. Während<br />

die beiden Vorreiter vor Ort ihr Modell e<strong>in</strong>er Erstberatungsstruktur<br />

und direkter Kontaktpersonen <strong>in</strong> der Region – nicht an Stelle,<br />

sondern neben der Zentrale <strong>in</strong> München – zu verteidigen suchten,<br />

forderten die Münchner e<strong>in</strong>e klare Analyse und fachliche Voraussetzungen<br />

für die Gründung von <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>. 1<br />

Immerh<strong>in</strong> war man geme<strong>in</strong>sam am Tisch gesessen, und e<strong>in</strong>ige<br />

Dutzend meist ehrenamtliche Museumsleiter waren dem Ruf nach<br />

Lohr gefolgt. Bevor man ause<strong>in</strong>anderg<strong>in</strong>g, kam man übere<strong>in</strong>, e<strong>in</strong><br />

Jahr später die Anregungen und Fortschritte zu diskutieren und<br />

an den aufgeworfenen Fragen weiter zu arbeiten.<br />

Der beherzte Lohrer Auftakt veranlasste e<strong>in</strong> gutes Jahr später<br />

die Regierung von Unterfranken und ihren museums<strong>in</strong>teressierten<br />

Präsidenten Dr. Franz Vogt, ihrerseits zu e<strong>in</strong>em zweiten Treffen<br />

e<strong>in</strong>zuladen. Weil e<strong>in</strong>e erste Museumskarte des Bezirks vorliegen<br />

sollte, konnte Regierungspräsident Vogt erst im Spätherbst das<br />

Rundschreiben versenden. Ausgerechnet Fladungen ganz oben<br />

<strong>in</strong> der Rhön mit Rhönmuseum und dem im Aufbau bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Fränkischen Freilandmuseum sollte Ende November 1985 Ausrichter<br />

se<strong>in</strong>. Dass dennoch e<strong>in</strong> Münchner vertreten war, veranlasste<br />

Dr. Worschech zu e<strong>in</strong>em spontanen Buchgeschenk mit der<br />

Widmung „Herrn Dr. Gribl aus Freude, weil er zu frühw<strong>in</strong>terlicher<br />

Novemberzeit <strong>in</strong> das hochnördliche Fladungen zum 2. Ufr. Museumstag<br />

aus dem zentralen München anreiste“.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schar war zusammengekommen, und ihr konnte


Dr. Vogt die neue Museumskarte vorstellen. Obwohl die (heutige)<br />

Landesstelle damals nur 65 <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken zählte, konnte<br />

der Regierungspräsident von rund 100 <strong>Museen</strong> und Sammlungen<br />

e<strong>in</strong>schließlich von Neuplanungen berichten, die erfasst worden<br />

seien. Selbst wenn die Karte nur 5 DM kostete, musste er aber<br />

feststellen, dass ke<strong>in</strong>e große Nachfrage bestehe. Unter dem Motto<br />

„Unsere <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken“ <strong>in</strong>formierte er des Weiteren,<br />

dass im Rahmen des unterfränkischen Landschaftskonzepts und<br />

<strong>in</strong> Anlehnung an das bayerische Museumsentwicklungsprogramm<br />

von 1979 Schwerpunktmuseen im ganzen Land zu benennen<br />

seien. In diesem Zusammenhang er<strong>in</strong>nerte der Kulturreferent der<br />

Regierung, Dr. Peter Kolb, daran, die <strong>in</strong> Lohr vorgeschlagenen vier<br />

Regionen über die hauptamtlichen Museumsleiter zu aktivieren.<br />

Werner Loibl vom Kreismuseum <strong>in</strong> Lohr wusste dazu zu sagen,<br />

dass <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus e<strong>in</strong>e Museumskonzeption für den gesamten<br />

Landkreis erarbeitet werde.<br />

Im Rückblick sei es erlaubt, aus der Rede des Landesstellen-<br />

Referenten zu Entwicklungen seit letztem Jahr zwei museumsgeschichtliche<br />

Details anzufügen:<br />

Zum e<strong>in</strong>en verwies er auf die museumstechnisch-konservatorisch<br />

<strong>in</strong>teressanten Versuche im Freilandmuseum, mittels „Wandtemperierschale“<br />

bessere, d. h. stabilere Klimawerte zu erzielen,<br />

welche bei der Nachmittagsexkursion Museumsleiter Albrecht<br />

Wald erläutern werde, zum anderen entstünde im Bildhäuser Hof<br />

<strong>in</strong> Bad Neustadt/ Saale e<strong>in</strong> großes Tabakpfeifenmuseum, nachdem<br />

von e<strong>in</strong>em Privatsammler aus der Region 1.600 komplette Pfeifen<br />

deutscher Provenienz samt Zubehör und Inventar angekauft worden<br />

seien. Wie bekannt, kam die Unterbr<strong>in</strong>gung dieser Sammlung<br />

<strong>in</strong> der Kreisstadt aus Kostengründen nicht zu Stande, stattdessen<br />

fand sie Aufnahme <strong>in</strong> Oberelsbach.<br />

Schon im dritten Jahr kam e<strong>in</strong> fest umrissenes Feld der praktischen<br />

Museumsarbeit zur Sprache. Der Begriff der „Museumspädagogik“<br />

schwappte damals durch die Museumslandschaften<br />

und versuchte, Konturen zu gew<strong>in</strong>nen. Dabei machte es ihm der<br />

Geschwisterbegriff „Museumsdidaktik“ kaum leichter, und Def<strong>in</strong>itionsversuche<br />

blieben vorwiegend im wissenschaftlich-theoretischen<br />

Diskurs hängen.<br />

Dennoch oder gerade deshalb schlug Dr. Kolb, der „Programm-Macher“<br />

des Museumstages bis zu se<strong>in</strong>em Ruhestandsantritt<br />

2000, dieses Thema für 1986 <strong>in</strong> Würzburg vor und lud<br />

dazu als Vortragende neben dem Unterfranken-Referenten der<br />

Landesstelle den Leiter des Museumspädagogischen Zentrums<br />

(MPZ) <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>, des weiteren für Erfahrungsberichte die<br />

Museumspädagog<strong>in</strong> am Ma<strong>in</strong>fränkischen Museum, Marianne Erben,<br />

und den im Spessartmuseum seit e<strong>in</strong>em Jahr tätigen Museumspädagogen<br />

Herbert Bald.<br />

Natürlich waren ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Antworten zu erwarten,<br />

aber man erfuhr von Ansätzen auf den verschiedenen,<br />

vertretenen Ebenen. Im übrigen wurde die Thematik ähnlich 1995<br />

<strong>in</strong> Bad Königshofen („Schule und Museum“) und gut zehn Jahre<br />

später, 2007 <strong>in</strong> Volkach anlässlich der Fertigstellung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derprogramms<br />

für die Barockscheune, unter dem Titel „Vermittlung<br />

und Museumspädagogik“ wieder aufgegriffen.<br />

1989 g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> Münnerstadt um „Sicherungsmöglichkeiten“<br />

im Museum. Darüber zu referieren war der Leiter der krim<strong>in</strong>alpolizeilichen<br />

Beratungsstelle Würzburg e<strong>in</strong>geladen worden. H<strong>in</strong>tergrund<br />

war die unter Peter Genth enorm angewachsene Sammlung<br />

des Henneberg-Museums – e<strong>in</strong>e Situation, die viele Teilnehmer<br />

aus eigener Erfahrung kannten, weil Sammeltätigkeit und Kriterien<br />

der Sicherheit <strong>in</strong> der Ausstellung gegenseitig nicht Schritt<br />

halten konnten.<br />

Nach fünf Jahren war der Unterfränkische Museumstag, immer<br />

im Herbst von wechselnden Orten veranstaltet, zum anerkannten<br />

Forum für Fortbildung und Austausch der Museumsleiter<br />

und Museumsmitarbeiter geworden. Deswegen sei an dieser Stelle<br />

Berichte/Aktuelles 73<br />

noch von zwei wichtigen Beschlüssen des Bezirks im selben Jahr<br />

berichtet. Se<strong>in</strong> Kulturausschuss hatte <strong>in</strong> Lohr a. M. festgelegt,<br />

zum e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Anlehnung und Erweiterung der Museumskonzeption<br />

für den Landkreis Ma<strong>in</strong>-Spessart e<strong>in</strong>e Museumskonzeption für<br />

ganz Unterfranken erstellen zu lassen, zum anderen e<strong>in</strong>e Fachkommission<br />

für Vorschläge zur Vergabe von Museumsfördermitteln<br />

des Bezirks e<strong>in</strong>zuberufen. Dieser Kommission sollten neben<br />

dem jeweiligen Bezirksheimatpfleger e<strong>in</strong> Vertreter der Regierung<br />

von Unterfranken, e<strong>in</strong> Vertreter der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> München und zwei Museumsleiter (hauptamtlich,<br />

ehrenamtlich) angehören. Damit war der Bezirk Unterfranken<br />

dem ursprünglichen Zweck der Gründungsversammlung<br />

<strong>in</strong> Lohr nach fünf Jahren e<strong>in</strong> entschiedenes Stück näher gekommen,<br />

den „Wildwuchs“ mit dem Instrumentarium der fachlichen<br />

Prüfung von Neugründungen wie <strong>in</strong>sbesondere der Fördermittelvergabe<br />

e<strong>in</strong>zudämmen.<br />

Wiederum zwei Jahre später versammelte man sich erneut <strong>in</strong><br />

Würzburg auf der Feste Marienberg. Die Rolle der Inventarisation<br />

wurde am 31. Oktober 1991 von mehreren Seiten beleuchtet,<br />

so auch die EDV-gestützte Inventarisierung und e<strong>in</strong> Beispiel aus<br />

der Praxis. Die Teilnehmerliste war mittlerweile auf 92 Personen<br />

angewachsen!<br />

Aber noch Anderes stand explizit auf dem Programm: die<br />

Wahl von zwei Museumsleitern für die Fachkommission des Bezirks<br />

zur Vergabe von Fördermitteln. Zum Vertreter der Hauptamtlichen<br />

wurde Dr. Erich Schneider aus Schwe<strong>in</strong>furt bestimmt,<br />

der Pädagoge Gustav Eichler aus Karlstadt sollte die ehrenamtlichen<br />

Leiter repräsentieren. Etwa alle drei Jahre sollten die beiden<br />

Museumsleiter beim Museumstag bestätigt oder neu gewählt<br />

werden. Doch nicht nur die Fachkommission war damit vollzählig<br />

und konnte ihre Arbeit aufnehmen, auch die Förderrichtl<strong>in</strong>ien des<br />

Bezirks traten mit dem beg<strong>in</strong>nenden Jahr 1991 <strong>in</strong> Kraft, <strong>in</strong> deren<br />

Rahmen erstmals Haushaltsmittel zur Förderung unterfränkischer<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Höhe von zunächst 150.000 DM, später 180.000 DM<br />

bereit gestellt wurden.<br />

Mit Würzburg 1991 und Schwe<strong>in</strong>furt 1992 (Vergütung) war<br />

die Aufbaustufe des Unterfränkischen Museumstages <strong>in</strong> etwa abgeschlossen.<br />

Wichtige Themen wie Konzept, Präsentation, Texte,<br />

Museumspädagogik, Inventarisation und Sicherheit waren angesprochen<br />

worden. Immer mehr Teilnehmer konnten <strong>in</strong>teressiert<br />

werden, zuletzt an die 100 und mehr, so dass fortan die Kapazitätsfrage<br />

für die Wahl der Veranstaltungsorte <strong>in</strong> den Vordergrund<br />

rückte, nicht mehr primär die Bedeutung des/der örtlichen<br />

Museums/<strong>Museen</strong>. Aber auch der Proporz <strong>in</strong>nerhalb des Bezirks<br />

bezüglich Orten und Themen musste gewahrt bleiben. So lag<br />

nahe, etwa im Knauf-Museum bei Iphofen dem Verhältnis von<br />

Orig<strong>in</strong>al und Kopie nachzugehen (1994), <strong>in</strong> der privat getragenen<br />

Rosso-Bianco-Collection <strong>in</strong> Aschaffenburg neue Medien und Unternehmenssprache<br />

im Museum zu reflektieren (1998) oder im<br />

Europäischen Klempner- und Kupferschmiede-Museum Karlstadt<br />

über technische Spezialmuseen zu sprechen (2000).<br />

Das Jahr 2002 leitet nach 17 Jahren <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong>e neue Stufe im Selbstverständnis dieses regionalen Museumstages<br />

e<strong>in</strong>. Regierungspräsident Dr. Vogt, der bis 1999 jeden Museumstag<br />

mit e<strong>in</strong>er engagierten Ansprache eröffnet hatte, war <strong>in</strong><br />

den Ruhestand getreten, ebenso „se<strong>in</strong>“ Kulturreferent und Museumstagsorganisator<br />

Dr. Kolb. Nach e<strong>in</strong>jähriger organisatorischer<br />

Pause (2001) tritt seit Schwe<strong>in</strong>furt und damit seit dem 18. Museumstag<br />

auch der Bezirkstagspräsident <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Zusammen<br />

mit dem Regierungspräsidenten lädt er e<strong>in</strong>, ist im Regelfall selber<br />

anwesend und spricht e<strong>in</strong> Grußwort. Der neue Kulturreferent der<br />

Regierung, Peter Ditze, lässt es sich nicht nehmen, moderierend<br />

durch den Tag zu führen.<br />

Regierung und Bezirk treten mite<strong>in</strong>ander auf und demonstrieren<br />

die gleiche unterstützende Ges<strong>in</strong>nung, wenn es um die


74 Berichte/Aktuelles<br />

2006 <strong>in</strong> Miltenberg, im Vordergrund von l<strong>in</strong>ks Dr. Gribl (Landesstelle),<br />

Dr. Kahle (Bayer. Landesamt für Denkmalpflege,<br />

Schloss Seehof), Regierungspräsident Dr. Be<strong>in</strong>hofer, 1. Bürgermeister<br />

Biber.<br />

<strong>Museen</strong> im Regierungsbezirk geht. Gewiss, der Bezirk lenkt <strong>in</strong><br />

gewisser Weise die Museumsentwicklung via Bezirksheimatpflege,<br />

Fachkommission und Förderung, zumal se<strong>in</strong>e 1998 errichtete<br />

„Unterfränkische Kulturstiftung“ spürbar die Belange der <strong>Museen</strong><br />

unterstützt, ja sogar <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen <strong>in</strong> die Betriebsträgerschaft<br />

e<strong>in</strong>gestiegen ist. Gegenwärtig liegen die jährlichen Zuwendungen<br />

bei rund 500.000 €. Die Regierung ihrerseits fördert <strong>in</strong>direkt über<br />

Gutachten und Bewilligungen aus überregionalen Förderprogrammen.<br />

So kann dieses Gespann sehr selbstbewusst auftreten. Bis<br />

heute betreibt es im Rahmen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelregion für ganz <strong>Bayern</strong><br />

beispielhafte Museumspolitik.<br />

Doch noch e<strong>in</strong>mal zurück zu den Museumstagen selbst. Zu<br />

beobachten ist, dass die Themen breiter und auch übergeordnete<br />

Aspekte und Zusammenhänge fokussiert wurden. So g<strong>in</strong>g es etwa<br />

2004 <strong>in</strong> Marktbreit um Kooperationspartner des und für das Museum,<br />

2006 <strong>in</strong> Miltenberg um das mitunter schwierige Verhältnis<br />

Denkmal und Museum, oder um Stadtmuseen (Aschaffenburg,<br />

2008) und zuletzt um die Situation der Kunstmuseen <strong>in</strong> Unterfranken<br />

(Schwe<strong>in</strong>furt, 2009). Potentielle Ausrichtungsorte treten<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> Wettbewerb zue<strong>in</strong>ander und bewerben<br />

sich oft schon Jahre vorher – wohl wissend, welches Gewicht seit<br />

langem der jährliche Museumstag hat, und dass 100 Fachleute,<br />

begleitet von den beiden politischen Präsidenten und der Landesstelle<br />

<strong>in</strong> München, beobachtet von der örtlichen und regionalen<br />

Presse, durchaus Werbekraft haben.<br />

So kann abschließend resümiert werden, dass der Unterfränkische<br />

Museumstag aus e<strong>in</strong>er Sorge über zu viele, nicht immer<br />

nötige <strong>Museen</strong> heraus e<strong>in</strong>erseits, aus dem Bedürfnis schneller, gegenseitiger<br />

Hilfe andererseits entstanden war. Die Unterstützung<br />

seitens des Landes wurde verstärkt; die <strong>Museen</strong> empfanden die<br />

regelmäßigen Museumstage zunehmend als willkommenes Forum<br />

für Gespräche und Kontakte; der Tag selber entwickelte sich zur<br />

Institution und professionellen Veranstaltung. Bei heute 170-200<br />

<strong>Museen</strong> im Regierungsbezirk – je nach Kriterienmaßstab 2 – liegt<br />

die Beteiligung seit Jahren bei über 50 %.<br />

Mit 25 durchgeführten Ganztagsveranstaltungen führt der<br />

Unterfränkische Museumstag mit großem Abstand regionale Museumstage<br />

oder ähnliche Tagungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> an – zum Vergleich:<br />

Der Bezirk Mittelfranken lud se<strong>in</strong>e <strong>Museen</strong> 2006 zum 1. „Museumsforum<br />

Franken“; der Bezirk Oberfranken veranstaltet seit<br />

2008 jeweils e<strong>in</strong>e mehrtägige „museumsfachliche Tagung“; der<br />

Bezirk Schwaben führt ebenfalls seit 2008 mehrtägige Fortbildungen<br />

durch.<br />

Unterfranken liegt aus anderer Perspektive im guten Mittelfeld:<br />

Der „Bayerische Museumstag“ zählt unter diesem Titel und<br />

mit Zählbeg<strong>in</strong>n 1981 bisher 15 Begehungen, der „Internationale<br />

Museumstag“ fand 2010 bereits zum 33. Mal statt.<br />

Längst ist aus dem apostrophierten Wildwuchs <strong>in</strong> der unterfränkischen<br />

Museumslandschaft e<strong>in</strong>e „geordnete Vielfalt“<br />

geworden. 3<br />

Wir seitens der Landesstelle freuen uns als Kooperationspartner<br />

durch alle 25 Jahre h<strong>in</strong>durch über das Erreichte, über das<br />

enge und durchwegs kollegiale Netzwerk und über die unzähligen<br />

Fachgespräche wie auch -simpeleien während und am Rand der<br />

Tagungen. Insofern ersche<strong>in</strong>t es nicht vermessen, 25 weitere gute<br />

Museumstage zu wünschen, mit Gew<strong>in</strong>n für Geist und Gemüt.


Die Unterfränkischen Museumstage im Überblick<br />

Jahr Ort Thema<br />

1. 1984 Lohr a.M. Zur Situation der nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken<br />

2. 1985 Fladungen (ke<strong>in</strong> spezielles Thema)<br />

3. 1986 Würzburg Museumspädagogik<br />

4. 1987 Aschaffenburg Präsentationshilfen<br />

5. 1988 Schwe<strong>in</strong>furt Konzept und Präsentation<br />

6. 1989 Münnerstadt Sicherheit im Museum<br />

7. 1990 Karlstadt Texte im Museum<br />

8. 1991 Würzburg Inventarisierung<br />

9. 1992 Schwe<strong>in</strong>furt Vergütung wissenschaftlichen Arbeitens<br />

10. 1993 Oberschwappach <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> historischen Gebäuden<br />

11. 1994 Iphofen, Knauf-Museum Orig<strong>in</strong>al und Kopie<br />

12. 1995 Bad Königshofen Schule und Museum<br />

13. 1996 Fladungen Veranstaltungen im Museum<br />

14. 1997 Münnerstadt Werbestrategien für <strong>Museen</strong><br />

15. 1998 Aschaffenburg, Rosso-Bianco-Collection Neue Medien; Unternehmenssprache im Museum<br />

16. 1999 Würzburg, Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum Neues im Ma<strong>in</strong>fränkischen Museum (Riemenschneider)<br />

17. 2000 Karlstadt, Europäisches Klempner- u.<br />

Kupferschmiede-Museum<br />

Technische Spezialmuseen<br />

- 2001 - -<br />

18. 2002 Schwe<strong>in</strong>furt Medien und Museum<br />

19. 2003 Großostheim Museum im Auf- und Umbau<br />

20. 2004 Marktbreit Kooperationspartner (Presse, Bezirk)<br />

21. 2005 Aschach Sammlungsstrategien und –konzepte, Depot<br />

22. 2006 Miltenberg Denkmal und Museum<br />

23. 2007 Volkach Vermittlung und Museumspädagogik<br />

24. 2008 Aschaffenburg, Schloss Stadtmuseen (Sammlungsaufbau, -konzept, Depotkonzept)<br />

25. 2009 Schwe<strong>in</strong>furt, Kunsthalle Zur Lage der Kunstmuseen <strong>in</strong> Unterfranken<br />

Anmerkungen:<br />

1 Vgl. dazu: Albrecht A. Gribl: E<strong>in</strong>e Museumslandschaft verändert<br />

sich. Zur Situation der nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken,<br />

<strong>in</strong>: Information Nr. 4 (März 1985), Hg. Bayerisches Nationalmuseum,<br />

Abteilung nichtstaatliche <strong>Museen</strong>, S. 3-9; Hannelore<br />

Kunz: Brauchen wir neue <strong>Museen</strong>? Voraussetzungen für Museumsneugründungen<br />

– Erste Schritte der Museumsarbeit, <strong>in</strong> ebd.,<br />

S. 10-14.<br />

2 Die 5. Auflage des Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, erschienen<br />

Ende November 2010, enthält 170 <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Unterfranken. Die<br />

Regierung von Unterfranken zählt nach ihren Kriterien zum gleichen<br />

Zeitpunkt rund 200 <strong>Museen</strong>.<br />

3 Vgl. dazu: Albrecht A. Gribl: Museumslandschaft Unterfranken.<br />

Vom „Wildwuchs“ zur geordneten Vielfalt, <strong>in</strong>: Museum heute 20<br />

(2000), S. 12-17.<br />

Berichte/Aktuelles 75


76 Berichte/Aktuelles<br />

Besucher, Depot und<br />

Sicherheit<br />

Museumspraxis 2010 –<br />

das Fortbildungsprogramm im Rückblick<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Das Fortbildungsangebot Museumspraxis der Landesstelle für<br />

die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> erfreute sich auch 2010<br />

wieder großer Beliebtheit. Fast 400 Anmeldungen für die sechs<br />

Veranstaltungen liefen bei uns e<strong>in</strong>. Obwohl <strong>in</strong> diesem Jahr zwei<br />

„große“, für 100 und mehr Teilnehmer geplante Veranstaltungen<br />

<strong>in</strong>s Programm genommen worden waren, ließ es sich nicht vermeiden,<br />

dass nicht alle Interessenten ihren „Wunschplatz“ bekamen.<br />

E<strong>in</strong>e frühzeitige Anmeldung zahlte sich aus, da im Fall<br />

„überbuchter“ Sem<strong>in</strong>are das W<strong>in</strong>dhundpr<strong>in</strong>zip, heute meist etwas<br />

eleganter mit dem englischen „First come first serve“ umschrieben,<br />

Anwendung f<strong>in</strong>den musste.<br />

Den Auftakt machte e<strong>in</strong> immer wieder stark nachgefragtes<br />

Thema: Am 10.5. widmete sich Barbara Konarkowski im Stadtmuseum<br />

Deggendorf dem „freundlichen Umgang mit nicht immer<br />

e<strong>in</strong>fachen Besuchern“. Es wandte sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an die personellen<br />

Aushängeschilder der <strong>Museen</strong>, nämlich die Mitarbeiter,<br />

die an der Kasse, im Museumsshop, im Führungsdienst oder als<br />

Aufsicht ständig Kontakt zu den Besuchern haben. Die erste der<br />

beiden größeren Veranstaltungen widmete sich unter dem Titel<br />

„Gut aufgehoben“ am 28.6. <strong>in</strong> der Aula der Technischen Universität<br />

München, Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und<br />

Konservierungswissenschaft, unter dem Titel „Gut aufgehoben –<br />

Depots richtig planen“ der Frage, wie Depoträume s<strong>in</strong>nvoll und<br />

auf die Bedürfnisse der jeweiligen Sammlung angepasst geplant<br />

und e<strong>in</strong>gerichtet werden können. Als Stichworte seien hier nur<br />

die Begriffe Mengengerüst, Raumprogramm und Lagertechnik<br />

genannt. Als Referenten hatten die Diplom-Restauratoren Lars<br />

Klemm, für das Fraunhofer Institut für Bauphysik und daneben<br />

freiberuflich tätig, Joachim Keutner, ebenfalls freiberuflicher Berater<br />

und Restaurator am Bayerischen Nationalmuseum, sowie<br />

Maruchi Yoshida gewonnen werden können.<br />

Zum wiederholten Mal angeboten, aber erneut mehr als ausgebucht<br />

war am 26. und 27.7.2010 im Fränkischen Freilichtmuseum<br />

Bad W<strong>in</strong>dsheim e<strong>in</strong>e Veranstaltung, die thematisch nahtlos<br />

an die Depotproblematik anschloss. Dr. Viktor Pröstler und<br />

Dr. Alexander Wießmann von der Landesstelle sowie Dr. Markus<br />

Hundemer, der Leiter des Bildarchivs des Bayerischen Landesamts<br />

für Denkmalpflege befassten sich mit dem Inventarisieren, Fotografieren<br />

und Kennzeichnen der Sammlungsbestände. Erstmals<br />

wurde dieses Sem<strong>in</strong>ar auf vielfachen Wunsch h<strong>in</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

Workshops und zweitägig abgehalten, was den Teilnehmern die<br />

Möglichkeit eröffnete, auch selbst, ob bei der Beschriftung von<br />

Gegenständen oder beim Fotografieren, Hand anzulegen.<br />

Mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung der Bayerischen Sparkassenstiftung<br />

ist e<strong>in</strong> Content Management System (CMS) entwickelt<br />

worden, das es bayerischen <strong>Museen</strong> künftig erlaubt, ohne f<strong>in</strong>anzielle<br />

Belastungen und nötige e<strong>in</strong>schlägige Vorkenntnisse e<strong>in</strong>e eigene<br />

Homepage zu erstellen und so im Internet präsent zu se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Workshop am 20.9.2010 im Bildungszentrum der Stadt Nürnberg<br />

bot nun den ersten <strong>Museen</strong> die Gelegenheit, selbst eigene<br />

Internetseiten im Baukastensystem zu entwickeln. Dieses Angebot<br />

der Landesstelle wird auch im kommenden Jahr fortgeführt<br />

werden. Interessenten werden gebeten, sich mit Dr. Isabel Re<strong>in</strong>dl<br />

(isabel.re<strong>in</strong>dl@blfd.bayern.de, Tel. 089/210140-14) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu setzen.<br />

„<strong>Museen</strong> auf Nr. Sicher“ war die zweite größere Tagung <strong>in</strong>nerhalb<br />

der diesjährigen Museumspraxis-Reihe überschrieben.<br />

Mit rund 120 Personen war die Säulenhalle des Bayerischen Landesamts<br />

für Denkmalpflege <strong>in</strong> München dicht besetzt, als am<br />

11.10.2010 Experten aus den Bereichen Brandschutz, Polizei und<br />

Versicherungswesen, aber auch Vertreter bayerischer <strong>Museen</strong> über<br />

Notfall- und Evakuierungspläne, den E<strong>in</strong>satz geeigneter Löschmittel<br />

und Schutzmaßnahmen gegen E<strong>in</strong>brüche referierten. Es<br />

zeigte sich, dass es substantiell wichtig ist, rechtzeitig Vorkehrungen<br />

für e<strong>in</strong>en „Tag X“ zu reffen, von dem man natürlich hofft,


dass er nie e<strong>in</strong>treffen wird.<br />

E<strong>in</strong> Thema aus der Museumspädagogik beschloss den Reigen<br />

der Sem<strong>in</strong>are, Workshops und Tagungen. „Schluss mit müden<br />

Monologen!“ hieß es am 8. und 9.11.2010 <strong>in</strong> der Kunsthalle<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, wo Doris Hefner M. A., freiberufliche Museumspädagog<strong>in</strong>,<br />

und Ina Paulus M. A, die Leiter<strong>in</strong> des Führungsnetzes<br />

der Stadt Aschaffenburg, die TeilnehmerInnen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit<br />

kommunikativen Führungsformen konfrontierten und die Gelegenheit<br />

boten, das Gehörte gleich selbst <strong>in</strong> die Tat umzusetzen.<br />

Auch 2011 wird es wieder e<strong>in</strong> Fortbildungsangebot der Landesstelle<br />

mit e<strong>in</strong>em bunten Programmmix aus der breiten Palette<br />

der Museumsarbeit geben. Es werden e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante neue<br />

Themen dabei se<strong>in</strong>, etwa das der Sachkultur von Migranten im<br />

Museum oder die Diskussion der Frage, ob und wie <strong>Museen</strong> die<br />

„Social Networks“ nutzen können. Daneben werden aber auch<br />

wieder Wiederholungen von Sem<strong>in</strong>aren zu Themen angeboten<br />

werden, die besonders häufig bei der Landesstelle nachgefragt<br />

werden. Wir freuen uns jedenfalls, Sie wieder bei e<strong>in</strong>em – oder<br />

mehreren – unserer Angebote begrüßen zu dürfen!<br />

Berichte/Aktuelles 77<br />

Aufmerksame Zuhörer bei der „Sicherheitskonferenz“ der Landes-<br />

stelle <strong>in</strong> der vollbesetzten Säulenhalle des Bayerischen Landesamts<br />

für Denkmalpflege.


78 Berichte/Aktuelles<br />

E<strong>in</strong>ladung <strong>in</strong> 1350<br />

bayerische <strong>Museen</strong>:<br />

Das neue Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />

Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger<br />

Cover des neuen Museumshandbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ 2010.<br />

Was haben das Museum Deutscher Fayencen im schwäbischen<br />

Höchstädt, das Kirchenburgenmuseum im unterfränkischen<br />

Ostheim v. d. Rhön, das Stadtmuseum Conradty-Haus <strong>in</strong> mittelfränkischen<br />

Röthenbach a. d. Pegnitz, das Grenzmuseum im<br />

oberfränkischen Schirnd<strong>in</strong>g, das Auswanderermuseum „Born <strong>in</strong><br />

Schiefweg“ im niederbayerischen Waldkirchen, das Zündholzmuseum<br />

im oberpfälzischen Grafenwiesen oder das Marktmuseum<br />

im oberbayerischen Gaimersheim geme<strong>in</strong>sam? Sie alle – und noch<br />

über 90 weitere <strong>Museen</strong> – s<strong>in</strong>d „Neul<strong>in</strong>ge“ im Handbuch „<strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“, das 2010 <strong>in</strong> der mittlerweile fünften, völlig überarbeiteten<br />

Auflage erschienen ist.<br />

Etwa alle vier bis fünf Jahre stellt sich e<strong>in</strong> Redaktionsteam<br />

der Landesstelle der Mammut-Aufgabe, das 1991 zum ersten<br />

Mal <strong>in</strong> neuer Form herausgegebene Werk „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ zu<br />

aktualisieren. Waren damals 905 bayerische <strong>Museen</strong> zu erfassen,<br />

so ist deren Zahl mittlerweile auf stolze 1350 gestiegen!<br />

Bei jeder Neuauflage kamen bisher rund 100 <strong>Museen</strong> h<strong>in</strong>zu, die<br />

entweder – wie die e<strong>in</strong>gangs genannten – <strong>in</strong> der Zwischenzeit<br />

neu eröffnet worden waren oder auch als bereits existierende,<br />

zuvor aber der Landesstelle nicht bekannte <strong>Museen</strong> aufgenommen<br />

wurden. Die Inhalte des Handbuchs ändern sich aber nicht<br />

nur aufgrund von Neueröffnungen oder Schließungen von <strong>Museen</strong>.<br />

Auch bei den schon seit der Erstauflage genannten <strong>Museen</strong><br />

gibt es immer wieder Änderungen: Nicht nur Telefonnummern,<br />

Internetadressen oder Öffnungszeiten unterliegen dem Wandel<br />

der Zeit – auch Neuaufstellungen und zusätzliche Angebote der<br />

<strong>Museen</strong> wollen entsprechend vermerkt se<strong>in</strong>. So wurde beispielsweise<br />

seit der vergangenen Auflage von 2006 das Museum des<br />

Historischen Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Freis<strong>in</strong>g grundlegend umgestaltet und <strong>in</strong><br />

„Stadtmuseum“ umbenannt. Die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g oder auch<br />

<strong>in</strong> Tirschenreuth s<strong>in</strong>d nach umfangreichen Neukonzeptionen seit<br />

2008 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museumsquartier zusammengeschlossen und bei<br />

den Freilichtmuseen gibt es bedeutende Erweiterungen zu melden<br />

wie im Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern, wo<br />

2010 mit der historischen Systembauhalle aus den 1920er Jahren<br />

das bisher größte Architekturexponat für die Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden konnte. Dies s<strong>in</strong>d nur wenige Beispiele,<br />

die zeigen sollen, dass sich e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Neuauflage von „<strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ immer lohnt – auch „altbekannte“ <strong>Museen</strong> haben<br />

<strong>in</strong>teressante Neuigkeiten zu bieten.<br />

Nicht nur die <strong>Museen</strong> wandeln sich, sondern auch deren<br />

Präsentation im Handbuch: Waren 1991 Internet- oder E-Mail-<br />

Adressen selbstverständlich noch gar ke<strong>in</strong> Thema, so gibt es heute<br />

kaum mehr e<strong>in</strong> Museum, das man nicht mittels elektronischer<br />

Post erreichen könnte oder das nicht im Netz zu f<strong>in</strong>den wäre. Service<br />

für den Besucher wird zu Recht <strong>in</strong> vielen <strong>Museen</strong> mittlerweile<br />

groß geschrieben: In der Neuauflage von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />

f<strong>in</strong>det man daher neben dem bereits bewährten Symbol „Geeignet<br />

für Menschen mit Handicap“ erstmals auch H<strong>in</strong>weise auf das Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>es Museumsshops und e<strong>in</strong>es gastronomischen Angebots,<br />

sei es e<strong>in</strong> angeschlossenes Café oder e<strong>in</strong>e Gaststätte auf<br />

dem Museumsgelände. Rund 570 Farbabbildungen, die Ansichten<br />

der <strong>Museen</strong> oder ihrer Ausstellungen sowie bedeutende E<strong>in</strong>zelexponate<br />

zeigen, sollen darüber h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>em Museumsbesuch<br />

anregen.<br />

Wer sich beispielsweise dafür <strong>in</strong>teressiert, <strong>in</strong> welchen bay-<br />

erischen <strong>Museen</strong> größere Bestände zum Wallfahrtswesen, zur<br />

Zollgeschichte, zum Skisport oder zum Friseurhandwerk zu sehen<br />

s<strong>in</strong>d, dem sei das Schlagwortregister des Handbuchs ans Herz gelegt,<br />

bei dem noch zahlreiche weitere spezielle Sammlungsgebiete<br />

aufgeführt s<strong>in</strong>d. Wer alle archäologischen <strong>Museen</strong> <strong>Bayern</strong>s oder<br />

alle Burg- und Schlossmuseum auf e<strong>in</strong>en Blick erfassen will, aber<br />

auch wer sich für die kulturgeschichtlichen Spezialmuseen und<br />

-sammlungen <strong>Bayern</strong>s von der Ägyptischen Kunst bis zum Zirkelmuseum<br />

<strong>in</strong>teressiert, hat im Register darüber h<strong>in</strong>aus die Mög-


lichkeit, <strong>Museen</strong> nach ihren Sammlungsschwerpunkten geordnet<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

Auf vielfachen Wunsch s<strong>in</strong>d im neuen Handbuch neben den<br />

1350 <strong>Museen</strong> von A-Z auch 130 bayerische Ausstellungshäuser<br />

mit Hausadressen, Kontaktdaten und Öffnungszeiten aufgelistet,<br />

um den Zugang zu diesen Institutionen, die kont<strong>in</strong>uierlich Sonderausstellungen<br />

aus Fremdbeständen zeigen, zu erleichtern.<br />

Der Versuch, möglichst vollständig die Museumslandschaft<br />

<strong>Bayern</strong>s abzubilden, zieht sich wie e<strong>in</strong> roter Faden durch alle Auflagen<br />

von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“. Vor allem der potentielle Museumsbesucher<br />

steht im Mittelpunkt der Bemühungen: Er soll<br />

möglichst umfassende sachliche Informationen zu den e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Museen</strong> erhalten. Trotz se<strong>in</strong>es Gewichts von gut e<strong>in</strong>em Kilo will<br />

das Handbuch auch als Reisebegleiter für Fahrten durch <strong>Bayern</strong><br />

dienen. Übersichtskarten <strong>in</strong> den beiden Umschlagklappen erleichtern<br />

die regionale Orientierung und demonstrieren e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

die Fülle an Museumsorten im Freistaat.<br />

Als wichtige Ergänzung zur gedruckten Version des Museumsführers<br />

hat sich die unter www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de e<strong>in</strong>gestellte<br />

Internet-Version des Handbuchs bewährt. Alle Informationen,<br />

auch das Register, stehen hier <strong>in</strong> ständig aktualisierter<br />

Form zur Verfügung. Darüber h<strong>in</strong>aus haben alle 1350 <strong>Museen</strong> die<br />

Möglichkeit, ihrem Beschreibungstext e<strong>in</strong>e Abbildung beifügen<br />

zu lassen, während <strong>in</strong> der Druckausgabe aus Kostengründen nicht<br />

jedes Museum bebildert werden kann. Neben der Schlagwort- und<br />

Sammlungsschwerpunktsuche hat der Nutzer auch die Möglichkeit,<br />

anhand von Landkarten die <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Bezirk oder Landkreis zu suchen. Die <strong>Museen</strong> können selbst dafür<br />

sorgen, dass ihre Daten immer aktuell im Netz zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d:<br />

Unter www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de/kontakt/Änderungen öffnet sich<br />

e<strong>in</strong> eigenes Formular, <strong>in</strong> dem Änderungen e<strong>in</strong>getragen werden<br />

können. Diese werden anschließend, um eventuellen Falschmeldungen<br />

vorzubeugen, von der Landesstelle geprüft und <strong>in</strong> den<br />

Internetauftritt e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />

Manch e<strong>in</strong>er mag sich angesichts der im Internet bereitgestellten<br />

Informationen zu den bayerischen <strong>Museen</strong> fragen, weshalb<br />

sich die Landesstelle eigentlich im Zeitalter des World Wide<br />

Web überhaupt noch an e<strong>in</strong>e Druckausgabe von „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />

wagt. Zum e<strong>in</strong>en steht sicher das Bekenntnis zum Buch dah<strong>in</strong>ter:<br />

Das gedruckte Handbuch kann man als Nachschlagewerk<br />

und kompetenten Reisebegleiter ganz praktisch und unkompliziert<br />

überall h<strong>in</strong> mitnehmen. Se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt 720 Seiten demonstrieren<br />

weit e<strong>in</strong>drucksvoller als alle im Internet aufzurufende E<strong>in</strong>zelseiten<br />

zu den <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> kompakter Form die Vielfalt und den<br />

Reichtum der bayerischen Museumslandschaft. Und nicht zuletzt<br />

durch se<strong>in</strong>e „haptischen“ Qualitäten verführt das gedruckte Museumshandbuch<br />

zum Durchblättern und Schmökern. Manch schöne<br />

Entdeckung lässt sich beim Durchschauen der Seiten ganz zufällig<br />

machen, wenn man beispielsweise liest, dass im kelten römer museum<br />

manch<strong>in</strong>g europaweit bedeutende Keltenfunde zu besichtigen<br />

s<strong>in</strong>d, im Oberfränkischen Textilmuseum <strong>in</strong> Helmbrechts der<br />

sogar im Gu<strong>in</strong>ness-Buch der Rekorde e<strong>in</strong>getragene „längste handgewebte<br />

Schal“ zu besichtigen ist oder dass sich <strong>in</strong> Obergünzburg<br />

im Ostallgäu mit der Südsee-Sammlung Nauer e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

völkerkundliche Sammlung aus Melanesien bef<strong>in</strong>det.<br />

Die gedruckte Neuauflage des Handbuchs „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“<br />

wurde am 29. November 2010 vom Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>ister<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch,<br />

<strong>in</strong> festlichem Rahmen <strong>in</strong> der P<strong>in</strong>akothek der Moderne vorgestellt.<br />

Mit der Landesstelle freuten sich rund 250 Gäste über die gelungene<br />

Fertigstellung des Handbuchs, das für 14,90 Euro im Buchhandel,<br />

aber auch <strong>in</strong> den bayerischen <strong>Museen</strong> erhältlich ist.<br />

Berichte/Aktuelles 79<br />

a Über das gelungene neue Handbuch freuen sich: (v. l.) der<br />

Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Prof.<br />

Dr. Klaus Schrenk, Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Dr. Wolfgang Heubisch<br />

sowie der Leiter der Landesstelle, Dr. Michael Henker.<br />

b Das Arbeitsteam für das Handbuch: (v.l.n.r.) Dott. Luca Pes, Dr.<br />

Michael Henker, Dr. Wolfgang Stäbler, Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A.,<br />

Andreas Schütt von bier<strong>in</strong>g onl<strong>in</strong>e, Rudolf W<strong>in</strong>terste<strong>in</strong> vom Deutschen<br />

Kunstverlag, Nicole He<strong>in</strong>zel M. A., Lisa Söllner M. A., Chris-<br />

t<strong>in</strong>e Schmid-Egger M. A., Claudia Hahn M. A.


80 Berichte/Aktuelles<br />

Landesstelle, Tod und<br />

Teufel <strong>in</strong> Brünn<br />

E<strong>in</strong>e Plakatausstellung des Mährischen<br />

Landesmuseums und der Landesstelle für die<br />

nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Wolfgang Stäbler<br />

Die Plakatausstellung zog vorwiegend junge Besucher an.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational beachtetes kulturelles Ereignis <strong>in</strong> der Mährischen<br />

Hauptstadt Brünn/Brno ist die Graphik Biennale für Plakate, Corporate,<br />

Informations- und Werbedesign, die 2010 bereits zum<br />

24. Mal stattfand. Um die Ausstellungen der zur Jurierung e<strong>in</strong>gereichten<br />

Arbeiten aus aller Welt rankt sich e<strong>in</strong> Begleitprogramm,<br />

das an verschiedenen Stationen <strong>in</strong> der Stadt die Themen der Biennale<br />

aufgreift. Nachdem die Leiter<strong>in</strong> der Volkskundlichen Abteilung<br />

des Mährischen Landesmuseums, Dr. Hana Dvorakova, bei<br />

e<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> der Landesstelle <strong>in</strong> München handgemalte K<strong>in</strong>oplakate<br />

aus Ghana aus der Sammlung von Dr. Wolfgang Stäbler<br />

gesehen hatte, reifte der Plan, im Gebäude des Volkskundlichen<br />

Museums des Landesmuseums e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Ausstellung zu<br />

gestalten.<br />

So reisten rund 40 dieser eigenwilligen, auf alte Mehlsäcke<br />

gemalten Werbeplakate, die mit bunten, drastischen Darstellungen<br />

für die Vorstellungen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en, behelfsmäßigen Straßenk<strong>in</strong>os<br />

werben, nach Brünn. Ergänzt wurde die Ausstellung<br />

mit e<strong>in</strong>igen westafrikanischen Skulpturen, welche mythologische<br />

Darstellungen auf e<strong>in</strong>igen der Plakate aufgriffen. E<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Großfoto und e<strong>in</strong>em Bildschirm nachempfundenes afrikanisches<br />

K<strong>in</strong>o bot die Gelegenheit, sich Filme aus nigerianischer Produktion,<br />

für die auf den Plakaten geworben wurde, anzusehen.<br />

Zur Eröffnung am 23. Juni 2010 begrüßten neben den<br />

Brünner Repräsentanten der <strong>Museen</strong> und der Biennale auch<br />

Dr. Michael Henker, der Leiter der Landesstelle, sowie der Kulturattache<br />

der ghanaischen Botschaft <strong>in</strong> Prag e<strong>in</strong> zahlreiches Publikum.<br />

Dr. Wolfgang Stäbler berichtete über Werbeplakate und das<br />

K<strong>in</strong>owesen <strong>in</strong> Ghana. Dass am selben Abend im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

die Mannschaften Ghanas und Deutschlands<br />

aufe<strong>in</strong>andertrafen, tat der freundschaftlichen Stimmung<br />

ke<strong>in</strong>en Abbruch…<br />

Die Ausstellung „Teufel, Tod und Schwarzenegger – Filmplakate<br />

aus Ghana“ lockte bis zum 30.10.2010 viele <strong>in</strong>teressierte,<br />

meist jüngere Besucher an. E<strong>in</strong> pädagogisches Begleitprogramm<br />

bot Schulklassen die Möglichkeit, sich mit dem Leben im fernen<br />

Afrika ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Für die Landesstelle war es sehr erfreulich,<br />

mit Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen <strong>in</strong> Tschechien, mit denen<br />

schon seit Jahren fachliche Beziehungen bestehen, nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

konkreten Projekt zusammenzuarbeiten. Wir hoffen: Fortsetzung<br />

folgt!


Das Netzwerk „Historische Synagogenorte <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben“<br />

wurde 2005 auf Initiative des Lehrstuhls für Bayerische<br />

Landesgeschichte an der Universität Augsburg und des Jüdischen<br />

Kulturmuseums Augsburg gegründet. Es handelt sich um e<strong>in</strong>en<br />

nicht <strong>in</strong>stitutionalisierten Zusammenschluss von hauptamtlichen<br />

Betreuern von <strong>Museen</strong> und Gedenkstätten, von E<strong>in</strong>zelpersonen,<br />

lokalen Initiativen und Vere<strong>in</strong>en, die sich <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben<br />

mit der Geschichte der Juden und der Er<strong>in</strong>nerungsarbeit beschäftigen.<br />

H<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>ige politische Vertreter von<br />

Geme<strong>in</strong>den und Städten, die bis zur NS-Zeit e<strong>in</strong>e große jüdische<br />

Geme<strong>in</strong>de hatten. Koord<strong>in</strong>iert wird die Arbeit <strong>in</strong> der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

durch das wissenschaftliche Personal am Jüdischen<br />

Kulturmuseum Augsburg-Schwaben <strong>in</strong> Augsburg.<br />

Das Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, auf die Bedeutung<br />

der jüdischen Geschichte und Kultur aufmerksam zu machen, die<br />

Pflege der jüdischen Geschichte und Kultur <strong>in</strong> der Region zu <strong>in</strong>tensivieren<br />

sowie die regionalen Aktivitäten zu bündeln und den<br />

gegenseitigen Austausch zu verstärken. Das Netzwerk bietet für<br />

se<strong>in</strong>e Mitglieder Weiterbildung und vertiefte Information an wie<br />

zu Fragen der Vermittlung jüdischer Geschichte <strong>in</strong> den <strong>Museen</strong><br />

und zu den Grundlagen des jüdischen Glaubens.<br />

Seit se<strong>in</strong>er Gründung hat das Netzwerk bereits mehrere geme<strong>in</strong>same<br />

Projekte realisiert:<br />

Europäischer Tag der jüdischen Kultur<br />

Am Anfang stand die geme<strong>in</strong>same Organisation von Veranstaltungen<br />

wie dem Europäischen Tag der jüdischen Kultur <strong>in</strong> der<br />

Region. Seit ungefähr zehn Jahren stehen am ersten Sonntag im<br />

September <strong>in</strong> mittlerweile über 25 europäischen Ländern jüdische<br />

Kulturdenkmäler offen. <strong>Museen</strong>, Gedenkstätten, Synagogen,<br />

Friedhöfe und Ritualbäder bieten an diesem Tag Veranstaltungen<br />

zu e<strong>in</strong>em jährlich wechselnden Motto an. 2010 war der Schwerpunkt<br />

des Tages „Kunst und Judentum“. Der Tag soll dazu beitragen,<br />

das europäische Judentum mit se<strong>in</strong>er Geschichte, se<strong>in</strong>en<br />

Traditionen und Bräuchen besser kennenzulernen. Er er<strong>in</strong>nert an<br />

die Beiträge der Juden zur Kultur des europäischen Kont<strong>in</strong>ents<br />

<strong>in</strong> Vergangenheit und Gegenwart. Zahlreiche Sponsoren und die<br />

Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ermöglichen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> die Durchführung dieses Tages, der vom Jüdischen<br />

Kulturmuseum Augsburg koord<strong>in</strong>iert wird.<br />

Broschüre „Jüdisches Schwaben –<br />

e<strong>in</strong> Wegweiser”<br />

2006 erfolgte die Herausgabe e<strong>in</strong>er Informationsbroschüre mit<br />

dem Titel „Jüdisches Schwaben – e<strong>in</strong> Wegweiser“, die mittlerweile<br />

bereits <strong>in</strong> der zweiten Auflage erschienen ist. Die Broschüre<br />

will zur Suche nach den Spuren ehemaligen jüdischen Lebens <strong>in</strong><br />

Bayerisch-Schwaben anregen. Sie enthält e<strong>in</strong>e kurze E<strong>in</strong>führung,<br />

wo und wie man sich über die jüdische Geschichte e<strong>in</strong>es Ortes <strong>in</strong>formieren<br />

kann, des weiteren kurze Informationen über die wichtigsten<br />

Ereignisse <strong>in</strong> der jüdischen Geschichte e<strong>in</strong>es Ortes und die<br />

wichtigsten Grund<strong>in</strong>formationen über den jeweiligen Gedenkort.<br />

Insgesamt stehen jedem Ort zwei Seiten zur Verfügung, auf denen<br />

auch noch die Basisdaten zum Träger e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, zu Öffnungszeiten,<br />

Führungen und pädagogischem Angebot verzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Übersichtskarte und weiterführende Literatur dienen<br />

der schnellen Orientierung. Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Broschüre fünfzehn<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Trägerschaft von Kommunen, Vere<strong>in</strong>en<br />

und Initiativen aufgeführt.<br />

E<strong>in</strong>heitliche Informationstafeln vor den<br />

jüdischen Friedhöfen<br />

E<strong>in</strong> weiteres geme<strong>in</strong>sames Projekt hatte zum Ziel, e<strong>in</strong>heitliche<br />

Informationstafeln zu den jüdischen Friedhöfen <strong>in</strong> Bayerisch-<br />

Schwaben zu schaffen. An dem Projekt beteiligten sich dreizehn<br />

Berichte/Aktuelles 81<br />

Netzwerk „Historische<br />

Synagogenorte <strong>in</strong><br />

Bayerisch-Schwaben“<br />

Otto Lohr


82 Berichte/Aktuelles<br />

von derzeit fünfzehn Netzwerkorten. Die Texte enthalten e<strong>in</strong>en<br />

kurzen Abriss der Geschichte der Begräbnisstätte von der Anlage<br />

bis zur letzten Belegung und der Anzahl der Grabste<strong>in</strong>e. Sie geben<br />

Auskunft über Schändungen während der NS-Zeit und verweisen<br />

auf Besonderheiten des jeweiligen jüdischen Friedhofs. Das Logo<br />

des Netzwerks und e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Möglichkeiten zur Besichtigung<br />

sowie auf den Friedhofspfleger s<strong>in</strong>d ebenfalls aufgebracht.<br />

Wahlweise kann dem Text e<strong>in</strong>e englische Übersetzung h<strong>in</strong>zugefügt<br />

werden. Die jeweiligen Texte s<strong>in</strong>d mit dem Landesverband<br />

der Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, dem Eigentümer<br />

der Friedhöfe, abgestimmt. Die erste Informationstafel wurde im<br />

April 2010 im Rahmen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feier vor dem ehemaligen<br />

jüdischen Friedhof <strong>in</strong> der Marktgeme<strong>in</strong>de Fischach enthüllt. Die<br />

übrigen Friedhöfe <strong>in</strong> der Region erhalten nach und nach die Informationstafeln,<br />

die auf Wunsch des Landesverbandes der Israelitischen<br />

Kultusgeme<strong>in</strong>den aus theologisch-rechtlichen Gründen<br />

nicht direkt an der Friedhofsmauer, sondern möglichst auf eigenen<br />

Trägern <strong>in</strong> der Nähe des E<strong>in</strong>gangs angebracht werden sollen.<br />

Künftiges Projekt: Wanderausstellung<br />

„Schwäbische Synagogen“<br />

Als Arbeitsthese gehen die Ausstellungsmacher von der Feststellung<br />

von Harold Hammer-Schenk aus, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er 1981 erschienenen<br />

Publikation „Synagogen <strong>in</strong> Deutschland. Geschichte e<strong>in</strong>er<br />

Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert (1780-1933)“ konstatierte,<br />

dass der Synagogenbau im mittelschwäbischen Raum e<strong>in</strong>e<br />

Besonderheit darstellte, die sich vom örtlichen Kirchenbauten<br />

kaum unterschieden und barocke und klassizistische Elemente<br />

zeigen, die sich bei Synagogen sonst nur wenig f<strong>in</strong>den. Als Beispiele<br />

dienten ihm die Synagogen <strong>in</strong> Ichenhausen, Altenstadt und<br />

Krumbach-Hürben. Die Ausstellung will der Frage nachgehen, ob<br />

es e<strong>in</strong>en eigenen, schwäbischen Typus des Synagogenbaus gibt<br />

und wenn ja, was s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e architektonischen und kunsthistorischen<br />

Besonderheiten und was s<strong>in</strong>d die Ursachen für se<strong>in</strong>e Entstehung.<br />

Ziel ist es weiterh<strong>in</strong>, alle bekannten baugeschichtlichen<br />

Quellen zu den Synagogen <strong>in</strong> Bayerisch-Schwaben zu sammeln<br />

und zu dokumentieren. Die Wanderausstellung soll <strong>in</strong> allen beteiligten<br />

Netzwerkorten zu sehen se<strong>in</strong>.<br />

Geme<strong>in</strong>samer Internetauftritt<br />

Das Netzwerk ist auf e<strong>in</strong>er eigenen Homepage unter www.juedisches-schwaben-netzwerk.de<br />

präsent. Die Webseite gibt Auskunft<br />

über alle Netzwerkorte, die auf e<strong>in</strong>er Karte leicht angeklickt<br />

werden können, und die verantwortlichen Ansprechpartner der<br />

jeweiligen E<strong>in</strong>richtungen. Term<strong>in</strong>e, Veranstaltungen und Aktuelles<br />

kann von den Mitgliedern selbst e<strong>in</strong>gepflegt werden. E<strong>in</strong><br />

Archiv früherer Veranstaltungen <strong>in</strong> den Netzwerkorten dokumentiert<br />

die bisherigen Aktivitäten. Auf der Homepage des Jüdischen<br />

Kulturmuseums Augsburg verweist ebenfalls e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k auf das<br />

Netzwerk.<br />

Die Organisation des Netzwerks<br />

Das Netzwerk trifft sich <strong>in</strong> der Regel zweimal pro Jahr an e<strong>in</strong>em<br />

der Netzwerkorte. Den Berichten über die geleistete Arbeit im<br />

H<strong>in</strong>blick auf jüdische Kultur- und Er<strong>in</strong>nerungspflege und den Beschlussfassungen<br />

für die kommenden Arbeiten im Netzwerk geht<br />

traditionellerweise e<strong>in</strong>e Besichtigung der Zeugnisse und Spuren<br />

jüdischen Lebens <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>ladenden Geme<strong>in</strong>de voraus. Zur F<strong>in</strong>anzierung<br />

der geme<strong>in</strong>samen Arbeit zahlt jede beteiligte E<strong>in</strong>richtung<br />

oder Geme<strong>in</strong>de jährlich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Betrag <strong>in</strong> die Kasse<br />

des Netzwerks e<strong>in</strong>. Die Kosten für die geme<strong>in</strong>sam beschlossenen<br />

Projekte werden zusätzlich auf die Beteiligten umgelegt.


Anlässlich des Internationalen Tags der Freiwilligen am 5. Dezember<br />

sowie des anstehenden Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit<br />

2011 erklärte ICOM Deutschland, das deutsche Nationalkomitee<br />

des Internationalen Museumsrats, <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem Netzwerk Bürgerschaftliches Engagement im Museum<br />

(www.netbem.eu) se<strong>in</strong>e nachdrückliche Unterstützung ehrenamtlichen<br />

und freiwilligen Engagements im Museum.<br />

Wie <strong>in</strong> nahezu allen Bereichen der Gesellschaft engagieren<br />

sich auch <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> zahlreiche Menschen, <strong>in</strong>dem sie Zeit, Arbeit,<br />

Wissen und Ideen spenden. Diese Tradition reicht <strong>in</strong> Deutschland<br />

bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert zurück und prägt das Museumswesen bis<br />

heute. Ohne sie wäre weder die Mehrzahl unserer <strong>Museen</strong> gegründet<br />

worden, noch könnten sie ohne bürgerschaftliches Engagement<br />

heute und auch <strong>in</strong> Zukunft überleben. Die meisten kle<strong>in</strong>en<br />

<strong>Museen</strong> werden ehrenamtlich geführt, seit den 90er Jahren steigt<br />

auch die Zahl größerer, hauptamtlich geleiteter <strong>Museen</strong>, deren<br />

festes Personal durch Freiwillige unterstützt wird. Diese übernehmen<br />

Aufgaben im Besucherservice, <strong>in</strong> der Museumspädagogik, bei<br />

der Organisation von Veranstaltungen, beim Inventarisieren, im<br />

Museumsladen oder <strong>in</strong> der Depotverwaltung. ICOM Deutschland<br />

würdigt das Interesse und die Bereitschaft von Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürgern, am Museumsleben aktiv teilzuhaben.<br />

Richtl<strong>in</strong>ien für freiwilliges Engagement im<br />

Museum<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Austausch bietet für deutsche <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>e<br />

besondere Chance. In anderen Ländern, vor allem den USA, Großbritannien,<br />

<strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien und den Niederlanden, haben sich<br />

vielfältige und praxisnahe Arbeitsformen des bürgerschaftlichen<br />

Engagements im Museum herausgebildet. ICOM Deutschland<br />

empfiehlt, <strong>in</strong>ternationale Ansätze zu berücksichtigen, und weist<br />

auf folgende Dokumente h<strong>in</strong>:<br />

Ethische Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>Museen</strong> von ICOM, 2010<br />

Die „Ethischen Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>Museen</strong> von ICOM“ def<strong>in</strong>ieren die<br />

Berufsethik des Verbandes, <strong>in</strong> dem Museumsleute weltweit zusammenarbeiten.<br />

Ehrenamtlich und freiwillig tätige Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter werden zu den professionellen Museumsfachleuten<br />

gezählt, wenn sie über entsprechende Ausbildungen<br />

oder Berufserfahrungen verfügen. Auch Freiwillige unterliegen<br />

demnach den ethischen Richtl<strong>in</strong>ien. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Hauptamtlichen und Freiwilligen sowie Freundeskreisen<br />

soll konstruktiv geregelt se<strong>in</strong>.<br />

www.icom.museum<br />

Code of Ethics, World Federation of Friends of Museums, 1996<br />

Der 1996 von der World Federation of Friends of Museums angenommene<br />

Code versteht sich als Richtl<strong>in</strong>ie, um die Beziehungen<br />

von Freundeskreisen und Freiwilligen zu Hauptamtlichen zu stärken.<br />

Sie betont die beiderseitige Verantwortung für die Museumsarbeit<br />

und e<strong>in</strong>en angemessenen Umgang mite<strong>in</strong>ander.<br />

www.museumsfriends.com<br />

Freiwillige und Ehrenamtliche <strong>in</strong> <strong>Museen</strong> und im kulturellen Erbe,<br />

VOCH 2009<br />

Dieses europäische Handbuch fasst die Ergebnisse e<strong>in</strong>es dreijährigen,<br />

von der Europäischen Kommission geförderten Projekts<br />

zum bürgerschaftlichen Engagement <strong>in</strong> europäischen Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

zusammen. Das Handbuch konzentriert sich auf praxisrelevante<br />

Beispiele ausgewählter Länder. E<strong>in</strong>en umfassenden<br />

wissenschaftlichen Fundus mit Berichten aus ganz Europa liefert<br />

die – ausschließlich digital verfügbare – H<strong>in</strong>tergrundstudie.<br />

www.amitie.it/voch<br />

Berichte/Aktuelles 83<br />

Ehrenamtliche und<br />

freiwillige Mitarbeit<br />

im Museum<br />

ICOM Deutschland unterstützt das<br />

ehrenamtliche und freiwillige Engagement<br />

im Museum<br />

Bürgerschaftliches Engagement im Museum, Deutscher Museumsbund,<br />

2008<br />

Der Deutsche Museumsbund (DMB) beschreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Handreichung<br />

das klassische Ehrenamt ebenso wie die freiwillige Mitarbeit<br />

im hauptamtlich geführten Museum. Er def<strong>in</strong>iert Richtl<strong>in</strong>ien<br />

und empfiehlt, professionelle Standards für das Freiwilligenmanagement<br />

zu entwickeln. Interessen und Kompetenzen der Freiwilligen<br />

werden gewürdigt, Tätigkeitsfelder und E<strong>in</strong>satzbereiche<br />

im Museum beleuchtet und rechtliche Fragen geklärt. Der DMB<br />

empfiehlt, Freiwillige fortzubilden und ihre Leistungen angemessen<br />

anzuerkennen. ICOM Deutschland unterstützt die Empfehlungen<br />

des DMB und legt se<strong>in</strong>en Mitgliedern nahe, sie als Basis<br />

für weitere Diskussionen zu nutzen.<br />

www.museumsbund.de<br />

Der Internationale Museumsrat ICOM (International Council of<br />

Museums) ist <strong>in</strong> 137 Ländern die <strong>in</strong>ternationale Organisation<br />

für <strong>Museen</strong> und Museumsfachleute. ICOM Deutschland ist mit<br />

4.300 Mitgliedern das größte Nationalkomitee <strong>in</strong>nerhalb des Verbandes.<br />

Kontakt: ICOM Deutschland, In der Halde 1, 14195 Berl<strong>in</strong>, Tel. 030/<br />

69504525, www.icom-deutschland.de


84 Berichte/Aktuelles<br />

Zwischen Kultus<br />

und Kunst<br />

Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan<br />

verabschiedet sich <strong>in</strong> den Ruhestand<br />

Albrecht A. Gribl<br />

Museumsleiter Ferd<strong>in</strong>and Steffan bei se<strong>in</strong>er letzten Führung Ende<br />

Oktober 2010 ganz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element ….<br />

„Vielen Dank“ – setzte er schlicht und e<strong>in</strong>fach unter die beiden<br />

Bildmotive se<strong>in</strong>er Abschiedskarte: oben die Fassade des Städtischen<br />

Museums <strong>in</strong> Wasserburg, darunter e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>derschar um<br />

ihren Lehrer – oder den Museumsleiter?<br />

Ferd<strong>in</strong>and Steffan g<strong>in</strong>g be<strong>in</strong>ahe lautlos mit Ende Oktober<br />

2010 <strong>in</strong> den Ruhestand. Diese Nachricht für sich wäre der Mitteilung<br />

nicht wert, wäre der Tatbestand nicht mit zwei Berufsleben<br />

als Lehrer für Late<strong>in</strong> und Religion sowie als „Kulturschaffender“<br />

im weitesten S<strong>in</strong>n der historischen Dimension dieses Begriffs verbunden.<br />

E<strong>in</strong>en „Animateur“, „Spieler“ und „Verzauberer der D<strong>in</strong>ge“<br />

nannte ihn der Laudator bei der Verleihung des Kulturpreises<br />

des Landkreises Rosenheim für das Jahr 2000, e<strong>in</strong>en „Glücksfall“<br />

der Bezirkstagspräsident von Oberbayern bei der Übergabe der Bezirksmedaille<br />

2009. Bereits 1992 war Steffan für se<strong>in</strong>e Verdienste<br />

um die Bewahrung und Pflege der Kunst- und Kulturdenkmäler<br />

des Landkreises mit der Bayerischen Denkmalschutzmedaille und<br />

1993 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Ferd<strong>in</strong>and Steffan verkörpert nach den Aufbaupionieren nach<br />

dem 2. Weltkrieg – heimatkundlich <strong>in</strong>teressierten Lehrern, auch<br />

Pfarrern – die zweite Generation ehren- und nebenamtlicher Museumsleiter.<br />

1943 geboren, sattelte er nach dem Staatsexamen<br />

(1969) e<strong>in</strong> Zweitstudium zur Frühgeschichte und Prov<strong>in</strong>zialrömischen<br />

Geschichte drauf, das er 1977 mit dem Titel „Magister<br />

Artium“ abschloss. Schon e<strong>in</strong> Jahr vorher war er zum Kreisheimatpfleger<br />

für den nördlichen Teil des Landkreises Rosenheim bestellt<br />

worden. Im April 1980 übernahm er von dem akademischen<br />

Bildhauer Willi Ernst die Leitung des Heimathauses.<br />

Voller Dynamik g<strong>in</strong>g Steffan <strong>in</strong> den folgenden Jahren daran,<br />

das bereits 1888 gegründete und <strong>in</strong>sbesondere wegen se<strong>in</strong>es Möbelbestands<br />

weit bekannte „Heimatmuseum“ unter H<strong>in</strong>zunahme<br />

ganzer Werkstätten aus örtlichem Handwerk, Handel und Gewerbe<br />

zum städtischen Museum auszubauen. Die gesamte Ausstellung<br />

wurde straffer gegliedert und nach und nach mit Texten versehen.<br />

Im 1. OG rückte Steffan mit se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Helfermannschaft die<br />

schweren Stollentruhen e<strong>in</strong> wenig zur Seite, um zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e<br />

bescheidene Sonderausstellungsfläche zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Geld war wenig da. Selbst die zu Rate gezogene damalige Abteilung<br />

nichtstaatliche <strong>Museen</strong> beim Bayerischen Nationalmuseum<br />

vermochte weniger f<strong>in</strong>anziell zu fördern als konzeptionell und<br />

gestalterisch mitzuarbeiten. Dennoch konnten Stadt und Museumsleiter<br />

mit Genugtuung schon 1982 e<strong>in</strong>e erste Überarbeitung<br />

vorstellen. Und wenn man es recht betrachtet, haben Überarbeitung,<br />

Erweiterung und Abrundung von Beständen, Wissen und<br />

Vermittlung <strong>in</strong> der Ära Steffan bis zum Schluss nicht aufgehört.<br />

Selbst wenn der Museumsleiter für se<strong>in</strong>e nebenamtliche Tätigkeit<br />

im Museum offiziell von e<strong>in</strong>igen Unterrichtsstunden pro<br />

Woche befreit war – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Arbeitsplatzbeschreibung“ veranschlagt<br />

Steffan selbst sechs „regelmäßige“ und zwei „unregelmäßige“<br />

Arbeitsstunden; die tatsächliche Zahl dürfte niemand gezählt<br />

haben – war es mit dem Aufenthalt <strong>in</strong> der Herrengasse nicht<br />

getan. Steffans Bibliographie zählt ohne Zeitungsartikel über<br />

500 Beiträge und fünf eigenständige Bücher, viele davon Museumsthemen<br />

gewidmet. Er trat schon sehr früh durch die Erstellung<br />

museumspädagogischer Materialien für Lehrer und Schüler<br />

hervor, hat den Kontakt zu Schulen gesucht, hat Veranstaltungen<br />

und Konzerte im Museum durchgeführt und <strong>in</strong> den 31 Jahren<br />

se<strong>in</strong>er Tätigkeit an die 80 Sonderausstellungen erarbeitet bzw.<br />

begleitet. Se<strong>in</strong>e persönlichen Führungen für Jung und Alt s<strong>in</strong>d für<br />

die vielen, die dabei waren, unvergesslich, da er zu erzählen und<br />

zu veranschaulichen wusste, abgesehen davon, dass sich h<strong>in</strong>ter<br />

den meisten der von ihm beigebrachten Exponate Geschichten<br />

(wie) aus dem wirklichen Leben verbargen.<br />

Der Berichterstatter konnte Herrn Steffan von der ersten<br />

Stunde se<strong>in</strong>es Museumsamtes an <strong>in</strong> gewisser Weise begleiten.


Ihm fällt <strong>in</strong> der Rückschau auf, dass sich <strong>in</strong> der Person dieses umtriebigen<br />

„Kulturmachers“ und Museumsleiters drei elementare<br />

Qualitäten begegneten, die selten so effektvoll zusammenspielen:<br />

auf der e<strong>in</strong>en Seite der stets aktive Sammler mit wachem<br />

Gespür für Gelegenheiten und das Anzetteln von Stiftungen und<br />

Überlassungen; auf der anderen Seite der bedächtig vorgehende,<br />

der Sache verpflichtete Forscher und Wissenschaftler; und über<br />

beidem der <strong>in</strong>terpretierende, vermittelnde, für se<strong>in</strong> Publikum offene<br />

Museumsmann. Nur diesem sollte und konnte diese kurze<br />

Rem<strong>in</strong>iszenz gelten.<br />

Ferd<strong>in</strong>and Steffan hat und fördert die Liebe zur Heimat und<br />

die Kenntnis ihrer Kultur- und Sozialgeschichte. Deshalb auch<br />

hat ihm die Stadt Wasserburg zum Abschied die Joseph-Heiserer-<br />

Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung der Stadt nach der<br />

Ehrenbürgerwürde. Nicht nur für den Unterzeichner, auch für die<br />

Landesstelle <strong>in</strong>sgesamt bleibt Herr Steffan e<strong>in</strong> ebenso selbstbewusster<br />

und überzeugter wie freundlicher und schätzenswerter<br />

Museumskollege, der nur e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er bisherigen, selbst gewählten<br />

Aufgaben abgibt, und dem wir für se<strong>in</strong>e übrigen Interessen weiterh<strong>in</strong><br />

viel Schaffenskraft und die nötige Gesundheit wünschen.<br />

Berichte/Aktuelles 85


86 Berichte/Aktuelles<br />

Neue Bücher<br />

Lambert Grasmann: Die Hafner auf dem Krön<strong>in</strong>g und an der B<strong>in</strong>a,<br />

Straub<strong>in</strong>g 2010.<br />

E<strong>in</strong> Standardwerk zur Krön<strong>in</strong>ger Hafnerkeramik<br />

Ende Oktober 2010 stellten der Heimatvere<strong>in</strong> Vilsbiburg und der<br />

Verlag Attenkofer aus Straub<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Buch vor, das für zahlreiche<br />

Heimat- und Stadtmuseen <strong>in</strong> Altbayern und <strong>in</strong> den österreichischen<br />

Nachbarländern, aber auch weit darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>teressant<br />

se<strong>in</strong> dürfte; denn es verkörpert gewissermaßen die „summa“<br />

des Schaffens e<strong>in</strong>es Keramiksammlers und -forschers, der sich <strong>in</strong><br />

dieser Spezialdiszipl<strong>in</strong> ganz dem „Krön<strong>in</strong>g“ verschrieben hat, jener<br />

Landschaft östlich von Landshut zwischen Vilsbiburg und D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />

nach der auch e<strong>in</strong> Dorf und se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de benannt ist.<br />

Lambert Grasmann, Vilsbiburger Postbeamter von 1951 bis<br />

1996, hat mittlerweile gut 40 Jahre lang die Krön<strong>in</strong>ger Hafner-<br />

Landschaft untersucht und dabei „Keramik-Geschichte“ geschrieben,<br />

wie der Keramikspezialist Ingolf Bauer vom Bayerischen<br />

Nationalmuseum <strong>in</strong> der Festschrift für L. Grasmann zum 70. Geburtstag<br />

anerkennend festgestellt hat. * Der Kreisheimatpfleger<br />

(1996-2008) und Museumsleiter (seit 1968 kommissarisch, seit<br />

1973 offiziell) ist entsprechend se<strong>in</strong>em Schwerpunkt<strong>in</strong>teresse<br />

auch <strong>in</strong> der anzuzeigenden Publikation mit 29 Beiträgen, darunter<br />

drei selbständigen Werken, vertreten. Jetzt hat L. Grasmann se<strong>in</strong><br />

Krön<strong>in</strong>ger Lebenswerk mit Hilfe der „Attenkofer’schen Buch- und<br />

Kunstdruckerei“ <strong>in</strong> Landshut und Straub<strong>in</strong>g als opulenten Band<br />

mit rund 400 Seiten vorgelegt.<br />

Der erste Blick bee<strong>in</strong>druckt und irritiert zugleich: Das Umschlagbild<br />

gibt sich etwas mystisch mit „schwarzen“ Essigkrügen<br />

im Vordergrund, die sich schemenhaft nach h<strong>in</strong>ten fortsetzen und<br />

im tiefblauen Fond verschwimmen, so als hätte e<strong>in</strong> Taucher unlängst<br />

versenkte Schätze eben mit se<strong>in</strong>em Handsche<strong>in</strong>werfer entdeckt.<br />

Auf der Buchrückseite ist der Spruchteller „Es lebe das edle<br />

Handwerk der Hafner“ e<strong>in</strong>kopiert. Das Anblättern offenbart sehr<br />

rasch die Intention des Autors: Teilhabe des Lesers und Betrachters<br />

an se<strong>in</strong>er jahrzehntelangen Arbeit <strong>in</strong> Archiv, Feldforschung,<br />

Typisierung, Beschreibung und Katalogisierung.<br />

Das Inhaltsverzeichnis lässt zwei große Blöcke erkennen, zum<br />

e<strong>in</strong>en Kapitel zur Geschichte der Krön<strong>in</strong>ger Hafnerei, zur Handwerksorganisation,<br />

zu den Hafnern mit ihrer Arbeit und dem Vertrieb<br />

ihrer Ware, zum anderen e<strong>in</strong>en Katalog der Produkte mit<br />

Gefäßen, Kacheln und Sonderformen, e<strong>in</strong>geleitet von Kurzdarstellungen<br />

des Forschungsstands und zum Sammlungsbestand im<br />

örtlichen Museum, im benachbarten Museum der Stadt D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g,<br />

den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut sowie weiteren ausgewählten<br />

bayerischen <strong>Museen</strong> und im Volkskundemuseum Wien.<br />

Das zweispaltig angelegte Buch arbeitet fundiert mit kapitelweise<br />

durchnummerierten Fußnoten, Tabellen, Formentafeln,<br />

zahlreichen historischen Fotos und durchwegs farbigen Abbildungen<br />

im Katalogteil.<br />

Der Krön<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>e Hafner gew<strong>in</strong>nen bei der Lektüre des<br />

ersten Teils von Seite zu Seite an Konturen. Voraussetzungen,<br />

wirtschaftlich-soziale E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> Handwerksorganisation<br />

und private Situation werden anhand unzähliger E<strong>in</strong>zelbelege<br />

lebendig. Dabei lässt Grasmann nie die fe<strong>in</strong>en Unterschiede oder<br />

Gleichheiten bei den beiden Teilregionen Krön<strong>in</strong>g – im engeren<br />

S<strong>in</strong>n die Dörfer um die „Hafnerstadt“ Jesendorf nördlich der Vils<br />

– und dem Tal der B<strong>in</strong>a südlich der Vils mit dem zentralen Siebengadern<br />

außer Acht.<br />

Begonnen hat alles mit der Nennung von drei Hafnern an der<br />

B<strong>in</strong>a im Jahr 1301. Die erste Krön<strong>in</strong>ger Hafnerordnung von 1428<br />

legte dann den rechtlichen Grund für die Entwicklung bis zur<br />

Blütezeit <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 18. und dem ersten Drittel des<br />

19. Jahrhunderts. Die Handwerksrolle nennt für das Jahr 1767<br />

<strong>in</strong>sgesamt 72 Werkstätten an 46 Orten. Was die Menge der produzierten<br />

Ware betrifft, wagt der Autor ke<strong>in</strong>e Aussage oder auch<br />

nur Schätzung. Er lässt stattdessen Beschreibungen des Krön<strong>in</strong>g<br />

sprechen. So etwa rechnet der Aufklärer Joseph v. Obernberg <strong>in</strong>


se<strong>in</strong>en „Reisen durch das Königreich Baiern“ 1816 vor: „Wenn<br />

man annimmt, dass jeder e<strong>in</strong>zelne Hafner jährlich 15 Brände, und<br />

<strong>in</strong> jedem 800 Stücke gar macht: so fabrizieren die 80 Töpfer des<br />

Landgerichts im Durchschnitte wenigstens 960.000 Geschirre von<br />

größerer und kle<strong>in</strong>erer Gattung.“ (S. 24 f.)<br />

Woh<strong>in</strong> geliefert wurde, zeigt e<strong>in</strong>e Verbreitungskarte (S. 185)<br />

mit Markt- und Händlerorten zwischen Augsburg und L<strong>in</strong>z, Weiden<br />

<strong>in</strong> der Oberpfalz und Bozen. Wer beliefert wurde bzw. welche<br />

Haushalte als „Verbraucher“ anzusehen s<strong>in</strong>d, bleibt eher diffus,<br />

wenn auch die Geschirrlieferungen an den kurfürstlichen Hof <strong>in</strong><br />

München eigens herausgehoben werden (S. 165 ff.). Den allmählichen<br />

Niedergang der Krön<strong>in</strong>ger Hafnerei <strong>in</strong> der 2. Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts konnte selbst die zunächst als „Töpferschule“ 1873<br />

<strong>in</strong> Landshut gegründete Keramische Fachschule nicht aufhalten.<br />

1928 arbeitete noch e<strong>in</strong>e Werkstatt.<br />

Die dargebotene Materialfülle mit ihren E<strong>in</strong>zelnachweisen ist<br />

die bewundernswerte Leistung e<strong>in</strong>es aus der Orts- und Regionalforschung<br />

kommenden „Quere<strong>in</strong>steigers“, wie sich der Autor<br />

selbst bescheiden, aber nicht ohne F<strong>in</strong>gerzeig auf die dünn gesäte<br />

akademische Forschung bezeichnet. Paul Stieber (1915-1975),<br />

Ingolf Bauer (1942-2006) und Werner Endres (geb. 1937) s<strong>in</strong>d<br />

se<strong>in</strong>e erklärten Vorbilder bzw. Weggefährten. Mit se<strong>in</strong>em opus<br />

magnum dürfte sich Grasmann e<strong>in</strong>gereiht fühlen <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>e<br />

Schar altbayerischer Keramikforscher und großer Monografien<br />

wie Ingolf Bauers „Treuchtl<strong>in</strong>ger Geschirr“ (1971) oder dessen<br />

„Hafnergeschirr aus Altbayern“ (1976, 2. Aufl. 1980).<br />

Trotz des hohen Anspruchs, den der Verlag auf dem h<strong>in</strong>teren<br />

Buchdeckel formuliert – „so liegt nun als Gesamtwerk die Geschichte<br />

zur Hafnerei auf dem Krön<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong> ,Bestandskatalog<br />

Krön<strong>in</strong>g und B<strong>in</strong>a’ vor“ – bleiben Wünsche und Fragen offen,<br />

und im Falle e<strong>in</strong>er zweiten Auflage Fehler zu vermeiden. Bei aller<br />

Beflissenheit des „Arbeitens aus den Quellen“ vermisst man die<br />

Zusammenschau, e<strong>in</strong>e Kurzfassung der wesentlichen Ergebnisse,<br />

vielleicht auch nur e<strong>in</strong>prägsame Charakteristika, ob am jeweiligen<br />

Kapitelende oder als Resumé.<br />

Fragen wären etwa, wie man sich die Gesamtverbreitung <strong>in</strong>-<br />

und außerhalb der kartierten Kernzone vorzustellen hat – etwa <strong>in</strong><br />

Salzburg, wofür v. Obernberg 1816 mehr als 50.000 Stück jährlich<br />

angibt, und im Salzburger Land, welches <strong>in</strong> der Karte nicht<br />

aufsche<strong>in</strong>t, von Wien ganz abgesehen; wie es mit Nachweisen<br />

über die e<strong>in</strong>gangs genannten 11 <strong>Museen</strong> h<strong>in</strong>aus ausschaut; ob es<br />

e<strong>in</strong>e Schwerpunktverlagerung <strong>in</strong>nerhalb der Produktion durch die<br />

Jahrhunderte gegeben hat; was der meist produzierte Artikel war;<br />

ob und <strong>in</strong>wieweit es e<strong>in</strong>e Rezeption nach dem Niedergang und<br />

Nachahmer gegeben hat oder gibt; welche Rolle heute Krön<strong>in</strong>ger<br />

Ware im Handel spielt und dgl. mehr. Beim Katalogteil fällt auf,<br />

dass im Titel ausschließlich von „Gefäßen“ die Rede ist, während<br />

der Autor mit der keramischen Sonderform der Deckel beg<strong>in</strong>nt,<br />

weiter unten selbstredend weitere Sonderformen wie Brotstempel,<br />

T<strong>in</strong>tenzeuge, Weihwasserkessel und vieles mehr vorstellt und<br />

die eigene Gruppe der Ofenkacheln und -modeln beschreibt. Hilfreich<br />

auch wäre e<strong>in</strong>e Begründung für Datierungen etwa <strong>in</strong>s 13.<br />

Jahrhundert gewesen (z. B. Deckel S. 242 f.), auf Tafel 3 (S. 369)<br />

oder des Topfes auf Tafel 23 (S. 379), haben wir doch vorne von<br />

den frühesten Hafnern ab 1301 erfahren.<br />

Die Beigabe der mundartlichen Bezeichnung bei vielen Gegenständen<br />

konserviert mit Recht die Ausdrucksweise der Hersteller<br />

und Benützer, führt aber bei der Zusammenstellung und<br />

Erklärung dieser Ausdrücke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Register sehr an<br />

die Grenzen des Verständlichen, wenn ohne Bemühung um Lautschrift<br />

etwa „Butadegl“ als „tiefe Henkelschüssel mit Ausguss“<br />

erklärt wird („Butter“-, „Budda“-?), andererseits e<strong>in</strong> „Nadlkörbl“<br />

im Orig<strong>in</strong>alton „Nolkeawe“ heißt. Das Wort für „Ton“ mit se<strong>in</strong>en<br />

Zusammensetzungen variiert eher zufällig zwischen „Dowa“ und<br />

„Dower“; der „Blachawagn“ (Planwagen der Karrner) tritt auch<br />

Berichte/Aktuelles 87<br />

unter „Plochawogn“ auf.<br />

Den Schluss des Buches bildet die „abgekürzt zitierte Literatur“<br />

mit an die 130 Titeln. Viele davon s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vorausgegangenen<br />

Anmerkungen ebenfalls voll zitiert; e<strong>in</strong>e ganze Reihe<br />

von Aufsätzen enthält ke<strong>in</strong>e Seitenangabe; manchmal fehlt das<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsjahr; „Horschik“ taucht e<strong>in</strong>e Zeile später als „Horsdchik“<br />

auf, „Rahden“ zwei Seiten später als „Rhaden“; beim Aufsatz<br />

von Spirkner 1909 irritiert, dass e<strong>in</strong>mal Bayerlandheft Nr.<br />

36 (S. 216), e<strong>in</strong>mal nur Nr. 37 (S. 406) angegeben wird; der<br />

„Leitfaden zur Keramikbeschreibung“ erschien nicht 1987, sondern<br />

1986 usw. Weil es ke<strong>in</strong> Abkürzungsverzeichnis gibt, rätselt<br />

man beim ersten „AHV“, bis man dah<strong>in</strong>ter kommt, dass das Kürzel<br />

für „Archiv des Heimatvere<strong>in</strong>s Vilsbiburg“ steht.<br />

Man sollte bei e<strong>in</strong>em Werk mit wohl e<strong>in</strong>igen Millionen Buchstaben<br />

nicht zu kle<strong>in</strong>lich se<strong>in</strong>, aber wenn sich schon im zweiten<br />

Absatz überhaupt, <strong>in</strong>nerhalb der „E<strong>in</strong>führung“ drei Grammatikfehler<br />

halten konnten – nicht die e<strong>in</strong>zigen im Schriftbild der<br />

nächsten Seiten und im ganzen Textteil – so ist das ärgerlich und<br />

wirft e<strong>in</strong> eigenes Licht auf die Redaktion.<br />

Gleichwohl: Die <strong>in</strong>haltlichen Schwächen und sprachlichredaktionellen<br />

Schönheitsfehler können den Gesamtwert des<br />

Buches nicht aushebeln.<br />

Wer sich <strong>in</strong> Zukunft mit der Krön<strong>in</strong>ger Ware beschäftigen<br />

will, wird „den Grasmann“ von 2010 zur Hand nehmen und hernach<br />

klüger se<strong>in</strong> als er gedacht hat.<br />

Albrecht A. Gribl<br />

* Ingolf Bauer: E<strong>in</strong> Vilsbiburger schreibt Keramikgeschichte, <strong>in</strong>:<br />

Cornelia Renner und Peter Barteit (Hg.): E<strong>in</strong> Leben zwischen<br />

Milchweidl<strong>in</strong>g und Stichbogen. Festschrift für Lambert Grasmann<br />

zum 70. Geburtstag (Vilsbiburger Museumsschrift 9), Vilsbiburg<br />

2007, S. 30-34. E<strong>in</strong>e knappe Würdigung des Jubilars f<strong>in</strong>det sich<br />

auch <strong>in</strong> Museum heute 33 (Dezember 2007), S. 74.<br />

Lambert Grasmann: Die Hafner auf dem Krön<strong>in</strong>g und an der B<strong>in</strong>a.<br />

Straub<strong>in</strong>g 2010, 408 Seiten, zahlr., meist farb. Abbildungen, geb.,<br />

ISBN 978-3-936511-83-3


88 Berichte/Aktuelles<br />

Personalia<br />

L<strong>in</strong>dau. Neuer Kulturamtsleiter und Leiter des Stadtmuseums<br />

L<strong>in</strong>dau ist <strong>in</strong> der Nachfolge von Dr. Angela Heilmann seit dem<br />

18.10.2010 Alexander Warmbrunn. Der geborene Göpp<strong>in</strong>ger studierte<br />

Kulturgestaltung und Zeitgenössische Kunstgeschichte und<br />

schloss als „Executive Master <strong>in</strong> Arts Adm<strong>in</strong>istration“ an der Universität<br />

Zürich ab. Nach Tätigkeiten im Ausstellungsmanagement<br />

und Kuratorentätigkeit im Bereich der Zeitgenössischen Kunst<br />

und der Klassischen Moderne war er 2001-2008 Kulturreferent<br />

<strong>in</strong> Rechberghausen und seit 2009 Kulturamtsleiter <strong>in</strong> Eisl<strong>in</strong>gen.<br />

München. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) zeichnete<br />

im Dezember 2010 den Restaurator Prof. Erw<strong>in</strong> Emmerl<strong>in</strong>g als<br />

„Hochschullehrer des Jahres“ aus. Der DHV begründete die Auszeichnung<br />

damit, Emmerl<strong>in</strong>g setze sich „mit Leib und Seele für<br />

den Erhalt von Kulturdenkmälern“ e<strong>in</strong>. Besonders hob der Verband<br />

den E<strong>in</strong>satz im afghanischen Bamiyan hervor, wo der Res-<br />

taurator unter vielen Schwierigkeiten an Sicherung, Konservierung<br />

und Wiederaufbau der von den Taliban gesprengten antiken<br />

Buddha-Statuen arbeitet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.<br />

Emmerl<strong>in</strong>g ist an der Technischen Universität München (TUM)<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Restaurierung, Kunsttechnologie und<br />

Konservierungswissenschaft.<br />

Weilheim. Dr. des. Tobias Güthner leitet seit Oktober 2010 das<br />

Stadtmuseum Weilheim <strong>in</strong> Oberbayern. Nach dem Studium der<br />

Geschichte, Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte an der<br />

Universität Regensburg sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München absolvierte er <strong>in</strong> Rom e<strong>in</strong>en Aufbaustudiengang<br />

an der Università di Roma, um neben e<strong>in</strong>er Tätigkeit an der Bibliotheca<br />

Hertziana <strong>in</strong> Rom schließlich wieder <strong>in</strong> München das<br />

Promotionsstudium (Kunstgeschichte, Alte Geschichte) aufzunehmen.<br />

2008-10 war er Volontär am Stadtmuseum Kaufbeuren.<br />

Kulmbach. Das Landschaftsmuseum Oberma<strong>in</strong> und das Z<strong>in</strong>nfigurenmuseum<br />

auf der Plassenburg hoch über Kulmbach haben e<strong>in</strong>e<br />

neue Leiter<strong>in</strong>. Dr. Astrid Fick studierte an der Otto-Friedrich-<br />

Universität Bamberg und der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Volkskunde und<br />

promovierte schließlich an der Technischen Universität Berl<strong>in</strong>.<br />

Bereits 1993/94 hatte sie e<strong>in</strong> wissenschaftliches Volontariat am<br />

Historischen Museum <strong>in</strong> Bamberg abgeleistet. 1999-2003 leitete<br />

sie die städtischen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Weißenfels, Sachsen-Anhalt, bevor<br />

sie 2004-2008 die Geschäftsführung des Museumsverbundes<br />

Nordfriesland <strong>in</strong> Husum übernahm. Nach e<strong>in</strong>er Weiterbildung als<br />

Referent<strong>in</strong> für Kultur- und Sozialmanagement <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z nahm sie<br />

am 15. September 2010 ihren Dienst <strong>in</strong> Kulmbach auf.


Bayreuth/ Ofr.<br />

185 Jahre nach dem Tod von Johann Paul Friedrich Richter, bekannt<br />

unter dem Pseudonym Jean Paul, wurde die frisch renovierte<br />

Jean-Paul-Stube <strong>in</strong> der „Rollwenzelei“ im Oktober 2010<br />

wieder eröffnet. Das Zimmer <strong>in</strong> dem ehemaligen Gasthaus, <strong>in</strong> dem<br />

der Dichter <strong>in</strong> den Sommermonaten regelmäßig arbeitete, blieb<br />

mit se<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>alen Möblierung weitgehend erhalten.<br />

Jean-Paul-Stube <strong>in</strong> der Rollwenzelei, Königsallee 84, 95448<br />

Bayreuth, Tel. 0921/980218, <strong>in</strong>fo@jeanpaulstube.de, www.jeanpaulstube.de<br />

Öffnungszeiten: Mai bis Oktober Freitag bis Sonntag 14-16 Uhr,<br />

während der Festspielzeit 11-16 Uhr<br />

Ebersberg/ Obb.<br />

Nach zweijähriger Arbeit hat das Museum Wald und Umwelt im<br />

Oktober 2010 e<strong>in</strong> Projekt abgeschlossen. Beim Museum entstand<br />

e<strong>in</strong> Lehrpfad zur Biodiversität, auf dem sich an zwölf Stationen<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Vielfalt der Lebensräume gew<strong>in</strong>nen lassen, die <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> oft bedrohten Tier- und Pflanzenarten die Existenz ermöglichen.<br />

Museum Wald und Umwelt, Ludwigshöhe 2, 85560 Ebersberg, Tel.<br />

08092/247983, Fax 08092/825573, mwu@ebersberg.de, www.<br />

museumwaldundumwelt.de<br />

Öffnungszeiten: 15. März bis 15. November Samstag, Sonn- und<br />

Feiertage 11-18, 16. November bis 14. März Sonn- und Feiertage<br />

12-17 Uhr<br />

Kirchberg-Thal/ Obb.<br />

Das Heimatmuseum Thal des Oldtimervere<strong>in</strong>s Kirchberg ist um<br />

e<strong>in</strong>e weitere Attraktion reicher: Neben den Gebäuden, <strong>in</strong> denen<br />

das Leben und Arbeiten <strong>in</strong> früheren Zeiten dargestellt werden,<br />

errichteten die Vere<strong>in</strong>smitglieder e<strong>in</strong>e Kapelle nach historischem<br />

Vorbild. Sie wurde im August 2010 feierlich e<strong>in</strong>geweiht.<br />

Heimatmuseum Thal, Thal 2, 84434 Kirchberg, Tel. 08034/948750,<br />

oldtimerfreunde.kirchberg@iivs.de, www.oldtimerfreunde.kirchberg.iivs.de<br />

Öffnungszeiten: Juli bis Oktober 1. Sonntag im Monat 9-12 Uhr<br />

und bei Veranstaltungen<br />

Markt Schwaben/ Obb.<br />

Nach zwölfjähriger ehrenamtlicher Arbeit konnte der Heimatvere<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der „Schweigervilla“ am 13.11.2010 zur Eröffnung des<br />

letzten Bau- und E<strong>in</strong>richtungsabschnitts laden. Nach den Themenkreisen<br />

Markt Schwabener Ansichten, Archäologie, Burg und<br />

Schloss, „Sach“ für Männer und Frauen, Brauereien, Küche, Handwerk,<br />

Druckwesen und Sakrales rundet nun e<strong>in</strong>e Ausstellung zum<br />

ländlichen Schulwesen die Darstellung von Leben und Arbeiten <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit des Ortes ab.<br />

Heimatmuseum Markt Schwaben, Bahnhofstr. 28, 85557 Markt<br />

Schwaben, Tel. 08121/3252, Fax 08121/225754, bernd.romir@tonl<strong>in</strong>e.de,<br />

www.markt-schwaben.de<br />

Öffnungszeiten: 1. Sonntag im Monat und bei der Jahresausstellung<br />

14-17 Uhr<br />

München/ Obb.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es Bürgerfestes wurde das „Türkentor“ im Kunstareal<br />

München am 23. Oktober 2010 der Öffentlichkeit übergeben.<br />

Dieses seit Jahrzehnten ungenutzte Gebäudefragment der ehemaligen<br />

Pr<strong>in</strong>z Arnulf-Kaserne aus dem frühen 19. Jahrhundert – im<br />

Volksmund wegen der angrenzenden Türkenstrasse auch „Türkenkaserne“<br />

genannt – liegt zwischen der P<strong>in</strong>akothek der Moderne<br />

Berichte/Aktuelles 89<br />

Museumseröffnungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>


90 Berichte/Aktuelles<br />

Das „Türkentor“ der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen <strong>in</strong><br />

München.<br />

und dem Museum Brandhorst bzw. genau gegenüber dem Klenze-<br />

Portal der Alten P<strong>in</strong>akothek und markiert damit e<strong>in</strong>e auch städtebaulich<br />

spezifische Position. In enger Kooperation zwischen dem<br />

amerikanischen Künstler Walter De Maria und den Architekten<br />

Sauerbruch Hutton wurde der ru<strong>in</strong>öse Bau unter Berücksichtigung<br />

se<strong>in</strong>er historischen Substanz umgestaltet. Nun beziehen sich die<br />

2006 von der Udo und Anette Brandhorst Stiftung erworbene,<br />

2002 entstandene Skulptur „Large Red Sphere“ De Marias und die<br />

Architektur aufe<strong>in</strong>ander und bilden nun gleichsam e<strong>in</strong> Gesamtkunstwerk.<br />

Den neuen Anforderungen entsprechend bekam auch<br />

das unmittelbare Umfeld des Türkentors e<strong>in</strong> neues Gesicht.<br />

„Large Red Sphere“ im Türkentor, Türkenstr. 17, 80799 München,<br />

Tel. 089/21805-360, Fax -125, <strong>in</strong>fo@p<strong>in</strong>akothek.de, www.p<strong>in</strong>akothek.de<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr<br />

Nürnberg/ Mfr.<br />

Seit dem 9.11.2010 steht das völlig neu gestaltete Museum für<br />

Kommunikation <strong>in</strong> Nürnberg Besuchern offen. Die Dauerausstellung<br />

hat sich bewusst von der früheren Rolle als „Postmuseum“<br />

verabschiedet: Zwar s<strong>in</strong>d noch historische Fahrzeuge der Post und<br />

die erste deutsche Briefmarke, der berühmte bayerische „Schwarze<br />

E<strong>in</strong>ser“, zu sehen, doch nehmen andere Formen der Kommunikation<br />

den größten Teil der 1.200 m² umfassenden Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>. „Im Zentrum der Präsentation steht der kommunizierende<br />

Mensch und welche Verständigungsmöglichkeiten er hat“, so Museumsdirektor<br />

Stefan Kley. Vier Themenräume zu Kommunikation<br />

mit Tönen, Bildern, Schrift und Internet wurden gestaltet, <strong>in</strong> denen<br />

man z. B. mehr oder weniger exotische Sprachen von dem mit<br />

Klicklauten angereicherten afrikanischen Taa bis h<strong>in</strong> zum fränkischen<br />

Dialekt lauschen oder die Wirkung von Bildern erleben<br />

und h<strong>in</strong>terfragen kann.<br />

Museum für Kommunikation, Less<strong>in</strong>gstr. 6, 90443 Nürnberg, Tel.<br />

0911/23088-0, Fax -96, mk.nuernberg@mspt.de, www.museumsstiftung.de<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr<br />

Pöck<strong>in</strong>g-Possenhofen/ Obb.<br />

E<strong>in</strong>en deutlichen Zuwachs an Ausstellungsfläche kann das Kaiser<strong>in</strong>-Elisabeth-Museum<br />

im Bahnhof von Possenhofen am Starnberger<br />

See seit Mai 2010 vermelden. Neu gestaltet ist der König-<br />

Ludwig-Saal, <strong>in</strong> dem u. a. e<strong>in</strong> Papiertheater mit e<strong>in</strong>er Szene aus<br />

Wilhelm Tell, dem Liebl<strong>in</strong>gsdrama des „Märchenkönigs“, gezeigt<br />

wird.<br />

Kaiser<strong>in</strong> Elisabeth-Museum, Schlossberg 2, 82343 Pöck<strong>in</strong>g-Possenhofen,<br />

Tel. 09157/925932, Fax 013212/1249519, sisi-museum@web.de,<br />

www.kaiser<strong>in</strong>-elisabeth-museum-ev.de<br />

Öffnungszeiten: Mai bis Mitte Oktober Freitag, Samstag und<br />

Sonn- und Feiertage 14-18 Uhr<br />

Taufkirchen/ Obb.<br />

In Taufkirchen/Vils s<strong>in</strong>d die D<strong>in</strong>osaurier los. Am 23.10.2010 öffnete<br />

das Urzeitmuseum <strong>in</strong> neu errichteten Räumen se<strong>in</strong>e Pforten.<br />

Auf rund 300 m² Ausstellungsfläche s<strong>in</strong>d jetzt neben den Fossilien<br />

der privaten Sammlung Kapust<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „D<strong>in</strong>o-Dschungel“<br />

Modelle der urzeitlichen Lebewesen zu sehen.<br />

Urzeitmuseum – Sammlung Kapust<strong>in</strong>, Att<strong>in</strong>ger Weg 9, 84416<br />

Taufkirchen, Tel. 0151/21483443, <strong>in</strong>fo@urzeitmuseum.de, www.<br />

urzeitmuseum.de<br />

Öffnungszeiten: Samstag 13-17, Sonn- und Feiertage 11-17<br />

Uhr


Aichach, Stadtmuseum: „Und es begab sich…“, 27.11.2010-6.<br />

2.2011<br />

Amberg, Luftmuseum Amberg: Spielzeug, Spiele, Spielen,<br />

3.10.2010-1.1.2011; W<strong>in</strong>dwechsel, 16.10.2010-23.1.2011; Flugstunden,<br />

30.10.2010-23.1.2011; Atmende Architektur, 29.1.-<br />

14.4.2011<br />

Aschaffenburg, Galerie der Stadt – Kunsthalle Jesuitenkirche:<br />

Hans Schork, 11.12.2010-6.2.2011<br />

Aschaffenburg, Kornhäuschen: Reaktor – Markus Wirthmann,<br />

17.12.2010-10.2.2011<br />

Aschaffenburg, Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg: Kunst<br />

und Staatskunst – Carl Theodor von Dahlberg, 15.10.2010-<br />

30.1.2011; Bernhard Vogler, 23.10.2010-27.2.2011<br />

Augsburg, Architekturmuseum Schwaben: Wilhelm Wichtendahl,<br />

16.12.2010-6.3.2011<br />

Augsburg, Die Kiste – Augsburger Puppentheatermuseum: Stelldiche<strong>in</strong><br />

der Majestäten, 17.11.2010-1.5.2011<br />

Augsburg, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast:<br />

Maik und Dirk Löbbert, 8.9.20120-27.2.2011<br />

Augsburg, Jüdisches Kulturmuseum: Chanukka, 9.12.2010.-<br />

16.1.2011<br />

Augsburg, Maximilianmuseum: Blumen, Schwäne und Ch<strong>in</strong>esen,<br />

5.11.2010-6.2.2011<br />

Augsburg, Naturmuseum: Schatzkammer Tropen, 1.10.2010-<br />

31.3.2011<br />

Augsburg, Neue Galerie im Höhmannhaus: N<strong>in</strong>a Pett<strong>in</strong>ato,<br />

19.11.2010-9.1.2011<br />

Augsburg, Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und<br />

Karl und Magdalene Haberstock Stiftung: Die Kunst zu wohnen,<br />

23.11.2010-20.2.2011; Franziskanerkrippe, 10.12.2010-<br />

6.1.2011<br />

Bad Steben, Grafik Museum Stiftung Schre<strong>in</strong>er: Carlfriedrich<br />

Claus – Werner Wittig, 24.10.2010-9.1.2011<br />

Bad Tölz, Stadtmuseum: Von Nikolaus bis Dreikönig, 26.11.2010-<br />

16.1.2011<br />

Bamberg, Historisches Museum: Das Wunder im Stall, 27.11.2010-<br />

9.1.2011<br />

Bamberg, Internationales Künstlerhaus Villa Concordia: Matias<br />

Becker „Prospekt“, 6.12.2010-31.1.2011<br />

Bamberg, Naturkunde-Museum: Andreas Feist, “big belly yellow<br />

sea horse“, 25.11.2010-31.1.2011<br />

Bayreuth, Kle<strong>in</strong>es Plakatmuseum: Plakate aus München, 1960-<br />

2010, 23.10.-22.12.2010<br />

Bayreuth, Kunstmuseum: Peter Weber – Die Form <strong>in</strong> der Faltung,<br />

17.10.2010-9.1.2011<br />

Berichte/Aktuelles 91<br />

Sonderausstellungen<br />

bayerischer <strong>Museen</strong><br />

Das Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und Karl und<br />

Magdalene Haberstock Stiftung <strong>in</strong> Augsburg widmet den Augsburger<br />

Klebealbum des 18. Jahrhunderts e<strong>in</strong>e Sonderausstellung<br />

„Die Kunst zu wohnen“, 23.11.2010-20.2.2011.


92 Berichte/Aktuelles<br />

Benediktbeuren, Kloster Benediktbeuren, Maierhof: Deus deest –<br />

dum volvitur orbis, 12.12.2010-24.1.2011<br />

Berchtesgaden, Dokumentation Obersalzberg: Im Objektiv des<br />

Fe<strong>in</strong>des, 5. W<strong>in</strong>terausstellung, 22.10.2010-1.5.2011<br />

Bernried, Buchheim Museum der Phantasie: Fasz<strong>in</strong>ation Circus –<br />

Manege frei für Kunst & Phantasie, 21.11.2010-4.3.2011<br />

Cham, Städtische Galerie im Cordonhaus: Marlene Reidel, Beate<br />

Rose, 12.12.2010-16.1.2011<br />

Coburg, Kunstsammlungen der Veste Coburg: E<strong>in</strong> Rabe unter<br />

plumpen Tauben, 17.12.2010-13.2.2011; …vielleicht das<br />

Schönste von der Hand moderner Künstler, das man heute sehen<br />

kann, 18.12.2010-20.2.2011<br />

Coburg, Naturkunde-Museum: Kristallmagie – verborgener Zauber<br />

dunkler Turmal<strong>in</strong>e, 21.11.2010-27.2.2011<br />

Dachau, Bezirksmuseum Dachau: Aloys Georg Fleischmann (1880-<br />

1964), 22.10.2010-13.3.2011<br />

Dachau, Gemäldegalerie: Impressionen von der grünen Insel,<br />

22.10.2010-13.3.2011<br />

Deggendorf, Handwerksmuseum: „schlicht und ergreifend“,<br />

28.11.2010-13.2.2011<br />

Deggendorf, Stadtmuseum: Nostalgie trifft Moderne, 5.10.2010-<br />

13.2.2011; Alexander Fasekasch, 9.11.2010-13.2.2011; Heiliges<br />

Theater, 7.12.-30.3.2011<br />

Ebersberg, Museum Wald und Umwelt: Biber – Der Burgherr kehrt<br />

heim, 23.10.2010-31.1.2011<br />

Erlangen, Kunstpalais: M+M: Komm erst mal zu mir, 13.1.-20.<br />

3.2011<br />

Erlangen, Stadtmuseum: K<strong>in</strong>dheit und Jugend im Wandel,<br />

19.9.2010-27.2.2011<br />

Freis<strong>in</strong>g, Diözesanmuseum: Engel – Mittler zwischen Himmel und<br />

Erde, 6.11.2010-5.1.2011<br />

Friedberg, Museum im Schloss: Zauberhaft! 18.11.2010-<br />

27.2.2011<br />

Fürstenfeldbruck, Stadtmuseum: Märchen machen Schule,<br />

25.11.2010-27.3.2011<br />

Fürth, Jüdisches Museum Franken <strong>in</strong> Fürth: Eisenbahngeschichten,<br />

20.10.2010-27.3.2011; Das Mikwen-Projekt, 17.11.2010-26.<br />

1.2011<br />

Fürth, kunst galerie fürth: Viermale<strong>in</strong>s I, 20.11.-19.12.2010;<br />

Viermale<strong>in</strong>s II, 26.11.-19.12.2010; Viermale<strong>in</strong>s III, 3.12.-19-<br />

.12.2010; Viermale<strong>in</strong>s IV, 10.12.-19.12.2010; „Die Unruhe der<br />

Moderne. Christian Schad – Druckgraphiken und Schadographien<br />

1913-1981“, 16.1.-16.3.2011;<br />

Fürth, Schloss Burgfarrnbach: Die Ludwigseisenbahn, 23.11.2010-<br />

31.1.2011<br />

Garmisch-Partenkirchen, Museum Aschenbrenner: Abgefahren!<br />

Frauen auf Skiern, 9.12.2010-13.3.2011<br />

Garmisch-Partenkirchen, Werdenfels-Museum: 100 Kostbarkeiten<br />

– Klosterarbeiten und Spitzenbilder, 27.11.2010-2.1.2011<br />

Graf<strong>in</strong>g b. München, Museum der Stadt: Hartes Brot – Gutes Leben?<br />

22.10.2010-20.2.2011<br />

Helmbrechts, Oberfränkisches Textilmuseum: Perlenzauber,<br />

23.9.2010-15.1.2011<br />

Hersbruck, Deutsches Hirtenmuseum: Die süße Verführung,<br />

24.11.2010-15.5.2011<br />

Immenstadt i. Allgäu, Museum Hofmühle: Mexiko erleben,<br />

19.12.2010-29.1.2011; Sehnsucht Urwald, 19.2.-30.4.2011<br />

Ingolstadt, Deutsches Mediz<strong>in</strong>historisches Museum: Mit S<strong>in</strong>n und<br />

Verstand, 25.11.2010-22.5.2011<br />

Ingolstadt, Fleißerhaus: The Song of Talies<strong>in</strong>, 24.10.2010-<br />

3.4.2011; Frauenbilder, 22.5.-18.9.2011<br />

Ingolstadt, Museum für Konkrete Kunst: Hermann Bartels – Malerei<br />

zwischen Fläche und Raum, 21.11.2010-23.1.2011<br />

Ingolstadt, Stadtmuseum: Bernhard Bruckmayer – e<strong>in</strong> Ingolstädter<br />

Maler, 19.12.2010-6.2.2011; Das Ende der alten Universität<br />

und der Illum<strong>in</strong>aten-Orden, 20.3.-3.10.2011<br />

Ingolstadt-Hundszell, Bauerngerätemuseum des Stadtmuseums:<br />

Sach-Aufnahme, 3.4..-26.6.2011<br />

Isman<strong>in</strong>g, Kallmann-Museum <strong>in</strong> der Orangerie: Hans Jürgen Kallmann,<br />

die 70er und 80er Jahre, 28.11.2010-30.1.2011<br />

Kaufbeuren, Isergebirgs-Museum Neugablonz: Als Opa Boogie-<br />

Woogie tanzte ... Die bunten Fünfziger, 26.11.2010-8.5.2011<br />

Kaufbeuren, Kunsthaus: Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, 18.2.-<br />

26.6.2011<br />

Kitz<strong>in</strong>gen, Städtisches Museum: Gartenaspekte, 1.12.2010-<br />

15.1.2011<br />

Kochel a. See, Franz Marc Museum: Franz Marc. Leben und Werk,<br />

10.2010-4.9.2011<br />

Lauf a. d. Pegnitz, Industriemuseum: Die 70er Jahre, 10.10.2010-<br />

9.11.2011<br />

Marktredwitz, Egerland-Museum: Dem Himmel e<strong>in</strong> Stück näher,<br />

17.9.2010-11.1.2011<br />

Memm<strong>in</strong>gen MEWO Kunsthalle: ORAT = er sie es spricht/ schreibt/<br />

betet/ zeichnet/ malt, 17.10.2010-30.1.2011; Farben e<strong>in</strong>er Liebe,<br />

17.10.2010-30.1.2011; Roswitha Asche (1938-2006): Auf der<br />

Suche nach verlorenen Zeit, 17.10.2010-30.1.2011<br />

Memm<strong>in</strong>gen, Stadtmuseum im Hermansbau: Knackis oder Knacker?<br />

9.11.2010-23.1.2011<br />

M<strong>in</strong>delheim, Ausstellungshalle im Jesuitenkolleg: Im Reich der<br />

Phantasie VII, 28.11.2010-21.2.2011


Mönchsondheim, Kirchenburgmuseum: „E<strong>in</strong>e feste Burg ist unser<br />

Gott…“, 18.3.-22.5.2011; Jetzt schlägt´s dreizehn, 26.7.-27.<br />

11.2011<br />

München, Alte P<strong>in</strong>akothek: Goldenes Zeitalter, 3.12.2010-27.<br />

2.2011; Vermeer <strong>in</strong> München, 17.3.-19.6.2011; Drunter und drüber.<br />

Altdorfer, Cranach und Dürer auf der Spur, 6.7.-18.9.2011; Die<br />

Alte P<strong>in</strong>akothek <strong>in</strong> historischen Fotographien, 28.7.-2.10.2011<br />

München, Archäologische Staatssammlung: Ausstellung zum<br />

125-jährigen Jubiläum, 26.11.2010-13.6.2011<br />

München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Kuriositäten, Raritäten<br />

und Banalitäten, 23.9.-23.12.2010<br />

München, Bayerisches Nationalmuseum: Schmuck zum Gwand,<br />

26.11.2010-27.2.2011; Kunstwerk des Monats Dezember, 1.12.-<br />

31.12.2010<br />

München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: Glaube und<br />

Aberglaube, 24.11.2010-2.2.2011<br />

München, Galerie Handwerk: Künstlerisches Spielzeug – Spielerische<br />

Kunst, 1.12.-30.12.2010<br />

München, Galerie im Foyer des Bezirks Oberbayern: Me<strong>in</strong>e Welt –<br />

de<strong>in</strong>e Welt, 16.12.2010-25.2.1011<br />

München, Haus der Kunst: Zukunft der Tradition - Tradition<br />

der Zukunft, 17.9.2010-9.1.2011; Tronies. Marlene Dumas und<br />

die Alten Meister, 29.10.2010-6.2.2011; Euward, 19.11.2010-<br />

9.1.2011; Move, 11.2.-15.5.2011; Future Beauty, 4.3.-19.6.2011<br />

München, Jüdisches Museum: typisch!, 6.10.2010-6.3.2011;<br />

E<strong>in</strong>blicke – Ausblicke. Jüdische Kunsthistoriker <strong>in</strong> München,<br />

6.10.2010-6.3.2011<br />

München, K<strong>in</strong>der- und Jugendmuseum München: Weg vom Fleck!,<br />

17.12.2010- 11.9.2011<br />

München, Kubus im Petuelpark: Written on the Wall III – Thomas<br />

Locher, 25.8.2010-23.1.2011<br />

München, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung: ...Giacometti,<br />

Hodler, Klee...,17.9.2010-19.1.2011; Orientalismus <strong>in</strong> Europa,<br />

28.1.-1.5.2011; Kosmos Runge, 13.5.-4.9.2011<br />

München, kunstraum muenchen: Jahresgaben-Ausstellung 2010,<br />

5.12.-19.12.2010; Agnes Meyer-Brandis, 20.1.-6.3.2011<br />

München, Kunstvere<strong>in</strong> München: Jahresgaben 2010, 7.12.-<br />

19.12.2010; Keren Cytter, 22.1.-20.3.2011<br />

München, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation: Haimo<br />

Berkic – Menschenbilder und Landschaftsbilder, 5.10.2010-<br />

25.1.2011<br />

München, Lese-<strong>Museen</strong> der Internationalen Jugendbibliothek:<br />

Die fabelhafte Welt des John Kilaka, 8.11.2010-28.8.2011<br />

München, Lese-<strong>Museen</strong> der Internationalen Jugendbibliothek:<br />

Die Welt im Kle<strong>in</strong>en, 29.11.2010-31.8.2011<br />

München, Literaturhaus München: E<strong>in</strong> Licht mir aufgegangen,<br />

22.10.2010-30.1.2011<br />

Berichte/Aktuelles 93<br />

a Gabriel von Max war Künstler, Spiritist und Darw<strong>in</strong>ist, alle diese<br />

Facetten zeigt die Sonderausstellung „Gabriel von Max (1840-<br />

1915)“ im Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau,<br />

München, 23.10.2010-30.1.2011.<br />

b Die <strong>in</strong>teraktive Ausstellung „Ganz weit weg und doch so nah“<br />

nimmt K<strong>in</strong>der mit auf e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nenfrohe Reise zum Zuhause anderer<br />

K<strong>in</strong>der dieser Welt. Zu sehen im Edw<strong>in</strong> Scharff Museum <strong>in</strong><br />

Neu-Ulm,10.10.2010-18.9.2011.


94 Berichte/Aktuelles<br />

München, Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz: Erw<strong>in</strong> Piscator<br />

– Politisches Theater im Exil, 1.12-16.12.2010<br />

München, Münchner Stadtmuseum: Hans Otte – Traumwelt Alltag,<br />

15.10.2010-9.1.2011; Roger Ballen – Fotografien 1969-<br />

2009, 12.11.2010-27.2.2011; Herl<strong>in</strong>de Koelbl - Me<strong>in</strong> Blick. E<strong>in</strong>e<br />

Werkschau 1976 - 2010, 10.12.2010-10.4.2011<br />

München, Museum Brandhorst: Picasso Künstlerbücher,<br />

25.11.2010-6.3.2011; Cy Twombly, 7.4.-10.7.2011<br />

München, Museum Mensch und Natur: Natur im Fokus,<br />

19.11.2010-30.1.2011<br />

München, Museum Reich der Kristalle – M<strong>in</strong>eralogische<br />

Staatssammlung: Schätze aus dem Boden von Mutter Afrika,<br />

10.12.2010-1.5.2011<br />

München, Museum Villa Stuck: Die Jugend der Moderne,<br />

28.10.2010-23.1.2011; Ricochet #4. Ahmet Öğüt,<br />

11.11.2010-23.1.2011; Cornelius Völcker – Closer, 17.2.-<br />

8.5.2011; He<strong>in</strong>rich Kley (1863–1945), 17.2.-1.5.2011; Streetlife<br />

und Homestories, 2.6.-18.9.2011<br />

München, Paläontologisches Museum München: Fossil des Monats<br />

Dezember 2010, 1.12.-31.12.2010<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Architekturmuseum der TU<br />

München: Material Zeit – Material Time. Wandel Hoefer Lorch +<br />

Hirsch, 9.12.2010-6.3.2011<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Die Neue Sammlung – The<br />

International Design Museum Munich: Donald Judd – A good<br />

chair is a good chair, 15.7.-15.8.2011; Adyton, 17.10.2010-<br />

1.10.2011; Black <strong>in</strong> Dark, 3.12.2010-27.2.2011; Peter Skubic<br />

– Schmuck, 19.3.-15.5.2011Monobloc. E<strong>in</strong> Stuhl für die Welt,<br />

10.6.-11.9.2011<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Sammlung Moderne Kunst:<br />

David Claerbout – uncerta<strong>in</strong> eye, 1.10.2010-9.1.2011<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne – Staatliche Graphische<br />

Sammlung: Josef Albers, 16.12.2010-6.3.2011<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Edition 46: Hans-Peter Feldmann,<br />

19.11.2010-13.2.2011; Subjektiv. Dokumentarfilm im 21.<br />

Jahrhundert, 2.12.2010-20.2.2011; Malerei auf Papier – Josef<br />

Albers <strong>in</strong> Amerika, 16.12.2010-6.3.2011; Emil Nolde – Aquarelle,<br />

16.3.-15.5.2011; Der gefesselte Blick, 24.3.-26.6.2011;<br />

Architekturdruch das Objektiv, 31.3.-19.6.2011; Dirk Bell, 20.5-<br />

15.8.2011; Fe<strong>in</strong><strong>in</strong>ger aus Havard. Zeichnungen, Aquarelle und Fotografien,<br />

2.6.2011-17.7.2011; Buchhäuser und Wissensspeicher,<br />

14.7.-23.10.2011; Der Raum der L<strong>in</strong>ie, 28.7.-2.10.2011<br />

München, Sammlung Goetz: Peter Fischli/ David Weiss, 8.10.2010-<br />

26.2.2011<br />

München, Staatliche Münzsammlung München – Museum für<br />

Münzen: Papiergeld, Medaillen und geschnittene Ste<strong>in</strong>e, Keltengeld,<br />

9.11.2010-29.5.2011<br />

München, Staatliches Museum für Völkerkunde: Die Aura des Alif.<br />

Schriftkunst im Islam, 22.10.2010-20.2.2011; Positionen. Japanische<br />

Holzschnitte im 20. Jahrhundert, 30.11.2010-8.5.2011<br />

München, Stadtarchiv: Schalom Ben-Chor<strong>in</strong> – Willkommen,<br />

17.11-23.12.2010<br />

München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau: Gabriel<br />

von Max (1840-1915), 23.10.2010-30.1.2011<br />

München, Valent<strong>in</strong>-Karlstadt-Musäum: Isarmärchen, 21.10.2010-<br />

20.1.2011<br />

München, Versicherungskammer <strong>Bayern</strong>: Die Stadt. Vom Werden<br />

und Vergehen, 4.11.2010-23.1.2011<br />

Murnau a. Staffelsee, Gabriele Münter-Haus: Gabriele Münter<br />

und Wassily Kand<strong>in</strong>sky – Perlenstickereien und Textilarbeiten,<br />

19.10.2010-11.9.2011<br />

Murnau a. Staffelsee, Schlossmuseum: Antlitz und Gestalt,<br />

10.12.2010-20.2.2011<br />

Neuburg a. d. Donau, Stadtmuseum: Böhmisches Marionettentheater,<br />

23.10.-30.12.2010; Me<strong>in</strong> schönes Neuburg, 19.3.-<br />

30.12.2011; Neuburg bei Nacht, 21.5.-30.12.2011<br />

Neukirchen b. Hl. Blut, Wallfahrtsmuseum: Auf den Spuren der<br />

Hussiten, 21.10.2010-27.3.2011<br />

Neumarkt i. d. OPf., Museum Lothar Fischer: Henry Moore – Natur<br />

und Figur, 17.10.2010-9.1.2011<br />

Neunkirchen a. Brand, Felix-Müller-Museum: Felix Müller: Kristgeburt<br />

und Epiphanie, 28.11.2010-6.2.2011<br />

Neu-Ulm, Edw<strong>in</strong> Scharff Museum: Ganz weit weg und doch so<br />

nah, 10.10.2010-18.9.2011; Albert Weisgerber, 4.12.2010-<br />

27.2.2011<br />

Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Netzwerk Dürer, 30.10.2010-<br />

31.1.2011<br />

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: Reisebegleiter,<br />

9.12.2010-1.5.2011; Die Frucht der Verheißung, 19.5.-<br />

11.9.2011<br />

Nürnberg, Kunsthalle im KunstKulturQuartier: Mircea Cantor –<br />

Heilige Blumen, 9.12.2010-6.2.2011<br />

Nürnberg, Kunsthaus im KunstKulturQuartier Nürnberg: Die Kunst<br />

des Sammelns, 14.4.-19.6.2011<br />

Nürnberg, Museum im Koffer – K<strong>in</strong>dermuseum: <strong>in</strong>spiration Natur,<br />

13.11.2010-13.2.2011; Historische Weihnachtswerkstatt,<br />

20.11.2010-19.12.2010; Kakao & Schokolade, 27.12.2010-<br />

6.2.2011<br />

Nürnberg, Spielzeugmuseum Nürnberg – Museum Lydia Bayer:<br />

ABC und E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s, 12.11.2010-20.2.2011; E<strong>in</strong>mal werden wir<br />

noch wach ..., 25.11.2010-7.1.2011<br />

Obereisenheim, Erzgebirgischer Spielzeugw<strong>in</strong>kel: Spieldosen,<br />

Schwibbögen und Pyramiden, 20.9.2010-10.1.2011; Vorfreude,<br />

20.9.2010-10.1.2011; Bewegliches erzgebirgisches K<strong>in</strong>derspielzeug,<br />

10.3.-31.5.2011<br />

Oberfahlheim, Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-<br />

Ulm: Narren, Geister und Dämonen, 24.11.2010-6.2.2011


Oberschleißheim, Neues Schloss Schleißheim: Weihnachten im<br />

Neuen Schloss Schleißheim, 4.12.-19.12.2010<br />

Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum: Poesie <strong>in</strong><br />

Holz – Drechselkunst von Volkmar Zimmer, 7.10.2010-9.1.2011;<br />

Von wegen Heilige Nacht! 28.11.2010-30.1.2011; Andrea Dresely<br />

– 30 Jahre textile Kunst, 12.12.2010-20.2.2011<br />

Oett<strong>in</strong>gen i. Bay., Heimatmuseum: Was darf´s se<strong>in</strong>? 28.11.2010-<br />

6.2.2011; Hand aufs Herz, 12.2.-13.2.2011; Mit Muskelkraft und<br />

Geselligkeit, 8.5.-1.11.2011<br />

Passau, Museum Moderner Kunst – Wörlen GmbH: Phantastische<br />

Welten – Aus der Sammlung Murken, 23.10.2010-7.1.2011; Honoré<br />

Daumier – Götter und Helden, 11.12.2010-6.2.2011; Magnum<br />

am Set – Fotografien der Agentur Magnum <strong>in</strong> Hollywood,<br />

27.1.-27.3.2011; Michael Croissant – Zeichnung und Plastik,<br />

19.2.-1.5.2011<br />

Prien a. Chiemsee, Galerie im Alten Rathaus: Die Bilderwelten des<br />

Herbert F<strong>in</strong>ster, 20.11.2010-9.1.2011<br />

Ra<strong>in</strong>, Heimatmuseum: Brückengeschichten, 5.12.2010-4.3.2011<br />

Regensburg, Historisches Museum: Berthold Furtmayr, 29.11.2010-<br />

13.2.2011<br />

Regensburg, Kunstforum Ostdeutsche Galerie: Markus Lüpertz,<br />

19.11.2010-13.2.2011<br />

Regensburg, Naturkundemuseum Ostbayern: Vorsicht – wild!<br />

14.10.2010-16.1.2011; David He<strong>in</strong>rich Hoppe – 250. Geburtstag,<br />

15.12.2010-30.1.2011<br />

Rödental, Europäisches Museum für modernes Glas: Lampenglas<br />

im Kontext, 3.12.2010-27.3.2011<br />

Rosenheim, Städtische Galerie: „Komm e<strong>in</strong> bisschen mit nach<br />

Italien“. Leo von Welden und die Gruppe 51, 15.12.2010-<br />

16.1.2011<br />

Rosenheim, Städtisches Museum: Beowulf und Beatles,<br />

26.11.2010-30.1.2011<br />

Roßtal, Museumshof: Vom Hemd zum Dessous, 3.10.2010-<br />

6.2.2011<br />

Schwandorf, Stadtmuseum: Weihnachtspyramiden – aus der<br />

Sammlung Helmut Weiß, 21.11.2010-6.2.2011<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Kunsthalle: Herbert Nauderer, Rembrandt-Ballett,<br />

17.9.2010-16.1.2011; Franz Proebster-Kunzel, 15.10.2010-<br />

23.1.2011<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Georg Schäfer: He<strong>in</strong>rich Zille (1858-1929),<br />

14.11.2010-6.2.2011<br />

Sonthofen, Heimathaus: Filigrandrechseln – Das aussterbende<br />

Handwerk, 1.12.2010-30.1.2011<br />

Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv: KofferBilder – KofferNotizen,<br />

29.10.2010-16.1.2011<br />

Sulzbach-Rosenberg, Stadtmuseum: Puppenstuben – die Welt im<br />

M<strong>in</strong>iaturformat, 3.12.2010-6.3.2011<br />

Berichte/Aktuelles 95<br />

Tegernsee, Olaf Gulbransson Museum: Honoré Daumier und das<br />

Bankenwesen, 17.10.2010-6.5.2011<br />

Thurnau, Töpfermuseum Thurnau: Peter Ruta – Zeitzeuge – Cosmopolit,<br />

1.10.2010-6.1.2011<br />

Treuchtl<strong>in</strong>gen, Volkskundemuseum: Vom K<strong>in</strong>dertraum zum Sammelobjekt,<br />

1.12.2010-6.1.2011<br />

Ursberg, Klostermuseum mit Klosterbibliothek: Wachsjesule<strong>in</strong><br />

und Fatschenk<strong>in</strong>der aus der Barock- und Biedermeierzeit,<br />

1.12.2010-2.2.2011; Scherenschnitte zu den Festen und Zeiten,<br />

3.2.-31.3.2011; Verzierte Ostereier <strong>in</strong> verschiedenen Techniken,<br />

1.4.-31.5.2011; Gedanken <strong>in</strong> Kunstschrift von Dom<strong>in</strong>ikus R<strong>in</strong>geisen,<br />

Begründer der Beh<strong>in</strong>dertene<strong>in</strong>richtung und der St. Josefskongregation<br />

Ursberg, 1.6.-31.7.2011; L<strong>in</strong>olstoffdrucke als<br />

Wandbehänge und Tischdecken, 1.8.-30.9.2011; Glasgefäße aus<br />

verschiedenen Zeiten, 1.10.2011-30.11.2011<br />

Waldkraiburg, Stadtmuseum: Wie am Schnürchen, 5.12.2010-<br />

16.1.2011<br />

Weißenburg i. By., Römermuseum: Zwischen Kelten und Germanen,<br />

4.9.-30.12.2010<br />

Weißenhorn, Weißenhorner Heimatmuseum: Wie der Pfeffer nach<br />

Schwaben kam, 20.11.2010-27.2.2011<br />

Wolnzach, Deutsches Hopfenmuseum: Heimat im Koffer, Heimat<br />

auf dem Teller, Heimat im Herzen, 27.11.2010-30.1.2011<br />

Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Rote Autoträume, 19.11.2010-<br />

20.3.2011<br />

Würzburg, Ma<strong>in</strong>fränkisches Museum: Mobile K<strong>in</strong>der Welten,<br />

24.11.2010-13.3.2011<br />

Würzburg, Museum am Dom: Engel, 10.12.2010-23.1.2011<br />

Würzburg, Museum im Kulturspeicher: Drehscheibe III, 9.12.2010-<br />

10.7.2011<br />

Würzburg, Museum im Kulturspeicher: Figuration und Abstraktion,<br />

13.11.2010-13.2.2011<br />

Würzburg, Siebold-Museum: 1000 Jahr Genji Monogatari, „Die<br />

Geschichte vom Pr<strong>in</strong>zen Genji“, 10.10.2010-20.2.2011<br />

Zirndorf, Städtisches Museum Zirndorf: Dekorative Alltagskeramik,<br />

11.12.2010-11.3.2011


96 Berichte/Aktuelles<br />

Varia<br />

a Logo des Internationalen Museumstags 2011.<br />

b Model mit Weihnachtsmotiv, Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum<br />

Pfaffenhofen a. d. Ilm.<br />

<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis<br />

Internationaler Museumstag 2011<br />

Der Internationale Museumstag des Jahres 2011 f<strong>in</strong>det am Sonntag,<br />

den 15.5.2011 unter dem Motto „Museum and Memory“ (<strong>in</strong><br />

der deutschen Übersetzung: „<strong>Museen</strong> – unser Gedächtnis“; s. a.<br />

www.museumstag.de) statt. Alle bayerischen <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d wieder<br />

dazu aufgerufen, sich mit mehr oder weniger großen Aktionen,<br />

möglichst bei freiem E<strong>in</strong>tritt, daran zu beteiligen. Gefördert wird<br />

die Aktion erneut von den Sparkassen.<br />

Weitere Informationen, Meldeformulare und Bestellsche<strong>in</strong>e für kos-<br />

tenlose Werbematerialien sendet die Landesstelle, die auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr die Koord<strong>in</strong>ation übernimmt, den bayerischen <strong>Museen</strong> um<br />

den Jahreswechsel zu.<br />

Broschüre „Öffentliche Museumsberatung<br />

<strong>in</strong> Deutschland“<br />

Die Konferenz der Museumsberatung <strong>in</strong> den Ländern (KMBL), die<br />

sich aus den öffentlichen Museumsberatungsstellen <strong>in</strong> Deutschland<br />

(für <strong>Bayern</strong> die Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>)<br />

zusammensetzt, <strong>in</strong>formiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

Deutschen Museumsbund herausgegebenen Broschüre über Entwicklung,<br />

Auftrag und Arbeitsweisen der Museumsberatung <strong>in</strong><br />

Deutschland. Sie nennt daneben die jeweiligen Ansprechpartner<br />

sowie weitere Museumsorganisationen.<br />

Die Broschüre geht allen bayerischen <strong>Museen</strong> mit dieser Ausgabe<br />

von museum heute zu. Sie ist darüber h<strong>in</strong>aus bei der Landesstelle und<br />

dem Deutschen Museumsbund, www.museumsbund.de, zu beziehen.<br />

www.museumsbildet.de<br />

E<strong>in</strong>e bundesweite Datenbank für Vermittlungsangebote<br />

im <strong>Museen</strong><br />

Die Bildungsleistung von <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäusern verdient<br />

Aufmerksamkeit. Um sie zu erzielen, listet die vom deutschen<br />

Museumsbund <strong>in</strong> Partnerschaft mit dem Bundesverband<br />

Museumspädagogik, dem Institut für Museumsforschung, Berl<strong>in</strong>,<br />

und der Bildungs<strong>in</strong>itiative K<strong>in</strong>der zum Olymp! <strong>in</strong>s Leben gerufene<br />

Internet-Datenbank www.museumbildet.de zentral anschauliche<br />

Beschreibungen von Bildungs- und Vermittlungsangeboten<br />

deutscher <strong>Museen</strong> und Ausstellungshäuser auf – von Führungen,<br />

Workshops und Kursen über Museumskoffer und Audioguides bis<br />

h<strong>in</strong> zu langfristigen Kooperationsprojekten. Gefördert wird das<br />

Projekt durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien aufgrund e<strong>in</strong>es Beschlusses des Deutschen Bundestags<br />

und von der Deutsche Bank Stiftung.<br />

Alle <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d herzlich e<strong>in</strong>geladen, Ihre Bildungs- und Vermittlungsangebote<br />

und -projekte <strong>in</strong> der Datenbank mit e<strong>in</strong>er anschaulichen<br />

Beschreibung zu präsentieren! Das Angebot kann aktuell<br />

se<strong>in</strong> oder bereits abgeschlossen – möglichst aber nicht vor mehr als<br />

zwei Jahren. Zugangsdaten können beantragt werden bei museumbildet@museumsbund.de.<br />

400 Jahre Lebzeltereigeschichte<br />

<strong>in</strong> Pfaffenhofen/ Ilm<br />

Seit dem 17. Nov 1610 kann im Lebzelterhaus am Hauptplatz 6<br />

<strong>in</strong> Pfaffenhofen, im heutigen Café Hipp, urkundlich und lückenlos<br />

das Lebzelter- und Wachszieherhandwerk nachgewiesen werden.<br />

Nur der Lebzelter hatte – durch die Zunftordnung geregelt – das<br />

Recht, Honig und Wachs der Bienen zu Lebzelten, Lebkuchen und<br />

Met sowie zu Kerzen, Wachswaren und Votivgaben weiter zu verarbeiten.<br />

Wenn auch diese Produkte von den Verkaufszahlen her gegenüber<br />

den Konditoreierzeugnissen im Hause Hipp <strong>in</strong>zwischen<br />

deutlich <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gerückt s<strong>in</strong>d, werden sie dennoch im


Lebzelterhaus immer noch hergestellt. Anlässlich der 400-Jahrfeier<br />

konnten bei offenen Werkstatttagen diese Arbeiten verfolgt<br />

werden. Es wurden aus verschiedenen Honigteigen Lebkuchen gebacken,<br />

aus den Jahrhunderte alten Modeln Votivgaben gegossen<br />

und auspossiert. Außerdem waren e<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreu e<strong>in</strong>gerichteter<br />

Lebzelterladen um 1910 zu bewundern, e<strong>in</strong>e komplett e<strong>in</strong>gerichtete<br />

Wachszieherei und e<strong>in</strong>e große Sammlung wächserner<br />

Votivgaben.<br />

Die wertvollsten überlieferten Handwerksgeräte im Lebzelterhaus<br />

Hipp s<strong>in</strong>d die zahlreichen, kunstvoll gestochenen Holzmodel.<br />

Sie liefern e<strong>in</strong>en wichtigen Nachweis über die hergestellten gemodelten<br />

Honigzelten der letzten Jahrhunderte. Die enge Beziehung<br />

zwischen den aus alten datierten und signierten Holzmodel<br />

gegossenen Votivgaben und den Gebetserhöhrungen <strong>in</strong> den Mirakelbüchern<br />

der Wallfahrtkirche Niederscheyern s<strong>in</strong>d bayernweit<br />

– vielleicht sogar deutschlandweit – e<strong>in</strong>zigartig.<br />

Kontakt: Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum, Hr. Hipp, Tel.<br />

08441/9787, www.cafe-hipp.de<br />

Gabriele Münter und Wassily Kand<strong>in</strong>sky:<br />

Perlenstickereien und Textilarbeiten<br />

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts widmeten sich Gabriele<br />

Münter und Wassily Kand<strong>in</strong>sky nicht nur der Malerei, sondern<br />

auch anderen Ausdrucksmöglichkeiten wie Handarbeiten. So entstanden<br />

<strong>in</strong> enger Zusammenarbeit perlenbestickte Täschchen und<br />

Wandbehänge, von Kand<strong>in</strong>sky entworfen und von Münter ausgeführt.<br />

Teils nähern sie sich Formen des Jugendstils an, teils entstammen<br />

sie der persönlichen Bilderwelt Kand<strong>in</strong>skys. Unter diesen<br />

Textilarbeiten, die sich im Nachlass der Künstler<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Gabriele<br />

Münter- und Johannes Eichner-Stiftung erhalten haben, bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e bislang unbekannte Malerei auf Stoff von Kand<strong>in</strong>sky.<br />

Dieses Werk wird zusammen mit den Stickereien und anderen<br />

Textilien aus dem Besitz Gabriele Münters zum ersten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Ausstellung im Münter-Haus <strong>in</strong> Murnau und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Publikation<br />

der Öffentlichkeit präsentiert. Damit wird an der Wirkungsstätte<br />

der beiden Künstler erstmalig deren Zusammenarbeit <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>er Sonderausstellung gezeigt, nachdem im vergangenen Jahr<br />

Dokumente zu sehen waren, die sich mit dem Erwerb des Hauses<br />

befassten.<br />

Die Ausstellung im Gabriele Münter-Haus <strong>in</strong> Murnau am<br />

Staffelsee ist bis zum 11.9.2011 Dienstag bis Sonntag von 11-17<br />

Uhr zu sehen.<br />

Die 70er Jahre im Industriemuseum Lauf<br />

Sonderausstellung lädt auf e<strong>in</strong>e Zeitreise e<strong>in</strong><br />

„Die 70er Jahre – Zeitgeist und Lebensgefühl e<strong>in</strong>es bunten Jahrzehnts“<br />

ist das Motto der aktuellen Sonderausstellung des Industriemuseums<br />

<strong>in</strong> Lauf. In der aufwändig gestalteten Ausstellung<br />

begeben sich die Besucher auf über 500 m² auf e<strong>in</strong>en Streifzug<br />

durch die schillernde Alltagskultur der Seventies. Dabei erleben<br />

sie Orig<strong>in</strong>ale aus den Themengebieten Wohnen, Mode, Jugend,<br />

Erotik, Musik und Freizeit. Deutlich wird hierbei, dass dieses<br />

Jahrzehnt die letzte eigenständige und ausgeprägte Stilepoche<br />

des 20. Jahrhunderts war. Knallige Farben, üppige Formen und<br />

der Mix von großflächigen Mustern machten die besondere Vitalität<br />

und Emotionalität der 70er aus.<br />

Highlight der Ausstellung s<strong>in</strong>d vier begehbare Wohnräume<br />

(Wohnzimmer, Jugendzimmer, WG-Raum sowie rustikaler Partykeller),<br />

die mit allerlei Kuriosem zum Staunen und Schmunzeln<br />

bestückt s<strong>in</strong>d und damit Kolorit und Lebensgefühl e<strong>in</strong>er ganzen<br />

Generation zum Leben erwecken. In der perfekt <strong>in</strong>szenierten<br />

Schaufensterpassage lässt die 1970er-Boutique mit Schlaghosen,<br />

Hot Pants, Plateauschuhen oder Riesensonnenbrillen die Herzen<br />

der Modebegeisterten höher schlagen. E<strong>in</strong> Fernsehgeschäft sowie<br />

Berichte/Aktuelles 97<br />

e<strong>in</strong>e dekorativ angeordnete Schallplattensammlung geben e<strong>in</strong>en<br />

plastischen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die reichhaltige Musik- und Schlagerszene<br />

dieser Zeit und zeigen die aufstrebende Unterhaltungselektronik<br />

auf. Geschirr, Hausrat sowie Nippes <strong>in</strong> kräftigen Farben und<br />

mit viel Keramik rufen e<strong>in</strong> leichtes, optisches „Gruseln“ hervor.<br />

Spielzeug-Klassiker, Babyartikel oder gestrickte K<strong>in</strong>derkleidung<br />

br<strong>in</strong>gen die Kids und die damit verbundenen Trends <strong>in</strong>s Spiel. Dagegen<br />

er<strong>in</strong>nert die Erotikecke an den lockerer werdenden Umgang<br />

mit dem „freizügigen“ Thema. Möbel, Flokatiteppiche, Vorhänge,<br />

Wandschmuck und passend bekleidete Figur<strong>in</strong>en vervollständigen<br />

den bunten Reigen der Kultobjekte aus den wilden Siebzigern.<br />

Im Außenbereich der Ausstellung repräsentieren e<strong>in</strong>e nachgestellte<br />

Straßenszene mit „Ente“ (2 CV), im Innern mit Mokick und<br />

Bonanzafahrrad das ereignisreiche Jahrzehnt. Weiteres Highlight<br />

der Ausstellung: E<strong>in</strong>e lebensechte Camp<strong>in</strong>gszene vom Plattensee<br />

mit Urlaubern aus der „BRD“ und der „DDR“ zeigen e<strong>in</strong>e der wenigen<br />

Ost-West-Schnittstellen der damaligen Zeit auf.<br />

Die Sonderausstellung dauert bis e<strong>in</strong>schließlich 11. September<br />

2011. Während des gesamten Zeitraums bietet das Industriemuseum<br />

Führungen für Gruppen sowie e<strong>in</strong> museumspädagogisches<br />

Aktionsangebot an. Sonderveranstaltungen runden das abwechslungsreiche<br />

Programm ab. Zur Sonderausstellung ist das Museum<br />

ganzjährig von Mittwoch bis Sonntag 11-17 Uhr geöffnet.<br />

Weitere Informationen: www.<strong>in</strong>dustriemuseum-lauf.de<br />

Ausstellung „Klima schützen kann jeder!“<br />

Die Verbraucherzentrale <strong>Bayern</strong> hat e<strong>in</strong>e Wanderausstellung entwickelt,<br />

die <strong>in</strong>zwischen im ganzen Land schon von 175.000 Besuchern<br />

gesehen wurde. Sie gibt praktische Tipps, wie jeder im Alltag<br />

das Klima schützen kann: Wie dreht man Stromräubern den Saft<br />

ab? Was br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> virtueller Anrufbeantworter im Festnetz? Wie<br />

lässt sich der beim Fliegen verursachte CO 2 -Ausstoß quasi wieder<br />

wettmachen? Verschiedene Themenstationen laden die Besucher<br />

e<strong>in</strong>, dem Treibhausgas im Alltag auf die Spur zu kommen. Der<br />

Kurzfilm „Generation Klima“ zeigt, wie junge Menschen mit dem<br />

Klimawandel umgehen. Für K<strong>in</strong>der gibt es e<strong>in</strong>e Fotowand und e<strong>in</strong><br />

Fragespiel. Für Schulklassen bietet die Verbraucherzentrale bei<br />

den Ausstellungse<strong>in</strong>sätzen außerdem begleitende Führungen an.<br />

Transport und Aufbau übernimmt die Verbraucherzentrale.<br />

Für die Ausstellung wird e<strong>in</strong>e freie Fläche von m<strong>in</strong>d. 50 m² (ideal<br />

wären 100 m²) bei e<strong>in</strong>er Raumhöhe von m<strong>in</strong>destens 2.80 m benötigt,<br />

doch ist die Ausstellung sehr variabel. So können die Elemente<br />

auch auf mehrere Räume oder Stockwerke verteilt werden.<br />

Es wird e<strong>in</strong> Kostenbeitrag von 500 € erhoben.<br />

Kontakt: Verbraucherzentrale <strong>Bayern</strong> e. V., Matthias Zeuner-Hann<strong>in</strong>g,<br />

zeuner-hann<strong>in</strong>g@vzbayern.de, 089/5529716-74<br />

Ausstellung „Großes Theater auf kle<strong>in</strong>er Bühne<br />

– Böhmische Marionetten aus 150 Jahren“<br />

Die Tradition der wandernden Puppenspieler reicht <strong>in</strong> Böhmen<br />

zurück bis <strong>in</strong> das ausgehende Mittelalter. Zunächst zogen Puppentheater-Gesellschaften<br />

aus deutschen Landen, aus England<br />

und Italien von Dorf zu Dorf, bis <strong>in</strong> der 2. Hälfte des 18. Jh.<br />

auch zunehmend tschechische Wanderpuppenspieler auftauchen.<br />

Ihre Stücke waren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für Erwachsene gedacht. Das<br />

Repertoire bestand aus dramatischen Stoffen, die ursprünglich<br />

für das „normale“ Theater geschrieben worden waren. Zu den beliebtesten<br />

zählten etwa „Doktor Faustus“ und „Don Juan“. Erst<br />

im ausgehenden 19. Jh. wandte sich das Puppentheater auch an<br />

junge Zuschauer.<br />

Das Sammlerehepaar Anita und Hartmut Naefe verleiht für<br />

Ausstellungen mehr als 200 historische Marionetten aus Böhmen,<br />

entstanden zwischen 1850 und 1950, dazu orig<strong>in</strong>ale Bühnen und


98 Berichte/Aktuelles<br />

a Handtäschchen: Zwei spazierende Damen im Reifrock mit<br />

Hund, Perlenstickerei, 10 x 15 cm, ausgeführt 1905 von Gabriele<br />

Münter nach e<strong>in</strong>em Entwurf von Wassily Kand<strong>in</strong>sky.<br />

b Böhmische Marionette aus der Sammlung Naefe.<br />

Requisiten. Die bis zu 80 cm großen Figuren und die kompletten<br />

kle<strong>in</strong>en Theaterbühnen beweisen die Vielseitigkeit der böhmischen<br />

Marionettenkunst.<br />

Kontakt: A. u. H. Naefe, Tel. 09942/8885, ah-naefe@gmx.de<br />

abc des Ostens. 26 Objektgeschichten<br />

1949, 1989/90, 1961 – die „Jubiläen“ um die doppelte deutsche<br />

Nachkriegsgeschichte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Medien und der öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit anhaltend präsent. Jenseits aktueller Anlässe<br />

gilt das Interesse des Publikums vor allem dem Alltag <strong>in</strong> der<br />

DDR. E<strong>in</strong>en für Ost und West gleichermaßen aufschlussreichen<br />

Blick <strong>in</strong> den DDR-Alltag bietet die Ausstellung „abc des Ostens.<br />

26 Objektgeschichten“. In ihr werden entlang des Alphabets 26<br />

objektbezogene „Tiefenbohrungen“ <strong>in</strong> unterschiedliche Bereiche<br />

der DDR präsentiert. „Leitfossilien“ s<strong>in</strong>d der Ausgangspunkt für<br />

Erkundungen <strong>in</strong> der Wirtschaft-, Kultur-, Konsum- und Sozialgeschichte,<br />

die e<strong>in</strong>en detaillierten wie vergleichenden E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

den DDR-Alltag eröffnen.<br />

Die Ausstellung wird vom Eisenhüttenstädter „Dokumentationszentrum<br />

Alltagskultur der DDR“ <strong>in</strong>teressierten <strong>Museen</strong> zur<br />

Übernahme angeboten. Sie umfasst 700 Objekte und benötigt<br />

e<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche von 200 bis 250 m². Das Team des Dokumentationszentrums<br />

übernimmt die Planung, den Auf- und Abbau<br />

der Ausstellung gegen Übernahme der entstehenden Kosten.<br />

Für Werbemittel stehen Gestaltungsvorlagen zur Verfügung. E<strong>in</strong><br />

Katalog von 62 Seiten Umfang dokumentiert die Ausstellung <strong>in</strong><br />

Bild und Text. Die Ausstellung ist ab März 2011 verfügbar.<br />

Kontakt: Dr. Andreas Ludwig, Tel. 03364/417355, <strong>in</strong>fo@alltagskultur-ddr.de<br />

Heimatmuseen vermitteln biologische<br />

Vielfalt und Nachhaltigkeit: Flechthecken,<br />

Bauerngärten und Landschaftsführungen<br />

verb<strong>in</strong>den Kultur und Natur<br />

Auf der Veranstaltung „Chancen und Möglichkeiten der Heimatmuseen<br />

zur Vermittlung der Themen biologische Vielfalt und<br />

Nachhaltigkeit“, die der Bund Heimat und Umwelt (BHU) <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit dem LWL-Freilichtmuseum Detmold am 16./17.<br />

November 2010 <strong>in</strong> Detmold durchführte, entwickelten 30 fachkundige<br />

VertreterInnen aus dem Museums- und Bildungsbereich<br />

Strategien für die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit. „Heimatmuseen<br />

und ähnliche <strong>Museen</strong> eignen sich gut zur Vermittlung<br />

kulturhistorischer Inhalte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Thematik Artenvielfalt<br />

und Nachhaltigkeit“, so Senator<strong>in</strong> Dr. Herl<strong>in</strong>d Gundelach,<br />

die Präsident<strong>in</strong> des BHU. „Die Existenz vieler Heimatmuseen ist<br />

aufgrund f<strong>in</strong>anzieller Nöte gefährdet“, betonte Friedrich Brakemeier,<br />

Vorsitzender des Lippischen Heimatbundes. Dabei seien es<br />

gerade die kle<strong>in</strong>eren <strong>Museen</strong> mit Orts- und Regionalbezug und<br />

angeschlossenen Heimatvere<strong>in</strong>en, die durch ihre Nähe zum Bürger<br />

an der Basis ansetzen könnten, um das kulturelle und natürliche<br />

Erbe anschaulich und lebensnah zu vermitteln. Die Themen Artenvielfalt<br />

und Nachhaltigkeit böten hierfür neue Ansatzpunkte<br />

und Entwicklungschancen.<br />

Anhand zahlreicher <strong>in</strong>novativer Projekte und Initiativen aus<br />

der Museumsarbeit wurde aufgezeigt, wie neue Zielgruppen und<br />

Netzwerkpartner gewonnen und die Attraktivität der Bildungsangebote<br />

erheblich gesteigert werden können. Die biologische<br />

Vielfalt lässt sich hierbei auf ganz verschiedene Weise <strong>in</strong> das Museum<br />

holen. Die Pflege historischer Obst- und Gemüsesorten im<br />

eigenen Museumsgarten, der Erhalt alter, vom Aussterben bedrohter<br />

Nutztierrassen, die Durchführung von Landschaftspflege-<br />

oder Forschungsprojekten mit Jugendlichen waren nur e<strong>in</strong>ige<br />

der ermutigenden Beispiele, die auf der Veranstaltung vorgestellt


wurden. Im Frühjahr 2011 ist e<strong>in</strong> zweiter Workshop am konkreten<br />

Fallbeispiel geplant. Die Ergebnisse werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Publikation<br />

mit Handlungsleitfaden veröffentlicht. Diese soll den <strong>Museen</strong> bei<br />

der Vermittlung der Themen biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit<br />

Anregungen geben und e<strong>in</strong>e praxisorientierte Hilfestellung<br />

bieten. Gefördert werden die Aktivitäten durch das Bundesamt<br />

für Naturschutz mit Mitteln des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit.<br />

Kontakt: Dr. Inge Gotzmann, Bund Heimat und Umwelt <strong>in</strong> Deutschland<br />

(BHU), Bundesverband für Natur- und Denkmalschutz, Landschafts-<br />

und Brauchtumspflege e. V., Adenauerallee 68, 53113 Bonn,<br />

Tel. 02 28/ 224091, bhu@bhu.de, www.bhu.de<br />

Freier E<strong>in</strong>tritt für Schulklassen <strong>in</strong> das Museum<br />

Industriekultur<br />

Engagierten Lehrern fällt es schon aus re<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

<strong>in</strong> der heutigen Zeit zunehmend schwerer, die attraktiven außerschulischen<br />

Lernangebote, die beispielsweise die Nürnberger <strong>Museen</strong><br />

bieten, zu nutzen. E<strong>in</strong>e Spende der Stiftergeme<strong>in</strong>schaft Museum<br />

Industriekultur, e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung führender Persönlichkeiten<br />

der wichtigsten Nürnberger Unternehmen, macht es Nürnberger<br />

Schulklassen jedoch weiterh<strong>in</strong> möglich, das Museum kostenlos zu<br />

besuchen, <strong>in</strong>dem sie den E<strong>in</strong>trittspreis übernimmt – e<strong>in</strong> positives<br />

Beispiel, das auch bei anderen <strong>Museen</strong> Schule machen sollte.<br />

Münchner Bürgerpreis gegen Vergessen –<br />

für Demokratie<br />

Mit der Stiftung des „Münchner Bürgerpreises gegen Vergessen –<br />

für Demokratie“ will die langjährige Politiker<strong>in</strong> Hildegard Hamm-<br />

Brücher die Er<strong>in</strong>nerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte<br />

wach halten und zugleich zur Stärkung der Demokratie<br />

ermutigen. Damit möchte sie e<strong>in</strong>en Beitrag zum Er<strong>in</strong>nern leisten<br />

und zugleich ihrer Heimatstadt München, die sie 1995 zur ersten<br />

weiblichen Ehrenbürger<strong>in</strong> gewählt hat, ihre Dankbarkeit und<br />

Verbundenheit zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. Die Stiftung wird von der<br />

Landeshauptstadt München, Sozialreferat, verwaltet und vertreten.<br />

Der Preis soll erstmals im Mai 2011 verliehen werden, dann<br />

<strong>in</strong> der Regel alle zwei Jahre.<br />

Teilnahme/Preisvergabe<br />

Mit dem „Münchner Bürgerpreis gegen Vergessen – für Demokratie“<br />

sollen vorwiegend jüngere Menschen ausgezeichnet werden,<br />

die sich <strong>in</strong> aktiver und Beispiel stiftender Weise gegen Vergessen,<br />

für Demokratie und/oder gegen soziale Ausgrenzung engagieren.<br />

Er kann vergeben werden an:<br />

• E<strong>in</strong>zelne und/oder Initiativen (z. B. Schulen, Klassen, Gruppen),<br />

die sich <strong>in</strong> besonders aktiver Weise mit den Erblasten nationalsozialistischen<br />

Denkens und Handelns ause<strong>in</strong>ander setzen und<br />

sich aktiv gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus<br />

engagieren<br />

• Personen, die sich <strong>in</strong> besonderer Weise um Er<strong>in</strong>nerungs- und/<br />

oder Aufklärungsarbeit über die NS-Zeit verdient gemacht haben<br />

(WissenschaftlerInnen, PublizistInnen, BürgerInnen)<br />

• E<strong>in</strong>zelne oder Gruppen, die <strong>in</strong> besonderer Weise für demokratische<br />

Lebensformen und gegen soziale Ungerechtigkeit, kulturelle<br />

und materielle Ausgrenzung e<strong>in</strong>treten und sich aktiv und<br />

mit Zivilcourage für e<strong>in</strong> solidarisches demokratisches Zusammenleben<br />

engagieren.<br />

Bewerbung<br />

Voraussetzung für die Bewerbung um den Preis ist e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />

des Vorhabens. Das Vorhaben muss nicht abgeschlossen,<br />

sollte aber so weit fortgeschritten se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Bewertung<br />

durch die Jury möglich ist.<br />

Berichte/Aktuelles 99<br />

Preisverleihung/Preisgeld<br />

Die Preisverleihung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Regel alle zwei Jahre jeweils um<br />

den 9. Mai <strong>in</strong> feierlichem Rahmen im Münchner Rathaus statt.<br />

Als Preisgeld stehen <strong>in</strong>sgesamt € 5.000 für die 1. Preisvergabe zur<br />

Verfügung. Bis zu drei PreisträgerInnen s<strong>in</strong>d möglich. E<strong>in</strong> Ehrenpreis<br />

kann verliehen werden.<br />

E<strong>in</strong>sendeschluss der Vorschläge bzw. Bewerbungen:<br />

Für die erste Preisvergabe am 9. Mai 2011 ist der E<strong>in</strong>sendeschluss<br />

der 28. Februar 2011. Für die folgenden Preisvergaben ist es jeweils<br />

der 31. Dezember nach Ausschreibungsbeg<strong>in</strong>n.<br />

Informationen und Kontakt: Ilse Macek, Gegen Vergessen – Für Demokratie<br />

e. V., c/o Münchner Volkshochschule, Troppauer Straße 10,<br />

80937 München, ilse.macek@mvhs.de.


Bett<strong>in</strong>a Burkhardt Dipl.-Museolog<strong>in</strong> (FH), Berl<strong>in</strong><br />

Edith Eichhorn, K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule K<strong>in</strong>d und Werk<br />

e. V., Rosenheim<br />

Dr. Sandra Frauenknecht, Historiker<strong>in</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e Garau M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Sybille Greis<strong>in</strong>ger M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Albrecht A. Gribl, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Claudia Hahn M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Michael Henker, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Ingrid Kahlert, Lechbruck<br />

Ruth Koll<strong>in</strong>ger, Stadtmuseum Ludwig Erhardt, Fürth<br />

Dr. Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Anna-Marita Lang Dipl.Ing., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Reg<strong>in</strong>e Leipold M. A., Cultheka, Regensburg<br />

Dr. Otto Lohr, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong><br />

Dr. Mattias Mäuser, Naturkunde-Museum Bamberg<br />

Christ<strong>in</strong>e Schmid-Egger M. A., Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Jörg Skriebeleit, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg<br />

Dr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Hans-Christian Täubrich, <strong>Museen</strong> der Stadt Nürnberg<br />

Peter Turek, Restaurierungswerkstatt Turek, Forchheim<br />

Abbildungen:<br />

Michael Forstner, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, S. 3,<br />

79<br />

Büro Müller-Rieger, S. 4, 6, 7b, (CAD: Markus Flämig), S. 5, 7a,<br />

7c<br />

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, S. 10, 11, 12,13, 14<br />

Stadtmuseum Conradtyhaus <strong>in</strong> Röthenbach a. d. Pegnitz, S. 16<br />

Peter Conrady, S. 17, 18a, 19<br />

Architekturbüro Conn & Giersch, Fürth, S. 18b<br />

Barbara Rök, S. 20, 22, 23, 24, 25, 26<br />

Stadt Fürth, S. 21<br />

Matthias Mäuser, Naturkunde-Museum Bamberg, S. 29, 32<br />

Wolfgang Dürr, Würzburg, S. 28, 30, 31<br />

Flößermuseum Lechbruck, S. 34, 35, 36, 37<br />

Filmmuseum München, S. 38, 41, 42<br />

Grafik: N<strong>in</strong>a Simon, http://museumtwo.blogspot.com/2008/04/<br />

how-much-time-does-web-20-take.html (20.12.2010), S. 44a<br />

Grafik: <strong>in</strong>fotext, www.taz.de/<strong>in</strong>dex.php?id=bildergalerie&tx_<br />

gooffotoboek_pi1[fid]=15&tx_gooffotoboek_pi1[srcdir]=Der-<br />

Facebook-Staat&tx_gooffotoboek_pi1[func]=comb<strong>in</strong>e&cHash=a<br />

48746c231#c173 (20.12.2010), S. 46a<br />

Schema: Social Compass von Brian Solis & JESS3, www.theconversationprism.com/<br />

(20.12.20010), S. 48a<br />

Versicherungskammer <strong>Bayern</strong>, S. 54<br />

Edith Eichhorn, S. 55<br />

Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, S. 59, 62a<br />

Ruhr Museum, Brigida González, S. 61, 62b<br />

Bett<strong>in</strong>a Burkhardt, S. 64, 77<br />

Wolfgang Stäbler, S. 68, 70<br />

Pressefoto vom 28.7.1984, S. 72<br />

Die Autoren<br />

dieses Hefts<br />

Museum der Stadt Miltenberg, S. 74<br />

Kar<strong>in</strong> Stäbler, S. 80<br />

Pressefoto: Wasserburger Zeitung 2010, S. 84<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen, S. 90<br />

Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und Karl und<br />

Magdalene Haberstock Stiftung, Augsburg, S. 91<br />

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München,<br />

S. 93a<br />

Edw<strong>in</strong> Scharff Museum, Neu-Ulm, S. 93b<br />

Lebzelterei- und Wachsziehereimuseum, Pfaffenhofen a. d. Ilm,<br />

S. 96b<br />

Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München,<br />

S. 98a<br />

Stadtmuseum Waldkraiburg, S. 98b


Alter Hof 2, 80331 München<br />

Telefon 089/21 01 40-0<br />

Telefax 089/21 01 40-40<br />

ISSN 0944-8497

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