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Neues aus der Kirchengemeinde Die 92-jährige Mimi Ruprecht aus Knesebeck erinnert sich: Mein schönstes Weihnachtsfest Sz.: Für Dich gibt es ein Weihnachtsfest, an das Du Dich besonders gern erinnerst. M. R.: Das war 1949 am 1. Weihnachtstag. Mein Mann Wilhelm kam aus russischer Gefangenschaft nach Hause. Sz.: Wusstet Ihr, dass er kommen würde? M. R.: Wir hatten ein Schreiben aus Friedland bekommen und wussten, dass er zurückkommen würde. Wir sind dann zu jedem Zug zum Bahnhof gegangen. Da war noch ein Herr Schulz, der wohnte nicht weit weg von hier. Der war mit meinem Mann gemeinsam in Gefangenschaft und ist einen Monat eher nach Hause gekommen. Der hatte uns gesagt, dass mein Mann noch am Leben war. Sz.: Kam Wilhelm mit dem Zug aus Russland zurück? M. R.: Mit dem Zug bis Friedland. Dort war ein Sammellager. Heiligabend kam er dann nur noch bis Uelzen. Dort ist er die Nacht geblieben. Ab Uelzen fuhr kein Zug mehr nach Knesebeck. Wir haben ihn dann vormittags am ersten Weihnachtstag hier auf dem Bahnhof abgeholt. Das war das schönste Gottesgeschenk, als er wieder da war. Und unsere Tochter 10 12 hat ihren Vater gleich umarmt. Das war rührend und nicht selbstverständlich. Es gab Kinder, die sagten, der Onkel soll wieder weggehen, als sie ihren Vater das erste Mal sahen. Aber wir hier zu Hause hatten meiner Tochter auch viel von ihrem Vater erzählt. Sz.: Dein Mann kannte seine Tochter also noch gar nicht? M. R.: Er hatte sie bis dahin nur einmal gesehen. Da war sie noch ganz klein, erst zwei Jahre alt. Das war als mein Mann wegen einer Nierenentzündung noch einmal Urlaub hatte und in Soest im Lazarett war. Nach diesem Urlaub kam er dann nach Ostpreußen. Dort geriet er in russische Gefangenschaft. Mein Mann war ja von Beruf Schneider. Als er 1939 eingezogen wurde, war er schon für die Infanterie eingeteilt, aber dann wurde er doch Sanitäter und hat lange Zeit einem Arzt assistiert, der wollte ihn nach dem Krieg in seiner Klinik haben. In der Gefangenschaft in der Ukraine, in Urzel und an der Wolga musste er, im Winter bei bis zu minus 50 Grad, im Steinbruch arbeiten und im Wald Holz fällen. Dabei ist er einmal unter einen Anhänger gefallen. Aber er hatte einen Schutzengel und blieb am
Leben. Die ersten zwei Jahre durften die Gefangenen nicht schreiben. Danach konnten sie Feldpostkarten und Briefe schreiben. Sz.: Die ganze Familie hat sich doch sicher an diesem Weihnachtstag gefreut. M. R.: Auch Wilhelms Eltern haben sich gefreut. Sie hingen an ihm. Auch seine Schwester Anna war hier. Gekocht hat meine Schwiegermutter, die konnte gut kochen. Wilhelm musste sich hier beim Bürgermeisteramt melden, als er kam. Gemeindedirektor war Ohlrogg. Sz.: Kamen weitere Knesebecker mit Wilhelm aus dem Sammellager Friedland zurück? M. R.: Nein, er war allein. Sz.: Und kam er gesund zurück? Neues aus der Kirchengemeinde M. R.: Nein, er war krank. Es wurden keine Gesunden aus der Gefangenschaft entlassen. Dr. Zinganell, der damals hier Arzt war, er hatte seine Praxis im Bürgermeisteramt, hat sich viel Mühe mit ihm gegeben. Er hat ihn ein halbes Jahr umsonst behandelt. Das war ein guter Arzt. Aus Dankbarkeit hat Wilhelm seinen beiden Söhnen Konfirmationsanzüge genäht. Wilhelm und Mimi Ruprecht verlebten gemeinsam glückliche Jahre in Knesebeck. 1988 feierten sie das Fest der Goldenen Hochzeit (siehe Foto), 10 Jahre später Diamantene Hochzeit. Wilhelm Ruprecht starb im Jahr 2000. Viele Knesebecker erinnern sich gern an ihn. Es war u. a. Oberst des Jägerkorps und ein begeisterter Schneider von Schützenfestuniformen. E. Sz Gott hat gerade in der Weihnachtszeit beide im Blick: die Fröhlichen und die Verzagten. Beide sind ihm gleich lieb. Beiden sollen diese Wochen Hoffnungszeit sein. Nyree Heckmann 11
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