4 Unsere Referenten <strong>im</strong> Überblick Editorial 5 Sandie Baker (GB) Medialität siehe S. 19, 20 Eva+Matthias Güldenstein (CH), Medialität, Handlesen, siehe S. 19, 23, 27 Daniel Luca Martinez (IT/CH) Spirituelles Heilen siehe S. 9 Rita Urscheler (CH) Tierkommunikation siehe S. 28, 29 Bill Coller (GB) Medialität siehe S. 10, 11, 19, 22 Gabriela Güldenstein (CH) „The Work“ siehe S. 25 S<strong>im</strong>one Rüegsegger (CH), Medialität siehe S. 21, 22 Rachael Whittle (UK) Medialität siehe S. 12, 19, 22 Karin Decker (D), Schamanische Seelenarbeit siehe S. 7, 30 Jacqueline Jaeger (CH) Reiki, Geistiges Heilen siehe S. 8 Richard P. Schoeller (USA) Medialität siehe S. 19, 21, 22 Val Williams (UK) Medialität siehe S. 13, 19 Angelika Güldenstein (CH) Tierkommunikation siehe S. 19, 28, 29 Mira Kudris (AT/CH), Durchsagen in Trance, Inspirierte Psychologie, siehe S. 26 Share Starwas (USA) Wahrsagen siehe S. 19, 31 Renate Amstutz Weber und Wolfgang Weber (CH) Medialität, siehe S. 14 Toleranz Die Diskussionen um das Minarett-, Burka- und Rauch-Verbot sowie andere Auseinandersetzungen haben mich dazu gebracht, wieder einmal über den Begriff „Toleranz“ nachzudenken. Dieses Wort stammt vom lateinischen „tolerare“ das „ertragen, dulden“ bedeutet. Etymologisch liegt die Wurzel „t(e)la“ sowohl dem lateinischen „tollere“ (aufheben, tragen) als dem althochdeutschen „thulo“ zugrunde, von dem unser Wort „dulden“ abstammt. Von Menschen, die sich mit geistigen Dingen beschäftigen, wird meist erwartet, dass sie duldsam oder tolerant sind. Ich möchte hier nicht darauf eingehen, dass dies eine falsche Erwartung ist, sondern auf Beispiele von Duldsamkeit oder eben Unduldsamkeit zu sprechen kommen. 1. Geräusche „Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden.“ schrieb schon Wilhelm Busch. Als sich <strong>im</strong> vorwiegend hinduistischen Bali die musl<strong>im</strong>ischen Moscheen ausbreiteten, von denen aus fünfmal am Tag ein Lautsprecher vom Tonband Muezzin-Gesänge erschallen liess, fühlten sich einige Balinesen gestört. Das Problem wurde auf typisch balinesische Weise gelöst: Den balinesischen Tempeln wurde erlaubt, ihre Priestergesänge ebenfalls per Lautsprecher zu verbreiten. Die Touristen, die jetzt in den Genuss beider Darbietungen kommen, wurden nicht gefragt. In der Schweiz verzichtete ein Bauer darauf, seinen Kühen Glocken umzuhängen, weil sich ein Nachbar durch das Geläute gestört fühlte. Die Kühe durchbrachen ihren Zaun und zertrampelten den Garten dieses Nachbarn: Dank fehlender Glocken hatte niemand ihren Ausbruch bemerkt. 2. Anschauliches Noch eine balinesische Geschichte: Bei den fast ununterbrochen stattfi ndenden Tempelfesten tragen die Balinesen spezielle Kleidung. Touristen dürfen, sofern sie ebenfalls entsprechend gekleidet sind, daran teilnehmen. Ich beobachtete eine Amerikanerin, die sich äusserst leicht bekleidet dem Tempel näherte. Ein Balinese ging auf sie zu und erklärte ihr sehr höfl ich, dass hier eine Tempelfeier stattfi n- de, zu der frau Bluse und Wickelrock tragen sollte. „Das macht nichts,“ sagte die Amerikanerin und blieb auf dem Tempelareal. Sie wurde nicht weiter beachtet. So viel Toleranz ging mir beinahe schon zu weit. 3. Gerüche Eine unserer früheren Nachbarinnen hatte <strong>im</strong> Garten einen Stall mit einem Pony. Weil sich ein anderer Nachbar vom Geruch belästigt fühlte, musste sie das Tier weggeben. Wenn ich den Geruch der Zigarre, die jemand in der Wohnung unter mir raucht, nicht ertrage, wird nicht er vertrieben, sondern ich muss mir eine andere Bleibe suchen. Fazit: Wer laut ist, unangepasst gekleidet oder stinkt, belästigt seine Mitmenschen sicher mehr, als jemand, der dies nicht tut. Ihre Toleranz müsste in einem freiwilligen Verzicht auf diese Belästigungen bestehen. Alle andern müssten tolerant sein, indem sie gelegentlich die entsprechende Belästigung erdulden. Nochmals Bali: Ich weiss, dass weder meine Hindu- noch meine Musl<strong>im</strong>-Freunde erfreut wären, wenn ich mit kurzen Hosen an eine ihrer Feiern käme. Also tue ich das nicht, sondern kleide mich möglichst nach ihrem Brauch. Dafür tolerieren sie es, dass ich am Strand nur Badehosen anhabe. Umgekehrt denke ich, es wäre schön, wenn musl<strong>im</strong>ische Frauen, die hier in <strong>Basel</strong> leben, sich nach unserem Brauch kleideten. Sicher könnten wir es tolerieren, wenn sie zu best<strong>im</strong>mten Gelegenheiten in ihrer speziellen Tracht erscheinen. Es ist klar, dass die aktive Toleranz – das bewusste Verzichten auf einen Brauch, eine Gewohnheit usw. zugunsten anderer, die sich davon gestört fühlen, schwieriger ist, als die passive Toleranz - das klaglose Erdulden unangenehmer Geräusche, Ansichten oder Gerüche. Aktive Toleranz verlangt, dass ich achtsam bin für das Empfi nden anderer. Eva und Matthias Güldenstein