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Die früheste römische Stellungnahme gegen den Bildersturm

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160 Hans Grotz<br />

Petrus zusammenhauen und <strong>den</strong> Gregor, der dort Erzbischof ist, gefesselt<br />

hierherschleppen lassen, wie es einst Konstantin mit dem Martinus gemacht hat". 19<br />

Damit spielte er auf ein Ereignis an, das noch kein ganzes Jahrhundert vorauslag.<br />

Darauf unser Briefschreiber: "Ach wäre es doch auch uns vergönnt, auf <strong>den</strong> Wegen des<br />

Martinus zu wandeln! Aber um des großen Gottesvolkes willen wollen wir leben, am<br />

Leben bleiben. Denn der ganze Westen hält auf unsere Niedrigkeit seine Augen<br />

gerichtet. Und wenn wir auch dessen ganz unwürdig sind: jene Völker haben ein<br />

gewaltiges Vertrauen auf uns, auf uns und auf <strong>den</strong>, dessen Standbild Du zu zerschlagen<br />

und zu vernichten gesonnen bist, auf <strong>den</strong> Apostelfürsten Petrus, <strong>den</strong> alle Königreiche<br />

des Westens wie einen Gott auf Er<strong>den</strong> verehren! Wagst Du es, das zu bezweifeln?<br />

Wohlan, alle Völker des Westens sind bereit, an Dir die Völker des Ostens zu rächen,<br />

<strong>den</strong>en Du so Unrecht tust". 20<br />

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß hier an bestimmte frischbekehrte<br />

Hei<strong>den</strong>völker gedacht ist, die noch wenig im Glauben unterrichtet zu Übertreibungen<br />

bei der Verehrung des hl. Petrus neigten. Um welche Völker es sich konkret handelte,<br />

wird im Folgen<strong>den</strong> immer deutlicher. Der Briefschreiber hebt zuvor aber nochmals die<br />

Zwecklosigkeit eines Anschlags auf Petrus (und <strong>den</strong> Papst) hervor: "Es macht uns tief<br />

traurig, daß die Wil<strong>den</strong> und Barbaren kultiviert gewor<strong>den</strong> sind und Du, der Kultivierte,<br />

wild und kulturlos. Das ganze Abendland bringt dem Apostelfürsten Früchte des<br />

Glaubens dar -und Du schickst ein paar Menschen, um das Bild des heiligen Petrus zu<br />

zerschlagen. Siehe, wir bezeugen es Dir schon jetzt: Wir sind unschuldig an dem Blute,<br />

das dann vergossen wird; es komme auf Deinen Nacken und Dein Haupt"! 21<br />

Der Briefschreiber verrät großen politischen Weitblick, indem er in dieser Weise das<br />

alternde, ost<strong>römische</strong> Reich und das jugendfrische Abendland, das sich mit Schwung<br />

dem Christentum zuwendet, <strong>gegen</strong>einander abwägt. Der aber so schrieb, konnte nicht<br />

ein beliebiger Durchschnittsrömer sein; kein solcher, und noch weniger ein Byzantiner,<br />

verfügte über genügend Informationen, um sich ein Bild von <strong>den</strong> Vorgängen "im<br />

innersten Abendland" machen und ihre geschichtliche Bedeutung ermessen zu können.<br />

Der Briefautor fährt fort: "Neulich erst gelangten aus dem innersten Bereich des<br />

Abendlandes, das auch Hesperien genannt wird, Bitten an uns, man wolle dort um der<br />

Gnade Gottes willen unser Antlitz sehen, und wir sollten doch, um die heilige Taufe zu<br />

spen<strong>den</strong>, zu ihnen reisen. Und wir bereiten die-<br />

19 RAHNER 351 f. ; GOUILLARD ZZ. 236-238.<br />

20RAHNER 352 f.; GOUILLARD ZZ. 257-263.<br />

21 RAHNER 353; GOUILLARD ZZ. 268-272.

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