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Die früheste römische Stellungnahme gegen den Bildersturm

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<strong>Die</strong> <strong>früheste</strong> <strong>römische</strong> <strong>Stellungnahme</strong> <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> <strong>Bildersturm</strong> 151<br />

Es gemahnt an das Lehrschreiben des Papstes Gelasius an <strong>den</strong> Kaiser Anastasius I.,<br />

wenn es etwa im ersten Brief - in deutscher Übersetzung -heißt. "Du siehst, o Kaiser:<br />

<strong>Die</strong> Dogmen der heiligen Kirche sind nicht Sache der Kaiser, sondern der Bischöfe,<br />

wenn sie ohne Irrtum als Glaubenssatz verkündet wer<strong>den</strong> sollen. Darum sind die<br />

Bischöfe ihren Kirchen als Haupt vorgesetzt und enthalten sich jeglicher Einmischung<br />

in politische Dinge; in gleicher Weise aber müssen sich die Kaiser von jeder<br />

Einmischung in kirchliche Fragen fernhalten und sich einzig mit dem befassen, was<br />

ihres Amtes ist. <strong>Die</strong> friedliche Übereinstimmung aber der christuslieben<strong>den</strong> Kaiser mit<br />

<strong>den</strong> hochwürdigsten Bischöfen ist eine große Kraft - wenn sie in Liebe und Frie<strong>den</strong><br />

miteinander die fälligen Fragen zur Lösung bringen". 2<br />

Und im zweiten Brief liest man, in Erwiderung auf <strong>den</strong> Ausspruch des Kaisers "Ich<br />

bin Kaiser und Priester zumal": 3 "Höre auf meine Niedrigkeit, o Kaiser, und laß ab von<br />

Deinem Tun! Folge wieder der heiligen Kirche, so wie Du es einst gelehrt wor<strong>den</strong> bist!<br />

<strong>Die</strong> Dogmen sind nicht Sache der Kaiser, sondern der Bischöfe. Denn wir haben <strong>den</strong><br />

Sinn Christi. Etwas anderes ist die Lehrautorität in kirchlichen Dogmen und etwas<br />

anderes die rein irdische Begabung für die politische Beherrschung der Welt. Den<br />

kriegerischen, grobkörnigen und massiven Sinn, <strong>den</strong> Du hast, kannst Du nicht auch auf<br />

die feingeistige Welt der Dogmen loslassen ... Genau so wie der Bischof sich nicht<br />

einzumischen hat in die Dinge des Kaiserpalastes und keine kaiserlichen Gna<strong>den</strong><br />

austeilen kann, hat auch der Kaiser sich nicht in die Dinge der Kirche zu mischen, hat<br />

kein Stimmrecht bei der Wahl der Geistlichen, hat keine Macht, die heiligen Mysterien<br />

zu vollziehen und auszuteilen, ja nicht einmal empfangen kann er sie ohne Vermittlung<br />

des Priesters. Nein, sondern 'ein jeder von uns verharre in der Berufung, zu der ihn Gott<br />

gerufen hat'". 4<br />

Wie Papst Gelasius einst dem seinerzeitigen Kaiser <strong>den</strong> Bannfluch angedroht hatte,<br />

so liest man im ersten Brief: "Wohl hatten auch wir im Sinn, Dich mit Strafe zu<br />

belegen, wie wir dazu Recht und Gewalt und Autorität haben vom heiligen<br />

Apostelfürsten Petrus. Aber Du hast Dir <strong>den</strong> Bannfluch selber<br />

Papst Gregors II. an Kaiser Leo III., in: ΑΗΡ 18 (1980) 9-40; H. GROTZ, Weitere Beobachtungen<br />

zu <strong>den</strong> zwei Briefen Papst Gregors II. an Kaiser Leo III., in: ΑΗΡ 24 (1986) 365-375.<br />

2<br />

RAHNER 350 f.; GOUILLARD ZZ. 290-293. Hier und im Folgen<strong>den</strong> wird der Text entsprechend<br />

der deutschen Übersetzung von H. RAHNER mit geringfügigen Abweichungen, zitiert, mit<br />

gleichzeitigem Verweis auf <strong>den</strong> Urtext in der kritischen Ausgabe von Jean GOUILLARD, Aux<br />

origines de l'iconoclasme: Le témoignage de Grégoire II? Travaux et Mémoires ( = Centre de<br />

recherche d'histoire et civilisation byzantines 3) Paris 1968, 243-307. Im Folgen<strong>den</strong> zitiert als<br />

GOUILLARD mit der dortigen Zeilenangabe.<br />

3<br />

RAHNER 354; GOUILLARD Z. 299.<br />

4<br />

Vgl. l Cor 7,20. RAHNER 355 f.; GOUILLARD Z. 301.

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