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László Polgár<br />

1. Januar 1947 – 19. September 20<strong>10</strong><br />

Tief ers<strong>ch</strong>üttert und bestürzt müssen wir hinnehmen, dass László Polgár, seit nahezu 20 Jahren Bassist unseres<br />

Sängerensembles, am 19. September völlig unerwartet und für uns alle unfassbar in seinem 64. Lebensjahr<br />

verstorben ist. Wir durften ihn an unserem Hause in allen seinen grossen Basspartien erleben. Zuletzt<br />

verkörperte er mit seiner unvergessli<strong>ch</strong> warmen und <strong>ch</strong>arismatis<strong>ch</strong>en Stimme den Grafen Walter in unserer<br />

Neuproduktion von Giuseppe Verdis «Luisa Miller». Im Dezember war sein Rollendebüt als Massimiliano in<br />

unserer Neuproduktion von Verdis «I masnadieri» geplant; in Bellinis «Norma» in der Neuinszenierung von<br />

Robert Wilson hätte er den Oroveso verkörpern sollen.<br />

László Polgár, den wir ni<strong>ch</strong>t nur als vielseitigen Sänger mit einer ho<strong>ch</strong> professionellen Einstellung, sondern<br />

au<strong>ch</strong> als äusserst liebenswerten, integren und hilfsbereiten Kollegen s<strong>ch</strong>ätzten, wurde unmittelbar na<strong>ch</strong> seinem<br />

Studium an der Franz-Liszt-Akademie an die Budapester Staatsoper engagiert. Seine Ausbildung vervollständigte<br />

er in Moskau sowie bei Hans Hotter in Wien. 1978 trat er erstmals im Ausland auf: als Osmin<br />

(«Die Entführung aus dem Serail») in Hamburg. Seither war er Gast aller namhaften Opernhäuser Europas:<br />

In London und Madrid als Rodolfo («La sonnambula»), in Paris und Salzburg als Sarastro in der «Zauberflöte»<br />

(Ponnelle/Levine), in Ponnelles «Don Giovanni» unter Daniel Barenboim als Leporello.<br />

Seinen ersten grossen Erfolg in Züri<strong>ch</strong> hatte er als Leporello in der berühmten Ponnelle/Harnoncourt Inszenierung<br />

von «Don Giovanni» im November 1987. Seit 1991/92 gehörte er dann fest zum Ensemble unseres<br />

Hauses, wo er neben unbekannteren Partien wie Phanuel («Hérodiade»), Lodovico Nardi («Die Gezei<strong>ch</strong>neten»)<br />

und dem Präfekten («Linda di Chamounix») u.a. Leporello, Sarastro, Padre Guardiano («La forza del<br />

destino»), Basilio («Il barbiere di Siviglia»), Rocco («Fidelio»), Oroveso («Norma»), Gurnemanz («Parsifal») und<br />

Fiesco («Simon Boccanegra») verkörperte.<br />

In Wien war er u.a. in «Fierrabras» (Abbado), «La forza del destino» (Patané) und «La clemenza di Tito» zu<br />

hören, in Mün<strong>ch</strong>en in «Don Giovanni», «Turandot» und «Rigoletto», in Budapest in «Parsifal» und «Tristan», in<br />

Amsterdam und Salzburg in «Moses und Aron» und an der Deuts<strong>ch</strong>en Oper Berlin in «Parsifal». Grosse Erfolge<br />

waren ferner König Marke («Tristan und Isolde») in Japan mit Claudio Abbado und Rocco («Fidelio»)<br />

unter Simon Rattle in Salzburg und Berlin (CD). Daneben sang er Konzerte, u.a. Verdis «Requiem», Beethovens<br />

«Missa Solemnis» und Strawinskys «Pulcinella», und gab regelmässig Liederabende, u.a. im Wiener<br />

Konzerthaus.<br />

Seine Paraderolle, den Blaubart in Bartóks «Herzog Blaubarts Burg», sang László Polgár unter Pierre Boulez<br />

mit Jessye Norman (au<strong>ch</strong> auf CD), unter Riccardo Chailly an der Mailänder Scala, unter Georg Solti in<br />

Paris und London und in der Regie von Pina Baus<strong>ch</strong> in Aix-en-Provence. An unserem Hause durften wir ihn<br />

in dieser Partie unter Christoph von Dohnányi in der Inszenierung von Robert Wilson erleben.<br />

Sein Leporello («Don Giovanni») und sein Rocco («Fidelio»), die er in Züri<strong>ch</strong> unter Nikolaus Harnoncourt sang,<br />

sind ebenfalls auf CD bzw. DVD ers<strong>ch</strong>ienen. In der vergangenen Saison war László Polgár auf unserer Bühne<br />

als Conte di Walter («Luisa Miller»), Sarastro («Die Zauberflöte»), Jacopo Fiesco («Simon Boccanegra»),<br />

Sparafucile («Rigoletto»), Alidoro («La Cenerentola») und Trofonio («La grotta di Trofonio») zu erleben.<br />

Der Erfolg ist László Polgár, der seine rei<strong>ch</strong>en Talente ganz in den Dienst der Kunst stellte, nie zu Kopf gestiegen.<br />

Wir verlieren mit ihm ni<strong>ch</strong>t nur einen herausragenden Sänger, der si<strong>ch</strong> – jeden Abend aufs Neue –<br />

in die Herzen der Zuhörer sang, sondern au<strong>ch</strong> einen grossherzigen, von allen Kollegen im Hause ho<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ätzten<br />

und wunderbaren Künstler.<br />

In tiefer Trauer nehmen wir Abs<strong>ch</strong>ied von László Polgár, dessen viel zu früher Tod sowohl in der Musikwelt<br />

als au<strong>ch</strong> in unseren Herzen eine s<strong>ch</strong>merzhafte Lücke hinterlässt.<br />

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