phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004 - ankommen.info
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<strong>phzh</strong> <strong>NDK</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Schulerfolg</strong> <strong>2002</strong>-<strong>2004</strong><br />
Projekt- <strong>und</strong> Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />
Müller betont, dass die Gr<strong>und</strong>problematik darin liege, dass der Erstsprache keine eigenständige<br />
Bedeutung zugewiesen werde. So wie die Frage nach einem Transfer von der<br />
Erst- auf die Zweitsprache gestellt wird, zeigt, dass der Erstsprache von der Seite der Schule<br />
eher eine störende, im besten Fall höchstens eine unterstützende, sek<strong>und</strong>äre Funktion<br />
zugeschrieben wird. „Man hat zwar nichts gegen die Erstsprache der Ausländerkinder,<br />
misst ihr aber auch keine oder bestenfalls eine sek<strong>und</strong>äre Bedeutung bei“ (Müller 1995a,<br />
S. 160).<br />
Welchen Einfluss auf den <strong>Schulerfolg</strong> hat nun die Zweisprachigkeit, <strong>und</strong> welches sind die<br />
Funktionen der Erstsprache für die sprachliche Entwicklung eines Kindes? Aufgr<strong>und</strong> von<br />
vielfältigen Untersuchungen kann man die Frage nach den Folgen einer möglichen Missachtung<br />
der Muttersprache recht eindeutig beantworten: „Die Vernachlässigung der<br />
Muttersprache wirkt sich in negativer Art <strong>und</strong> Weise auf die Niveaus in der Muttersprache<br />
(L1) <strong>und</strong> der Zweitsprache (L2), die gleichzeitig die Schulsprache ist, auf die Lese- <strong>und</strong><br />
Schreibfähigkeit <strong>und</strong> auf die allgemeine schulische Leistungsfähigkeit aus, <strong>und</strong> dies im<br />
Vergleich mit den Leistungen der Gleichaltrigen im Heimatland <strong>und</strong> der Gleichaltrigen im<br />
Gastland“ (ebd. S. 161). Ausserdem sind die negativen Folgen umso ausgeprägter, wenn<br />
• das Kind einer Minorität angehört, deren Sprache in der Mehrheitsgesellschaft<br />
wenig oder kein Prestige besitzt, nicht beachtet oder diskriminiert wird<br />
• das Kind einer niederen sozialen Schicht angehört <strong>und</strong> weniger Unterstützung<br />
beim schulischen Lernen erhält <strong>und</strong><br />
• die Erstsprache in Kindergarten <strong>und</strong> Schule in hohem Masse vernachlässigt wird<br />
(Baur/Meder 1989, nach Müller 1995a, S. 161).<br />
Im Folgenden wenden wir uns drei Erklärungsansätzen zur Bedeutung der Erstsprache für<br />
den Zweitspracherwerb zu: der Interdependenzhypothese, der Schwellenhypothese <strong>und</strong><br />
der Identitätshypothese.<br />
2.2.1. Die Interdependenzhypothese<br />
Die Interdependenzhypothese sieht eine enge Abhängigkeit von Erst- <strong>und</strong><br />
Zweitsprache <strong>und</strong> plädiert für eine Verzahnung von Erst- <strong>und</strong> Zweispracherwerb.<br />
Die Bilingualismusforschung hat gezeigt, dass der Erfolg im Zweitspracherwerb<br />
unter anderem vom Niveau der Erstsprache abhängig ist. „Bei der Entwicklung<br />
der Erstsprache wird eine Sprachkompetenz herausgebildet, die als<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung der Zweitsprache anzusehen ist“(ebd. S. 160).<br />
Man ist sich heute darüber einig, dass sich gut entwickelte Erstsprachengr<strong>und</strong>lagen<br />
günstig auf die Zweitsprachentwicklung auswirken. Und umgekehrt: „Eine<br />
niedrige Entwicklung der Erstsprache ist eine denkbar schlechte Voraussetzung<br />
für den Erfolg der Zweitsprache“ (Cummins 1979, nach Müller 1995a, S.<br />
163). Die Interdependenzhypothese postuliert demzufolge, dass die Förderung<br />
der Erstsprache auch im Hinblick auf den Erwerb der Zweitsprache <strong>und</strong> den<br />
damit zusammenhängenden allgemeinen <strong>Schulerfolg</strong> sinnvoll ist.<br />
Nun sind bei den meisten Migrantenkindern sehr wohl alltägliche kommunikative<br />
Fähigkeiten in der Zweitsprache vorhanden. Dies genügt aber laut Cummins<br />
(1981, nach Müller 1995a) nicht, um den Anforderungen in der Schule zu<br />
genügen. Um die Schule erfolgreich zu durchlaufen, werden sprachliche Fä-<br />
12.01.<strong>2004</strong> B.2. Seite - 4 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />
Zweitspracherwerb re