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Pädagogik des Ankommens - ankommen.info

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B.3. <strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong><br />

Inhalt:<br />

phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

1. Einleitung<br />

2. Voraussetzungen für eine „<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong>“<br />

3. Bevor die neue Schülerin, der neue Schüler kommt<br />

4. Der erste Tag<br />

5. Die folgenden Tage<br />

6. Ausblick<br />

1. Einleitung<br />

Ein Kind aus einem andern Sprach- und Kulturraum kommt neu in eine bestehende Klasse. Es<br />

kennt weder Sprache noch Organisationsform der Schule, hat keine Freundinnen oder Kollegen,<br />

mit denen es sich austauschen kann, weiss nicht, was es erwartet: alles ist fremd, vielleicht<br />

sogar bedrohlich – und dieses Fremde, Bedrohliche kann (vorerst) nicht durch sprachliche<br />

Kommunikation vertraut gemacht oder entschärft werden.<br />

Eine für das Kind äusserst schwierige Situation. Deshalb empfiehlt es sich, die ersten Tage bewusst<br />

in Hinblick auf dieses Kind zu planen und zu gestalten. In diesem Sinn ist der Begriff “<strong>Pädagogik</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong>“ zu verstehen.<br />

Das Erleben der ersten Tage beeinflusst auch das künftige Verhältnis der zugezogenen Kinder<br />

zur neuen Umgebung: „Je nach ihren Voraussetzungen und je nachdem, wie man sie empfängt,<br />

werden sie ihren Platz in unserem Schulsystem über den Dialog oder auch durch Konfrontation<br />

und Provokation suchen. Aber was sie alle antreibt, ist das Streben nach Sicherheit,<br />

Orientierung und nach Verständnis.“ (Odyssea, 1998, S. 17) Kinder möchten in erster Linie dazugehören,<br />

Teil ihrer Bezugsgruppe (der Klasse) sein, aber auch in ihrer Eigenart akzeptiert<br />

werden: sie möchten integriert sein.<br />

Was heisst Integration? Eine Definition:<br />

Integration bedeutet „Eingliederung in ein grösseres Ganzes“ (1) , wobei gilt: „Die Eingliederung<br />

geschieht unabhängig von einer kulturellen Anpassung.“ (2) (Begriffe ABC NDK Migration und<br />

Schulerfolg, 2002, S.11)<br />

Integration meint also nicht etwas Einseitiges, das ausschliesslich das neu zugezogene Kind zu<br />

leisten hat (sich kulturell anzupassen). Integration ist vielmehr ein Prozess, den auch das Umfeld<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> mitgestaltet – etwa durch die Art und Weise, wie auf Frem<strong>des</strong> und Ungewohntes<br />

reagiert wird.<br />

Von Assimilation spricht heute zwar niemand mehr, doch wenn von Anpassung die Rede ist,<br />

wird darunter vielfach eine einseitige Anpassung (Assimilation) verstanden: Wer neu kommt,<br />

soll sich angleichen. Homogenität wird - mehr oder weniger bewusst - als Idealzustand empfunden.<br />

Dieser Zustand wird auch angestrebt, indem das Gemeinsame betont wird, die Unterschiede<br />

dagegen nicht beachtet oder verdrängt werden. Demgegenüber plädiert die<br />

interkulturelle <strong>Pädagogik</strong> für einen bewussten Umgang mit der (kulturellen) Differenz. „Eine<br />

multikulturelle Klasse zeichnet sich dadurch aus, dass Angehörige der Mehrheit wie der Minderheiten<br />

sich ihres eigenen Bezugssystems und <strong>des</strong>sen begrenzter Geltung bewusst werden.<br />

(...) Je<strong>des</strong> Individuum lernt sich im Bild, das andere von ihm haben, kennen.“ (Odyssea, 1998,<br />

S. 38).<br />

„Integration statt Homogenisierung“, könnte dementsprechend die Maxime lauten, die das<br />

Verhalten der Lehrperson (und der Klasse) gegenüber dem neuen Kind leiten soll.<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 1 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong> rf


phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

Konkret bedeutet das für die Lehrperson, dass sie sich an den Bedürfnissen dieses Kin<strong>des</strong> orientiert.<br />

Das ist in einer Klasse natürlich nur bedingt möglich, während den ersten Tagen praktiziert,<br />

schafft dieses Verhalten aber eine gute Voraussetzung für die Integration <strong>des</strong> neuen<br />

Kin<strong>des</strong> und damit für die Zusammenarbeit in der Klasse.<br />

In den folgenden Abschnitten finden sich einige Ideen für die ersten Unterrichtstage mit einem<br />

neu zugezogenen Kind beziehungsweise für die Arbeit mit multikulturellen Klassen. Diese<br />

Ideen sind als Anregungen zu verstehen. Umfassendere Informationen und Unterrichtsvorschläge<br />

vermitteln die unten angegebenen Bücher.<br />

In der Praxis sind die Grenzen zwischen den einzelnen Abschnitten natürlich fliessend.<br />

AutorInnenteam (1998): Odyssea. Ansätze einer Interkulturellen <strong>Pädagogik</strong>. Zürich, Lehrmittelverlag<br />

<strong>des</strong> Kantons Zürich.<br />

Im Folgenden zitiert: Ody.<br />

Basil Schader (2000): Sprachenvielfalt als Chance. Handbuch für den Unterricht in mehrsprachigen<br />

Klassen. Hintergründe und 95 Unterrichtsvorschläge für Kindergarten bis Sekundarstufe<br />

I. Zürich, Orell Füssli.<br />

Im Folgenden zitiert: Sch.<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 2 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong> rf


phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

2. Voraussetzungen für eine „<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong>“<br />

Integrativer und interkultureller Unterricht beginnt lange bevor das fremde Kind kommt. Er<br />

setzt eine pädagogische Grundhaltung voraus, welche die Ressourcen, Stärken, Schwächen<br />

und Eigenheiten aller SchülerInnen einbezieht. „Interkultureller Unterricht will je<strong>des</strong> Kind in seiner<br />

gesamten Identität stärken, sei sie mono- oder bikulturell, mono- oder bilingual. Fremdsprachige<br />

Schülerinnen und Schüler sollen ihre Bikulturalität und Zweisprachigkeit positiv erleben<br />

können und in ihr gestärkt werden. Die nichtschweizerischen Anteile ihrer Identität und<br />

das damit verbundene sprachliche und kulturelle Mehrwissen dürfen nicht aus der Schule<br />

ausgeblendet werden.“ (Sch., S.43)<br />

Ein solcher Unterricht bereitet die SchülerInnen auf das Eintreffen und die Aufnahme von Kindern<br />

aus fremden Kulturen vor. Denn er ermöglicht und vermittelt die Erfahrung, dass Differenz<br />

weder gut noch schlecht ist. Er lässt die Kinder erleben, dass Gleichwertigkeit nicht auf<br />

Gleichheit beruht. Dadurch stärkt er das Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit der einzelnen<br />

Kinder. Diese Selbstsicherheit – die auch auf der Erfahrung gründet, mit allen „Mängeln“<br />

akzeptiert zu sein - ist eine Voraussetzung, um dem fremden Kind ohne Angst, offen und gastfreundlich<br />

zu begegnen.<br />

Jakubeit/Schattenhofer (1996, S. 389 ff) schlagen vor, „Fremdheitskompetenz“ zu entwickeln.<br />

Dazu gehört unter anderem<br />

• „Unterschiede vielfältiger Art wahrzunehmen und zunächst auszuhalten, sie weder gleich<br />

zu überbrücken noch zu verringern versuchen“ und<br />

• „...die eigene Sichtweise als eine Perspektive unter andern möglichen anzusehen, ....“<br />

(a.a.O., S. 402)<br />

Bei<strong>des</strong> lässt sich in einer Klasse ansatzweise verwirklichen, ohne dass explizit darüber gesprochen<br />

wird. Wichtig ist dabei, dass die Lehrperson es akzeptiert, wenn Kinder zuerst Vorbehalte<br />

gegenüber Fremden haben – und wenn sich diese Vorbehalte bei ähnlichen Situationen je<strong>des</strong><br />

Mal wiederholen. Kinder sehen die Wiederholung oft nicht. Denn: „Durch den Kontakt<br />

werden die Fremden zu den eigenen, die (fast) schon richtig dazugehören und deren Andersartigkeit<br />

nicht mehr vorhanden ist.“ (a.a.O., S.391)<br />

Anregungen für den Unterricht<br />

Grundsätzlich ist zu beachten:<br />

„Das Sprach- und Faktenwissen kann den interkulturellen Ansatz zwar bereichern, führt aber<br />

nicht notwendigerweise zu einer Offenheit gegenüber anderen Kulturen“. (Ody., S. 38) Aber<br />

dieses Wissen, die Beschäftigung mit andern Sprachen und Kulturen, kann die SchülerInnen<br />

für die Vielfalt der Welt sensibilisieren.<br />

Vorschläge zur Gestaltung von Schulhaus und Schulzimmer:<br />

• Mehrsprachige Wegweiser (Sch., S. 88)<br />

• Begrüssungsplakat in verschiedenen Sprachen (Sch., S. 116)<br />

• Bibliothek: Bücher in verschiedenen Sprachen (Sch., S. 88)<br />

• Mehrsprachige Steckbriefe (Sch. S. 112)<br />

• Sprachtabelle im Schulzimmer, auf der die Namen der SchülerInnen und ihre Sprachen<br />

bzw. die Dialekte der schweizerischen Kinder aufgeführt sind (Sch., S. 109)<br />

• Interkultureller Kalender (Sch., S. 88)<br />

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<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong> rf


phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

3. Bevor die neue Schülerin, der neue Schüler kommt<br />

Das neu zugezogene Kind muss spüren, dass es willkommen ist – auch wenn es die Sprache<br />

nicht versteht, auch wenn vielleicht niemand in der Klasse seine Sprache spricht. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass die Lehrperson sich zusammen mit der Klasse auf sein Eintreffen vorbereitet.<br />

Anregungen für den Unterricht<br />

• Der Klasse Informationen zum neuen Kind geben: Herkunft, Geschlecht, Name, Alter<br />

• Gemeinsam Informationen zum Herkunftsland <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> zusammentragen (Ody., S. 75)<br />

• Mit der Klasse besprechen, wie es ist/sein könnte, als fremdsprachiges Kind neu in eine<br />

Klasse zu kommen<br />

• Mit der Klasse die wichtigsten Punkte auflisten, was man dem neuen Kind zeigen muss<br />

(Ody., S. 83)<br />

• Besprechen, wo das neue Kind sitzt<br />

• Abklären, ob jemand die Sprache <strong>des</strong> neuen Kin<strong>des</strong> oder eine verwandte Sprache<br />

spricht<br />

• Gotte / Götti bestimmen<br />

• Willkommensplakat gestalten<br />

• Arbeitsmaterialien (Hefte u.Ä.) bereitstellen<br />

• Zweisprachiges Wörterbuch beschaffen<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 4 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

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4. Der erste Tag<br />

phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

Für die neue Schülerin, den neuen Schüler ist vieles ungewohnt, manches unverständlich,<br />

einiges vielleicht verwirrend. Deshalb gilt: nicht zuviel auf einmal!<br />

Wichtig ist, dass man dem neuen Kind Raum und Zeit gibt und den Unterricht so plant, dass es<br />

Gelegenheit hat, sich zu orientieren, die Klasse und die wichtigsten Orte der Umgebung kennen<br />

zu lernen – und sich möglichst schon als Teil der Klasse zu erleben (a).<br />

Mit einer ungewohnten fremden Sprache konfrontiert zu werden, ist anstrengend und ermüdend.<br />

Deshalb sollte die Lehrerin, der Lehrer in der direkten Kommunikation mit dem Kind<br />

langsam und deutlich sprechen und sich auf einige ausgewählte Wörter und Wendungen<br />

beschränken (vgl. Kapitel „Neue Schüler/innen ohne Deutschkenntnisse“ Seiten.B.4.1-7).<br />

Zudem erlauben vorbereitete einfache Arbeiten zur stillen Beschäftigung dem Kind, sich bei<br />

etwas Vertrautem zu erholen (b).<br />

Anregungen für den Unterricht<br />

• (a) Foto oder Selbstporträt im Schulzimmer<br />

• (b) Zum Beispiel Farben auf Deutsch, erster Wortschatz mit Bildern<br />

• Bei ungewohnten Namen sich vergewissern, dass man das Kind mit dem Vornamen anspricht,<br />

die korrekte Aussprache erfragen. (Ody., S. 99 f)<br />

• Das Wichtigste zeigen: WC, häufig gebrauchte Arbeitsmaterialien im Schulzimmer.<br />

• Morgenlied ergänzen mit der Grussformel in der Sprache der neuen Schülerin<br />

• Kennenlernspiele, (z.B. Sch. S. 147)<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 5 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

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5. Die folgenden Tage<br />

phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

Besonders neu zugezogene Kinder brauchen Strukturen, auf die sie sich verlassen können.<br />

Vorhersehbare Abläufe vermitteln Sicherheit. So können zum Beispiel zusätzlich zu den im<br />

Stundenplan vorgegebenen Fixpunkten regelmässig „Begegnungsviertelstunden“ durchgeführt<br />

werden, mit dem Ziel, gemeinsam etwas zu tun, um einander näher (a) beziehungsweise<br />

von einer andern Seite (b) kennen zu lernen.<br />

Jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit, seinen persönlichen Rhythmus. Das muss<br />

die Lehrerin, der Lehrer berücksichtigen – besonders bei Kindern, die aus einer andern<br />

(Schul)kultur kommen und die sich noch nicht verbal wehren können, wenn etwas nicht ihrem<br />

Tempo entspricht.<br />

So wollen manche Kinder bereits in den ersten Tagen möglichst schnell möglichst viel Neues<br />

lernen, andere dagegen brauchen vor allem Zeit, um anzukommen.<br />

Manche übernehmen hiesige Normen und Verhaltensweisen sofort, anderen sind sie so<br />

fremd, dass sie alles zuerst von aussen betrachten müssen, um sich daran zu gewöhnen. (c)<br />

Manche beteiligen sich schon am ersten Tag und bringen sich gern ein, bei anderen dauert<br />

es längere Zeit, bis sie sprechen oder etwas von sich (etwa einen Ausdruck in ihrer Erstsprache)<br />

mitteilen.<br />

Anregungen für den Unterricht<br />

• (a) Die Schülerin, den Schüler weiterhin im Schulzimmer /-haus sichtbar machen, indem<br />

allfällige Plakate, Kalender u.Ä. mit der neuen Sprache, den neuen Daten versehen werden;<br />

dies kann mit Kennenlernspielen verbunden werden<br />

• (b) Kommunikationsformen ausprobieren, entwickeln und pflegen, bei denen Sprache<br />

keine Rolle spielt (Musik-, Bewegungsimprovisation)<br />

• (c) Regeln besprechen und mit der Klasse bestimmen, welche immer und für alle gelten<br />

und welche (warum) nicht in jedem Fall für alle gelten<br />

• Der Schülerin, dem Schüler Arbeit im gleichen Fach wie der übrigen Klasse geben, aber<br />

dem Sprachverständnis angepasste Aufgaben (also nicht Mathematik, wenn M+U auf<br />

dem Stundenplan steht)<br />

• Die DaZ-Stunden nicht zur gleichen Zeit wie Musik, Turnen, Werken ansetzen<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 6 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

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6. Ausblick<br />

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Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

Interkultureller Unterricht, die bewusste Auseinandersetzung mit Heterogenität und Migration<br />

ist nicht nur wichtig für die Zusammenarbeit in einer Schulklasse, sondern auch im Hinblick auf<br />

das spätere Leben der einzelnen (Schweizer) Schülerinnen und Schüler. Denn obwohl die<br />

Schweiz kein eigentliches Einwanderungsland ist *, werden immer Einwanderer und Einwanderinnen<br />

zu uns kommen. Je offener, je angstfreier und unverkrampfter die künftige Generation<br />

reagiert, <strong>des</strong>to eher wird Mitbestimmung der MigrantInnen möglich - und <strong>des</strong>to einfacher<br />

wird ihre Integration:<br />

„In einem neuen Land muss ich neue Dinge lernen, von denen ich noch nicht weiss, ob sie für<br />

mich als Orientierungs- und Handlungsbasis funktionieren. Das macht Angst. Das beste Mittel<br />

gegen diese Angst ist, Bedingungen zu schaffen, unter denen sich die Zugewanderten so<br />

sicher wie möglich fühlen. Wenn ich im fremden Land gleichberechtigt bin und man sich interessiert<br />

für das, was ich mitbringe, dann interessiere ich mich auch für das, was ich am neuen<br />

Ort antreffe. Werde ich hingegen in Unsicherheit gehalten, bekomme ich keine Arbeit und<br />

keinen gesicherten Aufenthaltsstatus, ziehe ich mich eher zurück in eine Gruppe, wo ich meine<br />

alten Handlungsweisen beibehalten kann.“ **<br />

* “Wird dem Zuzug von ausländischen Personen ein positiver Stellenwert beigemessen, spricht<br />

man von einem Einwanderungsstaat. Das trifft auf die Schweiz nicht zu. Bei uns findet zwar<br />

auch Einwanderung statt; sie wird aber eher als Bedrohung empfunden.“ (Walter Schmid,<br />

Vizepräsident der Eidgenössischen Ausländerkommission in der NZZ vom 2./3.11. 2002, S. 15)<br />

** Nora Räthzel, Soziologin an der Universität von Umea (Schweden) mit den Forschungsgebieten<br />

Rassismus / Nationalstaat, Jugend und Migration, im Tages-Anzeiger vom 13.11.2003,<br />

S.55<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 7 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

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Anmerkungen<br />

(1) Meyers Lexikon<br />

(2) Hartmut Esser<br />

phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004<br />

Projekt- und Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />

Beide zitiert nach: Begriffe ABC NDK Migration und Schulerfolg (2002)<br />

Literatur<br />

AutorInnenteam (1998): Odyssea. Ansätze einer Interkulturellen <strong>Pädagogik</strong>. Zürich, Lehrmittelverlag<br />

<strong>des</strong> Kantons Zürich.<br />

AutorInnenteam (2002): Begriffe ABC NDK Migration und Schulerfolg, Pädagogische Hochschule<br />

Zürich<br />

Gudrun Jakubeit/Karl Schattenhofer: Fremdheitskompetenz. In: neue praxis, 5/96<br />

Basil Schader (2000): Sprachenvielfalt als Chance. Handbuch für den Unterricht in mehrsprachigen<br />

Klassen. Hintergründe und 95 Unterrichtsvorschläge für Kindergarten bis Sekundarstufe<br />

I. Zürich, Orell Füssli.<br />

Neue Zürcher Zeitung, 2./3.11.2002<br />

Tages-Anzeiger, 13.11.2003<br />

15.12.2003 B.3. Seite - 8 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />

<strong>Pädagogik</strong> <strong>des</strong> <strong>Ankommens</strong> rf

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