phzh NDK Migration und Schulerfolg 2002-2004 - ankommen.info
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<strong>phzh</strong> <strong>NDK</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> <strong>Schulerfolg</strong> <strong>2002</strong>-<strong>2004</strong><br />
Projekt- <strong>und</strong> Lerngruppe "<strong>ankommen</strong>"<br />
Bei Kindern, welche die alltägliche Kommunikation in der Zweitsprache gut<br />
beherrschen, ist es möglich, CALP direkt über die Zweitsprache zu vermitteln.<br />
Einmal erworben, sollten sie – bei schulischer Förderung der Erstsprache – auf<br />
die Erstsprache transferierbar sein.<br />
Aus diesen Überlegungen heraus ist somit die Schlussfolgerung zu ziehen, dass<br />
für (v. a. neuzugezogene) Kinder mit ungenügender Zweitsprachbeherrschung<br />
erstsprachlicher Unterricht für den schulischen Erfolg unabdingbar ist, da nur<br />
über die Erstsprache die kognitiv-schulbezogenen Fähigkeiten, die untrennbar<br />
mit dem <strong>Schulerfolg</strong> verknüpft sind, erworben werden können.<br />
Bei Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> stellt sich oft das Problem,<br />
dass sich „Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen in ihrem Urteil über die in der Zweitsprache<br />
entwickelten Fähigkeiten häufig durch die gute mündliche Kommunikationsfähigkeit<br />
ihrer Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen täuschen (lassen) <strong>und</strong> (...) bei der<br />
Vermittlung des Lernstoffes nicht ausreichend (berücksichtigen), dass sie<br />
(auch) Zweitsprachlerner unterrichten“ (Siebert-Ott 2001, S. 34). Kinder lernen<br />
die alltägliche Umgangssprache ausserordentlich schnell, was aber nicht bedeutet,<br />
dass auch das Erlernen der kognitiv-schulbezogenen Sprache auf diesem<br />
Wege <strong>und</strong> quasi automatisch erfolgt. Hier würde der Wissenserwerb durch<br />
erstsprachlichen Unterricht zwei Funktionen erfüllen: Erstens würde er den<br />
Schulstoff, der in der Zweitsprache vermittelt wird, verstehbar machen <strong>und</strong><br />
zweitens würde er die kontinuierliche kognitive Förderung von Migrantenkindern<br />
garantieren.<br />
Diese Überlegungen deuten darauf hin, dass für das Erlernen einer Zweitsprache<br />
der Entwicklungsstand der Erstsprache von Bedeutung ist, <strong>und</strong> genau diesen<br />
Aspekt greift die Schwellenhypothese auf.<br />
2.2.2. Die Schwellenhypothese<br />
Die Schwellenhypothese beruht auf einer empirischen Studie der UNESCO über<br />
den Bilingualismus von finnischen Migrantenkindern in Schweden aus dem Jahre<br />
1977. Dabei stellte sich heraus, dass die Gefahr des „Semilingualismus“, also<br />
der ungenügenden Beherrschung beider Sprachen, am grössten war, wenn<br />
die Kinder bei Schulbeginn eingewandert waren. Die vor Schulbeginn eingewanderten<br />
oder in Schweden geborenen Kinder befanden sich in einer besseren<br />
Position, obwohl ihre Sprachentwicklung wegen ihren bescheidenen<br />
Kenntnissen in der Muttersprache verzögert war. Am besten waren jedoch die<br />
Voraussetzungen für diejenigen Schüler im Alter von etwa 12 Jahren, welche<br />
ihre Fähigkeiten in der Erstsprache bereits bis zum abstrakten Niveau entwickelt<br />
hatten. Damit wird angedeutet, dass in der Sprachentwicklung verschiedene<br />
Stufen zu durchlaufen sind.<br />
Ein kritischer Punkt ist demzufolge dann erreicht, wenn in der Erstsprache zwar<br />
gr<strong>und</strong>legende Kommunikationsfertigkeiten (BICS) erworben wurden, aber<br />
noch keine kognitiv-schulbezogenen (CALP). Im Falle einer Emigration zu diesem<br />
Zeitpunkt, oder allgemeiner formuliert, im Falle der Notwendigkeit des Erlernens<br />
einer Zweitsprache, muss diese zeitgleich mit den kognitivschulbezogenen<br />
Fähigkeiten erworben werden, was rasch zu Überforderung<br />
<strong>und</strong> „relativ schweren Beeinträchtigungen der Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache <strong>und</strong> einem<br />
niedrigen schulischen Erfolg allgemein“(Müller 1995a, S. 169) führen kann.<br />
Eine erste Schwelle hingegen ist erreicht, wenn in der Erstsprache nicht nur die<br />
12.01.<strong>2004</strong> B.2. Seite - 6 - www.<strong>ankommen</strong>.<strong>info</strong><br />
Zweitspracherwerb re