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Einführung in die elektrische Antriebstechnik

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ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 1<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong> <strong>Antriebstechnik</strong><br />

1 Elektrische Antriebssysteme<br />

Elektrische Antriebe begegnen uns heute <strong>in</strong> vielfältiger Form. Kle<strong>in</strong>ste Leistungen im Mikrowatt-Bereich<br />

(Armbanduhr) bis h<strong>in</strong> zum Megawatt-Bereich (Lokomotive, Walzwerk) s<strong>in</strong>d<br />

nicht ungewöhnlich. Auch <strong>die</strong> „Qualität“ der Antriebsaufgabe umfasst e<strong>in</strong>en großen Bereich<br />

vom e<strong>in</strong>fachen Spielzeugantrieb bis zur anspruchsvollen Lageregelung <strong>in</strong> der Werkzeugmasch<strong>in</strong>e.<br />

Von <strong>die</strong>ser breiten Palette von Anwendungen behandeln wir schwerpunktmäßig den Bereich<br />

der „<strong>in</strong>dustriellen“ <strong>Antriebstechnik</strong>.<br />

Wir betrachten e<strong>in</strong> typisches <strong>elektrische</strong>s Antriebssystem:<br />

Netz<br />

ON/OFF<br />

Bild 1 Typische Struktur e<strong>in</strong>es Antriebssystems<br />

Im oberen Teil von Bild 1 ist <strong>die</strong> Leistungsebene dargestellt: Es wird Energie vom Netz zur<br />

„Arbeitsmasch<strong>in</strong>e“ transportiert (oder umgekehrt). Der untere Teil der Abbildung zeigt <strong>die</strong><br />

zugehörige Signalverarbeitung: Hier fließt (im Wesentlichen) ke<strong>in</strong>e Energie sondern Information<br />

(Signale).<br />

Leistungsebene:<br />

Die <strong>elektrische</strong> Energie kommt z.B. aus dem Netz (oder wird <strong>in</strong> das Netz zurückgespeist).<br />

Statt e<strong>in</strong>em Netz kann auch e<strong>in</strong>e Batterie vorhanden se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> elektronisches Leistungsstellglied<br />

(SR = Stromrichter) verb<strong>in</strong>det das Netz mit der <strong>elektrische</strong>n Masch<strong>in</strong>e M. Auf der mechanischen<br />

Seite ist <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong> Masch<strong>in</strong>e (eventuell über e<strong>in</strong> Getriebe) mit der Arbeitsmasch<strong>in</strong>e<br />

AM verbunden.<br />

Signalverarbeitung:<br />

SR M Getriebe AM<br />

IIST<br />

Stromregelung<br />

ISOLL<br />

Motorregelung<br />

NIST, XIST<br />

MSOLL<br />

Prozessregelung<br />

Prozessgrößen:<br />

e.g. Lage, Druck,...<br />

Den e<strong>in</strong>zelnen Teilen der Leistungsebene s<strong>in</strong>d Funktionen der Signalverarbeitung zugeordnet.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en ist e<strong>in</strong>e Stromregelung vorhanden, <strong>die</strong> E<strong>in</strong>schaltsignale an <strong>die</strong> Leistungselektronik<br />

liefert (Zündimpulse bei Thyristoren bzw. PWM-Signale bei Transistoren). Die<br />

Stromregelung prägt Ströme <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zuleitungen des Motors e<strong>in</strong>.<br />

Bei digitaler Realisierung der Stromregelung s<strong>in</strong>d Abtastraten zwischen 25 µs (digitaler Drehstromantrieb)<br />

und 3ms (netzgeführter Stromrichter) üblich.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 2<br />

Die Motorregelung liefert den/<strong>die</strong> Stromsollwert(e) an <strong>die</strong> Stromregelung, damit <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong><br />

Masch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> bestimmtes Moment erzeugt. Oft werden dazu mechanische Größen erfasst<br />

(Drehzahl, Lage). Diese mechanischen Größen stehen natürlich auch der übergeordneten Prozessregelung<br />

zur Verfügung (<strong>in</strong> Bild 1 nicht dargestellt).<br />

Bei digitaler Realisierung der Motorregelung s<strong>in</strong>d Abtastraten zwischen 250 µs und 5 ms üblich.<br />

Die Prozessregelung schließlich ist dafür verantwortlich, dass <strong>die</strong> Regelaufgabe des Antriebs<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Prozesses, an dem oft viele Antriebe beteiligt s<strong>in</strong>d, erfüllt wird. Dazu erfasst sie<br />

<strong>die</strong> notwendigen Prozessgrößen und bildet daraus z.B. den Momentensollwert für <strong>die</strong> Motorregelung.<br />

Bei digitaler Realisierung der Prozessregelung s<strong>in</strong>d Abtastraten zwischen 250 µs (anspruchsvolle<br />

Lageregelung) und 5 ms (Drehzahlregelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Walzwerk) üblich, für langsame<br />

Prozessgrößen kann <strong>die</strong> Abtastrate noch weit langsamer se<strong>in</strong>.<br />

Die grobe Darstellung der Signalverarbeitung <strong>in</strong> Bild 1 läßt regelungstechnisch das Pr<strong>in</strong>zip<br />

der Kaskadenregelung erahnen: Schnelle Regelkreise (e.g. Stromregelung) s<strong>in</strong>d den übergeordneten<br />

Regelkreisen (e.g. Drehzahlregelung) unterlagert. Das Pr<strong>in</strong>zip der Kaskadenregelung<br />

ist <strong>in</strong> der <strong>Antriebstechnik</strong> weit verbreitet und hat sich allgeme<strong>in</strong> bewährt.<br />

Die Prozessregelung ist meist verteilt ausgeführt, d.h. jedem Antrieb ist e<strong>in</strong> Teil der Prozessregelung<br />

(z.B. <strong>die</strong> Drehzahlregelung) zugeordnet und e<strong>in</strong>e übergeordnete „Leittechnik“ gibt<br />

<strong>die</strong> Sollwerte für <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Antriebe vor. In modernen Anlagen kommuniziert <strong>die</strong> Leittechnik<br />

mit den dezentralen Teilen der Signalverarbeitung digital über e<strong>in</strong>en Feldbus.<br />

Welche Funktionen zentral und welche dezentral erledigt werden hängt vom Automatisierungskonzept<br />

ab. Oft (klassisch) ist der Drehzahlsollwert <strong>die</strong> Schnittstelle zum dezentralen<br />

Teil, bei e<strong>in</strong>igen neuen Konzepten bef<strong>in</strong>det sich aber z.B. e<strong>in</strong>e Lageregelung im Antrieb, so<br />

dass <strong>die</strong> übergeordnete Steuerung Lagesollwerte vorgeben kann.<br />

2 Geregelte und ungeregelte Antriebe<br />

In Bild 1 ist e<strong>in</strong> geregelter Antrieb dargestellt. Die <strong>elektrische</strong> Masch<strong>in</strong>e wird über e<strong>in</strong> Leistungsstellglied<br />

betrieben und e<strong>in</strong>e Regelung sorgt dafür, dass gewünschte Prozessgrößen e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl von Antrieben wird aber ungeregelt betrieben: Das Leistungsstellglied und natürlich<br />

auch <strong>die</strong> Regelung entfällt; der Motor, z. B. e<strong>in</strong>e Asynchronmasch<strong>in</strong>e, wird direkt am<br />

Netz betrieben. E<strong>in</strong> Antrieb kann drehzahlveränderlich und dennoch ungeregelt betrieben<br />

werden. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn e<strong>in</strong> Frequenzumrichter zwar e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stellbare Frequenz<br />

und Spannung liefert, <strong>die</strong> Drehzahl des Antriebs aber nicht erfasst wird. Dann ist das<br />

Kriterium e<strong>in</strong>er Regelung nicht erfüllt.<br />

Auch viele kle<strong>in</strong>e Gleichstrommasch<strong>in</strong>en werden ohne Regelung direkt an e<strong>in</strong>er Batterie betrieben.<br />

Beispiele f<strong>in</strong>den wir u.a. im Kfz (Anlasser, Scheibenwischermotor, Lüftung, Antriebe<br />

für Fensterheber etc.) Auch große Antriebe wurden früher ohne Leistungselektronik betrieben,


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 3<br />

z.B. <strong>in</strong> Lokomotiven und Straßenbahnen mit „Schaltwerk“. Dann s<strong>in</strong>d meist besondere E<strong>in</strong>richtungen<br />

zum „Anlassen“ und zum Stellen notwendig (Vorwiderstände etc.).<br />

Bei größeren Antrieben oder wenn <strong>die</strong> Antriebsaufgabe anspruchsvoll ist, oder auch wenn<br />

nicht immer <strong>die</strong> maximale Antriebsleistung benötigt wird, werden heute meist geregelte oder<br />

drehzahlveränderliche Antriebe verwendet.<br />

Die dazu erforderliche Leistungselektronik und <strong>die</strong> zugehörige Signalverarbeitung ist dazu<br />

meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gerät zusammengefasst. Solche Geräte werden z. B. als „Antriebsregelgerät“<br />

bezeichnet, manchmal nennt man sie auch (je nach Anwendungsgebiet) „Stromrichter“,<br />

„Wechselrichter“ oder „Verstärker“ und me<strong>in</strong>t damit das komplette Gerät und nicht nur den<br />

Leistungsteil.<br />

Die EMV-Produktnorm EN 61800-3 verwendet <strong>die</strong> Begriffe Basic Drive Module (BDM) für<br />

das Antriebsregelgerät, Complete Drive Module (CDM) für das BDM e<strong>in</strong>schließlich<br />

Hilfse<strong>in</strong>richtungen (Drosseln, Schütze, Trafos) und Power Drive System (PDS) für den gesamten<br />

Antrieb e<strong>in</strong>schließlich Motor, Sensoren und Verkabelung.<br />

3 Antriebsregelgeräte<br />

In Bild 2 s<strong>in</strong>d am Beispiel e<strong>in</strong>es Gleichstromantriebs mit netzgeführtem Stromrichter typische<br />

Bestandteile e<strong>in</strong>es solchen Antriebsregelgerätes dargestellt. Der Anker der Gleichstrommasch<strong>in</strong>e<br />

wird über e<strong>in</strong>en 6-pulsigen Umkehrstromrichter <strong>in</strong> Drehstrombrückenschaltung betrieben.<br />

Die dargestellten Kommutierungsdrosseln, das Netzschütz und <strong>die</strong> Sicherungen s<strong>in</strong>d dabei<br />

<strong>in</strong> der Regel nicht Bestandteil des Antriebsregelgerätes. Das Feld wird von e<strong>in</strong>er halbgesteuerten<br />

2-pulsigen Brückenschaltung versorgt. Die eigentliche Signalverarbeitung wird<br />

heute meist von e<strong>in</strong>em oder mehreren Mikrocontrollern ausgeführt.<br />

3.1 Leistungsteil-Interface<br />

Zwischen Signalverarbeitung und Leistungsteil ist e<strong>in</strong> Interface geschaltet, das Messgrößen<br />

aus dem Leistungsteil aufbereitet (z. B. Netzspannung UN, Ankerspannung UA, Ankerstrom<br />

IA, Feldstrom IF etc. und andererseits Zündimpulse an <strong>die</strong> Thyristoren liefert und <strong>die</strong> Schütze<br />

für Ankerstromrichter und Feldstromrichter ansteuert.<br />

Die Signalverarbeitung tauscht mit dem Interface B<strong>in</strong>ärsignale mit 5-Volt-Pegel und „saubere“<br />

Analogsignale aus. Das Interface sorgt gegebenenfalls für Potenzialtrennung und Leistungsverstärkung<br />

(Zündimpulse, Ansteuerung Schütze).<br />

3.2 Netzteil<br />

E<strong>in</strong> Antriebsregelgerät benötigt e<strong>in</strong>e Hilfsenergieversorgung oder Netzteil, das <strong>die</strong> Versorgungsspannungen<br />

für Signalverarbeitung und Interfaces liefert. Meist s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s 5 Volt für <strong>die</strong><br />

Digitaltechnik (Mikrocontroller und se<strong>in</strong>e Peripherie), ±15 Volt für <strong>die</strong> Analogtechnik und 24<br />

Volt für B<strong>in</strong>ärsignale und Zündimpulse. In Bild 2 wird das Netzgerät vom gleichen Netz versorgt<br />

, an dem auch der Leistungsteil hängt, aber <strong>die</strong> Versorgung bleibt auch dann bestehen,<br />

wenn z.B. e<strong>in</strong>e der Sicherungen <strong>in</strong> den Zuleitungen zum Leistungsteil fällt. Das Netzgerät<br />

muss auch vor dem Hauptschütz angeschlossen se<strong>in</strong>, wenn das Antriebsregelgerät selbst se<strong>in</strong>


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 4<br />

L1, L2, L3<br />

L1, L2, L3, N<br />

NETZTEIL<br />

KONVENTIONELLE<br />

SCHNITTSTELLE<br />

FELDSTROMRICHTER<br />

UN, UA,, IA, IF ZÜNDIMPULSE<br />

INTERFACE<br />

Bild 2 Typische Bestandteile e<strong>in</strong>es Antriebsregelgerätes<br />

ANKER-<br />

STROM-<br />

RICHTER<br />

5V-SIGNALE, ANALOGSIGNALE<br />

SIGNALVERARBEITUNG (MIKROCOMPUTER)<br />

FELDBUS-<br />

SCHNITT-<br />

STELLE<br />

LOKALE<br />

BEDIENUNG<br />

TACHO<br />

PC-<br />

SCHNITT-<br />

STELLE


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 5<br />

Hauptschütz be<strong>die</strong>nen soll. Auf jeden Fall ist es wünschenswert, wenn <strong>die</strong> Hilfsenergieversorgung<br />

auch dann aufrecht erhalten bleibt, wenn der Antrieb <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er Störung abschaltet.<br />

Nur so kann <strong>die</strong> Kommunikation mit dem Leitsystem aufrecht erhalten bleiben.<br />

Es gibt auch Konzepte das Netzteil nicht, wie <strong>in</strong> Bild 2 mit 230V Wechselspannung zu versorgen,<br />

sondern mit 24V Gleichspannung. Dies ist zum Teil bei den Antriebsregelgeräten <strong>in</strong><br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>en üblich. Insbesondere, wenn man auch <strong>die</strong> Steuerung mit 24V Gleichspannung<br />

versorgt, ist es so viel leichter möglich, bei Bedarf <strong>die</strong> gesamte Signalverarbeitung<br />

bei Netzspannungsausfall am Leben zu erhalten.<br />

Bei über Wechselrichter betriebenen Drehstromantrieben („Frequenzumrichter“) gibt es meist<br />

e<strong>in</strong>en Gleichspannungszwischenkreis, der außerdem über Kondensatoren gepuffert ist.<br />

Manchmal wird das Netzteil dann über <strong>die</strong>sen Zwischenkreis versorgt. Bei e<strong>in</strong>em Netzspannungsausfall<br />

kann dann wenigstens noch für <strong>die</strong> Zeit, <strong>in</strong> der noch Energie im Zwischenkreis<br />

ist, <strong>die</strong> Hilfsenergieversorgung aufrecht erhalten werden.<br />

Obwohl also das Netzteil im allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong> führt, ist das richtige Konzept<br />

doch wichtig für das Gesamtsystem.<br />

3.3 Konventionelle Schnittstelle<br />

Auf der „Anwenderseite“ hat das Antriebsregelgerät meist e<strong>in</strong>e konventionelle Schnittstelle<br />

(B<strong>in</strong>är I/O, meist <strong>in</strong> 24V-Technik, analoge Sollwerte<strong>in</strong>gänge, eventuell auch Analogausgänge).<br />

Bei e<strong>in</strong>er typischen konventionellen Schnittstelle bekommt der Antrieb e<strong>in</strong>en analogen<br />

Drehzahlsollwert (meist ±10V) und e<strong>in</strong>ige b<strong>in</strong>äre Signale wie z.B. „EIN/AUS“,<br />

„START/STOPP“ etc. Der Antrieb liefert b<strong>in</strong>äre Status<strong>in</strong>formation z.B. „BEREIT“, „STÖ-<br />

RUNG“ etc. an <strong>die</strong> Steuerung.<br />

Darüberh<strong>in</strong>aus wird <strong>die</strong> konventionelle Schnittstelle auch zur E<strong>in</strong>/Ausgabe von Prozesssignalen<br />

benötigt. Beispiele s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>ärausgang zum Ansteuern e<strong>in</strong>er mechanischen Bremse,<br />

B<strong>in</strong>äre<strong>in</strong>gänge zum Abfragen von Endschaltern, (eventuell spezielle) Analoge<strong>in</strong>gänge zum<br />

Erfassen von Temperaturen etc.<br />

3.4 Feldbusschnittstelle<br />

Moderne Antriebsregelgeräte s<strong>in</strong>d (meist optionell) mit e<strong>in</strong>er Feldbusschnittstelle ausgestattet.<br />

Dann bekommt das Antriebsregelgerät se<strong>in</strong>e Sollwerte und Steuerbefehle (E<strong>in</strong>/Aus etc.)<br />

über serielle Telegramme vom übergeordneten Leitsystem (Steuerung) und liefert umgekehrt<br />

auch auf <strong>die</strong>sem Wege Istwerte und Status<strong>in</strong>formation an das Leitsystem zurück. Eventuell<br />

können über <strong>die</strong> Feldbusschnittstelle <strong>die</strong> Antriebsregelgeräte auch untere<strong>in</strong>ander Information<br />

austauschen. Ob <strong>die</strong>s möglich ist, hängt von der Art des Feldbussystems ab. Die Feldbusschnittstelle<br />

macht <strong>die</strong> konventionelle Schnittstelle, soweit sie nicht für Prozesssignale benötigt<br />

wird, überflüssig. Sie spart nicht nur Verkabelungsaufwand, sondern ermöglicht z.B. auch<br />

noch nachträgliche Änderungen im Signalaustausch, ohne dass <strong>die</strong> Verkabelung geändert<br />

werden muss. Ohne Mehraufwand kann zusätzliche Information übertragen werden. So ist<br />

meist e<strong>in</strong> Verstellen von Parametern möglich und es kann detaillierte Diagnose<strong>in</strong>formation an<br />

<strong>die</strong> Leitebene geliefert werden. Schließlich können Soll- und Istwerte mit höherer Auflösung<br />

übertragen werden, als <strong>die</strong>s über <strong>die</strong> konventionelle Schnittstelle praktikabel wäre.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 6<br />

Es gibt firmenspezifische Feldbusse, über <strong>die</strong> allerd<strong>in</strong>gs nur Geräte e<strong>in</strong>es Herstellers (Steuerungen<br />

und Antriebe) kommunizieren können. Solche Systeme f<strong>in</strong>det man vorwiegend im<br />

Anlagenbereich. Große Hersteller, <strong>die</strong> z.B. ganze Walzwerke elektrisch ausrüsten, haben<br />

meist solche Systeme entwickelt. In <strong>die</strong>se Systeme ist das „Know-how“ von vielen Anwendungen<br />

e<strong>in</strong>geflossen, so dass <strong>die</strong> Anforderungen optimal erfüllt werden. Bei solchen großen<br />

Anwendungen ist heute <strong>die</strong> digitale Signalübertragung zwischen Steuerungen und Antrieben<br />

über Feldbusse bereits weit verbreitet.<br />

Daneben gew<strong>in</strong>nen offene Feldbusse immer mehr an Bedeutung. „Offen“ bedeutet hier, dass<br />

Komponenten verschiedener Hersteller zusammengeschaltet werden können. Manche <strong>die</strong>ser<br />

offenen Systeme s<strong>in</strong>d ursprünglich als firmenspezifische Lösungen entstanden, andere wurden<br />

von vornhere<strong>in</strong> als offene Feldbusse spezifiziert und dann meist auch genormt. Die meisten<br />

offenen Feldbusse wurden nicht speziell für <strong>die</strong> <strong>Antriebstechnik</strong> entwickelt, da aber <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong><br />

<strong>Antriebstechnik</strong> <strong>in</strong> der Prozessautomatisierung e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt, wurden deren<br />

Bedürfnisse mehr oder weniger berücksichtigt. Beispiele für Feldbusse s<strong>in</strong>d (alphabetisch,<br />

ohne Bewertung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit):<br />

- CAN<br />

CANopen<br />

DeviceNet (Allen Bradley)<br />

SDS (Smart Distributed Systems, Honeywell)<br />

- Interbus-S<br />

- Modbus<br />

- Profibus<br />

- Sercos Interface<br />

Welcher Feldbus zum E<strong>in</strong>satz kommt, hängt nicht nur von se<strong>in</strong>en jeweiligen technischen<br />

Eigenschaften ab, sondern von der Verfügbarkeit von Komponenten für e<strong>in</strong><br />

bestimmtes System. Oft wird der Kunde e<strong>in</strong>en bestimmten Feldbus vorschreiben, so<br />

dass Antriebshersteller meist gezwungen s<strong>in</strong>d, mehrere verschiedene Feldbusse zu<br />

unterstützen.<br />

3.5 Signalverarbeitung<br />

In Bild 2 ist unterstellt, dass <strong>die</strong> Signalverarbeitung mit e<strong>in</strong>em Mikrocontroller erfolgt. Dies<br />

muss nicht immer so se<strong>in</strong>; Antriebsregelgeräte gab es auch schon vor der Erf<strong>in</strong>dung des Mikroprozessors<br />

und es gibt auch heute noch Antriebe, <strong>die</strong> ausschließlich mit analoger Signalverarbeitung<br />

auskommen. Auch s<strong>in</strong>d Antriebsregelgeräte mit re<strong>in</strong> analoger Signalverarbeitung<br />

<strong>in</strong> ihren Regeleigenschaften ke<strong>in</strong>eswegs schlechter als Digitalgeräte. Viele netzgeführte<br />

Stromrichter mit digitaler Signalverarbeitung führen <strong>die</strong> Stromregelung im Takt der Zündimpulse,<br />

bei e<strong>in</strong>em 50Hz-Netz also im Mittel nur alle 3,3ms aus. Bei analoger Signalverarbeitung<br />

wird der Stromregler im Pr<strong>in</strong>zip beliebig schnell bearbeitet, wobei allerd<strong>in</strong>gs auch hier<br />

durch <strong>die</strong> abtastende Arbeitsweise des Stellgliedes (netzgeführter Stromrichter) der Nutzen<br />

<strong>die</strong>ser beliebig schnellen Bearbeitung beschränkt bleibt. Trotzdem kostet es schon e<strong>in</strong>ige Mühe<br />

hier bei digitaler Signalverarbeitung etwa <strong>die</strong> Regelqualität e<strong>in</strong>es guten Analoggerätes zu<br />

erreichen.<br />

Der Nutzen der Digitaltechnik für <strong>die</strong> Regelungstechnik zeigt sich dann, wenn komplexe Regelalgorithmen<br />

zu erledigen s<strong>in</strong>d, wie <strong>die</strong>s z.B. bei der feldorientierten Regelung der Asynchronmasch<strong>in</strong>e<br />

der Fall ist.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 7<br />

Digitale Signalverarbeitung unterscheidet sich von analoger Signalverarbeitung aber vor allem<br />

<strong>in</strong> der Handhabung. Bei analoger Signalverarbeitung erfolgt <strong>die</strong> Inbetriebnahme (Anpassung<br />

an Motor und Arbeitsmasch<strong>in</strong>e) z.B. durch E<strong>in</strong>stellen von Potentiometern und E<strong>in</strong>löten von<br />

Widerständen und Kondensatoren, deren Werte zuvor typischerweise mit Hilfe von „Inbetriebnahme-Kästchen“,<br />

Widerstandsdekaden etc. ermittelt wurden. Dies kl<strong>in</strong>gt zunächst<br />

schlimmer als es ist: Man muss auch bedenken, dass es viele Serienanwendungen gibt, bei<br />

denen <strong>die</strong> Ermittlung <strong>die</strong>ser Werte nur e<strong>in</strong>mal bei der Erst<strong>in</strong>betriebnahme erfolgen muss, für<br />

alle weiteren Anwendungen müssen <strong>die</strong>se Werte nur übernommen werden. Dabei ist es vorteilhaft,<br />

wenn alle Potentiometer und anzupassenden Bauelemente auf e<strong>in</strong>er eigenen, möglichst<br />

steckbaren Leiterplatte, e<strong>in</strong>em sogenannten „Motorpr<strong>in</strong>t“ untergebracht s<strong>in</strong>d. Dies löst<br />

übrigens auch das wichtige Serviceproblem: Geht e<strong>in</strong> Antriebsregelgerät defekt und muss<br />

ausgetauscht werden, so braucht man nur das Motorpr<strong>in</strong>t und damit alle E<strong>in</strong>stellungen des<br />

defekten Gerätes <strong>in</strong> das neue Gerät zu übernehmen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Digitalgerät werden <strong>die</strong> E<strong>in</strong>stellungen (Parameter) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nichtflüchtigen Speicher<br />

abgelegt. Dies kann e<strong>in</strong> EEPROM, e<strong>in</strong> FLASH-PROM oder (seltener) e<strong>in</strong> batteriegepuffertes<br />

RAM se<strong>in</strong>. Dazu muss der Anwender oder Inbetriebnehmer e<strong>in</strong>e Möglichkeit haben,<br />

<strong>die</strong>sen Parameterspeicher zu beschreiben. Dies kann über e<strong>in</strong>e lokale Be<strong>die</strong>nung erfolgen, <strong>die</strong><br />

typischerweise aus e<strong>in</strong>er LED- oder LCD-Anzeige und e<strong>in</strong>igen wenigen Tasten besteht. Diese<br />

lokale Be<strong>die</strong>nung kann fest <strong>in</strong> das Gerät e<strong>in</strong>gebaut se<strong>in</strong> oder als separate (weglassbare) E<strong>in</strong>heit<br />

zur Verfügung stehen. E<strong>in</strong>e Alternative besteht dar<strong>in</strong>, den Antrieb mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />

Schnittstelle zu versehen (z.B. RS232), über <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Personalcomputer (PC), vorzugsweise e<strong>in</strong><br />

Laptop, angeschlossen werden kann. Hiermit ist nicht nur e<strong>in</strong>e komfortablere Be<strong>die</strong>nung über<br />

e<strong>in</strong> geeignetes Inbetriebnahme- und Diagnoseprogramm möglich; nach erfolgter Inbetriebnahme<br />

können <strong>die</strong> Parameter auf Datenträger (e.g. Diskette) gesichert werden und bei Bedarf<br />

<strong>in</strong> weitere Antriebe geladen werden. Dem bereits beim Analogantrieb angesprochenen Serviceproblem<br />

muss beim Digitalantrieb noch viel größere Beachtung geschenkt werden: Geht<br />

e<strong>in</strong> Digitalgerät defekt und es wurde versäumt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gestellten Parameter <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />

Form zu sichern (auf Datenträger oder Papier, notfalls durch Aufschreiben), so ist e<strong>in</strong> Gerätetausch<br />

problematisch. Dies gilt um so mehr, als e<strong>in</strong> Digitalgerät meist sehr viele Parameter<br />

(z.B. 100) hat.<br />

E<strong>in</strong> Digitalantrieb kann über <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Anwenderprogrammierung verfügen.<br />

Die Firmware (so nennt man <strong>die</strong> im Antrieb „fest“ abgelegte Software) verfügt dann über<br />

sogenannte Funktionsblöcke. Das s<strong>in</strong>d Programmteile, <strong>die</strong> bestimmte Funktionen erfüllen,<br />

von e<strong>in</strong>fachen logischen Verknüpfungen bis h<strong>in</strong> zu Reglern oder noch komplexeren Bauste<strong>in</strong>en.<br />

Diese Funktionsblöcke können vom Anwender aktiviert werden und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />

der Funktionsblöcke können vom Anwender zu komplexen Applikationen verbunden<br />

werden. Liegt e<strong>in</strong>e solche Anwenderprogrammierung vor, so gelten für den Servicefall ähnliche<br />

Überlegungen, wie für <strong>die</strong> Parameter: Es muss dafür gesorgt werden, dass bei e<strong>in</strong>em notwendigen<br />

Gerätetausch das Anwenderprogramm für den neuen Antrieb zur Verfügung steht.<br />

Schließlich ist es bei e<strong>in</strong>em Digitalgerät möglich, dass verschiedene Firmwareversionen vorliegen.<br />

Dies ist, verglichen mit dem Analoggerät, wie e<strong>in</strong>e andere Hardware zu betrachten:<br />

Bei e<strong>in</strong>em Gerätetausch muss dafür gesorgt werden, dass das Ersatzgerät über <strong>die</strong> gleiche oder<br />

e<strong>in</strong>e aufwärtskompatible Firmware verfügt. Die Firmware ist meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (oder mehreren)<br />

EPROM oder FLASH-PROM abgelegt. Im Falle des FLASH-PROMs kann es möglich se<strong>in</strong>,<br />

über <strong>die</strong> PC-Schnittstelle e<strong>in</strong>e andere Firmware zu laden.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 8<br />

Die soeben diskutierte Problematik, wie sie im Servicefall bei e<strong>in</strong>em Digitalgerät entstehen<br />

kann, wird manchmal so gelöst, dass man den Parameterspeicher und eventuell auch den<br />

Firmwarespeicher <strong>in</strong> e<strong>in</strong> steckbares Speichermodul, vergleichbar dem „Motorpr<strong>in</strong>t“ beim<br />

Analogantrieb, e<strong>in</strong>baut. In der Regel ist dann e<strong>in</strong> Gerätetausch unproblematisch. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

muss man auch mit dem Fall rechnen, dass das Speichermodul selbst defekt geht oder <strong>die</strong><br />

Speicher ungewollt beschrieben werden. Für <strong>die</strong>sen Fall ist es trotzdem notwendig, dass zusätzlich<br />

auf andere Art E<strong>in</strong>stellparameter und gegebenenfalls Anwenderprogramme gesichert<br />

wurden.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Vorteil digitaler Signalverarbeitung besteht <strong>in</strong> den Möglichkeiten, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gebaute<br />

„Intelligenz“ des Rechners zu nutzen. So ist es üblich, dass Digitalgeräte über Prozeduren<br />

zur Ermittlung der Regelparameter verfügen („Selbste<strong>in</strong>stellung“).<br />

Mit dem Mikrocomputer können auch leicht Hilfsmittel zur Diagnose implementiert<br />

werden. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Software realisierter Transientenrecorder, der<br />

beim E<strong>in</strong>treffen von wählbaren Triggerbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>terne Werte im RAM ablegt.<br />

Der Zeitverlauf <strong>die</strong>ser Größen kann dann mit dem angeschlossenen Inbetriebnahme-<br />

PC angesehen werden. Ist <strong>die</strong> serielle Kommunikation zwischen Antrieb und Inbetriebnahme-PC<br />

schnell genug, so ist es sogar möglich, den Zeitverlauf „onl<strong>in</strong>e“ am<br />

PC darzustellen. In vielen Fällen wird man dann bei Inbetriebnahme und Fehlersuche<br />

auf Hilfsmittel wie herkömmliche Messgeräte und Oszilloskope verzichten können.<br />

4 Getriebe<br />

In Bild 1 ist zwischen Motor und Arbeitsmasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> Getriebe geschaltet. Es soll nun diskutiert<br />

werden wann und wozu <strong>die</strong>s notwendig ist. In Bild 3 ist <strong>die</strong>ses Detail noch e<strong>in</strong>mal dargestellt:<br />

M<br />

ω1 Getriebe<br />

ω2 AM<br />

M1 η<br />

M2 Bild 3 Getriebe zwischen Motor und Arbeitsmasch<strong>in</strong>e<br />

Das Getriebe hat hier <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Drehzahl n1 (bzw. <strong>die</strong> W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ω1 ) des<br />

Motors <strong>in</strong> <strong>die</strong> Drehzahl n2 (bzw. <strong>die</strong> W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ω2 ) umzusetzen. Zwischen<br />

Drehzahl n und W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ω besteht folgender Zusammenhang:<br />

ω = 2 π n (4.1)


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 9<br />

Die W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ist <strong>die</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>es Punktes auf dem E<strong>in</strong>heitskreis<br />

(Kreis mit Radius r = 1). Im täglichen Leben (auch des Ingenieurs) gibt man üblicherweise<br />

<strong>die</strong> Drehzahl an. Man sagt „e<strong>in</strong> Motor hat <strong>die</strong> Drehzahl 1000 U/m<strong>in</strong> oder 1000 m<strong>in</strong> -1 oder<br />

1000 rpm“ (rpm ist <strong>die</strong> englische Abkürzung für revolutions per m<strong>in</strong>ute). Kaum jemand sagt<br />

„<strong>die</strong> W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit des Motors beträgt 104,7 s -1 “, was etwa das Gleiche wäre.<br />

Trotzdem ist es im Zweifelsfall empfehlenswert, mit der W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit anstatt der<br />

Drehzahl zu rechnen.<br />

Diese stellt <strong>die</strong> physikalischen Gegebenheiten besser dar. Warum <strong>die</strong>s so ist, wollen wir uns<br />

klarmachen.<br />

Aus der Physik wissen wir, dass <strong>die</strong> Arbeit das Produkt aus Kraft und Weg ist:<br />

W = F s (4.2)<br />

In (4.2) ist W (Work) <strong>die</strong> Arbeit, F (Force) <strong>die</strong> Kraft und s der Weg. Die Beziehung (4.2) gilt<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser e<strong>in</strong>fachen Form nur dann, wenn <strong>die</strong> Kraft F <strong>die</strong> gleiche Richtung wie der Weg s hat,<br />

und über den gesamten Weg konstant ist. S<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Bed<strong>in</strong>gungen nicht erfüllt, so gilt:<br />

b<br />

W = ∫ F⋅ds ! !<br />

(4.3)<br />

a<br />

Die Arbeit ist das Weg<strong>in</strong>tegral über das skalare Vektorprodukt aus Kraft und Wegelement.<br />

Für unsere e<strong>in</strong>fachen Überlegungen genügt aber <strong>die</strong> Beziehung (4.2).<br />

Die Leistung P (Power) ist bekanntlich <strong>die</strong> zeitliche Ableitung der Arbeit:<br />

dW<br />

P = =<br />

dt<br />

F⋅ds dt<br />

= F⋅ v<br />

(4.4)<br />

Die (mechanische) Leistung ist also gleich dem Produkt aus Kraft und Geschw<strong>in</strong>digkeit, wobei<br />

auch hier wieder gilt, dass Kraft F und Geschw<strong>in</strong>digkeit v (velocity) gleiche Richtung haben<br />

müssen.<br />

ω<br />

Bild 4 Umsetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Drehbewegung<br />

r<br />

v<br />

F


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 10<br />

Bild 4 zeigt <strong>die</strong> Umfangskraft F, <strong>die</strong> an e<strong>in</strong>er Scheibe mit Radius r angreift. Dadurch wirkt<br />

das Moment<br />

M = r F (4.5)<br />

auf <strong>die</strong> Scheibe. Andererseits bewegt sich e<strong>in</strong> Punkt auf dem Umfang der Scheibe mit dem rfachen<br />

der W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit (e<strong>in</strong> Punkt im Abstand r = 1 bewegt sich genau mit W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit):<br />

v = ω r (4.6)<br />

Wir lösen (4.5) nach F auf und setzen <strong>die</strong>s und <strong>die</strong> Beziehung (4.6) <strong>in</strong> (4.4) e<strong>in</strong>:<br />

P Fv M<br />

= = ⋅ rω = Mω<br />

(4.7)<br />

r<br />

Der Radius r kürzt sich weg und wir erhalten für <strong>die</strong> Leistung bei der Drehbewegung e<strong>in</strong>e<br />

Beziehung, <strong>die</strong> formal genauso aussieht, wie bei der L<strong>in</strong>earbewegung, nur steht anstelle der<br />

Kraft das Moment und anstelle der Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>die</strong> W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

Wollen wir <strong>die</strong> Leistung <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Drehzahl ausdrücken, so können wir natürlich<br />

(4.1) <strong>in</strong> (4.7) e<strong>in</strong>setzen:<br />

P = 2 π n M (4.8)<br />

Jetzt taucht der Faktor 2 π auf und wir dürfen außerdem nicht vergessen, dass <strong>die</strong> Drehzahl ja<br />

üblicherweise <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten angegeben wird, weshalb wir beim Ausrechnen sorgfältig auf <strong>die</strong><br />

E<strong>in</strong>heiten achten müssen.<br />

Wir kehren nun zur Betrachtung des Getriebes <strong>in</strong> Bild 3 zurück. Dort ist noch <strong>die</strong> Größe η<br />

e<strong>in</strong>getragen. Darunter versteht man den Wirkungsgrad, der folgendermaßen def<strong>in</strong>iert ist:<br />

η = P<br />

P<br />

ab<br />

zu<br />

Der Wirkungsgrad ist also das Verhältnis von abgegebener zu zugeführter Leistung. Da <strong>die</strong><br />

abgegebene Leistung stets kle<strong>in</strong>er se<strong>in</strong> muss als <strong>die</strong> zugeführte, ist η immer kle<strong>in</strong>er oder<br />

gleich e<strong>in</strong>s.<br />

(4.9)<br />

Wir müssen beachten, dass der Wirkungsgrad ke<strong>in</strong>e Konstante ist, sondern z.B. vom Moment<br />

abhängt: Bei Nennmoment ist der Wirkungsgrad größer als bei Teilbelastung.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 11<br />

Der Wirkungsgrad ist auch nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Faktor zwischen der Leistung P1 auf der Motorseite<br />

und der Leistung P2 auf der Seite der Arbeitsmasch<strong>in</strong>e. Treibt der Motor <strong>die</strong> Arbeitsmasch<strong>in</strong>e<br />

an, so ist P1 > P2 und es gilt η = P2 / P1 . Speist dagegen <strong>die</strong> Arbeitsmasch<strong>in</strong>e Energie<br />

zurück und <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong> Masch<strong>in</strong>e arbeitet als Generator, so ist P2 > P1 und es gilt η = P1 /<br />

P2 . Wenn wir also den Wirkungsgrad berücksichtigen müssen, ist es notwendig, <strong>die</strong> Richtung<br />

des Energieflusses zu beachten.<br />

Bei e<strong>in</strong>em verlustfreien Getriebe ( η = 1) gilt:<br />

Daraus folgt:<br />

P = P = ω ⋅ M = ω ⋅ M = 2π ⋅n ⋅ M = 2π<br />

⋅n ⋅ M<br />

(4.10)<br />

1 2 1 1 2 2 1 1 2 2<br />

M<br />

M<br />

1<br />

2<br />

ω<br />

2<br />

= =<br />

ω 1<br />

n<br />

n<br />

2<br />

1<br />

(4.11)<br />

Die Momente an den beiden Getriebeseiten s<strong>in</strong>d also (bei η = 1) umgekehrt proportional zu<br />

den W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeiten bzw. den Drehzahlen. Dies ist nicht weiter erstaunlich, sondern<br />

nur e<strong>in</strong>e andere Form der Hebelgesetze. E<strong>in</strong>e Drehzahlerhöhung wird mit e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Momentes erkauft (und umgekehrt).<br />

Wir wollen nun der Frage nachgehen, warum man überhaupt Getriebe braucht. Kann man<br />

nicht den Motor so bauen, dass er das gewünschte Moment bzw. <strong>die</strong> gewünschte Drehzahl für<br />

<strong>die</strong> Arbeitsmasch<strong>in</strong>e ohne Übersetzung durch e<strong>in</strong> Getriebe direkt liefert (Direktantrieb) ?<br />

Dazu betrachten wir zunächst das Grundpr<strong>in</strong>zip jeder <strong>elektrische</strong>n Masch<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> Kraft auf<br />

e<strong>in</strong>en stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld (Bild 5)<br />

i<br />

B<br />

Bild 5 Kraft auf e<strong>in</strong>en stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld<br />

ϕ<br />

s<br />

F


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 12<br />

Es gilt<br />

! ! !<br />

F = i⋅ s × B<br />

(4.12)<br />

Dar<strong>in</strong> gibt der Vektor ! s Richtung und Länge des Leiters an, durch den der Strom i fließt,<br />

während ! B Richtung und Intensität e<strong>in</strong>es homogenen Magnetfeldes bestimmt. Auf den Leiter<br />

wird dann e<strong>in</strong>e Kraft ! F ausgeübt, <strong>die</strong> senkrecht auf der durch ! s und ! B aufgespannten Ebene<br />

steht. Für <strong>die</strong> Richtung gilt dabei <strong>die</strong> Schraubenregel: ! F zeigt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Richtung, <strong>in</strong> <strong>die</strong> sich e<strong>in</strong>e<br />

rechtsgängige Schraube dreht, wenn man ! s auf kürzestem Wege <strong>in</strong> <strong>die</strong> Richtung von ! B dreht.<br />

Der Betrag von ! F ist dabei gleich dem Flächen<strong>in</strong>halt des von ! s und ! B aufgespannten Parallelogramms,<br />

also:<br />

F = i⋅s⋅B⋅s<strong>in</strong>ϕ (4.13)<br />

Bild 6 zeigt nun das Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>es Elektromotors:<br />

Bild 6 Pr<strong>in</strong>zip des Elektromotors<br />

Die magnetischen Feldl<strong>in</strong>ien treten radial auf der e<strong>in</strong>en Seite des Rotors e<strong>in</strong> und auf der anderen<br />

Seite wieder aus. Auf der rechten Seite <strong>in</strong> Bild 6 fließt der Strom aus der Zeichnungsebene<br />

heraus, wir schauen auf <strong>die</strong> Spitzen der Zählpfeile, angedeutet durch Punkte <strong>in</strong> den Leitermittelpunkten.<br />

Drehen wir <strong>die</strong>se Pfeile auf kürzestem Weg <strong>in</strong> Richtung des magnetischen Feldes,<br />

so erkennen wir nach der Rechtsschraubenregel, dass <strong>die</strong> resultierenden Kräfte nach „oben“<br />

gerichtet s<strong>in</strong>d; genauer: Sie greifen radial am Rotor so an, dass e<strong>in</strong> Moment entgegen dem<br />

Uhrzeigers<strong>in</strong>n entsteht. Auf der l<strong>in</strong>ken Seite fließen <strong>die</strong> Ströme <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zeichnungsebene h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>;<br />

wir schauen auf <strong>die</strong> Enden der Zählpfeile, dargestellt durch Kreuze. Drehen wir hier <strong>die</strong><br />

Pfeile auf kürzestem Wege <strong>in</strong> Richtung des Magnetfeldes, so ergeben sich nach der Rechtsschraubenregel<br />

Kräfte, <strong>die</strong> nach unten gerichtet s<strong>in</strong>d bzw. auch hier so am Rotor angreifen,<br />

dass e<strong>in</strong> Moment entgegen dem Uhrzeigers<strong>in</strong>n entsteht.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 13<br />

Wir wollen nun das Drehmoment des dargestellten Motors berechnen. Auf dem Rotor seien z<br />

Leiter gleichmäßig verteilt; <strong>die</strong> Länge des Rotors und der Leiter sei l . Da Strom und Feld<br />

senkrecht aufe<strong>in</strong>anderstehen, ist <strong>in</strong> Gleichung (4.13) ϕ = 90° und wir erhalten für <strong>die</strong> Kraft auf<br />

e<strong>in</strong>en Leiter der sich im Feld bef<strong>in</strong>det:<br />

FL = ilB<br />

(4.14)<br />

Da, wie aus Bild 6 hervorgeht, sich nicht alle Leiter gleichzeitig im Magnetfeld bef<strong>in</strong>den, wird<br />

zur Berechnung der Summe aller Kräfte der Polbedeckungsfaktor α e<strong>in</strong>geführt. Dies ist e<strong>in</strong>e<br />

Zahl, <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>er als e<strong>in</strong>s ist, und <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Sachverhalt berücksichtigt. Für <strong>die</strong> Summe aller<br />

Kräfte, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> z Leiter <strong>in</strong> Bild 6 e<strong>in</strong>wirken, gilt:<br />

F = α ∑ FL<br />

= α zil<br />

B<br />

(4.15)<br />

Hat der Rotor den Radius r, so ergibt sich damit das Moment:<br />

M = rF = rα<br />

zil<br />

B<br />

(4.16)<br />

Wir denken uns nun den Strom i, der durch <strong>die</strong> z diskreten Leiter fließt, durch e<strong>in</strong>en<br />

Strombelag a (Strom pro Länge) ersetzt:<br />

Damit erhält man:<br />

z i<br />

a = (4.17)<br />

2π<br />

r<br />

2<br />

M = 2αr<br />

π laB<br />

(4.18)<br />

Das Volumen des Rotors ist aber:<br />

V = π r l<br />

2<br />

Damit wird aus (4.18):<br />

(4.19)<br />

M = 2α V aB<br />

(4.20)<br />

Dar<strong>in</strong> ist α e<strong>in</strong>e konstruktionsabhängige Konstante (


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 14<br />

belag und <strong>die</strong> magnetische Flussdichte konstruktionsbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> gewissen Grenzen schwanken<br />

können, d.h. bei der e<strong>in</strong>en Motorkonstruktion etwas größere und bei der anderen etwas kle<strong>in</strong>ere<br />

Werte annehmen, so hängt doch das erreichbare Drehmoment gemäß (4.20) im wesentlichen<br />

vom Volumen ab.<br />

Mit Gl. (4.7) erhalten wir für <strong>die</strong> Leistung:<br />

und für <strong>die</strong> Leistungsdichte:<br />

P = 2αV aBω<br />

(4.21)<br />

PV = 2αaBω (4.22)<br />

Wollen wir also e<strong>in</strong>e hohe Leistungsdichte erzielen, so müssen wir den Motor mit hoher<br />

Drehzahl bzw. W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit betreiben, denn <strong>die</strong> anderen Größen <strong>in</strong> (4.22) können<br />

nur <strong>in</strong> engen Grenzen variiert werden.<br />

E<strong>in</strong> Zahlenbeispiel soll e<strong>in</strong> ungefähres Gefühl für <strong>die</strong> Größenordnung der Leistungsdichte<br />

vermitteln:<br />

a = 100 A/cm,B = 1 Vs/m 2 = 1 T, α = 0,5<br />

ω = 2 π 50 /s (3000 Umdrehungen pro M<strong>in</strong>ute)<br />

Daraus ergibt sich:<br />

PV= 2 ⋅0,5⋅100 ⋅ ⋅ s<br />

A Vs<br />

1<br />

cm m 100π<br />

2<br />

π 10 6 W<br />

PV= ⋅ ≅ 3MW m = 3kW dm<br />

3<br />

m<br />

3 3<br />

Wenn also <strong>die</strong> Arbeitsmasch<strong>in</strong>e AM <strong>in</strong> Bild 3 nur niedrige Drehzahlen, verglichen mit den<br />

erlaubten Drehzahlen des Motors, benötigt, so kann es günstig se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Getriebe e<strong>in</strong>zusetzen,<br />

um mit e<strong>in</strong>em möglichst kle<strong>in</strong>en Motor auszukommen.<br />

Es kann natürlich auch der umgekehrte (triviale) Fall vorliegen, dass <strong>die</strong> Arbeitsmasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />

höhere Drehzahl verlangt, als für den Motor zulässig ist; <strong>in</strong>sbesondere bei Gleichstrommasch<strong>in</strong>en<br />

ist <strong>die</strong> maximal zulässige Drehzahl begrenzt. E<strong>in</strong> Beispiel wäre e<strong>in</strong> Prüfstand für<br />

Formel 1 - Rennmotoren, bei dem e<strong>in</strong>e Gleichstrommasch<strong>in</strong>e als Belastung <strong>die</strong>nt. Auch dann<br />

ist e<strong>in</strong> Getriebe erforderlich.<br />

Dennoch wurde und wird oft auf e<strong>in</strong> Getriebe verzichtet und es kommen Direktantriebe zum<br />

E<strong>in</strong>satz, manchmal auch im größeren Leistungsbereich. In technischen Museen kann man<br />

bisweilen kle<strong>in</strong>ere Dampfkraftwerke bewundern, bestehend aus e<strong>in</strong>er Kolbendampfmasch<strong>in</strong>e<br />

und e<strong>in</strong>em Synchrongenerator oder Gleichstromgenerator. Da <strong>die</strong> Dampfmasch<strong>in</strong>e relativ<br />

langsam läuft, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> <strong>elektrische</strong>n Masch<strong>in</strong>en riesig, gemessen an der Leistung. Große, langsam<br />

laufende Gleichstrommasch<strong>in</strong>en werden auch zum Antrieb von M<strong>in</strong>enaufzügen benutzt.


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 15<br />

Langsam laufende Direktantriebe werden bisweilen auch <strong>in</strong> der Servotechnik bei speziellen<br />

Anwendungen benutzt (Torque-Motoren), wo man <strong>die</strong> störenden E<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong>es Getriebes<br />

vermeiden möchte.<br />

5 Mehrmotorenantriebe<br />

In der Anfangszeit der Industrialisierung wurden oft mehrere Arbeitsmasch<strong>in</strong>en von e<strong>in</strong>em<br />

Motor (z.B. Dampfmasch<strong>in</strong>e) über Transmissionswellen und Riemen angetrieben. Daraus<br />

wurden dann im Laufe der Entwicklung Gruppenantriebe und schließlich E<strong>in</strong>zelantriebe.<br />

Da, wo koord<strong>in</strong>ierte Bewegungen zu vollführen s<strong>in</strong>d, wie <strong>in</strong> der Werkzeugmasch<strong>in</strong>e, erfordert<br />

<strong>die</strong> Auflösung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Antriebe besondere technische Lösungen (numerische Steuerungen).<br />

Auch heute gibt es noch viele Masch<strong>in</strong>en, bei denen <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ation der verschiedenen Bewegungen<br />

mechanisch erfolgt, z.B. bei der Druckmasch<strong>in</strong>e durch <strong>die</strong> Längswelle (Königswelle)<br />

und entsprechende Getriebe. Hier beg<strong>in</strong>nt sich allmählich moderne <strong>Antriebstechnik</strong><br />

durchzusetzen mit lagegeregelten E<strong>in</strong>zelantrieben.<br />

6 Eigenschaften <strong>elektrische</strong>r Antriebe<br />

Elektrische Antriebe haben e<strong>in</strong>ige besondere Eigenschaften, wodurch sie sich von anderen<br />

Antriebsarten (Verbrennungsmasch<strong>in</strong>en, hydraulische Antriebe, pneumatische Antriebe ) unterscheiden.<br />

Hier s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Stichworte zusammengestellt:<br />

• Energiezufuhr (stationär: e<strong>in</strong>fach, Fahrzeuge: schwierig, Fahrdraht, Batterie, Brennstoffzelle)<br />

• Umweltfreundlich<br />

• Betrieb <strong>in</strong> beliebiger Umgebung (U-Boot, Mond-Auto, Marsmobil)<br />

• Wirkungsgrad gut (Motor z.B. 95% für 90kW ASM, Umrichter 97%)<br />

• Moment bei Drehzahl 0 (im Gegensatz zum Otto- oder Dieselmotor)<br />

• Beide Drehrichtungen möglich (im Gegensatz zum Otto- oder Dieselmotor)<br />

• Beide Momentenrichtungen möglich (Nutzbremsen, aber auch Positionieren, Motion<br />

Control)<br />

• Hohe kurzzeitige Überlastbarkeit (Beschleunigungsantrieb)<br />

• Ruhiger Lauf (weil rotationssymmetrisch)<br />

• Gute Regelbarkeit (Bandanlagen, Automatisierungstechnik)<br />

• Leistung/Gewicht schlechter als bei Hydraulik<br />

7 Auswahlkriterien<br />

Bei der Auswahl e<strong>in</strong>es <strong>elektrische</strong>n Antriebs s<strong>in</strong>d viele Kriterien zu beachten, <strong>in</strong>sbesondere<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> jeweils gültigen Normen und Vorschriften e<strong>in</strong>zuhalten. E<strong>in</strong>ige <strong>die</strong>ser Kriterien s<strong>in</strong>d<br />

hier aufgelistet:<br />

• Geräusche<br />

• Netzrückwirkung<br />

• Betriebsart der Masch<strong>in</strong>e (S1..S10: Dauerbetrieb, Kurzzeitbetrieb,.. siehe Bild 7)


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 16<br />

• Kühlart der Masch<strong>in</strong>e (Selbst 1 -, Eigen 2 -, Fremdkühlung)<br />

• Bauform des Motors (IM B3, IM V5, siehe Bild 8)<br />

• Schutzart für den Motor (IP21, IP65: Berührung-, Fremdkörper-, Wasserschutz; Bild 9)<br />

• Wärmeklasse (Isolierstoff)<br />

• Ex-Schutz<br />

• Schutzart für den Stromrichter (IP 21, ..)<br />

• Belastungsklasse für den Stromrichter (I, ... VI nach EN 60146-1-1:1993; Bild 10)<br />

• EMV-Gesichtspunkte<br />

Bild 7 Betriebsarten <strong>elektrische</strong>r Masch<strong>in</strong>en nach DIN VDE 0530 bzw. IEC 34 [1]<br />

1 nur über Oberfläche<br />

2 Lüfter auf der Welle


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 17<br />

Bild 8 Bauformen <strong>elektrische</strong>r Masch<strong>in</strong>en nach DIN IEC 34 [1]


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 18<br />

Bild 9 Schutzarten <strong>elektrische</strong>r Masch<strong>in</strong>en [1]


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 19<br />

Bild 10 Belastungsklassen von Stromrichtern nach EN 60146 (VDE 0558) [1]


ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 20<br />

Literatur<br />

[1] Brosch, Peter F.: Moderne Stromrichterantriebe: Arbeitsweise drehzahlveränderlicher Antriebe<br />

mit Stromrichtern / 3.,überarb. u. erw. Aufl. - Würzburg: Vogel, 1998 (Kamprath-Reihe)<br />

ISBN 3-8023-1735-1<br />

[2] Hofer, Klaus: Regelung <strong>elektrische</strong>r Antriebe: Innovation durch Intelligenz / Berl<strong>in</strong>; Offenbach:<br />

VDE-Verlag, 1998<br />

ISBN 3-8007-2234-8<br />

[3] Leonhard, Werner: Control of Electrical Drives / 2. ed. Berl<strong>in</strong>; Heidelberg; New York:<br />

Spr<strong>in</strong>ger, 1996<br />

ISBN 3-540-59380-2<br />

[4] Milde, Friedhelm: Vorlesung Elektrische Masch<strong>in</strong>en 1/ 3. Auflage - Fachhochschule<br />

Mannheim - Hochschule für Technik und Gestaltung<br />

[5] Nguyen, Phung Quang: Praxis der feldorientierten Drehstromantriebsregelungen / Ehn<strong>in</strong>gen<br />

bei Böbl<strong>in</strong>gen: expert-Verl., 1993<br />

ISBN 3-8169-1047-5

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