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ArbeitsblAtt 1 Frauen und Männer: Gleiche Rechte – Gleiche ...

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<strong>ArbeitsblAtt</strong> 1<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>: <strong>Gleiche</strong> <strong>Rechte</strong> <strong>–</strong> <strong>Gleiche</strong> Chancen ?<br />

In den letzten Jahrzehnten wurden bei der Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n<br />

große Fortschritte gemacht. Die Gleichberechtigung zwischen beiden<br />

Gruppen ist dennoch noch nicht erreicht. Besonders auf dem Arbeitsmarkt, dem<br />

Einkommen <strong>und</strong> der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf treffen <strong>Frauen</strong> immer<br />

noch auf erhebliche Benachteiligungen. Vielen fallen sie erst auf, wenn sie eine<br />

Familie gründen wollen <strong>und</strong> / oder auf der Karriereleiter nach oben wollen.<br />

Was heißt Gender ?<br />

Der Begriff »gender« (engl. für soziales Geschlecht) wird im Deutschen verwendet,<br />

wenn auf gesellschaftliche Merkmale von <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> Bezug<br />

genommen wird. Gender bezeichnet alles, was in einer Kultur als typisch<br />

für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird (z. B. Kleidung, Beruf, Aussehen,<br />

Auftreten usw.) Es verweist nicht unmittelbar auf die körperlichen<br />

Geschlechtsmerkmale, denn das biologische Geschlecht (engl. »sex«) legt<br />

nicht zwingend das Verhalten <strong>und</strong> Empfinden als Frau oder Mann fest. Die<br />

französische Philosophin Simone de Beauvoir hat die Unterscheidung in soziales<br />

<strong>und</strong> biologische Geschlecht treffend beschrieben: »Man wird nicht als<br />

Frau geboren, man wird dazu gemacht.« Es gibt aber auch Menschen, die<br />

nicht in das klassische Schema von Frau-Mann hineinpassen (wollen). Hierfür<br />

wird der Begriff Transgender verwendet.<br />

Geschlechterrollen<br />

Geschlechterrollen sind die Rollen als Mann oder Frau, die<br />

man spielt bzw. zu spielen hat. Sie beschreiben geschlechtsspezifische<br />

Verhaltensmuster, die gesellschaftlich erwartet<br />

werden z. B. für <strong>Frauen</strong> in der Rolle als Erwerbstätige,<br />

Mutter, Ehefrau, Tochter, Kollegin, Partnerin etc. Traditionelle<br />

Vorstellungen von Geschlechterrollen besagen, dass<br />

<strong>Männer</strong> rational, stark, durchsetzungsfähig, technikbegabt<br />

sind, <strong>Frauen</strong> dagegen emotional, fürsorglich, kommunikativ<br />

<strong>und</strong> einfühlsam. Die Geschlechterrollen sind<br />

dennoch nach Zeitalter, Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft jeweils<br />

unterschiedlich, sie sind variabel <strong>und</strong> veränderbar, die<br />

Spanne der Interpretation ist groß. Zum Beispiel hat sich<br />

die gesellschaftliche Rolle »Vater« in den letzten Jahrzehnten<br />

stark verändert. Früher waren <strong>Männer</strong> typischerweise<br />

für das Geldverdienen zuständig, Erziehung <strong>und</strong> Haushalt<br />

war <strong>Frauen</strong>sache. Heute umfasst die Vaterrolle viel stärker,<br />

sich auch um seine Kinder zu kümmern. Befördert wird ein<br />

solches Rollenbild durch strukturelle Veränderungen, z. B.<br />

die Erwerbstätigkeit von <strong>Frauen</strong> oder das Eltergeld mit Vätermonaten.<br />

Dennoch verändern sich Rollen sehr langsam.<br />

Nur 5 % der Väter mit Kleinkindern nehmen Elternzeit.<br />

AntidiskriminierungspädAgogik © Vs VerlAg, AdB sACHsen 2010<br />

ArBeitsBlAtt 1 · FrAuen <strong>und</strong> männer: gleiCHe reCHte <strong>–</strong> gleiCHe CHAnCen ?<br />

© Renata Osinska <strong>–</strong> fotolia.com<br />

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Geschlechterverhältnisse<br />

Die Beziehung, die <strong>Männer</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> als soziale Gruppen zueinander haben,<br />

heißt Geschlechterverhältnis. Es ist eine von »außen« vorgegebene Struktur, in<br />

die die Menschen als Mädchen oder Junge hineingeboren werden. Geschlechterverhältnisse<br />

strukturieren alle Bereiche des Lebens <strong>und</strong> prägen Denken, Fühlen,<br />

Handeln. Je nach raum-zeitlicher Situation bedeutet dies etwas anderes. Auch<br />

heute noch sind Geschlechterverhältisse hierarchische Systeme bzw. Rangordnungen.<br />

Sie geben Leitlinien vor, wer welche gesellschaftliche Position einnimmt.<br />

beispiel Arbeitsmarkt.<br />

Mehr als die Hälfte aller jungen <strong>Frauen</strong> hat 2006 eine Ausbildung in<br />

nur 10 von 346 Ausbildungsberufen begonnen. Keiner dieser Berufe<br />

ist technisch. Problematisch bei geschlechtlicher Aufteilung der Berufe<br />

ist, dass über den Arbeitsmarkt gesellschaftliche Ressourcen<br />

wie Geld, Zeit <strong>und</strong> Anerkennung zwischen den Geschlechtern unterschiedlich<br />

<strong>und</strong> ungerecht verteilt werden. Obwohl Mädchen <strong>und</strong> junge<br />

<strong>Frauen</strong> heute genauso gut <strong>und</strong> oft auch besser ausgebildet sind<br />

als Jungen <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, verdienen sie im Durchschnitt mehr als 20%<br />

weniger als <strong>Männer</strong>. Dies liegt nicht nur an der Berufswahl, sondern<br />

auch an der jeweiligen Position im Beruf.<br />

Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen 2006<br />

Mädchen Jungen<br />

1. Einzelhandelskauffrau 1. KFZ-Mechaniker<br />

2. Bürokauffrau 2. Einzelhandelskaufmann<br />

3. Friseurin 3. Koch<br />

4. Verkäuferin 4. Industriemechaniker<br />

5. Arzthelferin 5. Anlagenmechaniker<br />

(Sanitär, Heizung)<br />

6. Industriekauffrau 6. Elektroniker<br />

7. Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk<br />

8. Zahnmedizinische Angestellte 8. Tischler<br />

7. Maler <strong>und</strong> Lackierer<br />

9. Bürokommunikationskauffrau 9. Groß- <strong>und</strong> Außenhandelskaufmann<br />

10. Hotelfachfrau 10. Metallbauer<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

AntidiskriminierungspädAgogik © Vs VerlAg, AdB sACHsen 2010<br />

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© Frank Eckgold <strong>–</strong> fotolia.com<br />

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In meiner Nähe: Anregungen zur Vertiefung<br />

Rechercheauftrag: An meiner Schule<br />

Nehmen Sie ihre Schule unter die »Gender-Lupe«:<br />

ɀ Wie viele Beschäftigte gibt es ? Wie viele davon sind weiblich oder<br />

männlich ?<br />

ɀ Wer arbeitet in welcher Berufsgruppe ? Sind mehr <strong>Männer</strong> oder mehr<br />

<strong>Frauen</strong> teilzeitbeschäftigt ? Welche Nachteile <strong>und</strong> Vorteile bringt Teilzeitarbeit<br />

für die Personen ?<br />

ɀ Wer arbeitet in der Schulleitung ?<br />

ɀ Gibt es Bereiche, wo <strong>Männer</strong> oder <strong>Frauen</strong>, Mädchen oder Jungen benach-<br />

teiligt sind ?<br />

ɀ Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse in der Gruppe.<br />

ɀ Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit Ihre Schule für<br />

alle <strong>Männer</strong> oder <strong>Frauen</strong>, Mädchen oder Jungen gerecht ist (z. B. an den<br />

konkreten Themenfeldern Personal, Lehrbücher, Unterricht usw.)<br />

Rechercheauftrag: Beruf mit Zukunft<br />

ɀ Ermitteln Sie die Unterschiede bei der Berufs- <strong>und</strong> Studienfachwahl junger<br />

<strong>Frauen</strong> bzw. junger <strong>Männer</strong>. Wie können sie erklärt werden ?<br />

ɀ Machen Sie eine Umfrage an Ihrer Schule <strong>und</strong> erstellen Sie eine Statistik:<br />

Wo liegen die Interessenschwerpunkte von Mädchen <strong>und</strong> Jungen in Ihrer<br />

Jahrgangsstufe ?<br />

ɀ Welche Berufe möchten Sie ergreifen ?<br />

ɀ Tipp: Unter der Adresse www.workshopzukunft.de / materialien finden Sie<br />

Arbeitsblätter <strong>und</strong> Entscheidungshilfen zur Berufsorientierung. Einfach<br />

das Stichwort »Berufswahl« in die Suchmaske eingeben.<br />

Rechercheauftrag: das bisschen Haushalt …<br />

ɀ Wie verteilen sich die Aufgaben in den Familien heutzutage ?<br />

Welche Gründe kann es dafür geben ?<br />

ɀ Wer kümmert sich bei Ihnen in der Familie um …<br />

ɀ die Zubereitung von Mahlzeiten<br />

ɀ die Haus- <strong>und</strong> Wohnungsreinigung<br />

ɀ das Einkaufen <strong>und</strong> die Haushaltsplanung<br />

ɀ handwerkliche Tätigkeiten<br />

ɀ Wäschepflege<br />

/ Pflanzen- <strong>und</strong> Tierpflege.<br />

ɀ Wer verbringt am Tag wie viel Zeit mit den oben genannten Aufgaben ?<br />

Sind alle Familienmitglieder mit der Arbeitsteilung zufrieden ?<br />

Collage: meine Zukunft<br />

Stellen Sie eine Collage zusammen, wie Sie sich als Mann oder Frau Ihr Leben in<br />

Zukunft vorstellen. »Wenn ich dreißig bin …«. Denken Sie dabei an die Bereiche<br />

Familie, Beruf, PartnerIn, Freizeit, Fre<strong>und</strong>e usw. Wie wollen Sie leben <strong>und</strong> wohnen<br />

? Verwenden Sie hierfür möglichst viele Zeitschriften, Überschriften aus Zeitungen,<br />

Fotos usw. Vergleichen <strong>und</strong> besprechen Sie Ihre Collagen in der Klasse.<br />

Vergleichen Sie die Zukunftsentwürfe von den Mädchen <strong>und</strong> den Jungen. Wo gibt<br />

es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede ? Welche Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten<br />

gibt es innerhalb der Gruppe der Mädchen <strong>und</strong> der Jungen ? Welche Vorstellungen<br />

sind »typisch«, welche erscheinen Ihnen »unnormal« <strong>und</strong> warum ?<br />

Quelle: (leicht verändert) nach: Hans-Böckler-Stiftung u. a. (Hrsg.): Workshop Zukunft. Arbeit <strong>und</strong> Leben aktiv<br />

gestalten. <strong>Gleiche</strong> Chancen <strong>–</strong> doppelter Gewinn. Themenheft 11. www.workshop-zukunft.de<br />

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