Freiwilligendienste machen kompetent - BBE
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Alexandra Hoorn/Tina Stampfl <strong>BBE</strong>-Newsletter 20/2009<br />
Die Kompetenzbilanz im Programm “<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>”<br />
Seit einigen Jahren wächst die Aufmerksamkeit für das informelle Lernen und den<br />
Kompetenzerwerb im bürgerschaftlichen Engagement. In diesem Zusammenhang<br />
wird verstärkt über die Chancen und Risiken des Einsatzes von Kompetenzbilanzen<br />
und –nachweisen diskutiert.<br />
Im Folgenden soll anhand des Beispiels der Kompetenzbilanz aus dem Programm<br />
„<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>“ verdeutlicht werden, wie sich ein solches<br />
Verfahren auf die Rahmenbedingungen, Ressourcen und Zielgruppen eines konkreten<br />
Engagementbereichs abstimmen und flexibel gestalten lässt.<br />
Entstehungskontext: Hintergrund und Ziel der Entwicklung eines eigenen Verfahrens<br />
Das Programm „<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>“ ermöglicht Jugendlichen ohne<br />
oder mit einem niedrigen Bildungsabschluss ein besonders begleitetes Freiwilliges<br />
Soziales oder Ökologisches Jahr (FSJ/FÖJ). Diese Zielgruppe findet bisher<br />
kaum Zugang zu den regulären <strong>Freiwilligendienste</strong>n. Dabei bieten sie gerade für Jugendliche,<br />
die in formalen Lernsituationen wie der Schule nur geringe Erfolge hatten,<br />
interessante informelle Lernmöglichkeiten. Sie erhalten dadurch für die Zielgruppe<br />
des Programms, der ein Übergang in Ausbildung und Berufstätigkeit häufig schwer<br />
fällt, eine ganz besondere Bedeutung. Das Programm wird gefördert aus Mitteln des<br />
Bundesfamilienministeriums und des Europäischen Sozialfonds (ESF). Ausführliche<br />
Informationen finden sich auf der Homepage www.fwd-<strong>kompetent</strong>.de.<br />
Ziel der Implementierung einer Kompetenzbilanz im Programm war es, den Freiwilligen<br />
ihre Fähigkeiten und Kompetenzen stärker bewusst zu <strong>machen</strong>, sie zu befähigen,<br />
sich realistischer einzuschätzen und ihre Kompetenzen gegenüber Dritten auch<br />
zu artikulieren, z.B. in späteren Bewerbungssituationen. Außerdem soll die Kompetenzbilanz<br />
ihnen helfen, ihre Kompetenzen im Verlauf des Freiwilligenjahres gezielt<br />
auszubauen. Und schließlich soll der Kompetenznachweis ihre Chancen bei einer<br />
Bewerbung um Ausbildung und Arbeit erhöhen.<br />
Auch die beteiligten FSJ/FÖJ-Träger sowie die Einsatzstellen, in denen die Jugendlichen<br />
tätig sind, profitieren von dem Verfahren. Die Träger können es als Rahmen für<br />
1
die pädagogische Begleitung der Freiwilligen nutzen. Für die Einsatzstellen bietet die<br />
Erstellung von Fremdeinschätzungen und der Abgleich mit der Selbstwahrnehmung<br />
der Jugendlichen eine gute Basis, um den Freiwilligen ein differenziertes Feedback<br />
zu geben und ihren Einsatz systematisch zu planen.<br />
Insgesamt kann die Kompetenzbilanzierung eine Chance sein, das Potential der Jugendfreiwilligendienste<br />
als informelle Lernorte stärker zu verdeutlichen.<br />
Anforderungen an das Verfahren: Was war zu berücksichtigen?<br />
Für die Entwicklung des Verfahrens waren folgende Rahmenbedingungen im Programm<br />
„<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>“ zu berücksichtigen:<br />
- die spezifische Struktur eines FSJ/FÖJ als einjähriger Vollzeitdienst, in der die<br />
Einsatzstelle der wichtigste Ort im Hinblick auf das informelle Lernen ist und<br />
es außerdem mit den 25 Seminartagen einen festen pädagogischen Rahmen<br />
gibt,<br />
- die Vielfältigkeit der Einsatzstellen aus den Bereichen Soziales, Ökologie, Kultur<br />
und Sport,<br />
- die Besonderheit der Zielgruppe, die aufgrund ihrer Erfahrungen mit Beurteilungen<br />
durch andere häufig Skepsis gegenüber Fragebögen und Messinstrumenten<br />
haben, die ihnen bisher meist nur ihre Defizite vor Augen geführt haben<br />
sowie<br />
- die insgesamt geringe Ausstattung der <strong>Freiwilligendienste</strong> mit finanziellen<br />
Ressourcen.<br />
Das Verfahren musste also nicht nur den besonderen Zeitrahmen berücksichtigen,<br />
sondern auch die unterschiedlichen Lernorte und Akteure einbeziehen. Es musste<br />
bedacht werden, dass diese Zielgruppe sich nur dann motiviert mit ihrer eigenen<br />
Lerngeschichte und ihren Kompetenzen auseinanderzusetzen wird, wenn sie sich<br />
beteiligt und ernstgenommen fühlt und den Sinn der Kompetenzerfassung erkennt.<br />
Erforderlich war somit ein transparentes, pädagogisch angeleitetes Verfahren mit<br />
nachvollziehbaren Methoden und v.a. einem erkennbaren Stärkenansatz.<br />
Der Entwicklungsprozess<br />
Da sich das Programm an einer Schnittstelle zwischen freiwilligem Engagement und<br />
Jugendberufshilfe bewegt, wurden zunächst verschiedene Verfahren aus beiden Bereichen<br />
in Betracht gezogen. Dabei zeigte sich allerdings schnell, dass es noch kein<br />
2
Verfahren gab, das auf die genannten Rahmenbedingungen und auf die Bedürfnisse<br />
der Zielgruppe passte.<br />
Es erfolgte daher schrittweise eine Verfahrensentwicklung, an der sowohl das programmkoordinierende<br />
ISS-Projektbüro und das Evaluationsinstitut INBAS-<br />
Sozialforschung als auch die Verantwortlichen der im Programm geförderten Projekte<br />
beteiligt waren. Die wichtigste Plattform zur Reflexion und Weiterentwicklung waren<br />
die regelmäßig stattfindenden Arbeits-Workshops.<br />
Auch wenn Aspekte von unterschiedlichen Verfahren eingeflossen sind, wurde in<br />
erster Linie auf die „Kompetenzbilanz aus Freiwilligen-Engagement“ des Deutschen<br />
Jugendinstituts 1 zurückgegriffen, die als selbstgesteuerter Prozess konzipiert ist. Besonders<br />
folgende Merkmale des Verfahrens schienen geeignet:<br />
- der Stärkenansatz, der bei den Erfahrungen des einzelnen Jugendlichen ansetzt<br />
und unterschiedliche Lernorte und Lernerfahrungen einbezieht,<br />
- die dialogische und partizipative Ausrichtung und schließlich<br />
- die Umsetzbarkeit in der Praxis: Das Verfahren erfordert kein zusätzliches<br />
Personal.<br />
Für den Einsatz im Programm musste das Verfahren allerdings an den zeitlichen Ablauf<br />
des <strong>Freiwilligendienste</strong>s und den spezifischen Prozess der pädagogischen Begleitung<br />
anpasst werden. Auch galt es, die relevanten Kompetenzen zu identifizieren<br />
und zu beschreiben sowie handhabbare Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung,<br />
einen geeigneten Kompetenznachweis und Qualitätskriterien für die Verfahrensumsetzung<br />
zu entwickeln.<br />
Verfahrensablauf<br />
Die Kompetenzbilanz im Programm folgt keinem starr vorgegebenen Ablauf, sondern<br />
besteht aus einer Reihe von Elementen, die im Rahmen der pädagogischen Begleitung<br />
flexibel eingesetzt werden können. Im Idealfall lassen sie sich ganz organisch<br />
mit Seminarthemen, Spielen und Methoden verbinden. Auch in der Einsatzstelle gibt<br />
es solche Ansatzpunkte. Hier kann die Kompetenzerfassung z.B. als Grundlage für<br />
Feedbackgespräche oder die Suche nach geeigneten Tätigkeiten dienen.<br />
Im Grundprinzip besteht das Verfahren aus einer mehrmaligen Wiederholung von<br />
Sequenzen der Selbst- und Fremdeinschätzung, die dann jeweils in einem Bilanzierungsgespräch<br />
ausgewertet werden. Dabei ändert sich im Verlauf des Freiwilligen-<br />
1 Vgl. auch http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=354&Jump1=LINKS&Jump2=67 .<br />
3
jahres der inhaltliche Fokus: Er liegt zu Beginn im privaten Bereich und weitet sich<br />
später auf den Bereich der Arbeitswelt aus.<br />
Als Einstieg sollen die Jugendlichen ihren bisherigen Lebensweg und ihre aktuelle<br />
Lebenssituation beschreiben und sich darüber bewusst werden, was sie dabei alles<br />
gelernt haben. Dazu muss einleitend geklärt werden, was Kompetenzen überhaupt<br />
sind und welche wichtigen Kompetenzen es gibt. Für diese Einführung können verschiedene<br />
Methoden (z.B. Mind Maps, Rollenspiele, Erlebnispädagogik) eingesetzt<br />
werden. Im Anschluss schätzen sich die Jugendlichen das erste Mal mit Hilfe eines<br />
Fragebogens selbst ein. Bei dieser ersten Einschätzung beziehen sie sich auf ihre<br />
Erfahrungen und Aktivitäten im persönlichen Umfeld (in der Familie, im Sportverein,<br />
bei der Verfolgung ihrer Hobbies etc.). Analog nimmt der Pädagoge bzw. die Pädagogin<br />
des Trägers eine Fremdeinschätzung vor.<br />
Im anschließenden Auswertungsgespräch geht es darum, die Einschätzungen zu<br />
vergleichen und darüber ins Gespräch zu kommen, wo der/die Jugendliche besondere<br />
Stärken hat, was ihm/ihr weniger liegt und an welchen Stellen sich Selbst- und<br />
Fremdwahrnehmung gleichen oder unterscheiden. Dabei sind die Einschätzungen<br />
nicht als „objektive Bewertung“ zu verstehen. Sie spiegeln eine bewusst subjektive<br />
Wahrnehmung in einem bestimmten Lebensausschnitt wider. Das Verfahren zielt<br />
gerade nicht darauf, einzelne Kompetenzen möglichst genau „zu messen“, sondern<br />
die Jugendlichen bei der Selbstreflexion zu unterstützen. Der Prozess der Kompetenzbilanzierung<br />
soll selbst kompetenzfördernd sein, indem die Jugendlichen lernen,<br />
sich selbst zu beobachten, sich möglichst realistisch einzuschätzen und über ihre<br />
Kompetenzen zu sprechen. Im Auswertungsgespräch können sie sich außerdem Ziele<br />
setzen, z.B. welche Kompetenzen sie gern im Verlauf des Freiwilligenjahres stärken<br />
oder erwerben wollen. Die Fragebögen dienen bei all dem lediglich als Anhaltspunkt<br />
und Grundlage für den Dialog und haben für sich genommen keine Funktion.<br />
Im weiteren Verlauf des Jahres erfolgt ein Perspektivwechsel vom privaten Bereich<br />
zum Bereich der Arbeitswelt. Dazu werden in der Seminargruppe die Erfahrungen in<br />
der Einsatzstelle reflektiert, berufliche Anforderungen allgemein besprochen und<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Kompetenzen im privaten und beruflichen<br />
Bereich thematisiert. Im Anschluss erfolgt die nächste Selbsteinschätzung,<br />
diesmal mit dem Fokus auf den Erfahrungen in der Einsatzstelle. Die Fremdeinschätzung<br />
nimmt dann der/die Anleiter/in oder eine andere Vertrauensperson in der<br />
Einsatzstelle vor. Dieselbe Person sollte auch das Auswertungsgespräch durchführen.<br />
Dabei können wiederum Ziele vereinbart und möglicherweise einzelne Tätigkeiten<br />
darauf abstimmt werden. Nach einer wiederholten Selbst- und Fremdeinschätzung<br />
zu einem späteren Zeitpunkt werden diese ausgewertet.<br />
Am Ende des Freiwilligenjahres treffen sich alle Beteiligten (Jugendliche/r, Pädagoge/Pädagogin<br />
und Anleiter/in) zu einem gemeinsamen Bilanzierungsgespräch. Der<br />
gesamte Einsatz wird noch einmal reflektiert und gemeinsam überlegt, welche be-<br />
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sonderen Stärken der/des Freiwilligen in den Kompetenznachweis aufgenommen<br />
werden. Bei einem Vergleich der verschiedenen Selbst- und Fremdeinschätzungen<br />
sollte man beachten, dass eine über die Zeit „schlechter“ werdende Selbsteinschätzung<br />
durchaus eine positive Entwicklung kennzeichnen kann, wenn sie anzeigt, dass<br />
der/die Jugendliche sich realistischer einschätzt.<br />
Die Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung<br />
Für die Sequenzen der Selbst- und Fremdeinschätzung wurden Fragebögen erarbeitet,<br />
die diejenigen Kompetenzen abbilden, die im Rahmen eines FSJ oder FÖJ relevant<br />
sind und außerdem von Außenstehenden eingeschätzt werden können 2 . Sie<br />
beziehen sich auf die Ziele des Programms „FWD <strong>kompetent</strong>“:<br />
- Stärkung der Selbstreflexion und der Kommunikationsfähigkeit z.B. durch Einschätzung<br />
der eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen sowie des<br />
mündlichen und schriftlichen Ausdrucks oder der Fähigkeit, die Meinung anderer<br />
zu akzeptieren, sich in andere hineinzuversetzen etc.,<br />
- Förderung der Bildungs- und Beschäftigungsfähigkeit bspw. durch Einschätzung<br />
von Teamfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Kritik- und Konfliktfähigkeit<br />
und<br />
- Stärkung der Integrations- und Engagementfähigkeit etwa durch Einschätzung<br />
von Verantwortungsbereitschaft, interkultureller Kompetenz, der Fähigkeit, Unterstützungsbedarf<br />
zu erkennen bzw. der Bereitschaft, sich zu engagieren.<br />
Bei der Gestaltung der Fragebögen wurde Wert darauf gelegt, eine verständliche<br />
Sprache und eine jeweils eindeutige Beschreibung der einzelnen Kompetenzen zu<br />
wählen.<br />
Der Kompetenznachweis<br />
Am Ende des Jahres erhalten die Jugendlichen einen Kompetenznachweis, der neben<br />
der Beschreibung von drei bis vier Schlüsselkompetenzen auch eine Darstellung<br />
der Einsatzstelle und der dort verrichteten Tätigkeiten enthält. Dieser Nachweis wird<br />
im Programm zusätzlich zu den üblichen Zertifikaten und Zeugnissen im Freiwilligendienst<br />
ausgestellt. Nach Möglichkeit wird er gemeinsam vom Träger und der Einsatzstelle<br />
und unter Beteiligung der/des Jugendlichen erstellt.<br />
2 Anhaltspunkte für die Auswahl und Beschreibung der Kompetenzen waren u.a. der Kriterienkatalog<br />
Ausbildungsreife, die DJI-Kompetenzbilanz sowie der Kompetenznachweises Kultur.<br />
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Bedeutend ist es, den Kompetenznachweis nicht nur als Schriftstück zu verstehen,<br />
der den jungen Freiwilligen am Ende „ausgehändigt“ wird und den sie einer Bewerbungsmappe<br />
beilegen können. Er ist vielmehr eine schriftliche Synopse des gesamten<br />
Prozesses, an dem die Jugendlichen aktiv partizipiert haben. In diesem Zusammenhang<br />
ist es auch erforderlich, eine mögliche Nutzung des Nachweises mit ihnen<br />
zu besprechen und einzuüben, wie sie sich selbst und ihre Kompetenzen, z.B. in<br />
Bewerbungssituationen, selbstbewusst darstellen können. Nur so können die jungen<br />
Menschen den Nachweis auf ihrem weiteren Weg wirklich nutzbringend einsetzen.<br />
Übertragbarkeit auf andere Kontexte<br />
Die in diesem Artikel vorgestellte Kompetenzbilanz aus dem Programm „FWD <strong>kompetent</strong>“<br />
ist bewusst sehr flexibel konzipiert, so dass sie mit ganz unterschiedlichen<br />
pädagogischen Methoden variiert werden kann.<br />
Daher kann das Verfahren recht einfach auch auf andere Engagement-Kontexte und<br />
Zielgruppen übertragen werden. Allerdings ist es vermutlich notwendig, noch einmal<br />
eine eigene Anpassung vorzunehmen, um sicherzustellen, dass es auf die jeweiligen<br />
Bedürfnisse passt.<br />
Bei der Auswahl eines Verfahrens und/oder der Anpassung auf den eigenen Kontext<br />
sollte zunächst die eigene Zielstellung klar definiert werden. Die Frage, warum man<br />
als Einrichtung eine Kompetenzbilanz einführen möchte ist ganz entscheidend für die<br />
Wahl des Verfahrens. Sollen in erster Linie die Engagierten davon profitieren, soll die<br />
Kompetenzbilanz im Rahmen eigener Anerkennungskultur eingeführt werden? Hat<br />
die Organisation weitere Ziele und Ideen, die damit verknüpft sind, z.B. der Nutzen<br />
für die eigene Personal- und Organisationsentwicklung? Oder soll damit der Wert von<br />
Engagement nach außen verdeutlicht werden?<br />
Bezogen auf die Engagierten sollten weiterhin folgende Fragen geklärt werden:<br />
- Wer ist die Zielgruppe (spezielle Gruppe wie z.B. ausschließlich Jugendliche,<br />
Hausaufgabenhelfer/innen o.ä. oder eher ein heterogener Kreis)?<br />
- Welche Motivation haben die Freiwilligen, eine Kompetenzbilanz vorzunehmen<br />
(Anerkennung, Neugierde, konkrete Berufsorientierung usw.)?<br />
- Wie eigenständig können sie mit einer Kompetenzbilanz arbeiten und z.B. eine<br />
Selbsteinschätzung vornehmen (Grad der Anleitung und Begleitung)?<br />
- Über welchen Zeitraum und wie eng sind die Engagierten eingebunden (Freiwilligendienst,<br />
regelmäßiges oder punktuelles Engagement?).<br />
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Außerdem ist ein genauer Blick auf die Rahmenbedingungen der Einrichtung wichtig.<br />
Dies betrifft die verfügbaren Ressourcen z.B. für die Qualifizierung des Personals.<br />
Dies betrifft aber ebenso die mögliche Integration in die Arbeit der Einrichtung, z.B.<br />
der sinnvollen Verknüpfung des Verfahrens mit bereits Bestehendem, der Einbindung<br />
in die sonstigen pädagogischen Aktivitäten, Fortbildungen für Engagierte etc.<br />
Je flexibler ein Verfahren ist, desto wichtiger ist es, allgemeine Qualitätsmerkmale zu<br />
beachten. An dieser Stelle sollen kurz einige zentrale genannt werden:<br />
- Freiwilligkeit und aktive Partizipation: die Teilnehmenden sollen eine aktive<br />
und selbstbestimmte Rolle im Prozess einnehmen,<br />
- Subjektorientierung: die ganze Persönlichkeit wird angesprochen und ein biographischer<br />
Bezug wird hergestellt, die Kompetenzbilanz ist Eigentum der<br />
Teilnehmerin bzw. des Teilnehmers,<br />
- Kompetenzansatz: es sollen in erster Linie Stärken sichtbar und bewusst gemacht<br />
werden, es geht nicht darum, jemanden zu beurteilen oder zu benoten,<br />
- Transparenzprinzip: die Teilnehmenden verstehen Ziel und Ablauf des Verfahrens,<br />
sind über den Umgang mit den Ergebnissen informiert etc. und<br />
- Orientierung auf einen Entwicklungsprozess (das Verfahren selber soll so<br />
durchgeführt werden, dass die Teilnehmenden dabei einen Kompetenzgewinn<br />
haben).<br />
Das ISS-Projektbüro erarbeitet derzeit eine ausführliche Handreichung zum Verfahren<br />
der Kompetenzbilanz im Programm „<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>“.<br />
Alexandra Hoorn und Tina Stampfl sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im ISS-<br />
Projektbüro „<strong>Freiwilligendienste</strong> <strong>machen</strong> <strong>kompetent</strong>“ des Berliner Büros des Instituts<br />
für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.<br />
Kontakt: hoorn.fwd-<strong>kompetent</strong>@iss-ffm.de<br />
stampfl.fwd-<strong>kompetent</strong>@iss-ffm.de<br />
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