Neue DIN- und ISO-Normen für Bibliotheken - Bibliotheksdienst ...

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Neue DIN- und ISO-Normen für Bibliotheken
Roswitha Poll
Im Rahmen der internationalen Organisation für Normung (ISO) werden im
technischen Komitee für Information und Dokumentation Normungsvorhaben
für Bibliotheken, Archive und Dokumentationseinrichtungen durchgeführt. Das
Spiegelgremium im Deutschen Institut für Normung (DIN) bildet der Normenausschuss
Bibliotheks- und Dokumentationswesen (NABD). In derzeit acht
Arbeitsausschüssen des NABD nehmen deutsche Experten Stellung zu internationalen
Normungsvorhaben und erstellen eigene Normen und Entwürfe.
Damit ist gesichert, dass Erfahrungen und Wünsche aus deutschen Institutionen
in die internationale Normung einfließen. In den letzten zwei Jahren wurde
eine Reihe von internationalen Normen für den deutschen Bereich übernommen;
weitere Übernahmen sind in Vorbereitung.
Bibliotheksmanagement
Zum Bereich Bibliotheksmanagement gehören Normen der Statistik – sowohl
für Bibliotheken wie für die Buchproduktion – und der Leistungsmessung.
Die Anfang 2003 veröffentlichte Überarbeitung der Statistiknorm für Bibliotheken
(ISO 2789 – International library statistics) erscheint derzeit in deutscher
Übersetzung. Die seit 2003 eingesetzte Neufassung der Deutschen Bibliotheksstatistik
für wissenschaftliche Bibliotheken ist bereits weitgehend dieser
Norm angepasst. Wegen der ständigen raschen Veränderungen der elektronischen
Bibliotheksdienste wurde im internationalen Rahmen bereits mit einer
erneuten Revision der Norm begonnen. Statistische Daten für die Nutzung aller
elektronischen Bibliotheksdienste sollen nun in einem separaten Technical
Report zusammengefasst werden.
Ebenfalls 2003 erschien der Fachbericht zur Leistungsmessung für elektronische
Bibliotheksdienste (ISO TR 20983 – Performance indicators for electronic
library services). Eine deutsche Übersetzung ist bereits im Druck.
Im Gegensatz zur Statistik-Norm, bei der eine Abtrennung des Teils für die
Nutzung elektronischer Dienste vorgesehen ist, sollen im Bereich der Leistungsmessung
nun die bisherigen Normen zusammengefasst werden. Die
1998 erschienene Norm zur Leistungsmessung (ISO 11620 – Library performance
indicators) und die dazugehörende Ergänzung (ISO 11620 AMD 1,
2003), die sich beide auf die traditionelle Bibliothek beziehen, sollen mit dem
Fachbericht zusammengeführt werden. Ziel ist es, Indikatoren für die Evaluierung
zu bieten, die traditionelle und elektronische Bibliotheksdienste als Einheit
sehen.
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Außerdem befinden sich zwei weitere Normen in Überarbeitung, die die Statistik
und die Erstellung von Preisindizes für die Buchproduktion umfassen.
Bestandserhaltung in Archiven und Bibliotheken
Dieser Arbeitsbereich umfasst Normen zur Bestandserhaltung von Dokumenten
aller Art, die in Archiven, Bibliotheken und Museen aufbewahrt werden.
Die Themen reichen von den bei der Herstellung benutzten Materialien und
Methoden über Lagerungsbedingungen bis zur Verfilmung oder Restaurierung.
2002 erschien die deutsche Ausgabe der ISO-Norm zu „Anforderungen an
Bindematerialien und Methoden zur Herstellung von Büchern“ (DIN ISO
11800). Ebenfalls mit Einbandfragen befasst sich der Entwurf einer weiteren
DIN-Norm: „Anforderungen an das Binden von Bibliotheks-, Archiv- und
anderem Schriftgut bzw. anderen Druckerzeugnissen aus Papier zum
Gebrauch in Archiven und Bibliotheken – Verfahren und Materialien“ (Entwurf
DIN 33902: 2003 – 01). Zur Lagerung von Archiv und Bibliotheksmaterial
erschien im September 2003 die ISO-Norm „Document storage requirements
for archive and library materials“ (ISO 11799). Eine deutsche Übersetzung ist
in Vorbereitung.
Archiv- und Schriftgutverwaltung
Dieser relativ junge Arbeitsausschuss – gegründet 1998 – hat intensiv an der
Entstehung der ersten internationalen Normen zum „Records Management“
mitgewirkt. In dem Arbeitsausschuss sind öffentliche und private Archive,
Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Bereich der
Verwaltungsinformatik vertreten. Erschienen sind bisher eine Rahmen-Norm,
die die allgemeinen Anforderungen an Schriftgutverwaltung festlegt (DIN ISO
15489-1) und ein internationaler Fachbericht, der Verfahren der Schriftgutverwaltung
beschreibt (ISO/TR 15489-2; deutsche Übersetzung in Vorbereitung).
Weitere Normen der Schriftgutverwaltung werden derzeit im internationalen
Bereich begleitet.
Technische Interoperabilität
Der Arbeitsbereich umfasst insbesondere Normen zum Austausch von Daten.
In Bearbeitung ist eine Norm zu „Directories of libraries, archives, information
and documentation centres and their databases“ (ISO/CD 2146) sowie die
Übernahme des Metadaten-Schemas Dublin Core als ISO-Norm (ISO/DIS
15836). Im internationalen Bereich wird ein Norm-Entwurf zu Datenelementen
für RFD (Radio frequency identification) in Bibliotheken diskutiert.
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Nummerungssysteme
Zur Identifizierung von Dokumenten und Institutionen werden internationale
Nummerungssysteme benutzt, die eindeutige Beschreibung ermöglichen. Das
bekannteste solcher Systeme, die ISBN (International Standard Book Number,
ISO CD 2108) wird derzeit überarbeitet. Ziel ist es, die Kapazität des Nummernsystems
zu erhöhen und den Anwendungsbereich auf elektronische Dokumente
zu erweitern.
2002 erschienen die DIN-Norm DIN ISO 3901 Internationaler Ton- und Bildtonaufnahmeschlüssel
(ISRC) und die ISO-Norm für audiovisuelle Dokumente
(ISO 15706 – International Standard Audiovisual Number, ISAN).
In Vorbereitung ist ein Nummerungssystem für Texte, das nicht die Dokumente
(Bücher, Zeitschriften, AV-Dokumente), sondern die Original-Texte identifiziert:
ISO/CD 21047 – International Standard Textual Work Code (ISTC).
Länderzeichen
In den unterschiedlichsten Bereichen werden Codes für Ländernamen benötigt.
Derzeit wird die 1998 erschienene Norm „Codes für Ländernamen“ (DIN
EN ISO 3166-1) überarbeitet. Auf der Homepage des NABD wurde ein Änderungsdienst
eingerichtet, um Interessenten auf dem Laufenden zu halten.
Transliteration und Transkription
Die Erschließung von Dokumenten aus allen Sprachregionen benötigt standardisierte
Formen der Transliteration und Transkription von Schriftzeichen.
Zurzeit werden in dem deutschen Arbeitsausschuss internationale Norm-
Entwürfe zur Umschrift des hebräischen, des arabischen sowie des griechischen
Alphabets und zur Transliteration kyrillischer Buchstaben bearbeitet.
Normen des Bibliotheks- und Dokumentationswesens werden heute fast ausschließlich
auf internationaler Ebene im Rahmen der ISO verabschiedet und
dann von den nationalen Gremien, die an der Entstehung mitgewirkt haben,
übernommen. Die internationalen wie die deutschen Normen sind über den
Beuth Verlag in Berlin zu beziehen. Eine Auswahl der für das Bibliothekswesen
relevanten und bis zum Jahr 2001 erschienenen Normen wurde in einem
DIN-Taschenbuch zusammengefasst und veröffentlicht. 1
1 Bibliotheks- und Dokumentationswesen: Gestaltung und Erschließung von Dokumenten,
Bibliotheksmanagement, Codierungs- und Nummerungssysteme, Bestandserhaltung
in Archiven und Bibliotheken. Hrsg.: DIN Deutsches Institut für
Normung e.V. Berlin: Beuth 2002 (DIN-Taschenbuch; 343)
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