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Mater Dei Hospital - bvmd

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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Msida, Malta<br />

Anästhesie auf Malta<br />

Motivation<br />

Nach Famulaturen in der Inneren und in der Anästhesie in Deutschland und einer Famulatur in der<br />

Notaufnahme in Togo wollte ich meine letzte Famulatur gerne noch in einem englischsprachigen Land<br />

absolvieren. Die <strong>bvmd</strong>-Länderliste bot für Januar nur Malta als europäisches, englischsprachiges Land an.<br />

Alternativ hab ich Indonesien und Thailand als zweite und dritte Wahl angegeben. Mein Hauptanliegen war vier<br />

Wochen auf Englisch kommunizieren zu können und auch die „deutsche Anästhesie“ mit der Anästhesie im<br />

Ausland zu vergleichen. Ich hab nun nach meinem 9. Fachsemester an der Uni Heidelberg einen Monat<br />

Anästhesiefamulatur am <strong>Mater</strong> <strong>Dei</strong> <strong>Hospital</strong> in Msida, Malta absolviert. (Tal-Qroqq, Msida, MSD 2090, Malta).<br />

Vorbereitung<br />

Ich habe über Flyer und Infoabende an der Uni über die Möglichkeit einer Auslandsfamulatur über die <strong>bvmd</strong><br />

erfahren. Auf der Homepage der <strong>bvmd</strong> habe ich mich dann über die Bewerbungsformalitäten informiert. Die<br />

nötigen Schritte zur Bewerbung sind dort sehr gut hinterlegt. Sich zu bewerben ist schon etwas zeitaufwendig,<br />

vor allem die Letters of Motivation zu verfassen. Einen Termin für den Sprachtest habe ich am Sprachlabor in<br />

Heidelberg, besonders vorbereitet habe ich mich nicht. Wichtig ist frühzeitig für einen Termin anzufragen, sind<br />

relativ schnell vergeben. Auf der Homepage der MMSA ist eine „Immunisationform“; am besten dieses gleich<br />

verwenden.<br />

Visum<br />

Malta gehört zur EU. Visum ist nicht nötig, man kann mit Personalausweis einreisen.<br />

Gesundheit<br />

Ich hatte keine Reiseapotheke mit, habe auch nichts benötigt. Es war eine ausgefüllte und von einem Arzt<br />

unterschriebene Immunisationform einzureichen (siehe MMSA-Homepage). Eine Imfpbescheinigung reicht<br />

nicht aus, es müssen die Titer bestimmt werden. Ich hatte im 5. Semester im Rahmen des<br />

Mikrobiologiepraktikums die Titer bestimmen lassen. Diese waren zwei Jahre später von Malta noch als gültig<br />

anerkannt worden (ansonsten wird es ziemlich teuer. Evtl. beim Gynäkologen mit der Fragestellung<br />

„Kinderwunsch“ bestimmen lassen). Zusätzlich hatte ich eine Rö-Thorax-Aufnahme zwecks<br />

Tuberkuloseausschluss und einen Nasenabstrich auf MRSA (bei diesem darauf achten, dass er einen bestimmten<br />

Zeitraum bis zum Famulaturantritt nicht überschreiten darf). Eine Influenza-Impfung war nicht vorgeschrieben.<br />

Sicherheit<br />

Diesbezüglich hatte ich keine Vorkehrungen getroffen. Malta ist ein sehr katholisches Land mit sehr niedriger<br />

Kriminalitätsrate (wo will man auf der Insel schon hin?). Ich war auch öfter alleine unterwegs, auch in<br />

abgelegenen Gebieten zum Wandern. Auch nach Einbruch der Dunkelheit war es kein Problem sich alleine zu<br />

bewegen. Man wurde schon öfter mal angesprochen (als ich z. B. alleine im Park unterwegs war), aber es wurde<br />

selbst da immer nachgefragt, ob es denn in Ordnung sei.<br />

Ansonsten hab ich eine Versicherung über den Hartmannbund und eine Auslandskrankenversicherung<br />

abgeschlossen.<br />

Geld<br />

Euro ist Zahlungsmittel. Ansonsten gibt es an jeder Ecke ATM Automaten (auch auf dem Uni-Campus), an<br />

denen man mit der Kreditkarte Geld abheben kann. Lebensmittel sind etwas teurer als in Deutschland, dafür<br />

sind die öffentlichen Verkehrsmittel überaus günstig.<br />

Sprache<br />

Die Malteser wachsen bilingual auf. Englisch kommt so im Alter von vier Jahren hinzu. Eigentlich sprechen fast<br />

alle sehr gutes Englisch, an die relativ hart klingende Aussprache hört man sich in wenigen Tagen hinein. Ich<br />

hatte neun Jahre in der Schule Englisch, hab mich jetzt nicht zusätzlich vorbereitet – bis auf Filme schauen.<br />

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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Msida, Malta<br />

Während des bisherigen Studiums kam Englisch leider etwas zu kurz bei mir, aber nach ein paar Tagen war ich<br />

dann auch im Sprechen wieder drinnen. Die Ärzte haben aber auch mal was zweimal erklärt und man konnte<br />

auch jederzeit nachfragen. Die Malteser wechseln dann auch immer mal zwischen Englisch und Maltesisch hin<br />

und her. Einfach abwarten und/oder nachfragen. In der Anästhesie waren auch viele ausländische Ärzte,<br />

demzufolge wird auf der „Anästhesistenseite“ fast immer Englisch gesprochen.<br />

Verkehrsverbindungen<br />

Meine Zusage kam relativ spät, es waren nicht mal mehr vier Wochen bis zum Famulturbeginn. Der günstigste<br />

Flug war mit Lufthansa (Frankfurt-Malta), hab 270 Euro bezahlt. Falls es möglich ist schon früher zu buchen, es<br />

gibt auch Flüge ab 100 Euro. Vom Flughafen wurde ich dann von einem maltesischen Studenten abgeholt, noch<br />

kurz am Krankenhaus vorbei und dann zu meiner Wohnung gebracht. Ansonsten kommt man auf Malta fast<br />

überall mit dem Bus hin, eine Fahrt kostet zwischen 47 Cent und 1,16 Euro. Etwas Geduld wird benötigt, man<br />

sollte immer +/- 10 Minuten einplanen, da es keine wirklichen Fahrpläne gibt. An der Bushaltestelle gibt man<br />

kurzes Handzeichen, wenn der Bus kommt, in den man einsteigen möchte. An der gewünschten Endstation gibt<br />

man dem Busfahrer ein Signal, dass man nun aussteigen möchte. Wer dem Linksverkehr gewachsen ist, kann sich<br />

auch ein Mietauto besorgen. Von Rad- und Motorrad wird auf Malta abgeraten – hohe Unfallrate wegen dem<br />

doch rasanten Fahrstil. Auf Gozo kann man eine Radtour wagen.<br />

Kommunikation<br />

Im Apartment gab es ein Festnetztelefon, allerdings konnten nur Anrufe empfangen werden. Es gibt<br />

Telefonkarten z.B. von Go, oft sind in den Apartments noch Karten von den Vormietern hinterlassen. Das<br />

Apartment (wie anscheinend die meisten anderen auch) war mit WLAN ausgestattet. Das Mitbringen des<br />

Laptops ist also eine Überlegung wert. Auch gibt es auf Malta öffentliche Internetspots. Ansonsten kann man<br />

sich in der Bibliothek im Krankenhaus einloggen oder auch einen Internetzugang auf dem Unicampus<br />

beantragen.<br />

Unterkunft<br />

Ich war in Sliema in einer 6erWG untergebracht. Im Erdgeschoss wohnten die Hauseigentümer. Wir waren<br />

meistens zwischen drei und sechs Mitbewohner. Die Unterkunft wurde von der MMSA organisiert, ich hatte<br />

keine Wahlmöglichkeit. Es war ein älteres Haus, mit Meerblick! Jedoch relativ schmutzig und auch schimmlig. Es<br />

hätte einmal die Woche eine Putzfrau erscheinen sollen, die kam aber leider nicht.<br />

Literatur<br />

Ich hab die Auslandsberichte auf der <strong>bvmd</strong>-Seite gelesen, die waren für die Vorbereitung wirklich sehr hilfreich.<br />

Desweiteren hatte ich einen Marco-Polo-Reiseführer und einen Reiseführer von Know-How mit. Letzterer ist zu<br />

empfehlen. Zusätzlich noch ein kleines Maltesischwörterbuch, man kommt sehr schnell mit den Maltesern ins<br />

Gespräch, wenn man sich an ihrer Sprache versucht und bekommt auch dann öfters vom Gemüsehändler was<br />

geschenkt☺<br />

Als medizinische Literatur hatte ich ein kleines deutsch-englisch Medizinwörterbuch mit und das Oxford<br />

Handbook of Anaesthesia.<br />

Mitzunehmen<br />

Man glaubt es nicht, aber in den Wintermonaten kann ein Schlafsack nützlich sein. In den Wohnungen gibt es<br />

i.d.R. keine Heizung, nur kleine Gasöfen, welche man nicht mit ins Schlafzimmer nehmen möchte. OP-Schuhe<br />

waren nötig, jedoch müssen es keine „richtigen“, also autoklavierbar und antistatisch sein. Normale PVC-Clogs<br />

aus dem Supermarkt gehen auch. Ein Kittel ist für die Anästhesie nicht notwendig, man bekommt die Scrubs<br />

gestellt, die werden im OP und auch auf der Intensivstation getragen. Es ist im OP relativ kalt, evtl. eine<br />

Strickweste oder ähnliches einpacken. Vergesst eure Famulaturbescheinigungen nicht!<br />

Reise und Ankunft<br />

Der gesamte Aufenthalt lief total problemlos! Ich kam an einem Sonntag auf Malta an. Wurde von einem<br />

Studenten abgeholt und zur Wohnung gebracht. Am Montag war dann mein erster Famulaturtag. Ich traf mich<br />

morgens mit einem maltesischen Studenten von der MMSA, er ging dann mit mir zur Verwaltung, da bekam ich<br />

die Klinikkarte – wichtig, sonst kommt man im Krankenhaus wirklich nirgends hin! Danach wurde ich zu<br />

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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur in Msida, Malta<br />

meinem Department begleitet, wo ich meinem Consultant vorgestellt wurde. Diesem Consultant war ich dann<br />

auch die vier Wochen zugeteilt. Arbeitszeiten und in welchem OP-Saal man sich morgens trifft wurden dann mit<br />

ihm vereinbart.<br />

Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />

Ich fing immer um 8.30 Uhr an. Arbeitsschluss war individuell, je nach Dauer des OP-Plans. Aber i.d.R. war ich<br />

immer gegen Mittag fertig. Ich hielt mich mit an den Rooster meines Consultants. Er hatte jeden Tag einen<br />

anderen OP-Saal. Mein Consultant hat sich dann einen Lernplan für mich ausgearbeitet, was ich quasi nach den<br />

vier Wochen alles wissen und könnten sollte. Es gab jeden Tag eine kleine Unterrichtseinheit und ich durfte auch<br />

praktische Sachen (Maskenbeatmung, Larynx-Maske, Intubation…) machen. Hier wäre zu erwähnen, dass<br />

maltesische Studenten i.d.R. nur zuschauen und die praktischen Fähigkeiten erst nach ihrem Studium lernen.<br />

Demzufolge hat man als Famulant so eine gewisse Sonderstellung. Ich war die einzige Famulantin/Studentin im<br />

Januar in der Anästhesie, hatte also leider keinen Kontakt zu maltesischen Studenten (nur ab und an mal auf der<br />

chirurgischen Seite). Es ist eine sehr, sehr freundliche und angenehme Arbeitsatmosphäre. Alle waren sehr<br />

höflich und respektvoll zueinander. Man wird oft Kaffeetrinken geschickt, ob man möchte oder nicht☺ Die<br />

Assistenzärzte haben auch regelmäßig Tutorien, denen man auch als Student beiwohnen darf. Auch sind täglich<br />

in der Klinik Vorlesungen für Medizinstudenten, da kann man sich auch mit reinsetzen. Es liegt schon viel bei<br />

einem selbst, was man gerne lernen möchte, wie lange man im Krankenhaus bleibt…<br />

Land und Leute<br />

Ich hatte eine vier-Tage-Woche (mein Consultant hatte donnerstags keinen OP) und somit genügend Zeit die<br />

Insel zu erkunden. Mit dem Bus kommt man relativ gut an fast jeden gewünschten Punkt. Die Insel bietet auch<br />

für jeden Geschmack etwas – viele Kirchen und Tempel, landschaftlich tolle Areale. Stadtleben, Landleben…<br />

Auf vier Wochen hatte ich genügend Gelegenheiten alles anzuschauen, was ich anschauen wollte. Inklusive die<br />

Nachbarinseln Gozo und Comino. Comino im Winter hat auch einen gewissen Reiz, da das einzige Hotel auf<br />

der Insel zu dieser Jahreszeit geschlossen ist und man fast alleine auf der Insel ist (und hofft, dass die Fähre auch<br />

wirklich wiederkommt).<br />

Die Leute waren überwiegend freundlich und hilfsbereit.<br />

Fazit<br />

Meine Erwartungen an die Famulatur wurden wirklich übertroffen. Durch die intensive Betreuung habe ich mehr<br />

gelernt als während meiner Anästhesiefamulatur in Deutschland. Die Arbeitsatmosphäre ist überaus angenehm.<br />

Längerfristig auf Malta zu arbeiten, wäre als Facharzt bestimmt eine gute Wahl. Als Assistenzarzt sind auch die<br />

Arbeitszeiten dort nicht so angenehm und man bekommt Verantwortung später zugeteilt als in Deutschland. Für<br />

eine Famulatur kann ich das Land jederzeit empfehlen. Auch im Winter - schwimmen konnte ich nicht gehen,<br />

dafür war die Insel grün und es waren nicht so viele Touristen da.<br />

Bei Fragen könnt ihr mir gerne mailen.<br />

daniela_ott@web.de<br />

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