Synthese von Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
Synthese von Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
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KSH-Chemiepraktikum 8. Aspirin-<strong>Synthese</strong><br />
Einführung<br />
<strong>Synthese</strong> <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong> (<strong>Aspirin®</strong>)<br />
Schon Hippokrates kannte Mittel, welche eine schmerzlindende Wirkung auf den Menschen ausübten. So empfahl er<br />
beispielsweise einen Tee aus Weidenrinde gegen die Schmerzen im Kindbett. Heute weiss man, dass die Rinde der<br />
Silberweide (Salix alba) eine Substanz namens Salicin enthält, welche beim Kochen in Wasser zu Salicylsäre<br />
reagiert, welche als Schmerzmittel eingesetzt wurde. Allerdings zeigt Salicylsäure starke Nebenwirkungen: sie kann<br />
Magen- und Darmschleimhäute angreifen.<br />
<strong>Acetylsalicylsäure</strong> ist ein Abkömmling (= Derivat) der Salicylsäure. Im Jahre 1850 wurde <strong>Acetylsalicylsäure</strong><br />
erstmals hergestellt. Es war offensichtlich, dass auch diese Substanz schmerzlindende Wirkung hatte. Allerdings<br />
wurden durch das Einnehmen <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong> Mund- und Magenschleimhäute verätzt. Wie sich später aber<br />
herausstellte, gingen diese Nebenwirkungen auf Verunreinigungen zurück.<br />
1893 fanden Felix Hoffmann und Heinrich Dreser einen Weg, <strong>Acetylsalicylsäure</strong> zu reinigen. Damit wurde eine<br />
Erfolgsstory geboren. Aspirin, wie die deutsche Firma Bayer die Substanz einführte, wurde zu einem der<br />
erfolgreichsten Medikamente in der Geschichte der Pharmazie. In den USA werden täglich ca. 50 Mio. Aspirin-<br />
Tabletten geschluckt, das sind knapp 2 Mia. pro Jahr (Zahlen stammen <strong>von</strong> Mitte der Neunziger Jahre).<br />
<strong>Acetylsalicylsäure</strong> zeigt ähnliche Nebenwirkungen wie Salicylsäure, allerdings meist in geringerem Ausmass.<br />
Ausserdem wird der Substanz nachgesagt, Herzinfarkte und Thrombosen vorbeugen zu können.<br />
Ziele<br />
1. <strong>Synthese</strong> eines organischen Stoffes.<br />
2. Berechnung der Ausbeute des Produktes.<br />
Reaktionsgleichung<br />
O<br />
OH O<br />
O HO<br />
O + O<br />
+<br />
A<br />
OH O B C<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
D<br />
A. <strong>Synthese</strong> <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong> (<strong>Aspirin®</strong>) aus Salicylsäure<br />
2-Hydroxy-benzoesäure (= Salicylsäure, A) Essigsäureanhydrid (B)<br />
<strong>Acetylsalicylsäure</strong> (= Aspirin, C) Essigsäure (D)<br />
1) Fülle das Wasserbad mit demineralisiertem Wasser und schalte es ein. Miss mit einem<br />
Thermometer die Temperatur. Sie sollte auf 70–80°C gehalten werden.<br />
2) Man wäge genau 3.5 g Salicylsäure (= 2-Hydroxy-benzoesäure) auf einem Wägepapier ab<br />
und fülle sie in einen 150 ml Weithals-Erlenmeyerkolben.<br />
3) Dazu gibt man 5 ml Essigsäureanhydrid (= Acetanhydrid) und 3 Tropfen konzentrierte<br />
Schwefelsäure. Diese beiden Substanzen werden nur in der Kapelle den Vorratsgefässen<br />
entnommen. (Achtung: Schwefelsäure ist stark ätzend; Essigsäureanhydrid weist einen stechenden<br />
Geruch auf!!)<br />
4) Das Gemisch im Erlenmeyerkolben wird im Wasserbad während 15 Minuten bei 70-80°C<br />
gehalten. Um unangenehm stechende Dämpfe zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Öffnung<br />
des Erlenmeyerkolbens mit einem Uhrglas zu bedecken<br />
5) Die Reaktionsmischung wird ab und zu mit einem Glasstab so gerührt, dass sie klar wird.<br />
6) In der Zwischenzeit wird eine Abnutschvorrichtung aufgebaut.<br />
7) Nach den 15 Minuten wird das Reaktionsgemisch während 5 Minuten auf dem Tisch<br />
ausgekühlt und der Erlenmeyerkolben anschliessend unter dem laufenden Wasser<br />
abgekühlt.<br />
8) Man gebe nun langsam 80 ml kaltes demineralisiertes Wasser unter stetem Rühren zum<br />
Reaktionsprodukt, wobei das Reaktionsprodukt (Aspirin) auskristallisiert werden sollte.<br />
Falls das nicht der Fall ist, kann durch Kratzen an der Wand des Kolbens mit einem<br />
sauberen Glasstab nachgeholfen werden.<br />
P. Good 1 <strong>von</strong> 3
KSH-Chemiepraktikum 8. Aspirin-<strong>Synthese</strong><br />
9) Das Produkt wird abgenutscht und auf der Nutsche dreimal mit kaltem demineralisiertem<br />
Wasser gewaschen. Man trocknet den Filterrückstand durch weiteres Hindurchsaugen <strong>von</strong><br />
Luft auf der Nutsche. Die <strong>Acetylsalicylsäure</strong> (der Inhalt der Nutsche) wird in eine<br />
Petrischale transferiert und mit dem Namen der SchülerInnen versehen in der Kapelle<br />
weiter getrocknet.<br />
B. Eisenchloridprobe zum Aufzeigen der Reinheit des Aspirins<br />
Eisen(III)-chlorid ist ein relativ spezifisches Reagens für Phenole 1) (= Hydroxybenzole). Bei dieser Probe wird das<br />
Phenol durch Blaufärbung identifiziert.<br />
Währenddem Salicylsäure ein Phenol ist, zählt man <strong>Acetylsalicylsäure</strong> nicht zu diesen Verbindungen. Testet man<br />
nun eine Probe <strong>Acetylsalicylsäure</strong> mit Eisen(III)-chlorid, so sollte bei hoher Reinheit der Test negativ verlaufen. Als<br />
Kontrolle wird derselbe Versuch mit reiner Salicylsäure und reinem Aspirin durchgeführt.<br />
1) Man gebe eine kleine Spatelspitze der zu prüfenden Substanz in ein Reagenzglas und fülle<br />
dieses zu einem Viertel mit demineralisiertem Wasser auf.<br />
2) Die Probe wird mit einem Tropfen Eisen(III)-chlorid-Lösung versetzt. Eine Blaufärbung<br />
zeigt das Vorhandensein eines Phenols an.<br />
3) Man wiederhole die beiden Schritte mit Salicylsäure und käuflichem Aspirin.<br />
Beobachtung:<br />
Beschreibe die Reinheit des selber synthetisierten Aspirins im Vergleich mit dem käuflichen<br />
Aspirin:<br />
C. Zersetzung des Aspirins<br />
Schon nach der Einnahme <strong>von</strong> Aspirins zersetzt sich ein Teil dieser Substanz zu Salicylsäure, was zu einer<br />
Verstärkung der Nebenwirkungen führt. Im folgenden kleinen Experiment wird mit Hilfe der Eisenchlorid-Probe die<br />
Stabilität <strong>von</strong> Aspirin in der Hitze untersucht.<br />
1) Eine kleine Spatelspitze des noch feuchten Aspirins wird in einem Reagenzglas zu 3 ml<br />
Wasser gegeben und auf der Gasbrennerflamme zum Sieden gebracht.<br />
2) Man lässt die Probe etwas abkühlen und gibt dann einen Tropfen Eisen(III)-chlorid-Lösung<br />
hinzu.<br />
Beschreibe die Reinheit des selber erhitzten Aspirins im Vergleich zum nicht erhitzten<br />
Aspirin:<br />
D. Ausbeutebestimmung (Schritt 4 wird erst im nächsten Praktikum gelöst, da das Produkt vollständig<br />
trocken sein muss. Die anderen Punkte werden jetzt gelöst.)<br />
1) Berechne anhand der Formeln in der Reaktionsgleichung die molaren Massen <strong>von</strong><br />
Salicylsäure und <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong>. Zeichne dazu die beiden Moleküle in der<br />
vollständigen Lewis-Formel (auf die Rückseite).<br />
M (Salicylsäure): M (<strong>Acetylsalicylsäure</strong>):<br />
2) Berechne nun, wieviele Teilchen (in mol) in den 3.5 g Salicylsäure, welche Du für das<br />
Experiment eingesetzt hast, enthalten sind.<br />
n (Salicylsäure):<br />
P. Good 2 <strong>von</strong> 3<br />
OH<br />
1) = Phenol
KSH-Chemiepraktikum 8. Aspirin-<strong>Synthese</strong><br />
3) Anhand der molaren Masse <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong> wird nun ermittelt, wieviel g Aspirin<br />
maximal aus 3.5 g Salicylsäure gewonnen werden kann:<br />
m (<strong>Acetylsalicylsäure</strong>):<br />
4) Diese Masse entsprechen 100% Ausbeute. Wäge nun die synthetisierte, getrocknete<br />
<strong>Acetylsalicylsäure</strong> und errechne, wieviel % Ausbeute das sind. Gefragt ist auch der<br />
Lösungsweg dieser Berechnung.<br />
Ausbeute an Aspirin:<br />
E. <strong>Synthese</strong> <strong>von</strong> Wintergrünöl<br />
1) In einem Reagenzglas wird zu etwa 3 ml Methanol (CH 3OH) (Achtung: giftig!!) ein Spatel<br />
Salicylsäure gegeben. Es werden ca. 3 Tropfen konz. Schwefelsäure (Achtung: Schwefelsäure<br />
ist stark ätzend) dazugegeben. Das Gemisch wird vorsichtig über der Bunsenbrennerflamme<br />
erhitzt, bis in der Flüssigkeit Schlieren zu beobachten sind.<br />
2) Man gibt etwa 2 ml dest. Wasser dazu und riecht an der Öffnung des Reagenzglases.<br />
Fragen<br />
Notiere die Beobachtungen; wonach riecht das Gemisch?<br />
1) Schwefelsäure wird dem Reaktionsgemisch zugegeben, taucht aber in der<br />
Reaktionsgleichung nicht auf. Welche Rolle spielt diese Substanz demnach in der<br />
Aspirinsynthese?<br />
2) <strong>Acetylsalicylsäure</strong> übt dem Namen nach die Funktion einer Säure aus. Erkläre in<br />
verständlichen Worten, welches H + -Kation dieses Moleküls am Leichtesten abgibt.<br />
Zeichne dazu die Formel <strong>von</strong> <strong>Acetylsalicylsäure</strong> nochmals auf!<br />
3) Zeichne in die Lewis-Formeln <strong>von</strong> Salicylsäure und Essigsäureanhydrid die<br />
Teilladungen ein und gib an, welches Atom der Salicylsäure an welchem Atom des<br />
Essigsäureanhydrid-Moleküls angreift. Nimm zur Beantwortung auch die<br />
Reaktionsgleichung <strong>von</strong> S. 1 zur Hilfe.<br />
4) Salicylsäure reagiert mit Methanol zu Wintergrünöl (Methylsalicylat). Dabei greift<br />
das O-Atom des Methanols am C-Atom der Säuregruppe (COOH) der Salicylsäure<br />
an. Erkläre diese Reaktion anhand der Strukturformeln.<br />
OH<br />
Wintergrünöl<br />
Methanol<br />
P. Good 3 <strong>von</strong> 3<br />
O<br />
O<br />
O<br />
H