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Interview mit den Herausgeberinnen Susanne Preußler-Bitsch und ...

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<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>den</strong> <strong>Herausgeberinnen</strong> <strong>Susanne</strong> <strong>Preußler</strong>-<strong>Bitsch</strong> <strong>und</strong> Regine<br />

Stigloher<br />

Liebe Frau <strong>Preußler</strong>-<strong>Bitsch</strong>, liebe Frau Stigloher, Sie haben von Kindesbeinen an am<br />

schriftstellerischen Wirken Ihres Vaters teilgenommen. Haben die kleine Hexe <strong>und</strong> der Räuber<br />

Hotzenplotz im Familienleben <strong>mit</strong>gemischt?<br />

Ja, ganz selbstverständlich haben die Figuren aus seinen Geschichten in unserer Familie<br />

irgendwie <strong>mit</strong>gelebt: Der kleine Wassermann bewohnte <strong>den</strong> Weiher gleich hinter der<br />

Pulvermühle – übrigens heute noch. Der kleinen Hexe hatten wir es oftmals zu verdanken, wenn<br />

wir nach vergeblicher Suche plötzlich herrliche Steinpilze im Unterholz entdeckten – was<br />

natürlich nur dann der Fall war, wenn nicht vorher der verfressene Herr Hotzenplotz unsere<br />

Plätze geplündert hatte. Und für Hörbe <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e haben Vaters acht Enkelkinder ganz<br />

selbstvergessen w<strong>und</strong>erschöne Hutzelmannhäuser aus kleinen Zweigen, Tannenzapfen <strong>und</strong><br />

Moos gebaut. Neben <strong>den</strong> heiteren Seiten erlebten wir Kinder aber auch einen schreiben<strong>den</strong><br />

Vater, der zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> einer Erkrankung viele Monate eine schwarze Augenklappe<br />

tragen musste; das war die Zeit, als er intensiv an der Figur des Meisters in seinem „Krabat“<br />

arbeitete.<br />

Ihr Vater hat sich altersbedingt seit dem Tod Ihrer Mutter aus der Öffentlichkeit zurückgezogen,<br />

doch Schriftsteller gehen ja bekanntlich nicht in Rente. Wie geht es ihm?<br />

Je nach Tagesform, die bei einem betagten Menschen bekanntlich wechselhaft sein kann, geht es<br />

ihm meist richtig gut. Er hat <strong>den</strong> wirklich mutigen <strong>und</strong> sehr klugen Schritt gewagt <strong>und</strong> sich in<br />

einer Einrichtung für Senioren einquartiert. Das Wort vom „Unruhestand“ trifft für jeman<strong>den</strong>,<br />

der als nächsten run<strong>den</strong> Geburtstag <strong>den</strong> 90. vor sich hat, verständlicherweise nicht mehr ganz<br />

zu, aber er hat noch Ideen, Pläne, Visionen <strong>und</strong> beschäftigt sich täglich <strong>mit</strong> dem Schreiben.<br />

„Ich bin ein Geschichtenerzähler“ ist ein echtes Zwei-Generationen-Projekt. Wie ist das Buch<br />

entstan<strong>den</strong>? Welchen Anteil hatte Otfried <strong>Preußler</strong> bei der Zusammenstellung der Texte?<br />

Als feststand, dass wir bei Thienemann ein Buch <strong>mit</strong> <strong>den</strong> eher biografisch-essayistischen Texten<br />

unseres Vaters herausgeben wer<strong>den</strong>, haben wir viele Wochen in seinem Archiv gestöbert. In<br />

dieser Phase war er intensiv <strong>mit</strong> in das Vorhaben eingebun<strong>den</strong>, hat uns aber bei der endgültigen<br />

Auswahl <strong>und</strong> Zusammenstellung der Texte freie Hand gelassen. Besonders froh sind wir darüber,<br />

dass wir ihn in Zweifelsfällen ganz einfach um Rat fragen konnten. Darüber hinaus wissen wir<br />

jetzt genau, welche Texte für ihn wichtig waren <strong>und</strong> sind. Manches hat sich für ihn im Lauf der<br />

vielen Jahre von selbst erledigt, manches will er jetzt noch nicht veröffentlicht haben, manches<br />

gar nicht. Wir wer<strong>den</strong> uns natürlich auch in Zukunft an seine Wünsche halten.<br />

Haben auch Sie Ihren Vater während der Entstehung des Buches von einer neuen Seite<br />

kennengelernt <strong>und</strong> Details aus seinem Leben erfahren, die Ihnen selbst gar nicht bewusst<br />

waren?<br />

Aber ja! Als wir Kinder waren, hat er niemals – zumindest nicht in unserer Gegenwart – über<br />

seine Erlebnisse während des Krieges <strong>und</strong> seiner Gefangenschaft auch nur ein Wort verloren.<br />

Jährlich auf dem Rosenheimer Herbstfest mussten wir allerdings enttäuscht feststellen, dass<br />

unser Vater nicht bereit war, für uns die so begehrten Plastikblumen an <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong><br />

Stän<strong>den</strong> zu schießen. Erst später haben wir verstan<strong>den</strong> wieso: Er hatte sich nach dem Krieg<br />

geschworen, niemals mehr – auch nicht zum Spaß – ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Und


ähnlich dem Schießbu<strong>den</strong>erlebnis erging es uns jetzt gelegentlich bei <strong>den</strong> Vorarbeiten zu diesem<br />

Buch. Durch die intensive Beschäftigung <strong>mit</strong> ihm <strong>und</strong> seinem Werk wurde uns manche<br />

ungewöhnliche Verhaltensweise seinerseits im Nachhinein verständlich.<br />

Hat die Arbeit an diesem Buch Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater verändert?<br />

Natürlich, <strong>den</strong>n wir haben viel Neues von <strong>und</strong> über unseren Vater <strong>und</strong> seine Herkunftsfamilie<br />

erfahren; sein so bewegtes langes Leben quasi im Zeitraffer Revue passieren zu lassen hat ihn<br />

uns noch einmal ein Stück nähergebracht.<br />

Als Leser hat man <strong>den</strong> Eindruck, nicht nur dem Autor <strong>und</strong> seinen Werken, sondern auch dem<br />

Menschen Otfried <strong>Preußler</strong> sehr nahezukommen. War dies Ihre Absicht?<br />

Wir betrachten dieses Buch als eine Hommage an unseren Vater. Wir möchten hinter seinen<br />

Gestalten, hinter der dummen Augustine, dem kleinen Wassermann, hinter Krabat <strong>und</strong> all <strong>den</strong><br />

anderen Protagonisten in seinen w<strong>und</strong>erbaren Geschichten ihn selbst etwas klarer hervortreten<br />

lassen. Dass dabei deutlich wird, welche Verantwortung er als Geschichtenerzähler für das ihm<br />

so wichtige Publikum, nämlich die Kinder, übernimmt, wie liebenswert er ist, das können wir nur<br />

hoffen.<br />

Für wen wird das Buch Ihrer Meinung nach von besonderem Interesse sein?<br />

Für alle die erwachsenen Leser, die seit bald sechzig Jahren <strong>mit</strong> Freude <strong>Preußler</strong>-Bücher lesen<br />

<strong>und</strong> weiterhin lesen möchten.<br />

Otfried <strong>Preußler</strong><br />

Ich bin ein Geschichtenerzähler<br />

<strong>mit</strong> Schwarzweißfotos<br />

Gebun<strong>den</strong><br />

272 Seiten<br />

Format: 14,4 x 20,5 cm<br />

Ab 13 Jahren<br />

ISBN: 978-3-522-20095-0<br />

Preis: 19,90 €<br />

Österreich: 20,50 €, Schweiz: 35,90 sFr<br />

Erscheinungstermin: 18.01.2010<br />

„Ich wünsche jedem Kind, dass es ein paar Mal, am rechten Ort <strong>und</strong> zur rechten St<strong>und</strong>e, die<br />

rechte Geschichte erzählt bekommt. Dass ihm das rechte Buch in die Hand gerät: zwei, drei<br />

Seiten darin, mag sein eine einzige Zeile, ein einziges Wort. Ein Bild nur möge sich darin fin<strong>den</strong>,<br />

das es in diesem einen, diesem bestimmten, unwiederbringlichen Augenblick seines Lebens<br />

gerade brauchen kann – als fre<strong>und</strong>lichen Zuspruch, als Anst0ß zum Spiel der Gedanken, als<br />

Anregung für die Phantasie.“<br />

Otfried <strong>Preußler</strong>

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