Gemeinsam_statt_einsam - Josefbauernfeindsblog
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Wohnen im Alter<br />
GEMEINSAM<br />
STATT EINSAM<br />
Ein gutes Dutzend Menschen von 55 bis 70 Jahren hat eine<br />
Hausgemeinschaft gegründet. FINANZtest hat sie besucht und<br />
zeigt, welche neuen Wohnformen für Senioren es noch gibt.<br />
Diese Straße sieht wirklich nicht so aus,<br />
wie man sich eine Wohngegend für<br />
Senioren vorstellt. Rechts ein riesiger,<br />
bedrohlicher Betonklotz aus den siebziger<br />
Jahren, geradeaus eine laute Durchgangsstraße<br />
mit Straßenbahn und Fußgängerbrücke.<br />
Links ein roter Backsteinneubau<br />
im trendigen Kastenlook – das ist das<br />
Haus des Wohnprojekts Gilde-Carré in<br />
Hannover-Linden.<br />
Hier leben seit sechs Monaten 14<br />
Menschen im Alter von 55 bis 70 Jahren,<br />
jeder in seiner Wohnung und doch alle<br />
zusammen. „Wir sind von der Idee des<br />
gemeinschaftlichen und selbstbestimmten<br />
Wohnens und Lebens überzeugt“, sagt die<br />
66-jährige Frauke Ferner, die zusammen<br />
mit ihrem Mann eine Dreizimmer -<br />
wohnung im Gilde-Carré bewohnt.<br />
UNSER RAT<br />
Zeitpunkt. Setzen Sie sich rechtzeitig mit<br />
der Frage „Wie will ich im Alter leben?“<br />
auseinander. Je früher Sie anfangen, desto<br />
mehr Wahlmöglichkeiten haben Sie.<br />
Wenn Sie erst einmal pflegebedürftig sind,<br />
werden Sie es zum Beispiel schwer haben,<br />
in einer Wohnanlage des „Betreuten<br />
Wohnens“ aufgenommen zu werden.<br />
Wohnberatung. Nehmen Sie in jedem Fall<br />
die Hilfe einer Wohnberatung in Anspruch,<br />
wenn Sie in Ihrer Wohnung bleiben<br />
möchten (siehe „Wichtige Kontakte“<br />
auf S. 43). Viele Wohnungen können schon<br />
durch kleinere Veränderungen alten -<br />
gerecht umgestaltet werden, sodass Sie<br />
den Umzug in eine andere Wohnung oder<br />
ins Heim vermeiden können.<br />
40 BAUEN + WOHNEN<br />
Deshalb haben sie im Jahr 2002 gem<strong>einsam</strong><br />
mit rund 30 anderen Mitgliedern den<br />
Verein „Wohnkonzept 12 e. V.“ gegründet.<br />
Der Verein hat das Ziel, neue Wohn- und<br />
Lebensformen zu entwickeln und zu<br />
erproben, um Vereinzelung und soziale<br />
Isolation im Alter zu vermeiden. Die<br />
Bewohner sollen sich im Alltag und bei<br />
Hilfebedürftigkeit gegenseitig unterstützen.<br />
Noch im Gründungsjahr fand der<br />
Verein eine Wohnungsgenossenschaft, die<br />
eine Industriebrache mitten in Hannover<br />
bebauen wollte und zu dem Experiment<br />
bereit war, für eine Wohngruppe ein Haus<br />
zu bauen.<br />
Von den rund 20 Interessenten, die anfangs<br />
Feuer und Flamme für das Projekt<br />
waren, sind allerdings weniger als die Hälfte<br />
übrig geblieben. „Wenn es konkret wird,<br />
Probewohnen. Wenn Sie sich für das<br />
Leben in einer Hausgemeinschaft interessieren,<br />
sollten Sie alle Gelegenheiten nutzen,<br />
um zu testen, ob diese Wohnform das<br />
Richtige für Sie ist. Nehmen Sie an Gemeinschaftsveranstaltungen<br />
teil, gehen<br />
Sie zum gem<strong>einsam</strong>en Kaffeetrinken oder<br />
Mittagessen. Wenn möglich, vereinbaren<br />
Sie für ein paar Tage ein Probewohnen.<br />
Barrierefrei bauen. Wer neu baut, sollte<br />
die Teile, die mit der tragenden Konstruktion<br />
verbunden sind – etwa Türen und<br />
Treppen – von vornherein barrierefrei planen.<br />
Die Kosten im Vergleich zu einer konventionellen<br />
Wohnung sind dann nur wenig<br />
höher. Auch eine bodengleiche Dusche<br />
verursacht kaum Mehrkosten.<br />
springen die meisten wieder ab“, erzählen<br />
die Bewohner des Wohnprojekts Gilde-<br />
Carré einstimmig.<br />
Das Altern gestalten<br />
Viele, die heute in dem Haus leben, haben<br />
sich bereits lange mit der Frage ausein -<br />
ander gesetzt, wie sie in der dritten Phase<br />
ihres Lebens leben wollen. „Ich habe bei<br />
meinen Verwandten gesehen, wie die Vereinzelung<br />
zunimmt, wenn man nicht mehr<br />
so beweglich ist“, erzählt die 63-jährige<br />
Erdmuthe Fischer. „Und ich wusste schon<br />
früh: So möchte ich nicht leben.“<br />
Auch Gisela Vogt-Versloot (68) war<br />
schon lange auf der Suche nach Gesinnungsgenossen:<br />
„Aus meiner Tätigkeit in<br />
der Leitung eines Krankenhauses und<br />
eines Pflegeheims weiß ich: Die meisten<br />
Menschen verlassen sich darauf, dass sie im<br />
Alter schon jemanden finden werden, der<br />
sich um sie kümmert. Darauf wollte ich es<br />
auf keinen Fall ankommen lassen.“<br />
Andere sind eher zufällig zu dem Projekt<br />
gestoßen. „Ich habe einen Artikel über das<br />
Projekt gelesen und mich daraufhin bei<br />
dem Verein gemeldet“, sagt Anita Creite<br />
(64). „Ich habe in einem Haus gewohnt, in<br />
dem zu den anderen Mietern eher ein<br />
distanziertes Verhältnis bestand. Um Hilfe<br />
zu bitten, war nicht üblich und wurde auch<br />
schon mal abgelehnt. Mir war klar: Wie<br />
soll das im Alter werden, wenn du wirklich<br />
Hilfe brauchst und Familie und Freunde<br />
nicht da oder nicht nah genug sind?“<br />
Die Miete ist mit 7,51 Euro pro Quadratmeter<br />
für sie jetzt deutlich teurer als<br />
früher. Hinzu kommen zirka 70 Euro im<br />
Monat für den Gemeinschaftsbereich, das<br />
Kernstück des Hauses: ein 100 Quadratmeter<br />
großer Bereich mit zwei Gäste -<br />
zimmern, einem großen Wohnraum mit<br />
Küchenzeile, einem barrierefreien Bad und<br />
einem Hobbyraum.<br />
„Mir ist es die Sache wert“, sagt Anita<br />
Creite. „Es ist eine tolle Atmosphäre hier.<br />
Das Zusammenleben ist eine Bereicherung<br />
für mein Leben, jeder bringt etwas ein.“<br />
Der Standort mitten in der Stadt war<br />
zwar für viele erst einmal ein Wermuts-<br />
11/2005
FOTOS: L. REINECKE<br />
Frauke und Ralf-Hagen<br />
Ferner (rechts) gehören zu<br />
den Gründern des Wohnprojekts<br />
Gilde-Carré. Hier hat<br />
jeder seine eigene Wohnung,<br />
doch alle leben zusammen.<br />
tropfen. Die meisten hatten eher davon<br />
geträumt, in einer Villa im Grünen alt zu<br />
werden. Doch heute erkennen alle die<br />
Vorteile der zentralen Lage. „Wenn ich mal<br />
nicht so gut drauf bin, gehe ich in die<br />
Limmerstraße um die Ecke. Die Multi -<br />
kulti-Atmosphäre dort bringt mich sofort<br />
wieder auf andere Gedanken“, schwärmt<br />
Frauke Ferner von ihrem Viertel.<br />
Immer mehr Menschen über 65<br />
„Wir haben einen rasanten Zulauf“, sagt<br />
Gerda Helbig vom Forum Gemeinschaft -<br />
liches Wohnen. Das Forum initiiert und<br />
berät bundesweit Projektgruppen wie das<br />
in Hannover-Linden. Doch noch sind<br />
Wohnprojekte wie das Gilde-Carré eher<br />
die Ausnahme als die Regel und stark abhängig<br />
vom Engagement Einzelner. Unterstützung<br />
von staatlicher Seite gibt es nur in<br />
einigen Ländern und Kommunen.<br />
„In Berlin zum Beispiel ist sogar die<br />
bestehende Stelle in unserem regionalen<br />
Kontaktbüro gestrichen worden“, erzählt<br />
Gerda Helbig. „Jetzt versuchen wir dort<br />
einen Notbetrieb mit ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern aufrechtzuerhalten, aber<br />
eigentlich können wir den Leuten nur<br />
STICHWORT<br />
Barrierefrei wohnen<br />
Altengerecht, barrierefrei, behindertengerecht<br />
oder behindertenfreundlich?<br />
Was das bedeutet, ist nur für den Begriff<br />
„barrierefrei“ klar definiert. Eine<br />
Din-Norm schreibt zum Beispiel eine<br />
Türbreite von 90 Zentimetern und die<br />
Barrierefreiheit der Eingänge vor.<br />
Beim Umbau älterer Gebäude ist es<br />
meist nicht möglich, eine vollständige<br />
Barrierefreiheit zu erreichen. Vor allem<br />
die geforderte Türbreite und die verlangte<br />
Größe der Bewegungsflächen<br />
sind häufig im Nachhinein nicht mehr<br />
zu realisieren.<br />
In der Regel wird dann versucht, eine<br />
Wohnung „barrierearm“ zu machen.<br />
Die meisten Maßnahmen betreffen die<br />
Erreichbarkeit der Wohnung und den<br />
Umbau des Badezimmers.<br />
sagen: Kümmert euch selber. Wir stellen<br />
nur die Kontakte her.“<br />
Dabei müsste die Politik ein großes Interesse<br />
an der Suche nach neuen Wohnformen<br />
für ältere Menschen haben. Denn die<br />
demografische Entwicklung ist klar: Nach<br />
Berechnungen des Kuratoriums Deutsche<br />
Altershilfe werden im Jahr 2020 17 Mil -<br />
lionen Menschen über 65 sein, im Jahr<br />
2050 sogar 20 Millionen.<br />
Im Gegenzug nimmt die Bevölkerungsgruppe<br />
unter 65 Jahren dramatisch ab, weil<br />
weniger Kinder geboren werden. Es wird<br />
daher immer weniger Angehörige geben,<br />
die sich um die alten Menschen kümmern.<br />
Viele werden eine Alternative brauchen.<br />
Viele neue Wohnformen<br />
Das Leben in einer Wohngruppe wie der<br />
im Gilde-Carré ist nur einer von vielen<br />
möglichen Wegen, selbstbestimmt in den<br />
eigenen vier Wänden zu leben.<br />
Es gibt inzwischen für jeden Bedarf eine<br />
geeignete Wohnform. Allerdings sind häufig<br />
erst wenige Projekte umgesetzt und es<br />
fehlt an zentralen Anlaufstellen. Von denjenigen,<br />
die für ihr eigenes Leben nach der<br />
richtigen Wohnform im Alter suchen, ist<br />
deshalb viel Eigeninitiative gefordert.<br />
Welche neuen Möglichkeiten es für das<br />
Wohnen im Alter gibt und für wen sie geeignet<br />
sind, stellen wir auf den folgenden<br />
beiden Seiten im Überblick vor. j<br />
11/2005 BAUEN + WOHNEN 41<br />
0
Wohnen im Alter<br />
Anpassung der<br />
Wohnung<br />
Die bestehende Wohnung wird an die<br />
veränderten Bedürfnisse ihrer Bewohner<br />
angepasst, damit sie weiter ihren Haushalt<br />
selbstständig führen können. Häufig<br />
reicht es, Barrieren in Bad, Küche oder<br />
Schlafzimmer zu beseitigen und einige<br />
Haltegriffe anzubringen.<br />
Geeignet für Senioren, die nicht schwer<br />
pflegebedürftig sind und genug Kontakt<br />
haben, sodass sie nicht <strong>einsam</strong> werden.<br />
Kosten. Je nach Maßnahme von 50 Euro<br />
für ein Hilfsmittel bis zu 10 000 Euro und<br />
mehr etwa für den Umbau des Bades.<br />
Finanzierung. Die Pflegeversicherung<br />
zahlt für notwendige Umgestaltungen<br />
Zuschüsse bis zu 2 557 Euro pro Maßnahme,<br />
wenn der Bewohner als pflegebedürftig<br />
eingestuft ist. Ist er das nicht,<br />
kann er Geld von der Krankenkasse erhalten.<br />
Die Kassen übernehmen die Kosten<br />
für zahlreiche Hilfsmittel, die eine<br />
körperliche Einschränkung ausgleichen.<br />
Für den „behinderungsbedingten" Umbau<br />
gibt es in vielen Bundesländern Fördergeld.<br />
Auskünfte erteilen die Gemeinde-<br />
oder Kreisverwaltungen.<br />
Tipps. Wenden Sie sich an eine der über<br />
200 Wohnberatungsstellen in Deutschland<br />
(siehe „Wichtige Kontakte“, S. 43).<br />
Sie helfen nicht nur, Wohnungsprobleme<br />
zu erkennen und Lösungen zu finden,<br />
sondern klären auch, wer Kosten übernimmt.<br />
Bei Bedarf organisieren sie den<br />
Umbau. Mieter brauchen vor dem Umbau<br />
die Zustimmung des Vermieters.<br />
42 BAUEN + WOHNEN<br />
Der große Gemeinschaftsbereich<br />
im Wohnprojekt<br />
Gilde-Carré hat ein<br />
behindertengerechtes Bad.<br />
Betreutes Wohnen<br />
zu Hause<br />
Wer in seiner Wohnung bleiben möchte,<br />
aber etwas Hilfe braucht, kann mit ambulanten<br />
Diensten, einer Sozialstation,<br />
einem Betreuungsverein oder einer Beratungsstelle<br />
einen Betreuungsvertrag<br />
schließen. Es hilft, wenn die Wohnung<br />
altengerecht ist.<br />
Geeignet für Senioren, die nicht schwer<br />
pflegebedürftig sind und genug Kontakt<br />
haben, sodass sie nicht <strong>einsam</strong> werden.<br />
Kosten. In der Regel werden Grundleistungen<br />
wie Beratung, Organisation von<br />
Hilfsdiensten und regelmäßige Besuche<br />
angeboten. Dafür ist eine Betreuungspauschale<br />
fällig, die nach einer Untersuchung<br />
des Kuratoriums Deutsche Altershilfe<br />
meist unter 50 Euro pro Monat liegt.<br />
Zusätzlich gibt es Wahlleistungen wie<br />
Haushaltshilfen oder Begleit- und Fahrdienste,<br />
die extra abgerechnet werden.<br />
Finanzierung. Wer als pflegebedürftig<br />
eingestuft ist, erhält den für seine Pflegestufe<br />
üblichen Satz. Für die Betreuungspauschale<br />
kommt die Pflegekasse in<br />
der Regel nicht auf. Für eine Hausnotrufzentrale<br />
er<strong>statt</strong>et die Pflegekasse die monatlichen<br />
Gebühren von 17,90 Euro für<br />
die Grundleistung und die einmalige Anschlussgebühr<br />
von 10,23 Euro.<br />
Tipps. Fragen Sie in Ihrer Kommune oder<br />
bei Wohlfahrtsverbänden nach. Es gibt<br />
noch wenig Angebote für eine Betreuung<br />
zu Hause mit sehr verschiedenen Konzepten.<br />
Prüfen Sie Kosten und Leistung<br />
eines Betreuungsvertrags gründlich.<br />
Betreutes Wohnen<br />
in einer speziellen<br />
Wohnanlage<br />
Der Bewohner zieht in eine barrierefreie<br />
und altengerechte Wohnung mit Betreuungsservice.<br />
Zum Grundservice gehören<br />
Beratung, Information und organisatorische<br />
Hilfen. Zusätzlich sind Wahlleistungen<br />
wie zum Beispiel Essenslieferung<br />
und Pflegedienste möglich. Bewohner<br />
des betreuten Wohnens schließen in der<br />
Regel zwei Verträge ab: einen Miet- oder<br />
Kaufvertrag sowie einen Betreuungsvertrag.<br />
Meist wird auch die Kommunikation<br />
unter den Bewohnern gefördert.<br />
Geeignet für Senioren, die selbstständig<br />
leben wollen, aber im Notfall Hilfe zur<br />
Verfügung haben möchten. Bei Einzug<br />
muss der Bewohner in der Lage sein, seinen<br />
Haushalt eigenständig zu führen.<br />
Kosten. Nach einer Schätzung des Kuratoriums<br />
Deutsche Altershilfe (KDA) beträgt<br />
die Kaltmiete für freifinanzierte Wohnungen<br />
im Durchschnitt 7,70 bis 9,70<br />
Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Dazu<br />
kommt eine Betreuungspauschale für<br />
den Grundservice, auch wenn er nicht<br />
genutzt wird. Die Betreuungspauschale<br />
beträgt nach KDA-Angaben im Durchschnitt<br />
89 Euro bis 138 Euro im Monat,<br />
kann aber auch deutlich abweichen.<br />
Wahlleistungen werden individuell vereinbart<br />
und abgerechnet.<br />
Finanzierung. Wer als pflegebedürftig<br />
eingestuft ist, erhält für Pflegedienste die<br />
üblichen Sätze entsprechend seiner Pflegestufe.<br />
Die Betreuungspauschale wird in<br />
der Regel nicht von der Pflegekasse übernommen.<br />
In einigen Kommunen zahlen<br />
aber die Sozialhilfeträger manchmal 40<br />
bis 60 Euro pro Monat.<br />
Tipps. Für das betreute Wohnen gibt es<br />
bislang keine verbindlichen Standards.<br />
Deshalb ist ein genauer Preis-Leistungs-<br />
Vergleich unerlässlich. Der Betreuungsvertrag<br />
sollte die Leistungen, die in der<br />
Grundpauschale enthalten sind, deren<br />
Dauer und Verfügbarkeit auflisten und<br />
genau beschreiben.<br />
In einigen Bundesländern helfen Qualitätssiegel<br />
bei der Orientierung. Im Jahr<br />
2006 soll eine Din-Norm verabschiedet<br />
werden, die bundesweit Standards für<br />
das betreute Wohnen festlegen wird.<br />
11/2005<br />
FOTOS: L. REINECKE; PICTURE ALLIANCE
Gemeinschaftliche<br />
Wohnprojekte<br />
Es gibt Wohn- oder Hausgemeinschaften<br />
für ältere Menschen, so genannte Alten-<br />
WGs, und solche für junge und ältere,<br />
zum Beispiel Mehrgenerationenhäuser.<br />
Jeder hat einen eigenen Wohnbereich –<br />
meist eine abgeschlossene Wohnung –<br />
und es gibt Räume, die alle nutzen. Viele<br />
Wohnprojekte werden von privaten<br />
Initiativen gegründet und geführt.<br />
Geeignet für kontaktfreudige Menschen,<br />
die sich in eine Gemeinschaft einbringen<br />
wollen. Beim Einzug sollte der Bewohner<br />
noch nicht schwer pflegebedürftig sein.<br />
Kosten. Die Bewohner zahlen in der Regel<br />
eine ortsübliche Miete. Hinzu kommen<br />
die Mietkosten für die Gemeinschaftsflächen.<br />
Finanzierung. Einige Länder gewähren<br />
in der Entwicklungsphase Fördermittel<br />
für zusätzliche Planungskosten und Kosten<br />
einer Moderation des Gruppenprozesses.<br />
Die Förderung gemeinschaftlicher<br />
Wohnprojekte ist aber eher die Ausnahme<br />
als die Regel. Durch gem<strong>einsam</strong>e<br />
Nutzung von Garten, Gästezimmer,<br />
Waschmaschine und anderem können<br />
Ausgaben gespart werden.<br />
Tipps. Fangen Sie früh mit der Suche<br />
nach einem geeigneten Projekt an. Bis es<br />
realisiert ist, können mehrere Jahre vergehen.<br />
Kontaktadressen und Tipps gibt es<br />
beim Forum Gemeinschaftliches Wohnen<br />
in Hannover (siehe „Wichtige Kontakte“,<br />
rechts). Das Forum gibt auch Seminare, in<br />
denen künftige Bewohner Ratschläge für<br />
das Zusammenleben bekommen.<br />
Das „StattSchloss“ ist ein genossenschaftliches<br />
Wohnprojekt in<br />
Hamburg-Altona. Hier leben mehrere<br />
Generationen unter einem Dach.<br />
Betreute<br />
Wohngemeinschaften<br />
In einer betreuten Wohngemeinschaft<br />
leben pflegebedürftige ältere Menschen<br />
in einer Wohnung oder einem Haus mit<br />
Betreuern zusammen. Jeder hat einen<br />
eigenen Wohn- und Schlafbereich. Für<br />
die ambulante Pflege kommen Helfer ins<br />
Haus.<br />
Geeignet für pflegebedürftige Senioren.<br />
Viele Angebote sind speziell auf Menschen<br />
mit Demenz ausgerichtet.<br />
Kosten. Das Leben in einer Wohngemeinschaft<br />
kostet etwa genaus so viel<br />
wie die Unterbringung in einem Pflegeheim.<br />
Kosten fallen an für die Miete,<br />
das Haushaltsgeld, die Betreung durch<br />
die Präsenzkräfte und die individuelle<br />
Pflege.<br />
Finanzierung. Für die Pflege zahlt die<br />
Pflegekasse die üblichen Sätze. Wer sich<br />
die Wohnkosten nicht leisten kann, hat<br />
Anspruch auf Leistungen vom Sozialamt.<br />
Tipps. Erkundigen Sie sich, ob die Wohngemeinschaft<br />
dem Heimrecht unterliegt.<br />
Ist das nicht der Fall, genießen Sie den<br />
Status eines Mieters. Damit können Sie<br />
selbst oder Ihre Angehörigen mehr Einfluss<br />
nehmen als in einem klassischen<br />
Alten- oder Pflegeheim.<br />
WICHTIGE KONTAKTE<br />
Das Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(KDA) bietet eine Reihe nützlicher Publikationen<br />
(Tel. 02 21/9 31 84 70, www.<br />
kda.de). Im Internetratgeber des KDA<br />
www.hilfe-und-pflege-im-alter.de<br />
werden viele Hilfen und Dienstleistungsangebote<br />
für Ältere erläutert.<br />
Das Forum Gemeinschaftliches Wohnen<br />
(FGW e. V.) ist ein Zusammenschluss von<br />
Vereinen und Gruppen, die gemeinschaftliche<br />
Wohnprojekte verwirklichen.<br />
Das Forum unterhält in fast allen Bundesländern<br />
Kontaktstellen. Tel. 05 11/<br />
9 24 00 18 27, www.fgwa.de.<br />
Das Projektbüro Dialog der Generationen<br />
unterhält eine Datenbank, die generationenübergreifende<br />
Wohnprojekte<br />
auflistet. Tel. 0 30/44 38 34 75, www.<br />
generationendialog.de.<br />
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung<br />
ist die Dachorganisation<br />
der regionalen Wohnberatungsstellen,<br />
die Tipps geben, wie eine Wohnung<br />
seniorengerecht wird. Hier erfahren Interessenten,<br />
wo die nächste Beratungsstelle<br />
ist. Tel. 0 30/47 53 17 19, www.<br />
wohnungsanpassung.de.<br />
Die Webseite www.nullbarriere.de bietet<br />
Informationen zum Planen und Bauen<br />
einer barrierefreien Wohnung. Hier<br />
gibt es auch Auskünfte zu Fördermitteln<br />
und Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
11/2005 BAUEN + WOHNEN 43