Lilly Onyx - Aus der Krise ins Licht - Veranstaltungskalender für ...
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„Mystik ist vorurteilsfreie Wahrnehmung. Mystifizierung hingegen ist die<br />
Verzauberung unserer Sinne durch schöne Worte, Töne o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>...“<br />
Mystik ist ganz einfach<br />
Sie ist zugleich Ursprung und höchste Form <strong>der</strong> Wahrnehmung – von Wolf Schnei<strong>der</strong><br />
Mystik wurde oft als das Herz o<strong>der</strong> die Wurzel <strong>der</strong> Religionen<br />
benannt. Sie ist jedoch eher das verleugnete<br />
Herz und die verkannte Wurzel. Denn die meisten Religionen<br />
haben sich von Herz und Wurzeln entfernt, oft<br />
bis zur Unkenntlichkeit.<br />
Wenn ich die Worte eines Mystikers lese o<strong>der</strong> höre,<br />
spüre ich die Wahrheit darin. An<strong>der</strong>s gesagt: Ich spüre,<br />
dass ich einer von ihnen bin. Seltsamerweise geht mir<br />
das bei Texten von Laotse, Rumi, Meister Eckart, Thomas<br />
Merton und Osho ähnlich, obwohl diese Menschen<br />
doch sehr verschiedenen Kulturen entstammen.<br />
»Das Meerwasser schmeckt überall salzig«, hat<br />
jemand zu dieser transkulturellen Konstante einmal<br />
gesagt. An welchem Ozean auch immer man davon<br />
kostet, überall schmeckt es salzig. Es gibt ja nur ein<br />
Weltmeer, aus dem stammen wir – wir Menschen und<br />
auch alle an<strong>der</strong>en Lebewesen auf diesem Planeten.<br />
Deshalb hat unser Blut genau denselben Salzgehalt wie<br />
das Weltmeer. Wir können unsere Herkunft aus dem<br />
Meer nicht verleugnen.<br />
Mystik versus Mystifizierung<br />
Wenn ich zu Mystikern über Mystik spreche, ist das<br />
sehr einfach – sie verstehen mich. Wenn ich zu Nicht-<br />
Mystikern darüber spreche, gibt es meist ein großes,<br />
typisches und folgenreiches Missverständnis: Sie verwechseln<br />
Mystik mit Mystifizierung. Sie empfinden es<br />
als »mystisch«, wenn Uri Geller Löffel verbiegt, jemand<br />
ein körperloses Wesen channelt o<strong>der</strong> ein Energieheiler<br />
Auren sieht. Soweit die Esoteriker.<br />
Und die Wissenschaftler? Neulich las ich von Neurologen,<br />
die herausgefunden hatten, dass Akupunktur<br />
schmerzlin<strong>der</strong>nd wirkt, aber sie verwahrten sich gegen<br />
die »mystische Idee <strong>der</strong> Energieleitbahnen« (<strong>der</strong><br />
Meridiane, von denen die traditionelle chinesische<br />
Medizin spricht). »Nein, um Himmels Willen, bitte<br />
nicht diesen esoterischen Hokuspokus«, scheinen diese<br />
Wissenschaftler damit zu sagen, »das wollen wir nicht<br />
unterstützen!« Dabei ist Mystik kein Hokuspokus. Im<br />
Gegenteil, Mystik ist vorurteilsfreie Wahrnehmung<br />
- zumindest eine Annäherung daran. Mystifizierung<br />
hingegen ist die Verzauberung, <strong>der</strong> wir erliegen, wenn<br />
schöne Worte, Töne o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> unsere Sinne vernebeln<br />
und wir dann vor allem das sehen, was wir selbst o<strong>der</strong><br />
die als charismatisch empfundene Quelle dieser Worte,<br />
Töne, Bil<strong>der</strong> uns sehen lassen will.<br />
Heimkehr<br />
Ja, ich gebe es zu: Ich bin einer dieser Betrunkenen,<br />
die nicht genug kriegen können vom göttlichen Nektar,<br />
vom Atem, von <strong>der</strong> puren Sinnlichkeit, vom Dasein.<br />
»Man kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand«, sagte<br />
Margot Käßmann nach ihrer Alkoholfahrt, die dann zu<br />
ihrem Rücktritt führte. Die Mystiker aber sind schon<br />
KGSBerlin 12/2010<br />
Foto: © suteracher - Fotolia.com