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V. Klassifikation Zur Klassifikation von Urkunden, Offenen Schreiben ...

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amtlicher Art? Handelt es sich um eine Mitteilung, die an sich in einem<br />

entsprechend formal gestalteten dienstlichen <strong>Schreiben</strong> (Mitteilung, Anweisung<br />

oder Berichterstattung) erscheinen müßte?<br />

17. Kanzlei-<strong>Schreiben</strong><br />

Merkmal Zweck: Mitteilung zwischen Einander-nicht-Unterstellten; Merkmal<br />

Stil: Wir.<br />

In fürstlicher und unterhalb der fürstlichen Sphäre: Kanzlei-<strong>Schreiben</strong><br />

In und unterhalb fürstlicher Sphäre meint <strong>von</strong> Fürst zu Fürst zwischenstaatlich<br />

bzw. <strong>von</strong> Behörde zu Behörde zwischen oder innerstaatlich. Das Stilmerkmal<br />

"Wir" entspricht also dem Pluralis Majestatis bzw. dem Pluralis collegialis.<br />

Als ausgeprägt zeremonielles Schriftstück der landesherrlichen Kanzlei (lettre<br />

de chancellerie; lettre en cérémonie) läßt das Kanzlei-<strong>Schreiben</strong> in seiner<br />

kurialen Form (besonders bei zwischenstaatlicher Fürstenkorrespondenz)<br />

deutlich die Form- und Formelelemente der Urkunde (carta) erkennen.<br />

Zentrales Formelement des Kanzlei-<strong>Schreiben</strong>s ist die Intitulatio des Absenders<br />

(mit Gottes-Gnaden-Formel und Aufzählung irdischer Besitztitel, je nach<br />

Stellung und Beschaffenheit - entsprechend zur Gestaltung des<br />

Hofzeremoniells, der Wappenbildung oder der Rangbehauptung auf<br />

diplomatischem Parkett).<br />

Je nach Plazierung der Intitulatio des Absenders vor der Inscriptio oder nach<br />

dem Datum erscheint das Kanzlei-<strong>Schreiben</strong> höfisch-anspruchsvoll und zugleich<br />

ebenmäßig-höflich (<strong>von</strong> distanzierter Höflichkeit). Auch Mischformen<br />

(Intitulatio vor- und nachgestellt) sind möglich.<br />

Die Vereinfachung der Kanzlei-<strong>Schreiben</strong> in behördlicher Sphäre beginnt im<br />

Zusammenhang <strong>von</strong> Verwaltungsrationalisierung im 18. Jh. und setzt sich im<br />

19. Jh. (in Behörden-<strong>Schreiben</strong>) fort.<br />

Besondere Merkmale<br />

- Beginnt mit Intitulatio des Absenders oder Inscriptio des Empfängers; erste<br />

Textzeile häufig (wie bei Urkunde) ingrossiert.<br />

- Inscriptio erfolgt in voller Form mit Gruß, Diensterbietung (alter teutscher<br />

Antritt) und Empfänger-Anrede bei Verwendung der diesem zustehenden<br />

Würdeprädikate bis hin zu (fingierter) Verwandtschaftsbeziehung; oder in<br />

verkürzter Form.<br />

- Intitulatio oder Inscriptio häufig als Schmuckzeilen vom folgenden<br />

Textblock abgesetzt.<br />

- Nach Narratio wird dispositiver Teil mit mehr oder weniger höflicher<br />

verbaler Wendung der Mitteilung eingeleitet (ersuchen, communicieren,<br />

insinuieren, requirieren; daher alte Bezeichnungen: Gesinnungs-,<br />

Ersuchungs-, Requisitonalschreiben).

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