Pädiatrische Allergologie - Kinder-Umwelt-Gesundheit
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Volker Wahn, Schwedt/Oder<br />
Dem Immunsystem können viele Aufgaben<br />
zugeordnet werden, wobei die Abwehr<br />
von Infektionserregern am leichtesten<br />
zu verstehen ist. Aber auch die Toleranz<br />
gegenüber körpereigenen Strukturen,<br />
d. h. die Tolerierung von „Selbst“, ist<br />
eine Leistung des Immunsystems. Was<br />
muss passieren, damit diese Toleranz<br />
durchbrochen wird?<br />
Nehmen wir als Beispiel eine organspezifische<br />
Autoimmunerkrankung<br />
wie etwa den Diabetes mellitus. Hier können<br />
wir drei Ebenen der Autoimmunitätsentwicklung<br />
definieren:<br />
Thymus (primäres lymphatisches<br />
Organ)<br />
Peripherie (Milz, Lymphknoten =<br />
sekundäre lymphatische Organe)<br />
Zielorgan(e)<br />
Was passiert im Thymus? Abb. 1 verdeutlicht,<br />
wie Vorläufer-T-Zellen in den<br />
Thymus eindringen, ausreifen und selektioniert<br />
werden: Nützliche Klone (T-Zellen<br />
mit identischer Leistung) sollen in die Peripherie<br />
gelangen, während autoimmune<br />
6 <strong>Pädiatrische</strong> <strong>Allergologie</strong> 3/03<br />
TOPIC<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
Wie entstehen Autoimmunerkrankungen?<br />
Thymus:<br />
Selektion autoreaktiver T-Zellen<br />
Klone im Thymus über mehrere Mechanismen<br />
absterben sollen.<br />
Frühe Vorläuferzellen der T-Zellen entwickeln<br />
sich im Knochenmark. Im Thymus<br />
entstehen Thymozyten, die bereits einen<br />
T-Zell-Rezeptor tragen, aber noch<br />
doppelt positiv sind, d. h. CD4 und CD8<br />
tragen. Thymozyten reifen weiter aus und<br />
tragen dann nur noch CD4 oder CD8. Im<br />
Thymus werden sehr wahrscheinlich viele<br />
Autoantigene exprimiert und, besonders<br />
von dendritischen Zellen, präsentiert.<br />
„Sieht“ eine T-Zelle kein Antigen, stirbt sie<br />
durch Vernachlässigung. Erkennt sie ein<br />
Hochdosis-Antigen mit hoher Affinität<br />
zum T-Zell-Rezeptor, wird sie ebenfalls<br />
apoptotisch. Nur ein kleiner Teil an T-Zellen,<br />
die ein niedrig oder mittelhoch dosiertes<br />
Autoantigen „sehen“, können unter<br />
bestimmten Bedingungen in die Peripherie<br />
gelangen.<br />
Nach Entlassung aus dem Thymus müssen<br />
aber weitere Faktoren vorliegen, um<br />
die T-Zelle zu aktivieren:<br />
Es muss ein für Autoantigenpräsen-<br />
Abb. 1 Abb. 2<br />
tation geeignetes HLA-Molekül vorliegen.<br />
Die Autoantigen-präsentierende<br />
Zelle muss reif sein.<br />
Die T-Zelle erhält ausreichend kostimulatorische<br />
Signale.<br />
Abb. 2 illustriert die Kostimulation<br />
schematisch. Neben der Bildung des trimeren<br />
Komplexes aus HLA-Molekül (MHC<br />
II), T-Zell-Rezeptor (TZR) und Antigen-<br />
Peptid (Ag) bedarf es einer Reihe von Ligand-Ligand-Interaktionen,<br />
um zum einen<br />
die Aktivierung der T-Zelle, zum anderen<br />
aber auch die Reifung der Antigen-präsentierenden<br />
Zelle (APZ) zu fördern. Eine<br />
Vielzahl weiterer Ligandenpaare ist hier<br />
nicht dargestellt. Wichtig: Memory T-Zellen<br />
brauchen keine Kostimulation. Sie<br />
können durch Autoantigene allein aktiviert<br />
werden.<br />
Natürlich werden APZ nicht nur durch<br />
derartige Interaktionen zur Reifung gebracht.<br />
Biologisch spielen Triggerfaktoren<br />
aus der <strong>Umwelt</strong> eine entscheidende Rolle.<br />
Dies wird durch Abb. 3 illustriert: Unrei-<br />
Kostimulation, Reifung