Migrantinnen aus Korea in Deutschland Von Kook ... - Korea Verband
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<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>aus</strong> <strong>Korea</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>Kook</strong>-Nam Cho-Ruwwe<br />
Die meisten <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> kamen <strong>in</strong> den 60er und 70er Jahre hierher als<br />
Fachkraft <strong>in</strong> der Krankenpflege. Daher war die Berufsbezeichnung „Krankenschwester“<br />
zeitweise be<strong>in</strong>ah e<strong>in</strong> Synonym für die hierzulande lebenden <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen. Die Gründe für<br />
die Anwerbung von <strong>aus</strong>ländischen Arbeitnehmer vor 40 Jahren waren vielschichtig. Als <strong>in</strong><br />
der BRD Mitte der fünfziger Jahre mit dem „Wirtschaftswunder“ der Bedarf an<br />
Arbeitskräften stieg, stand dem e<strong>in</strong> verr<strong>in</strong>gertes Angebotes gegenüber. Die Gründe waren<br />
die Verlängerung der Ausbildungsdauer, die Verkürzung der Arbeitszeiten, der Aufbau der<br />
Bundeswehr und der Bau der Berl<strong>in</strong>er Mauer. Seit 1960 bestand e<strong>in</strong> großer Pflegenotstand <strong>in</strong><br />
der BRD. 1965 gab es 30.000 offene Stellen im Pflegebereich. In den vergangenen 30 Jahren<br />
hat sich das anfangs homogene Berufsbild und das Beschäftigungsfeld der <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />
der BRD vielseitig verändert. Zahlreiche <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen haben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Studium oder <strong>in</strong><br />
ihre berufliche Weiterbildung begeben, die <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> verschiedenen Fachbereichen neue<br />
und zusätzliche Qualifikationen erbracht haben. Außerdem kamen nach dem Anwerbestopp<br />
1973 weiterh<strong>in</strong> Frauen <strong>aus</strong> <strong>Korea</strong>, um <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu studieren oder zu arbeiten. Der<br />
größte Teil von ihnen übt jedoch ihren <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> erlernten Beruf <strong>aus</strong>.<br />
Eigentlich wollte ich nur drei Jahre <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> bleiben. Begleitet vom starken Heimweh<br />
genoß ich zugleich me<strong>in</strong>e Freiheit. Abends alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Zimmer, zurück von dem<br />
spontanen „Plauder-Treffen“ mit den Landsfrauen im Schwesternheim (wir, neun Frauen,<br />
trafen uns jeden Abend nach dem Dienst, um unseren Unmut vom Tag <strong>in</strong> <strong>Korea</strong>nisch los zu<br />
werden), vermißte ich me<strong>in</strong> Vertrautes <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> ganz heftig, jedoch tröstete es mich im<br />
nächsten Moment, von den gesellschaftlichen und familiären Fesseln befreit zu se<strong>in</strong>. Nach<br />
Überw<strong>in</strong>dung der anfänglichen Sprachbarriere betrachtete ich <strong>Deutschland</strong> <strong>aus</strong> me<strong>in</strong>em<br />
persönlichen Blickw<strong>in</strong>kel und suchte e<strong>in</strong>en Weg, für mich alle<strong>in</strong> Raum und Zeit zu f<strong>in</strong>den.<br />
Me<strong>in</strong>e endgültige Rückkehr habe ich zunächst verschoben.<br />
Die Migrat<strong>in</strong>nen koreanischer Herkunft, die ehemaligen „Gastarbeiter<strong>in</strong>nen“ und<br />
Studierenden, kamen <strong>aus</strong> e<strong>in</strong>em Land, <strong>in</strong> dem sich die Industriegesellschaft mit<br />
rücksichtsloser Härte gegen alte bäuerliche Strukturen durchzusetzen begann. Sie s<strong>in</strong>d<br />
herangewachsen <strong>in</strong> der Nachkriegszeit, die vom Denken <strong>in</strong> den Kategorien des kalten Krieges<br />
und der Antikommunismus-Propaganda tiefgreifend geprägt wurden. Die familiäre Erziehung<br />
war an der konfuzianischen Tradition orientiert, während <strong>in</strong> der Schule die Dom<strong>in</strong>anz U.S.<br />
amerikanischen Kultur und Lebensart spürbar wurde. Diese Sozialisation und die<br />
unterschiedlichen traditionellen und westlichen Wertvorstellungen ziehen sich wie e<strong>in</strong> roter<br />
Faden durch die Migrationsgeschichte der <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e Zeit lang war ich <strong>in</strong>tensiv mit der Anpassung an die neue Welt beschäftigt. Neue Lebens-<br />
und Denkweisen habe ich als me<strong>in</strong>e eigenen angenommen, habe <strong>in</strong> diesem Land e<strong>in</strong>en Ort<br />
für mich gesehen. Bei e<strong>in</strong>em kurzen Besuch <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> nahm ich wahr, wie me<strong>in</strong>e Eltern und<br />
me<strong>in</strong>e Geschwistern über me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere und äußere Veränderung heimlich we<strong>in</strong>ten. Ich fühlte<br />
mich unverstanden. Ich war bereit, me<strong>in</strong>en deutschen Freund zu heiraten. Als me<strong>in</strong>e Familie<br />
<strong>in</strong> <strong>Korea</strong> davon erfuhr, war sie absolut dagegen. Nach fast e<strong>in</strong>jährigem Widerstand gab<br />
me<strong>in</strong>e Familie nach und ließ mir für das Standesamt notwendige Papiere zukommen. Nach<br />
der Heirat und der Geburt unseres K<strong>in</strong>des wurde mir me<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige Orientierung an „Jetzt<br />
und hier“ bewußt. Die fortgeschrittene Entfremdung von me<strong>in</strong>er Familie und von der<br />
Gegenwart <strong>Korea</strong>s machte mich rasend und ungeduldig. Ich litt an dem Gefühl des Verlusts<br />
me<strong>in</strong>es koreanischen Teil <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Ich.<br />
1
Bei ihrer Auswanderung nach <strong>Deutschland</strong> kam es zu e<strong>in</strong>em doppelten Bruch <strong>in</strong> ihrer<br />
Biographie: die laufenden Entwurzelungs- und Entfremdungsprozesse vom Heimatland<br />
e<strong>in</strong>erseits und die gleichzeitige Veränderung ihrer kulturellen Identität durch die<br />
Konfrontation mit den Alltagsanforderungen der deutschen Kultur andererseits. Dieser Bruch<br />
führte die <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> zu e<strong>in</strong>em Balanceakt zwischen zwei Welten, zwischen „Sich-<br />
Anpassen“ und „Eigene-Identität-Bewahren“. Sie fühlten sich dabei weder als gleichwertige<br />
Angehörige der koreanischen Kultur noch als gleichberechtigte Angehörige der deutschen<br />
Kultur. Die Kraft der Frauen zum Ausgleich konnte ihnen zur <strong>in</strong>neren Freiheit verhelfen, zwei<br />
Welten zu überw<strong>in</strong>den und dar<strong>aus</strong> e<strong>in</strong>en neuen, eigenen Weg zu entwickeln. Sie haben längst<br />
angefangen, <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> ihre Lebensfäden zu sp<strong>in</strong>nen. Mit den „koreanischen“ und<br />
„deutschen“ Spannungsfäden weben sie nun e<strong>in</strong>en eigentümlichen neuen Stoff, worauf ihre<br />
<strong>in</strong>neren Zerrissenheit als Konstante der Muster ersichtlich wird. Hierbei könnte von<br />
Bedeutung se<strong>in</strong>, daß ihre Erfahrung <strong>in</strong> <strong>Korea</strong>, zwischen den zwei widersprüchlichen Kulturen<br />
zu leben und die ver<strong>in</strong>nerlichte Dom<strong>in</strong>anz des westlichen Denkens, den Zugang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
andere Kultur leichter machte.<br />
Leidenschaftlich pflegte ich „Me<strong>in</strong>e-<strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>-Identität“, als ob ich damit all die verlorene<br />
Zeit aufholen könnte. Ich hegte me<strong>in</strong>en Rückkehrtraum. Ich und me<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong>, traten mehrmals geme<strong>in</strong>sam Entdeckungsreisen nach me<strong>in</strong>em koreanischen<br />
Ursprung an. In den kürzeren Besuchen saugten wir die koreanische Atmosphäre <strong>in</strong><br />
konzentrierter Form <strong>in</strong> uns auf und käuten sie sparsam <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> wieder. Zusätzlich<br />
brachte ich jedesmal alle möglichen Er<strong>in</strong>nerungsstücke <strong>aus</strong> me<strong>in</strong>er Vergangenheit als<br />
Souvenirs nach <strong>Deutschland</strong> mit. Erst als wir für längere Zeit <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> lebten, wurde mir<br />
bewußt, daß ich koreanische Kultur und Gebräuche für mich idealisiert hatte. Me<strong>in</strong>e<br />
antiquierte Vorstellung von <strong>Korea</strong> und damit verbundene „<strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>-Identität“ hatte kaum<br />
e<strong>in</strong>en Bezug zur Realität. Me<strong>in</strong> gepflegter Rückkehrwunsch erschien mir wie e<strong>in</strong>e Fata<br />
Morgana.. In <strong>Deutschland</strong> fühlte ich „Fremd ist der(die) Fremde nur <strong>in</strong> der Fremde“ (Karl<br />
Valent<strong>in</strong>), <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Heimatland erfuhr ich gerade „Fremd ist die Fremde vor allem<br />
daheim“. Diese Rückkehrerfahrung war mir unerträglicher und schmerzhafter als die der<br />
Gratwanderung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Mit dieser ernüchternden Erkenntnis richtete ich mich auf<br />
e<strong>in</strong> Leben als „e<strong>in</strong>e Fremde <strong>in</strong> der Heimat“ e<strong>in</strong>, während me<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> als<br />
„Ausländer <strong>in</strong> der Fremde“ lebte.<br />
Die erste Generation der koreanischen Migrat<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der BRD s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Lebenslagen mit<br />
Neuland konfrontiert, auf dem noch niemand gegangen ist. Im <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Zusammenleben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bikulturellen Familie, <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dererziehung oder mit dem<br />
Altwerden <strong>in</strong> der Fremde treten sie alltäglich e<strong>in</strong>en neuen Weg e<strong>in</strong>. Diese Lebensweise<br />
fordert <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> fortwährend auf, bisher Selbstverständliches <strong>in</strong> Frage zu stellen,<br />
Eigen<strong>in</strong>itiative zu ergreifen. Die erste Generation der <strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>nen ist im Begriff, mit dieser<br />
Aufgabe zu wachsen. Im Laufe der Jahre s<strong>in</strong>d bereits viele „ihre eigenen Wege“ <strong>in</strong> hiesiger<br />
Landschaft gegangen. Dabei überschreiten sie ständig die sichtbaren und unsichtbaren<br />
Grenzen. Manche Grenze muß jede für sich überschreiten, manche geme<strong>in</strong>sam mit anderen.<br />
Wenn diese Grenzgänger<strong>in</strong>nen ihren Blick bewußt auf ihre Erfolge richten, erkennen sie<br />
neben ihren Schmerzen und dem Gefühl des Verlustes ihre Eigenständigkeit und<br />
Eigenverantwortung als mündige Bürger<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong>e der Erfolgserlebnisse unseres Lebensabschnittes <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> ist es, daß wir die Zuversicht<br />
gewonnen haben, unser Leben sowohl <strong>in</strong> <strong>Korea</strong> als auch <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> führen zu können. Es<br />
war e<strong>in</strong>e positve Erfahrung und Bereicherung für unser weiteres Leben. Ich versuchte nun,<br />
den Begriff von Heimat für mich neu zu def<strong>in</strong>ieren, den „Ort“ me<strong>in</strong>er Heimat unabhängig<br />
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vom geographischen Ort <strong>in</strong> mir zu tragen. Dann wird der Ort, wo ich leben will, zu me<strong>in</strong>er<br />
Heimat. Ich will me<strong>in</strong>e Lebensperspektive wechseln, ich möchte e<strong>in</strong>e auf me<strong>in</strong>en, unseren<br />
Lebensmittelpunkt bezogene Zukunftsperspektive entwickeln.<br />
Seitdem ich <strong>Deutschland</strong> als me<strong>in</strong> Lebensmittelpunkt bewußt akzeptiere, versuche ich, me<strong>in</strong>e<br />
(unsere) eigene Geschichte <strong>in</strong> der BRD neu zu beleuchten und def<strong>in</strong>ieren.<br />
Die <strong>in</strong> hiesiger Gesellschaft verbreiteten Bilder von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> s<strong>in</strong>d p<strong>aus</strong>chal und<br />
isolierend. Die Fremden, die Anders<strong>aus</strong>sehenden, werden häufig nur auf ihre Kultur, ihre<br />
Ethnie oder ihre Nationalität reduziert und damit abgegrenzt. Zudem werden diese Bilder oft<br />
mit „Leidenden“, “Hilflosen“ oder „M<strong>in</strong>derwertigen“ assoziiert. E<strong>in</strong>e sich mündig fühlende<br />
Migrant<strong>in</strong> hätte <strong>in</strong> dieser Situation kaum e<strong>in</strong>e Chance, dieses falsche, verzerrte Bild zu<br />
korrigieren, geschweige denn ihr eigentliches Bild zu vermitteln. Es ist auch sehr mühsam,<br />
die Mauer des unnötigen Mitleids der Deutschen zu verwehren, welches fast zwangsläufig<br />
den Fremden entgegengebracht wird. H<strong>in</strong>ter diesem Mitleid und dieser Hilfe verbirgt sich die<br />
Überlegenheitsvorstellung der christlichen Gesellschaft, wo die „Nächstenliebe“ als e<strong>in</strong>e<br />
Tugend großgeschrieben wird. In diesem Umfeld der Isolation und E<strong>in</strong>schränkung ist es<br />
verführend, sich als Migrant<strong>in</strong> oder als Fremde h<strong>in</strong>ter dem Bild der „Leidenden“ zu<br />
verstecken, weil dies weniger anstrengend ist, als sich selbst zu behaupten. Trotzdem oder<br />
gerade deshalb müssen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> den unbequemen Weg e<strong>in</strong>schlagen, nicht zum Objekt<br />
der Hilfe zu werden, sondern ihr eigenständiges Bild zu erkennen und dies mit den<br />
bestehenden Bilder von Fremde <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen.<br />
In der <strong>Korea</strong>nischen Frauengruppe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> fand ich e<strong>in</strong> Gefühl der<br />
Zusammengehörigkeit. Die Gruppe diente für mich auch als e<strong>in</strong>e Insel, wo ich mich der<br />
kollektiven Identität als „<strong>Korea</strong>ner<strong>in</strong>“ unterordnen konnte, ohne me<strong>in</strong>e Andersartigkeit<br />
behaupten zu müssen wie im Alltag <strong>in</strong> der deutschen Gesellschaft. Dort fand ich nicht nur<br />
me<strong>in</strong>e „Leidensgefährt<strong>in</strong>nen“, mit denen ich <strong>in</strong> mancher Stunde als „Kollektiv-Opfer“ von<br />
der <strong>aus</strong>grenzenden „Ausländerpolitik“ <strong>in</strong> Ohnmacht sank. Ich begegnete auch den<br />
Weggefährt<strong>in</strong>nen, mit denen ich geme<strong>in</strong>sam <strong>aus</strong> Selbstmitleid her<strong>aus</strong> für e<strong>in</strong>e<br />
menschenwürdige und frauenfreundliche Gesellschaft aufgebrochen b<strong>in</strong>.<br />
Wir haben es zu unseren Aufgaben gemacht, unsere Situation „Hier ist ewig Ausland“ zu<br />
verändern und dafür immer wieder aufzustehen und zu kämpfen.<br />
Die Bundesrepublik lehnt es weiterh<strong>in</strong> ab, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wanderungsland zu se<strong>in</strong>. Nach 40 Jahre der<br />
„GastarbeiterInnen“-Geschichte gibt es immer noch ke<strong>in</strong>e gesellschaftlichen Räume, die die<br />
Interessen der Migranten und <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> reflektieren. Die mit der Migration<br />
zusammenhängenden komplexen Probleme werden auf der Ebene der Migrantenfamilien<br />
abgewälzt, oder auf der ethnischen, kulturellen und nationalen Ebene <strong>aus</strong>gegrenzt.<br />
Die <strong>in</strong> der koreanischen Frauengruppe organisierten Frauen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> sammeln<br />
bedeutsame Erfahrungen <strong>aus</strong> der Zusammenarbeit mit verschiedenen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong>gruppe<br />
und ethnischen M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong> der BRD. Es gibt Differenzen bei den Zusammenkünften,<br />
die allen Beteiligten fast unüberw<strong>in</strong>dbar ersche<strong>in</strong>en. Die zum Teil gegenseitig verletzende,<br />
jedoch unbed<strong>in</strong>gt notwendige Diskussion über „die Hierarchie der Hautfarben“ oder<br />
„Hierarchie der Unterdrückten“ ist e<strong>in</strong> Beispiel. Dennoch war es ihnen möglich, über die<br />
bestehenden Differenzen h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>en Konsens zu f<strong>in</strong>den, wie z.B. bei der Protestaktion<br />
gegen Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> der BRD oder bei der Organisierung und Durchführung der<br />
Aktion gegen Frauenhandel „Kampagne Südströmung“. Diese Erfahrungen fordern<br />
Migrat<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> auf, sich durch Respekt und Akzeptanz der unterschiedlichen<br />
Nationalitäten, Kulturen und Ethnien gegenseitig mit ihren Selbstbildern und ihren Bildern<br />
von anderen <strong>aus</strong>e<strong>in</strong>anderzusetzen, überdies sich von den entsolidarisierenden und lähmenden<br />
Bildern zu befreien, damit der Aufbau e<strong>in</strong>er Demokratie auf der Basis von Differenzen der<br />
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<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> möglich wird. Denn <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> haben noch e<strong>in</strong>iges<br />
Geme<strong>in</strong>sames zu erreichen.<br />
Frau <strong>Kook</strong>-Nam Cho-Ruwwe ist stellvertretende Leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sozialstation <strong>in</strong> Bad<br />
Mergentheim und Mitglied der <strong>Korea</strong>nischen Frauengruppe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
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