Spriritualität oder Spektakel? Zur Bedeutung des ... - Korea Verband
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<strong>Spriritualität</strong> <strong>oder</strong> <strong>Spektakel</strong>?<br />
<strong>Zur</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> Schamanismus in der m<strong>oder</strong>nen koreanischen Gesellschaft.<br />
Von Susanne Knödel<br />
„Schamanismus ist eine Volksreligion die sich auf den Glauben an gute und böse Geister<br />
stützt, die nur durch Schamaninnen <strong>oder</strong> Schamanen beeinflußt werden können. Diese sind<br />
professionelle sprirituelle Vermittler, die bestimmte Riten praktizieren. Mudang bezeichnet<br />
eine Schamanin und die männlichen Schamanen werden Paksu genannt. Wenn Schamaninnen<br />
<strong>oder</strong> Schamanen tanzen, treten sie in einen Trancezustand ein und ihre Seelen verlassen die<br />
Körper hinein in die Sphäre der Geister. Durch das Eintreten in einen Ekstasezustand<br />
kommuniziert die Schamanin direkt mit den Geistern und zeigt als deren Sprachrohr<br />
übernatürliche Stärke und Wissen. Die Schamanin spielt eine Vermittlerrolle zwischen dem<br />
Menschen und dem Übernatürlichen, wobei sie für die Menschen spricht, um deren Wünsche<br />
zu übermitteln, und für die Geister spricht, um deren Willen zu offenbaren“ 1<br />
Während der Vorbereitungen zu einer Ausstellung über Schamanismus in Südkorea, die<br />
momentan im Hamburgischen Museum für Völkerkunde zu sehen ist, erzählte mir ein<br />
namhafter Experte vom Eindringen <strong>des</strong> Schamanismus in alle Bereiche koreanischer Kultur<br />
und Lebensweise. Nicht nur die Religiosität der <strong>Korea</strong>ner sei stark von ihm gefärbt und auch<br />
bei Christlichen Kirchen oft von ekstatischen Elementen durchsetzt. Er präge auch das<br />
volkstümliche Weltbild, zahlreiche Märchen, mithin die Volkskunst <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> und zeige<br />
sich im Wesen der <strong>Korea</strong>ner als eine besondere Begeisterungsfähigkeit. Selbst der<br />
Staatspräsident Kim Young-sam habe dies der Erwähnung wert gefunden, indem er in einer<br />
Rede sagte „Besessenheit ist das Motto <strong>des</strong> <strong>Korea</strong>nischen Volkes“. 2<br />
Als ich einem ranghohen Mitarbeiter der <strong>Korea</strong> Foundation von unserer Absicht erzählte,<br />
dieses Zitat <strong>des</strong> Präsidenten als Überschrift über einen Teil unserer Ausstellung zu setzen, war<br />
blankes Entsetzen die Folge. Auf keinen Fall dürfe der Präsident in irgendeinen<br />
Zusammenhang mit dem Schamanismus gebracht werden. Abgesehen davon sei <strong>Korea</strong> ein<br />
m<strong>oder</strong>nes Land, die Hälfte der Bewohner seien Atheisten und der Schamanismus im<br />
Aussterben begriffen.<br />
Diese kategorische Ablehnung und das „Für -Tot -Erklären“ <strong>des</strong> Phänomens Schamanismus<br />
gewinnt besondere <strong>Bedeutung</strong> aus der Tatsache, daß das einleitende Zitat aus der <strong>Korea</strong><br />
Newsreview, d. h. einer offiziellen Publikation eben derselben <strong>Korea</strong> Foundation stammte. Es<br />
leitet dort einen Beitrag der Reihe „<strong>Korea</strong>n Heritage“ ein, die die kulturellen Traditionen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> vorstellte. Nicht nur in Newsreview wurde in den vergangenen Jahren viele Male auf<br />
die Lebendigkeit <strong>des</strong> koreanischen Schamanismus hingewiesen, sondern auch in einer<br />
Themenausgabe der Zeitschrift <strong>Korea</strong>na und in Buchpublikationen, die die <strong>Korea</strong> Foundation<br />
zur Sympathiewerbung für das Land in alle Welt verschickt. 3 Die unterschiedlichen<br />
Bewertungen, die der Schamanismus bei den Mitarbeitern der <strong>Korea</strong> Foundation erfährt, sind<br />
symptomatisch für die Bandbreite an Einschätzungen, die in der koreanischen Gesellschaft<br />
selbst über die <strong>Bedeutung</strong> und den Sinn bzw. Unsinn <strong>des</strong> Schamanismus vorhanden sind.<br />
Der koreanische Schamanismus ist überwiegend weiblich - der Großteil der Schamaninnen<br />
wie der Klientinnen sind Frauen. In der breiten Gesellschaft gilt er als Unterschicht-<br />
Phänomen. Dies wird, was die soziale Herkunft der Schamaninnen betrifft, auch von der<br />
Forschung bestätigt. In jüngerer Zeit zeichnet sich hier eine leichte Änderung ab. Man findet<br />
1
nun unter Schamaninnen auch Frauen aus wohlhabenden und gebildeten Familien. Die<br />
Berufung zur Schamanin erfährt eine Frau oftmals durch jahrelange Krankheiten, Krisen und<br />
Visionen, die schließlich als Ruf der Götter verstanden werden. Eine Initiationszeremonie und<br />
Lehrzeit bei einer erfahrenen Schamanin besiegeln dann die Annahme der Berufung. Was die<br />
soziale Herkunft der Klientinnen angeht, so muß man davon ausgehen, daß schon immer ein<br />
bedeutender Teil aus den begüterten und gebildeten Schichten bis hin zu Angehörigen <strong>des</strong><br />
Königshofes stammte. Dies fiel und fällt wenig ins Auge, da Angehörige der Oberschicht<br />
aufgrund sozialen Drucks bei der Konsultation von Schamaninnen diskreter sind und zu<br />
dieser Diskretion auch eher die finanziellen und räumlichen Möglichkeiten haben. 4 Relativ<br />
häufig trifft man die Einschätzung an, Schamanismus gebe es in <strong>Korea</strong> eigentlich nur noch<br />
auf dem Land, bei einer Urbanisationsrate von fast 80% sei er damit unbedeutend geworden.<br />
Die amerikanische Ethnologin Laurel Kendall berichtet: „Man sagt mir oft, ich hätte Glück<br />
gehabt, daß ich in der Mitte der 70er Jahre mit koreanischen Schamaninnen gearbeitet habe,<br />
denn sicherlich seien solche Praktiken...jetzt alle ausgestorben. Ich lächle dann, denn selbst<br />
als ich anfing, sagte man mir, ich würde mir meine Informanten unter weißhaarigen alten<br />
Frauen auf dem flachen Land suchen müssen. Damals wie heute fand ich eine lebendige<br />
Praxis in der unmittelbaren Umgebung von Seoul, vorangetrieben von jungen, dynamischen<br />
Praktikerinnen“ 5 Daß diese „lebendige Praxis“ gerade in der Großstadt nur wenig ins Auge<br />
fällt, liegt an stadttypischen Veränderungen bei der Durchführung der Rituale. Auf dem Land<br />
werden Schamanenrituale in Haus und Hof der Klientenfamilie durchgeführt, können mehrere<br />
Tage und Nächte dauern und bleiben durch ihre geräuschvollen Vorgänge keinem Nachbarn<br />
verborgen. Dagegen werden sie in der Stadt aufgrund beruflicher Zwänge auf wenige<br />
Tagesstunden verkürzt und weitgehend in den am Ortsrand liegenden Ritualhallen (Kuttang)<br />
abgehalten, denn bei den beengten Wohnverhältnissen in einem Stadtviertel <strong>oder</strong> gar<br />
Apartmenthaus wäre den Nachbarn der Lärm nicht zuzumuten. Städtische Rituale finden<br />
damit viel mehr als ländliche unter dem Ausschluß der Öffentlichkeit statt.<br />
Die Zahl der Schamanismus-Anhänger in <strong>Korea</strong> ist nicht bekannt, da sie für die<br />
Religionsstatistik <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> nicht erhoben wird. Viele Klientinnen sehen sich zudem nicht<br />
als Schamanenanhänger, sondern als Mitglieder einer der großen Religionsgemeinschaften<br />
wie Buddhismus <strong>oder</strong> Christentum. Sie nehmen die Hilfe von Schamaninnen nur im<br />
Bedarfsfall in Anspruch - ein typisches Merkmal schamanischer Aktivität weltweit. Dieser<br />
Bedarfsfall kann beispielsweise eintreten, wenn die Seele eines Verstorbenen ins Jenseits<br />
geleitet werden muß. Auch bei medizinisch nicht greifbaren <strong>oder</strong> hartnäckigen<br />
gesundheitlichen Beschwerden, bei sozialen und wirtschaftlichen Schieflagen wie ständigen<br />
familiären Zwistigkeiten, persönlichen Pechsträhnen etc. kann eine Schamanin konsultiert<br />
werden. Dies geschieht vor allem dann, wenn unzufriedene Geister <strong>oder</strong> Ahnen als<br />
Verursacher <strong>des</strong> Problems vermutet werden. Das Erzielen von Glück und Wohlstand im<br />
allgemeinen ist ein weiteres häufiges Anliegen familiärer Rituale, die entweder gemeinsam<br />
durchgeführt, <strong>oder</strong> aber heimlich von Ehefrauen für den Geschäftserfolg ihrer dem<br />
Schamansimus eher abgeneigten Männer bestellt werden. Auch die großen Gemeinschafts-,<br />
Berufsstands- <strong>oder</strong> Dorfrituale, von denen einige mittlerweise nicht nur Gläubige sondern<br />
auch Schaulustige von nah und fern anziehen, haben die Erlangung von Glück und<br />
beruflichem Erfolg zum Inhalt.<br />
Wenn auch die Zahl der Anhänger unbekannt ist, so gibt es doch Schätzungen zur Zahl der<br />
Schamaninnen und der selteneren männlichen Schamanen. Obwohl auch diese Schätzungen<br />
weit auseinanderliegen, gehen selbst konservative Angaben davon aus, daß eine Schamanin<br />
auf unter 1000 Einwohner <strong>Korea</strong>s kommt. Es gibt damit mehr Schamaninnen als Praktiker<br />
sämtlicher anderer Religionen zusammen. 6 Diese Schamaninnen verdienen nicht nur ihren<br />
eigenen Lebensunterhalt, sondern beschäftigen auch Assistentinnen und Musiker. Ihre<br />
2
Klientel muß demnach eine entsprechende Größe haben. Im Gegensatz zu der landläufigen<br />
Auffassung, der Schamanismus werde durch die M<strong>oder</strong>nisierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> aussterben,<br />
zeichnet sich in den vergangenen Dekaden eher eine Zunahme schamanischer Tätigkeit ab. 7<br />
Trotz dieser bedeutenden Dimensionen wird der Schamanismus wie erwähnt von zahlreichen<br />
<strong>Korea</strong>nern quasi „übersehen“. Neben den bereits genannten Gründen liegt dies auch an einer<br />
ablehnenden Haltung, die man ihm in der koreanischen Öffentlichkeit entgegenbringt. Selbst<br />
Personen, die im Notfall eine Schamanin aufsuchen, bekennen sich nicht unbedingt vor<br />
Dritten dazu. Mehrere Gründe verursachen diese ablehnende Einstellung:<br />
Ein Grund liegt in der Konkurrenz mehrerer großer Religionsgemeinschaften mit dem<br />
Schamanismus. Vor allem christliche Kirchen opponieren aktiv gegen schamanische<br />
Praktiken. Dadurch wird er von Teilen der Bevölkerung nur widerwillig zur Kenntnis<br />
genommen und als marginal empfunden.<br />
Andere Gründe liegen tiefer und beruhen auf der jahrhundertelangen Diskriminierung <strong>des</strong><br />
Schamanismus als illegalem Kult seit Beginn der Chosòn-Zeit (1392). Um dem<br />
Konfuzianismus in der öffentlichen Sphäre und als moralischem Grundgesetz Bahn zu<br />
brechen, beschränkten die Chosòn-Herrscher schamanische Aktivitäten auf wenige<br />
jahreszeitliche Riten. Sie verboten die aktive Teilnahme von Männern an Schamanenritualen<br />
und belegten Schamaninnen für das Verkörpern verstorbener politischer <strong>oder</strong> militärischer<br />
Persönlichkeiten mit der To<strong>des</strong>strafe, wenn diese wohl auch nie verhängt wurde. Der<br />
Schamanismus-Bann für Männer und das Verdrängen <strong>des</strong> Schamanismus in die Privatsphäre<br />
führte dazu, daß er heute in der koreanischen Gesellschaft überwiegend als Frauensache<br />
gesehen wird. Aufgrund der Gefühlsausbrüche, zu denen es bei einem Schamanenritual<br />
regelmäßig kommt, und <strong>des</strong> im konfuzianischen Sinne höchst unweiblichen Verhaltens der<br />
Schamaninnen, die die Rituale durchführen, haftet ihm überdies der Geruch der Peinlichkeit<br />
an.<br />
Die Japaner verfolgten den Schamanismus als koreanische Volkstradition, die sie im Sinne<br />
der Assimilierungspolitik beseitigen wollten. In der Park Chung Hee-Ära(1961-79)<br />
schließlich wurde der Schamanismus als Hindernis für wirtschaftliche Entwicklung<br />
betrachtet. Schamaninnen wurden mit Verboten, Razzien etc. für die Ausübung ihrer Rituale<br />
bestraft. Gerade in dieser Zeit liegt aber auch der Beginn einer gegenläufigen Bewegung. Von<br />
Park-Gegnern getragen, begriff diese Bewegung den Schamanismus als echte Volkstradition<br />
im positiven Sinne und idealisierte ihn als Seele <strong>des</strong> koreanischen Volkes. Nahrung fand<br />
dieser Stimmungsumschwung in dem zeitgleichen Vorstoß der Schamaninnen, der<br />
althergebrachten Diskriminierung durch Flucht nach vorne zu begegnen. Sie organisierten<br />
sich in Interessenverbänden, allen voran der Taehan sùnggyòng kyòngsin yònhap hoe, und<br />
begannen, ihre Rituale auf Folklorefestivals vorzustellen. Die koreanische Regierung hat sich<br />
zwar bis heute nicht dazu verstehen können, den Schamanismus als eine Religion offiziell<br />
anzuerkennen, vergibt aber hohe Ehrungen an Schamaninnen, die bestimmte Lokaltraditionen<br />
in besonders „reiner“ Form praktizieren. Diese Schamaninnen werden nämlich zu<br />
Trägerinnen von „bedeutenden immateriellen Kulturgütern“ (Chungyo muhyòng munhwajae)<br />
ernannt, eine Ehrung, die ansonsten künstlerisch tätigen Personen vorbehalten ist. Einige<br />
Starschamaninnen haben es dadurch zu einem beträchtlichen Bekanntheitsgrad als<br />
Trägerinnen traditioneller Kultur gebracht. So ist die Schamanin Kim Kum-Hwa bereits auf<br />
<strong>Korea</strong>-Festivals in aller Welt aufgetreten, u. a. im vergangenen Mai in Berlin. Die öffentliche<br />
Wahrnehmung <strong>des</strong> Schamanismus ist somit aufgespalten in eine geschätzte und gefeierte<br />
folkloristische Seite, von der die oben genannten Publikationen der <strong>Korea</strong> Foundation ein<br />
beredtes Zeugnis ablegen, und eine religiöse Seite, die nach wie vor eher abgelehnt wird.<br />
3
Die Schamaninnen selbst haben ihre liebe Not mit der Aufspaltungen ihrer Praxis in<br />
Spiritualität und <strong>Spektakel</strong>. Zwar hilft ihnen folkloristische Bekanntheit zu dem lange<br />
vermißten Ansehen in der Öffentlichkeit. Andererseits verursacht diese Profanierung ihnen<br />
Unbehagen. Dies drückt sich in der oft gehörten Befürchtung aus, ihre persönlichen Götter,<br />
denen sie sich in ihrer Initiationszeremonie als Medium verpflichtet hat, könnten durch diese<br />
Art der <strong>Zur</strong>schaustellung gekränkt werden. Die Beziehung einer Schamanin zu ihren Göttern<br />
ist eine prekäre Angelegenheit der religiösen Hingabe. Ebenso ist die schamanische Praxis für<br />
die Klientinnen nach wie vor eine religiöse Handlung.<br />
Die Lebendigkeit <strong>des</strong> Schamanismus wird von verschiedenen Indizien bezeugt. So ist es zum<br />
Beispiel für eine funktionierende schamanische Praxis charakteristisch, daß sie nicht in<br />
festgelegten Ritualen erstarrt, sondern daß sich ihre Anliegen und Ausdrucksweisen mit der<br />
Gesellschaft ändern. So stellte Laurel Kendall fest, daß in den wirtschaftlichen Turbulenzen<br />
der frühen 90er Jahre das häufigste Anliegen bei Ritualen der Erfolg von Kleinunternehmern<br />
war. Diese vertrauten sich, da sie die Gründe für Erfolg <strong>oder</strong> Scheitern ihrer Unternehmung<br />
nicht maßgeblich beeinflussen konnten, der Unterstützung der Götter an. 8 Ein Indiz für die<br />
Lebendigkeit <strong>des</strong> Schamanismus ist auch, daß seine <strong>Bedeutung</strong> und Wirksamkeit unter<br />
Anhängerinnen wie auch in der breiteren Gesellschaft diskutiert wird. So hört man unter<br />
Schamaninnen wie Klientinnen häufig den Vorwurf, zahlreiche Schamaninnen seien<br />
Scharlatane. Auch werden Zweifel an der Echtheit der Berufung bestimmter Frauen geäußert.<br />
Solche Diskurse schließen eben die Überzeugung ein, daß es begnadete Schamaninnen<br />
tatsächlich gibt und daß die echte Berufung zur Schamanin eine Aufgabe ist, die einem die<br />
Götter ohne Wahlmöglichkeit auferlegen.<br />
Erklären läßt sich die Fortexistenz <strong>des</strong> Schamanismus ebenso wie die je<strong>des</strong> anderen<br />
spirituellen Angebots in der industrialisierten Welt. Religiöse Gedankengebäude geben ihren<br />
Anhängern moralische Orientierung wie auch praktische Handlungsanleitung. Sie machen<br />
Probleme als sinnvolles Wirken von Mächten begreifbar, die Außerhalb <strong>des</strong> direkten Zugriffs<br />
der Gläubigen liegen. Indem sie Probleme erklären, ermöglichen sie den Gläubigen, diese zu<br />
akzeptieren und somit den ersten Schritt zur Lösung zu tun. In einer sich rasch wandelnden<br />
Welt wie dem heutigen Südkorea ist ein flexibles Gedankengebäude wie der Schamanismus<br />
für viele Menschen besonders geeignet, Trost und Orientierung bei anstehenden Problemen<br />
zu geben.<br />
Anmerkungen:<br />
1<br />
<strong>Korea</strong> Newsreview, 18. Mai 1996<br />
2<br />
Prof Cho Hungyoun, Seoul, pers. comm.<br />
3<br />
<strong>Korea</strong>na 6.2.1992. <strong>Korea</strong> Foundation, (Hrsg.). <strong>Korea</strong>n Cultural Heritage, Bd. II: „Thought and Religion“<br />
Seoul: 1996, S. 188-219<br />
4<br />
Guillemoz, A. 1997. „La Federation <strong>des</strong> associations <strong>des</strong> chamanes coréens“, C. Clémentin-Ohja (Hrsg.),<br />
Renouveaux réligieux en Asie. EFEO: Etu<strong>des</strong> thématiques 6. Paris: 177-192. Kendall, Laurel, „<strong>Korea</strong>n Shamans<br />
and the Spirits of Capitalism“, American Anthropologist, 1998, 3, S. 512-527<br />
5<br />
Kendall, Laurel, a.a.O, S. 512<br />
6<br />
Guillemoz, a.a.O, S. 180, 184<br />
7<br />
Sun Soon-Hwa, “The Vocational Socialization of the <strong>Korea</strong>n Shaman“, <strong>Korea</strong> Journal, 1996, 32,3. S. 86 -<br />
102, 86.<br />
8 Kendall a.a.O.<br />
4
Dr. Susanne Knödel ist Leiterin der Abteilung Ost- und Südasien am Museum für<br />
Völkerkunde Hamburg.<br />
Die Ausstellung „Heilrituale und Handys - Schamaninnen in <strong>Korea</strong>“ im<br />
Hamburgischen Museum für Völkerkunde ist noch bis zum 21. Februar<br />
1999 zu sehen. Sie führt in Geschichte und Gegenwart dieser Tradition ein<br />
und reicht bis zur Verwendung schamanischer Symbole im politischen<br />
Diskurs der jüngsten Zeit. Die Ausstellung zeigt Ritualgegenstände,<br />
Schamanenkleidung und Altarbilder, darunter auch alte Malereien von<br />
hoher künstlerischer Qualität. Ein von Schamaninnen vor Ort eingerichteter<br />
Ritualaltar sowie der Nachbau eines schamanischen Hausschreins zeigen<br />
Aspekte der Praxis und <strong>des</strong> täglichen Lebens der Schamaninnen. Ein<br />
halbstündiger Film, Musikaufnahmen und mehrere Fotoserien namhafter<br />
koreanischer Fotografen runden die Ausstellung ab.<br />
Geöffnet: Di-So 10.00 - 18.00 Uhr , Do bis 21.00 Uhr<br />
Führung durch die Ausstellung jeden Sonntag 15.00 Uhr<br />
Rothenbaumchaussee 64, 20148 Hamburg, Tel 040 - 44195-2524.<br />
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