Online Aquarium-Magazin Mai 2010 - Die Wirbellosen
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Peter Schneider:<br />
<strong>Die</strong> bei uns gezüchteten Pflanzen verkauften wir nach dem<br />
Erscheinen der Broschüre in stets grösseren Mengen<br />
engros an die Zoo-Fachhändler in der Schweiz. Jeweils am<br />
Samstagnachmittag (wir belichteten unsere Anlage von<br />
13.30 Uhr bis 3.30 Uhr, darum war nur ein Nachmittagverkauf<br />
möglich) verkauften wir auch zu Detailpreisen<br />
Pflanzen und Fische an Private, was durch die Woche,<br />
durch den grossen täglichen Versand an die Zoo-Fachgeschäfte<br />
bedingt, nicht möglich war.<br />
OAM:<br />
Kann man diesen Aufwand auf Dauer so durchhalten?<br />
Peter Schneider:<br />
Drei Jahre lang betrieb ich das "Geschäft" anfänglich<br />
nebenbei. Seit 1968 jedoch war ich selbständig und betrieb<br />
meine Zucht engros bis 2007 und den Privatverkauf noch<br />
ein Jahr lang darüber hinaus.<br />
Da es schon damals keine Züchtereien gab, welche Echinodorus-<br />
und Cryptocoryne-Arten sowie noch viele weitere<br />
Arten unter Wasser oder gar unter Aquarienbedingungen<br />
zogen, waren meine Pflanzen mit der Zeit in der ganzen<br />
Schweiz begehrt.<br />
OAM:<br />
Was machte diese Pflanzen so begehrt?<br />
Peter Schneider:<br />
Sie wurden allesamt unter Kunstlicht, in stehendem<br />
Wasser gezogen und ausschliesslich mit lebenden Fischen<br />
(durch ihren Kot und ihre Kohlensäure-Ausatmung)<br />
gedüngt und wurden beim Umsetzen in ihrer Gesundheit<br />
und ihrem Erscheinungsbild nicht tangiert, was bei über<br />
Wasser gezogenen Pflanzen gar nicht möglich ist. <strong>Die</strong><br />
Fische zogen wir anfänglich nur teilweise selber und kauften<br />
von privaten Züchtern manche Arten zu.<br />
OAM:<br />
Eine Wasserpflanzenzucht lädt doch eigentlich zur Fischzucht<br />
so „nebenbei“ regelrecht ein.<br />
Peter Schneider:<br />
<strong>Die</strong> letzten 15 Jahre züchteten wir praktisch auch alle<br />
Fische selber nach (Lebendgebärende, Salmler Barben und<br />
Regenbogenfische – keine Scalare). Da sich bei dieser<br />
Methode bei einem gesamten Beckeninhalt von weit über<br />
20.000 Litern ein Erfahrungswissen ansammeln musste,<br />
wie wohl kaum wo sonst, konnten wir unseren privaten<br />
Kunden, welche neu ein <strong>Aquarium</strong> einrichteten, auch<br />
garantieren, dass mit unserer Methode ein <strong>Aquarium</strong><br />
jahrelang funktioniert; eine Methode ohne jede Filterung,<br />
ohne jede weitere Technik als Kunstlicht, auch ohne<br />
zusätzlichen Dünger oder Kohlensäure.<br />
OAM:<br />
In der Aufzählung der Nachzuchten wurden Scalare extra<br />
ausgenommen, wieso?<br />
Peter Schneider:<br />
Ich erhielt immer so viele Angebote von Privatzüchtern,<br />
dass es einfach nicht notwendig wurde sie selber zu züchten.<br />
Interview mit Peter Schneider<br />
OAM:<br />
Einfachste Aquaristik, ohne jeden Schnickschnack und<br />
vermeidbarer Technik – ist dies in der technikorientierten<br />
Zeit tatsächlich noch möglich?<br />
Peter Schneider:<br />
Wir hatten gerade deshalb Kunden aus der ganzen Schweiz<br />
und dem angrenzenden Süddeutschen Raum (wir wohnen<br />
unweit der Grenze), und ist nur natürlich. Wie mancher<br />
erfahrene Aquarianer weiss, braucht es dennoch oft<br />
3-5 Jahre, bis er sich endlich getraute, sein <strong>Aquarium</strong> nach<br />
unserer Methode zu betreiben, obwohl er ja bei uns<br />
jederzeit die vielen Aquarien ohne Technik funktionieren<br />
sah. Während all der Jahre hatte nur ein einziger nach dem<br />
Abstellen seines Filters diesen später wieder laufen lassen.<br />
Speziell Betreiber von Schauaquarien, wie Hoteliers etc.<br />
haben unsere Methode geschätzt und übernommen.<br />
OAM:<br />
Eine interessante These! Funktioniert das aber tatsächlich<br />
auch?<br />
Peter Schneider:<br />
<strong>Die</strong>se Methode haben wir ausführlich im Buch "Liebe und<br />
Verständnis für das <strong>Aquarium</strong>" erstmals veröffentlicht<br />
(1972). <strong>Die</strong>ses Buch erlebte ebenfalls drei Auflagen. Auch<br />
davon sind noch etwa 200 bis höchstens 300 Stück vorrätig.<br />
OAM:<br />
Wie wurden diese Ratschläge angenommen?<br />
Peter Schneider:<br />
Während der bald danach einsetzenden Zeit der Expansion<br />
der <strong>Aquarium</strong>technik wurde es für neue Kunden immer<br />
schwieriger, zu glauben, dass diese so simple Methode auch<br />
wirklich jahrelang funktioniert. Aus diesem Grunde hatten<br />
wir zwei Schauaquarien eingerichtet, eines mit nur<br />
40 Litern Inhalt und das andere mit 600 Litern. Das<br />
letztere können Sie auf unserer Homepage, angehängt<br />
unter den Auszug des Buches "Liebe und Verständnis für<br />
das <strong>Aquarium</strong>" (100 Seiten, in Buchform gebunden) sehen.<br />
Es wurde – ohne je ausgeräumt zu werden insgesamt<br />
33 Jahre alt. Also ein bestes Beispiel für diese erfolgreiche<br />
Anwendung dieses Konzeptes!<br />
OAM:<br />
Wie ging es weiter?<br />
Peter Schneider:<br />
Zwar betrieben wir unser Geschäft und auch das Schaubecken<br />
länger, aber seit dem Erwerb einer eigenen Liegenschaft<br />
bis zur Schliessung unseres Betriebes waren es<br />
33 Jahre, die es ohne weitere Eingriffe gedeihen konnte.<br />
Denn beim Umzug musste es ja geleert oder geräumt werden.<br />
OAM:<br />
<strong>Die</strong> Aufgabe des Geschäfts stellte sicherlich eine gravierende<br />
Änderung im Leben dar. Kann man danach wirklich<br />
„abschalten“?<br />
<strong>Online</strong> <strong>Aquarium</strong>-<strong>Magazin</strong> www.aquariummagazin.de Ausgabe <strong>Mai</strong> <strong>2010</strong> Seite 25